Standpunkt Ausgabe Juli 2004 - IG Metall @ Hewlett

Transcription

Standpunkt Ausgabe Juli 2004 - IG Metall @ Hewlett
HEWLETT-PACKARD
STANDPUNKT
Zeitung von IG Metall-Mitgliedern für die Beschäftigten
Juli/August 2004
„Raus aus der Komfortzone“
Nur ein Missverständnis?
STANDPUNKT
Willkommen im Club
Uwe Meinhardt, IG Metall Stuttgart
Da ist er also wieder, Helmut Kohls „Freizeitpark
Deutschland“. Sprachlich als „Komfortzone“ etwas aufgepeppt (neudeutsch richtiger wäre „chill out area“), ist
doch die Botschaft so alt wie die Marktwirtschaft: Wenn
die Luft dünn wird, liegt das daran, dass die Beschäftigten zu viele Verschnaufpausen gemacht haben. Und
ebenso simpel wie die Analyse kommt auch die Lösung
daher: Für das Management gibt's Sauerstoffmasken
und für die MitarbeiterInnen den freundlichen Hinweis,
dass Hecheln nicht nur besser fürs Geschäft, sondern
irgendwie auch noch gesünder sei.
Aber im Ernst: Der Appell des HPS-Managements, jeder
Beschäftigte müsse „mehr Eigenverantwortung übernehmen“ und bereit sein, „persönliche Risiken einzugehen“,
klingt eher nach deutscher Durchhalteparole als nach
Leadership. Tatsächlich liegen die Probleme weniger im
betriebswirtschaftlichen, sondern viel stärker im volkswirtschaftlichen Bereich, das weiß auch das Management. Denn die wichtigste Botschaft des heiß diskutierten
HPS Newsletters vom Februar hat Günther Schweiker
ausgesprochen: „Die IT befindet sich auf dem besten
Wege, zu einer Standardindustrie zu werden.“ Richtig,
Herr Schweiker, und weil das so ist, gelten künftig auch
für die IT zwei wesentliche Grundsätze:
Erstens entwickelt sich die Branche nicht mehr überzyklisch, sondern hängt auf Gedeih und Verderb an der
allgemeinen Konjunkturentwicklung. Diese dümpelt in
Deutschland schon im dritten Jahr in Folge, vor allem
deshalb, weil die private Inlandsnachfrage nicht anzieht. Auf Grund ständig neuer Belastungen und angesichts der bangen Frage, welches Sparschwein als
nächstes durchs Dorf getrieben wird, haben die Menschen schlicht zuwenig Geld und halten das, was sie
haben, auch noch zusammen, statt es auszugeben.
Die Unternehmen reagieren ihrerseits auf die mangelnde Nachfrage mit Einsparungen, z.B. beim Etat für
IT und Personalabbau, was wiederum … and so on.
In ihrer Verzweiflung haben kürzlich professionelle
Unternehmensberater in einer breit angelegten Untersuchung herausgefunden, welche Faktoren das
Konsumentenverhalten entscheidend beeinflussen:
And the winner is … „das verfügbare Einkommen“.
Übrigens: der Auftraggeber der Studie war nicht die
IG Metall.
Nun ist diese Situation auf Grund vergleichbarer Regierungspolitiken in nahezu allen westeuropäischen
Ländern ähnlich. Dennoch ist der berühmte „Consumer Market“ nirgendwo so drastisch eingebrochen
wie bei uns. Die Erklärung liegt in einer fatalen deutschen Besonderheit: In keinem anderen Land wird in
einer unheiligen Allianz aus Unternehmen und
Politikern praktisch aller Parteien der eigene Standort
2
dermaßen in Grund
und Boden geredet
wie in Deutschland.
Es vergeht kein Tag,
an dem uns nicht die
Botschaft aus allen
Medien geradezu
anspringt: „Raus aus
der Komfortzone.“
Jüngstes Beispiel ist
Gesamtmetall-Chef
Kannegießer, der bereits neun (!) Monate
vor der nächsten Tariferhöhung öffentlich behauptet, dass 2,7% im März
2005 angesichts der schwachen Konjunktur zuviel
wären. Genau so redet man den Aufschwung kaputt.
Ich meine: Das Management von HP ist im wohl verstandenen Eigeninteresse gut beraten, sich endlich
aus dem Chor der Krankbeter zu verabschieden.
Denn jetzt kommt es darauf an, mit einem mutigen
Bekenntnis zum Standort Deutschland wieder für
Zuversicht und Vertrauen zu sorgen.
Der zweite, zugegeben schmerzhafte Grundsatz von
Standardindustrien lautet: Die Beschäftigten müssen
um ihre Arbeitsplätze kämpfen. Wie das geht, kann
man an den Standortsicherungsvereinbarungen der
aus IT Sicht häufig belächelten KollegInnen der Automobilindustrie sehen. Dort haben die Betriebsräte
zwar Zugeständnisse gemacht, die aber immer mit
vertraglich vereinbarter Beschäftigungssicherung verbunden waren. Bei Daimler Chrysler in Sindelfingen
wurde z.B. in einer sogenannten „Bezugsartenregelung“ vereinbart, welche Elemente der Produktion in
welcher Form fremd vergeben werden dürfen und vor
allem welche nicht!
Und zur Zeit wird darüber verhandelt, unter welchen
Bedingungen Dienstleistungstätigkeiten im Konzern
gehalten bzw. sogar zurückgeholt werden können.
Natürlich bedeuten solche Vereinbarungen keine Garantie für alle Ewigkeit. Aber sie zeigen, dass in Standardindustrien engagierte Betriebsräte und gut organisierte Belegschaften den Schwankungen des Marktes
nicht hilflos ausgeliefert sind. Es lohnt sich, darüber
nachzudenken.
Noch eine Anmerkung in eigener Sache: Die Beiträge im
STANDPUNKT sind nicht alle namentlich gekennzeichnet. Das Redaktionsteam möchte damit erreichen, dass
jede bzw. jeder schreiben kann, ohne irgendwelche
Nachteile befürchten zu müssen. Wir freuen uns auf
Ihren Beitrag
Juli/August 2004
SUMMARY
Welcome to the Club
Whether it's Helmut Kohl's scornful reference to Germany
as a 'leisure park', or more recent jibes such as 'comfort
zone' or 'chill-out area', the message remains the same:
When the air gets thin, it means the employees are taking
too many breathers. The solution is just as simple:
Managers get oxygen masks, and employees are told that
panting is better for business as well as being healthier.
But seriously: Management's calls for staff to "take more
responsibility for themselves" and to "take on personal
risks" sound more like the good old German slogan,
"Hang on to the bitter end," than real leadership. The
problems have more to do with the economy than with
the company. In reality, the most important message is a
statement by Günther Schweiker in the much-discussed
HPS newsletter in February: "The IT sector is well on the
way to becoming a 'normal' industry." This observation
has two consequences for the future:
First, the sector will no longer be delinked from the business cycle, which, in Germany, has been in a slump for
three straight years, mainly due to weak consumer
demand. Consumers are squeezing every penny.
Companies are responding by trying to save money,
which means slashing IT budgets or laying off staff, which
drives the spiral further downward. Desperate management consultants recently studied the main factors driving
consumer behavior and concluded (surprise, surprise!)
that disposable income has the biggest impact. And this
study was not commissioned by IG Metall! Despite a similar situation across most of western Europe, no other
country has seen a collapse of consumption like that
experienced in Germany. This is the outcome of a fateful
difference: No other country has had its national
competitiveness so thorough talked into the ground by an
unholy alliance of politicians and business leaders. A day
never passes without a media bombardment telling us to
"get out of the comfort zone". The latest example came
from the head of the employers' association of the metalworking industry, who proclaimed that 2.7% would be an
excessive demand for the next collective bargaining
round – nine months from now! There's no better way of
stopping the upswing in its tracks.
I believe that HP would be well advised – in its own
interests – to stop joining in the chorus of gloom and
doom. The way to inspire confidence and trust is to
make a bold commitment to Germany's competitiveness.
The second, admittedly painful consequence of
becoming a 'normal' industry is that we must fight for our
jobs. To find out how, we need to look at auto workers –
once pitied by IT employees – and the plant-level job
security agreements they have negotiated. The works
councils have made concessions, but always in exchange
for clauses guaranteeing job security. For example, an
agreement at the Chrysler plant in Sindelfingen stipulates
what types of work can – and cannot – be outsourced.
At the moment, negotiations are underway at HP to
decide when service activities will be kept within the
company or even 'insourced' again.
Naturally, agreements of this kind are not lifetime guarantees. But they show that in 'normal' industries, committed
works councils and well-organized workforces are not at
the mercy of market cycles. It's worth thinking about.
A brief remark on behalf of the STANDPUNKT: We do not
always print authors’ names. The editorial team wants
everyone to be able to write what they want with no fear
of consequenses. We look forward to hearing from you
Inhalt / Content
HPschreibt gute Zahlen
HP reports good figures
Interview mit Claus Henrici, Triaton GmbH
Interview with Claus Henrici, Triaton GmbH
11 Punkte zur Standortfrage Deutschland
11 points for securing Germany’s
competetiveness
Alles neu macht der Mai – und bei HP
wird umorganisiert
Everything blossoms in May, and HP is
reorganizing
Open Workspace – state of the art?
Open Workspace – state of the art?
Arbeitsplatzgestaltung bei HP
Workplace design at HP
Ingenieure in Leiharbeit
Temping engineers
Allerlei Juristisches
Legal potpourri
35 € Gehaltserhöhung – aber nicht für alle
35 € salary increase – but not for everyone
Günter Hornung aus dem GBR abgewählt
Günter Hornung voted out CWC in absentia
Arbeitsrecht und Recht in der
Informationsgesellschaft
Employment law and a legal framework
for the information society
Wahlergebnisse Berlin/Hamburg/München
Election results Berlin/Hamburg/Munich
Impressum / Disclaimer
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STANDPUNKT
HP schreibt gute Zahlen –
gute Zeiten für die Belegschaft?
„HP meldet Erfolg auf der
ganzen Produktlinie“ schreibt
die Computerwoche mit Bezug auf steigenden Umsatz
und Ertrag in der Corporation. Tatsächlich sehen die
Zahlen durchaus gut aus:
Der Konzernumsatz stieg
von 18 auf 20,1 Mrd. $ und
der Nettogewinn stieg von
659 Mio. auf 884 Mio. $.
Das Year-over-Year UmsatzWachstum von 9% zeigt,
dass merger-bedingte Probleme nunmehr behoben
sind. Im PC-Geschäft gab
es eine Steigerung um 17%
(wenn auch zu Lasten des
etwas mageren Gewinns)
und damit werden weiterhin
schwarze Zahlen geschrieben. Bei Server und Storage
wuchs HP um 8%, allerdings wurden auch hier nur
120 Mio. $ operativ verdient. Dies zeigt, dass HP
sich auf Wachstum konzentrierte (z.B. bei Intel-Servern
um 32%), die Margen dadurch jedoch erheblich
gelitten haben. Was auch
deutlich macht, dass der
Konkurrenzdruck im Markt
mörderisch ist und erhebliche Discounts für das Business notwendig waren.
HP Services wuchs um 15%, dies vor allem durch die Fokussierung auf Managed Services, was die Schwächen
im C+I Geschäft und das bröckelnde Vertragsgeschäft
etwas kompensierte.
Auch wenn die Margen im Vergleich zum ersten Quartal
sanken, wuchsen sie im Jahresvergleich um ca. 60 Mio. $.
Dies ist kaum auf einen verbesserten Business Mix zurückzuführen, sondern ist das Ergebnis der rigiden Sparpolitik
des Unternehmens, d.h. Kostensenkung auf allen Ebenen,
die von der Belegschaft deutlich wahrgenommen wird.
Nach wie vor jedoch ist der Konzern hauptsächlich
durch das Drucker- und Supplygeschäft getragen. Bei
1,1 Mrd. $ operativem Gewinn stammen 953 Mio. $
aus dem IPG-Business. Dies bedeutet, dass HP immer
noch nicht die einseitige Abhängigkeit vom Tintengeschäft abbauen konnte und weiterhin am Image des ITUniversalanbieters arbeiten muss. Das Wachstum betrug
in USA gerade mal 4%, der Zuwachs kam wesentlich aus
4
Asien und Europa. Sicherlich hat HP dort auch vom
Währungsgefälle profitieren
können.
In Deutschland entwickelt
sich die bisherige ESG
(Enterprise Business) zufriedenstellend. Im stark wachsenden Intel-Servergeschäft
konnten in den letzten Quartalen die Margen wieder auf
ein Normalmaß angehoben
werden. Druck besteht nach
wie vor auf der Kostenseite,
da EMEA die operativen
Kosten gerne noch weiter
drücken möchte.
Allerdings ist im Enterprise
Business das margenbringende BCS Geschäft rückläufig. PA Risc mit HP-UX wird
vom Marketing zu wenig
unterstützt. Alpha ist aus
Sicht von HP ein Auslaufmodell und Tandem spielt
keine Rolle mehr.
Das
Itanium Geschäft könnte
besser laufen.
Im PSG-Geschäft (Desktops, Laptops) konnten zwar
die Umsätze im Jahresvergleich gut gesteigert werden, jedoch macht sich die zögerliche Konsumentenhaltung sehr negativ bei den
Margen bemerkbar: HP leidet – wie der gesamte Markt
– an dem mangelnden Einkommen der Bevölkerung,
welche seine Ausgaben extrem preiskritisch kalkuliert
(„Geiz ist geil“). Das muss sich negativ auf die Gewinne
auswirken. Änderung ist bei allen Bemühungen kaum zu
erwarten, da diese Verbraucherzurückhaltung bei zurückgehenden Realeinkommen anhält und weitere interne Kostensenkungen kaum mehr möglich sind.
Aus Sicht der Beschäftigten ist das HP Servicegeschäft
besonders wichtig, da hier ein erheblicher Teil der Gesamtbelegschaft beschäftigt ist. Das Dienstleistungsgeschäft von HP ist nach wie vor überwiegend klassischer
technischer Kundendienst. Leider sorgen zunehmende
Server-Konsolidierung in Rechenzentren, massiver anhaltender Preisverfall der Hardware im Markt, geringere
Ausfallraten der Rechner und erweiterte Gewährleistungen für erheblichen Druck: Die großen, alten und teuren
Systeme kommen immer mehr aus der Wartung, die billigen, neuen System fallen wenig aus und viele Kunden
Juli/August 2004
verzichten ganz auf Wartung und begnügen sich mit der
Standardgewährleistung oder stellen sich ein billiges
Ersatzgerät auf Halde. Großkunden betreiben Konsolidierung und verlangen erhebliche Discounts für Neuverträge. Hier brechen Umsätze im großen Stil weg. Umsatzreduzierungen schlagen im Service fast direkt auf das
Personal durch, da die meisten Kosten Personalkosten
sind. Dies alles ist nicht besonders neu, schlägt aber jetzt
massiv zu Buche und sorgt für Hektik im Management
und Besorgnis bei den Customer Engineers, denn mangelnde Auslastung der Mannschaft sorgt für Kostendruck. Die nebulösen Ankündigungen im HPS Newsletter
über die angebliche „Komfortzone“ bewirkt Angst vor Arbeitsplatzabbau und schafft weiteren Druck auf die Belegschaft.
Die Übernahme kompletter Businessanwendungen (hier
vorrangig im SAP-Geschäft) sorgt für Umsatz in neuen,
wachsenden Märkten, die ordentliche Margen versprechen und damit den Business-Mix von HPS Deutschland
positiv verändern. Insofern war die Entscheidung für den
Kauf richtig und notwendig.
Was bedeutet dies alles? HP sieht keine sehr positive Entwicklung im Hardware Service. Obgleich weiterhin profitabel, geht der Trend weg davon. Interessante Supportaufgaben stehen in Gefahr, nach Bratislava oder weiter
weg verlagert zu werden, weil man sich dort niedrigere
Kosten verspricht. Bei HPS CS und im C+I Business wurden neue Märkte nicht rechtzeitig adressiert. Deshalb
konnten MitarbeiterInnen nicht vorbeugend
auf neue Aufgaben umgeschult und direkt einIm Projektgeschäft bei HPS
gesetzt werden. Lieber kauft man sich ein
Die Notwendigkeit von
Consulting und Integration
neues Unternehmen für andere profitablere
(C+I) droht weiteres UngeGeschäfte mit dort dafür ausgebildeten BeRationalisierungsschutz für schäftigten. Aber auch hier drohen Gefahren:
mach. Das Unternehmen ist
nicht in der Lage, die geforSynergie durch Integration zu HP wird bei
derten Profite am Markt zu
Triaton erheblich Arbeitsplätze kosten. Die Mitdie Beschäftigten wächst
realisieren. C+I muss bei
finanzierung des Gesamtkonzerns und damit
Projekten den gesamten
Kostenbelastung in der Kalkulation durch
stetig und sichtbar.
Overhead von EMEA und der
Konzern Overhead würden auch dort das GeCorporation mit kalkulieren.
schäft verteuern. Man wird sehen, ob HP dieDies verursacht einen erhebser Gefahr entgeht und durch Änderung der
lichen Fixkostenblock, der in die Stundensätze eingeargesamten Zusammensetzung des Servicegeschäftes eine
beitet werden muss. Billiganbieter tun ihr übriges. Teilprosperiende Zukunft erhält. Den HPS KollegInnen ist es
weise gibt es durch vergangenen Personalbbau zu wenig
jedenfalls zu wünschen. Die Notwendigkeit von Rationalikritische Masse zu am Markt gefragten Themen.
sierungsschutz für die Beschäftigten wächst stetig und
Dadurch ist C+I von vorneherein in einer schwierigen
sichtbar
Anbietersituation: Die bisherigen (notwendigen) Tagessätze gibt der Markt nicht mehr her. Immer mehr Aufträge
gehen verloren und sorgen für eine erschreckende Unterauslastung. Die ersatzweise Zusammenarbeit mit externen Partnern floriert. Arbeitsplatzabbau droht. Das
HP reports good figures –
Management laviert und versucht immer mehr Mitarbeigood news for the workforce?
terInnen zu „Low Performern“ zu stigmatisieren und aus
"HP reports success across entire product range,"
dem Unternehmen zu drängen, um die Auslastung zu
proclaims Computerwoche, a German IT publication.
verbessern. Das Klima ist belastet und Angst geht um.
