Über Susanne Fröhlich

Transcription

Über Susanne Fröhlich
SusanneFröhlich
Aufgebügelt
Roman
Ihatewriting,Ilovehaving
written.
DorothyParker
FürallmeineFreundinnen–
IhrmachtmeinLeben
richtigschön!
1
»Moin,Andrea!Hörma,des
ismerjetztirschendwie
peinlich,aberischmussdich
emawasfrage«,begrüßt
michRudiinmeinerKüche.
SeitChristophausgezogen
ist,gehörtdastägliche
gemeinsameFrühstückzu
unserenfestenRitualen.
KaumsinddieKinderaus
demHaus,setzenwiruns
nochmalhinundversuchen,
soeinigermaßenentspanntin
denAlltagzustarten.
»Duweißtdoch,dukannst
michfragen,wasimmerdu
willst!«,antworteichund
schmieremireine
hauchdünneSchichtNutella
aufsBrot.
IchliebeNutellaundvor
allemNutellamitButter
drunter.DasistderNachteil
anunseremmorgendlichen
Meeting.Früherhabeich
ganzaufsFrühstück
verzichtetundsowenigstens
dieKalorienamMorgen
eingespart.
»Alsodesis,wieschon
gesacht,alsoirschendwie
unangenehm,aberischweiß
net,wenischsonstfrache
könnt!«,startetmein
Schwiegervatereinen
erneutenAnlauf.Dasist
typischfürRudi,ermacht
gerneeinriesigesBoheium
jedesThema.
»Fraghalt!«,sageichund
schmieremirschondie
nächsteScheibeToast.
WerumallesinderWelt
hatbloßdasToastbrot
erfunden?Manisstundisst
undisstundhattrotzdemdas
Gefühl,garnichtsgegessen
zuhaben.
»Rudi,abmorgenessen
wirVollkornbrotoderMüsli
mitObst«,entscheideich,
dennwenndassoweitergeht,
hatmeinKörperbaldauch
dieKonsistenzeines
Toastbrots,weißund
wabbelig,undsollteichihn
tatsächlichdochnochmal
zumEinsatzbringen–ein
sehrheiklesThema,nebenbei
bemerkt–,wäremirdas
extremunangenehm.
»EiermitSpeckwärnmir
liebä,abervonmirausauch
Müsli.Körnersollejagut
sein.Ischmussmischjafit
halte!Gradjetzt.Aber
zurückzudemannern
Thema.Also,Andrea,esgeht
dadrum…Ach,ischsachs
jetzteinfachemalgrad
heraus:Hastduschonema
wasmitHandschelle
gemacht?«
Habeichdasjetztrichtig
verstanden?Handschellen?
MeinSchwiegervater,der
VatermeinesEx,fragtmich
nachHandschellen?
»Rudi,hastdugerade
Handschellengesagt?«,frage
ichzurSicherheitnochmal
nachundhabesoaucheinen
kleinenMoment,ummeine
Fassungwiederzuerlangen.
MeinSchwiegervaterhat
einenknallrotenKopf,kann
mirnichtindieAugen
schauen,aberernickt
eindeutig.
»Jahabisch!
Handschelle!«,platztesaus
ihmheraus.
Ichahne,wasermeint,
willesaberdochnochmal
genauwissen:»Dashataber
jetztnichtsmitPolizei,
VerhaftungoderÄhnlichem
zutun,oder?«,stammleich,
umeinwenigZeitzu
gewinnen.Natürlichistmir
völligklar,dassRudi
keineswegsirgendwasin
dieserRichtungmeint.Wir
kennenunsjaschonein
bisschenlänger,undwenn
icheinekriminelleAder
hätteundschonmalverhaftet
wordenwäre,wüssteerdas
längst.
»Nee.Handschellenund…
Naja,alsobeimSexhalt!«,
erklärtermir.
MittlerweileistRudis
Kopfsoknallrot,dassich
schonAngstumseinen
Blutdruckbekomme.Nicht
dassdermirhierbeim
FrühstückeinenSchlaganfall
kriegt!InmeinemKopf
beginnensichunangenehme
Bilderzutummeln:Mein
Schwiegervaterandie
Heizunggekettetundbisauf
dieHandschellen
splitterfasernackt.Oderan
dieBettpfosten.Eventuell
auchHändeaufdemRücken.
Ichversuche,sofortdiese
scheußlichenGedankenzu
verdrängen.
Rudiinterpretiertmein
Schweigenanders:»Isch
hab’sdirdochgesacht,esis
peinlisch,aberwensollisch
dannsonstfrage?«
Ja,esistpeinlich,aberes
istnochmehralsdas.Mein
Schwiegervaterinden
Siebzigernfragtmichnach
Handschellen,undichim
bestenEndvierziger-Alter
habeseitJahrenwedermit
nochohneHandschellen
irgendwasgetrieben,wasim
weitestenSinnemitSexzu
tunhat.Umganzehrlichzu
sein,indenletztenvier
JahrenmeinerBeziehunglief
auchnichtviel.Ichbinalso
fastfünfJahrerausausdem
aktivenGeschehen–
jedenfallsindieserHinsicht.
»Bistdujetztsauer,
Andrea?«,unterbrichtRudi
meineGedankenundmacht
seinHau-mich-nicht-ichhabe-es-doch-nicht-sogemeint-Gesicht.
Natürlichbinichnicht
sauer.Wiesoauch?Eher
maßloserstaunt.Wiekommt
Rudibloßaufeinesolche
Idee?Gehörtdasetwa
mittlerweilezumSex-
Basisprogramm?Kannsich
ineinpaarJahrensoviel
veränderthaben?Gab’sso
wasfrühernichtdocheher
nuringanzbestimmten
Kreisen?Abteilung
Sadomaso?FetischundCo?
»Waswillstdudennmit
Handschellen?Mankommt
dochauchohneimBettganz
gutzurecht!«,frageich
vorsichtig.
»Ach,ischbingarnetheiß
aufHandschellenundso’nen
Kram,aberdieIrenehatso
wasangedeutet,diehatdaso
einBuchgeleseunddeshalb
willsedesachma
ausprobiern!«
Mirdämmertes.Waswird
Irenewohlgelesenhaben?
ShadesofGrey
wahrscheinlich.DenMegaBestseller,denmirmeine
NachbarinAnitazumletzten
Geburtstaggeschenkthat.
Undweilallewieverrückt
geschwärmthaben,immer
mitleichtentrücktem
Gesichtundeinemfrivolen
Grinsen,habeichdasBuch
natürlichauchartiggelesen.
Ichwar,ehrlichgesagt,ein
bisschenenttäuscht.Braves,
jungesDing,Studentin–
klar!–abernatürlichauch
bildschön,selbstverständlich
nochohnejeglichesexuelle
Erfahrung,ganzunberührt,
lerntdurchZufall
unglaublichreichen
Milliardärkennen,der
aufgrundseiner
traumatischenVergangenheit
nichtsmitBlümchensex(Das
istdannwohldie
Bezeichnungfürdas,was
naiveMenschenwieichso
treiben)anfangenkannund
siealsdevoteGespielinwill
–nachseinenRegeln…
EsgibtordentlichSex,ab
undanmalwasaufdenPo,
dieeinoderandere
Handschelle,Tücher,
Reitgerten,Vibratorenund
vielesmehr.Naja,aber
umgeworfenhatesmich
nicht.Undmitmeinen
Phantasienhatesaucheher
wenigzutun.DerGedanke,
dassmirjemanddenHintern
versohlt,sodassicham
nächstenTagkaummehr
sitzenkann,istmitmeiner
IdeevonErotikirgendwie
nichtkompatibel.Ichbinund
bleibespießig,obwohlbei
genauemHinsehenShadesof
Greyselbstirrsinnigspießig
ist.EigentlicheineArt
Märchen,denndie
Geschichtewäreweitaus
wenigerspektakulär,wenn
derMilliardäreinKlempner
wäre,alsGeschenkkein
schickesAuto,sonderneinen
StraußBlumenvonder
Tankemitbringenundin
einerZweizimmerwohnung
hausenwürde.
»Dumeinstbestimmt
diesesShadesofGrey«,sage
ichzuRudi,undwiedernickt
ernur.
»Siehatesmirmitgegebe,
damitischmichindie
Materieeinarbeitekann,aber
maehrlich,Andrea,sowas
hatdieIngeniegewollt.Bei
unswaralles,naja,halt
mehrsonormal.Oft,aber
normal.Wasmerhaltso
macht,gell.Ischweißschon
manet,womerüberhaupt
Handschelleundsowas
kaufekann.«
Oh,bitte,jetztkeine
DetailsausdemSexleben
meinerverstorbenen
SchwiegermutterundRudi.
Dagehtesmirwiemeinen
Kindern,manwillsichEltern
einfachnichtbeim
Kamasutravorstellen.Ich
möchtewederüber
Stellungennochüber
Frequenzdiskutieren.Eltern
sindirgendwie
geschlechtslosundsollten
dasbitteauchbleiben.
»KeineDetails,Rudi!«,
sageichdeshalbschnell,bin
aberdocheinbisschen
neugierigundfragegleich
nach:»Wersolldenndie
Handschellentragen,duoder
deineIrene?«
IreneistRudisneue
Freundin.Hättemirjemand
nochvoreinemJahrgesagt,
dassRudimaleineFreundin
habenwürde,hätteichnur
gelacht.Rudihatso
wahnsinnigumseineFrau
getrauert,eineneueBindung
schienvölligunvorstellbar.
Aberdasiehtmanesmal
wieder.Männersindnunmal
nichtgernallein.Dochdass
ausgerechnetRudisichso
schnellwiederverlieben
würde,hätteichniegedacht.
Davonmalabgesehenist
Rudiwirklichvieles,aber
sicherlichnichtbesonders
attraktiv.Undauchkeine
irrsinniggutePartie.Erhat
eineganzordentlicheRente,
aberkeineswegsspektakulär,
istnichtgeradegroßundhat
kaummehrHaareaufdem
Kopf.Eristdefinitivein
liebenswürdigerund
großherzigerMann,aber
keiner,deraufdenersten
Blickvielhermacht.Rudihat
seineIreneimKochkurs
kennengelerntundsichquasi
schockverliebt.Auchsieist,
wieRudi,verwitwet.Laut
RudiistIrenefastwieseine
Inge.Alsdiebeiden
anbändelten,warich
zugegebenermaßenziemlich
skeptisch.
AberRudihatmichmit
seinerVerliebtheitüberzeugt.
»IschhabdieIreneaanfach
sehrlieb,dieisewunderbare
Frauunhatenriesisches
Herz!Unmaehrlisch,so
großisdieAuswahlfürmich
achnetmehr!«
Daistnatürlich
argumentativwasdran.Als
ichdiebeidendasersteMal
gemeinsamerlebthabe,war
mirklar,wasRudisoan
Irenegefällt.Sieähnelt
seinerInge,istklein,
rundlichundlieb.Ichgönne
ihmseinneugewonnenes
Liebeslebendurchaus,aber
irgendwiehatmichseine
Verliebtheitauchenttäuscht.
Ichdachte,erseiderTypfür
dieeine,wirklichgroße
Liebe,dieauchdenTod
überdauertundkeinenRaum
füreineneuelässt.Ichweiß,
dasklingteinwenig
pathetisch,abereshättehalt
etwasTröstlichesgehabt.
Dassdajemandist,sogarein
Mann,dersounbeschreiblich
starkliebenkann–dashätte
mirgefallen.Rudisiehtdas
wesentlichpragmatischer.
»MerkannjemandNeues
lieben,ohnediealteLiebezu
verraten.DieIreneisnetdie
Inge,desweißisch,desseh
isch,desspürisch,unesis
trotzdemgut.Estutmergut.
Ischverkümmersonst.«
Ummirbesserunterdie
Armegreifenzukönnen,hat
RudikurzvorChristophs
Auszugangefangen,
regelmäßigeinenKochkurs
derVolkshochschulezu
besuchen.»Wenndenetda
bist,Andrea,dakannisch
denKinderndochebemal
wasScheeneszuesse
mache!«
EineGeste,diemich
damalsunglaublichangerührt
hat.Rudiundichsindein
ausgesprochengutesTeam.
Wirhabenunseinfachgern.
Trotzdemwarich
verwundert,alserbeim
AuszugseinesSohnesdarauf
beharrthat,beimirzu
bleiben.Christophauch.Er
konnteeskaumfassen.Aber
Rudiwarentschlossen:»Die
Andreakannmichjetzt
werklischbrauche,un
wenischstensweißisch,
wohinischgehör!«Daswar
fürRudisVerhältnisseeine
ziemlichdrastischeAussage.
Christophhatsichgefügt.
Wasbliebihmauchanderes
übrig.Ichglaubeaberauch
nicht,dasserernsthaftmit
seinemVateralleinineiner
Männer-WGwohnenwollte,
trotzdemwarereinbisschen
beleidigt.
Seitziemlichgenaueinem
JahrlebtChristophnuninder
früherenWohnungvonRudi
undInge.DieerstenWochen
hatertatsächlichinseinem
altenKinderzimmer
verbracht.Mittlerweilehater
sichaberneueingerichtet.
Dasweißichallesnuraus
zweiterHand,vonmeinen
Kindern.Ichselbsthabe
wenigLust,dieWohnungzu
betreten.Warumauch?
Schließlichbinichnicht
mehrzuständig.Wederfürs
PutzennochfürdieDeko.
Fürgarnichtsmehr.Das
allesgingsehrvielschneller,
alsichmirhättevorstellen
können.Ansichwarder
Auszugauchnurals
Überganggedacht,als
Bedenkzeitsozusagen–wir
wolltenmalsehen,wiees
sichentwickelt.Trennungzur
Klärung.Aberauchbefristet
gedachteArrangements
könnensichzeitlich
verselbständigen.Christoph
hatamAnfangnochabund
andavongesprochen,was
wirändernkönnten,wie
unserLebenwiederindie
Bahnkommenkönnte.Sein
Ausdruck:»IndieBahn.«
Warumgeradeindie
Bahn,habeichnurgedacht,
genaudiehatmichdoch
immergestört:dieBahn!
Bahnklingteingefahren,und
genaudaswaresauch,was
michverrücktgemachthat–
dieseGleichförmigkeit,
diesesBerechenbareund
dadurchauchsounsagbar
Langweilige.Nachgutdrei
Monatenwarauchdas
Zurück-in-die-Bahn-Thema
erledigt.DieneueBahn,das
Alleinlebenohnespürbare
Verpflichtungenundvor
allemauchohnemich,
schienenChristophzu
gefallen.»Lassuns
abwarten!«,hater
entschieden.
Nurworaufwarten?Auf
eineEingebung,einen
plötzlichenHormoneinschuss
oderaufdiegroße
Rückbesinnung?Seitdemist
meinHerzirgendwieleer.
Nicht,wiemanimmersagt,
schwer,aberleer.Dasfühlt
sichfastschlimmeran.In
mirrührtsichsogarnichts.
DabeiwarichzuAnfang
nochrechtoptimistisch.
Sprüchewie:»Wennsich
eineTürschließt,öffnetsich
eineneue«,erschienenmir
geradezuwegweisend.Vor
allem,weilichkurzvor
unsererTrennungHerrn
Reimerkennengelernthabe.
Bastian,denFußballtrainer
meinesSohnes.Dengroßen,
gutaussehendenBastian,der
mirsotatkräftigzurSeite
gestandenhat,alsesmeinem
Sohnschlechtging.Dermir
ziemlichunverhohlenseine
Zuneigungzeigte.Deran
meinerSeitewar,alses
Christoph,meinMann,hätte
seinmüssen.Bastian,mein
Hoffnungsschimmeram
Horizont.
»Ja,Andrea,hat’sdirjetzt
dieSpracheverschlache,soll
ichmischanjemandanneren
wende?Estutmerleid,wenn
ischirschendwieindiskret
war«,reißtRudimichaus
meinenErinnerungen.
»Nein,istschonokay,
also,esmachtmirnichtsaus.
Ichwarnurkurzganz
woandersmitmeinen
Gedanken,aberwasdas
Themaangeht…Also,auf
demGebiethabichleider
keineAhnung,oderzum
GlückkeineAhnung«,
antworteich,währendich
mirmechanischeinen
weiterenToastmitNutella
schmiere.Abmorgenwird
diesesHauseine
toastbrotfreieZonesein,
heutekommtesdannauf
eineScheibemehroder
wenigerauchnichtmehran.
Esistwirklicherstaunlich,
mitwiewenigenBissenman
soeineToastbrotscheibe
verschlingenkann.Man
könntesiesichauchdirekt
mitderNutella-Butter-Seite
aufdenBauchoder
wahlweiseaufdieHüften
drücken.BeiderKonsistenz
würdesiewahrscheinlichmit
demBauchspeck
verschmelzenoder
verwachsen.Dabeihatteich
indenerstenvierMonaten
nachChristophsAuszug
herrlichabgenommen.
Einfachso,ohneDiät.Als
würdeicheineHülle
abwerfen,Ballast.Aberder
verdammteSpeckistsehr
anhänglich.Woersichmal
wohlgefühlthat,willer
wiederhin–undbeimir
scheintesbesondersschönzu
sein.Momentanbinich
wiederkräftigam
Aufspecken.
»Estutmirleid,Rudi,da
kannichdirechtnicht
helfen,mitdiesem
Handschellenkram.Probier
eseinfachaus,unddann,
wenndumagst,erzählstdu
mirdavon,damitichmalwas
lerne!Undmalehrlich,du
musstdochauchnichts
machen,wasdunichtwillst«,
gebeichmirMühe,meinen
Schwiegervaterzuberuhigen.
Ernickt,undnachundnach
nimmtseinKopfwiedereine
normaleFarbean.
Ichhabeheutefrei–naja,
soweitmaneinennormalen
TagmitzweiKindernund
einemHaushaltalsfrei
bezeichnenkann.
»Sollischheutfüruns
kochen?«,fragtmichRudi.
SeiterseinenKochkurs
besuchthat,betätigtersich
gerneinderKüche,undzu
meinemErstaunenkannder
Mann,derfrüherkaumein
Frühstückseikochenkonnte,
diedollstenGerichte
zubereiten.Mansieht:
LernfähigsindselbstMänner
–unddassogarnochin
hohemAlter.
»Vielleischtkönntestde
merimGeschezugmein
gutesHemduffbüscheln,des
issoangeknittert,abernoch
zugutzumWasche!«
Aufbügeln!Wasfürein
antiquierterAusdruck.Ich
gehöreauchmalaufgebügelt,
schießtesmirdurchden
Kopf,aberichverspreche
Rudi,michumseinHemdzu
kümmern.
WirsindheuteNachmittag
eingeladen.Dieganze
Familie.Alsodas,wasan
Kernfamiliedavonübrigist.
DieKinderundich.Auch
Rudidarfmit.VonBastian.
Genauergesagt,vonBastians
Eltern.
Unddaskamso:Ichhabe
Bastianabundangesehen.
Ganzharmlos.Schonallein
deshalb,weilmeinSohnbei
ihminderMannschaftkickt.
DaMarkallerdingsseit
geraumerZeitnichtmehr
ganzsoregelmäßigzum
Traininggeht,sondernlieber
’neRundechillt,wasnichts
anderesbedeutetals
rumzuliegen,habenBastian
undichunseherselten
getroffenunddannauchnie
mehralsnureinpaarnette
Wortegewechselt.Aberer
hatnichtlockergelassen,mir
immermalwiedereineSMS
geschicktundumeine
Verabredunggebeten.Vor
vierWochenhabeichihn
dannschließlicherhört.Habe
endlichaufseineDateanfrage
geantwortetundzugesagt.
MirhatseineBeharrlichkeit
gefallen.Undseine
verständnisvolleArt.Dashat
mirgeschmeicheltund
gutgetan.
NachderTrennungwarich
irgendwiesogarnichtinder
Stimmung,direktwiederins
Flirtgeschäfteinzusteigen,
underkonntedasverstehen.
Dumusstnichtsüberstürzen
odererklären,ichbinein
geduldigerMann!,wareine
seinerSMS-Antworten.
ImletztenJahristeinfachzu
vielaufmicheingeprasselt.
Zumeinendietäglichen
AnrufemeinerMuttermit
derimmergleichenLeier:
»Andrea,dubistjakomplett
verrücktgeworden.Man
wirfteineEhenichteinfach
soweg,daswirstdubitter
bereuen!Dadraußenläuft
vielElendrum,aberder
Christophhateinen
ordentlichenBeruf,der
verdientgut,derkanneuch
ernähren–undjetztmachst
duauseinerLauneherausso
einenQuatsch!Wastustdu
denKindernan?Willstdu
dichjetztetwa
selbstverwirklichen?«Zum
anderndiewohlgemeinten
Ratschlägevonallmeinen
Freundinnen,diezunächst
ganzandersklangen,bei
genauemHinhörenaber
genaudasselbemeintenwie
meineMutter:»Toll,dassdu
somutigbist,aberichhätte
michdasniegetraut!Aber
manmussauchbedenken:
LieberdenSpatzinderHand
alsdieTaubeaufdemDach,
dennesistwahrscheinlicher,
voneinemTigergefressenzu
werden,alswiedereinen
Mannzufinden.Der
Christophistdocheigentlich
keinschlechterMann–erhat
dichdochnichtgeschlagen!
UndSexwirdüberbewertet.
Naja,esgiltdochderalte
Spruch:Ingutenwiein
schlechtenTagen.Jedelange
Beziehunghatmaleine
Durststrecke.Inunserem
Alteralleinsein…Wer
weiß,obdajemalsnochwas
kommt?DiegutenMänner
sindjaalleweg.Ich
bewunderedich,aberich
kannnichtgutalleinsein.
Früheroderspäterkommt
mandochimmeranden
Punkt…Diegroße
Leidenschaftkannmanhalt
nichtmehrerwarten.Mir
würdedieseSicherheit
fehlen…«
Allesinallemwardas,was
ichdazuhörenbekommen
habe,nichtwirklich
ermutigend.Aufeinen
Nennergebracht,lautetedie
Botschaft:Mandarfdie
Truppenichtunerlaubt
verlassen.Selbstschuld,
wennmanesdochtut–dann
mussmanhaltmitden
unerfreulichenKonsequenzen
leben.Dabeihätteichein
wenigZuspruchgutbrauchen
können.Esistjanichtso,
dassichselbst
hundertprozentigglücklich
mitmeinerEntscheidungwar
–oderbin.Ichbinzutiefst
verunsichert,undesgibt
Tage,andenenicham
liebstensofortbeiChristoph
anrufenundihnbitten
möchte,zurückzukommen.
Schondamitwiederalles
seineOrdnunghatundich
michnichtständigfragen
muss,obmeineEntscheidung
nichtdochvorschnell,naiv
undunbedachtwar.Washabe
ichschließlichauch
erwartet?Wirwarennunmal
keinfrischverliebtesPaar
mehr.DieZeithinterlässt
haltihreSpuren.Die
Leidenschaftmachtdie
Flatter,undanihreStelle
rückenandereDinge.Aber
Sicherheit?Wäredaein
Bausparvertragnichtdie
bessereLösung?Ichwill
Liebe,keineSicherheit.Als
Beigabegerne,aberdoch
nichtalsHauptsache.
Unddummerweiseweiß
ichauchnicht,ober
überhauptzurückkommen
würde.Ichfrageihngarnicht
erst,schließlichahneich
insgeheimsogar,dasseres
nichttunwürde.Warum
auch?Fürihnscheintes
primazulaufen.Dasmacht
dieSachefürmichnicht
besser,eherimGegenteil.
Dasser,nachdemererstso
entsetztschien,sichso
schnellmitder»Situation«
arrangierthat,ist
frustrierend.Ichhättemir
mehrKampfgeistgewünscht,
überhauptdenWillen,mich
zurückzuerobern–abernach
nurknappeinemMonatwar
Christophscheinbar
zufriedeneralszuvor.
Undjetztistdaauchnoch
SarahMarie.SarahMarieist
dieNeuemeinesMannes.
Christophhatseitgut
eineinhalbMonateneine
Freundin.Ichhabesieselbst
ersteinmalgesehen–von
weitem–,aberdieKinder
findensiehübsch.Sehr
hübschsogar.
»Dashatmitunsnichtszu
tun!«,hatmirChristophnur
knapperklärt,alsichihnauf
SarahMarieangesprochen
habe.Einewirklich
ausgesprochensaublöde
Behauptung.Mitwemdenn
sonst?Haterkurzzeitig
vergessen,dassermitmir
verheiratetist?Alsichihn
daranerinnerthabe,hater
nurmitdenSchultern
gezuckt.»Duwolltestdie
Trennung,Andrea.Jetzt
musstduauchmitden
Konsequenzenleben!«
Ichwarfassungslos,
schließlichwollteichdie
vorübergehendeTrennung
nur,damitwirunsüber
unsereSituationklarwerden.
Unsneupositionieren,
überlegen,waswirändern
könntenodersollten.
»Sowaskommtvonso
was!«,hatmeineMutter
meinenWutausbrucham
Telefonkommentiert.»Das
wardochklar,dasseinMann
wieChristophganzschnell
wasNeuesfindet.Soeinen
Mannlassendiemeisten
ebennichtlaufen.«
»Danke,Mama!«,habeich
gesagt,michvornoch
größererWutgefragt,obman
auchMütterzurAdoption
freigebenkann,und
aufgelegt.Mankönnte
meinen,sieseiChristophs
Mutter.MeinVaterhatsich
zualldenEntwicklungen
nochgarnichtgeäußert.
Wahrscheinlichsiehteralles
genausowiemeineMutter,
abersollteertatsächlich
andersdenken,würdeersich
hüten,dasimBeiseinmeiner
Mutterauszusprechen.
Risikoabwägungistetwas,
waserimLaufeseinerEhe
gelernthat.
SelbstmeineTochterhat
eingewissesVerständnisfür
ihrenVater:»Eristhaltein
Mann,undduhastihnnicht
mehrgewollt!«,hatsie
lapidargesagtunddabeiwie
eineabgeklärte
Mittfünfzigeringeklungen.
Sowiesohabeichden
Eindruck,dassmeineTochter
dasGanzenichtbesonders
interessiert.Sieistsosehr
mitihremeigenenLeben
beschäftigt,dassfürallesum
sieherumkaumnochZeit
undAufmerksamkeitbleibt.
Claudiaistseitgutneun
Monatenineinerfesten
Beziehungundstehtmeinem
Eindrucknachkurzvorder
Verlobung.Eigentlichsteht
siekurzvordemAbitur,aber
dasistfürsiemomentan
ganzoffenbarkomplett
unwichtig.
»Ichgehehnichtins
Ausland,undichweißauch
nicht,obichspäterüberhaupt
arbeitenwill!«,hatsiemir
gegenübermalsonebenbei
bemerkt.Ichhabekeine
Ahnung,wovonsiedann
späterlebenwill–leideraber
eineIdee.
MeineTochter,bisvor
kurzemnochEhrenmitglied
beidenMessies,ist
spießiger,konservativerund
kleinbürgerlichergeworden,
alsichesjewar.Unddas
willwirklichwasheißen,
dennichbinauchnicht
geradeeineRevoluzzerin!
SeitsiemitGustavJohannes
liiertist,drehtsichallesnur
nochdarum,GustavJohannes
undseinenEltern,diesie
inzwischenEllenundHans
nennendarf,zugefallen.Sie
nimmtanScrabbleSpieleabendenimHauseder
vonHessges(mitderganzen
Von-und-zu-Sippe)teil,sie
fährtmitinsFeriendomizil
nachSüdfrankreich,siehat
sichzuihremletzten
GeburtstagPerlenohrstecker
gewünscht,und
wahrscheinlichbetetsiejede
Nachtdarum,irgendwannals
FräuleinSchwiegertochter
amHeiligenAbendmitden
vonHessgesuntermBaum
sitzenzudürfen.Siemacht
mirsogarVorwürfe,dassich
sienichtgezwungenhabe,
QuerflöteoderGeigezu
lernen.Fehltnurnochein
Kashmere-Twinset!
Mark,meinSohn,findetes
»vollScheiße«mitder
Trennung,aberdasistauch
schonalles,waserdazuzu
sagenhat.SarahMarie,
übrigensgerademal31Jahre
alt,ChristophskleineMiezi,
wieichsieinsgeheimnenne,
mager.Siearbeitetbei
Kaufhof-Sportundkannihm
günstigTurnschuhe
besorgen.MeinSohndenkt
gernepraktisch–wenner
dennmaldenkt.Unddas
scheint,ehrlichgesagt,nicht
besondersoftderFallzu
sein.Meistkommtermir
ziemlichabwesendvor,so
alswäreerzwarkörperlich
da,abermitseinemKopf
sonstwo.Eristmittlerweile
über1Meter85großundhat
offenbarallseineEnergie
mitdemWachsen
aufgebraucht.Seine
Hauptbeschäftigungdeshalb:
chillen.
Allesinallemfühleich
michmitmeinenProblemen
docheinwenigallein
gelassen–daswarjetztsehr
erwachsenausgedrückt.Ich
fühlemichnämlichzeitweise
sorichtigscheißeundkönnte
SarahMarieungespitztin
denBodenrammen,
Christopheine,odergleich
mehrere,knallenundmeine
Tochterdurchschütteln,
damitsieausihrem
Hausmütterchentraum(a)an
derSeiteeinesVon-und-zu
wiederaufwacht.Dannwürde
ichmeinenSohninseinen
lethargischenHinterntreten
undmichselbstambesten
auchnoch.
AberzurückzuHerrnReimer
–Bastian.Tatsächlichbinich
alsoübermeinenSchatten
gesprungenundhabe
eingewilligt,ihnzumEssen
zutreffen.Auch,weilSabine,
meineFreundin,derich
BastianaufFacebookgezeigt
habe,ihnechtleckerfand.
Reinobjektivmussichihr
rechtgeben.Bastiansiehtgut
aus.Aberichwarskeptisch.
Jemand,dersotollistund
michsotollfindet–kannmit
demallesinOrdnungsein?
Wiesowilldermich,woer
dochbestimmtjedeandere
habenkann?Oderkannder
keineanderehaben?Spricht
dasjetztallesfüroderdoch
ehergegenihn?Oder
empfindetervielleicht
einfachnurMitleid?Ich
weiß,sozudenken,ist
natürlichbeklopptund
sprichtauchnichtunbedingt
fürmeinSelbstbewusstsein,
abertrotzdemwarmirdas
nichtgeheuer.Dadraußen
laufensovieltolleFrauen
rum,waswillderdann
ausgerechnetvonmir?Ich
binälter,habeAnhangund
verbreiteChaos.Untereiner
gutenPartieverstehtman
jedenfallswasanderes.
EinDatezuhabenist
aufregend,aberinmeinem
Alterebennichtnur.Gerade
weilmannichtmehrdie
JüngsteundUnbedarftesteist
unddieAufregungsowieso
schonvonganzallein
kommt,erforderteseine
umfassendeVorbereitung
undPlanung.Mansollteja
füralleEventualitäten
gerüstetsein.
Aberwassinddasfür
Eventualitäten?Auchdasist
eineFrage,diemansich
vorabstellenmuss.Küssen?
WildesKnutschen?Mitoder
ohneFummeln?Trenntman
dasüberhauptnochso
säuberlichwiefrüher?Noch
mitzuihmindieWohnung?
Sex?Undwasdavonwürde
mirgefallen?Wozuwäreich
eigentlichbereit?Kanniches
überhauptnoch?Wasgehört
inzwischenzumStandard?
KannmanSexverlernen?
AlldieseFragenhaben
dazugeführt,dassichfast
kurzfristigabgesagthätte.
AlleinderGedanke,mal
wiederSexzuhaben,also
eventuellSexzuhaben…
Einerseitseinwirklich
schöner,erregenderGedanke,
andererseitsauchfastein
wenigbeängstigend.Welche
Ansprüchewirderstellen?
WirderDingetunwollen,
dieichnochniegetanhabe?
»Machdichmalnichtso
verrückt!«,hatmeine
lesbischeFreundinHeikeaus
MünchendasganzeTheater
kommentiert.»EinKörperist
einKörper,erhatÖffnungen,
undletztlichsinddie
Möglichkeitendanndoch
beschränkt.«
Malunteruns,dashat
michnichtwirklichberuhigt.
EsgibtÖffnungen,alsoeine,
umgenauzusein,diesollte
nachmeinemGeschmack
privatbleiben,umesmal
vorsichtigauszudrücken.
DienächsteFrage:Darf
manüberhauptamersten
AbendSexhaben?Allein
dieseFragehatmicheinen
halbenTaglangbeschäftigt.
Sabine,meineFreundin,
findet,dassmanallestun
darf,wozumanLusthat.
»Warumauchnicht!Wir
werdenjanichtjünger.Man
solltedieGelegenheit
ergreifen,wennsiesich
bietet!Baldsindwirim
Seniorenwohnheim,undda
wird’smitderAuswahlan
lebendenMännernwirklich
eng!MitanderenWorten,
Andrea,sovielZeitbleibt
nichtmehr!«
DasInternet(jamankann
sogarsolcheDingegoogeln
undfindetHundertevon
Kommentaren!)meint,man
sollemindestensdreiDates
abwarten.Beimdrittendarf
man,abernochbesseristes,
biszumfünftenDatezu
warten.Sonstgiltmanganz
schnellalsleichtzuhaben,
alsSchlampe,alsliederliche
Person.»Wersichzuschnell
hingibt,mussdamitrechnen,
dassderneuePartnerdenkt,
manwürdedasimmerso
machen!«,heißtesda,und
»WemetwasanseinemRuf
liegt,dermusssicherst
einmalbedeckthalten!«
Wüssteichnicht,dass
meineMuttersichnichtsaus
demInternetmacht,ichwäre
mirsicher,dieKommentare
stammtenallesamtvonihr.
»Willstdugelten,machdich
selten!«,habeichmeine
gesamteJugendzeitüber
gehört.Vielleichtwar
Bastiandeshalbso
ausdauernd–weilichmich
sogutwieniegemeldethabe.
»Klar,dieBeutewird
umsointeressanter,je
schwerersiezujagenist!«,
behauptetauchSabine.Ich
haltediesesGetuefür
kindisch,aberanscheinend
funktioniertesso.
»Spielehabenebenihre
Regeln,undwererfolgreich
spielenwill,hältsichdran!«,
isteineweitereThesevon
Sabine.
IchhabemitBastiangar
keinSpielgespielt.Ichwar
einfachnurzuverwirrtund
angeschlagenwegenderdann
dochplötzlichenTrennung
undmussteerstmalmeine
Wundenlecken,bevorich
michinneueAbenteuer
stürzenkonnte.
AmNachmittagvordem
großenDatewarichpanisch.
GuteUnterwäscheanziehen?
Jaodernein?Wennichgute
Unterwäscheanziehe,istdas
jaeigentlichschoneineArt
Indiz.Dasbedeutetdoch
quasi,dassichgewilltbin,
dieUnterwäsche
vorzuführen,undirgendwie
auchdamitrechne,die
Unterwäschezupräsentieren.
Aberwenndersieht,dassich
wasSchickesdrunterhabe,
wirderdenken,dassich
geplanthabe,mitihmindie
Kistezugehen.Denken
Männersowas,oderdenken
dieübersowasgarnicht
nach?Gehendiedavonaus,
dassFrauen,wieRudisagt,
»unnerum«immersogestylt
sind?
Unterwäschekannmit
SicherheitzurVerhütung
beitragen!Duziehstdich
bestimmtnichtgerneaus,
wennduweißt,dassdu
untendrunterdie
Bauchweghoseodereinen
ausgeleierten,verwaschenen
Slipanhast.Alleinder
Gedanke!Sollteichalso
prophylaktischbessermal
wasLabberigesanziehen?
Einealte,gemütliche
Unterhose,diemirbiszur
Taillereicht?
Ichentscheidemichdann
dochfüretwasNettes.Allein
schonfürsGefühl.Fürmein
Gefühl!Abernichtszu
Aufreizendes.Ehrlichgesagt
habeichsowasauchgar
nichtinmeinerSchublade.
SchwarzmitleichterSpitze
undPush-up.
SabineistfürRot.»Rotist
hammersexy!Rotistein
ganzkleinesbisschenvulgär
undschreit›Nimmmich!‹«
Rotschreit!Willich
schreiendeUnterwäsche?
Was,wennichaufdemWeg
zumDateeinenUnfallhabe
undmeineUnterwäschedann
denNotarztanschreit?
»Nimmmich«,anstellevon
»Gibmireine
Bluttransfusion!«
»AufkeinenFallweißoder
soSportzeugausBaumwolle.
Daswirktsokeuschund
brav.AusdemAltersindwir
raus.Dasgehtvielleichtnoch
beiTeenies«,erklärtsiemir
noch.
IchmussihrnocheinFoto
simsen,undsienicktmein
schwarzesEnsembleab.
»Schwarzgehtimmer!Ist
nichtrot,aberbesserals
fleischfarben.Auch
irgendwiesexy.Gut,die
Hoseistbisschengroßund
einStringwäreschärfer,aber
eswirkterwachsen.Achja,
unddenkanKondome!
Sicheristsicher.«
NocheinPunktaufderTodo-Liste.Wasistmit
Verhütung?SeitChristoph
ausgezogenist,habeichdie
Pilleabgesetzt.Wozuständig
irgendwelcheHormone
schlucken,wennesgarnichts
zuverhütengibt?Aber
KondomeinderHandtasche?
Dagegenistschreiende
Unterwäschejaschonfast
diskret.
»SindKondomenicht
Männersache?«,frageichbei
Sabinenach.
»Naja,theoretischschon,
abereinKindwärenachher
vorallemdeineSache!«,
stelltsiepragmatischund
logischfest.
EinKind?Darüberhabe
ichnochüberhauptnicht
nachgedacht.OmeinGott!
DaswäreeineArtZurückauf-Los.Alleswiedervon
vorne.SchlafloseNächte,auf
Legotreten,»Dasistein
Auto«sagenunddasganze
Programm.IchfindeBabys
süß,aberwennichmir
vorstelle,selbstnochmal
einszuhaben,wirdmirganz
anders.AlleinderGedanke
istschonunangenehm.Der
womöglicheinziglustige
Aspektdabeiwärendie
GesichtermeinerKinder,
wennsiedavonerfahren
würden!
EineSchwangerschaftist
allerdingsnichtgerade
wahrscheinlich,wennman
bedenkt,dassdie
FruchtbarkeitmitdemAlter
abnimmt.
»Daswärejaquasiein
SechserimLotto,wennich
nochmalschwangerwürde!«
»DerTeufelistein
Eichhörnchen!«,sagtSabine
nur.IchhabekeineAhnung,
wodieserSpruchherkommt,
erscheintjaauchnicht
wirklichSinnzumachen,
aberichverstehesofort,was
siedamitmeint.
Kondomeinder
Handtaschesindallerdings
nochoffensichtlicheralsrote
Unterwäsche.Kondomein
derHandtaschezuhaben
heißt:Ichweiß,wasansteht,
undichbinvorbereitet.Ich
kennemichaus.Kondomein
derHandtaschebedeuten:
Allzeitbereit!Nimmmich!
Sabineberuhigtmich:
»Diesiehtdochkeiner,bei
Datesgibt’sjakeine
Taschenkontrolle,undwenn
dusietatsächlichbrauchst,
wasichfürdichhoffe,dann
istderschonsoauf180,dass
ersichumdeinenRufmit
SicherheitkeineGedanken
mehrmacht.«Dasklingt
einleuchtend.
Alsogut,ichkaufe
Kondome,beschließeich.
Dassagtsichsoleicht,
aberwennmanwieicheinen
Hauchverklemmtist,will
mannicht,dassdiegesamte
Nachbarschaftmitbekommt,
wasmandaeinkauft.
Deshalbgeheichauchnicht
indieApothekeumdieEcke,
sondernineinen
Drogeriemarkt.Vordem
Kondomregalbinich
verwirrt.Nimmtmanjetzt
XLinderHoffnung,injeder
HinsichtetwasGroßes
gebotenzubekommen(Ich
weißnatürlich,dassdas
angeblichkeineRollespielt.
AberalleFrauen,dieschon
malSexhatten,müssen
zugeben,dassmandaszwar
behauptet,esaberdefinitiv
gelogenist),oderverschreckt
dasdieMänner,dieeher
durchschnittlichgebautsind?
Was,wennereinenwinzig
kleinenhatunddersichin
einemXL-Kondomquasi
verirrt?Ichentscheidemich
fürNormal.OhneFarbeund
irgendeinenSchnickschnack
wieErdbeergeschmackoder
Leuchtkraft.Dannbeladeich
meinenEinkaufswagenmit
Conditioner,Shampoo,
Wimperntusche,
Tempotaschentüchernund
Klopapier.InderMassean
KramwerdendieKondome
nichtweiterauffallen.
WährendichanderKasse
anstehe(esistSamstagund
dementsprechendvoll),
schaueichmichimmer
wiederum,vollerPanik,
irgendjemandenzutreffen,
denichkenne.Natürlich
mussichgenaujetztanden
altenFernsehspotzur
Aidsaufklärungdenken,bei
demHellavonSinnenander
Kassesitztunddurchden
ganzenLadenbrüllt,umzu
fragen,wasdieKondome
kosten.Ichwerdebehaupten,
dasssiefürMarksind.
MeinenSohn.ZumÜben.
Damitervorbereitetist,
wennesdannsoweitist.Für
einExperimentinderSchule.
Oderichtueso,alswürdeich
siemeinerTochter
mitbringen.Ganzdie
aufgeklärteundsouveräne
Mutti.Ichmussfastselbst
lachen.Ichstellemichsoan,
alswollteichein
Maschinengewehrkaufen.
OderHeroin.Währenddie
KassiererinmeineWaren
einscanntundübersBand
zieht,plaudereichmunter
aufsieein,umsie
abzulenken.Sieistvöllig
ungerührt.Eigentlichklar,
dennwarumsolltesicheine
wildfremdeFraufürdas
interessieren,wasichso
einkaufe?DasnächsteMal
bestelleichdieDingerim
Internet.Wennesdennein
nächstesMalgibt.Dastue
ichmirnichtnochmalan,
denkeichnur,alsichleicht
schwitzigdenLadenverlasse
undvorderTüraufAnita
treffe.Anita,meine
Nachbarin.Daswarknapp!
Hättediegesehen,wasich
eingekaufthabe,hätteiches
auchgleichimViertel
plakatierenkönnen.
ZuHauseverbringeichdann
denganzenNachmittagmit
Körperpflege.Duschen,
cremen,zupfen.Vorallem
zupfen.Ichkönnteeinen
hauptberuflichenZupfer
beschäftigen.Esist
unglaublich,womeinKörper
überallHaarewachsenlässt:
amKinnundinden
Mundwinkeln.Am
einfachstenwäremit
Sicherheiteineschnelle
Gesichtsrasur,aberman
möchtesichjanicht
stoppeliganfühlen.Ich
erwischezweilange,
borstige,schwarzeHaaream
Kinn.Theoretischdarfman
abeinemgewissenAlter–
sagenwirmaljenseitsder40
–dasHausüberhauptnicht
mehrohnePinzette
verlassen.Morgensvordem
Vergrößerungsspiegelist
nochallesgut,undnureine
Stundespäter,wennman
geradeimAutositzt,kann
manimRückspiegelschon
demKinnhaarbeimWachsen
zusehen.
»Seifroh,dassdunur
Kinnhaarehast!Mirwachsen
zweilangeschwarzeaufder
rechtenBrust!Ichzupfe,sie
wachsennach,ichzupfe,sie
wachsennach,esistwiebei
›Undewiggrüßtdas
Murmeltier‹«,hatmir
Tamara,dieNachbarinvon
gegenüber,verraten.
EinKörperjenseitsder40
bieteteineMenge
Betätigungsfelder.Wer
wirklichtipptoppaussehen
will,dembleibtnichtviel
freieZeit.Istmanuntenrum
fertig,kannmanobenfast
schonwiederloslegen.Man
kannsichseineneigenen
Körpermüheloszumgrößten
Hobbymachen.Aberoffen
gesagt,kannichmir
Spannenderesvorstellen.
Ständigansich
rumzuzuppeln,umdanndoch
zusehen,wiealleslangfristig
nichtbesserwird,ist
ermüdendundfrustrierend.
FürHerrnReimer,also
Bastian,legeichmichrichtig
insZeug.Alles,wasan
Generalüberholungohne
SkalpellundBotoxmöglich
ist,wirdvonmiroder
professionellenFachkräften
erledigt.Fußpflege,
Maniküreundsogarfrische
Strähnchenlasseichmiram
VortagunseresDates
machen.Ganzehrlich–mehr
gehtbeimirnicht.Ichfühle
michbereit.Wofürauch
immer!
Bastianwolltemich,ganz
Gentleman,abholen.Ichhabe
aberbehauptet,ichsei
sowiesounterwegsundes
wärebesser,wirwürdenuns
gleichimLokaltreffen.Je
nachdemwieesläuft,habe
ichdannnämlichmeinAuto
dabei,unddasistwiederum
diebesteProphylaxedafür,
dassichmichnichtvorlauter
Aufregungkomplettbetrinke.
Wennichmichnicht
betrinke,binichvielleicht
auchnichtsohemmungslos,
wasbedeutenwürde,dass
sowohlUnterwäschealsauch
Tascheninhaltmein
Geheimnisbleibenundiches
schaffe,dieDrei-Dates-Regel
einzuhalten.Warumauch
immerdieseRegel
erschaffenwurde,womöglich
istjadochwasdran.Und
vielleichtschaffeiches.
DieAuseinandersetzung
mitderFrage»Sex–jaoder
nein?«bleibtdennochmeine
mentaleHauptbeschäftigung.
Wennermirsogutgefällt,
wieichesinErinnerung
habe,undwenneszwischen
unsknistert,würdeichdann
mitihminsBettgehen?
»MeineGüte«,hatsich
Sabineaufgeregt,»maches
halt!SchonausPrinzip.Du
tustjageradeso,alswürdest
duübereineTransplantation
nachdenken.Duwillstihn
dochnichtheiraten,
entscheidespontan.Ister
sexyunddubistscharfauf
ihn,dannran,wennnicht,
lassessein.Andererseits
wäreesgut,duwürdestso
odersomalwiederSex
haben,schonumdemGanzen
einbisschenwasvonseiner
Bedeutungzunehmen.Es
gehtumSex,Andrea.Eine
Formvonamüsanter
Gymnastik.Menschen
machendasschonewig.Du
bistnichtdieErste,undesist
nichtdasersteMalfürdich,
alsoreißdichmal
zusammen.«
Ichmussschlucken,gebe
ihraberinsgeheimnatürlich
recht.Trotzdemkannich
nichtaufhören,darüber
nachzudenken.Was,wenner
zwarsexyist,esabernicht
knistert?Gehtmanmit
jemandemeinfachnursoin
dieKiste,nurumesmal
wiederzutun?AusSpaß,
ohneeinenHauchvon
Verliebtheit?Nuraus
Begierde?Wiesoeigentlich
nicht?Angeblichkönnen
Frauendasschlechterals
Männer.»Frauenbrauchen
eineemotionale
Komponente,diemüssen
verliebtsein.Männerkönnen
dasperfekttrennen,fürdie
istSexauchohneEmotion
gut!«,hatmirmaleinalter
Freunderklärt.
Ichbinunsicher,obdas
wirklichzutrifft.Ehrlich
gesagt,glaubeich,dassdas
eineTheorieist,dievor
allemMännernunglaublich
gutgefällt.EineVorstellung,
dieihremEgoschmeichelt.
WenneineFraumitihnen
Sexhat,dannistdaganzklar
immermehrimSpiel.
Männerwollennichteinfach
nurfürkörperliche
Befriedigungbenutztwerden.
Durchausverständlich.Das
gehtmirtendenziellähnlich.
Ichhabemalineinem
Artikelgelesen,dassselbst
Puffgängersichsehrhäufig
einbilden,dieProstituierten
wäreneinganzklein
bisscheninsieverliebtund
wärengernemitihnen
zusammen,unddasGeld
würdedagarkeineRolle
spielen.Daszeigtdeutlich,
dassMännerauchnicht
immersehrrealistischsind.
Ichdenke,dassesheuteauch
fürFrauenmöglichist,Sex
alsdaszusehen,waseseben
auchseinkann:Sex.Ohne
Drumherum.OhneLiebe.
OhneRomantik.Einfach
purerSex.Nochbinich
vielleichtnichtsoweit,aber
ichwürdeeseventuelldoch
malaufeinenVersuch
ankommenlassen.Kannsein,
dassichvolldanebenliege
undvielleichtwirklichder
TypFraubin,dersichschon
beieinemerstenwilden
Zungenkussunsterblich
verliebt–aberdaswirdsich
zeigen.
InderTheoriebinichauf
jedenFallbereit.Unddie
Theoriewirdheuteindie
Praxisumgesetztwerden,
redeichmirselbstgutzu.
Wennichihnheißfinde,
werdeichihnmirschnappen.
WahrscheinlichhatSabine
recht.Manchmalmussman
einfachetwastun,allein
schon,umdenDingenihren
Schreckenzunehmen.
Washabeichschonzu
verlieren?Moralischbinich
aufdereinigermaßen
sicherenSeite:Ichbin
offiziellgetrennt,nicht
anderweitigliiert,Bastianist
unverheiratet,hatmeines
Wissensnachkeine
Freundin,undichbinkeine
fünfzehnmehr.
IchverlassedasHaus
sauberrausgeputztmitnicht
ganzsauberenAbsichten.Ich
werdeesheutetun,wennmir
irgendwiederSinndanach
steht!Ichmöchteeinfach
auchnicht,dassmich
irgendwannderSchlagtrifft
undichmichanmeinen
letztenSexnichtmalmehr
genauerinnernkann.
Wirtreffenunsbeim
Italiener.Bastianhatmich
eingeladenund
dementsprechendauchdas
Restaurantausgesucht.Esist
einkleinerItalienerin
Frankfurt.Einhübsches
Lokal,nichtzuschick,aber
auchkeineNullachtfünfzehn-Pizzeria.Vom
Ambienteherperfekt.Kein
Angeberschuppen,aberauch
keinRestaurantfür
Sparbrötchen.Ichhasse
geizigeMänner.
Ichkommegenausieben
Minutenzuspät,obwohlich
eineeherpünktlichePerson
bin.Essolljanichtso
wirken,alskönnteiches
kaumabwarten,und
außerdemwillich,dasser
vormirdaist.
Wow,ersiehtimmernoch
extremansprechendaus!Und
erstrahltmichan.
»Schön,dichendlich
wiederzusehen!«,sagternur
undumarmtmich.Festund
lange.Esfühltsichgutan.Er
riechtgut.Herb,frisch,
anziehend.Ichbinfrohüber
meineUnterwäsche!
Wirordernbeide
Thunfischcarpaccioals
Vorspeise,undalsesdarum
geht,denHauptgangzu
wählen,betontBastian
mehrmals,dassernichts
Schwereswill:»Dasliegt
einemdannzusehrim
Magen,undmanistzugar
nichtsmehrfähig!«Dabei
schautermichlangean.
WährenddesEssens
berührterunterdemTisch
immermalwiedermit
seinemFußmeinBein.Ob
mitAbsichtodernicht–da
binichmirunsicher,aber
einesweißichgenau:Es
fühltsichgutan.
Esscheintallesineine
bestimmteRichtungzu
laufen,undobwohlmirdas
TempoeinwenigAngst
macht,binichdochfroh.Ich
erwägesogarkurz,meinen
Schuhabzustreifenund,wie
manesausetlichen
Filmszenenkennt,unterdem
Tischmitmeinemnackten
FußaufEntdeckungsreisezu
gehen,trauemichaberdann
dochnicht.Beiallmeinen
bisherigenÜberlegungen
habeicheineKomponente
überhauptnicht
berücksichtigt:Was,wenner
garkeinInteressehat?Das
wäreallerdingsschon
merkwürdig,oder?
Schließlichschicktmandoch
einerFraunichtständig
irgendwelcheSMS,wenn
mannichtsvonihrwill.Oder
vielleichtdoch?Füreinen
Momentbinichverunsichert,
aberBastianistsocharmant,
dassichmeineBedenken
schnellwiedervergesse.
Wirplaudernundlachen
viel,ererkundigtsichhöflich
nachmeinenProblemen,ich
versuchenichtzuviel
rumzujammern(istjanicht
wirklichsexy)undfrageihn
nachseinemLeben.Er
erzählt.VonseinenEltern,
mitdenenersehrinnigist,
vonseinemSport,davonwie
erfastprofessioneller
Fußballergewordenwäre,
undimmerwiederwiller
etwasvonmirwissen.Kein
Monolog,sondernein
Gespräch.Vorbildlich.
Natürlichistdaseigentlich
selbstverständlich,aberich
habejedeMenge
Freundinnen,diemirvon
grausigenDatesberichtet
haben.VonMännern,diesie
fastinsKomageredethätten.
Gut,beimThemaFußball
gehtesaucheinwenigmit
ihmdurch.Hoffentlichredet
derbeimSexnichtauchüber
Fußballoderhat
Fanbettwäschemit
Eintrachtadler,schießtesmir
durchdenKopf.
BeimNachtisch,esgibt
PannacottamitHimbeermus
(köstlich!),istertatsächlich
immernochbeiseiner
verpasstenFußballkarriere.
Hätteersichdamals(bei
einemFreundschaftsspiel
gegendieOffenbacher
KickersinderRegionalliga,
das4:2endete)nichtden
Meniskusangerissen,dann
würdeerheute–aller
Wahrscheinlichkeitnach–
alsProfikickerarbeiten.Es
folgeneineMenge
Konjunktive.Wenner
damalsdasgemachthätte
undnichtdas,undwenndann
daspassiertwäre…Ich
nickeergriffenundversuche,
einbegeistertesGesichtzu
machen.Langsamdämmert
esmir,warumeinMann,der
dermaßengutaussieht,keine
Freundinhat.ImZweifelsfall
haterdieFrauenschonbeim
erstenDateeingeschläfert
undsiesindkomplettsediert
unterdenTischgerutscht.
Vielleichtliegenmanche
immernochirgendwoauf
einerAufwachstationrum.
Dabeifingallesso
vielversprechendan!Erist
eigentlichimmernochnett
undinseinerBegeisterung
auchirgendwiesüß–wenn
nurdas,waserzuerzählen
hat,einenHauch
interessanterwäre.
ZumGlückmerkteres:
»OGott,ichredenurvon
mir.Entschuldige,Andrea!
EineFraumitFußballzu
langweilen,istjawirklichein
absolutesNo-Go.Hastdu
Lust,nocheinenKaffeezu
trinken?Vielleichtbeidir?
IchwerdeauchkeinWort
mehrüberFußball
verlieren!«
Jetztbinichwirklichfroh.
Dahaterdochnochmaldie
Kurvegekriegt.Wärejaauch
schadeummeine
Unterwäschegewesen.
»Gern,aberlieberbeidir.
BeimirsindjadieKinder
undRudi.Daisteinbisschen
viellos,vorallemwennwir
esunsgemütlichmachen
wollen!«,sageichund
versuche,einwenigkokettzu
gucken.
Gemütlichmachenklingt
soharmlos,istaberja
eigentlicheinSynonymfür
»esmiteinandertreiben«.
Erbezahltundgibtein
ordentlichesTrinkgeld.Sehr
gut.DennkeinTrinkgeldzu
geben,wäreseinsofortiges
Ausgewesen.Daskannich
einfachnichtab.Dahätteich
ihnziehenlassen.Nichtdass
ichdiegroßeAuswahlhätte,
leiderstehendie
InteressentennichtSchlange,
aberindemFallwäremir
dasdannauchegal.
Knauserigkeitistfürmich
absolutunsexy–dabinich
speziell.Jederhatjasoeinen
Punkt,andemerbesonders
empfindlichist.Beimirist
esdasTrinkgeld.
»SollenwirmitdeinemAuto
fahren?«,fragter,alswirdas
Lokalverlassen.Ichüberlege
schnell,wannichmeinen
WagendasletzteMal
durchgesaugthabe,und
obwohlichmichnicht
erinnernkann,stimmeich
trotzdemzu.Bisherhabeich
michwirklicheinwandfrei
betragen,insofernwird
dieserkleineMakeljawohl
nichtdirektzumeinem
Ausschlussführen.
WährendderFahrtwirkter
nervös.Unruhig.Ober
genausoaufgeregtistwie
ich?WirdesauchimBett
mitunspassen?Erwohntin
einemnetten,lauschigen
Stadtteilundverliertkein
WortüberdieKrümelauf
demBeifahrersitz.Puh!Ich
bintotalhibbelig.Gleichist
essoweit!Hoffentlichkann
ereinigermaßenküssen.
Wiejemandküsst,istja
aucheinGradmesserfürden
Rest.Deshalbistesim
Idealfallsicherbesser,schon
malzuküssen,bevormandie
Wohnungbetritt.Denndann
hättemandieChance,immer
nocheinigermaßenelegant
dieKurvezukratzen,bevor
esrichtigunangenehmwird.
InseineWohnung
mitzukommen,istjaquasi
dieEinwilligungzumSex.
Natürlichkannmanimmer
undjederzeitauchwieder
gehen,esgibtjakeinen
Freibrief–reintheoretisch.
»Wirwohnenim
Erdgeschossundhabenauch
einenhübschenkleinen
Garten«,erzähltBastian,
währenderdieHaustür
aufschließt.Wir!Washeißt
dennhierwir?
Redeterjetztvorlauter
Begeisterungvonsichselbst
imPlural,odersteckthinter
demWiretwasanderes?Hat
erKinder?Womöglichdoch
eineFrau?FrauundKinder?
EinenHund?Bevorich
nachfragenkann,schließter
dieWohnungstüraufund
ziehtmichindenFlur.
»Kommmit,diewerden
sichsehrfreuen!«,redeter
aufmichein.Hundund
Katze?Odersollichjetzt
direktamerstenAbend,vor
demerstenKussschondie
Kinderkennenlernen?Die
Kinder,vonderenExistenz
ichgarnichtswusste?Dieer
mirbisherverschwiegenhat?
SindvielleichtgeradeFerien,
undsiesindbeiihmzu
Besuch?
»Du,esistmirein
bisschenpeinlich,aber…
Also,deshalbwollteichjazu
dir,weil…Ach,scheiß
drauf,ichsag’sjetzteinfach:
IchwohnezuHause.Meine
Elternsindeinfachnichtgern
allein,undweilichjasolo
bin,alsodadachteichmir,
kannichihnenjaden
Gefallentun.«
ErwohntnochzuHause!
KeinWunder,dassermitzu
mirkommenwollte.
EröffneteineweitereTür,
undwirstehenineinem
Wohnzimmer.Ineinemsehr
altmodischenWohnzimmer.
DasErste,wasmirinsAuge
sticht,isteinegigantische
SchrankwandundAndrea
Kiewel.AndreaKiewelim
Fernsehen.Siesiehthübsch
aus,wieeigentlichimmer.
AndreaKiewelimGespräch
mitMarkusLanz.
AufderCouchihnen
gegenübersitzenzweiältere
Herrschaften,diesichüber
unserKommengarnicht
mehreinkriegen.»Ja,Basti,
Bub,dasistjaschön!Das
mussdieAndreasein,gell!«,
begrüßtmicheine
grauhaarigeFrauim
fliederfarbenenFrotteeHausanzug.
Dassindwirklichseine
Eltern,dämmertesmir.Der
wohnttatsächlichbeiseinen
Eltern.DaswarkeinWitz.
Dasgibt’sdochnurimFilm!
Isthierirgendwoeine
versteckteKamera?Istdas
irgendeinRTL-2-Format,bei
demjetzteineGroßaufnahme
meinesentsetztenGesichts
zusehenist?DieserMannist
Endedreißigundwohntzu
Hause!Beide,Mutterund
Vater,springenvonder
Couchauf,AndreaKiewel
hebtimselbenMomentan,
MarkusLanzzuerklären,
warumesihrbeimZDFso
gutgefällt,undichbefinde
michineinerkompletten
Schockstarre.Wäredasalles
nichtsounglaublichpeinlich,
könntemanesgeradezu
lustigfindenunddarüber
lachen.
»Vati,holderjungenFrau
dochmalwaszutrinken!«,
freutsichBastiansMutter
undstrecktmirihreHand
entgegen.»IchbindieMutti
vomBastianundderhier«,
siezeigtaufdengroßen
hageren,grauhaarigenMann,
beidemmansoforterkennt,
dasserbestimmtauchmal
ähnlichgutaussahwiesein
Sohn,»dasistderVati.«
»Ja,danngutenAbend
allerseits!«,versucheich
Haltungzubewahren.
Kaumdassichmich
versehe,sitzeichaufder
hellbraunenAlcantaracouch
undhabeeinGlasRotweinin
derHand.Eingerahmtvon
MuttiundVati.
»Ja,dassindmeine
Eltern!«,äußertsichnun
auchBastian.
Ichwürdeihnamliebsten
indenFlurzerrenundihm
eineschmieren.Wasdenkt
dieserMannsich?Hätteer
nichtvorher,imLokaloder
spätestensimAuto,
wenigstensmaleine
Andeutungmachenkönnen?
Oderhaterdiegemachtund
ichhabenurnichtrichtig
hingehört?Willderjetzthier
nett»Hallo«sagenundmich
danninseinem
Kinderzimmerordentlich
durchvögeln,währendseine
ElternMarkusLanzund
AndreaKiewelgucken?Wie
bizarristdasdenn?
»Ja,Mutti,Vati,wirgehen
dannmalinmeinZimmer!«
»Ach,desistjetztaber
schade!«,zeigtsichHerr
Reimerseniorenttäuscht.
»Stellteuchmalvor,ich
habederAndreavonmeiner
Fußballkarriereerzählt,und
siewillsichauchgerndie
Bilderdazuanschauen«,sagt
Bastianundzwinkertmirzu.
»Deshalbgehenwirrüber,
ichwillsieihrzeigen.«
Wiederzwinkerter.
WelcheBilder?Derhat
dochkeinWortvonBildern
gesagt,dashätteichdoch
mitbekommen.Undichhabe
hundertprozentignichtnach
Fotobelegenverlangt.Daran
könnteichmicherinnern.
NurmeineWohlerzogenheit
verhindert,dassichlaut
aufschreie.Aber
wahrscheinlichistesnurein
eleganterKniff,umausdem
Wohnzimmerzuentkommen.
»IchkanndieAlbendoch
schnellrüberholen,wir
schauendiedochauchso
gernan!«MitdiesenWorten
erhebtsichVativomSofa
undläuftinsKinderzimmer.
Bastianzucktnurmitden
Schultern.Alben!Plural!Bin
ichineinemHorrorfilm
gelandet?DieAlbendes
Grauens?Beladenmitvier
FotoalbenlässtsichVati
wiedernebenmichaufdie
Couchplumpsen.
»Rückmal«,fordertihn
Bastianauf,unddannsitze
icheingerahmtvonHerrn
ReimerseniorundHerrn
Reimerjuniornachtsum
23Uhr25aufeiner
hässlichenCouchundwerde
mirwahrscheinlichdie
nächstenhundertStunden
furzlangweiligeBilder
anschauen.Kickerbildchen.
Wehmütigdenkeichan
meineUnterwäsche!An
meinenTascheninhaltwill
icherstgarnichtdenken.
»WollenSiedennnoch
einenHappenessen?Wir
freuenunsso,dassderBasti
maljemandenmitnach
Hausebringt.Soeinenette
Überraschung!Dasmachter
jasonstnie.Vati,machmal
denFernseheraus,jetztwo
diejungeDamehierist!«
Obwohlichvehement
beteuere,keinenHungerzu
haben,tischtFrauReimer
gleichordentlichauf.
Salzbretzeln,Erdnussflips
undkleineFrikadellen.
»Mutti,bittelassdasdoch
mal!«,geniertsichBastian
wenigstens.»Wirwolltenes
unseigentlichdrübenbeimir
einbisschennettmachen!«
AberMuttikannesnicht
lassen.»Basti,gönnunsdoch
diekleineFreude.Seidoch
nichtso!«,weistsieihn
liebevollindieSchranken.
Wiekommeichausdieser
Nummernurjemalswieder
raus?Garnicht,wieichsehr
schnellmerke.ReimerSenior
undseineGattinscheinen
extremstolzaufihrenSohn
zusein.BastialsBaby,Basti
beiderEinschulung,Bastials
CowboyundClownan
Fasching,Bastibeim
Schwimmen,beimPicknick,
beimRollschuhlaufen,Basti
mitWindpocken.Undzu
jedemeinzelnenFotogibtes
nocheinekleineGeschichte.
SeitBastifünfJahrealtist,
spielterFußball,unddie
ReimershabenjedenSchuss
mitdemFotoapparat
festgehalten.Ichsitze
eingeklemmtaufeiner
Alcantaracouch–»Macht
nichts,wennSiekleckern.
Daskannmanabwischen.
Praktisch,gell?«–und
verplemperemeine
Lebenszeit!Auchwenn
BastianseinenOberschenkel
gegenmeinenpresst.Aber
dasistselbstmirdochetwas
zuwenig.
