Der Wirtschaftsraum Weser-Ems

Transcription

Der Wirtschaftsraum Weser-Ems
Der Wirtschaftsraum
Weser-Ems
Wirtschaftslage
und Finanzierung
Herbst 2010
Eine Untersuchung von
Creditreform Bremen,
Leer, Oldenburg,
Osnabrück und Nordhorn
g Vorwort
In den vergangenen Monaten häufen sich wieder die positiven Konjunkturnachrichten:
Neben einem überraschend starken Anstieg des Bruttoinlandsprodukts im zweiten
Quartal 2010 ziehen Auftragseingänge und Exporttätigkeit der deutschen Unternehmen
wieder an. Wie sieht es mit der hiesigen Wirtschaft aus? Haben sich auch vor Ort die
Geschäfte in den vergangenen Monaten positiv entwickelt? Und wie sehen die Unternehmen ihre Umsatz- und Ertragsperspektiven über den Jahreswechsel 2010/11 hinaus?
Für den Westen Niedersachsens will die vorliegende Studie „Der Wirtschaftsraum Weser-Ems – Wirtschaftslage und Finanzierung im Herbst 2010“ Antworten geben. Bereits
zum fünften Mal zeichnet Creditreform damit ein detailliertes Bild der Wirtschaftslage
im Raum Weser-Ems und verknüpft zwei Kernkompetenzen miteinander: langjährige
Erfahrungen bei Wirtschaftsauskünften und Inkassodienstleistungen sowie regelmäßige Konjunkturanalysen hier ansässiger Unternehmen.
An der Studie beteiligten sich rund 800 mittelständische Betriebe, die ihren Sitz im
Raum Weser-Ems haben und zur Stärkung der regionalen Wirtschaftleistung beitragen. Die Teilnahmebereitschaft einer so großen Zahl von Unternehmen hat diese Studie erst möglich gemacht und bietet dem Leser interessante Einblicke in den Wirtschaftsraum Weser-Ems, in dem der mittelständischen Wirtschaft eine große Bedeutung zukommt.
Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen
Rolf Unger
Geschäftsführer
Creditreform Osnabrück
VORWORT
3
1
EINLEITUNG
5
2
DIE AKTUELLE KONJUNKTURELLE SITUATION
5
2.1
2.2
2.3
3
3.1
3.2
3.3
4
4.1
4.2
4.3
5
5.1
5.2
GESCHÄFTSLAGE
UMSATZENTWICKLUNG
AKTUELLE PERSONALSITUATION
ERWARTUNGEN
UMSATZERWARTUNGEN
PERSONALPLANUNGEN
INVESTITIONSBEREITSCHAFT
FINANZIERUNG DES MITTELSTANDES
ERTRAGSSITUATION
EIGENKAPITAL
INSOLVENZENTWICKLUNG
AUSWIRKUNGEN DER FINANZKRISE
FINANZIERUNGSBEDINGUNGEN
BEURTEILUNG DES SPARPAKETS DER BUNDESREPUBLIK
5
9
10
12
12
14
15
17
17
20
22
23
23
26
6
ZUSAMMENFASSUNG
27
7
DER WIRTSCHAFTSRAUM WESER-EMS IN ZAHLEN
30
8
BASIS DER UNTERSUCHUNG
32
g
1
Einleitung
Nach dem Sturm im vergangenen Jahr kehrt wieder
Ruhe ein in das Tagesgeschäft vieler deutscher Unternehmen. Die Konjunkturdaten lassen auf ein neues
„Hoch“ schließen. Nicht nur die Wirtschaftsleistung ist
im zweiten Quartal mit einem Anstieg um 2,2 Prozent
überraschend stark gestiegen, auch Auftragseingänge und Exporte ziehen wieder an. Viele Firmen berichten von einer merklich besseren Geschäftslage,
stellen Personal ein und investieren wieder.
Doch auch wenn sich die positiven Konjunktursignale
in jüngster Zeit häufen, ist es für eine Entwarnung
noch zu früh. Das Wachstum steht noch auf tönernen
Füßen, denn Sondereffekte wie die Konjunkturpakete
dürften gegen Ende des Jahres auslaufen. Auch
macht die anhaltende Beeinträchtigung der Finanzierungsbedingungen den Betrieben zu schaffen.
g
2
2.1
Talsohle ist durchschritten –
Es geht wieder aufwärts
Die aktuelle konjunkturelle Situation
Geschäftslage
Es geht wieder aufwärts im Wirtschaftsraum WeserEms: Seit dem Frühjahr befinden sich die Unternehmen wieder in einem günstigeren Konjunkturumfeld.
So haben sich die Einschätzungen zur Geschäftslage
im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert: Antworteten im Herbst 2009 nur 37,9 Prozent der befragten
Unternehmen auf die Frage nach der derzeitigen Geschäftslage mit „gut“ oder „sehr gut“, sind es ein Jahr
später bereits 54,6 Prozent. Gleichzeitig hat sich der
Anteil der Unternehmen, die von einer schlechten Geschäftsentwicklung sprechen, auf 2,4 Prozent verringert (Vorjahr: 7,9 Prozent).
Geschäftslage verbessert
sich im Jahresvergleich
Tab. 1: Aktuelle Geschäftslage
g
Weser-Ems-
Deutschland
Gebiet
sehr gut – gut
54,6 (37,9)
46,5 (34,3)
befriedigend – ausreichend
42,7 (50,9)
47,5 (50,7)
mangelhaft – ungenügend
2,4 ( 7,9)
5,4 (14,3)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010
5
Fokussierung auf Binnenmarkt bringt Stabilität
Der Vergleich mit den bundesweiten Konjunkturumfragedaten zeigt, dass sich die Unternehmen im WeserEms-Gebiet überraschend rasch aus dem RezessionsTal befreien können. So schätzen die hiesigen Unternehmen ihre Geschäftslage häufiger mit „sehr gut“
oder „gut“ ein als im Durchschnitt Deutschlands.
Gleichzeitig erreicht der Anteil der Negativmeldungen
nur die Hälfte des Deutschlandwertes (2,4 gegenüber
5,4 Prozent). Die mittelständische Wirtschaft im Weser-Ems-Raum profitiert als Zulieferer einerseits vom
Exportboom der letzten Monate. Zum anderen nutzte
Wirtschaftszweigen wie dem Handwerk und dem
Dienstleistungssektor der stabile Binnenmarkt.
Tab. 2: Geschäftslage in den Hauptwirtschaftsbereichen
g
sehr gut
und gut
befriedigend
und
ausreichend
mangelhaft
und
ungenügend
Verarb. Gewerbe
55,3 (31,3)
41,8 (53,6)
2,9 (13,2)
Bau
55,5 (46,2)
40,9 (45,7)
3,5 ( 4,5)
Handel
47,7 (34,7)
51,7 (53,9)
0,6 ( 7,5)
Dienstleistungen
57,9 (40,6)
39,3 (49,7)
2,0 ( 5,9)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Talfahrt im Verarbeitenden
Gewerbe beendet
Die mittelständische Industrie, die im vergangenen
Jahr am stärksten von dem weltweiten Nachfragerückgang betroffen war, ist aus dem Rezessionstief herausgekommen. So bewerten aktuell 55,3 Prozent der
Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe ihre
Geschäftssituation als „gut“. Im vergangenen Herbst
konnte das nur jeder Dritte behaupten (31,3 Prozent).
Lediglich 2,9 Prozent sind mit ihrer Geschäftslage unzufrieden. Im Vorjahr war dies noch bei jedem zehnten
befragten Betrieb der Fall.
Auch im Handel und im Dienstleistungssektor geben
die Unternehmen erheblich positivere Antworten als
noch im Vorjahr. Der Anteil der Handelsunternehmen,
die ihre Geschäftslage mit guten oder sehr guten Noten bewerten, stieg innerhalb eines Jahres von 34,7
auf 47,7 Prozent. Im Dienstleistungsbereich fiel der
Anstieg noch kräftiger aus: Gaben im vergangenen
Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010
6
Herbst noch 40,6 Prozent der befragten Dienstleister
die Note „gut“ oder „sehr gut“, sind es ein Jahr später
bereits 57,9 Prozent. Mit „mangelhaft“ oder „ungenügend“ bezeichnen nur 0,6 Prozent der Händler und
zwei Prozent der Dienstleister ihre Geschäftssituation.