The figures are indeed good. Sales increased year-onMan muss davon ausgehen, dass im 2. Halbjahr persoyear from $18 billion to $20.1 billion, and net income
nelle Konsequenzen eintreten. Manager lassen die C&I
rose from $659 million to $884 million. The 9% sales
MitarbeiterInnen lieber unproduktiv im Büro sitzen, als sie
growth shows that the merger-related problems are at an
in Projekte billiger abzugeben. Damit wird der Verlust in
end. Strong sales increases and modest profit gains in
CI noch größer.
PCs, servers and storage technology show that HP has
made a strong commitment to sales growth at the expenEtwas besser sieht es bei Managed Services (MS) aus.
se of margins, and that fierce competition is forcing subObgleich das Wachstum etwas zurückgeht, ist die
stantial discounts.
Forcierung dieses Geschäftsbereiches richtig, notwendig
und rentabel. Leider ist der Gesamtanteil von MS am GeHP Services were up 15%, reflecting the focus on
samtservice noch zu klein und kann damit die Probleme
managed services, which partially offset the weak C+I
in anderen Bereichen nur unzureichend kompensieren.
business and the eroding contract business.
Vor diesem Hintergrund ist es nur folgerichtig, dass HP
The margins were down on Q1, but increased $62
Deutschland versucht, in andere Bereiche, die bisher für
million year-on-year, a trend that says more about costdie Firma brachlagen, hineinzukommen. Der Kauf von
cutting efforts than an improvement in the business mix
Triation bringt nicht nur 360 Mio. € neuen Umsatz, son– as employees are well aware.
dern bedeutet ein Klettern auf der Wertschöpfungskette.
SUMMARY
5
STANDPUNKT
The Group's mainstay is still the
printer and consumables business.
IPG contributed $953 million of
the $1.1 billion operating profit.
That means that HP is still overly
dependent on the ink business and
has to work to build its identity as
an all-around IT provider.
Due to currency effects, growth
was strongest in Europe and Asia,
and just 4% in the USA.
daily rates are no longer competitive.
Orders are being lost, resulting in
serious underuse of resources. Cooperation with external partners is on the
increase and layoffs are looming large.
Management is maneuvering and trying to drive more staff out of the company by stigmatizing them as "low performers". The atmosphere is tense and
fear-laden, and personnel decisions
seem likely in the second half of the
year.
ESG (Enterprise Business) performed satisfactorily in Germany. In
the fast-growing Intel server business, margins returned to normal
levels in recent quarters. Cost
pressures remain, however, because EMEA keeps pushing down
operating costs.
The situation looks a bit better in
Managed Services. The company's
strong focus on this area is appropriate in every sense, despite declining
growth. However, it accounts for only a
small part of the service segment, so
that it cannot offset the problems in
other areas.
The PSG business (desktops, laptops) had higher yearon-year sales, but weak consumer demand severely
squeezed margins. HP's profits, and those of the entire
industry, are being severely impacted by declining household incomes, which are making consumers extremely
price-sensitive. There is also very little scope for further
cost-cutting.
The HP Service business employs a large percentage of
the workforce, and is therefore vital from an employee
standpoint. It is still a conventional provider of technical
customer services. Factors raising the pressure level
include the trend toward server consolidation, the steady
erosion of hardware prices, lower breakdown rates and
more generous guarantees. The volume of maintenance
work is decreasing as large, old systems are replaced by
cheap, new models. The replacements need little
maintenance, and many customers select basic guarantees or keep cheap replacement systems on hand. Major
customers want huge discounts for contract renewals.
The workforce bears the brunt of these revenue losses
because personnel costs are the largest item. There is
nothing new about this, but management is overreacting
and customer engineers are concerned in the face of
cost pressures resulting from the shortage of work. The
vague hints about leaving the so-called "comfort zone" in
the HPS Newsletter have prompted fears of layoffs and
heightened the pressure on the workforce
There are more storms on the horizon for the HPS C+I
project business. Its costs are burdened by the EMEA and
Corporation overheads, so that there is no way of
meeting its profit targets in the market. Hourly rates are
easily undercut by low-cost competitors. Past lay-offs
have left C+I short-handed in key areas. This places
C+I in a difficult position as a supplier. The (necessary)
6
In this context it makes perfect sense for HP to try to gain
a foothold in areas that previously lay fallow. The
acquisition of Triaton not only brings in $360 million in
sales; it also carries HP further up the value chain.
Taking over complete business applications (mainly SAP)
will generate sales in new growth segments that promise
healthy margins, and
will thus have a positive impact on the
There is obviously a
business mix. Consequently, the purchase
growing need for
decision was necessary and correct.
protection against
What does it all
mean? HP does not
rationalization.
see opportunities in
hardware services,
and is moving out of
this area, although it is still profitable. Interesting support
tasks are in danger of being moved to Bratislava and
elsewhere to reap the cost benefits of offshoring. In HPS
CS and C+I, HP delayed in targeting new markets and
preparing staff to work in new areas, preferring to buy an
established company with trained staff. But this
approach also involves hazards: Synergies through integration into HP will cost jobs at Triaton, and Triaton's prices will also be burdened by Group overheads.
We will see whether HP overcomes this danger and
builds a prosperous future by changing the overall layout of the service business. There is obviously a growing
need for protection against rationalization
Juli/August 2004
STANDPUNKT: Hat das Triaton-Management Euch
Betriebsräte bei der Suche nach dem „Best owner“ einbezogen?
Interview
mit
Claus Henrici
Triaton GmbH
Seit Anfang April ist es amtlich: HP hat mit Triaton den ITDienstleister des ThyssenKrupp Konzerns gekauft und
damit die Verantwortung für gut 1.900 KollegInnen übernommen, die hauptsächlich an den Standorten Frankfurt,
Dortmund, Krefeld und Essen arbeiten. Bis auf weiteres
bleibt das Unternehmen, das mit der IG Metall und der
IG Chemie einen Haustarifvertrag hat, gesellschaftsrechtlich eigenständig und wird als GmbH unter dem Dach
der HP Holding geführt. Wie Ende Mai bekannt wurde, ist
der Wechsel des Eigentümers für 336 Beschäftigte von
Triaton allerdings mit einer bitteren Botschaft verbunden.
Noch bevor sie richtig bei HP ankommen, müssen sie das
Unternehmen verlassen. Durch das Abstoßen von nicht IT
relevanter Geschäftsbereiche und auf Grund von
Synergieeffekten fallen ihre Arbeitsplätze weg.
Der STANDPUNKT sprach mit Claus Henrici, Betriebsratsvorsitzender am Standort Frankfurt, Mitglied im Gesamtbetriebsrat und Sprecher des Wirtschaftsausschusses von Triaton.
STANDPUNKT: Was war Deine erste, ganz persönliche Reaktion, als Du gehört hast, dass ThyssenKrupp
Euer Unternehmen verkaufen will?
Henrici: „Schon wieder verkauft werden“, dachte ich. Da
meine KollegInnen und ich erst einige Jahre vorher von
der Hoechst AG „verkauft“ worden waren, hoffte ich auf
einen schnellen und guten Verkaufsprozess. Wenn ein
solcher Verkaufsprozess nicht vernünftig abläuft, leidet
u.a. das Geschäft, und dies wirkt sich dann zusätzlich
negativ auf die Beschäftigten aus. Einen solchen
Verkaufsprozess und die Folgen hatten wir leider beim
letzten Mal erleben müssen.
Henrici: Das Triaton Management und der Segment
Vorstand waren nicht in die Verkaufsentscheidung und in
die Suche nach einem „Best Owner“ einbezogen worden.
Der ThyssenKrupp Vorstand, insbesondere die Abteilung
M&A, hat den Verkaufsprozess durchgeführt und die Interessen des Konzerns an die erste Stelle gesetzt. Der
Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates und seine Stellvertreter wurden vom zuständigen ThyssenKrupp Vorstand
persönlich von Zeit zu Zeit über den jeweiligen Stand des
Verkaufsprozesses informiert.
STANDPUNKT: Nun seid ihr also bei HP gelandet.
Welchen Eindruck hast Du bislang vom neuen Mutterkonzern?
Henrici: Bis jetzt haben wir sehr wenig Einblick in den
neuen Mutterkonzern. Die Informationen fließen noch
sehr langsam bzw. sind teilweise nicht immer nachvollziehbar für uns. Wir hoffen, dass wir möglichst bald aktiv in
die Integration einbezogen werden. Vielleicht können wir
dann auch vieles besser nachvollziehen und beurteilen.
STANDPUNKT: Wie reagiert die Belegschaft auf den
Verkauf?
Henrici: Die Belegschaft wartet gespannt darauf, wie die
Integration vollzogen werden soll, und welche Auswirkungen das auf den jeweiligen Arbeitsbereich haben
wird. Die Verunsicherung bei den MitarbeiterInnen ist
zur Zeit sehr groß.
STANDPUNKT: Im Zusammenhang mit dem Verkauf
kommt es bei Triaton zu massivem Personalabbau. Was
könnt Ihr tun, um möglichst viele Arbeitsplätze zu retten?
Henrici: Wir hoffen, dass wir für die KollegInnen gute
Regelungen mit dem Unternehmen vereinbaren können.
Unsere Zielsetzung ist, dass möglichst wenig KollegInnen
gekündigt wird. Den Wegfall der Stellen können wir als
Betriebsrat mit unseren Mitteln leider nicht verhindern.
Unser besonderes Augenmerk liegt darauf, dass die
Maßnahmen des Unternehmens einen langen zeitlichen
Vorlauf haben. In dieser Zeit muss möglichst vielen KollegInnen, die von den Maßnahmen betroffen sind, die
Chance eingeräumt werden – ggf. nach einer Qualifizierung – im ThyssenKrupp Konzern, bei HP, innerhalb
von Triaton oder auf dem externen Markt eine neue Stelle
zu finden. Zusätzlich hoffen wir, dass neue Stellen in den
Wachstumsbereichen entstehen und dort MitarbeiterInnen, die zur Zeit z.B. als BeraterIn tätig sind, eine neue
Aufgabe finden.
STANDPUNKT: Welches sind Deiner Meinung nach
die markantesten Unterschiede in der sozialpolitischen
Kultur zwischen Triaton und HP?
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STANDPUNKT
SUMMARY
Henrici: Die sozialpolitische Kultur und die dazugehörenden Regelungen scheinen bei HP nicht so ausgeprägt
vorhanden zu sein, wie dies in den Konzernen, die wir
kennen, üblich war. Dort gab es immer auch zusätzlich
zu den gesetzlichen Regelungen freiwillige sozialpartnerschaftliche Vereinbarungen mit den Betriebsräten oder
Gewerkschaften. Die Betriebsräte wurden bei der Triaton
durch Persönlichkeitswahl gewählt. Schwierigkeiten bei
der Integration von neuen Betrieben und Betriebsräten in
die Triaton oder den ThyssenKrupp Konzern hat es in der
Vergangenheit nicht gegeben. Bis jetzt haben wir uns
immer auf die Sacharbeit konzentriert. Wir nehmen den
gesetzlichen Auftrag als Betriebsräte ernst und versuchen,
möglichst zum Wohl der Beschäftigten und des Betriebes
tätig zu sein. Für politische oder juristische „Spielchen“
von einzeln Betriebsräten, Gewerkschaften oder dem
Arbeitgeber haben wir kein Verständnis. Wir sind
gespannt, wie die Betriebsratsarbeit bei HP ist und wie die
Zusammenarbeit mit den Unternehmen gestaltet werden
kann.
STANDPUNKT: Wie funktioniert bis jetzt die Zusammenarbeit mit den Betriebsräten von HP? Fühlt Ihr Euch
willkommen und gut aufgehoben?
Henrici: Bis jetzt gab es erst einige Treffen zum gegenseitigen Kennen lernen zwischen ein paar KollegInnen
des Betriebsrates von Triaton und HP. Ich hoffe, dass wir
zu einer guten Zusammenarbeit mit den neuen KollegInnen kommen. Sie sind bis jetzt alle sehr freundlich
und nett. Wie die Zusammenarbeit vor der Integration
stattfinden kann, ist noch zu klären.
STANDPUNKT: Claus, Du bist IG Metall Mitglied und
Triaton hat einen Haustarifvertrag mit der IG Metall.
Willst Du den Tarifvertrag behalten?
Henrici: Grundsätzlich ja. Wir haben den Haustarifvertrag und die dazugehörigen Betriebsvereinbarungen
selbst entwickelt und nach intensiven Beratungen mit
drei Gewerkschaften und dem Arbeitgeber vereinbart.
Da steckt nicht nur jede Menge Zeit und Arbeit drin, sondern auch viel Herzblut von allen Beteiligten. Das gesamte Paket der Vereinbarungen ist auf die Höhe der
Zeit (IT-Branche) und auf Triaton zugeschnitten. Die
Triaton war damit immerhin so erfolgreich am Markt,
dass man uns sehr gut verkaufen konnte.
Allerdings wäre es wahrscheinlich nicht sinnvoll, diesen
Tarifvertrag, der auf Triaton zugeschnitten ist, eins zu eins
für HP zu übernehmen. Denn erstens wären die HP-MitarbeiterInnen ja nicht an der Entstehung beteiligt gewesen und zweitens würde er wahrscheinlich nicht zu Prozessen und der Kultur von HP passen. Wie die MitarbeiterInnen und Betriebsräte von HP dies sehen, wissen wir
natürlich auch noch nicht. Wichtig ist allerdings für uns
letztlich nur, wie die Beschäftigten die unterschiedlichen
Systeme im Gesamten beurteilen. Daran werden wir uns
bei unserer Arbeit weiterhin orientieren
8
It became official in
early April: HP acquired
Triaton, the Thyssen
Krupp Group's service
provider, at the same
time taking on responsibility for 1,900
employees primarily in
Frankfurt, Dortmund,
Interview with
Krefeld and Essen. Until
Claus Henrici
further notice Triaton,
which has a company
Triaton GmbH
collective agreement
with IG Metall and IG
Chemie, will remain an
independent legal entity controlled by HP Holding. For
336 Triaton employees the ownership change came with
a bitter message. Their jobs have been eliminated
through the spin-off of non-IT activities and due to
synergy effects.
STANDPUNKT spoke with Claus Henrici, the chairman
of the Frankfurt works council, member of the central
works council and the spokesman of the economic
committee at Triaton.
STANDPUNKT: What was your first reaction to Thyssen
Krupp's plans to sell your company?
Henrici : First I thought, "Not again." My colleagues and
I were 'sold' by Hoechst AG a few years ago. I hoped for
a fast and positive sales process. Otherwise business
suffers and this can have a negative impact on the
employees. That is what happened last time.
STANDPUNKT: Did the management of Triaton involve
the works council in the search for the 'best owner?
Henrici: Triaton management and the board member
responsible for the sector were not involved in the sale
decision or the search for the new owner. The
ThyssenKrupp management board, and particularly the
M&A department, carried out the sale process and gave
priority to the group's interests. The chairman of the
central works council and his deputy were informed by
the responsible board member at ThyssenKrupp from
time to time on the status of the sale process.
STANDPUNKT: Now you've ended up with HP. What
are your first impressions of the new parent company?
Henrici: So far we have not gained many insights.
Information either comes slowly, or is not understandable. We hope that we will soon be actively
involved in the integration process. Then we may be in a
better position to form opinions.
STANDPUNKT: How did the workforce react to the sale?
Juli/August 2004
Henrici: The workforce is waiting in suspense to see how
the integration will be carried out, and what effects it will
have on them. They are living with a great deal of
uncertainty at the moment.
STANDPUNKT: The sale involves massive job cuts at
Triaton. How can you save as many jobs as possible?
Henrici: We hope that we can negotiate good agreements on behalf of the staff. Our goal is to minimize
layoffs. Unfortunately, as a works council we do not have
the means to prevent job losses. Our priority is to ensure
that there is a long lead-up time to the measures taken
by the company so that as many colleagues as possible
have a chance to find a job within ThyssenKrupp, HP,
Triaton or the outside job market, if necessary after some
training. We also hope to see new jobs created in the
growth areas and that the employees, for instance those
now working as consultants, can find new tasks.
STANDPUNKT: What do you think are the most noticeable differences between the social policy cultures at
Triaton and HP?
Henrici: At HP, the social policy culture and the associated regulations are less developed than what we are
used to from other groups, where voluntary agreements
negotiated with works councils or unions provided conditions better than the legal minimum. Works councils at
Triaton were elected on an individual basis. There were
never any difficulties with the integration of new sites or
works councils into Triaton or the ThyssenKrupp Group.
We have always stuck to the issues at hand. We take
works councils' legal obligation seriously, and try whenever possible to serve the interests of the employees and
the company. We do not tolerate "games" played by individual works council members, unions or the employer.
We are interested to see what the HP works council will
be like, and how we can shape the cooperation with the
company.
STANDPUNKT: How has your cooperation with HP
works councils worked so far? Do you feel welcome, and
that you belong?
Henrici: There have only been a few meetings so far with
a few members of the Triaton and HP works council to
get to know one another. I hope that the cooperation will
work well. So far they've all been very friendly. We still
have to clarify how we will cooperate before integration.
STANDPUNKT: Claus, you are an IG Metall member
and Triaton has a company collective agreement with IG
Metall. Do you want to keep it?
Henrici: Basically, yes. We developed the agreement
and the associated works agreements ourselves and signed them after intensive consultations with three unions
and the employer. This meant more than time and effort.
It also involved a deep commitment from everyone concerned. The total package of agreements is tailored to
the current situation in the industry and the needs of
Triaton. It contributed to the success that made Triaton
an attractive take-over target.
However, it probably would not make sense to transplant
to HP a collective agreement tailored to Triaton's needs.
First, that approach would mean that HP staff would not
be involved in creating the agreement and second, it
probably would not match the processes and culture at
HP. Of course we don't know the views of the HP employees and works councils on this subject. In the end, what
is important to us is how the employees see the different
systems as a whole. That will serve as the basis for our
future activities
Engagierte Betriebsräte anderer
Firmen beziehen Position zur
Standortfrage Deutschland
Der GBR und KBR der Siemens AG plädiert z.B. für
eine aktive Standortpolitik auch von Firmenseite.
1. Oberste Priorität für Arbeitsplatzsicherung
Die Sicherung bestehender Arbeitsplätze und Standorte muss bei unternehmerischen Entscheidungen
Vorrang vor ausschließlich an kurzfristigem Profit
orientierten Überlegungen erhalten. Der Standort
Deutschland muss durch aktive Standortpolitik auch
von Firmenseite gesichert werden.