Einmalschaffeiches,zur
Toilettezuflüchtenund
SabineeineSMSzu
schreiben.Holmichhier
raus!Rufmichinzehn
Minutenanunderzähl
irgendwasmitdenKindern!
Sag,dassichschnellkommen
muss!Natürlichkönnteich
dasauchalleinerledigen,
aberdieElternReimerssind
soenthusiastisch,dassiches
einfachnichtübersHerz
bringe,ihnendieFreudezu
nehmen.Sowirdeswohl
auchBastiangehen,denke
ich.Sabinesimsteinkurzes
»Machich!Dafüraberspäter
detailliertenBericht!«
zurück.
BeruhigtundimWissen,
dassesgleichvorbeisein
wird,setzeichmichwieder
aufsSofa.Normalerweiseist
Sabineeinezuverlässige
Person,warumsiemichaber
ausgerechnetjetzt
hängenlässt,weißichnicht.
EsvergehenzehnMinuten,
nocheineweiterehalbe
Stunde,undestutsichnichts.
Ichentschuldigemich
erneutundflieheeinweiteres
MalinsBad.Neun
unbeantworteteAnrufeund
dreiSMSvonSabine!Die
letzteSMSvonSabineist
fastpanisch:Wobistdu,ist
waspassiert?Isterein
Perverser?Sollichdie
Polizeirufen?Kommen?
IchdoofeKuhhatte,weil
ichbeimWiedereinstiegin
meinrasantesSexlebennicht
gestörtwerdenwollte,das
Handyauflautlosgestellt.
IchleisteinGedanken
AbbittebeiSabineund
schickeihreinekurzeSMS,
umklarzustellen,dassich
nichtindieFängeeines
Wahnsinnigengeratenbin.
Wassojaeigentlichnicht
ganzstimmt.Bastianistauf
seineArtbestimmt
wahnsinnig–womöglich
einfachnurwahnsinniglieb.
ErmagseineElternganz
offensichtlichsehr,undich
habedenEindruck,esgeht
ihmwirklichdarum,sie
niemalszuenttäuschen.Er
hatseineigenesWohldem
seinerElternuntergeordnet.
Dasistheroischund
lobenswert.Aberleiderhater
damitauchmeinWohlallem
anderenuntergeordnet.Und
dasgehtgarnicht!
Alsichzurückins
Wohnzimmerkomme,wirkt
FrauReimerbesorgt.»Soll
ichIhneneinenkleinen
Blasenteemachen?Desistja
nichtnormal,sozweimal
kurzhintereinander.Damuss
manfrühzeitigschauen,dass
sichdanichtsfestsetzt.Ich
kennedasvonmir.Wenndas
dieHarnleiterangreift,wird
esernst.DieNierchenwollen
gespültwerden«,bemerktsie
freundlich.Ichlehnehöflich
dankendabundteileden
Reimersmit,dassesfür
michjetztwirklichZeitwird
zugehen.»Ichmussja
morgenfrührauswegender
Kinderundso«,entschuldige
ichmich.
»DiebestenBilder
kommennoch!«,zeigtsich
Bastianenttäuscht.»Wir
könnendiebeimirim
Zimmeranschauen,meine
Elternmüssenehgleichins
Bett!«
DiebestenBilderwaren
leidernurinmeinemKopf,
denkeich.
»Dukannstihrjaalles
beimnächstenMalzeigen,da
richteicheinpaarHäppchen,
undwirmachenesuns
gemütlich«,schlägtFrau
Reimervor.
WoumallesinderWelt
binichhiergelandet?Noch
zweigemeinsame
Couchabende,unddiewollen
michadoptieren!Odersie
sperrenmichindenKeller,
kettenmichdortfestund
zwingenmich,Fotoalben
anzuschauen.
»AberichlassSienicht
gehen,bevorSiemirnicht
einsversprechen«,redet
BastiansMutterweiterauf
michein.
Ichmöchtejetztwirklich
nurnochweg.Soetwaskann
echtnurmirpassieren.Ein
Date,dasimelterlichen
Wohnzimmerendet.Man
kannsichauchanders
demütigenlassen!
»Wirhabenineinpaar
Wochenunsergroßes
Schrebergartenfest.Da
müssenSiekommen,Andrea,
mitdenKindern.Dasist
immersooherrlich.Das
müssenSiemirjetztundhier
versprechen!Unddann,
Basti,bringstdudiejunge
Frauheim,gell!«Frau
ReimerhältihremSohndie
Jackehin.
DiejungeFrau–so
genanntzuwerden,istfür
michdasabsoluteHighlight
desAbends–würdejetztund
hierallesversprechen,nur
umaufkeinenFallnochein
einzigesFotoanschauenzu
müssen.Ichsagedeshalbzu,
undFrauReimergerätfastin
Ekstase.
»DerBastiwirdSienoch
malerinnern.Siewerdenes
bestimmtnichtbereuen!Es
istimmerwieder
wunderschön.Jederbringt
wasmit,undwirschwätzen
undgrillen.Ach,eswäre
nett,wennSieeinenKuchen
mitbringen!Siesindjaauch
eineMutti,dakönnenSie
sicherbacken!«
Ichnickeunddarfdann
tatsächlichgehen.Bastian
bringtmichzurTürundwill
schnellausdenHausschuhen
schlüpfen,ummicheben
zumAutozubegleiten.Ich
lehneab:»Nichtnötig.Bleib
malruhighier!«
AufeinenschnellenKuss
amAuto,währendseine
ElternhinterderGardine
rauslinsen,kannichjetzt
auchgutverzichten.Ichwill
nurnochnachHause!
Sabine,dieichsofortanrufe,
alsichumdienächsteEcke
biege,istentgeistert.»Was
hastdudenndagemacht?
Wiekannsowaspassieren?
WashastdudennfürSignale
gesendet?«
Jetztbinichauchnoch
selbstschuldanmeinem
Elend.Ichbinsicheran
vielemschuld,aberdassich
Signaleaussende,dienach
Alcantaracouch,Mutti,Vati
undFotoalbenverlangen,das
glaubeichdanndochnicht.
»Warumwusstestdudenn
nicht,dassdernochzuHause
wohnt?«,fragtauchnoch.
Kichernd.WoherimHimmel
hätteichdaswissenkönnen?
WelcherMannlebtindiesem
AlternochzuHause?Ich
kennekeinestatistischen
Zahlen,aberichwäreauch
niemalsaufeinesolcheIdee
gekommen.Mussman
heutzutageerwachsene
Menschenfragen,obsie
eventuellnochbeiMutti
leben?
»JadannvielSpaßbeider
Schrebergartenparty!«,lacht
Sabineundfügthinzu:»Gut,
dassduKondome
mithattest!«
Ha,ha,ha,wirklichwitzig.
Dasalsowarmein
umwerfendesDatemit
BastianReimer.Danachhat
ernochzweiSMS
geschrieben:Estutmirleid,
ichhatteganzanderePläne,
abermeineElternhabensich
sosehrgefreut.Trotzdem
dankefürdennettenAbend!
undjetztvorgesternDenkst
duandieLaubenpartybei
meinenElternundden
Kuchen?KäseoderObst
wäregut.15.00Uhrgeht’s
los,meineElternfreuensich!
Ichauch!Ichholeeuch
14.25Uhrab!
Deshalbgeheichheute
Nachmittagaufeine
Laubenparty.Mitmeinen
Kindern,diesichfastnoch
mehrdrauffreuenalsich.
MarkistdenganzenTag
schonschrägdrauf.Er
kichertdieganzeZeitblöde
rum,undalles,wasihn
interessiert,ist,obesda
genugzuessengibt.»Sonst
habichkeinenBock!«
Claudia,wahrscheinlich
unterdenTop10aufder
allgemeinenJugendSpießerinnen-Listefindet
Laubenpartystatsächlich
spießig,irgendwie
kleinbürgerlich,undbesteht
darauf,dassauchihrGustav
Johannesmitkommt.Die
beidensindkurzdavor,
aneinanderfestzuwachsen.
»Woerist,willichauch
sein,undgenausogehtes
ihmauch!«
Mancheinerfindetdasmit
Sicherheitausgesprochen
romantisch,ichfindees
beängstigend.Dasganze
Getuekommtmirvorwie
auseinemHedwig-CourthsMahler-Roman.
»Wieistdennder
Dresscode?«,willsienoch
wissen.
»EsisteinFestim
Schrebergarten,Claudia,kein
Cocktailempfangbeider
Queen!Ziehan,wasdu
willst.«
»DiepassendeKleidungist
wichtiger,alsdudenkst!«,
knurrtsiemirhinterher.
»Stattaufmirrumzuhacken,
solltestdudichliebermal
umdeinenSohnkümmern!«
WiemeintFrauvonundzu
dasdennjetzt?
Alsichnachfrage,zuckt
siemitdenAchselnundsagt
nur:»Ichbindochkeine
Petze!«
Rudi,derEinzige,deran
sichaltersmäßigpassendfür
eineSchrebergartenparty
wäre,hatwederLustnoch
Zeitmitzukommen.»Die
IreneschautheutMittag
vorbei,unddanutzemerdie
Schans,wennihrallefort
seid,unmacheesunshier
einbisschenett!«
Nachunserem
morgendlichenGespräch
möchteichgarnichtso
genauwissen,wasein
»bisschenettmache«heißt.
Bastianstehtpünktlichvor
derTür.Diesmalhabeich
denAufwandrundums
persönlicheRausputzen
kleingehalten.Meine
Ambitionen,wasBastian
angeht,sinderledigt.Selbst
wennerheutenochvonzu
Hauseausziehenwürde.
DiesereineAbendhatmein
vielversprechendesBildvon
ihmkomplettruiniert.Den
könnteichnieausmeinem
Kopfkriegen.Die
Alcantaracouch,die
Fotoalbenunddiekleinen
Salzbretzeln.Dasallesist
mitheißemSexnicht
kompatibel.Dagibtesleider
keinezweiteChance.Ein
netterMannisteinefeine
Sache–undichgehörenicht
zudenFrauen,dienett
langweiligfinden,aberumes
maldrastischauszudrücken:
EierinderHosehätteich
dochauchgern.
Ichhabetatsächlichnoch
einenKuchengebacken.
Versprochenistversprochen,
auchwennesein
Versprechenwar,dasineiner
ArtZwangslagegegeben
wurde.BastiansMutterkann
janichtsfürdieganze
Misere.Obwohl,wenniches
mirrechtüberlege,
wahrscheinlichdoch.Ich
würdemeinenSohn
rausschmeißen,damiter
anfängt,seineigenesLeben
zuleben.MeineGüte,
irgendwannziehtdernoch
mitseinenElternindie
Seniorenwohnanlage!Obdas
schonmalvorgekommenist?
WirfahreneinehalbeStunde
langrausinRichtungBad
Vilbel.DerSchrebergarten
liegtamLohrberg.
»Wirsindfrüherimmerda
gewesen,wenndasWetter
einigermaßenwar!Wir
habenherrlicheRosen,sogar
preisgekrönteRosen,Obst
undGemüse,alles
selbstgezogen,Gurken,
Zucchini,Tomaten,Bohnen,
Salat,auchEisbergsalat.
Sollteesunsmal
schlechtgehen,könntenwir
unsvonunsererErnteeine
ganzeWeileernähren.«
MeinSohnkichert.Alles,
wasmitEssenzutunhat,
interessiertihn.Aberwas
daranjetztsolustigseinsoll,
kannichnichterkennen.
MeineTochtergähnt,und
GustavJohanneslächelt
gequält.Ichversucheein
wenigKonversationzu
machen.Mansollte
versuchen,allemdochnoch
etwasErfreuliches
abzugewinnen.
»WievieleLeutekommen
denn?«,willichvonBastian
wissen.
»AllunsereNachbarn,ihr
undzweialteKumpelsvom
FußballmitihrenFamilien.
MeineTanteGerdaund
Frieder,derVorsitzendevom
Laubenverein.Undder
kommtnichtaufjedes
Fest!«,stellterstolzfest.
Soweitistesalsomitmir
gekommen!Ichgeheauf
Schrebergartenpartys!Ja,ich
bineinechtwildesDing!
DerSchrebergartenist
picobello.Einwahrer
Vorzeigeschrebergarten.
BastiansMutterumarmt
michwieeineverlorene
Tochter.
»DassSieandenKuchen
gedachthaben,istwirklichso
lieb.IchhabdemBasti
gleichgesagt,dasisteine
Frau,beidermusstduam
Ballbleiben!«
»DerBallistschonsowas
vonimAbseits«,willich
antworten,sagestattdessen
aberbrav:»Wardocheine
KleinigkeitmitdemKuchen.
Habichgerngemacht.Danke
fürdieEinladung.«
ClaudiaundGustav
Johannessagenartig»Guten
Tag«.Wohlerzogenister,der
kleine
Einstecktuchträgerfreund
meinerTochter,dasmuss
manihmlassen.Innerhalb
vonwenigenMinutenwerden
wirallenAnwesenden
präsentiert.»Dasisteine
FreundinvomBasti«,werde
ichvorgestellt.Ichhabedas
Gefühl,soeinengewissen
Untertonraushörenzu
können.SiehatdasWort
»eine«irgendwieso
merkwürdigbetont.
DieGästesindimSchnitt
umdiesiebzig.Rüstige,
fideleRentner.Bisaufeinen
–derstehtmitnacktem
Oberkörper,einerShortsund
gelbenCrocs,diesen
Gummischlappen,amGrill.
EinrichtigerProll,schießtes
mirdurchdenKopf.
Eigentlichganz
gutaussehend,aberein
bisschenzuhaarigundein
bisschenzunackig.Obwohl
seinOberkörperdurchaus
einenBlickwertist.
Vorebendiesem
GrillmeisterstehtmeinSohn
undhateinenTellerinder
Hand.AufdemTellertürmt
sichdasFleisch.Erhatnoch
keinemhallogesagt,aber
schonPortionenaufgetürmt,
alshätteereine14-tägige
Fastenkurhintersich.Seit
WochenschaufeltderEssen
insichrein,dasseinemangst
undbangewird.
Ichnäheremichdem
GrillkerlundmeinemSohn:
»Sagmal,Mark,geht’s
noch?Hastdueinen
Bandwurm,oderwassolldas
daaufdeinemTeller?«
MeinSohnlacht.Erlacht
undlacht.Dasistnunauch
merkwürdig.Seitwannlacht
derübermeineWitze?Das
istfastschonbedenklicher
alsdieseEssensbergeauf
seinemPappteller.
»Bevorduhierallenalles
wegfrisst,könntestdu
wenigstensgutenTag
sagen!«,versucheichzu
retten,waszurettenist.Ich
kanndasFleischjaschlecht
wiedervomTellernehmen
undaufdenGrill
zurücklegen.
»Tag«,sagtmeinSohnund
kichertschonwieder,
währendersichnochein
Rostbratwürstchenaufden
Tellerlegt.Auchichbegrüße
denGrillmeister.
»Paul.Hallo,nett,Siezu
treffen!«,antworteter.Erhat
eineangenehmeStimmeder
MisterFreierOberkörper.
»IchhabeinenGartengleich
nebenan.DieReimerskenn
ichschonewig.WollenSie
aucheinWürstchen,bevor
derjungeMannhieralles
verputzthat?«
MeinSohnlachtzur
Abwechslungschonwieder.
»DerjungeMannsetzt
sichjetztsofortdavornean
einenTischundgibtmir
sichergerneeinsvonseinen
Würstchenab!«,ermahneich
meinenSohn.Derwirktjaso,
alshätteernichtalleTassen
imSchrank!Fressenund
kichern.Wasistbloßin
meineKindergefahren?
Ichweiß,dasswährendder
PubertätimGehirn
gravierendeDingepassieren,
großeUmstrukturierungen,
aberbeiMarkmachtesja
denEindruck,alswäreerauf
denStandeinesVierjährigen
zurückgefallen.Eines
allenfallsdurchschnittlichen
Vierjährigen.Marktrolltsich
RichtungTisch,undder
Grillmanngrinstundmeint:
»Boah,istderbreit.Mein
lieberScholli.«
Washatderdagerade
gesagt?Breit?Meintderjetzt
breitwiefettoderbreitwie
voll?
»HabenSieübermeinen
Sohngesprochen?«,frageich
einwenigspitznach.
»Ach,dasistIhrSohn!«,
bekommeichzurAntwort.
»DasolltenSievielleichtmal
genauerhinsehen!«
ErstdieBemerkung
meinerTochterundjetztdas.
Ichlassemirin
Erziehungsdingennicht
wirklichgerneetwas
vorschreiben.Vorallem
nichtvonfremdenMännern,
diehalbnacktaneinemGrill
stehenundderen
Kernkompetenzsichim
Würstchenwendenerschöpft.
»VielleichtsolltenSiesich
lieberumIhreWürstchen
kümmern!«,reagiereich
leichtpatzig.Wasfürein
Idiot.Ichhabejaauchnicht
zurBegrüßunggesagt:
»ZiehenSiesicherstmalwas
überIhrBrustfell!«
EinTyp,dersoaufeiner
Gartenpartyerscheint,sollte
denBalllieberflachhalten.
OhneWürstchenwendeich
michabundsetzemich
nebenmeinen
Allesfressersohn.Erhatsich
nocheinenzweiten
Papptellergeholt,darauf
Kartoffel-,Nudel-und
Gurkensalatgetürmtundein
Stückvonmeinem
Käsekuchen.
»BistdueineArt
menschlicherCockerspaniel,
einWesenohne
Essbremse?«,versucheich
witzigzusein.MeinSohn
lacht.Heutekannich
wirklichmitjedemnochso
kleinenScherzpunkten.
Seltsam,seltsam.Eswird
höchsteZeitfüreinMutterSohn-Gespräch,abernicht
hierundnichtheute.
»IchbinderFriedervom
Laubenvorstand,der
PräsidentvomGanzen,um
genauzusein!«Mitdiesen
Wortenreichtmireinkleines
Männchen,dasmir
gegenüberaufderBanksitzt,
seineHand.Einkleinesaltes
Männchenmiteinersehr
verbranntenGlatze.Ichhabe
sofortdenImpulszusagen,
ersollebitteeineMütze
aufsetzenundüberhauptnur
nochmitSunblockerausdem
Hausgehen.Dasaufseinem
Kopfsiehtnichtgutaus.Das
schreitnacheinem
Dermatologen.
DasMuttiseinkannman
ebennurschwerablegen.
»Und?KeinWürstchen
beimFuß-Paulegeholt?Das
werdenSiebereuen.Der
PauleistderbesteGriller
überhaupt!«,redetFrieder
aufmichein.
Fuß-Paule?Istderetwa
auchKicker?Undsoein
Kicker-Paulewillmirwas
übermeinenSohnerzählen?
»Wasmachtdennder
Paul?Wiesoheißtderdenn
Fuß-Paule?«,frageich
meinenneuenkleinenFreund
mitderLeuchtglatze.
»Sogenaukannichdasgar
nichtsagen,dashatnen
kompliziertenNamen,
Pädo…,Pado…,Podo…,
Podologieoderso.Also
Schwerpunktberuflichsind
aufjedenFallFüße.Der
Pauleredetnetvieldrüber.«
Podologie?Dashabeich
schonmalgehört,waswar
dasnochbloß?»Fußpflege!
MeinenSievielleicht
Fußpflege,medizinische
Fußpflege?«,erkundigeich
michbeiFrieder.
»Ja,ichdenke,desistes,
eswarwasmitPundFüßen«,
nickter.»SindSiedievom
Basti,dieNeue?«,leiteterzu
einemanderenThemaüber.
Ichbekommeeinenroten
Kopf,undmeinSohnlacht
zurAbwechslungmalwieder,
diesmalfastschon
hysterisch.»Also,dasist
völligfalsch!«,stammleich
verlegen,»damüssenSie
michverwechseln!«
»Siemüssennichtssagen.
DieLotte,alsodieFrau
Reimer,hatschongesagt,
mersollenesnicht
ansprechen,eswärnochen
zartesPflänzchen.Undmit
Pflänzchen«,ergrinst
süffisant,»dakennemiruns
hierjaaus.«
»Ichglaube,dahandeltes
sichumeinenIrrtum!«,lege
ichnochmalnach.Aberam
Gesichtvom
Laubengartenvorstandsglatzko
kannicherkennen,dassihn
dasnuramüsiert.»Netso
schüchtern!«,grinster.
Ichschnappemirein
WürstchenvomTeller
meinesSohnes,derein
Gesichtmacht,alswürdeer
michgleichanknurren.Wie
einDobermann,demmanan
denNapfgeht!
»DerBubhataberganz
ordentlichAppetit!«,
bemerktderLaubenvorstand.
»Kriegtderdaheimnichtszu
essen?«
Jetztlangtesmiraber
langsam.Vielleichtsollteich
eineUmfragestartenund
herausfinden,wersichnoch
alleszumeinemSohnund
meinenErziehungsmethoden
äußernmöchte.
»IndemAlteristman
hungrig,dawächstmannoch,
fallsSiesicherinnern!«,
antworteicheinwenig
pampig.Wahrscheinlich
kannersichnichterinnern,
dennseineWachstumsphase
waraugenscheinlichnicht
sehrlang.
Ichbinkaumeinehalbe
Stundehier,undesreichtmir
schon.Dazukommtein
weiteres,klitzekleines
Problem,dasmeineLaune
auchnichtgeradehebt.Ich
warte.SeitTagenschon.Auf
eineSMS.OdereineMail.
OdereinenAnruf.Auf
irgendeinZeichen.Ichstarre
fastsohäufigaufmein
Handywieeine14-Jährige–
nurdassichversuche,es
heimlichzumachen,weilich
dochgenaudiesesVerhalten
meinenKindernständig
vorwerfe.Undschuldan
meinerneuenManiesindin
ersterLiniezwei
Kolleginnen.
LetzteWochewarichmit
SilkeundGesa,diebeidemit
mirinderAgenturarbeiten,
abendsaus.
»Dumusstauchmal
ausgehen!Duwirstjanoch
zumtotalenMuttertier!«,
habendiebeidenentschieden
undmichüberredet,mit
ihneninsNachtleben
einzutauchen.»Dubistdoch
jetztSingle.Willstdu
daheimvertrocknenoder
langfristigmitdeinem
Schwiegervateranbändeln?
AndereMännersiehstduja
sonstkeinemehr!«
Insgeheimwäreichbei
diesen
Auswahlmöglichkeitendann
dochfürsVertrocknen.
»WirgeheninsKinka,ist
eincoolerClub,trinkenein
paarHugos,unddannsehen
wirweiter!«,lautetihrPlan.
DasNachtlebenunddie
ClubsdergroßenStadtsind
schonlangenichtmehrdas,
wasmanmeinennatürlichen
Lebensraumnennt.Ich
glaube,dasletzteMal,alsich
ineinemClubwar,warzu
derZeit,alsmannoch
rauchendurfte!Ichhabe
trotzdemnacheinigem
Zögerneingewilligt,schon
weilichkeineLustauf
Diskussionenhatte.Manwill
janichtalsältliche
Spaßbremsegelten:»Klar,
geheichmit!«
Wassoll’s.Anstattzu
Hauserumzuhängenund
michdortzulangweilen,
kannichdasjaauchineinem
Clubtun.Außerdem:Nach
meinemBastian-Date-Fiasko
sollteichvielleichtmalwas
Neuesprobieren.Einen
anderenAnsatz.Bin
gespannt,obsiemich
überhauptreinlassenin
meinemAlter.Dassman
über18seinmuss,um
reinzukommen,weißich,
aberobesauchnachobenein
Limitgibt?Über40–nein
danke?Mussichmir
eventuelldenödenJugend-
Witzklassiker,»Kommendie
schonzumSterbenhierher«,
anhören?SilkeundGesasind
fastzehnJahrejüngeralsich.
DasmachtinunseremAlter
einigesaus.MitEndedreißig
istmanimbesten
Erwachsenenalter.Noch
frisch,vermittelbarund
fruchtbar.Dannkipptalles.
MitEndevierzigistmander
Pensionierungnäheralsdem
Abitur,manistknitterigerals
einchinesischerFaltenhund
undfühltsichschonmal
häufigerreichlichwelk.
Innenwieaußen.
DasSchlimmstewäre,
jemandenausClaudias
Klassezutreffen,allerdings
wenigerfürmichalsfür
Claudia.Ichkannmirihr
Gott-wie-peinlich-Gesicht
lebhaftvorstellen.Alleindas
wäredenAusflugeigentlich
wert!
Ichwerdezwei,drei
Stündchenbleiben,umzu
beweisen,dassichdurchaus
Unterhaltungsbereitschaft
habe,unddannschönnach
Hausefahren,beschließeich.
Eskommtundendet
anders.Ichbleibesieben
Stundenunderinneremich
nurnochdunkeldaran,dass
ichirgendwannnachts,so
gegenhalbvier,einganz
kleinweniggeknutschthabe.
MiteinemTypennamens
Rakete.Sojedenfallsnennen
ihnSilkeundGesa.Sogar
miteinergewissenEhrfurcht
inderStimme.Wieichvor
demClubineiner
HofeinfahrtundmeineZunge
imRachenvonRakete
gelandetsind,weißichnicht
mehr.Dasistpeinlich,so
vielimmerhinistsicher.
AberSilkeundGesahaben
mirständigneueDrinksin
dieHandgedrückt,und
natürlichhätteichneinsagen
können…»Hättesagen
können«–dassagtschon
alles.DerKonjunktivundich
sinddickeKumpels.In
vielenLebenslagen.Ichhätte
dasBrotnichtessenmüssen,
ichhättemehrSportmachen
können–ichhätte,ichsollte,
ichkönnte…
Irgendwann,imLaufedes
Abends,hattensiemir,sohat
esmirjedenfallsGesaam
übernächstenTaginder
Agenturerzählt,Rakete
vorgestellt.Raketeist
Makler,irreerfolgreichmit
ImmobilienundmitFrauen
undsehrbegehrt–hat
jedenfallsGesabehauptet.
»Derwarirgendwie,
warumauchimmer,andir
interessiert!«,hatSilke
gegrinst.Ichbinmirnicht
sicher,obdieserSatz
wirklichnettgemeintist.Der
Warum-auch-immer-Teil
störtmich.»Sonsthatder
völligandereFrauen!
Vielleichtziehtesihn
neuerdingseherzuden
mütterlichenTypen!«,hatsie
nochhinzugefügt.
Ichweiß,dassichMitte
vierzigbin,naja,eherEnde
–abereinmütterlicherTyp?
Istmannur,weilmanKinder
hat,einmütterlicherTyp?
MachteinendasMuttersein
automatischdazu?Istdas
womöglicheine
Beleidigung?Nachsexy
klingtesjedenfallsnicht.
Nachaufregendauchnicht.
Nachbegehrenswertauch
nicht,außerfürMännermit
einemausgeprägten
Mutterkomplex.Mütterlicher
Typhörtsichnach
gemütlich,liebevoll,
umsorgend,einfachnach
Kümmernan!NachGulasch
undEintopfundnichtnach
SushiundSashimi.Obdas
eineQualitätist,dieUnter80-JährigeohneRollator
überhauptzuschätzen
wissen?Dieimnächtlichen
ClublebenvonVorteilist?
BeiderMännerakquisean
sich?
Liegtesanmeiner
Aufmachung?Oderrieche
ichschonnachMutti?
Dünstetmandasaus?Wie
riechenMuttis?Nach
Rostbratwurstund
Kartoffelbrei,nachfrischer
Wäsche,nachPutzmittel,
nachBabysabberund
Möhrchenoderschlichtnach
Langeweile?Wieriechtdenn
Langeweile?NachStaubund
altemMuff?Moderigund
abgestanden?Hinterlässt
jahrelangesZieh-dir-eineMütze-auf,Mach-dieHausaufgaben,Geh-nochmal-aufs-Klo,Putz-dir-dieZähne,Bedank-dichseine
Spuren?Ichhabwirklich
keineAhnung.
Ichwarokayangezogen–
vielleichtnicht100Prozent
trendy–aberauchnicht
muttimäßig–immerhinhatte
ichmeinehohenPeeptoesan
unddazueineDesignerjeans.
Gerochenhabeichgut.Da
binichmirabsolutsicher.
Undmalehrlich:Ichahne,
warumRaketesich
ausgerechnetmitmir
abgegebenhat.Ein
uncharmanterAusdruck
übrigens:Sichmitjemandem
abgeben.Daschwingtwas
Überheblichesmit.EineArt
zwischenmenschliches
Gefälle.Ichweißnämlich
noch,dasswirkurzüber
Fußballgesprochenhaben–
scheintzumeinemneuen
Lieblingsthemazu
avancieren.Ichhabeein
bisschendamitangegeben,
dasswireinenKundeninder
Agenturhaben,derKarten
fürdasangesagteund
eigentlichschontotal
ausverkaufteChampionsLeague-Final-SpielBayern
gegenDortmundbesorgen
kann.Daswardaseigentlich
Erregendeanmir!Potentielle
Finalkartenscheineneiniges
anMutti-Muff
wettzumachen.
Ichglaubesogar,wederGesa
nochSilkehabendas,wassie
mirdasonebenbeianden
Kopfgeworfenhaben,
irgendwiebösegemeint.Ihre
zehnJahrewenigerundihr
StatusalsSinglefrauen
führenhaltzudieser
Sichtweise:WerKinderhat,
istentwedereineMuttioder
SylvievanderVaart.
Dabeibeneidetmich
zumindestGesaangeblich.
»IchhättegerneKinder.Aber
wiesolldasjetztnoch
klappen?Wosollichso
schnelleinenMann
herkriegenundvorallem
einen,derauchKinderwill?
Damussmanjaerstmal’ne
Beziehungaufbauen,und
dannbinichschonvierzig
unddannwirdesechtknapp,
unddiemeistenMänner
riechendiesesTicktackder
biologischenUhrauf
HundertenvonMeternund
machensofortdieBiege!«
Sooderso–irgendwie
habeichjedenfallsdiesen
Raketekennengelernt.
Rakete,vondemich,seitich
seineVisitenkarteinmeiner
Hosentaschegefundenhabe,
weiß,dasserTomKurz
heißt.DieKarteistmiram
nächstenMorgenindie
Händegefallen,alsichmeine
JeansindieWaschmaschine
stopfenwollteund
automatisch–jaichweiß,
auchdaseineindeutiges
Mutti-Verhalten–noch
vorhereineTaschenkontrolle
durchgeführthabe.
AufderVorderseiteder
Kartesteht:Wantmore?
Genauso–mitFragezeichen.
AufderRückseitesein
Name,seineHandynummer
undseineE-Mail-Adresse.
Beziehtsichdas»Want
more?«aufseineImmobilien
oderaufihnselbst?Undwie
istdieseKartebloßinmeine
Jeansgekommen?
Wahrscheinlichgenausowie
seineZungeinmeinenHals.
Ichmeinemichsehrdunkel
zuentsinnen,dassermir,
nachdemichseineHändevon
meinenBrüstengezogen
habe,dieKarteindieHand
gedrückthat.Dannister
gegangen.Sehrgelassenund
souverän.Undichhabemit
meinembedüdeltenKopfnur
gedacht:Wenndersichjetzt
umdreht,istdaseinZeichen,
dassdarausirgendwienoch
mehrwird.IchliebeZeichen.
IchbineineMeisterinim
Zeichendeuten.
Erhatsichumgedreht.
Jedenfallsinmeiner
nebulösenErinnerung.
Wantmore?Willichmehr?
Daichmichgarnichtmehr
sogenauerinnere,wiedas
mitdemKüsseneigentlich
war,binichmirauchnicht
wirklichsicher.Aberichbin,
ehrlichgesagt,
geschmeichelt.Immerhin
wirdderMannRakete
genannt,underhatsichvon
alldenFrauenimClubmich
rausgepickt.AuchimBüro
habeichsowaswie
Anerkennungund
Bewunderunggespürt–wenn
auchgepaartmitgroßem
Erstaunen.Aberebenauch
Anerkennung.Raketescheint
einabsolutesObjektder
Begierdezusein.Soforthabe
ichaucheinbisschen
angegebenunddasmitden
Champions-League-Karten
unerwähntgelassen.
»Erwillmichunbedingt
wiedersehen!«,habeich
dreistbehauptet.Dashater
jetztsoniemalsgesagt,daran
würdeichmichsicherlich
erinnern,aberimmerhinhat
ermirseineKartegegeben.
Insgeheimwahrscheinlich,
umdafürandereKartenzu
ergattern.Abereine
Visitenkarteüberreichtzu
bekommenheißtjaübersetzt:
»Meldedich.«Vielleicht
gehörtesaberauchnurzu
seinemStandardprogramm:
Knutschen,Händeausfahren
undsehen,wasgeht–dann,
beiSpielstopp,Kartefürdie
Fortsetzung.
Ichwarkurzdavor,ihn
gleich,nochvorder
Waschmaschinekniend,
anzurufen.AbersoeinAnruf
hatseineTücken.Wassoll
ichschonsagen?Sowaswie:
»Erinnerstdudich?Also,ich
bindie,diedugesternNacht
umhalbvierindiesem
Hinterhofabgeknutscht
hast.«EineSMSistda
unverfänglicher,habeichmir
überlegt.Beiläufigerundvor
allemplanbarer.DenRest
desTageshabeichimKopf
SMS-Texteentworfen.
Essolllocker,
unverbindlich,aberauch
saucoolundaufkeinenFall
aufdringlichklingen.Hi,
allesklar?–meinerster
Einfallisteinbisschenzu
doofundnichtssagend.
AußerdemhabeichAngst,
dasserkeinenSchimmerhat,
werihmdaschreibt.Ein
dezenterHinweisaufdie
KüssereiunddenAbend
erscheinenmirdeswegen
schonangebracht.Wennder
soeinMega-Fangist,
bekommterbestimmt
häufigermaleineSMS,und
daisteinekleine
Absenderinformation
vielleichtganznützlich.Man
willjanichtinderMasse
untergehen.Währendichdie
perfekteSMSplane,ziehe
ichsovielInformationenwie
möglichüberRaketeein.
»Naja,denSpitznamen
hatervoneinerTussi,mit
derermalwashatte.Muss
sichwohlirgendwieaufseine
FähigkeitenimBett
beziehen!Manmunkeltdaso
einiges!«,hatmirGesa
verraten.
»EristeinerderTopMaklerausdemRhein-MainGebiet,hateinenfetten
Porsche,deraberauch
geleastseinkönnte,undich
meine,duhastihnja
gesehen,ersiehtHammer
aus«,fügtSilkenochhinzu.
Ersahgutaus,dasstimmt.
Füreinegenauere
Beschreibungwürdemeine
Erinnerungallerdingsnicht
mehrausreichen.Größerals
ich,Lederjacke,Jeansund
Dreitagebart–wofürmein
KinnderbesteBeweisist.
Ichseheaus,alswäreichmit
demKinneinmalquerüber
denAsphaltgeschubbert.
Allesrotundwund.Hatteich
früher,inmeinen
Anfangsknutschjahren,auch
manchmal.MeinKinn
scheintdasKüssennicht
mehrgewohntzusein.Als
michmeineTochtergefragt
hat,wasdapassiertsei,habe
ichbehauptet,ichhätteeine
neueEnthaarungscreme
draufgeschmiertundwäre
anscheinendallergisch.Sie
hatessofortgeglaubt,
wahrscheinlichweilsiesich
nichtmalinihrenkühnsten
Träumenvorstellenkann,
dassihreMutter
rumknutscht.Mütterhaben
etwasAsexuelles.Undallein
dieVorstellung,dassmanals
FrauamKinnHaare
bekommenkann,hatsie
schongenugirritiertund
auchleichtgeekelt.Ichhabe
nurgedacht:Wartab,duhast
meineGene…
Ichhabemeineteuerste
Gesichtscreme
zentimeterdickaufsKinn
geklatschtundwegender
SMSdreiFreundinnenum
Ratgefragt.Sabine,die
direktesteundoffensivste
vonallen,plädiertefür
folgendeVariante:»Iwant
more.Küssenwargut–der
Restwirdsichzeigen,aber
wann?«Aberdasistmir,bei
allerOffenheit,dochzuplatt.
Dakönnteichjaauch
schreiben:Fickmich,aber
bittezeitnah.
Heike,meine
Lesbenfreundin,schlägtvor:
»LieberTom,würdegerne
meineErinnerung
auffrischen!Wennesdir
genausogeht,meldedich!«
Ichfinde,dashörtsichein
bisschensoan,alswäreich
hackedichtgewesen.
Erinnerungauffrischen?Ich
warhackedicht,keineFrage,
abermanmussesjanicht
selbstnochmalerwähnen.
Tamara,meineNachbarin,
derichallerdingsnichtganz
dieWahrheitgesagthabe,
sondernsogetanhabe,als
gingeesumeinenkleinen
WerbespotfürdieAgentur,
hatkurznachgedachtundmir
dannihrErgebnispräsentiert:
»GeradedeineKarte
gefunden,Appetit
bekommen,wirsolltenuns
wiedersehen–oder…?!«
DashatmichinderKürze
undPrägnanzüberzeugt.Vor
allemmangelsAlternativen.
EsisteinenHauchschlüpfrig
undtrotzdemeinwenig
dezenteralsdieSabine-
Variante.Außerdemstecktin
dem»wirsolltenuns
wiedersehen«ehereine
Feststellung.BeiHeikeklang
eszusehrnach»Bittemelde
dich!«AlsBittstellerinwill
ichjanichtauftreten–das
wärejaso,alshätteiches
nötig.Habeichauch,aber
dasmusserjanichtwissen.
Ineinemwarensich
allerdingsalledreieinig:Auf
keinenFallsofortschreiben.
Mindestenszwei,besserdrei
Tageverstreichenlassen.
Sonstsiehtessoaus,als
wäreesdringendundman
hättenurdieseeineOption.
Genausohabeichesdann
auchgemacht.ZweiTage
gewartetunddannamdritten
TagdenTamara-Text
abgeschickt.Seitdemwarte
ichwieder–unddasnun
schonvierTagelang!
Würdemirjemandeinen
solchenTextsimsen,würde
ichumgehendantworten.
Rakete–alsoTomscheint
anderszuticken.Oder
vielleichtfragter,genauwie
ich,seineFreunde,unddie
beratenseitTagenüberdie
richtigeAntwort.Eher
unwahrscheinlich.Eristein
Mann.Ichglaube,Männer
machensowasnicht.Oderer
hältsichauchanirgendeine
ominöseSMS-Verschickfrist.
Egalwie,esistnervig.Ich
fühlemichklein.Habeich
michvielleichtdochzuweit
ausdemFenstergelehnt?Ich
wargesternschonkurz
davor,abendsindenClubzu
fahrenundHerrnRakete
persönlichzufragen,ober
seinVerhaltenhöflichfindet.
»UmsHöflichseingeht’s
dabeinicht,derlässtdich
zappeln!«,behauptetSabine.
»Dasmusstduaushalten.
EinfachRuhebewahren!So
istdasSpiel!AufkeinenFall
nachhaken!«
Undsiescheintrechtzu
haben.Jetztsitzeichhierund
zapple.Wasnatürlich
lächerlichist.Ichweißdoch
garnichtmehr,fürwen
genauichdazapple.Esgeht
eigentlichauchnichtumden
Mann,denichjanichtmal
kenne,sondernumsPrinzip.
UmSelbstachtungund
Bestätigung.Einbisschen
Egobalsam.Wasfürein
beschissenesSpiel!
»Wardochnetbös
gemeint!«,sagtdader
Laubenfrieder.»DerBub
kannselbstverständlichso
vielessen,wieerwill.«
Ichlasseunauffälligmein
Handyverschwinden,vom
ewigenDraufstarrenwird
sowiesokeineSMSkommen,
undversucheversöhnlichzu
schauen.
»Darfichmichzueuch
setzen?«,fragtdaHerr
Nackig,dersichimmerhin
zumEsseneinT-Shirt
übergezogenhat.Einen
HauchvonBenehmenscheint
eralsozuhaben.Fuß-Paule.
EinMann,derFußpflegerist.
EineseltsameBerufswahl.
Wiekommtmanbloßauf
einesolcheIdee?Aber
freundlichister.Plaudert
nettmitdemVorstandund
versucht,Markundmich
immereinzubeziehen.Es
gehtumsGärtnern.Nicht
direktmeinLieblingsthema.
Ichhabekeinengrünen
Daumenundkanngeradeso
RasenvonUnkraut
unterscheiden.Deshalbnicke
ichnurabundzuundlobe
denGartenderReimers.
DerGartenscheintauch
meinerTochterundihrem
Liebstenzugefallen.Die
beidensitzenverträumtan
einenKirschbaumgelehnt,
undGustavJohanneshat
meinerTochterseinen
Pullover,derebennoch
hanseatischumseine
Schulterngeschlungenwar,
untergelegt.Dashatwas
Ritterliches,wasmich
irgendwieanrührt.Ansich
sollteichmitderWahl
meinerTochterzufrieden
sein–eristliebzuihr,und
siemagihn.Waswilleine
Muttermehr?Vielleicht
tickenjungeLeuteeinfach
anders?Vielleichtmüssensie
erstihrespießigeSeite
ausleben,bevorsiewildund
draufgängerischwerden
können?
»Gehörendiezwei
VerliebtenauchzuIhnen?«,
erkundigtsichFuß-Paule.
»DassindmeineTochter
ClaudiaundihrFreund«,
bejaheichdieFrage.
»Hättegarnichtgedacht,
dassSieschonsogroße
Kinderhaben!«,antworteter,
undobwohlessicherlichnur
sodahingesagtist,freueich
michdarüber.
Wahrscheinlichisterwegen
seinesBerufsdarangewöhnt,
Smalltalkzumachen,undda
diemeistenseinerKunden
mitSicherheitFrauensind,
weißer,wasgutankommt.
Trotzdemnettvonihm.Als
eraufsteht,umsich
Nachtischzuholen,fragter,
obermiretwasmitbringen
kann.Gut,auchdaraufsollte
ichmirnichtseinbilden–ich
bin,bisaufmeineTochter,
dieeinzigeFrauhier,die
unter65ist.Bevorich
antwortenkann,tutesmein
Sohn.
»Kuchenwäresuper!«
SeinenGiga-Grilltellerhater
tatsächlichaufgegessen.
»Nichtdassdirschlecht
wird«,bemerktFuß-Paule
trocken.
»Istdochschön,wenner
ordentlichisst!«,
kommentiertFrauReimer
dasGanze.Siesetztsichzu
unsundruftauchdirektihren
Sohn.»Basti,kümmerdich
malumdeineSpezialgäste!«
Wassolldenndasheißen?
Spezialgäste!HatsieAngst
vorderKonkurrenzdurch
Fuß-Paule?Amliebsten
würdeichihrsagen,dasssie
ihreBemühungeneinstellen
kann,weilihrBasti,
unabhängigvonder
vermeintlichenKonkurrenz
(einemebennoch
halbnacktenFußpflegermit
Schrebergarten!)sowiesoaus
demRennenist.
WährendPaulNachtisch
holtundBastiansichnähert,
schieleichmöglichst
unauffälligaufmeinHandy.
Immernochnichts.
AllerdingsistderEmpfang
hierimSchrebergartenauch
ehermäßig.
»Ichmussmaleinpaar
Schrittegehen,bevorich
gleichnochNachtischesse!«,
sageichundsteheauf.
»GuteIdee!«,schließtsich
meinSohnanundFrau
Reimergucktenttäuscht.
»IchgehmalzumKlo!«,
informiertmichMarkknapp.
Ichschlenderedurchden
Gartenundhabeden
EmpfangsbalkendesHandys
sehrgenauimBlick.Estut
sichnichtviel.Zwei
mickrigeStreifen.Ichklicke
aufmeineSMS.Nichts.Mein
Akkuistgeladen–daran
kannesnichtliegen.Ich
schaltedasHandykurzaus
undwiederan.Es
funktioniert.Beimeinen
KindernfiependieHandys
allepaarMinuten.Beimir
herrschtStille.Wasfürein
Arsch!Wasfälltdem
eigentlichein?Aberdas
Spiel–fallsesdenneinsist–
funktioniert.Jelängerich
wartenmuss,umsohäufiger
guckeichaufsHandy.Mit
derWartezeitsteigtdie
Wichtigkeit.Dumachstdich
lächerlich,Andrea,redeich
mitmirselbst.Dastehstdu
dochdrüber.Dustellstjetzt
denTonausundsetztdich
nocheinhalbesStündchenzu
denGartenfreaks,unddann
lässtdudichheimfahren,
beschließeich.Ein
ausgesprochenvernünftiger
Gedanke–aberichkann
nicht.WennichdasHandy
jetztstummschalte,dann
wirdersichgarantiert
melden.Ichsteckeesindie
Tascheundschwöremir
selbst,indernächstenhalben
Stundenichtdraufzuschauen.
ImmerhineinkleinerSchritt.
Ichguckenochganzschnell
einallerletztesMal.Komisch
–keineVeränderunginden
vergangenendreiSekunden.
DieserIdiot!
Bastianstrahltmichan,als
ichzurückzumTisch
komme,undFuß-Paule
schiebtmireinStückKuchen
rüber.
»DenmüssenSie
probieren,selteneinenso
leckerenKäsekuchen
gegessen!«,schwärmtervon
meinemKuchen.Daslässt
meinMutti-Backherz
schnellerschlagen.
»Mann,Paul,wasfür’ne
billigeSchleim-Nummer.
Geradehabichdirdoch
gesagt,dassderKuchenvon
derAndreaist!«,schmälert
BastiandasLob.
»Naund«,bleibtder
Bloßgestellteganzcool,»das
isttrotzdemder
allerleckersteKäsekuchen,
unddaswerdeichjawohl
malsagendürfen!«
»Ja,deristwirklichsehr
gut!Außergewöhnlichgut!«,
schließtsichjetztauch
Bastianan.
Gehteshierumden
Kuchen,oderwassolljetzt
dieseLobhudelei?Bastian
wirktrichtiggrantig.
Konkurrenzbelebtdas
Geschäft–einalterSpruch,
andemaberdefinitivwas
dranist.
»Wasmachteigentlichdie
Karla?«,fragtBastianPaul
undgrinstdabeiindie
Runde.
»Nichts.Undichdachte,
dasweißtdu!Habeichdir
dochneulichalleserzählt«,
kontertderundwirktdabei
aucheinweniggereizt.Was
solldaswohlbedeuten?Paul
hateineFreundinnamens
Karla.Oderhatte.Mit
anderenWorten:Erist
besetzt.Odererwarbesetzt.
Esfühltsichgutan,wenn
zweiKerleumeinenbalzen.
JetztnocheineheißeSMS,
undmeinTagwäreperfekt.
Werhättedasbeimeinem
heutigenAusflugfürmöglich
gehalten?Dassmanim
SchrebergartenVerehrer
findenkann,isterstaunlich.
Naja,inmeinemAlter
vielleichtnichtmehrganzso
erstaunlich.Ichgebezu,dass
meineBalzhähnevielleicht
nichtallerersteWahlsind,
aberüberhauptmaleineSpur
vonInteressezuwecken,das
hatwas.
Fuß-Pauleistfertigmit
demKäsekuchen,undalsich
ihnanschaue,lecktersich
nochmalüberdieLippen.
»Wirklicheinwunderbarer
Kuchen!«,seufzter,und
wennmannichtwüsste,dass
ervomKuchenspricht,
könntemansoeinigesin
diesenkleinenunschuldigen
Satzreininterpretieren.
»Warwirklichschön,Sie
kennengelerntzuhaben!
Vielleichtsehenwirunsmal
wieder?«Erstehtaufund
schautmichbedauerndan.
»Ichmussleiderlos.Es
wartenkleineFüßeauf
mich!«Haterasiatische
Kundinnenoderbieteter
PedikürefürKinderan?
»BekommeichIhre
Telefonnummer?«,wirder
einbisschenforscher.
Bastianzucktzusammen,
alshätteerbeieinemDuell
einenschmerzhaftenSchlag
abbekommen.Ichzögere.Er
isteinnetterMann,aberein
netterManningelbenCrocs,
dersichtagsübersehrviel
mitüberschüssigerHornhaut
beschäftigt.Habeich
Dünkel?Eigentlichnicht.
AberFußpflegeistmir
irgendwiesuspekt.Daswäre
einBeruf,denichmir
niemalsaussuchenwürde.
IchmagzupackendeMänner
–manmusskeinesfalls
Akademikersein,ummirzu
gefallen.AberFußpflege?
Jemand,derjedenTagan
fremdenFüßenrummacht?
DawäremireinFriseur
lieber.OdereinMaurer.
Eigentlichfastallesandere.
Warumentscheidetsichein
Mannfüreinensolchen
Beruf?Gehörtdaeineleichte
Veranlagungzum
Fußfetischismusdazu?Oder
hatdasFamilientradition?
Irgendwietiefinmirdrinnen
stößtmichderGedankeab–
ichfindedieVorstellung
sogareinbisscheneklig.
Einerseits.Andererseits–ist
Maklerseinnichtnochviel
ekliger?Reinmoralisch
betrachtet?
»Wiesieht’saus?Darfich
Siemalanrufen?«,fragtFußPaulenochmalnach.
Hartnäckigister,dasmuss
manihmlassen.
Bevorichantwortenkann,
höreicheinenSchrei.Esist
meineTochterClaudia.
»Mama,kommmalschnell!
DerMark…demist
schlecht!«
Dasistgelindegesagt,fast
nochuntertrieben.MeinSohn
hat,direktnebenderHütte
derReimers,indieZierrosen
gekotzt.Wegendesschrillen
AufschreismeinerTochter
stehejetztnichtnurichvor
denvollgekotztenBüschen
undmeinemjammernden
Sohn,sondernauchnochdas
EhepaarReimer,Bastian,
Fuß-Paule,undesnähertsich
auchnochder
Laubenvorstandmitder
dunkelpinkfarbenenGlatze.
Wahrscheinlichbekommt
Marksofortlebenslanges
Laubenkolonie-Hausverbot!
HerrReimeristsichtlich
schockiert.»Mittenaufdie
PrincessAlexandravon
Kent!Derhatjafastjede
Blütegetroffen.Omein
Gott!«
PrincessAlexandravon
KentscheintderNameder
Rosezusein,vonderer
spricht.Einsmussman
meinemSohnlassen,erhat
tatsächlichvieleder
Prinzessinnenblüten
erwischt.DassatteRosader
sehrgroßenBlütenist
kotzgesprenkelt.
»KeinWunder,beidem,
wasderJungeinsich
reinschaufelt!«,bemerkt
FriederderLaubenvorstand
nurlakonisch.
»Undwarumissterwohl
soviel?«,kreischtmeine
Tochter.
»Haltdeineblöde
Klappe!«,istdadererste
vollständigeSatzmeines
Sohnesandiesem
Nachmittagzuhören.Selbst
seinGekicherscheintihm
vergangenzusein.
»Leckmichdoch,du
erbärmlicherKifferarsch!«,
kontertClaudiablitzschnell.
IhrGustavJohannesverzieht
angesichtsdieserharschen
WorteeinwenigdasGesicht,
undderRestderAnwesenden
siehtauswie
schockgefrostet.Ichselbst
eingeschlossen.
Kifferarsch?Istdasein
neuesSchimpfwortunter
Jugendlichen,odermeintdie
etwa,ihrBruderseiein
Kiffer?
Fuß-PauleistderEinzige,
dernochrechtgelassen
wirkt.Erhatinzwischenein
GlasWassergeholtundes
Markgegeben.
»Dumusstwastrinken,
Junge!«,sagterundreicht
meinemSohnden
Plastikbecher.HerrReimer
seniorstarrtangewidertauf
seineentweihtePrincessvon
KentundFrauReimerrollt
denGartenschlauchaus.
»Bistdukomplett
verrückt?Lotte,sagmal!«,
herrschtHerrReimernun
seineGattinan.»Duwillst
dochdieBlütenvonder
Princessjetztnichtetwa
abbrausen?Dasinddiehin!«
Ichbintotalfassungslos.
IstmeinSohneinKiffer?
WennereinKifferwäre,
hätteichdasdannnicht
längstbemerkt?Woran
merktman,obdaseigene
Kindkifft?Ichmuss
schleunigstvonhier
verschwinden!Mussmein
SohnjetztindenEntzug?
Kiffennichtalle
Jugendlichen?
»Kinder,ichglaubeesist
Zeitzufahren!«,versuche
ich,mitmöglichstfester
Stimmezusagen,undmein
phlegmatischerKotzsohn
erhebtsichmühsam.Alser
aufsteht,fälltihmein
ordentlicherBrockenKotze
vomT-Shirt.Selbstinden
Haarenhängtwas.Lecker,
wirklichlecker.
»Dasistallessooo
megapeinlich!Ichhasse
euch.Womithabeichsoeine
Familieverdient?«,schluchzt
nunmeineTochterlos,und
würdeirgendeinerder
Anwesendenihranbieten,sie
zuadoptieren,wäresieweg.
Ehrlichgesagt,istdasjetzt
soeinMoment,woicham
liebstenauchmitallemgar
nichtszutunhätteund
stattdessenwiederRestder
Leuteeinfachnurbetreten
gucken,dieAugenbrauen
hochziehenundeinwenig
entsetztdabeistehenmöchte.
»Estutmirallessehr
leid«,entschuldigeichmich
beidenReimers,»ichkenne
michmitdemPutzen
eigentlichaus,aberwieman
jetztsoRosensauberkriegt,
alsodahabeichleiderkeine
Ahnung.Aberwennichwas
machenkann,sagenSiees!«
HerrReimerSeniorschaut
michan.MiteinemBlick,als
hätteichseinePrincess
höchstpersönlich
rausgerissenundzertreten.Er
siehtaus,alswürdeerjeden
Momentzuweinenanfangen.
»DernächsteRegenwird
esrichten!«,springtFußPauleindieBresche.»Das
siehtjetztnichtschönaus,
machtderRoseabernix.
KeineSorge,istjasogar’ne
ArtnatürlicherDünger.«
Daswarnettvonihmund
hatdieDimensionenauch
wiedereinbisschen
zurechtgerückt.Schließlich
hatmeinSohnkeinTier
gequält,sondernnurineinen
Rosenbuschgekotzt.Dasist
sicherlichnichtschön,aber
auchnichtsodramatisch.
»Wiewolltihrdenn
heimkommen?Ihrhabtdoch
garkeinAutodabei«,findet
nunauchBastianseine
Sprachewieder.
Richtig,erhatteunsja
abgeholt.Undjetzt?Obder
nachdemAuftrittnochLust
hat,unsnachHausezu
fahren,halteichfürmehrals
zweifelhaft.
»IchlassemeineEltern
jetztnurungernallein,nach
allem,waspassiertist«,fügt
ernochhinzu.
MiristdieseSache
wirklichpeinlich,aberso
langsamnimmtdashier
Formenan,dieich,ehrlich
gesagt,einbisschen
lächerlichfinde:Ichlasse
meineElternjetztnurungern
allein,nachallem,was
passiertist!Das,washier
passiertist,istkein
Todesfall,keinschrecklicher
Unfall,sonderndieleichte
Verschmutzungeines
Rosenstrauchs.Beiallseiner
sonstsouneingeschränkten
Nettigkeit–dasistnichtnett
vonBastianundzeigt
deutlichseinePrioritäten.
»IchkannSieunddie
Kinderfahren«,bietetmirda
Fuß-Paulean.»Dasistlieb«,
antworteich,»abereine
appetitlicheFuhresindwir
heuteleidernicht.Ichkann
aucheinTaxirufen!«
»KeinProblem.Ichbin
durchmeinenBerufeiniges
gewöhnt«,sagtPaul,»und
außerdem,ichwolltejaeh
jetztlos.«
DerAbschiedvonden
ReimersunddemRestder
Anwesendenistumeiniges
wenigerherzlichalsdie
Begrüßung.Bastianmacht
keinerleiAnstalten,ineinen
WettstreitmitPaulwegen
desHeimfahrenszutreten.
Ichglaube,deristrausaus
demRennen.Dabeihabeja
nichtichkotzendinden
Büschengehangen,sondern
nurmeinSohn.
AufdemWegzumAuto
versuchtmirFuß-Paulediese
großeBestürzungder
Reimerszuerklären.
»MitderPrincess
AlexandravonKentwollten
dieReimersbeim
diesjährigen
Zierrosenwettbewerb
mitmachen,undsiehaben
sichguteChancen
ausgerechnet.Jetztwoder
LaubenvorstandFriederdie
Bescherunggesehenhat,
denkendiebestimmt,dasser
beiderBewertung–eristder
Juryvorsitzende–immer
diesekleinenKotzbröckchen
vorAugenhat!«Erlacht.
»ErsterPreis:die
Kotzprinzessin!«Erlacht
nochmehr.AuchmeinSohn
lacht.
»Lachruhig«,fahreichihn
an,»baldhastdunämlich
garantiertnichtsmehrzu
lachen.Duspinnstjawohl
total.Duhättestdich
wenigstensentschuldigen
können!Undwasistdasmit
demKiffen?Washatdaszu
bedeuten?Machstdudas?
Bistduschonabhängig?Ist
meinSohnalso
drogensüchtig?«
Ichsteigeremichrichtig
rein,undmeineStimme
überschlägtsichfast.
MeineTochter,diemit
ihremGustavEinstecktuchin
gebührendemAbstandhinter
unsherläuft,wirktwieein
angeschossenesRehund
brabbeltvorsichhin.
Immerhinlautgenug,damit
wiresverstehenkönnen.
»DaswaraufalleFälledas
letzteMal,dassichmiteuch
irgendwohingeheoderfahre.
Überhauptinder
Öffentlichkeitauftauche.Es
gibtkeinepeinlichere
Familiealsmeine!«
MirwürdenaufAnhieb
jedeMengesehrviel
peinlichereFamilien
einfallen.DieWollnyszum
Beispiel,dieOzbournesoder
dieGeissens.Apropos
Familie:SollteChristoph
nichterfahren,wassichsein
Sohndageleistethat?
Ichschnappemirmein
Handy,umihnanzurufen,
undsehedieSMS.Die
langersehnte,heißbegehrte
SMS.Raketehat
geschrieben.Kaumpackt
mandasHandywegundhört
auf,draufzustarrenwieein
paralysiertesNagetier,
kommteineSMS.
Schöne,reifeFrau,wie
spontanbistdu?Sehr
kryptisch.Bisaufdasreife
Frau–dasistdeutlich.Ein
bisschenzudeutlichfür
meinenGeschmack.Schön
istnatürlichschön,aberreif
hättesichHerrRaketedoch
verkneifenkönnen.Esist,als
würdemandirektinseine
Schrankenverwiesen.Schön,
aber…
EinAbersolltemansich
generell,wennirgendwie
möglich,verkneifen.Sieist
nett,aber…Ersiehtgutaus,
aber…ScheißAber.Was
michnochstört,ist,dasser
dasDuinderSMSklein
geschriebenhat.Ichweiß,
dassdaskeinFehlerist,aber
–undbestimmtbinichda
altmodisch–ichempfinde
einkleingeschriebenesDuals
sehrflapsigundwenig
respektvoll.DasDuals
persönlicheAnredewürde
ichimmergroßschreiben.
Kleinlich,ichweiß.
Egalwie,ichbinichjetzt
nichtinderStimmung,um
aufdieseSMSzuantworten.
AußerdemhatsichRaketeja
selbstauchordentlichZeit
mitseinerAntwortgelassen.
Allerdingskannmanja
schlechtbeiderFragenach
SpontaneitätfünfTage
verstreichenlassen,bevor
manantwortet.Daswäreja
dannquasischondie
Antwort.AbereineStunde
hatdasallemalZeit,denke
ichundversuche,meinenEx
zuerreichen.Wasfürein
Tag.MeineGüte.Wie
eigentlichfastimmermeldet
sichnurdieMailbox.
ChristophhatseinHandyso
gutwieniean.Dasregtmich
schonseitJahrenauf.Der
MannhatKinder,eskönnte
etwaspassiertsein,under
hatdasHandyaus!Immer.
Mittlerweilehabenwirdas
AutovonPaulerreicht.Ich
musteredenVolvoKombi,
derseinebestenTageschon
hintersichhat.Paulscheint
meinenBlickzubemerken.
»Ichlegenichtsovielwert
aufAutos,unddannhabeich
jaoftGartenabfälledrin,das
schmutztnatürlich,undin
derStadtfahreicheh
meistensFahrrad«,erklärter
mirungefragt.
Ichhoffe,seine
Fußpflegepraxis(sagtmanda
Praxis?)istgepflegterals
seinWagen.Erlegtfür
meinenSohneinegroße
PlastikplaneaufdenSitz–
»Sicheristsicher«,
kommentierternurtrocken–
undGustavJohannesundich
quetschenunszumeinem
SohnaufdieRückbank.
Claudiahatsichstandhaft
geweigert,nebenoderauch
nurinderNäheihresBruders
zusitzen.Dasist
unverschämtvonihr,aberich
habekeineLust,michjetzt
auchnochmitFrauvonund
zurumzuärgern.
»Darüberredenwirzu
Hause!«,raunzeichsienur
an.Paulöffnetdas
Schiebedach,undichbinihm
dankbar.MeinSohnriecht
absolutgrauenvoll,wasunser
Chauffeurabermitkeinem
Worterwähnt.
»Daswarwirklich
außergewöhnlichfreundlich
vonIhnen!«,bedankeich
mich,alswirvorunserem
Hausankommen.
»Sehrgernegeschehen«,
sagtPaulnur,undder
Höflichkeithalberbieteich
ihmnocheinenKaffeean.
»Ichmussleiderarbeiten,
binschoneinbisschenspät
dran.Einandermalgerne!
Nochlieberallerdingseinen
Wein.Abendsvielleicht
mal?«
Jetztkannichjaschlecht
neinsagen,immerhinhat
dieserMannunseinenechten
Diensterwiesen.Ichbinmir
garnichtsicher,obunsein
Taxiüberhaupt
mitgenommenhätte.
»Klar,sehrgerne,aber
jetztmussicherstmal
einigesinnerfamiliärklären
unddringendjemandenzum
Duschenschicken!«,
verabschiedeichmich.
Erwinktnochmal,und
wegister.Miteinem
anderenBeruf,anderen
Schuhenundeiner
angemessenen
Oberbekleidungwäreder
ManneineOption.Einer
näherenBetrachtung
durchauswert.Aberso?Ein
bisschenvieleMankos.Na
ja,wennwirabends
tatsächlichmaleinenWein
trinkengehen,wirdersich
schonwasüberziehenund
hoffentlichauchnichtin
Crocserscheinen.
»Dugehstduschenund
bringstdeinedreckigen
KlamottenindieWäsche«,
gebeichmeinemSohnerste
Anweisungen.»Unddanach
redenwir!«
»WirfahrenzuGustav
nachHause«,teiltmirmeine
Tochterfreundlicherweise
mit.
»ErfährtnachHauseund
dubleibsthier,ichwillauch
mitdirreden!«,entscheide
ich.
»Ichlassemirnichts
verbieten,dasseheichgar
nichtein.Ichbinerwachsen!
DerMarkhatgekotztund
sichdanebenbenommen,
nichtich.Undjetztwerdeich
hierabgestraft.Dasistso
unfair!Abersobistduja
immer,daswürdederPapa
niemachen!«,nöltsieaus
demStand.
Nein,daswürdederPapa
nichtmachen–wieauch?Er
istjanichtda.Alltagist
schönMama-Sache.Sich
rumärgern,diskutieren,
Verboteaussprechen–das
allesdarfichmachen.Er
kommtdanngutgelauntmal
amWochenendevorbeiund
hatkeineLust,sichdiekurze
ZeitmitseinenKindern
durchErziehungsmaßnahmen
undunerquickliche
Diskussionenzuverderben.
»DeinenVaterhabeich
schonversuchtzuerreichen,
aberderhatanscheinend
Bessereszutun,alsmitmir
zutelefonieren.«
»DiesindinParis,die
SarahMarieundderPapa.
Diefeiernihren
Kennenlerntag«,informiert
michClaudia.
Sagmal,geht’seigentlich
noch?Derfährtmitteninder
WochenachParisundsagt
mirnichtmalBescheid?
NachParis!Dawaren
Christophundichauchmal.
InunserenAnfängen.Eswar
irrsinnigromantisch.Hättees
nichtaucheineandere
Großstadtfürdasjunge
Glückgegeben?Paris–
ausgerechnet!Dasversetzt
mireinenrichtig
schmerzhaftenStich.Daswar
unsereStadt!Ichfühlemich
furchtbar.Traurig,enttäuscht
undverdammtallein.Was
Christophwohlgerade
macht?Verträumtdurch
einenParkschlendern,in
einemStraßencafé
rumknutschen?ArminArm
aufdenChamps-Élysées
bummeln?Istergenauso
glücklichmitihr,wieeres
mitmirdamalswar?Musser
überhauptmalanmich
denken,oderkannerdas
allesausblenden?Erinnerter
sichüberhauptanunsere
TageinParis?
»Mama,ichfahrjetzt!«,
unterbrichtClaudiameine
Gedanken.Sollsiehalt
fahren.
»WirredenheuteAbend.
SeizumEssenda!«,gebeich
michgeschlagen.
