Öko-Aktionsplan Sachsen-Anhalt - Land Sachsen
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Öko-Aktionsplan Sachsen-Anhalt - Land Sachsen
Öko-Aktionsplan Sachsen-Anhalt Landesprogramm zur Stärkung und Weiterentwicklung des ökologischen Landbaus in Sachsen-Anhalt 1 VORWORT/ EINLEITUNG Die Land- und Ernährungswirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt sind bedeutende Pfeiler der sachsen-anhaltischen Wirtschaft. Insbesondere in schwach strukturierten ländlichen Gebieten ist sie oft der einzige bedeutende Wirtschaftssektor. Der ökologische Landbau in Sachsen-Anhalt hat sich aus der Nische heraus zu einem stetig wachsenden Wirtschaftsfaktor entwickelt. Die hohe Nachfrage nach ökologisch erzeugten Lebensmitteln und das Interesse landwirtschaftlicher Betriebe an einer Umstellung auf den ökologischen Landbau bieten gute Voraussetzungen, um die Ausweitung des Ökolandbaus zu beschleunigen und dabei in Anlehnung an die Nachhaltigkeitsstrategie des Bundes als strategisches Ziel einen Flächenanteil von 20 Prozent an der landwirtschaftlich genutzten Fläche zu erreichen. Um die positive Entwicklung des Ökolandbaus in Sachsen-Anhalt fortzuführen und zu stärken, hat das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt unter Beteiligung der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau, der berufsständischen Vertretungen und der Verbände des ökologischen Landbaus einen Öko-Aktionsplan mit konkreten Aktionen und Maßnahmen entwickelt, der auf dem bisherigen hohen Engagement für den Öko-Landbau des Landes aufbaut. Die Stärkung des regionalen Ökoangebots soll insbesondere den heimischen landwirtschaftlichen Unternehmen eine zusätzliche Entwicklungsperspektive für die Zukunft ihrer Betriebe eröffnen. Magdeburg, den 22. Februar 2016 2 Inhaltsverzeichnis 1) Zielsetzung des Ökoaktionsplans ....................................................................................... 5 2) Ausgangslage – Ist-Situation .............................................................................................. 6 2-1) Entwicklung Ökolandbau in Sachsen-Anhalt ............................................................... 6 2-1-1) Angaben zu Anzahl und Fläche der Betriebe ....................................................... 7 2-1-2) Betriebsstrukturen und Betriebsgröße ................................................................ 8 2-1-3) Betriebswirtschaftliche Aspekte .......................................................................... 9 2-2) Bisheriges Engagement des Landes für Ökolandbau ................................................ 10 2-2-1) Förderung der ökologisch wirtschaftenden landwirtschaftlichen Unternehmen 10 2-2-2) Durchführung von zwei Dauerfeldversuchen (Reduzierung der Bodenbearbeitung, Anbausysteme im Vergleich) seit 1994 in der LLG am Standort Bernburg ........................................................................................................................... 11 2-2-3) Beteiligung von LLG und Praxisbetrieben aus Sachsen-Anhalt an Forschungsprojekten im Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN-Projekte) ................................................................. 12 2-2-4) Sortenprüfungen (Landessortenversuche und Wertprüfungen im Auftrage des Bundessortenamt [BSA]) .................................................................................................. 12 2-2-5) Demonstrationsbetriebe (Biotopia, Sonnengut Gerster, Rindergut Apenburg) 13 2-2-6) Gemeinschaftsprojekt der ostdeutschen Bundesländer zur Auswertung von Buchführungsunterlagen durch die LLG........................................................................... 13 2-2-7) Jahrestagung ökologischen Landbau ................................................................. 14 2-2-8) Beratungs- und Bildungsangebote ..................................................................... 14 2-2-9) Öko-Feldtage zur Präsentation der Dauerversuche am Standort Bernburg ...... 15 2-2-10) Ausstellung auf der BioFach-Messe ................................................................... 15 2-2-11) Landeserntedankfest in Magdeburg .................................................................. 16 2-2-12) Bio-Einkaufsführer mit regionalen Öko-Produkten ........................................... 16 2-2-13) Weitere Aktionen des Landes ............................................................................ 16 3) Handlungsfelder und Maßnahmen zur Erreichung der angestrebten Ziele zur Stärkung des ökologischen Landbaus in Sachsen-Anhalt ........................................................................ 17 3-1) Engagements des Landes Sachsen-Anhalt ................................................................ 17 3-2) Aufwand für besonders gesellschaftliche Leistungen langfristig und stabil fördern 17 3-2-1) Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen, Investitions- und Marktstrukturförderung ................................................................................................... 17 3 3-2-2) Förderung der Umstellung ................................................................................. 18 3-2-3) Bodenmarkt ........................................................................................................ 19 3-2-4) Bundesprogramm BÖLN ..................................................................................... 19 3-2-5) Weitere Förderungen ......................................................................................... 19 3-3) Bildung und Beratung und besondere Berücksichtigung der Ausbildung von Nachwuchskräften................................................................................................................ 20 3-3-1) Bildung ................................................................................................................ 20 3-3-2) Beratung ............................................................................................................. 20 3-4) Regionale Wertschöpfungsketten ausbauen – Veredlung, Verarbeitung und Vermarktung landeseigener Produkte erhöhen .................................................................. 21 3-4-1) 3-5) Einbindung / Verknüpfung mit Zukunftsstrategie Ökolandbau des Bundes ..... 21 Informations- und Verbraucheraufklärung ............................................................... 22 3-5-1) Öffentliche Wahrnehmung stärken ................................................................... 22 3-5-2) Verbrauchervertrauen stärken .......................................................................... 23 3-5-3) Instrumentarien zur Verbesserung der regionalen Verarbeitung und (überregionalen) Vermarktung von Bioprodukten .......................................................... 24 3-6) Forschung zum Ökolandbau deutlich ausbauen ....................................................... 25 3-6-1) EIP ....................................................................................................................... 25 3-6-2) Demonstrationsbetriebe/ Wissenstransfer ....................................................... 26 3-6-3) Landesforschung ................................................................................................ 27 3-6-4) Forschung - Kompetenzzentren und Öko-Wertschöpfungsketten .................... 28 4) Schlussbemerkungen: ...................................................................................................... 28 5) Anhang: ............................................................................................................................ 29 4 1) Zielsetzung des Ökoaktionsplans Die Land- und Ernährungswirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt sind bedeutende Pfeiler der sachsen-anhaltischen Wirtschaft. Fast 62 % der gesamten Bodenfläche Sachsen-Anhalts werden landwirtschaftlich genutzt. Die Landwirtschaft hat damit eine besondere Verantwortung für die natürlichen Ressourcen übernommen. Sie muss neben der Bewältigung ökonomischer und ökologischer Herausforderungen ihrer sozialen und gesellschaftspolitischen Verantwortung gerecht werden. Insbesondere in schwach strukturierten ländlichen Gebieten ist sie oft der einzige bedeutende Wirtschaftssektor. Der ökologische Landbau ist eine ressourcenschonende Wirtschaftsform, die sich in besonderem Maße am Prinzip der Nachhaltigkeit orientiert und damit einen wichtigen Beitrag zur Sicherung unserer natürlichen Lebensgrundlagen leistet. Durch seine Wirtschaftsweise hat er gegenüber der „konventionellen“ Landwirtschaft je Produkteinheit häufig einen höheren Arbeitskraftbedarf. Daher sichert und schafft er in besonderem Maß Arbeitsplätze in der Landwirtschaft. Darüber hinaus besteht im Bereich der ökologischen Tierhaltung das Ziel, den Ansprüchen in Bezug des Tierwohls besonders gerecht zu werden. Der ökologische Landbau genießt in Teilen der Bevölkerung eine besondere Wertschätzung. Diese führt zu einer anhaltend starken Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln aus der Region. Dieser Nachfrage steht häufig ein vergleichsweise geringes Angebot an heimischen Erzeugnissen gegenüber. Ein weiteres Entwicklungspotential für den ökologischen Landbau in Sachsen-Anhalt wird besonders dann gesehen, wenn es mehr als bisher gelingt, die Verbraucher zum Konsum einheimischer Ökoprodukte zu gewinnen und einen Beitrag zur Erhaltung pflanzen- und tiergenetischer Ressourcen zu leisten. Um die positive Entwicklung des Ökolandbaus in Sachsen-Anhalt fortzuführen und zu stärken, hat das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt unter Beteiligung der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau (LLG), der berufsständischen Vertretungen und der Verbände des ökologischen Landbaus einen Öko-Aktionsplan mit konkreten Aktionen und Maßnahmen entwickelt. Die hohe Nachfrage nach ökologisch erzeugten Lebensmitteln und das Interesse landwirtschaftlicher Betriebe an einer Umstellung auf den ökologischen Landbau bieten gute Voraussetzungen, um die Ausweitung des Ökolandbaus zu beschleunigen und dabei als strategisches Ziel einen Flächenanteil von 20 % an der landwirtschaftlich genutzten Fläche zu erreichen. Dieses Ziel deckt sich mit der Nachhaltigkeitsstrategie des Bundes. Die Stärkung des regionalen Ökoangebots soll insbesondere den heimischen landwirtschaftlichen Unternehmen eine zusätzliche Entwicklungsperspektive für die Zukunft ihrer Betriebe eröffnen. 