Liebe Besucherinnen und Besucher des Erfurter Domes! Herzlich

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Liebe Besucherinnen und Besucher des Erfurter Domes! Herzlich
Liebe Besucherinnen und Besucher des Erfurter Domes!
2 Die gotischen Fenster im Hohen Chor
7 Die Erfurter Madonna „Thron der Weisheit“
12 Wandgemälde des heiligen Christophorus
Leichnam Jesu die innige Mutter-Kind-Beziehung.
Herzlich willkommen in der katholischen Bischofskirche
Sankt Marien. Als Kathedrale des Bistums öffnet sie
täglich ihre Türen für Gottesdienst, Besinnung und zum
Verweilen.
Durch die 15 Fenster im Hohen Chor, der als
Meisterwerk
hochgotischer
Baukunst
gilt,
erscheint
dessen Wandfläche nahezu aufgelöst. Von der farbigen
Verglasung der Fenster (18 x 2,5 m), die zwischen
1380
und
1420
angefertigt
wurden,
sind
etwa
70 Prozent erhalten. In farbiger Vielfalt erzählen sie
biblische Geschichte und das Leben heiliger Frauen
und Männer. Die fünf modernen Fenster des Domes –
zwei im Hohen Chor und drei im Langhaus – sind
Werke von Charles Crodel aus den Jahren 1960 und
1962.
In der Zeit um 1155 entstand die romanische Madonna
des Erfurter Marien-Domes. Die Stuckarbeit ist ein
eindrucksvolles Beispiel für den strengen, monumentalen
Stil der Romanik. Der byzantinische Einfluss ist bei
dieser Darstellung unverkennbar. Hoheitsvoll sitzt Maria
auf einem Thron, der an eine Stadt – das himmlische
Jerusalem – erinnert. Maria bildet wiederum einen
Thron für Christus – die „Weisheit Gottes“ -, der in
der Größe des Kindes, aber hoheitsvoll als Erlöser der
Welt, auf dem Schoß seiner Mutter sitzt.
Das 8,80x5,95 m große Bild wurde 1499 mit Ölfarbe
auf den Sandstein gemalt. Es zeigt den heiligen
Christophorus, den Christusträger, der – wie die
Legende erzählt – Christus diente, indem er anderen
half, einen reißenden Fluss zu überqueren. Aufgrund
dieser Tätigkeit wird er als Patron der Reisenden
verehrt. Die Größe der Darstellung - direkt einem
Portal
gegenüber
wird
mit
der
christlichen
Überzeugung des Mittelalters begründet, dass das
Anschauen
der
Christophorus-Dastellung
vor
einem
unverhofften Tod bewahrt. Rechts über der Schulter
des Heiligen ist der Dom mit Kavaten und Freitreppe
zu sehen.
17 Drei spätgotische Wandreliefs
Die kostbare Ausstattung, ein Abbild des Glaubens der
Menschen vieler Jahrhunderte, ermöglicht uns auch
heute einen Zugang zum Glauben und zur Hoffnung
der Christen. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim
Rundgang.
1 Zur Baugeschichte
Gründer des Erfurter Domes ist der heilige Bonifatius.
Er verkündigte hier im Jahr 725 die Frohe Botschaft
von Jesus Christus und ließ westlich der alten
Ansiedlung „Erphesfurt“ auf einem Hügel – dem
heutigen Domberg - eine Marienkirche errichten. In
direkter Nachbarschaft befand sich die Klosterkirche der
Benediktinerinnen,
deren
Nachfolgebau
die
heutige
Severikirche ist. Als Bonifatius 742 das Bistum Erfurt
gründete, wurde die Marienkirche die Bischofskirche.
Größere Schäden an ihr erforderten 1154 einen
Neubau, der als romanische Basilika ausgeführt und
am 20. Juni 1182 eingeweiht wurde. Von dieser
Basilika sind heute noch bedeutende Reste des Querschiffes und die Untergeschosse des Nord- und Südturmes erhalten. Zwischen den beiden Türmen befand
sich der Altarraum, der nach Osten hin durch eine
gerade Wand abgeschlossen wurde.
In den zwanziger Jahren des 14. Jahrhunderts beginnt
ein neuer Bauabschnitt durch die Überhöhung und
gotische Einwölbung von Querschiff und ehemaligem
Altarraum zwischen den Türmen. Am nördlichen Teil
des Querschiffes erfolgt die Errichtung des Triangels,
eines
Portalbaus
über
dreieckigem
Grundriss.
Es
besteht aus dem Apostelportal und dem Jungfrauenportal.