Positive Lage bei Händlern
und Dienstleistern
Im Baugewerbe ist die Stimmung nach wie vor manierlich. Die durch die staatlichen Konjunkturpakete gestützte Branche ist nicht nur gut durch die Krise gekommen. Auch im Jahr nach der Rezession berichten
55,5 Prozent der Unternehmen von einer sehr guten
oder guten Geschäftslage. Zum Vergleich: Vor einem
Jahr lag der Wert bei 46,2 Prozent. Der Anteil der Negativmeldungen hat sich von 4,5 Prozent im vergangenen Jahr auf 3,5 leicht verringert.
Der Vergleich des Geschäftsklimas in den 12 wichtigsten Wirtschaftszweigen zeigt: Mit großem Abstand laufen in diesem Herbst die Geschäfte in der Chemiebranche besonders gut (Index: 70,0 Saldenpunkte). Mit
einigem Abstand folgen die unternehmensnahen
Dienstleister (Index: 59,9 Saldenpunkte) sowie die Metall- und Elektrobranche (Index: 59,3). Damit liegen
diese Bereiche deutlich über dem Weser-EmsDurchschnitt (Index: 51,5).
Tab. 3: Geschäftslage in den Wirtschaftszweigen
g
Chemie
Unternehmensnahe Dienstleistungen
Metall/Elektro
Ausbaugewerbe
Personenbezogene Dienstleistungen
Konsumgüter
Großhandel
Weser-Ems-Gesamt
Maschinen- und Fahrzeugbau
Grundstoffe
Einzelhandel
Bauhauptgewerbe
Verkehr/Transport
Saldo *)
+ 70,0
+ 59,9
+ 59,3
+ 56,5
+ 55,4
+ 54,5
+ 52,2
+ 51,5
+ 47,1
+ 42,2
+ 41,7
+ 39,7
+ 39,4
*) Saldo aus sehr gut/gut und mangelhaft/ungenügend.
Am unteren Ende der Tabelle befinden sich die Wirtschaftsbereiche Einzelhandel (Index: 41,7), Bauhaupt-
Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010
7
gewerbe (Index: 39,7) und Transport und Logistik
(39,4). Nach der schweren Wirtschaftskrise hat der
Logistiksektor derzeit noch Schwierigkeiten, wieder
Fuß zu fassen. Immerhin weist der Saldo aus positiven
und negativen Einschätzungen zur Konjunkturlage
wieder ein Pluszeichen auf. Das war im Vorjahr nicht
der Fall. Anders als das Ausbaugewerbe, das von den
staatlichen Programmen beispielsweise zur Wärmedämmung profitiert, bleibt die Wirtschaftslage im Bauhauptgewerbe schwach. Insbesondere der Neubau im
Privatbereich entwickelt sich noch unbefriedigend. Unterdurchschnittlich ist die Wirtschaftslage auch im Einzelhandel. Zur zurückhaltenden Nachfrage der
Verbraucher kommen hier strukturelle Probleme hinzu
wie ein hoher Wettbewerbsdruck und Kapitalmangel.
Tab. 3: Geschäftslage nach Betriebsgröße
g
sehr gut
und gut
befriedigend
und
ausreichend
mangelhaft
und
ungenügend
bis 10 Mitarbeiter
55,8 (38,8)
39,9 (50,6)
4,0 ( 7,5)
11-50 Mitarbeiter
51,7 (39,1)
46,6 (48,8)
1,6 ( 7,3)
51-250 Mitarbeiter
59,2 (33,2)
40,3 (57,5)
0,6 ( 8,1)
mehr als 250
53,7 (39,5)
40,7 (47,4)
5,6 (13,2)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahr
Kleine und mittelgroße
Firmen mit besserer
Geschäftslage
Je nach Größenklasse bewerten Unternehmen ihre
Konjunkturlage unterschiedlich. Am besten fällt die
aktuelle Lageeinschätzung bei Unternehmen mit einer
Mitarbeiterzahl zwischen 51 und 250 aus. In diesem
Größensegment verzeichnen knapp 60 Prozent ein
gutes Geschäftsklima. Fast ebenso gut fällt die Geschäftslage bei Kleinunternehmen mit bis zu zehn Mitarbeitern aus. 55,8 Prozent vergeben hier gute und
vier Prozent schlechte Noten.
Etwas schlechter sieht es in der höchsten Größenklasse mit mehr als 250 Mitarbeitern aus. Hier sind mit
53,7 Prozent der Unternehmen nicht ganz so viele Unternehmen bereit, ihre Geschäftslage als „gut“ oder
„sehr gut“ zu bezeichnen. Mit 5,6 Prozent ist in dieser
Klasse auch der Anteil der Unternehmen am höchsten,
die von einer schlechten Geschäftslage sprechen.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010
8
2.2
Umsatzentwicklung
An den Umsatzzahlen der Unternehmen zwischen
Weser und Ems lässt sich deutlich erkennen, dass die
Krise vorbei ist. Der Anteil der Betriebe, die von gestiegenen Umsätzen berichten, ist mit 45,4 Prozent
wieder deutlich höher als der Anteil der Unternehmen,
die in den vergangenen Monaten ein Umsatzminus
verkraften mussten (17,8 Prozent). Damit fällt der Umsatzsaldo mit plus 27,6 Prozentpunkten wieder klar
positiv aus. Noch vor einem Jahr befand sich der Wert
mit minus 10,2 Prozentpunkten im tiefroten Bereich.
Umsätze steigen wieder –
Saldo weist dickes Plus auf
Tab. 4: Umsatzentwicklung
g
Weser-Ems-
Deutschland
Gebiet
gestiegen
45,4 (27,7)
41,3 (23,2)
stabil
36,2 (31,0)
42,0 (40,0)
gesunken
17,8 (37,9)
16,5 (36,1)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Im Vergleich dazu fällt der bundesweite Saldo aus gestiegenen und gesunkenen Umsätzen mit plus 24,8
Prozentpunkten etwas schlechter aus. Deutschlandweit erzielten 41,3 Prozent der Betriebe ein Umsatzplus. 16,5 Prozent mussten einen Rückgang hinnehmen.
Den stärksten Umsatzanstieg innerhalb des WeserEms-Mittelstandes verzeichnen die Unternehmen des
Verarbeitenden Gewerbes. Mit dem Ende der Wirtschaftskrise profitieren diese wieder von zunehmenden
Exportaufträgen und Lieferungen für international tätige Großunternehmen. Mehr als jedes zweite Unternehmen (54,3 Prozent) verbuchte hier ein Umsatzplus,
nur 18,3 Prozent einen Rückgang. Noch im vergangenen Herbst war dieses Verhältnis umgekehrt: 2009
meldeten lediglich 19,1 Prozent der Industriebetriebe
Umsatzzuwächse, gut die Hälfte der befragten Unternehmen (58,0 Prozent) litt unter einem Umsatzrückgang.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010
Deutlicher Umsatzanstieg im
Verarbeitenden Gewerbe
9
Tab. 5: Umsatzentwicklung in den Hauptwirtschaftsbereichen
g
gestiegen
stabil
gesunken
Verarb. Gewerbe
54,3 (19,1)
26,9 (20,4)
18,3 (58,0)
Bau
36,6 (26,2)
38,7 (41,3)
24,6 (28,8)
Handel
44,8 (29,2)
36,8 (29,5)
18,4 (38,0)
Dienstleistungen
42,9 (34,9)
42,1 (33,3)
13,8 (27,7)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Mehreinnahmen vor allem im
Großhandel
Im Handel berichten 44,8 Prozent der Unternehmen
von gestiegenen Umsätzen und 18,4 Prozent von gesunkenen. Der Umsatzsaldo im Handel übertrifft mit
plus 26,4 Prozentpunkten deutlich den Vorjahreswert
(minus 8,8 Prozentpunkte). Der überwiegende Teil der
Mehreinnahmen wurde dabei im Großhandel erzielt
(steigende Umsätze: 52,2 Prozent; sinkende Umsätze:
15,6 Prozent). Im Einzelhandel verzeichnete dagegen
nur jeder Dritte (36,9 Prozent) ein Umsatzplus. Jeder
vierte Einzelhändler (21,4 Prozent) musste ein Umsatzminus hinnehmen.
