Reise in ein nahes fremdes Europa

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Reise in ein nahes fremdes Europa
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Kultur
Nummer 126
Freitag, 3. Juni 2016
Kulturnotizen
Händel-Konzert
entfällt
Amberg. Das Konzert am Sonntag, 5. Juni (17 Uhr), mit Werken
von Georg Friedrich Händel in
der Paulanerkirche entfällt wegen
einer Erkrankung der Sängerin.
„Blaupause“
im Kunstkombinat
Amberg. Das Kunstkombinat
Amberg (Neustift 47) lädt am
Freitag, 3. Juni (19.30 Uhr), zur
Vernissage „Blaupause“ ein. Die
Künstler Michaela Peter, Marion
Mack, Heike Lepke und Helga Sichelstiel stellen ihre Arbeiten aus.
Die Werke sind bis Sonntag, 26.
Juli, jeweils Freitag, Samstag und
Sonntag (14 bis 18 Uhr), zu sehen.
Die Ausstellung ist zusätzlich zu
der Veranstaltungsreihe „Das
weiße vom Ei“ geöffnet.
Oboenkonzert
in Christuskirche
Sulzbach-Rosenberg. Ein hochrangiges Konzert bietet die Christuskirchengemeinde: Unter dem
Motto „Die Kunst der Oboe“ tritt
am Sonntag, 5. Juni (19 Uhr), in
der Christus-Kirche in SulzbachRosenberg (Pfarrgasse 6) die Litauer Oboistin Juste Gelgotaite
auf. Sopranistin Stephanie Spörl
und Dekanatskantor Gerd Henn-
Der Autor Harald Grill (links) und Multiinstrumentalist Mike Reisinger (rechts) nehmen die Gäste im Oberpfälzer Künstlerhaus mit auf eine Reise nach
Osteuropa, durch den Balkan bis Odessa. Grill liest aus dem Manuskript seines bald erscheinenden Buches „Hinter drei Sonnenaufgängen“.
Bild: sus
Reise in ein nahes fremdes Europa
Harald Grill hat sie erkundet,
die Schluchten des Balkans.
Auf seine ganz eigene Art,
nahe an den Menschen in
Bulgarien, Rumänien und
der Ukraine. Seine
Geschichten hat der Autor
im Oberpfälzer Künstlerhaus
erzählt und Mike Reisinger
die musikalischen Bilder
dazu in Klänge gepackt.
Von Clemens Hösamer
Juste Gelgotaite.
Bild: hfz
ecke an der Orgel begleiten sie.
Unter anderem trägt sie das
„Concerto d-Moll“ von Allesandro Marcello und die Telemannkantate „Erhalte mich, o Herr, in
deinem Werke“ vor. Karten gibt es
an der Abendkasse.
Weitere Informationen:
www.christuskirche-suro.de
Schwandorf. Es ist gut, dass Grill seinen Vorsatz bricht. „Wenn ich ins erzählen komme, bin ich eine Gefahr
für die Menschheit“, sagt er vor rund
50 Gästen am Dienstag im Künstlerhaus, deshalb wolle er sich ans Manuskript für sein Buch halten. Aber
natürlich lässt Grill seine Kladde
links liegen und erzählt – fesselnd,
begeistert und begeisternd. Der Multiinstrumentalist Mike Reisinger malt
akustische Bilder dazu, mit Improvisationen zwischen Bach-Anleihen
und orientalischen Klängen. „Hinter
drei Sonnenaufgängen“ wird das
Buch Grills über seine Reise heißen.
Weitere Informationen:
www.polizeiorchester-bayern.de
Chorkonzert zum
Max-Reger-Jahr
Brand. (ld) Der Organist des Regensburger, Professor Franz Josef
Stoiber, kommt am Sonntag, 5.
Juni (16 Uhr), nach Brand im
Landkreis Tirschenreuth. Er
spielt Werke von Max Reger sowie
eigene Improvisationen. Auch die
Brander Chöre wirken mit und
singen die Messe „aux chapelles“
von Charles Gounod. Informationen unter Telefon 09236/96586
und www.reger2016.de.
