aktuell Nr. 22 vom 10.06.2014. 10.06.2014
Transcription
aktuell Nr. 22 vom 10.06.2014. 10.06.2014
D 8512 NACHRICHTEN POLITIK Bündnissolidarität Die Bundeswehr beteiligt sich an der Verstärkung des Multinationalen Korps im polnischen Stettin. Seite 3 EINSATZ Respekt für KFOR Oberst Josef Jünemann zieht als scheidender Kommandeur des deutschen KFOR-Kontingents eine Bilanz. Seite 5 BUNDESWEHR Was ist attraktiv? Soldaten und Angestellte der Bundeswehr berichten über ihre Erwartungen an eine moderne und attraktive Bundeswehr. Seite 6/7 VERMISCHTES Jung geblieben Vor 80 Jahren erblickte eine ganz besondere Ente das Licht der Welt und auch aktuell gratuliert! Seite 11 DIE BUNDESWEHR IM INTERNET www.bundeswehr.de www.bmvg.de Nr. 22 Dienstag, 10. Juni 2014 Die jungen Leute begeistern Generalinspekteur besucht Truppen in Afghanistan und dankt Soldaten „von Herzen“. Mazar-e Sharif/Termez. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, hat die deutschen Soldaten in Termez und Mazar-e Sharif besucht. Dabei machte sich Wieker ein Bild von den Planungen für die weitere Rückverlegung und von der geplanten Unterstützungsmission „Resolute Support“. Stab und Verbände im Regionalkommando Nord arbeiten mit Hochdruck daran. „Es gibt keinen Spielraum für Wunschträume. Unser Schwerpunkt für 2015 ist „Resolute Support“ mit einer Speiche in Mazar-e Sharif“, so Wieker bei seinem Besuch der Hauptkräfte des deutschen ISAF-Kontingentes in Mazar-e Sharif. Der Generalinspekteur nahm seinen Aufenthalt in Afghanistan zum Anlass, den Soldaten „von ganzem Herzen“ zu danken. „Dort, wo wir heute stehen, ist ganz wesentlich das Verdienst unserer Soldaten und sollte auch bei aller Konzentration auf die Rückführung unserer Kräfte nach Deutschland nicht aus dem Blick geraten.“ Es sei mit einem sehr hohen Tribut gelungen, den Afghanen eine lösbare Aufgabe zu übertragen. „Dafür danke ich allen unseren Soldaten ganz besonders.“ Mit Blick auf die von Verteidigungsministerin Foto:Bienert/ ZRedBw 50. Jahrgang Besuch in Afghanistan: Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker wird vom Kommandeur des Regionalkommandos Nord, Generalmajor Bernd Schütt (r.), begrüßt. Zum Start seines Besuches am vorvergangenen Sonntag war der Generalinspekteur auf dem Lufttransportstützpunkt in Termez/ Uzbekistan von Brigadegeneral Franz Weidhüner begrüßt AKTIV. ATTRAKTIV. ANDERS. – BUNDESWEHR IN FÜHRUNG „Karriere und Familie – www.facebook.com/bundeswehr beides ist mir wichtig. Foto: Lang/Bundeswehr www.youtube.com/bundeswehr Und das muss selbstverständlich sein.“ Oberstabsarzt Tina Uhlmann, Ärztin im Bundeswehrkrankenhaus Berlin. www.twitter.com/bundeswehrInfo www.flickr.com/photos/ augustinfotos www.wirdienendeutschland.de Ursula von der Leyen auf den Weg gebrachte Agenda Attraktivität sagte Wieker: „Es geht darum, junge Leute für einen Dienst in der Bundeswehr aufzuschließen, sie dafür zu begeistern – und das richtet sich maßgeblich an das gesamte Bewerbungsmanagement, auch das ist zu überprüfen und gegebenenfalls hier und da zu verbessern.“ worden. Wieker nutze auch die Gelegenheit zu einem Treffen mit dem usbekischen Befehlshaber im Militärbezirk Südwest sowie mit dem örtlichen Gouverneur. Er dankte bei der Begegnung auf dem Flugfeld für die usbekische Unterstützung der deutschen Kräfte. Mit einer C-160 „Transall“ ging es nach Mazar-e Sharif zu den Hauptkräften des deutschen ISAF-Kontingentes. Hier ließ sich Wieker ausführlich in den Stand der Rückverlegung und zugleich in die P lanungen für den Rest des Jahres einweisen. In einem offenen Gespräch und Lagevortrag konnte er sich aus erster Hand informieren. Wieker diskutierte gemeinsam mit dem Kommandeur des R egionalkommandos Nord, Generalmajor Bernd Schütt, dessen Stab und unterstellten Kommandeuren die Optionen für die Zukunft des deutschen Einsatzes in Afghanistan. Nachdem Deutschland schon im Frühsommer vergangenen Jahres einen Beitrag für eine ISAF-Folgemission „Resolute Support“ mit ca. 600 bis ca. 800 Soldaten angekündigt hatte, haben nunmehr in der vorvergangenen Woche auch die USA ihren Beitrag mit insgesamt etwa 9800 US-Soldaten für das Jahr 2015 definiert. Nun aber fehlt noch ein Stationierungsabkommen mit Afghanistan, das nicht zuletzt aufgrund der Präsidentschafts- wahlen und der bevorstehenden Stichwahlen noch immer auf Eis liegt. Doch die Planungen sowohl für die weitere Rückverlegung, als auch für „Resolute Support“ gehen dennoch mit großen Schritten weiter. Davon konnte sich Wieker bei den verschiedenen Lagevorträgen und Gesprächen überzeugen. Er fügte mit Blick auf „Resolute Support“ hinzu: „Nur gemeinsam im multinationalen Konzert kann uns die neue M ission gelingen.“ Bei seinem Besuch am Hindukusch war es Wieker eine Herzensangelegenheit, zum Ehrenhain zu gehen. Bei diesem Besuch jährte sich zum dritten Mal der Tod des Oberstabsgefreiten Alexej Kobelew, der 2011 im Baghlan-Korridor gefallen war. Weitere fünf Soldaten wurden bei dem Angriff mit einer Sprengfalle teils schwer verwundet. Angehörige seiner ehemaligen Einheit sind auch heute wieder im Einsatz in Afghanistan und nahmen an der Gedenkzeremonie mit dem Generalinspekteur teil. (eb) 2 aktuell IMPRESSUM Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Bundesministerium der Verteidigung Presse- und Informationsstab Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin Redaktionsanschrift: Zentralredaktion der Bundeswehr Bundeswehr aktuell Oberspreestraße 61 L, 12439 Berlin Telefon: (0 30) 67 94 - App Fax: (0 30) 67 94 - 20 65, BwFw 82 00 E-Mail: [email protected] INTERN ZITAT EDITORIAL „Als Geophysiker bin ich froh zu bestätigen, dass die Erde in der Tat rund ist.