Auch in der Dienstleistungsbranche geht es aufwärts.
So konnten 42,9 Prozent der Betriebe steigende Umsätze verbuchen (Vorjahr: 34,9 Prozent). Ein Umsatzminus hatten 13,8 Prozent der Dienstleister zu verkraften (Vorjahr: 27,7 Prozent). In der binnenmarktorientierte Baubranche, die von allen Wirtschaftsbereichen
am wenigsten von der Krise betroffen war, fällt der
Umsatzanstieg entsprechend moderater aus. Gaben
im Herbst 2009 noch 26,2 Prozent der Baufirmen einen
Umsatzanstieg zu Protokoll, sind es diesmal 36,6 Prozent. Gleichzeitig verringerte sich der Anteil der Unternehmen mit Umsatzeinbußen leicht von 28,8 auf 24,6
Prozent.
2.3
Aktuelle Personalsituation
Der Arbeitsmarkt zeigt sich im Jahr nach dem Wachstumseinbruch von seiner stabilen Seite: So berichtete
das Statistische Bundesamt im zweiten Quartal 2010
von rund 40,3 Millionen Erwerbstätige in Deutschland.
Das waren 72 000 Personen mehr als noch vor einem
Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010
10
Jahr. Insbesondere durch die Ausweitung der konjunkturbedingten Kurzarbeit konnten während der Wirtschaftskrise viele Entlassungen vermieden werden.
Diese positive Entwicklung spiegelt sich auch in den
Personalzahlen der mittelständischen Unternehmen
der Region wider. Jedes dritte Unternehmen (33,0
Prozent) zwischen Weser und Ems hat im vergangenen halben Jahr seinen Mitarbeiterbestand aufgestockt. Im Jahr zuvor war dies nur bei jedem Vierten
(22,1 Prozent) der Fall. Der Saldo aus Neueinstellungen und Entlassungen verbessert sich so von minus
1,0 auf plus 22,0 Punkte. In der Krise war der regionale
Mittelstand der stabilisierende Faktor für den Arbeitsmarkt. Nun erweisen sich die Unternehmen sogar als
Jobmotor.
Der Vergleich mit der gesamtdeutschen Entwicklung
zeigt: Die Einstellungsbereitschaft der Betriebe im Weser-Ems-Gebiet fällt etwas besser aus. Während im
Bundesgebiet 25,4 Prozent der Unternehmen im Verlauf der vergangenen Monate die Mitarbeiterzahl erhöht haben, sind es in der Region 33,0 Prozent. Von
Entlassungen berichteten im gesamtdeutschen Mittelstand 13,0 Prozent der Unternehmen, während dies
im Raum Weser-Ems nur bei elf Prozent der Betriebe
der Fall ist.
Mittelstand bleibt
stabilisierender Faktor
Es wird wieder eingestellt –
jeder Dritte stockt Personal
auf
Tab. 6: Personalbestand
g
Weser-Ems-
Deutschland
Gebiet
aufgestockt
33,0 (22,1)
25,4 (16,2)
unverändert
55,6 (51,8)
61,3 (59,7)
verkleinert
11,0 (23,1)
13,0 (23,6)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Einen höheren Personalbedarf gibt es mittlerweile in
allen Wirtschaftsbereichen. Mussten im vergangenen
Jahr noch 36,4 Prozent der Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes ihren Personalbestand aufgrund
des massiven Nachfragerückgangs reduzieren, ist dies
im Herbst 2010 nur noch bei 13 Prozent der Unternehmen der Fall. Dafür beschäftigen fast 40 Prozent
Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010
11
der mittelständischen Industriebetriebe zwischen Weser und Ems mehr Mitarbeiter als vor sechs Monaten.
Das ist ein fast doppelt so hoher Anteil wie 2009 (17,9
Prozent).
Personalaufstockungen gibt es auch im Dienstleistungsbereich. 34,3 Prozent der Dienstleister haben ihre
Mitarbeiterzahl erhöht. Im Jahr zuvor war dies nur bei
26,3 Prozent der befragten Betriebe der Fall. Gleichzeitig ist der Anteil der Dienstleister, die Personal entlassen haben, um elf Prozentpunkte auf 9,4 Prozent
zurückgegangen. Damit notiert auch in diesem Wirtschaftsbereich der Saldo aus Einstellungen und Entlassungen deutlich im Plus.
Alle vier Wirtschaftsbereiche
stellen mehr Personal ein
Tab. 7: Personalbestand in den Hauptwirtschaftsbereichen
g
aufgestockt
unverändert
verkleinert
Verarb. Gewerbe
38,5 (17,9)
48,6 (44,2)
13,0 (36,4)
Bau
30,3 (23,2)
61,3 (54,2)
8,5 (18,8)
Handel
27,6 (20,8)
58,6 (59,7)
13,2 (16,2)
Dienstleistungen
34,3 (26,3)
55,9 (49,5)
9,4 (20,7)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Auch aus dem Bausektor kommen positive Impulse für
den Arbeitsmarkt. Jeder dritte hiesige Baubetrieb (30,3
Prozent) hat in den vergangenen Monaten Personal
eingestellt. Im Vorjahr war dies bei jedem Vierten der
Fall (23,2 Prozent). Gleichzeitig musste eine geringere
Zahl an Bauunternehmen (8,5 Prozent) Personal abbauen (Vorjahr: 18,8 Prozent).
g
3
3.1
Erwartungen
Umsatzerwartungen
Auch die weitere Umsatzentwicklung im Wirtschaftsraum Weser-Ems ist von Optimismus geprägt. Erwartete im vergangenen Jahr nur jedes vierte Unternehmen steigende Umsätze (23,3 Prozent), ist dies im
Herbst 2010 bei jedem Dritten der Fall (34,2 Prozent).
Ein künftiges Umsatzminus befürchten nur 7,3 Prozent
der Befragten. Im Vorjahr waren es mit 18,7 Prozent
noch 11,4 Prozentpunkte mehr. Damit fallen die UmWirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010
12
satzerwartungen der regionalen Wirtschaft etwas besser aus als im Deutschlandschnitt. Bundesweit rechnen 31,9 Prozent der Mittelständler mit steigenden und
10,3 Prozent mit sinkenden Umsätzen.
Tab. 8: Umsatzerwartungen
g
Weser-Ems-
Deutschland
Gebiet
steigend
34,2 (23,3)
31,9 (20,0)
stabil
57,8 (54,4)
57,5 (52,1)
sinkend
7,3 (18,7)
10,3 (27,1)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
In Sachen Optimismus sind sich die hiesigen Mittelständler aus allen vier Wirtschaftsbereichen einig: Am
zuversichtlichsten blicken aber die Betriebe aus dem
Verarbeitenden Gewerbe den kommenden Monaten
entgegen: 38,4 Prozent der Industriebetriebe rechnen
mit steigenden Umsatzzahlen, das sind 14,4 Prozentpunkte mehr als im vergangenen Herbst (24,1 Prozent). Sinkende Umsätze werden von 7,2 Prozent der
Unternehmen erwartet (Vorjahr: 24,1 Prozent).
Optimismus in allen
Wirtschaftsbereichen
Auch die Handelsbetriebe zwischen Weser und Ems
rechnen mit einer zunehmenden Nachfrage: Immerhin
36,8 Prozent gehen von steigenden Umsätzen aus
(Vorjahr: 20,5 Prozent). Jeder Zehnte (9,2 Prozent)
erwartet in den kommenden Monaten einen Rückgang
(Vorjahr: 21,8 Prozent).
