Der Wirtschaftsraum Weser-Ems

Transcription

Der Wirtschaftsraum Weser-Ems
Der Wirtschaftsraum
Weser-Ems
Wirtschaftslage
und Finanzierung
Frühjahr 2011
Eine Untersuchung
von Creditreform Bremen,
Leer, Oldenburg,
Osnabrück und Nordhorn
g Vorwort
Innerhalb eines Jahres kann sich viel verändern. Sprachen die Konjunkturexperten Anfang 2010 noch von einem zaghaften Aufschwung, kommt mittlerweile kaum noch jemand
um den Begriff „Konjunkturboom“ herum. Deutschlands Unternehmen sind gestärkt aus
der größten Krise seit Bestehen der Bundesrepublik hervorgegangen. Nahezu alle Bereiche der Wirtschaft, vom großen Industriekonzern bis zum regionalen Mittelständler, partizipieren an der wirtschaftlichen Erholung – auch weil die Unternehmen in den letzten Jahren ihre Hausaufgaben gemacht haben. Kräftige Auftrags- und Umsatzzuwächse und eine
rege Investitionstätigkeit sprechen eine deutliche Sprache. Wie sieht es aber mit der Geschäftsentwicklung vor Ort aus? Hat auch die hiesige Wirtschaft den Turnaround geschafft? Und welche Unterschiede gibt es in der lokalen Unternehmensentwicklung?
Für den Westen Niedersachsens gibt die vorliegende Studie „Der Wirtschaftsraum WeserEms – Wirtschaftslage und Finanzierung Frühjahr 2011“ Antwort auf diese Fragen. Mit
dieser Untersuchung verbindet Creditreform zwei Kompetenzen miteinander: die lokale,
operative Geschäftstätigkeit im Auskunfts- und Inkassobereich mit einer umfassenden
Wirtschaftsdatenbank regional ansässiger Firmen.
An dieser Studie beteiligten sich fast 1.000 mittelständische Betriebe, die ihren Firmensitz
im Raum Weser-Ems haben. Diese Unternehmen produzieren hier Produkte und Dienstleistungen für den heimischen Bedarf und den Weltmarkt, sie schaffen Arbeitsplätze vor
Ort und tragen wesentlich zur Stärkung der regionalen Wirtschaftsleistung bei. Die Teilnahmebereitschaft dieser Unternehmen hat diese Studie erst möglich gemacht und dafür
möchten wir uns herzlich bei allen Befragten bedanken. Auf diese Weise haben Sie uns
interessante Einblicke in den bedeutenden Wirtschaftsraum Weser-Ems gewährt.
Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen
Rolf Unger
Geschäftsführer Creditreform Osnabrück
VORWORT
3
1
EINLEITUNG
5
2
DIE AKTUELLE KONJUNKTURELLE SITUATION
5
2.1
2.2
2.3
3
3.1
3.2
3.3
4
4.1
4.2
4.3
GESCHÄFTSLAGE
UMSATZENTWICKLUNG
AKTUELLE PERSONALSITUATION
ERWARTUNGEN FÜR 2011
UMSATZERWARTUNGEN
PERSONALPLANUNGEN
INVESTITIONSBEREITSCHAFT
FINANZIERUNG DES MITTELSTANDES
ERTRAGSSITUATION
EIGENKAPITAL
INSOLVENZENTWICKLUNG
5
7
9
11
11
13
15
16
16
19
20
5
DECKUNG DES FACHKRÄFTEBEDARFS
22
6
ZUSAMMENFASSUNG
24
7
DER WIRTSCHAFTSRAUM WESER-EMS IN ZAHLEN
28
8
BASIS DER UNTERSUCHUNG
30
g
1
Einleitung
Die deutsche Wirtschaft hat ein beispielloses Aufschwungjahr hinter sich, und auch die Aussichten für
2011 sind ausgesprochen gut. Noch immer steht die
Konjunkturlokomotive Deutschland unter Dampf. Gilt
das auch für die mittelständische Wirtschaft im Weser-Ems-Gebiet? Konnten die Unternehmen in der
Region die Rezessionsfolgen in Form geschrumpfter
Kapitalrücklagen und erschwerter Finanzierung mittlerweile überwinden? Und welchen Konjunkturrisiken
stehen die kleinen und mittleren Unternehmen derzeit
gegenüber?
g
2
2.1
Der Aufschwung geht ins
zweite Jahr
Die aktuelle konjunkturelle Situation
Geschäftslage
Die Unternehmen zwischen Weser und Ems sind in
bester Stimmung. Gut die Hälfte der befragten Mittelständler aus der Region (56,1 Prozent) bewertet die
derzeitige Geschäftslage mit den Noten „sehr gut“ oder
„gut“. Damit sind die Bewertungen deutlich besser
ausgefallen als im Frühjahr 2010. Damals antworteten
nur 38,3 Prozent der Befragten auf die Frage nach der
aktuellen Geschäftslage mit „sehr gut“ oder „gut“. Der
Anteil der Unternehmen, die von einer schlechten Geschäftslage sprechen, hat sich gegenüber dem Vorjahr
von 7,7 auf 3,1 Prozent verringert. Der Saldo aus positiven und negativen Äußerungen verbessert sich folglich von 30,6 Punkten im Vorjahr auf 53,0 Punkte.
Kräftige Stimmungsaufhellung in Weser-Ems
Tab. 1: Aktuelle Geschäftslage
g
Weser-Ems-
Deutschland
Gebiet
sehr gut – gut
56,1 (38,3)
53,0 (34,3)
befriedigend – ausreichend
40,1 (52,5)
42,4 (54,5)
mangelhaft – ungenügend
3,1 ( 7,7)
3,8 (10,8)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Im Vergleich mit der zeitgleich durchgeführten bundesweiten Konjunkturumfrage zeigen sich kaum Unter-
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2011
5
schiede in den Einschätzungen der Unternehmen. Insgesamt bewerten die Unternehmen im Weser-EmsGebiet ihre Geschäftslage etwas besser als der Durchschnitt Deutschlands.
Aufschwung kommt in allen
Sektoren an – deutliche Verbesserung im Handel
Der Blick auf die Entwicklung in den vier Hauptwirtschaftsbereichen zeigt, dass der Aufschwung in der
gesamten Breite des regionalen Mittelstandes angekommen ist. Besonders viele positive Meldungen gibt
es mit 57,6 Prozent bzw. 57,5 Prozent im Handel sowie im Dienstleistungssektor. Kaum schlechter bewerten das Verarbeitende Gewerbe sowie das Baugewerbe im Weser-Ems-Gebiet ihre derzeitige Lage, wo immerhin 54,5 bzw. 53,1 Prozent der Befragten die Note
„gut“ oder „sehr gut“ vergeben. Die Zahl der Unternehmen, die sich unzufrieden äußerten, ist in sämtlichen Wirtschaftsbereichen deutlich zurückgegangen.
Besser als vor Jahresfrist ist die Stimmungslage vor
allem im Handel. Nachdem sich im vergangenen Frühjahr nur 30,1 Prozent der befragten Handelsbetriebe
mit der Geschäftslage sehr zufrieden zeigten, sind es
in diesem Jahr bereits 57,6 Prozent – ein Sprung um
27,5 Prozentpunkte innerhalb eines Jahres. Im Dienstleistungssektor erhöhte sich der Anteil der positiven
Konjunkturmeldungen um 12,5 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr, im Baugewerbe um 15,9 Prozentpunkte und im Verarbeitenden Gewerbe um 16,4 Prozentpunkte.