“ Verteidigungsministerin von der Leyen hat in der vergangenen Woche die neue „Agenda Attraktivität“ vorgestellt (S. 3). Kern der Kampagne ist der Leitgedanke, dass den Soldaten Besonderes geboten werden müsse, da sie auch Besonderes leisten. Doch was macht eine attraktive Bundeswehr für die Mitarbeiter tatsächlich aus? Welche konkrete Erwartungshaltung haben sie an die Reformen? aktuell hat diese Fragen gestellt. Auf den Seiten 6/7 geben zivile und militärische Angehörige der Bundeswehr, Frauen und Männer aller Altersstufen und Organisationsbereiche, ihre persönlichen Antworten dazu. Die hier abgebildete Vielfältigkeit ist eine Stärke der Bundeswehr, die in Zukunft durch qualifizierten Nachwuchs gesichert werden muss. Die aktuelle Kampagne soll einen wichtigen Beitrag dazu leisten. Wie wichtig eine leistungsfähige Bundeswehr heute ist, zeigen wiederum die Entwicklungen in der Welt. Die NATO-Verteidigungsminister trafen sich vergangene Woche in Brüssel unter dem Eindruck der Krise in der Ukraine. Die Minister beschlossen, dass die NATO ihre Bündnispartner im Osten verstärkt unterstützen werden. Auch Alexander Gerst, deutscher Astronaut auf der Internationalen Raumstation (ISS). Leitender Redakteur: Major Torsten Sandfuchs-Hartwig (tsh, App: 20 39) Redakteur Politik: Jörg Fleischer (jf, App: 20 55) Redakteur Streitkräfte: Oberleutnant Tim Schmidt (tss, App: 20 38) Redakteur Sport/Vermischtes: Hauptmann Patricia Franke (pfr, App: 20 40) Obergefreiter Alexander Linden (afl, App: 20 40) Mediendesign: Eva Pfaender (epf, App: 20 37) aktuell als E-Paper und im pdf-Format: Auf www.bundeswehr.de abrufbar Satz: Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei Köln/Bonn Intranet: http://zentraldruckerei.iud Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH Kurhessenstr. 4 - 6, 64546 Mörfelden-Walldorf Erscheinungsweise: Wöchentlich montags Auflage: 45 000 Exemplare Verteilung innerhalb der Bundeswehr: Streitkräfteamt, Abt. I – Informations- und Medienzentrale der Bundeswehr – Info-Service Alte Heerstraße 90, 53757 Sankt Augustin Telefon: (0 22 41) 15-1 (Vermittlung) E-Mail: [email protected] ISSN: 1618-9086 Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. 10. Juni 2014 KALENDERBLATT Vor 20 Jahren: Am 11. Juni 1994 wurde der Paragraph 175 des Strafgesetzbuches aufgehoben, nach dem Homosexualität unter Strafe gestellt wurde. Vor 50 Jahren: Am 12. Juni 1964 wurde Nelson Mandela, der Führer des damals illegalen „African National Congress“, zusammen mit sieben Mitangeklagten wegen Subversion und Sabotage zu lebenslanger Haft verurteilt – bis 1990 sollte er in Haft bleiben. Vor 60 Jahren: Am 15. Juni 1954 wurde im schweizerischen Basel der europäische Fußballverband (UEFA) gegründet. Insgesamt umfasst er 53 nationale Verbände. Vor 150 Jahren: Am 11. Juni 1864 wurde Richard Strauss g eboren. Zum Werk des Komponisten und Dirigenten gehören unter anderem die sinfonische Dichtung „Don Juan“ (1889), die Oper „Elektra“ (1908) sowie die lyrische Komödie „Der Rosenkavalier“ (1911). Vor 220 Jahren: Am 10. Juni 1794 erlässt der Wohlfahrtsausschuß unter dem französischen Revolutionsführer Maximilian de Robespierre ein verschärftes Terrorgesetz mit dem „La Grande Terreur“ – „Der große Schrecken“ begann. Vor 625 Jahren: Am 15. Juni 1389 unterliegt das serbische Koalitionsheer den Osmanen auf dem Amselfeld. Diese Schlacht wird im 20. Jahrhundert Kernelement der serbischen Nationalidentität. (eb) Deutschland setzt hier ein Zeichen der Bündnissolidarität und verstärkt sein Engagement im Multinationalen Korps Nordost in Stettin, sowie bei der integrierten Luftverteidigung im Baltikum. Ein weiteres Beispiel ist die NATO-Mission im Kosovo (KFOR). Der Einsatz deutscher Truppen wurde vor nunmehr 15 Jahren erstmals beschlossen und jetzt vom Bundestag erneut verlängert (S. 3). Relativ sorgenfrei könnten sich dagegen Comicfiguren in Gefahr begeben. Sollte mal was daneben gehen, stehen sie in der nächsten Ausgabe in der Regel wieder gesund und munter da. So erging es auch dem dieswöchigen Geburtstagskind Donald Duck nur allzu oft. Der bekannte Erpel feiert seinen 80. Geburtstag und erfreut sich trotz seines hohen Alters bester Gesundheit und höchster Beliebheit. Auch aktuell gratuliert auf Seite 11 und wünscht noch viele Abenteuer. Alexander Linden Redakteur Sport Foto: dpa/pa BILD DER WOCHE Kunstsprung: Fallschirmspringer der britischen Royal Air Force landen anlässlich der Feierlichkeiten zu 70 Jahren D-Day nahe Ranville in der Normandie in Frankreich. MINISTERIUM / HINTERGRUND Foto: dpa/pa 10. Juni 2014 „Wir wollen die Besten – wir brauchen die Besten“: Verteidigungsministerin U rsula von der Leyen hat deutlich gemacht, dass die A ttraktivität der Bundeswehr e ntscheidend für ihre Einsatzfähigkeit ist. Die Ministerin betonte bei der Vorstellung der Maßnahmen der Attraktivitätsoffensive, dass die Bundeswehr vor einer großen Herausforderung stehe. Aber: „Die Bundeswehr hat sehr gute Argumente auf ihrer Seite.“ Von der Leyen meinte damit die große Bandbreite der Karriereoptionen und Bildungsmöglichkeiten in den Streitkräften. Vor dem Hintergrund der kritischen sicherheitspolitischen Situation stellte von der Leyen auch die Bedeutung der Agenda Attraktivität heraus: Die Attraktivität der Bundeswehr sei als Arbeitgeber entscheidend für die Einsatzfähigkeit. (flo) Mehrheit für Kosovo-Einsatz Berlin. Der Bundestag hat 15 Jahre nach Beginn des NATO-geführten KFOR-Einsatzes im Kosovo für eine Fortsetzung der deutschen Beteiligung gestimmt. Die Abgeordneten votierten am vergangenen Donnerstag mit großer Mehrheit für den Antrag der Bundesregierung, die Beteiligung der Bundeswehr um ein Jahr zu verlängern. Bei 598 abgegebenen Stimmen votierten 532 Parlamentarier in namentlicher Abstimmung für die Fortsetzung einer deutschen Beteiligung an der NATO-geführten Mission. 