Tab. 9: Umsatzerwartungen in den Hauptwirtschaftsbereichen
g
steigend
stabil
sinkend
Verarb. Gewerbe
38,5 (24,1)
53,8 (49,2)
7,2 (24,1)
Bau
33,1 (23,6)
56,3 (58,3)
9,9 (13,7)
Handel
36,8 (20,5)
53,4 (54,9)
9,2 (21,8)
Dienstleistungen
31,1 (25,0)
64,2 (55,1)
3,9 (15,3)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Ähnlich zuversichtlich fallen die Umsatzerwartungen im
Dienstleistungssektor aus. Hier erwartet jeder Dritte
(31,1 Prozent; Vorjahr: 25,0 Prozent) einen baldigen
Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010
13
Umsatzanstieg. Gleichzeitig sank der Anteil der Pessimisten, die mit sinkenden Umsätzen kalkulieren, von
15,3 auf 3,9 Prozent. Der Saldo aus positiven und negativen Äußerungen erhöht sich damit von plus 9,7 im
Vorjahr auf plus 27,2 Prozentpunkte.
Auch im Bau erhöhte sich der Anteil der optimistischen
Umsatzeinschätzungen, und zwar von 23,6 auf 33,1
Prozent. Gleichzeitig verringerte sich die Zahl der
Zweifler, die in den kommenden Monaten eine rückläufige Umsatzentwicklung erwarten, auf nur noch 9,9
Prozent. Vor einem Jahr waren noch 13,7 Prozent der
Bauunternehmen skeptisch.
3.2
Weniger Personalkürzungen
geplant
Personalplanungen
Mittelständische Unternehmen versuchen traditionell,
ihre Arbeitskräfte auch in Krisenzeiten zu halten. Fast
drei Viertel der Unternehmen (74,9 Prozent) wollen
den Personalbestand in den nächsten Monaten unverändert belassen. Aber die Unternehmen denken auch
wieder verstärkt an Personalaufbau. So plant gut ein
Fünftel der Betriebe (19,1 Prozent; Vorjahr: 10,4 Prozent) mit Neueinstellungen. Nur 5,6 Prozent (Vorjahr:
12,9 Prozent) werden von Entlassungen Gebrauch
machen. Anders als im Vorjahr (Saldo der Personalerwartungen: minus 2,5 Prozentpunkte) überwiegt diesmal der Anteil der Unternehmen, die neue Stellen
schaffen wollen. Der gegenwärtige Saldo der Personalerwartungen beträgt plus 13,5 Prozentpunkte und
liegt damit leicht über dem Bundesdurchschnitt (plus
10,4 Prozentpunkte).
Tab. 10: Personalplanungen
g
Weser-Ems-
Deutschland
Gebiet
aufstocken
19,1 (10,4)
18,7 (13,6)
unverändert
74,9 (73,7)
72,8 (72,1)
verkleinern
5,6 (12,9)
8,3 (13,5)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010
14
Mit deutlich mehr Personal als im Vorjahr planen die
Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe.
Knapp 23 Prozent der befragten Betriebe haben einen
Personalaufbau vorgesehen. Das sind deutlich mehr
als im Herbst 2009, als lediglich 9,7 Prozent der Unternehmen neue Stellen schaffen wollten. Arbeitsplätze
zu streichen, planen 7,2 Prozent der industriellen Mittelständler (Vorjahr: 18,8 Prozent).
Weiterer Personalaufbau
geplant
Tab. 11: Personalplanungen in den Hauptwirtschaftsbereichen
g
aufstocken
unverändert
verkleinern
Verarb. Gewerbe
23,1 ( 9,7)
69,7 (69,9)
7,2 (18,8)
Bau
18,3 ( 6,3)
74,6 (77,9)
7,0 (11,8)
Handel
13,2 ( 9,7)
79,9 (75,0)
6,9 (12,3)
Dienstleistungen
21,3 (14,0)
74,8 (73,1)
2,8 ( 8,9)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Im Dienstleistungssektor hat jeder Fünfte (21,3 Prozent) Personalaufstockungen geplant. Lediglich 2,8
Prozent der Betriebe möchten ihren Personalbestand
verkleinern. Das sind 6,1 Prozentpunkte weniger als im
Vorjahr (8,9 Prozent). Im Bau planen 18,3 Prozent der
Unternehmen, in den kommenden Monaten neue Mitarbeiter einzustellen (Vorjahr: 6,3 Prozent). Von einem
sinkenden Personalbestand gehen sieben Prozent der
hiesigen Baubetriebe aus (Vorjahr: 11,8 Prozent).
Auch im Handel überwiegt der Anteil der Firmen, die
mit mehr Personal planen. 13,2 Prozent der Betriebe
wollen zusätzliche Arbeitskräfte einstellen. Damit fällt
die Einstellungsbereitschaft in diesem Wirtschaftsbereich besser aus als im Herbst 2009 (9,7 Prozent). Von
bald notwendigen Entlassungen sprechen 6,9 Prozent
der Handelsbetriebe, also rund fünf Prozentpunkte
weniger als noch vor einem Jahr.
3.3
Investitionsbereitschaft
Die Unternehmen aus dem Raum Weser-Ems haben
ihre Investitionszurückhaltung abgelegt. Nachdem im
Krisenherbst 2009 nur 38,0 Prozent der Unternehmen
bereit waren, in neue Maschinen und Anlagen zu investieren, sind es ein Jahr später bereits knapp 50
Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010
15
Prozent. Dabei zieht sich die steigende Investitionsbereitschaft durch alle Wirtschaftszweige:
Tab. 12: Investitionsbereitschaft in den HauptwirtschaftsBereichen
g
investitionsbereite
Betriebe
Verarbeitendes Gewerbe
56,7 (38,9)
Bau
43,0 (35,8)
Handel
46,6 (33,8)
Dienstleistungen
47,6 (42,2)
Weser-Ems insgesamt
48,9 (38,0)
Deutschland
40,0 (38,7)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Den meisten Nachholbedarf in Sachen Investitionen
haben offenbar die Betriebe aus dem Verarbeitenden
Gewerbe (56,7 Prozent). Aber auch die Unternehmen
aus Dienstleistungen (47,6 Prozent) und Handel (46,6
Prozent) planen kräftig neue Investitionsvorhaben. Im
Vergleich dazu gibt sich der Bau mit einem Anteil investitionsbereiter Unternehmen von 43 Prozent zurückhaltender. Insgesamt zeigen sich die Unternehmen
zwischen Weser und Ems investitionsfreudiger als der
Bundesdurchschnitt. Deutschlandweit wollen lediglich
40 Prozent der Betriebe investieren.
Tab. 13: Investitionsbereitschaft nach Unternehmensgröße
g
investitionsbereite
Betriebe
1-5 Mitarbeiter
27,8 (31,5)
6 bis 10 Mitarbeiter
36,8 (30,7)
11 bis 20 Mitarbeiter
39,2 (31,9)
21 bis 50 Mitarbeiter
56,3 (37,1)
51 bis 100 Mitarbeiter
56,7 (46,0)
101 bis 250 Mitarbeiter
67,1 (55,6)
mehr als 250 Mitarbeiter
90,7 (60,5)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahr
Unterschieden nach Größenklassen lässt sich sagen,
dass die Investitionsbereitschaft der Unternehmen mit
der Anzahl der Mitarbeiter zunimmt. So führen mittlere
Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010
16
und größere Unternehmen häufiger und regelmäßiger
Investitionsvorhaben durch. Während von den Unternehmen mit einer Belegschaftsgröße von maximal fünf
Mitarbeitern lediglich knapp 28 Prozent investieren
wollen, sind es bei Betrieben zwischen 101 und 250
Mitarbeitern schon gut 67 Prozent.
g
4
4.1
Investitionsbereitschaft
steigt mit der Unternehmensgröße
Finanzierung des Mittelstandes
Ertragssituation
Die Ertragslage der regionalen Unternehmen stabilisiert sich. Nachdem im Vorjahr nur ein Fünftel der Betriebe (21,7 Prozent) einen Gewinnanstieg meldete,
sind es in diesem Jahr bereits 37,7 Prozent. Zwei von
zehn Unternehmen (21,6 Prozent) berichten von Ertragseinbußen, nachdem es im Herbst 2009 noch fast
40 Prozent waren. Der Saldo der Ertragslage hat sich
damit wieder ins Plus gedreht.
