Die Wirtschaftslage im Wirtschaftsraum Weser-Ems

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Die Wirtschaftslage im Wirtschaftsraum Weser-Ems
Die Wirtschaftslage
im Wirtschaftsraum
Weser-Ems
Frühjahr 2009
Eine Untersuchung
der Vereine Creditreform
Bremen, Leer, Oldenburg,
Osnabrück und Nordhorn
VORWORT
5
1
EINLEITUNG
6
2
DIE AKTUELLE KONJUNKTURELLE SITUATION
6
2.1
2.2
2.3
3
3.1
3.2
3.3
4
4.1
4.2
4.3
5
5.1
5.2
GESCHÄFTSLAGE
UMSATZENTWICKLUNG
AKTUELLE PERSONALSITUATION
ERWARTUNGEN FÜR 2009
UMSATZERWARTUNGEN
PERSONALPLANUNGEN
INVESTITIONSBEREITSCHAFT
FINANZIERUNG DES MITTELSTANDES
ERTRAGSSITUATION
EIGENKAPITAL
INSOLVENZENTWICKLUNG
AUSWIRKUNGEN DER FINANZKRISE AUF DEN MITTELSTAND
FINANZIERUNGSBEDINGUNGEN
LIEFERANTENVERHALTEN
6
10
12
14
14
16
17
19
19
22
23
25
25
28
6
DER WIRTSCHAFTSRAUM WESER-EMS IN ZAHLEN
29
7
ZUSAMMENFASSUNG
30
8
BASIS DER UNTERSUCHUNG
33
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009
4
g Vorwort
Bundes- und landesweite Konjunkturdaten allein können Besonderheiten in der regionalen Unternehmensstruktur nur schwer abbilden und zeichnen daher ein
unzureichendes Bild der regionalen Wirtschaftsentwicklung. Aus diesem Grund stoßen aktuelle Konjunkturdaten, die sich auf regionale Wirtschaftsräume beziehen, sowohl in der Presse als auch in Politik und
Praxis stets auf großes Interesse.
Die vorliegende Studie trägt dem vielfachen Wunsch
nach solchen fundierten regionalen Konjunkturinformationen Rechnung und betrachtet in Anlehnung an den
von 1978-2004 bestandenen Regierungsbezirk WeserEms die aktuelle wirtschaftliche Situation der Unternehmen im Weser-Ems-Gebiet und gibt einen Ausblick
auf die Konjunkturaussichten für das kommende halbe
Jahr. Datenbasis ist die Befragung von rund 1.000 mittelständischen Betrieben, die ihren Sitz im Weser-EmsRaum haben, hier Arbeitsplätze schaffen und so zur
regionalen Wirtschaftleistung beitragen.
Ganz herzlich möchte ich mich bei den Unternehmen
für ihre Teilnahmebereitschaft bedanken und hoffe,
dass der Leser neue, interessante Einblicke in den
Wirtschaftsraum Weser-Ems gewinnt und die große
Bedeutung der mittelständischen Wirtschaftsstruktur
für unsere Region erkennbar wird.
Ihr
Rolf Unger
Geschäftsführer
Creditreform Osnabrück
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009
5
g
1
Einleitung
Die deutsche Volkswirtschaft ist voll in den Abwärtssog
der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise geraten –
und mit ihr auch die mittelständischen Unternehmen.
Der Konjunkturabsturz seit der zweiten Jahreshälfte
2008 ist in seiner Schnelligkeit, Breite und Tiefe bislang einmalig in der Geschichte der Bundesrepublik.
Einem BIP-Rückgang von jeweils einem halben Prozent im zweiten und dritten Quartal folgte ein erdrutschartiges Minus von 2,1 Prozent im Schlussquartal
2008.
Aus der Bankenkrise wird
globaler Wirtschaftseinbruch
Begonnen hatte die Krise bei den amerikanischen Hypothekenbanken. Mittlerweile wurde aber auch die
gesamte Realwirtschaft vom globalen Abschwung erfasst. Zuerst traf es exportorientierte Wirtschaftszweige
wie die Automobilindustrie und den Maschinenbau.
Das Ordervolumen ist hier regelrecht eingebrochen,
die Zahl der Pleiten im Zulieferbereich nimmt rasant
zu. Nun kommen die Einschläge auch für die mittelständische Wirtschaft immer näher.
Spätestens mit dem Jahresauftakt 2009 verzeichneten
auch die mittelständischen Unternehmen im WeserEms-Gebiet deutliche Auswirkungen auf die Auftragsund Umsatzzahlen. In den zurückliegenden Wochen
hat die Abwärtsspirale nochmals an Stärke zugenommen. Kurzarbeit, Investitionsstopp und erste Entlassungen stehen nun auf der Tagesordnung.
Mittelständische Wirtschaft
gerät in den Abwärtssog
g
2
2.1
Deutliche Verschlechterung
der Geschäftslage
Die aktuelle konjunkturelle Situation
Geschäftslage
Die Geschäftslage der Unternehmen zwischen Weser
und Ems hat sich gegenüber dem vergangenen Herbst
deutlich verschlechtert. Noch 37,2 Prozent der befragten Betriebe antworteten auf die Frage nach ihrer aktuellen Geschäftslage mit sehr gut oder gut. Vor sechs
Monaten vergab noch knapp die Hälfte der befragten
Unternehmen (48,5 Prozent) solch gute Noten. Der
Anteil der Unternehmen, deren Geschäfte schlecht
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009
6
laufen, hat sich seit dem Herbst 2008 auf 8,2 Prozent
verdoppelt. Die jüngsten Umfrageergebnisse belegen,
dass die Wirtschafts- und Finanzkrise vor der Region
nicht halt gemacht hat und bereits zu einer deutlichen
Konjunktureintrübung geführt hat.
Tab. 1: Aktuelle Geschäftslage
g
Weser-Ems-
Deutschland
Gebiet
sehr gut – gut
37,2 (48,5)
31,6
befriedigend – ausreichend
52,3 (45,8)
53,6
mangelhaft – ungenügend
8,2 ( 4,8)
14,1
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben aus dem Herbst
2008.
Im Vergleich mit der deutschlandweiten Befragung
zeigt sich, dass die hiesigen Unternehmen ihre Geschäftslage häufiger mit sehr gut oder gut einschätzen
als im Deutschlandschnitt (37,2 gegenüber 31,6 Prozent). Gleichzeitig ist der Anteil der Betriebe mit einem
schwachen Geschäftsverlauf um rund sechs Prozentpunkte geringer. Vor diesem Hintergrund dürfte von
der mittelständischen Wirtschaft des Weser-EmsRaums eine stabilisierende Wirkung ausgegangen
sein. Ein noch größerer Absturz konnte so zunächst
vermieden werden.
Gleichwohl laufen die Geschäfte in allen Hauptwirtschaftsbereichen derzeit schlechter als vor einem halben Jahr. Sowohl in den Aussagen der Unternehmen
als auch in der Entwicklung der letzten Monate zeigen
sich je nach Wirtschaftsbereich deutliche Unterschiede. Am härtesten vom globalen Abschwung sind die
Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes betroffen.
So bewerten lediglich 37,2 Prozent der mittelständischen Industrieunternehmen ihre derzeitige Geschäftslage mit den Noten gut oder sehr gut. Vor sechs Monaten lag dieser Anteil noch bei 56,4 Prozent – ein Minus
von gut 19 Prozentpunkten. Gut jeder zehnte Betrieb
aus dem Verarbeitenden Gewerbe (10,6 Prozent) ist
mit der Geschäftslage nicht zufrieden (Herbst 2008:
3,4 Prozent).
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009
Dienstleistungen stützt Konjunktur – mittelständische
Industrie bricht ein
7
Tab. 2: Geschäftslage in den Hauptwirtschaftsbereichen
g
sehr gut
und gut
befriedigend
und
ausreichend
mangelhaft
und
ungenügend
Verarb. Gewerbe
37,2 (56,4)
49,8 (39,7)
10,6 (3,4)
Bau
36,9 (44,9)
51,4 (45,3)
7,8 (8,5)
Handel
37,4 (40,9)
54,5 (52,1)
7,3 (6,2)
Dienstleistungen
37,5 (48,6)
53,4 (47,0)
6,9 (3,2)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben aus dem Herbst
2008.