59 Abgeordnete haben mit Nein gestimmt; es gab 7 Enthaltungen. Foto: Bundeswehr Bundestag stimmt der Verlängerung der 15-jährigen Mission auf dem Balkan zu. Balkanmission: Der Kosovo-Einsatz dauert bereits 15 Jahre. Bis zu 1850 Soldaten der Bundeswehr können für die Operation herangezogen werden. Derzeit befinden sich rund 700 deutsche Soldaten im Kosovo. Unter der Voraussetzung, dass ein Mandat des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen, ein entsprechender Beschluss des Nord- atlantik-Rates sowie die konstitutive Zustimmung des Deutschen Bundestages vorliegen, können die Kräfte zeitlich unbegrenzt eingesetzt werden. Die Bundesregierung hat aber zugesichert, dass sie für die Fortdauer des Mandats alle zwölf Monate den Deutschen Bundestag befassen werde. Die letzte Verlängerung des Mandats durch den Bundestag erfolgte auf Antrag der Bundesregierung am 13. Juni vergangenen Jahres. Seit 15 Jahren hat die Kosovo Force den Auftrag, ein multi-ethnisches, friedliches, rechtsstaatliches und demokratisches Umfeld im Kosovo mit aufzubauen und dies militärisch abzusichern. „Diese Mission ist eine unserer wichtigsten und größten, in einem Land, das wie kein anderes über Jahrzehnte Spaltung, Auseinandersetzung und Gewalt erlebt hat“, betonte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen kürzlich bei ihrem Besuch des deutschen KFOR-Kontingents. (eb) Solidarisch mit den Bündnispartnern Die Bundeswehr beteiligt sich an der Verstärkung des Multinationalen Korps in Stettin. Brüssel. Deutschland, Polen und Dänemark haben am vergangenen Dienstag in Brüssel beim NATO-Verteidigungsministertreffen beschlossen, das Hauptquartier des Multinationalen Korps Nordost im p olnischen Stettin zu verstärken. Damit beteiligt sich die Bundeswehr an einer weiteren Maßnahme AKTIV. ATTRAKTIV. ANDERS. – BUNDESWEHR IN FÜHRUNG „Meine Arbeit ist ein wichFoto: Lang/Bundeswehr tiger Teil von mir. Dafür brauche ich moderne und flexible Bedingungen.“ Oberfeldwebel Frank Heppner, Techniker Flugbereitschaft, Köln. zur Unterstützung der östlichen Bündnispartner. Die östlichen NATO-Mitgliedstaaten „können sich auf unsere volle Solidarität verlassen“, bekräftigte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bei dem Treffen. Demnach wollen die Verteidigungsminister Deutschlands, Polens und Dänemarks als Reaktion auf die Krise in der Ukraine den Korpsstab des Multinationalen Korps Nordost (MNK NO) personell aufstocken. Diese Maßnahme sei „ein wichtiger Beitrag zu unserer gemeinsamen Verteidigung“, erklärte NATO-Generalsekretär Anders Fogh R asmussen. Das Korps ist Bestandteil der NATO Streitkräftestruktur in Europa. Mit der Verstärkung wird der Korpsstab in die Lage versetzt, Operationen und Übungen noch schneller zu planen. Mit Blick auf die Ukraine ist es bereits die dritte Maßnahme im NATO-Rahmen, an der sich Deutschland beteiligt. So leitet der Tender „Elbe“ seit dem 26. Mai den Ständigen Minenabwehrverband 1 der NATO (SNMCMG 1), der im Ostseeraum zahlreiche Manöver durchführt. Weiter unterstützt die Luftwaffe ab September mit sechs „Eurofightern“ das „NATO Air Policing Baltikum“ zur Wahrung der Integrität und zum Schutz des Luftraums über den baltischen Staaten. (eb) aktuell 3 Flexibel sein auf allen Ebenen Berlin. Staatssekretär Gerd Hoofe hat beim Thementag Prozessmanagement gefordert, dass prozessorientiertes Denken und Handeln zum selbstverständlichen Standard wird. Das angestrebte Ziel einer „schlagkräftigen Freiwilligenarmee“ sei nur durch ständige Anpassungsfähigkeit und Flexibilität auf allen Arbeitsebenen zu erreichen. „Das schaffen wir nicht mit Aufstellungsappellen oder Pressemitteilungen“, so Staatssekretär Hoofe am vergangenen Dienstag vor Vertretern aus Bundeswehr, Wirtschaft und Gesellschaft in Berlin. Klare Zielvorgaben und das dafür erforderliche Handwerkszeug setzten einen wichtigen Anreiz und wirkten identitätsstiftend. Der Thementag Prozessmanagement diente dem Erfahrungsaustausch und zielte zudem darauf ab, für die anstehende Umsetzung des Prozessmanagements in der Bundeswehr zu werben. Eingeladen hatten der für die Implementierung des Prozessmanagements zuständige Stab Organisation und Revision im Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) sowie die Gesellschaft für Entwicklung, Beschaffung und Betrieb (gebb). (mat) Kabinett verlängert Einsatzmandate Berlin. Das Bundeskabinett hat am vergangenen Mittwoch in Berlin die Verlängerung der UN-Mission UNIFIL vor der libanesischen Küste beschlossen. Hier bleibt die Obergrenze für die Zahl der eingesetzten Soldaten unverändert bei 300 Soldaten. Vor Ort sind derzeit knapp 150 Soldaten mit zwei Schnellbooten. Ziel der UNIFIL-Mission ist die Überwachung des Seeverkehrs im östlichen Mittelmeer, um insbesondere Waffenlieferungen nach Libanon zu verhindern. Eine Sprecherin der Bundesregierung sagte, die Mission sei in der Region als „ein Stabilitätsanker“ anerkannt. Weiter befasste sich das Kabinett mit dem Einsatz in Mali. Dort bleibt die Mandatsobergrenze unverändert. Die Bundeswehr unterstützt dort die UN-Friedensmission MINUSMA sowie französische Kräfte mit Flugzeugen und Kapazitäten zur L uftbetankung. Bis zu 150 Soldaten können dort oder im benachbarten Senegal eingesetzt werden, wo die deutschen Flugzeuge stationiert sind. Im Einsatz sind derzeit etwa 75 Soldaten. Das bisherige deutsche MINUSMA-Mandat läuft Ende Juni aus; es soll nun um