Niemand da
Ungarisch, Rumänisch, Deutsch, Serbisch, Kroatisch: Mittendrin im Völkergemisch entfalten sich die Geschichten, die Grill erlebt. Debrezin
(„Kennen wir nur von de Würscht“)
liegt auf der Strecke. „Das Flugzeug
beraubt dich des Weges“, sagt Grill,
sonst oft als Wanderer unterwegs, an
Flüssen entlang, die ihm Route sind
und Orientierungspunkte.
Unterwegs das ein oder andere
„Drecksnest“, mit verfallenden Gebäuden („Welch’ traurige Augen
Häuser haben können“), vorbei an
Pferdegespannen, geht es Richtung
Temeschwar, weiter ans Eiserne Tor.
Reisingers Bassklarinette lässt die
Gegend spüren. „Ich will nah’ bei
den Menschen sein. Hob aber koan
gseng“, bringt Grill die Trostlosigkeit
verlassener Dörfer auf den Punkt, die
Menschen längst weggezogen, der
Arbeit nach, gen Westen. Das Navi
zeigt nur noch grüne Wiesen, mit
Karten und Fragen geht’s weiter.
Orsova, Vidin, Bechet heißen die
Stationen auf dem Weg nach Sofia in
Bulgarien, dann zurück Richtung
Norden bis Klausenburg. Grill trifft
Donauschwaben, Nachkommen jener Menschen, die mit Ulmer
Schachteln über den Fluss kamen
und ihr Glück hier suchten. Die deutschen Rumänen haben ebenso das
Recht auf eigene, deutschsprachige
Schulen für ihre Kinder wie viele anderen Minderheiten. Sie lernen ihre
Muttersprache und Rumänisch. Eine
integrative Idee, die Grill begeistert.
Gegensätze
Gleichzeitig irritiert ihn der pathetische Nationalstolz, der die Sowjets
verdammt, die Russen als einstige
Befreier von den Osmanen schätzt
und die europäische Idee in sich aufgenommen hat. Die Minderheiten leben Tür an Tür, ohne größere Konflikte. Beschönigung ist Grills Sache
nicht, er erzählt von bettelarmen
Leuten, von Eltern, die ihre Kinder
im Dorf zurücklassen, um im Westen
zu arbeiten, nur ein paar Mal im Jahr
nach Hause kommen.
Neue Blickwinkel
Karpatenbogen, Balkangebirge, die
Donau und ihre Nebenflüsse bis zum
Delta: So unterschiedlich die Landschaften, so verschieden sind die
Menschen, die er trifft, die ihn einladen, ihm weiterhelfen. Bettelarme
oder sehr reiche Roma, mal halbseidene Händler, mal Pfarrer: Sie alle
haben ihm ein Stück dieser Welt erklärt, auf seinem Weg über holprige
Straßen („Schlaglöcher wie Badewannen“), auf Fähren, in Zügen und
Bussen.
Eine Welt, die nicht nur Grill lange
Jahre verschlossen war, heute vor der
Haustüre liegt, drei Sonnenaufgänge
entfernt. Drei Monate war Grill unterwegs. Knapp drei Stunden erzählt
er und liest, auch von seiner Ankunft
in Odessa, von der Angst der Menschen im vom Krieg geplagten Land.
Spannender kann eine musikalische
Lesung kaum sein.
Harald Grills Buch „Hinter drei Sonnenaufgängen“ (ca. 224 Seiten) erscheint
Anfang Juli im Verlag Sankt Michaelsbund und kostet 16,90 Euro.
Neun Nationen vereint
Sommerklänge mit
Polizeiorchester
Tirschenreuth. Die Stadt Tirschenreuth und das Polizeiorchester Bayern laden am Samstag, 11. Juni (19.30 Uhr), zum Benefizkonzert
„Sommerklänge“
ins Kettelerhaus (Äußere Regensburger Straße 44) ein. Das Programm umfasst Ouvertüren,
Märsche und Arrangements der
Jazz- und Filmmusik. Eintritt frei.