Bau diesmal überdurchschnittlich
Massive Verschlechterungen der Stimmungslage sind
auch im Baugewerbe und im Dienstleistungssektor zu
verzeichnen. Nur noch knapp 37 Prozent der mittelständischen Baubetriebe nennen zumindest ein gut auf
die Frage nach der aktuellen Geschäftslage (Herbst
2008: 44,9 Prozent). Allerdings ist der Anteil der Negativmeldungen um 0,7 Prozentpunkte auf 7,8 Prozent
zurückgegangen. Im Dienstleistungssektor vergeben
elf Prozentpunkte weniger Unternehmen die Noten gut
oder sogar sehr gut (37,5 gegenüber 48,6 Prozent im
Herbst 2008). Knapp sieben Prozent der Dienstleister
sind von einer schlechten Geschäftslage betroffen
(Herbst 2008: 3,2 Prozent).
Abb. 1: Geschäftsklima Weser-Ems
Unternehmensnahe Dienstleistungen
141,2
Personenbezogene Dienstleistungen
122,8
Konsumgüter
111,6
Bauwirtschaft
109,6
Großhandel
106,8
Metall- und Elektro
101,2
Einzelhandel
78,4
Grundstoffe
71,6
Chemie
Verkehr und Logistik
-100
-50
7,2
-48,8
0
50
100
150
Index (Weser-Ems Insgesamt=100)
Dank des Großhandels blieb der Handel insgesamt
von einer massiven Verschlechterung noch verschont.
Mit 37,4 Prozent sind in diesem Wirtschaftszweig 3,5
Prozentpunkte weniger Betriebe mit dem Geschäfts-
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009
8
verlauf zufrieden als im Herbst 2008 (40,9 Prozent).
7,3 Prozent der Händler klagen über die aktuelle Geschäftslage.
Neben der Branchenzugehörigkeit spielt auch die Größe eines Unternehmens eine Rolle dafür, wie die derzeitige Geschäftslage gesehen wird. Aufgrund des
globalen Wirtschaftsabschwungs und der starken Exportabhängigkeit der deutschen Wirtschaft fällt die
Stimmungslage bei den größeren Mittelständlern besonders schlecht aus. Jedes siebte Unternehmen (14,9
Prozent), das mehr als 250 Mitarbeiter beschäftigt,
leidet derzeit unter einer schlechten Geschäftslage.
Vor einem halben Jahr lag dieser Anteil bei lediglich
3,4 Prozent. Auch bei den mittleren Größenklassen
haben die negativen Bewertungen deutlich zugenommen. Bei Unternehmen mit elf bis 50 Beschäftigten
stieg der Anteil der pessimistischen Einschätzungen
binnen sechs Monaten von 3,4 auf 8,4 Prozent und
damit um gut die Hälfte. Ähnlich verlief die Entwicklung
in der Größenklasse der Betriebe mit 51 bis 250 Angestellten.
Abschwung trifft die Großen
stärker
Unter den kleineren Betrieben mit bis zu zehn Mitarbeitern hat sich der Anteil der Negativmeldungen zur Geschäftslage nur unwesentlich erhöht. 7,3 Prozent der
Kleinbetriebe klagen im Frühjahr 2009 über eine
schwache Geschäftsentwicklung. Im Herbst 2008 waren es 7,1 Prozent. Die derzeitige Krise hat Großunternehmen damit deutlich stärker getroffen als kleine und
Kleinstunternehmen.
Tab. 3: Geschäftslage nach Betriebsgröße
g
sehr gut
und gut
befriedigend
und
ausreichend
mangelhaft
und
ungenügend
bis 10 Mitarbeiter
38,0 (45,2)
52,2 (47,7)
7,3 (7,1)
11-50 Mitarbeiter
39,5 (50,6)
49,7 (45,0)
8,4 (3,4)
51-250 Mitarbeiter
30,7 (49,0)
61,3 (46,2)
7,3 (4,4)
mehr als 250
38,3 (56,8)
44,7 (39,7)
14,9 (3,4)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A.. ( ) = Angaben aus dem Herbst
2008.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009
9
2.2
Umsatzentwicklung leidet
unter der Krise
Umsatzentwicklung
Die Umsatzsituation der Unternehmen zwischen Weser und Ems zeigt bereits deutliche Einschläge der
verschlechterten gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Fast 28 Prozent der hiesigen Mittelständler
mussten innerhalb der vergangenen sechs Monate ein
Umsatzminus verkraften – zehn Prozentpunkte mehr
als bei der letzten Umfrage. Nur 31,8 Prozent der Unternehmen konnten ihren Umsatz steigern. Damit liegt
der Anteil der Firmen mit Umsatzzuwächsen deutlich
unterhalb der letztjährigen Quote, als knapp 44 Prozent der Betriebe einen Umsatzanstieg vermeldeten.
Der Saldo aus Unternehmen mit einem Umsatzanstieg
und solchen mit einem Umsatzrückgang bleibt trotz der
deutlichen Verschlechterung weiterhin im positiven
Bereich. Der Trend zeigt aber klar nach unten.
Die Umsatzentwicklung bei den Unternehmen in der
Region hält sich verglichen mit dem Bundesdurchschnitt relativ gut. Deutschlandweit konnte lediglich
jedes fünfte Unternehmen ein Umsatzplus erzielen.
Rund ein Drittel der Betriebe musste einen Rückgang
hinnehmen.
Tab. 4: Umsatzentwicklung
g
Weser-Ems-
Deutschland
Gebiet
gestiegen
31,8 (43,8)
20,6
stabil
38,1 (38,0)
45,3
gesunken
27,5 (17,2)
33,5
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben für Herbst 2008.
Verarbeitendes Gewerbe erleidet massive Umsatzrückgänge
Mittelständische Unternehmen, die für die Exportindustrie und den Außenhandel produzieren, leiden derzeit unter einer sehr schwachen Umsatzentwicklung.
Kräftige Rückgänge mussten vor allem die Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe hinnehmen.
Hier verbuchte gut jeder Dritte (34,1 Prozent) ein Umsatzminus, nur 30,6 Prozent konnten einen Erlöszuwachs erzielen. Im vergangenen Herbst musste jeder
Siebte (13,7 Prozent) einen Rückgang hinnehmen, gut
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009
10
die Hälfte der befragten Unternehmen (51,5 Prozent)
erzielten damals einen Zuwachs.
Überdurchschnittlich viele Unternehmen mit Umsatzeinbußen verzeichnet auch der Handel. Drei von zehn
Betrieben (29,7 Prozent) erlitten einen Umsatzeinbruch
– ein Anstieg um zehn Prozentpunkte gegenüber dem
Herbst 2008. Der Anteil der Unternehmen mit Umsatzsteigerungen verringert sich auf 35,1 Prozent nach
44,6 Prozent vor sechs Monaten.
Tab. 5: Umsatzentwicklung in den Hauptwirtschaftsbereichen
g
gestiegen
stabil
gesunken
Verarb. Gewerbe
30,6 (51,5)
32,9 (34,3)
34,1 (13,7)
Bau
25,7 (30,5)
49,7 (41,7)
21,8 (26,5)
Handel
35,1 (44,6)
33,8 (35,4)
29,7 (19,3)
Dienstleistungen
34,2 (43,1)
38,9 (41,6)
23,3 (13,8)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben für Herbst 2008.
Die internationale Wirtschafts- und Finanzkrise beeinträchtigt die Umsatzentwicklung der lokalen Bau- und
Dienstleistungsunternehmen bislang weniger stark als
andere Branchen. Gleichwohl sind bereits erste Auswirkungen zu spüren. Gaben im vergangenen Herbst
noch 26,5 Prozent der mittelständischen Baufirmen
einen Umsatzrückgang zu Protokoll, sind es diesmal
21,8 Prozent. Im Dienstleistungssektor leiden allerdings schon 23,3 Prozent der Unternehmen unter einer
rückläufigen Umsatzentwicklung – fast zehn Prozentpunkte mehr als vor sechs Monaten. Über ein Umsatzplus konnten sich zuletzt jeder vierte Baubetrieb (25,7
Prozent) und 34,2 Prozent der Diennstleister freuen. In
beiden Fälle fiel dieser Anteil aber geringer aus als im
Herbst 2008. Bei den Dienstleistern ging der Anteil der
Unternehmen, die Umsatzsteigerungen verbuchten,
sogar um neun Prozentpunkte zurück. Im Bau waren
es rund fünf Prozentpunkte weniger.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009
Lokal operierende Unternehmen bislang weniger
stark betroffen
11
2.3
Aktuelle Personalsituation
Mit einer jahresdurchschnittlichen Zahl von 3,3 Mio.