Ichhabeeinfachkeine
Nervenmehr.Einkiffender
Sohn,eineTochter,dielieber
beiihremVaterist,einEx,
dersichinParislauschige
Stundenmacht–undich
hockehierundkann
Dreckwäscheindie
Waschmaschineladen.Mich
überkommteine
unglaublicheSehnsucht.
Sehnsuchtistschwierig.
Vorallemundefinierbare
Sehnsucht.Wennmanweiß,
wonachmansichsehnt,mag
sienocherträglichsein.Aber
sicheinfachnurzusehnen,
istidiotischundbereitet
einemauchnochzusätzliche
Probleme.Dennzuder
Sehnsuchtkommtdie
Sehnsucht,zuwissen,
wonachmansichsehnt,
hinzu.Ja,wonachsehneich
michdenn?Wennich
wirklichehrlichbin,dannist
eseigentlichganzeinfach:
Nachjemandem,dermichin
denArmnimmtundsagt:
»Dasschaffenwirschon.Ich
liebedich!«
Wasgehtdabloßin
meinemKopfvor?Dashatja
wasvonkitschigem
Schlagertext.Sehnsuchtist
schwierig…MeineGüte,
jetztgehtesaberechtlos.
Ichschmeißedie
Waschmaschineanundsetze
michinsWohnzimmer.Wie
ichmeinenSohnkenne,wird
ersichsehrvielZeitbeim
Duschenlassen.Würdeich
anseinerStelleauch.Ich
versuchenochmal,Christoph
zuerreichen.Wiederdie
Mailbox.Ichunterdrückeden
Impuls,ihmwasrichtig
Gehässigesdraufzusprechen.
»Wenndudashierhörst,
rufmichbitteumgehend
an!«,istalles,wasichsage.
KeinKommentarzuParis,
keineböseSpitze,weilich
ihnmalwiedernicht
erreichenkann,kein
Genörgelundkeine
Panikmache.Sehrerwachsen
undsouverän.Ichbinstolz
aufmich.
Dannnehmeichmirdie
SMSvonRaketenochmal
vor.Schöne,reifeFrau,wie
spontanbistdu?
Tja,wasdenktder?Wie
spontankannmandennsein,
mitzweihalbwüchsigen
Kindern,einemJobund
einemHaushalt?Habeich
meineKinderbeiRakete
erwähnt?Ichglaubenicht.
Ichkannmichsowiesonicht
daranerinnern,dasswirviel
geredethätten.Ichbin
einigermaßenorganisiert,
klar–zwangsläufig.Alle
Müttersindirgendwie
organisiert.Aberspontan?
Sinddiebeiden
Eigenschaftenüberhaupt
kompatibel?Reintheoretisch
binichselbstverständlichirre
spontan.Wergibtschon
gernezu,nichtspontanzu
sein?Spontanseinist
angesagt.Dasgiltalslässig
undunkompliziert.Wer
spontanist,ist
aufgeschlossen.
Wozuwilldereigentlich
wissen,obichspontanbin?
Möchteermichgleichheute
Abendnochsehen?Ich
schaueanmirrunterund
denke,dassesindiesemFall
nocheinigeszutungäbe.Ich
rufemalwiederSabinean,
ummichberatenzulassen.
Mussichjetzt–wegender
Spielregeln–wiederTage
mitderAntwortwarten?
»IndemFalldarfstund
solltestdudirektschreiben«,
istihrFazit.»Undnatürlich
schreibstdu,dassduspontan
bist.Spontanklingtjung.«
Ichwillgenauere
Anweisungen:»Wasschreib
ichdennjetzt?Einfachnur
›Ja!‹«
»Dubistechtausder
Übung!«,kichertSabine.
»Schreibhalt:
›Selbstverständlichbinich
spontan–schönund
spontan!‹«
Ichfindedasjetztnicht
superlustig,aberSabine
erklärtmir,dasslustignichts
ist,womitmanbeiMännern
punktenkann.
»Diebehauptenimmer,
lustigeFrauenzumögen–
allesGeschwätz.Witzigsind
siegerneselbst,unddudarfst
drüberlachen,daslangt
denenalsIndizfürdeinen
Humor.Alsomerkdirgut:
Seiniewitzigeralser!«
Ichsehe,dassChristoph
anruft.MeinHandykann
tolleSachen.Ichtelefoniere,
undwennmichsonstnoch
jemanderreichenwill(was
mireherseltenpassiert),
zeigtmirmeinHandydasan.
ImNormalfallwürdeichfür
ChristophsAnrufkein
Gesprächbeenden–die
Zeitensindvorbei!–aber
diesmalmacheicheine
Ausnahme.
»Ichrufedichnachher
nochmalan,ichmussjetzt
schnelldrangehen.Esist
Christoph!«,unterbrecheich
deshalbSabine.
»Hallo,Andrea,wasgibt’s
dennsoWichtiges?«,sagt
meinExzurBegrüßung.
»Ichhätteesgutgefunden,
wenndumirmitgeteilt
hättest,dassdunachParis
fährst!«,blaffeichihnerst
malan.Dasmussteeinfach
raus.
»Deshalbsollteichdich
anrufen?Duweißtesdoch
jetzt.Dahabeichdochglatt
vergessen,dichvormeiner
AbreiseumErlaubniszu
bitten!So,war’sdasdann?«,
gifteterzurück.
HatmirdieserMann
vorhintatsächlichgefehlt?
OderhatmirnureinMann
gefehlt,jemandanmeiner
Seite?
»Nein,deshalbrufeich
nichtan,sondernumdirzu
sagen,dasswireinProblem
haben!«,versucheichauf
einesachlichereEbene
zurückzukommen.
»Stelldirvor,Andrea,
auchdasistmirbekannt!
Sonsthättenwirunsjanicht
getrennt!Undwennichdich
erinnerndarf:Vorallemdu
hattesteinProblem,unddas
ProblemistgeradeinParis
undwürdegerneseineZeit
hierauchgenießen.«
JetzthatmirMister-SuperIronicaberordentlicheinen
eingeschenkt.Ichhatteein
Problem,deshalbsindwir
getrennt,underkann
selbstverständlichnichts
dafür.DasWeltbildmancher
Männeristwirklich
überschaubar.Alsobdie
Dingesoeinfachwären.Aber
wasderkann,kannichauch.
IchbineineFrau,diesich
langeruhigverhält,aber
wennmanmich
herausfordert,kannich
verdammtsauerwerden.
»Esgeht,daswirddich
wundern,HerrEgoman,mal
ausnahmsweisenichtum
dich,sondernumdeinen
Sohn.Erhatnämlichein
Drogenproblem!«
Christophlacht.Sowieich
ihnkenne,lachtersicher
nichtüberdenHerrn
Egoman.Ersiehtsichselbst
natürlichvölliganders.
»Wasgibt’sdenndaso
doofzulachen?«,frageich
empört.
»Mark–ein
Drogenproblem?Dasistdoch
albern.Hastdu
Stanniolpapierinseinem
Zimmergefundenodereine
Einwegspritze?Und
außerdem,seitwannister
nurmeinSohn?Wenn–dann
hatunserSohneinProblem.
Aberwieschongesagt,
Andrea,dasistkomplett
verrückt.Dashätteich
bemerkt.«
SeineStimmewirdleiser:
»Warte,Sarah,dasistgleich
erledigt.«DieserletzteSatz
warwohlfürseineMiezi
bestimmt.
»Garnichtsistgleich
erledigt!Eswäregut,du
würdestumgehendnach
Hausekommenunddich
endlichmalwiedermitum
dieKinderkümmern.Mark
kifft.«Sojetztistesraus.
»Erkifft.Andrea,bleib
mallocker.Werkifftdenn
nichtindemAlter?Dasist
dochtotalnormal.Nichttoll,
aberkeinDrama.Jedenfalls
keinGrund,michhier
anzurufen.Morgenbinich
wiederda,dannkönnenwir
reden.Ichkommvorbei.«
Ichbinfassungslos,under
legtauf,bevorichnoch
irgendetwassagenkann.
ChristophfindetKiffen
normal.Ausgerechnet
Christoph.Mister
Konvention.MisterGutesBenehmen.DerGolf
spielendeSuperanwalt.Was
nun?KnöpfeichmirMark
alleinevor,oderwarteich,
bisChristopherscheint?
Ichverschickeerstmal
meineSMS.Genauso,wie
Sabineesvorgeschlagenhat.
Normalerweisebinichgut
imTexten,schließlichistes
meinBeruf,aberheute
scheintmeinHirnleer.Die
Sabine-Variantewirdes
schontun.Alsoschreibeich:
Selbstverständlichbinich
spontan–schönundspontan.
WiesofragstDueigentlich?
Das»WiesofragstDu
eigentlich?«istmeine
Ergänzung.Manwirdjamal
neugierigseindürfen.Ich
drückeaufSenden,undweg
istdieSMS.Vielleichthätte
ichdasmitdem»Wieso
eigentlich«dochweglassen
sollen.Zuspät.
»Mama«,höreichdaeinsehr
kleinlautesStimmchen.Mein
Sohn.Frischgeduschtundin
JogginghoseundT-Shirt
siehterfastwiederauswie
meinkleinersüßerSohnaus
langvergangenenZeiten.
»Setzdich!«,sageichund
macheeinernstesGesicht,
obwohlichihnindem
Momentamliebsten
knuddelnwürde.Um
angemessenstrengzu
gucken,rufeichmirden
Rosenstrauchunddie
Kotzwäsche,dieichvor
wenigenMinutenindie
Maschinegepackthabe,ins
Gedächtnis.
»Mama,dumusstmal
hochkommen,irgendwiehat
derOpaeinProblem,aberer
willmichnichtinsZimmer
lassen,undersagtauch
nicht,waslosist.Dusollst
kommen!Schnellwenn’s
geht!«
Rudi!Denhatteichjatotal
vergessen.WasfüreinGlück
fürMark.Soisterkurzmal
rausausderSchusslinie.
»Bleibduhiersitzen!Ich
kommegleichwieder.Ich
gucknurmalschnell,was
Opadaobenangestellthat.
Unddannredenwirzwei.
Glaubnicht,dassichdas
vergesse!«,ermahneichihn.
»Rührdichnichtvonder
Stelle!«
Ichklopfeandie
Zimmertürmeines
Schwiegervaters.Eröffnet
dieTüreinenSpaltbreit,und
ichsehesofortseinsehr
zerknirschtesGesicht.
»Andrea,dieIreneund
ischhabeeProblem.En
Problem,desunssehr
unangehmis!«
»Brauchtihrjemanden
zumReden?«,frageich.
»Ne,netzumRede,mer
zumHelfe.Abäesis,wie
gesacht,unangenehm!«
»Jetztlasssiehaltrein«,
höreichdadieStimmevon
Irene.»Esistpeinlich,aber
ichwillhierjanetden
ganzenSommerverbringen!«
»IsderBubfort?«,
erkundigtsichRudi,undals
ichnicke,öffneterdieTür.
DasBild,dassichmir
bietet,istbizarr.Ireneliegt
imBett–zugedeckt,nurihr
KopfundihreArmegucken
raus.IhrKopfistputerrot.
KeinWunder,dennihre
Handgelenkesindüberihrem
KopfamBettbefestigt.Mit
Handschellen!Ichweiß
nicht,wemdieseSituation
peinlicherist.
»DesisdasPeinlichste,
wasmirimganzenLeben
passiertist,des
Allerpeinlichsteüberhaupt!«,
jammertIrenedirektlos.
»Rudi,Irene,wassollich
dennjetzthier?Wolltihrmir
Anregungenliefern!«,
versucheichesmiteinem
Scherz.
»Ischhaltedasnetmer
langeaus!«,stöhntIrenenur.
»Ja,dannmachsiehalt
los,Rudi!Undtuwas,damit
diesesBildsofortwiederaus
meinemKopfverschwindet.«
»Jameinstdu,ischwörd
dischhole,wennischse
alleinlosmachekönnt?
Meinstdu,ischwollt,dassdu
dessiehst?Dumusstmer
verspresche,dassdedes
kaanemsachst!Achnetdem
Christoph.Andrea,bitte!«
Natürlichversprecheich
es,kannabernichtanders,
alsmirdirektvorzustellen,
wiegutSabinediese
Geschichtegefallenwird.
»Woistdenneuer
Problem?«,willichesjetzt
malgenauwissen.
»MirtundieHandgelenke
soweh.Machdochwas,
Rudi!Ichhänghierjetzt
schonzweiStunde!«,stöhnt
Ireneauf.
»DerSchlüssel,Andrea,
derSchlüsselvondene
Handschelleisuns
runnergefalle,deris
winzisch,enwinzisch
Schlüsselscher,undmer
kommenetdran,weildie
Matratzesotiefdörschhängt.
AanermussdieIreneanhebe,
undannkönntemermitem
BesenandeSchlüsselranun
denunnermBettwieder
hervorfege.Aberallein
schaffischdesnetmitmaam
schlimmeRücke,unmiris
kaaneraagefalledenisch
sonstfrachekönnt.Mirwarn
kurzdevor,dieFeuerwehrzu
rufe,aberdeswolltdieIrene
net.«
DakannichIrenesehrgut
verstehen.Alleindie
Vorstellung:Zwei
Uniformierte,dieein
Seniorenpärchenausihrer
Sado-Fallebefreien.Ulkig.
»Ischhab’sauchmit’ner
Feileversucht,aberdabin
ischständiganderIreneihre
Handgelenkegekomme,un
ansonstehatsichnixgetan.
DessinQualitätshandschelle.
Diesägtmernetaanfachso
dursch.Ansowassparisch
net.«
»Rudi,hebdirdeinGerede
fürspäterauf,mersterbe
langsamdieArmeab!«,
unterbrichtihnIrene.
»Okay«,nehmeichdie
SacheindieHand,»ichhebe
Irenehoch,undduversuchst,
mitdemBesendieSchlüssel
unterdemBett
hervorzukehren.«
Rudiisteinverstanden.
UnserProblemistnur,dass
Irenekeinedieser53-KiloFrauenist.Ireneistdrall.An
Ireneistwasdran.Auf
83Kiloschätzeichsie
mindestens.Außerdemistsie
komplettbedecktundweigert
sich,dieZudeckeabzulegen.
»Desmachichnet,dann
könntischdirniemehrindie
Augensehen«,betontsie.
AnihrerStellewürdemir
dasschonjetztsehr
schwerfallen.Aberdaich
auchnichtgenauwissenwill,
wasIreneaußerderDecke
nochamKörperhat,
beziehungsweisenichthat,
fügeichmich.Ichgreifemit
beidenArmenuntersieund
gebemeinBestes.Leider
kriegeichsienichtwirklich
gutzufassenodervielleicht
binicheinfachauchzu
schwach.
»Dumusstmithelfen,
Irene,sonstschaffenwirdas
nicht!«
»Wiedann?«,fragtdienur
ratlos.»Fliegenkannisch
leidernicht,undischmach
michschonsoleichtesgeht!
UnmeineArmekannichhalt
auchnetbewegen.«
Wosierechthat,hatsie
recht.AberdassihreArme
dasind,wosiesind,nämlich
festamKopfteildesBetts,
daranistsieallerdingsselbst
schuld.Abersowirddasnix.
Damüssteschonein
ausgewachsener
Gewichtheberanmeiner
Stellesein.
»Dasklapptsonicht,Rudi!
HastDuesmalmiteiner
Zangeversucht?«,frageich
meinenSchwiegervater.
»Ja,aberdieHandgelenke
vonderIrenesindzu…,na
ja,zustark,alsokräftig,da
habischAngst,ihrins
Fleischzuzwacken!«
»Ischbinsogarzufettfür
Handschelle!«,jammertjetzt
Irene.»Sach’sruhig,wiees
ist,Rudi!Ischweißesja
selbst,ischmüsstabnehme.«
»Ichmag,wasandirdran
ist,desweißtdedoch,
Hasenpuschel!«,antworteter
charmant.
Hasenpuschel!Aufeinmal
kommtmireineIdee.
»WartetfünfMinuten,ich
glaub,ichhabdieLösung«,
vertrösteichmeineShadesofGrey-Laiendarsteller.
»Eildisch,bitte,ischhab
fastkaummehrBlutinden
Armen,diefühlesichanwie
abgestorbe!«
IchhastezurGarage.Wir
habenirgendwonocheine
Sackkarre.WennsichIrene
aufdieSackkarrerollen
könnte,wenigstenszumTeil,
dannkönnteichsievielleicht
anheben.Natürlichkäme
danndasGewichtder
Sackkarredazu,aberinder
Plus-Minus-Kalkulation
dürftedasGanzedochum
einigesleichtersein.Ich
schnappedieSackkarre,und
unterdenmehralserstaunten
BlickenmeinesSohnes
schleppeichsiehochin
RudisZimmer.
»Kannicheuchwas
helfen?«,ruftmeinSohnmir
nochhinterher.
»Nein,danke!«,antworte
ichunddenke:Wennderdas
sieht,kannerdirektzum
Therapeutengehen,undsein
Sexlebenistruiniert,bevor
esüberhauptangefangenhat.
»Waswillstedenn
dademit?«,beäugtmein
Schwiegervaterdie
Sackkarre.
IcherkläremeineIdee,
aberIreneistskeptisch.»Isch
bindochkeinKasteBieroder
enSackZement,auchwenn
ichmindestenssovielwiege
tu.AbmoinmachichDiät,
aberwahrscheinlichsinbis
moinmeineArmeabgefalle,
undannhabichjaschon
schönGewichtverlorn!«
Immerhin,siehatHumor.
»Dumusstdich,soweit
wiemöglich,aufdieSeite
rollenunddieBeine
anziehen.Machdichsoklein
esgeht.Undleider,Irene,
mussdieDeckeweg.Ich
kanndienichtauchnoch
festhalten,währendichdie
Sackkarrehalte«,gebeich
IreneAnweisungen.
»Ne,desgehtnet.Auf
keinenFall!«,quicktIrene
erschrocken.
»Hasenpuschel,jetztsei
netsogenant,dakommt’s
dochjetztaachnetmerdruff
an!DieAndreahatschon
jedeMengeNacktegesehe.
Desisdochganznatürlich«,
versuchtRudiseineLiebste
zuberuhigen.
Ganznatürlichfindeich
dasgesamteSzenario,ehrlich
gesagt,nicht,abertrotzdem
nickeichzustimmend.So
langsammacheichmir
wirklichSorgenumIrenes
Arme.
»Wenndasnichtklappt,
rufenwireinenSchlosser«,
entscheideich.
Rudiistbegeistert.»Du
bisteineklugeFrau,Andrea,
dahättemerauchselbst
draufkommekönne.!Irene,
derWernerisdoch
Schlosser,sollichdengrad
anrufe?«
»Bistduwahnsinnig!«,
kreischtIrene.»Der
Werner…,derWernerisen
FreundvomHolger,meinem
Bub.Wennderdeserfährt,
deswärmeinUntergang.Mer
willdochnet,dessdieKinner
einsosehn!«
Ach,dieKindernicht,aber
ichschon!Schwiegerkinder
scheinenvondieserRegel
ausgenommen.
»Ja,dannbleibtnurdie
Sackkarre,Irene.Stelldir
vor,dubistinderTurnstunde
undsollstdich
zusammenrollen.Ziehdie
Beine,soweitesgeht,mit
angewinkeltenKnien
RichtungNase.Rolldich
zusammen.Undnicht
erschrecken,ichnehmejetzt
dieDeckeweg.«
Genaudastueichdann
auch.Ireneerschrecktsich
weniger,alsichmich
erschrecke.Nunweißich,
warumRudiIrene
Hasenpuschelnennt.Auf
ihrerUnterhoseprangtmitten
aufdemPoeinrosaPuschel.
WoumallesinderWelt
kannmansoetwaskaufen?
Oderhatsiedenselbst,als
kleinenGag,fürihren
Schatziaufgenäht?Einrosa
Puschelaufeiner
Netzunterhose.
»Sowashabichsonst
nichtan«,verteidigtsich
Irene.
Dasglaubeichihrsogar,
undimmerhinistesmehr,als
sieobenrumträgt.Obwohl
einpaarneckischerosa
PuschelaufdenBrustwarzen
dasOutfitsicherperfekt
komplettierthätten.Irene
jedochträgtobenohne.Ihre
BrüstesindnochgutinForm.
Hutab,dasmussmanihr
lassen.DerAnblickmacht
mirHoffnung.Immerhin
feiertIrenedemnächstihren
70.Geburtstag.Ichwerdeihr
einpaarHasenohrenzum
Aufsetzenschenken,gehtes
mirdurchdenKopf.Jetzt
schnelleinVideoaufnehmen,
istmeinnächsterGedanke,
alsIreneversucht,sich
zusammenzurollen.Ihrrosa
Puschelrecktsichgen
Zimmerdecke.Ichkönnte
TausendevonKlicksauf
YouTubedamitbekommen.
Stattdessenschiebeich
meineSackkarreso
vorsichtigwiemöglichunter
ihrenPo.
»Rudi,aufdrei«,gebeich
meinemSchwiegervater
Anweisungen.
Erkniet,denBesen
einsatzbereit,aufdemBoden.
»SobaldichdieKarreoben
habe,musstdudenSchlüssel
erwischen.«
TeilevonIreneliegen
inzwischenwirklichaufder
AufladeflächederSackkarre.
AllerdingsnurTeile.So
beweglichistmaninIrenes
Alterdanndochnichtmehr.
Ichbinmirsicher,auchich
hätteSchwierigkeiten.Ich
solltedringendYoga
machen.Yogishättenhiermit
keinerleiProbleme.Die
könntenwahrscheinlich
entspanntaufderLadefläche
derSackkarreein
Mittagsschläfchenhalten.
Rudikichert.»Dusiehst
zumAnbeißenaus,
Hasenpuschel!«,zwitschert
er.
»Rudi,daswillichnicht
hören!«,werdeichjetzt
strengundfangeanzu
zählen.BeiDreikippeichdie
KarreunddamitauchIrene.
IhreArmeverdrehensich,
undsieschreit.»Au,dastut
weh!«
VorSchrecklasseichdie
Karrerunter.Beimzweiten
Versuchschaffenwires.
TriumphierendhältRudidas
SchlüsselcheninderHand.
»Jetztbrauchichnurnoch
dieLesebrille,unddannbist
duwiederfrei«,freutersich
undstrahltseineIrenean.
»GibderAndreaden
Schlüssel,netdessder
wiederunnermBettlandet!«,
herrschtsieihnan.
Ichschließedie
Handschellenauf(wasauch
fürmichohneLesebrille
nichtganzleichtist),und
Ireneistbefreit.Spontangibt
siemireinenKuss.»Das
werdeichdirnie
vergessen!«,betontsie.
Ichhoffe,ichschon!
»Duhastwasbeiunsgut,
Andrea,desweißtde,gell!«,
bedanktsichauchRudi.»Abä
dukannstjaehallesvonmir
habe!Unddenkdran,wasde
mirversprochehast.Kein
Wortzuniemand.«
DieHandgelenkevonIrene
sehenschlimmaus.Dasgibt
mieseblaueStriemen.
»TutmireinenGefallen«,
bitteichdiezwei,»keine
gefährlichenSpielchenmehr!
UndIrene,machdirCreme
aufdiewundenStellen.«
Ichschnappemirdie
Sackkarreundlassediezwei,
HasenpuschelundPartner,
allein.DieseSzeneriewerde
ichmeinenLebtagnicht
vergessen.
Marksitztbravaufdem
Sofa.AlsichdieTreppe
runterkomme,schiebtersein
Handyschnellunters
Sofakissen.Sofortfälltmir
meineSMSein.ObRakete
schongeantwortethat?Aber
ichzügelemeineNeugierde
undwidmemichmeinem
Sohn.Einsnachdem
anderen.
»Lassunsreden!«,starte
ichmeinMutter-SohnGesprächmiteinerkleinen
Floskel.»Hastduheutewas
geraucht?Rausmitder
Sprache!«
»Nein,habichnicht!Echt
nicht!Ichschwöre!«,
antwortetmeinSohn
kleinlaut.
»Dukiffstalsonicht?«,
frageichnachundfühle
michschongleichsehr
beruhigt.Allesfalscher
Alarm.WasfüreinGlück.
»Naja,dashabeichso
nichtgesagt.Duhastgefragt,
obichheutewasgeraucht
habe–habeichnicht!«
AufWiedersehen
Beruhigung.
»Ichhabheuteechtnichts
geraucht.Echt,Mama!«,
bekräftigterseineAussage
nochmal.AndemSatzstört
michnurdieZeitangabe.Das
»heute«machtmichstutzig.
Wiesollichdasverstehen?
Heutenicht,abergesternund
vorgesternundsonstauch?
Undmorgenwieder?
»Undwarumwardirdann
soübel?Undwassolltedie
Bemerkungvondeiner
Schwester?Undwasheißt:
heutenichtsgeraucht?«,
sprudelndieFragennurso
ausmirheraus.Vielleicht
hätteichdochaufChristoph
wartensollen.
»Ichglaube,mirwird
wiederübel!«Mitdiesen
WortenspringtmeinSohn
vomSofaaufundhastetzum
Gästeklo.KlugerSchachzug
–Zeitgewinnendurcheine
kleineAuszeit.Inmeiner
Hosentaschevibriertes,und
ausdemKlokommen
Würgegeräusche.Gottsei
DankistmeinSohnausdem
Alterraus,womanihmnoch
denKopfhaltenmusste.
Trotzdembinicheinegute
MutterundbieteHilfean.
ZumGlücklehnterab.Ich
bin,wasGerücheangeht,
empfindlich.Wennsich
jemandübergibt,könnteich
direktmitmachen.
IchziehemeinHandyaus
derTasche.Raketehat
geantwortet.Prompt.Jetzt
nimmtdieSachelangsam
Fahrtauf.
ZeitfürzweiTageineiner
aufregendenMetropolemit
einemaufregendenMann?
FreitagundSamstag.Erbitte
schnelleAntwort!
Was,umallesinderWelt,
solldasbedeuten?Istdas
eineEinladung?Werder
aufregendeMannseinsoll,
istmirimmerhinklar,eine
aufregendeMetropole
allerdingskannvonBerlin
bisNewYorkallessein.Ich
lesedieSMSwiederund
wieder.FreitagundSamstag.
Daswärejaschon
übermorgen!Miteinem
MannzweiTageunterwegs
zusein,einemMann,von
demichkaumetwasweiß,ist
dochtotalbekloppt.
Verrückt.Aberirgendwie
aucheinaufregender
Gedanke.Totalverwegen.
Vielleichtistdie
MetropoleParis?Daswäre
nurgerecht.Ha,daswürde
Christophschönärgern,und
alleindieVorstellungmacht
mirguteLaune.Zieheich
denGedankenaneinen
KurztripmitRakete
tatsächlichinErwägung?Bin
vielleichtiches,dieDrogen
nimmt?
»Mama«,unterbrichtda
meinSohnmeineGedanken,
»miristimmernochschlecht
undsoheiß.«
IchlegeihmdieHandauf
dieStirn,underglüht
tatsächlich.
»Darfichmichhinlegen?«,
fragterbrav.
Erdarf.Ichkannja
schlechteinKreuzverhörmit
einemfieberndenKind
führen.Hatersichvielleicht
einenViruseingefangen?
Magen-Darm?Habeichihn
womöglichzuUnrecht
beschuldigt?Habeich
überreagiert?
»Legdichhinundmiss
Fieber,abernimmdireinen
EimermitansBett!Wir
redenmorgen,daistdann
auchPapada.Ichmachedir
gleichnocheinenTee«,
schickeichmeinenSohnins
Bett.
Ichbinmomentansowieso
mitmeinenGedankenganz
woanders.Wiesollichüber
irgendwelcheHaschereien
debattieren,wennmirnur
nochdiesemerkwürdige
EinladungdurchdenKopf
geht?Ichmussunbedingt
soforteineFreundinanrufen.
Heikebessernicht,
entscheideich.Wennich
Heikefrage,wirdsiemir
garantiertabraten
mitzufahren.Heikeistzu
vernünftig.Esbleibtnur
Sabine.Allemeineanderen
Freundinnenwürdensich
ausnahmslosandenKopf
greifenundmichfür
wahnsinnigerklären,weilich
überhauptdarüber
nachdenke.Übrigenswürde
ichgenaudasGleichetun,
wennmicheineFreundinin
solcheinerAngelegenheit
anrufenwürde.Nachdem
Motto:Bistdudenn
verrückt?Dukennstdendoch
garnicht!Werweiß,wasder
will!Sowasmachtman
nicht…Deshalbwähleich
Sabine.SieistdieEinzige,
diemirvielleichtdie
Antwortgibt,dieichgerne
hörenmöchte.
UndwiestelltsichHerr
Raketedaseigentlichvor?
Denktder,ichlassehieralles
stehenundliegen,ummit
ihmzweiberauschendeTage
ineiner,woauchimmer
gelegenen,aufregenden
Metropolezuverbringen?
SollichdieKinder,auch
wennsiejetztnichtmehrso
kleinsind,einfachalleine
lassen?Genaudasdenktder
oderhältesjedenfallsfür
möglich.Gut–dassich
Kinderhabe,weißerjanicht,
abertrotzdem:Ganzschön
eingebildet,derHerrRakete.
Aberirgendwasandieser
»Anfrage«,wennmandas
malsonennenwill,fasziniert
mich.Sieversprichtnämlich
genaudieKomponenten,die
meinemLebenansonsten
fehlen:Unvernunft,
Romantik,einenHauch
Wahnsinnundrichtigen
Leichtsinn.Absolut
verwegen!Sabinesiehtes
zumGlückähnlich.
»Jenachdem,umwelche
Stadtessichhandelt,würde
ichfahren.Unddie
aufregendeMetropolewird
schonnichtBraunschweig
sein.KlarwirdesaufSex
rauslaufen,aberduwillst
dochehmalwieder.Und
dannineinemcoolenHotel
miteinemgutaussehenden
Mann,derauchnochRakete
genanntwird!Dahastdu
dochalldas,wasduschon
immerwolltest!Maches–so
eineEinladungkriegstdunie
wieder!«
DasistmitSicherheit
richtig.SoeineEinladung
habeichnochniebekommen
undwerdeichauchnie
wiederbekommen.Die
EinladungunddieBilder,die
ichdazuimKopfhabe,sind
wieBrausepulver.Prickelnd!
OderwieeineArt
Überraschungsei.Manweiß
nicht,wassichindemEi
verbirgt,undstelltsich
irgendwasTollesvor.
Aufregend!
Dakommtjemanddaher,
reißtdichausdeinemAlltag
undwillmitdirZeit
verbringen.Istdasnicht
genaudas,wonachdudich
immergesehnthast?
Vielleichtnichtunbedingt
mitRakete.Aberwennes
nunmalderErsteund
Einzigeist,dersoeine
Offertemacht?
Ichhabemichselbst
überzeugt.Warumeigentlich
nicht?Wassollschon
passieren?Wennerein
Perverserist,werdeichmir
einfacheineigenesZimmer
nehmen.Aberwarumsollte
ausgerechnetersoeiner
sein?Undwennichan
meinenExmitseiner
jugendlichenMieziinParis
denke,danngefälltmirdie
VorstellungvonRaketeund
mir,irgendwoindergroßen
Weltromantischbeieinem
Dinnerunddanach
hocherotischinweichen
Daunen,nochvielbesser.Ich
werdeestun,beschließeich.
Wernichtswagt,erlebtauch
nichts.
Zummindestens17.Mal
leseichdieSMS:Zeitfür
zweiTageineiner
aufregendenMetropolemit
einemaufregendenMann?
FreitagundSamstag!Erbitte
schnelleAntwort!
Wanngeht’slos?Wo
geht’shin?Braucheich
SandalenoderGummistiefel,
KostümoderJeans?,schreibe
ichzurück.
Bevorichwiederins
Grübelnkommeunddie
braveAndreaausdem
ReihenhausdieRegie
übernimmt,drückeichauf
Senden.Gottwieaufregend!
Jetztgeht’sandieLogistik.
Einfachsowegfahrenistals
Mutterleiderunmöglich.
Logistik,Planungund
Organisationsind
Grundvoraussetzung,um
»spontan«seinzukönnen.
WastunmitdenKindern?
Wergucktnachihnen?Wer
kocht,undwaserzähleich
meinerFamilieüberhaupt?
DieWahrheit:»Soihr
Lieben,ichfahremiteinem
wildfremdenMann,vondem
ichseineZungebesserals
denRestkenne,keine
Ahnungwohinundverbringe
dortzweiTage–
wahrscheinlichhauptsächlich
imBett.«MitSicherheit
nicht,denndaswürdezur
sofortigenEinweisung
führen.Aberirgendeine
schöneGeschichtewirdmir
schoneinfallen.Daransolles
nichtscheitern.Ein
Wellness-Wochenendemit
Sabine.Irgendwoin
irgendeinemnetten,
deutschen,trostlosen
Mittelgebirge.
Männerdenkenjahäufig,
dasseiderTraumunserer
schlaflosenNächte.Sichein
Wochenendelang
durchknetenzulassen,inder
Saunazusitzen,zur
KosmetikzugehenundThai
Chizumachen,umdann
ausgeruhtundausgeschlafen
(insolchenWellness-Oasen
istjaabendsnichtslos!),
zurückindieAlltagshöllezu
kommen.Einharmloses
Vergnügen,vondemMutti
auchnocheinbisschen
aufgehübschtnachHause
zurückkehrt.Sicherlichkann
soeinWochenendesehrnett
sein,vorallemwennman
seineFreundindabeiundmal
wiederZeithat,inRuhealles
durchzuhecheln.Ichwill
wirklichnichtdespektierlich
klingen–aberAbenteuerund
großeWeltsinddanndoch
wasanderes.EineWellness-
Oaseisteinbisschensowas
wieeinIndoorspielplatzfür
Frauen.Schönbehütet,schön
versorgtundschön
beschäftigt.
Ichwerdeesorganisieren,
dieKinderhabenschließlich
einenVaterundeinenOpa,
derpraktischerweisebeiuns
lebtundmireinigeGefallen
schuldigist.Ichbinsicher,
einkleinerHinweisauf
SackkarreundHasenpuschel
wirdgenügen.
Wahrscheinlichhättemir
Rudisowiesogeholfen.Im
GegensatzzuseinemSohn,
mussmanihnnielange
bitten.Eristeinfachvon
Naturaushilfsbereitund
gutherzig.Womitichnicht
sagenwill,dassChristoph
nichtgutherzigist–tief
drinnensicher.Sonsthätte
ichesjawohlkaumsolange
mitihmausgehalten.
WennRudimirhilft,steht
demWahnsinnalsonichtsim
Weg.Schonwiedermeldet
sichmeinHandy.
Brauchedeine
KoordinatenfürTicket.Name
undGeburtsdatum.High
HeelsundKleidreichen.Ziel
istÜberraschung.Wir
fliegenFreitagum8.50.
TreffpunktFlughafen,
Terminal1,8.00Uhram
BusinessClassSchalter.
Machdichhübsch!
NameundGeburtsdatum!
ObderdasTicketüberhaupt
bucht,wenndermein
Geburtsdatumsieht?Egal.40
istjaangeblichdasneue30
undknapp50istdannsomit
dasneueknapp40.Blödes
Blabla,aberindemFallhilft
esmir,nichtdirektzu
hyperventilieren.Sostillos
wirderschonnichtsein,eine
EinladungnuraufGrund
einerJahreszahl
zurückzuziehen.Sollteeres
dochtun,kannichesehnicht
ändern.Alsonichtaufregen,
Andrea,beruhigeichmich
selbst.Dubistnichtmehr
jung,aberauchnochnicht
tot.UnddiesesWochenende
wirddasbeweisen!
DasAlteristnureineZahl.
AuchsoeinBlabla-Satz.Was
sollteesdennauchsonst
sein?
HighHeelsundKleid?Das
hörtsichnichtnachplattem
Landundstrapaziösen
Fußmärschenan.Eigentlich
logisch,dennden
Westerwaldoderden
Hunsrückwürdemanwohl
kaumalsaufregende
Metropolenbezeichnen.High
HeelsundKleid–dashört
sichauchnichtnach
stundenlangemBummel
durchKirchenundMuseen
an.ZumGlück!Dawürde
manwohleherTurnschuhe
undJeanswählen.High
HeelsundKleid–dasklingt
nachlauschigen
Straßencafés,nachexquisiten
Restaurants,nachszenigen
Bars,nachCocktails,
Lounge-Atmosphäreund
nachGlamour.
Terminal1,BusinessClass
Schalter.Himmlisch!Ichbin
nochnieBusinessClass
geflogen.Alleindafürlohnt
sichderAusflug.Ichsehe
michschonmiteinemGlas
Champagnerineinem
großen,weichenLedersessel
sitzen.Trotzdemwäreein
wenigmehrInformation
nützlich.Wowohnenwir?
WieschickistdasHotel?In
welcheStadtfliegenwir?
BraucheicheineStrickjacke?
Klar,esistSommer,aberes
machtdocheinen
entscheidendenUnterschied,
obmaninReykjavikoderin
BarcelonaimCafésitzt.
WennichdieWahlhätte,
dannwäremirBarcelona
lieber.Romwürdemirauch
gefallen.Londonfindeich
toll.Paris,MadridundNew
York.NewYorkwäreder
Knaller,aberisteher
unwahrscheinlich.Manfliegt
jawohlkaumfürzweiTage
nachNewYork.Ach,im
Endeffektistesmirrelativ
wurscht.Rauskommenistauf
jedenFallgut,undwennes
inderBusinessClassist,
fliegeichauchnachBukarest
oderBratislava.Ichrufenoch
malSabineanunderstatte
Bericht.
»Checkdocheinfachdie
AbflügeamFreitagmorgen
umachtUhrfünfzig.Soviele
Maschinenwerdendaja
nichtgleichzeitigstarten.
Dannbleibtdirimmernoch
einekleineÜberraschung,
aberduweißtungefähr,
wohinesgehenkönnte.
Überraschunglight
sozusagen«,schlägtsiemir
vor.
Dahätteicheigentlich
auchselbstdraufkommen
können.
»Haltmichaufdem
Laufenden!Ichwillüber
jedesDetailBescheid
wissen«,verabschiedetsie
sich.
IchschickeRaketeNamen
undGeburtsdatumund
schreibenur:BisFreitag,
8.00Uhr!Freuemich!
Sojetztgibteskein
Zurückmehr.Jetztsitzeich
quasischonimFlieger.
IchkochemeinemSohn
einenTeeundfrage,ober
etwaszuAbendessenwill.
AlleinderGedankelässtihn
offensichtlicherschaudern.
»HastduFieber?«,willich
nochwissen.
»Siebenunddreißig
Kommaacht!«,jammerter.
DakommtderMannin
ihmdurch.Frauenwürden
das,wennüberhaupt,als
leichterhöhteTemperatur
bezeichnen.Wennman
meinenSohnanschaut,denkt
man,erseikurzvordem
Ende.
»BleibhaltimBett!«,sage
ich,»abermorgengehstduin
dieSchule,jedenfalls,wenn
esnichtschlimmerwird!«
»Miristimmernoch
schlecht«,jammerterweiter.
»Mirauch.Vorallem,
wennichandieRosenbei
Reimersdenke«,kannich
mireinenkleinenSeitenhieb
nichtverkneifen.
»Wardochkeine
Absicht!«,grummelter.
Daswärejawohlauch
nochschöner.Ichglaube
sogar,mitAbsichthätteman
einensolchenTreffergar
nichtlandenkönnen.
»Übrigens«,informiereich
meinenSohnundnutzesein
hoffentlichlatent
vorhandenes
Schuldbewusstsein:»ich
fahreFreitagundSamstag
weg.MitSabine.ZweiTage
Wellness.«
»Okay«,sagternur.
Wahrscheinlichisterfroh,
dannkannersichinRuhe
wasreinpfeifenundmuss
sichnichtsanhören.Habeich
tatsächlichgedacht,erwürde
»Och,Mama,bleibdochbei
mir!«sagen?Sowiefrüher?
»Aberdaseinsklarist,wir
habennochzureden!Das
Themaistnichterledigt!«,
sageich,alsichdasZimmer
verlasse.»Ichwartenurauf
deinenVater«,schiebeich
nochhinterher.Ein
Ausspruchwieindentiefsten
60erJahren.Eigentlich
beschämend.
InmeinemFallaber
natürlichnicht–ichwarteja
nur,damitMisterAmourfou-Paris-trèsbien-ça-va
auchseinenTeilder
Erziehungsarbeitleisten
kann.Alsoistesehereine
pädagogischeMaßnahme,die
meinenExbetrifft.Ich
schickeChristophdirekteine
SMS,damiterweiß,was
morgenansteht:Gespräch
mitunseremSohnmorgenum
16.00Uhr,habeabendskeine
Zeit!
LiebeGrüßeund
Ähnlicheslasseichweg.Mir
istnichtdanach.
Claudiakommtnichtzum
Abendessen.Siebleibtbei
denVon-und-Zus.Immerhin
hatsieangerufen,um
Bescheidzusagen.Daich
meineReiseplanenmuss,ist
esmirsogarganzrecht.Ich
werdevonTagzuTag
inkonsequenter.Kein
Wunder,dassmeineKinder
michnichtwirklichernst
nehmen.Ichkannmichan
denmeistenTagennichtmal
mehrselbsternstnehmen!
AuchRudiverlässtdasHaus.
»MergehezurIrene.Isch
bleibüberNacht,wenn’sder
rechtis?«,holtermeine
Erlaubnisein.Wenigstens
einer,derdastut!
»Rudi,dumusstmichdoch
nichtfragen,dubist
erwachsen!«,lacheich.
»Eija,wennwaswesche
derKinnerisoderso,gell,da
hastduimmerPriorität,des
weistde,odä?«
Ichweißesundnutzedie
GunstderStunde,umihn
wegenmeines
»Wellnessaufenthalts«am
FreitagundSamstagzu
fragen.
»Freitachisgarkein
Thema,rundumdieUhr,
auchnachts,abäderSamstag
isebisscheschwierisch,mer
sinuffdeGarteschowin
Kassel,dieIreneunisch,da
habemerschonKarte,un
ischkannmernetvorstelle,
dessdieKinnerda
mitwolle.«
Daskannichmir
allerdingsauchnicht
vorstellen.Ihr
Gartenbedürfnisistnach
unseremherrlichen
Schrebergartenausflug
sicherlichgedeckt.
Natürlichsind»die
Kinner«auchaltgenug,um
maleinenSamstagalleinzu
verbringen,undim
Normalfallhätteichmir
darüberauchkeinerlei
Gedankengemacht.Warum
auch?Claudiawürdemit
GustavJohannesabhängen,
undMarkwürdeeinfachnur
abhängenundeinbisschen
amComputerdaddeln.Nach
meinengestrigen
Erfahrungenallerdingssorge
ichmich,dassMark
kiffkotzendirgendwoBüsche
verziert.Ichglaube,der
brauchteinbisschenmehran
Kontrolle.Dasschreitja
geradezunacheinemVaterSohn-Samstag,denkeich.
ChristophhatjajetztMiezi
purgehabt,dasolltedaswohl
maldrinsein.
»ZurNotlassischdesaach
sausemitderGarteshow,mer
sindirjaweißGottwas
schuldisch!«,bietetmirRudi
an.
»Nein,Rudi,deinSohn
kannsichauchmal
kümmern.Fahrtihrzweinur.
Aberdenktimmerdran,
schönaufdieSchlüssel
aufpassen.Nichtimmerist
einerettendeSackkarrein
derNähe!«
Irenegrinst,undRudi
lachtverschämt.»Da
brauchstdedirkaaneSorge
zumache,mitdemKrambin
ischdörsch.Deshatmerför
meinLebtachgelangt,den
annernKrambringischin
denLadenzurück!«
Irenezucktzusammen,
undmirläufteinSchauer
überdenRücken.Welcher
andereKram?Welcher
Laden?
Ichverabschiedediezwei
undmacheesmirmitein
paarBrotenvordem
Computerbequem.Abflüge
Freitagmorgenzwischen8.50
und9.00Uhr:WarschauOkecie,Istanbul,Venedig,
Nürnberg,Riadund
Birmingham.
Nürnbergsortiereich
gedanklichaus.Manfliegt
dochnichtvonFrankfurt
nachNürnberg.Daswäre
dochlächerlich.Daistman
mitdemAutodochdefinitiv
schneller.Undwenn
NürnbergeineMetropole
wäre,dannhätteichdas
sicherauchschonmalgehört.
Riadkannichmirauch
nichtvorstellen.Riadistdie
HauptstadtvonSaudiArabienundimMoment,
EndeJuni,herrschen(wieich
dankInternetschnell
herausfinde)dort
Temperaturenbis43Grad.
DassRaketeeinenKurztrip
nachRiadgebuchthat,halte
icheigentlichfürnahezu
ausgeschlossen.Sooderso
packeichmorgenzur
SicherheiteinsdieserSuperDeosein.43Grad!Ichhabe
esgernewarm,aberdamir
momentansowiesohäufig
immermalwiedersehrwarm
ist,kannichgutaufdiese
Affenhitzeverzichten.
Warschau-Okeciehabeich
nochniegehört.Okecie,wie
sichschnellklärenlässt,
heißteinfachnurder
WarschauerFlughafen.
Warschaugiltgarantiertals
Metropoleundwäre
immerhineinäußerst
außergewöhnlichesZiel.
NichtuntermeinenTopTen,
abervielleichtdennoch
hübsch.
MitBirminghamverhältes
sichähnlich.EineGroßstadt,
keineFrage,aberromantisch
istanders.Ausmeiner
Schulzeithabeichjedenfalls
inErinnerung,dass
Birminghameinegraue
Industriestadtist.
BleibenVenedigund
Istanbul.Venedigwäre
natürlichderHammer.Als
Kindwarichmalda.Mein
Vaterhatunsdamalsjedem
einwinzigkleines
TierfigürchenausGlas
gekauft.Murano-Glas.Leider
hatmeineSchwestermeine
EntebeieinemStreitaufden
Bodengedonnert.ZurStrafe
solltesiemirihrenkleinen
Murano-Froschgeben,aber
denhatsiebeimÜberreichen
ausVersehenfallenlassen.
Dassagtvielübermeine
Schwesterundvielüber
unserVerhältnis.Mein
Bruderhatdamalseinen
Hundbekommen,umdenwir
ihnallebeneidethaben.
Venedig:Gondeln,Kanäle,
Laternen,derMarkusplatz–
Venedigistquasidas
SynonymfürRomantik.Ich
könntemireineneueEnte
kaufen,odersogareinen
Hund,schießtesmirdurch
denKopf.Schließlichistes
niezuspätfüreine
glücklicheKindheit.Venedig
wäreunglaublich.Lasses
Venedigsein,bitte,bitte,
hoffeich.
JetztbleibtalsLetztes
wirklichnurnochIstanbul.
IchwarschoninderTürkei,
abernochnieinIstanbul.
Anita,meineNachbarin,und
GesaausderAgenturaber
habenmirdavon
vorgeschwärmt.»Istanbul
ist«,lautGesa»dasneue
Marrakesch.Soangesagt,so
hip,sovielfältig.«
»DietollstenHandtaschen
allerZeiten!«,warhingegen
AnitasArgumentfür
Istanbul.HipundHandtasche
stattRomantikundGlashund.
Auchgut,entscheideich.
EineneueHandtaschekönnte
ichmalwiedergebrauchen.
WäredasGanzeeine
Reiselotterie,dannwäre
NürnbergdieNiete,
Birmingham,Warschauund
RiadjeweilseineArt
Trostpreis,Istanbulder
zweitePreisundVenedig
ganzklarderHauptgewinn.
Nochzweimalschlafenund
duweißtes,versucheich
michzuentspannen.Zur
Sicherheitrecherchiereich
imInterneteinwenigzu
Venedig.Schön,aberteuer,
überlaufenvonTouristen,
Kaffeenahezuunbezahlbar,
lautetderTenor.Ichmuss
dringendnochGeldabheben,
damitich,zumAusgleichfür
diegroßzügigeEinladung,
wenigstensmaleinkleines
Essenbezahlenkann.
IchmachemireineListe,
umfürdiePackereimorgen
vorbereitetzusein.Wirklich
lässigwäreesnatürlich,nur
mitkleinemHandgepäckzu
reisen,aberichbin
mittlerweileineinemAlter,
indemnichtmalmehrein
Kulturbeutelreinpassen
würde.AuchHighHeels
nehmenPlatzweg,ichkann
jaschlechtinStilettos
fliegen.Immer,wennich
FrauenmitMörderabsätzen
zudenGatesstaksensehe,
findeichdassehralbern.
Immer–dasklingtjetzt
geradeso,alswürdeich
ständigdurchdieWeltjetten.
Schönwär’s!Abervielleicht
wirdesjabaldsosein.
Vielleichtistdieserkleine
AusflugnachVenedigder
Auftaktzueinemganzneuen
Leben.JetztVenedig,
demnächstLondon,dann
Prag.AlleinderGedanke
berauschtmich.Unterwäsche
–ichbraucheaufjedenFall
schöneUnterwäsche.
Schlafanzugoder
Nachthemd.Oderistbeides
spießigundverklemmt?
SchläftmanalsGeliebteeher
nackt?Oderineinem
seidigenHauchvonfast
nichts?Meinekarierte
Flanellschlafanzughoseist
jedenfallsmitSicherheit
nichtdasrichtigeAccessoire
fürdiesenAusflug.Ein
Negligéwäredasrichtige.
NurbesitzeichkeinNegligé.
Negligékaufen,notiereich
aufmeinerListe.Negligé
undUnterwäsche.Manchmal
mussmanauchinvestieren.
HighHeelssetzeichgleich
nochmitaufdieListe.Ich
habeHighHeels,abereher
HighHeelsausder
Vernünftige-hohe-SchuheAbteilung.DieseArtPumps,
dieauchFlugbegleiterinnen
tragen.EinwenigAbsatz,
aberdennochirgendwie
bequem.MitFußbett!Ich
werdemireinpaarSchuhe
kaufen,diedenNamenHigh
Heelswirklichverdienen.
Atemberaubendehohe
Stöckel.Ansonstenhabeich
alles,wasichfürmeinen
kleinenTripbrauche:zwei
Kleider,eine(etwaszuenge)
JeansmitnettemTopund
Blazerundnocheine
Strickjacke,sollteesabends
maletwaskühlerwerden,
währendwirnochauf
irgendeinerDachterrasse
einenDrinknehmen.Ichsehe
michschondastehen–das
JäckchenumdieSchultern
geschwungen,imArmvon
Rakete,mitBlickaufdie
Kanäle.Oderbeieiner
lauschigenGondelfahrt.
EinPiepenreißtmichaus
meinerkleinenPhantasie.
EineSMSvonChristoph:Ich
binnichtDeinAngestellter!
Dukannstmichnicht
beliebigzuTerminen
zitieren.Kommeum
17.00Uhr.FallsDuDich
erinnerst,ichgehörezur
arbeitendenKlasse!
Oh,daistabereiner
richtigsauer.Wieschade,
dasserjetztmotzigdurch
Parislaufenmuss!Dastut
mirabersehrleid.Auchfür
seinekleineSarahMarie.
Aberimmerhin:Dein,dich
unddirhater
großgeschrieben.Sohathalt
jederseineQualitäten.
ArbeitendeKlasse!Pah!Er
isteinerderChefs,undwenn
erum16.00Uhrirgendwohin
will,dannkannerdasauch.
Espieptschonwieder.
DiesmalistdieSMSvon
Rakete:Treffenlieber7.45.
UndschicknochmaleinBild
vondir,damitwirunsauch
erkennen!
Erweißnichtmehr,wie
ichaussehe?Warerso
betrunken?Wolltedermich
amGerucherkennen?Wieso
hatermichdanneingeladen?
Weilichsophantastisch
küsse?Seltsam!
DieBildanfrageverstört
mich,abernichtnurdas–sie
bedeutetArbeit.Jetztkann
ichnämlichdenRestdes
Abendsdamitverbringen,ein
Fotorauszusuchen,aufdem
ichblendendaussehe,das
nichtälteralszehnJahreist
undaufdemichmirauch
nochirgendwieähnlichsehe.
Eigentlichnahezu
unmöglich.Esgibtnichtsehr
vieleFotosvonmirundvor
allemeigentlichkeins,auf
demichmirgefalle.Immer
wennichFotosvonmirsehe,
binicherstaunt.Nichtnur,
weilichmicheigentlich
hübscherfindealsaufden
Fotos.Ichfindeauch,dass
ichmirgarnichtähnlich
sehe.MeinBildvonmir
selbstisteinvölliganderes.
AufdenFotoshabeichoftso
einenverkniffenenZugum
denMundundsokleine
zusammengepetzteAugen.
Seheichtatsächlichso
angespanntaus?
Fotoschicken,alsoehrlich
–dasisteineZumutung.Will
ernochmalschnell
überprüfen,obersich
versehentlicheine
unattraktiveKröteeingeladen
hat?Waswirdertun,wenn
ihmdasFotonichtgefällt?
Michwiederausladen?
AlleindieAnfragemacht
michirgendwiesauer.Schon
deshalbsimseichzurück:
»IchwerdeDicherkennen,
keineSorge.Bis
übermorgen.«Also,kein
Fotovonmir!
Vielleichtwarichjetzt
etwassehroptimistisch,aber
ichbinmirsicher,dassnicht
irrsinnigvieleMännerum
7.45UhramBusinessClass
Schalterrumstehenwerden.
Ummichnichtzublamieren,
googelichHerrnRakete.
TomKurz,aliasRakete,hat
nichtbesondersviele
Einträge.Esgibtseine
Firmenseite»Happy
Housing«unddiverse
Immobilienangebote.Auch
imAusland.Bildervonihm
gibtesnurdrei–einsist
winzigklein,undaufden
beidenanderenträgtereine
Sonnenbrille.Eine
goldumrandetePilotenbrille.
EineRayBan.Meine
Erinnerunghatmichnicht
komplettgetäuscht.Ersieht
gutaus.Volles
graugesträhntesHaar,
Dreitagebart,markanteNase
undschöneLippen.Die
Unterlippeeinwenigvoller,
dieOberlippeeinenTickzu
schmal,aberinsgesamt
stimmig.Einekleine
Unperfektionmacht
Gesichterofthübscher,habe
ichmalgelesen.Ein
tröstlicherGedanke,vor
allemfürFrauenwiemich,
dievonPerfektion
meilenweitentferntsind.
Altersmäßigistallesokay.Er
ist50.Daserleichtertmich
einwenig.Ichweiß,dass
auchdasAlterangeblich
relativistunddassjunge
Männerangesagtsind.
Trotzdemhätteesmich
eingeschüchtert,wennRakete
wesentlichjüngergewesen
wäre.Ichredenichtüberein
oderzweiJahre,aberein
Enddreißigerwäremir
definitivzujung.Wennein
Mannsehrvieljüngerist,
wächstderDruck.Manwill
janichtwiedieMuttian
seinerSeitewirken.Auch
körperlichmachteinjunger
ManneherStress.Ichfinde,
dassmandasMadonnaauch
ansieht.Wasdiesich
abplackenmuss,nurumden
Ansprücheneinesjungen
Geliebtenzugenügen.Zualt
istallerdingsgenauso
schwierig.Manmöchteja
auchnichtgleichindie
Seniorenbetreuungwechseln.
Wieauchimmer–ich
werdeRakete
wiedererkennen.
DiePlanungmeines
wahnwitzigenAusflugsistso
gutwieabgeschlossen,nur
nocheinpaarBesorgungen,
undichbinstartklar.Jetzt
abermussichmicherstmal
aufdasgroßeKiff-Gespräch
vorbereiten.Ichmöchte
morgen,mitChristophund
Mark,nichtwiedieletzte
Ahnungslosedasitzen.
»Woranerkenneich,ob
meinKindkifft?«,gebeich
beiGoogleein.
»FolgendeSymptome
könnenaufeinen
Cannabiskonsumhindeuten:
PlötzlicherLeistungsabfall,
Desinteresse,
Gleichgültigkeit,Passivität
undDemotivation.«
PlötzlicherLeistungsabfall
–ehernein.Markistschon
seitJahrennichtbesonders
gutinderSchule.Daistnach
untennichtwirklichviel
Luft,underwirdjanicht
kiffen,seitdemerachtist.
Desinteresse–ja,mit
Sicherheit.Gleichgültigkeit–
aucheinklaresJa.Passivität
–definitivja.Demotivation–
unmotiviertaufalleFälle.
Abersinddasallesnicht
auchtypischeSymptome
einesnormalen
Pubertierenden?
»WennSieaußerdem
einenBongoder
Zigarettenpapierzum
Selberdrehenfinden,dannist
IhrKindmitgroßer
Wahrscheinlichkeitein
KonsumentvonCannabis.«
EinBong–selbstdasmuss
ichsicherheitshalbergoogeln
–isteineArtWasserpfeife.
IchschauemirdieBilderim
Netzanundbinmirsicher,
soetwashierimHausnoch
nichtgesehenzuhaben.
Zigarettenpapierhabeich
auchnochnichtgefunden,
abersoeinpaarPapierchen
sindjaauchleichtversteckt,
undbisherhabeichniemals
imZimmermeinesSohnes
herumgewühlt.
Abundzuholeichmalein
bisschenDreckwäscheaus
seinerHöhle,ansonstenlasse
ichihnhausen,wieermag.
SolangenichtsEssbares
rumliegt,sollesmiregal
sein.WennderBodenfrei
ist,saugeichseinZimmer
mitdurch,wennnicht–Pech
fürihnunddenBoden.Ich
habemichmonatelangüber
seinenSaustallaufgeregtund
irgendwannbeschlossen,es
seinzulassen.Solangeder
sichaufseinZimmer
beschränkt–bittesehr.Jeder
wohnt,wieermag.
BeiClaudiaistdas
Messie-SyndromeinesTages
ganzvonallein
verschwunden.Fürihren
GustavJohanneshatsieihr
Zimmerrichtignett
zurechtgemacht.Neuerdings
hatsiesogareinenHangzum
Dekorieren.Kerzen,
Fotorähmchenundandere
Dekoartikelstehendajetzt
rum.Sorgfältigarrangiert,
wahrscheinlichabgegucktbei
ihrerzukünftigenAdelsSchwiegermutti.
Mark,meinSohn–ein
Kiffer?Nein,dasisteinfach
unmöglich.Ichhättedoch
gemerkt,wennerDrogen
nimmt.Dasmussmandoch
merkenalsMutter.
Drogenkindersinddoch
anders,oder?Sinddienicht
auchsozialauffällig?
ImInternetfindetsich
bestimmteineAntwort.Beim
Rumsurfenstoßeichaufeine
Seite,diesich»DrogenDetektive«nennt.
Unglaublich,wasmanalles
einfachsobestellenkann:
Speicheltest,Urintestund
sogareineHaaranalyse.Die
Haaranalyseerscheintmir
etwassehrteuer.189Euro
undachtbiszehnTage
Wartezeit.Esseidenn,man
legteinenFuffidrauf–dann
geht’sschneller.Weitaus
günstiger,fürnur25Euro90
gibt’seinKombiset:Urintest
undDrogenwischtuch.Ich
binsofortüberzeugtund
bestelle.
Egal,wasMarkmorgen
sagenwird,ichwerdedie
Wahrheitherausfinden.Das
istmirdasGeldwert,auch
wennamEnderauskommt,
dasserunschuldigist–
wovonichzutiefstüberzeugt
bin…odereherseinmöchte.
Mitmeinem
Drogenwischtuchkannich
jedenfallsbiszueinemJahr
zurückliegenden
Drogenkonsumnachweisen.
Ha!Derwirdsichumgucken.
Ichkommemirvorwieeine
verdeckteErmittlerin.
AberdarfeineMutterso
etwastun?Heimlichund
hinterdemRückendes
Kindes?Wobleibtdadas
Vertrauen?Würdeichmeiner
Muttersoetwasverzeihen?
Zerstöreichdamitalles,was
esangutemVerhältnis
zwischenmeinemSohnund
mirgibt?Oderisteswirklich
zuseinemBesten?
Schließlichwillichjanurdie
Bestätigung,dassdieKifferVermutungQuatschist.Ich
willseineAbsolution.Will
ihnmitallenMitteln
freisprechen.Bestelltist
bestellt–ichkannmirja
immernochüberlegen,ob
ichdasZeugbenutze.
Vielleichtistermorgenja
auchgleichgeständig,dann
schickeichdenKrameinfach
zurückoderbenutzeihnbei
Freunden.Wäredochmal
interessantzuwissen,wer
sichsoallesheimlichwas
reinzieht.
Ichstöberenochein
bisscheninden
Immobilienangebotenvon
»HappyHousing«.Männer
mögenes,wennmansichfür
ihrenBerufinteressiertund
kompetenteFragenstellen
kann.Schonumelfgeheich
insBett.Ichkannjeden
Schönheitsschlafgebrauchen.
Auchwennerwahrscheinlich
aufdenletztenMeternnicht
mehrvielbringt.Meine
Tochteristnochnichtwieder
aufgetaucht.Egal–sollsie
haltbeidenvonHessges
einziehen.
Alsichsoalleininmeinem
Bett,unseremehemaligen
Ehebettliege,fühleichmich
mies.IchhättedasBett
längstaustauschensollen.Ich
schlafeimmernochauf
meinerSeite,Christophs
bleibtungenutzt.SeineSeite
istirgendwietabu.Einleeres
Bettisteindeutliches
Zeichen.Eingroßes,leeres
Doppelbettistüberdeutliches
Zeichen.Sollteichmirein
kleinesEin-Meter-40-Bett
kaufen?Aberwürdedasdann
nichtheißen,dassichmich
damitabgefundenhabe,
alleinzubleiben?Sollteich
mirvielleichterstmaleine
Katzeanschaffen,umnachts
wenigstensirgendwelche
Atemgeräuschezuhören?
Manchmalahneichnoch
ChristophsUmrisseaufder
Matratze.Manchmal
vermisseichsogarsein
Schnarchen.
ObwohlChristophmichso
irrenervtundgenervthat,
fehltermir.Vorallemhier
imBett.Obwohldasogut
wienieirgendetwas
stattgefundenhat,wofür
normalePaareihrBett
benutzen–alleinseine
Präsenzwarschön.Ichweiß,
dasistwidersprüchlich,aber
esfühltsichmiesanso
allein!
DieTagerauschenvorbei,
derAlltagbietetgenug
Ablenkung,aberanden
Abenden,wennRuheim
Hausherrschtundichhier
liege,wirdmirdieTrennung
oftschmerzlichbewusst.Ich
habeniemandenmehr,anden
ichmicheinfachmal
anschmiegenkann.Der
nachtsWärmeausstrahlt.
Christophhateinen
wunderbarwarmenKörper.
Immer,zujederJahreszeit.
WieeinkleinerOfen.Jetzt
istniemandmehrda,unter
denichmeinekaltenFüße
schiebenkann.Niemanden,
denichdafürverantwortlich
machenkann,wennich
schlechtgeschlafenhabe.Es
istkeinermehrda,dersich
ummichkümmertodermir
wenigstensdasGefühlgibt,
sichummichzukümmern.
Wennichhierinmeinem
Bettliege,neigeichdazu,
dasGeweseneeinwenigzu
verklären–ichweiß.Und
klar,lagvielesimArgen,
abertrotzallemkannmanes
dochvermissen.Auchwenn
esnichtimmergutwar.
Alleinzuseinheißtja,eszu
zweitnichtgeschafftzu
haben.Scheiternistnie
schön.
MeineMutterwürdejetzt
sagen:»Ichhab’sdirgleich
gesagt.Selbstschuld,
Andrea!Hättestdumalauf
michgehört!Nurdieseseine
Mal!«
Auchwennmanselbst
schuldist,kanneswehtun.
Fastnochmehr.Ja,ich
wollte,dasswirunstrennen,
aberdarfichdeswegennicht
einkleinesbisschen
jammern?Manchmalwird
einemjaaucherstnacheiner
Trennungklar,wassie
bedeutet.Welche
Konsequenzensiehat.Undje
längerdieTrennung
zurückliegt,umsostärker
rückenpositiveErinnerungen
indenVordergrund.DieWut
machtderTrauerPlatz.Beim
EinschlafenhabeichBilder
inmeinemKopf,Bildervon
ChristophundseinerMiezi
inParis,Bildervonmirund
ChristophinParis.Bilder,
aufdenenwirlachenunduns
umarmen.Unssovertraut
sind.Soverliebt.So
glücklich.
Ichmussweinen.Ichhätte
jetztdieFrauinParissein
können.Washabenwirbloß
getan?Washabeichbloß
getan?Wiekannermichnur
soschnellersetzen?Waswill
ermitderTussi?Lohneich
denKampfnicht?Hätteich
gerne,dasserummich
kämpft,weilichihnwirklich
wiederhabenmöchte,oder
nurweilesmeinverletztes
Egosowill?Ichweiß
überhauptnichtmehr,was
ichwill.Undauchdasistein
Grund,umweiterzuweinen.
Ichweine,weilichweineund
eigentlichnichtweiß,warum.
Ichtraureumdas,wasmal
war.TraureumsGlückoder
das,wasichdafürhalte.Ich
weine,bisicheinschlafe.