5 Die Beteiligten sind sich darüber im Klaren, dass konkrete Zeitvorgaben zur Umsetzung derzeit nicht getroffen werden können und sich die Geschwindigkeit der Umsetzung u. a. an den aktuellen politischen Schwerpunktthemen orientieren muss. Angestrebte Ziele des Öko-Aktionsplans In Abstimmung mit der Biodiversitäts- und Nachhaltigkeitsstrategie des Landes SachsenAnhalt besteht das Ziel des Öko-Aktionsplanes Sachsen-Anhalt darin, den ökologischen Landbau insgesamt zu stärken, ihm zusätzliche Wachstumsimpulse zu geben, ihn in seiner bisherigen stetigen und positiven Entwicklung zu unterstützen und den Anteil des ökologischen Landbaus an der insgesamt genutzten landwirtschaftlichen Fläche weiter zu erhöhen im Bereich der Tierhaltung den Ansprüchen in Bezug auf das Tierwohl und die bedarfsgerechte Versorgung mit 100 Prozent Öko-Futter gerecht zu werden. Um diese Ziele zu erreichen sind folgende Vorgaben maßgebend: a) das bisherige Engagement des Landes grundsätzlich in allen Bereichen aufrechtzuerhalten b) Ökolandbau zur Honorierung seiner besonderen gesellschaftlichen Leistungen langfristig und stabil zu fördern c) regionale Wertschöpfung auszubauen - Veredlung, Verarbeitung und Vermarktung landeseigener Ökoprodukte zu erhöhen (Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit) d) umfassende Informations- und Verbraucheraufklärung und das Vertrauen der Verbraucher zu festigen e) Bildung und Beratung auszubauen und dabei eine besondere Berücksichtigung auf die Ausbildung von Nachwuchskräften in der landwirtschaftlichen Erzeugung zu legen f) Forschung zum Ökolandbau deutlich auszubauen. 2) Ausgangslage – Ist-Situation 2-1) Entwicklung Ökolandbau in Sachsen-Anhalt Der ökologische Landbau in Sachsen-Anhalt hat sich aus der Nische heraus zu einem stetig wachsenden Wirtschaftsfaktor entwickelt (vgl. Tabelle 1). Eine ausgewogene Förderung unter anderem im Rahmen der Agrarumweltmaßnahmen spielt für die Rentabilität und Stabilität ökologisch wirtschaftender Betriebe eine wichtige Rolle. Allerdings wird die positive Entwicklung des Ökolandbaus zunehmend durch Flächenkonkurrenz sowie stark steigende Kauf- und Pachtpreise für landwirtschaftliche Flächen gebremst. Als struktureller Nachteil und eines der Haupthindernisse des Wachstums kommt hinzu, dass die Kaufkraft Teile der Bevölkerung vom Erwerb von Bioprodukten abhält. 6 2-1-1) Angaben zu Anzahl und Fläche der Betriebe Der Trend des kontinuierlichen Anstiegs des Ökolandbaus in Sachsen-Anhalt hat sich im Jahr 2014 in abgeschwächter Form fortgesetzt. Zum Jahresende 2014 waren 5541 Unternehmen gemeldet, die sich in 376 landwirtschaftliche sowie 146 Verarbeitungsunternehmen aufteilen. Hinzu kommen noch 4 Unternehmen, die Futtermittel, Mischfuttermittel und Futtermittel-Ausgangserzeugnisse aufbereiten sowie 28 Handels- und Importunternehmen. Während die Zahl der verarbeitenden Betriebe im vergangenen Jahr gestiegen ist, liegt die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe und der Import- und Handelsunternehmen auf Vorjahresniveau. Im Jahr 2014 wurden in Sachsen-Anhalt 55.604 ha LF ökologisch bewirtschaftet. Der Anteil ökologisch wirtschaftender Unternehmen an der Gesamtzahl der landwirtschaftlichen Unternehmen des Landes beträgt 9,1 %, der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche des Landes umfasst 4,8 %. 60.000 50.000 Fläche (in ha) 40.000 30.000 20.000 10.000 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 0 Jahr Abbildung 1: Entwicklung der ökologisch bewirtschafteten Nutzfläche in Sachsen-Anhalt; Quelle LLG, Dez 14; 2015 1 Quelle: LLG 7 2-1-2) Betriebsstrukturen und Betriebsgröße Die Betriebsstrukturen reichen von 48 kleineren Unternehmen unter 5 ha LF bis zu 19 Betrieben über 500 ha LF. Der größte Anteil der Betriebe (153) liegt im Bereich zwischen 10 bis 100 ha LF. Die durchschnittliche Flächenausstattung der Betriebe des ökologischen Landbaus beträgt 148 ha LF gegenüber 58 ha LF im Bundesdurchschnitt. Damit haben die Öko-Betriebe in Sachsen Anhalt zunächst grundsätzliche Strukturvorteile. Allerdings beträgt die durchschnittliche Flächenausstattung aller landwirtschaftlichen Betriebe in Sachsen-Anhalt 283 ha LF. Ca. 30 v.H. der Öko-Betriebe bewirtschaften als Nebenerwerbsbetriebe durchschnittlich 70 ha LF. Ca. 36 v.H. der Ökobetriebe mit einer durchschnittlichen Betriebsgröße von 100% Proz. Zuwachs Betriebe Proz. Zuwachs Fläche Jährliche Veränderung in % 80% 60% 40% 20% Jahr 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 0% -20% Abbildung 2: Verlauf der jährlichen Veränderungen in Anzahl in Fläche (in % zum Vorjahr) 162 ha LF werden als Einzelunternehmen im Haupterwerb, ca. 23 v.H. als Gesellschaften bürgerlichen Rechts mit durchschnittlich 205 ha LF und weitere ca. 11 v.H. mit durchschnittlich ca. 280 ha LF in der Rechtsform einer juristischen Person geführt.2 2 Quelle: Daten jeweils auf Basis der Agrarstrukturerhebung 2013 8 2-1-3) Betriebswirtschaftliche Aspekte In der Vergangenheit haben größere spezialisierte Ackerbaubetriebe auf ertragreichen Standorten mit hoher Flächen- und Arbeitsproduktivität aus wirtschaftlichen Gründen eher selten auf den ökologischen Landbau umgestellt. Die höheren Preise für ökologisch erzeugte landwirtschaftliche Rohstoffe konnten die geringeren Naturalerträge im ökologischen Landbau in aller Regel nicht ausgleichen. Daher wurden gegenüber der konventionellen Landwirtschaft geringere Umsatzerlöse erzielt, die auch nicht durch geringere (variable) Kosten kompensiert werden konnten. Daraus ergab sich auf ertragreichen Standorten eine geringere relative Vorzüglichkeit der Produktionsverfahren des ökologischen Landbaus, die in vergleichsweise geringen Deckungsbeiträgen bzw. Gewinnbeiträgen ihren Ausdruck fanden. Auf Grund der Marktferne und der Betriebsstrukturen sind die Möglichkeiten der Direktvermarktung in Sachsen-Anhalt auch für Öko-Betriebe begrenzt. Wie konventionell wirtschaftende Betriebe erzeugen auch Öko-Betriebe daher überwiegend landwirtschaftliche Standardprodukte3 und sind für deren Absatz auf den Erfassungshandel angewiesen. Bestehende Präferenzen der Verbraucher für Öko-Produkte schlagen somit nur begrenzt auf die Erzeugerpreise für ökologisch erzeugte landwirtschaftliche Rohstoffe durch. Einen vergleichsweise großen Anteil der Konsumentenrente aus dem Verkauf von ÖkoProdukten schöpft somit der Handel ab. Im Vergleich zum ökologischen Landbau (Pflanzen- und Gartenbau) ist die ökologische Produktionsweise in der Tierproduktion bislang wenig verbreitet. Die Bedeutung der ökologischen Erzeugung besonders von Milch und Schweinefleisch dürfte jedoch zunehmen, wenn für Öko-Produkte weiterhin deutlich höhere und stabile Preise erzielt werden können und ein deutlicher Preisabstand zu konventionell erzeugten landwirtschaftlichen Rohstoffen bestehen bleibt, der die Wirtschaftlichkeit der ökologischen Produktion sicherstellt. Dies wird 400 Betriebe (Anzahl) 350 Fläche je Betrieb (Mittelwert in ha) 300 250 200 150 100 50 3 46 % der Öko-Betriebe sind spezialisierte Ackerbaubetriebe (überwiegend Getreideanbau), 26 % Futterbaubetriebe (Milch- und Rindfleischerzeugung), 5 % Dauerkulturbetriebe, 4 % Veredelungsbetriebe (Schweinefleisch-, Geflügel0 fleischund Eiererzeugung), 2% Gartenbaubetriebe und 14 % Verbundbetriebe. Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis der 19921993199419951996199719981999200020012002200320042005200620072008200920102011201220132014 Agrarstrukturerhebung 2013 9 Abbildung 3: Entwicklung der Anzahl ökologisch wirtschaftender Betriebe in Sachsen-Anhalt und Entwicklung der Betriebsgröße (arithmetrischer Mittelwert in Hektar LN) von der künftigen Entwicklung des Verhältnisses von Angebot und momentaner Nachfrage auf den Märkten für ökologisch und konventionell erzeugte landwirtschaftliche Rohstoffe abhängig sein. Von besonderem Interesse wird in diesem Zusammenhang die Zahl der Betriebe, die ihre Produktion auf Grund der besseren Einkommenschancen auf den ökologischen Landbau umstellen, und die dadurch bedingte Ausdehnung des Angebots an ökologisch erzeugten landwirtschaftlichen Rohstoffen sein. 2-2) Bisheriges Engagement des Landes für Ökolandbau Schon seit Jahren fördert das Land Sachsen-Anhalt den ökologischen Landbau. Neben der Förderung im Rahmen von Agrarumweltmaßnahmen sind hier auch die Unterstützung durch Forschungs- und Entwicklungsprojekte sowie die Förderung bei der Vermarktung ökologischer Produkte zu nennen. Die nachfolgende Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und soll nur die wesentlichen Förderinstrumente kurz darstellen. Weitere Informationen finden sich auf der Homepage des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt (www.mlu.sachsen-anhalt.de) sowie auf der Homepage der LLG (www.llg.mlu.sachsen-anhalt.de). 