Erwerbslosen zeigte sich der deutsche Arbeitsmarkt im
Jahr 2008 weitgehend unbeeindruckt vom globalen
Abschwung. Am Ende des vergangenen Jahres hat die
Zahl der registrierten Arbeitslosen aber bereits wieder
leicht zugenommen. Für 2009 dürfte mit einem Anstieg
auf rund 4 Mio. Betroffene zu rechnen sein.
Nachfrage nach Fachkräften
sinkt
Die mittelständischen Unternehmen der Region lieferten 2008 einen wichtigen Beitrag zum Abbau der Arbeitslosigkeit, zumal in den kleinen und mittleren Betrieben vor allem Vollzeitstellen entstehen. Auch im
Frühjahr 2009 dürfte sich der Mittelstand als stabilisierender Faktor für den Arbeitsmarkt erweisen. Trotz der
raschen Verschlechterung der konjunkturellen Rahmenbedingungen, die vor allem die exportabhängigen
Wirtschaftszweige hart in Mitleidenschaft zieht, haben
die Betriebe zwischen Weser und Ems per Saldo noch
einmal ihr Personal aufgestockt. Fast ein Viertel der
befragten Unternehmen (23,6 Prozent) verfügt in diesem Frühjahr über einen höhere Mitarbeiterzahl als vor
einem Jahr. Knapp 20 Prozent der hiesigen Unternehmen mussten allerdings im Verlauf des vergangenen
Jahres ihre Belegschaften reduzieren. Das sind 4,6
Prozentpunkte mehr als bei der Befragung im Herbst
2008.
Tab. 6: Personalbestand
g
Weser-Ems-
Deutschland
Gebiet
aufgestockt
23,6 (31,7)
18,3
unverändert
54,9 (52,8)
58,8
verkleinert
19,1 (14,5)
22,7
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben für Herbst 2008.
Im Vergleich mit der gesamtdeutschen Entwicklung
schneidet der Mittelstand im Weser-Ems-Gebiet verhältnismäßig gut ab. Der Anteil der Betriebe, die Neueinstellungen vorgenommen haben, überwiegt weiterhin – wenngleich die Einstellungsbereitschaft sichtlich
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009
12
nachgelassen hat. Die mittelständischen Betriebe sind
zurückhaltender geworden, wenn es um die Bindung
an neue Mitarbeiter geht. Auch das ist ein Indiz für das
sich verschlechternde Konjunkturumfeld.
Positive Impulse für den Arbeitsmarkt kommen derzeit
vor allem aus dem Dienstleistungssektor, mit einigen
Abstrichen auch aus dem Handel. Knapp 27 Prozent
der Dienstleistungsbetriebe und jeder vierte Händler
(24,3 Prozent) – zumeist Großhändler – haben per
Saldo neue Stellen geschaffen. Doch auch in diesen
Wirtschaftsbereichen muss zunehmend Personal abgebaut werden. So verfügen 16,7 Prozent der Handelsbetriebe über weniger Mitarbeiter als vor einem
Jahr. Bei den Dienstleistern sind es sogar 17,1 Prozent.
Dienstleister und Großhändler schaffen neue Stellen
Tab. 7: Personalbestand in den Hauptwirtschaftsbereichen
g
aufgestockt
unverändert
verkleinert
Verarb. Gewerbe
22,5 (36,6)
50,6 (50,5)
25,1 (11,9)
Bau
19,6 (23,3)
60,3 (55,6)
16,8 (20,2)
Handel
24,3 (25,9)
58,1 (57,7)
16,7 (15,7)
Dienstleistungen
26,9 (36,1)
52,7 (49,6)
17,1 (13,0)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben für Herbst 2008.
Eine erste Entlassungswelle hat schon bei den Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes eingesetzt. In
den zurückliegenden Monaten musste sich jeder vierte
mittelständische Industriebetrieb von Mitarbeitern trennen. Nur 22,4 Prozent der Unternehmen sorgten für
ein Beschäftigungsplus. Vor einem halben Jahr gab
jeder neunte Betrieb (11,9 Prozent) einen Personalabbau zu Protokoll. 36,6 Prozent der Unternehmen aus
dem Verarbeitenden Gewerbe hatten damals die Mitarbeiterzahl erhöht.
Baufirmen stocken auf,
Industriebetriebe belasten
Arbeitsmarkt
Anders als im Verarbeitenden Gewerbe überwiegt im
Bausektor der Anteil der Unternehmen, die Neueinstellungen vorgenommen haben. Mit knapp 20 Prozent
sind es allerdings 3,7 Prozentpunkte weniger als vor
sechs Monaten. Vor allem im Bauhauptgewerbe sind in
den zurückliegenden Monaten neue Stellen entstanden. Sechs von zehn Baufirmen konnten ihre Beleg-
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009
13
schaft im Verlauf des letzten Jahres immerhin konstant
halten. Nur 16,8 Prozent haben Personal abgebaut –
nach 20,2 Prozent im Herbst 2008.
g
3
3.1
Umsatzaussichten zeigen
deutliche Krisensymptome
Erwartungen für 2009
Umsatzerwartungen
Anders als die Aussagen zur aktuellen Umsatzsituation
fallen die Erwartungen für die kommenden Monate
deutlich zurückhaltender aus. Lediglich jeder sechste
Mittelständler (17,3 Prozent) rechnet mit einem Umsatzanstieg, gut jeder Vierte (25,3 Prozent) befürchtet
ein Minus. Im vergangenen Herbst waren drei von
zehn Unternehmen zuversichtlich gestimmt. Nur ein
Siebtel der mittelständischen Betriebe erwartet damals
einen Rückgang. Damit haben diejenigen Betriebe die
Oberhand gewonnen, deren Umsatzeinschätzungen
von einem Rückgang geprägt sind.
In der bundesweiten Umfrage sind die mittelständischen Unternehmen sogar noch pessimistischer. Gut
37 Prozent der Befragten befürchten sinkende Umsätze. Deutschlandweit rechnet nur ein Siebtel der Firmen
mit einem Umsatzzuwachs in den kommenden Monaten. Die hiesigen Unternehmen sind, was die künftige
Umsatzentwicklung angeht, etwas zuversichtlicher.
Tab. 8: Umsatzerwartungen
g
Weser-Ems-
Deutschland
Gebiet
steigend
17,3 (29,7)
14,5
stabil
55,1 (55,4)
47,1
sinkend
25,3 (14,0)
37,4
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben für Herbst 2008.
In allen Wirtschaftsbereichen sind die Betriebe vorsichtiger geworden, wenn es um die Umsatzaussichten für
die kommenden Monate geht. Insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe ist der Pessimismus groß. Mit gut
30 Prozent hat sich der Anteil der Betriebe, die mit
einem Umsatzminus rechnen, binnen sechs Monaten
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009
14
fast verdreifacht. Nur 18,4 Prozent der Industriebetriebe gehen jetzt von einem Zuwachs aus (Herbst 2008:
34,8 Prozent).
Am geringsten ist der Anteil der zuversichtlichen Betriebe im Bausektor. Nur jeder Neunte (11,7 Prozent)
glaubt an einen Umsatzanstieg – halb so viele wie im
vergangenen Herbst. Diese Quote wird insbesondere
von den schlechten Einschätzungen der lokalen Ausbaubetriebe negativ beeinflusst, die wohl kaum von
Konjunkturpaket und Co. profitieren können. Immerhin
hat sich der Anteil der pessimistischen Umsatzeinschätzungen im Bau nur leicht von 16,1 auf 17,9 Prozent erhöht. Unter den Einzel- und Großhändlern sind
die Aussichten für die kommenden Monate da weitaus
schwärzer. Fast drei von zehn Betrieben rechnen mit
einem Umsatzeinbruch, nur ein Sechstel traut sich ein
Plus zu.
Die Dienstleistungsbetriebe der Weser-Ems-Region
blicken etwas optimistischer nach vorn als die übrigen
Wirtschaftszweige. Immerhin gut ein Fünftel der Unternehmen (20,4 Prozent) prognostiziert einen Umsatzanstieg. Knapp 23 Prozent der hiesigen Dienstleister
sehen die Umsatzentwicklung eher skeptisch und
rechnen mit einem Rückgang. Trotz der im Vergleich
mit den übrigen Wirtschaftsbereichen noch zuversichtlichen Erwartungen: Auch der Dienstleistungsbereich
ist vom Abschwung erfasst worden. Der Anteil der Betriebe mit optimistischen Umsatzerwartungen liegt um
fast zehn Prozentpunkte unter dem Herbstwert.