2
AmnächstenMorgengehtes
meinemSohnbesser.Scheint
wohldochkeinganzso
schlimmerViruszusein.Er
hatdieNachtüberlebt,der
EimernebenseinemBettist
leer.Abererwilllieberzu
Hausebleiben.»Sicherist
sicher,Mama!Miristnoch
nichtsogut!«
Ichbestehedarauf,dasser
indieSchulegeht.
»Ichglaube,ichhabenoch
Fieber!«,ziehterseine
persönlicheSchul-FernbleibTrumpfkarte.
»Dusiehstnichtsoaus,
unddufühlstdichauchnicht
soan,aberwirkönnengerne
messen«,sageichnur.
»Istjagut,ichgehja«,
grummelter.
Immerhinweißer,wanner
verlorenhat,undschwingt
schonmaleinBeinausdem
Bett.EinhaarigesBein.
Wannsindihmbloßdiese
Haaregewachsen?Dasist
wirklichkeinKinderbein
mehr.MeinSohnwirdzum
Mann.
»Willstdufrühstücken?«,
frageichdenangehenden
Kerl.
»Klar«,brummter.Auch
dieStimmeistrichtigtief.
»Okay,beeildichund
kommrunter,ichmachdir
was.Unddenkdran,heute
Mittagredenwir!DeinVater
kommt!«
DieAntwortisteineArt
unwilligesGrunzen.Danke
fürsGespräch.
Claudiaistnichtda.Siehat
beiihrerWahlfamilie
übernachtet,miraber
immerhineineSMS
geschickt.Habmein
Schulzeugdabei,bleibebei
denvonHessges,komme
morgennachder8.Stunde.
KeinKuss,keine
Entschuldigung,nurdiese
schlichteInformation.
Abgeschicktgesternum
00.15Uhr.Eigentlichgeht
dasnicht.Vorallemnicht,
wennmanschonzum
AbendessenhättezuHause
seinmüssen.Dieschnappe
ichmir,wennwirdas
KiffgesprächmitMarkhinter
unshaben.Einernachdem
anderen.
HeuteAbendbinichauch
nochbeiunserenNachbarn
eingeladen.BeiSackgassenKatiundihremMann
Siegmar.Bisvorguteinem
Jahrhatteichwenigmitden
beidenzutun,aberseitder
Trennungsindsiesehrum
michbemüht.Eine
Ausnahme.FürvielePaare
steheichseitdemaufeiner
ArtrotenListe.Ichwerde
selteneingeladen.Nacheiner
Trennungsteigtmanaufin
dieLigaderpotentiell
gefährlichenFrauen.Als
würdemansich,kaumdass
dereigeneMannwegist,wie
einausgehungertes,wildes
TieraufdenRestderMänner
stürzen–dasersteStück
Fleischnachjahrelangem
Kräuterverzehr.
Istmanperse
ungefährlicher,wennman
einenPartneranseinerSeite
hat?Denkendiewirklich,
dassichnachalldenJahren,
diewirunsjetztkennen,
plötzlich,nurweilichallein
bin,inrasenderLiebezu
einemihrerMänner
entbrennenwürde?Eskränkt
mich,nichtmehr
automatischdazuzugehören.
Eskränktmich,wennFrauen
sichdemonstrativandie
SeiteihresGattenstellen,
ihrenArmumihnlegen,
kaumdassicheinWortmit
ihmspreche.Waswollensie
mirdamitsagen?Etwa:
»Fingerweg,dergehört
mir!«
Anita,meineNachbarin,
habeichdaraufauch
angesprochen.
»Naja,dassindhaltalles
Paare.Daistdasdoch
irgendwieblöd–auchfür
dich,oder?«,hatsie,ein
wenigverlegen,geantwortet.
»Wennesfürmichblöd
ist,sagichesschon.Ich
findeesvielblöder,auf
einmalnichtmehreingeladen
zuwerden«,habeich
gekontert.Daswar
überraschendmutigvonmir.
Normalerweisemeideich
jedeFormvon
Konfrontation.
DaraufhatteAnitakeine
guteAntwort:»Achso,naja,
dannweißichjaBescheid«,
hatsienurgesagt.
Jetztweißsiealso
Bescheid.Unddasiealles
rumtratscht,weißgarantiert
auchderRestderSiedlung
Bescheid.Geänderthatsich
trotzdemnichts.Esgibt
einfachVorbehaltegegen
Singlefrauen.Alswürdeman
sichabeinembestimmten
Altereinfachverzweifelt
alleskrallen,wasnochatmet
undeinenHauchvon
Testosteronversprüht.Kein
Mannausmeiner
Nachbarschaftkämefürmich
inFrage.Soalleinkannich
michgarnichtfühlen,undso
vielkannichgarnicht
trinken,dassichdas
überhauptinBetrachtziehen
würde–genaudashätteich
amliebstenzuAnitagesagt.
Habeesaber
runtergeschluckt,weilich
nichtunhöflichseinwollte.
Schließlichisteinerder
Männer,dieichnichthaben
will,ihrer:Friedhelm.Allein
derGedanke!
KatiundSiegmarsinddie
Einzigenhier,diemich
seithereingeladenhaben.
Abends,zusammenmit
anderen.Ichredenatürlich
nichtvonirgendwelchen
Kaffeeklatschnachmittagen
oderFrauenfrühstücken.Da
binichsehrwillkommen.
Immerhinhabeicheine
Trennunghintermir,und
Christophhateineneue
Freundin.Mitanderen
Worten:Ichbiete
ausreichendGesprächsstoff.
Ichhabeetwasgewagt,was
diemeistennichtmalin
Betrachtziehen.Undichbin
ofteinweniggeknickt,was
dieanderendarinbestärkt,
auszuharren,mitweniger
zufriedenzusein.Ichbindie,
dieaufdieandereSeite
gewechseltistundnun
merkt,dassdasGrasdort
wirklichnichtimmergrüner
ist.Ichbinihre
personifizierteWarnung.So
alsosiehtdieAlternativeaus,
denkensieundhaltendas
fest,wassiezuhaben
glauben.NachdemMotto:
Allesistbesser,alsalleinzu
sein.
Ichdenke,dassmindestens
zweiDrittelmeiner
FreundinnenundBekannten
nichtglücklichinihren
Beziehungensind.Unddas
istfreundlichgeschätzt.Aber
dieAngstvordem,wassie
erwartet,istanscheinend
größeralsdasUnglück,das
sieertragen.Mankanndas
feigefinden.Oder
vernünftig.Jenach
Perspektive.Vielleichtauch
beides.Jenacheigener
Tagesformkannmein
Plädoyerdasehr
unterschiedlichausfallen.
ManmussalsFrauenaber
aucheinfachwissen,dasses
seinkann,dassdanichts
mehrnachkommt,dassman
alleinbleibt.Unfreiwillig
allein.Unddasistfürviele
dasSchlimmste,wassiesich
vorstellenkönnen.Eigentlich
verwunderlich.Istes
wirklichschlimmer,keinen
Mannzuhaben,alseinen
lieblosen,unfreundlichen
Mann?Brauchenwirden
MannanunsrerSeite,umuns
komplettzufühlen?Kann
dasLebenohneMannnicht
auchwunderbarsein?Oder
istdasreinePropaganda?
Kannmanmitsichselbst
glücklichwerden,oderist
dassogardieVoraussetzung,
umüberhauptglücklichzu
sein–auchzuzweit?Tja,
dannsollteichmitdem
Glücklichwerden
schnellstmöglichanfangen.
Wennmansichtatsächlich
aufdieSuchebegibtoder
auchnurdieAugenoffen
hält,merktman:DerMarkt
istbegrenzt,dieAuswahlan
gutenMännernehermau.
Männerhabenesindieser
Hinsichtwesentlichleichter.
Selbstreichlichramponierte
Exemplare,mitganz
offensichtlichenMacken,
gehengutweg.Siehaben
ebennichtvielKonkurrenz.
DassiehtbeiFrauenanders
aus.Dadraußentummeln
sichmassenhaftgepflegte,
gebildete,gutaussehendeund
unabhängigeFrauenim
mittlerenAlter.Dasführtzu
einemgewissen
Ungleichgewicht.Dazu
kommt,dassFrauensich
gernezumindestauf
Augenhöheliieren.Der
Chefarztunddie
Krankenschwester–kein
Thema.DieManagerinund
derSekretär–eherselten.
Nochimmergibtesviele
Frauen,die,lauteigener
Aussage,gernzueinem
Mannaufschauenmöchten.
Warumeigentlich?Was
genaubedeutetdas?Musser
mehrGeld,mehrMacht,
mehrIntelligenzodermehr
Statushaben?Oderbitte
gleichalles?Machtdaseine
Partnerschaftpersestabiler?
Undwiesoeigentlichmuss
einMannimmerallesbesser
wissen?Ichsuchejakeinen
Lehrer.Ichwillallerdings
auchkeineLehrerinsein.Ein
gewissesMaßan
Allgemeinbildungist
unverzichtbar.Liebereiner
mitWampealseiner,der
nichtinderLageist,
DeutschlandsBundesländer
aufzuzählen.Bildungslücken,
sogroßwieFreibäder,sind
schwerauszuhalten.Zumal,
wenneinerglaubt,dienicht
schließenzumüssen,aber
dennochdenkt,fürsLenken
undBestimmengeborenzu
sein.SchnellesDenkenund
einegewisse
Allgemeinbildungsindja
außerdemdie
Grundvoraussetzungfür
Humor–undalldas
zusammenhateineMenge
Sexappeal.
Ichdenke,dassehen
Männeroftetwasanders.
Doppel-D-Körbchen
kompensierenfürdiemeisten
vonihneneiniges.Männer
habenesoffenbarlieber,
wennFrauenvonallemeher
einbisschenwenigeralssie
selbsthaben–ausgenommen
imDekolleté.EineFraudarf
ruhigschlausein,abereben
nichtganzsoschlauwieer.
Dastutseinem
Selbstwertgefühlgut.Erwill
keinangekratztesEgo.
Partnerschaften,indenen
siewesentlichmehrGeld
verdientalser,sindlaut
Statistikgefährdetund
anfällig.DaskönnenMänner
nurschwerertragen.
Umgekehrthabeichnoch
seltenBeschwerdengehört.
»Ach,deristmireinfachzu
reich!«,wirdseltenerwähnt.
Immerhinistdasbeimir
keinProblem.Ichbinkeine
Frau,diewahnsinnigviel
verdient.MehrMacht,mehr
GeldundmehrStatusalsich
habenviele.Sehrviele.
Macht,GeldundStatussind
mirnichtirrewichtig.
Natürlichistesschick,mit
einemAstonMartinabgeholt
zuwerden,miteinem
PrivatjetinsSommerhaus
nachSüdfrankreichzu
fliegen(einewunderbare
Vorstellung,obwohlmir
ItalienoderSpanienlieber
wären),abermeinPositzt
auchineinemVWSharan
gut,undichkannmichauch
imPauschalurlaub
amüsieren.Ichmussmit
einemMannnichtangeben
können,aberermussmir
gefallen,unddasistschwer
genug.Ichwilllachen
können–amliebstenmit
ihmzusammen,ersollkein
Dummkopfsein,ichwill
tollenSexhaben,genügend
Zärtlichkeitundmichnicht
langweilen.Ermussnettzu
denKindernsein,ermuss
michoptischansprechenund
mirguttun.Ichmussihn
leckerfinden.Ansichkein
wahnsinniganspruchsvolles
Profil.SolcheMännermuss
esdochgeben!
Aberwollensolche
Männermich?Waserwarten
die?SindFrauenheute
immernochTrophäen,die
hauptsächlichdafürsorgen
sollen,dassandereMänner
beeindrucktsind?Schöne
Geschöpfe,diealsZierrat
dienen?Oderistdasnurin
ganzbestimmtenKreisenso?
WollennormaleMänner
nichtauchgenaudas,wasich
will?Esschönhaben.Sich
wohlfühlen.Sichaufdem
Sofaanjemanden
ankuscheln.Jemandengerne
anfassen.EinGlasRotwein
zusammentrinken.
WollenMännerpartout
jungeFrauen?Oderistdas
einKlischee?Wennihre
EhenindieBrüchegehen,
suchensichMännerhäufig
jüngereFrauenals
Folgepartnerinnen.Sie
wollennichtwiedereine,die
sievollnörgeltundalles
besserweiß,diesagt:»Wo
zweischmutzen,müssen
auchzweiputzen!«Eine,die
RechteeinklagtundPflichten
verteilt.SiewolleneineFrau,
diesagt:»Wow,Norbert,was
duallesweißt!Erklärmirdas
dochmal?«Eine,dienicht
nachfragt,obseineIdeenfür
dieReorganisationder
Abteilungwirklichsobrillant
sind,wieerbehauptet,und
dieFreudentränenweint
wegeneineskleinenLouis
VuittonTäschchens,selbst
wenneseinFakeist.Denn
dasmussschondrinsein,für
alldieBewunderung.Jüngere
Frauensehendasvermutlich
vielpragmatischer:
Lobhudeleigegen
Versorgung.Natürlichsind
sieimZweifelsfallauch
knackigerundkörperlich
besserinForm,aberich
glaubenicht,dassdasder
eigentlicheGrundist,warum
MännerjüngereFrauen
habenwollen.Esisteine
angenehmeBeigabe.Denn
eigentlichgehtesihnen
darum,sichselbstnochmal
jung,wichtigundbedeutend
zufühlen.
ObichmitRaketelachen
kann?TollenSexhabe?Ob
ermirguttut?Willichmit
ihmaufdemSofakuscheln
undeinGlasRotwein
trinken?Ichhabekeine
Ahnung.Ichhabeineiner
Gefühlsmischungvon
ÜberschwangundAlkohol
mitihmgeknutscht.Daswar
schön.Eswarunüberlegt,
aufregend,spontan–aus
einerLauneheraus,aber
schön.Vorallemhatesmir
gefallen,dassmichjemand
offensichtlichbegehrt,mich
sovollerLeidenschaftküsst.
Eshattegarnichtunbedingt
sehrvielmitihmalsPerson
zutun.Ehermitmir.Zuihm
kannichgarnichtvielsagen.
Ichweiß,dasserbeiFrauen
ankommt.Ichbinmirsicher,
dassmanchemirdieseKüsse
neiden.Ichweiß,dassmir
dasegalseinsollte,aberes
gefälltmir.Ichweißauch,
dassereigentlichnicht
hundertprozentiginmein
Beuteschemapasst.Erist
einenTickzugeleckt.Zu
schnöselig.AberseinStatus
alsObjektderBegierde,als
»guterFang«,machtdas
wett.AlleinderGedanke,
dassichihnpräsentieren
kann.Erhatwasvoneinem
Trophäen-Mann.Ermacht
washer.Obdauerhaft,dasist
eineandereFrage.Abergeht
esbeimirum
Dauerhaftigkeit?Zieheich
dafürsojemandenwie
Raketeüberhauptin
Betracht?Oderweißich
insgeheimlängst,dasser,
wennüberhaupt,nurfürein
Abenteuertaugt?Auf
meinemSofakannichmir
ihnjedenfallsirgendwienur
schwervorstellen.
VorderTrennungwarichnie
beiSiegmarundKati
eingeladen.Wirkanntenuns,
habenunsaufderStraßenett
hallogesagt,aberFreunde
warenwirnicht.Katiisteine
Freundinmeinerdirekten
NachbarinAnita,undbeider
habenwirunsabundan
gesehen.Aufeinerder
berüchtigtenFrühstücksBrunch-Veranstaltungenvon
AnitahatKatimalfür
einigenWirbelgesorgt,als
sieausgeplauderthat,dass
sieundSiegmareineoffene
Beziehungführenundbeide
regelmäßigzumBrazilian
Waxinggehen.Anders
ausgedrückt:Siesindsexuell
flexibel,vögelnquerbeet,
unduntenrumtragensie
nichts.Wederernochsie.
BeidererstenBegegnungmit
Siegmarnachdieser
Offenbarung,ander
KäsethekeimSupermarkt,
binichauchwirklichknallrot
angelaufen.Ichkonntemich
nurschweraufGoudaundCo
konzentrieren.Zuwissen,
dasserintimrasiertist,hat
micherschüttert.Wiesotut
einerwachsenerMannso
etwas?Einerseitsfragtman
sichdas,andererseits–was
sagtdasletztlichübereinen
Menschenaus?Nichts,außer
dassersichinSachen
Schamhaarnachdem
aktuellenTrendrichtet.Bei
MännernsollderGrundauch
oftdersein,dassderPenis
ohneWildwuchsrundum
größerwirkt.Bitteschön–
jeder,wieermag.Ichhoffe,
dassRaketenichtim
Siegmar-Lookdasteht,wenn
dieUnterhosefällt.Abergut,
aufdieFunktionhatdasHaar
jakeinenEinfluss.
ZurückzuKatiund
Siegmar.Siesindeinfach
nettzumir,unddasgefällt
mirselbstverständlich.Jeder
Menschwirdgernenett
behandelt.Siesindandersals
ich,aberdaskannjaauch
interessantsein.Siefinden
außerdem,ichhättemichzu
meinemVorteilentwickelt,
seitChristophausgezogen
ist.Ichwürdemichmehr
trauen.DashatKatizumir
gesagt,justandemTag,an
demichmeinenneuen
tiefdunkellilaNagellack
ausprobierthabe.Obdas
schoneinZeichenvonSichwas-Trauenist?Egal.Eswar
aufjedenFallschön,mal
eineArtLobzubekommen.
HeuteAbendwirdbeiden
beidengegrillt.Grillenistim
Sommerinder
Reihenhaussiedlungfast
schonPflichtprogramm.Da
wirdderKugelgrilloderder
Gasgrill(jenachIdeologie
desmännlichen
Hausbewohners!)im
Gärtchenaufgebaut,undder
Würstchenduftziehtüberdie
kleinenBuchsbäumchen.
BeimThemaGrillenfällt
mirsofortmeinCrocsFußpflegerein.Derhatte
irgendwiewas.Irgendwas
Sexy-Animalisches.Naja,
aberebennurirgendwas,und
dasauchnureinbisschen.
Wennichanihndenke,sehe
ichvormeinemgeistigen
AugesofortBilder,wieer
mitderHornhautraspelinder
HandraueFersenbearbeitet.
Nichtsehrverlockend.
Ichmachemirgedanklich
eineListevondem,wasich
heutealleserledigenmuss.
HeuteVormittagmussichin
dieAgentur.Danneinkaufen,
SalatfürheuteAbend
machen,GesprächmitMark
undChristophführenund
natürlichKofferpacken.Ach
ja,undnocheinpaarklare
WortemitmeinerTochter
sprechen.Manchmallähmt
michalleinschonder
Gedankeandas,wasallesauf
meinerTo-do-Listesteht.
KurzbevorichdasHausin
RichtungBüroverlasse,ruft
meineMutteran.Mist,die
hätteeigentlichauchauf
meineTo-do-Listegehört.
»Wenndudichschonnicht
meldest,Andrea,dannrufe
ebenichan.Wiegehtes
dir?«,fragtsiemiteiner
Stimme,dieklingt,alshätte
icheineschwereunheilbare
Krankheit.
»Gut,ichhätteheuteauch
angerufen«,antworteichund
beschließe,mich,egalwas
siesagt,nichtaufzuregen.
»IchmussinsBüro.Gibt’s
wasWichtiges,oderkönnen
wirspätertelefonieren?«,
frageichschnell.
»Ichhabegehört,
Christophistmitdiesem
jungenDinginParis!Weißt
dudavon?Wasgedenkstdu
denninderSachezutun?«
»IchweißBescheid,
Mama«,antworteich,»und
ichkanndawohlnichtstun.
SollichsieausFrankreich
ausweisenlassen?Mitder
UN-Eingreiftruppeabholen
lassen?«
»Ironieisthiervölligfehl
amPlatze,Andrea.So
langsammusstdudir
wirklichSorgenmachen.Das
nimmtFormenan,dienicht
mehrzukorrigierensind.
Wenndujetztnichtalles
gibst,isterdefinitiv
verloren!«Sieseufzt.
Ichregemichnichtauf,
ichregemichnichtauf,ich
regemichnichtauf.Dochich
regemichauf!»Mama,was
sollichdeinerMeinungnach
tun?Sieumbringen,ihn
entführen?Ihnanmich
ketten?Erhatdas
entschieden,ichhabeden
beidenkeinTicketgekauft!«
AufdieseArgumentegeht
meineMutterüberhaupt
nichtein:»Andrea,im
übertragenenSinnhastdu
ihnendurchausdieTickets
gekauft.UnddasNächsteist
danndieScheidung.Erwird
mitdieserFrauKinder
haben.Dieistjung,diewill
bestimmtwelche,unddu
weißt,wieschnellsowas
passiert.Zack,istdie
schwangerunddukannst
sehen,wiedudich
durchschlägst–auch
finanziell.Nochhastdudie
Chance,dieSache
hinzubiegen,abersolangsam
wirdeseng.DeineSchwester
machtsichauchSorgen.«
»UndmeinArbeitgeber
auch,wennichnichtbald
auftauche!«,beendeichdiese
unerquicklicheDiskussion,
diejaeigentlichkeineist.Es
ist,wiemeist,nureine
AnhäufungvonVorwürfen.
»WennduamSonntag
zumKaffeekommst,können
wirinRuhedrüberredenund
eineStrategieentwickeln.
DeineGeschwisterkommen
auch!«,lädtmichmeine
Mutterein.
Einüberausverlockender
Gedanke!Uah!
»IchbinamWochenende
nichtda.IchfahrmitSabine
zumWellness-Wochenende!
Ihrmüsstalsoalleine
Strategienentwickeln–das
könntihrjaehbesserohne
mich!«Ichbinichnundoch
einwenigbeleidigt.
»Tja,obdasindeiner
Situationdierichtige
Maßnahmeist,insWellnessWochenendezufahren,wage
ichzubezweifeln.Davon
kommterbestimmtnicht
wieder!Abertu,wasdunicht
lassenkannst,dubistjaalt
genug«,istsienunauch
beleidigt.
Daskönnenwirzwei
wirklichgut,unsgegenseitig
verärgern.Esgibtkaum
jemanden,dermichsoauf
diePalmebringenkannwie
meineMutter.Ichliebesie,
aberichkannsienurin
kleinen,homöopathischen
Dosenertragen.
»Siemeintesdochnur
gut!«,hatChristophfrüher
immerParteifürmeine
Mutterergriffen.Meintsiees
tatsächlichnurgut,oderwill
sieeinfachnur,dassdieWelt
undihrUmfeldso
funktionieren,wieesihrgut
passt?Denktsiewirklich
darübernach,wasfürmich,
ihreTochter,gutwäre,oder
gehtesnichtdocheherum
das,wasihrgutgefallen
würde?Binichgenauso,
wennesummeineKinder
geht?Willichfürsienicht
auchdas,wasichfürrichtig
halte?GeradebeiClaudia.
Ichwill,dasssiezielstrebig
ist,dasssieeintolles
Studiumabsolviertundnicht,
dasssieihremGustav
JohannesaufBiegenund
Brechenzugefallenversucht.
Ichwill,dasssiestark,
selbständigundunabhängig
wird.Siehingegenwill
momentannureins:rundum
dieUhrmitihremLiebsten
zusammensein.Istdasso
sträflich?Sollteichmich
nichtfürsiefreuen?Trifft
das,wasichmeinerMutter
vorwerfe,nichteinszueins
auchfürmichzu?Störtes
michsodermaßenanihr,
weilichganzgenausobin?
Willauchich,dassmein
persönlichesUmfeldsolebt,
wieesmeinerVorstellung
entspricht?Fehltesmir,
genauwiemeinerMutter,an
Toleranz?Naja,immerhin
stelleichmirdieseFragen–
ichkannmirkaum
vorstellen,dassmeineMutter
dastut.
ImBürokannichmeine
Klappemalwiedernicht
halten.Icherzähle–mitvor
Stolzleichtgeschwellter
Brust–ganzbeiläufigvon
meinerEinladungnach
Venedig.(Eswirdschon
nichtWarschausein!)Dabei
versucheich,mirmeine
Ekstasenichtanmerkenzu
lassen,undtuefastso,als
würdeichständigzu
romantischenWochenenden
eingeladen.SilkeundGesa
sindplatt.
»Echt,dufährstmit
RaketenachVenedig?Also,
dasistjaunglaublich!Der
mussjawirklichvollauf
dichabfahren.Washastdu
dennmitdemgemacht?«;
willSilkewissen.
Geradeso,alshätteich
eineganzbesondere
Kusstechnikoderirgendeinen
Trick,derMännerzum
Erliegenbringt.Schönwär’s.
AlleindieBlickevonGesa
undSilkesindeinigeswert.
Esistalbern,aberdurch
dieEinladungvonRakete
habeichbeimeinen
Kolleginnenenorman
Achtunggewonnen.Das
InteresseeinesManneskann
deneigenenMarktwert,wie
ichhiermerke,ganz
offensichtlichsteigern–das
istärgerlich,fühltsichaber
trotzdemirgendwiegutan.
Ichlasse,auchversuchsweise
beiläufig,nocheinfließen,
dasswirBusinessClass
fliegenundineinemirre
schickenHotelübernachten
werden.Ja,dasistplumpe
undplatteAngeberei.Dasist
eigentlichrichtigwürdelos,
unddavonabgesehen,habe
ichkeineAhnung,obwirin
einemschickenHotel
wohnenwerden.Dasistalso
nichtnurAngeberei,sondern
womöglichauchnoch
gelogen.Machtnichts,denke
ich,erwirdschonnichtim
letztenSchuppenmitmir
absteigen,unddiebeiden
sindjaauchnichtdabei,um
meineAussagezu
überprüfen.
»Ichmühemichbei
Parshipab,steheabendsin
Clubsrum,unddugehst
einmalausundschnappstdir
gleichauchnocheinenvon
denechtangesagtenTypen.
Dumusstmirverraten,wie
dudasmachst!«,bettelt
Gesa,undmankannförmlich
sehen,wasihrdurchden
Kopfgeht:Wiekanndasnur
sein?Dieistälterundjaauch
nichtsohübsch!
»Also,dashätteichnicht
fürmöglichgehalten!Du
musstunshaarkleinBericht
erstatten.Schlaftihrim
Doppelzimmer?«,wirdsie
vonSilkeunterbrochen.
»Dassehenwirnoch«,
kichereichundbinselbst
unsicher.Bisherwarich
davonausgegangen.
Natürlichhätteesnochmehr
Charme,wennerzwei
Zimmergebuchthätte.Das
würdedemAusflugeine
andereNotegeben.Aber,mal
ehrlich,warumsollteermich
dannmitnehmen?Ichbin
keineausgewieseneItalienoderVenedigexpertin,und
dassermichals
Gesprächspartnerinso
amüsantfindet,dassermich
direktaufeinen
Wochenendtripeinlädt,wage
ichzubezweifeln.Sehrviel
gesprochenhabenwir,
jedenfallsinmeiner
Erinnerung,nicht.Eskann
eigentlichnurumSexgehen.
Natürlichwillmanlieberals
großesGanzesbegehrt
werden–Geist,Körperund
Charakter–alsGesamtpaket
eben,aberwasnichtist,kann
janochwerden.Wenner
micherstkennenlernt,wird
erschonmerken,wasichfür
einetolleFraubin.
DieFrageistnur:Binich
tatsächlicheinetolleFrau?
Gibt’sdadraußennichtjede
Mengebessere?Optischmit
Sicherheit.Ichbinals
SchulnoteeineDrei.Die
würdeichmirjedenfalls
selbstgeben.Dreiheißt:
Befriedigend.Alsoschon
ganzhübsch,abernicht
umwerfend.Ichgehörenicht
zudenFrauen,nachdenen
mansichaufderStraßemit
halboffenemMundumdreht.
Ichbinguterbisgehobener
Durchschnitt.MeineFigurist
inOrdnung,aberesisteben
dieFigureinerFrau,diezwei
KinderundandereHobbys
hatalsPilates,Marathon,
YogaundFitnessstudio.Mit
etwasmehrAufwandkönnte
meinKörpersichereinwenig
strafferundknackigersein.
NurwürdederAufwandim
VerhältniszumErgebnis
stehen?Ichdenkeehernicht.
AlleinschonderGedankean
einMehranAufwandmacht
michsehrmüde.
MeineOberschenkelsind
etwaszukräftig,mein
Hinternauch.Ausmeinem
Hinternkönntemanzwei
kleineniedlichePopos
machen.Obenrumistalles
ganzinOrdnung.Meine
Brüstemagich.Auchwenn
sienichtmehrganzanOrt
undStellesind.MeineHaare
sindzudünn,meinKinnist
einwenigzuspitz,derRest
geht.MeinIQentspricht
auchinetwaeinerDrei.Ich
habebisherkeineAnzeichen
vonHochbegabungbeimir
entdeckenkönnen,binaber
dennochkeinestrunzdumme
Tussi.Dasistallessoweitin
Ordnung.Tollistaber
sicherlichanders.
»Dumusstdichselbst
lieben,damitanderedich
liebenkönnen!«,sagtmeine
FreundinHeikegerne.
Liebeichmichselbst?Ist
dasnichteinwenig
narzisstisch?Einedochsehr
spirituelleWeisheit?Ich
findemichokay.Ja,ichbin
zufrieden.Eshätte
schlimmerkommenkönnen.
Aberwennichmichselbst,
quasivonaußen,betrachte,
seheichdurchausDefizite.
ZurBegeisterungfürmich
selbstneigeichnicht.Ich
halteeinengewissen
RealismusinderHinsicht
auchfürbesser.
Heike,mitderich
zwischendurchschnellmal
telefoniere,hältmeinen
kleinenWochenendtrip
übrigensfürkeinebesonders
guteIdee.
»Dukennstdochdie
Männer,Andrea!Wiesodie
Kuhkaufen,wennmandie
Milchumsonsthabenkann!«
AndemSpruchist
sicherlichwasdran–
einerseits.Aber
andererseits…Ichhabemal
gelesen:»WozudasSchwein
heimbringen,wennmannur
einbisschenvonderWurst
will!«Genaudasistes
eigentlich,unddasantworte
ichHeikeauch.
»Sokennichdichgar
nicht!«,tutsieentsetzt,muss
dannaberdochlachen.
»Wenndassoist,dannviel
SpaßinVenedig,Warschau
oderwoauchimmer.Die
Stadtspieltjabeideinem
Vorhabenkeinegroße
Rolle.«
SilkeundGesasindden
gesamtenVormittagimBüro
komplettaufgeregt,gerade
so,alswürdensieinsheiße
Wochenendestarten.Beiall
derFragereigebeichmich
zurückhaltendundauchein
bisschengeheimnisvoll.
»HaltunsaufjedenFall
aufdemLaufenden!«,
verabschiedendiebeiden
sichundwünschenmir
kicherndganzvielSpaß.
Totgearbeitethabenwir
unsheutejedenfallsnicht.
AlsichnachHausekomme,
hatRudischongekocht.Er
kümmertsichwirklichhäufig
umsEssen,seitdemerden
Kochkursbesuchthat.
»Ach,Andrea,desismer
allesimmernochsoirre
peinlisch!«,stöhnter,alser
michsieht.
»Ichhabeesschonfast
vergessen,Rudi.Erinner
micheinfachnichtmehr
dran!«,antworteichund
musssofortandenrosa
PuschelaufIrenesPo
denken.
RudihatRisottogemacht.
MitgrünemSpargelund
Champignons.Essolltensehr
vielmehrMännerin
Kochkursegehen.Mansollte
Kochkursezum
Männerpflichtprogramm
machen.
WährendRudiseinRisotto
umrührt,»Mermussviel
rührn.DesisdesGeheimnis
vonemguteRisotto!«,
erzähltermirNeuesaus
seinemLiebesleben:»Mit
derIreneunmirisesgrad
schwierisch.Irschendwie
strengtdiemischmehran,
alssemirguttut.Ischwill
kaanStress,undmaehrlisch,
achwenndenetdranerinnert
wernwillst,desmitdene
Handschelleunso,deswar
netmeiIdee.Ischhab’sgern
ganznormal.Ischbrauchda
keiArtistikunsowas.«
»AberdumagstdieIrene
doch«,versucheichdie
Handschellenausseinem
Kopfzubekommen.
»Ja,ischmagseganzgern,
abäischhab’saachgern
geruhsamundwillnetalsso
enHeckmeck.Unmermacht
desirschendwieStress,wenn
aanedauerndwaswill!«,
erklärtermirseine
Gefühlslage.
Dasklingtnichtgutund
hörtsichnachTypisch-Mann
an.Spaß–ja,esnetthaben–
ja,aberanstrengendsolles
bittenichtsein.Sobald
FrauenAnsprüchestellen,
wirdesdenmeistenMännern
zuviel.Daistselbstmein
RudikeineAusnahme.
Schade.
»Aberesistnunmalsoin
einerBeziehung–jederhat
seineWünscheund
Bedürfnisse«,gebeich
therapeutischenRat.
»Beziehung!Ei,ischhab
niegesagt,dessischne
Beziehungwill.Mermache
Sachezusamme,abämersin
janetverheiratet.Deswar
ischschonma,undeswerde
ischsichernetwiedätun.
Ischhättdesallgerneherso
unverbindlischer«,istseine
prompteAntwort.
Unverbindlich,abergerne
mitSex.Schonwieder
typischMann.Ichglaube
nicht,dassseineIrenesich
damitzufriedengibt.
»UndwashältIrenevon
deinen
Unverbindlichkeitsabsichten?«
frageichnach.
»Sodirekthabischihrdes
nochnetgesacht!Mehrso
angedeutet«,gibterzu.Also
isterauchnochfeige.
»Dumusstschonehrlich
mitihrsein.Dashatsienicht
verdient!«,ermahneichihn.
»Deshatsichirschendwie
nochnetergeben«,wehrter
meineVorwürfeab.
»Dubistdochkein
Feigling.Oderhastduetwa
keineEierinderHose?«,
werdeichjetztdeutlicher.
»Duhastjarescht«,lenkt
erein.»Ischwerd’s
demnächstemalanspreche.
Siewillaach,dessischbei
ihreinzieh,unwerklisch,
Andrea,deswillischuff
kaanenFall.Ischbingern
hierbeieuch,deswirdmer
sonstaanfachzueng.Lebe
willischliebähiermit
euch.«
Rudi–ausziehen?Ich
schaueaufdasappetitliche
Risottounddenke:Nein.
Nein,dengebeichnichther.
WirsindeingutesTeam,
Rudiundich.
»Ausziehenwürdeauch
einbisschenweitgehen«,
wechsleichjetzt,auspurem
EigennutzdieSeite.Tutmir
leid,Irene,denkeich,aber
beiallerweiblichen
Solidarität,dasRisottowird
weiterhinhieraufmeinem
Tischstehen.
»Ichlassedichaufkeinen
Fallausziehen!Soweitmuss
esjanichtgehen.Mankann
jaaucheineBeziehunghaben
undtrotzdemgetrennt
wohnen!«,unterstützeich
meinenSchwiegervater.
»Merwernessehen!«,
knurrterunderklärtdas
Risottofürfertig.
Kaumstehtesaufdem
Tisch,sindauchschondie
Kinderda.Fastalshättensie
vorderTürgelauertundnur
daraufgewartet,dasses
Essengibt.
Claudiaistmalwieder
schlechtgelaunt.
»Wasistdennlos,mein
Schatz?«,bemüheichmich,
obwohlesansichkeinen
Grundfürausufernde
Freundlichkeitgibt.Aberder
Gedankeanmeinen
wahnwitzigenAusflugund
dieErinnerungandie
GesichtervonGesaundSilke
heuteMorgenmachenmir
unverhältnismäßiggute
Laune.
»Bingenervt«,antwortet
sieundschlingtdasRisotto
insichrein.
»Wovondenn?«,versuche
ich,soetwaswieeine
Konversationentstehenzu
lassen.»VonderSchule?«
»Daseh«,antwortetsie,
»aberauchvonGustav
Johannes.«
Oh,dassindjaganzneue
Töne.Ichbinkurzdavor,
michzufreuen,darfmirdas
abernatürlichaufkeinenFall
anmerkenlassen.Zeigeich
jetztBegeisterung,wirdsie
ihnsofortverteidigen.Also
mussichesgenauumgekehrt
machen.
»Na,soschlimmkannes
dochnichtsein«,heuchleich.
»Ihrverstehteuchdochsonst
sogut!«
»DergehtzumStudium
nachEngland«,schimpft
meineTochter,»undderhat
dasmitseinenElterngeplant
undangeleiert,ohnemitmir
zureden.Wasdenktder?
Dassichmitgehe,oderwas?«
Genaudasistes,wasder
denkt,denkeich.Oderer
denkt,dassereinfachmacht,
waserwill,undentwedersie
kommtmit,odersielässtes
bleiben.Aberalldassageich
selbstverständlichnicht.
Rudiantwortetfürmich:
»Desisegoistischvondem
Bub.Desmachtmernet!«
ZumThemaEgoismus
sollteersichnachunserem
kurzenGesprächvorhin
eigentlicheherbedeckt
halten–aberbitte.Das
eigeneVerhaltenzu
beurteilenistjaimmernoch
maleineandereSache.Mit
sichselbstistmandanndoch
häufigetwasnachsichtiger
alsmitanderen.
»Danke,Opa«,murmelt
ClaudiaundMarkgrinst.
»Jaglaubstduvielleicht,
derwillausgerechnetdich
direktnachderSchule
heiraten,oderwas?So
bescheuertkannjakeiner
sein«,gibtMarkdannauch
nocheinenKommentarab.
EinmalÖlinsFeuerbitte!
»Dubisteinfachnur
sackblödundhastkeine
Ahnung!Duwirstnieeine
finden«,kontertseine
Schwester.Geschwisterliebe
istetwassehrSpezielles.
»Naja,ichmeine,erhätte
darüberschonmalmitdir
sprechenmüssen.Nettistdas
nicht!«,unterstützeich
meineTochter.
»Derwirdsich
umgucken!«,schimpftsie
los.»Sollerdochnach
Englandundmitdenblassen,
fettenEngländerinnen
abhängen.«Claudiaist
richtigsauer.
»Na,vielleichtstehtdas
allesnochgarnichtfest,und
erüberlegtsichdasnoch
mal«,ändereichmeine
Taktik.
»DieUniistausgesucht,
underistangemeldet–so
einscheißteurerLaden
natürlich,istjaklar,passtja.
Daistnichtsmehrmit
Überlegen.«Ganzneue
kritischeTöne.Wie
wunderbar!
»Tja«,ergreifeichnoch
malsehrberechnendPartei
fürdieAdelssippe,»natürlich
wollendievonHessgesdas
BestefürihrenSohn!«
»So,dasistalsodasBeste:
Hauptsacheweitwegvon
mir,oderwas?«,schnaubt
meineTochter.
»Someineichdas
natürlichnicht.Aberdie
wollenhalteineTopAusbildungfürihrenSohn,
wiealleEltern,undsie
könnensichdasauchnoch
leisten!«,bohreichnochein
bisscheninderoffenen
Wunde.
»Demwerdeicheszeigen.
Wasderkann,kannichschon
lange!«,wütetmeine
Tochter.
Heißtdasetwa,auchsie
möchteinEnglandstudieren?
Ichspüresofort,wiemeine
extremeVerarmungsphobie
meinenPulsbeschleunigt.
EnglischeInternatekosten
ungefähr25000Europro
Semester.Netto!Davon
lebenandereFamilienein
ganzesJahrlang.Undein
StudiumaneinerPrivatuni
wirdkaumbilligersein.Dazu
nochdieMietkosten,
TaschengeldundFlüge–eine
Horrorvorstellung.
»Duwillstdochnichtetwa
auchnachEngland?«,frage
ichvorsichtigbeimeiner
Tochternach.
»Ha,ichrenndemdoch
nichthinterher.Aufkeinen
Fall!Daistdochehnoch
beschisseneresWetterals
hier.Derkannmichmal!«,
wettertsieweiter.Wie
schnellsichdieLageändern
kann–ebennochMisterund
MissUnzertrennlich,und
jetztdas.
»Wenndernicht
angekrochenkommt,war’s
das.Ichsitzdochnichthier
rum,schimmlevormichhin
undwarte,bisderne
englischeAdelstusse
anschleppt!«
Endlicherkenneichmeine
Tochterwieder.Wieschnell
mansoeine
Perlenkettenattitüdeablegen
kann,isterstaunlich.
Trotzdemgefälltmirmeine
Tochtersobesser.Irgendwie
istesaltersadäquater.Besser
einbisschenmotzigund
zornig,alssomegaangepasstundspießig.Ich
will,dasssieihrLebenindie
Handnimmtundnichteinem
anderenLeben,demvon
JohannesGustavvon
Hessges,hinterhertrottet.
ClaudiasHandyfiept.
WhatsAppmeldetsich.
WhatsAppgehörtzum
Jugend-Handy-StandardEquipment.EineAppfürs
Handy,mitdermanSMSund
Fotosverschickenkann–per
Internet.Unddabeikannman
sehen,obderandereonline
istundobdieNachricht
angekommenist.Dann
erscheinenvorder
versendetenNachrichtzwei
kleineHäkchen.Dasklingt
sehr,sehrpraktischundistes
auch,führtaberschnellzu
einergewissenManie.Man
sieht,daistjemandonline,
undmanfragtsichsofort,
warumeinemderTrottel
dannnichtebenmaleine
Nachrichtschickt.Außerdem
kannjaauchderGegenpart
sehen,dassmanonlineist,
undimZweifelsfallfragtder
sich,wasmandaeigentlich
stundenlanggucktund
beobachtet.
»Und?«,frageich
neugierig.
Dieebennochso
gesprächigeClaudia
nuschelt:»Istfürmich!«,und
unserGesprächistbeendet.
Naklaristesfürsie,sonst
wäredieNachrichtwohl
kaumaufihremHandy
gelandet.IdiotischeAntwort.
Aberichweiß,wann
nachfragensichnichtmehr
lohnt,undhaltedenMund.
»Herzscher,desklärtsich
alles,derwirdsichschon
nochbesinne!«,mischtsich
nunderBeziehungsexperte
Rudiein.
Claudiaschütteltnurleicht
denKopf.Markhatinder
Zwischenzeitzweiriesige
TellerRisottogemampft.Es
scheint,erhatseineÜbelkeit
überwunden.Ersiehtkein
bisschenkrankaus.
»Ichbinjaabmorgen
weg«,wechseleichjetztdas
Thema,weilmireinfällt,
dassClaudiaesnochgar
nichtweiß.»Ichfahremit
SabinezumWellness!«
KeineReaktion.Es
interessiertsienichtdie
Bohne.Ichhätteauch»zum
Walfang«oder»auf
Südseeexpedition«sagen
können.Völligwurscht.Kein
Wohin-fahrt-ihr-dennGenau?,keinWann-kommstdu-Wieder?,keinWasmacht-ihr-Da?,odergarein
Viel-Spaß-Mama!Nichts.
Jugendlicheagierenoftgrob
unhöflich,selbstdieeigenen
Kinder.Siehabeninihrer
WeltgenugumdieOhren
undfindendas,wasEltern
machen,persezumeistnicht
wahnsinnigspannend.Das
dürfemannichtpersönlich
nehmen,liestmanimmer
wiederinschlauenBüchern,
aberärgerlichistestrotz
allem.
»UndnächsteWoche
werdenwirzumMond
fliegen,Sabineundich!«,
redeichbetontmunter
weiter.Undtatsächlich–
meineKinderlebennoch,
undihrGehörfunktioniert.
»Hä?«,fragtmeinSohn.
»Irrewitzig«,sagtmeine
Tochter.
»Papawirdsichumeuch
kümmern,undOpaistam
Sonntagda«,kläreichdie
Logistik.
»Okay!«,sagtMarknur.
Wahrscheinlichfreuensich
meineKindersogar.Vater
undGroßvaterlassendie
beideneherinRuhealsich.
Siedrängenkeine
ungewolltenGesprächeauf,
jederdarffröhlichvorsich
hinwurschteln,sowieer
ebenmag.
»Achja,Mark,umfünf
kommtPapazumGespräch.
Icherwarte,dassdudannda
bist!«
»Undvorhernix
rauchen!«,bemerktmeine
Tochternoch.
»Lassdas,Claudia.Dasist
dochQuatsch!«,ermahneich
sie.
Sielachtnurtrocken,und
ihrBruderlangtüberden
Tisch,umseinerSchwester
einezuverpassen.Leider
erwischter,weilsiesich
rechtzeitigzurSeite
wegduckt,nichtsie,sondern
ihrenTeller,dermitden
RisottorestenaufdenBoden
knallt.Prima,einherrlicher
Ausklang.
»Dasmachstduweg!«,
zischeichmeinenSohnan.
»Undduhörauf,deinen
Bruderzuprovozieren«,
herrscheichgleichauchnoch
meineTochteran.»Hilfihm
lieber!«,schiebeichnoch
hinterher.Ichsteheaufund
binzornig.Wasistjetztnur
wiederschiefgelaufen?Der
AnfangdesMittagessenswar
dochvielversprechend.Eine
falscheFrageundsofortist
Schlussmitlustig,Schluss
mitvertrautundgemeinsam.
Rudigreiftein:»Ichmach
desmitdenKinnern.Gehdu
ruhisch.Duhastsicherzu
tun«,bringtermichausder
Schusslinie.
Rudiistein
Familienstabilisator.Erwirft
sichoftzwischendieFronten
undversucht,Verständnisfür
beideSeitenaufzubringen.
RudisAnwesenheittutuns
allengut.Erhatetwas
grundlegendVersöhnliches,
undmitseinerliebevollen
Artisterunser
Familienbaldriangeworden.
Schondeshalbwerdeichihn
nichtanIreneabgeben.
BevorChristophzumKiffGesprächkommt,habeich
nochgenugZeit,umzu
packenundmichmeinem
Körperzuwidmen.Erst
packen,dannPflege,
entscheideich.
GroßerKofferoder
Trolley?Dasistdieerste
Frage,diesichaberschnell
klärt,dennderTrolleyist
nichtda.Wahrscheinlich
geradeinParis.Wiedreist!
AlsoschickeichChristoph
direkteineSMS,dassichden
Trolleybrauche.Bringden
TrolleyheuteNachmittag
mit!,schreibeichnur.Zuviel
Nettigkeithatdernicht
verdient.Schonnachzehn
Minutenbekommeicheine
Antwort:DerTrolleygehört
mir!WirhabendasReiseset
damalsgemeinsamgekauft:
Koffer,Trolleyund
Reisetasche–allespassend.
Jetztfängtderalsosoan.Ich
könnteausrasten.Dann
nehmeichebendenKoffer.
Auchgut.
AberdasmitdemDergehört-mirwerdeichmir
merken.Jetztgehtesschon
umsolcheDinge.Geldwar
bishernieeingroßesThema
zwischenuns.Dasscheint
sichgeradezuändern.Wie
dumir,soichdir!Undschon
hackeichdienächsteSMSin
dieTasten:ImKellerstehen
mindestensnochsechs
KartonsmitDingen,dieauch
Dirgehören,diekannstDu
heutemitnehmen!Kannstja
DeinenTrolleyfürden
Transportbenutzen!Sofort
fühleichmichbesser.Die
Zeiten,indenenichmiralles
habbietenlassen,sind
vorbei.Beiihmanscheinend
auch,denneskommtprompt
dieAntwort-SMS:Sagmal,
geht’snoch,wasistdennmit
Dirlos?DasistmeinHaus,
unddalasseichstehen,was
immerichwill!
SeinHaus!!!Wiegnädig,
dassichmitseinenKindern
inseinemHauswohnendarf!
Bisherdachteich,eswäre
unserHaus.Immerhintrage
ichjaauchzum
Familieneinkommenbei.
Undaußerdem–werhatihm
dennseineKarriere
ermöglicht?SeineKarriere
unddazuKinder?Werhat
hierdenganzenScheiß
gemacht?Gewaschen,
gekocht,dieKinder
aufgezogen?Undjetztheißt
es:meinHaus!MeinImpuls
istes,aufzustehen,ein
Täschchenzupacken
(irgendeinswirderja
dagelassenhaben)und
einfachzugehen.Soller
dochinseinHausziehenund
seineKindergroßziehen!Ich
beschließe,nichtzu
antworten.Dersollhiernur
heuteaufkreuzen!Derwird
sichumgucken,derMister
Mein-Haus!Derkannsich
seinenTrolleysonstwohin
stecken!Wennicheinskann,
dannrichtigbeleidigtsein!
Dassollteereigentlich
wissen,derIdiot!Undwenn
eresvergessenhat,wirder
sicherinnern,spätestens
heuteNachmittag.Ichfühle
michdirektbesser.
Wennderwüsste,wasich
morgenmache!Waswäre
dann?Wäreersauer?
Eifersüchtigodervielleicht
sogarehereinbisschenfroh,
dassdieabgelegteGattinsich
auchamüsiertunderdann
mitseinerkleinenheißen,
jungenMiezikeinschlechtes
Gewissenhabenmuss?
Ichwerdejetztnochindie
Stadtfahrenundmireinen
Trolleykaufen,einen
schönengroßenTrolley.Ich
habekeineLustfüreinen
Kurztripmiteinemriesigen
Kofferaufzulaufen.Indrei
StundenkommtChristoph,
aberzurNotwartetereben
einbisschenaufmich.Ich
habeinmeinemLebenschon
verdammtvielZeitdamit
verbracht,aufihnzuwarten.
IchwerdeaufjedenFallzu
spätkommen,beschließeich.
ZwanzigMinutenoderso.Er
kannsichjasolangemalmit
seinemVaterbeschäftigen.
Umdenkümmertersichso
gutwieüberhauptnicht.
Wiesoauch?Erhatjamich,
dieallesregelt.Kinder,Haus,
Gartenunddazunochden
Vater.DakannderGnädigste
sichjaruhigmalso
rauspicken,wasihmgerade
indenKrampasst.Sein
Haus!Ichkannmichkaum
beruhigen.Sobaldichnur
darandenke,brodeltesin
mir:»Dalasseichstehen,
wasimmerichwill!«Ja,
michhaterstehenlassenin
seinemHaus,zusammenmit
seinemaltenKrempel.Gut,
ingewisserWeisebinich
auchgenaudas:alter,
benutzterKrempel.
Wennichjetztsowiesoindie
Stadtfahre,kannichgleich
auchnochschnellneue
Unterwäschekaufenundzum
Waxinggehen.Rasierenist
jaimmersoeineSache.Mist,
dashätteichmalbesser
schonvoreinpaarTagen
erledigt.Nichtdassich
untenrumpickeligbin.Dann
lieberhaarig.
»Ichfahrenochmal
schnellindieStadt,muss
waserledigen«,sageichRudi
schnellBescheid.
»Ischbinhier,lassder
Zeit«,antworteter
freundlich.
»KommtIreneheute?«,
willichnochwissen.
»Ne,mermacheheutma
jederseins.KlaaneAuszeit!
IschgehjetztmitemHund.
Destutmeraachgut.Un
meinBubkommtjanachher,
dawillischgernhiersein«,
informiertermich.SeinBub!
»Ichkommeauchumdie
Zeitwieder–wirmüssenja
mitMarkreden.Alsobis
nachher«,verabschiedeich
michvonRudi.
EinenTrolleyzukaufenist
wesentlicheinfacherals
schöneUnterwäsche.
Genauer:Schöne
Unterwäschegibtes
massenweise,aberschöne
Unterwäsche,dieauchan
meinemKörperschön
aussieht,zufindenist
schwer.Ichsteheinder
Umkleideeinesgroßen
Kaufhauses,undeine
Fachkraftausder
Wäscheabteilungkümmert
sichummich.Siehat,beim
erstenBlickaufmeine
Brüste,entschieden,dassein
Push-upnichtschadenkann.
»IchwürdesagenB-bisC-
Körbchenundfünfundachtzig
Umfang«,schätztsie.
»Ichhattebisherachtzig«,
wehreichmich,»achtzigB!«
»DiemeistenFrauen
tragenvielzuknappe
Wäsche!«,bleibtsiestreng.
»Sieauch!Dasseheich
durchIhrT-Shirt.DieTräger
schneideneinundvorne
quilltes.«Wirklich
charmant.
»FürwelchenAnlasssoll
esdennsein?Sport,Alltag
oderfürbesondere
Momente?«,willsiedann
wissenundzwinkertmirzu.
»Also,amehesten
vielleichtbesonderer
Moment«,antworteich.
»Gut«,stelltsieungerührt
fest,»untenrumwürdeich
sagenzweiundvierzig.Ich
holdannmalwas!Farblich
irgendeineVorstellung?«
Ichwillsiewieder
korrigierenundihrsagen,
dassichvierzigtrage,lasse
esdannaber.Wennmirder
Slipgleichrunterrutscht,
wirdsieschonüberzeugt
sein.
»Also,schwarzodercreme
oderso«,sageichinBezug
aufdieFarbfrage.
»Schwarzodercremeoder
so,aha.Daslässtmirja
reichlichSpielraum.Sexy,
nehmeichmalan?«Ich
nicke.
NachwenigenMinuten
hängtsiemireineAuswahl
indieUmkleidekabine.
Zweimalrot(istdasschwarz
odercreme,oderbinichjetzt
farbenblind?)Zweimallila,
grasgrünundschwarz.
»Cremeistnichtsfür
besondereMomente,damuss
maninunseremAlterschon
einbisschenmehrGas
geben!«,lachtsie.»Cremeist
elegant,aberseitwannist
EleganzimSchlafzimmer
gefragt?«
InunseremAlter!Dieist
mindestensfünfzig.
Mindestens.Undichbin
definitivunterfünfzig.Das
sindWelten.Aberich
ignorieredenHinweisund
probieredasgrasgrüne
Ensemble,dasmirvonder
Formhergefällt.Eine
ordentlicheUnterhose,die
denNamenauchverdientund
einschönerBHmiteinem
HauchPush-up.DieHoseist
eng.Sieschneidetmirinden
Bauch,unddasimStehen.
WennichinderHosesitze,
wirdderAbdruck
wahrscheinlichnoch
wochenlangzusehensein.
»Darfichmal?«,fragtda
dieforscheVerkäuferin,und
eheichantwortenkann,hat
siedenVorhangschonzur
Seitegeschoben.Miteinem
knappen»Entschuldigung«
greiftsiemirandieBrüste
undschiebtsieeineEtage
höher.
»Siehtdochgleichganz
andersaus«,freutsiesich
underteiltmirAnweisungen:
»BeimAnlegendesBHs
müssensiesich
vornüberbeugenundsicherst
dann,wennSiedenBH
zuhaben,aufrichten.Kleiner
Trick.«
»DieHoseistzueng!«,
stelltsienochfest.»Ichhol
maldievierundvierzig!«Mit
diesenWortenziehtsieden
Vorhangwiederzu.
EinSlipin44.Dasist
unmöglich.Dasmusseine
italienischeFirmasein.Ich
hattenochnie44.Ichziehe
dengrasgrünen
Zwergschlüpferausund
guckenachderFirma.
Deutsch.Tatsächlich,esist
eine42erHose.Dasmussein
Irrtumsein.Eine
Fehlauszeichnung.Dergrüne
BHsiehteinbisschennach
Kermitaus,nachKermitauf
Mozzarella-Haut,aberer
machteinMordsdekolleté.
Immerhin.Ichkönntejanoch
mitSelbstbräunerarbeiten.
»HieristdieHosein
vierundvierzig.Diemüsste
reichen.«
DieLautstärke,mitdersie
dasgesagthat,dürfte
ausreichen.Ausreichen,um
diegesamteEtageüber
meineAusmaßezu
informieren.
»FindenSienicht,ichsehe
indemGrüneinwenigwie
Kermitaus?«,frageichbei
derVerkäuferinnach.
»Nein!Kermitwürdeauch
wohlkaumgrüneWäsche
tragen.Daswärejaso,als
würdenSiehautfarbene
anziehen«,lautetihrebizarre
Logik.
Tatsächlichpasstdie44er
Hose.Unangezogenschien
siewirklichsehrgroßzu
sein,übermeinenPogezogen
istesmitdiesemAnschein
vorbei.
»Dieschneidenklein,sehr
klein!«,versuchtdie
Verkäuferinmichzutrösten.
Esklappt.»BeiderFirma
tragenauchFrauenmiteiner
Sechsunddreißigoftmaleine
Achtunddreißig!«,legtsie
nocheinendrauf.
Dasistallerdingsein
völliganderesProblem.36
oder38–dasistPillepalle,
alsowirklichgarkein
Problem.42oder44–hier
liegtdieDemarkationslinie
zwischenDurchschnittund
Mops.Ichbraucheeine
Mopsgröße.Ichkönnte
natürlicheinfachdasSchild
rausschneiden.Ichwerdedas
Schildrausschneiden!Denn
auchdieUnterhosesiehtgut
aus.
»HabenSiedieKombi
auchnochineineretwas
dezenterenFarbe?«,wageich
eineweitereFrageandie
Unterwäschefachkraft.
»NurinPinkund
Neongelb!Unddasinddie
großenHosenalleschon
weg!«
RiesigePos,sowie
meiner,inNeongelb.Manche
trauensichwas.Dakannman
inUnterwäscheaufdie
Straßegehenundwird
garantiertnichtüberfahren.
IchbewunderedenMut,
einenMopsposoinSzenezu
setzen.AberimZweifelsfall
istesdierichtigeTaktik–
übersehenkannmanihneh
nicht,dannalsobetonen.
Liebe,wasduhast,undso
weiter…blabla.
»ZiehenSiemaldielilane
an.DasSchleifchenaufdem
Popoistsehrniedlich«,
fordertmichdieVerkäuferin
auf.Manmussesihrlassen,
siekümmertsich.Diesmal
passtdieHose.In42.Schon
deshalbwürdeichsieam
liebstensofortkaufen.
ObwohlichmeinenPound
meineHüftenals40erin
Erinnerunghatte.Michselbst
allerdingsauch!Proportional
zumAlterwächstalles,
immerhinsindmeineOhren
nochso,wiesiewaren.
AngeblichhabenältereLeute
größereOhren,vielleicht
schrumpftaberauchnurder
Kopf,unddieOhrensehen
deshalbgrößeraus.
DaslilaEnsembleist
hübsch.Ichhätteesniemals
selbstausgewählt,aberes
siehtamKörperschönaus.
VolleBrüste,trotzdemgut
verpackt,unddas
Schleifchenhatwas.Ich
guckeaufdieUhrund
erschrecke.IneinerStunde
wirdHerrHaus-undTrolleybesitzerbeiuns
eintrudeln.Ichentscheide,
sowohlGrünalsauchLilazu
kaufen.Obwohlichnichtin
einerschicken
Designerboutiquegeshoppt
habe,sinddiePreise
furchterregend.225Euro
zahleichfürdasbisschen
Stoff.Egal,ichwerdegut
aussehen,unddaswiederum
istgutfürmeinePsyche.Ich
kannjedeUnterstützung
brauchen,unddiebietetgute
WäschejainjederHinsicht.
Also,einenotwendigeund
sinnvolleAusgabe.Immerhin
kostetmichdieReiseja
nichts.Ichhabesomit,wenn
mandieGesamtkalkulation
betrachtet,immernoch
immensgespart.Aufdem
WegindieKofferabteilung
kommeichandenSchuhen
vorbei.HighHeels–die
hätteichjafastvergessen!
Ichschauemichschnellum,
undsofortspringenmirein
paarLackpumpsinsAuge.
Unglaublichhoch,aber
verdammtsexy–undsie
passen.Dienehmich!Dann
kaufeichauchnochschnell
einenTrolley.Zugroß,um
alsHandgepäck
durchzugehen,aberkleiner
alsmeinKoffer.Nochmal
240Euroweg.Solangsam
hätteichdenFlug
wahrscheinlichselbst
bezahlenkönnen,aberda
hätteichjadanntrotzdem
einenTrolleygebraucht,rede
ichmirdenPreisschön.Ich
kannjaauchnichtam
BusinessClassSchaltermit
einemtotalbilligen
Rollköfferchenauftauchen,
undsoeinTrolleyist
außerdemeineAnschaffung
fürsLeben.BeidieserArt
vonAnschaffungensollte
manalsokeinesfallssparen.
Wirklicheinsehrhochwertig
aussehenderTrolley,einganz
anderesKaliberalsdervon
Christoph.»Hochwertisch«
isteinBegriffausdem
Repertoiremeines
Schwiegervaters.
Ichkommegenau
20Minutenzuspätnach
Hause.MitmeinemTrolley
inderHandbetreteichdas
Haus.SeinHaus!
»Schön,dassduauch
vorbeischaust,Andrea«,
begrüßtmichmeinEx.»Ich
hatteeinkleines,
unvorhergesehenes
Trolleyproblemundmusste
nochmalindieStadt!«,
knurreichzurück.
»Prima«,sagternurund
deutetaufunserenTrolley.
»Habeichdirmitgebracht.
Naja,vielleichtkannstdu
denanderenzurückbringen.«
Oh,dahatersicherbarmt
undderarmenExfrauseinen
TrolleyzurVerfügung
gestellt.Wieenorm
großherzig!Ichdenkenicht
daran,meinenwunderbaren
chicenRollkoffer
zurückzugeben,umdann
jedesMal,wennicheinen
brauche,aufIhroGnaden
angewiesenzusein.
»Ichbinnichtgern
abhängigvondeinen
Launen«,antworteichruhig.
»NurrausmitderKohle,wir
habenesja!«,meckerter.
»Icharbeite,fallsdudas
vergessenhast,ichverdiene
Geld!«,platztesausmir
heraus.
»Wolltihrnochmitmir
reden?Oderlieber
weiterstreiten!Danngeheich
zuFrank!«,mischtsichjetzt
Markein.Denhatteichglatt
vergessen.
»Gehduhoch.Wirrufen
dich,wennwirmitdirreden
wollen.Dugehstheuteweder
zuFranknochzusonst
wem!«,bekommtjetztmein
SohnmeineschlechteLaune
ab.
Rudimachtsich
bemerkbar:»Sollischauch
raufgehen?«,räuspertersich
scheu.
»Ja«,antwortetChristoph.
»Nichtsfürungut,Papa,aber
ichmusshiernochwasmit
Andreaabklären.«
Dabinichabergespannt.
WillerdieScheidung,ist
seineMiezischwanger,oder
nimmtermirmeinenneuen
Trolleyweg?Waswillder
dennunbedingtuntervier
Augenbereden?
RudiundMark
verschwindenins
Obergeschoss–sichtlich
erleichtert,demKrisengebiet
entkommenzusein.Am
liebstenwürdeichauch
hochgehen.
»Undwasgibt’sso
Wichtigeszuklären?Sollten
wirnichtliebermitMark
reden?«,eröffneichunser
Gespräch.
»Ja,abervorhermussich
dirwassagen.«Erräuspert
sich,undichahne,dasses
nichtsmitdemTrolleyzutun
hat.Ichkennediesen
Gesichtsausdruck.
»SarahMarieundich
überlegen,
zusammenzuziehen.Nicht
heuteodermorgen,aber
demnächst.Ichwill,dassdu
dasweißt.«
Welchwunderbare
Nachricht!Ichwill,dassdu
dasweißt!Wofür?Damitich
ihnenzumEinzugBrotund
Salzvorbeibringe?Ihnen
beimUmzughelfe?
DiesesZusammenziehen
istmehralsnurein
Zusammenziehen.Es
bedeutet:Daswaresfüruns.
Aus,Schluss,vorbei.Von
wegenvorübergehend
getrennt.Hätteernichterst
malmitmirsprechen,unsere
Beziehungklärenmüssen,
bevorereinenso
weitreichendenEntschluss
fasst?DasistderTodesstoß
fürjedennochsogeringen
Hoffnungsschimmer.Sie
ziehenzusammen.Dasistein
Schrittweiterals:Siehaben
eineBeziehung.Dashatwas
Ernstes.WasVerbindliches.
Undesistgenaudas,wovor
michmeineMuttergewarnt
hat:Erstwohnensie
zusammen,dannkommtdie
Scheidung,dannheiratensie
undbekommenKinder,und
ichbindielästigeEx,die
immernochGeldkostet.Ich
bindieVergangenheit,und
sieistdieZukunft.Ichhätte
niegedacht,dassesso
schnellgehenkönnte.
Ichbinsprachlos.Wassoll
ichauchsagen:Ichfreue
michfüreuch?Oderdoch
eher:Bistduwahnsinnig
geworden?Sollichmich
jetztvielleichtauchnochfür
dieInformationbedanken?
Amliebstenwürdeich
schreien,ihnrausschmeißen,
richtigausrasten.Oder
weinen.
Eigentlichisteszum
Weinen.Ichmerke,wie
meineAugenleichtwässerig
werden.Aberichbinalt
genug,umzuwissen,dass
dasnichtsbringt.Eherim
Gegenteil.Außerdemist
MitleidnichtdieReaktion,
diemirgefallenwürde.
»Dumusstwissen,wasdu
tust!«,sageichsoruhigwie
ebenmöglich.
»Siewillesgerne«,ist
seineAntwort.Jetztmachter
auchnochso,alswäreesdie
EntscheidungseinerMiezi
underhätteeigentlichnichts
damitzutun.Dasisttypisch.
Erwarschonimmerein
bisschenfeige.