Danach wurde 1349 der Grundstein zum Bau des
Hohen Chores gelegt, der sich nach Osten hin an die
Turmzone anschließt. Da hinter den Türmen der Berg
steil abfällt, musste ein 14 m hoher Unterbau – die so
genannten Kavaten – errichtet werden. Um 1370 konnte
auf ihnen der 26 Meter hohe Chorbau fertig gestellt
werden - eine einschiffige Halle, die von 15 Fenstern
umschlossen wird.
Zwischen 1455 und 1465 trat an die Stelle des
romanischen Langhauses im Westen, das sich als
einsturzgefährdet erwies, eine dreischiffige spätgotische
Halle, die über einem erweiterten Grundriss errichtet
wurde.
3 Das Chorgestühl im Hohen Chor
Das im dritten Viertel des 14. Jahrhunderts geschaffene
eichene Chorgestühl zeichnet sich durch seine reiche
Bildsprache aus. Es wurde von den Stiftsgeistlichen
und den Schülern der Domschule benutzt. Das frohe
Lebensgefühl des Mittelalters zeigt sich in den Darstellungen musizierender Engel und Menschen, aber
auch in den Bildern aus dem Winzerleben auf den
beiden Schlusswangen des Chorgestühls.
4 Der Altar im Hohen Chor
Der Hochaltar von 1697 (17 m hoch) ist mit seinen
zwölf lebensgroßen Heiligenfiguren ein Werk barocker
Holzschnitzkunst.
Die
vier
wechselbaren
Altarbilder
schufen Jacob Samuel Beck (1718 – 1768 in Erfurt)
und Tobias Jacob Hildebrand (um 1700 in Erfurt).
5 Die Orgel im Hohen Chor
Die Schuke-Orgel wurde 1963 mit 29 Registern und
ca. 2550 Pfeifen in einen mittelalterlichen Raum am
Hohen Chor eingebaut. Sie kann vom Spieltisch im
Hohen Chor und vom Spieltisch der Hauptorgel an der
Westseite des Domes aus bespielt werden.
6 Reliquiare der Bistumspatrone
In einem Büstenreliquiar (2. Hälfte des 12. Jh.)
befinden sich Reliquien des heiligen Bonifatius (+754)
und des heiligen Kilian (+um 689). Sie sind Mitpatrone
des Bistums Erfurt. Bonifatius gründete 742 das Bistum
Erfurt, Kilian wirkte in Franken und wird besonders von
den Christen in Südthüringen verehrt.
Hauptpatronin des Bistums Erfurt
ist
die
heilige
Elisabeth. Reliquien der Heiligen befinden sich in einem
gotischen Kästchen. Im Hintergrund hängt ein Faksimile
der
Heiligsprechungsurkunde
von
1235.
Über
der
Reliquiennische befindet sich eine Darstellung der
Heiligen, die um 1490 geschnitzt wurde. Die heilige
Elisabeth ist ein eindrucksvolles Vorbild christlicher
Nächstenliebe.
8 Die romanische Grabplatte
Ein Zeugnis romanischer Steinmetzarbeit ist die wohl
um 1150 entstandene Grabplatte eines Geistlichen . Die
Ritzzeichnung von Kreuz und Krummstab legt nahe,
dass der Verstorbene Bischof und Abt gewesen ist.
9 Der Erfurter Wolfram
Der Bronzeleuchter – um 1160 vermutlich in der
Magdeburger Gießerhütte gegossen – ist das älteste
freistehende Gusswerk der deutschen Kunstgeschichte.
Er wird nach einer Inschrift auf dem Gürtelband, die
als Stifter der Figur einen Wolfram und eine Hiltiburc
nennt, als „Erfurter Wolfram“ bezeichnet. Naheliegend
ist die Interpretation dieser Darstellung als „Wächter auf
der Zinne“, da seine Standfläche zinnenförmig gestaltet
ist. Er trägt das Licht des Glaubens durch das Dunkel
der Zeit. Nach biblischer Aussage erwartet er wach
und bereit Christus, den Herrn der Herrlichkeit.
13 Das Grabmal der Familie von Gleichen
Das Grabmal entstand im dritten Viertel des 13.
Jahrhunderts und befand sich bis 1813 in der Basilika
des Erfurter Petersklosters. Vieles spricht dafür, dass
es sich bei den dargestellten Personen um die Stifter
des Petersklosters handelt: den Grafen von Gleichen,
seine Gemahlin (links) und seine Mutter (rechts).