Trübe Aussichten für lokale
Ausbaubranche
Etwas Zuversicht im Dienstleistungsgewerbe
Tab. 9: Umsatzerwartungen in den Hauptwirtschaftsbereichen
g
steigend
stabil
sinkend
Verarb. Gewerbe
18,4 (34,8)
48,6 (54,1)
30,2 (10,6)
Bau
11,7 (22,4)
67,0 (61,4)
17,9 (16,1)
Handel
16,7 (30,6)
53,9 (54,8)
28,8 (13,0)
Dienstleistungen
20,4 (29,7)
54,5 (55,4)
22,9 (14,0)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben für Herbst 2008.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009
15
3.2
Beschäftigungsaufbau ist zu
Ende
Personalplanungen
Der Beschäftigungsaufbau bei den Unternehmen der
Weser-Ems-Region geht in den kommenden Monaten
endgültig zu Ende. Die verschlechterten Auftrags- und
Umsatzperspektiven zwingen die mittelständischen
Unternehmen dazu, ihre Belegschaft bestenfalls konstant zu halten. Ein größerer Prozentsatz wird sogar
Arbeitsplätze abbauen müssen.
So plant lediglich ein Neuntel der befragten Betriebe
(11,4 Prozent), die Belegschaft aufzustocken. Vor
sechs Monaten erreichte dieser Anteil noch gut 15
Prozent. Gleichzeitig wird sich ein knappes Sechstel
der mittelständischen Betriebe (16,1 Prozent) von Mitarbeitern trennen müssen. Im Herbst 2008 sahen nur
11,2 Prozent der Betriebe einen Personalabbau vor.
Anders als bei der vorangegangenen Umfrage überwiegt damit der Anteil der Unternehmen, die Stellen
streichen werden. Allerdings sind Entlassungen im
großen Stil bei der Mehrzahl der Mittelständler nicht zu
erwarten. Gut zwei Drittel der hiesigen Unternehmen
(68,1 Prozent) wird die Beschäftigtenzahl aufrechterhalten.
Tab. 10: Personalplanungen
g
Weser-Ems-
Deutschland
Gebiet
aufstocken
11,4 (15,1)
9,5
unverändert
68,1 (72,7)
69,1
verkleinern
16,1 (11,2)
20,4
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben für Herbst 2008.
Im deutschlandweiten Vergleich sind die Personalplanungen der Unternehmen pessimistischer als im Weser-Ems-Gebiet. Nur jeder Zehnte zieht eine Personalaufstockung in Betracht, doppelt so viele werden sich
von Mitarbeitern trennen.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009
16
Mit weniger Personal als derzeit planen vor allem die
Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe. 22
Prozent dieser Betriebe haben einen Personalabbau
vorgesehen. Das sind deutlich mehr Firmen als im vergangenen Herbst, als lediglich 9,3 Prozent Stellen
streichen wollten. Im Bausektor sieht dagegen nur jeder neunte Betrieb (11,2 Prozent) Entlassungen vor.
Das sind sogar vier Prozentpunkte weniger als vor
einem halben Jahr. Im Handel ist der Anteil der Unternehmen mit Stellenstreichungsplänen mit rund 14 Prozent nahezu unverändert geblieben. Im Dienstleistungssektor hat sich diese Quote von 8,6 auf 15,6 Prozent erhöht.
Massive Stellenstreichungen
in der Industrie
Die mittelständischen Industriebetriebe zählen mit 14,1
Prozent aber auch zu den einstellungsfreudigsten Unternehmen der Region. In diesem Wirtschaftsbereich
gibt es anscheinend eine gegenläufige Entwicklung.
Ein gewichtiger Teil der Unternehmen muss Entlassungen vornehmen. Allerdings existieren auch Branchensegmente, beispielsweise die Elektrotechnik, deren Arbeitskräftebedarf noch wächst. Per Saldo wird es
jedoch in sämtlichen Hauptwirtschaftsbereichen zu
einer Verringerung der Mitarbeiterzahlen kommen.
Tab. 11: Personalplanungen in den Hauptwirtschaftsbereichen
g
aufstocken
unverändert
verkleinern
Verarb. Gewerbe
14,1 (17,0)
58,4 (73,2)
22,0 ( 9,3)
Bau
9,5 (11,7)
74,3 (72,2)
11,2 (15,2)
Handel
9,9 (13,1)
73,0 (71,5)
14,0 (14,1)
Dienstleistungen
11,3 (16,9)
69,1 (73,5)
15,6 ( 8,6)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben für Herbst 2008.
3.3
Investitionsbereitschaft
Die Investitionsbereitschaft der hiesigen Unternehmen
hat sich gegenüber dem vergangenen Herbst nur marginal erhöht. Knapp 45 Prozent der Unternehmen planen ein Investitionsvorhaben. Vor sechs Monaten waren es 43,3 Prozent. Aufgrund der zurückhaltenden
Geschäftserwartungen für die kommenden Monate
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009
Investitionsbereitschaft stabil
– aber weniger Erweiterungsausgaben
17
wird ein Großteil des Investitionsbudgets allerdings für
Ersatz- und Rationalisierungsinvestitionen verwandt.
Sehr unterschiedlich fällt die Investitionsneigung in den
einzelnen Wirtschaftsbereichen aus. Deutlich geringere Werte als im vergangenen Herbst verzeichnet das
Verarbeitende Gewerbe. In diesem Wirtschaftsbereich
sind nur noch 48,6 Prozent der Betriebe zu Neuinvestitionen bereit. Vor einem halben Jahr erreichte dieser
Anteil schon einmal 54,6 Prozent.
Höhere Investitionsbereitschaft im Bau, bei Händlern
und Dienstleistern
Eine höhere Bereitschaft zu Investitionen findet sich
dagegen in der Bauwirtschaft, im Handel und im
Dienstleistungssektor. Nach 35 Prozent im vergangenen Herbst werden nun 42,5 Prozent der lokalen Baufirmen ein Investitionsvorhaben umsetzen. Bei den
Händlern sind es mit knapp 40 Prozent ebenfalls mehr
als vor sechs Monaten. Investitionsfreudiger als im
Vorjahr sind auch die Unternehmen aus dem Dienstleistungssektor. Hier wollen 46,5 Prozent der Betriebe
in neue Maschinen und Ausrüstungen investieren – ein
Anstieg um fast vier Prozentpunkte gegenüber dem
Herbst 2008.
Tab. 12: Investitionsbereitschaft in den Hauptwirtschaftsbereichen
g
investitionsbereite
Betriebe
Verarbeitendes Gewerbe
48,6 (54,6)
Bau
42,5 (35,0)
Handel
39,6 (35,7)
Dienstleistungen
46,5 (42,6)
Weser-Ems insgesamt
44,7 (43,3)
Deutschland
48,2
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben für Herbst 2008.
Einen hohen Anteil investitionsbereiter Firmen findet
man tendenziell bei mittleren und größeren Unternehmen. Trotz der Auswirkungen der Wirtschafts- und
Finanzkrise bestätigt sich auch im Frühjahr 2009 diese
Feststellung. So sind sieben von zehn Betrieben mit
einer Belegschaftsgröße zwischen 100 und 250 Beschäftigten in den kommenden Monaten zu NeuinvestiWirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009
18
tionen bereit. Bei den Unternehmen mit mehr als 250
Mitarbeitern liegt diese Quote mit 68,1 Prozent nur
unwesentlich darunter. Kleine Unternehmen mit höchstens fünf Angestellten haben dagegen eine deutlich
geringere Investitionsneigung. Gleichwohl zeigen sich
diese Kleinstfirmen mit einer Quote von 35,8 Prozent
investitionsfreudiger als vor einem halben Jahr (21,5
Prozent).