2. Die Ent-Industrialisierung Deutschlands muss
gestoppt werden
Globales Engagement darf nicht zu einem Abbau
von Arbeitsplätzen in Deutschland führen. Für
Siemens, wie für alle anderen weltweit operierenden
Unternehmen, muss in Deutschland als Mindestanforderung eine ausgeglichene Arbeitsplatzbilanz gelten. D.h. Arbeitsplatzverluste durch Verlagerung
müssen durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze im
Land ausgeglichen werden.
3. Keine öffentliche Förderung von Arbeitsplatzverlagerungen
Standortverlagerungen dürfen nicht mit öffentlichen
Geldern oder durch Steuervorteile gefördert werden.
Für die Vergabe von EU-Fördermitteln an europaweit
tätige Firmen soll die Zustimmung der betroffenen
europäischen Betriebsräte vorgeschrieben werden.
4. Deutschland als integrierten Standort erhalten
Die Fertigung muss im Land gehalten werden. Die
Vision von Deutschland als reinem Dienstleistungsoder Entwicklungsstandort ist nicht realistisch. Wenn
die Fertigung abwandert, wandern die Entwicklung
und die anderen dazugehörigen Dienstleistungen
9
STANDPUNKT
hinterher. Das globale Engagement führt so unweigerlich auch zum Abfluss von Know-how.
5. Errungenschaften verteidigen, nicht preisgeben
Unser erreichter Lebensstandard, Errungenschaften
bei der sozialen Sicherung, beim Umweltschutz und
bei den Arbeitnehmerrechten dürfen nicht einer
Globalisierung ohne Spielregeln zum Opfer fallen.
Unternehmen und Politik müssen gemeinsam darauf
hinwirken, dass die besten Standards und nicht die
schlechtesten im globalen Wettbewerb als Zielmarken gesetzt werden. Erreichte Standards müssen notfalls durch Local-Content-Quoten und durch AntiDumping Gesetzgebung vor einem ruinösen Wettbewerb gesichert werden.
6. Politische Kriterien für Investitionsentscheidungen
Rückstände bzw. Defizite in punkto Rechtstaatlichkeit,
Demokratie und Menschenrechte, Umweltschutz und
soziale Standards sind fragwürdige Standortvorteile,
die nicht durch Investitionsentscheidungen belohnt
werden dürfen. Siemens muss sich dazu verpflichten,
keine Investitionen in Ländern vorzunehmen, die die
wirtschaftlichen, sozialen und politischen Kriterien,
wie sie für eine Aufnahme in die EU und in den ILO*Normen definiert sind, nicht erfüllen.
(*International Labour Organisation)
Die Bundesregierung und die EU werden aufgefordert:
• Die von der internationalen Arbeitsorganisation
ILO* definierten Kernarbeitsnormen zum Bestandteil der weiteren Verhandlungen über die Liberalisierung des Welthandels (WTO und GATS-Abkommen) zu machen.
• Keine Entwicklungshilfen und Bürgschaften für
Länder und Projekte zu gewähren, in bzw. bei
denen die ILO Kernarbeitsnormen nicht eingehalten werden.
7. Standortentscheidungen langfristig treffen
Es ist unternehmerisch höchst riskant, auf wirtschaftlich
oder politisch instabilen Regionen zu setzen. Politische
und wirtschaftliche Stabilität – dazu gehört auch eine
gesunde Binnennachfrage – sind eine unverzichtbare
Grundlage für eine längerfristige Unternehmensentwicklung, die nicht leichtfertig aufgegeben oder gar
durch eigenes Handeln aufs Spiel gesetzt werden darf.
Ein bewährter und stabiler Heimatstandort darf nicht
aufgegeben werden. Ebenso ist bei Spekulation auf
Währungsentwicklungen Vorsicht geboten. Was heute
vorteilhaft erscheint, kann sich morgen als verhängnisvoller Fehler herausstellen. Die Sicherheit vor Währungsschwankungen im Euro-Raum ist ein wichtiger
langfristiger Standortvorteil, der nicht vernachlässigt
werden darf.
8. Herausforderungen kreativ bewältigen
Siemens muss einen eigenen Beitrag dazu leisten,
die Standortkrise in Deutschland zu überwinden.
10
Abwanderung ist die am wenigsten einfallsreiche
Antwort. Zum Wohle der Menschen, die hier leben
und arbeiten sind kreativere Lösungen gefragt. Hier
bieten sich Herausforderungen bei deren Bewältigung echte Managementqualitäten bewiesen werden können. Auch das Potential der Mitarbeiter sollte – ganz im Sinne des alten Siemens TOPProgramms – in diesen Prozess viel stärker eingebracht werden. Die Arbeitnehmervertreter stehen für
eine Zusammenarbeit in diesem Sinne uneingeschränkt zur Verfügung.
9. Mit Kundennähe und Innovationen Marktanteile
gewinnen
Siemens definiert sich nicht durch möglichst billige
Produkte, sondern durch Spitzentechnologie und
Kundenerfolg. In diesem Sinne müssen Entwicklung
und Vertrieb immer noch besser an den Erwartungen
der Kunden orientiert werden. So können verloren
gegangene Marktanteile zurückerobert werden.
Das Engagement in der Forschung und Entwicklung
ist weiter voranzutreiben. Der Abfluss von Knowhow, der bei dem Drang auf fremde Märkte in Kauf
genommen wird, fügt dem Unternehmen langfristig
Schaden zu und muss gestoppt werden.
Die Kooperation mit den öffentlichen Forschungseinrichtungen und den Bildungsträgern in Deutschland muss vertieft werden. Der Siemens-Bereich
Medical Solutions dient hier als gutes Vorbild. An
dieser Stelle ist auch die Politik im Bereich Bildung
und Forschung gefordert, ihren Beitrag zu leisten.
10. Qualifikation der Mitarbeiter fördern
Die Zurücknahme der Ausbildung ist ein Schritt in die
falsche Richtung. Einer qualifizierten Personalentwicklung in Deutschland wird hierdurch die Grundlage entzogen. Die Signalwirkung ist äußerst kontraproduktiv. Es ist ein Fehler, Mitarbeiter nur als Kostenfaktor zu betrachten. Qualifizierte Mitarbeiter sind die
Basis jedes unternehmerischen Erfolgs. Nur so können Innovationen und Kundennähe auch in der
Praxis stattfinden. Anstatt die Mitarbeiter zu verunsichern, muss das Management den Mitarbeitern eine
positive Perspektive aufzeigen und ihnen verstärkt
Möglichkeiten zur Weiterqualifikation anbieten.
11. Gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen
Im „Siemens-Leitbild“, in dem die Leitsätze und
Werte des Unternehmens formuliert sind, heißt es:
„Wir tragen gesellschaftliche Verantwortung – und
engagieren uns für eine bessere Welt. Unsere Ideen,
Technologien und unser Handeln dienen den
Menschen, der Gesellschaft und der Umwelt.“
Weiter wird betont: „(Dieses) Leitbild macht aber nur
dann Sinn, wenn wir es täglich leben… Leben wir es
vor.“ Ganz in diesem Sinne werden die Verantwortlichen bei Siemens aufgefordert, das Siemens
Management System zu überarbeiten und die oben
stehenden Forderungen umzusetzen
Juli/August 2004
SUMMARY
11 points for securing Germany's
competitiveness
1. Securing jobs and saving business locations must
take precedence over short-term profits in decisionmaking processes. Companies must implement
policies to safeguard Germany's competitiveness.
2. Germany's de-industrialization must be stopped:
Siemens and other companies operating in Germany must maintain
a balanced 'job
account', i.e. every
job transferred elsewhere must be offset
by a new job in
Germany.
3. No public funding
for movement of
jobs: Public funds
cannot be spent on site relocations. EU funding for
companies operating in Europe must be subject to
approval by European works councils.
4. Preservation of Germany as an integrated production location: Manufacturing must remain in the
country. The vision of Germany as a pure services/
development site is unrealistic. If manufacturing leaves, then development and support services will
follow, so that global business will inevitably lead to
an outflow of skills.
5. Protect achievements: We cannot sacrifice our
standard of living, and our achievements in social
security, environmental protection and employee
rights to no-holds-barred globalization. The best
standards – and not the worst ones – must be the
benchmarks for global competition. If necessary,
local content quotas or anti-dumping legislation
must protect our standards.
6. Political criteria for investment decisions: Lawlessness, a lack of democracy and human rights, weak
environmental and social standards are highly
questionable competitive advantages. Siemens must
promise not to invest in countries that fail to meet the
economic, social and political criteria for admission
to the EU and those set out by the International
Labour Organization (ILO).
The German government and the EU are called
upon to:
•
Make the ILO labor standards an integral part
of the negotiations on the liberalization of world
trade (WTO and GATS agreements).
•
Refuse development aid or loan guarantees for
countries and projects that do not meet the core
ILO labor standards.
7. Site decisions must be based on long-term considerations: It is short-sighted to invest in unstable
regions. Stability and healthy domestic demand are
indispensable for long-term business development. It
is a risk to abandon proven domestic sites. The eurozone countries provide valuable shelter against currency risks.
8. Tackle challenges creatively: Siemens must make a
creative contribution to resolving Germany's crisis as
a production location. Simply pulling out is the most
unimaginative response. For the good of the people
living and working here, creative answers are
needed. This is a chance to show real management
qualities. This process must make greater use of staff
potential. Employee representatives offer their full
cooperation.
9. Capture market share with innovations and strong
customer relationships: In line with the high-tech,
high-quality identity of Siemens, development and
sales must pay more attention to customer expectations to regain lost market share. Siemens must
reaffirm its commitment to R&D and stop the outflow
of know-how resulting from the rush into foreign
markets. It must cooperate more closely with publicsector research institutes in Germany. Siemens
Medical Solutions provides a fine example.
Policymakers in the education and research sectors
also have a role to play.
10. Encourage employee training: Cuts in training are a
step in the wrong direction. They undermine the
basis for qualified personnel development in
Germany and send extremely counter-productive
signals. It is a mistake to see the workforce only as a
cost factor. Qualified employees comprise the basis
for all business success. Instead of creating an
atmosphere of anxiety, management must offer
positive prospects and more opportunities for
continuing education.
11. Corporate citizenship: The Siemens Principles say
"We embrace corporate responsibility - to advance
society. Our ideas, technologies and activities help
create a better world." And: "These principles make
sense only if we live them every day." In this spirit, we
call upon those responsible at Siemens to redefine
the Siemens management approach and to implement the above demands
(Source: Position paper by the Group Works Council of
Siemens AG)
11
STANDPUNKT
Alles neu macht der Mai –
und bei HP wird umorganisiert
Von ESG zu CSG und HPS zu TSG – mehr als nur
der Austausch von Buchstaben?
Was steckt dahinter? In der alten ESG (Enterprise
Solution Group) waren der Endkunden Account Vertrieb
– Global, Enterprise und Regional Sales – wie auch der
Enterprise Channel Sales zusammengefasst. Also die
Channel-MitarbeiterInnen, die den Vertrieb der margenträchtigen Server und Storage Systeme über Partner zu
verantworten hatten. Die Service- und DienstleistungskollegInnen, wie auch die PSG- und IPG-KollegInnen
waren in separaten Business Units untergebracht. So
dass im schlimmsten Fall 11 Sales KollegInnen beim
Kunden tätig waren. Das wurde in der Vergangenheit
auch seitens der Betriebsräte immer wieder kritisiert.
In der neuen CSG (Customer Solution Group) ist die
Zersplitterung des Vertriebs in verschiedene organisatorische Einheiten zumindest verringert worden. Eine unserer langjährigen Forderungen war immer, den Vertrieb
organisatorisch in eine Einheit mit einem eigenem
Marktzugang zusammenzufassen, um Reibungsverluste
und konkurrierende Ziele möglichst gering zu halten. So
finden sich in der neuen CSG neben dem Account
Produkt Vertrieb, der Service Sales und der HPS CI Sales
wieder. Die Account Manager müssen jetzt ihrer Rolle
stärker denn je gerecht werden und vom reinen Produkt
Vertrieb nun stärker die Steuerung und das Management der Kunden übernehmen sowie die Spezialisten mit
einbinden. So wird für den einen oder anderen noch
eine Umorientierung in seiner Arbeit notwendig sein.
Die Channelorganisation wird zusammengefasst, der
ESG Value Channel wird in die PSG eingegliedert.
Die Pre Sales MitarbeiterInnen mit HP Standard Arbeitsvertrag haben im Frühjahr ein „Angebot“ erhalten, ihre
Bezahlung von Festgehalt auf variables Einkommen umzustellen. Der Festanteil liegt dabei bei 80% und der variable Anteil bei 20%, wobei das heutige Gehalt das zukünftige Zielgehalt ist. Das Zielgehalt soll laut HP bei
100% Zielerfüllung ausgeschüttet werden. Es wurde dabei eine Übergangsfrist von zwei Jahren vereinbart. Die
Annahme des „Angebots“ sollte freiwillig sein, jedoch
wurde eine ganze Menge Druck seitens des Managements ausgeübt, dieses „Angebot“ auch tatsächlich
anzunehmen. Ca. 80% der Pre Sales KollegInnen haben
akzeptiert.
In der TSG (Technology Solution Group) werden im
wesentlichen CS und HPS sowie die Business Units zusammengefasst. Somit werden die Delivery Bereiche in
eine Verantwortung gegeben. Allerdings passen die
„Business Units“ mit ihren Marketing und Development
Aufgaben nicht so ganz in die TSG. Die schwierige
Business Situation ist natürlich kein guter Start der TSG
12
in Deutschland. Zumal Wolfram Fischer während der Betriebsrätekonferenz einen Stellenabbau im zweiten Kalenderhalbjahr nicht ausschloss.
Bewertung
Die Zusammenfassung des Vertriebs ist ein Schritt in die
richtige Richtung. Allerdings nur halbherzig ausgeführt.
Warum die PSG und IPG davon ausgenommen wurden,
kann niemand schlüssig erklären. Hier scheinen eher
machtpolitische Gründe im
Management ausschlaggebend gewesen zu sein.
Schaut man jedoch etwas
tiefer in die Organisation
hinein, dann ist auffällig,
dass die Anzahl der Manager und der Abteilungen
größer geworden ist. Somit
hat der Account Manager
intern einen höheren Abstimmungsaufwand
und
auch keinen direkten Zugriff
mehr auf Pre Sales Ressourcen oder Sales Spezialisten. Hier zeigt sich eines
der Probleme dieser Matrix
Organisation. Die Zeit beim
Kunden wird erneut beschnitten. Die Pre Sales Unterstützung für den Channel
wird weiter abnehmen.
Der Regional Sales verliert
MitarbeiterInnen und Umsatz
an andere Organisationseinheiten. So wird z.B. der Bereich Public ein eigenständiger Vertriebsbereich. Ob der
verbleibende regionale Vertrieb überlebensfähig bleibt
bzw. bleiben darf, ist offen. Nicht vergessen werden darf in
diesem Zusammenhang, dass es sich um einen deutschen
Sonderweg handelt, der von EMEA aufgrund der hohen
Zahl der mittelständischen Unternehmen in Deutschland
toleriert wird. Auch das SWAT Team darf man in diesem
Zusammenhang nicht vergessen. Bleibt der Erfolg aus,
könnte es für beide eng werden.
Auf den CI Sales könnten die größten Probleme im Vertrieb zukommen. Denn nur durch die Zusammenlegung
mit dem Account Vertrieb wird kein einziger Euro mehr
an Umsatz generiert. Die Zusammenarbeit hat vorher
funktioniert oder auch nicht. Daran wird sich nichts
ändern. Solange die Prozesse nicht sauber laufen bzw.
die Kalkulationsbasis für Projekte sich nicht ändert,
solange Delivery KollegInnen eher unproduktiv im Büro
sitzen müssen, weil die Tagessätze über dem Markt übli-
Juli/August 2004
chen kalkuliert werden, wird der CI Sales nicht erfolgreicher werden können. Wo wird HP dann diese KollegInnen einsetzen? Das Vertriebsmanagement wird es sich
nicht erlauben (können), VertriebsmitarbeiterInnen ohne
Umsatz mit zu ziehen. Werden hier die nächsten Low
Performer generiert? Der einzige Vorteil, den wir zur Zeit
sehen, ist die mögliche Harmonisierung der Vertriebsziele zwischen Corporate- bzw. Enterprise Account
Manager einerseits und dem CI Sales andererseits, aufgrund des gemeinsamen Managements.
Die Konzentration ausschließlich auf Großprojekte ist
nach wie vor als sehr riskant einzuschätzen. Wenn denn
eine solche Perle gewonnen
wird, dann ist die Auslastung
vieler KollegInnen über Jahre
gesichert, wenn aber nicht?
Wo kommt dann die Arbeit
her? Und was dann? Entlassungen? Aus unserer Sicht
macht es die Mischung.
Großprojekte ja, aber die
Grundauslastung kann nur
über kleinere und mittlere
Projekte kommen.
Nach wie vor fehlt das kundennbezogene Denken. Nicht
jeder einzelne Bereich beim
Kunden muss schwarze Zahlen
schreiben, sondern der Kunde
muss für HP Gewinn abwerfen.
Das reine Denken in Business
Units führt in jedem Bereich zu
suboptimalen Ergebnissen.
Die Konkurrenzsituation in der
PSG zwischen dem Account
Direct Sales und dem Channel
Sales wird aufrecht erhalten. Den Partnern kann diese
Situation nicht gefallen. Und ob es hier tatsächlich zu
mehr Umsatz und Profit kommt, wird man zur Zeit nicht
quantifizieren können. Klassischerweise führen konkurrierende Vertriebe eher zur Absenkung der Marge, da
mehr mit Discounts gearbeitet wird.
Die variable Bezahlung des Pre Sales bringt, aus unserer
Sicht, weder für die MitarbeiterInnen noch für HP einen
business-orientierten Mehrwert. Einzig über das eingesparte Gehalte entsteht für HP ein Spar-Effekt. Hier wird
das unternehmerische Risiko auf die KollegInnen abgewälzt, die keine Möglichkeit haben, das Ergebnis durch
ihren persönlichen Einsatz zu verbessern. Denn die vorgesehenen Messkriterien Country- oder BU-Ergebnis
können von den Einzelnen mit seiner bzw. ihrer Tätigkeit
zu wenig beeinflusst werden. Die Abhängigkeit vom
Vertrieb ist viel zu hoch, als dass die variable Bezahlung
ein sinnvolles Motivations-Instrument sein könnte. Ein
Bonus-System zusätzlich zum Gehalt (100%) wäre hier
das sinnvollere Vorgehen und würde, gekoppelt mit individuellen Messkriterien, sowohl für die KollegInnen als
auch für HP einen echten Mehrwert bringen.
