Gefilte Fisch ist ein Eyecatcher

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Gefilte Fisch ist ein Eyecatcher
JÜDISCHE WELT
ESSEN
»Gefilte Fisch ist ein Eyecatcher«
Die israelische Designerin Roni Levit über Hassliebe, vegane
Versionen und warum Muslime die Speise so mögen
09.12.2014 - von Katrin Richter
Frau Levit, Sie haben eine Ausstellung über Gefilte Fisch gemacht. Wie kam es dazu?
Sie war Teil der »Polish Culinary Week« in Tel Aviv, die vergangene Woche stattgefunden hat.
Polnische Küche ist ja nicht nur Gefilte Fisch, aber dieses Gericht ist beinahe eine Ikone. Jeder
mag es, wenn er sagen kann, dass er Gefilte Fisch entweder liebt oder hasst. Zu diesem Gericht
hat man eine Meinung: Manche mögen es klassisch zubereitet, die anderen bestehen auf einer
ganz besonderen Zutat. Gefilte Fisch ist ein Symbol, und wir sollten es feiern – auch wenn man
es nicht mag.
Wie haben Sie die Ausstellung konzipiert?
In der Schau finden sich Infografiken und andere Daten, die Auskunft darüber geben, wer Gefilte
Fisch isst, wo das Gericht serviert wird und wie es sich über die Jahrzehnte verändert hat.
Was haben Sie während ihrer Arbeit herausgefunden?
Die Menschen essen wieder mehr Gefilte Fisch. Das war für mich, zugegebenermaßen, sehr
überraschend. Auch Juden, die keinen osteuropäischen Hintergrund haben, haben dieses Gericht
auf ihrem Speiseplan. Und die Ultraorthodoxen mögen es – das zumindest ergaben meine
Recherchen. Auch viele marokkanische oder irakische Juden essen Gefilte Fisch, in den USA
sogar viele Muslime. Koscheres Essen ist bei ihnen sehr beliebt, denn es beinhaltet kein Schwein.
19 Prozent der Gefilte Fisch in den USA werden an Muslime verkauft.
Sind Ihnen denn besonders exotische Varianten von Gefilte Fisch begegnet?
Das vegane Rezept zum Beispiel. Es wird aus Tofu und Cashewnüssen hergestellt. Und es existiert
auch eine Geflügel-Version. Natürlich gibt es viele unterschiedliche Arten, das Gericht
zuzubereiten – also nicht nur die bekannten Kugeln. Gefilte Fisch kann im Laib gebacken oder
wie ein Zylinder geformt werden.
© Jüdische Allgemeine - Wochenzeitung für Politik, Kultur und Jüdisches Leben
http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/20967
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Ist das Gericht modern?
Nein, so würde ich das nicht sehen. Es gibt zwar viele Restaurants, die schon über Jahrzehnte
osteuropäisch-jüdisch kochen, aber dass es nun ein Wiederaufblühen dieser Speisen generell gibt,
glaube ich nicht. Grafisch betrachtet ist es einfach ein Statement. Gefilte Fisch ist ein Eyecatcher.
Ich sage immer: Dieses Gericht hat sein eigenes Logo gleich mitgebracht.
Mögen Sie persönlich Gefilte Fisch?
Ja, aber nur die von meiner Großmutter, denn sie kocht sie nicht süß, sehr leicht, und wir haben
keine zähflüssige Soße dazu. Aber wenn Sie jemand anderen fragen, wird der ihnen erzählen, dass
genau die süße Variante die beste ist. Bei uns zu Hause wird das Gericht immer an Pessach und
an Rosch Haschana serviert.
Mit der Grafikerin und Designerin sprach Katrin Richter.
www.ronilevit.com
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