Ertragssaldo wieder im Plus
Tab. 14: Ertragslage im Mittelstand
g
Weser-Ems-Gebiet
Deutschland
gestiegen
37,7 (21,7)
34,5 (19,4)
stabil
40,0 (35,4)
47,2 (39,6)
gesunken
21,6 (39,2)
18,1 (40,4)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Ähnlich wie bei der Umsatzentwicklung verzeichnet vor
allem das Verarbeitende Gewerbe einen zunehmenden Anteil an Firmen mit Ertragszuwächsen. 42,8 Prozent der Unternehmen verbuchten ein Gewinnplus. Im
Herbst 2009 waren es nur 16,9 Prozent. Gleichzeitig
meldete jedes fünfte Industrieunternehmen (21,6 Prozent) einen Gewinnrückgang – im vergangenen Herbst
waren es mit 52,4 Prozent noch über dreißig Prozentpunkte mehr.
Gewinnplus in der Industrie
und bei Dienstleistern
Ähnlich stark hat sich die Ertragslage im Handel entwickelt – vor allem im Großhandel. So konnten 42,2 Prozent der Großhändler ein Ertragsplus verbuchen. Im
Einzelhandel schafften das nur 34,5 Prozent der befragten Unternehmen.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010
17
Tab. 15: Ertragslage in den Hauptwirtschaftsbereichen
g
gestiegen
stabil
gesunken
Verarb. Gewerbe
42,8 (16,9)
34,6 (27,6)
21,6 (52,4)
Bau
23,9 (16,6)
47,2 (48,7)
28,9 (31,0)
Handel
38,5 (24,4)
39,1 (29,9)
22,4 (42,2)
Dienstleistungen
40,6 (27,4)
40,9 (36,8)
17,3 (31,5)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Bau bleibt Letzter – Gewinneinbruch aber moderat
Der Bau ist der einzige Wirtschaftsbereich mit einem
negativen Ertragssaldo. In den zurückliegenden Monaten erzielte nur jeder vierte Baubetrieb (23,9 Prozent)
einen Gewinnanstieg, bei 28,9 Prozent der Firmen ist
der Gewinn zurückgegangen. Damit erreicht der Saldo
aus gestiegenen und gesunkenen Erträgen nur minus
5,0 Punkte und landet damit auf dem letzten Platz der
vier Hauptwirtschaftsbereiche.
Die Spitzenposition in dieser Hinsicht hat der Dienstleitungssektor inne. Hier konnten 40,6 Prozent der Betriebe einen Ertragszuwachs erwirtschaften, nur bei
17,3 Prozent der Dienstleistungsunternehmen sind die
Gewinne zurückgegangen. Damit fällt der Saldo mit
plus 23,3 Prozentpunkten in dieser Branche am höchsten aus.
Tab. 16: Zukünftige Ertragslage
g
Weser-Ems-
Deutschland
Gebiet
steigend
30,5 (21,8)
24,9 (16,8)
stabil
57,3 (43,8)
62,9 (54,4)
sinkend
11,3 (30,8)
11,8 (28,3)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Nicht nur die Ertragslage, auch die Ertragssaussichten
der Betriebe im Weser-Ems-Gebiet sind vielversprechend. Drei von zehn Unternehmen (30,5 Prozent)
rechnen mit einem Gewinnanstieg. Im vergangenen
Herbst waren nur 21,8 Prozent der befragten Unternehmen optimistisch. Gleichzeitig ist der Anteil der
Unternehmen, die mit einem Gewinnrückgang rechnen, von 30,8 auf 11,3 Prozent gesunken.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010
18
Am optimistischsten geben sich die Betriebe aus dem
Verarbeitenden Gewerbe. Nach der Auflösung des
Auftragsstaus aus dem vergangenen Jahr rechnen
knapp 40 Prozent der Unternehmen in den kommenden Monaten mit einem Gewinnanstieg. Im Vorjahr war
dies nur bei 18,5 Prozent der befragten Betriebe der
Fall.
Tab. 17: Ertragserwartungen in den Hauptwirtschaftsbereichen
g
steigend
stabil
sinkend
Verarb. Gewerbe
37,5 (18,5)
51,9 (37,0)
8,7 (41,7)
Bau
16,2 (20,7)
68,3 (52,0)
14,8 (24,0)
Handel
34,5 (24,4)
53,4 (39,0)
12,1 (33,1)
Dienstleistungen
31,5 (23,4)
57,5 (46,8)
10,2 (25,3)
Verhaltene Ertragsaussichten
im Bau
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Im Bau haben sich die Ertragserwartungen für die
kommenden Monate per Saldo zwar aufgehellt, allerdings fallen hier die Gewinnaussichten von allen
Hauptwirtschaftsbereichen am schlechtesten aus. So
rechnen 16,2 Prozent der Baubetriebe mit steigenden
(Vorjahr: 20,7 Prozent) und 14,8 Prozent (Vorjahr: 24,0
Prozent) mit sinkenden Einnahmen. Damit fällt der
Saldo der erwarteten Erträge mit plus 1,4 Prozentpunkten zumindest wieder positiv aus (Vorjahr: minus 3,3
Prozentpunkte).
Deutlicher ins Plus klettert der Saldo aus optimistischen und pessimistischen Ertragsperspektiven im
Handel. So rechnen 34,5 Prozent der Handelsunternehmen mit Ertragszunahmen. Das sind fast zehn
Prozentpunkte mehr als im vergangenen Jahr (24,4
Prozent). Auf der anderen Seite rechnen 12,1 Prozent
der Firmen mit einem Gewinnrückgang. Dieser Anteil
ist binnen eines Jahres um fast zwanzig Prozentpunkte
zurückgegangen.
Handel und Dienstleister
geben sich optimistisch
Ebenso haben sich die Gewinnaussichten im Dienstleistungsbereich verbessert. Gingen im vergangenen
Jahr noch 23,4 Prozent der befragten Unternehmen
von Ertragssteigerungen aus, sind es ein Jahr später
bereits 31,5 Prozent. Gleichzeitig hat sich der Anteil
Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010
19
der Pessimisten, die mit sinkenden Ertragseinnahmen
kalkulieren, von 25,3 auf 10,2 Prozent verringert.
4.2
Eigenkapital
Dank des konsequenten Ausbaus der Eigenkapitalbasis in den vergangenen Jahren ist eine Vielzahl der
Unternehmen im Wirtschaftsraum Weser-Ems gut
durch die Rezession gekommen. Aus der Bilanzdatenbank von Creditreform, in der die Bilanzen von rund
900.000 deutschen Unternehmen gespeichert sind,
errechnet sich für 2009 eine durchschnittliche Eigenkapitalquote von 33 Prozent (Deutschland: 34 Prozent). Ein Großteil des Mittelstandes gilt damit als ausreichend kapitalisiert.
Hohe Eigenkapitalquoten
bringen Stabilität
Gegenüber der Situation im Jahr 2006 hat sich die
mittlere Eigenkapitalquote der regionalen Unternehmen um gut vier Prozentpunkte erhöht. Zur Verbesserung der Eigenkapitalausstattung hat sicherlich die
insgesamt gute Wirtschafts- und Auftragslage bis Mitte
2008 beigetragen. Aufgrund steigender Umsatz- und
Ertragszahlen war es den Unternehmen möglich, Gewinnrücklagen zu bilden. So konnten die Betriebe ihre
Verschuldung zurückfahren und die Abhängigkeit von
externen Gläubigern verringern.
Abb. 1 Eigenkapitalquote im Weser-Ems-Gebiet, 2006-2009
34%
33%
32%
31%
30%
29%
28%
27%
26%
2006
2007
2008
2009
Quelle: Creditreform Bilanzdatenbank.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010
20
Tab. 18: Eigenkapitalquoten in den Wirtschaftsbereichen, 2009
g
<10%
bis 30%
> 30%
20,5 (22,3)
21,7 (22,3)
57,8 (55,4)
Verarb. Gewerbe
22,6 (23,0)
26,4 (28,9)
51,1 (48,1)
Bau
32,0 (31,6)
29,9 (30,2)
38,1 (38,1)
Handel
22,6 (27,0)
31,7 (30,6)
45,6 (42,4)
Dienstleistungen
16,3 (18,0)
13,8 (14,5)
69,9 (67,5)
Weser-Ems
Mit-
telstand
Angaben in % der Unternehmen, Rest o. A., ( ) = 2008, N=2.607.