Zusammenfassend kann man sagen: Auch wenn die
Richtung stimmt, ist fraglich, ob sie länger als ein
Halbjahr Bestand hat. Nach wie vor sind die Reporting
Systeme problematisch. Sie funktionieren nur bedingt
und sind zum Teil immer noch stark unterschiedlich. Das
unternehmerische Risiko wird mehr und mehr auf die
VertriebsmitarbeiterInnen abgewälzt und zukünftig auch
auf die Pre Sales KollegInnen, das tatsächliche Einkommen wird diesen Gegebenheiten aber nicht angepasst. Im Gegenteil, das Vertriebseinkommen soll insgesamt abgesenkt werden. Nach wie vor wird an der
Kappungsgrenze von 200% festgehalten. Incentives, die
ausgeschüttet werden, sollen hier mit eingerechnet werden. Die CBM's (Corporate Business Manger) und EAM's
(Enterprise Account Manager) bekommen nach wie vor
erschwerend die SPW's (Strategic Project Wins) aufgebürdet. Das fördert nicht gerade die Motivation der
Sales Force. Will HP sich aber gegen IBM durchsetzen,
muss eine schlagkräftige Sales Force auch auf die entsprechenden Ressourcen im Unternehmen, wie z.B.
Consulting und Services zurückgreifen können. Ein Stellenabbau bei der TSG ist für den Ausbau des Dienstleistungsgeschäftes alles andere als förderlich.
Nur mit Kostenreduzierung und Personalbbau in der
TSG kommt HP in Deutschland nicht weiter. Eine
Ausweitung des margenorientierten Geschäfts, wie z.B.
in den Dienstleistungsbereichen ist dringend notwendig
SUMMARY
Everything blossoms in May, and HP is
reorganizing
Is it more than switching letters when ESG becomes
CSG and HPS is TSG?
What's the plan? The old ESG included all end customer
account sales - global, enterprise and regional sales –
as well as enterprise channel sales (i.e. sales of highmargin server and storage systems through partners).
The service staff and the PSG and IPG colleagues were
in separate business units. Up to 11 sales employees
could be responsible for a single customer: a state of
affairs that we often criticized. The new CSG (Customer
Solution Group) will at least put an end to this fragmentation. A long-standing demand of ours is to place sales
within a single organizational unit with market access to
avoid frictional losses and minimize conflicting goals.
The new CSG includes Account Product Sales, Service
Sales and HPS CI Sales. Account managers will have to
focus more closely on their intended role. This will mean
a reorientation for some people.
13
STANDPUNKT
Channel organization is now bundled;
ESG value channel is integrated into
PSG
Presales employees with HP standard
employment contracts received an "offer"
in the spring to convert their fixed salary
to an 80-20 fixed/variable model. A twoyear transition period will apply. The staff
are under pressure to accept the "offer".
About 80% of them have done so.
In TSG, the reorganization will primarily
merge CS and HPS and the business
units. This will place delivery functions within a single
area of responsibility. However, the business units do not
fit well into TSG. The current business climate is naturally not an ideal start-up situation for TSG in Germany,
particularly since Wolfram Fischer, speaking at the works
council conference, left the question of second-half
layoffs open.
Assessment
The pooling of sales functions is a half-hearted step in
the right direction. There is no apparent reason for the
exclusion of PSG and IPG apart from power politics at
the management level.
A deeper look at the organization reveals the striking fact
that managers and departments have actually increased
in number. This means that account managers have
more coordination to do and no longer have direct
access to presales or sales specialist resources. This
reveals one of the problems of matrix organization.
Customer time is reduced and presales support for the
channel will decrease further.
Regional sales will lose staff and revenues to other units.
For instance, the public segment will become a separate
sales area. It remains to be seen whether the remaining
regional sales units will be viable, especially when we
note that this approach is an exception tolerated by
EMEA in Germany because of the numerous German
mid-sized companies. It is also important to bear in mind
the SWAT team. Both could be under pressure if they do
not perform.
CI Sales could be facing the most serious problems,
because the merger with Account Sales will not generate
a single euro in sales. As in the past, this cooperation
will either work – or it won't. If processes do not run
smoothly, project rates remain high, and delivery staff
have to stay in their offices because their daily rates are
above the market rates, CI Sales will not be more
successful. Where will HP put these staff members? Sales
management cannot carry sales staff who produce no
sales. Is the company generating the next 'low
performers'? The only benefit we can see right now is the
14
harmonization of sales targets between
the corporate and enterprise account
managers with those of CI Sales by placing them under joint management. We
still consider it risky to continue concentrating on major projects. If one of these
'gems' comes along, then there is work for
a number of years. But what if there are
no projects on this scale? Where will the
work come from? Will there be layoffs?
We believe that the key is to have the right
mix, with major projects complemented by
small to mid-sized projects that generate a
basic workload.
Customer-focused thinking is still lacking. What is important is that the customer generates profits for HP, and not
that every area is in the black. The purely BU-based
approach leads to suboptimal performance in every area.
The competition situation in PSG between Account
Direct Sales and Channel Sales will remain in place. The
partners definitely do not like this situation. And it is
impossible to quantify whether it produces more sales
and profits. Competing sales organisations typically lead
to lower margins because they offer more discounts.
In our opinion, the variable remuneration in presales
offers no added value in a business sense either to HP
nor to the staff. There is only a cost saving for HP through
the savings in salary. The risk is transferred to the staff,
who cannot influence the results through their personal
efforts, because they cannot sufficiently influence the
target parameters (country and BU results). The
dependency on the sales area is too strong for variable
payment to be a useful motivational tool. A system of
bonuses linked to measurable criteria in addition to the
base salary (100%) would be a more sensible approach
and would produce added value for the staff and HP.
In summary, we can say that this reorganization is only a
step in the right direction, and is unlikely to last more than
half a year. The reporting systems are still problematic.
The entrepreneurial risk is being transferred increasingly
to sales staff and, in the future, to the pre-sales staff, without income adjustments to reflect the new situation.
Instead, the total sales income will be reduced. The
200% cap, including incentives, still applies. The CBMs
and EAMs will still be burdened with the SPWs. This is no
way to motivate a sales force, and an unmotivated sales
force does not bring in orders. If HP wants to compete
against IBM, then it will need a high-performance sales
force backed up by the necessary resources (e.g. consulting and services). Layoffs in TSG will not help to achieve
the goal of building the services business.
If HP Germany wants to get ahead, cost-cutting and
layoffs at TSG will not do the job. It is vital to expand
margin-based business such as the service segments
Juli/August 2004
Open Workspace – State of the Art?
Dr. Dieter Jung
Vor gar nicht so langer Zeit hatten Bürogebäude noch
eine klare gegliederte Struktur. Es gab Einfachräume und
Mehrfachräume für höchstens drei MitarbeiterInnen. Die
Räume für Manager waren sofort an den zugeordneten
Sekretariatsräumen zu erkennen. Ein Flur war ein Flur
und konnte auch häufig mit der angegliederten Kaffeeecke als Kommunikationszentrum dienen. Konferenzräume erlaubten den diskreten Rückzug mit Kunden.
Selbst das leere Bürogebäude nach Feierabend verriet
noch sehr viel über die Benutzer. Da gab es Schränke
und Regale als Stauraum, auch für private Unterlagen.
Der Schreibtisch mit seinen Schubladen war nur den dort
arbeitenden MitarbeiterInnen zugänglich und konnte
auch entsprechend verschlossen werden. Auf dem
Schreibtisch befanden sich nicht nur Arbeitsunterlagen,
sondern auch persönliche Gegenstände wie Fotografien, die viel über die sozialen Bindungen des Beschäftigten aussagte. Auf einem separaten Tisch war ein
Bildschirm mit Tastatur zu sehen. In zunehmenden Maße
auch ein PC. Bildschirmarbeitplätze entstanden und
dienten zunächst der reinen Dateneingabe.
Diese Büroräume sollen teuer gewesen sein. Doch
waren sie persönlich zu gestalten. Sie strahlten Behaglichkeit aus. Es war das eigene Büro. Es machte Spaß,
dort zu arbeiten, eine wichtige Voraussetzung für effizientes Arbeiten. Die Frage von Rauchern und Nichtrauchern war leicht zu lösen. Kommunikation zwischen
den Beschäftigten fand ebenfalls statt. Wenn nicht im
Büro, so in der externen Kaffeeecke. Es gab klare
Rituale: geschlossene Tür bedeutet, ich will und muss
ungestört arbeiten. Jeder hat das respektiert. Man hatte
für heutige Verhältnisse einen unglaubliche Ruhe. Die
Arbeitsergebnisse waren entsprechend gut.
Wie gesagt, diese Büros sollen teuer gewesen sein. Vorgeblich waren sie auch inflexibel in der Gestaltung und
deshalb wurde im Rahmen
von Kostensparmaßnahmen
sehr früh über eine verdichtende Arbeitplatzgestaltung
nachgedacht.
Die Geburtsstunde der Großraumbüros war da. Die festen
Wände fielen fort – gemauert
waren sie schon lange nicht
mehr – Großraumstrukturen
eroberten die Arbeitswelt. Beschäftigte und Betriebsräte
waren nicht begeistert. Eine
Menge von arbeitsmedizinischen Untersuchungen führten zu einer Vielzahl von
Normen, Regelungen und
Gesetzen. Auch heute ist der Begriff Großraumbüro
noch nicht eindeutig definiert. Empfehlungen sprechen
von einer Mindestgröße von 400 qm. Die Beschwerden
der dort arbeitenden Beschäftigten sind erheblich. Kein
Wunder, das die Arbeitstättenverordnung alsbald Normen für die Gestaltung der großen Räume festlegte. Betriebsräte nehmen das Thema ernst, reklamieren Mitbestimmung und schließen Betriebsvereinbarungen ab.
Man darf ja nicht vergessen, dass es noch eine Menge
von Großraumbüros gibt und auch neu gebaut werden.
Die gefunden Normen, Standards und Gesetze sind
nach wie vor in Kraft. Es handelt sich dabei immer um
nachprüfbare Mindestzahlen, die eingehalten werden
müssen. Es gibt Bestimmungen über Temperatur, Mindestfläche pro Beschäftigten, vorgegebene Verhältnisse
von Großraumfläche und Fensterfrontgröße, Beleuchtungsstärke, Belüftungsmenge und Schalldruck, auch als
Lautstärke bekannt. Darüber wachen Berufsgenossenschaften und Gewerbeaufsichtsämter. In einem Großraumbüro ist daher einen Innentemperatur von 20 Grad
Celsius Standard, acht Quadratmeter Mindestfläche pro
MitarbeiterIn sollten es schon sein, die Belüftung sollte
für 29 bis 40 Kubikmeter pro Person und Tag ausgelegt
sein, das Verhältnis von Fläche und Fensterfront beträgt
eins zu zehn, die Beleuchtungseinrichtungen müssen
mindestens einen Helligkeit von 750 Lux abgeben, und
der Schalldruck (Lärm) muss unter 55 Dezibel liegen.
Alsbald stellte man fest, dass die Einhaltung dieser messbaren und objektiven Anforderungen Voraussetzung ist,
aber nicht ausreicht, um Großraumstrukturen zu ertragen. Die subjektive Empfindlichkeit des Beschäftigten
spielt eine große Rolle. Ein lautes Gespräch kann als
weniger störend empfunden werden, als einige geflüsterte Sätze. Eine ausreichend Luftumwälzung, kann als
Zug empfunden werden, der alsbald Verspannungen
auslöst und einen korrekte Beleuchtung kann durch ihre
nicht natürliche Farbtemperature bis zur Arbeitsunfähigkeit stören.
Diese subjektiven Einflüsse
verbunden mit den allgemeinen Bewegungen im Raum,
dem ständigen Sichtkontakt
und dem Eindruck ständiger
Überwachung verursachen
Stress. Der Mensch versucht,
dagegen anzukämpfen. Er will
das leise geführte Gespräch
nicht hören. Er will sich zurückziehen können, und er will
nicht dauernd ansprechbar
sein oder sich dagegen zur
Wehr setzen müssen. Diese
15
STANDPUNKT
zusätzlichen Anstrengungen gehen auf Kosten der eigentlichen Arbeit und führen zu einem Gefühl des ausgelaugt
seins, das einen Abends überkommt und ggf. erst einmal
vor den Fernseher flüchten lässt. Eine groß angelegt
Studie kam zu dem Ergebnis, dass die Spezies Mensch in
Großraumbüros nicht „artgerecht“ gehalten wird.
Der Großraummythos, alle sind gleich, stimmt einfach
nicht. Die Arbeitplätze sind mit einem Status versehen. Je
näher zum Fenster, je abgeschirmter in einer Ecke, desto
besser ist dieser Arbeitsplatz und wird daher häufig von
Managern oder ähnlich wichtigen Personen besetzt. Die
vorgeblich einfache Ansprechbarkeit des Managers stört
nicht nur ihn, sondern auch die Umgebung. Open Door
ohne Tür ist Unsinn! Vertrauliche Gespräche können
nicht geführt werden. Jeder hört mit.
Die Computer mit ihren Anforderungen haben nunmehr
die Arbeitswelt erobert. Aus Großraumarbeitsplätzen
werden Bildschirmarbeitsplätze. Eine heftige Diskussion
über die Definition dieser Arbeitsplätze setzte spätestens
zu dem Zeitpunkt ein, als europäische BildschirmArbeitsplatzverordnungen die Einrichtung dieser Arbeitsplätze teuer machte. Natürlich hat man versucht, die
Normen zu unterlaufen. Wo kein Bildschirmarbeitsplatz
da auch kein Zwang zur Mindestausstattung. Genutzt
hat das wenig. In Europa gibt es eine gültige Richtlinie
über Bildschirmarbeitsplätze, die in Deutschland zu einer
entsprechenden Verordnung geführt hat. Diese gilt in
Einzelbüros und im Großraum. Im Kern gelten auszugsweise folgende Bestimmungen:
•
•
•
•
•
Die Tastatur ist getrennt vom Bildschirm und im
Winkel zum Tisch variabel zu halten.
Der Arbeitstisch muss in der Höhe und in der
Neigung verstellbar sein.
Dazu gehört ein entsprechend in Höhe verstellbarer
Stuhl.
Der Arbeitstisch selber, die Umgebung und die Anordnung des Bildschirms müssen reflexionsfrei sein.
Die Bildschirme müssen flimmerfrei sein.
Mit der Einführung des Open Workspace (OW) sind wir
im hier heute angekommen. Natürlich ist die Implementierung nicht nur eine weitere Sparmaßnahme. Hinter
dem OW verbergen sich die „Core Values“ einer Firmenkultur von Gruppenarbeit, ungezwungene Redemöglichkeit mit dem Manager und für diesen die Ausübung von
„managing by wandering around“. Den „Newcomer“ im
OW erkennt man daran, dass diese Core Values noch
als Bedrohung empfunden werden.
Die durch OW erreichten Sparmaßnahmen reichen
nicht. Zusätzlich werden „shared desks“ eingeführt. Es
geht um die zeitliche Mehrfachnutzung von Büroarbeitsplätzen. Der Arbeitsplatz ist kein persönlicher mehr –
private Gegenstände habe dort nichts mehr zu suchen.
Das ist auch verständlich. Wenn mein Arbeitsplatz auch
von anderen KollegInnen genutzt wird, stören sie nur. Ein
16
„clean desk“ ist am Ende meiner Arbeitsperiode natürlich auch nötig. Im Idealfall habe ich den zeitanteiligen
Schreibtisch gar nicht verwendet, brauche auch nichts zu
verstauen. Wohin auch? So werden wir also zu Arbeitsnomaden, die nur Spuren in den EDV Netzen hinterlassen. Die wirkliche Arbeitswelt verblasst zur Datensteckdose. Wir mutieren zu Transformatoren zwischen den
Netzen. Bildschirmarbeitsplätze werden
zu Laptoparbeitsplätzen. Grundzüge von
Ergonomie lassen sich so nicht verwirklichen. Das Verhältnis der Beschäftigten
zur Arbeitsplatz ist nicht nur eine finanzielle Planungsgröße, sondern zeigt auch
einen Mangel auf. Wer morgens nicht
rechtzeitig im Büro ist, hat keinen
Arbeitsplatz.
Natürlich könnte der Betriebsrat einsteigen. Arbeitsplatzgestaltung, Nutzung des
Mobiliars und das Verhältnis von Schreibtischen zu MitarbeiterInnen sind mitbestimmungspflichtig.
Auch auf die Einhaltung der gesundheitlichen Normen hat
er zu achten. Eine Betriebsvereinbarung wäre zu erstellen,
die sicherlich über das einfache Unterschreiben europäischer Managementanweisungen hinausgeht.
Die betroffenen MitarbeiterInnen reagieren stark unterschiedlich. Einige regen sich lautstark auf und versuchen
ihre Privatsphäre aufrecht zu erhalten. In einigen Niederlassungen stellen abendliche Rollkommandos aber
clean desk her und belehren Betroffene. Fotografien und
ähnlich Privates verschwinden. Andere beschweren sich
beim Betriebsrat und werden mit „da kann man nichts
machen“ abgespeist. Wieder andere weichen nach
Hause aus, um wenigstens in Ruhe arbeiten zu können.
Laptop, Handy und Funkmodem machen es möglich. Es
ist „cool“, so arbeiten zu können. Das Ausweichen nach
Hause eröffnet jedoch nur weitere Einsparmöglichkeiten.
Das schleichende Einführen von Heimarbeitplätzen kündigt sich an. Die Belegschaft wird in eine Kern- und
Randbelegschaft geteilt. Noch hält der Arbeitsvertrag
das alles zusammen. Der Wechsel zum Werkvertrag
würde die Trennung zwischen Büro und Heim auch legal
aufheben. Dann säße man zu Hause und würde rund
um die Uhr auf Arbeitsanweisungen warten. Für den
Konzern wäre das eine weitere Phase der Flexibilität. Ein
atmendes Unternehmen könnte seinen Arbeitsbedarf auf
Kosten der MitarbeiterInnen vollständig anpassen. Eine
Kernbelegschaft aus wenigen Managern würde die unvermeidbaren Arbeiten im Miniraumbüro regeln.