ein weiteres Jahr verlängert werden. (bk) Weitere US-Truppen in Osteuropa Warschau. US-Präsident Barack Obama hat am vergangenen Dienstag die Stationierung zusätzlicher US-Boden-, Luftund Marinestreitkräfte in Osteuropa angekündigt. Er sagte in Warschau, für die „Sicherheit Polens und der anderen Verbündeten in Mittel- und Osteuropa“ stelle Washington eine Milliarde Dollar, umgerechnet 735 Millionen Euro, bereit. Mit dem neuen Sicherheitsplan solle auch die Fähigkeit von Nicht- NATO-Mitgliedern wie der Ukraine, Georgien und Moldau zum Ausbau ihrer Verteidigungskräfte gefördert werden. Der US- Kongress muss Obamas Initiative noch bestätigen. (bt) Thaci verspricht höhere Löhne Pristina. Die vergangene Woche stand im Kosovo ganz im Zeichen der Vorbereitungen auf die Parlamentswahl am vergangenen Sonntag. Angesichts heftiger Streitigkeiten über die Bildung einer eigenen Armee beschloss dort Anfang Mai das Parlament vorgezogene Wahlen. Die serbische Minderheit, die im Parlament wegen bestimmter Schutzklauseln großen Einfluss ausüben kann, lehnt das Vorhaben ab. Regierungschef Hashim Thaci versprach im Vorfeld der Wahlen den Bau von Autobahnen und mehr Wohlstand. Der Premier kündigte an, alle Löhne um 25 Prozent anzuheben. (eb) POLITIK/HINTERGRUND Hoffnungsträger des Westens Der neue ukrainische Präsident Petro Poroschenko muss schnell für Stabilität sorgen. von Jörg Fleischer Berlin. Der Westen setzt auf Petro Poroschenko. Allen voran US-Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie hat dem designierten ukrainischen Präsidenten am vergangenen Donnerstag bei einem Treffen in Berlin ihre Unterstützung bei der Reform und Einigung seines tief gespaltenen Landes zugesichert. „Nach wie vor befindet sich das Land in einer schwierigen Situation und Deutschland möchte sehr hilfreich sein.“ Obama mahnte bei seinem Osteuropabesuch in der vergangenen Woche in Warschau an, das Ergebnis der ukrainischen Präsidentschaftswahl anzuerkennen. Dieser Appell ging vor allem an die Adresse von Russlands Präsident Wladimir Putin, mit dem der US-Präsident am vergangenen Freitag den D-Day in der Normandie beging. Obama forderte Putin auf, ein Gesprächsangebot seines ukrainischen Kollegen anzunehmen. Dem ukrainischen Sieger der Präsidentschaftswahl Poroschenko, mit dem der US-Präsident in Warschau am Rande der US-Präsident Obama trifft in Warschau den neuen ukrainischen Präsidenten Poroschenko (r.). Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag der ersten halbfreien Wahlen am 4. Juni 1989 in Polen erstmalig zusammengetroffen ist, gilt Obamas volle Aufmerksamkeit. Obama erklärte in Warschau, die USA würden die Ukraine langfristig unterstützen. „Die Vereinigten Staaten stehen hinter dem ukrai- AKTIV. ATTRAKTIV. ANDERS. – BUNDESWEHR IN FÜHRUNG „Kreativität ist meine Stärke und die will ich in Bundesregierung sagt Hilfe zu Kano. Die Islamistengruppe Boko Haram soll im Nordosten Nigerias erneut dutzende Menschen getötet haben. Wie Dorfbewohner und ein örtlicher Abgeordneter berichteten, überfielen schwer bewaffnete Männer in Militäruniformen und Geländewagen am vergangenen D ienstag vier Dörfer im Bundesstaat Borno. Viele Einwohner seien über die nahe gelegene Grenze ins Nachbarland Kamerun geflohen. Angesichts der jüngsten Ereignisse sagte unterdessen Außenminister Frank-Walter Steinmeier der nigerianischen Regierung Unterstützung der Bundesregierung zu. Unter anderem solle die Zusammenarbeit im Sicherheits- und Polizeisektor ausgebaut werden. Zudem wolle die Bundesregierung die Dörfer der Mädchen unterstützen, die im April von Boko Haram entführt worden sind. Boko Haram kämpft mehrheitlich im muslimischen Norden Nigerias für einen islamistischen Staat (bfi) 10. Juni 2014 Foto: dpa/pa aktuell Foto: Lang/ZRedBW 4 meinem Job noch weiterentwickeln.“ Isabell Kurtze, Zentralredaktion der Bundeswehr, Berlin nischen Volk – nicht nur in den kommenden Tagen oder Wochen, sondern in den kommenden Jahren“. Der US-Präsident zeigte sich „zutiefst beeindruckt“ von Poroschenkos Vision für das Land. Der schwer reiche Schokoladenfabrikant hatte die Wahl in der Ukraine mit gut 54 Prozent gewonnen. Der 48-Jährige hatte sich von Anfang an offen zu der pro-europäischen Maidan-Bewegung bekannt. Poroschenko muss nun so schnell wie möglich für Stabilität sorgen, angesichts einer weiterhin unübersichtlichen und gefährlichen Lage im Osten des Landes. Zwar senden Kiew wie Moskau einander Zeichen der Entspannung. Poroschenko beeilt sich am Tag nach der Wahl zu erklären, er müsse dringend mit dem russischen Präsidenten Putin verhandeln. Gleichwohl lässt er keinen Zweifel daran, dass er entgegen Moskaus Position den „Anti-Terror-Einsatz“ gegen prorussische Separatisten im Osten der Ukraine fortsetzen werde. Davor warnt im Gegenzug Russlands Außenminister Sergej Lawrow. Und dass die Krim nun „Region der russischen Föderation“ sei und bleibe, daran lässt Moskau keinen Zweifel. Das ist die spannungsgeladene Gemengelage, in welcher der Oligarch mäßigend wirken muss. Sein Gestus passt dazu. Der korpulente Schokoladenkönig nimmt sich Zeit, er will entspannt wirken. Poroschenko kommt unangestrengt, selbstsicher daher. Ein Auftreten, das ihm in dieser unsicheren Situation nützen kann. Klar ist, auf seinen breiten Schultern lasten die Hoffnungen der westlichen Welt. Hohe Sicherheitsstufe bei der WM In Bras ilien stehen 170 000 Einsatzkräfte zum Schutz der Fußball-Weltmeisterschaft bereit. Rio de Janeiro. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien soll es friedlich zugehen. 