55 Jahre Dollinger Mode und Tracht
Transcription
55 Jahre Dollinger Mode und Tracht
55 Jahre Dollinger Mode und Tracht Im Gespräch mit Geschäftsführerin Kathrin Proft – Rabatt-Aktion bis Weihnachten Das führende familiengeführte Modehaus in der Region, Dollinger Mode, feiert sein 55-jähriges Bestehen. Seit März 2013 hat Veronika Dollinger-Schmid die Geschäftsführung an ihre Tochter Kathrin und deren Ehemann Sebastian Proft übergeben, die dritte Generation innerhalb der Familie. Kathrin und Sebastian Proft haben beide an der Universität Passau Diplom-Kulturwirtschaft studiert und einen MBA (BWL-Master) an der Universität von Chicago absolviert. Kathrin Proft (33) war sieben Jahre als Unternehmensberaterin bei The Boston Consulting Group in München tätig, zuletzt als Projektleiterin im Bereich Konsumgüter und Handel. Sebastian Proft (34) arbeitete als Unternehmensberater in der Restrukturierung in München sowie als Investmentbanker bei JP Morgan in London. Das Paar hat eine kleine Tochter, die zwei Monate alte Carla. Für den Verlag Linus Wittich traf sich Veronika Mergenthal zu einem Interview mit Kathrin Proft. Was war der Auslöser für die Firmengründung vor 55 Jahren? Kathrin Proft: „Wie es mir meine Oma erzählt hat, wollte sich mein Opa Fritz Dollinger immer schon selbständig machen. Er dachte zuerst an die Übernahme des Friseursalons seiner Mutter und kaufte ihr drei neue Föhnhauben. Danach gab meine Uroma ihren Laden nicht mehr her. In Berchtesgaden wurde damals in der Dr.-Imhof-Straße gerade ein Laden frei. Dort eröffnete mein Opa mit seiner Frau Gabriele und seinem Bruder Heinz Dollinger das erste Dollinger Geschäft für Herren. Bereits in den 60er Jahren erweiterte er das Angebot und nahm Trachten-, Sport- und Damenmoden dazu. Reichenhall war der nächste Ort. Dann ging‘s Schlag auf Schlag.“ Was waren weitere Meilensteine in der Firmengeschichte? Kathrin Proft: „Bereits in den 70er Jahren kamen die Filialen in Inzell und Ruhpolding dazu. In den 80er Jahren folgten Dollinger-Modehäuser in Freilassing, Traunstein und Reit im Winkl. Außerdem war das das ,Sunny-Jahrzehnt‘: Mein Onkel Georg Dollinger gründete ,Sunny Young Fashion‘ mit Filialen in acht Orten bis Mühldorf und Rosenheim. Einige Standorte wurden später wieder aufgegeben, aber Sunny gibt es heute noch in Berchtesgaden, Bad Reichenhall, Freilassing und Traunstein. In den 90er Jahren übernahm mit Georg Dollinger und meiner Mutter Veronika Dollinger-Schmid die zweite Generation das Ruder. In den 2000ern entstanden die Franchise-Läden mit Esprit Stores in Traunstein, Bad Reichenhall und Freilassing und Street One Stores in Traunstein und Bad Reichenhall.“ Wie sieht die Struktur der Firma Dollinger heute aus? Kathrin Proft: „Wir haben 23 Filialen an sieben Orten mit insgesamt 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Viele davon sind schon sehr lange bei uns, eine Dame sogar seit 42 Jahren, und gehören quasi zur Unternehmens-Familie. Die durchschnittliche Verweilzeit der Mitarbeiter beträgt zehn Jahre. Im Chiemgau haben wir zwei Filialen in Reit im Winkl, eine in Inzell, eine in Ruhpolding und fünf in Traunstein. Im März werden wir in Prien ein Trachtengeschäft neu eröffnen.“ Welche Bedeutung hat das Segment Tracht für Sie? Kathrin Proft: „Tracht ist sehr wichtig für uns. Bei der Mode ist es schwieriger, sich von anderen Häusern abzuheben. Für die Tracht haben wir einen eigenen Prospekt mit von uns designten Produkten.