»Wassollichdazugroß
sagen,außerdassdudich
schnellumorientierthast?«,
ergänzeichundkanneinen
bissigenUntertonnicht
verbergen.
»Tja,duwolltestjanicht
mehr.Wennichdich
erinnerndarf,Andrea,war
unsereTrennungdeine
Entscheidung.Undsollich
deswegenewigalleine
bleiben?«
Ha!Wasmanunter»ewig«
versteht,darüberkönnteman
sichgernemalaustauschen.
Aberdaslasseichjetzt
lieber.
»Wowirschondabeisind,
ichmussdirauchwas
sagen«,antworteich,ohne
aufseinEwigeinzugehen.
»Waswillstdumir
sagen?«,fragter,undich
höreBestürzunginseiner
Stimme.
»Ichfahremorgenmit
Sabineweg,zumWellness.
Eswäregut,dukönntestdich
umdieKinderkümmern.«
IchsagemitAbsichtnicht:
malumdieKinderkümmern,
oder:endlichmalumdie
Kinderkümmern.Obwohles
korrektwäre.Erreißtsich
nichtgeradeeinBeinaus,
wennesumsKümmerngeht.
Erstkommenerundseine
Arbeit,dannseinGolf,seine
SarahMarie,unddann,wenn
dannnochZeitist,kommen
dieKinder.Ichbinindieser
Aufreihungüberhauptnicht
mehrexistent.Schonwieder
merkeich,wieWasserin
meineAugenschießt.Nein,
ichwerdenichtweinen.Er
wirkterleichtert.
»Achso,esgehtnur
darum.Naja,ichhatte
eigentlichwasanderesvor,
aberichkriegdasirgendwie
hin,auchwennduesmir
wirklichfrüherhättestsagen
können!Undmalehrlich,
Andrea,sokleinsindsieja
auchnichtmehr,undmein
Vateristjaauchnochda!«
»SiehabeneinenVater,
undsiesolltenihnauchab
undanmalsehen!Unddein
Vateristbeschäftigt!«,bleibe
ichstreng.NachseinemWirziehen-zusammen-Outing
habeichguteKarten.
»Regdichab,ichwerde
dasirgendwieregeln–wie
immer!«,stöhnter.Von
wegenschlechtesGewissen,
jetztwerdeichauchnoch
angeraunzt.Derspinntwohl!
WieschnellTraurigseinvon
Wütendseinverdrängt
werdenkann.
»Wasistdennjetztmit
unseremSohn?Waswar
denndasfüreine
Panikmache?«,wechselt
meinExelegantdasThema.
»Angeblich,sobehauptet
esjedenfallsseineSchwester,
kiffter.Ichkannesmir,
ehrlichgesagt,nicht
vorstellen,aberwerweiß?
UndmitPanikmachehatdas
garnichtszutun.Esgehtum
Drogen,Christoph.Unddu
alsAnwaltundVatersolltest
dasvielleichtdocheinwenig
ernsternehmen!«,informiere
ichihn.»DubistderVater!«,
fügeichnochhinzu.
Erantwortetpromptundin
seinemAnwaltstonfall:»Das
istmirbekannt,Andrea!Ich
haltedasallerdingsallesfür
totalenUnsinn–aberbitte
schön,dannredenwireben
mitihm.«
Esistmittlerweilekurz
nachsechs,undumsieben
mussichbeiKatiund
SiegmarzumGrillensein.
MeinHandysummt.Eine
SMSvomCrocs-Fußpfleger.
SieschuldenmireinenWein.
Wanntrinkenwirden?,lautet
derText.Achduje,dashatte
ichlängstverdrängt.Wein
mitdemFußpfleger.Was
schreibeichbloßzurück?
KanndienächstenTage
nicht,fliegemiteinem
anderenMisterUnbekannt
irgendwohin,um
wahrscheinlichSexzu
haben?BittegeduldenSie
sichundreihensichindie
SchlangederAnwärterein?
Ichfühlemichrichtiggehend
begehrt.
»RedenwirjetztmitMark,
oderhastduwasBessereszu
tun?«,reißtmichmeinEx
ausmeinenGedanken.»Wer
schreibtdirdennda?«,will
ernochwissen.
»Ichwüsstenicht,dass
dichdaswasangeht!«,motze
ichihnan.»Undichbinauch
keinevierzehnmehrund
lassemichvondir
maßregeln.Ichschreibe,
wannichwillundmitwem
ichwill.Dumachstjaauch,
wasduwillst!«
»Dasistdochkindisch,
Andrea!«,sagternurundhat
damitsogarrecht.
Natürlichisteskindisch,
aberegal.DerVergleich
hinktaucheinwenig:Er
fährtnachParisundichlese
eineSMS.Lächerlich.Mister
Crocsmusswarten.Umden
kümmereichmichspäter.
»Mark,kommstdubitte
runter.DeinVaterundich
wollenmitdirreden!«,rufe
ichindenerstenStockund
ignorieredenKindischKommentar.MeinSohn
kommtangeschlichen.
»Also«,startetChristoph
offensivinsVerhör,»kiffst
du–jaodernein?«Einsehr
direkterEinsteig.
»Ja,manchmal,alsoab
undzu,nichtoft,klar,wie
alle!«,antwortetmeinSohn,
undichkippevorSchreck
fastvonderCouch.
MeinSohnnimmtDrogen!
Wahrscheinlichseitunserer
Trennung,wasnatürlich
bedeutet,dassichschuldbin,
wirschuldsind.Mitunserem
Verhaltenhabenwirihnin
dieDrogensuchtgetrieben.
Ermachtnochnichtmalden
Versuch,eszuleugnen.
»Wieoftheißtnichtoft?«,
fragtChristophscheinbar
ungerührt.
»Manchmalhalt,wennwas
daist.Dasmachenecht
alle!«,argumentiertmein
Sohnundwirktnicht
besondersschuldbewusst.
»Undwennallevonder
Brückespringen,springstdu
auch!«,rutschtmireinalter
SpruchmeinesVatersraus.
MarkrolltmitdenAugen,
genauwieichesdamals
getanhabe,wennmeinVater
denSatzgebrachthat.
»Dukiffstdirdein
bisschenHirnweg!«,
antwortetChristophund
bleibterstaunlichruhig.
»Undweiter?«,reagiert
Markziemlichfrech.
Jetztlangtesaber.
Wenigstenskleinlautkönnte
erseinoderreumütig.Aber
nichtsda.
»Wirgehenzur
Drogenberatung,undduhörst
sofortdamitauf,wenndu
nochkannst!«,brichtesaus
mirheraus.
»Andrea,sofunktioniert
dasnicht!«,fährtmir
ChristophindieParade.
»DasNächsteistdann
Kokain,dannHeroin,dann
Obdachlosigkeitund
Kriminalität,
Beschaffungskriminalität.
Ichlebedochnichthinterm
Mond!«,schreieich.
Wiekannderhierso
gelassenbleiben?Esgeht
immerhinumdasLeben
unseresSohnes!Dawirdman
sichjawohlmalaufregen
dürfen.
»Kokain,Heroin–ja
geht’snoch?Ichbindoch
nichtdoof!«,äußertsich
meinSohnundgrinst.
Jetztkönnteichihmeine
knallen.Waserdreistetsich
der,auchnochbreitzu
grinsen?
»Dasistvollharmlos,alle
kiffen.Kokainkönntenwir
dochgarnichtbezahlen!«,
redeterweiter.
»Sonicht,Mark!«,wird
jetztauchChristophsauer.
»Ganzsoharmlosistdie
Kiffereiauchnicht.«
»Ja,undihrseidbestimmt
dieExperten!«,kichertmein
Sohn.
Hatdersichvorunserem
Gesprächnochirgendwas
reingepfiffen,oderwie
kommtderdazu,somituns
zureden?Derbenimmtsich,
alsgingeesumirgendeine
Banalität.
»Jetztehrlich,chilltmal.
Dasisttotalharmlos!«,nölt
meinSohnundwirktgenervt.
»Nochentscheidenwir
hier,washarmlosistundwas
nicht!«,ermahntihn
Christoph.
»Echt,dasistheuteanders
alsfrüher.Ihrhabtgeraucht
undgesoffen,wirkiffen.
Alle.DaistjadieFrage,was
gefährlicherist!«,wehrtsich
Mark.
»Ichhabemaleine
gerauchtundtrinkeabundan
kontrollierteinwenig
Alkohol.Daskannmanwohl
kaumgerauchtundgesoffen
nennen.Außerdem,
Freundchen–wirsindim
Gegensatzzudirerwachsen
undwissen,waswirtun!«
»Neulichnachtssahdas
beidirabernichtgerade
kontrolliertaus,alsduhier
eingelaufenbist«,grinst
meinSohnschonwieder.
Hatdermichetwa
gesehen?Nachmeinem
kleinenClubausflugunddem
GeknutschemitRakete?Ich
kannmichnichterinnern.
»Dasstehthiernichtzur
Debatte.Esgehtumdich!
Undhörgefälligstauf,so
dämlichzugrinsen«,werde
ichsolangsamrichtigsauer.
IchhattemirdasGespräch
andersvorgestellt.
»Sogehtdasnicht,Mark«,
erregtsichjetztauch
Christoph.»Jetztwerden
andereSaitenaufgezogen.Du
scheinstselbständignicht
zurechtzukommen,also
brauchstdumehrKontrolle
unddazuwenigerGeld.Dein
Taschengeldistabsofort
gestrichen.«
AndereSaitenaufziehen!
Auchdaskönnteeinszueins
vonmeinemVaterstammen.
AberdasGeldargumentist
daserste,wasmeinenSohn
tatsächlichzutreffenscheint.
»Ja,undwovonsollich
dannweggehenoderso
was?«,fragterbestürzt.
»Dugehstnichtmehr
weg«,sagtseinVaternur
knapp,»undernährtwirstdu
jahier.EinZimmerhastdu
auch.Dakannstduesdir
jetztgemütlichmachen.Bis
dumitdemScheißaufhörst.«
»NurweilihrStresshabt,
kriegichesjetztab.Dasist
vollfiesundungerecht!«,
schreitMarkundspringtauf.
»Ichgehhochundmaches
mirinmeinemZimmer
gemütlich«,schiebternoch
verächtlichhinterher.
»Ichentscheide,wanndas
Gesprächbeendetist!«,
versuchtChristophseine
Autoritätzudemonstrieren.
»Bestrafmichdoch!Aber
mehrkönntihrjanichtmehr
machen,oderwillstdumich
nochschlagen?«,brüllter
vonderTreppe.
»Undjetzt?«,frageich
nur.
»JetztbleibterzuHause
undbekommtkeinen
einzigenEuro!«,entscheidet
Christoph.
»UndwegendesKiffens?
SollenwirunsdaRatbei
einemFachmannholen?«,
hakeichnochmalnach.
»Andrea,erkifft.Das
machendiemeistenJungs.
DasistkeinegroßeSache,
aberdasdarfmanihm
natürlichnichtsagen.Beider
Drogenberatunglachendie
unsaus.«
Dashalteichfürvöllig
falsch.Kiffenkannder
Einstieginallessein–ich
leseZeitungundbinjakeine
komplettnaiveMutti.Mir
fälltmeinDrogenprüfsetein.
Mist.DieAusgabehätteich
mirschenkenkönnen.Erhat
jagestanden.Andererseits
kannichineinpaarWochen
überprüfen,oberwirklich
aufgehörthatzukiffen.
»Meinstdu,derlässtdas
jetzt?«,frageichChristoph.
»KeineAhnung.Aberhier
haterjawenig
Möglichkeiten,andasZeug
ranzukommen,underwirdja
wohlkaumwasrauchen,
wennduimHausbist.«
Daswiederumhalteichfür
naiv.Undwasistmitder
Schule?Sollichdaetwa
mitgehen?Rund-um-dieUhr-Kontrolleistschlicht
nichtmachbar.
»Willstduihnhier
anketten?Wasistmitder
SchuleunddemSport?«,
weiseichChristophaufdie
kleinenSchwachstellenin
seinemPlanhin.
»Derwirdkauminder
Schulekiffen,dastrautder
sichnicht!«,antwortetder.
Dawäreichmirnichtmehr
sosicher.Bisvoreiner
halbenStundehätteich
überhauptnichtfürmöglich
gehalten,dassmeinSohnein
Kifferist.
»Dumusstihndirnachder
Schulegenauanschauen!
UndwennerkeinGeldhat,
kannerauchnichtskaufen!«,
sagtChristoph.
Wiesollichdendenn
kontrollieren?Knallharte
Leibesvisitation?Sollenwir
RudisDackelzum
Drogenspürhundausbilden
lassen?Odermussmein
Sohntäglichnach
SchulschlusszumUrintest?
WiestelltChristophsichdas
vor,undwelcheRolle
übernimmterinseinem
Plan?
»TolleIdee!Undworan
seheich,obergekiffthat?
Undwasmachstdu?«,
antworteichleichtgenervt.
»Ichgehearbeitenund
finanzieredasalles!«,hater
dieAntwortsofortparatund
guckthochnäsig.
Entwederichschlageihn,
oderichschlageihnund
gehe,oderichschlageihn,
brülleundgehedann.Also
gut!Ichschlageihnin
Gedankenundgehe,kannmir
allerdingseinenkleinen
Kommentarnichtverkneifen.
»Sonicht!Soredestdu
nichtmitmir!Gespräch
beendet!«,zischeich.
»Deinewiges
Beleidigtseinnervt,aberwir
sindjadurch.Wartenwir
einfachmalab!«,bemerkter,
vonmeinemAusbruch
ziemlichungerührt,und
erhebtsich.
»Dannmacheichdashalt
auchwiederallein.Wärja
sonstauchechtmalwas
Neuesgewesen,wennduwas
gemachthättest!«,keifeich.
Nein,ichhabemichnicht
wirklichunterKontrolle.Der
regtmichrichtigauf.Was
denktder?DassMarknach
seinerkleinenAnsprache
einfachaufhörtmitder
Kifferei–weilPapamal
geschimpfthat?
Washabenwirda
überhauptgemacht?Wardas
dierichtigeArtundWeise,
mitdemProblem
umzugehen?Hättenwirnicht
nachdemWarumfragen
müssenunderwähnensollen,
dasswirunsSorgenmachen?
Dasswirunsichersind,nicht
wirklichBescheidwissenund
einfachnurAngstumihn
haben?Das,waswirda
abgelieferthaben,warkeine
einsaPädagogik.Im
Gegenteil.Frontalgemeckere,
sonstnichts.GenaudieArt,
beiderichfrühereinfach
abgeschaltethabe.Weiles
nervigwarundso
vorhersehbar.MitChristoph
kannichdarübernichtmehr
sprechen–erhatgeradedie
Haustürhintersich
zugeknallt.Nichtmalseinem
VaterhaterTschüsgesagt.
Daslässtdaraufschließen,
dasserziemlichaufgebracht
ist.Wassoll’s.Hater
verdient.Ichwerdemich
nochmalinRuhemitihm
besprechen,wennichvon
meinemWellnessWochenendezurückbin.So
oftwieichdasjetzterzählt
habe,glaubeichschonfast
selbstdran.Letztlichistesja
aucheineArtWellnessWochenende.Fürmeine
Psyche.Undmeinen
Unterleib–hoffeich
zumindest.
Esistkurzvorsieben.Mist!
KatiundSiegmarunddas
Grillen.Diehabeich
zwischendringlattvergessen,
genauwiedenSalat,denich
mitbringenwollte.Inzehn
MinuteneinenSalatzu
zaubernundmich
einigermaßenherzurichten,
isteinekaumlösbare
Aufgabe.OhneSalatzu
kommen,wäremirpeinlich.
AlsomussdasHerrichten
zurückstehen.Nudelsalat
gehtschnell.Vorallem,
wennmanwieichnoch
NudelnvomVortagübrig
hat.Kaumfangeichhektisch
an,inderKüchezuwerkeln,
tauchtRudiauf.DieKüche
betrachtetermittlerweileals
seinRevier.
»WoistdennderBub
hin?«,willerwissen.
»DerBubwarbeleidigt
undistabgerauscht.Undich
habechtStress.Ichbin
eingeladen,mussnocheinen
Salatmachen,undeigentlich
wollteichmichauchnoch
umziehen!Und
schlechtgelauntbinichjetzt
auchnoch«,fasseichschnell
zusammen.
Jetztzählthierjede
Minute.Obwohlesbeim
Grillenjanichtaufdie
Minuteankommt.AberKati
hatneunzehnUhrgesagtund
nichtabneunzehnUhr.Ich
hassees,wennGästeeinfach
ein,zweiStündchenspäter
eintrudeln.Schondeshalbbin
ichselbstauchgerne
pünktlich.
»Andrea,Herzsche,ich
machderdenSalat,unddu
machstdichfertisch.Du
siehstaus,alskönnsteen
paarMinütscherfürdich
gebrauche!Nimmdirdes
dochnetallessozuHerze.«
Wennernichtmein
Schwiegervaterundeinpaar
Jährchenjüngerwäre,könnte
ichmich,alleinfürsolche
Sätze,inihnverlieben.
»Gehhalt!Ichzauberwas
ausdem,wasmerdaham«,
sagternochmalundstreicht
mirliebevollüberdenKopf.
Nein,Irene,denkannstdu
definitivnichthaben!
Zeitweisegerne–aberer
bleibthierbeimirwohnen.
EinLebenohneRudikann
ichmirkaummehr
vorstellen.Dabeiwardaszu
Beginnganzanders.Ichwar
nichtheißdrauf,dassmein
Schwiegervaterbeiuns
einzieht–unddasistnoch
höflichausgedrückt.Ichhabe
letztlichnureingewilligt,
weilichdachte,esseieine
vorübergehendeMaßnahme,
nursolangebisRudiausder
tiefstenTraurigkeiterwacht.
Jetztisterschoneineganze
WeileausdieserTraurigkeit
erwacht,undichgenieße
seineWachheit.DasBestean
Rudiistsein
Einfühlungsvermögen,erhat
Empathieundistnichtso
krankhaftichbezogenwie
vieleandereMänner.Das
wirdIrenemomentansicher
anderssehen.Abersoleid
mirdasfürsietut,ichbin
froh,dassRudiunserhalten
bleibt.ImGegensatzzuRudi
stehtesbeimirmitEmpathie
undIchbezogenheitnichtso
gut.Darankönnteich
arbeiten–jetztallerdings
nicht.
ImSchlafzimmersteigt
meineLauneaugenblicklich.
VormiraufdemBettliegen
dieKlamotten,dieichfür
Venedigrausgesuchthabe.
Diemussichnurnoch–
mitsamtderheißen
Unterwäsche–inmeinen
neuenTrolleypacken,und
dannkanneslosgehen.
JemehrichüberChristoph
undseinePlänenachdenke,
umsomehrfreueichmich
aufmeinWochenende.Ich
werdeesmirhübschmachen,
beschließeich.Wasderkann,
kannichauch!Rauschende
NächteundaufregendeTage
werdendieHiobsbotschaft
vonheutewenigstensfür
zweiTagevergessenmachen.
Ichwürdeamliebstensofort
losfahren.
Jetztgeht’saberzum
Grillen.Bingespannt,wer
nochkommt.Anita,meine
Nachbarin,überdieichKati
kenne,habeichgefragt,ob
sieauchdabeiist,abersie
hatleichtpikiertgesagt,dass
sienichteingeladensei.Was
michnichtunbedingttraurig
stimmt,dennihrMann
Friedhelmistsoodersokein
Highlight,undbeiAnitakann
ichmireinegewisse
Schadenfreudenicht
verkneifen.Daspürtsiemal,
wiedasist,wennman
plötzlichnichtmehraufder
Einladungslistesteht.
Schadenfreude,mangelnde
EmpathieundIchbezogenheit
–meineeigeneCharakterMängellistewächstund
wächst.Ichschlüpfeineine
frischeJeansundmerke,dass
heuteAbendnocheinigeszu
tunist.MeineBeinesind
stoppelig–dashatwirklich
nichtsmitsexyzutun.Für
heutegehtdas,abernach
demGrillenmussichdas
dringendnochändern.Auch
diesogenannteBikinizone
brauchtnochdenletzten
Feinschliff.Feinschurwäre
passender.Ichfürmeinen
TeilwerdedenGrillabend
frühbeendenundmichdann
andieKörperarbeitmachen.
BevorichdasHausverlasse,
klopfeichbeimeinemSohn
andieZimmertür.
»Waswillstdudenn
noch?«,fragternichtgerade
höflich.»Wirhabendoch
allesbesprochen.Istjetzt
Zimmerkontrolle,oder
wolltestduchecken,obich
amRauchenbin?Oderwerde
ichjetztsicherheitshalber
festgekettet?«
»Ichwollteeinfachnoch
malnachdirgucken«,sage
ich.»KeineKontrolle.Unser
Gesprächistirgendwieblöd
gelaufen«,zeigeichdann
nochSelbstkritik–
normalerweiseauchnicht
meinegroßeStärke.
»Kannmansagen!Ihrwart
megablöd«,antworteterund
drehtseinenKopfzurückin
RichtungPC.
Markscheintauchkein
Selbstkritikexpertezusein.
HatwohlmeineGene.Sein
Verhaltenärgertmich.Da
kommeichhierher,umgut
Wetterzumachen,undmuss
michvonihmauchnoch
anmotzenlassen.Verkehrte
Welt.Sollteernicht
verdammtkleinlautund
reumütigsein?Sollichihn
jetztetwaauchnochtrösten?
Habeichgekifftoderhater
gekifft?
»Wervonunsbeidenhat
denngekifft?«,frageich.
Erreagiertnichtmal.Gut,
warjaauch’nedoofeFrage
undeigentlichaucheherdazu
gedacht,dieVerhältnisse
nochmalklarzustellen.
»IchgehzuKatiund
SiegmarzumGrillen.Du
bleibsthier,Opaistda«,gebe
ichletzteAnweisungen.
Wernichtredenwill,soll
eshaltlassen.Ichbinja
keineBittstellerin.
NachnurzwanzigMinuten
steheichwiederinderKüche
undstaune.Rudihatinder
kurzenZeitzweiSalate
gemacht.Tomaten-Brotsalat
undNudelsalat.Eristund
bleibtmeinpersönlicher
Held.
»Einerhättegereicht,
Rudi!Abertoll,danke,du
bistderBeste!«,zolleich
seinerLeistung
Anerkennung.
»Fürdischimmergern!«,
sagternurundlächelt.
DieserMannistunglaublich.
WiehatIngedasbloß
hinbekommen?
»Hübschsiehstdeaus!«,
ergänzternoch.
»Rudi,ichliebedich!«,
antworteich.
Undernicktundsagt:
»Ischdischauch,euschalle!
IhrseidmeinLeben!«
Wirumarmenuns,undich
musswiedermalfastweinen.
KeinandererMannhatmich
jesoangerührt.
»Dankefüralles!Ichmuss
jetztlos.«MitdiesenWorten
löseichmichausder
Umarmungundversuche,die
Tränenzurückzuhalten.
KatiundSiegmarwohnen
nichtweitvonunsentfernt.
MitmeinenSalatenunterden
Armenlaufeindurchunsere
Siedlung.Hierreihtsichein
Häuschenansnächste.Die
Häusersindbegehrt.Nichtzu
weitwegvondergroßen
Stadt,S-Bahn-Anschlussund
geradenochbezahlbarfür
Menschenmiteinem
durchschnittlichen
Einkommen.DieSiedlungist
eingroßerKompromiss.
Nichtunbedingtirrsinnig
schöngelegen,bei
ungünstigemWindhörtman
dienaheAutobahn,aber
dafürinsgesamtso
wahnsinnigvernünftig.So
wievielesinmeinemLeben.
Ichbingenerelleineeher
vernünftigePerson.
Vielleichteinwenigzu
vernünftig.Schondeshalb
passtmeinmorgigerAusflug
sogarnichtzumir.Erist
allesanderealsvernünftig,
undgenaudasistebenauch
dasAufregendedaran.Ich
solltemehraufregendeDinge
tun,denkeich.Sonstwerde
ichirgendwanninnerlich
schimmeln.Verschimmeln.
AnLangweilezugrunde
gehen.Ichfindemichselbst,
beiehrlicherBetrachtung,
auchnichtsonderlich
spannend.Washabeich
schonzubieten?Ja,woum
allesinderWeltsollteich
auchwaswirklich
Interessanteserleben?Beim
Einkaufen?BeimPutzen?
MitmeinemEgostehtes
momentanwirklichnicht
zumBesten.Kannnichtauch
ein,aufdenerstenBlick,
langweiligesLebenspannend
undvorallemerfüllendsein?
Wiesonagtseiteinigen
Jahrenständigdiesertiefe
Zweifelanmir?Wird
SpannungundAufregung
womöglichmaßlos
überschätzt?
Währendalldiese
Gedankenungeordnetdurch
meinenKopfwabern,
erreicheichdasHausvon
KatiundSiegmar.Siehaben
eineMengegetan,umihr
Häuschenindividuellzu
gestalten.Esistineinem
zarten,hellenGelb
gestrichen,Spitzengardinen
hängenvordenunteren
Fenstern,unddie
Fensterrahmensindineinem
dunklenRotgehalten.Nicht
meinGeschmack,aber
auffällig.EinbisschenPipiLangstrumpf-SchwedenStylemiteinemTouch
Spießigkeitkombiniert.Ich
mussnichtmalklingeln,da
gehtdieTürschonauf.Kati
strahltmichan.
»Ichfreuemichso,dassdu
kommst!«,begrüßtsiemich
enthusiastischundziehtmich
inihreArme,geradeso,als
wäreichuntergefährlichsten
UmständenausSüdamerika
eingeflogen.Lustig.
»IchbineinenTickspät–
tutmirleid,ichhatteStress.
AberhiersinddieSalate«,
sageichundlösemich,so
gutesebengeht,wennman
gleichzeitigzweiSalatehält,
ausderUmarmung.Diehat
jawirklicheinenNarrenan
mirgefressen.
»DerSiegmarfreutsich
auchwahnsinnig«,grinstsie
undtätscheltmirdenPo.Sie
isteineziemlichtatschige
Person,wasbedeutet,sie
fassteinenständiganund
rückteinemauchimmer
ziemlichnahaufdiePelle.
»Gutsiehstduaus,so
entspannt!«,redetsieweiter.
Dasistnunwirklichsehr
erstaunlich,dassichnach
demTheaterheute
Nachmittagentspannt
aussehensoll.Ichhaltedas
füreinesehrgewagte
Schmeichelei,vorallem
nachdemichebennoch
meinenStresserwähnthabe.
Abersei’sdrum,ichnehme
jedesKompliment.Beider
Menge,dieichbekomme,
sollteichnichtzuwählerisch
sein.Sovielzuspätscheine
ichnichtzusein,dennaußer
mirist,wieesaussieht,noch
keinGastda.
»Wosinddenndie
anderen?«,frageich
neugierig.»Ichdachteschon,
ichwärespätdran!«
Katilacht.»Welche
anderen?«,antwortetsie.
»Wirdachten,wirmachenes
unsmalimkleinenKreis
gemütlich.«
EineGrillpartymitdrei
Leuten!Wofürhatderarme
RudijetztzweiSalate
gemacht?Dasistirgendwie
merkwürdig.
»Wirgrillennurzudritt?
SollichRudiundmeinen
KindernnochBescheid
sagen?Eswäredochschade
umdieSalate«,schlageich
vor.
»Nee,lassmal,wirwollten
dichmalganzfürunsallein
haben.Wirhabendasoeine
Idee–naja,undfürKinder
istdieehernichts«,antwortet
Katiundzwinkertmirzu.
Solangsamwirdesmir
hiereinbisschenunheimlich.
Wassolldenndasfüreine
Ideesein?OffeneBeziehung,
BrazilianWaxingundalldie
anderenDinge,vondenen
Katimalbeieinem
Frauenfrühstückerzählthat,
schießenmirdurchdenKopf.
SuchtsieeineneueGespielin
fürihrenSiegmar?Denuntenrum-nichts-Träger?
Wasfüreingruseliger
Gedanke.Ichhabeden
Impuls,sofortwiederzu
gehen.
»Trinkenwirerstmal
was!«MitdiesenWortenhält
siemireinGlashin.
Ichbinverunsichertund
weißnichtsorecht,wodas
hinführensoll.Wasdenken
diebeiden?Vorallem:Was
wollendiebeiden?Binich
vielleichtschoneinbisschen
paranoid?Vielleichtgehtes
ihnenjatatsächlichnurum
einennettenharmlosen
Abend?Wasbildeichmir
ein?Vielleichtwollensie
sichnurumeinearme
Alleinstehendekümmern,
mirungeteilte
Aufmerksamkeitzukommen
lassen.IchnehmedenDrink,
dernachsehrviel
Hochprozentigemriecht,und
setzemicherstmalaufs
Sofa.Siewerdenschonnicht
ohnemeineEinwilligung
übermichherfallen.
Vielleichtbinichwegen
meineskleinenTripsmorgen
auchgedanklichschonso
versext–werweiß.Man
mussjanichtgleichpanisch
werden.Eswillmirjanicht
jederandieWäsche.
»Lassunsessenund
trinkenundeinbisschen
reden,dabrauchenwirdoch
sonstniemanden.Wirmögen
esgerneinwenigintimer«,
unterbrichtdaKatimeine
Gedanken.
Siegmarhatinzwischen
denGrillentzündet.Intimer?
Wie–intimer?Ichwerde
einfachalleAvancen
ignorieren.Schondeshalb
spareichmirjeden
Kommentarundkonzentriere
michaufmeinGetränk.
»Magstduein
Würstchen?«,fragtSiegmar.
Selbstdiese,ansich
absolutharmlose,Fragean
einemGrillabendbekommt
inmeinemKopfeinen
zweideutigenBeigeschmack.
Ichmussmich
zusammenreißen.
»Gerne,Siegmar«,
antworteichdeshalb,under
lacht.
MittlerweilesitztKati
nebenmiraufderCouchund
fängtschonwiederanein
bisschentouchyzuwerden.
Wiebeiläufiglegtsiemirdie
HandaufdenArm.
»Undsagmal,Andrea,wie
gehtesdirdennso?Was
machendieMänner?«
BeidiesenWortenbeugt
siesichsehrnahzumir
herüber.Sonah,dassich
erkennenkann,dasssie
Nasenhaarehat–eine
Tatsache,diemicheigentlich
nichtinteressiert.Ichrücke,
sounauffälligwiemöglich,
einwenigzurSeite,lächle
freundlich,obwohlich
eigentlichaufspringenund
flüchtenmöchte.
»Ja,allesehernochim
Entstehen,aberesläuftnicht
schlecht.Alsonichts
Konkretes,abereinigesan
Angeboten«,antworteich.
Daswarjetztziemlich
verklausulierterMist,aber
egal.
»Ichholemirwasvom
Salat,okay?«,frageichund
steheauf.»Wollenwiruns
nichtraussetzen?Istdoch
nochschönwarm,und
frischeLufttutdochimmer
gut!«,plädiereichfüreine
etwasöffentlichere
Umgebung.DerNachteil
einesReihenhausgartens–
jederkannsehen,wasder
anderesotreibt–wirdhier
eindeutigzumVorteil.
Ichhäufemirordentlich
wasvonRudisBrotsalatauf
denTeller.Salatist
eigentlichderfalsche
Ausdruck.EsisteineMenge
fettigangebratenesBrotmit
TomateundeinemHauch
Grün.WeildieserSalatso
wenigSalathat,magichihn
besondersgern.
»BeideinerFigurkannst
dudirdieKohlenhydrate,die
dadrinsind,jaleisten«,
schmunzeltKati,und
Siegmarkommtmiteinem
Würstchenaufmichzu.
»Esstihrnichts?«,frage
icheinbisschenerstaunt.Ich
fühlemichsolangsam
wirklichkomisch.Wollendie
mirjetztbeimEssen
zuschauen?
»Wirfastengerade,
detoxen,entgiftenmeine
ich«,erklärtmirKati.
Diebeidenfastenund
ladenmichzumGrillen!
Geht’snochbekloppter?Die
eineThüringerfürmich
hättensieauchindiePfanne
legenkönnen.
»Habtihrjetztwegenmir
denGrillangeschmissen?«,
erkundigeichmich.
»Klar,aberkeinProblem,
habeichgernegemacht«,
betontSiegmar.»Grillen
liegtinderNaturdes
Mannes!Istmeine
zweitliebsteBeschäftigung!«
Erlacht.
Ichfragesicherheitshalber
nichtnach,wasseineliebste
Beschäftigungist.
»Aberwollenwirdas
Ganzedannnichtbesser
verschieben?Wirkönnen
dochwarten,bisihrauch
wiederesst«,entgegneich.
Ichkannkaumglauben,was
hiervorsichgeht.
»DasmitdemFasten
habenwirerstbeschlossen,
alsdieEinladungschon
stand,undwirwolltendich
nichtwiederausladen.
GeradeindeinerSituation,
daistmanjaoft
empfindlich«,versuchtmir
KatidiesebizarreSituation
zuerklären.
InmeinerSituation?Ich
binjanichterstseitgestern
getrenntundauchnicht
wirklicheineAussätzige,die
sonstnirgendserwünschtist.
»Wirsetzenunszudirund
trinkeneinbisschenvon
unsererGemüsebrühe«,
lächeltSiegmar.»Dasmit
demFastenistsuper,ich
habeschongarkeinen
Hungermehr.Esläuft
phantastisch!«,informierter
mich,undalserausatmet,
waberteineWellesehr
strengenGeruchszumir
rüber.Dasisteinerheblicher
NachteildesFastens.Man
bekommteinenfiesen
Mundgeruch.
»Guckmal,meineHose
sitztschonviellockerer!«,
zeigterundziehtden
Hosenbundnachvorne,und
ichkannseinenBauchsehen.
Keinverführerischer
Anblick.Weiß,haarlos,
wabbelig,unddas,obwohler
nichtdickist.Sosolltekein
Männerbauchaussehen.Da
istmirdiestraffe
Kugelvariantelieber.
Trotzdemstarreichdrauf.
»Und?«,fragter.
Ichkannkeinen
Unterschiedsehen,
wahrscheinlichschon
deshalb,weilichmirseinen
Bauchnochniesogenau
angeschauthabe.
»Naja,ichkanndasnicht
sobeurteilen«,antworteich
diplomatisch.
»Dasistschade,aberdas
könntenwirjaändern!«,
kicherterundKatilächelt
michvielsagendan.
Langsambinichmir
sicher,dassmichmeine
Ahnungdochnichtgetrügt
hat.Diewollenwasvonmir!
Diedenken,ichbinso
einsam,dassichmitihnen
wasanfange.Diewollenmir,
umesmalpositivzu
formulieren,ausmeinem
sexuellenNotstand
raushelfen.Ichmusshier
weg.Schnellstmöglich–auf
jedenFall,bevorespeinlich
wird.Dahilftnurder
bewährteTelefontrick.
»Ichmussmalgerade
verschwinden!«,sageichund
huschemitHandyin
RichtungGästetoilette.Ich
schreibesowohlMarkals
auchSabineeineSMS.
AnMark:Rufemichbitte
anundsag,dassdirschlecht
ist.Icherklärediralles
nachher!
AnSabine:Erlösemich!
Binbeisexgierigen
Nachbarn,dieschlimme
Dingemitmirvorhaben.Du
weißtschon,dergewaxteTyp
mitFrau.Rufmichanund
erfindeirgendwas,damitich
hierwegkann.Schnell,esist
einNotfall!Nochhabeich
dieKlamottenan!
Betontentspanntgeheich
zurückindieHöhleder
Sexmonster.
»Undwiegehteseuch
so?«,lenkeichdasGespräch
malinandereBahnen.
»Gut!Sogut,dassauch
andereanunseremGlück
partizipierendürfen!«,
antwortetKati,undschon
wiederhöreicheinen
bestimmtenUntertonheraus.
Nichtschlüpfrig,daswäre
übertrieben,aberleicht
zweideutig–dastrifftes.
Bevorichantwortenkann,
klingeltdasHandy.Sabine.
»Entschuldigt,damussich
dran,dasistmeinebeste
Freundin,dergeht’sgerade
nichtsogut.«Ichkann
wirklicheinsalügen.Muss
auchaufmeineCharakterMängelliste:Profi-Lügnerin.
»Ja,Sabine,geht’sdir
immernochschlecht?«,
beginneichdasGespräch,
damitSabinegleichweiß,in
welcheRichtungdashier
geht.Sabinekönntemeine
Meisterinsein.Diekannsich
Geschichtenausdenken,dass
mannursostaunt.Soauch
heute.
»Andrea,ichbingerade
mitdemNotarztimHöchster
Krankenhausangekommen.
EskönntederBlinddarm
sein,Nierensteineoderdie
Gallenblase.Miristfurchtbar
übel,vielleichtmussich
notoperiertwerden.Mein
Liebsteristnichtda,ichbin
ganzallein.Kannstdu
kommen?«Sieschluchzt
extremlaut.Daswarnicht
ganzdas,wasichwollte.
EineNummerkleinerhätte
esauchgetan.
»OGott!«,sagtKati
bestürzt,währendsiemein
Gesprächbelauscht.
»Ichkommenatürlich!Ich
bingeradebeiFreunden,aber
dasgehtnatürlichvor.Das
werdensieverstehen.Ich
kommeindieNotaufnahme.
Bingleichbeidir,duArme!«
SiegmarundKatischauen
entsetzt.Icherkläredie
Situation,undsiesind
tatsächlichvoller
Verständnis.Siegmar
umarmtmichundhauchtmir
eineweitereBrisemuffeligen
AteminsGesicht.Sofort
fühleichmichschlecht.Sie
sindnettundliebevoll,und
ichbineinverlogenesStück.
MeinTelefonklingelt
wieder.WieimReflexgehe
ichdranundbereueessofort.
EsistmeinSohnMark.
»Ichweißnicht,wasdu
genauwillst,abermirist
schlecht.Kommbitte
heim!«,sagternur.
Insgeheimbinichein
wenigberuhigt,wieschlecht
erlügenkann.Dafürkanner
aberverdammtlautsprechen.
KatiundSiegmarhaben
alles,WortfürWort,
mitgehört.
»Achduje«,zeigtsich
Katimitfühlend,»wiewillst
dudasdennallesalleine
regeln?«
»Ichschaueschnellnach
Mark,derübertreibtgern
mal,unddannfahreichzu
Sabine.Dasscheintja
wirklichernstzusein!«,
demonstriereichplanerische
Qualitäten.
»Wirlassendichdochjetzt
nichtimStich!«,sagtda
Kati,währendsieinihre
Schuheschlüpft.»Der
SiegmarbleibtbeiMark,und
ichfahremitdirindie
Klinik!Dasmusstdunicht
alleinedurchstehen«,
entscheidetsie.»Machdich
fertig,Siegmar,löschden
Grill.Gehduruhigschon
vor,Andrea.Wirsindinfünf
Minutenbeidir.Machdir
keineSorgen!«,gibtsiemir
letzteAnweisungen.
Mist,daswarnichtganz
nachPlan.
»Dasbrauchtihrnicht!
RudiistzuHauseund
kümmertsichsicherlich«,
versucheichdiebeiden
umzustimmen.
»Dasist
selbstverständlich,auch
wenndudasnichtgewöhnt
bist!Wirlassendichnicht
allein«,wiegeltKati
entschlossenab.
Wasdenkendie,wieich
lebe?
»Ichgeheschonmal,aber
esistesnichtnötig,dassihr
nachkommt«,sageichund
willsowenigstensmeinen
kleinenVorsprungnutzen.Zu
Hausewirdmirschonwas
einfallen,umsiewieder
loszuwerden.Rudiwirdmir
sicherhelfen!
IchrennenachHause.Jetzt
zähltjedeMinute.Ichmuss
meinemSohnklarmachen,
wasdaaufihnzukommt.Vor
allem,werdaaufihn
zukommt.Marksitzt
missmutiginseinem
Zimmer.
»Ichkanndirdasjetzt
nichterklären,aberSabine
istimKrankenhausunddir
istschlecht.Undjetzt
kommenSiegmarundKati,
umdirBeistandzuleisten,
weilichzuSabineins
Krankenhausfahre,obwohl
dieeigentlichgarnichtda
ist«,versucheich,das
WichtigsteinKürze
zusammenzufassen.Würde
mirjemandsowaserzählen,
würdeichdenken,erseiirre.
»Ichmussdasjetztnicht
verstehen,oder?«,sagtmein
Sohnnur.
»Nein,legdicheinfachins
Bettundguckleidend«,
antworteich.»Dukannst
wiederaufstehen,wennich
zurückbin!«
»Jetzthabeichsogarnicht
nurHausarrest,sondernmuss
auchnochimBettbleiben.
Dasgehtechtzuweit.Und
ichkapier’snicht.Wenn
SabineimKrankenhausist,
wiekönntihrdazum
Wellness-Dingsbums
fahren?«
Dashabeichnicht
bedacht.DieeineAusrede
mitderanderenkaputt
gemacht.LügeentlarvtLüge.
»Dasistkompliziert.Dir
istjetzteinfachübel.Das
wirdjawohlnichtzuviel
verlangtsein,nachallem,
waspassiertist!«,beendeich
dasGespräch.»Ichmuss
gleichlos,woistRudi
überhaupt?«,frageichnoch
schnell.
»DeristmitdemHund
unterwegs!Ichweißnicht,
wannderwiederkommt!«,
murmeltMark.
»Odoch,dasweißtdu!Der
kommtsofortwieder!
Deshalbhastdudann
jemanden,dersichkümmert,
kapiert?Egal–dasist
jedenfallsdas,waswirzu
SiegmarundKatisagen.«
»Wersindüberhaupt
SiegmarundKati?Undwas
wollendiehier?Undwarum
musstduinsKrankenhaus?
Wervonunsbeidenkifft
dennhiereigentlich?«,wird
meinSohnjetzteinwenig
spitzfindig.
Bevorichihn
zurechtweisenundihm
nochmalsalleserklärenkann,
klingeltesschon.Daswerden
SiegmarundKatisein.
»Ichsage,duschläfst.
Verhaltedichruhigundbleib
imBett!Rührdichnichtvom
Fleck,bisichwiederdabin!«
»Habverstanden«,brummt
er,undichgehezurHaustür.
WieerwartetsindesKatiund
Siegmar.
»Bleibganzruhig,
Andrea!«,begrüßtmichKati
undschlingtgleichwieder
ihreArmeummich.
»Ichbinschonwiederganz
ruhig«,antworteichund
schiebesiesanfteinStück
vonmirweg.»Alsodankefür
euerAngebot,aberRudiist
daundgucktnachMark–der
schläft.Undwegendes
Krankenhauses…ichdenke,
esistbesser,ichfahreallein.
IhrkenntdieSabinejanicht,
unddaswäreihrdannsicher
unangenehm.Ichschaffedas
schon–abertrotzdem,lieb
voneuch.Danke.«
Ichfinde,dahabeichmich
aufdieSchnellerechtelegant
ausderAffäregezogen.
Bessergesagt,ichhättemich
fastrechtelegantausder
Affäregezogen,dennRudi
tauchtvordemHausauf.
»EiSchatzi,wasbistde
dennschonwiedäda?Was
issenlos?«,zeigtersich
erstaunt.Abereristnichtder
Einzige,dererstauntist.
Dennvoretwa30Sekunden
habeichzuSiegmarundKati
gesagt,Rudiseidaund
würdesichumMark
kümmern.
»Wirdachten,Rudiwäre
zuHause?«,sagtdaauch
schonKativerwundert.
»EristjajetztzuHause.
Alsoichmeinteeben,dasser
gleichzuHauseist«,
stammleich.Elegantist
anders.
»Rudi,Markistschlecht,
wiedujaweißt.Erschläft
aberjetzt,undnetterweise
kümmerstdudichja.Ich
mussinsKrankenhauszu
Sabine,dergehtesnicht
gut!«,informiereichmeinen
Schwiegervater.
»WasenDörschenanner«,
bemerkternurtrocken.
»Sollichnicht
sicherheitshalberdoch
mitkommen?Zudeiner
FreundininsKrankenhaus?
UndSiegmarkanndemRudi
gernehelfen!«,mischtsich
Katiwiederein.
»Desschaffischschon
selbst.EnkrankeBubisdoch
kaanProblem.Ischbinnur
verwundert,alsischlosbin
mitemKarl,warderMark
nochputzmunter.Ei,eskann
werklischschnellgehemit
emKrankwern!«,lehntRudi
dasHilfsangebotab.
Katiwirktrichtiggehend
beleidigt:»Dumachstes
einemnichtleicht,Andrea.
WerHilfewill,musssieauch
zulassen!«
»Ichbinsehrfrohüber
euerAngebot,aberwirregeln
dashierselbst.Dankenoch
mal«,binichnuneinwenig
vehementer.Mussichdie
erstwegschubsen,damitsie
eskapieren!Nein.
Siewendensichab,
allerdingsnichtohneeinen
kleinenKommentarvon
Kati:»Naja,einbisschen
versteheichdieanderenjetzt
doch.ManwilldirwasGutes
tunundzurSeitestehen,und
dubistsoabweisend.Da
musstdudichaufDauerauch
nichtwundern!«
Diesindbeleidigt!Dasist
janundieHöhe.Wasbilden
diesichein?Dasssie,weil
siemichzumlauschigen,
»intimen«Grillabend
eingeladenhaben,gleichzum
engstenFamilienkreis
gehören?Undwassolldie
Bemerkungüberdie
anderen?Welcheanderen?
Ebennochfandichdie
beidenwirklichnettund
hilfsbereit,jetztbinich
richtigsaueraufsie.
Dummerweisehabeichdie
herrlichenSalatevonRudi
beiihnenstehenlassen.Aber
ichkannsiejaschlechtjetzt
zurückfordern,obwohlesja
mehralsalbernist,siebei
zweiFastendenzulassen.
ImmerhinKatiundSiegmar
habenesendlichverstanden
undgehen.
»DeineEntscheidung!Und
dasmitdemGrillenholen
wirnach.GuteBesserungfür
deineFreundin!DeinSohn
scheintsokrankjanichtzu
sein«,verabschiedetsich
Siegmar.
»Tschüsdann!«,schließt
sichKatian.
Uff,diewärenwirschon
mallos.
»Binischzualt,odäwar
desseltsam?«,lautetRudis
Kommentar.
»Daswarseltsam.Lass
unsreingehen,Rudi«,sage
ichnur.
WasfüreinAbend!Muss
ichjetztauchnochsotun,als
würdeichinsKrankenhaus
fahren?Ne,diewerdendasja
wohlkaumkontrollieren–
undwenn,dannlügeicheben
nocheinbisschenweiterund
sage,dassSabineangerufen
hatundesihrschonviel
bessergeht.FalscherAlarm!
Warendanndochnur
Blähungen!
»Mark,dukannst
aufstehen.Kannstaberauch
gleichliegenbleiben,esisteh
Abend!«,rufeichhochin
RichtungKinderzimmer.
KurzeZeitspäterstehen
MarkundRudiratlosim
Wohnzimmer.
»Waswardas?«,wollen
siewissen.
»Nureinkleines
Missverständnis«,erkläre
ich,ohneirgendwaszu
erklären.
»HabtihrdieSalate
uffgegesse?«,erkundigtsich
Rudi.
»Ne,aberinderHektik
habeichsiedortvergessen.«
»Ei,sollichsehole?«,
fragtRudifreundlich.
Ichüberlegekurz.
Einerseitsistesnatürlich
ziemlichunhöflich,etwas
zurückzufordern,wasman
geradeebenmitgebrachthat,
andererseitssinddiebeiden
amFasten,undfürden
MülleimersindRudisSalate
wirklichvielzuschade.
»Gehruhigvorbei,wenn
dumagst.Dukannstjanach
denSchüsselnfragen,dasist
nichtsopeinlich!«
IchlegemichaufsSofa
undversuche,michauf
morgenzubesinnen.Aufwas
habeichmichdanur
eingelassen?Bisher
dominiertenVorfreudeund
AufregungbeimGedanken
anmeinenkleinenAusflug,
nunmachtsicheinungutes
Gefühlinmirbreit.Ichfühle
micheinbisschenso,alssei
ichvoneinemEscort-Service
eingekauftworden–nurohne
Bezahlung.Irgendwiebillig.
LeichteBeute.Ichüberlege,
obichnichtbesserabsage.
DasistdasGutean
Kindern:Manfindetimmer
einenGrundfüreineAbsage.
EinkrankesKindistdie
besteAusredeüberhaupt.
Jedegute,braveMutter
würdedadochzuHause
bleiben.Aberwarichnicht
langegenugeinegute,brave
Mutter?Wirdesnicht
endlichmalZeit,nichtbrav
zusein?Außerdemistmein
Kindjanichtkrank.Wen
kümmertes,dassmeine
Reisevielleichteinwenig
anrüchigundunmoralisch
ist?Esweißjaniemand
davon,außerSabineund
Heike–unddiesindmeine
Freundinnen.Dasgrößte
Problembinichselbst.Tief
inmirwehrtsichetwas
gegendiesenTrip.Er
entsprichtsogarnicht
meinemNaturell.Aber
vielleichtliegtdieAufregung
genaudarin:Etwaszutun,
wasmansonstnichttun
würde.
Niemandzwingtdichzu
irgendwas,beruhigeichmich
selbst.Duwirstdicheinfach
nuramüsieren,Andrea,nicht
mehrundnichtweniger.Und
duhastesverdient.Ichdenke
einbisschenanSarahMarie
undChristoph,undschon
seheichmeineReisewieder
ineinemvölliganderen
Licht.EsgehtnurumSpaß,
Andrea,nurumSpaß–du
willstjanichtheiraten,du
bistjaschließlichnoch
verheiratet.
Aberwahrscheinlichnicht
mehrlange,schießtesmir
durchdenKopf,undsofort
spüreichwiedereinegroße
Traurigkeitinmir.Bald
werdeicheinegeschiedene
Frausein.Einegeschiedene
FraumitzweiKindern.Keine
Aussicht,aufdieichmich
freue.Obwohlmirmein
StatusalsverheirateteFrau
auchnichtsbringt.Christoph
istweg.Dasisteine
Tatsache,mitderich
zurechtkommenmuss,obes
mirgefälltodernicht.Oder
mussichnochmalalles
versuchen,umihn
zurückzuerobern?Aberwill
ichdasüberhaupt?Eine
Frage,diemichwiederund
wiederbeschäftigt.Istselbst
eineBeziehung,dieman
kaummehralssolche
bezeichnenkann,besserals
keine?Bisvorkurzemhätte
ichentschiedenNeingesagt,
inzwischenbinichmirnicht
mehrsicher.Vielleichtbin
ichdochvielkonservativer,
alsichdachte,alsichmich
selbstgernesehenwürde.
FühleichmichnurmitMann
komplett?
Rudiklingelt.Tatsächlichhat
eresgeschafft,unsereSalate
zurückzuholen.Allerdings
kannvonSalatennichtmehr
wirklichdieRedesein.Die
Schüsselnsindleer.
»Diehabbealles
uffgefuttert.Erhatnoch
StückscherimMundwinkel
hängegehabt!«,grinstRudi.
SovielzumThemaFasten.
»Unsiehatneugierisch
gefracht,obdeschonweg
bist!Diewolltdirektwiedä
mitkomme,aberischhabse
dadevonabgehalte.Deswar
indeinemSinne,gell?Ich
haberklärt,desdumoinmit
deSabinefortfährstzum
Wellnessunnochordentlich
zutunhast!«
Mist,dahatRudijetztwas
durcheinandergebracht.Was
werdenKatiundSiegmar
bloßdenken?Daswar’s
dann.Soschnellwerdeich
garantiertnichtmehrzu
einemlauschigenGrillabend
eingeladen.Abereigentlich–
umsobesser.Ichbeschließe,
mirkeineGedankenmehr
überKatiundSiegmarzu
machen.Irgendwoistauch
malSchluss.Sollensiedoch
denken,wassiewollen.
Allerdingsistmirklar,dass
sienichtnurdenkenwerden,
wassiewollen,sondernauch
nochschönrumerzählen
werden,wassiewollen.Aber
trotzdem:Ichwerde
deswegenjetztnichtplanlos
mitdemAutorumfahrenund
sotun,alsmüssteichins
Krankenhaus.Ichhabeweiß
Gottandereszutun.
WährendichSabinejetzt
schnelleineSMS–Danke!
Gerettet!Detailsspäter.–
schicke,fälltmirdasFehlen
einerPersoninmeinem
Haushaltauf.
»Woisteigentlich
Claudia?«
Rudiistinformiert–
wenigstenseiner:»Bei
Mischa,ihrerFreundin.Isch
glaab,diehatTrost
gebraucht.Diehat
Liebeskummä,dieklaa
Maus.Siekommtabägege
elfzurück,hatsegesacht.«
DiekleineMauskommt
umelfUhrnachHause!Na
dann.
»Ichgehmalhochund
legemeineSachenfür
morgenzurecht.Ichwünsche
direineguteNacht!«
Rudigrinst.»Wasen
Kuddelmuddel!Istdie
SabinejetztimKrankehaus,
odernet?Unwasismitem
Wellness?«,fragter.
»Ach,Rudi,dasist
schwierig.DieSabineist
daheim,undwirfahren
morgenweg.Dasanderewar
nureineAusrede.«
Ernickt,obwohler
aussieht,alswürdeersich
ernstlichSorgenummeine
Verfassungmachen.
»Schlafgut,Rudi«,sage
ichundgeheinmein
Schlafzimmer.
Ichcheckenochmalmeine
Klamotten,packeallesinden
Trolleyundlegemeine
Sachenfürmorgenraus.
Dannwidmeichmichinaller
RuhemeinemKörper.
Duschen,rasieren,cremen–
dasganzeProgramm.Nach
einergutenStunde,Nägel
lackierenundHaarewaschen
inklusive,istmeinKörper
einsatzbereit.Bessergeht’s
haltnichtmehr,denkeich,
währendichmichnacktim
Spiegelmustere.Ichschaue
michan,alswärediePerson
imSpiegelnichtich.Mit
Abstand–soalswürdeich
einefremdeFrauinder
Saunabetrachten.Meine
bestenTagesind,jedenfalls
figürlichgesehen,vorbei.
MeineOberschenkelhaben
Cellulitis,undmeinPoist
auchnichtfreidavon.Der
Bauchhängteinbisschen,die
Brüsteauch.MeineArme
sindzudickundnichtgerade
straff.Ichwirkeinsgesamt
nichtgerademuskulös.
Woherauch?Ichgehöre
leidernichtzudenFrauen,
diemitInbrunstsagen:Ich
kannohneSportnichtleben!
Ichkannnämlichsehrgut
ohneSportleben.Mirfehlt
dieseDisziplin,ummorgens
vorderArbeitnochebenmal
zehnKilometerzujoggen.
Jetztbereueichdas.Hätte
ichmichdochnuraufgerafft!
MeinenSchenkelnhättees
sichergenutzt.Aberzuspät.
Esist,wieesist,undes
könnteschlimmersein.
SchließlichistRaketeauch
keinedreißigmehr.Aber
wahrscheinlichhatteerschon
dieeinoderandere
DreißigjährigeimBett,und
imVergleichwirdesdafür
michschoneinbisscheneng.
Ichlegemichvorsichtig
aufsBett,ummeinefrisch
lackiertenFußnägelnichtzu
ruinieren,undschnappemir
meinenLaptop.Mankann
wirklichallesgoogeln.
Ichtippeein:Wiesieht
manbeimSexgutaus?
AlsErstesspringtmireine
AnzeigeinsAuge:Dezente
Schamlippen–füreinneues
Körpergefühl!
Dasmachtmichrichtig
wütend.IchklickedieSeite
an.DieAngebotspaletteist
erstaunlich:
Schamlippenverkleinerung,
Vaginalverjüngung,G-PunktVergrößerung,
Hymenrekonstruktionund
Venushügel-Sculpting.Was
sollenwirdennnochalles
renovieren?Tickendienoch
richtig?Gibtesjetztsogar
dieidealenSchamlippen?
DarfmannurnochSex
haben,wennmanzuvor
vaginalverjüngtwurde?Sind
wirFrauenverrückt
geworden?WürdenMänner
soetwastun?Lassendiesich
ihreHängeeieranheben?
LassendiesichihrenPenis
straffen,oderistderperseso
einhübschesKörperteil?Das
klingtjetztvielleichtein
wenigvoreingenommen,aber
malehrlich:Welches
Unterleibskörperteilansich
hübscherist,darübersollteja
wohlkeinZweifelherrschen!
Ichgebezu,mitFragenwie
Venushügel-Sculptingund
Vaginalverjüngunghabeich
michbisgeradeebennoch
niebeschäftigt.Undwerde
ichinZukunftauchnicht!
Irgendwoistwirklichmal
Schluss!Wannsollichdas
dennnochmachen?Undvor
allem,wiesollteichdas
bezahlen?
Zurückzum
Ausgangsthema:Wiesieht
manbeimSexirgendwie
vorteilhafter,mitanderen
Wortenwenigerfettaus?Um
denBauchzuverbergen,lese
ich,mussmansichaufden
RückenlegenundeineArt
Brückemachen,alsodas
BeckenunddieHüften
anheben.Immerhindarfman
sichdabeimitden
Unterarmenabstützen.Ich
probiereesaus.Nicht
schlecht,derBauchsieht
jedenfallsflacheraus.Um
dieBeineschlankerwirken
zulassenwirdempfohlen,sie
indieLuftzurecken.Wer
BauchundBeinegleichzeitig
schöneraussehenlassenwill,
hatdamitallerdingsein
Problem.Mankannkaumdie
BeineindieLuftstrecken,
währendmaneineArt
Brückemacht,außerman
arbeitetnebenherim
chinesischenStaatszirkusals
Artistin,aberdannhatman
garantierteinenKörper,der
solcherlei
Ablenkungsmanövernicht
nötighat.Generellsollman
dieAufmerksamkeitauf
Körperteilelenken,dieeinem
selbstgutgefallen.Meine
Hände?
Ichforscheweiterim
Internet.GuterSex–was
machtdenaus?Leidenschaft,
Abwechslung,
Hemmungslosigkeitund
Aufregung.Na,dawäreich
selbstjaniedrauf
gekommen!Kontrollverlust
sollsexysein?
ProbierenSieesmalmit
demPistenspiel,um
AufregunginIhrLiebesleben
zubekommen,schlägteine
Zeitschriftvor.Sieziehen
sichausundlegenmitIhren
KleidungsstückeneineSpur
biszumBett,undaufdem
habenSiesichdrapiert–
nacktnatürlich.Daswäre
machbar,auchineinem
Hotelzimmer.
Ichbeschließe,nichtnoch
mehrzulesen,dennjemehr
ichüberSexlese,desto
ängstlicherwerdeich.Der
vernünftigsteTipperscheint
mir:EntspannenSiesich,
undvermeidenSiegrelles
Licht.DasmitdemLicht
werdeichaufjedenFall
machen!Fürdie
Entspannungbraucheichmit
Sicherheitdeneinenoder
anderenDrink.
Um23:30Uhrklopftesan
meineTür.Claudiaist
zurück.
»Na,Mäuschen,wieist
es?«,frageichfreundlich.
»Geht’sdirbesser?«
»Ne«,knurrtsienur.»Der
hatsicheinfachnicht
gemeldet!NichteineSMS,
derwarnichtmalonlinebei
WhatsApp!«,jammertsie.
Währendsiedassagt,zieht
sieihrHandyausder
Hosentascheundschaut
drauf.»Nichts!Meinen
ganzenTaghatdermir
vermiest.Wahrscheinlichhat
ermichschonvergessen.«
»SoeinQuatsch«,
versucheichsiezutrösten.
»Deristbeleidigt.Männer
sindschnellmalbeleidigt!
Wartab,dermeldetsich
schon!«
»Ja,undwennnicht?«,
fragtsie.»Wasmacheich
dann?«
»Hastdudichbeiihm
gemeldet?«,willichwissen.
»Alsoeigentlichwollteich
nicht,aberdannhabeich
dochkurzgeschrieben«,
stammeltsie,undanihrem
Tonfallkannicherkennen,
dasssieesbereut.
»Daswarnichtsogut!Du
weißtdoch:Willstdu
gelten…«
»…machdichselten«,
beendetsiemeinenSatz.
»DasistdochScheiße,
altmodischeScheiße.Warum
mussichsowasmachen?«,
willsiewissen.
»Ach,Schätzchen«,
antworteich,»duhastrecht
undtrotzdemnichtrecht.Es
istdoof,abersofunktioniert
eshalt.Leiderhabensichdie
SpielregelninBezugauf
Liebeindenletzten
Jahrhundertennichtsehr
verändert.DieMänner
übrigensauchnicht!Geh
schlafen,erwirdsichschon
melden.Wennduwillst,
kannstdudeinHandybeimir
lassen,dannkommstdugar
nichtinVersuchung,ständig
draufzustarrenoderwaszu
schreiben!«
Sieguckterschrocken:
»MeinHandy?Ichsollohne
meinHandyinsBettgehen?«
Sietutgeradeso,alshätte
ichgesagt,siesolleaufder
Straßeschlafen.
Ichnicke:»Ja,odermache
esaus.Derwirdsich
jedenfallswundern,und
wennersieht,dassduauch
malnichtonlinebist,wirder
sichschonbemühen.«
Sieschautnachdenklich.
»Meinstduecht?«,fragtsie
mich.
»Eskönntedochgutsein«,
sageichundfreuemich,dass
wirseitlangemmalwieder
richtigmiteinandersprechen.
Siezögertnochimmer.
»Achwassoll’s!Vielleicht
schlafeichdannwirklich
besser«,entscheidetsieund
drücktmirdasHandyindie
Hand.»Nichtdran
rummachen,Mama!Undnix
lesen–versprich’smir!«,
gibtsiemirnoch
Anweisungen.
Sicherheitshalberschaltetsie
esaus.
Ichversprecheesundlege
esaufmeinenNachtisch.
»Ichhabdichlieb!«,sagt
sie,alssiesichzurTür
umdreht.
»Kommmalher,mein
Schatz«,antworteich,stehe
aufundnehmesiefestinden
Arm.»Ichdichauch–und
wie.Wirhabenesmanchmal
schwermiteinander,aberdu
weißt,liebhabeichdich
immer.«
Ichdrückeihreinendicken
KussaufdieWangeundsie
küsstzurück.
»Uah,dubistjanackt!«,
sagtsienoch,undwegistsie.
Daswarendlichmal
wiedereinerschöner
Tagesausklang.Versöhnlich
undliebevoll.Mein
Nagellackisttrocken,und
ichkuschlemichinmein
Bett.Wasauchimmerdaauf
michzukommtmorgen,hier
zuHausesindMenschen,die
michliebhaben.Dasist
schön,denkeich,stelle
meinenWeckerundfühle
michseitlangemmalwieder
richtigwohl.
3
Ichwacheauf,nochbevor
derWeckerklingelt.Ichbin
aufgeregtundhabeunruhig
geschlafen.Ichfühlemich
wieeineDrittklässlerinvor
ihrererstenKlassenfahrt.Ich
springe,ganzgegenmein
Langschläfernaturell,sofort
ausdemBettundgeherunter
indieKüche.Erstmaleinen
Kaffeetrinkenunddannin
allerRuhealles
zusammensuchen.Ichhabe
Zeit,beruhigeichmich.Ich
mussum7:45Uhram
Lufthansaschalterstehen.Es
langt,wennichgegensieben
losfahre.Ichwerdemein
AutoamFlughafenparken.
Dasistzwarteuer,aber
immernochgünstiger,als
mitdemTaxizufahren.
Außerdemfahreichjamit
SabinezumWellness,undda
würdemanjanichtmitdem
Taxihinfahren–entweder
würdeichSabineabholen
oderSabinemich.Ichmuss
wenigstensheuteMorgen
meinLügenkonstruktnoch
irgendwieaufrechterhalten.
LeiderhatmeinNagellack
dieNachtnichtgut
überstanden.Wardochnoch
nichtrichtigdurchgetrocknet.
Ebenmäßigistanders.Erhat
eineArtStrichmuster,
irgendwiesoalshättejemand
meineFußnägel
ausgepeitscht.Ichmöchte
einmaleinenLackfinden,
derhält,waserverspricht!
Naegal,eswirdjakeine
eingehendeFußkontrolle
geben,undjetztkanniches
ehnichtmehrändern.Obich
dochnochmalschnell
drüberpinsele?Aberdann?In
meinePumps?DasRisiko
geheichmalbessernichtein.
IchwerdedenLack
mitnehmenundzwischendrin
nachbessern.
»Moin,Andrea!«,begrüßt
michdaRudi.
»GutenMorgen,Rudi.
AucheinenKaffee?«,
antworteich.
»Gern.Musstdunetlos?«,
fragter.
»Ja,unddeshalbwärees
auchnett,wennduden
KindernwaszumFrühstück
machenkönntest.Ichwerd
kurzvorsiebenfahren.«
Eswärezuärgerlich,wenn
ichdurcheinenschnöden
StaumeinenFlugverpassen
würde.Dasteheichlieber
aufdemFlughafennocheine
halbeStunderum.So
langsamfangeichan,nervös
zuwerden.
