Frühe Erdbeersorten bei

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Frühe Erdbeersorten bei
O+G-UMSCHLAGPLATZ NIEDERLANDE
Obstproduktion
Frühe Erdbeersorten
bei Gewächshausproduzenten
hoch im Kurs
Um früher in der Erdbeersaison mit Ware am Markt zu sein, wird in den
Niederlanden verstärkt auf den Anbau der Erdbeersorte Sonata gesetzt.
Bei dieser Frucht handelt es sich um eine einmaltragende mittelspäte
Sorte, die von Plant Research Int. Wageningen aus einer Kreuzung von
Elsanta und Polka entwickelt wurde.
A
uch wenn Elsanta in Mittel- und Nordeuropa wohl auch langfristig die dominierende Erdbeere bleiben wird, wächst
der Markt für frühe Ware kontinuierlich
an. Die Vermehrungsfläche wird in diesem
Jahr in Europa schon mehr als 155 ha betragen, 35 ha mehr als noch im letzten Jahr.
Wichtigster Absatzmarkt für die Erdbeere
ist Deutschland, dahinter folgen mit einigem Abstand die Niederlande, Großbritannien und Skandinavien. Ist die Neuzüchtung vor allem im nordeuropäischen Freilandanbau schon sehr erfolgreich, so produzieren die niederländischen Gärtner sie
mittlerweile auch im großen Maßstab unter Glas.
Laut Erdbeerexperte und Anbauberater
Philip Lieten (Fragaria Holland), der das
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Fruchthandel Magazin auf eine Exkursion
in die niederländische Erdbeerproduktion
begleitete, verfügt Sonata über ausgezeichnete Fruchteigenschaften. „Die Größenverteilung der Früchte ist gut, missgebildete Früchte sind im Gegensatz zu Elsanta so gut wie gar nicht zu finden. Außerdem ist die Sonata weniger durch Kahlfröste im Winter gefährdet, weswegen sie
sich vor allem auch für die kälteren Anbauregionen sehr gut eignet“, so Philip
Lieten. Sie ist gut pflückbar und verfügt,
besonders wichtig für den Einzelhandel,
über ausgezeichnete Transport- und Lagerfähigkeiten. Auch der Ertrag der Sonata
kann sich Philip Lieten zufolge sehen lassen, wobei der Anteil erstklassiger Früchte mindestens so hoch sei wie bei Elsanta.
Das äußere Erscheinungsbild der Sonata
besticht durch eine hellrote Farbe, das
Fruchtfleisch ist leicht rosé gefärbt. Auch
während der Lagerung wird die Frucht
nicht dunkler. Ansonsten ist die Erdbeere
süß und etwas saftiger als Elsanta. „Sonata
ist gekennzeichnet durch einen guten Fruchtansatz in allen Anbaukulturen. Aufgrund
hervorragender Bestäubungseigenschaften
sind die gleichmäßigen kegelförmigen
Früchte weniger missgebildet als andere
Sorten“, meint Philip Lieten. Die Sorte
Sonata reift im Allgemeinen einige Tage
später als Elsanta, im Gewächshausanbau
im Durchschnitt um zwei bis vier Tage, im
Freiland um zwei bis drei Tage später.
Betriebsbesichtigungen
Wie modern die niederländische Erdbeerproduktion in den Niederlanden aufgestellt ist, konnten wir bei einem Exkurs in
die niederländische Erdbeerproduktion zunächst in Horst bei Venlo besichtigen. Hier
haben die beiden Brüder Sjaak und Ber
Cox, die seit rund 15 Jahren auf den Erdbeeranbau unter Glas spezialisiert sind, im
vergangenen Sommer ein 6 ha großes
Gewächshaus ausschließlich für Erdbeeren hochgezogen. Es verfügt neben
Bodenbeheizung auch über Belichtung
und Ventilatoren. Der gesamte Absatz der
Erdbeeren läuft über The Greenery,
insbesondere in Richtung Deutschland,
Belgien, England und nach Russland, wo
die Konsumenten mehr und mehr bereit
sind für Top-Ware auch entsprechendes
Geld zu bezahlen. In der hochmodernen
Anlage mit einer Innenhöhe von knapp
sechs Metern bauen sie auf 3 ha Fläche
Sonata an. Die übrige Fläche ist für Elsanta vorgesehen. Geerntet wird die Sonata hier von Mitte März bis etwa Mitte
Mai, abhängig natürlich vom Wetter. Wie
FRUCHTHANDEL 15/2008
Die Brüder Sjaak und
Ber Cox haben in Horst
bei Venlo ein 6 ha
großes Gewächshaus
ausschließlich für
Erdbeeren hochgezogen. Der Absatz
der Ware läuft über
The Greenery.
Ber Cox mitteilt, haben er und sein Bruder
sich auch deswegen für die Produktion
im Gewächshaus entschieden, um auf die
immer schwieriger werdende Anwerbung
Der zweite Betrieb, den das Fruchthandel Magazin besichtigte, ist der von
Will Beekers in Made, in der Nähe von
Breda. Er nutzt für seine 6,4 ha große
Gewächshausproduktion die Abwärme
des einige Kilometer entfernt gelegenen
Kraftwerks in Amer. Im Freiland besitzt
Will Beekers noch einmal etwa 2 ha für die
Anzucht von Traypflanzen. In einer eigenen 1.300 m2 großen klimatisierten Halle
werden die Beeren verpackt und etikettiert. Sein Betrieb Beekers Berries, der
zum Netzwerk der britischen Berry World
gehört, vermarktet das Beerensortiment in
Eigenregie unter dem Label „Sweet Supreme“ an internationale Einzelhandelsunternehmen. Der Schwerpunkt der Vermarktungsaktivitäten liegt in den Niederlanden selbst und später im Jahr auch in
England. „Doch auch der deutsche Markt
ist für uns in den kommenden Jahren sehr
interessant“, meint Beekers. Er setzt neben
Sonata und Elsanta auch noch stark auf die
aromatisch-süße Sorte Lambada, die er auf
einer Fläche von rund 2 ha anbaut. Bei
entsprechender Sorgfalt könne man auch
diese druckanfällige Sorte bestens vermarkten. Die Saison beginnt bei Will Beekers gegen Anfang März mit der Ernte von
Lambada, sie endet im Juni. Sonata produziert Beekers unter Nutzung von Assimilationsbeleuchtung auf einer Fläche von
1 ha. Er ist aufgrund der geringen Anfälligkeit für Missbildungen von dieser
Sorte absolut überzeugt. Im Zeitraum
April/Mai folgt dann die Elsanta-Ernte.
Eine ganz neue Herausforderung bedeutet
für Will Beekers seit vergangenem Jahr
auch die Aufzucht von Brombeeren und
Himbeeren unter Glas. Für die Produktion
der Sorten Tulameen und Glen Ample stehen mehr als 2 ha zur Verfügung.
Will Beekers Erdbeerproduktion
gehört zu den fortschrittlichsten in
den Niederlanden.
von Saisonarbeitskräften
reagieren zu können. Viele
Arbeitskräfte seien nicht
mehr bereit, bei Wind und
Wetter im Freiland zu
arbeiten. „Die Ernte im Gewächshaus ist
dagegen aufgrund der bequemen Pflückhöhe leichter. Seit Jahren haben wir einen
festen Stamm von Saisonmitarbeitern, der
gerne zu uns kommt“, meint Ber Cox.
FRUCHTHANDEL 15/2008
Beide Betriebe sind gute Beispiele
dafür, wie zukunftsorientiert die niederländischen Gewächshausproduzenten am
Markt agieren.
m. s.