Tab. 2: Geschäftslage in den Hauptwirtschaftsbereichen
g
sehr gut
und gut
befriedigend
und
ausreichend
mangelhaft
und
ungenügend
Verarb. Gewerbe
54,5 (38,1)
41,4 (52,6)
3,7 (8,9)
Bau
53,1 (37,2)
44,1 (55,6)
2,3 (6,0)
Handel
57,6 (30,1)
39,1 (58,8)
3,2 (9,2)
Dienstleistungen
57,5 (45,0)
38,1 (45,3)
3,0 (7,1)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Je größer ein Unternehmen ist, desto besser bewerten
die Befragten ihre aktuelle Geschäftslage. So vergeben im Größensegment „mehr als 250 Mitarbeiter“ naWirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2011
6
hezu zwei Drittel der befragten Betriebe ein „sehr gut“
oder „gut“, während sich kleinere Unternehmen mit
maximal 20 Beschäftigten nur zu 53,1 Prozent positiv
äußerten. Gleichwohl sind auch in diesem Bereich der
mittelständischen Wirtschaft die Noten merklich besser
ausgefallen als im vergangenen Frühjahr. Damals hatten nur 38,6 Prozent der kleineren Betriebe eine sehr
gute oder gute Note vergeben.
Tab. 3: Geschäftslage nach Betriebsgröße
g
sehr gut
und gut
befriedigend
und
ausreichend
mangelhaft
und
ungenügend
bis 20 Mitarbeiter
53,1 (38,6)
41,9 (52,0)
4,3 (8,8)
21-50 Mitarbeiter
58,0 (41,0)
39,8 (49,5)
2,2 (6,9)
51-250 Mitarbeiter
61,1 (36,7)
37,3 (57,2)
1,1 (6,0)
mehr als 250
65,9 (32,0)
31,8 (60,0)
2,3 (8,0)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahr
Sehr große Mittelständler sind in diesem Frühjahr deutlich zufriedener: Noch vor einem Jahr lag der Anteil der
Positivmeldungen hier bei nur 32,0 Prozent, diesmal ist
dieser Anteil doppelt so groß. Die zweitbesten Noten
werden im mittleren Unternehmenssegment von 51 bis
250 Mitarbeitern vergeben. Nachdem im Frühjahr 2010
nur 36,7 Prozent der Befragten von einer guten oder
sogar sehr guten Geschäftslage sprachen, sind es in
diesem Frühjahr schon 61,1 Prozent.
2.2
Große Mittelständler vergeben die besten Noten
Umsatzentwicklung
Die Umsatzkurve der Unternehmen zwischen Weser
und Ems zeigt steil nach oben. Jedes dritte Unternehmen (32,0 Prozent) konnte innerhalb der zurückliegenden Monate den Umsatz ausweiten. Vor einem Jahr
gelang das nur halb so vielen Unternehmen, nämlich
16,8 Prozent. Ein Umsatzminus mussten 18,0 Prozent
der Befragten hinnehmen, nachdem das im vergangenen Frühjahr noch bei 35,0 Prozent der Unternehmen
der Fall war. Somit verbessert sich der Saldo aus Unternehmen mit einem Umsatzanstieg und solchen mit
einem Umsatzrückgang von minus 18,2 Punkten auf
plus 14,0 Punkte.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2011
Unternehmen mit Umsatzplus
in der Überzahl
7
Tab. 4: Umsatzentwicklung
g
Weser-Ems-
Deutschland
Gebiet
gestiegen
32,0 (16,8)
32,7 (19,4)
stabil
48,8 (46,3)
46,6 (42,1)
gesunken
18,0 (35,0)
19,5 (37,7)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Großhandel ist der Treiber
der verbesserter Umsatzlage
im Handel
In allen Wirtschaftsbereichen berichten die Unternehmen von Verbesserungen beim Umsatz. Vor allem der
regionale Handel scheint kräftig am Aufschwung teilzuhaben. So melden mittlerweile 38,6 Prozent der befragten Handelsbetriebe aus dem Weser-Ems-Gebiet
einen Umsatzanstieg. Im Vorjahr gelang das nur 17,3
Prozent der Händler. Dabei ist allerdings zwischen
Groß- und Einzelhandel zu unterscheiden. Im Großhandel berichten deutlich mehr Betriebe (44,0 Prozent
der Befragten) von einer verbesserten Umsatzlage als
im Einzelhandel (31,6 Prozent der Befragten). Umsatzeinbußen hatten im Wirtschaftszweig Handel nur
noch 15,5 Prozent der Befragten zu verkraften, nachdem das im Frühjahr 2010 noch bei 40,3 Prozent der
Handelsunternehmen der Fall war.
Tab. 5: Umsatzentwicklung in den Hauptwirtschaftsbereichen
g
gestiegen
stabil
gesunken
Verarb. Gewerbe
35,7 (19,5)
43,4 (47,0)
20,1 (31,1)
Bau
12,4 ( 9,0)
59,9 (40,6)
26,6 (49,6)
Handel
38,6 (17,3)
45,5 (40,3)
15,5 (40,3)
Dienstleistungen
35,5 (19,9)
50,5 (54,3)
12,5 (23,9)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Industrie mit Licht und Schatten
Auch die Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe
sind mit der Umsatzentwicklung in den zurückliegenden Monaten sehr zufrieden, und es werden überwiegend positive Umsatzmeldungen registriert. 35,7 Prozent der Befragten schafften einen Umsatzanstieg
(Vorjahr: 19,5 Prozent). Der Anteil der Unternehmen,
die unter Umsatzeinbußen zu leiden hatten, verringerte
sich binnen eines Jahres von einem Drittel (31,1 Pro-
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2011
8
zent) auf ein Fünftel (20,1 Prozent). Innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes weisen Eisen- und Metallverarbeitung, Maschinenbau sowie Chemie einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Umsatzsteigerungen
auf. Deutlich schlechter stellt sich die Umsatzlage in
der Konsumgüterwirtschaft dar. Hier mussten die Unternehmen überwiegend Umsatzeinbußen verkraften.
Am Bau ist der Anteil der Unternehmen, denen Umsatzsteigerungen gelangen, aufgrund von Saisoneffekten geringer als in den übrigen Wirtschaftszweigen.
Nur ein Achtel der befragten Baufirmen (12,4 Prozent)
konnte im Verlauf des zurückliegenden Winterhalbjahres den Umsatz ausweiten. Immerhin ist hierbei eine
leichte Verbesserung gegenüber 2010 festzustellen,
als weniger als jeder Zehnte (9,0 Prozent) ein Umsatzplus angab. Auch innerhalb des Bausektors gibt es
Unterschiede. Während im Ausbaugewerbe immerhin
jedem siebten Betrieb (14,6 Prozent) ein Umsatzanstieg gelang, schafften das innerhalb des Bauhauptgewerbes nur 10,5 Prozent der Betriebe. Dass aber
auch der Bausektor von der Wirtschaftserholung profitiert, zeigt sich am deutlich rückläufigen Anteil an Umsatzeinbußen. Nachdem im Frühjahr 2010 noch jedes
zweite Bauunternehmen aus der Region (49,6 Prozent)
über Umsatzrückgänge klagte, sind es in diesem Jahr
nur 26,6 Prozent.
Im Bereich Dienstleistungen konnte gut ein Drittel der
Befragten (35,5 Prozent) den Umsatz ausweiten. In der
letztjährigen Umfrage hatte das nur jeder fünfte
Dienstleister (19,9 Prozent) behauptet. Zudem ging
auch im Dienstleistungssektor der Anteil der Unternehmen zurück, die Umsatzeinbußen hinnehmen
mussten; und zwar von einem Viertel (23,9 Prozent) im
Vorjahr auf ein Achtel (12,5 Prozent) im Frühjahr 2011.
2.3
Im Winterhalbjahr nur wenige
Umsatzsteigerung am Bau
Dienstleister mit den wenigsten Umsatzeinbußen
Aktuelle Personalsituation
Der wirtschaftliche Aufschwung sorgt in der mittelständischen Wirtschaft in der Region Weser-Ems für einen
steigenden Personalbedarf. 27,1 Prozent der Unternehmen haben in den zurückliegenden Monaten Neueinstellungen getätigt und weisen damit einen höheren
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2011
9
Mittelstand mit positiver Beschäftigungswirkung für die
Region
Beschäftigtenstand auf als im letzten Herbst. Nur in
11,1 Prozent der befragten Unternehmen sind derzeit
weniger Mitarbeiter beschäftigt als sechs Monate zuvor. Noch im vergangenen Frühjahr hatten 17,6 Prozent der Mittelständler zwischen Weser und Ems ihren
Personalbestand verkleinern müssen. Der Saldo aus
Neueinstellungen und Entlassungen zeigt ein positives
Vorzeichen und verdeutlicht so den Beschäftigungsbeitrag des Mittelstandes für die Region.
