Technische Universität München Mathematik für Physiker 1
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Technische Universität München Mathematik für Physiker 1
Technische Universität München Zentrum Mathematik Mathematik für Physiker 1 Wintersemester 11/12 Michael Kaplan — Jan Wehrheim — Christian Mendl Übungsblatt 10 Zentralübung - Lösungen Z1: Rechenregeln für Determinanten Es seien R ein kommutativer Ring mit 1, n ∈ N und A ∈ Rn×n . Zeigen Sie: a) Es gilt det(t A) = det(A). b) Ist B eine Matrix, die durch eine Permutation σ ∈ Sn der Spalten von A entstanden ist, so gilt det(B) = sgn(σ) · det(A). c) Sind weiter B ∈ Rn×m , C ∈ Rm×n und D ∈ Rm×m , so gilt: A 0 A B det = det = det(A) det(D) C D 0 D Lösung zu Z1: a) Es ist per Definition det(A) = det(t A) = X P sgn(π) n Y = Qn sgn(τ −1 ) τ ∈Sn i=1 (aiπ(i) ) und damit gilt ! (aπ(i)i ) = n Y i=1 π∈Sn X sgn(π) π∈Sn X sgn(π) X sgn(τ ) τ ∈Sn j=1 (ajπ−1 (j) ) j=1 π∈Sn (ajτ (j) ) = n Y n Y (ajτ (j) ) = det(A). j=1 b) Wir erhalten B indem wir die j-te Spalte von A zur σ(j)-ten Spalte von B machen. Es ist also aij = biσ(j) beziehungsweise bij = aiσ−1 (j) . Damit folgt ! ! n n X Y X Y det(B) = sgn(π) (biπ(i) ) = sgn(π) (aiσ−1 (π(i)) ) π∈Sn = X τ ∈Sn i=1 sgn(σ ◦ τ ) π∈Sn n Y i=1 ! (aiτ (i) ) i=1 = sgn(σ) · X τ ∈Sn sgn(τ ) n Y ! (aiτ (i) ) = sgn(σ) · det(A). i=1 c) In der Zentralübung wurde ein Beweis dieser Formeln präsentiert unter der zusätzlichen Annahme, dass die gegebenen Matrizen nur durch Anwendungen von elementaren Zeilenumformungen von Typ 3 (Addition des Vielfachen einer Zeile zu einer anderen Zeile) auf Zeilenstufenform gebracht werden kann. Hier nun ein Beweis, der weniger instruktiv aber dafür allgemein gültig ist: Wir beweisen zunächst die folgenden Spezialfälle mit A = En : En 0 En B det = det = det(D) . C D 0 D Durch Entwicklung der Determinante nach der ersten Zeile erhält man En 0 En−1 0 det = det , C D C0 D wobei C 0 die m × (n − 1)-Matrix ist, die aus C durch Streichen der ersten Spalte entsteht. Entwickelt man diese Determinante noch (n − 1)-mal nach der ersten Zeile, so erhält man En 0 En−1 0 det = det = · · · = det(D) . C D C0 D Die zweite Formel folgt zum Beispiel durch Transposition und Anwendung der Rechenregel aus Aufgabenteil a). Man macht sich nun klar, dass man zwei Blockmatrizen der vorliegenden Form wie zwei 2 × 2Matrizen mit normalen Zahleneinträgen multiplizieren kann: 0 A B A B0 AA0 + BC 0 AB 0 + BD0 = C D C 0 D0 CA0 + DC 0 CB 0 + DD0 Damit folgt: A 0 A 0 En = · C D 0 Em C 0 D A ⇒ det C 0 D En A 0 · det = det C 0 Em {z } | {z | =det(A) 0 D =det(D) . } Die zweite Formel folgt wieder durch Transposition und Anwendung der Rechenregel aus Aufgabenteil a). Z2: Strategien zur Berechnung einer Determinante Berechnen Sie die Determinante der folgenden Matrix auf mindestens zwei verschiedene Weisen: 1 2 0 0 3 4 0 0 A= −2 1 1 −1 0 1 2 1 Lösung zu Z2: Wir können die Rechenregel von Aufgabe Z1c) anwenden und erhalten 1 2 1 −1 det(A) = det · det = (−2) · 3 = −6. 3 4 2 1 Oder wir addieren das (−1/2)-fache der zweiten Zeile zur ersten Zeile und die vierte Zeile zur dritten Zeile und erhalten −0, 5 0 0 0 3 4 0 0 det(A) = det −2 2 3 0 = −6. 0 1 2 1 Z3: Vandermonde-Determinante Es seien x1 , . . . , xn Elemente eines Körpers K. Weiter sei 0 x1 x11 . . . xn−1 1 1 x02 x12 . . . xn−1 1 2 An := . .. .. = .. .. . . . x1 x2 .. . ... ... xn−1 1 xn−1 2 .. . x0n xn ... xn−1 n x1n ... xn−1 n 1 . Zeigen Sie: Für die Determinante dieser Vandermonde Matrix gilt " i−1 # n n Y Y Y det(An ) = (xi − xk ) = (xi − xk ) . i,k=1 i>k i=2 k=1 Lösung zu Z3: Zu beweisen ist eine Aussage, die für alle natürlichen Zahlen gelten soll. Aus diesem Grund bietet sich ein Induktionsbeweis an. • Induktionsanfang: Im Fall n = 1 lautet die Behauptung det(A1 ) = 1 Y i,k=1 i>k (xi − xk ). Rechts steht ein leeres“ Produkt, denn kein Faktor erfüllt die Bedingung i, k = 1 . . . 