“ Was ist das Besondere an Ihren Modehäusern in den Chiemgauer Alpen? Kathrin Proft: „Wir sind dort seit langem verwurzelt, mit firmeneigenen Häusern in Ruhpolding und Reit im Winkl, und versuchen, für Einheimische ebenso interessant zu sein wie für Touristen. Urlauber kaufen vor allem Tracht und Artikel für den Urlaubsaufenthalt, wie zum Beispiel Outdoor-Bekleidung. Wir machen aber keine ,Tracht für Touristen‘, keinen Kitsch, sondern traditionelle Tracht mit einem modischen Touch. Einheimische suchen eher Mode für den Alltag und Kleidung für besondere Anlässe, zum Beispiel Hochzeiten und andere Feste. Wir können dort die Bandbreite des Angebots noch zusätzlich vergrößern, indem wir Ware umlagern und gezielt für Kunden etwas aus anderen Filialen holen. Wir haben in den Chiemgauer Alpen und in Traunstein sehr viele Stammkunden und Verkäuferinnen, die deren Kleiderschrank quasi im Kopf haben und die Kunden so ganz persönlich beraten können. Wir laden diese auch zu Events ein, zum Beispiel zu einem Sektempfang. Die Häuser sind auch Anlaufstelle für Touristen, die das angenehme Ambiente zu schätzen wissen. Während der BiathlonWettkämpfe gibt es in unserer Ruhpoldinger Filiale einen Treff mit Parmesan und Prosecco, wo auch Fritz Fischer gern vorbei schaut. Wir sind für die Region aktiv, aber auch von der Region geprägt.“ Was erwartet die Kundinnen und Kunden zum Jubiläum? Kathrin Proft: „Ab sofort bis Weihnachten haben wir passend zum 55-jährigen Bestehen viele Angebote für 55 Euro, und zahlreiche Artikel sind um 55 Prozent reduziert. Das gesamte Sortiment ist mindestens um fünf Prozent reduziert, auch die neue Frühjahrsmode und aktuelle Wintersportmode. Ein besonderes Schnäppchen sind BraxHosen für jeweils 55 Euro. Natürlich führen wir auch renommierte Sportmode-Marken wie Schöffel, Salewa, Icepeak oder Campagnolo.“ Sie und Ihr Mann bringen umfassende Erfahrungen in der Entwicklung und Umsetzung von Unternehmensstrategien und Wachstumsprogrammen mit. Was wollen Sie in der Firma ändern? Kathrin Proft: „Wir ändern nichts um des Änderns willen. Beibehalten und stärken wollen wir den persönlichen guten Service. Wichtig ist uns, dass wir schneller werden – dass man zum Beispiel schneller herausfindet, was sich gut verkauft, und darauf reagiert, und dass immer alle Größen vorrätig sind. Ein weiterer Schwerpunkt ist für uns die Ausbildung der Mitarbeiter. Wir haben derzeit 15 Azubis, darunter acht neue. Auch für die bestehenden Mitarbeiter wollen wir verstärkt Trainings anbieten. Darüber hinaus planen wir eine weitere Expansion. Wir wollen ein bis zwei neue Läden pro Jahr eröffnen, vor allem in der Chiemsee-Region bis Rosenheim, aber auch im Salzburger Raum. Dort gibt es natürlich viel Konkurrenz. Wir sehen unsere Stärke in der Kombination von Mode und Tracht, und der Einzugsbereich hinter der Grenze ist riesig. Ganz wichtig ist uns das Thema ,Nachhaltigkeit‘.“ Was verstehen Sie unter Nachhaltigkeit genau? Kathrin Proft: „Wir wollen darauf achten, dass wir viel in natürliche Materialien gehen, zum Beispiel Seide und Bio-Baumwolle. Unsere Trachten-Strickwaren kommen bereits aus Niederbayern. Bei den Dirndln haben unsere Lieferanten Produktionsstätten in Europa. Bei aus Asien importierter Mode wollen wir zumindest nachvollziehen, wo die Ware her kommt. Ich glaube, dass die Kunden bereit sind, mehr Geld auszugeben, wenn sie dafür Qualität bekommen und ein gutes Gefühl haben. Wir bieten gute Arbeitsplätze in der Region, stärken die Ortskerne und ermöglichen fußläufiges Einkaufen vor Ort, aber wir haben auch über die Region hinaus eine Verantwortung. Ein anderer Aspekt ist, dass wir wieder mehr ins Handwerkliche gehen wollen. Wir haben vier hauseigene Schneiderinnen und überall Schneiderinnen als Kooperationspartner vor Ort. Gemeinsam mit diesen wollen wir zum Beispiel Monogramm-Stickerei für Hemden, Knöpfe nach Wunsch und individuelle Kombinationen von Mieder und Rock im Dirndl-Bereich anbieten.“