Deploymentpolicy vom Feinsten. Jederzeitige Anpassung
der Manpower, ohne Betriebsänderung, ohne Abfindung
und ohne Restructuring Charge. Ist das die schöne neue
Welt, die wir anstreben?
Ich denke nein. Der kreative lokale Betriebsrat ist
gefragt. Beschweren Sie sich bei ihm
Juli/August 2004
SUMMARY
Open Workspace
Not long ago, office buildings had a clear structure.
There were shared offices for up to three people, single
offices, manager's offices with outer offices for
secretaries, halls with adjacent coffee rooms where
people could meet and talk, and conference rooms for
meeting customers. Even at night, empty
offices revealed a lot about their
occupants. There were family photos
and other personal items. They say these
offices were expensive. But they were
enjoyable to work in: a decisive factor
for productivity. The staff could
communicate. There were clear rituals:
A closed door meant a need to work
undisturbed. They were unbelievably
quiet as compared with today's offices –
a difference reflected in employee
performance.
One day the cost-cutters decided that these offices were
not just expensive, but also inflexible. Soon they were
thinking about tighter configurations. The open-plan
office was born. Employees and works council members
were not enthusiastic. Medical studies led to numerous
standards and laws. But employees still complain. Some
works councils have hammered out agreements. The
standards and laws set down measurable parameters:
temperatures, space per employee, window frontage,
light intensity, ventilation and sound levels. However, it
was soon clear that compliance with these standards is
not enough. Subjective perceptions also play a role.
Whispering can be just as annoying as a loud conversation; ventilation systems can cause drafts; adequate but
unnatural lighting can make it virtually impossible to
work. These subjective perceptions, combined with the
constant movement in the room, the constant visual
contact and the sensation of being monitored at all
times, cause stress. At the end of the day, employees feel
drained. A major study concluded that an open-plan
office is an improper habitat for homo sapiens.
The egalitarian open-concept office is a myth. Workers
located close to windows or in private corners have
better conditions. And it is absurd to say that managers
without doors have an open-door policy. The situation is
bad for both managers and staff, since both have no
privacy. Everyone is always listening in.
Computers have conquered the working world. This has
also led to numerous standards, both at the European
and national level, despite all attempts to evade them:
• a separate keyboard, tilted in relation to the table
surface
• adjustable desk (both height and angle)
• adjustable-height desk chair
• stable screen image
• glare-free desk and surroundings; glare-free screen
positioning
The introduction of the open workspace (OW) got us
where we are. Of course it's more than just a cost-cutting
measure. It reflects the core values of a company culture based on group work, casual communication with
managers, and "management by walking around".
Newcomers in the OW are the ones who still see the
core values as a threat.
The OW savings were not enough. Soon we had shared
desks, which depersonalize the workplace. After all, my
family photos would only be in the way of the next
person. We are becoming working nomads who leave
traces only in the network. The real working world is
shrinking into a data port. Workstation jobs are mutating
into laptop jobs. This leaves no hope even for basic
ergonomic principles.
The connection of the employee to the workplace is not
only a budgetary parameter. Now it also reveals
employee shortcomings: Those who show up late have
no desk.
Of course the works council could get involved. Office
layouts, the use of furniture and the allocation of desks
are all subject to codetermination under the law. The
works council is also responsible for monitoring
compliance with health regulations. The right approach
would be to negotiate an effective works agreement –
and not just rubber-stamping European management
orders.
Employee reactions differ widely. Some vent their anger
and attempt to protect their personal sphere. But patrols
come in the evenings, clear the desks and contact the
rule-breakers. Photos and other personal items disappear. Others complain to the works council and are
told, "There's nothing we can do about it." And there are
those who simply take their work home. Laptops, cell
phones and modems make it possible. What's more, it's
considered cool. But taking work home is just the start of
new cost-cutting opportunities.
Home-based workplaces have begun to divide the staff
into core and fringe workforces. Employment contracts
still bridge the gap. A switch to project-based contracts
would put an end to the legal distinction between home
and office. Then employees would sit at home, ready to
take instructions, 24 hours a day. This would be the next
flexibility phase for the company: a breathing enterprise
in a position to adjust its labor needs entirely at the
expense of the staff - with no severance pay.
Is this the brave new working world we are striving for? I
think not. The onus is on the creative works council at
the local level. That's where to go with your complaints
17
STANDPUNKT
Arbeitsplatzgestaltung bei HP
punktartig die Arbeitsplatzarten und die Richtlinien für
MitarbeiterInnen mit fest zugeordnetem Arbeitsplatz.
Unter dem Stichpunkt „Bürofläche“ ist beispielsweise keineswegs eine Beschreibung der Ausstattung der Büros
bzw. der Arbeitsplätze zu finden, sonder hier steht
schlicht: „HP wendet Open Space Design Konzepte für
Großraumbüros an. Es wird in Zukunft keine Einzelbüros
mehr geben.“
„Pferde traben über Koppeln und Wiesen leuchten in der
Vorfrühlingssonne unter einem weiß-blauen Himmel.
Durch diese idyllische Landschaft soll es zum neuen HPStandort Dornach II gehen? Doch unversehens ist man
in Dornach …“ (aus Life at HP, Ausgabe Mai 2004)
Ein wenig verklärt wird im neuen „Life at HP“ der
Weg in die Geschäftsstelle Dornach beschrieben.
Dort angekommen findet man sich in einer typischen „Open Space“-Büro-Umgebung, wie sie bei
HP mittlerweile Standard ist:
• Großraumumgebung mit niedrigen
Stellwänden
• Pro MitarbeiterIn so wenig Platz wie möglich
• Teilweise sehr hoher Geräuschpegel
• möglichst keine persönlichen Gegenstände auf
den Arbeitsplätzen
Geregelt wird dieses Open Space Konzept in der neuen
Betriebsvereinbarung „Arbeitsplatzgestaltung bei HP
(Open Space)“. Diese BV besteht aus der Betriebsvereinbarung selbst und zwei Anlagen. Die Anlage 1 soll die
Arbeitsplatzgestaltung in den HP Gebäuden beschreiben, Anlage 2 beschreibt die Rahmenbedingungen für
Remote Arbeitsplätze.
18
Ah ja – jetzt kennen wir uns aus –, wissen genau, auf
welche Büroausstattung wir Anspruch haben. Es gelten
also, mangels Regelung in der BV, die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestanforderungen für die Haltung von
Angestellten bzw. für die Arbeitsplatzgestaltung. So wird
also zusammengerückt. Dies spart sicherlich teuren
Mietzins und Erhaltungskosten für Gebäude und Infrastruktur. Nicht bedacht wird dabei jedoch, dass für viele
KollegInnen ein konzentriertes Arbeiten wegen des
hohen Geräuschpegels und der ständigen Ablenkungen
kaum möglich ist. Die Frage ist, was mehr Kosten verursacht: Mangelende Effektivität der MitarbeiterInnen oder
eine Büroumgebung, die qualitativ hochwertiges und
konzentriertes Arbeiten ermöglicht. Wohlfühlen am
Arbeitsplatz ist offensichtlich kein Thema.
Gut, dass es in jedem Stockwerk
Kaffee-Ecken gibt. Dort können die
Wohlfühlen am
Akkus wieder ein wenig aufgeladen
werden. Allgemein bekannter Tipp
Arbeitsplatz ist
gegen verbrannte Finger: „Nimm
zwei“ (Plastikbecher) – und nach dem
offensichtlich
Genuss ab damit in die Tonne. Selten
haben KollegInnen mit mobilen
kein Thema.
Arbeitsplätzen Kaffeetassen in ihren
Notebook-Taschen, so ist man bei HP
häufig auf diese umweltschädlichen
Trinkbecher angewiesen. Mit moderner Arbeitsplatzgestaltung hat dies in Zeiten des Dosenpfands nichts zu tun.
Nach der Lektüre der dreiseitigen Betriebsvereinbarung
mit groben Definitionen der Arbeitsplätze, Arbeitsplatznutzung, der Zuordnung zu Arbeitsplatzkategorien und
Zuständigkeiten, nimmt sich der geneigte Leser bzw. die
geneigte Leserin, neugierig auf inhaltliche Informationen, die Anlage 1 vor.
Wohl dem, der einen Remote Arbeitsplatz hat. Anlage 2
zur BV „Arbeitsplatzgestaltung bei HP“ regelt auf zwei
Seiten die Rahmenbedingungen für Remote Arbeitsplätze. In dieser Anlage steht der entscheidende Satz:
„Es sollte eine angemessene Arbeitsumgebung im häuslichen Umfeld gewährleistet sein, damit ein ungestörtes
Arbeiten möglich ist …“. Ein Rechtsanspruch auf einen
derartigen Arbeitsplatz besteht bei HP leider nicht und
eine pauschale Kostenerstattung gibt es nur für
MitarbeiterInnen, die nicht mehr als 3.405,- EUR monatlich bzw. bei variabler Bezahlung 45.000 EUR jährlich
verdienen. Ansonsten muss sich der HP’ler seine „angemessene Arbeitsumgebung“ eben etwas kosten lassen.
Die Hoffnung, hier detaillierte Vereinbarungen zur
Arbeitsplatzgestaltung zu finden, wird jedoch enttäuscht.
Anlage 1 besteht nur aus zwei Seiten und definiert stich-
Wie gut, dass die idyllische Landschaft, in der Pferde
über Koppeln traben und Wiesen unter einem weißblauen Himmel leuchten, nicht weit ist
Juli/August 2004
SUMMARY
Workplace design at HP
"Horses trotting across paddocks, and meadows bathed
in early spring sunlight under a blue sky with white
clouds – can this really be the way to the new HP site
Dornach II? …" (Life at HP, May 2004)
This description of our site in the new "Life at HP" is
somewhat idealized. On arrival we find ourselves in the
HP-standard "open space" office environment:
• open-plan offices with low cubicle walls
• as little space as possible for each employee
• high noise levels
• as far as possible, no personal property on desks
A new works agreement – including two appendices –
regulates this working environment. The first appendix
describes workplace design in HP facilities, and the
second sets out conditions for remote workplaces. After
reading the three-page agreement with rough definitions
of workplaces, workplace utilization, assignment of workplace categories and jurisdictions, those who turn to the
appendix hoping to find detailed agreements on workplace layouts will be disappointed. The appendix merely
lists workplace types and guidelines for staff with fixed
workplaces. For example, the item "Office space" does
not describe how offices are equipped, but only states,
"HP uses open space design concepts for open-plan
offices. There will be no more single offices in the future."
In short, we are entitled only to the legal minimum in
terms of office space. But as we squeeze in, saving the
company rent and maintenance costs, someone seems to
have forgotten to ask whether these savings really make
up for the cost of working in offices where concentrated,
high-quality performance is impossible.
A good thing, at least, that there are coffee corners on
every floor to recharge our batteries. Word has got
around that it's better to take two plastic cups to avoid
burned fingers. (Of course colleagues with mobile workplaces don't keep coffee mugs in their notebook bags.)
And afterwards, the two cups land in the garbage. In the
era of deposits on soft drink cans, this is a long way from
modern workplace design.
The employees with remote workplaces can consider
themselves lucky. Appendix 2 of the agreement defines
specifications for remote workplaces. The deciding
sentence states, "Employees should have an appropriate
working environment in their homes to ensure that they
can work undisturbed." Unfortunately, there is no entitlement to a workplace of this kind, and costs are
reimbursed only for staff who earn less than €3,405
monthly, or €45,000 per year in case of variable
remuneration. Otherwise employees have to pay for
their "appropriate working environment" out of their own
pockets. It's a good thing that the trotting horses and
sun-dappled meadows are not far off
Wussten Sie schon…
… dass das deutsche Fernmeldegeheimnis auch alle
Emails auf HP-Systemen (geschäftliche und private)
schützt? Dies gilt für den Fall, dass eine Firma – wie z.B.
HP – die private Nutzung des Email-Systems erlaubt.
Selbst wenn er eine Straftat oder eine Vertragsverletzung
einer Mitarbeiterin oder eines Mitarbeiters vermutet, darf
der Arbeitgeber ohne Zustimmung des bzw. der
Betroffenen keine Emails einsehen – nicht einmal deren
Titel oder Adressaten. Nur der Staatsanwalt könnte
Emails mit richterlicher Erlaubnis durchsuchen.
Hoffen wir, dass dies auch unsere Email-Systemadministratoren in den USA wissen und beachten!
Did you know…
@
… that German telecommunication privacy laws protect
all e-mails on HP systems (personal and business emails). This applies whenever a company (like HP) allows personal e-mail use. Even if an employee is suspected of illegal activity or a contractual violation, the
employer cannot examine e-mail messages – including
the address line and subject line – without the employee’s consent. Only the state prosecutor’s office can read
e-mails after obtaining a court order.
Let’s hope that our mail administrators in the USA know
and respect these rules!
Impressum / Disclaimer
Herausgeber /
Publisher
IG Metall Stuttgart
Internet
www.igmetall.de
www.hp-standpunkt.de
Email
[email protected]
Verantwortlich /
Responsible
Jürgen Stamm
1. Bevollmächtigter
Redaktion /
Editorship
Uwe Meinhardt
Dr. Dieter Jung
Druck /
Print
Zelig Druck, München
19
STANDPUNKT
Ingenieure in Leiharbeit
Walter Wedl, ex-HP und Böblinger Betriebsseelsorger
In vielen Bereichen von HP sind, wie bei den meisten
EDV-Firmen auch, externe Ingenieure tätig. Sie können
bis zu zwei Drittel der Angehörigen einer Abteilung bilden und sind durchschnittlich 30 bis 45 Jahre alt. Entweder stammen sie aus dem Inland, vor allem aus den
neuen Bundesländern, oder aus dem Ausland, z.B. aus
Österreich oder den USA. Vermutlich finden sie zu
Hause keine oder schlechter bezahlte Arbeit, oder aber
sie haben Böblingen aus Gründen des „job enrichment“
gewählt.
Diese externen Ingenieure werden für die Realisierung
von speziellen Teilprojekten eingesetzt und auf der Basis
von erbrachten Stunden entlohnt. Seit einiger Zeit wird
allerdings von den Großfirmen offenbar sehr darauf geachtet, nicht mehr nur mit einzelnen Personen Verträge zu
machen, sondern nur noch mit sog. Zulieferern oder Personalagenturen, die mehrere eigene MitarbeiterInnen
haben. Es wird darüber hinaus immer mehr versucht, weg
zu kommen von einem bloßen „body shopping“, sondern
stattdessen ganze Aufgabengebiete an Fremdfirmen zu
geben und dabei für die Erbringung einer Dienstleistung
zu bezahlen, wobei fast das ganze unternehmerische Risiko auf den Zulieferer übertragen wird. Wie viele MitarbeiterInnen diese Dienstleister einsetzen, ist dann deren
Sache. Die zu erbringende Dienstleistung wird in diesem
Fall gegen sog. SLA (Service Level Agreements) gemessen. Werden diese nicht erfüllt, fallen Vertragsstrafen an.
Mit diesem Vorgehen erspart man sich die rechtlichen
Probleme einer Arbeitnehmerüberlassung und vermeidet
Konflikte mit der Scheinselbständigkeit.
Es sind also vier verschiedene Formen von Engagement
zu unterscheiden: Unter „Leiharbeit“ im engen Sinn wird
üblicherweise Arbeitnehmerüberlassung verstanden. Das
wird eher für weniger qualifizierte Tätigkeiten angeboten. Dann ist der übernehmende Betrieb wie ein Arbeitgeber für die Arbeitszuweisung an die überlassenen ArbeitnehmerInnen und auch deren Arbeitsumstände (u.a.
für die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes) verantwortlich.
Bei „outsourcing“ wird die Dienstleistung als solche per
SLA von einer anderen Firma eingekauft. Die Dienstleistungsfirma muss entscheiden, wie viele MitarbeiterInnen benötigt werden. Andererseits gibt es Werkverträge,
entweder direkt mit einem Ingenieur oder über eine vermittelnde Agentur. In diesen Fällen arbeitet der Ingenieur
„selbständig“, Arbeitnehmergesetze gelten nicht; deshalb ist hierbei die Gefahr der Selbstausbeutung besonders hoch.
Diese vier Fälle kann man nicht über einen Kamm scheren, da sie verschiedene Problematiken enthalten und
auch die, zumindest juristische Verantwortung der Auftraggeber unterschiedlich ist. Nur die Erstgenannten sind
„Leiharbeitnehmer“ im engeren Sinn, die KollegInnen,
die in den anderen Formen des Engagements arbeiten,
20
gelten rechtlich nicht als „ArbeitnehmerInnen“ der entleihenden Firma.
Arbeitszeiten von 12 bis 16 Stunden pro Tag und ganze
Arbeitswochenenden können für diese Art Ingenieure
durchaus drin sein, insbesondere wenn Lieferfristen vertraglich äußerst knapp bemessen wurden. Es ist – außer
dem Ingenieur selbst – ja kaum jemand mehr da, der
darauf achtet, dass ihm kein Schaden entsteht und dass
bestehende Arbeitnehmerschutzrechte, wie das Arbeitszeitgesetz, eingehalten werden.
Gehaltsstrukturen sind zuweilen sehr verschieden – so weit
sich darin Einblick nehmen lässt – je nachdem, ob jemand
als Selbständiger angeworben oder aber von spezialisierten Leiharbeitsfirmen vermittelt wurde. Tagessätze sind
schon seit einiger Zeit unter die 800 € Grenze gefallen.
Spitzenlöhne von 1000 € pro Tag waren zuvor möglich –
für Spitzenkräfte mit sehr spezifischem Fachwissen galten
solche Tagessätze auch als angemessen –, in den vergangenen Monaten fingen aber auch sie an zu bröckeln. Aus
dem Einkommen müssen allerdings auch alle Leistungen
mit abgegolten werden, die bei den Festangestellten Teil
des Entlohnungspaketes sind: Urlaubs- und Weihnachtsgeld. (Sozial-)Versicherungsbeiträge, Hotelunterkunft,
Fahrzeug, Heimreisen,
Fort- und Weiterbildung.
Direktversicherung, Betriebsrenten, Langzeitkonten, die nicht verfallen, Stock Options
und das Aktiensparprogramm.