Gestalterische
Elemente
zeigen
Ähnlichkeiten
mit
Stifterfiguren im Westchor des Naumburger Domes. Das
Grabmal wurde zuweilen mit der Sage von einem
bigamischen
Grafen
von
Gleichen
in
Verbindung
gebracht, was jedoch eines historischen Beweises
entbehrt.
14 Die Hauptorgel
Das
Sakramentshaus
ist
ein
Meisterwerk
der
Steinmetzkunst
in
der
Renaissance
(um
1580).
In szenenhaften Darstellungen wird die Spendung der
sieben Sakramente gezeigt: Taufe, Firmung, Buße, Ehe,
Priesterweihe, Eucharistie, Krankensalbung.
1992 wurde durch die Orgelbaufirma Schuke in
Potsdam die Hauptorgel des Domes mit 63 Registern –
verteilt auf 3 Manuale und Pedal – mit Schleifladen,
mechanischer Tontraktur und elektrischer Registertraktur,
errichtet. Ihre Klanggestalt reicht von einem barocken
Kern bis hin zu großem, symphonischem Klangvolumen.
Die Orgelmusik dient dem Gotteslob im Gottesdienst
und bei kirchenmusikalischen Veranstaltungen.
11 Das Heilige Grab
15 Der Renaissance-Taufstein
10 Das Sakramentshaus
Dieses Andachtsbild möchte uns die Liebe Christi bis
zum Tod vor Augen stellen und zugleich Hoffnung auf
die Auferstehung der Toten geben. Der Grabchristus,
aus Lindenholz geschnitzt, sowie die Grablade wurden
zu Beginn des 15. Jahrhunderts geschaffen und in
späterer Zeit bemalt. Die großen Wundmale der
Christusfigur könnten, einer frühen liturgischen Praxis
nach, zur Aufbewahrung von Hostien in den Tagen der
Karwoche gedient haben.
Hans Friedemann der Ältere schuf das Taufbecken des
Domes, das geschmückt ist mit den vier Evangelisten
und Allegorien der Tugenden. Der Weimarer Künstler
Hieronymus Preußer gestaltete den 18 m hohen
Überbau, der den Taufort betont. Dadurch bezieht sich
dieses Baptisterium auf frühchristliche Taufkirchen. 1587
wurde es vollendet.
16 Pietá
Die frühesten Darstellungen der Schmerzensmutter, die
ihren toten Sohn beweint, entstanden zu Beginn des
14. Jahrhunderts im thüringischen Raum. Die Dom-Pietá
(um 1350) betont durch den kindhaft klein dargestellten
Drei Reliefs aus einem spätgotischen Schnitzaltar (um
1470) schildern die Geburt Christi (Weihnachten), die
Anbetung durch die Weisen aus dem Morgenland
(Epiphanie) und die Ausgießung des Heiligen Geistes
(Pfingsten).
18 Das Tafelgemälde von Lucas Cranach d.Ä.
In
der
Darstellung
„Die
Verlobung
der
heiligen
Katharina“ aus der Zeit um 1522 zeigt Lucas Cranach
der Ältere die Heiligen Katharina und Barbara links
und rechts von der Madonna mit dem Kind. Beide
Frauen
haben
sich
in
Zeiten
der
frühen
Christenverfolgung standhaft zu Christus bekannt und
ihm die Treue bis in den Tod gehalten. Symbol dieser
Treue ist der Ring, den das Christuskind der heiligen
Katharina an den Finger steckt.
19 Das Triptychon mit der Darstellung „Die Einhornjagd“
Die Ankündigung der Geburt Jesu durch den Erzengel
Gabriel wird in diesem Tafelgemälde aus der Zeit um
1420 in der Allegorie der Einhornjagd gezeigt. Da das
Einhorn nur von einer Jungfrau gefangen werden kann,
wird mit dieser Darstellung das Bekenntnis sowohl zur
Jungfräulichkeit Mariens, als auch zur Geburt Christi
durch Maria abgelegt.
Liebe Besucherinnen und Besucher!
Wir hoffen, dass Sie sich mit dem Dom und seinen
Kunstwerken vertraut machen konnten.
Gern
beantworten
Ihnen
die
Mitarbeiter
Mitarbeiterinnen weitere Fragen persönlich.
und
Wir wünschen Ihnen Gottes Segen.
Für eine Spende zur Erhaltung des Domes in
Opferstock am Ausgang sind wir Ihnen dankbar.
Das Domkapitel
Erfurt, September 2014
Ein Hinweis:
Das Fotografieren mit Blitz und Stativ ist nur mit
Genehmigung des Domkapitels gestattet.
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