Tab. 6: Personalbestand
g
Weser-Ems-
Deutschland
Gebiet
aufgestockt
27,1 (18,7)
24,3 (15,0)
unverändert
61,5 (62,6)
63,6 (63,7)
verkleinert
11,1 (17,6)
11,1 (20,9)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Vollzeitkräfte sind gefragt
Verstärkt haben sich die kleinen und mittleren Unternehmen meist mit sozialversicherungspflichtigen Vollzeitkräften. In 84,4 Prozent der Unternehmen sind solche Stellen entstanden. Flexible Beschäftigungsverhältnisse wie Teilzeitkräfte und Mini-Jobs spielen im
Mittelstand nur eine untergeordnete Rolle. Dabei haben immerhin 13,5 Prozent der Unternehmen mehr als
fünf neue Mitarbeiter eingestellt; gut die Hälfte der Unternehmen (51,2 Prozent), die einen Personalzuwachs
melden, stockten um zwei bis fünf Arbeitskräfte auf.
Jeder Dritte (35,3 Prozent) hat lediglich um eine Stelle
erhöht.
Tab. 7: Anzahl neu geschaffener Stellen im Mittelstand
g
Weser-Ems-Gebiet
1 Stelle
35,3
2 bis 5 Stellen
51,2
mehr als 5 Stellen
13,5
Angaben in % der Befragten, Rest o. A.
Kräftig aufgestockt haben Unternehmen aus dem Verarbeitenden
Gewerbe
sowie
die
heimischen
Dienstleister. So haben jeweils drei von zehn Unter-
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2011
10
nehmen aus der Industrie (29,9 Prozent) und dem
Dienstleistungssektor (29,7 Prozent) im Verlauf der
letzten sechs Monate die Mitarbeiterzahl erhöht. Das
ist ein deutlich höherer Anteil als in der Vorjahresbefragung, als im Dienstleistungsgewerbe 22,0 Prozent
und im Verarbeitenden Gewerbe nur 18,5 Prozent der
Befragten Aufstockungen vornahmen. Einschnitte beim
Personal mussten 8,8 Prozent der Dienstleister (Vorjahr: 16,1 Prozent) und 11,9 Prozent der produzierenden Unternehmen (Vorjahr: 17,5 Prozent) vornehmen.
Kräftiges Beschäftigtenplus
in Industrie und Dienstleistungssektor
Tab. 8: Personalbestand in den Hauptwirtschaftsbereichen
g
aufgestockt
unverändert
verkleinert
Verarb. Gewerbe
29,9 (18,5)
58,2 (62,3)
11,9 (17,5)
Bau
23,2 (14,1)
59,3 (62,4)
17,5 (22,2)
Handel
23,6 (18,6)
68,2 (65,5)
8,2 (15,5)
Dienstleistungen
29,7 (22,0)
61,2 (60,9)
8,8 (16,1)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Selbst am Bau, wo im Winterhalbjahr häufig ein geringerer Personalbestand besteht, sind in den zurückliegenden Monaten neue Stellen entstanden. Knapp ein
Viertel der Baubetriebe (23,6 Prozent) erhöhte die Mitarbeiterzahl, während 17,5 Prozent Kürzungen am
Personalbestand vornahmen. Im Handel weist ebenfalls knapp jedes vierte Unternehmen (23,6 Prozent)
mehr Mitarbeiter auf.
g
3
3.1
Neue Jobs auch am Bau
Erwartungen für 2011
Umsatzerwartungen
Die Unternehmen im Weser-Ems-Gebiet gehen sehr
optimistisch in das diesjährige Sommerhalbjahr. Fast
die Hälfte der befragten Betriebe (47,6 Prozent) rechnet mit Umsatzzuwächsen. Das ist ein deutlich höherer
Wert als im Frühjahr 2010, als sich gut ein Drittel der
Mittelständler (34,8 Prozent) zuversichtlich zeigte. Ein
Umsatzminus befürchten diesmal nur 6,6 Prozent der
Befragten. Im letzten Frühjahr hatten noch 13,8 Prozent mit einem Umsatzrückgang gerechnet. Auch gegenüber der bundesweiten Umfrage sind die mittelständischen Firmen in der Region zuversichtlicher. Im
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2011
Umsatzerwartungen:
Optimisten bauen Mehrheit
aus
11
Deutschlandschnitt erwarten 43,9 Prozent der Unternehmen steigende Umsätze, 7,1 Prozent befürchten
ein Umsatzminus.
Tab. 9: Umsatzerwartungen
g
Weser-Ems-
Deutschland
Gebiet
steigend
47,6 (34,8)
43,9 (31,0)
stabil
45,2 (49,7)
47,1 (50,0)
6,6 (13,8)
7,1 (17,5)
sinkend
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Verarbeitendes Gewerbe am
zuversichtlichsten
In allen Hauptwirtschaftsbereichen ist der Optimismus
groß. Den höchsten Anteil an zuversichtlichen Umsatzprognosen weist mit 52,0 Prozent der Befragten
das Verarbeitende Gewerbe auf, gefolgt vom Handel
mit 48,6 Prozent. Dabei sind es ebenfalls die Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe, die ihre
Umsatzerwartungen deutlich nach oben angepasst
haben, denn im Vorjahr hatten nur 29,1 Prozent der
Unternehmen aus diesem Wirtschaftszweig die künftige Umsatzentwicklung positiv eingeschätzt. Mit einem
Umsatzminus in den kommenden Monaten rechnen im
Bau 8,5 Prozent der Befragten, im Dienstleistungssektor 6,2 Prozent, im Verarbeitenden Gewebe 5,7 Prozent und im Handel 5,5 Prozent.
Tab. 10: Umsatzerwartungen in den Hauptwirtschaftsbereichen
g
steigend
stabil
sinkend
Verarb. Gewerbe
52,0 (29,1)
41,8 (53,0)
5,7 (15,6)
Bau
45,2 (38,9)
46,3 (44,9)
8,5 (15,4)
Handel
48,6 (35,0)
45,9 (48,2)
5,5 (14,6)
Dienstleistungen
45,8 (36,6)
47,3 (51,2)
6,2 (10,9)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Der Blick in die einzelnen Branchen zeigt noch einmal
ein differenziertes Bild der Umsatzerwartungen im Mittelstand. So zeichnen sich die Betriebe aus der Metallverarbeitung durch einen überdurchschnittlichen Optimismus aus; 61,8 Prozent der Befragten aus diesem
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2011
12
Wirtschaftszweig rechnen mit einem steigenden Umsatz. Ebenfalls sehr zuversichtlich blicken mittelständische Betriebe aus dem Maschinenbau (56,1 Prozent)
nach vorn, sowie Unternehmen aus dem Bereich Elektrotechnik (55,2 Prozent). Diese Branchen profitieren
durch ihren höheren Exportanteil von der Auslandsnachfrage.
Das gilt auch für den Großhandel, dessen Umsatzerwartungen optimistischer sind als beim auf die Binnenwirtschaft fokussierten Einzelhandel. Während im
Großhandel immerhin 57,6 Prozent der Betriebe Umsatzsteigerungen erwarten, liegt dieser Prozentanteil
im Einzelhandel nur bei 36,8 Prozent. Auch am Bau
zeigt sich eine Zweiteilung: Dabei gehen die Betriebe
aus dem Bauhauptgewerbe mit einem Prozentanteil
der Umsatzoptimisten von 50,0 Prozent zuversichtlicherer in die kommenden Monate als Ausbaubetriebe,
wo dieser Anteil nur 36,8 Prozent beträgt.
