ImmobIlIen bUSIneSS

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ImmobIlIen bUSIneSS
SCHLUSSPUNKT
SCHLUSSPUNKT
«Ich bin
die Repräsentantin
des Produkts»
Was eignete sich besser als Treffpunkt als
die erhabene Luxusherberge Dolder Grand
auf dem Zürichberg! Silvia Affolter ist hier
quasi zuhause. Sie kennt das berühmte Hotel aus dem Effeff, wurde vor gut einem
Jahr als Verwaltungsrätin berufen. Sie ist
ein kritischer Gast, dem auch Flusen auf
dem Boden oder ein störender Strich an der
Zimmerwand auffallen. Sie hatte die Suite
Giacometti für das Gespräch mit IMMOBILIEN Business reserviert.
Eines der edelsten Raumensembles in The
Dolder Grand. Geschmackvoll gestylt und
dennoch einladend. Ein ästhetischer Genuss. Es fehlt an nichts. Die Blumenarrangements fügen sich in die lichten Räume,
ein majestätischer Blick auf den Zürichsee.
Die Regale sind dezent mit Bücher über den
Künstler Alberto Giacometti ausgestattet.
Sie wurden in den Verwaltungsrat des Dolder
Grand berufen. Wie steht es um das exquisite Fünfsternehaus? Spüren Sie die Weltwirtschaftskrise?
Silvia Affolter: Es gibt zurzeit wohl kaum
ein Unternehmen, welches die Krise nicht
in irgendeiner Form spürt oder herbeiredet.
In der Hotellerie werden Buchungen kurzfristiger. Gosse Unternehmen, aber auch
wohlhabende Einzelpersonen versuchen es
nun mit der neuen Bescheidenheit. Geplante Anlässe oder PR-Aktionen werden gestrichen. Bloss nicht auffallen, ist die Devise.
Nur leider nützt diese Haltung nicht viel.
Sie trifft nämlich auch diejenigen Arbeitnehmer, die auf Lohnliste das Schlusslicht
belegen.
Wie sind Sie zu diesem Verwaltungsratsmandat gekommen?
Ich wurde vom VR-Präsident Urs E. Schwarzenbach angefragt. An der ordentlichen GV
wurde ich im Juni 07 von den Aktionären
gewählt. Ich habe mir diese Aufgabe lange
und sehr wohl überlegt, zumal ich ja gerade durch mein Geschäft mit praktisch allen Schweizer Top-Hotels verbunden bin.
Ausschlaggebend für die Annahme dieser
verantwortungsvollen Aufgabe war dann
die Tatsache, dass das Dolder Grand nicht
DIE TV-UNTERNEHMERIN
Silvia Affolter wurde 1965 in Luzern geboren (Sternzeichen: Löwe). Sie
ist Gründerin von CityGuideTV.ch, dem ersten Schweizer Fernsehen für
Top-Hotels. Die gelernte Marketingplanerin und Journalistin startete
ihre TV-Karriere 1987 beim European Business Channel (EBC). Ab 1995
war sie Schweizer Korrespondentin für den Kölner Sender RTL, bevor
sie im Jahre 2000 ihr eigenes TV-Unternehmen, die YourStory AG,
gründete. Die ehemalige Miss Schweiz (1984) ist ledig, hat einen Sohn,
Noël (12), und lebt in Herrliberg. CityguideTV.ch ist in über 70 Schweizer Tophotels in 8 Städten und Regionen aufgeschaltet (Zürich, Genf,
Luzern, Gstaad, St. Moritz, Basel, Bern und Lausanne). Das Hotelfernsehen erreicht 3,8 Millionen Zuschauer jährlich. www.cityguidetv.ch
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Immobilien BUSINESS · März 2009
Silvia Affolter: «Es gibt zwei Seelen in meiner Brust: Eine geschäftliche und eine private. Einerseits bewege ich mich in
einer Luxuswelt und liebe die schönen Dinge, andererseits brauche ich wenig, um glücklich zu sein.»
irgend ein Hotel ist, sondern gerade auch
durch die lange Geschichte und die ausserordentliche Foster-Architektur eine nationale und internationale Ausstrahlung hat.
Auch als Schweizerin bin ich stolz darauf,
meinen Beitrag hierfür leisten zu dürfen.
Vor 110 Jahren, nämlich 1899, wurde das
Curhaus eröffnet. Was fasziniert Sie heute an
diesem luxuriösen Monument?