2-2-1) Förderung der ökologisch wirtschaftenden landwirtschaftlichen Unternehmen In Sachsen-Anhalt lässt sich eine stetige Zunahme des Anteils der Flächen mit ökologischer Landwirtschaft erkennen. Dazu beigetragen hat auch die nachfolgend aufgeführte Förderung des Ökolandbaus im Rahmen der markt- und standortangepassten Landbewirtschaftung: Tabelle 1: Auflistung der Förderprogramme des Landes ST für den ökologischen Landbau; Quelle: MLU, Referat 55; LEGENDE: Förderprogramm-Nr.: 2463 (Förderperiode 2007-2013), Förderprogramm-Nr.: 2463, (Förderperiode 2014-2020), angegeben sind jeweils die Zahlungen im betreffenden Jahr und die geförderten Flächen. *2015 erfolgte eine Umstellung der Förderung auf das Kalenderjahr, infolgedessen Verschiebung der Zahlungen) Förderprogramm(Nr.) 2463 2463 2463 2463 2463, 6601 Jahr 2011 2012 2013 2014 2015 Antragsteller (Anzahl) 316 333 337 338 353 Fläche (ha) 41.509 43.605 44.775 44.587 47.784 Zahlung (€) 7.834.07 8.279.712 8.657.947 8.690.508 4.780.310 / 11.167.522* Darüber hinaus wird Ökobetrieben im Bereich der investiven Förderung landwirtschaftlicher Unternehmen im Rahmen des Agrarinvestitionsförderungsprogramms besondere Bedeutung zugemessen. Im Rahmen des Auswahlverfahrens werden dem Produktionsverfahren durch zusätzliche Punkte entsprechende Prioritäten eingeräumt. Gefördert werden Investitionen zur Verbesserung der Produktions- und Arbeitsbedingungen, Rationalisierung und Senkung der Produktionskosten und Erhöhung der betrieblichen Wert10 schöpfung unter besonderer Berücksichtigung der Verbesserung des Verbraucher-, Tier-, Umwelt- und Klimaschutzes. Auch Investitionen, die der Erzeugung, Verarbeitung oder Direktvermarktung von Erzeugnissen dienen, die im Anhang I des Vertrages über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) genannt sind, werden über dieses Programm gefördert. Ergänzend besteht die Möglichkeit der Förderung von Investitionen in die Verarbeitung und Vermarktung über die Maßnahme der Marktstrukturverbesserung. Gefördert werden können in diesem Programm Unternehmen der Verarbeitung und Vermarktung sowie Erzeugerzusammenschlüsse. 2-2-2) Durchführung von zwei Dauerfeldversuchen (Reduzierung der Bodenbearbeitung, Anbausysteme im Vergleich) seit 1994 in der LLG am Standort Bernburg Bereits im Herbst 1992 erfolgte am Standort Bernburg die Umstellung eines mehr als 13 Hektar großen Feldes nach geltendem EU-Recht auf die ökologische Wirtschaftsweise mit dem Ziel der Anlage von praxisorientierten Versuchen mit acker- und pflanzenbaulichen Fragestellungen einschließlich von Landessortenversuchen. Die hier gewonnenen Erkenntnisse gestatten grundlegende Aussagen zu einem marktfruchtorientierten Ökolandbau im mitteldeutschen Trockengebiet auf Löss-Standorten. Viele Parameter der Landbewirtschaftung (z. B. Entwicklung des Humusgehaltes) können nur in Dauerversuchen sicher bestimmt werden. Daher untersucht die LLG seit 1994 in zwei Dauerversuchen die langjährigen Effekte von Wirtschaftsweisen (Vergleich der Leistungsfähigkeit verschiedener Landbewirtschaftungssysteme) und Bodenbearbeitung (Extensivierung der Grundbodenbearbeitung und effektive Bekämpfung der Ackerkratzdistel). Im Laufe des Versuchszeitraums erfolgten dabei inhaltliche Anpassungen an die aktuellen Bedingungen. In den letzten 20 Jahren wurden auf den Öko-Versuchsfeld zahlreiche Versuche angelegt und ausgewertet. Neben den o.g. zwei Dauerversuchen sind diese unter anderem: Organische Stickstoffträger in viehloser Wirtschaftsweise Unkrautregulierung in einer Getreidefruchtfolge Förderung extensiver Bewirtschaftung durch Blühflächen und -streifen "Weite Reihe" zur Erzeugung von Backweizen Bio-Hilfsstoffe zu Winterweizen Vinasseanwendung in Winterweizen Flüssigbeize gegen Schwarzbeinigkeit in Kartoffeln Anbautechnik Gemüseerbsen Produktions- und Pflegetechnik in der Körnermaiserzeugung Unkrautregulierung in Öko-Zuckerrübenanbau Die erzielten Ergebnisse der Dauerversuche sind essentiell für die Abschätzung langfristiger Entwicklungen (z. B. Folgen des Klimawandels auf die Bodenfruchtbarkeit). 11 Aufgrund der bislang in den Versuchen erzielten Ergebnisse finden die Bernburger Versuche über die Grenzen Sachsen-Anhalts hinaus zunehmendes Interesse. Zum anderen stehen die Dauerversuche exemplarisch für Lösungen, die in der Praxis gefragt sind. Hierzu gehören z. B. an das Bewirtschaftungssystem ökologisch vieharm / viehlos und an Kulturarten angepasste Strategien. Des Weiteren lässt die auf einer Vierfelder-Fruchtfolge beruhende Erfassung der Wirkung der Grundbodenbearbeitung im ökologisch viehlosen Ackerbau auf Ertrag, Produktqualität und Boden Aussagen u. a. zur Fruchtfolgegestaltung zu. Beide Dauerversuche sind aufgrund der Flächengröße gleichzeitig eine Fundgrube für interdisziplinäre Forschungsvorhaben. Bislang vorhandene Ergebnisse wurden in verschiedenen Bachelorarbeiten und Forschungs- und Entwicklungsvorhaben unter den Gesichtspunkten Bodenfruchtbarkeit und Ertragssicherheit aufbereitet und diskutiert. 2-2-3) Beteiligung von LLG und Praxisbetrieben aus Sachsen-Anhalt an Forschungsprojekten im Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN-Projekte) Die LLG beteiligt sich seit 2013 sowohl mit konventionell als auch ökologisch wirtschaftenden Praxisbetrieben aus Sachsen-Anhalt an zwei Modell- und Demonstrationsvorhaben zur Umsetzung der Eiweißpflanzenstrategie des Bundes im Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN). Beide Projekte, Sojanetzwerk (Laufzeit 01.09.2013 - 31.12.2016) und Lupinen-Netzwerk (Laufzeit 01.11.2014 - 31.12.2017), zielen auf die Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung ab. Leuchtturmbetriebe mit Anbaudemonstrationen und Datenerfassungsbetriebe liefern hierzu wichtige Grundlagen. Auf den beteiligten (konventionellen und ökologischen) Betrieben werden u. a. in jährlich stattfindenden Feldtagen Erfahrungen ausgetauscht und Kontakte geknüpft. 2-2-4) Sortenprüfungen (Landessortenversuche und Wertprüfungen im Auftrage des Bundessortenamt [BSA]) Der genetische Hintergrund einer Sorte ist z. B. entscheidend für bestimmte Qualitätsparameter, die im konventionellen Anbau durch gezielte agrotechnische Maßnahmen, wie eine abgestimmte und terminierte N-Gabe, mehr oder weniger beeinflusst werden können. Im ökologischen Landbau ist dies nicht möglich, hier muss die Qualität aus der Sorte „kommen“. Ebenso bedeutend ist eine stabile Pflanzengesundheit. Die vergangenen beiden „Gelbrostjahre“ haben dies sehr deutlich aufgezeigt. Im ökologischen Landbau gab und gibt es keine Bekämpfungsmaßnahmen außer dem Einsatz einer resistenten Sorte. Die Prüfung von Sorten in Landessortenversuchen unter ökologischen Bedingungen (ökoLSV), muss am Anfang einer regionalen Wertschöpfungskette stehen und sollte in keinem diesbezüglichen Konzept fehlen. Das Landessortenversuchswesen (LSVW) hat bereits im Jahr 1994 in Döllnitz und Bernburg mit Landessortenversuchen zu Winterroggen im ökologischen Anbau begonnen. 1995 kamen Sommergerste und Hafer, 2006 Winter- und Sommerweizen 12 sowie Körnererbsen und Ackerbohnen hinzu. Der Winterroggen wurde 2006 nach Beetzendorf auf die leichten Standorte verlagert. In jüngster Vergangenheit werden zunehmend Sorten, die unter ökologischen Bedingungen selektiert wurden, auf den Markt gebracht. Deren neutrale und unabhängige Prüfung in ökoLSV auf regionale Eignung ist eine essentielle Voraussetzung für den Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten. Mit den Ergebnissen sind grundlegende Beratungsangebote hinsichtlich genetischer Vielfalt, Artenvielfalt, Nutzung von Ressourcen, N-Effizienz, aber auch die Gestaltung von Fruchtfolgen verbunden. Neben der Sicherung der Regionalität werden in Zusammenarbeit mit dem Bundessortenamt Grundlagen für Deutschland insgesamt erarbeitet. In kombinierten Wertprüfungen und Landessortenversuchen (WP/LSV) wird der Züchtungsfortschritt beschleunigt. Neue Sorten, die den Ansprüchen der Landwirte oder/und den sich veränderten Umweltbedingungen entsprechen, stehen dadurch den Landwirten zwei Jahre früher zur Verfügung. 2-2-5) Demonstrationsbetriebe (Biotopia, Sonnengut Gerster, Rindergut Apenburg) Die drei genannten Betriebe vertreten Sachsen-Anhalt in dem bundesweit agierenden "Netzwerk der Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau4". Dieses Netzwerk ist ein durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) finanziertes Projekt des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und anderer Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN). Das BMEL ernannte in diesem Rahmen aktuell insgesamt 242 Biohöfe zu Demonstrationsbetrieben „Ökologischer Landbau“. Das Demonstrationsnetzwerk versteht sich in erster Linie als Kommunikations- und Informationsplattform zu den Betrieben sowie zu Verbrauchern und Medien. Die Demonstrationsbetriebe dienen dabei als Ansprechpartner sowohl für Landwirte als auch für die interessierte Öffentlichkeit. Über Fachgespräche, Besichtigungen, Hoffeste und vieles mehr wird der Wissenstransfer unterstützt und der ökologische Landbau in seiner Vielfalt präsentiert. Die LLG arbeitet seit längerem mit dem Rindergut Apenburg im Rahmen der Landessortenversuche am Standort Beetzendorf zusammen. Hier stellt das Rindergut Apenburg die ökologisch bewirtschaften Flächen zur Verfügung. 