3.2
Metall und Elektro, Maschinenbau und Großhandel profitieren vom Export
Personalplanungen
Die mittelständischen Unternehmen zwischen Weser
und Ems werden auch in den kommenden Monaten für
positive Effekte auf dem regionalen Arbeitsmarkt sorgen. Jeder vierte Befragte (25,3 Prozent) möchte zusätzliche Arbeitskräfte einstellen, während nur 4,1 Prozent der Betriebe Stellen streichen werden. Die überwiegende Mehrzahl, nämlich 70,2 Prozent der Unternehmen wird die Mitarbeiterzahl unverändert lassen.
Damit hat sich die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen gegenüber dem Vorjahr noch einmal erhöht.
Im Frühjahr 2010 hatten 17,9 Prozent der Befragten
Neueinstellungen auf der Agenda, 6,4 Prozent der Unternehmen planten mit weniger Arbeitskräften.
Weiterer Personalbedarf im
Mittelstand
Tab. 11: Personalplanungen
g
Weser-Ems-
Deutschland
Gebiet
aufstocken
25,3 (17,9)
25,2 (18,2)
unverändert
70,2 (73,9)
68,5 (70,5)
verkleinern
4,1 ( 6,4)
4,7 (10,4)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2011
13
Neue Jobs in allen Wirtschaftsbereichen geplant
Einstellungsbereitschaft im
Verarbeitenden Gewerbe und
Handel stark gestiegen
Mehr Personal wird in allen Wirtschaftsbereichen benötigt. So wollen 27,5 Prozent der Dienstleister und
27,0 Prozent der Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe in den nächsten Monaten zusätzliche
Mitarbeiter einstellen. Mit 26,0 Prozent liegt dieser Anteil im Baugewerbe nur wenig niedriger. Die Händler
zeigen sich bei ihren weiteren Personalplanungen etwas zurückhaltender. Gleichwohl will jedes fünfte Unternehmen (20,9 Prozent) aus diesem Wirtschaftszweig die Mitarbeiterzahl in den kommenden Monaten
aufstocken. Einen Personalabbau haben nur 0,9 Prozent der Handelsbetriebe vorgesehen.
Deutlich mehr Arbeitskräfte als im Frühjahr 2010 werden voraussichtlich im Verarbeitenden Gewerbe gebraucht. Vor Jahresfrist wollten 16,9 Prozent der Befragten aus diesem Wirtschaftszweig die Mitarbeiterzahl aufstocken, diesmal sind es rund zehn Prozentpunkte mehr. Das gilt auch für den Handel. Hier hat
sich der Anteil der Unternehmen, die einen Personalzuwachs planen, gegenüber der Vorjahresbefragung in
etwa verdoppelt (plus 10,3 Prozentpunkte).
Tab. 12: Personalplanungen in den Hauptwirtschaftsbereichen
g
aufstocken
unverändert
verkleinern
Verarb. Gewerbe
27,0 (16,9)
66,8 (71,2)
5,3 (9,3)
Bau
26,0 (18,4)
69,5 (75,2)
4,5 (5,1)
Handel
20,9 (10,6)
78,2 (82,3)
0,9 (5,8)
Dienstleistungen
27,5 (23,9)
67,0 (69,3)
5,1 (5,0)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Tab. 13: Personalplanungen nach Unternehmensgröße
g
aufstocken
unverändert
verkleinern
bis 20 Mitarbeiter
21,5 (15,3)
74,8 (77,2)
3,3 ( 6,1)
21 bis 50 Mitarbeiter
29,8 (24,5)
67,4 (68,6)
2,8 ( 5,4)
51 bis 250 Mitarbeiter
30,3 (18,1)
64,3 (73,0)
4,9 ( 6,9)
mehr als 250 Mitarbeiter
31,8 (12,0)
52,3 (68,0)
15,9 (16,0)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A.; ( ) = Vorjahresangaben.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2011
14
Unterteilt nach Unternehmensgröße zeigen vor allem
große Mittelständler eine hohe Einstellungsneigung.
31,8 Prozent der Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten planen in den kommenden Monaten mit
zusätzlichem Personal, während in kleineren Firmen
der Region das nur bei 21,5 Prozent der Befragten der
Fall ist. Allerdings werden in großen Unternehmen
wohl auch mehr Stellen gestrichen. So steht bei 15,9
Prozent der Unternehmen, die derzeit mehr als 250
Mitarbeiter beschäftigen, ein Personalbbau auf der
Agenda. Bei kleineren Unternehmen ist die Mitarbeiterfluktuation weitaus geringer. Rund drei Viertel der Unternehmen mit maximal 20 Angestellten wollend die
Belegschaft unverändert lassen. Deutlich wird dies
auch im Vergleich mit dem Vorjahr.
3.3
Große Mittelständler mit hoher Mitarbeiterfluktuation
Investitionsbereitschaft
Die
Investitionsbereitschaft
der
Weser-EmsUnternehmen hat sich weiter erhöht. Nachdem im
Frühjahr 2010 noch 47,5 Prozent der befragten Unternehmen ein Investitionsvorhaben planten, sind es ein
Jahr später schon fast 50 Prozent.
Tab. 14: Investitionsbereitschaft in den Hauptwirtschaftsbereichen
g
investitionsbereite
Betriebe
Verarbeitendes Gewerbe
55,3 (52,3)
Bau
42,4 (44,4)
Handel
46,4 (41,6)
Dienstleistungen
53,8 (49,1)
Weser-Ems insgesamt
49,9 (47,5)
Deutschland
53,4 (44,3)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Besonders die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes (55,3 Prozent) und Dienstleister (53,8 Prozent)
zeigen sich überdurchschnittlich investitionsfreudig.
Aber im Wirtschaftsbereich Handel hat sich der Anteil
der investierenden Unternehmen im Vergleich zum
Vorjahr erhöht – um immerhin 4,8 Prozentpunkte. Im
Bau hat dagegen die Investitionsbereitschaft um zwei
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2011
15
Prozentpunkte auf 42,4 Prozent abgenommen. Insgesamt bleiben die Investitionsaktivitäten der regionalen
Wirtschaft leicht hinter dem Bundesdurchschnitt zurück. Deutschlandweit planen 53,4 Prozent der Befragten Investitionen in neue Maschinen und Ausrüstungen.
Investitionsbereitschaft im
Verarbeitenden Gewerbe am
höchsten
Traditionell investieren größere Unternehmen häufiger
und mehr. So ist es auch in diesem Jahr. Während nur
34,8 Prozent der Unternehmen mit bis zu fünf Beschäftigten und 37,3 Prozent der Unternehmen zwischen 11
und 20 Beschäftigten ein Investitionsvorhaben planen,
sind es bei den Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern 86,4 Prozent und bei Unternehmen zwischen
101 und 250 Beschäftigten immerhin noch 74,1 Prozent.
g
4
4.1
Ertragsentwicklung: Jeder
Vierte im Plus
Finanzierung des Mittelstandes
Ertragssituation
Die Ertragslage hat sich im Zuge der wirtschaftlichen
Erholung aufgehellt. Rund ein Viertel der befragten
Unternehmen (24,2 Prozent) berichtet von Verbesserungen. Dieser Anteilswert hat sich gegenüber dem
Vorjahr um fast zehn Prozentpunkte erhöht. Deutlich
zurückgegangen ist demgegenüber der Anteil der Unternehmen, die ein Ertragsminus verzeichnen. Nachdem das im Vorjahr bei jedem Dritten der Fall war,
melden in diesem Jahr nur noch 22,6 Prozent der Betriebe Ertragseinbußen. Der Saldo aus Ertragssteigerungen und –rückgängen rückt damit knapp in den
Plusbereich vor, der ein Übergewicht an Zuwachsmeldungen anzeigt.
