Bremssattel hinten überholen (+ Fotos) - Passat35i

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Bremssattel hinten überholen (+ Fotos) - Passat35i
Bremssattel hinten überholen (+ Fotos)
Autor: Tim A.
Einseitig oder gar nicht wirkende Feststellbremsen haben ihre Ursache häufig in festsitzenden
Exzenterwellen in den Bremssätteln. Man muss diese Sättel keinesfalls immer austauschen,
man kann sie vielfach reparieren. Und darum geht´s hier. Ich weise darauf hin, dass
Reparaturen an den Bremsen nur von Leuten durchgeführt werden sollen, die mit der Materie
vertraut sind. Ich gebe keine Gewähr für die Richtigkeit meiner Angaben und jeder schraubt
auf sein eigenes Risiko!
Die Bremsen sind beim 3,6 und 4,2 Liter identisch.
Den Aus -und Einbau eines Bremssattels sowie das Entlüften der Bremsanlage schenke ich
mir hier, weil ich voraussetze, dass jeder, der diese Reparatur durchführt, mit diesen Arbeiten
vertraut ist.
>>EDIT 05.06.05: Ich rate dringend dazu, ALLE Dichtungen im Rahmen einer Überholung
zu erneuern. Im Originaldichtsatz (447 698 671) sind allerdings nur die Staubmanschette und
der Rechteckring des Bremskolbens enthalten. Man sollte unbedingt den Simmerring des
Bremshebels 15 x 24 x 7 (bei VAG unter der Nummer 085301227 als Getriebedichtring
erhältlich) sowie den O-Ring der Kolbenstange (10 x 1,8) erneuern. Dieser O-Ring ist auf
dem freien Markt allerdings schwer zu bekommen! Ich kann jedoch bei der Beschaffung
vollständiger Dichtsätze behilflich sein. Der Einbau eines neuen Entlüftungsnippels (M10 x 1)
rundet das ganze dann noch ab. EDIT<<
Wenn der Anlenkhebel bei gelöster Handbremse so aussieht ist was faul im Staate Dänemark. Die Welle des
Feststellbremshebels im Bremssattel steht nicht in ihrer Ausgangsstellung.Um einwandfrei funktionieren zu
können, muss die Welle nach dem Lösen wieder in ihre Nullstellung zurückgleiten- und zwar ohne Hilfe einer
Wasserpumpenzange oder eines Hammers (bei einwandfreier Funktion gleitet der Hebel sogar ohne die Mithilfe
der großen Feder wieder in seine Ausgangsstellung zurück)!
Um zu prüfen, ob der Fehler nicht an eingerosteten Feststellbremsseilen liegt, müssen diese nun aus den
Bremshebeln ausgehängt werden. Gleitet der Hebel jetzt nicht schlagartig in seine Ruhestellung zurück sitzt er
im Sattel fest. Der Bremssattel muss ausgebaut und überholt werden.
An Material wird folgendes benötigt:
Folgende Teile sollten bei der Reparatur erneuert werden (der Simmerring ist nicht mit auf dem Bild!). Den ORing kann man notfalls nach dem Ausbau mit der Lupe betrachten. Nur wenn er gänzlich unbeschädigt ist und
keinerlei Einlaufspuren aufweist, kann er weiterverwendet werden (ES IST IN JEDEM FALLE BESSER, IHN
ZU ERNEUERN). Ferner braucht man Kupferpaste, 400er Schmirgelleinen (oder noch feiner),
Bremszylinderpaste (z.B. ATE-Fett) für die Innereien der Bremse, sowie ein geeignetes Werkzeug (auch
improvisiert) zum aus- und eindrehen des Kolbens.
Man spannt den ausgebauten Sattel in den Schraubstock und bläst mit Druckluft über den
Bremsschlauchanschluss den Kolben aus dem Sattel. Ein Stück Holz vor den Sattel halten, um zu verhindern,
dass er gegen die andere Seite knallt. UND AUF KEINEN FALL DIE FINGER DAZWISCHEN HALTEN!
Wer keine Druckluft zur Verfügung hat muss den Kolben mi dem geeigneten Werkzeug ausschrauben.
Den Kolben ausbauen, die Staubmanschette und den Rechteckring aus dem Zylinder nehmen. Jetzt sieht man
folgendes Bild: Aus dem Federkäfig zeigt die Kolbenstange (mit Gewinde) heraus. Unten am Boden des
Zylinders hält ein Sicherungsring die gesamte Mimik fest (die beiden Augen für die Zange habe ich markiert).