Das Dolder Grand hat eine Historie. Es ist
faszinierend, in einem geschichtsträchtigen
Haus zu wohnen. Vor über 100 Jahren hat
Thomas Hürlimann, ein umtriebiger Beizer,
auf dem Zürichberg ein unvergleichliches
Ausflugsziel und Erholungsgebiet gestaltet.
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FOTO: PETER SCHÖNENBERGER
Von Rolf Breiner
Das Dolder wurde zu einem Wahrzeichen
Zürichs. Alleine die Lage und der Ausblick
auf Alpen und See lässt jedes Herz höher
schlagen.
Die Kombination, wie Tradition und Moderne hier in Einklang gebracht wurden,
war die grösste Herausforderung und wird
auch in den nächsten 100 Jahren für Gesprächsstoff sorgen.
Wann sind Sie das erste Mal bewusst mit dem
Dolder in Berührung gekommen?
Mit 12 Jahren. Wenn meine Grossmutter
aus Luzern zu Besuch kam, gehörte es zum
guten Ton, am Sonntagnachmittag im Dolder Kaffee und Kuchen zu geniessen.
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Hat der Bezug noch andere Spuren hinterlassen?
Ich habe beim Schlussausverkauf des ehemaligen Dolder-Mobiliars vor rund vier
Jahren die Jugendstil-Lampen aus der Rotonde erstanden. Jede Wandleuchte wiegt
etwa 8 Kilo, sie sind leider zu schwer für
meine Wände und Decken zuhause. Sie
sehen also, bei meinem nächsten Hausbau
werde ich dem Architekten den Auftrag
erteilen, rund um meine Lampen ein neues
Heim zu bauen…
Was bedeuten Ihnen denn diese Lampen?
Sie sind stille Zuhörer. Wenn diese Lampen sprechen könnten, hätte man tausend
wunderbare, intime oder geschäftliche Geschichten. Ich war mein Leben lang immer
auf der Suche nach Geschichten – früher im
Journalismus und heute in Hotels.
Die Lampen sind also keine Kapitalanlagen,
sondern Liebhaberstücke…
Eine Leidenschaft. Bevor ich mir ein neues
paar Schuhe kaufe, gebe ich das Geld lieber
für Lampen, Vasen und Interieur-Design
aus.
Spielt Luxus eine wichtige Rolle in Ihrem
Leben?
Es gibt zwei Seelen in meiner Brust: Geschäftlich bewege ich mich in einer
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SCHLUSSPUNKT
AUF DEN PUNKT GEBRACHT
Was wären Sie denn geworden –
wenn nicht Fernsehfrau und Unternehmerin?
Silvia Affolter: Ursprünglich
wollte ich die Hotelfachschule
in Lausanne besuchen. Zudem
hätte ich gerne studiert, wahrscheinlich Jus. Allerdings wusste
ich schon als Zwölfjährige, dass
ich mein eigenes Unternehmen
haben werde.
Schauen Sie Fernsehen?
Ich sehe gern die Nachrichten
am ZDF, Dokumentarfilme und
Reiseberichte. Um total abzuschalten, schaue ich grässliche
Serien wie «CSI Miami».
Und was halten Sie von den grassierenden Castingshows?
Absolut furchtbar. Das ist eine
Zeiterscheinung. Früher war das
Fernsehen ein Tor in die Welt
und durchaus bildend, heute
ist es zum Schlüsseloch in die
Stube oder ins Schlafzimmer
verkommen. Schlimmer kann’s
nicht mehr werden.
Was gehört aus Ihrer Sicht zu einem
guten Hotel?
Atmosphäre, Gemütlichkeit und
Service.
Sie waren Miss Schweiz 1984. Was
muss ein schöner Mann haben?
Mindestens 1300 Gramm
Hirnmasse zwischen den Ohren,
denn ich biete 1,4 Kilogramm.
Wie und wo tanken Sie auf?
Mein Daheim ist meine Quelle.
Zusätzlich tanke ich Energie
beim Golfen, Wandern oder in
einer urchigen Beiz. Da höre ich
die besten Geschichten.
Gibt’s einen Traum, den Sie sich
verwirklichen wollen?
Ich würde gern ein Jahr lang auf
einer Segelyacht anheuern und
arbeitend alle Häfen dieser Welt
ansteuern. Aber es müsste ein
grosses Schiff sein. Eine Nussschale ist nichts für mich.
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«Humor ist wichtig. Zum Humor gehören
Köpfchen, Weitsicht, Erfahrung und die
Fähigkeit, über sich selbst zu lachen.»