Tab. 15: Ertragslage
g
Weser-Ems-Gebiet
Deutschland
gestiegen
24,2 (14,7)
22,9 (14,9)
stabil
51,9 (50,5)
51,6 (41,8)
gesunken
22,6 (33,3)
24,1 (42,5)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2011
16
Vergleichsweise wenige Unternehmen mit Ertragszuwächsen gibt es noch im Baugewerbe. Hier erreichten
nur neun Prozent der Befragten einen Gewinnanstieg
im Vergleich zum letzten Herbst. Das hat allerdings
weitgehend saisonale Gründe, da die Ertragslage am
Bau während des Winterhalbjahres unter der Flaute
leidet. Immerhin geben deutlich weniger Baubetriebe
ein Ertragsminus zu Protokoll als im Vorjahr. Nachdem
im Frühjahr 2010 noch 45,3 Prozent der Baufirmen von
Ertragsrückgängen sprachen, ist das ein Jahr später
nur noch bei 30,5 Prozent der Befragten der Fall.
Eine merkliche Verbesserung der Ertragslage melden
die Unternehmen aus dem Dienstleistungssektor. Vor
einem Jahr verzeichneten 16,5 Prozent dieser Unternehmen einen Gewinnanstieg, diesmal sind es 31,1
Prozent. Das ist der höchste Wert aller vier Hauptwirtschaftsbereiche. Gleichzeitig ist der Anteil der Dienstleistungsunternehmen, die Ertragsrückgänge hinnehmen mussten, von 25,5 auf 16,5 Prozent zurückgegangen.
Im Verarbeitenden Gewerbe und im Handel konnte
jeweils rund ein Viertel der Unternehmen den Gewinn
steigern; in beiden Fällen ist das ein höherer Wert als
im letzten Frühjahr. Während im Verarbeitenden Gewerbe der Anteil der Negativmeldungen zur Ertragslage nur leicht auf 27,0 Prozent sank (Vorjahr: 29,1 Prozent), hat sich dieser Anteilswert im Handel von 37,6
auf 19,1 Prozent erheblich ermäßigt. Damit profitiert
der Handel vom Aufschwung in Form kräftiger Ertragssteigerungen, die der Stabilität des Wirtschaftszweigs
zugute kommen.
Weniger Gewinneinbußen am
Bau
Dienstleister zeigen deutliche
Verbesserungen
Handel kräftigt seine Ertragsbasis
Tab. 16: Ertragslage in den Hauptwirtschaftsbereichen
g
gestiegen
stabil
gesunken
Verarb. Gewerbe
25,4 (16,2)
46,3 (54,0)
27,0 (29,1)
9,0 ( 6,8)
59,3 (47,0)
30,5 (45,3)
Handel
25,9 (19,0)
54,5 (41,2)
19,1 (37,6)
Dienstleistungen
31,1 (16,5)
50,9 (55,9)
16,5 (25,5)
Bau
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2011
17
Weitere Ertragssteigerungen
erwartet
Damit dürfte das Ende der Fahnenstange in Punkto
Gewinn noch nicht erreicht sein. Denn die Ertragsaussichten der Unternehmen im Weser-Ems-Gebiet sind
weiterhin optimistisch. So rechnen vier von zehn Befragten (40,5 Prozent) mit einem Gewinnzuwachs,
nachdem im vergangenen Frühjahr nur 26,9 Prozent
der Unternehmen so zuversichtlich waren. Gleichzeitig
ist der Anteil derjenigen, die einen Gewinnrückgang
befürchten, von 15,7 auf 11,9 Prozent gesunken.
Tab. 17: Zukünftige Ertragslage
g
Weser-Ems-
Deutschland
Gebiet
steigend
40,5 (26,9)
37,4 (24,8)
stabil
46,5 (55,8)
47,8 (46,9)
sinkend
11,9 (15,7)
13,0 (26,8)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Ertragserwartungen:
Dienstleister vor Handel und
Verarbeitendes Gewerbe
Die Ertragserwartungen sind vor allem in den Wirtschaftsbereichen Dienstleistungen, Handel und Verarbeitendes Gewerbe sehr zuversichtlich. 46,5 Prozent
der Dienstleister, 43,2 Prozent der Händler und 41,0
Prozent der Industrieunternehmen rechnen mit einem
Gewinnanstieg. Im Baugewerbe liegt dieser Anteil nur
bei 29,9 Prozent. Hier sind die Unternehmen ähnlich
optimistisch wie vor Jahresfrist, als 30,8 Prozent der
befragten Baubetriebe Zuwächse erwarteten.
Tab. 18: Ertragserwartungen in den Hauptwirtschaftsbereichen
g
steigend
stabil
sinkend
Verarb. Gewerbe
41,0 (18,2)
43,0 (64,6)
15,2 (16,6)
Bau
29,9 (30,8)
57,1 (51,3)
12,4 (17,1)
Handel
43,2 (30,1)
46,8 (49,1)
9,5 (18,6)
Dienstleistungen
46,5 (29,5)
42,5 (55,9)
9,5 (12,1)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Die positiven Meldungen lassen sich fortsetzen: Alle
Bereiche verzeichnen einen Rückgang der pessimistischen Ertragserwartungen. Am deutlichsten wird dies
im Handel. Nachdem im vergangenen Frühjahr noch
18,6 Prozent der befragten Handelsbetriebe von Er-
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2011
18
tragseinbußen ausgingen, hat sich dieser Anteilswert
auf nur noch 9,5 Prozent verringert – ein Minus von 9,1
Prozentpunkten. Ebenfalls bei 9,5 Prozent liegt der
Anteil der Pessimisten im Dienstleistungssektor. Allerdings hat sich deren Anteil im Vergleich zum Vorjahr
nur um 2,6 Prozentpunkte verringert.
4.2
Eigenkapital
Der Großteil der Unternehmen im Wirtschaftsraum
Weser-Ems hat die Wirtschafts- und Finanzkrise von
2008/09 gut überstanden. Aus der Bilanzdatenbank
von Creditreform, in der die Jahresabschlüsse von
rund 900.000 deutschen Kapitalgesellschaften gespeichert sind, errechnet sich für Ende 2009 eine durchschnittliche Eigenkapitalquote für die Unternehmen der
Region von knapp 34 Prozent.
Hohe Eigenkapitalquoten
bringen Stabilität
Gegenüber der Situation im Jahr 2006 hat sich die
mittlere Eigenkapitalquote damit um einen Prozentpunkt erhöht. Zur Verbesserung der Eigenkapitalausstattung hat sicherlich die insgesamt gute Wirtschaftsund Konjunkturlage in Deutschland von 2006 bis Mitte
2008 beigetragen. Aufgrund steigender Umsatz- und
Ertragszahlen war es vielen Unternehmen möglich,
Gewinnrücklagen zu bilden. Zudem konnten die Unternehmen ihre Verschuldung abbauen und damit die
Abhängigkeit von externen Gläubigern verringern.
Tab 19: Durchschnittliche Eigenkapitalquote im Mittelstand
g
Weser-Ems
Deutschland
2006
32,9%
30,5%
2007
31,6%
31,1%
2008
32,1%
32,0%
2009
33,9%
34,2%
Angaben in Prozent; Quelle: Creditreform Bilanzdatenbank
Doch nicht allen Unternehmen gelang eine Verbesserung der Eigenkapitalausstattung. Bei 22,3 Prozent der
Unternehmen waren die Vermögenswerte Ende 2009
zu weniger als einem Zehntel mit eigenem Kapital finanziert. Die Verschuldungsquote ist in diesem Fall
dementsprechend hoch. Fast ein Viertel der Mittel-
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2011
Nicht alles Gold, was glänzt
19
ständler aus dem Weser-Ems-Raum ist damit zu
schwach kapitalisiert. Die höchste Quote weist das
Baugewerbe (31,3 Prozent) auf, gefolgt vom Handel
(28,6 Prozent). Berücksichtigt wurden in der Auswertung ausschließlich Kapitalgesellschaften, die eine
Bilanz einrechnen müssen.
Tab. 20:
Anteil schwach kapitalisierter Unternehmen *)
nach Hauptwirtschaftsbereich, Ende 2009
g
in Prozent
Verarb. Gewerbe
25,1 (25,6)
Bau
31,3 (31,7)
Handel
28,6 (29,3)
Dienstleistungen
18,3 (18,2)
Gesamt
22,3 (22,5)
* ) Eigenkapitalquote < 10 %; Quelle: Creditreform Bilanzdatenbank; in () =
Vorjahresangaben.