Von Seiten der Unternehmen deute ich diese
Entwicklung so: Wenn
selbst in der Entwicklung zunehmend LeiharbeitnehmerInnen beschäftigt werden, wird
dieser Bereich nicht
mehr als „die“ Kernkompetenz eines produzierenden Unternehmens angesehen, die
prinzipiell nur mit eigenen Kräften geleistet
wird. HP's Strategie ist
es zwar immer noch,
grundsätzlich
keine
Kernkompetenzen an
Externe zu vergeben.
Allerdings wird das, was
zu den Kernkompetenzen gezählt wird, immer
Juli/August 2004
wieder mal neu definiert. Galt Anfang der 90er Jahre die
Produktion als eigentliche Kernkompetenz, verschob sich
dies Mitte der 90er hin zur Distribution und Anfang dieses Jahrzehntes hin zur virtuellen Vermarktung der
Marke.
Vorgesetzte werden zunehmend an der „finanziellen
Flexibilität ihrer Abteilung“ gemessen und entlohnt, d.h.
im klassischen kaufmännischen Sinn wird eine Reduzierung der Fixkosten auf ein Minimum angestrebt und die
stetige Anpassung der variablen Kosten an aktuelle
Umsätze oder Entwicklungsbudgets. Personalkosten werden nach Möglichkeit von fixen zu variablen Kosten.
Über das SLA Management lässt sich diese Flexibilität
auch sehr gut erreichen und umsetzen. Flankiert wird
diese Messgröße allerdings noch durch ein Barometer
der Kundenzufriedenheit, um nicht die Qualität gänzlich
dem „Kostensparen auf Teufel komm raus“ zu opfern.
Während Unternehmen viel Intelligenz und Geld darauf
setzen, Kunden und Geldgeber bei der Stange zu halten,
bedeutet ihnen die Loyalität der Beschäftigten zunehmend nichts mehr. Die gegenseitige Loyalität zwischen
Betrieb und Beschäftigten, früher ein Grundpfeiler solider
Unternehmenspolitik, wurde sehr stark abgewertet und
taucht zumeist nur noch als Worthülse in Ansprachen auf.
Unternehmen stoßen in neue Regionen der Profitabilität
vor, die als „Kapitalrendite nach Steuern“
zumeist im zweistelligen
Bereich liegen dürften,
da unternehmerische
Risiken weiter minimiert
(weil ausgelagert) und
die „tax optimization“
effektiv
gehandhabt
wurden. Von diesem
Gewinn profitieren meines Erachtens in erster
Linie die Vorstände der
amerikanischen MutterKonzerne, in zweiter
Linie die Leiharbeitsfirmen, in dritter Linie die
verliehenen Ingenieure
selbst.
Inwieweit die Beschäftigten der „Kernbelegschaften“ davon profitieren, dass sie zunehmend von LeiharbeitnehmerInnen umgeben
werden, ist umstritten:
Einerseits können Jobs
aufgrund einer „Mischkalkulation“ im Inland
gehalten werden und
wandern nicht ins Ausland ab, andererseits wird auch
die Stammmannschaft zahlenmäßig immer kleiner und
gerät durch die zeitlichen und finanziellen Arbeitsbedingungen der Leiharbeitnehmer-KollegInnen selbst unter
Druck. (Sichtbar ist dies daran, wie jüngst in Deutschland
die Betriebsrente geschlachtet wurde; die vorige Generation der Geschäftsführer und Führungskräfte schüttelt
im Gespräch mit mir darüber nur entsetzt den Kopf.)
Finanziell profitiert die Stammbelegschaft am Gewinn
höchstens in Form von Gewinnbeteiligungen, falls diese
denn ausgeschüttet werden.
Inwiefern die als
„unflexibel“ gebrandmarkten Armenschliches Maß behal- beitnehmerschutzten und nicht dauerhaft zu rechte in Deutschland (wie in den
persönlichen, gesundheit- meisten anderen
europäischen Länlichen, seelischen oder dern!) zu diesem
Trend beitragen, ist
sozialen Schäden führen.
ebenfalls umstritten. Offenkundig
ist für mich allerdings, dass sie durch diese neue Form
der Arbeit tief ausgehöhlt oder praktisch außer Kraft
gesetzt werden. Dies ist umso schmerzlicher, als sich in
diesen Rechten die Einsicht ausgedrückt hat, dass Arbeit
immer ein menschliches Maß behalten soll und nicht
dauerhaft zu persönlichen, gesundheitlichen, seelischen
oder sozialen Schäden führen darf.
Arbeit sollte immer ein
Die Rolle der Betriebsräte gestaltet sich dadurch noch
schwieriger: Bewegten sie sich zuvor in den Konflikten
zwischen Arbeitsdirektor und Belegschaft schon auf umkämpften Terrain, finden sie die Belegschaft nun
nochmals gespalten in unterschiedliche Gruppen mit
teilweise völlig verschiedenen Interessen und einem
unterschiedlichen Maß an Anteilnahme am sozialen
Leben der Firma. Betriebsräte beschränken sich in dieser
Komplexität gerne darauf, nur für die Stammmannschaft
tätig zu sein, entgegen dem gesetzlichen Auftrag.
Aus Sicht der Ingenieure in Leiharbeitsverhältnissen beobachte ich: Es bildet sich eine neue Form von „Industrienomaden“ heraus, die ungebunden und auf der stetigen
Suche nach neuen beruflichen Herausforderungen sind;
Lebensläufe dieser 35- bis 45-jährigen von drei bis
sechs Bildschirmseiten sind nicht ungewöhnlich. Alle 6
bis 18 Monate kann da schon mal eine neue Aufgabe
angenommen werden. Vergleichbar scheinen sie mir
wohl am ehesten mit den Wanderburschen des Handwerks im Mittelalter zu sein.
Diese MitarbeiterInnen sind verständlicherweise nicht
besonders loyal zu ihrem aktuellen Arbeitgeber: Sobald
ihnen mehr Geld angeboten wird oder sich anderswo
eine attraktivere Herausforderung auftut, sind sie oftmals
sehr schnell weg und zwar mit dem gewonnenen Know-
21
STANDPUNKT
SUMMARY
How. Daneben gibt es allerdings auch Leute, die schon
viele Jahre im gleichen Bereich arbeiten, ohne zur Firma
selbst zu gehören.
Temping engineers
Walter Wedl, Chaplaincy Böblingen
Deren Lebensplan lässt sich möglicherweise so skizzieren:
• Bei den einen bis 25 eine gute Ausbildung, danach
20 (finanziell fette) Wanderjahre, getrieben von der
Suche nach der ultimativen Herausforderung im
Beruf („staying at the edge“). Mit 45 „Frühverrentung“ in einem Land mit niedrigen Lebenshaltungskosten (z.B. Brasilien, Thailand). Dort ein gehobener
Lebenswandel, evtl. Familiengründung.
•
•
Andere weisen eine abgeschlossene erstklassige Ausbildung auf, haben Familien und sind sehr bodenständig, mit ihrer ursprünglichen Heimat verwachsen.
Aber der schlechte Arbeitsmarkt zu Hause treibt sie
zum Geldverdienen in die Fremde.
Wieder andere konnten keine Ausbildung abschließen. Sie haben die einzige Chance genutzt, die sie
hatten, über Leiharbeitsfirmen irgendwo und irgendwie unter zu kommen. Es sind oft Studien- und Lehrabbrecher, die auf diese Weise gut bezahlte Jobs
bekommen haben und zudem die Möglichkeit, in
renommierten Firmen zu arbeiten, in denen sie
durch eine normale Bewerbung niemals eine Festeinstellung bekommen hätten.
Für mich als Außenstehenden haben sie den Anschein
von „gut bezahlten Tagelöhnern“. Sie treiben sich selbst
fortwährend an und wirken daher „getrieben“. Alles
muss „schnell“ verrichtet werden. Die Gedanken sind
bereits beim Nächsten und Übernächsten, während die
Finger noch über die Tasten huschen.
Es ist die mangelnde dauerhafte Arbeitsperspektive und
das Wissen darum, dass sie sehr leicht ihr Geschäft verlieren können, was sie hetzt – bis in die Träume hinein.
So lange die Arbeit flutscht und ihr Motor die Leistung
auf die Straße bringt, kommen sie nicht in die Betriebsseelsorge; erst wenn ein „unexpected interrupt“ im seelischen oder gesundheitlichen Bereich sie elementar
bedroht, suchen sie den Kontakt zu mir
(mailto: [email protected])
Weiterführende Literatur:
• Sennett, Richard: Der flexible Mensch. Die Kultur des
•
22
neuen Kapitalismus. Ausgezeichnet mit dem Preis 'Das
politische Buch' 1999 der Friedrich-Ebert-Stiftung.
(Siedler Taschenbuch).
ISBN: 3-442-75576-X, KNO-NR: 08 19 92 15.
Afheldt, Horst: Wirtschaft, die arm macht. Vom
Sozialstaat zur gespaltenen Gesellschaft. 2003.
ISBN: 3-88897-344-9, KNO-NR: 11 87 46 53.
External engineers aged between 30-45 make up as
much as two-thirds of the workforce in some HP departments. They come from all over, presumably because
there is no (well-paid) work at home, or in the hope of
finding "job enrichment". The trend has moved away
from hourly employment of individuals ("body shopping")
for special projects, and toward the transfer of entire
areas to personnel agencies. The agency signs a service
level agreement (SLA) with HP. Any failure to meet the
agreed service level triggers a contractual penalty.
Thus we must distinguish among various forms of
temporary employment. True temping usually involves
the seconding of workers from one company to another,
generally for relatively unskilled work. The company
using their services is responsible for working conditions,
compliance with labor regulations, etc. Outsourcing
involves the contracting out of services under SLAs. The
contractor decides how many employees are needed.
And finally, project contracts are signed with individual
engineers or agencies. Engineers are then freelancers,
excluded from employment regulations. These cases
must be examined separately, since they involve different
problems and different legal obligations for the
employer. Only the first group are seconded employees
in the true sense of the word.
Engineers in this situation may work 12-16 hours a day,
even on weekends, since no one – apart from themselves
– knows whether regulations are followed. Salary
structures differ widely, depending on whether the
engineers are recruited individually or hired through
agencies. Daily rates have dropped below the €800.00
level. The €1,000 rates recently considered appropriate
for top-level specialists have also started crumbling. These
fees, which may appear high, also have to cover items
taken for granted by regular employees such as vacation
pay, benefits, training, pensions, company car, etc.
I interpret the company's logic as follows:
The use of temps in development means that this area is
no longer seen as "the" core competency of a
Juli/August 2004
manufacturing company. HP has not changed its strategy
of using only its own employees in core areas. However,
the definition of core areas shifted from production in the
early 1990s to distribution in the mid-1990s to virtual
marketing at the beginning of this decade.
Managers are increasingly assessed and paid on the
basis of the "financial flexibility of their departments".
The goal is to cut fixed costs and continually adjust
variable costs to match current sales levels or development budgets. Wherever possible, variable personnel
expenses replace fixed salaries. SLA management is an
excellent tool for this purpose, flanked by customer satisfaction parameters to ensure that quality is not entirely
sacrificed to cost savings.
While companies redouble their efforts to keep
customers and investors happy, they now barely pay lip
service to employee loyalty, which was once a cornerstone of any solid business policy.
Companies are reaching new levels of profitability, partly
through the transfer of risk to non-core staff. In my
opinion, these gains are being reaped mainly by the
management boards of the American parent
companies, and next by the temping agencies, and last
of all by the engineers themselves who are hired out.
involvement to the core workforce, despite their responsibilities as defined by law.
From the standpoint of "temp" engineers I observe:
A new type of industrial nomad has appeared. They
have no ties and continually search for new professional
challenges. They are 35-45 year-olds with resumés that
fill 3-6 screens. Some change employers every 6-18
months. Naturally they feel little loyalty to their
employers. They are ready to leave, taking their skills
with them, whenever a better offer comes along. On the
other hand, some have been with the same company for
many years without being part of the regular workforce.
Typical profiles:
• a good education completed by the age of 25,
followed by 20 "fat" years spent chasing the ultimate professional challenge. Early retirement at 45 in a
country with a low cost of living (Brazil, Thailand)
with a prosperous lifestyle, possibly with the idea of
starting a family.
• others have excellent qualifications and have already started families. They have close ties to their
home regions, but are driven abroad by the need to
earn a living.
• still others have no degree or qualification, and have
seized an opportunity to find work through a temping agency. In this way, they have gained access to
well-paid work with renowned companies where
they could never have applied for regular positions.
There is no clear agreement on whether and how the
trend toward temps is benefitting "core staff". On the one
hand, domestic jobs are saved by the less cost-intensive
mix of temps and regular staff. But the growing numbers
As an outsider, I see them as well-paid casual laborers
of temps, with their lower costs and longer hours, exert
who, because they continually drive themselves forward,
pressure on the regular employees (as
have a "driven" look about them. They
seen recently in Germany with the
do everything quickly, and their
Work must retain a human thoughts are always racing ahead as
plundering of the companies’ pension
plan, to the horror of the previous
dimension, and must not their fingers fly over the keys.
generation of executives). The only
do harm in the long term, What pursues them – even in their
financial gain of the core staff would
be in the form of profit sharing, if it
either to individuals or dreams – is the lack of long-term
took place.
employment prospects and the knowsociety as a whole.
ledge that they can lose their business.
It is also hotly disputed whether and
As long as the work rolls in and their
how employment regulations, often crimotor is running, they do not come to
ticized as inflexible in Germany (and in
the chaplaincy. They contact me only
most other European countries), contribute to this trend. It
when they have an "unexpected interrupt" in the form of
is in any case obvious to me that these regulations are
illness or a spiritual crisis
(mail: [email protected])
being hollowed out or even annulled by the new forms of
employment, a development made all the more painful
when we reflect that the legally guaranteed employee
Further reading:
rights reflected the admission that work must retain a
• Sennett, Richard: Der flexible Mensch. Die Kultur des
human dimension, and must not do harm in the long
neuen Kapitalismus. Ausgezeichnet mit dem Preis 'Das
term, either to individuals or society as a whole.
This makes the role of works councils more difficult.
Labor disputes in the past took place on familiar battlegrounds. Now the workforce is broken up into various
groups with differing interests and varying involvement in
company life. Many works councils prefer to limit their
•
politische Buch' 1999 der Friedrich-Ebert-Stiftung.
(Siedler Taschenbuch).
ISBN: 3-442-75576-X, KNO-NR: 08 19 92 15.
Afheldt, Horst: Wirtschaft, die arm macht. Vom
Sozialstaat zur gespaltenen Gesellschaft. 2003.
ISBN: 3-88897-344-9, KNO-NR: 11 87 46 53.
23
STANDPUNKT
Allerlei Juristisches
Dr. Dieter Jung
In jeder normalen Firma gibt es Auseinandersetzungen
zwischen Betriebsrat und Geschäftsleitung, Gewerkschaft und Geschäftsleitung und natürlich auch Meinungsverschiedenheiten zwischen ArbeitnehmerInnen
und Geschäftsleitung.
Die Zwistigkeiten mögen noch so heftig ausgetragen
werden, folgen sie doch letztlich immer Regeln, die in
den Gesetzen (z.B. Betriebsverfassungsgesetz, Kündigungsschutzgesetz, etc.) und in der Rechtsprechung (Urteile von Arbeitsgerichten, Landesarbeitsgerichten und
Bundesarbeitsgericht) festgelegt sind. Letztere ist natürlich Änderungen unterworfen, doch kann man in den
meisten Fällen von gesicherter Rechtsprechung reden,
wenn sich die höchsten Instanzen geäußert haben.
Die Geschäftsleitung von HP ist mit der gegenwärtigen
Rechtsprechung nicht zufrieden. HP möchte in ihrem Sinne Rechtsgeschichte schreiben. Menno Harms soll gesagt
haben: „Wenn wir schon klagen, dann ist das für uns
nicht nur eine Frage von wenigen (Gerichts)-Instanzen!“
Man kann dies dahingehend interpretieren, dass dahinter
die Strategie steckt, auf jeden Fall durch alle möglichen
Instanzen zu klagen. Ohne stillschweigende Duldung der
HP Betriebsräte wäre ein solches Vorgehen nicht möglich.
Beispiel Zutrittsrecht
Die IG Metall ist für HP zuständig, sie hat dort Mitglieder
und ist im Aufsichtsrat vertreten. Sie wirbt für ihre Ziele.
Letztendlich möchte sie einen Tarifvertrag für ArbeitnehmerInnen verhandeln und abschließen. Um die Belegschaft zu informieren und zu betreuen, benötigt sie Zutritt
zu den HP-Gebäuden. HP verweigert diesen insbesondere für externe Gewerkschaftsvertreter, die nicht der
Belegschaft angehören. In einem Betrieb war eine einstweilige Verfügung notwendig, um den Zutritt von
betriebsfremden Beauftragten der IG Metall durchzusetzen. Nun ist diese Zutrittsfrage nicht neu. Es gibt eine
Menge Rechtsprechung zu diesem Thema. Letztlich geht
es um die Abwägung von Artikel 9 Abs. 3 und Artikel 14
des Grundgesetzes (Vereinigungsfreiheit insbesondere
für Arbeitnehmer/innen und Eigentumsrechte). Es geht
also um Grundrechte. Die Koalitionsfreiheit der Gewerkschaft auf der einen Seite und die Unantastbarkeit des
Eigentums (Verfügung des Eigentümers über sein Eigentum) auf der anderen Seite. Das ist alles längst entschieden. Trotzdem geht HP durch die Instanzen. In der ersten
und zweiten Instanz hat HP bereits verloren. Nun geht es
zum Bundesarbeitsgericht. HP hat bereits angekündigt,
ggf. den europäischen Gerichtshof mit dieser Frage zu
betrauen.
Völlig unabhängig von dieser Grundrechtsfrage gibt es
auch ein Zutrittsrecht der Gewerkschaften nach dem Betriebsverfassungsgesetz. Dies scheint den bei HP amtierenden Betriebsräten weitgehend unbekannt zu sein oder
24
sogar wissentlich ignoriert zu werden. Nur in wenigen
Standorten werden z.B. Gewerkschaftsvertreter zu den
Betriebsversammlungen eingeladen.
Beispiel Interessenausgleich/Sozialplan
Nach einer bis heute überwiegend bestehenden Rechtsmeinung liegt die originäre Zuständigkeit für Interessenausgleich und Sozialplan bei den lokalen Betriebsräten.
Oft sind diese Änderungen nicht auf den Betrieb begrenzt. Dann beauftragen die lokalen Betriebsräte durch
Beschluss häufig den Gesamtbetriebsrat, für sie zu verhandeln.