Quelle: Creditreform Bilanzdatenbank.
Allerdings gelten die guten Eigenkapitalbedingungen
nicht für alle Unternehmen gleichermaßen. So weisen
20,5 Prozent der Betriebe einen Eigenkapitalanteil von
weniger als zehn Prozent im Verhältnis zur Bilanzsumme aus. Diese Betriebe gelten als nicht ausreichend kapitalisiert und sind bei einem neuerlichen Abschwung insolvenzgefährdet.
Aber jeder fünfte Betrieb
bleibt unterkapitalisiert
Wo Licht ist, ist auch Schatten: Besonders anfällig für
Wachstumsschwankungen sind die Firmen aus dem
Bausektor. 32,0 Prozent der Baubetriebe weisen eine
Eigenkapitalquote von unter zehn Prozent aus. Nur
38,0 Prozent der Unternehmen verfügen über eine
ausreichend hohe Eigenkapitaldecke, die über 30 Prozent im Verhältnis zur Bilanzsumme liegt. Am stabilsten erweisen sich die Dienstleister. Fast 70 Prozent der
regional ansässigen Unternehmen haben eine Eigenkapitalquote von über 30 Prozent.
Tab. 19: Schrumpfung der Eigenkapitalquote 2008/09
g
um bis zu 5
um mehr als
PP
5 PP
22,4
11,1
33,4
Verarb. Gewerbe
21,3
13,9
35,2
Bau
23,4
14,4
37,8
Handel
16,3
10,5
26,8
Dienstleistungen
25,1
9,5
34,6
Weser-Ems
Mit-
insgesamt
telstand
Angaben in % der Unternehmen, N=2.607.
Quelle: Creditreform Bilanzdatenbank.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010
21
Die Entwicklung der Eigenkapitalquoten im Verlauf des
Krisenjahres 2009 offenbart, wo die Schwächen im
Weser-Ems Mittelstand zu finden sind. Am stabilsten
haben sich die Handelsunternehmen im Raum WeserEms entwickelt. Insgesamt sind hier bei 26,8 Prozent
der Unternehmen die Eigenkapitalquoten in den vergangenen Monaten gesunken. Im Verarbeitenden Gewerbe (35,2 Prozent), im Bau (37,8 Prozent) und im
Dienstleistungsbereich (34,6 Prozent) lag der entsprechende Anteil deutlich höher.
4.3
Moderater Anstieg der
Insolvenzzahlen
Insolvenzentwicklung
Die Folgen der weltweiten wirtschaftlichen Talfahrt sind
immer noch zu spüren: Bis Ende 2010 ist mit einem
Anstieg der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland
zu rechnen. Im Weser-Ems-Gebiet sind rund 1.090
Firmenpleiten zu erwarten. Das wäre ein leichter Anstieg gegenüber 2009, als 1.076 Unternehmen den
Gang zum Insolvenzrichter antreten mussten.
Ein wesentlicher Grund für den moderaten Anstieg der
Insolvenzzahlen liegt in der binnenmarktorientierten
Wirtschaftsstruktur im Land. Aber auch die soliden
Eigenkapitalquoten haben das Schlimmste für viele
Betriebe abwenden können. Aber noch gibt es keinen
Grund zur Entwarnung: Die Zahl der ausfallgefährdeten Betriebe befindet sich noch auf einem hohen Niveau.
Tab. 20: Unternehmensinsolvenzen im Weser-Ems-Gebiet
Anzahl
g
2004
1.088
2005
1.107
2006
956
2007
928
2008
996
2009
1.076
2010*)
1.090
*) von Creditreform geschätzt; Quelle: Creditreform Wirtschaftsdatenbank.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010
22
Tab. 21: Insolvenzen in den Wirtschaftsbereichen 2010 *)
Anteil in Prozent
g
Verarb. Gewerbe
12,6 ( 9,5)
Baugewerbe
13,5 (15,9)
Handel
21,4 (24,7)
Dienstleistungen
52,5 (49,9)
*) basierend auf 1. Halbjahr; Quelle: Creditreform Wirtschaftsdatenbank; in
(): Vorjahresangaben.
Insbesondere
Unternehmen
aus
dem
Dienstleistungsbereich sind stark insolvenzgefährdet.
So beträgt der Anteil des Dienstleistungssektors am
Insolvenzgeschehen 52,5 Prozent. Im Vergleich zum
vergangenen Jahr ist das ein Anstieg um 2,6 Prozentpunkte. Aber auch das Verarbeitende Gewerbe weist
mit einem Anteil von gut einem Achtel (12,6 Prozent;
Vorjahr: 9,5 Prozent) an allen Unternehmensinsolvenzen in der Region einen Zuwachs auf.
Steigende Insolvenzgefahr im
Dienstleistungsbereich
Im Handel entspannt sich hingegen das Insolvenzgeschehen. 21,4 Prozent der Firmenpleiten im WeserEms-Gebiet entfallen auf diesen Wirtschaftszweig.
Dieser Wert ist im Vergleich zum Vorjahr um 3,3 Prozentpunkte gesunken. Der Bau hat einen Anteil von
13,5 Prozent an den Unternehmensinsolvenzen – verglichen mit dem Vorjahr 2,4 Prozentpunkte weniger.
g
5
5.1
Auswirkungen der Finanzkrise
Finanzierungsbedingungen
Zwar ist die schwere Wirtschaftskrise laut Konjunkturdaten erst einmal vorbei, mit den Folgen haben viele
Unternehmen aber auch heute noch zu kämpfen. Restriktive Finanzierungsbedingungen sorgen immer
noch für teurere Kredite und einen erschwerten Kapitalzugang. Zuletzt haben gut 42 Prozent der mittelständischen Unternehmen aus der Region Verschärfungen in den Finanzierungsbedingungen erlebt. Im
Vorjahr hatten dies aber noch 52 Prozent der Unternehmen behauptet.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010
Finanzmarktkrise belastet
immer noch
23
Tab. 22 Verschärfung der Finanzierungsbedingungen
g
ja
42,2 (51,6)
nein, keine
57,8 (48,4)
Angaben in % Befragten; in (): Vorjahresangaben
Abb. 2 Verschärfungen der Finanzierungsbedingungen
Welche Verschärfungen sind aufgetreten?
2009
2010
52,0%
50,9%
höhere Sicherheiten
18,8%
19,8%
Kreditzinsen gestiegen
9,7%
8,5%
Kredit nicht in
gewünschter Höhe
Kreditwunsch abgelehnt
6,8%
4,6%
12,6%
16,1%
Sonstiges
0%
Mehr Sicherheiten und
höhere Kreditzinsen
10%
20%
30%
40%
50%
60%
Obwohl die hiesigen Unternehmen in den zurückliegenden Jahren ihre Eigenkapitalausstattung verbessert
und sich so unabhängiger von der Fremdfinanzierung
gemacht haben, bleiben viele Firmen bei neuen Investitionsprojekten immer noch auf Bankkredite angewiesen. Doch angesichts der verschärften Finanzierungsbedingungen waren diese immer schwerer zu bekommen. So berichten 52 Prozent der Antragsteller, dass
die Bank höhere Sicherheiten verlangt hat. Fast jeder
fünfte befragte Betrieb (18,8 Prozent) musste höhere
Kreditzinsen in Kauf nehmen und jeder Zehnte (9,7
Prozent) hat seinen Kredit nicht in der gewünschten
Höhe erhalten. In 6,8 Prozent der Fälle wurde der Kreditwunsch des Unternehmens ganz abgelehnt. Schätzungsweise waren etwa 2.000 Firmen von einer Kreditklemme betroffen.
Unterschieden nach Wirtschaftsbereichen lässt sich
feststellen, dass fast jedes zweite Unternehmen aus
der Dienstleistungsbranche (47,2 Prozent) einem erWirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010
24
schwerten Finanzierungszugang ausgesetzt ist. Auch
im Verarbeitenden Gewerbe liegt dieser Anteil noch bei
hohen 43,7 Prozent. Etwas entspannter stellt sich die
Finanzierungslage im Bau (36,6 Prozent) und im Handel (36,8 Prozent) dar.