Gerade Risikogruppen haben in der Rezession von
2009 Federn lassen müssen. Die Kapitalrücklagen sind
hier entsprechend geschrumpft, was eine höhere Insolvenzgefährdung nach sich zog. Den geringsten Anteil an schwach kapitalisierten Unternehmen wies 2009
der Dienstleistungssektor mit lediglich 18,3 Prozent
aller Unternehmen auf.
4.3
Insolvenzentwicklung
Deutschland verzeichnete im vergangenen Jahr einen
leichten Rückgang der Unternehmensinsolvenzen um
2,5 Prozent auf etwa 32.000 Fälle (2009: 32.930). Im
Weser-Ems-Gebiet wurden mit 1.110 insolventen Unternehmen und Selbstständigen 3,2 Prozent mehr Insolvenzfälle gezählt als im Vorjahr. 2009 mussten
1.076 Unternehmer den Gang zum Insolvenzrichter
antreten.
Noch kein Rückgang der
Insolvenzzahlen
So hat sich der dem deutschlandweiten Trend entgegenstehende Rückgang der Insolvenzzahlen im Weser-Ems-Raum, der im Rezessionsjahr 2009 zu beobachten war, relativiert. Im Zuge der wirtschaftlichen
Erholung dürfte die Insolvenzgefahr aber auch im Weser-Ems-Raum in den kommenden Monaten sinken.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2011
20
Traditionell reagiert die Insolvenzentwicklung der Wirtschaftsentwicklung mit einer Verzögerung von drei bis
sechs Monaten.
Tab. 21: Unternehmensinsolvenzen im Weser-Ems-Gebiet
Anzahl
Änderung zum
Vorjahr
2006
1.252
-
2007
1.067
-14,8 %
2008
1.148
+7,6 %
2009
1.076
-6,3 %
2010
1.110
+ 3,2 %
g
Quelle: Creditreform Wirtschaftsdatenbank
Der Anstieg der Insolvenzen in der Region könnte damit zusammenhängen, dass gerade die große Gruppe
der Dienstleister deutlich anfälliger war als 2009.
Nachdem der Dienstleistungssektor im Jahr 2009 noch
einen Anteil von 49,9 Prozent am Insolvenzgeschehen
erreichte, sind es ein Jahr später schon 53,2 Prozent.
Aber auch das Verarbeitende Gewerbe hat seinen Anteil am Insolvenzgeschehen ausgebaut; nach 9,1 Prozent im Jahr 2009, sind es 2010 9,7 Prozent. Deutlich
gesunken ist hingegen der Anteil der Handelsunternehmen am regionalen Insolvenzgeschehen. 21,8 Prozent der Insolvenzfälle (2009: 24,7 Prozent) entfielen
2010 auf ein Unternehmen aus der Branche. Im Bausektor gab es zwischen den Jahren praktisch keine
Veränderung.
Insolvenzgefahr im Dienstleistungssektor gestiegen
Tab. 22: Insolvenzen in den Wirtschaftsbereichen 2010
g
Anteil in Prozent
Verarb. Gewerbe
Veränderung
gegenüber 2009
in %
9,7 ( 9,1)
+ 5,9
Baugewerbe
15,3 (15,9)
- 0,6
Handel
21,8 (24,7)
- 9,0
Dienstleistungen
53,2 (49,9)
+ 9,9
Quelle: Creditreform Wirtschaftsdatenbank; in (): Vorjahresangaben
Das Dienstleistungsgewerbe weist nicht nur einen erhöhten Anteil am Insolvenzgeschehen auf, auch die
Zahl der Insolvenzfälle in diesem Sektor ist 2010 deutWirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2011
21
lich gestiegen; um 9,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Während der Handel ein deutliches (-9,0 Prozent)
und der Bau ein leichtes Minus (-0,6 Prozent) verzeichnen, gab es auch im Verarbeitenden Gewerbe
ebenfalls einen Zuwachs (plus 5,9 Prozent).
Tab. 23: Insolvenzen nach Unternehmensgröße 2010
g
Anteil in Prozent
Veränderung
gegenüber 2009
in %
bis 5 Mitarbeiter
76,9 (71,4)
+ 11,2
bis 10 Mitarbeiter
7,6 (11,6)
- 32,8
bis 50 Mitarbeiter
9,0 (10,5)
- 11,5
> 50 Mitarbeiter
1,8 ( 1,8)
+ 5,3
Quelle: Creditreform Wirtschaftsdatenbank; in (): Vorjahresangaben; Rest:
k.A.
Die Analyse der Insolvenzfälle nach Unternehmensgröße bestätigt die höheren Ausfallraten der tendenziell eher kleinen Dienstleistungsbetriebe. So spielte
sich ein Großteil des Insolvenzgeschehens im Segment der Kleinstunternehmen ab. In 76,9 Prozent der
registrierten Insolvenzfälle (2009: 71,4 Prozent) waren
höchstens fünf Personen im Unternehmen tätig. Dabei
erhöhte sich die Zahl der insolventen Kleinstunternehmen gegenüber 2009 noch um 11,2 Prozent, während
weniger Firmeninsolvenzen beispielsweise im mittleren
Größensegment zwischen zehn und 50 Beschäftigten
gezählt wurden (- 11,5 Prozent).
Dreiviertel sind Kleinstfirmen
g
Wachstumshemmnis Fachkräftemangel
5
Deckung des Fachkräftebedarfs
Der konjunkturelle Aufschwung und der damit verbundene erhöhte Arbeitskräftebedarf der Unternehmen
nähren die öffentliche Debatte um einen möglichen
Fachkräftemangel. Dabei sehen Unternehmer den
Mangel an geeignetem Fachpersonal nicht erst in den
letzten Monaten als eines der größten Wachstumshemmnisse. Die Politik reagierte jüngst beispielsweise
mit Erleichterungen bei der Anerkennung ausländischer Bildungs- und Berufsabschlüsse. Durch gesteuerte Zuwanderung lässt sich in einer alternden Gesellschaft sicherlich der Bedarf an bestimmten QualifikatiWirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2011
22
onen decken. Aber auch bei der Ausbildung der heranwachsenden Generation sind gezielte Maßnahmen
gefragt. Oftmals klagen die Arbeitgeber über nicht
ausbildungsfähige Jugendliche und Engpässe bei bestimmten Berufsgruppen wie Ingenieuren.
Vielleicht auch aus diesen Gründen konnten in den
Unternehmen nicht alle offenen Stellen besetzt werden. So gaben 28,7 Prozent der Befragten an, dass sie
seit dem Herbst 2010 vergeblich passendes Personal
für eine freie Stelle suchen. Besonders Facharbeiter
(10,2 Prozent der Befragten) und Angestellte für qualifizierte Tätigkeiten (8,8 Prozent der Befragten) konnten
die Mittelständler nicht finden. Meist waren es ein oder
zwei Arbeitsplätze, die somit unbesetzt blieben. Auch
nach geeigneten Auszubildenden (4,9 Prozent der Befragten) suchten viele mittelständische Unternehmen
vergeblich. Besonders im Verarbeitenden Gewerbe
und im Baugewerbe nennen überdurchschnittlich viele
Befragte, dass sie erfolglos nach qualifizierten Facharbeitern gesucht haben.
Erfolglose Suche nach qualifizierten Facharbeitern
Tab. 24 Offene Stellen im Mittelstand
g
Haben Sie vergeblich
versucht, offene Stellen zu
besetzen?
nein
71,3
Auszubildende
4,9
un-/angelernte Arbeiter/ Angestellte
2,7
für einfache Tätigkeiten
Facharbeiter
Angestellte für qualifizierte Tätigkei-
10,2
8,8
ten
Führungskräfte
4,7
Sonstiges
1,1
Angaben in % der Befragten, Mehrfachnennungen möglich.