Tab. 13: Investitionsbereitschaft nach Unternehmensgröße
investitionsbereite
Betriebe
g
1-5 Mitarbeiter
35,8 (21,5)
6 bis 10 Mitarbeiter
36,6 (42,1)
11 bis 20 Mitarbeiter
36,5 (37,2)
21 bis 50 Mitarbeiter
51,0 (47,3)
51 bis 100 Mitarbeiter
48,9 (56,0)
101 bis 250 Mitarbeiter
69,6 (62,0)
mehr als 250 Mitarbeiter
68,1 (79,5)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben für Herbst 2008.
g
4
4.1
Finanzierung des Mittelstandes
Ertragssituation
Die Ertragslage der Unternehmen zwischen Weser und
Ems zeigt, dass der Druck auf die mittelständische
Wirtschaft in den letzten Monaten rasant zugenommen
hat. Ein Drittel der Betriebe vermeldete einen Gewinnrückgang gegenüber dem Vorjahr. Der Anteil der Unternehmen, die von einem Ertragsanstieg berichten,
liegt mit 23,2 Prozent um zehn Prozentpunkte unter
dem Niveau des vergangenen Herbstes.
Tab. 14: Ertragslage
g
Weser-Ems-Gebiet
gestiegen
23,2 (33,2)
stabil
40,6 (37,7)
gesunken
33,7 (27,7)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben für Herbst 2008.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009
19
Ähnlich wie bei der Umsatzentwicklung verzeichnet vor
allem das Verarbeitende Gewerbe einen hohen Anteil
an Betrieben mit gesunkenen Erträgen. 38,4 Prozent
der Unternehmen dieses Wirtschaftszweigs verbuchten
einen Gewinnrückgang. Im Herbst 2008 waren es nur
21,4 Prozent. Gleichzeitig konnten deutlich weniger
Unternehmen als vor sechs Monaten einen Gewinnzuwachs vermelden. Nach 36,6 Prozent im vergangenen Herbst sind es diesmal nur 20,8 Prozent.
Ende der Boomphase im
Verarbeitenden Gewerbe
Einzelhandel zieht Ertragsergebnis nach unten
Auch unter den Groß- und Einzelhändlern musste
mehr als jeder Dritte (34,7 Prozent; Herbst 2008: 31,8
Prozent) ein Ertragsminus hinnehmen. Lediglich 26,6
Prozent der Unternehmen erzielten einen Zuwachs
(Herbst 2008: 32,8 Prozent). Diese Abwärtsbewegung
geht größtenteils auf das Konto des Einzelhandels, der
über schlechte Ertragszahlen klagt.
Im Bausektor ist die Ertragsentwicklung in den zurückliegenden Monaten dagegen weniger schlecht ausgefallen. Immerhin ist der Anteil der Baubetriebe, die ein
Ertragsminus hinnehmen mussten, von 33,2 auf 31,8
Prozent leicht zurückgegangen. Gleichwohl konnten
nur noch 18,4 Prozent und damit 4,5 Prozentpunkte
weniger als im Herbst 2008 einen Zuwachs vermelden.
Tab. 15: Ertragslage in den Hauptwirtschaftsbereichen
g
gestiegen
stabil
gesunken
Verarb. Gewerbe
20,8 (36,6)
38,8 (40,7)
38,4 (21,4)
Bau
18,4 (22,9)
46,9 (42,6)
31,8 (33,2)
Handel
26,6 (32,8)
37,4 (34,4)
34,7 (31,8)
Dienstleistungen
25,8 (36,1)
40,7 (34,5)
29,8 (27,8)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben für Herbst 2008.
Im Dienstleistungssektor bleibt der Saldo aus Unternehmen, die einen Zuwachs erwirtschafteten und denen, die einen Rückgang einstecken mussten, ebenfalls im negativen Bereich. Drei von zehn Firmen (29,8
Prozent) verbuchten einen Gewinnrückgang. Dramatischer ist die Entwicklung bei den Dienstleistungsunternehmen mit einem Gewinnanstieg: Konnten im vergangenen Herbst noch 36,1 Prozent der Betriebe ei-
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009
20
nen Anstieg vermelden, so ist es aktuell nur jeder Vierte (25,8 Prozent).
Die Ertragssaussichten der Betriebe im Weser-EmsGebiet haben sich vor dem Hintergrund des rasanten
Konjunktureinbruchs merklich verschlechtert. Dementsprechend agieren die hiesigen Unternehmen auf die
Frage nach ihren Gewinnprognosen äußerst vorsichtig.
Jeder Dritte (32,5 Prozent) rechnet mit einem Gewinnrückgang. Im vergangenen Herbst waren nur 23,4 Prozent der befragten Unternehmen so pessimistisch.
Gleichzeitig ist der Anteil der Unternehmen, die an
einem Gewinnanstieg glauben, von 26,4 auf nur noch
16,2 Prozent gesunken.
Gewinneinbruch steht bevor
Tab. 16: Zukünftige Ertragslage
g
Weser-Ems-
Deutschland
Gebiet
steigend
16,2 (26,4)
13,1
stabil
48,1 (49,3)
43,1
sinkend
32,5 (23,4)
43,2
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben für Herbst 2008.
In sämtlichen Wirtschaftsbereichen fallen die Ertragserwartungen merklich schlechter aus als vor einem
halben Jahr. Pessimistisch sind vor allem die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes sowie die
Groß- und Einzelhändler. So rechnen 36,5 Prozent der
mittelständischen Industrieunternehmen und 35,1 Prozent der Handelsbetriebe mit einem Ertragsminus. Auf
der anderen Seite sind 17,3 Prozent der Unternehmen
aus dem Verarbeitenden Gewerbe und 14,9 Prozent
der Händler zuversichtlich, einen Gewinnzuwachs zu
erreichen. Dieser Anteil hat sich in beiden Wirtschaftsbereichen binnen eines halben Jahres beinahe halbiert.
Industrie und Handel sind
sehr pessimistisch
Schlecht sind die Perspektiven nicht zuletzt im Baugewerbe. In diesem Wirtschaftszweig überwiegt die Zahl
der Betriebe, die einen Gewinnrückgang erwarten, die
Zahl derer, die mit einem Anstieg rechnen, um 19
Punkte. Einen noch höheren negativen Saldo verzeichnet nur der Handel. Bei den befragten Baufirmen
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009
21
gibt es allerdings eine merkliche Diskrepanz zwischen
Bauhaupt- und Baunebengewerbe. So fällt die Zahl der
pessimistischen Gewinneinschätzungen im Bauhauptgewerbe besonders hoch aus.
Tab. 17: Ertragserwartungen
in
den
Hauptwirtschafts-
bereichen
g
steigend
stabil
sinkend
Verarb. Gewerbe
17,3 (28,4)
42,7 (51,8)
36,5 (19,1)
Bau
11,2 (18,8)
54,2 (53,4)
30,2 (26,9)
Handel
14,9 (26,9)
48,6 (44,6)
35,1 (27,9)
Dienstleistungen
19,6 (28,6)
48,7 (48,1)
28,4 (22,3)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben für Herbst 2008.
4.2
Steigende Eigenkapitalquoten im Weser-Ems-Gebiet
Weit über dem Bundesdurchschnitt
Eigenkapital
Die Unternehmen im Wirtschaftsraum Weser-Ems zeigen sich in der aktuellen Krise sehr eigenkapitalstark.
Aus der Bilanzdatenbank von Creditreform, in der die
Bilanzen von rund 800.000 deutschen Unternehmen
gespeichert sind, errechnet sich für 2007 eine durchschnittliche Eigenkapitalquote der hiesigen Unternehmen von knapp 33 Prozent. Damit dürfte das Gros des
Mittelstandes für den Abschwung recht gut gerüstet
sein – sofern die Durststrecke nicht zu lange anhält.
Gegenüber dem deutschlandweiten Mittelwert schneiden die Unternehmen aus dem Wirtschaftsraum Weser-Ems ausgesprochen gut ab. Über das gesamte
Bundesgebiet hinweg wird eine mittlere Eigenkapitalquote von rund 25 Prozent erreicht. Gegenüber der
Situation aus dem Jahr 2005 hat sich die mittlere Eigenkapitalquote der regionalen Unternehmen um rund
drei Prozentpunkte erhöht. Zur Verbesserung der Eigenkapitalausstattung hat sicherlich die insgesamt
gute Wirtschafts- und Auftragslage in Deutschland
während der Jahre 2006 und 2007 beigetragen. Aufgrund der verbesserten Umsatz- und Ertragszahlen
wurde es den Unternehmen möglich, wieder Gewinnrücklagen zu bilden. Zudem konnten die Unternehmen
ihre Verschuldung weiter zurückfahren und die Abhängigkeit von externen Gläubigern verringern.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009
22
Abb. 2: Eigenkapitalquote Wirtschaftsraum Weser-Ems
34
32,5
33
32
30,7
31
29,8
29
28
27
26
25
Angaben in Prozent
30
24
23
22
21
20
2005
2006
2007
Quelle: Creditreform Wirtschaftsdatenbank; Median
Gut die Hälfte der Unternehmen zwischen Weser und
Ems (51 Prozent) verfügt über eine Eigenkapitalquote
von mehr als 30 Prozent. Damit ist ein Großteil des
Mittelstandes ausreichend kapitalisiert und gegen die
Widrigkeiten des Geschäftslebens geschützt. Gerade
in Zeiten von wegbrechenden Aufträgen und schwieriger werdenden Finanzierungsbedingungen ist eine
hohe Eigenkapitalquote ein wichtiger Liquiditätspuffer.