Spenden gehen an den Verein
„Weißer Ring“, der sich für die
Unterstützung von Kriminalitätsopfern stark macht.
Er packt seine Sachen, steigt in
sein betagtes Auto – zweifelnd, ob es
fit genug ist für 7000 Kilometer – und
bricht auf an die Donau, die ihn über
weite Strecken begleiten wird.
„Durch einen Tunnel aus Hitze“ erreicht er Ungarn, überrascht über die
flache Weite der Tiefebene, durchzogen von „gelb leuchtenden Streifen
der Maisfelder und schwarzer Erde“,
kommt ins Grenzgebiet nach Rumänien, „wo alle Flüsse und Gegenden
mindestens fünf Namen haben“.
15 neue Talente bei Internationaler Meistersinger Akademie – Nächstes Konzert am 9. Juni
Neumarkt. (msc) Ein Geheimtipp ist
die Internationale Meistersinger Akademie (IMA) in Neumarkt lange nicht
mehr: Von Donnerstag, 9. Juli, bis
Mittwoch, 17. August, findet die
sechste Veranstaltung der Musiker
statt. Von 230 Bewerbern aus aller
Welt qualifizierten sich dafür 16 Kandidaten aus neun Nationen beim
Vorsingen in New York, London,
Nürnberg und Neumarkt. 15 Talente
sind zum ersten Mal dabei. Für den
Countertenor Jakub Józef Orlinski ist
es bereits das zweite Mal. Vor Kurzem
hat er den größten Wettbewerb der
Metropolitan Oper in New York gewonnen. Das Talent der Sänger ist
außergewöhnlich hoch, wie die Biografien der Teilnehmer belegen. Davon können sich die Besucher bei
folgenden Konzerten überzeugen:
■ Das Eröffnungskonzert mit den
Nürnberger Symphonikern findet am
Donnerstag, 21. Juli (19 Uhr), im Historischen Reitstadel in Neumarkt
(Residenzplatz 3) statt.
■ Lieder von Robert Schumann und
Franz Liszt gibt es am Freitag, 5. August (19 Uhr), ebenfalls im Reitstadel.
■ Am Donnerstag, 11. August (20
Uhr), präsentieren die Sänger in der
Arena des LGS-Parks das Open-AirKonzert „Cabaret“ mit Craig Terry.
■ Eine Abschlussgala mit Opernund Operettenszenen steht am Mittwoch, 17. August (19 Uhr), im Histo-
rischen Reitstadel auf dem Programm. Die Internationale Meistersinger Akademie ist ein Gemein-
Die bayerische
Kammersängerin
Brigitte Fassbaender
ist eine weltweit
gefeierte Mezzosopranist. Nun unterrichtet sie auch junge
Sänger in deutscher
und italienischer
Oper.
Bild: dpa
schaftsprojekt der Stadt Neumarkt,
der Juilliard School New York und der
Hochschule für Musik Nürnberg. Bestandteil der IMA ist neben dem mit
Erfolg gekrönten Vorsingen für Intendanten, Opernhausdirektoren, Agenten und Veranstalter der Unterricht
bei der künstlerischen Leiterin, Prof.
Edith Wiens, und zahlreichen hochkarätigen Gastprofessoren.
So wird die Kammersängerin Brigitte Fassbaender deutsche und italienische Oper vermitteln. Craig Terry, künstlerischer Direktor des Jungen Ensembles an der Chicago Lyric
Opera, ist für den Open-Air-Musicalabend „Cabaret!“ verantwortlich.
Erstmals wird Pierre Vallet, der an der
Metropolitan Oper dirigiert und ein
Koryphäe seines Faches ist, französisches Repertoire bei der IMA lehren.
Weltbekannte Gastprofessoren wie
Prof. Stephen King, Stephan Wadsworth, Iain Burnside, Matthew Horner oder Dr. Brian Zeger unterrichten
die Sänger ebenfalls. Karten für die
Veranstaltungen gibt es unter Telefon
09181/255-125 und unter www.neumarkt-ticket.de.
Weitere Informationen:
www.meistersingerakademie.com/