2-2-6) Gemeinschaftsprojekt der ostdeutschen Bundesländer zur Auswertung von Buchführungsunterlagen durch die LLG Seit 2003 beteiligt sich die LLG am Gemeinschaftsprojekt der ostdeutschen Bundesländer zur Auswertung der Buchführungsergebnisse ökologisch wirtschaftender Betriebe. Hintergrund dieser länderübergreifenden Analyse ist die in den einzelnen Bundesländern für eine repräsentative Stichprobe nicht ausreichende Anzahl auswertbarer BMEL-Jahresabschlüsse. Die Zusammenführung der zur Verfügung stehenden Datensätze (vgl. Tabelle 4 im Anhang) zu einer Gesamtstichprobe gestattet demgegenüber die Ableitung allgemeingültiger Aussagen 4 Siehe auch: www.oekolandbau.de/verbraucher/demonstrationsbetriebe/demobetriebe-im-portraet/sachsenanhalt/ 13 zur Situation und Entwicklung der Öko-Betriebe in den ostdeutschen Bundesländern. Darüber hinaus wird die Wirtschaftskraft der Betriebe insgesamt sowie einzelner Rechts- und Betriebsformen auch im Vergleich zu Betrieben mit konventioneller Bewirtschaftung dargestellt und beurteilt. Hiermit sind gute Voraussetzungen für Betriebsvergleiche über Ländergrenzen hinweg gegeben. 2-2-7) Jahrestagung ökologischen Landbau Seit 2004 findet die vom MLU Sachsen-Anhalt initiierte und in der LLG in Bernburg durchgeführte Jahrestagung zum ökologischen Landbau im 2-Jahres-Rhythmus statt. Schwerpunkte sind acker- und pflanzenbauliche sowie betriebswirtschaftliche Themen, wobei zunehmend die Problematik der Wirtschaftlichkeit der Betriebe sowie der Markt und seine Entwicklung unter dem Einfluss der Globalisierung im Mittelpunkt stehen. Die Veranstaltung stellt mit vielseitigen Beiträgen aus Wissenschaft und Praxis eine gute Grundlage für einen intensiven Erfahrungsaustausch innerhalb der Ökobranche dar. Sie gibt den Betrieben Anregungen, zeigt Alternativen auf und trägt zur Lösung von Problemen im Ökolandbau bei. Die gute Resonanz spiegelt sich in gleichbleibend hohen Teilnehmerzahlen von 100 - 120 Vertretern aus den ökologisch wirtschaftenden Betrieben, Verbänden, Behörden und wissenschaftlichen Einrichtungen wider und leistet einen wichtigen Beitrag zur weiteren positiven Entwicklung des ökologischen Landbaus in Sachsen-Anhalt. 2-2-8) Beratungs- und Bildungsangebote Sachsen-Anhalt hat mit dem Aufbau der Beratungsstrukturen 1991 das Modell der privatwirtschaftlichen Beratung für landwirtschaftliche Betriebe gewählt. Die privatwirtschaftliche Beratung hat sich als Dienstleistung im Interesse ihrer Mandanten bewährt. Die Inhalte der Beratung richten sich nach dem Beratungsbedarf der Landwirte und werden gemeinsam von Landwirten und ihren Beratern festgelegt. Die Inanspruchnahme von Beratungsleistungen durch Landwirte erfolgt freiwillig auf vertraglicher Grundlage gegen Entgelt. Für die Öko-Betriebe des Landes steht eine Vielzahl von Beratern mit unterschiedlichen Schwerpunkten (Betriebswirtschaft bis Spezialberatung bei Sonderkulturen) zur Verfügung. Diese Berater sind mehrheitlich in den Beratungsorganisationen der Bioverbände organisiert, stehen aber auch den nicht verbandsgebundenen Betrieben vollumfänglich zur Verfügung. Im Regelfall sind die Berater durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) anerkannt. Der LLG (Beraterseminar) obliegt als zentrale Koordinierungsstelle für landwirtschaftliche Unternehmensberater die Organisation von Informations- und Fortbildungsmaßnahmen auch für den Bereich der Ökoberatung. Die Behandlung des „Alternativen Landbaus“ ist in der Ausbildungsordnung für den Ausbildungsberuf Landwirt und in den entsprechenden Rahmenlehrplänen für die Berufsschule vorgesehen. 14 Gegenwärtig (Stand 31.10.2015) sind 26 ökologisch wirtschaftende Betriebe als Ausbildungsbetriebe anerkannt. Von diesen bilden aktuell 8 Betriebe insgesamt 11 Auszubildende aus. Ziel der Ausbildung im Ausbildungsberuf Landwirt ist die Vermittlung der vollen beruflichen Handlungskompetenz unabhängig von der Frage einer konventionellen oder ökologischen Wirtschaftsweise. Aus Sicht der Praxis wäre eine verstärkte Ausbildung der Besonderheiten im Ökologischen Landbau wünschenswert. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf Fruchtfolge und Pflanzenschutz. Auch in den ein- und zweijährigen Bildungsgängen an der Fachschule für Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt (Haldensleben) ist der Lernbereich „ökologischer Landbau“ Gegenstand der Ausbildung. 2-2-9) Öko-Feldtage zur Präsentation der Dauerversuche am Standort Bernburg Seit 1994, somit seit mehr als 20 Jahren, findet jährlich der Öko-Feldtag der LLG am Standort Bernburg statt. Zu dieser Veranstaltung präsentiert die LLG die Feldversuche des Arbeitsfeldes „Ökologischer Landbau“. Unter Berücksichtigung aktueller Entwicklungen in der Landwirtschaft wird jeweils auf einen praxisorientierten thematischen Schwerpunkt fokussiert. Darüber hinaus können Berater und Praktiker die Landessortenversuche unter fachkundiger neutraler Anleitung in Augenschein nehmen. Mit hohem Interesse verfolgen die Besucher auch die Technikvorführungen, insbesondere innovative Lösungen zur Unkrautregulierung, die in der LLG entwickelt wurden. 2-2-10) Ausstellung auf der BioFach-Messe Auf der BioFach – der Weltleitmesse für Ökoerzeugnisse – präsentieren erfolgreiche Erzeuger am Stand von Sachsen-Anhalt ihre Qualitätsprodukte. Das Land Sachsen-Anhalt fördert die Teilnahme von kleinen und mittleren Unternehmen der Ernährungs-, Land- und Fischereiwirtschaft zur Beteiligung an Messen und Ausstellungen nach der Richtlinie des MLU vom 07.09.2011 (MBl. S. 489). Die Förderung zielt darauf ab, kleinen und mittleren Unternehmen der o. g. Branchen den Zugang zu Messen und Ausstellungen zu erleichtern und so ihre Position am Markt zu stärken sowie Absatzchancen zu erhöhen. Zuwendungsempfänger können sowohl konventionell als auch ökologisch wirtschaftende Betriebe sein. Insofern können Biobetriebe sowohl für reine Bio-Fachmessen als auch für allgemeine Messen eine Förderung beantragen. In der Richtlinie ist die BioFach in Nürnberg als weltgrößte Messe im Biobereich namentlich aufgeführt, aber grundsätzlich ist auch die Teilnahme an anderen Messen förderfähig. Die Teilnahme von Unternehmen aus Sachsen-Anhalt an einem Gemeinschaftsstand auf der BioFach wird seit Jahren durch die Agrarmarketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH (AMG) organisiert, durch die Biohöfegemeinschaft fachlich begleitet und durch das MLU über die o.g. Richtlinie gefördert. 15 2-2-11) Landeserntedankfest in Magdeburg Das Landeserntedankfest in Magdeburg ist mit 30.000 bis 35.000 Besuchern die größte und bedeutendste Präsentation der Land- und Ernährungswirtschaft in Sachsen-Anhalt und ein Eckpfeiler der Informations- und Öffentlichkeitsarbeit des MLU. Das Landeserntedankfest wird von der AMG organisiert sowie durch das MLU gefördert und steht wie die anderen Veranstaltungen dieser Art (Erntedankbauernmarkt in Halle, Harzer Landwirtschaftsfest in Reinstedt) Unternehmen und Direktvermarktern aller Produktionsformen offen. Besonderheit des Landeserntedankfestes ist es seit Jahren, dass dort neben dem Europadorf mit Anbietern aus vorwiegend osteuropäischen Staaten auch ein Öko-Dorf integriert ist, in dem neben verschiedenen ökologisch wirtschaftenden Direktvermarktern auch mehrere Informationsstände zum Biobereich und den Verbänden zu finden sind. Das Öko-Dorf selbst wird über einen eigenen „Bio-Marketing“-Titel des MLU gesondert gefördert und durch die Biohöfegemeinschaft Sachsen-Anhalt e.V. organisiert. Es stellt eine besondere Attraktion auf dem Landeserntedankfest dar und ist seit Jahren die bedeutendste Veranstaltung der Informations- und Öffentlichkeitsarbeit der Branche in Sachsen-Anhalt. 2-2-12) Bio-Einkaufsführer mit regionalen Öko-Produkten Der Bio-Einkaufsführer ist eine gute Information und Werbung für die in Sachsen-Anhalt vorhandenen ökologisch wirtschaftenden Betriebe. Der durch die Biohöfegemeinschaft Sachsen-Anhalt e.V. initiierte, konzipierte und erstellte Bio-Einkaufsführer erscheint sowohl als Broschüre, die regelmäßig aktualisiert wird, als auch elektronisch als Website. Die Printversion des Bioeinkaufsführers wurde in den vergangenen Jahren im Rahmen des Bundesprogrammes ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) gefördert, das MLU förderte über den Bio-Marketing“-Titel die Aktualisierung des Online-Auftrittes und aktualisierende Einleger. 