Wie lange reichen die Liquiditätspuffer?
Allerdings ist weiterhin gut jeder vierte Betrieb (27 Prozent) unterkapitalisiert. Auch gelten die guten Eigenkapitalbedingungen nicht für alle Unternehmen gleichermaßen. Nach wie vor leiden Branchen wie der Bau
– auch im Weser-Ems-Gebiet – unter einer geringen
Eigenkapitaldecke. Damit dürften nicht alle mittelständischen Unternehmen für den kommenden Abschwung
gut gerüstet sein.
4.3
Insolvenzentwicklung
Im Jahr 2008 mussten 1.130 Unternehmen aus dem
Weser-Ems-Gebiet den Gang zum Insolvenzrichter
antreten. Damit lag die Zahl der Unternehmensinsolvenzen um 22 Prozent über dem Stand des Vorjahrs
als rund 930 Pleiten gezählt wurden. Auf 10.000 aktive
Unternehmen kommen somit rund 107 Firmenpleiten.
Diese Quote liegt leicht über dem bundesweiten
Durchschnitt (96). Im Vorjahr lag die Insolvenzanfälligkeit in der Weser-Ems-Region noch im Bereich des
Deutschlandschnitts.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009
Insolvenzzahlen steigen
wieder
23
Für das laufende Jahr ist mit einem weiteren Anstieg
der Firmenpleiten im Weser-Ems-Gebiet auf bis zu
1.300 Fälle zu rechnen. Das wäre ein Plus von rund 15
Prozent.
Tab. 18: Unternehmensinsolvenzen im Weser-Ems-Gebiet
Anzahl
g
2004
1.088
2005
1.107
2006
956
2007
928
2008
1.130
2009*)
1.300
*) Prognose
Hohe Insolvenzgefahr am
Bau – Verarbeitendes Gewerbe stabiler
Besonders anfällig für eine Pleite sind Unternehmen
aus dem Bausektor. Auf 10.000 aktive Unternehmen
dieses Wirtschaftszweigs kamen 2008 immerhin 168
Insolvenzen. Ebenfalls überdurchschnittlich hoch ist
die Insolvenzquote bei Handelsunternehmen (119 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen). Dort sind vor allem
Einzelhandelsbetriebe betroffen. Am niedrigsten ist die
Insolvenzquote im Verarbeitenden Gewerbe. Je 10.000
aktive Unternehmen rutschen in diesem Wirtschaftszweig lediglich 72 Firmen in die Pleite. Als relativ stabil
erweisen sich auch die Dienstleister. 106 Betriebe pro
10.000 aktive Unternehmen sind unter den Pleitekandidaten zu finden.
Tab. 19: Insolvenzquoten nach Wirtschaftsbereichen 2008
g
Insolvenzquote
(Insolvenzen auf 10.000 Unternehmen)
Verarb. Gewerbe
72
Baugewerbe
168
Handel
119
Dienstleistungen
106
Insgesamt
107
Neben der Branchenzugehörigkeit spielt auch die Unternehmensgröße für die Insolvenzgefährdung eine
zentrale Rolle. So sind Großunternehmen mit mehr als
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009
24
100 Beschäftigten kaum unter den insolventen Firmen
zu finden. Lediglich 0,4 Prozent aller Insolvenzfälle des
Jahres 2008 sind dieser Größenklasse zuzuordnen.
Dagegen sind Kleinunternehmen mit bis zu fünf Beschäftigten weitaus häufiger betroffen. 72 Prozent der
im Jahr 2008 Betroffenen fielen in diese Kategorie.
g
5
5.1
Große fallen selten um
Auswirkungen der Finanzkrise auf den Mittelstand
Finanzierungsbedingungen
Als ein zusätzlicher Belastungsfaktor für die mittelständischen Unternehmen erweisen sich die deutlichen
Verschärfungen beim Fremdkapitalzugang. Im Zuge
der Finanzmarktturbulenzen sind die Finanzierungsbedingungen insgesamt nicht einfacher geworden. Härtere Kreditkonditionen und die Notwendigkeit, höhere
Sicherheiten beizubringen, belasten die kleinen und
mittleren Betriebe. Viele Unternehmen rechnen damit,
bei einem künftigen Kreditgesuch auf Widerstände bei
den Banken zu stoßen.
Zwar haben die hiesigen Unternehmen in den zurückliegenden Jahren Eigenkapital gebildet und sich so
unabhängiger von der Fremdfinanzierung gemacht.
Doch beim Stemmen von neuen Investitionsprojekten
geht es häufig nicht ohne den Kredit von der Bank.
Belastungen aus der Finanzmarktkrise nehmen zu
Tab. 20 Verschärfte Finanzierungsbedingungen
g
Verarbeitendes Gewerbe
26,3
Bau
31,3
Handel
25,3
Dienstleistungen
33,8
Weser-Ems Gesamt
29,3
Angaben in % der betroffenen Betriebe
Die jüngste Unternehmensbefragung von Creditreform
im Weser-Ems-Gebiet bestätigt, dass der Finanzmittelzugang für die mittelständische Wirtschaft schwieriger
geworden ist. Drei von zehn befragten Unternehmen
(29,3 Prozent) gaben an, dass sich die Finanzierungs-
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009
25
bedingungen in den zurückliegenden Monaten verschärft haben. Für gut die Hälfte der Betriebe (59,9
Prozent) gab es keine Veränderungen.
Dienstleister und Baufirmen
spüren Kreditverschärfungen
Dienstleistungssektor und Bauwirtschaft haben besonders stark unter den verschärften Kreditbedingungen
zu leiden. Für etwa ein Drittel der betreffenden Unternehmen (33,8 Prozent der Dienstleister sowie 31,3
Prozent der Baufirmen) ist der Zugang zu Finanzmitteln im Verlauf der vergangenen sechs Monate schwieriger geworden. Im Bausektor sind es vor allem die
Unternehmen des Bauhauptgewerbes, die über
Schwierigkeiten beim Kreditzugang klagen (36,7 Prozent).
Die wenigsten Schwierigkeiten, eine Fremdfinanzierung zu erhalten, haben derzeit Handelsunternehmen
(25,3 Prozent) und mittelständische Industriebetriebe
(26,3 Prozent). Allerdings sind Einzelhändler (28,3
Prozent) stärker betroffen als Großhandelsunternehmen (22,8 Prozent). Im Verarbeitenden Gewerbe hat
sich für rund zwei Drittel der Unternehmen (65,9 Prozent) bislang nichts geändert.
Höhere Sicherheiten und
steigende Kreditzinsen
Vor allem zwei konkrete Punkte werden von den Unternehmen des Weser-Ems-Raums, bei denen sich
Verschärfungen im Finanzmittelzugang ergeben haben, immer wieder genannt: Mehr als jeder zweite betroffene Mittelständler (52,7 Prozent) beklagt, dass die
Kreditgeber höhere Sicherheiten verlangen, gut ein
Fünftel der Unternehmen (21,8 Prozent) muss höhere
Kreditzinsen und Risikoaufschläge in Kauf nehmen.
Von diesen Erschwernissen sind alle wichtigen Wirtschaftsbereiche gleichermaßen betroffen. Allerdings
klagen Unternehmen aus der Baubranche signifikant
häufiger als andere über gestiegene Fremdkapitalkosten. Anscheinend fordern die Kreditgeber von Bauunternehmen einen höheren Risikoaufschlag.
Zwar belasten die zunehmenden Schwierigkeiten bei
der Kapitalaufnahme die Kostenseite der Unternehmen. Solange aber die Kreditversorgung des Mittelstandes gesichert ist, können Investitionsprojekte
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009
26
angeschoben und Einkäufe getätigt werden. Doch
auch in dieser Front tun sich mehr und mehr Verknappungen auf. Zwar ist bislang keine flächendeckende
Kreditklemme im Weser-Ems-Mittelstand festzustellen.