Stattdessen will HP die originäre Zuständigkeit des Gesamtbetriebsrats. Dieser wiederum hat seine Aktivitäten
im geschäftsführenden Ausschuss des GBR (GBA –
Gesamtbetriebsausschuss) konzentriert. Wahlmanöver zu
diesem Ausschuss haben sichergestellt, dass dort nur
noch harmonische Meinungen gepflegt werden. Anders
denkende Betriebsräte, die bei den BR-Wahlen mit ihrer
Meinung erhebliche Zustimmung bekommen haben,
bleiben außen vor. Sollte die Verschiebung der Zuständigkeit den Segen der Gerichte finden – das
Verfahren ist in der zweiten Instanz
– darf man auf den nächsten
Interessenausgleich und Sozialplan gespannt sein. Wenn es
einen solchen überhaupt gibt.
Beispiel Betriebsratswahlen
Anfang diesen Jahres wurden die
Zusammenlegungen der pm-HPund Compaq-Betriebsstätten mit
den dazu gehörigen Umzügen
(sog. Betriebsübergänge) vollzogen. Das gab natürlich erhebliche
Verwerfungen in der Beschäftigtenstruktur. Dabei stellte sich auch die
Frage, welcher Betriebsrat zuständig ist, welcher überlebt und
wo Neuwahlen notwendig sind.
Bei einigen Niederlassungen war
das klar. In Böblingen und Ratingen musste nicht lange diskutiert
werden: Die beiden bisherigen Betriebsräte bleiben bestehen. In
Hamburg und Berlin haben sich
die Betriebsräte einvernehmlich auf
vorgezogene Neuwahlen verständigt. In München hat es einen kleinen Streit über die Ausübung des
Übergangsmandates gegeben, aber letztlich hat man sich
auf Betriebsratsebene auf einen Wahlvorstand geeinigt.
In Bad Homburg gab es dagegen keine Einigung. Trotz
zahlreicher Gespräche der Altbetriebsräte aus Dreieich,
Juli/August 2004
wies der Bad Homburger Betriebsrat von sich, nur noch
ein Übergangsmandat zu haben. Dies hätte nämlich
Neuwahlen erfordert. Bei der Zusammenlegung der Betriebe Bad Homburg und Dreieich in Bad Homburg sei
in Bad Homburg nichts passiert, außer dass 230
MitarbeiterInnen aus Dreieich in den Betrieb von Bad
Homburg mit 472 MitarbeiterInnen eingegliedert worden seien. Die Struktur von Bad Homburg – die Juristen
sprechen von Identität – habe sich nicht geändert.
Beschäftigten wurde gekauft. Im Raum Bad Homburg
steht in den nächsten zwölf bis 18 Monaten die Integration von 600 MitarbeiterInnen an. „Managed Services“
ist also mit dauernden Personalbewegungen zwischen
Firmen verbunden. Bei jedem Betriebsübergang besteht
aus Sicht der GL die Gefahr eines Interessenausgleichs
und Sozialplans und massive Änderungen in der Struktur
der HP-Betriebsräte und des Gesamtbetriebsrates. Das
gilt es zu verhindern.
Nun sind wir der Meinung, dass in dieser Situation der
amtierende Betriebsrat ein Übergangsmandat annehmen muss und alsbald Neuwahlen stattfinden müssen,
eben weil sich die Betriebsidentität verändert hat. Die IG
Metall hat daher zusammen mit einigen Beschäftigten
das zuständige Arbeitsgericht im Eilverfahren angerufen.
Sie haben sich in beiden Instanzen nicht durchsetzen
können. Die Richter überzeugten weder die vorgelegten
Beschäftigtenzahlen, noch die Beschreibung zahlreicher
Umorganisationen. Auf der anderen Seite waren sie sich
in ihrer Entscheidung nicht ganz sicher. Sie haben es
daher mit Schlichtungsvorschlägen versucht, die allerdings in beiden Instanzen vom Betriebsrat und seinem
Anwalt abgeschmettert wurden. Schön und gut, der Betriebsrat von Bad Homburg bleibt im Amt. Aus dem
Merger mit Compaq heraus gibt es also keine Notwendigkeit für ein Übergangsmandat.
Neuwahlen gibt es turnusgemäß
erst wieder im Jahr 2006, also in
zwei Jahren.
Beispiel Konstituierung eines Gesamtbetriebsrates
Bei den Verhandlungen wurde ich
das Gefühl nicht los, dass es bei
dieser Angelegenheit nicht nur um
vorgezogene Neuwahlen ging.
Der Betriebsrat hat sich nicht nur
durch seinen Anwalt vertreten lassen – was völlig normal gewesen
wäre – ein weiterer Anwalt vertrat
die Geschäftsleitung von HP. Die
ungewöhnliche Konstellation hieß
also: Betriebsräte von Bad Homburg zusammen mit der Geschäftsleitung von HP – vertreten
durch den Personalleiter – gegen
die Altbetriebsräte aus Dreieich
zusammen mit der IG Metall. Wie
gesagt, normalerweise klärt man
solche Zwistigkeiten zwischen den
beteiligten Betriebsräten. In Bad
Homburg mischt sich die Geschäftsleitung ein. Sie hat nicht
nur ein Interesse, den bestehenden Betriebsrat beizubehalten, sie
fürchtet auch die Auswirkung einer möglichen Rechtsprechung zu dem Thema Übergangsmandat.
Denn HP will seine Aktivitäten im In- und OutsourcingGeschäft erheblich ausweiten, Triaton mit knapp 2000
Die Mehrheit des GBR verlagert seine Aktivitäten in den
geschäftsführenden Ausschuss (GBA). Dazu wurde eine
Geschäftsordnung ersonnen, die der Machtkonzentration des GBR dient und die lokalen Betriebsräte
immer weniger wichtig werden lässt. Er kommt somit der
Intention der Geschäftsleitung entgegen, die mitbestimmungspflichtigen Probleme immer gern im kleinen Kreis
zu besprechen und in ihrem Sinne zu lösen. Die Konzentration auf wenige, zum teil freigestellte Betriebsräte ist
dem GBR so wichtig, dass er vor Einschränkungen des
Betriebsverfassungsgesetzes und äußerst trickreicher Anwendung der Wahlverfahren nicht zurückschreckt. Es
gilt, anders denkende Betriebsräte auszubremsen. Ratschläge werden ignoriert, Wahlverfahren auf den Kopf
gestellt. Dazu die Begründung des Landesarbeitsgerichts
Stuttgart:
„Bei der Zusammenführung der Betriebe von HP und
Compaq hätte ein neuer GBR gegründet werden müssen. In seiner konstituierenden Sitzung hätten ein Vorsitzender und sein Stellvertreter gewählt werden müssen.
Danach wären die Ausschüsse zu besetzen gewesen. Da
zwei Wahlvorschläge vorlagen, hätten alle Plätze in den
Ausschüssen nach Verhältniswahl besetzt werden müssen. Das ist alles nicht geschehen. Somit wird fest
gestellt, dass ein rechtmäßig gebildeter GBA bei HP
nicht besteht.“
Beispiel lokale Mitbestimmung in personellen
Angelegenheiten nach § 99 BetrVG
Hier strebt das Unternehmen in mehreren Gerichtsverfahren an, dass die Zustimmung des lokalen Betriebsrats zu Versetzungen u.a. durch den GBR ersetzt werden
kann. Dies ist bereits im Zusammenhang mit den Umzügen bei der Gebäudekonsolidierung seitens des GBR
versucht worden. Darüber hinaus soll aus Sicht von HP
der „Betriebsbegriff“ auf das Unternehmen übertragen
werden. Das ist ein grundsätzlicher Angriff auf das Betriebsverfassungsgesetz. Die originäre Zuständigkeit des
lokalen BR ist gängige Rechtsprechung. (Abgesehen
davon ist das auch inhaltlich sinnvoll, denn wer kennt
die lokalen Umstände und die KollegInnen vor Ort besser als der lokal gewählte Betriebsrat?) Dennoch führt
das Unternehmen weitere Verfahren, um Recht zu bekommen.
Es wäre jetzt angesagt, diese Grundsatzauseinandersetzungen zu beenden
25
STANDPUNKT
SUMMARY
Legal potpourri
Dr. Dieter Jung
In any normal company, there are conflicts
between works councils
and management or
between unions and
management, and of
course there are differences between employees and management. They may become quite heated, but
the law defines the
rules of engagement.
And even if the law is
subject to change and
interpretation, we can
usually consider it binding when the highest courts have
ruled on an issue.
Instead of playing by these rules, HP management wants
to write legal history. Menno Harms is quoted as saying:
"When we sue, it's not just a question of a few appeals."
We can interpret this as a strategy of taking every issue
to the highest court. Without the tacit support of the HP
Works councils, this approach would not be possible.
The right of access to the workplace
IG Metall has members working at HP and is represented on the Supervisory Board. It wants a collective
agreement for the employees and is working to gain
support for its goals. For this purpose it needs access to
HP premises. However, the company refuses to accept
this, especially for external union representatives. We
had to obtain a court order. This issue is not new. There
are plenty of rulings in which courts weighed up the
conflicting basic rights: the rights of freedom of association (for the unions) and the property rights of the
company. All of this was decided long ago. HP has
already lost twice. Next is the Federal Labour Court.
After that, HP will want to turn the question over to the
European Court of Justice at the very least.
Apart from the question of access to premises, unions
have access rights under the Works Constitution Act. The
HP works council members seem unaware of this, or, in
collusion with management, they simply reject it.
Outside Böblingen, Gültstein, Cologne and Munich, the
works councils do not invite union representatives to staff
assemblies.
Balancing of interests / social plan
According to prevailing legal opinion, local works
councils have basic jurisdiction when a so-called "social
plan" is negotiated to balance interests and alleviate
hardships in case of layoffs or other changes. However,
26
if the changes affect more than one site, the local works
council often arranges for the central works council to
negotiate on its behalf. HP wants to change this. It wants
basic jurisdiction to rest with the central works council,
which has transferred all decision-making powers to its
executive committee. Election maneuvering has ensured
that this committee is free of diverging opinions. Works
council members whose views gained them strong voter
support are left on the outside. If the courts approve this
transfer of jurisdiction – the case is now with the first
court of appeal – we can hardly wait to see the next social plan. If there is one.
Works council elections
Early this year, the merger of the pre-merger HP and
Compaq establishments took place. Naturally there was
considerable turmoil in the staff structure, including the
question of which works council would survive and
where new elections would be necessary.
At some locations – Böblingen and Ratingen, for example
– it was obvious that the old works councils would remain
in place. In Hamburg and Berlin the works councils
mutually agreed to new elections. In Munich, the parties
agreed to form an election board after a short dispute.
In Bad Homburg, on the
other hand, the incumbent
works council refused to
accept a transitional mandate as a preliminary step
to electing a new works
council, claiming that the
integration of 230 employees from Dreieich into the
Bad Homburg establishment (472 employees)
changed nothing. We
believe that the incumbent
works council must accept
a transitional mandate, and
have initiated expedited
labor court proceedings.
We lost on appeal. The judges were not convinced by the numbers we presented or
the descriptions of numerous reorganization measures.
However, they were not entirely certain, and tried to
propose conciliation solutions. These were flatly rejected by
the other side. The Bad Homburg works council will remain
in office, with the next elections scheduled for 2006.
During the negotiations it seemed to me that the issue at
stake was not new elections. The Bad Homburg works
council's lawyer was flanked by a lawyer from HP
management. Together they opposed the Dreieich works
council and IG Metall.
Normally disagreements of this kind are resolved by the
works councils involved. But in Bad Homburg, manage-
Juli/August 2004
ment intervened, obviously because it does not want a
court decision on transitional works councils. HP plans
to expand its insourcing/outsourcing activities. It has
acquired Triaton with its almost 2000 employees. In the
Bad Homburg region, 600 employees must be integrated within the next 12-18 months. "Managed services"
involve continual staff movements between companies.
Management sees the danger of a social plan every time
a location moves or merges, and sees the harmonious
structure of the HP works councils endangered.
HP-Treffs
Constituting a works council
Die IG Metall lädt ein, besorgt geeignete Räumlichkeiten
und meist auch Essen und Trinken. Jedes zweiten Treffen
steht unter einem Thema, in der Regel mit einen externen Referenten. Themenkreise wie Datenschutz im
Unternehmen, Anwendung des Betriebsverfassungsgesetzes und „alles ums Geld“ fanden reges Interesse. Zu
diesen offenen Veranstaltungen können auch KollegInnen anderer Firmen aus der Branche stoßen. Die internen Veranstaltungen sind den Beschäftigten von HP vorbehalten.
The majority of central works council members have
transferred that body's decision-making powers to the
executive committee. This committee passed standing
orders that will serve to concentrate power with the
central works council and diminish the importance of
local works councils. This approach is in line with
management's desire to limit to a small circle the
discussion of issues subject to codetermination and to
agree on solutions in line with management's interests.
This central works council is so keen to concentrate all
decision-making powers in the hands of a small group
that it has no scruples about restricting the application of
the Works Constitution Act and engaging in all kinds of
trickery with election procedures. The aim is to freeze out
works council members with differing views. Advice is
ignored; election procedures are turned upside down.
The Stuttgart court ruling stated:
"Under the law, the merger of the HP and Compaq
establishments required the establishment of a new
central works council and the election of a chairman and
co-chairman at this body's inaugural meeting, followed
by the constitution of the committees. The existence of
two lists of candidates necessitated the distribution of
committee seats on a proportional basis. None of this
occurred. Consequently, this court rules that there is no
legally constituted central works council at HP."
Local codetermination in personnel matters
The company has filed several suits trying to obtain a
court order permitting the central works council, and not
local works councils, to consent to transfers, etc. The
central works council made a similar attempt in connection with facility consolidations. HP also wants the legal
definition of "establishment", a standard labor law
concept, to be applied to the company as a whole. The
basic jurisdiction of the local works council is not only
standard legal practice, but also simply makes more
sense (after all, who knows the local situation better?).
However, the company persists in legal proceedings to
get its way.
It would be appropriate to put an end to these fundamental conflicts
HP-MitarbeiterInnen treffen sich in Berlin, Hamburg,
Köln, Ratingen, Böblingen, München und Bad Homburg
Mittlerweile treffen sich alle sechs Wochen interessierte
MitarbeiterInnen abends außerhalb der Firma, um sich
kennen zu lernen, anstehende interne Probleme zu diskutieren und manchmal auch einfach nur auf einen
„Schwatz“.
Unter www.hp-standpunkt.de finden Sie aktuelle
Einladungen mit Ort, Zeit und Thema
HP employee gatherings
HP employees meet in Berlin, Hamburg, Cologne,
Ratingen, Böblingen, Munich and Bad Homburg
Every six weeks, IG Metall hosts evening events where
employees can meet outside the company, get to know
one another, discuss internal problems or sometimes just
have a chat.
IG Metall arranges the venue and usually provides food
and drink. Every second meeting has a theme, in most
cases with an external speaker. So far, topics such as
"Data protection within the workplace", "The Works
Constitution Act" and "Money" have met with strong interest. Internal events are open to HP employees only.
Otherwise, colleagues from other IT companies are welcome.
To view invitations and details on upcoming "HP-Treffs",
see www.hp-standpunkt.de
27
STANDPUNKT
35 € Gehaltserhöhung –
aber nicht für alle
HP hat Compaq gekauft. Die damit verbundenen Betriebsübergänge fanden nach § 613a BGB statt. Die
Arbeitsverhältnisse der Beschäftigten von Compaq gingen so unverändert an den neuen Eigentümer über. Der
darf innerhalb eines Jahres diese nicht zum Nachteil des
Beschäftigten ändern. Nach Ablauf der Jahresfrist entfällt
die zwingende Wirkung. Der Arbeitgeber kann in Übereinstimmung mit dem Beschäftigten einen Änderungsvertrag schließen. Diesen Weg ist HP gegangen und hat
den Compaq-MitarbeiterInnen einen HP StandardArbeitsvertrag angeboten. Es wurde immer – in Übereinstimmung mit dem Gesetz – die Freiwilligkeit betont. Der
bzw. die MitarbeiterIn kann also annehmen oder auch
nicht. Natürlich hat jeder und jede Betroffene den alten
Vertrag mit dem neuen verglichen und viele haben ziemlich schnell fest gestellt, dass ihr alter Vertrag summa
summarum besser ausgestattet ist. Dafür sorgt allein
schon die Regelung der Altersversorgung. Um es ganz
deutlich zu sagen, dass heißt nicht, die HP-Verträge seien
schlecht. Es heißt nur, dass bei vielen der Vergleich zu
Gunsten der Compaq Verträge ausgeht:
Je länger der bwz. die ArbeitnehmerIn beschäftigt und je
älter er bzw. sie ist, desto größer wird die Differenz in der
finanziellen Ausgestaltung. Es wundert daher nicht, dass
vorwiegend Jüngere den neuen Vertrag unterschrieben
haben, viele Ältere sich aber dagegen entschieden haben.
So hätte es sein Bewenden
haben können, denn die Geschäftsleitung hat sicher die gleiche Überlegung angestellt. Die
Solidarität hört ab einem bestimmten Betrag einfach auf.
Hätte man 100% Annahme erreichen wollen, wäre ein flexiblerer
Umgang mit den Betroffenen
sicher hilfreich gewesen. Man
hätte die Anpassung auch nach
„oben“ durchführen können,
also alle HP Verträge besser ausstatten. Wenn schon nicht von
der Geschäftsleitung hätte man diesen Weg vom
Betriebsrat erwartet. Das ist alles nicht passiert. Statt dessen wurden die Nichtunterschreiber in intensive Gespräche mit ihren Managern verwickelt. Plötzlich war die
Rede von Rosinen-Pickerei, von überzogenen Forderungen, von fehlender Dankbarkeit für den neuen Job. Kurz
es wurde unsachlich. Kleine Sticheleien setzten ein und
dann wurde es amtlich. Nur die ArbeitnehmerInnen mit
einem HP Standardvertrag bekommen die allgemeine
Gehaltserhöhung von 35 €.
Hier zeigt sich ein merkwürdiges Verständnis von Freiwilligkeit. Die Betroffenen empfinden diese Vorgehensweise
als diskriminierend. Sie fühlen sich gemaßregelt. Sie
28
fühlen sich auch ungerecht behandelt, tragen sie doch
zum Erfolg der Firma genauso bei, wie ihre KollegInnen
mit HP Standardverträgen. Vermittlungsbemühungen
von Uwe Meinhard im Aufsichtsrat haben nichts genutzt.
