Cocafelol–Musterkooperative aus Ocotepeque - Bertschi-Café
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Cocafelol–Musterkooperative aus Ocotepeque - Bertschi-Café
STIMMEN AUS DEM SÜDEN – AUGUST 2014 Cocafelol – Musterkooperative aus Ocotepeque Ocotepeque ist einer von den achtzehn «Kantonen», in die Honduras unterteilt ist. Seine Lage ganz im Westen des Landes lässt ihn an El Salvador und Guatemala grenzen. Mit einer Fläche von knapp 1‘680 km² ist er der zweitkleinste des Landes, und auch bevölkerungsmässig mit etwas über 100‘000 Einwohnern nur auf Platz 16. Die 4‘500 hier ansässigen Kaffee-Produzenten machen 6% aus und produzieren etwa 8% der Gesamtmenge. Diese Daten mögen relativ bescheiden erscheinen, doch agiert in dieser Zone eine Kooperative, die sich sehen lassen kann. das Ausweichen von Schlaglöchern konzentrieren. Keine einfache Aufgabe, wenn der Gegenverkehr vor allem aus grossen Lastwagen besteht. Die erste Weggabelung taucht nach etwa einer Stunde Fahrzeit auf. Auf dem Verkehrsschild steht ein mir bekannter Name: links geht es in Richtung YojoaSee. Dort fuhren wir vor ein paar Wochen bei meinem ersten Besuch ins Inland entlang. Wir biegen rechts ab und weiter geht es durch hügeliges Gelände, dass sich mit flachen Ebenen abwechselt. Die nächste Verzweigung Die Altstadt von Santa Rosa de Copan Unterwegs nach Ocotepeque Wie üblich, geht es früh los. Diesmal sind es 220 km, die wir bis zur Kooperative zurücklegen müssen, und dann am Abend natürlich wieder die gleiche Strecke zurück nach San Pedro Sula. Mein Exporteurfreund möchte gerne vor Ort die Errungenschaften in Sachen Bio-Kompost und Bekämpfung des Kaffeerostes besichtigen, denn die haben sich unter den „Cafetaleros“ schon herumgesprochen. Wir verlassen die Stadt in südlicher Richtung und biegen nach wenigen Minuten rechts ab in eine Landstrasse, die uns durch die umliegenden Hügel führt. Wir passieren Dörfer wie Santa Elena, Cofradia und La Esperanza. Leider wird der Asphaltbelag zunehmend schlechter und der Fahrer muss sich voll auf B E RT S C H I - C A F É – FA I R V O N A N FA N G A N . erreichen wir nach 115 gefahrenen Kilometern, eine kleine Stadt namens La Entrada. Von hier sind es nur noch 60 km bis zu den weltbekannten Mayaruinen von Copan doch heute fahren wir in die andere Richtung. Ich verspreche mir, dieses architektonische Meisterwerk unbedingt vor meiner Rückreise noch zu besuchen. Als wir Santa Rosa de Copan, eine 58‘000 Einwohner zählende Kleinstadt erreichen, machen wir eine kurze Pause und genehmigen uns ein kräftigendes Frühstück. Der Ort ist von historischer Bedeutung, denn während des 19. Jahrhunderts gab es etliche militärische Auseinandersetzungen mit den Nachbarn aus Guatemala rund um die Stadt und deren Besitztum. Selbst im 20. Jahrhundert wurde sie noch Schauplatz kriegerischer Handlungen, als die Luftwaffe von El Salvador während des sogenannten Fussballkrieges die Landebahn des hiesigen Flugplatzes bombardierte. Zum Glück ist es heutzutage viel friedlicher und wir geniessen die Stimmung, die die kolonialen Bauten dem Ort verleihen. Unser Bestimmungsort La Labor ist nun nur noch 55 km entfernt, und so stehen wir kurz nach 10 Uhr am Eingangstor zur Kooperative. Der Wächter begrüsst uns freundlich und erkundigt sich nach unserem Anliegen. Nach einer kurzen Erklärung und einer Überprüfung seiner Gästeliste werden wir auf den Hof gelassen. Dort empfängt uns Maria, die Assistentin des Geschäftsführers, heisst uns herzlich willkommen und begleitet uns zum Bürogebäude. Im Konferenzraum machen wir Dort oben in den Hügeln wächst der Kaffee Am Eingang zur Kooperative es uns an einem Tisch bequem. Don Roberto, der Chef, kommt auch gleich hinzu und erzählt uns zuerst ein wenig über die Geschichte und Mitglieder der Organisation. „Gegründet wurde die Kooperative Cocafelol Ende des Jahres 1999 und bediente zuerst nur die wenigen Gründungsmitglieder. Die seriöse und solide Geschäftsführung sprach sich schnell herum und innerhalb der nächsten Jahre wuchs die Anzahl der Produzenten sprunghaft an. Heute zählen wir 306 aktive Mitglieder, wovon 80% Männer sind. Insgesamt werden 600 Hektar angepflanzt, zu 90% von Kleinbauern mit weniger als 5 Hektar, die restlichen 10% besitzen 5 bis 10 Hektar. Auch sind wir in allen 16 Gemeinden des „Kantons“ Ocotepeque tätig und produzieren bis zu 50 Container Kaffee pro Jahr. Aber lasst uns doch die Anlagen besuchen, damit ihr Euch ein Bild von unseren verschiedenen Aktivitäten machen könnt.