Allerdings achten die Banken stärker als in der Vergangenheit auf die Bonität des Schuldners. Das spüren
auch die Unternehmen: Den Antworten der befragten
Unternehmen nach zu urteilen, wurde bei jedem
Zwanzigsten (4,6 Prozent) der Kreditwunsch abgelehnt. Bei weiteren 7,6 Prozent wurde das Darlehen
nicht in der gewünschten Höhe ausgereicht.
Keine flächendeckende Kreditklemme in Sicht
Die Befürchtungen, bei einem künftigen Kreditwunsch
leer auszugehen, sind damit nicht unbegründet. Immerhin sieben von zehn Unternehmen rechnen damit,
bei einem kommenden Kreditgesuch auf Widerstände
bei der Bank zu stoßen. Die meisten Schwierigkeiten
sehen derzeit Bauunternehmen (73,7 Prozent) sowie
Dienstleister (73,1 Prozent). Hoffnungsvoller gehen
Handelsunternehmen in die künftigen Kreditverhandlungen. Ein gutes Drittel dieser Betriebe (34,2 Prozent)
erwartet keine Schwierigkeiten.
Sieben von zehn rechnen
künftig mit Schwierigkeiten
Tab. 21: Künftige Auswirkungen der Finanzkrise
Verarb.
Gewerbe
Baugewerbe
Handel
Dienstleistung
Gesamt
Höhere Sicherheiten
18,0
25,7
18,9
23,3
21,3
steigende Zinsen
11,0
11,2
11,3
8,7
10,4
intensivere Prüfung
23,9
25,1
19,4
24,7
23,3
Ablehnung
6,3
5,0
3,2
3,6
4,5
Sonstiges
5,5
2,3
8,1
6,6
5,8
keine Schwierigkeiten
29,4
26,3
34,2
26,9
29,2
g
Angaben in % der Befragten. Rest: k.A.
Häufig ist es der Wunsch der Banken nach höheren
Sicherheiten, der den mittelständischen Unternehmen
Schwierigkeiten bereitet. Allerdings befürchtet auch
jeder Zwanzigste (4,5 Prozent), dass er gar keinen
Kredit mehr erhält. Im Verarbeitenden Gewerbe sind
diese Ängste mit 6,3 Prozent der Befragten am größten. Auch rechnen die Unternehmen mit einer intensiveren und längeren Prüfung des Kreditgesuchs. Für
die mittelständischen Unternehmen bedeutet das: die
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009
27
eigene Bonität positiv beeinflussen. Dazu kann ein
externes Rating beitragen, das die aktuellen Stärken
des Unternehmens hervorhebt und eventuelle
Schwachstellen in der internen Finanzierungsstruktur
aufdeckt. Für die Verhandlung mit externen Kapitalgebern ist ein Unternehmen so besser gerüstet.
5.2
Bisher kaum Auswirkungen
auf das Verhalten der Lieferanten
Lieferantenverhalten
Auf das Verhalten der Lieferanten haben Finanzmarktturbulenzen und Konjunkturabschwung bislang nur
wenige Auswirkungen. Knapp 82 Prozent der befragten mittelständischen Unternehmen haben keine Verhaltensänderungen bei ihren Lieferanten festgestellt.
Tatsächliche Anpassungen scheint es insbesondere
bei der Gewährung von Lieferantenkrediten gegeben
zu haben. So geben sieben Prozent der befragten Unternehmen an, dass Lieferanten kaum noch Kredite
gewähren. Hierunter haben Einzelhändler noch am
meisten zu leiden (9,5 Prozent).
Beim eigenen Verhalten der befragten Mittelständler ist
die Finanzkrise dagegen schon stärker angekommen.
Immerhin hat knapp die Hälfte (45,8 Prozent) der Betriebe zwischen Weser und Ems schon Anpassungen
bei Warenlieferungen an Kunden vorgenommen. Handel (50,9 Prozent) und Industrie (50,6 Prozent) stärker
als Baubetriebe (41,9 Prozent) und Dienstleister (39,6
Prozent). Insbesondere die Großhändler sind zu Verhaltensänderungen gezwungen.
Krise zwingt Mittelständler zu
ersten Anpassungen
Insgesamt werden Lieferantenkredite deutlich zögerlicher gewährt als noch vor einem Jahr – drohende Zahlungsausfälle und eigene Liquiditätsnöte zwingen die
Unternehmen, vorsichtiger zu werden. Um Unsicherheiten und Risiken zu vermeiden, stellt die mittelständische Wirtschaft in der Region vermehrte Anfragen
bei Auskunfteien (21,6 Prozent) und liefert nur noch an
bekannte und zuverlässige Geschäftspartner (16,1
Prozent).
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009
28
g
6
Der Wirtschaftsraum Weser-Ems in Zahlen
Der Wirtschaftsraum Weser-Ems nimmt innerhalb des
Bundeslandes Niedersachsen eine herausragende
Stellung ein. Nicht nur handelt es sich um eine flächenmäßig sehr große Region von nahezu 15.000 km²
mit knapp 2,5 Mio. Einwohnern. Auch der Unternehmenssektor zeugt von der großen Wirtschaftskraft des
Gebietes für den gesamten Norden Deutschlands. Die
Creditreform Wirtschaftsdatenbank zählt aktuell gut
99.000 wirtschaftsaktive Unternehmen und Gewerbebetriebe im Weser-Ems-Gebiet. Von diesen sind 11,9
Prozent im Bausektor angesiedelt, 12,5 Prozent der
Unternehmen gehören zur verarbeitenden Industrie.
Damit hat dieser Wirtschaftsbereich eine etwas geringere Bedeutung als im Bundesdurchschnitt. Stark vertreten sind dagegen Unternehmen aus dem Handel.
Während dieser Sektor bundesweit ein Gewicht von
gut 23 Prozent aufweist, sind in der Weser-EmsRegion fast 29 Prozent aller Betriebe im Kfz-, Einzeloder Großhandel tätig. Die überwiegende Mehrzahl der
Unternehmen sind allerdings, wie in der gesamtwirtschaftlichen Wirtschaftsstruktur auch, unternehmensnahe bzw. konsumnahe Dienstleister.
Mehr als 99.000 Betriebe
Abb. 3: Branchenstruktur
60,0
50,0
Weser-Ems
50,1
Deutschland
47,1
40,0
%
28,5
30,0
23,1
20,0
15,8
12,5
11,9
11,0
10,0
Quelle: Creditreform
0,0
Verarbeitendes
Gewerbe
Baugewerbe
Handel
Dienstleistungen
Hinsichtlich der Unternehmensgröße überwiegen in der
Region Betriebe, die lediglich einen Mitarbeiter beschäftigen (42 Prozent). Nur eine Minderheit der hiesigen Unternehmen weist eine Belegschaftsgröße von
mehr als 100 Personen auf. Eine solche Größenstruktur ist allerdings nichts Ungewöhnliches. Beim Vergleich der Betriebsgrößenstruktur zwischen dem We-
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009
29
ser-Ems-Gebiet und den Deutschlandwerten zeigen
sich jedoch zwei Abweichungen: Die erste betrifft
Kleinstbetriebe bis 5 Beschäftigte, deren Anteil in der
Weser-Ems-Region deutlich unter dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt liegt (78,8 gegenüber 82,9
Prozent). Ein Grund hierfür dürfte die geringere Zahl
an oftmals kleinteiligen Dienstleistungsunternehmen
sein. Der zweite Unterschied liegt im höheren Anteil
von Unternehmen der Größenklasse 6-20 Mitarbeiter –
meist Handwerksbetriebe und kleine familiengeführte
Mittelständler. Im Weser-Ems-Gebiet findet sich häufiger ein solches Unternehmen als im Bundesdurchschnitt.