170 000 Sicherheitskräfte werden ab dem 12. Juni im Einsatz sein, um gewaltbereite Fans in Schach zu halten. Sorgen bereiten den Brasilianern vor allem Hooligans aus Argentinien und Großbritannien. „Unser Ziel ist zu verhindern, dass gewaltbereite Fans hierher kommen und wenn doch, dass sie nicht in die Stadien gelangen“, sagt die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff. Der Kampf gegen die Störenfriede beginnt schon an den Landesgrenzen. Unter anderen lie- ferten Buenos Aires und London Listen mit den Namen bekannter Hooligans, so dass diese bereits bei der Einreise abgewiesen werden können. Dennoch werden es einige in die WM-Stadien schaffen – wie bei der Weltmeisterschaft vor vier Jahren in Südafrika. Damals wurden viele argentinische Fans festgenommen und ausgewiesen. Ein Test für die Sicherheitsvorkehrungen bei der WM war der Confederations Cup im vergangenen Jahr. In den Stadien lief fast alles glatt, doch außerhalb bekam es die Polizei mit mehr als einer Million Demonstranten zu tun, die gegen die illiarden Dollar teure WeltM meisterschaft und die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro protestierten. Um den Confederations Cup spielten lediglich acht Nationen, außerdem war der brasilianische Erzrivale Argentinien nicht dabei. Bei der Weltmeisterschaft hingegen treten 32 Teams an. Jedes der zwölf WM-Stadien wird deshalb im Schnitt von 1800 privaten Sicherheitskräften bewacht, die von 700 Polizisten unterstützt werden. Außerdem sind die Spielstätten mit Kameras, Röntgenscannern und Metalldetektoren ausgestattet, die helfen sollen, gefährliche Gegen- stände von den Fußballfeldern und Tribünen fern zu halten. Die Caixirola, die als die brasilianische Antwort auf die südafrikanische Vuvuzela für Stimmung bei den Spielen sorgen sollte, wurde inzwischen wieder verboten. Das Instrument sei zu gefährlich, urteilten die Behörden. Ständige Alarmbereitschaft lautet die Devise für die Sicherheit des Fußballereignisses. Die Ordner in den Stadien sind die ersten, die bei Auseinandersetzungen eingreifen. Und wenn das nicht ausreicht, kommt die Polizei hinzu sowie weitere Sicherheitskräfte oder taktische Einheiten. (jah) 10. Juni 2014 EINSATZ aktuell 5 Großer Respekt für KFOR Oberst Josef Jünemann lässt seinen Einsatz im Kosovo Revue passieren und ist überrascht von der Herzlichkeit im Land. Welche Aufträge erfüllen die Soldaten derzeit im Schwerpunkt? Die Aufträge, die das 37. deutsche Einsatzkontingent zu erfüllen hatte und an das 38. deutsche Einsatzkontingent übergeben hat, sind vielfältig: Während im Norden beispielsweise die Einsatzkompanie Patrouillen durchführt, Beobachtungsposten betreibt oder als schnelle Eingreiftruppe fungiert, wird im südlich gelegenen P rizren Zusammenarbeit: Oberst Jünemann zeichnet US-Soldaten aus. etwa ein hoch leistungsfähiges Einsatzlazarett unterhalten sowie der Materialpool der Operational Reserve Force – Fahrzeuge, Waffen und Geräte für eine rund 700 Mann starke Alarmierungsreserve – bereitgehalten. Wie haben Sie sich auf den Einsatz vorbereitet? Ideal ist es natürlich, wenn das Kontingent gemeinsam auf den Einsatz vorbereitet wird. Dies ist jedoch aus den unterschiedlichsten Gründen nicht realisierbar. Unser Kontingent war vergleichsweise heterogen und hat im Vorfeld mit seinen einzelnen Teilen die Basisausbildung für die Einsatzvorbereitende Ausbildung im Rahmen von Konfliktverhütung und Krisenbewältigung (EAKK) und Fachlehrgänge durchlaufen. Umso mehr kommt es dann darauf an, im Einsatz schnell Kohäsion herzustellen – was mit Bravour gelungen ist. Mit welchen Erwartungen sind Sie in den Kosovo gegangen und welche Situation haben Sie tatsächlich vorgefunden? Ehrlich gesagt, bin ich ohne konkrete Erwartungen in den Einsatz gegangen. Auch vor dem Hintergrund meiner Erfahrungen, die ich in vorherigen Einsätzen in Bosnien-Herzegowina und Afghanistan gesammelt habe, war ich überrascht von der herzlichen Aufnahme in der Bevölkerung und von dem Respekt, den die Kosovaren für KFOR und die Bundeswehr entgegenbringen. Und beeindruckt war ich von der Leistungsfähigkeit und dem Engagement meiner Soldaten. Was waren die Höhepunkte Ihrer Zeit als Kommandeur und wie empfanden Sie persönlich den Einsatz? Der Einsatz auf dem Balkan war für mich eine schöne, lehrreiche und erfüllende Aufgabe. Wir haben hier viele kleine und große Highlights erlebt, darunter die Besuche von Abgeordneten und Staatssekretären. Der Besuch von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen im Mai war natürlich für mich und die Soldaten ein ganz besonderes Erlebnis. Zumal die Ministerin auch deutlich gemacht hat, wie unverändert wichtig das Engagement auf dem Balkan und der Dienst aller Soldaten ist, die hier die vielen kleinen Schritte des Kosovo in eine gute Richtung abzusichern helfen. Was kommt nach dem Einsatz für Sie? Nach der Heimkehr aus dem Einsatz steht unmittelbar der Wechsel aus meiner Wahlheimat Hannover nach Köln an. Ich werde im Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr als Unterabteilungsleiter II 3 den Bereich „Assessmentcenter für Führungskräfte“ verantworten. Dort werden die erforderlichen Bewerbungs-, Annahme- und Auswahlverfahren zur Bedarfsdeckung für die Laufbahnen der Offiziere und der Beamten des gehobenen und höheren Dienstes in der Bundeswehr durchgeführt. Eine sicherlich spannende Aufgabe, auf die ich mich sehr freue. Welche abschließende Botschaft möchten Sie an Ihre Soldaten im Einsatz richten? Den Soldaten des 37. Kontingents sage ich „Danke! – und gut gemacht!