Tab. 23 Verschärfte Finanzierungsbedingungen in den
Hauptwirtschaftsbereichen
g
Verarbeitendes Gewerbe
43,7 (50,2)
Bau
36,6 (49,4)
Handel
36,8 (51,0)
Dienstleistungen
47,2 (54,6)
Angaben in % der betroffenen Betriebe; in (): Frühjahrsumfrage
Aufgrund der steigenden Ausfallrisiken achten die Kreditgeber immer stärker auf die Bonität des Schuldners.
Das wissen die Unternehmen und widmen sich vermehrt einer aktiven Finanzkommunikation. Bonitätsauskünfte, Ratings und die Veröffentlichung von Bilanzen werden immer mehr zu einer Selbstverständlichkeit im ganzheitlichen Kreditmanagementprozess.
Bonität wird zur Chefsache
Allerdings dürften die Finanzierungsbedingungen auch
in den nächsten Monaten angespannt bleiben. Jedes
dritte Unternehmen rechnet in den kommenden Wochen mit der Hinterlegung höherer Sicherheiten im
Rahmen eines Kreditantrages. im Vorjahr ging davon
nur jedes Fünfte aus. Aber auch steigende Zinsen
bleiben für 21,5 Prozent der Befragten ein Thema. Mit
einer intensiveren Prüfung des Kreditantrages rechnen
30,8 Prozent der hiesigen Betriebe. Und von einer
Kreditablehnung gehen 5,4 Prozent der Firmen aus.
Tab. 24: Schwierigkeiten bei der künftigen Kapitalaufnahme
g
Höhere Sicherheiten
32,7 (20,9)
steigende Zinsen
21,5 (12,1)
intensivere Prüfung
30,8 (23,2)
Ablehnung
5,4 ( 1,9)
keine Schwierigkeiten
42,5 (30,5)
Angaben in % der Befragten. Rest: Sonstiges bzw. k.A. in (): Frühjahr
Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010
25
5.2
Beurteilung des Sparpakets der Bundesrepublik
Die negativen Folgen der Rezession hat die Bundesregierung entschlossen mit Hilfe zweier Konjunkturpakete erfolgreich abgemildert – jedoch nicht ohne einen
hohen Preis zu bezahlen. Die Nettoneuverschuldung
dürfte dieses Jahres mit schätzungsweise 85 Mrd. €
sprunghaft in die Höhe schießen. Mit der Verabschiedung des bisher größten Sparpakets in der deutschen
Geschichte sollen bis zum Jahr 2014 80 Mrd. € eingespart werden. Aber die Haushaltskonsolidierung der
Bundesregierung weckt die Befürchtung, dass diese
Maßnahmen negative Folgen auf das Wachstum und
damit für den hiesigen Mittelstand haben könnten. 45,2
Prozent der Betriebe zwischen Weser und Ems bejahen diese Frage. Vor allem, wenn den Verbrauchern
Kaufkraft entzogen wird, beispielsweise durch höhere
Steuern und Sozialbeiträge, dürfte die mittelständische
Wirtschaft leiden.
Tab. 25: Beurteilung des aktuellen Sparpakets
g
Positive Auswirkungen
16,7
Negative Auswirkungen
45,2
Keine Auswirkungen
35,7
Angaben in % der Befragten. Rest: k.A.
Tab. 26: Maßnahmen zur Konsolidierung des Haushalts
g
Höhere Mehrwertsteuer
12,7
Höhere Einkommenssteuer für Reiche
29,5
Bankenabgabe
43,5
Abbau von Subventionen
73,2
Streichung von Sozialausgaben
28,0
Privatisierung von Staatsbetrieben
29,7
Angaben in % der Befragten. Rest: k.A.
Um den Bundeshalthaushalt wieder ins Lot zu bringen,
halten 73,2 Prozent der befragten Betriebe den Abbau
von Subventionen für sinnvoll. Für eine Bankenabgabe
zur Beteiligung an den Gesamtausgaben sprechen
Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010
26
sich 43,5 Prozent der Befragten aus. Aber auch die
Privatisierung von Staatsbetrieben oder die Streichung
von Sozialabgaben hält jeder Dritte für eine sinnvolle
Maßnahme, um die klammen Staatskassen wieder zu
füllen.
g
6
Zusammenfassung
Die Konjunkturzeichen stehen auf Erholung. Auch die
Unternehmen im Raum Weser-Ems berichten von einer merklich besseren Geschäftslage. Jedes zweite
der knapp 850 befragten Unternehmen aus der Region
bewertet die aktuelle Geschäftslage mit den Noten
„gut“ oder „sehr gut“. Noch vor einem Jahr war dies nur
bei 37,9 Prozent der Unternehmen der Fall. Als „mangelhaft“ oder „ungenügend“ bezeichnen nur 2,4 Prozent der Firmen ihre derzeitige geschäftliche Situation.
Am besten ist die Stimmung unter den Dienstleistern.
In diesem Wirtschaftsbereich erhöhte sich der Anteil
der Unternehmen mit guten oder sehr guten Bewertungen zur Geschäftslage binnen eines Jahres von
31,3 auf 57,9 Prozent. Nur zwei Prozent der Dienstleistungsbetriebe geben an, mit der Geschäftsentwicklung
überhaupt nicht zufrieden zu sein – 3,9 Prozentpunkte
weniger als im Vorjahr (5,9 Prozent). Etwas gedrückter
fällt die Stimmung im Handel aus: Doch auch hier
sprechen immerhin 47,7 Prozent der Befragten von
einer guten und nur 0,6 Prozent von einer schlechten
Geschäftslage.
Die neugewonnene Zuversicht spiegelt sich in den
Umsatzzahlen deutlich wider. Knapp 45 Prozent der
hiesigen Unternehmen verzeichneten innerhalb der
vergangenen sechs Monate ein Umsatzplus. Im vergangenen Herbst war dies nur bei 27,7 Prozent der
Unternehmen der Fall. Von sinkenden Umsätzen berichten diesmal 17,8 Prozent der Unternehmen, nachdem deren Anteil im Vorjahr noch bei 37,9 Prozent lag.
Umsatzsteigerungen sind in diesem Jahr vor allem bei
Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe zu
finden (54,3 Prozent, Vorjahr: 19,1 Prozent). Aber auch
im Dienstleistungs- (42,9 Prozent; Vorjahr: 34,9 Prozent) und Handelssektor (44,8 Prozent; Vorjahr: 29,2
Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010
27
Prozent) sind deutliche Mehreinnahmen zu registrieren.
Auch die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen
zwischen Weser und Ems zieht wieder an. Per Saldo
(plus 22 Prozentpunkte) wurden im vergangenen halben Jahr wieder mehr Mitarbeiter eingestellt als entlassen. Neue Stellen sind vor allem im Verarbeitenden
Gewerbe (aufgestockt: 38,5 Prozent, entlassen: 13
Prozent) und im Dienstleistungssektor (aufgestockt:
34,3 Prozent, entlassen: 9,4 Prozent) geschaffen worden. Den niedrigsten Saldo aus Neueinstellungen und
Entlassungen meldet der Handel (plus 14,4 Prozentpunkte).
Die geschäftlichen Aussichten für die kommenden Monate sind von Optimismus geprägt. Jeder dritte befragte Betrieb (34,2 Prozent) zwischen Weser und Ems
erwartet in den kommenden Monaten Umsatzsteigerungen. Von sinkenden Umsätzen gehen nur 7,3 Prozent der Unternehmen aus, nachdem es ein Jahr zuvor
noch bei 18,7 Prozent der Unternehmen der Fall war.
Recht zuversichtlich geben sich vor allem die Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe: Hier kalkulieren zwischenzeitlich 38,5 Prozent der Unternehmen mit zunehmenden und 7,2 Prozent mit sinkenden
Einnahmen. Gedämpfter ist die Erwartungshaltung im
Bau: In diesem Wirtschaftsbereich rechnen 33,1 Prozent der Betriebe mit Umsatzsteigerungen, während
jeder Zehnte von sinkenden Umsatzzahlen ausgeht.