»MachdichvomAcker,
ichkümmermich,unheut
Mittagkommtjade
Christoph!«
Ja,daswollenwirmal
hoffen–aberinzwischenist
esmirauchegal.Ichbinfür
heuteundmorgennicht
zuständig.Mütterneigenja
dazu,selbstPhasenkurzer
Abwesenheitkomplett
durchzuplanen.Essen
einfrieren,Listenerstellen
unddannhalbstündlich
anrufen,umzukontrollieren,
obihreLiebstenauchohne
sieüberleben.FürsEssenist
Rudizuständig,und
Christophsollteauchinder
Lagesein,seineKindervor
demVerhungernzu
bewahren.Anrufenwerdeich
jedenfallsnicht.Ichwerde
michausnahmsweisenurum
michselbstkümmern.Mir
fällteinSatzvonDorothy
Parker,einervonmir
hochverehrten
Schriftstellerin,ein,der
hoffentlichauchfürmein
Wochenendegeltenwird:
I’vebeentoofuckingbusy–
orviceversa.Ichmuss
kichern.
»Freustdedichso,ma
rauszukomme?«,fragtda
meinSchwiegervater.
»Ja,dastueich.Ichfreu
michriesig!Danke,dassdu
dichkümmerst.«
»Gern,Andrea.Dutustmir
jaauchsomancheGefalle!«,
sagterundzwinkertmirzu.
Hasenpuscheldenkeich
nur.
»Willstdenochwas
mitfrühstücke?«,erkundigter
sichliebevoll.
Ichhabeüberhauptkeinen
Hungerundlehnedankend
ab.
»Rudi,ichgehhochund
machmichfertig.Sabineund
ichwollenfrühlos«,sageich
noch,bevorichmichin
RichtungSchlafzimmer
aufmache.Hoffentlich
passiertdiesesWochenende
nichtirgendwas!Solltedas
Flugzeugabstürzen,weiß
niemand,dassichdrinbin.
AußerSabine.Ichmuss
darandenken,ihrBescheid
zusagen,wogenaues
hingeht.
Ichdusche,machemirdie
Haareundziehedie
bereitgelegtenKlamottenan.
Ichfinde,ichsehegutaus.
Lässig,aberchic.Jeans,
weißeBluse,Lederjackeund
Pumps.Eigentlichwollteich
Sandalenanziehen,aber
wegenderkleinen
Nagellackpannescheidendie
aus.IchstopfedieSandalen
mitsamtdemLacknochin
denTrolley,schnappemein
HandyvomNachtischund
binfertig.Fertigundnervös.
Furchtbarnervös.Ichbin
kurzdavor,wieder
auszupacken.Wennichnoch
längerhierbleibe,werdeich
genaudastun,unddeshalb
beschließeich,jetztschon
loszufahren.Ichkannjaam
FlughafennocheinenKaffee
trinken.
»Rudi,ichfahrelos.Du
denkstandieKinder!Grüß
sievonmir–ichwillsie
jetztnichtwecken.Ichrufe
an,wennwasist«,
verabschiedeichmichvon
meinemSchwiegervater.
Ichmusslos.Ichhätteden
Kinderngernenochtschüs
gesagt,willabernichtnoch
mehrrumlügen.Wellness–
ichkomme!
Natürlichbinichvielzufrüh
amFlughafen.Esistja
immerso–hatmanes
verdammteilig,findetman
garantiertkeinenParkplatz,
istmandagegenfrühdran,
dannklapptallesreibungslos.
Sosteheichjetztalsomit
meinemTrolleyinder
riesigenAbflughalleund
starreaufdieAnzeige.Ich
hoffesosehraufVenedig!
IchsetzemichineinCafé,
undwährendicheineweitere
LadungKoffeinzumir
nehme,sucheichmein
Handy,umSabineanzurufen.
Alsichesanmachenwill,
verlangtesnacheinemCode.
Seitwanndasdenn?Nach
nurwenigen
Schrecksekundendämmertes
mir:IchhabeClaudias
Handydabei!MeinHandy
liegtzuHauseimBad.Das
aufdemNachtischistdas
HandymeinerTochter
gewesen,dassiegesterndort
bravhatliegenlassen.Das
kommtdavon,wennman
KindernteureSmartphones
kauft.Ichwerdepanisch.Ich
habejetztwederRaketes
Nummernochsonst
irgendeine.Schaffeiches,
nochmalnachHausezu
fahren,umdieHandyszu
tauschen?Dasistlogistisch
unmöglich–esist
inzwischen7:20Uhr,undum
7:45Uhrbinichverabredet.
Wasmacheichnur?Ichkann
jaschlechteinganzes
WochenendeohneHandy
unterwegssein.Ichmuss
ClaudiasCoderausfinden,
umwenigstensirgendein
Handyzuhaben.
Claudia!OGott!Die
bringtmichum.Dieläuft
geradegarantiertzuHause
Amok.ArmerRudi!Wenn
diejetztmeinHandyfindet
undmeineSMSsieht,dann
fliegtmeinganzes
Lügenkonstruktauf.Wie
bescheuertbinichbloß.Wie
könnteClaudiasCodelauten?
IhrGeburtsdatum?Ichgebe
eseinundscheitere.Nichts.
DerGeburtstagvonGustav
Johannes?Leiderfälltmir
dernichtein.Dasistein
Zeichen,überlegeich.Ich
sollnichtfahren.Dasistkein
Zeichen,sondernnur
Schusseligkeit,regdichab,
Andrea,versucheich,mich
zuberuhigen.Ichprobierees
mit1234.Tatsächlich!Es
funktioniert.Sonderlich
originellwarmeineTochter
danicht,abergeradebinich
sehrfrohdarüber.
Wasnun?ZuHause
anrufenundeinkomplettes
Geständnisablegen?Drei
Nachrichtensind
eingegangenundsechs
AnrufeinAbwesenheit.Alle
vonmeinemHandy.
Immerhin–dashatsie
gefunden.
Mama,woistmein
Handy?,lautetNachricht
eins.Nummerzweiklingt
schonpanischer:Ichwerde
verrückt.WoistmeinHandy?
Wassollichohnemachen?
Hieristnurdeins,undda
sindkomischeNachrichten!
Meldedich!MeinCodeist
1234!
Einewirklichunglaublich
klugeNachricht,diemich
kurzamVerstandmeiner
Tochterzweifelnlässt:Sie
schicktmirihrenCodeauf
ihrHandy,aufdemichja
wohlkaumNachrichtenlesen
kann,wennichdenCode
nichthabe.
NachrichtNummerdrei
lautet:HabeSabine
angerufen,unddiehat
gesagt,ihrwürdeteucherst
imWellnesshoteltreffen.Opa
hatgesagt,duholstsieab.
Ichverstehedasallesnicht!
Wobistdu,wasmachstdu?
Meldedich,undguckjanicht
meineNachrichtenan!Ich
brauchemeinHandy.Sofort!
Ichsolljanichtihre
Nachrichtenangucken–das
istjaauchwiedersehrklug!
Wofürschicktsiemirdann
welche?Tja,dasmitdem
Sofortbrauchenmussbis
übermorgenwarten.Oderich
lasseeshieramFlughafen,
deponiereesirgendwo,und
siekannesabholen.
Einerseitswäredassehrnett
vonmir,andererseits
ausgesprochenverräterisch.
Schließlichfliegeichjanicht
mitSabineindie
Wellnessferien,sondern
fahremitdemAuto–wie
alsosolltedasHandy
hierhergekommensein?
Außerdemhätteichjadann
inVenedigkeinHandy.
Natürlichkönnteichdas
HandyaucheinemTaxifahrer
indieHanddrückenundihn
alsHandyüberbringernutzen.
Wasfüreinfieses
Kuddelmuddel.
Nur,ohneHandywillich
dienächstenTagenichtsein,
unddeshalbreagiereich
einfachmalüberhauptnicht.
Claudiawirdesschon
überleben.Eswirdeine
überauslehrreicheErfahrung
sein.Daskönnteman
natürlichauchumgekehrtfür
michbehaupten,abersieist
jünger,undichbinim
Auslandunddortvielleicht
malaufsHandyangewiesen.
BeiälterenMenschenkann
eseherzumedizinischen
Notfällenkommen.Egalwie
ichesdreheundwende–ich
habeeinlatentschlechtes
Gewissen.Claudiawird
durchdrehen.Ohneihren
GustavJohannesundmit
quasidurchtrennter
Nabelschnur.Wiesollersie
soerreichen?WieKontakt
aufnehmen?Ichbinnicht
malsicher,oberunsere
Festnetznummerkennt.Aber
siemitSicherheitseine.Und
mankannesjaauchwiein
meinerJugendmachenund
einfachmitdemRadbeim
Freundvorbeifahren.Egal–
ichkannmichjetztnicht
mehrdarumkümmern.
EsistZeit,sicham
Treffpunkteinzufinden.Ich
merke,wiemirgrauenvoll
heißwird.Ichfangeanzu
schwitzen.Wasistdas?Mir
wirdplötzlichirrewarm.Als
hättejemandmeine
Schweißdrüsen,wieDüsen
imWhirlpool,alleauf
einmalaufgedreht.Volle
Pulle.MeinNackenist
klatschnass,fastalshätteich
gebadet.Istdaseinedieser
berüchtigten
Hitzewallungen?Eine
Wechseljahrserscheinung?
Bisherhabeichnurabundan
nachtsgeschwitzt.Wie
herzlossinddiese
Wechseljahrenur?Müssen
sieausgerechnetjetztindie
Offensivegehen?Meine
mühsamaufgeföntenHaare,
ehnurmitviel
Stylingprodukteinigermaßen
vorzeigbar,fallenlangsamin
sichzusammen.Wasfürein
Timing!Ichbrauche
dringendTaschentücher.
EigentlicheherHandtücher.
AlsonichtswiezurToilette
undsehen,obesnoch
Rettunggibt.
Esist7:35Uhr–mir
bleibengenaunochzehn
Minuten.ZehnMinuten,um
micheinmalkomplett
trockenzulegen.Wasfüreine
Bescherung!Mirläuftder
SchweißinStrömenden
Rückenrunter,meinKörper
verlangtnacheiner
erfrischendenDuscheund
meinKopfistmitSicherheit
puterrot.Ichsehebestimmt
umwerfendaus!Immerhin,
dasakuteSchwitzenscheint
aufgehörtzuhaben.Eswar
wieeinFlash.
IchhabefastdieToiletten
erreicht,alsmicheine
Stimmeaufschreckt:»Halt,
Siehabennichtbezahlt!
Stehenbleiben!«
Allesguckt,ichauch.
Schnellwirdmirklar,wenn
dieStimmemeint–mich.Es
istdieBedienungausdem
Café,indemichbiseben
nochgesessenhabe.Inallder
Schweißhektikhabeichglatt
vergessenzubezahlen.
Peinlich!Ichentschuldige
mich,zückesofortmein
Portemonnaieundgebefünf
EuroTrinkgeldals
Wiedergutmachung–unddas
beieinemCappuccinopreis
vonfünfEuro!FünfEurofür
einenCappuccino!Ichsollte
einFlughafencaféeröffnen.
ZumGlückistdieBedienung
zufriedenundglaubtmir,
dasseskeineAbsichtwar.
»GehtesIhnennicht
gut?«,fragtdiejungeFrau
sogarnochmitfühlend.Ich
mussjagrausigaussehen.
»Nein,doch,also
eigentlichschon.Allesokay!
BinnureinbisscheninEile«,
antworteichundöffne
endlichdieTürzuden
Damentoiletten.
ImgroßenSpiegelüber
denWaschbeckenkannich
gleichsehen,dassmein
Gesichttatsächlichknallrot,
meineWimperntusche
verschmiertistundmeine
BluseSchwitzringeaufweist.
IchtupfemirdieAchseln,
denNackenunddenRücken,
sogutesmit
Einmalhandtücherneben
geht,trocken.Erwirdmich
janichtschonimFlieger
antatschen,undwennwirerst
inVenedig,inunserem
Palasthotelsind,hüpfeich
schnellunterdieDusche.
DasHandyklingelt.Ich
seheaufdemDisplay,dasses
GustavJohannesist.
Wenigstensdas–meine
Strategiehatgewirkt.Eine
NachtHandyausschalten,und
schonmeldetsichderkleine,
adeligeStinkstiefel.Was
nun?Geheichdranund
erkläre,warumClaudianicht
imBesitzihresHandysist,
oderlasseichihnnochein
bisschenzappeln?Zappeln
istmeineEntscheidung.Bei
anderenundfüranderekann
ichunglaublichkonsequent
sein–gingeesummich
selbst,ichwürdegarantiert
schwächelnunddrangehen.
NachfünfMinutenTupfen
undWischenundMake-upMake-Overbinich
einigermaßen
wiederhergestellt.Ichstelle
dasHandyauflautlos.Jetzt
ganzentspanntbiszum
Lufthansa-Business-Checkin-Schalter.Besserkeinezu
schnellenBewegungen,
obwohlmichderHitze-Flash
jaimSitzengetroffenhat.
Schonvonweitemseheich
ihn.Eristwirklichgroß.Und
ersiehtgutaus–jedenfalls
ausderEntfernungundvon
hinten.Ichziehemeinen
Bauchein,bemühemich,
coolzugucken,und
schlendereaufihnzu.
»Hi,Tom!«,sageich,und
erdrehtsichum.
»Ach,hallo,dumusstdie
Andreasein,oder?«,fragter
undscanntmichohne
HemmungenvonKopfbis
Fuß.
»Ja,diemüssteichwohl
sein!«,antworteichundbin
direkternüchtert.Derhat
michnichtmalsofort
erkannt.
»Jadann«,sagternoch
undklingtnichtgerade
begeistert.
KeinKusszurBegrüßung,
keineUmarmung,nichtmal
einHändeschütteln.Ichstehe
dawieeinjungerMannbei
derMusterung.Werdeichfür
tauglichbefundenoderdirekt
ausgemustertundnachHause
geschickt?Wasfürein
unsäglichblödesGefühl.Ich
hättedochheimfahren
sollen!
»Undfreustdudich?«,
fragterda.
Ichnicke.MeineGüte,ich
verhaltemichwieeine
Fünfjährige,diezumersten
MaleinemfremdenMann
gegenübersteht.Leidersind
keineElterndabei,hinter
denenichmichverstecken
kann.Ichbindochsonst
nichtsodermaßenaufden
Mundgefallen!
»Gut,dannstelleichdir
erstmaldieanderenvor«,
redetTomweiter.
Dieanderen?Welche
anderen,schießtesmirdurch
denKopfundplatztdannaus
mirheraus:»Welche
anderen?«
Sovielzumromantischen,
lauschigenWochenende.
»Naja,dasisteine
Makler-Incentive-Reise.
InsgesamtvierKollegenund
Begleitung–alleeingeladen
vomVerband.Habeichdir
dasnichtgesagt?«,
informiertmichRakete.
»Ne,aberkeinProblem.
Venedigistsooderso
schön!«,zeigeichmich
flexibel.
»Venedig?«Erguckt,als
hätteichSaturngesagt.»Wie
kommstdudennauf
Venedig?«,rätselterund
ergänzt:»Wirfliegennach
Istanbul,neueMärkte
erobernundschauen,obda
eineZusammenarbeitmit
dentürkischenKollegen
geht.Undweilallejemanden
dabeihaben,wollteichnicht
alleinauflaufen.«
Wiecharmant.Esistein
Schnorrertrip,undichbin
eineArtLückenbüßer.
Erscheintzumerken,dass
ernichtwirklichfreundlich
war,undlegtversöhnlichden
Armummich:»Egal!Wie
auchimmer,wirmachenuns
einhammergeiles
Wochenende!«
Erhattatsächlichgeil
gesagt!Ichhassediesen
Ausdruckbeierwachsenen
Menschen.Geilzusagen,ist
aufakustischeArtsoinetwa
wieeinEd-Hardy-T-Shirtzu
tragenundkeinesfalls
altersgerecht.Ichschauemir
Raketegründlichan.
Wenigstensanseinem
Aussehengibteswirklich
nichtszumeckern.Ein
kantiges,markantes,aber
hübschesGesicht.Faltig,
Dreitagebartundgraues,
gegeltesHaar.EinenTickzu
langfürmeinenGeschmack.
Groß,mindestenseinenKopf
größeralsich,undschlank.
Fastschonzuschlank.Er
siehtgepflegtaus.
SchmalgeschnittenerAnzug,
Einreiher,dazuT-Shirtund
Turnschuhe.ImHaareine
Sonnenbrille.Ja,eristein
affigerGockel,aber
eindeutigeinHingucker.
Hätteschlimmersein
können,undvielleichtistein
bisschenGesellschaftjaauch
nettundnimmtderSituation
einwenigihrerBrisanz.
»Hallo!«,höreichdaauch
schoneinetiefeStimme.
»IchbinderEd.Unddasist
dieConny.«EinMann,etwa
umdieeinMeter70groß,
kräftig,mitBaseballkappe
undCowboystiefeln,streckt
mirseineHandhin.Ed
drücktfestzuundstrahlt
michan:»Endlichmalein
neuesGesicht!HatdieNicki
wohlkeineZeitgehabt.«Er
lacht.
Wiesoendlichmalein
neuesGesicht?Wasbittesoll
dasdennheißen?Ichfrage
liebernichtnach.
Tom,alsoRakete,guckt
verlegen.»DieNicole,also,
dieNicki,dieisteineExvon
mir,nichtsWichtiges!«,
erklärtermir.
Ichnicke–wassollich
dazuauchsagen?Conny,die
FreundinoderBekannteoder
wasauchimmervonLittle
Ed,umarmtmichzur
Begrüßung.Sieistguteinen
halbenKopfgrößeralserund
mitSicherheitauch15Jahre
jünger.IrgendwasAnfang30
würdeichschätzten.»Wir
werdeneinetolleZeithaben.
Istanbulistsomegahip!Echt
einShoppingparadies!«,freut
siesich.
Obwirsehrviele
Gemeinsamkeitenhaben
werden,bezweifleich,aber
immerhinistConny
freundlich.
Nachundnachgesellen
sichauchdieanderenzuuns.
NebenLittleEdundseiner
ConnysinddanochHorst
undTiniundWill(derso
aussieht,alsgehöreanseinen
Namenauchnocheini)mit
seinerFreundinSteffi.Alle
Frauensehenaufdenersten
Blicknichtsoauswie
Ehefrauen–siesindalle
jüngeralsich,oder
zumindestbessererhalten.
Aberallesagenfreundlich
gutenTagundmacheneinen
ganznettenEindruck.Ich
werdejanichtmeinen
Lebensabendmitihnen
verbringen,sondernnurzwei
TageinIstanbul,redeichmir
gutzu.
Raketeverlangtmeinen
Pass(andenichzumGlück
heuteMorgengedachthabe)
undchecktunsein.
»WirMännerfliegen
vorne,esgabnurfüruns
BusinessTickets,aberdie
paarStundenbisIstanbul
sindjaauchinder
HolzklassekeinProblem«,
eröffnetmirRaketeund
überreichtmirmeinTicket.
Ichbedankemichbrav,
obwohlichleichtangesäuert
bin.DieFrauenfliegen
hinten,dieMännervorne!
WelcherwohlerzogeneMann
würdesoetwasmachen?
Wahrscheinlichjeder.
Schade,BusinessClasshätte
mirgefallen.Wäremalwas
Neuesgewesen.Undauch
herrlichzumAngebenim
Büro.LittleEdimmerhinhat
Benehmen.Ertrittseinen
PlatzinderBusinessClass
anseineConnyab,obwohl
sieinihremzartenAlterauch
sicherlichguthintensitzen
könnte,ohnedirektGefahrzu
laufen,Thrombosezu
bekommen.Aber
Überraschung:Connywill
nichtnachvorneindie
BusinessClass!
»IchsitzebeidenMädels,
dakönnenwirunsalleschon
malkennenlernen«,kichert
sie.
IchhättedasTicket
genommen,aberleiderfragt
Raketemichnicht.Edlenkt
sofortein.Erscheint
erleichtert.Gutfürihn,erhat
durchGroßzügigkeit
gepunktet,mussaber
dennochaufnichts
verzichten.
Nachder
Sicherheitskontrollehaben
wirnochZeitundsitzenim
Wartebereichvorunserem
Abflug-Gate.Zeit,inderich
dieandereneingehend
betrachtenkann.Alledrei
Frauensindgutaussehend.
Zweivonihnensindblond,
habenlange,perfekt
gesträhnteMähnen.Kein
Ansatzzuentdecken.Die
habenmitSicherheitden
gleichenFriseur.Tiniist
dunkelhaarig.Einsattes
Dunkelbraun,langund
glänzendundgarantiertheute
Morgenschonfrisch
geglättet.KeingrauesHaar
weitundbreit.Alledrei
tragenTurnschuhe(Tinihat
dieseneumodischenDinger
mitKeilabsatzan,diebeiden
anderentragenklassisch
lässigeConverse–Steffidie
mitStarsandStripes,Conny
welcheinverwaschenem
Türkis)undichfühlemich
mitmeinenPumpsundder
weißendurchgeschwitzten
Blusegarnichtmehrsochic
wienochheuteMorgen.Es
gibtFrauen,gegendieman
optischkeineChancehatund
dieeinenimmereinenHauch
altbackenaussehenlassen.
Ichfühlemichgenauso:
altbacken.Einbisschen
vorortmäßig,wasdieMode
angeht.Auchfigürlichbin
ichnichtinTopposition.Ich
kannmiraberauchnicht
vorstellen,dassdiedreiin
letzterZeitwirklichNahrung
zusichgenommenhaben.
»Undwartihrschonmalin
Istanbul?«,frageichindie
Rundeundversuche,mich
aufgeschlossenzugeben.
»Ja«,kommtdierasche
AntwortvonTini,
»mehrmals.Esistmega.«
Esistmega?Megatoll?
Megadoof?Megagroß?Seit
wannistmegaeinAdjektiv?
»Warstdunochnieda?«,
fragtsiezurückundklingt
fasteinbisschenentsetzt.
»IstanbulistdasneueParis,
dasneueMarrakesch!«,
betontsie.
»Ne«,sageich,»aberich
freuemichdrauf!«
»Dakannmanunglaublich
tolleinkaufen:Chloe,
Hermès,Gucci,Chanel–
alleswasdeinHerz
begehrt!«,mischtsichnun
Steffiein.
WasdeinHerzbegehrt!
MeinHerzbegehrtganz
andereSachen,aberjelänger
ichRaketeanschaue,umso
wenigerHoffnunghabeich,
dasserdazugehört.Mankann
auchnichtgeradesagen,dass
ersichbesondersummich
kümmertoderbemüht.Die
Männerstehenzusammen,
undesgehtumirgendeine
Großimmobiliedirektam
Bosporus.Mehrhabeich
nichtmitbekommen.Rakete
scheintmirderLeitwolfder
Maklerhordezusein.
TinischwärmtmitSteffi
umdieWette.Markennamen
fliegenhinundher.
»Ichbraucheunbedingt
eineCéline-Bag«,sagtTini,
»DiesezweifarbigeTrapezeBag,ihrwisstschon!Am
liebstendiemitBlauund
Beige!«
Diebeidenanderennicken,
ichhabekeinenSchimmer.
Céline-Trapeze-Bag?Ich
mussunbedingtöftersInstyle
undsolcheHeftchenlesen.
»InIstanbulgibtesdie
bestenFakesüberhaupt.Da
kriegstdujedeTasche
nachgemacht,dasist
unglaublich.Daskönnendie,
dieTürken.Ichholmir
diesmaleineBottega«,
kündigtSteffian.
IchkenneBodegas,aber
Bottegas?
»Wasistmitdir,Andi?«,
fragtmichnunConny.
Andi?Mussmanein
niedlichesiamNamensende
tragen,umhier
dazuzugehören?Andials
AbkürzungfürAndrea?Ich
gebejazu,dassmeinName
nichtsonderlichoriginellist,
aberichhabemichdaran
gewöhnt.
»VielleichtPrada«,sage
ich,einfachumirgendeinen
MarkennameninsSpielzu
bringen.
»Ach«,stöhntTiniauf,
»Prada,ichweißnicht,Prada
istsoooNeunziger.Wenn,
dannlieberMiuMiu!«
Ichglaube,Pradapasst,
schließlichbinichauchein
bisschenNeunziger,sogar
eherSiebziger,wennmanes
genaunimmt.
»Ichguckmal,ichhabe
nochkeinePläne.Vielleicht
geheichmalindieseHagia
Sophia«,werfeicheinen
BrockenKulturindieRunde.
»Aberdawartihrsicher
schon«,ergänzeich.
Diedreischüttelndie
Köpfe.Steffiantwortet:»Da
hattenwirnichtdieZeitfür.
Wirhabensievonaußen
gesehen,aberesgab’ne
Schlange,undwirwollten
nochindiesenIn-Clubzum
Chillen,unddahabenwires
verschoben.Vielleichtklappt
esdiesesMal.Aberdieses
klassischeTouri-Programm
istjaaucheheröde.«
InmeinerTaschevibriert
es.NichtzumerstenMal,
seitdemichhieramGate
sitze.ZumGlückhabeich
denTonausgestellt.Sechs
AnrufeinAbwesenheit.Drei
vonMamaunddreivon
GustavJohannes.DasGanze
nimmtjarichtigFahrtauf.
AnrufevonMama–achso,
jaklar,sozusagenvonmir,
alsovonmeinemHandy,
Claudiahatesjagefunden
undbenutztesjetzt.
Hoffentlichhatsiemeine
SMSennichtgecheckt.Mein
GeplänkelmitRakete.Meine
SMSenanSabine.Mir
schwantnichtsGutes.Das
wirdeineschöne
Rechtfertigungsorgie
erfordern,wennichzurück
bin.IchsteckedasHandy
wiederindieTascheund
schalteesaus.Nicht,dasssie
esnochortet!Manweißja
nieheutzutage.
BeimEinsteigenins
Flugzeugtrennensichunsere
Wege.DieBusiness-ClassBevölkerunghateinen
eigenenRüsselzugang.Und
fastnurRüsselträgerbiegen
dorthineinab.Haha.Ich
weiß,einbilligerWitz–aber
stimmtdoch,soistesja
auch.
Raketenimmtmichvorher
nochmalbeiseiteundflüstert
mirinsOhr:»Ichfreuemich,
dichnäherkennenzulernen,
Andi.GutenFlug,Kleine!«
Jetztsagtderauchschon
Andi.UndKleine!Ichbinja
vieles,aberkleinehernicht.
»Tja,wirwerdensehen!«,
antworteichundversuche,
nichtzuschnippischzu
klingen.
Diese
Zweiklassengesellschafthier
anderRüsseltrennungstinkt
mir.Vielleichthättesiemir
wenigergestunken,wennich
auchlinksabgebogenwäre.
Sorauscheichmitden
MasseninRichtung
EconomyClass.Ichsitze
nebenConny.Siescheintmir
nervöszusein.
»IchhasseFliegen–ich
liebeReisen,aberichhasse
Fliegen.Ichbraucheganz
schnelleinGläschen
Schampus!«,erklärtsieda
schon.InihrerHandhältsie
einabgegriffeneskleines
Stoffflugzeug.»Ohnefliege
ichnicht,istmein
Talisman«,beantwortetsie
meinenBlick.
»Wirdschongutgehen!«,
versucheich,einpaar
tröstlicheWortezufinden.
Fliegenmachtmirkeine
Angst.Angeblichistdas
Flugzeugeinesdersichersten
Verkehrsmittel,undichhabe
beschlossen,daszuglauben.
Connykralltsichindie
Armlehneundknetetmitder
anderenHanddasreichlich
mitgenommene
Stoffflugzeug.Ichtätschle
ihrdenArm.Siehatperfekt
manikürteNägelineinem
zartenApricotton.Aufdem
NageldeskleinenFingers
klebteinStrasssteinchen.
NichtganzmeinGeschmack.
»KennstduTomschon
lange?«,fragtsiemich.
»Ne,nichtwirklich«,
antworteichehrlich,ohne
Detailspreiszugeben.
»Edundichsindjetztseit
einemJahrzusammen«,
strahltsie.»Eristtoll!«,
ergänztsienoch.Ich
versuche,nichterstauntzu
gucken,undnicke.
»Esistjanichtimmer
leichtmitdenTypen«,redet
sieweiter.
Ichnickewieder.Ander
Aussagestimmtalles.
»Wirhabenunsüber
Parshipkennengelernt.Und
seitdemerstenTreffensind
wirzusammen.Ichbinso
froh!IchhattevielPechmit
Männern«,stöhntsie.
IhrLippenstiftpasst
perfektzumNagellack.Auch
einleichtesApricot.Ihre
Zähneschimmerninklarem
Weiß.Sieistwirklich
ausgesprochenhübsch.Wenn
selbsteineVorzeigefrauwie
ConnyProblememitden
Männernhat,dannläuftda
draußeninderPaarungswelt
definitivetwasfalsch.Ich
starresieungläubigan.
»Echt,daswarderHorror!
Diewollenallenurmal
schnellabindieKisteund
sindvollkommen
beziehungsgestört.Nurkeine
Verbindlichkeit.Dashat
michsogenervt.Edistda
ganzanders.«
EdsollteGottjeden
Morgendanken,eineFrau
wieConnyerwischtzu
haben.IneinerLigaspielen
diebeiden,jedenfalls
optisch,nicht.Edistnicht
nurklein,sondernauchnicht
besondersattraktiv.Man
sieht,dasseralsJugendlicher
malHautproblemehatte,ich
tippeaufschlimmeAkne,
unddieBaseballkappeauf
seinemKopfsprichtdafür,
dassernichtbesondersviel
Haarhat.Seinichtso
oberflächlich,Andrea,
ermahneichmichselbst.
Vielleichthatereingroßes
Herz,vielVerstandund
Humor.
»Bistdudennjetztdie
NeuevonTom?«,fragtsie
nun.
Tja,wassollichdarauf
antworten?Ichhabejaselbst
keineAhnung,wasichfür
Tombin.
»Wirsindnichtdirekt
zusammen,wirhabenuns
geradeerstkennengelernt«,
versucheich,einigermaßen
ehrlichdasheikleThemazu
umschiffen.
»IchhabdieNicki
gemocht,aberdukannstja
nichtsdafür!«,lächeltsie.
»Wofürdenngenau?«,
frageichnach.Dashörtsich
nichtgutan.
»Ichwilljetztnichts
Gemeinessagen,aberder
Tom,naja,derhatesmitder
Treuenichtsogenau
genommen,undirgendwann
hatesderNickigereicht.
Abereskannjasein,dass
jetztallesandersist.Auch
Männerkönnensichja
ändern«,wähltsieeinesehr
verbindlicheAntwort.
Männerkönnensich
ändern?EinegewagteThese.
»Wasistdennmitden
anderenbeiden?Steffiund
Tini?Kenntihreuchschon
lange?«,beendeichdieTomDebatte,bevorsierichtig
angefangenhat.
ErhatteeineFreundin–
dassollvorkommen.Erhat
sieangeblichbeschissen–
dasistunschön,
ausgesprochenunschönund
sprichtnichtfürihn,aber
das,wasichhiermache,ist
auchnichtgerademoralisch
einwandfrei.Immerhinbin
ichverheiratet,wennauch
nurnochaufdemPapier.
»DasistnichtsErnstes
oderFestesmituns«,gebe
ichnocheinbisschenmehr
Informationraus.
»Achso«,sagtConny.»Du
bistjaaltgenugzuwissen,
wasdutust!«
Nichtgeradeeine
charmanteBemerkung,aber
ichglaubenicht,dasssiees
bösegemeinthat.
Ermutigendklanges
allerdingsauchnicht.Was
soll’s,ichwillmich
amüsierenundnicht
verloben,denkeich,und
dafürwirderjazu
gebrauchensein.Ichkomme
nochmalaufTiniundSteffi
zurück.
»Und,kenntihreuchdenn
schonlange?«,frageich
erneut.
»Wirwarenschonzweimal
zusammenweg,inIstanbul
undMarrakesch.UndTini
undichgehenzusammen
zumZumba.Aberrichtig
langesindwirnochnicht
befreundet«,gibtsiemir
Auskunft.
Dasfindeicherleichternd.
AufeineGruppezutreffen,
indersichalleseitJahren
kennen,istschwierig.
»Sinddiedennschonlange
mitWillund,ähm,Horst
zusammen?«,frageich
weiter.
»HorstundTinischonseit
zweiJahren.UndmitWill
undSteffiisteskompliziert,
diesindmalzusammenund
malnicht,weilderWillist
eigentlichverheiratet,aber
daläuftnichtsmehr–also
dassagterjedenfalls«,
flüstertsie,dennTiniund
SteffisitzenzweiReihen
hinteruns.
Ach,daläuftnichtsmehr!
WasfüreineödeAusrede.So
gewöhnlich.
»DieSteffidenkt,erwürde
seineFrauverlassen,auf
jedenFall,wenndieKinder
erstmalgrößersind.Aber
derEdmeint,damachtsie
sichwasvor.DieFrauvom
WillhatrichtigAsche–der
gehtniemals!«,sinniertsie
vorsichhin.
Willwillalsonicht.Er
bleibtbeimGeld.Wie
romantisch.DasProblemhat
diekleineSarahMarievon
Christophimmerhinnicht.
MeineKindersindgroß,und
richtigAschehabeichauch
nicht.
»Ichbinauch
verheiratet!«,platztesaus
mirheraus.
»Echt?«,Connyguckt
geschockt.
»Ja,aberwirleben
getrennt.MeinMann,also
meinExhateineneue
Freundin«,fügeicherklärend
hinzu.
»Achso,dasistnatürlich
dannwasanderes«,murmelt
sie.
Ja,esistwasanderes,aber
trotzdemfühleichmich
mies.Wiedereinmalfrage
ichmich,wasichhier
überhauptmache.
»DuaucheinenSekt?«,
reißtmichConnyausmeinen
Gedanken.Warumnicht?Ich
musskeinAutomehrfahren,
ichwillmichamüsieren,und
einwenigAlkoholmacht
michvielleichtauch
lockerer.
»Gerne!«,sageich,unddie
Stewardessreichtunszwei
Gläser.
Kurzdanachbinich
anscheinendeingenickt–
keinWunderbeiSektauf
nüchternenMagen–und
wacheerstauf,alsmicheine
Stewardesssanftrüttelt.
»Duhastganzsüß
geschnarchtunddasEssen
verpasst!«,lächeltmich
Connyan.
Ichwusstegarnicht,dass
manauchsüßschnarchen
kann.Bisherdachteich,ich
würdegarnichtschnarchen.
Bindirektfroh,nebenConny
undnichtnebenRakete
gesessenzuhaben.
Schnarchendundsicherlich
auchnochmithalboffenem
Mund.
»Wahrscheinlichder
Alkohol.Binichtagsüber
einfachnichtgewohnt«,rede
ichmichraus.
Essenverpasst–ärgerlich.
Nichtdassmireine
ausgefalleneMahlzeit
schadenwürde,aberich
merke,dassichHungerhabe.
AmGepäckbandtreffenwir
dieMännerwieder.
»UndKleine,gutenFlug
gehabt?«,fragtmichRakete.
NenntderalleFrauen
Kleine?Hatermeinen
Namenschonvergessen?
»IchheißeAndrea,undja,
derFlugwarokay,bisschen
eng,aberokay«,antworte
ich.
»Jetztgeht’sinsHotel,
frischmachenunddannraus
insLeben.HeuteAbend
habenwireinenTermin,da
kannstdumitdenMädels
rumstrolchen«,gibtermir
einenkurzenEinblickindie
Planung.MitdenMädels
rumstrolchen!
WirfahrenmitdemTaxi
inRichtungIstanbul
Innenstadt.Wasfürein
riesigerMolochdieseStadt
ist,wirdmirschnellklar.Der
Himmelistbewölkt,alles
siehtziemlichgrauausund
gigantisch.Immerhingibt’s
Meer.Ichweißnichtwirklich
vielüberIstanbulund
beschließe,mir
schnellstmöglicheinen
Reiseführerzukaufen.Unser
HotelliegtinderAltstadt.
»IstguteHotel!«,sagtder
Taxifahreranerkennend.
ZumGlückdürfenwir
auchaussteigenundwerden
nicht,wieimFlugzeug,
anderweitiguntergebracht.
DasCrownePlazamacht
einenganzordentlichen
Eindruck.Esliegtmittenim
Getümmelundhatfünf
Sterne.Esistkeinlauschiges
kleinesRomantikhotel,aber
beifünfSternenkannesjaso
übelnichtsein.
AnderRezeptionwerde
ichaufgeregt.Schlafenwir
nunineinemZimmer,oder
gibt’sEinzelzimmerfür
Raketeundmich?AuchTini
undConnysindschonganz
rappelig.
»Wirziehenunsnur
schnellumunddannnichts
wieindenBasar!«,plappern
sie.
»Einsnachdemanderen!«,
unterbrichtRaketesie.»Lass
unseineStundeoderso
ausruhen«,erzwinkertden
anderenMännernzu,»und
dannkönnenwirgerneinden
Basargehen.«
»Gut,dannineinerStunde
hierunten«,sagtLittleEd
undschnapptsichseine
Conny.»Ichhabeunsein
Upgradeorganisiert,füreine
richtigeSuite!«,sagter
genausolaut,dassauchwir
andereneshörenkönnen.
Langsambeginneich,
ConnysBegeisterungfürEd
zuverstehen.Immerhin
scheintergroßzügigzusein.
Vielmehrkannichallerdings
bishernichtbeurteilen.
Raketegucktärgerlich.
»Angeber!«,zischternurund
ruftEdhinterher:»Manche
habenesliebereinbisschen
kuscheliger!«Dannwendet
ersichmirzu:»So,Kleine,
dannlassunsmalaufunser
Zimmergehen!«
Ichmerke,wieichfeuchte
Händebekomme.Eine
StundemitRaketeaufdem
Zimmer.Allein.Ohnemeine
neueBegleitgruppe.Dasist
dochgenaudas,wasdu
gewollthast,Andrea,
ermuntereichmichselbst.
UnserZimmerliegtim
erstenStockzurStraßehin.
Esistkleinundlaut,aber
sauber.KaumfälltdieTür
insSchloss,umschlingen
michauchschondieArme
vonRakete.Der
verschwendetwirklichkeine
Zeit.
»JetztistderMomentfür
einerichtigeBegrüßung!«,
schmunzelter,undkaumist
derSatzraus,istseineZunge
auchschoninmeinemMund.
Undichhatteesrichtigin
Erinnerung:Erkannküssen.
EsmachtSpaß.
Wahrscheinlichschmecke
ichwieeineSchnapsdrossel.
Vielleichtistergarkeinso
schlechterKerl,wieConny
angedeutethat.Vielleicht
wardieseNickinurnichtdie
Richtigefürihn.Vielleicht
brauchtereineandereFrau?
Vielleichtwäremitmiralles
anders?Vielleichtwarsiezu
jung,zuunerfahrenim
UmgangmitMännern?
ErverschenktkeineZeit.
Währendermichweiter
küsst,wandertseineHand
meinenRückenentlangund
fährtübermeinenPo.Dann
drehtermichabruptumund
drücktmichgegendieWand.
SeinMunderkundetmeinen
Hals,seinPenisdrängtsich
gegenmeinenPo,undseine
Händeschiebensich,
zwischenWandundmich,
aufmeineBrüste.Dasgeht
hieraberrasantvoran.Nicht
nachdenken,Andrea,nicht
nachdenken.Lassdich
einfachgehen,genießees.Es
fälltmirschwer.Mirschießt
einfachzuvieldurchden
Kopf.DasZimmerist
taghell.Wennesjetzt
weitergeht,wirddasnichts
mitderdezenten
Sexbeleuchtung.Alleinder
GedankemachtmirAngst.
IchhättemehrSporttreiben
sollen.
»Ziehdichaus!«,hauchter
daschon.
»Langsam,nurlangsam!«,
antworteichundversuche,
möglichstlaszivzuklingen.
Erdrehtmichumund
steuertmichinRichtung
Bett.Ergibtmireinen
kleinenSchubs,undichfalle
indieKissen.Ichbrauche
erstmehrAlkoholund
wenigerLichtundeine
Duscheund»Meinesuper
Unterwäsche«,willichrufen,
»diewarrichtigteuer,die
willihrenEinsatzhaben«,
aberichliegeinzwischen
schonaufdemRücken,und
RaketelässtseineHose
runter.SoinSakkound
UnterhoseundmitHoseauf
denTurnschuhenbaumelnd,
siehterfastlustigaus.Ich
mussgrinsen.Erkicktdie
Turnschuheunddanndie
Hoseweg.Ichbeäuge
möglichstunauffälligseine
Unterhose.Natürlichträgter
Boxershorts.Sehrvielmehr
kannichnichterkennen.
SeineErregungscheintsich
inGrenzenzuhaltenoder
das,wassichinderHose
verbirgt,isteher
unterdurchschnittlich.Er
bemerktmeinenBlick.
»Derbrauchteinbisschen
Aufmerksamkeit,
Animation«,sagterund
deutetaufseineBoxershorts.
»Vielleichtliebernachher
mitmehrZeit.Wirwollenja
nichtsüberstürzen«,antworte
ichundversuche,
verheißungsvollzugucken.
»Wirmüssenjaauchgleich
los–mitdenanderenzum
Basar!«
»Wirmüssengarnichts!«,
grinster.»Hierkannstdu
mindestenssoviel
Entdeckungenmachenwie
aufdemBasar.«
Irgendwieeineetwas
peinlicheBemerkung.
Überhauptistjetztalles
etwaspeinlich.Ichliegein
leichtderangierten
Klamottenrücklingsaufdem
Bett,understehtda,in
BoxershortsundSakko,und
überlegt.Ebennochhabeich
michsexyundverrucht
gefühlt,jetztbinich
schockgehemmt.Was
erwartetder?
»Ichhebemir
Entdeckungengernenochein
bisschenauf!«,antworteich
kryptischundsteheauf.Er
ziehtmichzusichheran.Wir
knutschen.DasKnutschen
magich.
»Nagut!«,sagter.»Dann
habeichauchnochwas,
woraufichmichheuteAbend
freuenkann!Ichbinmitden
Jungsunterwegs,unddann
gehenwiraufprivate
Entdeckungsreise!«
Uff!Nochmaleine
Schonfristrausgehandelt.
ObwohlichdasKnutschen
durchausgenieße,istder
nächsteSchrittfürmicheine
echteHerausforderung.Ich
hattelangekeinenSexmehr
–undvorallemlangekeinen
Sexmehrmitjemand
anderemalsChristoph.Esist
nurSex,Andrea,alletunes.
Esistnichtsüberhaupt
Besonderes,versucheich
michzuberuhigen.Ein
bisschenGymnastik,unddie
haltnackt.
»AufwelcherSeitewillst
duschlafen–wennwir
überhauptzumSchlafen
kommen?«,fragtmichda
Raketeundgrinst.
»Miregal«,sageich,
»suchduaus!«
Wiekomisch.Ichwerdean
derSeiteeinesMannes
schlafen,denichnichtmal
kenne.Dasistfastintimer,
alsSexmiteinanderzu
haben.ImSchlafistman
immernackt–im
übertragenenSinngesehen.
ManhatkeineKontrolle,ist
schutzlos.Ach,wirwerden
sehen!Eskommt,wiees
kommt,Andrea!Erüberlässt
mirdieSeitezumFenster.
»Willstdunochduschen,
bevorwirzumBasar
gehen?«,fragterfreundlich.
»AufjedenFall!«,sageich
undüberlegeschon,wieich
indiesemMinizimmerdas
mitdemUmziehenund
Zurechtmachenmöglichst
diskreterledigenkann.
»Gut,danngeheichschon
malrunterundnehmeeinen
Drinkundwartedaaufdich«,
sagter,unddamitist
immerhindasProblem
gelöst.
Vielleichtistihmdas
Ganzejaauchirgendwie
unangenehm.Wennwirerst
malSexhatten,istdasmit
demNacktseinbestimmt
nichtmehrsodramatisch.Ich
binwirklichganzschön
verklemmtgewordeninden
letztenJahren.Alleindie
Vorstellung,aufToilettezu
müssen,währendersich
quasinurwenigeMeter
hinterderKlotürbefindet–
undesläuftkeinFernseher
oderkeineMusik–,under
hörtalles,jedesTröpfeln,
lässtmeineAnspannung
wiedersteigen.Klogeräusche
gehörennichtindie
Anfangsphaseeiner
Beziehung.Ichwerdewenig
trinken,dannmussichauch
nichtsooftaufsKlo,
beschließeich.Natürlich
weißich,wiealbernallein
dieseGedankensind,undich
kannmirkaumvorstellen,
dasssichandereumsoetwas
auchnurannäherndeinen
solchenKopfmachen,aber
ichkannnichtanders.Zwei
Zimmerwärenperfekt
gewesen.Ichhättemichin
allerRuhehübschherrichten
können,wäredanninsein
Bettgehüpftundspäter,zum
Abschminken,Aufs-KloGehenundSchlafeninmein
Zimmerentschwunden.
Ichgeheduschenund
ziehemichum.Leiderhabe
ichkeineTurnschuhedabei.
Ichentscheidemichfür
meineneueKermitUnterwäsche,eineJeans,ein
T-Shirt,undtrotzderWärme
zieheicheineStrickjacke
drüber.Siegehteinbisschen
überdieHüftenundkaschiert
denmittlerenRing.Meine
Jeanssitztreichlichtief,und
wennichmichbücke,guckt
meinPoeinStückchenraus.
ZurNotkannichmirdie
Jackeauchumbinden.
Dieanderensindschon
vollzähliginderHotelhalle
versammeltundwartenauf
mich.
»Binichzuspät?«,
erkundigeichmich
vorsichtig.
LittleEdschütteltden
Kopf:»Nein,allesgut,Andi,
aberdieMädelssindschon
soaufgeregt,undesziehtsie
wiemagnetischzumBasar.
Mirgraustesschon!Dieses
Shoppenliegtmirsogar
nicht!«
Connystreichtihmüber
seineBaseballkappe.»Ach,
Schatzi,dannsetztdudichin
einCaféundichgehmitden
Mädels!Solangeichdeine
Kartehabe,istallesgut!«,
kichertsieundtätscheltnoch
malüberseinenKopf.»Und
späterprobierenwirden
Whirlpoolaus,gell!«,fügt
sienochhinzu.
KartegegenWhirlpool-
Spielchen!Wow,ein
WhirlpoolimZimmer.Das
istschonwasanderesals
unserkleinerHasenstallmit
Duschbad.Dochbeialler
Großzügigkeit,tauschen
wollteichnicht.Wennich
mitderSuiteauchLittleEd
übernehmenmüsste,würde
ichdankendablehnen.Fürs
Lebenmagereinebessere
WahlalsRaketesein,fürdas,
wasichwill,isteine
angenehmeOptikirgendwie
wichtiger.Inlangen
Beziehungennimmtdie
BedeutungvonOptik
durchausab.Schönheitwird
irgendwannauchzur
Gewohnheit.
»Lasstunsendlich
gehen!«,quengeltdaTini
undschütteltihreMähne.
Steffierscheintpikiert:
»IhrhabteinenWhirlpoolim
Zimmer?Will,diehaben
einenWhirlpool–naja,der
Edisthaltgroßzügig«,
nörgeltsieeinbisschenund
schautvorwurfsvollaufihren
Will.Willistgroß,fastso
großwieRakete,und
dunkelhaarig.Eristnicht
umwerfendhübsch,aber
durchausgutaussehend.Ein
bisscheneinHelmut-ZierlTyp.Modell:Netter
Schwiegersohn,indieJahre
gekommen.StupsigeNase
undvolleLippen,dieerim
Momentallerdingsfest
aufeinanderpresst.
»Hördochmaldamitauf,
Tini.Wenndueinen
Whirlpoolwillst,gehhaltin
denSpa-Bereich!Dagehört
einWhirlpoolauchhin.«
Oh,dersiehtrichtig
genervtaus.
Edschmunzelt.Dem
scheintderkleineDisputzu
gefallen.MitseinemSuiteUpgradehaterhierjedenfalls
ordentlichgepunktet.Er
grinst,alswäreihmgenau
dasallesGeldwert.Sooder
so,Edistnunmaleinkleiner
Mann,undkleineMänner
leidenunterihrernicht
vorhandenenkörperlichen
Größeundmüssendieimmer
irgendwiekompensieren.
Tinihatgenugundgeht
einfachlos.Horstfolgtihr,
undRaketenimmtmichan
derHand.Connyknutscht
ihrenEd.Fasttriumphierend.
Manahnt,wassiedenkt:Ich
habedenKleinstenund
Hässlichsten,aberergibt
sichdiegrößteMühe,und
nichtsistihmfürmichzu
teuer!Ätschi!Dieaufden
erstenBlickunattraktivste
Beuteentpupptsichals
größterLeckerbissen.
AuchunterdenFrauen
scheinteingewisserEhrgeiz
zuherrschen.Frauen
wetteiferngern:Wermacht
dastollsteEssen?Weristdie
Schlankste?Werhatdie
klügstenKinder?Undeben
auch:Werhatdendollsten
Hecht?Reinoptischhabeich
hierdefinitivdieNasevorn,
unddas,obwohlichdie
Ältestebin!
Endlichstehenwiralle
draußenvordemHotel,und
esgehtinRichtungBasar.
AngeblicheineViertelstunde
zuFuß.AufmeinenPumps
keinebesondersbequeme
Angelegenheit.Ichwerdemir
soforteinpaarTurnschuhe
kaufen,entscheideich.Auch
dieanderenerörternihre
diversenKaufbegierdenund
weihenmichindie
Technikendestürkischen
Einkaufsein.
»Dumusstimmerhandeln,
niegleichjasagen.Handeln
gehörthierdazu!Egalwie
billigesdirvorkommt,da
gehtimmernochwas!«,
belehrtmichHorst.
Ichglaube,esistdaserste
Mal,dasserdasWortan
michrichtet.Erscheintmir
eineherruhigerMannzu
sein.Makler-untypisch.
Horstistgepflegt,mittelgroß
undeherunauffällig.Nicht
hübsch,nichthässlich.
Sachbearbeitertyp.Könnte
gutBeamtersein.Beige
Hose,hellblauesHemdund
Resthaar.
Raketehatinzwischenden
Armummichgelegt,undes
fühltsichgut,aberauch
seltsaman.Wirsindkein
Paar,ichweißnichtsvon
ihm,eristmirfremd–auch
wennichseineZungekenne
undihninUnterhosegesehen
habe.
DieStadtwirktinsgesamt,
auchtrotzdes
Sonnenscheins,düster.Die
Gebäudesindgrau,viele
könnteneineRenovierung
gebrauchen,undnochkann
ichnichtverstehen,warum
IstanbuldasneueParissein
soll.RundumdenBasarsind
schonjedeMengeStände
aufgebaut.T-Shirts,Schals,
TücherundjedeArtvon
Schnickschnack.Darunter
einegroßeAuswahlan
Wasserpfeifen.
Wahrscheinlichein
Mitbringsel,überdassich
meinKiffersohnfreuen
würde.Fürdieweitere
Planungsetzenwirunsin
einekleineTeestubenaham
EingangdesBasars.
»Gehenwiralle
zusammen,oderteilenwir
unsauf?«,fragtHorst,der
mirsolangsamwieder
PlanerderGruppe
vorkommt.
»Also,ichmussdiese
Céline-Bagfinden!«,betont
TinieinweiteresMal.»Ohne
dieverlasseichdieseStadt
aufkeinenFall,unddaSteffi,
ConnyundAndiauch’ne
Taschesuchen,istes
wahrscheinlichdasBeste,wir
gehenzusammen.Ihrkönnt
jasolangenachSchmuck
gucken!«,sagtsiemiteinem
süßenLächelnundschaut
dabeidieMänner
aufforderndan.
»Dasistdochmal’negute
Idee,dasmitdemSchmuck!
Dagibtesdiesestolle
ArmbandvonCartiermitden
Schrauben–daswürdemir
schonsehrgefallen«,
bekommtsieUnterstützung
vonSteffi.
Willschautauf,undder
Blick,denerseinerSteffi
zuwirft,sprichtBände.Erst
derWhirlpool,jetztder
Schmuck–wasdennnoch
alles?Ersiehtwenig
begeistertaus.
LittleEdzögert.»Ich
kommeauchgernemiteuch
mit«,bieteterseine
Begleitungan.
»Schatz,dasmusstdu
nicht!Ichhabedochdeine
wunderbareKarte,dassollte
reichen.Männersindbeim
Einkaufennurhinderlich.Ich
führdirnachherallesvor,
bevorwirimWhirlpool
versinken!«
»Nocheinmaldieser
verdammteWhirlpool,und
ichkriegwasanmich!«,
poltertesdaausWillraus.
»Ganzruhig!«,mischtsich
Raketeein.»Wirnehmen
jetzteinenschönenDrink
undtreffenunsdannindrei
Stundenwieder.Ichwillauch
nochnacheinpaarHemden
guckenodereiner
Lederjacke.Lassdiedoch
Taschenjagengehen!«
Willbrummtirgendwas
vorsichhin,undSteffisteht
direktauf.
»Wartemal!«,knurrtda
Willundgreiftinseine
Hosentasche.»Hier,suchdir
einschönesTäschchenaus«,
murmelterunddrücktSteffi
GeldscheineindieHand.
Wiepeinlichistdasdenn
jetzt?Diewürdeichihmum
dieOhrenklatschen,vor
allemnachseinem
kleinkariertenWhirlpoolAusbruch.Steffiallerdings
stecktdasGeldein.
»Danke«,sagtsiesogar
artig.»CartiermitSchrauben
inGoldoderBicolor–ist
auchchic!«,erwähntsiedann
nochmal.
AllesimLebenhat
wahrscheinlicheinenPreis.
EineGeliebtezuhabeneben
auch.Undwennmansie
zappelnlässtundimmer
wiedervertröstet,wird’s
eventuellnochteurer.
»IndreiStundenhierzur
Beutebegutachtung!«,lacht
nunTini,undwirmachenuns
aufindenBasar.
SchonnachzehnMinutenbin
ichtotalreizüberflutet.Ein
Juwelierreihtsichanden
nächsten.
»Dashieristdie
Schmuckzone,dasistallesso
einbisschenaufgeteilt«,
erklärtmirConny.Mantraut
sichkaum,inein
Schaufensterzugucken,denn
sofortstehtirgendeinKerl
nebeneinemundversucht,
einenindenLadenzulocken.
»KommenSierein.Wieist
deinName?Bistduaus
Deutschland?MeinSchwager
warKöln,Ford.Kommstdu
rein,kannstdurausgucke!«
DieSprücheähnelnsich,
undführenbeimirzueiner
gewissenGuck-Phobie.Ich
wagemichkaummehrnäher
andieSchaufensterheran.
Aberselbstwenn,erschlägt
michdieMassedes
Angebots.Schmuckstück
nebenSchmuckstück.
Ständigliegteinem
irgendeineMännerhandauf
derSchulter,undmirwurde
imganzenLebennochnicht
sovielTeeangeboten.
»Çay,elmaçayi?«,fragen
dieunterschiedlichsten
Kerle.
»TeeoderApfeltee«,
übersetztmirSteffi.
Dasbegehrte
Schraubenarmbandsehenwir
indiversenAusfertigungen.
Schonnacheinerhalben
Stundehabeichgenug.Ich
bingespannt,obeinerder
Männerestatsächlichkaufen
wird.AmehestenwohlEd,
denkeich.MeineFüße
schmerzen,undalldasBlingBlingindenAuslagenmacht
michkomplettwuschig.
»Ichbrauchedringend
andereSchuhe!«,stöhneich.
»Diekannstduehmal
entsorgen!«,brichtesaus
Tiniheraus.
UnterihrerLeitungkaufe
ichinWindeseileeinpaar
Chucks.Flache
Baumwollturnschuhe,diebei
unszuHausereihenweise
rumstehen.EssindMarks
bevorzugteTurnschuhe.Hier
kostensienichtmal20Euro.
AlsichdiePumpsausziehe
undindieTurnschuhe
schlüpfe,betrachtetSteffi
meineFußnägel.
»Machstdudieetwa
selbst?«,fragtsieüberrascht,
ummirdann,ineinem
minutenlangenVortrag,die
Vorzügeihresneuartigen
Shellackszuerklären.»Der
hältgutzwei,dreiWochen
undsiehtimmerperfekt
aus.«
Ichnickeundbinfroh,
meinePumpsloszusein.
»Diekannstduansich
direkthierlassen!«,sagtTini.
Wasbildendiesich
eigentlichein?Dasssiedie
internationale
Geschmackspolizeisind?
Dasssiedarüberentscheiden,
wasschönundwasnicht
schönist?Inmirregtsich
leiserWiderstand.Ichlehne
ab.
»IchmagdieSchuhe,die
sindnurnichtsfür
stundenlangesRumlaufen.
Aberansichmagichsie.
Undichwerdesiedefinitiv
behalten–sindjanochfast
neu!«,erwidereich.
»Istjagut!Geschmäcker
sindnunmalverschieden«,
lenktsieein.
BeiGeschmackfälltmir
ein,dassichdringendmal
wasessenmuss.
»Gehenwirmalwas
Kleinesessen?«,frageichin
dieRunde.
»Essen?«,fragtSteffi
konsterniertzurück,gerade
soalshätteichgefragt,ob
wirebenmaleinpaarKinder
verhauenwollen.
»Wirhabendochim
Fliegerwasgehabt!«,fügt
Tinihinzu.
»ErstderEinkauf,dann
dasEssen.Daskönnenwir
dochnachhermitden
Männernmachen«,ergänzt
Conny.
»Gut,dannkaufeichmir
irgendwasaufdieHand.Ich
habedasEssenimFlieger
leiderverschlafen!«,
versucheich,meinein
diesemKreiswohl
unbekanntenHungergefühle
zuerklären.
AmnächstbestenStand
kaufeichmireinenziemlich
trockenaussehenden
Sesamkringel.Daichkeine
türkischeLirahabe,mussich
inEurobezahlen.2,50Euro
knöpftmirderVerkäuferab.
DerKringelisttatsächlichso
staubtrocken,wieeraussieht,
undinmeinem
Strickjäckchenistmir
inzwischenordentlichwarm.
»JetztdieTaschen!«,
beschließtTini.Dasistja
geradezuobsessivbeiihr.
NachzweiStundenund
unzähligen
Taschengeschäftenhabenwir
eineCéline-Trapeze-Bag
gefunden,dieihren
Ansprüchengenügt.Blau,
beigeundschwarzmit
schwarzemHenkel.Tinihat
sehrgenaueVorstellungen.
Sieistverzückt.
»Dasistgenaudie,die
auchKateWalshvon
›PrivatePractice‹hat!«,
stöhntsievorBegeisterung.
DerVerkäufer,Ahmed,
sprichtfließenddeutschund
will500EurofürdieTasche.
500Eurofüreine
nachgemachteHandtasche–
daserscheintmir
unverschämt.
»Istdasnichteinbisschen
teuer?«,frageich,
wahrscheinlichnaiv,indie
Runde.
Ahmedistentsetzt.
»Orginalkostetzweitausend
Euro–mindestens.Ist
perfekteKopie.Allesechtes
Leder,handgenäht.Keiner
siehtUnterschied.Wirstdu
nichtfindenbessereTasche
inganzIstanbul«,rechtfertigt
erdenPreis.»Wennzuteuer,
nimmstduLouisVuitton,ist
billiger!«,bieteterTiniein
anderesModellan.
»Diehabeichlängst!«,
schütteltsieenergischden
Kopf.
350Eurowillsiezahlen.
DasSpielbeginnt.Ahmed
musssichaufdenSchreck
erstmalsetzen.
»Willstdumich
ruiniere?«,fragterTini.
»Zahleichfastmehrfür
Tasche!Kannichdirdoch
nichtschenken,schöne
Frau!«
DasSchöne-Fraugefällt
Tinioffensichtlich.Sielacht
undwirftihrlangesseidiges
Haarnachhinten.
»Wiesoeigentlichnicht?«,
kichertsie.
»Mussichauchleben.
VierhundertachtzigEuro–
letztePreis!Abernurfür
dich«,machtAhmedein
Angebot.
»Dannbinichruiniert!«,
entgegnetTiniunddrücktdie
TascheanihrHerz.»Ich
mussdieseTaschehaben.
DreihundertachtzigEuro
könnteichgeradenoch
bezahlen!«,gehtsieindie
nächsteVerhandlungsrunde.
Währendsiehin-und
herfeilschen,schaueichmir
dieTaschenan.Essind
schöneTaschen–keine
Frage.Siesehenhochwertig
aus.Ichsolltemiraucheine
gönnen,denkeich.Als
Erinnerungandiesekleine
Reise.Undeinfach,weilich
sogünstigsoschnellkeine
mehrbekomme.Also,
günstigistnatürlichrelativ.
Esistnichtso,dassichkeine
Handtaschebesitze.Um
genauzusein,ichhabe
einigesanHandtaschenim
Schrank.IchmagTaschen.
Abersoeinrichtigteures
Designerteilistebennoch
nichtdabei.
»Waswürdestdumir
empfehlen?«,frageich
Conny.TiniundAhmed
trinkengeradeihrendritten
Teeundsindinzwischenbei
430Euroangekommen.
Ahmedstöhntimmermal
wiederauf,geradesoals
würdemanihnohneNarkose
amoffenenHerzoperieren.
Tinigurrtundbuhlt.
»Taschefürdich,mhm.
Brauchstdueher’negroße
oder’nekleine?«,willConny
Details.
»Groß,aufjedenFallgroß.
IchbinkeineFraufür
winzigeTäschchen!«,
antworteich.
»Tja,dagibt’seigentlich
nureine.Diemachtechtwas
herundistseitJahrzehnten
derKlassikerschlechthin–
dieHermèsBirkin!«
Ichglaube,diekennesogar
ich.DasistdiesesModell,
dasVictoriaBeckhamin
allenFarbvariantenbesitzt.
EinegroßeTaschemitzwei
Henkeln,diemanabernicht
umhängenkannunddie
vorneeinSchlosshat.
»Diehier,meineich!«,
sagtConnyundschnapptsich
eineausdemRegal.
EineriesigeTasche!Schön
istsie.Schöngroßvorallem.
»Dagehtordentlichwas
rein.Ichhabsieinrehbraun,
soRichtungCognacfarben.
Echtchicistdie.Dakannst
dugarnichtsfalschmachen.
DieistseitJahreninund
wirdimmerinsein.Isthalt
einechtesStatussymbol!«,
schwärmtConny.
Ichbinquasisofort
angefixt.BinichdieFrau,
diesichangeblichaus
Statussymbolennichts
macht?Waspassierthier
gerade?Ichnehmedie
TascheindieHandund
posierevordemSpiegel.
»FürdieseTaschengibtes
Wartelisten!«,informiert
michConny.»Manbestellt
siebeiHermès,unddann
dauertesbiszueinemJahr,
bisdieTaschedaist!Die
sindunglaublichbegehrt!«
Dasistselbstverständlich
unglaublichlächerlich–
einerseits,andererseitsweckt
esauchinmirdiesesHabenwollen-Gefühl.Ahmedsteckt
immernochinzähen
VerhandlungenmitTini.
»Ei,eiei,duruinierst
mich,schöneFrau!«,aberer
bemerktdennochmein
Interesse.DerKerlhatseine
Augenechtüberall.»Habich
Birkin-BaginalleFarbe
untenimKeller.Willstdu
gucken?«,fragter.
Warumeigentlichnicht,
guckenkostetjanichts,
entscheideich.
»Ja,gern«,antworteich
deshalb.
»KommtKollegeund
bringtdich!«,lächelter.
»Ichkommemit,vielleicht
sindauchBottegasunten«,
freutsichConny.
Ahmedgehtkurzvordie
TürseinesLadens,undin
Windeseileisteinweiterer
Mannda.
»MeinCousin,Hakan,
sprichtnichtDeutsch,aber
Englisch!«
EinWortschwallbricht
überHakanherein.Ich
verstehnurBirkin-Bag.
Anscheinendinformiertihn
Ahmeddarüber,wasichwill.
»UndBottegaVeneta!Die
großemitFransen,die
IntrecciatoinSchokobraun!«,
plappertConnydazwischen.
»Gut,Hakanzeigtalles!
GehtihrmitHakan!«,sagt
Ahmednur.
»Steffi,duauch?«,fragt
Connyfreundlich,aberSteffi
hatihrObjektderBegierde
anscheinendschongefunden.
EineChloé-Tasche.
»Ne,gucktmal,dasistdie
Marcie,dieistdochecht
supersüß!Ichweißnurnoch
nicht,obichsiemirinNude
oderGelbholensoll?Oder
vielleichtbeide«,schwärmt
sie.
»Come!«,ertöntnun
HakansStimme.Hakanträgt
einenAnzug,hatreichlich
SchuppenaufdenSchultern,
jedeMengeGoldkettchen
undsiehteinenHauch
schmierlappigaus.Erist
nichtderTypMann,mitdem
maneinfachsoineinem
Kellerverschwindet,eherder
Typ,derimFrankfurter
Bahnhofsviertelfiese
Geschäftemacht,aberwir
sindjazuzweit,undSteffi
undTiniwissenjaauch,wo
wirsind.DerkleineHakan
wirdunsschonnichtstun.