“ Sie haben mich als Kommandeur mit Ihren Leistungen, Ihrer Hingabe und Ihrer P rofessionalität sehr stolz gemacht! Dem 38. Kontingent und meinem Nachfolger, Oberst Freiherr von K eyserlingk, wünsche ich viel Erfolg und Erfüllung bei der Aufgabe und eine gesunde Rückkehr. Die Fragen stellte Torsten Sandfuchs-Hartwig AKTIV. ATTRAKTIV. ANDERS. – BUNDESWEHR IN FÜHRUNG „Im Einsatz ist alles anders. In der Kaserne zuhause Foto: Lang/Bundeswehr Wie stellt sich derzeit die Lage in Ihrem Verantwortungsbereich, insbesondere im Norden in der Grenzregion, dar? Insgesamt ist die Lage im Kosovo erfreulich ruhig und stabil, vor allem im Bereich des Feldlagers Prizren, wo die Masse der deutschen Kräfte eingesetzt wird. In der Region nördlich Mitrovica, wo die deutsche Einsatzkompanie Aufträge ausführt, ist die Lage zwar ruhig, aber nicht stabil. Wir sind hinter der kosovarischen Polizei und der europäischen Rechtsstaatlichkeitsmission EULEX allerdings nur noch in „dritter Reihe“ für Sicherheit und Ordnung zuständig. Foto (2): Bundeswehr Prizren. Oberst Josef Jünemann ist seit Februar Kommandeur des deutschen Einsatzkontingents KFOR und reicht den Staffelstab in dieser Woche an Oberst Hans- Jürgen Freiherr von Keyserlingk weiter. Im Gespräch mit aktuell zieht der scheidende Kommandeur eine Bilanz seiner Einsatzzeit. sollte aber eine moderne Unterkunft Standard sein.“ Hauptgefreiter Tino Novotny, Bereich Unterstützung, Stabsquartier, Infanterieschule Hammelburg, Kochen für „Brandenburg“ Ernährer: Köche auf Schiffen. oder Geflügel in verschiedenen Variationen. Für die Zubereitung stehen drei Kochkessel, eine Kippbratpfanne, zwei Öfen zum Warmhalten und ein Herd mit vier Platten zur Verfügung. Keine leichte Aufgabe, eine Mahlzeit für die Besatzung zuzubereiten, wenn der Raum kaum größer als eine Garage ist. Damit das gelingt, sind Organisation und Planung zwingend erforderlich. Obermaat Steffen S. steht um kurz vor acht Uhr am Morgen in der Kombüse und ruft sein Team zusammen. Er ist als Kombüsenunteroffizier für die reibungslosen Arbeitsabläufe zuständig. „Heute ist Nudeltag. Es gibt Thunfischsoße ‚all`Arrabiata‘, Knoblauch-Pesto und zum Nachtisch gibt es Mousse-au-Chocolat“, sagt er, während er die Aufgaben verteilt. Ist das Essen einmal zubereitet, werden die Mahlzeiten in verschiedenen Speisesälen, den sogenannten „Messen“, eingenommen. Für die Köche ist da aber noch lange nicht Schluss. Nach dem Kochen ist vor dem Kochen. Alles muss sauber gemacht werden, damit schon bald die nächste Mahlzeit bereitgestellt werden kann. (sj) Foto: Klein/Bundeswehr Dschibuti. Smuts sind die Spezialisten in der Kombüse. Auf der Fregatte „Brandenburg“ schaffen sie es, jeden Tag eine 235-köpfige Besatzung satt zu kriegen. Egal, bei welchem Seegang. „Ohne Mampf, kein Kampf.“ Diese Devise gilt auch für die Besatzung der „Brandenburg“ am Horn von Afrika. Die „Smuts“, so heißen die Köche an Bord, haben immer alle Hände voll zu tun. Sie bereiten rund um die Uhr Mahlzeiten vor. Sechs Smuts und ein Bäcker sorgen dafür, dass die Besatzung Essen bekommt und kein Magen knurren muss. Im Bauch der Fregatte, im Zwischendeck, befindet sich die rund 20 Quadratmeter große Küche, in der Marine „Kombüse“ genannt. Hier bereiten die Smuts bis zu vier Mahlzeiten am Tag zu. Auf dem Speiseplan stehen abwechselnd Fleisch, Fisch Foto: Jonack/Bundeswehr Smuts sorgen für das richtige Wohlbefinden auf dem Schiff. Fertiggestellt: Die neue Sanitätseinrichtung im malischen Koulikoro ist Ende Mai eingeweiht worden. In 64 Tagen wurde dabei etwas vollbracht, was es so in der Bundeswehr noch nicht gab: Der Umbau eines Luftlanderettungszentrums, in ein modulares Rettungszentrum – am selben Ort und bei laufendem Betrieb. Die hygienischen Bedingungen im Einsatzlazarett wurden mit dem Umbau deutlich verbessert. Bei der „neuen“ Modularen Sanitätseinrichtung (MSE) sind die Container und Zelte auf P odesten aufgebaut. So kann das Material besser vor möglichen Wasser- einbrüchen, gerade aufgrund der anstehenden Regenzeit, geschützt werden. (eb) 6 aktuell BUNDESWEHR Oberbootsmann Niklas Thoms IT-Feldwebel, Mayen … mir als Spezialist ermöglicht, meine Fähigkeiten dauerhaft sinnvoll einzubringen – unabhängig von meiner Teilstreitkraft. Eine Laufbahn für Spezialisten mit entsprechenden Zulagen für hochqualifizierte Fachkräfte wäre sinnvoll, um ein Abwerben durch die Wirtschaft oder frühes Ausscheiden zu vermeiden. Oberleutnant Fabian Burner Personaloffizier, Nörvenich … den Ausgleich zwischen ihren eigenen Interessen und den Ansprüchen der Soldaten findet und wenn nötig ausgetretene Pfade verlässt, um so individuelle sowie flexible Entwicklungsperspektiven zu schaffen. Hauptbootsmann Rebecca Beutel Manfred Schumacher … mir die Chance bietet, mich in einem internationalen Umfeld weiter zu entwickeln. Dazu fordert, fördert und unterstützt mich die Bundeswehr bei einer integrierten Verwendung im Ausland. Sie nimmt meine Interessen wahr und setzt sich für meine Belange ein … die friedfertig ist und sich deshalb im Gegensatz zu den deutschen Armeen, in denen meine Großväter in zwei Weltkriegen als Berufssoldaten dienten, der Bewahrung des Friedens unter den Völkern verpflichtet fühlt. Personalfeldwebel, Bonn Feldwebel Lydia Hartung Personalfeldwebel, Bonn … mir neben einem sicheren Einkommen auch eine sehr gute Ausbildung bietet, die auch außerhalb der Bundeswehr hoch angesehen und in der zivilen Wirtschaft anerkannt ist. Leitender Technischer Regierungsdirektor, Koblenz aktuell Hauptfeldwebel Ralf Skutnick Feldwebel Sonja Goertz Medizinisch Technischer Assistent, Koblenz Personalfeldwebel, Nörvenich … mir Vielseitigkeit im Arbeitsalltag bietet, sodass ich überall arbeiten kann und es wird nie langweilig. … mir einen herausfordernden Beruf anbietet und mir Verantwortung überträgt. Sie gibt mir die