“ B E RT S C H I - C A F É – FA I R V O N A N FA N G A N . Die Versuchsparzelle ist sehr gut organisiert Hier wird der Wurmkompost zubereitet Als erstes sehen wir das Versuchsgelände, wo verschiedene neue Kaffeevarietäten angepflanzt und auf Produktivität und Resistenz gegen Krankheiten und Schädlinge getestet werden. Danach sehen wir die Anlagen zur Nassaufbereitung und Trocknung, alles sehr professionell und gut organisiert. sind leicht an ihrer weissen Farbe zu identifizieren. Ihre Arbeit besteht im Zersetzen aller Arten von organischer Materie. Um ein Fass mit 200 Litern zu produzieren, benötigen wir nur zwei grosse Säcke dieser Blätter, dazu ein Sack Reiskleie, zwei Galonen Melasse und vier Gallonen frischen Serums. Nach 30 Tagen haben sich die Mikroorganismen soweit vermehrt, dass wir das Ganze nochmals mit Wasser, Melasse und Serum mischen und dann das Produkt unseren Produzenten überreichen können. Für die Herstellung von Multi-Mineralien benützen wir wiederum das Honigwasser. Dazu mischt man frischen Kuhmist, Holzkohle sowie deren Asche, auch Knochenasche, Melasse und nochmals Serum. Diese Zutaten werden alle drei Tage nach einem genauen Rezept allmählich vermischt und sind nach 32 Tagen einsatzbereit. Doch der interessanteste Teil ist der Besuch bei der Zubereitung des Düngemittels und der Kompostaufbereitung. Dazu bekommen wir eine ausführliche Erklärung: „Die letzten zwei Jahre hat die Kooperative eng mit ihren Mitgliedern zusammen gearbeitet, um die beste Alternative zur Bekämpfung des Kaffeerostes und der nachhaltigen Pflege der Pflanzen zu erforschen. Das Resultat ist die Anwendung von einem Paket aus organischen Produkten, die mit der Kaffeepulpe aufbereitet werden. Dies wurden einem lokalen Labor zur Untersuchung eingereicht. Die Untersuchung hat eine grosse Anzahl von Mikro- und MakroNährstoffen ergeben. In Übereinstimmung mit diesen Resultaten haben wir ein besseres Managment zur kontrollierten Düngung und Aufrechterhaltung der Qualität erreicht. Konkret geht es dabei um folgende Produkte: Agricompost, Mikroorganismen, Multi-Mineralien und Wurmkompost. Nicht zu vergessen ist der Wurmkompost. Dazu benutzen wir eine 40 cm hohe und 6 bis Agricompost mit detaillierter Zutatenbeschreibung So benötigt man zum Beispiel zur Aufbereitung von Agricompost-Blattdünger eine BioEthanol-Anlage. Die Rohstoffe dafür bilden die Kaffeepulpe sowie Honigwasser, das beim Waschen des fermentierten Pergaminos entsteht. Die Mikroorganismen aus den Bergen finden wir unter verfaulenden Blättern. Sie B E RT S C H I - C A F É – FA I R V O N A N FA N G A N . Gute Information gehört zum besseren Verständnis Schülerinnen und Schüler der Kooperative 10 Meter lange Schicht aus Kirschpulpe, der man die Würmer beigibt, und das Ganze mit einer Nylonplane abdeckt. Die Pulpe muss dabei schon ein paar Tage vorkompostiert werden und kühl sein. Wenn man es richtig handhabt, kann man ein- bis zweimal pro Jahr den fertigen Dünger ernten. Die Wurmart ist als ‚Roter kalifornischer Regenwurm‘ bekannt und erfüllt eine wichtige Rolle in der organischen Landwirtschaft.“ und die interessanten Erklärungen. Als Geschenk bekommt jeder noch eine Tüte frisch gerösteten Kaffee, den wir dann zu Hause in aller Ruhe geniessen werden. Beeindruckt von diesen Ausführungen, verlassen wir die Produktionshallen und gehen zurück zu den Büroräumen, wo noch eine Runde Kaffee zum Verkosten aufbereitet wurde. Die Ergebnisse der organoleptischen Analyse widerspiegeln die Sorgfalt, mit der die Kooperative und ihre Produzenten sich der Qualität widmen. Unser Newsletter-Autor Kurt Futterknecht wurde in Lima (Peru) geboren. Er hat dort Kommunikations-Wissenschaften studiert und arbeitete für verschiedene Import- und Exportfirmen. Er ist zu Zeit zuständig für Einkauf, Verkauf, Qualitätskontrolle und Börsenoperationen, sowie Berater für Kaffeegeschäfte von Pemasac. Der Besuch neigt sich dem Ende zu und wir bedanken uns ganz herzlich für den Empfang Kurt Futterknecht berichtet exklusiv für Bertschi-Café aus Lima. Danke nochmals und hoffentlich bis zu einer nächsten Gelegenheit. Ein stolzer Don Roberto im Kaffeelabor Fritz Bertschi AG – Kaffeerösterei Rührbergstrasse 13 CH-4127 Birsfelden Tel. 061 313 22 00 Fax 061 311 19 49 info@Bertschi-Café.ch http://www.Bertschi-Café.ch ©2014 Fritz Bertschi AG B E RT S C H I - C A F É – FA I R V O N A N FA N G A N .