Hiergehtesum
Taschenverkauf,sonstnichts,
beruhigeichmich.Tiefdrin
inmirhörealldie
WarnungenmeinerMutter:
Mangehtniemitfremden
Männernmit!Egal,wassie
dirversprechen!
Einerseits…andererseits
weißmanja:Die
Gefährlichstensinddie,die
ganzharmlosaussehen.Und
harmlossiehtHakandefinitiv
nichtaus.
Wirmüssendurchdiverse
Gängeindietiefsten
Katakombenhinunter.Auch
Connywirktetwas
verunsichert.
»Hierfindenwirniemals
alleinwiederraus!«,wispert
siemirzu.
»Wirsindzuzweit!«,
versucheich,aufmunterndzu
wirken.
HakansperrteineKellertür
auf,undwirbetreteneinen
großenRaum.Erknipstdas
Neonlichtan,undwirstehen
ineinenRaumvoller
TascheninallenFormenund
Farben.
»YoulikeBirkin?«,fragt
er.Ichnicke.
InWindeseilehater
unzähligeTaschenvormir
aufeinemSesseldrapiert.
»Howmuch?«,frageich.
BevorichdieserTasche
endgültigverfalle,willich
dochsicherheitshalber
wissen,wassiekostet.
»Goodprice,wemake
goodprice!«,beteuerter,
ohnedamitauchnur
irgendwaszuverraten.
»Ahmedmakesprice«,
schiebternochhinterher.
Ichverstehe.Ahmedist
derChef,Hakannurder
Laufbursche.
»Dieistdochumwerfend!
Soeinesiehtmannichtalle
Tage«,begeistertsichConny
undergreifteineTasche,die
eineArtSchlangenoptikhat.
GraubeigeSchlange.
»Unddiepasstzuallem.
Geradewennmannicht
mehreredavonhat,istdasja
wichtig«,betontsie.
DieTascheistwirklich
schön.MatteEchsein
dezenterFarbgebung.Das
klingtseltsam,siehtaber
wirklichrichtigchicaus.
»Inechtsinddie
mörderteuer,soab
siebentausendEurofüreine
normale,unddiese
Krokotaschenkostenüber
zehntausendEuro«,zeigtsich
selbstConnybeeindruckt.
10000Eurofüreine
Handtasche!Ichbinnicht
geizig,aberdaswürdemir
imLebennichteinfallen–
10000Eurofüreine
Handtascheauszugeben.Die
kannmanjaeigentlichnicht
ohneAlarmanlagespazieren
tragen.Odermanmusssie
mitHandschellenamArm
befestigen!Conny
kontrolliertinzwischendie
Nähteundschautsichdie
Taschesehrgründlichan.
»Gutgearbeitet.Guckmal,
daistsogardieserkleine
StempelaufderLasche,ein
Echtheitszeichen.Dashaben
diehierwirklichdraufmit
denFakes.«
DieTürgehtauf.Ein
zweiterMannstehtim
Keller.Ersiehtähnlich
vertrauenerweckendauswie
Hakan.DerNeuankömmling
redetaufHakanein.
Hakansagtimmerzunur:
»Tamam,tamam!«Dann
wendetersichunszu:»You
canbuybirkinforseven
hundredandfiftyeuros.Very
specialpriceforbeautiful
ladies!«,sagterundlächelt
unsan,währendersich
genüsslichüberdieLippen
leckt.
Dashatetwas
Furchterregendes.Geradeso,
alswolleerunsgleich
verspeisen.Werdenicht
hysterisch,tadeleichmich
selbst.Diekönnenjaschlecht
zweiTouristinnenhierunten
indenKatakomben
verschwindenlassen.
»Maybewecangoandtalk
upstairsabouttheprice!«,
schlageichmitmöglichst
fester,selbstbewusster
Stimmevor.
Malabgesehenvonallem
anderen:750Euro–dasist
nichtdieSumme,dieich
ausgebenwollte.Conny
hingegenscheintdasfür
einenSchnäppchenpreiszu
halten.
»Dasistechtgut!Normal
wollensieumdietausendfür
dieBirkins.Meinehat
siebenhundertgekostet,aber
diewarauchnichtaus
geprägtemLeder.Also,wenn
dudennocheinenTick
runterhandelnkannst,würde
ichdieaufjedenFall
mitnehmen«,rätsiemir.
Ichwillvorallemhier
raus.Obmitoderohne
Tasche.AberHakanundder
zweiteKerl,guteinenKopf
größeralsHakan,machen
keineAnstaltenzugehen.
»Vielleichtsolltestdumal
beiTinianrufen,damitsie
unshierabholt«,sageichzu
Connyundversuche,ganz
gelassenzuklingen.
»Verstehe!«,antwortetsie
undzücktihrHandy.»Kein
Empfang!«,flüstertsiemir
zu.
»Youmakedecisionnow–
buyornobuybag!«,ertönt
daHakansStimme.
SeineStimmehateinen
drohendenUnterton.Einen
Ton,dermirnichtgefällt.
Forderndundunfreundlich.
»Wirsolltensehen,dass
wirhierwegkommen!«,sage
ichnunzuConny.
»WoistProblem?«,fragt
daderbisherrelativ
schweigsamezweiteMann.
»MagstduTaschenicht?«
Mist,derkannDeutsch–
dahätteichdrandenken
müssen.
»WirwollendieTasche
malimrichtigenTageslicht
sehen«,zeigtsichConny
ziemlichschlau.
Hakanundder
Deutschkönnertauschenein
paarBlicke,undHakan
brummtirgendwasauf
Türkisch.Teilensiedie
Beuteauf?Entscheidetsich
jetztunserSchicksal?Werde
ichimKellerdesgroßen
Basarsmeineletzten
Minutenverbringen?Mit
MisterSchuppigundHerrn
Namenlos?Mirwirdganz
anders.
»Gut,gehenwirhoch!«,
entscheidetderzweiteMann
undöffnetdieTür.
Connygrinst.»Nageht
doch!«,zischtsiemirzu.
»Daswarnichtohne«,sage
ich,undalswirwiedervor
demLadenstehen,binich
sehr,sehrfroh.Mutigist
auchanders,aberichwar
schonimmereinkleiner
Schisser.
SteffiundTinisindhin
undwegvon»meiner«
Tasche.Dadurchgefälltsie
mirgleichnochbesser.
»Diekönntemirechtauch
gutstehen!«,sagtTiniund
posiertmitmeinerTasche
vordemSpiegel.»HabenSie
dienochmal?«,fragtsiebei
Ahmednach.
»Ne,allesEinzelstück,
handgefertigt!«,schüttelter
bedauernddenKopf.
Willdiemirjetztetwadie
Tascheabspenstigmachen?
»Duhastdochdeine
Céline-Trapeze-Tasche.Ich
glaube,ichwerdediehier
nehmen,wennwirunsmit
demPreiseinigen,versteht
sich«,weiseichTiniein
wenigindieSchranken.
Steffihatwährendunseres
Kelleraufenthaltszweider
Chloé-Taschenundeine
schlichteBottegaerstanden.
Siewirktsehrzufrieden.
DafürkanndasScheinbündel
vonWillkaumgereicht
haben.
»Washastdubezahlt?«,
frageichneugierig.
»Sageichdirnachher«,
kommtdieknappeAntwort.
»WaswollenSiedennjetzt
hierfürdieTasche?«,
erkundigeichmichbei
Ahmed.Ahmedhebtden
KopfundschautzuHakan.
DernamenloseKerlist
inzwischenverschwunden.
Hakan,derjaangeblichkein
Deutschversteht,brabbelt
trotzdemdirektlos,und
AhmedistimBilde.
»Oh,oh!
SiebenhundertfünfzigEuro
hatHakangesagt–waraber
Fehler.Eigentlichtausend,
aberweildubistundsonett
lachst–achthundert.Istfast
Minusgeschäftfürmich!«
VomKellerzum
Erdgeschossistmeine
Taschejetzt50Euroteurer
geworden.Mist.
»AchthundertEuro«,
stöhneichauf.Ichlerne
immerhinschnell,und
Stöhnenscheintdefinitiv
zumHandelnzugehören.
»IchhabezweiKinder–das
kannichmirnichtleisten!«
Soforthabeichdie
Aufmerksamkeitaller
Frauen.
»DuhastKinder?«,fragen
siefastsynchron.
Soerstauntwiedie
klingen,wirdAhmeddenken,
ichlügeihmdieHuckevoll.
»Ja,zwei.Claudia,fast
erwachsenundMark,
sechzehn«,antworteich.
»Dasistjamegasüß!«,
brichtesausConnyheraus.
Wasdaranjetztmegasüß
ist,würdeichgernmal
wissen.Daskannnureine
Frausagen,diekeineKinder
hat,oderjedenfallskeinein
diesemAlter.
»Undauchmegateuer!«,
bemerkeichnur.
Wirzackerngutzwanzig
Minutenrum.Ichkannes
mirnichtleisten,achthundert
EurofüreineTasche
auszugeben.Dasist
Wahnsinn.Meine
Schmerzgrenzeliegtbei
fünfhundertEuro.Auchdas
istWahnsinn,aberein
Wahnsinn,denichirgendwie
nochfinanzierenkönnte.Je
längerwirhandeln,umso
wenigergehtesumdie
Tasche.Esgehtdarumzu
gewinnen.Ichweißinder
Theorienatürlichgenau,dass
beidiesemSpieleigentlich
immerderVerkäufer
gewinnt,abermitjedem
Euro,denermir
entgegenkommt,fühleich
michbesser.
Für575Euroistdie
TascheamEndemeine
Tasche,undindemMoment
istdasguteGefühlschon
nichtmehrganzsogut.
575Euro!Dasdarfniemand
erfahren.Dasistmehrals
vieleHartz-VierlerimMonat
zumLebenhaben.Ahmed
scheintsehrzufrieden.Erhat
anvierFrauenfünfTaschen
verkauft.SeinTagesgeschäft
dürfteerledigtsein.
NurConnyistnicht
glücklich.IhreBottegaspezial-irgendwie-Taschehat
ernicht.Erversuchtesmit
anderenModellen,aber
Connyweiß,wassiewill,
undlässtsichnicht
überzeugen.
»Ichwillgenaudie.Die
meistenanderenhabeich
schon!«,verblüfftsiemich.
Immerhin,ein
Portemonnaiekannerihr
nochverkaufen.Mirwiller
auchnochdaspassendezu
meinerexquisiten
Supertascheandrehen.Leider
mussichverzichten–ich
hättedanndefinitivnichts
mehr,wasichindieses
Portemonnaiereintunkönnte.
»IchhabeechtkeinGeld
mehr!«,jammereich.
»HatdirRaketegarnichts
mitgegeben?«,fragtda
Steffi.
»Ichbindochkeine
Prostituierte!«Kaumhabe
ichdasgesagt,merkeich,
wasichdagesagthabe.Ich
versucheschnell,eszu
relativieren,»Alsonein,so
wardasnichtgemeint.Esist
janurso:Wirsindjakein
Paar–dasistandersalsbei
euch!«
Steffisiehtziemlich
angefressenaus.
»Daswarjetztechtrichtig
scheißevondir!«,
kommentiertsiemeinen
kleinenPatzer.
Ichwerfemicherneut
verbalindenStaub.»Tutmir
leid,daswarunglücklich
formuliert«,zeigeichReue.
»Wirmüssenjetzteh
los!«,beendetConny
glücklicherweisedas
peinlicheIntermezzo.
EinehalbeStundespäter
sitzenwirmitdenMännern
wiederimTeehaus.LittleEd
istvollerMitleidfürseine
Conny.
»KeineTasche,Schatzi,
dasistjadoof!Daschauen
wirmorgennochmal.Das
gehtdochsonicht.Aberguck
mal,vielleichttröstetesdich
–ichhabdirwasKleines
mitgebracht.«
Erüberreichtihrein
hübscheingewickeltes
kleinesKästchen.Conny
schautkurzauf,undich
lächlefreundlich.Hätteich
dasbloßniemalsgesagt.Das
warechtdanebenundich
schämemich.Obwohlman
reininhaltlichdarübersicher
diskutierenkönnte.Ichsehe
SteffisBlickaufdas
Päckchenundhoffe,esist
nichtdas,wasichdenke.
Abernatürlichistesgenau
das–sokreativsinddie
meistenMännernunmal
nicht:DasArmbandmitden
Schrauben.InGold.Horst
zucktzusammen.
»Ach,daswar’s,wasdu
ebennochschnellohneuns
besorgthast!DankeEd,du
bisteinechterIn-denRücken-Faller!«
MitanderenWorten:Er
hatkeinSchraubenarmband
fürseineSteffi.Connystört
dasHickhackherzlichwenig.
SieherztihrenEdundfreut
sichsichtlich.Steffisieht
aus,alshättesiegeradeeine
sehr,sehrschlimme
Nachrichterhalten.Tiniringt
sichein»SchönesArmband«
ab,unddieStimmungistein
bisschengetrübt.Daholt
HorsteinTütchenraus.
»Hier,nichtausGold,aber
vonHerzen!Fürjedevon
euchFrauenein
Mitbringsel.«
IndemTütchenstecken
vierkleineStoff-Bändchen
mitPeace-Zeichenaus
Strass.Niedlichundrichtig
nettvonihm.Jetztstrahlt
auchTini.IhrHorsthatzwar
nichtdiegroßeKnete
rausgehauen,sowieLittle
Ed,punktetaberdurch
Aufmerksamkeit.Rakete
lässtdasallesvöllig
ungerührt.Fastbinich
enttäuscht.Alberngeradezu–
waserwarteichdenn?Das
auchereinTütchenrausholt?
Fangeichschonan,wiedie
Frauenhierzuticken?Istdas
ansteckend?
Raketehatimmerhinfür
sichselbstordentlich
eingekauft.DiversePoloShirtsmitriesigenPferden
aufderBrustundeine
LederjackeimBikerstil.Er
wirktausgesprochen
zufrieden.Dasistdochschon
malwas–ichhabe
schließlichauchnichtsfür
ihngekauft.MeineTasche
gefälltihm.
Connyziehtihrneues
Armbanddirektan,und
Steffiwirkt,alswollesieauf
denTischkotzen.Danützt
auchWillsBegeisterungfür
ihrenumfassenden
Tascheneinkaufwenig.
»Wollenwirnicht
vielleichtwasessengehen?«,
frageichindieRunde,bevor
dieLagehiernocheskaliert.
Willräuspertsichund
sagt:»Dasistdochmaleine
echtvernünftigeIdee.Dieses
ganzeGekaufegehtmir
wirklichaufdenWecker!«
»Duhastdochgarnichts
gekauft!«,kannsichSteffi
einenheftigenSeitenhieb
nichtverkneifen.Oh,dieist
richtigangesäuert.
»Jeder,wieerkann!«,
grinstLittleEddanoch.Ich
habedasGefühl,esfehlt
nichtviel,undWillhautihm
einpaarrein.Horst
entschärftdieLage.
»Lasstdochmaldieses
Getue–werwemwaskauft.
Wirsinddochnichtim
Kindergarten!Daraufkommt
esdochwirklichnichtan.
Wirgehenjetztessen.Einige
hiersindanscheinend
ziemlichunterzuckert.«
Tininicktihmzu,und
Steffischmollt
offensichtlich.Horstmacht
einenimmerbesseren
Eindruckaufmich.
Angenehm,zurückhaltend,
aberdurchausbestimmt.Der
ersteEindruckkanneben
dochtrügen.
MitdemEssenundvorallem
mitdemTrinkenentspannt
sichallmählichallesetwas.
WillhatSteffimehrmals
irgendetwasinsOhr
geflüstert,anscheinend
Dinge,dieihrgefallen,denn
nachundnachbewegensich
ihreMundwinkelwieder
nachoben.Ichbinkomplett
erschöpft.DasEssenist
phantastisch.Kartoffelbrei,
scharfesFleischmitSauce
undSpinat.Kochenkönnen
sie,dieTürken.Ichtrinke
dazuzweiGläserWein,was
fürmichschonehervielist,
undkönntemichdirektaufs
Ohrlegen.Alkoholumdiese
Tageszeithatetwas
Ermüdendes.Ein
Mittagschläfchenwärejetzt
perfekt,ichhabeaberAngst,
dasvorzuschlagenundvon
Raketemissverstandenzu
werden.BeimNachtisch–
nichtsomeinFall:elendig
süßesklebriges
Blätterteigzeug–gehtesan
diePlanungdesResttages.
DieMännerhabenabends
einenTermin.
Akquisegesprächemit
türkischenKollegen.
»Maus,dakönntihrleider
nichtmit!DasistbeiTürken
anders,dableibendieFrauen
zuHause«,bedauertLittleEd
seineConny.
»Wirüberlebenauchmal
einenAbendohneeuch!«,
quittiertTinidieBemerkung.
Mirkommtdaseigentlich
geraderecht.Ichhabesomit
denganzenAbendZeit,mich
aufdieNachtvorzubereiten.
Perfekt!
»Schade!«,mucktSteffi
auf.»VondembisschenZeit,
diewirandiesenzweiTagen
haben,fälltjetztauchnoch
derAbendweg!«
»Daswusstestdudoch,
Liebling«,beschwichtigtsie
Will.
»Ichweißvieles,aberes
mussmirdeswegenjanicht
gefallen!«,kontertsie.
»GeradedieAbendeunddie
Wochenendenunddie
FeiertageundSilvesterund
dieNächte–immerwieder
gehtirgendwasnicht,und
immerwiederkommtdieses
Das-wusstest-du-doch!Das
nervt.«
DerGeliebtenstatus
scheintaufDauernicht
besondersglücklichzu
machen.Willistder
KommentarseinerSteffi
peinlich.
»Dasgehörthiernicht
her!«,ermahntersie.
»HiersindLeute,die
wissen,wasläuft.Sonstkann
ichjanirgendsdrüberreden
–oderWill?Wäreesdir
lieber,ichwürdeesmit
meinemFriseurbesprechen
oderinderStadt
rumtratschen?Oderdeine
Frauanrufen?«
VielleichthätteWilldoch
indasSchraubenarmband
investierensollen,damit
hätteersichmitSicherheit
dieseAnspracheerspart.
»Ichbin,verdammt
nochmal,nunmal
verheiratet!«,poltertesda
ausWillheraus.»Dashastdu
gewusst,undduhastgesagt,
esistdiregal.Ichhabemit
offenenKartengespielt.
Immer!«
WiederistHorstderjenige,
dersichalsMediator
anbietet.
»IhrLieben,dasgehört
wirklichnichthierher.Das
solltetihruntereuch
besprechen.Fürunshierist
dasetwasunangenehm.«
Willnicktundsagtnur:
»GanzmeineMeinung!«
SteffisMundwinkelsind
wiederda,wosiebeim
Armbandauspackenvon
Connyschonmalwaren.
Unten.Ganzunten.
DasEssenistbeendet,und
ichwillmeinPortemonnaie
zücken.
»Ne,lassmalstecken.Das
gehtaufunsMänner!«,
erklärtHorst.
»Spesen«,lachtLittleEd.
Ichbedankemichundbin
froh.FrohumjedenEuro,
denichnichtzahlenmuss.
DieHandtaschehatmein
BudgetfürVenedig,daszu
Istanbulmutiertist,komplett
aufgebraucht.GroßeSprünge
kannichhiernichtmehr
machen.
»WirkönntenjadasSpa
maltesten,heuteAbend«,
schlägtConnyvor.
»DuhastdeinSpajaauf
demZimmer!«,nöltSteffi.
»Ichfinde,dashörtsich
nacheinerverdammtguten
Ideean.Ichkönnteeine
Massagegebrauchen!«,zeigt
TiniBegeisterungund
ignoriertSteffisBemerkung.
»Warumnicht«,willige
auchichein.
Ichbinehzukaputt,um
heuteAbendumdieHäuser
zuziehen,unddasSchöne
amSpa–ichmussmich
dafürnichtmalschick
machen.Bademantelgenügt.
»Nadann«,freutsichEd.
»Dawissenwireuchdoch
gutuntergebracht!«
Dasistjafast,alswären
wirbeiIkea–dieKleinen
werdenimBällebad
beaufsichtigt,währenddie
ErwachsenenWichtiges
erledigen.Mittlerweilebin
ichmirsicher:LittleEdlässt
seineConnynichtgerneaus
denAugen.Dieständigen
GeschenkesprechenBände.
»Wirsindsichergegen
dreiundzwanzigUhrzurück.
Ichlassdichnichtlang
allein!«,beteuerternoch
mal.MeineGüte–esistnur
einAbend!Ergibtsieja
nichtzurAdoptionfrei.
ZurückimHotel,muss
Raketesichfürden
Männerabendfertigmachen.
EinkurzesKnutschenim
Zimmer,undwegister.Ich
macheesmirerstmalim
Zimmergemütlich,lege
michaufsBett,drapiere
meineTaschenebenmirund
checkemein,
beziehungsweiseClaudias,
Handy.Sollteichmich
eventuelldochbessermal
melden?Wenigstensaufden
Anrufbeantwortersprechen?
Ichentscheidemichdafür,
beiRudianzurufen.Nach
einemKlingelnisteram
Telefon.
»Ichbines,Rudi.Alles
klarbeieuch?«,frageichund
versuche,ganzgelassenzu
klingen.
»Ei,ei,ei,Andrea,hieris
waslos!DieIreneunisch
warnjaunnerwegsinder
Garteshow,aberdeChristoph
ishier.Derwilldischaach
emalspreche.Wosteckstde
denn,Herzscher?«
»IchhabegarkeineZeit.
LeiderhabeichClaudias
Handymit,aberichkomme
jabaldwieder.Ichwolltenur
hören,obbeieuchallesgut
ist,undChristophwillich
ganzsichernichtsprechen!«,
teileichmeinem
Schwiegervatermit.Hätte
ichbloßmeinenAnrufimpuls
unterdrückt.
»Ichgebihndirma!Er
stehthiernebämir!«
Wasnun–einfach
auflegen?
»Andrea,wasgehthiervor
sich?WiesohastduClaudias
Handy,undwassinddasfür
merkwürdigeNachrichten
aufdeinemHandy?Ichmuss
michdochsehrwundern,was
hierabgeht!Gibmirdoch
malSabine!«
RaffinierterSchachzug–
abernichtmitmir,denkeich
nur.
»SabineistinBehandlung,
diehateingroßesFacial,die
kannnicht,Dumusstschon
mitmirvorliebnehmen,und
derEmpfanghieristganz
schlecht,ichkanndichkaum
verstehen.«
»LassdieseSpielchen!«,
motzterlos.»Claudiaist
außersich,undichwüsste
gerne,wanndugedenkst,
wiederzukommen?«
»Ichkanndichnicht
hören!Hallo?Hallo?«,sage
ichnurunddrückeaufden
Beenden-Knopf.ZuHause
anzurufenwarkeine
besondersguteIdee.Unddas
jetztauchkeinebesonders
eleganteArt,einenAnrufzu
beenden.AberHauptsache
erledigt.
KnappezehnMinuten
späterklingeltdasTelefon
imZimmer.Habendie
rausgekriegt,woichbin?
Wiekanndassein?Ichhebe
abundbinerleichtert,dasses
Connyist.
»Wirgehengleichzum
Spa.Kommstduauch?
BisschenSaunaund
Hammammachen«,fragtsie
freundlich.
Ichbinhundemüde.
Vielleichtsollteichlieber
einschönesNickerchen
machenundmicheinwenig
regenerieren.Ichbinin
einemAlter,indemichauch
ohneSaunaphantastisch
schwitzenkann.
»Nett,dassduanrufst,aber
seinichtsauer,ichbinvoll
erschöpft.Ichglaub,ichleg
michaufsOhr.Wirsehenuns
jamorgen«,lehneich
dankendab.
»Okay,dannbeim
Frühstück.NeunUhrist
Treffen!«,informiertsie
michnoch.Ichstellemirden
Weckerauf22:00Uhr,um
michfürRaketesEintreffen
inRuhevorbereitenzu
können.
Esiststockdusterdraußen,
alsmeinWeckerklingelt.Ich
fühlemichkeinbisschen
erholtundauchnicht
ausgeschlafen,ehersoals
hättemanmichausdem
Tiefschlafgerissen.Ich
braucheeinenkurzen
Moment,umzurealisieren,
woichbin.Nochungefähr
eineStunde,bisRaketehier
seinwird.Ichduscheund
ziehedaslila
Unterwäscheensemblean.Ich
werdemichwiegemaltaufs
Bettlegen,esdarfaber
keinesfallszugestellt
wirken.Mirfälltdas
PistenspielausdemInternet
ein.KlamottenwieeineSpur
biszumBettlegen.Sehrgroß
istdiePiste,beziehungsweise
dasZimmer,leidernicht,
aberichnutzedenzur
VerfügungstehendenRaum
undverstreueeinpaar
Klamotten.Schuhehinterdie
Tür,danndieJeans,dasTShirtunddengrünenBH,
einfachweilersohübschist.
Ichhabeschonwieder
Hunger.Kurzüberlegeich,
obichmirwasbeimRoomServicebestelle,aberalsich
diePreisesehe,vergehtmir
derAppetit.Außerdemist
SexmitvollemMagenauch
keineguteIdeeundeinen
aufgeblähtenBauchmöchte
icherstrechtnicht
präsentieren.Stattdessen
nehmeichmireinenRotwein
ausderMinibarundprobiere
mehrereStellungenaufdem
Bettaus.Seitlichist
ungünstig,dahängtder
Bauch,undzwischenden
Brüstenknittertes.Aufdem
Bauchgeht,allerdingsist
dannderPoabsolutim
Blickpunkt.Ichentscheide
michfürdieRückenlage.
DenKopfleichtangehoben
undgestütztdurchein
Kissen,sonsthatmanschnell
einDoppelkinn.Hüftetiefer
alsOberkörper–das
kaschiertdenBauch.
LeichtesHohlkreuztutden
Brüstenoptischgut.Ich
bräuchtemaldieHilfedieser
ulkigenDitavonTeese,um
wirklichgekonntzuposieren.
IchschalteallesLichtbis
aufeinekleine
Schreibtischlampeausund
binperfektimZeitplan.Es
istgenauzehnMinutenvor
23Uhr.So,ichwäredannso
weit.
UmViertelnachelfbin
ichgenervt,meinRücken
schmerzt,ichhabetierischen
Hunger,undinmeinemKopf
tummelnsichBildereines
riesigenClub-Sandwichsmit
Pommesfrites.Wenniches
jetztbestelle,kommtes
garantiertzeitgleichmit
Raketehieran.Daswäre
nichtwirklichpassend.Also
versucheich,denHungerzu
unterdrücken,wasdieLaune
abernichtdirekthebt.
UmMitternachtbinich
sauer.Hungrig,müdeund
sauer.Sehreiligscheinteres
jamitmirnichtzuhaben.
Wasdenktder?Dassichhier
inWartepositionausharre,
bisersichherbequemt?Ja,
genaudaswirderdenken,
unddasSchlimmsteist–er
hatrecht.Dennebengenau
dastueichjaauch.Ich
schaltedenFernseheranund
zappemichdurchdie
Programme.Kurzüberlege
ich,michwiederanzuziehen
undeinbisschendurchs
nächtlicheIstanbulzu
schlendern.Schonaus
Protest.Sollerdochwarten.
Stattdessenesseichdie
ChipsausderMinibar.Das
istdasLetzte,woranich
micherinnere.
Ichwacheauf,weilesgegen
dieZimmertürrummst.Ich
werfeeinenverpenntenBlick
aufdieUhrundsehe,esist
2:34Uhr.DerFernseher
läuft,nebenmirliegteine
leerePackungChips,aber
keinRakete.Wiederhaut
jemandgegendieTür.Ich
springeausdemBettund
gehezurTür.
»Hallo,weristda?Tom,
bistdudas?«,frageich.
»Ja,werdennsonst!«,
brüllteineStimme,die
eindeutigzuRaketegehört.
IchöffnedieTürundsehe
esaufeinenBlick.Derist
sternhagelvoll.Wundert
mich,dasserüberhauptnoch
daspassendeZimmer
gefundenhat.
»Huhu,Kleines!«,begrüßt
ermich.
Selberhuhu.Geht’snoch?
EsisthalbdreiUhram
Morgen,ichhabe
stundenlangaufden
Gnädigstengewartetund
kannmirjetztnichtwirklich
Begeisterungabringen.
Erpresstsichanmichund
küsstmich.Erschmecktwie
eineBar–undriechtauch
so!Obmansichbeim
Knutscheneine
Alkoholvergiftungholen
kann?Einsistklar,besoffen
küssterschlechterals
nüchtern.Allesisteinesehr
feuchteAngelegenheit.
Irgendwiesabberig.
»KomminsBett!«,stöhnt
erauf.
Ichwürdeliebendgern
sagen:Dawarichschon,ihr
Zeitfensterhatsichleider
wiedergeschlossen!–aberer
taumeltschonRichtungBett.
»Ziehmichaus!«,grunzt
er.
Dashatteichmir
irgendwieandersvorgestellt.
IchwilldochkeinenSexmit
jemandem,derkaummehr
seineneigenenNamen
buchstabierenkann!
Besoffenseinmagsich
vielleichtgutanfühlen,aber
gutaussehentutesselten.
AuchbeiRaketenicht.Der
AlkoholhatSpuren
hinterlassen.Jetzthier,
mitteninderNacht,siehter
einbisschenverlebtaus.
SeineAugensindrot,die
Naseauch,mansieht
geplatzteÄderchen,seine
Haaresindirgendwie
strähnig,undseine
Ausspracheistauchnicht
mehrsodeutlich.
»Ausziehen!«,grölter.
»Ichbinausgezogen,falls
dirdasnochnichtaufgefallen
ist!«,sageichundlegemich
zurückinsBett.Erkickt
seineSchuhevondenFüßen
undlässtdieHosefallen.In
Hemd,UnterhoseundSocken
kriechterinsBettundgrunzt
wohlig.
»Ihrscheintjaeinen
lustigenAbendgehabtzu
haben!«,stelleichlakonisch
festundversuche,keine
kompletteSpaßbremsezu
sein.
Erlacht.Immerhin,er
kannmichnochverstehen.Er
krabbelteinbisschenplanlos
anmeinemBauchherum.
AusgerechnetamBauch!Ich
versucheihneinzuziehen,
denkeaber,sobetrunkenwie
derist,kannderauchnichts
mehrwirklichbeurteilen.
»Na,Specki!«,sagterauf
einmal.
Specki!Derhattatsächlich
Speckizumirgesagt.Sein
Tastsinnfunktioniertwohl
noch.Daistmirjasogar
Andilieber.Specki.Solldas
einKomplimentsein?Wie
charmant.Errolltsichauf
michundistschwererals
erwartet.Sexyistdefinitiv
etwasanderes.Erreibtsich
anmeinemKörperundbei
mirtutsichreingarnichts.
IchdrehedenKopfzurSeite,
alsermichküssenwill.Er
knabbertanmeinemHals
undsaugtsichfest.
»Hey«,schüttleichden
Kopf,»keinenKnutschfleck
bitte!«
Daswürdemirnoch
fehlen.Muttikommtvom
Wellness-Wochenendemit
FreundinSabineundhat
einenriesigenKnutschfleck
amHals.Ichkannmichnicht
erinnern,wannichdasletzte
MaleinenKnutschfleck
hatte.Esistlangeher–so
vielstehtfest.
AlserseineUnterhose
abstreift,kannichzumersten
MaleinenBlickaufsein
vermeintlichbestesStück
werfen.Esistnichtin
Bestform,hoffeich
jedenfallsfürihn.Eher
ModellWiener-Würstchen,
daseinbisschenältlichist–
langzwar,aberschrumpelig
unddünn.Ichglaube,aucher
merkt,dassdanichtmehr
vielgeht.Errolltsichaufdie
Seite,undinnerhalbvon
wenigenMinutenschläfter.
Natürlichschnarchter,was
zuerwartenwar.Ichbin
ziemlichernüchtert.Aber
vielleichtsiehtmorgenfrüh
schonwiederallesanders
aus.Schlimmerkannesja
eigentlichnichtmehr
werden.
4
Um8:00Uhrpieptmein
Handy.Draußenscheintdie
Sonne–immerhin.Neben
mirliegteinMensch,der
ziemlichkomatösaussieht.
AlleindasleichteSchnarchen
zeigt,erlebt.
AufZehenspitzen
schleicheichinsBad.Ich
habeSchlafinden
Augenwinkeln,undmeine
Wimperntuscheist
verschmiert.Ans
Abschminkenhabeichheute
Nachtnatürlichnichtmehr
gedacht.Aberesistdoch
auchso:Egalwiegründlich
mansichabschminkt,
irgendeinRestfindetsicham
nächstenMorgen
erstaunlicherweiseimmer.
IchgeheaufsKloundlasse
dabei–alterTrick–ein
bisschendasWasserins
Waschbeckenlaufen.So
kannmanvondraußendas
Geplätscherwenigstensnicht
eindeutigzuordnen.Dann
kämmeichmich,putzemir
dieZähne,trageeinenHauch
RougeundWimperntusche
aufundkriechezurückins
Bett.
Ichbindiepersonifizierte
Morgenfrische.Essollja
Frauengeben,diesowas
tatsächlichimmermachen.
JedenMorgen.DerenMänner
sieangeblichnochnie
komplettinnaturagesehen
haben.Um8:20Uhrstupse
ichRaketeeinbisschenan.
Ergrummelt.
»GutenMorgen!«,flöte
ichsanft.
»Morgen«,antworteter
undseineStimmeklingt
belegt.»Uah,habich’nen
Kopf!«,stöhnter.
KeinWunder,willich
sagen,riecherstmaldeinen
Atem,damitkönntestdu
glattalsAnästhesistarbeiten,
lasseesaber.Stattdessen
krauleichihmeinbisschen
denOberschenkel.Er
schwingtdieBeineausdem
Bett,sitztaufderBettkante
undgreiftsichandenKopf.
»Hastdueine
Kopfschmerztablette?«,fragt
er.
»Leidernein.Aberein
bisschenWasserinsGesicht
undwastrinkenhilftauch«,
schlageichvor.
ErverschwindetimBad.
Hoffentlichputztersichauch
dieZähne.Ja,Klound
Zähneputzen–dieGeräusche
sindsehreindeutig.Er
kriechtzurückinsBettund
verliertkeineZeit.
»Tutmirleidmitgestern,
ichwaranscheinendsehr
müde«,entschuldigtersich.
Immerhineine
Entschuldigung,obwohl
müdewohlkaumdierichtige
Bezeichnungist.Jetztgeht
allessehrschnell.Erpackt
einbisschenzu,einmal
Busen,dannuntenrum,und
schonisterbereit.
Halt,Moment,willich
rufen,aberdahöreichschon
einRatsch,underhatein
KondominderHand.
»Langsam,langsam«,
versucheich,einwenig
Temporauszunehmen,aber
RaketeistindieserHinsicht
komplettberatungsresistent.
Wastueichhierbloß?Will
ichdas?
WirhabentatsächlichSex
–undbevorichesüberhaupt
auchnurimAnsatzgenießen
kannoderwirklichviel
bemerke,istesvorbei.
»Achdaswarjetztgut,
oder!«,stöhnterauf.
Jetztgehtmirauf,warum
dieserMannRaketegenannt
wird.Zack,bumm–erledigt.
Schnellgezündetundschon
vorbei.Daswarder
schnellsteSexmeines
Lebens.UnterdreiMinuten.
Ichhabesogarnochmeinen
BHan.
»Jetzthabeichrichtig
Hunger!«,sagter,währender
aufsteht.»SexamMorgenist
einfach’nefeineSache!«,
betonterundgibtmireinen
kleinenKlapsaufden
Oberschenkel.»Lassuns
frühstücken.NeunUhrist
Treffenmitdenanderen!«
Daswareswirklich.Habe
ichmichdanachgesehnt?Ist
diesesBisschennichtetwas,
woraufmandauerhaftsehr
gutverzichtenkönnte?Sex
kannauchanderssein,
versucheichmichzutrösten.
InmeinerErinnerungistSex
mehrgewesen.Aufregender,
erregenderund
befriedigenderaufalleFälle.
Vielleichtkannereseinfach
nicht,oderesistihmegal,
wiedieFrauseine
Performancefindet.Fürihn
scheintesja
zufriedenstellendgelaufenzu
sein.Hatsichdanochnie
einebeschwert?Sindwir
Frauensogenügsam?Zu
genügsam?Kommtsowas
dabeiraus,wennmanmit
einemTrophäenmannins
Bettsteigt?Strengensichdie
anderenMännermehran?
OderliegtesamAlter?
ImmerhinistRakete50.Na
gut,jederhateinezweite
Chanceverdient.Vorallem
ich!
BeimFrühstücksindalle
guterStimmung,selbst
Motz-Conny.
»Und,gutgeschlafen?«,
zwinkertmirTinizu.
»Naja,gehtso!«,antworte
ich.
Ungefragtantwortetauch
Rakete.»Vorallemgut
aufgewacht!«,lachter,und
ichkönnteihmeine
scheuern.
WenigstensdasBüfettist
reichhaltig.IchliebeBüfett.
VorallemliebeichEssen,
dasichwederselbst
zubereitennochnachher
abräumenundspülenmuss.
IchbestellemirRühreiermit
Speck,Champignons,
ZwiebelnundKräutern.
Raketesiehtmeine
Eierspeiseundguckt
erstaunt.
»Vorsicht,Andi!Solltest
dunichtliebereinwenig
Obstnehmen?Eierhaben
ordentlichKalorien!«,
ermahntermich.
UmseineAussagezu
illustrieren,klopftersichauf
BauchundSchenkel.Dafür
sollteihmderinternationale
Charmepreisüberreicht
werden.ErstSpeckisagen
unddannmeineKalorien
zählen.Undmitdiesem
Mannhatteichgeradeetwas,
wassehrwohlwollende
Menschenwahrscheinlichals
Sexbezeichnenwürden.Wie
unverschämt.Ichholemir
demonstrativnochzwei
Bötchen.HelleBrötchen.
AuchderRestderGruppe
starrtaufmeineTeller.
NurHorstsagtfreundlich:
»Lassesdirschmecken!
Schön,maleineFrauzu
sehen,diegerneisst.«
SpätestensmitdiesemSatz
istHorstzumeinem
Gruppenlieblingavanciert.
»Ihrwollt,dasswiressen,
undgleichzeitigsollenwir
schlankwieTannensein.Tja,
dasisteineschwierige
Kombination!«,murrtTini
undpicktinihremObstsalat.
Dahatsienatürlichrecht.
MännerwollenIdealfiguren,
abersiewollendasdamit
verbundeneLeidbittenicht
sehen.DenKampf,die
krampfhafteEnthaltsamkeit.
Herzhaftzugreifen,
genussvollessen–unddas
Ganzebei90-60-90,bitte.
Amliebstenwürdeichmir
ausTrotznocheinenEiNachschlagbestellen,
stattdessenholeichmirnoch
einkleinesMüslimitObst.
Dieanderensindlängst
fertig,aberConnyhatnoch
LustaufeinenProsecco.
LittleEdbestellt
großspurigPinky.Esstellt
sichheraus,dassPinkyeine
FlascheRosé-Champagner
ist.WillverdrehtdieAugen.
Ichmussauchsagen,dass
EdsGroßzügigkeitetwasarg
Demonstrativeshat.Eristein
kleinerAngeber.Aberseiner
Connygefälltes,undauch
ichmusszugeben,rosa
Champagneristdurchaus
lecker.Schmecktmirauch
besseralsProsecco.Da
könnteichmichdran
gewöhnen.
»Und,wasmachenwir
heute?«,fragtSteffiindie
Runde.
»IchmussaufjedenFall
nochmalzumBasar«,erklärt
Connydirekt,»ichwilldie
Bottega!«
»DukriegstdieBottega,
Schatz!«,sagtLittleEd
sofortimBrusttonder
Überzeugung.
»Wirwäreesmitder
HagiaSophia?«,schlageich
vor.
»Naja,soMoscheensind
nichtsomeinDing«,kommt
eszögerlichvonRakete.
»Inwievielenwarstdu
dennschon?«,frageich
zurück.
Erverziehteinwenigdas
Gesicht.»Ingarkeiner.Ich
binjaauchkeinMoslem!«
Einunglaublichkluges
Argument.MeineGüte!Und
mitdiesemMannwarichim
Bett.
»Wirkönnenunsja
aufteilen,wirmüssenjanicht
allesgemeinsammachen«,
lautetdieIdeevonSteffi.
HorstundTinisindfürdie
Moschee,Raketezögert,und
SteffierinnertihrenWill
daran,dasserversprochen
hat,mitihrshoppenzu
gehen.
»Wirkönnenunsjadann
inTaksimzumMittagessen
treffen!«,suchtHorsteine
Lösung.»IhrgehtzumBasar,
wirindieMoschee,unddann
essenwirschönzusammen.«
Ichfreuemich.Wassoll
ichauchimBasar?Ichkann
mirehnichtsmehrleisten,
undeswäreauchschade,in
einerWeltstadtwieIstanbul
zuseinundnichtszusehen
außerdemBasar.Beiallem
HangzumShopping,ein
bisschenKulturhatdoch
auchwas.Raketeentschließt
sich,mitunszukommen.
Begeistertwirkternicht,
aberanscheinendhaternoch
wenigerLustaufeinen
weiterenBasarbesuch.
»Wiewärees,wennwirin
dieBlaueMoscheegehen,
dieistnäher.Dakönnenwir
hinlaufen!«,bemerktTini.
Wirsindeinverstanden.
»MoscheeistMoschee«,
brummtRakete.Und
wahrscheinlichistfürihn
SexauchSex.Immermehr
kommtmirRaketewieeine
einzigeMogelpackungvor.
Esstehtvieldrauf,istaber
nichtsdrin.Dastrifftbeiihm
sowohlfüroben-alsauch
untenrumzu.Schade.Ich
hattemirmehrversprochen.
DasersteMalSexnach
langerZeit–unddannso
eineEnttäuschung.Ichfinde,
dasBisschenvonheute
Morgenzählteigentlichgar
nicht.Dassihmdasnicht
peinlichist.Erstaunlich.Mir
istespeinlich.Fürmich,für
ihn–überhaupt.
MitmeinerneuenTascheam
Arm,diemeineLaunesofort
hebt,obwohleigentlichzu
großfüreinenBummel,geht
esinRichtungBlaue
Moschee.Ichkannmich
immernochnichtsowirklich
fürIstanbulbegeistern.Ja,
dieStadtistgroßundquirlig,
aberdiesesewigeGrauist
nichtmeins.Ichbinund
bleibewahrscheinlichein
Vorortlandei.DieseMengen
anMenschen.Traditionell
verschleiertnebenmodern.
AufirgendeineArtmacht
michdasVerschleierte
aggressiv.Binichintolerant?
Schonmöglich.Dasmuss
auchaufmeineCharakterMängelliste.
WirmüssenSchlange
stehen,umindieMoscheezu
kommen,undderWegwar
weiteralsgedacht.Ichbin
sehrfrohübermeine
Turnschuhe.Raketehatnoch
leichteKopfschmerzen,ist
aberansonsten,
wahrscheinlichdurchseinen
Sekundenhormonschubvor
demFrühstück,guterDinge.
Ererkundigtsichsogarmal
nachmeinemLeben.Wasich
somache,willerwissen.Ja,
wasmacheicheigentlichso?
Icherzähleihmvonmeinem
Leben.VonmeinenKindern,
vonmeinerArbeitund
versuche,allesmöglichstnett
undamüsantklingenzu
lassen.MansollMännern,
voralleminder
Akquisephase,janichts
vorjammern.Aberbinich
überhauptinder
Akquisephase?Willich
diesenMannerobern?Nein
undja.Ergefälltmirnicht
wirklich,abertrotzdemwill
ich,dassermichwill.Dasist
einbisschenverrückt,aber
ichkanndasFlirtennicht
lassen,obwohlderTestlauf
heuteMorgenallesandere
alsvielversprechendwar.
Vielleichtlagesjaam
Restalkohol,probiereich,
mirdenverkorkstenSex
schönzureden.DasersteMal
mitjemandNeuemistoftein
Desaster–mankenntsich
nicht,weißnicht,wasder
anderewill.Vielleichtsollte
ichihmnocheineChance
geben.Aberinteressiert
diesenManneigentlich,was
ichwill?LässtseinMegaEgodasüberhauptzu?Kann
eresüberhauptbesser?
DieMoscheeist
beeindruckend.SelbstRakete
mussdaszugeben.Nach
einerViertelstundehater
allerdingsgenug.
»Lasstunswastrinken
gehen!«,schlägtervor.
Wirschlenderndurchdas
Viertelrundumdie
Moschee.IchfrageRakete,
warumerniegeheiratethat.
»WarumeineBlumeindie
Vasestellen,wenndieWiese
volldavonist!«,antworteter
kokett.»Nein,malimErnst«,
ergänzterdann,»eshatnie
gereicht–vonmeinerSeite
aus.Verliebtja,aberwirklich
geliebthabeichkeine.Ich
hatteimmerdasGefühl,da
kommtnochwasBesseres.
Ichhätteeigentlichganz
gerneKinder–aberdaskann
janochwerden.«
Daskannnochwerden?
WillereinerdieserOpaPapaswerden?Icherspare
mirjeglichenKommentar
undnickeverständnisvoll,so
verständnisvollwieeseben
geht.DieGegendrundum
dieBlaueMoscheeist
hübsch.Verwinkelt.
NiedlicheHäuserundganz
netteGeschäfte.Natürlich
wiedereinkleinerBasar.Der
VormittagvergehtimNu.
»Wirsolltenheute
NachmittageineTourmit
demBootmachen!«,schlägt
Tinivor.
»GuteIdee!«,befindet
sogarRakete.»Lassunsdas
malmitdenanderen
besprechen.«
InTaksim,einemangesagten
Stadtteil,treffenwirdenRest
derGruppe.Siesindextrem
gutgelaunt,unddieMenge
ihrerEinkaufstütenzeigt
auch,warum.SelbstWillund
LittleEdsindganzbeseelt.
»HeuteAbendgehenwir
nochmalmitdenKollegen
weg.Ihrkönnt
mitkommen!«,sagtHorst
ganzbeiläufig,undWill
ergänztmitBlickaufSteffi:
»IchwolltekeinenAbend
mehrohnedichverbringen.«
Mirfälltauf,dasssieein
Schraubenarmbandträgt.
SteterTropfenhöhlteben
dochmanchenStein.Steffi
bemerktmeinenBlick.
»Schön,gell?Hatsogar
einenkleinenBrilli!«,
schwärmtsie.
AlsowaresmitSicherheit
teureralsdasvonConny,und
somitscheintdasseelische
GleichgewichtvonSteffi
wiederhergestellt.
AllehabenLustaufeine
Bootstour.Vorherwollensie
allerdingsnochebenmal
durchdieGeschäftein
Taksimziehen.
»Hiersollman
phantastischeinkaufen
können!«,begeistertsich
Conny.
Dashieristletztlichein
riesigerWochenendeinkauf,
getarntalsStädtereise.Ich
findedieGeschäftein
Taksimeherenttäuschend.Es
gibtalldas,wasesbeiuns
auchgibt.VonBenettonüber
MangobiszuZara.Ichmag
Shoppen,aberindiesen
Dimensionenistmirdas
wirklichzuviel,undich
empfindeesalsöde.Vor
allem,wennman,wieich,
keinGeldmehrhat.
Natürlichkönnteichmein
Kreditkärtchenzücken,aber
aufdemKontosiehtesauch
nichtbesondersgutaus,und
irgendwaswollenmeine
KinderundichdiesenMonat
jaauchnochessen.
Einkaufenzugehenundzu
wissen,dassmannichts
kaufenkannodersollte,ist
nichtbesonderserquickend.
Ichbinfroh,alsesRichtung
Bootstourgeht.Mitgroßer
GestebezahltRaketeunsere
Tickets.Alle.Mit3,50Euro
proTicketallerdingsauch
keinewirklichgroße
Investition.DieBosporusBootsfahrtistwunderschön.
IchliebedasMeer,undman
hateinenunvergleichlichen
BlickaufdieriesigeStadt.
Zuwissen,dassman
zwischenEuropaundAsien
hinundhercruist,isttoll.
Vorallem,weilallesherrlich
friedlichistundleise.Der
GeräuschpegelderStadtliegt
inderFerne,undbeieinem
Teeundwunderbarem
Sonnenscheingenießenwir
denAusblick.Ichkönnte
Stundenhierverbringen,
würdemirliebendgernden
SonnenuntergangvomBoot
ausbetrachten,aberleider
sindwirabendsverabredet.
»Eskommenzwei
Kollegenvomführenden
MaklerbüroinIstanbul,und
esistwirklicheinegroße
Ausnahme,dassFrauen
mitdürfen!Ihreeigenen
Frauenbleiben
selbstverständlichzuHause«,
erklärtunsWill.
Selbstverständlich!Wie
gnädigvonunserenHerren.
»Wirgehenins
360Istanbul,dasgiltals
echterIn-Treff,absolut
hip!«,begeistertsichConny.
Na,dabinichjadagenau
richtig.In-Treff!Sofort
überlegeich,wasich
anziehe.HipperIn-Treff?
Wasträgtmanda?Ichfrage
dieanderenFrauennachdem
Dresscode.
»Sexyundstylish!«,
antwortetSteffiundguckt
micheinenHauchmitleidig
an.Glaubtdie,dassichdas
nichtdraufhabe?Daswollen
wirdochmalsehen!
BiswirimHotelsind,istes
schonspät.DieZeitdrängt.
Ichbinganzfroh–sokann
Raketenichtauf
irgendwelcheIdeenkommen.
IchziehemeinWickelkleid
an.Schwarz,ansicheine
Nummerzueng,aberzum
GlückhatdasKleideinen
hohenStretchanteil.
Wickelkleidermachenein
sexyDekolleté,unddurchdie
Raffungensiehtmanden
Speckandensonstigen
Stellennichtsosehr.Dazu
dieneuenMörder-HighHeelsundmeineneue
Tasche.Miristklar,dasssie
füreineAbendtascheetwa
dreiNummernzugroßist,
abersiesiehttrotzdemgut
aus,auchwennichsienicht
ineineClutchverwandeln
kann.Ichtoupiereundspraye
meineHaaredermaßenein,
dasswahrscheinlichein
kleinesOzonlochnachmir
benanntwird.Aberichfinde,
dasErgebniskannsichsehen
lassen.Essiehtgutaus.
Elegantundsexy.Besser
kannichesnicht.Rakete
mustertmich.Ichdrehemich
einmalumdieeigeneAchse,
garnichteinfachaufZwölfZentimeter-Lackpumps,und
frage:»Und?«
SeineAntwortistnicht
ganzsowieerwartet.»Wie
altbistdueigentlich?«,will
erwissen.
»Altgenug!«,weiseich
ihndezentzurecht.
MeineGüte.Einkleines
Du-siehst-toll-Auswäredoch
nichtsoschwergewesen.
Immerhin,alswirdie
anderentreffen,machtmir
Horst,meinLiebling,ein
Kompliment.
»Rasantsiehstduaus!«,
befindeter.
Connyträgthautenge
Lederleggings(Ja,ichmuss
zugeben,siekannessich
leisten–Rühreiverzichtsieht
gutaus!),dazueinTopund
einenBlazermitNietenauf
denSchulternundanden
Ärmelenden.Ichwürde
sagen,damitkannmanals
hipdurchgehen.Steffihat
einenkurzenRockausSpitze
mitLederjackean,undTini
trägteinkurzesKleidmit
graphischemMuster.Sehr
bunt,vielNeonund
garantiertauchInstyletauglich.
»Pucci!«,sagtsie,alssie
meinenBlickbemerkt.
Aha.IchkenneGucci.Zu
Pucciträgtsie
atemberaubendeSandaletten
inPink.Ichbindefinitivdie
Biederste.Ebennochfand
ichmichschön–imBereich
meinerMöglichkeiten
selbstverständlich,undjetzt
binicheinbisschendieMutti
derTruppe.MeinKleidist,
wiemaninderModesprache
sagt,knieumspielend,eine
Länge,diezwargutfür
meineBeine,abernicht
besondershipist.Tinibietet
mirnochan,schnelleine
passendeTaschefürmichaus
demZimmerzuholen,aber
575Euromüssensich
amortisierten,undirgendeine
Clutchreißtdashierjetzt
auchnichtmehrraus.
Außerdemregtsichinmir
eingewisserTrotz.Muss
dochnichtjederaussehen
wiediedrei!Ichbinso,wie
ichebenbin.
»MitderTaschesiehstdu
aus,alswolltestduwas
einkaufen!«,kichertConny.
»Tja,malsehen,vielleicht
tueichdasjaauch,ansonsten
kannichguteureEinkäufe
verstauen!«,versucheich
einenkleinenKonter.
Wieschönwärees,jetzt
hiermitSabinezusein.Ich
wäresogarliebermitSabine
imWesterwald!Wasnützt
einemdieaufregendsteStadt,
wenndieMenschenumeinen
herumaufregendtun,esaber
nichtsind?Erstmalssehne
ichmichnachzuHause.Das
istesdoch,wasduwolltest,
sageichmirselbst.Istes
das?Ja,esistandersalsmein
sonstigesLeben.Undja,es
istauchirgendwieaufregend,
ebenweilesandersist.Aber
ichmerke,dasistnichtdas,
wasichbrauche.
DasRestaurant360Istanbul
isteindrucksvollundvoll.
TouristenundEinheimische
drängensichamEingang.
»AcarundSalihhaben
sicherlichreserviert!«,hofft
Horst.
Dashoffeichauch.
Samstagabendscheintauch
inIstanbulderklassische
Ausgehabend.
»Wehasareservationfor
tenpeople!ErcanorCengiz«,
stammeltLittleEd.
SeinEnglischist
ausbaufähig.Connyguckt
direktstreng.
»Wehave!«,korrigiertsie
ihn.Nichtsehrnettsovor
allenanderen.AberEd
kann’sab.
»Richtig!«,sagternur,
unddannwiederholter,wie
inderSchule,denganzen
Satz.BevorderKellner
antwortenkann,stürztein
MannmittlerenAltersauf
unszu.
»Hoşgeldiniz!«,begrüßter
uns.
»Dasheißtherzlich
willkommen«,übersetzt
Raketestolz.
Dawäreichjaniedrauf
gekommen.
»AcarCengiz«,stelltsich
derMannvor.»Salihis
waitingatthetable!«
Das360Istanbulist
Restaurant,BarundClubin
einem.DerNameerklärtsich
schnell.Manhateinen360Grad-BlicküberdieStadt,
undunsereGastgeberhaben
einentollenTischreserviert.
HerrErcanundHerrCengiz
sindhöflich,aber
ausgesprochendistanziert.
WirFrauenwerdenander
einenSeitedesTisches
platziert,dieMänner
gruppierensichander
anderenSeite.
»Sokönnenwirnochein
bisschenübersGeschäft
reden!«,erklärtWill.
Undwirwahrscheinlich
übersEinkaufen.Mich
überkommteinGähnimpuls.
ÜbersEssenkannmannicht
meckern.Angeblichnennt
sichdieKücheCrossoverAsia-Europe.Egalwiees
heißt,undobwohliches
nichtselbstbestellthabe–
dashatHerrCengizfüruns
alleerledigt–esschmeckt.
Michinteressiert,wasdie
beidenHerrenzuden
UnruhenneulichinIstanbul
zusagenhaben.Raketewirft
mireinenentsetztenBlick
zu.
»Ichwarschoninder
SchulegutinPoWi.Ich
interessieremichhaltfür
Politik!«,rechtfertigeich
micheigentlichohneGrund.
Manwirddochmalwas
fragendürfen.
»Womenbetterno
politics!«,sagtHerrErcan
freundlich,aberdoch
bestimmt.
ImerstenMomentdenke
ich,ichhättemichverhört.
»Ach,Andi,dasistdoch
langweilig!«,mischtsichda
Steffiein.»Wirwollenuns
dochnichtdenAbend
versauen.«
Meineristjetztschon
leichtversaut.Ichlassmir
dochnichtvoneinemHerrn
ErcanundeinerSteffiden
Mundverbieten.Frauseinin
derTürkeiwärenichtmeins.
ImmerhineineErkenntnis,
dieichvondieserReise
mitnehme.Ichentschuldige
michundgeheRichtung
Toilette,ummichabzuregen.
Esbringtjadochnichts,
würdemeineMuttersagen.
KaumhabeichdieKlotür
hintermirgeschlossen,
klingeltmeinHandy.Nicht
dasersteMalheute.Ichgehe
aberdasersteMalran.Esist
Christoph.
»Waswillstdudennschon
wieder!«,begrüßeichihn
nichtbesondersfreundlich.
»Lassdasjetztmalmit
deinenAnimositäten.Endlich
erreicheichdich!Ichhabe
dirschonetlicheNachrichten
hinterlassenundSabineauch.
Esisternst.DeinerMutter
gehtesschlecht.Siehathier
angerufen,undichbindirekt
hinundhabedenNotarzt
gerufen.Sieliegtjetzthierin
derHöchsterKlinik,und
anscheinendhattesieeinen
leichtenSchlaganfall.Ichbin
daundkümmeremich,deine
Schwesterkommtgleich,
aberichdenke,eswäregut,
duwürdestauch
schnellstmöglicherscheinen.
DeinVateristauchda,aber
eristvölligvonderRolle.
IchhatteschonAngst,der
landetgleichimBettneben
ihrvorlauterAufregung.«
Scheiße.Scheiße.Scheiße.
Mitsoetwashätteich
natürlichniegerechnet.
MeinearmeMama.Wastue
ichhier?Undvorallem,wie
kommeichhierschnellweg,
istdieentscheidendeFrage.
»Wannkannstduhier
sein?«,erkundigtsichda
auchschonChristoph.
MeinFliegergehtmorgen
Vormittag,undichbezweifle
stark,dassesheuteAbend
oderinderNachtnoch
Möglichkeitengibt.Leider
binichnichtimBesitzeines
Privatjets,undselbstMister
GroßkotzEdistvonsolchen
Dingenweitentfernt.
»Vormorgenwerdeiches
nichtschaffen!«,stöhneich
undbinechtverzweifelt.
Mama!Beiallem
GezackerundGenerve–eine
MamaisteineMama,und
dashieristmeine,undich
habenurdieeine.
»Andrea,wasistdennmit
dirlos?IstderWesterwald
abgeriegelt,oderwasläuft
da?«,fragtChristoph
entsetzt.
EsistanderZeit,mitdem
Lügenaufzuhören.
»Icherklärediralles,wenn
ichdabin.Aberumsschon
malehrlichzusagen,ichbin
nichtimWesterwald,
sondernetwasweiterweg,
genauergesagtinIstanbul!«,
rückeichsolangsammitder
Wahrheitraus.
»Irgendsowashabeich
mirschongedacht,Andrea«,
sagtChristophnur.
Esistnett,dasserdie
Situationnichtausnutzt.Er
hätteallenGrund,mireinen
kleinenVortragzuhalten.
»Ichbleibeheutehier,
Andrea.Unddukommst
direktvomFlughafenher.
Sollichdichabholen?«
»Neindanke.Dasist
wirklichnettvondir–alles
istwirklichnettvondir,aber
ichhabedasAutoam
Flughafen.Ichlandegegen
zwölfUhrmittagsund
kommesofort.Unddann
sehenwirweiter.«
»Gut,Andrea.Vielleicht
istesdannauchanderZeit,
malwiederzureden.Wir
müssenunsdochnichts
vorlügen,dasistdochtraurig
nachsolangerZeit«,
murmelterundklingt
tatsächlichbedrückt.
»KüssmeineMama,und
redemitdenÄrzten,und
haltemichaufdem
Laufenden,ruhigauchmitten
inderNacht.Ichwerdedeine
Anrufenichtmehrignorieren
–estutmirechtsehr,sehr
leid!«,betoneichnoch
einmal.
»Istschonokay–dafürhat
manFamilie!«,sagternur,
undaufeinmalweißich
wieder,wasichimmeran
ihmgeschätzthabe.
InderNotisterwieder
sprichwörtlicheFelsinder
Brandung.EristeinMann,
dertatkräftigseinkann.Und
erhatFamiliegesagt.Wir
sindalsoimmernochseine
Familie.Beiallden
schlechtenNachrichten,ist
dasdochmaleinegute.
Einsistklar–derAbendist
fürmichdefinitivgelaufen.
Ichkehrenurnochmalan
denTischzurück,umzu
sagen,dassichinsHotel
fahre.
»Bistdubeleidigt?«,fragt
michRaketeverwundert.
»Nein,meinerMuttergeht
esschlecht.Siehatteeinen
Schlaganfallundistim
Krankenhaus,dakannich
nichthierrumsitzenundSekt
schlürfen!«entgegneichund
merke,wiemirdieTränen
kommen.Allesindbetroffen.
»Ichkannhierjetztnicht
weg–hastduGeldfürein
Taxi?«,zeigtsichRakete
ansatzweiseteilnahmsvoll.
»KeineLira!«,sageich
undergreiftinseine
Hosentasche.Immerhin.
Tinibietetmirsogaran,
mitzukommen.Dasweißich
zwarsehrzuschätzen,lehne
aberab.
InnerhalbwenigerMinuten
sitzeichimTaxizumHotel.
JetztfließendieTränen.Ist
dasdieStrafefürmeinen
Ausflug?Werdenkleine
Sündensofortbestraft?Reiß
dichzusammen,Andrea,
schimpfeichmichselbst.
DasistdochtotalerQuatsch!
DasisteinfacheinUnglück,
dasjederzeitpassierenkann.
IchmussBirgit,meine
Schwester,anrufen.Und
meinenBruder.Wiesoistder
eigentlichnichtinder
Klinik?Seltsam.Deristdoch
eigentlichdastotaleMamaKind.Einsnachdem
anderen,versucheichdie
Nervenzubehalten,während
mirdieTräneneinfachso
übersGesichtlaufen.Sielebt
undistingutenHänden.
ImHotelzimmer
angekommen,rufeich
Christophan.Ergehtnicht
dran.Ichschickeihmeine
SMSunderbittedie
TelefonnummernvonBirgit
undStefan,meinen
Geschwistern.Mirfällt
nichtsein,wasichtun
könnte.Dasistdas
Schlimmste.Ichsitzehier
undkannnichtstun.Eine
halbeStundespäterhabeich
dieTelefonnummernvon
StefanundBirgit.
Ichprobiereeszunächst
beiStefan.
MeineSchwesterkannirre
strengundkleinkariertsein
undhälteinemgerne
Vorträge–dakannich
momentangutdrauf
verzichten.MeineSchwester
istMissPerfekt.Beiihr
gelingtalles.
MeinBrudermeldetsich,
untypischfürihn,direktnach
demzweitenKlingeln.
»Andrea,hi,ichbingleich
da.Vielleichtnochzwei
StundenFahrt!«,begrüßter
mich.»Wiegeht’smeiner
Mami?«,schiebternocheine
Fragehinterher.
SeinerMami!Dasist
typischfürmeinenBruder.
»Ichkanndirnichts
Genauessagen.Ichbin
unterwegsundkommeerst
morgennachHause.Ich
wollteeigentlichvondir
wissen,wieesumMama
steht«,antworteich.
»Achso,dannrufeich
dichan,wennichdabinund
wasweiß!IchbinimAuto
undhabekeine
Freisprechanlage!«,sagter
nur.
Erwillnichtmalwissen,
woichbin.Wasnichtan
seinermangelndenNeugier,
sonderneheraneinem
gewissenDesinteresseliegt.
MeinBruderistPrince
Charmingundgebärdetsich
gernewieeinEinzelkind.
IchnehmeallmeinenMut
zusammenundrufeBirgitan.
MeinegroßeSchwesterhat
oftetwasFurchteinflößendes.
Wirkommenklar,sindaber
nichtwirklichdicke
miteinander.Die
beiderseitigeEifersuchtsteht
einfachzwischenuns.
Trotzdemraffeichmichauf,
schließlichgehtesnichtum
mich,sondernumMama.
»Hallo,Brigitta!«,melde
ichmichzaghaft.
Ausnahmsweisesageich
sogarBrigitta,denn
eigentlichheißtmeine
SchwesterBirgit,aber
Brigittafindetsie
wohlklingender.Genauso
sagtsiees:wohlklingender.
Normalerweisenenneichsie
schonausPrinzipBirgit,
heuteverzichteichaber
vorsorglichdarauf.Man
mussnichtgleichgarstig
sein.
»Na,daswirdjamalZeit,
dassdudichmeldest!Sag
mal,wosteckstduüberhaupt,
undwasistdasfüreine
Nummer,vonderdu
anrufst?«,poltertsiedirekt
los.
»Dasistkompliziert.Ich
bininIstanbulundkomme
erstmorgenzurück.Seiso
nett,undhaltemichaufdem
Laufenden.Icherzähldir
dannalles.«
»WirsindextraausSylt
zurückgefahren.DerKurthat
allesausunseremWagen
rausgeholt,unddieAthene
hatsichzweimalübergeben–
aberdubistinIstanbul«,
meckertsielos.