1, i > k. ” Ein leeres Produkt setzt man gleich 1 (so wie man eine leere Summe gleich 0 setzt). Links steht det(A1 ) = det(1), und diese ist gleich 1. Die Behauptung ist also für n = 1 richtig. Wenn man Bedenken wegen des leeren“ Produkts hat, so kann man auch n = 2 als Indukti” onsanfang nehmen. Für n = 2 gilt die Behauptung auch: 1 x1 = x2 − x1 . det(A2 ) = 1 x2 • Induktionsvoraussetzung: Ang., die Behauptung ist richtig für ein n ∈ N: det(An ) = n Y (xi − xk ). i,k=1 i>k • Induktionsschluss von n auf n + 1: Man setzt an 1 x1 x21 1 x2 x22 .. . .. .. det(An+1 ) = . . 2 1 x x n n 1 xn+1 x2 n+1 . . . xn−1 1 . . . xn−1 2 .. .. . . . . . xn−1 n . . . xn−1 n+1 xn1 xn2 .. . xnn xnn+1 = Addiert man zur letzten Spalte das (−xn+1 )-fache der vorletzten Spalte, zur vorletzten Spalte das (−xn+1 )-fache der drittletzten Spalte, usw., zur zweiten Spalte das (−xn+1 )-fache der ersten Spalte, so erhält man daraus 1 x1 − xn+1 x21 − xn+1 x1 . . . xn−1 − xn+1 xn−2 xn1 − xn+1 xn−1 1 1 1 n−1 n−2 n−1 2 n 1 x2 − xn+1 x2 − xn+1 x2 . . . x2 − xn+1 x2 x2 − xn+1 x2 .. .. .. .. .. = ... . . . . . 2 n−1 n−2 n n−1 1 xn − xn+1 xn − xn+1 xn . . . xn − xn+1 xn xn − xn+1 xn 1 xn+1 − xn+1 x2 − xn+1 xn+1 . . . xn−1 − xn+1 xn−2 xn − xn+1 xn−1 n+1 n+1 n+1 n+1 n+1 = 1 1 . .. 1 1 x1 − xn+1 x2 − xn+1 .. . (x1 − xn+1 )x1 (x2 − xn+1 )x2 .. . ... ... .. . (x1 − xn+1 )xn−2 1 (x2 − xn+1 )xn−2 2 .. . xn − xn+1 0 (xn − xn+1 )xn 0 ... ... (xn − xn+1 )xn−2 n 0 (x1 − xn+1 )x1n−1 (x2 − xn+1 )x2n−1 .. = . (xn − xn+1 )xn−1 n 0 Entwickelt man nach der letzten, der (n + 1)-ten Zeile, und zieht dann aus der Faktor xi − xn+1 raus, so ergibt sich 1 x1 . . . xn−2 1 1 x2 . . . xn−2 2 = (−1)n+1+1 (x1 − xn+1 )(x2 − xn+1 ) · · · (xn − xn+1 ) · . .. .. . . .. . . . 1 xn . . . xn−2 n i-ten Zeile den xn−1 1 n−1 x2 .. = . xn−1 n Die entstandene Determinante ist genau die n-reihige Vandermondesche Determinante, es kann somit die Induktionsannahme benutzt werden. Ferner werden n Faktoren (−1) auf die Klammern vor der Determinante verteilt. Somit lässt sich der Induktionsbeweis beenden: = (xn+1 − x1 )(xn+1 − x2 ) · · · (xn+1 − xn ) · n Y (xi − xk ) = i,k=1 i>k Z4: Interpolation II Gegeben sind n+1 paarweise verschiedene Stützstellen x0 , x1 , . . . xn und zu jedem xi ein beliebiger Wert yi . Zeigen Sie, dass es genau ein Polynom p(x) = a0 + a1 x + a2 x2 + · · · + an xn mit ai ∈ R gibt mit p(xi ) = yi für alle i = 0, 1, ..., n. n+1 Y i,k=1 i>k (xi − xk ) . Lösung zu Z4: Gegeben seien x0 , x1 , . . . , xn (paarweise verschieden) und y0 , . . . , yn . Gesucht sind a0 , . . . , an ∈ R, so dass für das Polynom p(x) = a0 + a1 x + · · · + an xn gilt p(xi ) = yi für 0 ≤ i ≤ n. Es soll untersucht werden, ob solche ai , 0 ≤ i ≤ n, existieren. Dazu schreibt man die Gleichungen in Matrixform: 1 1 .. . x0 x1 .. . x20 x21 .. . 1 xn x2n Dieses LGS ist genau dann für beliebige yi 1 1 det . .. 1 y0 a0 . . . xn0 a1 y1 . . . xn1 .. .. = .. . . . . . . xnn an yn lösbar (dann sogar eindeutig), wenn x0 x20 . . . xn0 x1 x21 . . . xn1 .. .. .. 6= 0 . . . xn x2n . . . xnn Diese Determinante ist die aus Aufgabe Z3 bekannte Vandermonde Determinante. Das Interpolationsproblem hat also genau dann eine eindeutige Lösung, falls die Vandermonde Determinante von 0 verschieden ist. Dies ist nach Aufgabe Z3 genau dann der Fall wenn die Stützstellen paarweise verschieden sind.