2-2-13) Weitere Aktionen des Landes Im Rahmen der Studie „Anbau- und Verwertungspotenzial von Leguminosen in Sachsen-Anhalt“ wurde besonders die Marktsituation im Ökobereich beleuchtet und Möglichkeiten zur Verbesserung der Vermarktung beschrieben. Der durch die Biohöfegemeinschaft Sachsen-Anhalt e.V. organisierte Bioabendmarkt hat sich schwerpunktmäßig gefördert durch das Bundesprogramm ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) - etabliert und wird durch die Aktion „Bio-AbendMarkt-On-Tour“ an landesweit wechselnden Standorten ergänzt Ein schwerpunktmäßig durch das Bundesprogramm ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) geförderter von der Biohöfegemeinschaft Sachsen-Anhalt e.V. erstellter internetbasierter Bio-Radwanderatlas lädt zur aktiven Erkundung regionaler Spezialitäten ein. Gemeinsam mit Sachsen und Thüringen wird alljährlich ein „Bio-Branchentreffen“ ausgerichtet. Das Biobranchentreffen ist eine Initiative der Landesbauernverbände Sachsens, Thüringens und Sachsen-Anhalts, die finanziell von den Länderministerien unterstützt wird. Um über Probleme und aktuelle Herausforderungen des Biomarktes in Mitteldeutschland zu diskutieren, treffen sich seit 2008 jährlich Erzeuger, Verarbeiter, Vermarkter, Mitarbeiter von Behörden und Verbänden Mitteldeutschlands abwechselnd in den einzelnen Bundesländern zum Mitteldeutschen Bio16 Branchen-Treffen. Es dient insbesondere auch der Vertiefung der länderübergreifenden Zusammenarbeit im Öko-Sektor. Diese Veranstaltung wird schwerpunktmäßig durch die Akteure des ökologischen Landbaus in den jeweiligen Ländern organisiert, in Sachsen-Anhalt zeichnet hier die Biohöfegemeinschaft Sachsen-Anhalt e.V. mit Förderung durch das MLU verantwortlich. Generell ist im Lebensmittelbereich die Verbraucherberatung eine Aufgabe der Verbraucherzentralen, die durch den Bund und das Ministerium für Arbeit und Soziales gefördert werden. In diesem Bereich leisten aber seit Jahren die Biohöfegemeinschaft Sachsen-Anhalt e.V. und andere Verbände des ökologischen Landbaus auf vielfältige Weise ehrenamtlich wesentliche Informationsarbeit und Verbraucheraufklärung. Sie sind somit ein kontinuierlicher Ansprechpartner u. a. für Medien, Schulen und Bildungseinrichtungen. 3) Handlungsfelder und Maßnahmen zur Erreichung der angestrebten Ziele zur Stärkung des ökologischen Landbaus in Sachsen-Anhalt Neben der Aufrechterhaltung der bisherigen Landesunterstützung lassen sich die Instrumente zur Erreichung der in Abschnitt 1 genannten Ziele grob in folgende fünf Kategorien unterteilen: I. Verbesserung der regionalen Produktionsbedingungen II. Ausbau der regionalen Wertschöpfungsketten III. Stärkung des Verbrauchervertrauens und einem sich hieraus ergebenden Ausbau des ökologischen Marktes IV. Flankierung durch Fördermaßnahmen V. Begleitung der Punkte I bis IV durch Forschung und Lehre sowie Bildung und Beratung Diese Kategorien werden nachfolgend kurz erläutert und kommentiert. 3-1) Engagements des Landes Sachsen-Anhalt In den letzten 20 Jahren ist der ökologische Landbau in Sachsen-Anhalt erheblich vorangekommen. Die sich hierbei gebildeten Strukturen, die sowohl von den Landesdienststellen (z.B. LLG) als auch privatwirtschaftlichen Vereinigungen (z.B. Biohöfegemeinschaft) getragen werden, müssen erhalten werden. Weitergehende und neue Entwicklungen des ökologischen Landbaus sollen auf den erreichten Strukturen aufbauen. 3-2) Aufwand für besonders gesellschaftliche Leistungen langfristig und stabil fördern 3-2-1) Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen, Investitions- und Marktstrukturförderung Das Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum in Sachsen-Anhalt 2014-2020 sichert mit einer Vielzahl von Förderprogrammen die Rahmenbedingungen für die weitere kontinuierliche Förderung der Umstellung auf den ökologischen Landbau und dessen Beibehaltung. Die einheitliche Förderung für die Einführung und Beibehaltung des ökologischen Landbaus im Rahmen der Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen hat sich seit 2009 bewährt und wird entsprechend weitergeführt. Danach gelten ab 2015 folgende Flächenprämien für Ackerland, Grünland, Gemüse und Dauerkulturen sowie Ansätze für den Kontrollkostenzuschuss: 17 Tabelle 2: Förderprämien für den ökologischen Landbau ab 2015; (Quelle: MLU, Referat 55) landwirtschaftliche Fläche Ackerland Grünland Gemüse Dauerkulturen Kontrollkostenzuschuss Prämie 230 Euro/ha 230 Euro/ha 415 Euro/ha 750 Euro/ha max. 600 Euro/Antragsteller Die Auswertung des Antragsverfahrens für 2015 hat eine gute Nachfrage der angebotenen Fördermaßnahme und einen Zuwachs bei der geförderten Fläche im Ökolandbau im Jahr 2015 auf 46.700 ha (+ 4,7 %) ergeben. Das Antragsverfahren für 2016 lässt eine weitere Steigerung erwarten. Darüber hinaus ist grundsätzlich eine Teilnahme an Programmen der Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung einer markt- und standortangepassten Landbewirtschaftung (MSL-Richtlinie) vom 28.10.2014 (MBl. LSA 2015, S. 441) oder der Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung freiwilliger Naturschutzleistungen vom 10.11.2014 (MBl. LSA 2015, S. 383) möglich, wie zum Beispiel: • • • Maßnahmen zur Schaffung von Strukturelementen (Blühstreifen und Schonstreifen), Pflege von extensiven Obstbeständen oder Beweidung mit Schafen und Ziegen Ebenso besteht beim Vorliegen der Fördervoraussetzungen die Möglichkeit, die Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete sowie den Natura-2000-Ausgleich zu erhalten. Doppelförderungen sind dabei immer auszuschließen. Weiterhin ist die Antragstellung nach der Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung der Erhaltung tiergenetischer Ressourcen in der Landwirtschaft“ (MLU) vom 16.09.2015 (MBL.LSA 2015, S. 533) möglich. Aus Sicht der Beteiligten sollteder jeweiligen GAK-Rahmen umfänglich genutzt werden. Die Unterstützung von Investitionsmaßnahmen über das Agrarinvestitionsförderungsprogramm und die Maßnahme Marktstrukturverbesserung ist fortzuführen. Weiterentwicklungsmöglichkeiten, die der Unterstützung des Ökolandbaus und der Verarbeitung und Vermarktung von Bioprodukten dienen, sind zu eruieren. 3-2-2) Förderung der Umstellung Das BMEL bietet im Rahmen des Bundesprogramms „Ökologischer Landbau“ gegenwärtig für konventionelle Landwirte, die ihren Betrieb auf ökologischen Landbau umstellen möchten, eine Beratungsförderung an. Konventionell wirtschaftende Landwirte können sich zu allen Umstellungsfragen von einer bei der BLE registrierten Beratungskraft beraten lassen. Beratungen für landwirtschaftliche Unternehmen werden vor und auch während der Umstellungsphase gefördert. Diese Beratungen werden jeweils einmalig mit 50 Prozent der Beratungskosten bis maximal 4.000 Euro gefördert. Bis zum 15. November 2018 ist es möglich, einen entsprechenden Antrag einzureichen. 18 Die Liste der bei der BLE registrierten Berater ist unter folgendem Link abrufbar und als Anlage 1 im Anhang abgedruckt. Aus Sicht der Beteiligten ist eine stärkere Nutzung der Beratungsangebote des Bundes anzustreben. Die hierfür erforderlichen Informationen sind daher einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 3-2-3) Bodenmarkt Der Ökolandbau in Sachsen-Anhalt ist auf eine langfristig sichere Flächenausstattung angewiesen. Um dies zu gewährleisten, ist die Entwicklung von Konzepten und Rahmenbedingungen, die den Spezifika des ökologischen Landbaus sowie dem Ziel des Ökoaktionsplanes zur Weiterentwicklung und Ausweitung des Ökolandbaus Rechnung tragen, im Besonderen bei der Entwicklung des geplanten Agrarstrukturgesetzes, bei der Vergabe von Landesflächen und bei der Einflussnahme auf die Vergabepolitik der BVVG, zu unterstützen. 3-2-4) Bundesprogramm BÖLN Das vom BMEL finanzierte Bundesprogramm verfolgt das Ziel, die Ausdehnung der ökologischen und nachhaltigen Land- und Lebensmittelwirtschaft in Deutschland zu stärken. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden mehrere Förderrichtlinien (vergl. Tabelle 5 im Anhang) verabschiedet. Gemäß der Richtlinie bezuschusst das Bundesprogramm: Forschungs- und Entwicklungsmaßnahmen (FuE-Vorhaben) und Wissenstransfer (einzelne thematische Bekanntmachungen, i.d.R. mit enger zeitlicher Befristung für Antragstellung), die Beratung landwirtschaftlicher Betriebe während einer Umstellung auf die ökologische Wirtschaftsweise, Messe- und Ausstellungsbeiträge zur Förderung des ökologischen Landbaus, Messe- und Ausstellungsbeiträge zur Förderung der nachhaltigen Landwirtschaft, Projekte zur Information von Verbraucherinnen und Verbraucher über den ökologischen Landbau, Projekte zur Information von Verbraucherinnen und Verbraucher über eine nachhaltige Landwirtschaft. 3-2-5) Weitere Förderungen Neben den o.g. Förderungen, die vorrangig die pflanzenbauliche Primärproduktion unterstützen, bestehen weitere Fördermöglichkeiten. Diese werden nachfolgend kurz dargestellt: 1. Förderung von Investitionen zur Verbesserung der Produktions- und Arbeitsbedingungen, Rationalisierung und Senkung der Produktionskosten und Erhöhung der betrieblichen Wertschöpfung unter besonderer Berücksichtigung der Verbesserung des Verbraucher-, Tier-, Umwelt- und Klimaschutzes 2. Förderung von Investitionen von landwirtschaftlichen Unternehmen, die der Erzeugung, Verarbeitung oder Direktvermarktung von Erzeugnissen dienen, die im Anhang I AEUV genannt sind 3. Investitionen in besonders tiergerechte Haltungsformen können mit einem erhöhten Zuschussbetrag gefördert werden Als besonders naturschutzfreundliche Form der Landbewirtschaftung sollte der Ökolandbau auch als produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahme im Rahmen von Ausgleichs- und 19 Ersatzmaßnahmen für Eingriffe in den Naturraum zur Minderung des Drucks am Bodenmarkt und der Verringerung des Verlustes an Landwirtschaftlicher Nutzfläche anerkannt werden. Damit wird eine weitere Alternative zur dauerhaften Stilllegung von Landwirtschaftsflächen als Ausgleichsmaßnahme angeboten und die Flächenkonkurrenz gemindert. Weiterhin sollte die Möglichkeit einer Weiterentwicklung der Fördermöglichkeiten von einzelbetrieblichen Maßnahmen zur Vermarktung von Bioproduktengeprüft werden. Der Aspekt der Nachhaltigkeit der Erzeugung und Vermarktung ist insbesondere durch die Einbeziehung von gefährdeten Rassen zielführend umsetzbar. Der Aufbau nachhaltiger und bestandssichernder Absatz- und Vermarktungsstrukturen soll mit Hilfe eines Projektes der Agrarmarketinggesellschaft (AMG), dessen Skizze der BLE zur Prüfung der Förderwürdigkeit im Rahmen des BÖLN vorliegt, unterstützt werden. Damit soll ebenfalls Beitrag zur Erhaltung der stark gefährdeten Schweinrasse Leicoma geleistet werden. 