DeralteHundhatinsneue
Autogekotzt.Wäredie
Situationnichtsotraurig,
würdeichlachen.Dashat
meinemKlugscheißer-
Schwagersicherlichviel
Freudebereitet.Ein
vollgekotzterPorsche
Cayenne.
»Aberwirregelndashier
natürlich.Wirsindgerade
ersteingetroffen,undder
KurthatschondenProfessor
kommenlassen!«,redetsie
weiter.»Ichrufedichan,
wenneswasNeuesgibt!«,
teiltsiemirnochmit.
Oh,KurthatdenProfessor
kommenlassen.Kurtistdas
Schlimmsteanmeiner
Schwester.Erweißeinfach
alles,glaubterzumindest,
undmeineSchwestertutes
anscheinendauch.Aberegal.
Siesindda,undsiekümmern
sich.Familieistimmer
kompliziert.Ichziehemich
ausundlegemichinsBett,
dasHandygriffbereitund
denWeckergestellt.
Gegen1:30Uhrwacheich
auf.TrotzallderSorgenbin
ichirgendwannanscheinend
eingeschlafen.
»Andi,ichbin’s,Tom!«,
höreicheineStimme.Rakete
istzurück.»Schlafweiter.
Ichhoffe,mitdeinerMutter
istallessoweitklar«,zeigt
ersogarSpurenvon
Empathie.
AlserimBettliegt,nimmt
ermichindenArm,
freundschaftlichund
liebevoll.Erhältmich
einfachnurfest.
»MeineMutteristvor
zweiJahrengestorben.Ich
habelangegedacht,das
überlebeichnicht«,flüstert
ermirzu.»Schlaf,sogutdu
kannst!«,sagterdannnoch.
Jederhatdochirgendwie
auchwasGutes,selbstein
Rakete,denkeichbeim
Einschlafen,undder
Gedankehatetwas
Tröstliches.
5
Ichwacheauf,bevorder
Weckerklingelt,undschon
gehtesinmeinemKopf
drunterunddrüber.Ichhabe
eineneueSMS.Sieistvon
Christoph.
DeineMutterhatteeine
ruhigeNacht.Fahrejetzt
gleichwiederhin,habeaber
schonmitdeinemVater
gesprochen.Esscheintihr
etwasbesserzugehen.Gruß,
Christoph
ErhatWortgehalten.Das
istschön.Ichschreibezurück
undbedankemich.Melde
michvomFlughafenfügeich
nochhinzu.
EinehalbeStundespäter,
ichbinimBadundmache
michfertig,kommtsogar
eineSMSvonmeiner
Schwester:Mamagehtesden
Umständenentsprechend
ganzgut.Sieistwachundhat
nurnochleichte
Sprachstörungen,undder
linkeArmwillnichtso
richtig.AberdieÄrztesagen,
daswird.Siefragtnachdir!
Kommsobalddukannst.
Kuss.Brigitta.
Nunbinichdoch
verwundert:Kuss.Brigitta.
Dashatsielangenicht
gemacht.Notschweißt
zusammen.Dasssie
geschriebenhat,Mamafragt
nachdir,musssie
Überwindunggekostethaben.
Abersiehatesgetan,undes
freutmich.Gleichzeitigwird
mirumsobewusster,dassich
nichtdabin,woichsein
sollte.BeimeinerFamilie.
MeinschlechtesGewissenist
soriesig,dassmanes
wahrscheinlichnochausdem
Weltallsehenkann.Google
Earthkannesbestimmt
orten.
DieZeitbiszurAbfahrtzum
Flughafenziehtsich.Ichbin
angespanntundkannnicht
malmeinFrühstücksrührei
genießen.IchlassedieHälfte
stehen,wasnormalerweise
eineErwähnungbei
Wikipediawertwäre.
InWindeseilehabeich
gepacktundsteheschoneine
ViertelstundevorAbfahrt
untenamTreffpunktvorder
Hotelrezeption.
»HattestduetwaChips?«,
fragtRaketekonsterniert,als
erauscheckt.
»Ja!«,gesteheich,under
guckt,alshätteichHeroin
ausderMinibargenommen.
»Wasbekommstduvon
mir?«,frageichundbin
genervt.
DermachthierTheater
wegeneinerwinzigkleinen
TüteChips.
»Lassmal,daserledige
ich!«,sagterineinemTon,
alshätteermirgeradeauch
einhochkarätiges
Schraubenarmband
überreicht.
»Danke!«,sageich,aber
nurweilessichgehört.
»Daswarjetztschademit
demSchlaganfalldeiner
Mutter,sonsthättenwires
unsheuteMorgennochmal
sonettwiegesternMorgen
machenkönnen!«,bedauert
RaketeimTaxi.
DieseAussagerelativiert
alles,wasergesternNacht
richtiggemachthat.Peinlich.
Mussichmirsoetwas
anhören?
»Na,sonettwarder
Morgenjadannauchnicht!«,
kannichmirnicht
verkneifen.
»Dahatteichabereinen
anderenEindruck!«,grinster
undWilllacht.
Hatderdenenetwaalles
haarkleinerzählt?Egal,ich
habenichtdieAbsicht,auch
nureinenvonihnen
wiederzusehen,nichtmal
HorstundTini.
»AndeinerPerformance
solltestduarbeiten.
Geschwindigkeitistbeim
diesemThemanicht
entscheidend–nursoals
kleinerTipp!«,brichtesaus
mirheraus.
Erläuftknallrotan,und
derRestderGruppeim
Großraumtaxikichert.
Wardasjetztzugemein?
Ichschämemich.Daswar
unnötigundverletzend,
obwohlesnatürlichstimmt.
Abervielleichtwaresander
Zeit,dassihmmaleinedie
Meinungsagt.
»DankefürdieBlumen,
abermitderChemie
zwischenunsstehteshalt
auchnichtzumBesten!Ich
stehnormalerweisenichtauf
Rubensfrauen!«Ring
eröffnet.DerSchlaghat
gesessen.Rubensfrauen!Ich
magnichtsuperschlanksein,
aberumRubenszugefallen,
müssteichdochnocheiniges
mehranRühreiernundChips
verdrücken.Jetztbinich
richtigbeleidigt,stelleden
Schusswechselabertrotzdem
ein.Dasistmirzublöd.Das
habeichnichtnötig.Rakete!
WasesmitdemSpitznamen
inWahrheitaufsichhat,
werdeichdezentbeimeinen
Kolleginnenstreuen.
Ansonstenkanndermich
mal!Schweigenderreichen
wirdenFlughafen.
AuchamGateherrscht
Schweigen.ConnyundEd
sindzurAbwechslungnoch
einbisschenshoppen,und
derRestderGruppewartet.
IchhabeinderZwischenzeit
nochzweimalprobiert,
meineSchwesteroder
Christophzuerreichen,aber
wahrscheinlichsindsieim
Krankenhausundhabenihre
Handysausgeschaltet.Wenn
etwasSchlimmespassiert
wäre,hättensiesich
gemeldet,trösteichmich.
EineAnsageamGate
unterbrichtmeineGedanken.
»LeideristderFlugnach
Frankfurtüberbucht.Gesucht
werdenPassagiere,die
freiwilligaufdie
AbendmaschineLH3654um
neunzehnUhrfünfzehn
wechseln.Wirzahleneine
Entschädigungvon
vierhundertEuropro
Passagier.BittemeldenSie
sichamSchalter.«
Dasdarfjawohlnicht
wahrsein.DieMaschineist
überbucht.Ichkannauf
keinenFallerstheuteAbend
fliegen,daswäreeine
Katastrophe.
»VierhundertEuromal
zweisindachthundert
Euro!«,sagtWillzuSteffi.
Phantastisch,wiederim
Kopfrechnenkann!
»Dasweißich!«,antwortet
die,auchnichtsonderlich
beeindrucktvonWills
Rechenkünsten.
»FürachthundertEuro
bleibeichdochgernnochein
Weilchenhiersitzen!So
leichtverdieneichmeinGeld
sonstnicht!Dasisteinprima
Stundenlohn!«,versuchter
seineSteffizuüberzeugen.
»Hierhockenbleiben?
Wiesodenndas?«,istSteffi
genervt.»Duhastdochfür
dieTicketsgarnichts
bezahlt!Diewarendochfür
lau!«
»AberderRestderReise
warnichtdirektfürlau!«,
knurrtWillundschaut
demonstrativaufSteffis
Schraubenarmband.
»MiristdasimEndeffekt
egal.DumusstzuHause
erklären,wodusteckst!«,
bemerktsienurspitz.
HorstundTinisind
zögerlich.»Sonderlich
aufregendistdieser
Flughafennicht,aber
achthundertEurosind
natürlichnichtzuverachten«,
meintHorstnurpragmatisch.
»Werweiß,wassiefür
BusinessClasszahlen?«,
fragtsichTini.
»Dubistschonimmereine
klugeFraugewesen!«Mit
diesenWortenerhebtsich
HorstundgehtzumSchalter,
umnachzufragen.»Das
Doppelte!«,freutersichals
erzurückkommt.»Stellteuch
vor,vierhundertfür
Economy,achthundertfür
BusinessClass.Dasmacht
tausendzweihundertEuro,
undsiezahlendazunochein
EssenproPerson.Meine
Entscheidungistdamit
gefallen–einverstanden
Tini?«
Sienicktundsagtnur:
»TausendzweihundertEuro
sindeindeutigeinsehrgutes
Argument.«
WillschautzuSteffi.
»Mach,wasduwillst!Bin
gespannt,wiedudasmit
deinerFrauregelst!«,sagtsie
miteinemSchulterzucken.
»Daslassdannbittemal
meineSorgesein!«,wehrt
sichWill.»Wirbleibenmit
euchhier«,trifftereine
Entscheidung.»Aberdu
kannstnatürlichauchjetzt
mitfliegen,wenndumagst«,
bieteterSteffieine
Alternativean.
SieschütteltdenKopf.Ich
guckezuRakete.
»Wäreschön,dasGeldzu
haben,aberfürdichwäredas
jetztungünstig,oder?«,fragt
ermich.
Ungünstigisteine
gewaltigeUntertreibung.
»Ichkanneinfachnicht«,
sageich.
Ichweiß,essindseine
Tickets,undsomitistesauch
seinGeld.Abererhatmich
schließlicheingeladenund
kannjawohljetztnicht
verlangen,dassichhier
sitzenbleibe,währendmeine
MutterimKrankenhausauf
michwartet.Hätteichmir
dochbloßdieBemerkungim
Taxiverkniffen.Jetztbinich
aufseineNettigkeit
angewiesen.Obwohl,imFall
derFällewürdeichummein
Ticketkämpfen,essteht
immerhinmeinNamedrauf.
»Wirfliegen!«,beschließt
er,bevorichirgendwelche
Betteleienstartenmuss.
Ichatmeauf.Connyund
LittleEd,diemitneuen
TütenamGateeintreffen,
sindbegeistertvonder
Möglichkeit,nochein
bisschenlängerhieram
Flughafenzubleiben.
»Mankannhierfastbesser
einkaufenalsinderStadt!«,
schwärmtConny.»Lassuns
nochbleiben,Ed,daswäre
dochlustig!Wirhabenes
dochnichteilig,unddann
könnenwirnochwasfürdie
türkischeWirtschafttun.«
Siekichert.
Wennjedersovielfürdie
türkischeWirtschafttun
würdewieConny,
beziehungsweiseihrEd,wäre
dasLandfeinraus.
Damitistallesklar–nur
Raketeundichfliegennach
Hause.Wirverabschieden
unswirklichherzlich,und
Connygibtmirnocheinen
kleinenTippmitaufden
Flug.
»Dumusstlockerer
werden!DieNickiwartotal
entspannt,diesesKeifende
findetderTomanstrengend!«
Wasfüreinsagenhafter
Ratschlag.Ichersparemir
jeglicheBemerkung.Die
anderenhaltensichdezent
zurückundwünschenmirnur
allesGute,vorallemauch
meinerMutter.Immerhin.
IchschickeChristopheine
SMS.Wirboarden.Bisbald
unddanke.
Erantwortetprompt:Alles
okayhier,gutenFlug!
Ichverpennefastden
gesamtenFlug,unddenRest
derZeitmacheichmir
Gedanken.Einesistmirklar
geworden:Tomistkeine
Lösung.TomistkeinMann
fürmich.Malabgesehenvon
seinenmangelhaften
QualitätenalsLiebhaber,er
liegtmireigentlichauchals
Menschnicht,unddasistmit
Sicherheitdas
Entscheidende.Wennichihn
niemehrwiedersehe,wovon
ichausgehe,wirdesmir
nichtsausmachen.Ichfand
ihnsexy,bisichmitihmSex,
oderwasauchimmereswar,
hatte.AbermeinHerzhater
nichterreicht,eristnoch
nichtmalinseineNähe
gekommen.Ichkönntemir
niemalseinLeben,eine
Beziehung,mitihm
vorstellen,undalsAffäre
taugterganzoffensichtlich
nicht.Wennmanschon
nichtsaußerSexmiteinander
hat,dannsolltederschongut
sein.Odersehrgut.Jetztist
abersowiesonurmeine
Mutterwichtig,sonstnichts.
Ichverzichtelebenslangauf
Kerle,wennmeineMamadas
allesschafftundesihr
wiedergutgeht,bieteich
einerhöherenMachteinen
Dealan.AlswirzurLandung
ansetzenundichFrankfurts
Skylinesehenkann,binich
froh.
Raketeundichsehenunserst
amGepäckbandwieder.Er
scheintähnlicheGedanken
wieichimFlugzeuggehabt
zuhaben.
»Wirzweisindsehr
verschieden,glaubeich.Du
bisteinenetteFrau,aberum
ehrlichzusein,bevordudir
Hoffnungenmachst,fürmich
bistdunichtdieRichtige«,
erklärtermir.
»Dasseheichumgekehrt
genauso!«,antworteichund
denke,sowiedergestrickt
ist,wirderannehmen,ich
sagedasnur,umnichtals
Looserindazustehen.
BevorichmirHoffnungen
mache?Hoffnungenworauf?
DasEgomussmanerstmal
haben,sichsoetwasauchnur
imAnsatzeinzubilden.Aber
eigentlichistesmirsogar
egal,waserdenkt.Esgibt
einenaltenSpruch:Esmuss
nichtderRichtigesein,man
kannauchmitdemFalschen
vielSpaßhaben.Aberselbst
dafürentsprichtRakete
einfachnichtmeinem
Anspruchsprofil.Mein
Kofferkommtzuerst.
Erumarmtmichundsagt:
»Gehnur,ichweiß,eseilt
beidir!«
»Danke«,sageich,»trotz
allem,danke!«
Icheilemitmeinemschicken
Trolleyundmeinerneuen
TascheinRichtungAusgang.
Ichnehmedengrünen
Ausgangundbinfastdurch,
alseinZollbeamter»Halt!
BleibenSiebittemal
stehen!«sagt.
»Ichmusswirklichweg«,
bitteich,»meineMamaist
imKrankenhaus,esgehtihr
nichtgut!«
»Dasistjaherzergreifend
–aberichmöchtegerneIhr
Gepäcksehen!«,bleibter
komplettungerührt.
»Esistechternst,keine
Ausrede,sieliegtim
HöchsterKlinikum!«
»Ticket,Kofferund
Handtaschebitte!HabenSie
etwaszuverzollen?«,fragter
nur,ohneweiteraufdas
Krankenhaus-Thema
einzugehen.
»Nein,habeichnicht.Ich
warjanurzweiTageweg,
undrauchentuichauch
nicht!«,gebeichleichtbissig
Antwort.
»Nochmal,dieDame–
Handtasche,Kofferund
Papierebitte!Ichwiederhole
michnichtgern!«
Ichmerke,hiergehtgar
nichts.Ermachtein
Steingesicht,passendzudem
SteininseinerBrust,und
schautmichsehrstrengan.
IchknallemeineSachenauf
denTisch.Erwühltin
meinemTrolley.Meine
Unterwäscheliegtobenauf.
Peinlich.Grünundlila.Die
Unterwäscheverrät,weshalb
ichinIstanbulwar.
»Siewarenalsoinder
Türkei?«,fragter.
»Ja,wiemanaufmeinem
Ticketjaauchsehenkann!«,
erwidereichtrotzig.
Erwühltweiterinmeinem
Trolleyundscheintfast
enttäuscht.Dannschnappter
sichmeineHandtasche.
»Woistdiedennher?«,
fragternurundstreichtmit
derHandüberdasLeder.
Ichwerdenervös.Darf
manFake-Taschenkaufen?
Sollteichdaszugeben?
Bessernicht,sonsthabeich
hierweitereDiskussionen.
»Diehabeichschon
ewig!«,sageichnur.
»UndwoherhabenSie
die?«,bleibteramBall.Mir
fälltsoschnellkeinegute
Antwortein.
»Diehabeichmal
geschenktbekommen!«,
behaupteichdeshalb.
»Istdieecht?«,willer
wissen.
»Wie–echt?«,gebeich
michbegriffsstutzigund
freuemichfüreinenganz
kurzenMoment,dassernicht
gleichsieht,dassdieTasche
einFakeist.
»IstdaseineHermèsTasche?«,willernunwissen.
WasfüreinMann!Er
kenntHermès-Taschen.
»Ne,sonstständeichwohl
kaumhier,sondernwäremit
demPrivatflieger
eingeschwebt!«,binichein
bisschenpatzig.
»Diesiehtmirziemlich
neuaus!«,stellterdurchaus
richtigfestundstreicht
erneutüberdasLeder.Jetzt
durchwühltermein
Portemonnaie.ZumGlück
habeichkeineQuittung.
»Ichwilljetztwissen,wo
dieseTascheherist!«,beißt
ersichfest.
Dagegenistjaein
Rottweilereinsanfter
Geselle.Errufteinen
Kollegen.
»Steve,bringmaldieAmy
her,ichglaube,ichhabwas!«
WeristdenndieAmy?Die
Handtaschenfachkollegin?
DaseheichRakete.
»Tom!«,rufeichlauthals.
Tomzucktzwar
zusammen,reagiertaber
nichtweiterund
verschwindet,ohnesich
umzudrehen,durchden
grünenAusgang.Derlässt
michhiereinfachstehen!
Sehrritterlich!Wasfürein
Idiot.Spätestensjetztwäre
allesaus.Vielleichthater
michnichtgehört,sucheich
nochnetteineAusredefür
ihn.Unwahrscheinlich.Man
hatihmangesehen,dasser
michsehrwohlgehörthat.
»WerhatIhnendenndie
Taschegeschenkt?«,willder
Zollbeamtenunwissen.
SabinedieLügenkönigin
hättesicherlicheineschöne
Geschichteparat,ich
hingegenstammlerum.
»Also,daswaranmeinem
vierzigstenGeburtstagundes
war…also,eswarmein
Ex!«,behaupteichund
merke,wiemirdieRöteins
Gesichtschießt.
»Dasistjanunschonein
bisschenhermitdem
Geburtstag!«,bemerktder
Beamte,undichfinde,den
Kommentarhätteersich
definitivsparenkönnen.
Zollkontrolleistdaseine,
persönlicheDemütigungdas
andere.
»Dankefürdas
Kompliment!«,kannichmir
deshalbauchnicht
verkneifen.
»IchhabeIhrenPassund
sehe,wiealtSiesind«,
konterter.
Stimmt,dashatteichnicht
bedacht.
»Wielangedauertesdenn,
bisIhreKolleginhierist?Ich
willnichtdrängeln,odernur
einbisschen–aberwieschon
erwähnt,liegtmeineMutter
imKrankenhausundwartet
aufmich!«
»Esdauertsolange,wiees
ebendauert!«,stellternur
fest.
IchseheaufmeineUhr.
SeitgutzwanzigMinuten
werdeichhierfestgehalten.
Wieeine
Schwerverbrecherin!Inmir
rebelliertes.Gäbeesnicht
WichtigeresfürdieHerren
zutun?Müsstendiesich
nichteherum
Drogenschmuggler
kümmern?Darum,dassder
NachschubfürmeinenSohn
knappwird?Stattdessen
machendieeinriesiges
GeweseumeineHandtasche.
Lächerlich.Ichwürdegenau
dassehrgernesagen,bin
abervernünftiggenug,eszu
lassen.
»Dakommensie!Amy,ja
hallo!«,begrüßtder
Zollbeamtedie»Kollegin«.
EinesehrhaarigeKollegin.
AmyisteinSchäferhund,der
denBeamtenignoriert,sich
stattdessenvoller
Begeisterungaufmeine
Taschestürzt.Nicht
ansabbernoderreinbeißen,
willichschreien.Gleich
schneidendiemirnochdas
FutterausderTasche,weil
diedenken,ichseieine
Drogenschmugglerin.
»IstderHundein
Drogensuchhund?«,frageich
entsetzt.
Hoffentlichistdanichtsin
meinerTasche.Manhörtja
immerwiederGeschichten
vonSchmugglern,diegar
nichtwussten,dasssie
Drogengeschmuggelthaben,
undalsKurieremissbraucht
wurden.Hatmichderkleine,
schmierige,fieseHakan
ausgetrickst.
»IchkannaufkeinenFall
wasdafür!«,entscheideich
mich,jetztdochbessermal
dieWahrheitzusagen.
»IchhabedieTascheauf
einemBasargekauft,in
Istanbul,undwennda
Drogendrinsind,dannohne
meinWissen.Dawaren
HakanunddieserAhmed.
Diehabenmichreingelegt.
Hakanhatgleichkeinen
gutenEindruckaufmich
gemacht.Ichhabemit
DrogennichtsamHut!«,
beteureich.
»DieTascheistalsonicht
vonIhremEx,sondernneu
undvomBasar?«,sagtder
Beamtenur.
»Ja,schon,aberwie
gesagt,Drogenundsosind
garnichtmeins.Ichhasse
Drogen!«,fügeichmit
Inbrunsthinzu.
Ichsehedochnichtaus
wieeinDrogenkurier.
»WashabenSiefürdie
Taschebezahlt?«,willder
Beamtedannwissen.
Ichentschließemich,die
Wahrheitzusagen:
»Fünfhundertfünfundsiebzig
Euro!Dadenktmandoch
nicht,dassdieeinemzum
DankauchnochDrogen
unterjubeln!«,antworteich.
Ichgehedochnichtfür
HakanindenKnast.
»WiesoDrogen?Ich
meine,esistschön,aberauch
eigentlichnichtweiter
erwähnenswert,dassSie
nichtsmitDrogenzutun
haben–Amyistkein
Drogensuchhund,Amyist
aufEchsenabgerichtet.
ExotischeTiere.Undso,wie
siehierreagiert,istklar:Das
isteineechtePythontasche!
Unddasistverboten.Die
EinfuhrvonWarenimWert
vonübervierhundertdreißig
Euroistübrigensauch
verboten.Dawirdeiniges
fällig!«
SoeinMist.Jetzthabeich
michmitmeinerEhrlichkeit
selbstansMessergeliefert.
Soblödmussmanaucherst
malsein.
»DaswirdSieeiniges
kosten,nichtnurdie
Tasche!«,konstatiertder
Zollbeamte.Amydarfwieder
gehenundbekommtein
Leckerchen.
»Aberichwusstedasnicht
–wederdasmitdemGeld,
nochdassdasechteSchlange
ist!Ehrlichnicht!Sonsthätte
ichdasnichtgemacht«,
werfeichmichjetztverbalin
denStaub.»Dasistdochkein
Schwerverbrechen,dafür
könnenSiemirdochnicht
dieTaschewegnehmen!«,
bettleich.
»IchzahledieStrafe,aber
eigentlichistesvoll
gemein!«,versucheicheine
neueTaktik.
»HerrGrenzer,wasist
dennhierdasProblem?«,
fragtdaeineStimmehinter
mir.
Ichdrehemichumundbin
überrascht.MisterCrocs.Der
Grillmeisterstehtvormir.
Allerdingserkenneichihn
erstaufdenzweitenBlick.Er
trägtAnzugundsieht
ziemlichseriösaus,anden
FüßenkeineCrocs.
»FrauSchnidt,Andrea!
Na,dasistjaeine
Überraschung!«,begrüßter
mich.
Ja,dasistdefinitiveine
Überraschung,allerdings
ehereinepeinliche
Überraschungfürmich.Was
solldieserMannvonmir
denken?DerSohn–ein
kotzenderKiffer,dieMutter
–einekriminelle
Schmugglerin,dagegensind
seineCrocsjaeineLappalie.
Ichlaufeschonwieder
knallrotan.
»Ach,hallo!Hallo,Paul!
IchhabeeinkleinesProblem
mitmeinerneuenTasche«,
versucheicheineErklärung.
»HerrGrenzer,istdas
wirklichsooschlimm?«,
fragtdaPaul.
EinenZollbeamtenHerr
Grenzerzunennen,ist
reichlichkeck,aberderso
Genanntescheintsichzu
freuen,Paulzusehen.
»AchSiehier,dasistja
toll!Dakannichmichnoch
malbedanken!Siehabenuns
sogeholfen!«,klingtmein
Beamteraufeinmalum
Klassenfreundlicher.
Wiesobedanktdersichbei
Paul?Hatderihmdurch
seinenHornhauthobelein
neuesFußgefühlverschafft?
IstFußpflegetatsächlicheine
sogroßeSache,dassman
sichnebendemBezahlen
auchnochzigMalbedanken
muss?Sehrseltsam.
»Schongut,ichbinselbst
froh,dassallesso
glattgelaufenist!«,sagtPaul
undwinktab.
»SindSieeinBekannter
vonderhier?«,erkundigt
sichHerrGrenzerda.
Vonderhier!Wasistdas
eigentlichfüreinTon!
»Ja,wirsindFreunde.
Gell,Andrea!«,strahltmich
derCrocs-MannohneCrocs
an.
Freunde?Dasistansich
einwenigübertrieben.
Bekannteistschongewagt.
Wirhabenunsmal
kennengelernt,beieinem
Schrebergartenfestwäre
richtig.Aberwerweiß,was
esnützt–dabinichim
Zweifelsfallauchgerneeine
Crocs-Mann-Freundin.
»Ja!«,sageichund
versuche,überzeugendzu
klingen.
»Naja,eigentlichistdas
einDelikt–eigentlich.Da
kämeeinigeszusammen.Die
DifferenzzurechtenTasche,
dieStrafewegendes
Materials,eineAnzeige
wegenSteuerhinterziehung.
Aberwirhabenhierjaeinen
gewissen
Ermessensspielraum,unddie
Damescheintmirjaauch
reumütig.UndfürSiewürde
ichselbstverständlicheiniges
tun–alsosoweitesin
meinemErmessensspielraum
stehtnatürlichnur!«
»Daswärejaunglaublich
nett!«,freutsichPaul.
»Alsoja,daswäreschön!
Ichhabeesauchwirklich
nichtmitAbsichtgemacht!«,
schleimeichnocheinwenig.
»Dasmacheichnichtfür
Sie,sondernnurfürihn!
Damitdasklarist!Undich
habeSiehiermitverwarnt.
NehmenSieIhreTasche,
zahlenSiedieDifferenzzu
denvierhundertdreißigEuro,
undgutist.«
ErlässtmirdieTasche!
Immerhin.DieDifferenzsind
allerdingsnochmal
145Euro.WasdenWertder
Taschedannaufimmense
720Eurohochschraubt.
Trotzdem–besseralsdie
Alternativen.Alleindie
Vorstellung,dieDifferenz
zurechtenHermès-KrokoBagzuzahlen!Washatte
Connygesagt:über
10000Euro?Dahätteich
hierdenGegenwertzueinem
Kleinwagengelassen.Was
füreineHorrorvision.
»Danke!«,sageichundbin
kurzdavor,HerrnGrenzerin
meinerBegeisterungzu
umarmen.Ebennochwarich
miteinemBeinimKnast,
undjetztdarfichfür
145Eurogehen.
»Danke,Paul!«,sageich
dannnoch.Ernimmtmich
amArmundsteuertmitmir
aufdieZollkassezu.Ichhabe
keine145Euromehr,geht
mirdaauf.Paulspringtein
undleihtmirdasGeld.Dann
dürfenwirgehen.Durchden
grünenAusgang!
»Daswarirrenettvondir!
DasGeldbekommstdu
natürlichbaldwieder«,
bedankeichmicherneut.
»Wokamstdudennauf
einmalher?Wasmachstdu
dennhieramFlughafen?«,
willichnochwissen.
»IchkommeausFlorida«,
sagter.
Florida–ichbin
beeindruckt.Verdientmanso
vielalsFußpfleger?
»Ichwaraufeinem
Kongress–Füße,nichtsals
Füße,inallenerdenklichen
Formen!«,erlacht.
IchhabediesenBeruf
unterschätzt.Ichhätte
niemalsfürmöglich
gehalten,dassmanals
FußpflegeraufKongresse
nachFloridafliegt.Manlernt
wirklichnieaus.
»Jetzthabeichmirein
gemeinsamesGlasWeinaber
ehrlichverdient!«,grinster
michan.
»WeinundEssen–
Vorspeise,Nachspeise,alles
inklusive,wasimmerdu
willst!«,betoneich.
Erhatessichwirklich
verdient.Ohneihnhätteich
keineTascheundimZweifel
auchnocheineordentliche
Strafegezahlt.
»Allesinklusive,was
immerichwill–dashört
sichabersehrgutan!«,lacht
er.
Erlachtviel.Dasmagich.
Undjetzt,woichZeithabe,
ihngenauerzubetrachten,
mussichsagen,soohne
CrocsundimAnzugsiehter
richtiggutaus.Männlich.
Großundkräftig.
»Wann,Andrea?Ichlasse
michhiernichtsoabspeisen
–ohnefesteVerabredung
undzwarmöglichstbald,
wirstdumichnichtlos!«,
betonterdannnoch.
Ichüberlege:»Entweder
heuteAbendspontan,aber
dasmussichsehen–meine
MamaistimKrankenhaus,
undichweißnochnichts
Genaues.Odermorgen.«
»Ichbinda.Heuteistes
fürmichbesseralsmorgen,
aberfürdichkanniches
auchmorgenmöglich
machen!«,freutersich
sichtlich.
»DusuchsteinRestaurant
aus,undichmeldemich
später!«,versprecheich.»Ich
mussjetztganzschnellzu
meinerMama!«
»GuteBesserungfürsie
undbisspäter!«,
verabschiedetersich.
»Brauchstdueine
Mitfahrgelegenheit?«,fragt
ernoch.
»Nein,ichhabemeinAuto
hier.Allesgut!Dankefürdas
Angebot!«
Ja,eristFußpfleger,aber
wassoll’s.Ermachteinen
wirklichgutenEindruck.Er
istaufmerksam,under
scheintmichgutzufinden.
ZweiDinge,diesehrfürihn
sprechen.Ichfreuemich,ihn
baldwiederzusehen.Da
habenwires:EineTürgeht
zuundeineandereauf…
Ichentschließemich,direkt
insKrankenhauszufahren.
Vonunterwegsrufeich
Christophan.
Anrufbeantworter.
»Binineinerhalben
Stundeda!«,sprecheich
drauf.
Ichhoffesosehr,dasses
meinerMutter,den
Umständenentsprechend,
gutgeht.Wiesoausgerechnet
meineMutterals
Nichtraucherinundaktive
PersoneinenSchlaganfall
bekommt,istmirrätselhaft.
AberKrankheitenund
Schicksalsschlägefragen
nichtnachGerechtigkeit.Sie
sindnichtfair.
Innerhalbvonzwanzig
MinutenbinichamHöchster
Klinikumundparke.Auf
welcherStationmeine
Mutterliegt,weißichnicht.
WirdwohldieNeurologie
sein.IchhastezumEmpfang.
»Ichwillzumeiner
Mama!«,sprudeltesausmir
heraus.
»Ischaachamliebste!«,
antwortetderPförtnerund
lächeltmichan.»Wieheißt
denndieMama?Dasmuss
ichwissen,sindjaeinpaar
hierbeiuns!«
Nachdemwirdie
Personaliengeklärthaben,
schicktermichzurStroke
Unit,einerspeziellenStation
zurErstbehandlungvon
Schlaganfällen.
»Deshamnetalle
Kliniken!«,betontervoller
Stolz.»UnguteBesserung
fördieMama!«
EinwenigNettigkeit
machtdasLebenwirklich
leichter.MitbangemHerzen
fahreichmitdemFahrstuhl
indiezweiteEtage.
Zimmer203.Ichklopfe.
»Herein!«,höreichdie
StimmemeinerSchwester.
»Andrea!Gut,dassduda
bist!«,begrüßtsiemichso
freundlichwielangenicht.
MeineMamasiehtelend
aus.Schwachundzart.Viel
zarter,alsichsiein
Erinnerunghabe.Blassund
geschwächt.
»Mama!OmeinGott,was
füreinSchrecken!«,sageich
undbeugemichzuihr.
»Hallo,meinSchatz!«,
sagtsieundnuscheltdabei
einwenig.AuchihreStimme
istvielzarter,vielweniger
bestimmtalssonst.Fast
sehneichmichdanach,dass
siemirebenmal,aufihre
üblicheruppigeArt,sagt,wo
eslanggeht.
»WoistdennPapa?«,
frageichunddrückeihr
einenKussaufdieStirn.
»DerredetmitdemArzt.
KurtundChristophsindbei
ihm.«
»Esgehtmirschon
besser«,beruhigtmichmeine
Mutter,obwohlesdoch
umgekehrtseinsollte.
Ichkönntealleinbeiihrem
Anblickdirektlosheulen.
»Essiehtbisherallesganz
gutaus.Dashabenwir
Christophzuverdanken–der
hatdaraufbestanden,dasssie
hierherkommt,ineine
KlinikmitStrokeUnit.Der
haterkannt,dassessichum
einenSchlaganfallhandelt.
Ichbinechtfroh,dass
Christophdawar!«,seufzt
meineSchwester.
»Ischauch!«,nicktmeine
Mutter.DieCh-Lautehören
sichirgendwieverwischtan,
klingenwieSch.Wenndas
allesist,denkeich,Rudi
redetimmerso.
»Papawolltegarkeinen
KrankenwagenoderNotarzt
rufen,derdachte,eswäreein
kleinerSchwächeanfallnach
demGolfspielen,vonder
Hitze.«
Ichdenke,Männerwollen
einfachnicht,dassihre
starkenFrauenkranksind.
Dieignorierendas.Fürsieist
esdieRollederFrauen,sich
zusorgenundzukümmern.
»Wiefühlstdudich,
Mama?«,frageichundsetze
michaufdieBettkante.
»Esgeht.Ichbinnoch
ganzverwirrt,allesgingso
schnell!«,antwortetsie
langsam.Siesprichtauchein
bisschenverzögert.»Das
Redenistdoof,undischkann
meinenArmnichtrischtig
bewegen–dasistkomisch«,
bemerktsienoch.
Sieistsogarnicht
jammerig,mussich
bewunderndfeststellen.
»Siemusswahrscheinlich
indieRehaundzur
Krankengymnastik,aberweil
siesoschnellhierwar,wird
dasalleswieder,meinen
jedenfallsdieÄrzte«,erklärt
mirBirgit.»Undjetzterzähle
dumal!Wowarstdu,in
Istanbul?Echtjetzt?«,will
Birgitdannwissen.
»Ischtanbul?«,wiederholt
meineMutter,undichmuss
fastgleichzeitigweinenund
lachen.
»Ja,ichwarzweiTagein
Istanbul,mitBekannten.«
Dasistjanichtgelogen.
Bekanntesindesjajetzt.
»Wiesodenndas?«,hakt
meineneugierigeSchwester
nach.
»Einfachmalso–damuss
manjakeinenspeziellen
Grundhaben.Ichwolltemal
raus,unddahatsichdie
Gelegenheitergeben,undda
binichmitgefahren.«
Auchdasistnichtgelogen.
»Woisteigentlich
Stefan?«,lenkeichdas
Gesprächsicherheitshalber
malaufandereBahnen.
»Derkommtmorgen
wieder.Derwarbisvoreiner
halbenStundeda.Ermuss
nochirgendwenirgendwo
abholen.Einewirre
Geschichte,typischStefan
halt!«,klärtmichBirgitauf.
UnserkleinerBruderist
manchmaleinwenigverpeilt.
BevordieIstanbulAusfragereiweitergehen
kann,kommenzumGlück
dieMännerzurück.Ich
umarmemeinenVaterund
Christoph,unddaich
irgendwiemildegestimmt
bin,sogarmeinenSchwager
Kurt.
»Essiehtallesganzgut
aus,ichkanndirdieDetails
zuHauseerklären!«,
informiertmichChristoph.
Christophliebtmeine
Mama.Seitseinegestorben
ist,fastnochmehr.Und
irgendwieliebeichChristoph
auch–undfürdas,waser
jetztfürmeineMamagetan
hat,fastnochmehr.Meine
Schwesterundmein
Schwagerverabschieden
sich.
»Atheneistnocheinwenig
blümerantvonderFahrt.
Nicht,dassdienochimHaus
einMalheurchenhat!«,
begründetmeinSchwager
ihrenAufbruch.
AlleindieserSatz–
blümerantundMalheurchen
–machenmirwiederklar,
wasmichanmeinem
Schwagersonervt.
»Fahrtnur!Ichbleibeja
jetzt,binjageradeerst
gekommen«,sageich.»Du
ruhigauch,Papa!Ichhabe
nichtsvor,undRudiistzu
HausebeidenKindern!«
Diedreigehen,meinVater
willallerdingsinzwei
Stundenwiederhiersein.
Christophundichbleiben
zurück.
»Wirsolltennochmalreden!
GanzinRuhe.Ichhabeviel
nachgedacht,alsduweg
warst!«,sagtChristophleise
undgucktmichan.Mit
einemBlick,denichvon
früherkenne.Liebevoll.
Liebend.
»Ja!«,antworteich.»Wir
warendoof.Wirsollten
wirklichreden.Anders
reden.«
Ernicktundwirkt,als
würdeihnmeineAntwort
freuen.
»MorgenAbend,beieinem
GlasWein?«,schlägtervor.
»Odergleichjetzt,wennwir
zudenKindernfahren?Zu
Hause.«
ErhatzuHausegesagt.
UnserHausistalsoimmer
nochseinZuhause.Wardas
einVersehen,alte
Gewohnheit,odereineArt
versteckteBotschaft?Schaffe
ichdasheutenoch?Undwie
macheichdasdannmitFußPaul?Irgendwiewerdeich
dasschonregeln.
MeineMuttergähnt,»Isch
binmüde.Dauerndmüde.«
Ichstreichlesieein
bisschen,undnacheiner
Weileschläftsietatsächlich
ein.Christopherzähltmir,
wasderArztgesagthat.
»Diesindguthier,dakann
mannichtmeckern.Aber
deineMuttermussaufjeden
FalleinpaarTagebleiben,
ersthierunddannaufder
Neurologiestation.Unddann
indieReha.Abersiehaben
gesagt,wirsindrechtzeitig
hiergewesen.Alleswird
wiederwerden.«
»Hastdunochmalmit
Markgesprochen?«,willich
wissen.
»Ja,habeich.Abererist
bockig.Richtigpubertär.Wir
müssenmehraufihnachten.
Wirhabenihneinbisschen
ausdenAugenverloren.«
Daistwasdran.Klarhabe
ichmichumseine
Primärbedürfnisse
gekümmert.Essen,trinken,
Wäsche,aberwasinihmso
vorgehtundwasihn
umtreibt,weißichzurzeit
nicht.
»ErbrauchtseinenVater!
Ichkommemomentannicht
gutanihnran!«
Christophverspricht,sich
mehrumMarkzukümmern.
»AberClaudiahatneue
Pläne.Siewillstudieren.«
Wow,dasgingjaschnell!
EbennochaufdemWegzur
AdelsgattinimTwinsetund
jetztStudentin.
»ImAuslandam
liebsten!«,stöhntChristoph.
»Daswirdunsordentlichwas
kosten.«
»Malabwarten,dieändert
ihreMeinungjasehr
schnell!«,antworteichund
freuemichtrotzdemüberden
Sinneswandelmeiner
Tochter.
NacheinergutenStunde
brechenwirauf.Meine
Mutterschläftundsieht
entspannteraus.IhrGesicht
istwirktganzweich.Ich
streicheihrsanftüberden
Kopfundwirgehen.
AufdemWegzum
Parkplatzfragtmich
Christopherstmalsnach
meinerIstanbulreise.
»Waresschönfürdich?«,
erkundigtersich.
»Jaundnein.Alsodie
Stadtistnichtsomeine,und
dieGesellschaftwarsolala.
Ichhatteschonschönere
Wochenenden!«,antworte
ichundverratedamitnicht
wirklichetwas.
»Tja,Pariswarauch
anders,alsichesmir
vorgestellthatte«,gestehter
da.»Warenwirdamalsauch
ingefühlten
vierhundertachtundsiebzig
Geschäften?«,stöhnterauf.
SeineSarahMariescheint
eineSeelenverwandtevon
Connyzusein.
»Nein,daswarenwir
nicht.Wirhattenjagarnicht
dasGeld.Wirwareninden
ParksundCafés«,erinnere
ichmich.
»Eswarromantisch
damals«,bemerktChristoph.
Ja,daswares.Wirhatten
esschöninParis.
Wunderschön.Stattzu
antworten,drückeichihm
einenKussaufdieWange.
Waspassiertdagerademit
uns?
»Ichvermissedich!«,
kommtesdavonChristoph.
»AberwasistmitSarah
Marie?«,binichnundoch
verwundert.Ebennoch
wolltensiezusammenziehen,
undjetztvermisstermich?
»Ichweißesnicht,Andrea.
IchweißimMomentgar
nichts.IchhabeSarahMarie
gern,aberdasgehtallesso
schnell,undmanchmalgeht
esmirzuschnell.«
Dahabenwirwas
gemeinsam,denkeich.Ich
weißauchgarnicht,wasich
imMomentwill.Jetzt,eben
undhier,fühltessichsoan,
alswürdenwireinfach
zueinandergehören.Aber
wennichnurfünfMinuten
nachdenke,würdenmir
sicherlichmassenweise
Gründeeinfallen,warumwir
ebennichtmehrzusammen
sind.
»Ichweißauchnicht
genau,wasichwill!Aberich
weiß,dassdas,waswirin
denletztenJahrenhatten,
nichtdasist,wasichwill«,
antworteich.
WirsindanmeinemAuto
angekommen.
»Wirsehenunsgleichzu
Hause«,verabschiedeich
meinenEx.
Daswareinemerkwürdige
Begegnung.Istdasein
SchrittinRichtung
Versöhnung?Oderhabendie
Umstände,meinekranke
Mama,unssentimental
gestimmt?
Rudiistganzaufgeregt,als
wirzuHauseankommen.
»Ei,geht’sdeinäMuddi
besser?«,fragter.
Icherzähleihmalles,und
eristeinwenigberuhigt.
»Washierallesloswar!«,
beginnter,mireinUpdate
derhäuslichenSituationzu
geben.
»DieklaaMausisfast
dörschgedrehtweschendem
Handy.UndeGustav
Johanneswarhier,unsiehat
vielleischtrumgeschrie,un
danniserwutentbranntaus
emHausgestörmt.Unmitde
Irene…«
Erkannnichtweiterreden,
denndastehtdie»klaa
Maus«auchschonvoruns.
Siesiehtallerdingsweniger
wieeinekleineMaus,
sondernwieeineFurieaus
undverhältsichauchso.
»Sagmal,geht’snoch?Du
haustmitmeinemHandyab
undlässtmichhier
abgeschnittenvonallem
sitzen?«,begrüßtsiemich.
»Hallo,Mama.Schön,dass
duwiederdabist!«,mache
ichihreinen
Alternativvorschlag.
»Hallo«,knurrtsie.
»Daswardochkeine
Absicht,undfürmichwares
mindestensgenausoblödwie
fürdich!«,gebeichihrzu
bedenken.
»Woistes!«,fauchtsie
nur.
IchkramedasHandyraus
undverlangeimTausch
meinszurück.
»Ichwillgarnichtszuden
komischenSMSensagen,die
dudabekommenhast!«,
bemerktsie,währendsieihr
Handyschnappt.
»Danke,dassdumeine
Privatsphärerespektiert
hast!«,antworteichspitz,
ohnenäheraufdie
Nachrichteneinzugehen.
Sollsiedochdenken,was
siewill.
»Seitwanngibtesin
dieserFamilie
Privatsphäre?«,kontertsie.
»Ichjedenfallshabenicht
indeinemHandy
rumgeschnüffelt!«,werdeich
nunlangsamauchsauer.
»Undweristbitteschön
Paul,undwiesowarstdugar
nichtbeimWellness?«,geht
dieFragereiinanklagendem
Tonweiter.
Ichverbittemirsowohl
denTonalsauchdieFragen.
DannfälltClaudiasBlick
aufmeineTascheundsie
kreischt.
»Seitwannhastdueine
BirkinBag?Dasistjawohl
derHammer!Kannichdie
malfürdieSchulenehmen?«
IhrTonfallistgleichum
einigeNuancenfreundlicher.
Miteiner720-Euro-Taschein
dieSchule!Ha,dasistjader
WitzderWoche.
»Ichdenkeehernicht«,
mildereichdieAntwortab.
Ichhätteauchsagenkönnen:
Spinnstdueigentlich
komplett!
»Eineganzähnlichehat
dieMuttervomGustav–in
Beige.Aberdeineistnoch
geiler!«,begeistertsiesich.
MeineTochterscheintsichin
Taschenfragenbesser
auszukennenalsich.
»Ichwilljetzterstmal
auspacken,unddannsehen
wirweiter!«,entscheideich.
Christoph,mittlerweile
auchangekommen,will
wissen,obwirihnheutenoch
brauchen.Ichschüttleden
Kopf.
»Nein,allesgut.Rudiist
da,undichbinjaauchda.
Gehruhig!«
»Sehenwirunsmorgen
Abend?AufeinenWein?«,
kommtesnochzögerlichvon
ihm.
»Ja,ichrufedichan.Ich
mussnocheinbisschen
planen,aberichdenke,das
klappt.Bismorgen!«,
verabschiedeichmeinen
Noch-Ehemann.Wasfürein
Wochenende!Ichbrauche
dringendeinehalbeStunde
nurfürmich.
RudisitztmitMarkund
seinerIrenebeimKaffeeim
Wohnzimmer.Ichdrücke
meinemSohneinendicken
SchmatzeraufdieWange.
»Schön,dichzusehen!«,
sageich,undzumeinem
Erstaunenküsstermich
ebenfalls.
»Hallo,Mama!Gut,dass
esderOmabessergeht!«,
sagternur.
KeineVorwürfeundkeine
Fragen.Vielleichtauchnur
keinInteresse?
»Hattestdueinschönes
Wochenende?«,fragtIrene
höflich.
»Tja«,sageichnur,»wenn
ichdasmalsogenauwüsste.
Aufregendwares.Schön–da
binichnochunentschieden.«
Sieschauterstaunt.Kein
WunderbeiderAntwort.
»Ichgeherstmalhoch
zumAuspacken!Ichnehme
mireinenKaffeemitrauf.
Ichmussmaleinbisschen
runterkommen–daswarviel
Aufregungmitmeiner
Mutterundso!«,informiere
ichdieFamilieundziehe
michzurück.
IchwerfemichaufsBett
undliegefünfMinuten
einfachnurrum.Dannnehme
ichmirmeinHandyvor.Paul
hatgeschrieben.Alleindie
Tatsachefreutmich.
Hoffe,DeinerMuttergeht
esbesser!Wiesiehtesmit
meinemAlles-inklusiveAbendessenaus?Habeschon
einRestaurantausgesucht.
GrußvonDeinem
Lieblingszöllner.
ErhatHumor.Underhat
DeinerundDeinemgroß
geschrieben.Nochzwei
Pluspunktefürihn.Schaffe
ichdasheuteAbendnoch?
Ichfühlemichabgekämpft
undmüde.Aberbinichihm
nichtzumindestdas
schuldig?Malabgesehenvon
den145Euro.MorgenAbend
habeichjaquasiChristoph
versprochen.AbereinMann
wieerwirddochverstehen,
dassichmitalldemKummer
rundummeineMutternicht
inAusgehlaunebin.Esist
kurznachfünfUhr,undbis
zumAbendmüssteichja
wiedereinigermaßenaufden
Beinensein.Einerseits.
Andererseitswürdeichihn
lieberinbessererStimmung
treffen.Ichschreibeihm
zurück:Freuemich!Sehr
gerne,aberichbinso
bekümmertwegenmeiner
Mutter.Siehatteeinen
Schlaganfall,deshalbwäre
jederAbendabÜbermorgen
wunderbar.Natürlichim
RestaurantDeinerWahl!
Undnatürlichbezahleich.
GrußvonDeiner
Kriminellen!
Ichnutzedieverbleibende
Zeit,umerstmal
auszupackenunddann
ausgiebigzuduschen.Schon
fühleichmichbesser.Bevor
ichinsBettgehe,werdeich
aufalleFällenochbei
meinerMamavorbeifahren,
beschließeich.
Alsichzurückins
Wohnzimmerkomme,ist
Irenegegangen.Rudisitztim
Sesselundblättertineiner
Kochzeitschrift.
»Na,wiegeht’smitIrene
unddir?«,erkundigeich
mich.
»Setzdichdocherstmal!«,
fordertmichRudiauf.»Mir
habbeeinigesklärekönne,
zumGlück!Desmitdem
ganze,naja,duweißtschon,
Gedöns,deswargarnetdes,
wassewerklischwill.Siehat
mehrsogedacht,desisdes,
wasdieMännerheut
verlange.Undawolltsenet
altmodischwirke,und
desdeweschehatsedes
gemacht.Siehathalt
gemeint,desgehörtdazu,
undsiehatsichsoausde
Übunggefühlt.Alldeshatse
mirheutgebeichtet.«
Dasiehtmanesmal.Das
ganzeLebenkanneingroßes
Missverständnissein.
»Dumusstsiealsonicht
mehranketten!«,grinseich
meinenSchwiegervateran.
»AuchkeinePuschelöhrchen
mehr?«
»Ne,dademitsinmer
dörsch.Unmitdemannern
Themaauch.Siehat
eingesehe,deseszufrühis
zumZusammeziehe,undess
desjasoaachjedeMenge
Vorteileförsiehat.Undie
Öhrschekannstdeför
Faschingham.«
IchfreuemichfürRudi.
UndfürIrene.Undnatürlich
auchfürmich.SobleibtRudi
miraufalleFällenocheine
Weileerhalten.
»Schön,dasistdochmal
eineechtguteNachricht!«,
sageichundküssemeinen
Schwiegervateraufdie
Wange.»BistduheuteAbend
hier?«,frageichdann.
»Ja,wieso?«,willer
wissen.
»Ichbinirgendwiebesorgt
wegenmeinerMama.Das
lässtmirkeineRuhe,ich
würdegernenochmalbeiihr
aufderStation
vorbeischauen.Abernur,
wennesdirnichts
ausmacht«,schiebeich
schnellhinterher.»Ichwill
nurschauen,obesihr,den
Umständenentsprechend,
gutgeht.«
»DesisgarkaanProblem,
Andrea.Ichmachden
KinnernunmirwasLeckeres
zuesse,undannguckich
Tatort.Ichwolltehnetfort
heut!Sachihrganzliebe
Grüßevonmir«,zeigtersich
malwiedervonseiner
hilfsbereitenSeite.
EineStundespäterantwortet
Fuß-Paul.»FürdieFrau
Mamasteheichgernezurück
–keinProblem.Ichdrücke
dieDaumen!Nehmedann
denDonnerstagundfreue
michsehr,endlichmalmit
einerKriminellen
auszugehen!Aufregend!
GrußvonPaul,dem
Zollflüsterer!«
Danke,istalles,wasich
antworte.
DannhabeichendlichZeit
undRuheundkannausgiebig
mitSabinetelefonieren.Sie
willeinenhaarkleinen
BerichtüberjedesIstanbulDetail.Dassmeine»Rakete«
einesolcheFehlzündung
hatte,bedauertsie.
»Schade,ichhättedirmal
richtigheißenSexgegönnt!
Aberdusiehstja,diekochen
allenurmitWasser.Der
Nächstewirdbesser–ich
habedasimGefühl.Den
WorstCasehastdujajetzt
erlebt.Dakannesnurnoch
aufwärtsgehen.«
Icherzähleihrvon
Christoph.Vonmeinen
konfusenGedanken.
»Eristkeinschlechter
Kerl–duweißt,ichmagihn.
Aberobsichmiteuch
wirklichwasändert,dahabe
ichschonZweifel«,
kommentiertsiedieLage.
Diehabeichebenauch,
sonstwärejaallesganz
einfach.Christophundich
habeneineVergangenheit,
dasverbindetnunmal.Eine
Vergangenheit,die
unglaublichvieleschöne
Momentebeinhaltet.Aber
brauchtesnichtmehr?Neue
schöneMomente?Dasheute
imParkhaushattewasdavon.
MeineFuß-Paule-Geschichte
amüsiertSabine.
»Derhörtsichdochkernig
an,underhatdirzurSeite
gestanden.Probierihnaus!«,
rätsiemir.Meinenlatenten
Fußpflegerdünkelfindetsie
albern.
»Ichhabegarnichtsgegen
denBerufansich«,versuche
ich,michzurechtfertigen,
»esgehtmireherdarum,
dassesfüreinenMannein
seltsamerBerufist.«
»Maklerfindeich
wesentlichfieser!«,bemerkt
sienurtrocken.
Sabineistmanchmaleine
weiseFrau.
»Außerdemhättestdu
immerperfekteFüßefürnull
Euro!«,ergänztsienochund
lacht.
ZweiStundenspätersitzeich
wiederimAuto,aufdem
WeginsKrankenhaus.Drei
kurzeTageinmeinemLeben,
undallesscheintmirvöllig
anderszuseinalsnochvor
diesendreiTagen.Ichbin
richtiggehendaufgewühlt.
MeinDatewareinemittlere
Katastrophe,aberdaraushat
sicheinneuesDateergeben.
MeinExundNoch-Mannist
nachdenklichgewordenund
zeigtsoetwaswiezaghaftes
Interesse.Unddanndasmit
meinerMutter.DieWelt
kannsichschnelländern.
Mamaistwach,undmein
Vaterliegtdichtnebenihrim
schmalenBett.Dasrührt
mich.ErhältihreHand,und
alsichdasZimmerbetrete,
lässtersielos,fastso,als
hätteichihnbeietwas
Unanständigemertappt.Süß.
Dashätteichspätergerne
auch.Jemand,dermirin
einersolchenSituationdie
Handhält.Klarkannman
vielesauchallein.Auch
Sabinewürdemirsicherlich
dieHandhalten,aber
dasselbeistesebendoch
nicht.
»Istirgendwaspassiert?«,
fragtmichmeinVater
verunsichert.
»Nein,nein,bisaufdas
mitMamaistallesimLot.
Ichwolltenurunbedingt
nochmalnachihrschauen«,
erkläreichmeinKommen.
»Achso,dannistesjagut.
Setzdich,Schätzchen,nimm
dirwaszutrinken,wenndu
magst«,antwortetmein
Vater.
Erwillaufstehenundsich
aufdenzweiten
Besucherstuhlsetzen,aber
ichfordereihnauf,zu
bleiben,woerist.
»Körperkontakttutihrgut,
sagendieÄrzte!«,
rechtfertigtersein
Rumliegen.
»Körperkontakttutimmer
gut!Naja,fastimmer!«,
relativiereichmeine
Aussage,dennichmusskurz
andenKörpervonRakete
denken.
Ichbleibeeine
Dreiviertelstundeunderzähle
einwenigvonIstanbul.Die
Rakete-Detailslasseich
natürlichweg.MeinVater
erklärtmir,dasserabends
immerbleibt,bisMama
schläft,undmorgensdannab
siebenUhrwiederhierist.
SeitlangerZeitredeich
malwiedermehralsnurzwei
SätzemitmeinemVater.
Normalerweiseistmeine
MutterdieWortführerin,
meinVaternicktabundan
oderzucktmitdenSchultern.
JetztabersinddieRollen
anders.MeinVaterwirkt
auchganzanders.
Entschlosseneralssonst.Da
siehtmanmal,Männer
könnenauchanders.
Manchmalmüssensie
einfachnurdazugezwungen
werden,auchwennesin
diesemFallsehrunschöne
Umständesind.
»Wirgehenzusammenin
dieReha–dasucheichwas
richtigSchönesmitderErika
zusammenraus,gell«,sagter
undstreichtmeinerMutter
zartüberdenArm.
Hierwerdeichheute
Abendnichtmehrgebraucht,
denkeich,undesfreutmich.
MeineElternhattenviele
HöhenundTiefen,dashier
sieht,trotzdestraurigen
Anlasses,nachHöheaus.
Mussmanebenauchdie
Tiefenaushalten,umdie
Höhenerlebenzukönnen.
VordemKlinikumsetzeich
michaufeinMäuerchenum
kurzinnezuhalten.Esistein
schöner,lauerSommerabend,
immernochwarm.
»VerfolgenSiemich?«,
töntdaeineStimmehinter
mir.Alsichmichumdrehe,
stehtFuß-Paulevormir.
Wasmachtderdennhier?
Stalktdermich?
»Hallo«,sageichundbin
nichtsicher,obichmich
freuensoll.
»Wasmachstdudenn
hier?«,willichwissen,schon
umdenStalking-Gedanken
ausmeinemKopfzu
bekommen.
»IchhabefürheuteAbend
einenKorbbekommen,von
einersehrnettenFrau,und
habebeschlossen,danneben
nocheinwenigzuarbeiten!«,
antworteter.
Arbeiten?Im
Krankenhaus?Ichversuche,
keinzudoofesGesichtzu
machen.Dannfälltmirein–
sowieesmobileFriseure
fürsKrankenhausgibt,gibt
esgarantiertauchmobile
Fußpflege.Beidem,wasman
damanchmalunter
Bettdeckenhervorblitzen
sieht,eigentlicheinesehr
guteErfindung.Ichwillgar
nichtimDetaildarandenken,
wasderArmedaabundan
zusehenbekommt.
»Wiegehtesdeiner
Mutter?AufwelcherStation
liegtsie?WieheißtderArzt,
derfürsiezuständigist?«,
stelltermirmehrereFragen
aufeinmal.
»Esgehtihr,glaubeich,
ganzgut,soweitichdas
beurteilenkann.Sieistauf
dieserStroke-UnitAbteilung,fürdie
SchlaganfallSofortversorgung«,fügeich
erklärendhinzu.»DenArzt
habeichnochnicht
getroffen«,ergänzeich.
»Dahabeichauchschon
malgearbeitet.Inmeiner
Ausbildungszeit!«,bemerkt
er.»Hörmal,Andrea,wollen
wirjetztnichteinfach
spontannochirgendwoeinen
Weintrinkengehen?Dieser
Zufallsolltedochnicht
ungenutztverstreichen,
oder?«
Erhatrecht.Jetztneinzu
sagen,wäreblöd.Ichbingar
nichtordentlich
zurechtgemacht,dämmertes
mirda.Keine
Spezialunterwäsche,einfach
nurJeansundT-Shirt.Und
auchkeineSuper-HighHeels,sondernFlipFlops.
Achwassoll’s,entscheide
ich,erträgtauchnichtmehr
denAnzugvomFlughafen,
sondernJeansund
Turnschuhe.
»ZurEntspannungtutein
GläschenWeinganzgut.Gib
direinenRuck!«,insistiert
er.
»Gerne«,sageich,»ein
GlasWeinistjetztgenaudas
Richtige.«
Wirentscheidenunsfür
diePizzeriagegenüber.
AlswirdenLaden
betreten,schießtmirdurch
denKopf,dassichschon
wiederkeinGelddabeihabe.
NureinpaarMünzenim
Auto,fürsParkhaus.Der
mussmichjafürdie
Superschnorrerinhalten.
»Deinekriminelle
Bekanntehatnichtdamit
gerechnet,nochauszugehen,
also,mitanderenWorten,ich
habemalwiederkeinGeld
beimir!«,gesteheichdirekt.
»Ichglaube,dubisteine
verdammtteureFrau,
Andrea,aberaufeinenWein
mehroderwenigerkommtes
jetztauchnichtmehran!«,
lachtPaul.»Quatsch,gar
keinProblem«,betonter
grinsend.
Esistlustigmitihm.Erist
klug,ironisch,abernicht
sarkastisch.Ergefälltmir
immerbesser.
»Woherkanntestdudenn
diesenZöllner?«,willich
beimerstenGlasWein
wissen.
»SeinSohnwarmein
Patient.Klumpfußbeidseitig,
kompliziert,aberist
gutgegangen.«Erbemerkt
meinfragendesGesicht.»Ich
binPädiater,alsoKinderarzt,
aberauchOrthopädeund
spezialisiertaufFüße.Wenn
dumaleinenschlimmen
Halluxhast,wendedich
vertrauensvollanmich«,
erklärtermir.
EristPädiater,nicht
Podologe.
»Ichdachte,dubist
Fußpfleger!«,platztesaus
mirheraus.
»Naja,imweitestenSinne
binichdasjaauch!«,lachter
schonwieder.»Aberwie
kommstdudenndarauf,dass
ichFußpflegerbin?«,fragter
danndocherstaunt.
»Dashateuer
Schrebergartenvorsitzender
gesagt.DerPaulist
Podologe,dermacht
irgendwasmitFüßen.«
»Istdochauchwurscht«,
befindetPaul,»lassunsüber
andereDingereden.«
Irgendwieistesauch
wurscht.Paulistwunderbar!
DasisteinMann,indenich
michverliebenkönnte,geht
esmirdurchdenKopf.Er
erzähltmirvonseinem
KongressinFlorida.Von
seinenWünschen.Seinen
Träumen.VonseinerEx,die
mitseinerheißgeliebten13jährigenTochterauf
Mallorcalebt.Erhörtzu,und
auseinemschnellenGlas
WeinwirdeinlangerAbend
mitPizzaundmehrWein.In
meinemKopfgehtesrund.
Christoph,Rakete,Paul!
Ebennochdiegroße
Männerflauteundjetztdas.
Umhalbzwölfbinich
wirklichmüde.
»Ichmussheim,eswird
Zeit!Ichbinschlagkaputt!«,
entschuldigeichmeinen
Aufbruch.
VorderPizzeria
verabschiedenwiruns.Er
nimmtmichindenArm.Ich
dreheseinenKopfundküsse
ihn.Mitallemdrumund
dran.Ohnedarüber
nachzudenken,obmandas
macht.Vorallem,obFrau
dasmacht.Werküssenwill,
sollteküssen,istmeineneue
Devise.Wirküssenund
küssen.Ichbinfroh,aufder
Straßezustehen,sonst
wüssteichnicht,obichmich
beherrschenkönnte.Der
Mannküssthöllischgut.
Auchdasnoch!AberRakete
konnteauchküssen,sagteine
kleinewarnendeStimmein
mir.DenRestsehenwir
später,überlegeich,und
dannüberlegeichüberhaupt
nichtsmehrundküssenoch
eineRunde.
»Seheichdicham
Donnerstag?«,fragtmich
PaulineinerAtempause.
»Ja,amDonnerstaggehen
wiraus.Eswarwundervoll
mitdir.Tschüs«,flüstereich
ihminsOhr.
Erküsstmichsanftaufdie
Stirn»Tschüs,Andrea,bis
Donnerstag.«
Ichbintotalaufgedrehtund
hundemüdezugleich.Was
füreinAbend.Wasfürneue
Perspektiven!Wasfürein
Mann.
ImAutopieptmein
Handy.EineSMS,von
Christoph.Daswarschön
heute,ichfreuemichauf
morgenAbend!Denhatteich
einenkleinenMomentlang
vergessen.
Christoph.Paul.Christoph.
Ichbinkonfus.Aber
angenehmkonfus.Wersoll
jetztdeinHerzblattsein,geht
esmiraufderHeimfahrt
durchdenKopf.Einalter
Spruchauseinernochälteren
Fernsehsendung.
Wirwerdensehen,denke
ich–wirwerdensehen.Jetzt
mussicherstmalschlafen.
MorgenisteinneuerTag.
Danksagung
Hossa:Esistgeschafft!
Dankeanalle,diemichin
derEndphasedesSchreibens
ertragenhaben!
Danke,Conny–füralldie
Ermutigung,fürDeineHilfe
undvorallemfürDeine
Freundschaft!
UnddankeanSilke,die
malwiedermeinLastMinuteWesenausgehalten
hat!
ÜberSusanne
Fröhlich&
SusanneFröhlichist
erfolgreicheFernseh-und
Rundfunk-moderatorin.Sie
lebtinderNähevon
FrankfurtamMain.Sowohl
ihreSachbücheralsauchihre
Romane–
»Familienpackung«,
»Treuepunkte«,
»Lieblingsstücke«und
zuletzt»Lackschaden«–
wurdenallezuBestsellern
undriesigenErfolgen.
WeitereInformationen,auch
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Siebei
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Covergestaltungund-abbildung:
bürosüd°,München
ErschienenbeiFISCHERE-Books
©S.FischerVerlagGmbH,Frankfurt
amMain2013
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ISBN978-3-10-402717-3
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