Den Sicherungsring ausbauen. Dafür braucht man unbedingt eine gute Zange, sonst wird das nix, und die ganze
Aktion ist ab hier zum Scheitern verurteilt! Aufpassen, dass der Ring nicht wegfliegt. Dann den Federkäfig mit
der Feder herausnehmen. Danach die kleine Druckscheibe entfernen. Dann die Kolbenstange mit einer Zange
herausziehen. Dabei kommt die Stützscheibe mit heraus. Ganz unten in der Tiefe befindet sich dann noch das
Druckstück, das man auf den ersten Blick für einen Dreckklumpen halten kann. Das muss auch noch raus. Dann
außen am Sattel die Rückholfeder des Anlenkhebels aushängen und die Anschlagschraube (SW10)
herausschrauben. Jetzt die Welle, unter hin und her drehen aus dem Sattel hebeln. Die Teile sind hier in der
Reihe des Ausbaues nummerriert, der spätere Wiedereinbau erfolgt in umgekehrter Reihenfolge!
Die Welle wird wahrscheinlich so, oder so ähnlich aussehen. Die Ursache ist der undichte oder beschädigte
Simmerring!
Also sauberkratzen und hinterher mit feinem Schmirgel behandeln.
Jetzt sollte die Welle ungefähr so aussehen.
Wenn man Ersatz hat, was in jedem Fall zu empfehlen ist, den alten Simmerring ausbauen.
Nun alles mit Spiritus pingelig säubern! Bis in die letzten Ecken mit Q-Tips und Pfeifenreinigern, egal wie, alles
muss super sauber sein. Auch der obere Rand des Bremskolbens kann entrostet werden.
EDIT>> (Ein Zusatz von Roland W., danke dafür!): Was mir einfällt dazu, ist das man die Sitzfläche des kleinen
O-Ringes im Bremssattelgehäuse penibel saubermachen muss, weil dadurch, das der Betätigungsstift sich nur
minimal bewegt, sich vor und hinter dem O-Ring ein Rand aus Ablagerungen bildet, der wenn man Pech hat nur
mechanisch zu entfernen ist.
Tut man das nicht, wird der neue O-Ring schon beim reinschieben beschädigt, was sich aber erst nach einigen
tausend Kilometern unerfreulich bemerkbar macht.
Ich hab dazu nen Streifen Polierleinen zusammengerollt, in die Bohrmaschine gespannt und damit behutsam die
Bohrung gesäubert.
Genauso kann man das auch in der Lagerung des Bremshebels machen, nur muss man hier sehr vorsichtig sein,
denn hier ist ein Gleitlager eingepresst, das sehr schnell dabei sein Mass verliert. <
Jetzt die Finger waschen und erstmal eine rauchen, oder so.
Nun den neuen Simmerring einbauen (erneuert man den nicht, hat man große Chancen das ganz Spiel in Kürze
noch einmal von vorne zu beginnen, ich weiß wovon ich rede!).
Danach die Handbremswelle leicht mit Kupferpaste benetzen, auch die Aufnahme für das kleine Druckstück.Die
Welle wieder einbauen und mitsamt Schraube und Feder befestigen. Gegebenenfalls den O-Ring der
Kolbenstange wechseln und die Stange komplett mit ATE-Fett einreiben. Mit einem kleinen Klecks Kupferpaste
das kleine Druckstück (senkrecht) in die Kolbenstange "einkleben".
Nun, unter Einhaltung klinischer Sauberkeit, die Kolbenstange mit Gefühl in ihre Passung drücken, die
Stützscheibe (die kleine Nase zeigt nach unten und muss in das Loch im Zylinder), die Druckscheibe und dann
die Feder mit Federkäfig einsetzen. Die Feder muss nun mit Käfig gespannt werden. Ich habe dazu eine passende
Schraubzwinge genommen und die Feder mit einem Stück Rohr (z.B. 18mm Kupferrohr) in entsprechender
Länge durch den Bremssattel hindurch gespannt. Aufpassen, dass der Federkäfig unten richtig sitzt, sonst
verbiegt er und man bekommt den Sicherungsring nicht herein.
Wenn die Feder gespannt ist, der Käfig unten richtig anliegt, den Sicherungsring einbauen- das ist ein wenig
Gefummel. Wenn der Sicherungsring in seiner Nut sitzt (UNBEDING ÜBEPRÜFEN, OB ER WIRKLICH
RICHTIG SITZT!!!!!!) hat man gewonnen! :-))
Jetzt den Rechteckring einsetzen und Kolben und Zylinder mit Bremszylinderpaste einreiben. Die
Staubmanschette zuerst halb über den Kolben stülpen und dann in ihre Nut imZylinder einbauen. Jetzt den
Kolben auf die Kolbenstange SCHRAUBEN,(die Staubmanschette rutscht dabei von allein in ihre Kolbennut)
und bis zum Ende hineindrehen.
Das war´s auch schon!
Das ganze hört sich wild an, ist aber eigentlich kein Problem. Sauberkeit ist oberstes Gebot,
ein klein wenig Geduld beim Sicherungsring und man hat für wenig Geld wieder zwei
einwandfrei funktionierende Bremssattel. Gefundene Schreibfehler dürfen gerne behalten
werden. Viel Erfolg und Spaß beim Schrauben. Beste Grüße Tim