3-3) Bildung und Beratung und besondere Berücksichtigung der Ausbildung von Nachwuchskräften 3-3-1) Bildung Die Agrarwirtschaft bietet eine Vielzahl interessanter Ausbildungsberufe vom Landwirt, Tierwirt über den Fischwirt bis zum Gärtner. Die Anforderungen der heutigen Landbewirtschaftung wie auch des Ökolandbaus lassen sich nur mit fundiertem Fachwissen meistern. Dies gilt für bereits ökologisch wirtschaftende Betriebe und im besonderen Maße für Unternehmen, die in die Produktionsweise des ökologischen Landbaus neu einsteigen wollen. Es wäre wünschenswert, wenn die berufliche Ausbildung noch stärker als bislang auf die Belange des ökologischen Landbaus eingehen würde. Daher wäre zu prüfen, ob folgende Punkte umgesetzt werden können: Sicherstellung einer fachlich fundierten Ausbildung durch kontinuierliche Weiterbildung der Ausbilder in den Betrieben und der Fachlehrer an berufsbildenden Schulen Erweiterung der zweijährigen Fachschulausbildung durch einen zusätzlichen Aufbaukurs „Ökologische Landwirtschaft“. 3-3-2) Beratung Es sollen Netzwerke gestärkt, weiter ausgebaut und Wissen weitergegeben werden, um die Mitteldeutsche Bio-Branche voran zu bringen. Insbesondere das Mitteldeutsche Biobranchentreffen soll dazu beitragen, Netzwerke zu stärken, Wissen zu vermitteln; es soll helfen, dass sich Strukturen der Bio-Verarbeitung und Bio-Vermarktung weiterentwickeln und sich zum Teil noch ineffiziente nicht wettbewerbsfähige Strukturen verbessern lassen, damit sich der geringe Anteil der Wertschöpfung in Mitteldeutschland erhöht. Insofern sollte das BioBranchentreffen intensiver an konkreten Themen arbeiten und entsprechende Handlungsempfehlungen erarbeiten. Das Land Sachsen-Anhalt hat keine Offizialberatung. Allen Ökobetrieben – dies gilt auch für die nicht in Verbänden organisierten Betriebe – steht aber eine Vielzahl von Spezialberatern 20 zu Verfügung. Die Liste der registrierten Berater bei der BLE ist unter dem folgenden Link abrufbar und findet sich als Anlage 1 im Anhang. Durch die staatlichen Stellen (LLG und ÄLFF) und die Öko-Verbände sollen die Betriebe verstärkt auf dieses Beratungsangebot hingewiesen werden. Es ist zu vermuten, dass Ökobetriebe diese Beratung nicht nutzen, da sie sich über Art und Kosten der Beratung nicht im Klaren sind. Derzeit sind in Sachsen-Anhalt Öko-Beratungsringe nicht vorhanden. Dieses Modell könnte auch in Sachsen-Anhalt erfolgreich umgesetzt werden. Die gegenüber Niedersachsen und Baden-Württemberg abweichenden agrar-strukturellen Verhältnisse haben prinzipiell auf eine erfolgreiche Umsetzung des Modells eines Beratungsrings keinen Einfluss. Entscheidend ist letztlich die bedarfsgerechte, effiziente und kontinuierliche Bereitstellung von spezialisierten Beratungsleistungen zu angemessenen Entgelten. Somit erscheint das Modell eines Beratungsrings auch unter den Bedingungen SachsenAnhalts gut geeignet, mittel- bis langfristig eine auf den Bedarf der Betriebe abgestimmte, qualitativ hochwertige, effiziente, kontinuierliche und in der Region verankerte Beratung sicherzustellen. Über Art und Umfang einer finanziellen Beteiligung ggf. der Verbände am Aufbau einer Ringberatung sollte diskutiert werden. Alle spezifischen Anforderungen des Ökolandbaus (Betriebswirtschaft, Markt, Spezialberatung Produktion, Direktvermarktung, Richtlinien… ) können aber auch neu aufzubauende Ökoringe nur erfüllen, wenn sie mit bestehenden Ökoringen auf Landes- und Bundesebene kooperieren. Das Land wird aber über das Beraterseminar enger mit den Verbänden des ökologischen Landbaus zusammenarbeiten und über die Kontaktstellen ÄLFF deren Beratungsangebot kommunizieren. 3-4) Regionale Wertschöpfungsketten ausbauen – Veredlung, Verarbeitung und Vermarktung landeseigener Produkte erhöhen Derzeit steht ein deutlich zu geringes Angebot ökologischer Erzeugung einer wachsenden Nachfrage der Verbraucher nach ökologisch und regional erzeugten Lebens- und Futtermitteln gegenüber. Um hier einen Ausgleich zu schaffen, ist eine Ausweitung/Verbesserung von der Erzeugung, über Aufbereitung, Verarbeitung und Vermarktung bis zum Handel notwendig. 3-4-1) Einbindung / Verknüpfung mit Zukunftsstrategie Ökolandbau des Bundes Die Entwicklung des Öko-Aktionsplans Sachsen-Anhalt steht in enger Verbindung zur Zukunftsstrategie Ökologischer Landbau des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), was ausdrücklich auch Zielstellung des vorgesehenen Bundesprogramms sein soll. 21 Zukunftsstrategie Ökolandbau des Bundes: Die LLG ist beteiligt an dem DAFA-Fachforum "Zukunft des Systems Ökolandbau". Die hier von den LLG geleisteten Beiträge sind in den gleichnamigen Strategieentwurf eingeflossen. Gemeinsam mit Vertretern der ökologischen Lebensmittelwirtschaft und unter Einbeziehung der Länder, der relevanten Verbände und der Wissenschaft will das BMEL in diesem Strategieprozess Konzepte und Empfehlungen für zentrale Handlungsfelder ausarbeiten und bis Ende 2016 eine entsprechende Zukunftsstrategie vorlegen. Die LLG beteiligt sich innerhalb der DAFA am Strategie-Aktionsfeld "Leistungsfähigkeit systemar betrachten – Systemorientierung im Innovationsverbund". Zur verstärkten Nutzung aller bestehenden Möglichkeiten ist zu fordern: Ausbau der Verbindung zum Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) für eine effiziente Ausgestaltung des Öko-Aktionsplans SachsenAnhalt und zum gegenseitigen Vorteil Prüfung, in welcher Form die Möglichkeiten des Bundesprogrammes Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) mit ergänzender Landesförderung unter Beachtung des Eigenanteils der Biobranche genutzt werden können. 3-5) Informations- und Verbraucheraufklärung Ein nachhaltiger Anstieg des Konsums ökologisch erzeugter Produkte wird nur dann gelingen, wenn Verbraucherinnen und Verbrauchern der „Mehrwert“ von Ökoprodukten bewusst wird. Informationsarbeit und Verbraucheraufklärung stehen in enger Verbindung zur Vermarktung und Marketingaktionen und sind Grundlage für einen kontinuierlichen Absatz von Ökoprodukten und somit Grundlage für einen Ausbau von Produktion und Veredlung ökologischer Produkte. Durch Informationen über die Produkte und die Erzeugungsbedingungen vom Öko-Landwirt bis zur Verkaufsstätte kann Transparenz hergestellt, Vertrauen in regionale Bioprodukte erhöht und mögliche Vorbehalte abgebaut werden, denn immer mehr Verbraucher verlangen den Nachweis, wie und wo ihre Lebensmittel hergestellt werden. Das MLU hat hierzu der Branche bereits entsprechende Vorschläge unterbreitet – als Muster dient hierbei insbesondere das Ökodorf auf dem Landeserntedankfest. 3-5-1) Öffentliche Wahrnehmung stärken In Sachsen-Anhalt arbeiten die Verbände des ökologischen Landbaus Bioland e.V., Biopark e.V. und Naturland e.V. konstruktiv im Agrarpolitischen Arbeitskreis Ökologischer Landbau in Sachsen-Anhalt (APÖL) zusammen. Eine inhaltliche Abstimmung erfolgt mit dem Anbauverband GÄA e.V.. Der APÖL ist somit das politische Sprachrohr des weit überwiegenden Teils der verbandsgebundenen Ökobetriebe in Sachsen-Anhalt. 22 Die Biohöfegemeinschaft Sachsen-Anhalt e.V. als Förderverein für die ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft in Sachsen-Anhalt realisiert in enger Zusammenarbeit mit den o.g. Verbänden vielfältige Maßnahmen, Projekte und Veranstaltungen zur Förderung des Ökolandbaus, ist kontinuierlicher Partner im Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) und arbeitet intensiv mit der Koordinierungsstelle der LLG zusammen. Diese Organisationsstruktur ermöglicht den Verbänden eine abgestimmte politische Interessenvertretung im Land, bietet mit dem APÖL den politischen Entscheidungsträgern einen konstruktiven und fachkompetenten Ansprechpartner und mit der Biohöfegemeinschaft die Plattform für eine wirksame Informationsarbeit und Verbraucheraufklärung. Die öffentliche Wahrnehmung könnte sehr effizient weiter ausgebaut werden, wenn folgende Punkte umgesetzt werden können: 1) Stärkung der Öko-Kompetenzpartner im Land durch aktive Einbindung in die Entwicklung und Umsetzung des Öko-Aktionsplanes 2) Unterstützung der im öffentlichen Interesse liegenden Tätigkeiten der Öko-Kompetenzpartner im Rahmen der bestehenden Projektförderung. 3-5-2) Verbrauchervertrauen stärken Verbrauchervertrauen ist Grundlage für ein nachhaltiges Wachstum des „Öko“-Marktes. Angesichts der dynamischen Entwicklung des „Öko“-Sektors, der Marktausweitung und steigender Nachfrage bei Öko-Produkten ist der Bereich Öko-Kontrolle zur Sicherung des Verbrauchervertrauens und eines fairen Wettbewerbs entsprechend auszurüsten und weiter zu stärken. Daher erscheint eine Weiterentwicklung der rechtlichen Rahmenbedingungen für die ökologische Produktion und Stärkung der Kontrollen notwendig. Die Herstellung und der Vertrieb von ökologischen / biologischen Lebensmitteln wird so intensiv überwacht, wie kaum ein anderer Bereich der Lebensmittelbranche. Die Begriffe "öko und bio" sind gesetzlich durch die EU-Verordnungen für die ökologische Produktion geschützt. Sollen sie verwendet werden, muss sich das Unternehmen anmelden, dem Kontrollsystem unterstellen und durch eine anerkannte Öko-Kontrollstelle zertifizieren lassen Die Anwendung der Produktionsvorschriften auf allen Stufen der Erzeugung, der Aufbereitung und des Vertriebs erfordert bei Feststellung von Unregelmäßigkeiten und Verstößen angemessene Maßnahmen, wenn der Ökostatus des Erzeugnisses beeinträchtigt ist. Betrugsprävention hat dabei oberste Priorität und soll insbesondere durch ein leistungsfähiges Kontrollsystem gewährleistet werden. Die zuständige Behörde - Koordinierungsstelle ökologischer Landbau - bei der LLG nimmt die zunehmenden Kontrollaufgaben wahr und ist dabei auf Kooperation mit anderen Länder- sowie Bundesbehörden angewiesen. Sachsen-Anhalt setzt bei den Kontrollen auf eine Koordinierung und Abstimmung der Tätigkeiten von verschiedenen Vollzugsbehörden des Landes, bspw. in den Bereichen der Lebensund Futtermittelüberwachung, des Tierschutzes oder der Agrarförderung. 