Ebenso begeben sich die hiesigen Unternehmen wieder verstärkt auf Personalsuche: Jeder fünfte Betrieb
(19,1 Prozent) plant, in den kommenden Monaten zusätzliche Mitarbeiter einzustellen. Ihren Personalbestand zu verkleinern, beabsichtigen 5,6 Prozent der
Firmen. In allen vier Wirtschaftsbereichen überwiegt
aber der Anteil der Unternehmen, die das Personal
aufstocken wollen. Allein im Dienstleistungssektor
sprechen 21,3 Prozent der Unternehmen von potentiellen Neueinstellungen und 2,8 Prozent von drohenden
Entlassungen.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010
28
Auch die Investitionsbereitschaft zieht kräftig an: Fast
jedes zweite Unternehmen (48,9 Prozent) im Raum
Weser-Ems plant, in den kommenden Monaten Geld
für neue Maschinen und Produktionsanlagen auszugeben. Vor allem bei Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe haben sich Investitionsvorhaben
angestaut, die in den kommenden Monaten auf den
Weg gebracht werden sollen. Aber auch im Dienstleistungsbereich (47,6 Prozent) und im Handel (46,6 Prozent) fällt die Investitionsbereitschaft wieder höher aus.
Selbst im eher zurückhaltenden Bau planen 43 Prozent
der Unternehmen die Durchführung neuer Investitionen.
Neben der guten konjunkturellen Entwicklung hat sich
auch die Finanzlage der Unternehmen im Weser-EmsRaum entspannt. So liegt die durchschnittliche Eigenkapitalquote mittlerweile bei rund 33 Prozent. Dieser
Umstand dürfte ein Grund dafür sein, dass die Insolvenzzahlen bislang nur moderat angestiegen sind.
2010 ist mit 1.090 Firmeninsolvenzen zu rechnen – ein
leichtes Plus gegenüber dem Vorjahr.
Allerdings erweisen sich die restriktiven Kreditbedingungen weiterhin als Belastungsfaktor für die Unternehmensfinanzierung. 42 Prozent der Unternehmen
berichten jüngst von Verschärfungen bei den Finanzierungskonditionen. 52 Prozent der Unternehmen melden, dass die Bank vor einer Kreditvergabe höhere
Sicherheiten verlangt hat, und fast jeder fünfte Betrieb
(18,8 Prozent) musste höhere Kreditzinsen in Kauf
nehmen. Nur in sieben Prozent der Fälle wurde der
Kreditwunsch ganz abgelehnt.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010
29
g
7
Der Wirtschaftsraum Weser-Ems in Zahlen
Der Wirtschaftsraum Weser-Ems nimmt innerhalb des
Bundeslandes Niedersachsen eine herausragende
Stellung ein. Nicht nur handelt es sich um eine flächenmäßig sehr große Region von nahezu 15.000 km²
mit knapp 2,5 Mio. Einwohnern. Auch der Unternehmenssektor zeugt von der großen Wirtschaftskraft des
Gebietes für den gesamten Norden Deutschlands. Die
Creditreform Wirtschaftsdatenbank zählt aktuell gut
99.000 wirtschaftsaktive Unternehmen und Gewerbebetriebe im Weser-Ems-Gebiet. Von diesen sind 11,9
Prozent im Bausektor angesiedelt, 12,5 Prozent der
Unternehmen gehören zur verarbeitenden Industrie.
Damit hat dieser Wirtschaftsbereich eine etwas geringere Bedeutung als im Bundesdurchschnitt. Stark vertreten sind dagegen Unternehmen aus dem Handel.
Während dieser Sektor bundesweit ein Gewicht von
gut 23 Prozent aufweist, sind in der Weser-EmsRegion fast 29 Prozent aller Betriebe im Kfz-, Einzeloder Großhandel tätig. Die überwiegende Mehrzahl der
Unternehmen sind allerdings, wie in der gesamtwirtschaftlichen Wirtschaftsstruktur auch, unternehmensnahe bzw. konsumnahe Dienstleister.
Mehr als 99.000 Unternehmen
Wirtschaftsstruktur
Weser-Ems
Deutschland
60,0
50,0
47,1
50,1
40,0
28,5
% 30,0
23,1
20,0
15,8
12,5
11,9
11,0
10,0
Quelle: Creditreform
0,0
Verarbeitendes
Gewerbe
Baugewerbe
Handel
Dienstleistungen
Hinsichtlich der Unternehmensgröße überwiegen in der
Region Betriebe, die lediglich einen Mitarbeiter be-
Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010
30
schäftigen (42 Prozent). Nur eine Minderheit der hiesigen Unternehmen weist eine Belegschaftsgröße von
mehr als 100 Personen auf. Eine solche Größenstruktur ist allerdings nichts Ungewöhnliches. Beim Vergleich der Betriebsgrößenstruktur zwischen dem Weser-Ems-Gebiet und den Deutschlandwerten zeigen
sich jedoch zwei Abweichungen: Die erste betrifft
Kleinstbetriebe bis 5 Beschäftigte, deren Anteil in der
Weser-Ems-Region deutlich unter dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt liegt (78,8 gegenüber 82,9
Prozent). Ein Grund hierfür dürfte die geringere Zahl
an oftmals kleinteiligen Dienstleistungsunternehmen
sein. Der zweite Unterschied liegt im höheren Anteil
von Unternehmen der Größenklasse 6-20 Mitarbeiter –
meist Handwerksbetriebe und kleine familiengeführte
Mittelständler. Im Weser-Ems-Gebiet findet sich häufiger ein solches Unternehmen als im Bundesdurchschnitt.
Größenstruktur
Weser-Ems
90,0
80,0
78,8
Deutschland
82,9
70,0
60,0
50,0
%
40,0
30,0
20,0
14,8
12,2
10,0
3,0
Quelle: Creditreform
2,2
2,1
1,5
1,3
1,1
0,0
bis 5 Mitarbeiter
6 bis 20 Mitarbeiter
Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010
21 bis 40
Mitarbeiter
41 bis 100
Mitarbeiter
mehr als 100
Mitarbeiter
31
g
8
Basis der Untersuchung
Die in der Studie verwendeten Daten wurden Anfang
August 2010 mittels einer schriftlichen Befragung von
kleinen und mittleren Unternehmen im Weser-EmsGebiet erhoben. Der betrachtete Wirtschaftsraum umfasst die folgenden Landkreise und kreisfreien Städte:
Ammerland, Aurich, Cloppenburg, Emsland, Friesland,
Grafschaft Bentheim, Leer, Landkreis Oldenburg,
Landkreis Osnabrück, Vechta, Wesermarsch, Wittmund, Delmenhorst, Emden, Stadt Oldenburg, Stadt
Osnabrück und Wilhelmshaven.
Die hierbei verwendete Definition des Mittelstandes
schließt sich der überwiegenden wissenschaftlichen
Lehre an, die auf die Mitarbeiterzahl abstellt (nicht
mehr als 500 Beschäftigte) und eine Umsatzgröße von
höchstens 50 Mio. Euro zulässt. Entscheidend für die
Zugehörigkeit eines Unternehmens zum Mittelstand ist
ferner die „Personaleinheit“ von Geschäftsführer und
Inhaber.
Tab. 27: Sitz des Unternehmens
g
Landkreis Ammerland
45
Landkreis Aurich
50
Landkreis Cloppenburg
50
Landkreis Emsland
92
Landkreis Friesland
11
Landkreis Grafschaft Bentheim
40
Landkreis Leer
53
Landkreis Oldenburg
34
Landkreis Osnabrück
105
Landkreis Vechta
40
Landkreis Wesermarsch
18
Landkreis Wittmund
15
Stadt Delmenhorst
20
Stadt Emden
30
Stadt Oldenburg
96
Stadt Osnabrück
53
Stadt Wilhelmshaven
38
Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010
32
Tab. 28: Anzahl der befragten Unternehmen
g
Verarbeitendes Gewerbe
208
Bau
142
Handel
174
Dienstleistungen
254
Sonstige
12
Gesamt
790
Tab. 29: Anzahl der Beschäftigten
g
1–
5 Personen
126
6 – 10 Personen
125
11 – 20 Personen
148
21 – 50 Personen
167
51 – 100 Personen
90
101 – 250 Personen
79
mehr als 250 Personen
54
Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010
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Osnabrück, 23. September 2010
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