Möglichkeit, meinem Land zu dienen und so zu einem Stück mehr Sicherheit in der Welt beizutragen. Hauptgefreiter Anna Deckers Jürgen Knott Stabsdienstsoldatin, Nörvenich … mir die Möglichkeit gibt, meine Interessen und Fähigkeiten gezielt einzusetzen. Genauso wichtig ist mir die Vielfalt in meinem Arbeitsalltag, der mir jeden Tag neue und zufriedenstellende Herausforderungen bietet. Durch Teamarbeit mit engagierten Menschen werden Ziele vereinbart und gemeinsam erreicht. Bezirksschwerbehindertenvertreter, Zeithain … Menschen mit Einschränkungen die Chance auf einen attraktiven Arbeitsplatz bietet. Eine Bundeswehr, die nicht nur auf barrierefreie Dienstgebäude setzt, sondern Behinderte in vielfältiger Weise integriert. Egal, ob Soldat oder Zivilangestellter. Für mich ist eine attraktiv, die ... Major Ann-Kathrin Tielken Hörsaalleiter, Osterholz-Scharmbeck … es motivierten Soldaten erlaubt, mit Freude ihren Dienst zu leisten und eine individuelle Planung von Vereinbarkeit von Familie und Dienst in den Streitkräften zulässt. Sie bietet eine persönliche Entwicklungsperspektive und ermöglicht die zivile Anerkennung militärisch erworbener Qualifikationen; sie erlaubt konstruktive Kritik und schätzt das Engagement eines jeden. Oberfeldwebel Jens Meinhardt Materialbewirtschaftungsfeldwebel, Kalkar Hauptgefreiter Paul Madsack … moderne Rahmenbedingungen für jeden Kameraden schafft, individuell betrachtet und angemessen umsetzt. Aufstiegschancen aus der Truppe heraus, gerade für Mannschafter, die sich „beweisen“, sollten unabhängig von externen Bewerbern priorisiert und gefördert werden. … ein großes Spektrum an Berufsbildern ausbildet, viele Sport- und Freizeitaktivitäten anbietet sowie eine verantwortungsvolle und anspruchsvolle Aufgabe an einen stellt, die es zu erfüllen gilt. Gelebte Kameradschaft ist für mich höchste Priorität! Stabsdienstsoldat, Laage Oberleutnant zur See Sandra Hoffmann Fernmeldeoffizier, Fregatte „Augsburg“ … es mir ermöglicht, schon in jungen Jahren Führungsverantwortung für Mensch und Material zu übernehmen und die es mir gestattet, Karriere in den verschiedensten Bereichen zu machen. Hauptfeldwebel Nicole Müller Sterilgutassistentin, Rennerod … mir auch in Teilzeit die Möglichkeit gibt, Führungsverantwortung zu übernehmen. Oberleutnant Ferdinand Storm Zugführer, Hamburg ...aus Kameraden und Mitarbeitern besteht, die sich abseits der Verfolgung ihrer persönlichen Interessen und Ziele vor allem durch Zusammenhalt, Dienstfreude und dem Blick für das Wesentliche auszeichnen. Eine Bundeswehr, die mit Blick auf militärische Traditionen dennoch zukunftsorientiert den ehrenvollen Auftrag annimmt, Recht und F reiheit zu verteidigen. Hauptmann Torsten Gliesche Longterm Planning Operational Division, Eindhoven … es mir ermöglicht, gemeinsam mit Kameraden aus mehreren Nationen sehr erfolgreich zusammenzuarbeiten. Ich kann meinen Beitrag einbringen und gemeinsam den Erfolg spüren und teilen. Stabsunteroffizier Tobias Jentzsch Großgerätebediener, Husum … mir persönlich eine sichere Zukunft mit Perspektiven ermöglicht und mir einen dauerhaften Arbeitsplatz bietet. Hauptfeldwebel Marco Bauer Hauptgefreiter Michelle Ney Pharmazeutisch Technischer Assistent, Koblenz Materialbewirtschaftungssoldatin, Kalkar … mir die Möglichkeit bietet, fremde Kulturen kennen zu lernen. Mein persönlicher Horizont hat sich durch die verschiedenen Einsätze erweitert. … eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf schafft und somit ein moderner Arbeitsgeber ist. 7 8 aktuell BUNDESWEHR 10. Juni 2014 Kompetent zur Stelle Bundeswehr beim Hessentag mit dabei Programm kommt bei US Army gut an Kaiserslautern. Die Präventionskampagne „Denk an mich. Dein Rücken“ hat bei der US-Army für Aufsehen gesorgt. Das in der Bundeswehr federführende Fachreferat Unfallverhütung und Prävention im Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr hatte die Kampagne auf dem „Safety Day 2014“ der US-Army Europe in Kaiserslautern vorgestellt. Die Gastgeber honorierten den gelungenen Auftritt des Teams um Oberstleutnant Günther Tischner mit einer Auszeichnung für die beste Standpräsentation. Der Event findet ein Mal jährlich statt. Hierbei werden die US-Soldaten an verschiedenen Ständen mit Informationen rund um die Themen Sicherheit und Gesundheit versorgt. (eb) „Magedeburg“ kehrt in Hafen zurück Aksaz. Mit der Kommandoübergabe der Standing NATO Maritime Group 1 (SNMG 1) vom norwegischen Commodore Nils Stensones an den dänischen Kommodore Aage Buur Jensen hat kürzlich die Korvette „Magdeburg“ ihre Teilnahme an dem Verband beendet. Seit Anfang des Jahres war die Korvette im Auftrag der NATO unterwegs. Dies war zugleich die erste Teilnahme einer K 130 an einem NATO-Verband. Neben Manövern wie „Dynamic Mongoose“ und „Joint Warrior“ stand vor allem die Beteiligung an der Anti-Terror-Operation „Active Endeavour“ im Mittelmeer im Fokus des Einsatzes. (eb) Foto: Brandt/Bundeswehr Erfurt. Ob im Einsatz oder in der Heimat – ein Katastrophenfall erfordert von Soldaten nicht nur Einsatzbereitschaft bis an die Grenzen ihrer persönlichen Leistungsfähigkeit. Binnen Sekunden müssen sie die richtige Vorgehensweise, korrekte Handgriffe und vieles mehr abrufen können. Um diesem Höchstmaß an Konzentration, Fingerfertigkeit und fachlicher Kompetenz gerecht zu werden, ist eine entsprechende Ausbildung Pflicht. Deshalb haben die Soldaten der Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanie Thüringen (RSU) vor kurzem die Einsatzersthelfer- und Sanitätsausbildung durchlaufen. Die dreitägige Ausbildung bestand zunächst aus der theoretischen Vermittlung aller notwendigen