23 Obwohl in den letzten Jahren in diesem Bereich schon viel erreicht wurde, sind dennoch folgende Punkte weiter zu bearbeiten: • • • • Einflussnahme auf Gestaltung rechtlicher Rahmenbedingungen für die ökologische Produktion – Vereinfachungen, Transparenz, Beständigkeit Stärkung der prozessorientierten Ökokontrolle und Intensivierung der Betrugsprävention zur Sicherung von Produktqualität und Verbrauchervertrauen Unterstützung der Anstrengungen der Öko-Branche bei der Sicherung einer praktikablen Weiterentwicklung der EU-Öko-Verordnung Informationsinitiativen für Landwirte sowie Lebens- und Futtermittelunternehmer – Schaffung von Transparenz des behördlichen Handelns und der durch die amtlichen Kontrollen erzielten Ergebnisse 3-5-3) Instrumentarien zur Verbesserung der regionalen Verarbeitung und (überregionalen) Vermarktung von Bioprodukten Mit der Agrarmarketinggesellschaft Sachsen-Anhalt und der Biohöfegemeinschaft SachsenAnhalt e.V. (BHG) verfügt das Land über Akteure, deren jeweilige Kompetenzen stärker zu verknüpfen sind. Diese haben folgende fachliche Schwerpunkte: AMG: Marketing/ Vermarktung/ Netzwerk Ernährungswirtschaft BHG: Branchenkenntnisse/ Branchenvernetzung Ökolandbau Aufgrund der vorab dargestellten Struktur der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft sind besonders auch überregional tätige in Sachsen-Anhalt ansässige Unternehmen mit leistungsfähigen Verarbeitungs- und Vermarktungskapazitäten zu fördern. Ballungszentren wie Berlin und Hamburg, aber auch süddeutsche Regionen sind Standorte mit leistungsfähigen Absatzstrukturen und wichtige Vermarktungswege für sachsen-anhaltische ÖkoBetriebe. Um diese Märkte zu erschließen, ist der Besuch von regionalen und überregionalen Messen unverzichtbar. Das Land Sachsen-Anhalt geht daher bewusst den Weg über Messen. In den letzten beiden Jahren war Sachsen-Anhalt als einziges mitteldeutsches Bundesland auf der BioFach vertreten. Auf Initiative des MLU konnte für das Jahr 2016 erreicht werden, dass sich Unternehmen aus Thüringen mit den Unternehmen aus Sachsen-Anhalt an einem Gemeinschaftsstand beteiligen. Auch das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft hat in Aussicht gestellt, dass voraussichtlich 2017 sächsische Unternehmen an diesem Gemeinschaftsstand teilnehmen. Damit bietet sich die Möglichkeit eines stabilen und deutlich sichtbaren Auftritts der Biobranche der drei Bundesländer. Dieser Weg sollte konsequent weiterverfolgt werden. Um eine (überregionale) Vermarktung möglichst weiter voranzubringen, wird zudem vorgeschlagen: 1. Bildung einer Arbeitsgruppe aus AMG und Biohöfegemeinschaft zur Erarbeitung und anschließenden Untersetzung eines Rahmenkonzeptes zur regionalen und überregionalen Vermarktung für in Sachsen-Anhalt erzeugte Bio-Produkte 24 2. Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit und Verbraucheraufklärung bei Projekten und Aktionen im Bereich Marketing und Vermarktung, wobei besonders Wert auf die Vermarktung regionaler Produkte zu legen ist 3. Überarbeitung vorhandener Statusanalysen zur Situation der Wertschöpfungskette in Sachsen-Anhalt sowie Entwicklung eines Kommunikations-, Informations- und Weiterbildungskonzeptes 4. Fortführung der Erstellung und Aktualisierung des Bio-Einkaufsführers als umfassendes und aktuelles Informationsmedium 5. Nutzung der Möglichkeiten des Bundesprogrammes Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft, Suche nach Möglichkeiten der Vernetzung mit Landesförderungen und anderen ergänzenden Finanzierungen 6. Weitere Unterstützung der Teilnahme sachsen-anhaltischer Unternehmen an der BioFach sowie an der BioOst und BioNord auf der Grundlage der Messerichtlinie des MLU Verbände und Vereinigungen der Biobranche sollten zudem die Möglichkeit prüfen, Mitgesellschafter der AMG zu werden. Gleichzeitig sollte ein erheblicher finanzieller Eigenanteil der Branche zur Mitfinanzierung der nachfolgenden Maßnahmen bereitgestellt werden. Neben Messen und Veranstaltungen sind eigene Erfahrungen mit Ökoprodukten ein wesentlicher Schlüssel zur Steigerung der Nachfrage. Daher wird vorgeschlagen: • • • Erhöhung des Anteils ökologisch erzeugter Produkte im EU-Schulobst- und gemüseprogramm des Landes Sachsen-Anhalt Erhöhung des Anteils von Bio-Produkten in der Gemeinschaftsverpflegung Unterstützung der nachhaltigen Etablierung von Bioprodukten mit regionalem Bezug im Lebensmitteleinzelhandel, insbesondere unter Nutzung des bestehenden Direktvermarkterprojektes der AMG 3-6) Forschung zum Ökolandbau deutlich ausbauen Um die Wettbewerbsfähigkeit des Ökolandbaus in Sachsen-Anhalt zu verbessern und die produktionstechnische Entwicklung für die regionalen Betriebe zu stärken, sollte die Durchführung von spezifischen Forschungsprojekten insbesondere an den Forschungseinrichtungen des Landes intensiviert werden. 3-6-1) EIP Die von der EU-Kommission entwickelte Europäische Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit" (EIP AGRI) hat das Ziel, Innovationsprozesse sowie insbesondere den Innovationstransfer in die Land- und Ernährungswirtschaft durch eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen landwirtschaftlicher Praxis, Beratung und Wissenschaft sowie weiteren Akteuren im ländlichen Raum zu verbessern und auszubauen. Sie ist damit ein wichtiger Baustein der Europa 2020-Strategie für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum. Konkret eröffnet die EU erstmals die Möglichkeit, die Schaffung und die Tätigkeit sogenannter „operationeller Gruppen“ im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit" (EIP AGRI) zu fördern, indem sie über 25 bottom-up Ansätze Landwirte, Berater, Forschung, Unternehmen und andere Akteure in operationellen Gruppen verbindet. Vor diesem Hintergrund bietet Sachsen-Anhalt im Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum 2014-2020 (EPLR) eine neue Fördermaßnahme an. Gefördert wird die Tätigkeit von operationellen Gruppen der EIP AGRI und deren Innovationsprojekt. Operationelle Gruppen werden von interessierten Akteuren wie z. B. Landwirten, Forschern, Beratern sowie Unternehmen des Agrar- und Nahrungsmittelsektors gegründet, um entsprechend ihrer Interessenschwerpunkte ein gemeinsames Innovationsprojekt durchzuführen. Als Innovationsprojekt gelten alle Projekte, in denen neue Erzeugnisse, Verfahren, Prozesse oder Technologien für die Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt entwickelt, getestet und/oder angewendet oder erstmals an die natürlichen Gegebenheiten im Land SachsenAnhalt angepasst und erprobt werden sollen. Inhaltlich wird dabei auf folgende Leitthemen orientiert: • • • • • • die Verbesserung des Boden- und Wassermanagements/der Ressourceneffizienz, die Erhaltung der biologischen Vielfalt und Stärkung der Ökosysteme, eine bessere Integration der Erzeuger in die Lebensmittelkette, die Entwicklung einer nachhaltigen und von der Gesellschaft akzeptierten landwirtschaftlichen Nutztierhaltung, die Förderung einer leistungsfähigen nachhaltigen Forstwirtschaft bei Erfüllung spezifischer Waldfunktionen und Integration des Holzangebotes aus dem Privatwald in die Holz be- und verarbeitende Industrie die Anpassung an die Folgen des Klimawandels durch gezielte Maßnahmen und Verbesserung von Bewirtschaftungsmethoden sowie Überwindung von Strukturhemmnissen. Innovative Projekte des Ökolandbaus, die sich thematisch in den Leitthemen wiederfinden, können daher von den angebotenen Fördermöglichkeiten profitieren. 