Die Geschäftsleitung will diesen Weg gehen und die
Betroffenen werden sich vor dem Arbeitsgericht wehren
SUMMARY
€ 35 salary increase – but not for everyone
For a full year after the transfer of Compaq employment
contracts to HP, the law permitted no detrimental
changes in the terms of the contracts. From then on, the
employer and employee can sign an alteration contract
by mutual agreement. HP chose this route and offered
HP standard employment contracts, stressing the
voluntary nature of this offer. However, the tone soon
changed. Some employees saw drawbacks in the HP
contracts, particularly in connection with their pensions.
This is not to say that the HP contracts are bad. It only
means that for many employees, the Compaq contract
compares favorably to the HP one. The difference gets
bigger with increasing age and seniority, so that it comes
as no surprise that young employees have been far more
willing to sign than their older colleagues.
That could have been the end of the matter, because
management was no doubt
aware of these differences. After
all, solidarity stops when a certain
sum is reached. If the company
wanted 100% acceptance, it
would have been helpful to be a
little more flexible, for example
through "upward harmonization",
i.e. improving the terms of the HP
contracts. And if not management, at least the works council
could have been expected to
choose this route. But none of
this happened. Instead, the nonsigners were subjected to intensive talks with their managers, who accused them of
cherry-picking, excessive expectations, and ingratitude
for the jobs they had been given. In short, things got
emotional. Only those with standard HP contracts
received the general salary increase of €35.00.
This is a peculiar interpretation of 'voluntary'. Those
concerned feel that the company is discriminating against
them. They feel that they are being penalized and treated
unfairly, since they have done as much for the company's
success as those with standard HP contracts. Conciliation
efforts by Uwe Meinhard within the Supervisory Board
have not helped. Management wants to take this path,
and the employees will fight back in labor court
Juli/August 2004
Günter Hornung aus dem GBR abgewählt
Oder: Günter Hornung nicht
mehr Delegierter im GBR
Oder: Auch der Ausschuss
für Arbeitnehmerdatenschutz
(ADS*) wurde neu besetzt
Das HP-Aufsichtsratsmitglied Günter Hornung wurde in
der Betriebsratssitzung vom 18. Februar 2004 in Abwesenheit als Delegierter des Betriebsrats Böblingen im
Gesamtbetriebsrat (GBR) abgewählt.
Von einer Abwahl kann man sprechen, weil Günter noch
vor seinem Urlaub allen Böblinger Betriebsratsmitgliedern mitgeteilt hatte, dass er gerne weiterhin im Gesamtbetriebsrat mitarbeiten würde. Der Böblinger Betriebsrat
entschied jedoch mit der Stimmenmehrheit der Liste KKK
(Kreativ, Konstruktiv, Kritisch), die anstehende Neuwahl
der Delegierten nach dem Mehrheitswahlrecht und nicht
mehr nach dem Verhältniswahlrecht durchzuführen.
Damit ist die Liste MM (Mittelpunkt Mensch) nicht mehr
im Gesamtbetriebsrat repräsentiert.
Auch aus dem ADS musste er ausscheiden, da die jüngst
geänderte Geschäftsordnung des Gesamtbetriebsrats
nur noch „echte“ GBR-Mitglieder in den Ausschüssen
duldet, übrigens in Einschränkung des Betriebsverfassungsgesetzes und entgegen der früheren Praxis
SUMMARY
Günter Hornung voted out of Central Works
Council in absentia
The Böblingen works council voted in the absence of
Günter Hornung, an HP Supervisory Board member, to
remove him from the Central Works Council, despite his
clearly expressed desire to remain. The move was carried
out after delegates representing the KKK ("Kreativ,
Konstruktiv, Kritisch") election list mandated majority
voting for the upcoming re-appointment of Central
Works Council delegates, as opposed to proportional
representation. As a result, the MM list will no longer
have a seat.
Aber der Reihe nach: 2002 wurde die Liste Mittelpunkt
Mensch mit 7 von 27 Sitzen in den Böblinger Betriebsrat
gewählt. Bei der anschließenden Wahl der Delegierten
zum Gesamtbetriebsrat erhielt sie – nach dem Verhältniswahlrecht – einen von 6 Delegiertenplätzen: Günter
Hornung. Da Günter sich besonders für Datenschutz interessiert, wählte ihn der Gesamtbetriebsrat in den Ausschuss
für Arbeitnehmerdatenschutz (ADS). Sowohl im Gesamtbetriebsrat als auch im ADS brachte Günter seine sachlich
fundierten Argumente ein und hielt mit seiner Meinung
nicht hinter dem Berg. Im Gesamtbetriebsrat setzte sich
Günter ohne Berührungsängste für die Integration der pmCompaq-KollegInnen ein. Leider wurde sein Vorschlag
eines Fast-Start-Meetings aller GBR-Mitglieder ebenso abgeblockt wie die Forderung nach einer angemessenen
Vertretung der pm-Compaq-Delegierten in den Ausschüssen. Wenn ihn die Argumente überzeugten, stimmte er
nach der Fusion auch mal mit den pm-Compaq-VertreterInnen im Gesamtbetriebsrat, nicht immer zur Freude der
pm-HP-Mehrheit. Betriebsvereinbarungen, die die neuen
KollegInnen benachteiligen oder von HP-Regelungen ausschließen, lehnte er ab.
The MM list ("Mittelpunkt Mensch") won seven of 27
seats in the 2002 Böblingen works council election. The
subsequent proportional vote put Günter Hornung – a
MM member – on the Central Works Council, which in
turn elected him to the employee data protection
committee* in recognition of his strong commitment to
privacy issues. In both roles he took a direct approach.
He is certain that he pulled no punches. Within the
Central Works Council he remained open to contact
with all parties while working hard for the integration of
the pre-merger Compaq employees. However, his proposals for a "fast start" meeting of all Central Works
Council members fell flat, as did his demand for
appropriate representation of the pre-merger Compaq
delegates on the committees. He supported motions put
forward by the pre-merger Compaq delegates when he
agreed with them. This did not always please the premerger HP majority. He opposed works agreements that
were detrimental to the new staff members or excluded
them from coverage under HP regulations.
Mit dem Ausscheiden von Ulrich Oechsle aus dem Böblinger Betriebsrat zum April 2004 – er war GBR-Vorsitzender – wurden die Böblinger GBR-Delegierten neu bestimmt. Die sechs neuen Delegierten wurden nach dem
Mehrheitswahlrecht gewählt. Alle kommen jetzt aus der
Liste KKK. Günter ist sechster Ersatzdelegierter.
The re-election of Böblingen works council delegates
following the departure of works council chairman Ulrich
Oechsle in April 2004 resulted in Günter being named
as the sixth deputy delegate. Because the Central Works
Council's new standing orders allow only full members to
join committees – a rule which incidentally represents an
exception to the law and contradicts past practice – he
was also forced to leave the data protection committee.
* Der Ausschuss für Arbeitnehmerdatenschutz (ADS) überprüft IT-Systeme und -Prozesse, im Hinblick auf Datenschutzanforderungen aus Arbeitnehmersicht und genehmigt oder widerspricht ihrem Betrieb.
* The Employee Data Protection Committee approves or objects
to IT systems and processes after determining whether they meet
data protection standards from an employee standpoint
29
STANDPUNKT
Arbeitsrecht und Recht der Informationsgesellschaft
Bericht über das HP-Treffen am 13.5.2004 / Referent Prof. Dr. Peter Wedde, Fachhochschule Frankfurt am Main
In zunehmenden Masse kontrollieren Arbeitgeber die
elektronischen Mails ihrer
MitarbeiterInnen. Dabei wird
nicht nur nach Inhalten gesucht und sortiert, auch die
Adressen selber mit den verbundenen Verteilerlisten werden analysiert. Dabei liefert
das Verhältnis von gesendeter
und empfangener Post erstaunliche Einblicke: Netze werden erkennbar, der
Zweck kann hinterfragt werden.
Müssen sich die Beschäftigten diese Kontrollen gefallen
lassen? Nach Ansicht des Referenten müssen sie das
nicht. Zwar gibt es noch immer kein Arbeitnehmerdatenschutzgesetz, doch einen Menge von Gesetzen und
Spezialnormen, die auch im Unternehmen gelten. Die
Paragraphen des Bundesdatenschutzgesetze gehören
dazu. Das gilt auch für das im Grundgesetz verankerte
Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Zu diesem
individuellen Rahmen gibt es noch einen kollektiv rechtlichen Rahmen. Dazu gehören auch Schutznormen des
Betriebsverfassungsgesetzes. Mailing-Systeme sind technische Einrichtungen, die zur Verhaltens- und Leistungskontrolle geeignet sind. Sie sind daher nach § 87 1,6
BetrVG mitbestimmungspflichtig. Der Betriebsrat kann
daher in einer Betriebsvereinbarung festlegen, unter welchen Bedingungen die Systeme ihre Anwendung finden.
Insbesondere in internationalen Konzernen ist die Frage,
wohin die Daten übertragen werden, von großer Bedeutung. Dabei ist das europäische Ausland nicht das Problem, sondern die Übermittlung in unsichere Drittstaaten
wie die USA. Es bedarf daher immer besonderer Regelungen für die Datenübertragung dorthin.
In der Betriebsvereinbarung sollte ein Verwertungsverbot
von in Mailing-Systemen gefundenen Erkenntnissen stehen.
Bei gewünschten Kontrollen muss immer das Kontrollbedürfnis des Arbeitgebers dargelegt werden. Außerdem hat
der Arbeitgeber stets die schonendste Kontrollmaßnahme
zu nutzen, denn es handelt sich immerhin um Eingriffe in
die Persönlichkeitsrechte der MitarbeiterInnen.
Der Arbeitgeber kann die private Nutzung der EmailSysteme auch verbieten. Er benötigt aber auch in diesem
Fall die Zustimmung der Betriebsräte nach § 87, 1.1
Betriebsverfassungsgesetz, denn dieses Verbot fällt unter
dem Begriff „Ordnung im Betrieb“.
In der Diskussion wurde die mangelnde Sensibilität der
MitarbeiterInnen für Datenschutzbelange deutlich.
Häufig fällt der Satz: „Ich habe nichts zu verbergen, soll
der Arbeitgeber doch kontrollieren, was er möchte“.
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Sicherlich werden von den Betroffenen das Ausmaß und
die Möglichkeiten der technischen Einrichtungen unterschätzt. Die Auswertungen finden vorwiegend automatisch statt. Eine Einladung zum Gewerkschaftstreffen mit
dem Schlüsselwort Gewerkschaft kann sofort erkannt
und gefiltert werden. Die Verteilerliste liefert weitere
Erkenntnisse über politisch Interessierte.
Jeder Verfasser einer Email sollte sich im Klaren sein,
dass er eine Postkarte schreibt, die praktisch jeder lesen
kann. Es empfiehlt sich daher, den Inhalt zu verschlüsseln
und nur private Email-Adressen auf extern Servern zu
verwenden. Es gibt genügend Unternehmen, die so
etwas preisgünstig anbieten
SUMMARY
Employment law and a legal framework for
the information society
Report on a meeting of employees and works council
members from HP and other IT companies on May 13,
2004.
Speaker: Professor Dr. Wedde, Frankfurt University of
Applied Sciences
Increasingly, employers are monitoring e-mail traffic,
screening not only contents, but also addresses,
distribution lists and topics. It's amazing what they can
learn: Which messages serve knowledge management
purposes? Who are the troublemakers? Which people
are networking with one another?
The guest speaker explained that employees do not have
to put up with this. Despite the lack of specific legislation, there are numerous general laws and standards,
as well as certain labor law standards. E-mail systems
meet the definition of technical facilities suitable for
monitoring conduct and performance, and are therefore
subject to codetermination. Thus the works council can
negotiate an agreement specifying permissible uses.
For international companies, it is important to know
where the employer is sending the data. Difficulties arise
when the destination is outside the EU, for instance in the
USA. Special regulations are needed in such cases.
The negotiated agreement should include a clause
banning the use of data taken from mail systems.
Reasons must be given for any planned monitoring
activities, and employers must use the most non-intrusive
methods possible, since e-mail monitoring is always an
infringement of employees' personal rights
Juli/August 2004
Employers can ban personal use of e-mail. However, this
would fall under the heading "Order in the workplace,"
and would therefore require the consent of the works
council.
The ensuing discussion showed that employees do not
see privacy as a sensitive issue. Several participants
remarked, "I have nothing to hide." There is certainly a
tendency to underestimate the scale and range of technical possibilities. Most analysis is performed by computer systems which could filter out invitations to union
meetings or analyze mailing lists to gain insights into
employees' political interests.
Those who write e-mails should be aware that they are,
in effect, writing postcards that anyone can read. It is
advisable to encrypt messages and use only private email addresses on external servers, which many providers offer at reasonable prices
Ergebnisse der Betriebsratswahlen / Works Council
Election results
In Berlin, Hamburg und München hatten sich die bisherigen Betriebsräte auf vorgezogene Betriebsratsneuwahlen
geeinigt. Die Wahlen habe zwischen Februar und Mai
2004 stattgefunden – nachstehend finden Sie die
Wahlergebnisse.
Berlin
Wahlberechtigte / Eligible to vote:
Abgegebene Stimme / votes:
Wahlbeteiligung / poll:
Gültige Stimmen / valid votes:
Ungültige Stimmen / unvalid votes:
Ergebnis / results
Liste 1 (Integrative Liste):
Liste 2 (Engagement und Kompetenz):
Besetzung des neuen Betriebsrats /
Nomination of the new works
council:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
Walter Rosenberg
Ellen Mehnert
Hans-Jürgen Schimmel
Bernhard Freiseis
Torsten Kerschat
Marita Ehrichs
Gabriela Leo Guerrero
113
109
96,5%
108
1
49
59
Hamburg
Abgegebene Stimme / votes:
Gültige Stimmen / valid votes:
Ungültige Stimmen / unvalid votes:
203
199
4
Ergebnis / results
Liste 1 (Neue Liste, kompetent,
erfahren, engagiert):
80
Liste 2 (HP / Hamburg aktiv mitgestalten): 119
Besetzung des neuen
Betriebsrats / Nomination of
the new works council:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
Dieter Chlodwig
John Berger
Birgitt Struck
Detlef Kupke
Kay Früchtnicht
Knud Alpers
Telse Steinebach
Regina Dejlke
Domeniko Trimarchi
München
Wahlberechtigte / Eligible to
vote: 418
Abgegebene Stimme /
votes: 297
Wahlbeteiligung / poll: 71%
Gültige Stimmen /
valid votes: 290
Ungültige Stimmen / unvalid
votes: 7
Ergebnis / results
Liste 1 (Wir für alle):
Liste 2 (engagiert & kompetent):
179
111
Besetzung des neuen Betriebsrats / Nomination of the
new works council:
1. Norbert Baumgartner
2. Hannelore Halischak
3. Bruno Grzeski
4. Silvia Rubbey
5. Wolfgang Kiesel
6. Wolfgang Gier
7. Elke Struzena
8. Alexandra Reichart
9. Gottfried Kowalewski
10. Andreas Sturm
11. Hans Strasser
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Beitrittserklärung
Bitte alles in Druckbuchstaben ausfüllen!
Name
Vorname
Straße/Hausnummer
Postleitzahl/Wohnort
Telefon
Geburtsdatum
E-Mail
Betrieb: Name und Ort
z. Zt. vollbeschäftigt
teilzeitbeschäftigt
männlich
weiblich
Auszubildende/r bis voraussichtlich:
Angestellte/r
Studierende/r (Monatsbeitrag 2,05 Euro)
Nationalität
Änderung des bisherigen Status
Mitgliedsbeitrag (1% des monatl. Bruttogehalts)
ab Monat
geworben durch (Name und Betrieb)
Einzugsermächtigung/Bankverbindung
Muma IT 5
IG Metall-Mitglied
www.hp-standpunkt.de
Kto.Nr.
Bankleitzahl
Name des Kreditinstituts
in PLZ
Ort
Ich bestätige die erfassten Daten über meine Person sowie den Grund (Zugangsart) für die Eintragung dieser Daten.
Ich bin hiermit darüber informiert, dass die IG Metall zur Erfüllung ihrer satzungsgemäßen Aufgaben personenbezogene
Angaben über mich mit Hilfe von Computern (automatisiert) verarbeitet. Die für den Beitragseinzug nötigen Daten werden zwischen der IG Metall und dem Geldinstitut – bei Lohnabzug mit dem Arbeitgeber – ausgetauscht (übermittelt). Die
Verwaltungsstelle informiert mich auf Wunsch über alle gespeicherten Daten.
Hiermit ermächtige ich widerruflich die IG Metall, den jeweils von mir nach § 5 der Satzung zu entrichtenden Mitgliedsbeitrag
von 1 % des monatlichen Bruttoverdienstes bei Fälligkeit einzuziehen. Diese Ermächtigung erstreckt sich im Rahmen der von dem
Ortsvorstand der IG Metall festgelegten Kassierungsart (§ 5 Ziff. 5 Satz 3 der Satzung) sowohl auf den Abruf von meinem
Bankkonto, als auch auf den Einbehalt des Beitrags durch meinen Arbeitgeber in der jeweiligen Höhe. Dies schließt die
Weitergabe der entsprechenden Daten an die IG Metall ein. Dieser Auftrag kann nur schriftlich mit einer Frist von sechs Wochen
zum Quartalsende bei der Verwaltungsstelle der IG Metall rückgängig gemacht werden. Alle Änderungen oder Unstimmigkeiten,
die sich aus diesem Auftrag ergeben, kann ich nur bei der Verwaltungsstelle der IG Metall regeln. Die vorstehenden Daten werden zum Zweck der Mitgliederbetreuung von der IG Metall erhoben und unter Beachtung des BDSG verarbeitet. Weitere
Empfänger dieser Daten sind die Service-Center der IG Metall. Den vorstehenden Hinweis zum Datenschutz habe ich zur
Kenntnis genommen.
Datum/Unterschrift des Antragstellers/Mitgliedes/Kontoinhabers
online
Mitglied werden:
www.igmetall.de.
Bitte schicken an: IG Metall Stuttgart, Uwe Meinhardt, Sattlerstr. 1, 70174 Stuttgart oder faxen an:
IG Metall Stuttgart Fax: 0711-162 78 49.
You can find an english application form at: http://www.hp-standpunkt.de/kontakt/Application_Form.pdf
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