Luxuswelt. Auch wenn ich mir vieles nicht
leisten kann, so liebe ich doch die schönen
Dinge des Lebens und kann sie sehr wohl
geniessen. Privat brauche ich sehr wenig,
um glücklich zu sein. Die private Frau Affolter geht gern fischen am Zürichsee, spielt
ab und zu Handorgel und geniesst einen
Wurstsalat manchmal mehr als ein FünfGang-Dinner.
Mit dem CityGuideTV bedienen Sie über 70
Schweizer Luxushotels. Was bietet das Programm den Gästen? Kommt es an?
Wir senden ein 15-minütiges Magazin in
bester Bild-Qualität gespickt mit Informationen über die Region, Land und Leute.
Kulturelle Tipps stehen dabei im Vordergrund. Finanziert wird es über Werbung.
Eine Studie belegt, dass 98 Prozent der
Hotelgäste das Fernsehgerät einschalten.
CityGuideTV wird von den Zuschauern im
Durchschnitt 10 Minuten gesehen und dies
täglich in 9000 Hotelzimmern.
Welchen Einfluss nehmen Sie, was ist Ihre
Aufgabe?
Unser Unternehmen ist ein Dienstleister
für die Hotels und dessen Gäste. Die Idee
war und ist, einen zusätzlichen Service zu
bieten. Mittlerweile mache ich die redaktionellen Beiträge nicht mehr selber, sondern pflege vor allem die Beziehungen zu
den Hotel- und Werbepartnern. Ich bin
die Repräsentantin des Produkts, die Ansprechpartnerin.
Wie oft erneuern Sie die Programme?
Zweimal im Jahr.
Wollen Sie das Angebot erweitern und expandieren?
Konsolidierung und Service sind zurzeit
das Zauberwort in unserem Betrieb. Der
Gast soll schnell und unterhaltend informiert werden. Luxus bedeutet eben auch,
bequem an Informationen zu kommen. Ziel
in diesem Jahr ist es, technische Lösungen
und Partner zu finden, um eventuell aktualitätsbezogener zu werden. Das Produkt ist
indes soweit fortgeschritten, dass es mich
freuen würde, es auch im Ausland zu plat-
zieren. Ich selber würde das aber nicht in
die Hand nehmen. Die Zeit mit meinem
Sohn ist mir wichtiger als jedes Geschäft.
Sie haben sich durchgebissen und Ihr Unternehmen zum Erfolg geführt. Wo sind die erfolgreichen Frauen in der Wirtschaft, warum
haben sie es so schwer?
Es gibt sehr erfolgreiche Unternehmerinnen in der Schweiz und brillante Köpfe.
Vieles ist auch reine Wahrnehmung. Gerade Geschäftsfrauen mit Kindern haben
kaum Zeit, um zusätzliche Netzwerke zu
pflegen und auf jeder Hochzeit zu tanzen.
Sie markieren weniger als die männlichen
Kollegen.
Nennen Sie uns einige Namen.
Nein. Denn jede Frau, egal ob erfolgreich
im Beruf stehend oder im Hintergrund als
Hausmanagerin, verdient meinen vollen
Respekt.
Haben Sie als Frau nicht auch Vorteile in der
Männerwelt?
Ja, hoffentlich auch. Das wäre ja sonst ganz
traurig. Der umgekehrte Fall gilt übrigens
auch. Eintrittstickets gibt es immer. Doch
die Geschäftswelt hat ihr eigenes Naturgesetz und das ist auf der ganzen Welt gleich.
Das wichtigste Wort, welches Frauen oft
nicht über die Lippen bringen, ist das Wort
«Nein» oder mit Bestimmtheit seine Ziele
zu formulieren und diese ohne Kompromisse zu verfolgen. Wir verlernen dies ja schon
im Kindergarten, wenn wir den hilflosen
Jungs gerne und freiwillig die Schuhe binden. Ich kann Ihnen versichern, dass ich
höchst unbequem und kritisch sein kann.
Auch bin ich nicht auf mein Hirn noch auf
meinen vollen Mund gefallen. Diese innerliche Unabhängigkeit führt zum Erfolg.
Sie haben viel mit Hotels zu tun – auch mit
anderen Immobilien?
Eigentlich nicht. Ich bin Hauseigentümerin, interessiere mich aber für Immobilien.
Im Ausland gehe ich auf Immobiliensuche,
das gefällt mir, schöne Häuser anzuschauen, letztlich auf Mallorca. Das ist meine
Leidenschaft.
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