3-6-2) Demonstrationsbetriebe/ Wissenstransfer Die drei sachsen-anhaltischen Demonstrationsbetriebe des bundesweit agierenden "Netzwerk der Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau" -1) Biotopia (06333 Greifenhagen, Verband: Bioland, Betriebsschwerpunkt: Marktfrucht, Milchvieh, Gemüse, Direktvermarktung) -2) Sonnengut Gerster (06632 Balgstädt, Verband: demeter: Gemischtbetrieb mit Hofladen) -3) Rindergut Apenburg (38486 Apenburg, Verband: Naturland, Betriebsschwerpunkt: Marktfrucht) öffnen ihre Türen - für Schulklassen, Auszubildende, Landwirte, Händlern oder Verbraucher und zeigen, wie vielfältig Ökolandbau sein kann und wie er funktioniert. Ihre stärkere Einbeziehung als Referenzbetriebe in Sachsen-Anhalt dient vor allem der Verbraucheraufklärung, Erfahrungsvermittlung und kann als Vorbild und Anregung wirken, einen Betrieb auf ökologische Produktionsweise umzustellen. Die öffentliche Wirksamkeit der Betriebe könnte mit folgenden Maßnahmen verbessert werden: 26 • • • Planung konkreter, ergänzender Maßnahmen gemeinsam mit den Demonstrationsbetrieben unter Berücksichtigung der Aktivitäten des Bundesnetzwerkes Stärkere Einbeziehung der Demonstrationsbetriebe in den Öko-Feldtag der LLG und in die Jahrestagung zum ökologischen Landbau Aufbau eines weiterführenden landesweiten Netzes von Demonstrationsbetrieben über das Bundesprogramm hinaus und Einbindung in den Wissenstransfer durch die intensivierte Zusammenarbeit der Anbauverbände, u.a. 3-6-3) Landesforschung Die LLG ist seit 1991 mit vielfältigen Fragestellungen zum ökologischen Landbau befasst und verfügt in den unterschiedlichen Fachgebieten über eine hohe Kompetenz. Der Versuchsstandort Bernburg der LLG bietet mit seinem Feldversuchswesen zu verschiedenen Themen einer nachhaltigen Landbewirtschaftung (u.a. Bodenbearbeitung, Fruchtfolgen, Sorteneignung etc.) gute Voraussetzungen zur Erarbeitung von Strategien und Empfehlungen, auch im Blick auf den Klimawandel. Dies trifft insbesondere auch auf Fragestellungen zum ökologischen Landbau zu. Die Organisation des jährlich stattfindenden Öko-Feldtages am Standort Bernburg der LLG dient dem Wissenstransfer zu wichtigen Fragestellungen des ökologischen Landbaus. Großes Interesse am Öko-Feldtag zeigen Öko-Betriebe selbst und solche Unternehmen, die an einer Umstellung interessiert sind. Eine Ausrichtung des Öko-Feldtages auf weitere Nachhaltigkeitsaspekte (z. B. Alternativen zur Reduzierung von Pflanzenschutz- und Düngemitteln; Effizienzoptimierung etc.), könnte dazu beitragen, dass verstärkt auch konventionelle Unternehmen Interesse zeigen, zum gegenseitigen Nutzen Erfahrungen auszutauschen. Die LLG unterstützt einen intensiven Wissenstransfer zwischen Forschung und Praxis durch Beteiligung an länderübergreifenden Projekten (z. B. Eiweißstrategie des Bundes im Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft; BÖLN). Die in diesem Rahmen aktuell laufenden Modell- und Demonstrationsvorhaben (z. B. Lupinennetzwerk) werden in Sachsen-Anhalt durch die LLG betreut. Um diese Arbeiten in der LLG auch zukünftig weiterführen zu können, müssen folgende Punkte sichergestellt sein: a) Erhalt des Versuchsstandortes Bernburg (Lö-Standort) und der Versuchsstation Beetzendorf (D-Standort) der LLG als grundlegende Voraussetzung für die Weiterführung von Versuchsanstellungen zum ökologischen Acker- und Pflanzenbau5 b) Erhalt der übrigen Versuchsstationen als Grundlage für ein gemeinsames Forschungsnetzwerk Mitteldeutschland c) Ausreichende personelle Untersetzung der Aufgaben. Unter dieser Voraussetzung ist die weitere Intensivierung der Zusammenarbeit auf vertraglicher Basis mit benachbarten Bundesländern sowie bundesweit zur Absicherung des landwirtschaftlichen Versuchswesens im Ökolandbau möglich Unabhängig davon sind noch folgende Maßnahmen in Betracht zu ziehen: 5 Derzeit können aus Kapazitätsgründen Ökoversuche nur an diesen beiden Standorten erfolgen. 27 d) Einrichtung einer eigenständigen Professur für Ökolandbau und Direktvermarktung an der MLU Halle-Wittenberg. Die hierzu notwendigen Abstimmungen mit den Vertretern der obersten Wissenschafts- und Landwirtschaftsbehörden sollten zeitnah initiiert werden e) Jährliche Gestaltung eines gemeinsamen Hochschultages (Uni, HS) mit der LLG zum Austausch von Wissenschaft, Beratung und Praxis Aus Sicht der Praxis wird zudem ein weiterer Ausbau von Forschungs- und Entwicklungsvorhaben auf Praxisbetriebe angestrebt. Die möglichen Partner (Hochschulen, LLG) sind hierzu in die Lage zu versetzen. Eine Einbeziehung des Internationalen Pflanzenbauzentrums der DeutschenLandwirtschafts-Gesellschaft e. V. (DLG) wird hierbei angestrebt. 3-6-4) Forschung - Kompetenzzentren und Öko-Wertschöpfungsketten Der Dachverband Agrarforschung (DAFA) hat derzeit verschiedene Projekte zum Ausbau von Wertschöpfungsketten im Bereich der Verwertung von Leguminosen initiiert. Aus Sicht der Beteiligten wäre ein solcher Forschungsansatz auch für die Wertschöpfungsketten im Ökolandbau wünschenswert. Forschung und akademische Lehre zum Ökolandbau müssen intensiviert werden. 4) Schlussbemerkungen: Für die Weiterentwicklung des ökologischen Landbaus in Sachsen-Anhalt werden in erster Linie die Anstrengungen der Wirtschaftsbeteiligten ausschlaggebend sein. Mit dem vorliegenden Öko-Aktionsplan Sachsen-Anhalt sollen diese Bemühungen bei der Erschließung des Marktpotentials für Öko-Erzeugnisse unterstützt, die Rahmenbedingungen für bereits ökologisch wirtschaftende Betriebe verbessert und der Neueinstieg in die ökologische Produktion erleichtert werden. Immer mehr Verbraucher wollen heute wissen, wo und wie die angebotenen Lebensmittel erzeugt wurden. Öko-Erzeugnisse tragen diesem Bedürfnis in besonderer Weise Rechnung. Im Rahmen der Umsetzung des Öko-Aktionsplans bis 2020 sollen u. a. in speziellen Arbeitsgruppen Strategien zur Verbesserung des Ökolandbaus, weitere Vorschläge für konkrete Arbeits- und Umsetzungsschritte entwickelt und konkrete Projekte initiiert werden. Die Umsetzung des Aktionsplanes erfordert ein flexibles Vorgehen, einige Maßnahmen erfordern auch eine weitere Differenzierung und Konkretisierung, die erst im Zuge des Umsetzungsprozesses und in Abhängigkeit von den geschaffenen Rahmenbedingungen deutlich werden wird. 28 5) Anhang: Tabelle 3: Entwicklung des Ökolandbaus in Sachsen-Anhalt im Zeitraum 1992 – 2014; Quelle: LLG 2015 Jahr Betriebe (Anzahl) Fläche (ha) 1992 31 3.700 1993 56 7.141 1994 87 12.883 1995 95 13.758 1996 111 16.046 1997 128 18.521 1998 148 20.393 1999 157 22.322 2000 175 23.382 2001 224 28.318 2002 246 32.997 2003 259 34.855 2004 271 40.825 2005 295 45.896 2006 288 44.295 2007 303 46.326 2008 305 45.000 2009 324 49.178 2010 343 51.148 2011 358 54.101 2012 368 54.230 2013 376 55.470 2014 376 55.604 Tabelle 4: Anzahl ausgewerteter Jahresabschlüsse ökologisch wirtschaftende Betriebe nach Betriebsformen/typen und Bundesländern im Rahmen des Gemeinschaftsprojektes „Buchführungsergebnisse ökologisch wirtschaftender Betriebe der ostdeutschen Bundesländer“; Quelle: Buchführungsergebnisse ökologisch wirtschaftender Betriebe der ostdeutschen Bundesländer. Wirtschaftsjahr 2013/14. LLFG Sachsen-Anhalt, September 2015 Betriebsform/ Betriebstyp Ackerbau SachsenAnhalt 17 • Getreide 12 • Hackfrucht 2 • Sonstige 3 Branden-burg Thüringen 17 5 MecklenburgVorpommern 2 10 2 2 Sachsen Summe 4 45 2 28 2 7 3 2 15 0 Dauerkultur 6 32 24 6 21 89 • Milchvieh 1 12 7 2 9 31 • Sonstige 5 20 17 4 12 58 Veredlung 2 4 3 1 1 11 Verbund 2 23 4 4 10 43 1 4 1 5 Futterbau • Pflanzenbau 3 • Milchvieh 3 1 • Veredlung 2 1 1 2 15 2 3 8 30 27 76 36 13 36 188 • Sonstige Gesamt 4 29 Tabelle 5: Übersicht über die Richtlinien des BÖLN (Quelle: www.bundesprogramm.de (Stand Oktober 2015) Richtlinie Richtlinie über die Förderung der Beratung landwirtschaftlicher Unternehmen vor und während einer Umstellung des Betriebes auf ökologischen Landbau vom 18. Juni 2015 Richtlinie zur Förderung von Messe- und Ausstellungsbeiträgen zum ökologischen Landbau und zu seinen Erzeugnissen vom 17. September 2014 Richtlinie über die Förderung von Messe- und Ausstellungsbeiträgen zur nachhaltigen Landwirtschaft und zu ihren Erzeugnissen vom 4. September 2014 Richtlinie zur Förderung von Maßnahmen zur Information von Verbraucherinnen und Verbrauchern über den ökologischen Landbau und dessen Erzeugnisse sowie zur Förderung damit verbundener Absatzförderungsmaßnahmen vom 19. März 2015 Richtlinie zur Förderung von Maßnahmen zur Information von Verbraucherinnen und Verbrauchern über eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Landwirtschaft und ihre Erzeugnisse sowie zur Förderung damit verbundener Absatzförderungsmaßnahmen vom 08.11.2012 Antragsberechtigt sind kleine und mittlere Unternehmen im Sinne des Anhangs I der AGVO, – die ausschließlich in der Primärproduktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse tätig sind oder – die sowohl in der Primärproduktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse als auch in den Bereichen Verarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse tätig sind Unternehmen im Sinne von Artikel 1 Absatz 1 der Verordnung (EU) Nr. 1407/2013 oder – Unternehmen im Sinne von Artikel 2 Absatz 1 Buchstabe a der Verordnung (EU) Nr. 717/2014 insbesondere überregional tätige Verbände, Vereine sowie Stiftungen natürliche oder eine juristische Person oder eine Personenvereinigung Verbände, Vereine, Stiftungen oder Unternehmen, die überregional tätig sind und Kenntnisse und Erfahrungen im Bereich des ökol./nachhaltigen Landbaus, der Verarbeitung ökologischer/nachhaltiger Erzeugnisse oder Vermarktung ökologischer Produkte besitzen Zuwendung einmaligen, nicht rückzahlbaren Zuschusses / Anteilfinanzierung Antragsfrist bis 15.11.2018 bis zu 50 % der Beratungskosten, höchstens jedoch 4.000 € (netto) je Beratungsart nicht rückzahlbarer Zuschuss / Anteilfinanzierung im Rahmen von Höchstgrenzen Erbringung eines Eigenanteils von mind. 20 % der zuwendungsfähigen Ausgaben ist zwingende Fördervoraussetzung. nicht rückzahlbarer Zuschuss / Anteilfinanzierung treten am 31.12. 2019 außer Kraft bis 31.10.2020 Erbringung eines Eigenanteils von mind. 50 % der zuwendungsfähigen Ausgaben ist zwingende Fördervoraussetzung nicht rückzahlbarer Zuschuss / Anteilfinanzierung bis spätestens 30.03.2016 Die Erbringung eines Eigenanteils ist zwingende Fördervoraussetzung. 30 Impressum Herausgeber: Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt Referat Öffentlichkeitsarbeit Leipziger Straße 58 39112 Magdeburg Redaktion : Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt Abteilung Landwirtschaft, Gentechnik, Berufliche Bildung 31