Abb. 4: Größenstruktur
50,0
45,0
41,7
Weser-Ems
Deutschland
37,1 37,9
40,0
%
30,0
20,0
14,8
12,2
10,0
0,0
3,0 2,2
2,1 1,5
1,3 1,1
21 bis 40
Mitarbeiter
41 bis 100
Mitarbeiter
mehr als 100
Mitarbeiter
Quelle: Creditreform
1 Mitarbeiter
2 bis 5
Mitarbeiter
6 bis 20
Mitarbeiter
Anhand der dargestellten Betriebsgrößenstruktur lässt
sich bereits vermuten, dass die Unternehmer in der
Weser-Ems-Region im Schnitt mehr Mitarbeiter beschäftigen als im Bundesdurchschnitt. Während in
deutschen Unternehmen durchschnittlich 6,4 Mitarbeiter tätig sind, kommen die Betriebe zwischen Weser
und Ems auf 9,4 und damit drei mehr.
g
7
Zusammenfassung
Die Konjunkturlage der Unternehmen zwischen Weser
und Ems hat sich seit dem vergangenen Herbst deutlich verschlechtert. In der im Februar 2009 durchgeführten Creditreform Mittelstandsumfrage unter knapp
1.000 regionalen Unternehmen bewerteten nur 37,2
Prozent der Befragten die aktuelle Geschäftslage mit
den Noten gut oder sehr gut. Vor sechs Monaten verWirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009
30
gab knapp die Hälfte der befragten Betriebe (48,5 Prozent) solch gute Noten. 8,2 Prozent der mittelständischen Unternehmen berichteten von einem schlechten
Geschäftsverlauf – doppelt so viele wie im Herbst
2008.
Alle Hauptwirtschaftsbereiche sind von den Auswirkungen der internationalen Wirtschafts- und Finanzkrise betroffen. Die stärksten Belastungen müssen derzeit die mittelständischen Industrieunternehmen aushalten. Der Anteil der Unternehmen mit guten oder
sogar sehr guten Bewertungen zur Geschäftslage verringerte sich binnen sechs Monaten um rund 19 Prozentpunkte auf 37,2 Prozent. Gut jeder zehnte Betrieb
aus dem Verarbeitenden Gewerbe ist mit der Geschäftsentwicklung überhaupt nicht zufrieden.
In der lokalen Bauwirtschaft sowie im Handel, die
schon seit einiger Zeit unter der schwachen Binnenkonjunktur leiden, sind die Bewertungen der Unternehmen nicht so stark abgestürzt wie bei Industrieunternehmen. Der Anteil unzufriedener Baubetriebe ist
sogar leicht auf 7,8 Prozent zurückgegangen. Gleichwohl fallen auch hier die positiven Meldungen (36,9
Prozent) deutlich spärlicher als im Herbst 2008 (44,9
Prozent).
Die verschlechterte Stimmungslage der Unternehmen
im Weser-Ems-Raum spiegelt sich in der Umsatzentwicklung wider. Lediglich knapp ein Drittel der Unternehmen (31,8 Prozent) berichtet von Umsatzsteigerungen gegenüber dem Vorjahr. Im vergangenen
Herbst erreichte dieser Anteil noch 43,8 Prozent. 27,5
Prozent der Mittelständler mussten diesmal einen
Rückgang hinnehmen – zehn Prozentpunkte mehr als
vor sechs Monaten. Kräftige Umsatzeinbrüche sind vor
allem im Verarbeitenden Gewerbe (34,1 Prozent), aber
auch im Handelssektor (29,7 Prozent), zu verzeichnen.
Damit hat die weltweite Rezession vor allem exportorientierte Unternehmen stark in Mitleidenschaft gezogen.
2008 war für den Arbeitsmarkt noch einmal ein sehr
gutes Jahr. Daran hatten auch die mittelständischen
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009
31
Unternehmen aus dem Weser-Ems-Gebiet ihren Anteil. So überwiegt erneut der Anteil der Unternehmen,
die in den zurückliegenden Monaten neue Arbeitsplätze geschaffen haben. 23,6 Prozent und damit fast ein
Viertel der hiesigen Unternehmen haben die Belegschaft aufgestockt. Neue Stellen sind vor allem im
Dienstleistungssektor entstanden. Den geringsten Zuwachs gab es im Bau. Ein Wirtschaftsbereich musste
allerdings per Saldo schon 2008 einen Stellenabbau
vermelden: das Verarbeitende Gewerbe. Jeder Vierte
(25,1 Prozent) hat die Belegschaft innerhalb der letzten
zwölf Monate verkleinert, nur 22,5 Prozent haben aufgestockt. Insgesamt ist jeder fünfte Mittelständler (19,1
Prozent) mit weniger Mitarbeitern auskommen.
Nachdem die Einschätzungen der hiesigen Unternehmen zu Umsatz- und Ertragszahlen noch weitgehend
zufriedenstellend ausfielen, fallen die Erwartungen für
die kommenden Monate deutlich negativer aus. Anders
als noch im vergangenen Herbst überwiegt diesmal die
Zahl der Unternehmen, die mit Umsatz- bzw. Ertragsrückgängen rechnen. So geht ein Viertel der regionalen Betriebe (25,3 Prozent) von einem Umsatzminus
aus, lediglich 17,3 Prozent erwarten einen Umsatzanstieg. Pessimistische Einschätzungen sind vor allem im
Verarbeitenden Gewerbe (30,2 Prozent) und im Handel (28,8 Prozent) vorherrschend.
Die schlechten Auftrags- und Umsatzperspektiven färben auf die Personalplanungen und die Investitionsabsichten der Unternehmen ab. Zwar wird es auch in
Zukunft Neueinstellungen bei den regionalen Mittelständlern geben. Allerdings möchte nur jeder neunte
Betrieb (11,4 Prozent) zusätzliches Personal einstellen. Vor einem halben Jahr erreichte diese Quote noch
15,1 Prozent. Ein Siebtel der Mittelständler (16,1 Prozent) wird mit weniger Personal auskommen. Insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe drohen weitere
Entlassungen. Auch bei ihren Investitionsplanungen
sind die Unternehmen zwischen Weser und Ems vorsichtig. Trotz der rasant verschlechternden Konjunkturdaten möchten aber knapp 45 Prozent der Mittelständler ein Investitionsvorhaben auf den Weg bringen.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009
32
Als ein zusätzlicher Belastungsfaktor für die mittelständische Wirtschaft erweisen sich die deutlichen
Verschärfungen beim Kapitalzugang. Drei von zehn
Unternehmen (29,3 Prozent) berichten, dass sich die
Finanzierungsbedingungen in den zurückliegenden
Monaten verschärft haben. Insbesondere der Bau
(31,3 Prozent) und Dienstleistungsunternehmen (33,8
Prozent) haben unter den härteten Kreditbedingungen
zu leiden. Zwar ist eine flächendeckende Kreditklemme
im Weser-Ems-Mittelstand nicht festzustellen. Allerdings achten die Banken stärker als in der Vergangenheit auf die Bonität des Schuldners. Das spüren die
Unternehmen: Jeder zwanzigste Kreditantrag (4,6 Prozent) wird nicht bewilligt.
g
8
Basis der Untersuchung
Die in der Studie verwendeten Daten wurden im Februar 2009 mittels einer schriftlichen Befragung von
kleinen und mittleren Unternehmen im Weser-EmsGebiet erhoben. Der betrachtete Wirtschaftsraum umfasst die folgenden Landkreise und kreisfreien Städte:
Ammerland, Aurich, Cloppenburg, Emsland, Friesland,
Grafschaft Bentheim, Leer, Landkreis Oldenburg,
Landkreis Osnabrück, Vechta, Wesermarsch, Wittmund, Delmenhorst, Emden, Stadt Oldenburg, Stadt
Osnabrück und Wilhelmshaven.
Die hierbei verwendete Definition des Mittelstandes
schließt sich der überwiegenden wissenschaftlichen
Lehre an, die auf die Mitarbeiterzahl abstellt (nicht
mehr als 500 Beschäftigte) und eine Umsatzgröße von
höchstens 50 Mio. Euro zulässt. Entscheidend für die
Zugehörigkeit eines Unternehmens zum Mittelstand ist
ferner die „Personaleinheit“ von Geschäftsführer und
Inhaber.
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Tab. 22: Anzahl der befragten Unternehmen
g
Verarbeitendes Gewerbe
255
Bau
179
Handel
222
Dienstleistungen
275
Gesamt
931
Tab. 23: Sitz des Unternehmens
g
VC Osnabrück
VC Nordhorn
VC Leer
VC Oldenburg
VC Bremen
Tab. 24: Anzahl der Beschäftigten
g
1–
5 Personen
173
6 – 10 Personen
153
11 – 20 Personen
197
21 – 50 Personen
196
51 – 100 Personen
94
101 – 250 Personen
69
mehr als 250 Personen
47
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Osnabrück, 26. März 2009
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