Als Gründe für die Nichtbesetzung von Facharbeitern,
qualifizierten Angestellten und Führungskräften wurden
von den Unternehmen meist angeführt, dass es keine
oder keine geeigneten Bewerber gab (82,8 Prozent der
Fälle). An zu hohen Lohnforderungen des Bewerbers
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2011
23
scheiterte in 8,6 Prozent der Fälle die Neueinstellung,
und in 5,4 Prozent der Fälle lehnte der Bewerber das
Angebot des Unternehmens ab.
Insbesondere bei der Anwerbung von Fachpersonal
steht der Mittelstand aber in Konkurrenz zu Großunternehmen, die in den meisten Fällen für Hochschulabsolventen der attraktivere Arbeitgeber sind. Beim
Kampf um die besten Köpfe können kleine und mittlere
Unternehmen schnell ins Hintertreffen geraten. Gefragt
sind innovative Ideen und auch qualitative Faktoren
wie ein gutes Arbeitsumfeld und das Einräumen eigenverantwortlichen Handelns könnten die Attraktivität des
Mittelstandes als Arbeitgeber erhöhen.
Harte Konkurrenz um die
besten Köpfe
g
6
Zusammenfassung
Die mittelständischen Unternehmen zwischen Weser
und Ems profitieren von dem aktuell sehr freundlichen
Konjunkturumfeld. Das spiegelt sich in ihren Einschätzungen zur Geschäftslage wider und in der Entwicklung von Umsätzen und Beschäftigten. Alle Konjunkturindikatoren haben sich im Vergleich zum vergangenen
Frühjahr deutlich verbessert. Gut die Hälfte der 933
befragten Betriebe (53,1 Prozent) spricht von einer
guten Geschäftslage, nachdem dieser Anteil vor einem
Jahr nur 38,3 Prozent erreicht hatte. Besonders mittlere und große Unternehmen vergeben derzeit gute Noten. Lediglich eine Minderheit von 3,1 Prozent der befragten Unternehmen der Region (Vorjahr: 7,7 Prozent)
berichtet von einem schlechten Geschäftsverlauf.
Die gute Stimmung im Weser-Ems-Mittelstand passt
zur Entwicklung der Umsatzzahlen. So verzeichnete
jedes dritte Unternehmen (32,0 Prozent) in den letzten
sechs Monaten eine Umsatzsteigerung. Bei der Umfrage im vergangenen Frühjahr hatte das nur jeder
Sechste (16,8 Prozent) angegeben. Bei 18,0 Prozent
der Unternehmen sind die Umsätze gesunken, nachdem dieser Anteilswert im Frühjahr 2010 noch bei 35,0
Prozent lag. Insbesondere im Handel, hier vor allem im
Großhandel, sowie im Verarbeitenden Gewerbe, aber
auch im Dienstleistungsbereich würden überwiegend
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2011
24
steigende Umsatzangaben registriert. Im Handel gelang das 38,6 Prozent der Unternehmen (Vorjahr: 17,3
Prozent), im Verarbeitenden Gewerbe 35,7 Prozent
(Vorjahr: 19,5 Prozent) und im Dienstleistungssektor
35,5 Prozent (Vorjahr: 19,9 Prozent). Besser als im
Vorjahr wird die Umsatzlage auch von der Baubranche
eingeschätzt. Immerhin jeder achte Betrieb (12,4 Prozent) konnte trotz des Winterhalbjahres den Umsatz
ausweiten (Vorjahr: 9,0 Prozent).
Der Wirtschaftsaufschwung sorgt für einen steigenden
Arbeitskräftebedarf bei den Unternehmen. Immerhin
27,1 Prozent der Befragten haben in den zurückliegenden Monaten die Mitarbeiterzahl aufgestockt, nur
11,1 Prozent haben Personal abgebaut. Zum Vergleich: Im Frühjahr 2010 mussten 17,6 Prozent der
Unternehmen Stellen streichen. 18,7 Prozent wiesen
damals eine größere Belegschaft auf. Verstärkt haben
sich die Mittelständler vor allem mit sozialversicherungspflichtigen Vollzeitkräften. Mini-Jobs und Teilzeit
spielten nur eine untergeordnete Rolle. Wenn aufgestockt wurde, dann sind in jedem zweiten Unternehmen (51,2 Prozent) zwischen zwei und fünf neue Arbeitsplätze entstanden, in 35,3 Prozent der Fälle lediglich eine Stelle. Bei 13,5 Prozent der Unternehmen
wurden mehr als fünf neue Stellen eingerichtet.
Ein Mitarbeiterzuwachs ist in allen vier Hauptwirtschaftsbereichen festzustellen. Den höchsten Anteil an
Unternehmen mit aufgestocktem Personal findet sich
im Verarbeitenden Gewerbe (29,9 Prozent) sowie im
Dienstleistungssektor (29,7 Prozent). Auch am Bau
sind per Saldo neue Jobs entstanden; jeder vierte Betrieb (23,2 Prozent) hat aufgestockt, so dass der Wirtschaftszweig anders als im Vorjahr einen positiven
Beschäftigungsbeitrag leistet.
Der Aufschwung dürfte aus Sicht der Unternehmen
sobald nicht abreißen. Fast jeder Zweite (47,6 Prozent)
erwartet steigende Umsätze. Damit haben die Optimisten unter den Mittelständlern ihren Anteil ausgebaut.
Im Frühjahr 2010 hatten sich lediglich 34,8 Prozent der
Befragten derart zuversichtlich geäußert. Mit einem
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2011
25
Umsatzrückgang rechnen derzeit nur 6,6 Prozent der
Unternehmen (Vorjahr: 13,8 Prozent).
In allen Wirtschaftszweigen sind die befragten Unternehmen mehrheitlich zuversichtlich, was die weitere
Umsatzentwicklung betrifft. So rechnen im Verarbeitenden Gewerbe 52,0 Prozent der Unternehmen mit
einem Umsatzplus – vor allem der Maschinenbau und
die Metall- und Elektrobranche boomen. Im Handel
sind 48,6 Prozent der Befragten zuversichtlich, ihren
Umsatz steigern zu können.
Die Personal- und Investitionsplanungen der Unternehmen runden das optimistische Konjunkturbild im
Weser-Ems-Gebiet ab. Jedes vierte Unternehmen
(25,3 Prozent) wird den Personalbestand in den kommenden Monaten aufstocken. Reduzieren wollen nur
4,1 Prozent der Befragten. Zuwächse beim Personal
sind vor allem im Dienstleistungsgewerbe (27,5 Prozent der Befragten) sowie im Verarbeitenden Gewerbe
(27,0 Prozent) zu erwarten. Unterteilt nach Unternehmensgröße dürfte die meiste Beschäftigungsnachfrage
von großen Mittelständlern ausgehen.
Jeder zweite Mittelständler (49,9 Prozent) hat Investitionen angekündigt, nachdem das im Vorjahr nur bei
47,5 Prozent der Befragten der Fall war. Dabei zeigen
sich die Betriebe aus dem Verarbeitenden Gewerbe
(55,3 Prozent) sowie Dienstleister (43,8 Prozent) am
investitionsfreudigsten.
Die Ertragslage des Mittelstandes hat sich merklich
verbessert. Knapp ein Viertel der Unternehmen (24,2
Prozent) meldet Ertragssteigerungen, nachdem das im
vergangenen Frühjahr nur jedem Siebten (14,7 Prozent) gelang. Gleichzeitig schrumpft der Anteil der Unternehmen, die über Ertragseinbußen klagen; von einem Drittel auf noch 22,6 Prozent. Vor allem der Handel kräftigte seine Ertragsbasis.
Die Aussichten auf weitere Ertragssteigerungen sind
gut. 40,5 Prozent der Befragten gehen in den kommenden Monaten von zunehmenden Erträgen aus,
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2011
26
während jeder Neunte (11,9 Prozent) mit sinkenden
Gewinnen rechnet. Am pessimistischsten gibt sich in
dieser Hinsicht der Bau: Hier rechnen nur 29,9 Prozent
mit steigenden Gewinnen.
Die durchschnittliche Eigenkapitalquote im Mittelstand
ist auch im Rezessionsjahr 2009 gestiegen. Allerdings
leiden weiterhin 22,3 Prozent der hiesigen Unternehmen unter Eigenkapitalmangel, da ihre Eigenkapitalquote weniger als zehn Prozent der Bilanzsumme
ausmacht. Gefährdet in dieser Hinsicht sind vor allem
Betriebe aus dem Baugewerbe, wo 31,3 Prozent als zu
schwach kapitalisiert gelten.
Anders als in der Bundesrepublik als Ganzes sind die
Insolvenzzahlen im Weser-Ems-Gebiet 2010 leicht
gestiegen. 1.110 Unternehmensinsolvenzen wurden
verzeichnet – ein Plus von 3,2 Prozent zum Vorjahr.
Dabei hat vor allem der Dienstleistungssektor seinen
Anteil am Insolvenzgeschehen ausgebaut. 2010 entfielen 53,2 Prozent aller gemeldeten Fälle auf diesen
Wirtschaftszweig. Zudem stieg hier die Zahl der Insolvenzen überdurchschnittlich stark (plus 9,9 Prozent
gegenüber 2009). Deutliche Rückgänge gab es dagegen im Handel (minus 9,0 Prozent). Mehr als drei Viertel der verzeichneten Insolvenzen sind Kleinstunternehmen mit maximal fünf Beschäftigten.
Der Mangel an Fachkräften ist auch für den regionalen
Mittelstand ein Thema. Immerhin 28,7 Prozent der Befragten konnten zuletzt offene Stellen im Unternehmen
nicht besetzen. Besonders Facharbeiter und Angestellte für qualifizierte Tätigkeiten konnten die Unternehmen nicht finden. Als Hauptgründe werden fehlende
Bewerber oder keine geeigneten Bewerber angegeben.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2011
27
g
Mehr als 99.000 Unternehmen
7
Der Wirtschaftsraum Weser-Ems in Zahlen
Der Wirtschaftsraum Weser-Ems nimmt innerhalb des
Bundeslandes Niedersachsen eine herausragende
Stellung ein. Nicht nur handelt es sich um eine flächenmäßig sehr große Region von nahezu 15.000 km²
mit knapp 2,5 Mio. Einwohnern. Auch der Unternehmenssektor zeugt von der großen Wirtschaftskraft des
Gebietes für den gesamten Norden Deutschlands. Die
Creditreform Wirtschaftsdatenbank zählt aktuell gut
99.000 wirtschaftsaktive Unternehmen und Gewerbebetriebe im Weser-Ems-Gebiet. Von diesen sind 11,9
Prozent im Bausektor angesiedelt, 12,5 Prozent der
Unternehmen gehören zur verarbeitenden Industrie.
Damit hat dieser Wirtschaftsbereich eine etwas geringere Bedeutung als im Bundesdurchschnitt. Stark vertreten sind dagegen Unternehmen aus dem Handel.
Während dieser Sektor bundesweit ein Gewicht von
gut 23 Prozent aufweist, sind in der Weser-EmsRegion fast 29 Prozent aller Betriebe im Kfz-, Einzeloder Großhandel tätig. Die überwiegende Mehrzahl der
Unternehmen sind allerdings, wie in der gesamtwirtschaftlichen Wirtschaftsstruktur auch, unternehmensnahe bzw. konsumnahe Dienstleister.
Branchenstruktur
60,0
Weser-Ems
Deutschland
50,1
50,0
47,1
40,0
28,5
% 30,0
23,1
20,0
15,8
12,5
11,9
11,0
10,0
Quelle: Creditreform
0,0
Verarbeitendes Gewerbe
Baugewerbe
Handel
Dienstleistungen
Hinsichtlich der Unternehmensgröße finden sich in der
Region überwiegend inhabergeführte Betriebe ohne
weitere Mitarbeiter (42,0 Prozent). Nur wenige Unternehmen der Region weisen eine Beschäftigtengröße
von mehr als 100 Personen auf. Beim Vergleich der
Betriebsgrößenstruktur zwischen dem Weser-Ems-
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2011
28
Gebiet und den Deutschlandwerten zeigen sich zwei
wesentliche Unterschiede: Erstens, der Anteil an
Kleinstbetrieben bis maximal fünf Beschäftigte liegt im
Weser-Ems-Gebiet mit 78,8 Prozent unter dem gesamtdeutschen Durchschnitt (82,9 Prozent). Ein Grund
hierfür dürfte die geringere Zahl an oftmals kleinteiligen
Dienstleistungsunternehmen sein. Zweitens, die Region weist einen höheren Anteil an Unternehmen der
mittleren Größenklasse von sechs bis 20 Mitarbeiter
auf – meist Handwerksbetriebe und kleine familiengeführte Unternehmen.
Größenstruktur
50,0
45,0
Weser-Ems
41,7
40,0
37,1
Deutschland
37,9
30,0
%
20,0
14,8
12,2
10,0
3,0
Quelle: Creditreform
2,2
2,1
1,5
1,3
1,1
0,0
1 Mitarbeiter
2 bis 5 Mitarbeiter
6 bis 20 Mitarbeiter 21 bis 40 Mitarbeiter
41 bis 100
Mitarbeiter
mehr als 100
Mitarbeiter
Anhand der dargestellten Betriebsgrößenstruktur lässt
sich bereits vermuten, dass die Unternehmer in der
Weser-Ems-Region im Schnitt mehr Mitarbeiter beschäftigen als im Bundesdurchschnitt. Während in
deutschen Unternehmen durchschnittlich 6,4 Mitarbeiter tätig sind, kommen die Betriebe zwischen Weser
und Ems auf 9,4 und damit drei mehr.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2011
29
g
8
Basis der Untersuchung
Die in der Studie verwendeten Daten wurden im
März/April 2011 mittels einer schriftlichen Befragung
von kleinen und mittleren Unternehmen im WeserEms-Gebiet erhoben. Der betrachtete Wirtschaftsraum
umfasst die folgenden Landkreise und kreisfreien Städte: Ammerland, Aurich, Cloppenburg, Emsland, Friesland, Grafschaft Bentheim, Leer, Landkreis Oldenburg,
Landkreis Osnabrück, Vechta, Wesermarsch, Wittmund, Delmenhorst, Emden, Stadt Oldenburg, Stadt
Osnabrück und Wilhelmshaven.
Die hierbei verwendete Definition des Mittelstandes
schließt sich der überwiegenden wissenschaftlichen
Lehre an, die auf die Mitarbeiterzahl abstellt (nicht
mehr als 500 Beschäftigte) und eine Umsatzgröße von
höchstens 50 Mio. Euro zulässt. Entscheidend für die
Zugehörigkeit eines Unternehmens zum Mittelstand ist
ferner die „Personaleinheit“ von Geschäftsführer und
Inhaber.
Tab. 25: Anzahl der befragten Unternehmen
g
Verarbeitendes Gewerbe
244
Bau
177
Handel
220
Dienstleistungen
273
Sonstige
19
Gesamt
933
Tab. 26: Sitz des Unternehmens
g
Landkreis Ammerland
58
Landkreis Aurich
69
Landkreis Cloppenburg
32
Landkreis Emsland
124
Landkreis Friesland
17
Landkreis Grafschaft Bentheim
53
Landkreis Leer
69
Landkreis Oldenburg
35
Landkreis Osnabrück
133
Landkreis Vechta
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2011
38
30
Landkreis Wesermarsch
12
Landkreis Wittmund
14
Stadt Delmenhorst
14
Stadt Emden
27
Stadt Oldenburg
120
Stadt Osnabrück
61
Stadt Wilhelmshaven
57
Tab. 27: Anzahl der Beschäftigten
g
1–
20 Personen
516
21 – 50 Personen
181
51 – 250 Personen
185
mehr als 250 Personen
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2011
44
31
Verantwortlich für den Inhalt:
Creditreform Wirtschaftsforschung
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Osnabrück, 5. Mai 2011
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2011
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