Kenntnisse zum richtigen Verhalten im Gefecht oder bei Unglücksfällen. Am dritten Tag mussten die Soldaten dann das Erlernte praktisch anwenden. Die Abschlussübung stand unter der Leitung eines neunköpfigen Sekunden zählen: Helfer müssen sich stets auf ihr Wissen verlassen. Expertenteams aus dem Fachsanitätszentrum Erfurt. Zu Beginn der Übung wurden die Teilnehmer von Stabsunteroffizier Steffi Helmert in die fiktive Lage eingewiesen. „Eine Explosion hat sich ereignet. Soldaten werden vermisst und wir müssen von zahlreichen Verletzten ausgehen“, erklärt die ausgebildete Rettungsassistentin. Binnen weniger S ekunden wurde ein Gruppenführer bestimmt. Unter seinem Kommando machten sich die Soldaten der Thüringer RSU-Kompanie AKTIV. ATTRAKTIV. ANDERS. – BUNDESWEHR IN FÜHRUNG „Ich versuche immer, für meine Leute ansprechbar zu sein. Dafür muss Zeit sein.“ Oberstleutnant Marco Eggert, Kommandeur Panzerbataillon 413, Torgelow. auf dem Gelände der Erfurter Löberfeld-Kaserne an die Arbeit. Die Sicherung der Unglücksstelle, das Absetzen einer Meldung, die Suche nach den Vermissten, Erstversorgung der Verletzten sowie der Transport der Verletzten vom Unfallort lauteten die Aufgaben. Helmert ist stets am Ort des Geschehens. Als Leitende der Ausbildung verfolgt sie aufmerksam jeden Handgriff der Soldaten und notiert kurz deren Vorgehen. „Für die anschließende Auswertung schreibe ich mir eventuelle Fehler auf. Aber auch besonders gelungenes Verhalten wird erwähnt“, erläutert sie. Oberfeldwebel Lena Asadova ist Leitende der Station „Bodycheck“, bei der es um das exakte Abtasten geht, um eventuelle Verletzungen auszumachen. Atemfunktion, Bewusstsein oder Blutungen liefern wesentliche Anhaltspunkte, um eine erste Einschätzung vornehmen zu können. Wie wichtig das richtige Verhalten im Unglücksfall auch im zivilen Leben ist, weiß die ausgebildete Rettungsassistentin nur zu gut. „Ich habe schon viele Unfälle erlebt, in denen Zivilisten völlig untätig herumstanden.“ Die Gründe dafür kenne sie nicht. „Wenn zufällig Soldaten an der Unfallstelle waren, atmeten alle Anwesenden erleichtert auf. Getreu dem Motto, auf die können wir uns verlassen, weil sie wissen, was zu tun ist“, berichtet Helmert weiter. Erfahrungen wie diese machten nachdenklich. Traurige Realität sei, dass nur im Rahmen der Führerscheinausbildung eine Teilnahme an einem Erste-Hilfe-Kurs vorgesehen ist. Über die Jahre ginge das Wissen aber v erloren. Um jedoch für den Ernstfall gerüstet zu sein und gegebenenfalls Leben retten zu können, wäre im Zivilleben eine regelmäßige Auffrischung wünschenswert, so Helmert. Mit dem Auftrag, bei Vorliegen eines entsprechenden Gefährdungspotenzials aktive Verbände durch die Übernahme von personalintensiven Wachund Sicherungsaufgaben zu entlasten, haben die Thüringer Reservisten erst Anfang vergangenen Jahres ihre Tätigkeit aufgenommen. Als Kommandeur des Landeskommandos Thüringen weiß Oberst Norbert Reinelt um die Bedeutung einer soliden Ausbildung. Um für Katastrophen gerüstet zu sein, müsse jeder Soldat blitzschnell reagieren können und wissen, was im Ernstfall zu tun ist. Das könne nicht oft genug geübt werden. Denn unter Stress und Belastung funktioniere Gelerntes nur, wenn es in Fleisch und Blut übergegangen sei. Mit Christus Brücken bauen Militärbischof Overbeck feiert katholischen Laientreff mit Soldaten in Regensburg. Regensburg. Der Glaube an Gott soll Menschen verbinden. Das hatten sich die vielen tausend Teilnehmer des 99. Deutschen Katholikentags auf die Fahne geschrieben. In Regensburg trafen sich rund 125 katholische Verbände, um zusammen unter dem Motto „Mit Christus Brücken bauen“ in einer modernen Welt Gemeinsamkeiten zu zelebrieren. Auch Soldaten gehörten zu den Besuchern. Zusammen mit dem katholischen M ilitärbischof Franz-Jo sef Overbeck trafen sie sich unter anderem in der St. Anton Kirche zum Pontifikalamt. Wehrbeauftragter Hellmut Königshaus, Staatssekretär M arkus Foto: Kluge/KMBA Bensheim. Noch bis Ende der Woche findet in Bensheim der 54. Hessentag statt. Die Bundeswehr zeigt sich mit einer großen Auswahl an technischem Gerät. Auf insgesamt 9000 Quadratmetern Fläche soll das gesamte Spektrum der Organisationsbereiche gezeigt werden. N eben einem „Tornado“ und Hubschraubern nimmt auch die Mannschaft der Fregatte „Hessen“ an der Veranstaltung teil. Auf einer Aktionsbühne sind Solokünstler, Rock- und PopBands und ein Poetry Slam zu sehen. (tss) von Daniela Eichler Foto: Lang/Bundeswehr Foto: Höchner/Bundeswehr Reservisten der Thüringer RSU-Kompanie üben die medizinische Einsatzversorgung. Einzug: Soldaten auf dem Weg zur Kirche St. Anton. Grübel, Generalmajor Ansgar Rieks sowie zahlreiche weitere Gäste wohnten während der Messe einer Firmung von drei Soldaten bei, die der Militärbischof in die Kirche geladen hatte. In der „Stunde der Begegnung“ nutzte Overbeck die Gelegenheit vor vielen Zuhörern, seinen Standpunkt zu den Einsätzen der Bundeswehr deutlich zu machen. „Der Dienst für Frieden und Sicherheit weltweit“ gehöre zu den Aufgaben der Bundesrepublik. Deshalb sei es klar, dass sich auch Christen der Herausforderung dieser komplexen und teils paradoxen Situation stellen müssten. Waffen sollten „nicht exportiert werden mit dem Wissen, dass damit irreparabler Schaden“ verursacht werde, warnte der Militärbischof. Während der Tage präsentierte sich die Katholische Militärseelsorge mit Informationsständen, in Gottesdiensten und Veranstaltungen. Dabei wurde auch das neue Portal www. kms-mobil.de vorgestellt, die Interessierten einen schnellen Überblick über die Militärseelsorge gibt. (jk/tss) 10. Juni 2014 INNERE FÜHRUNG / MILITÄRGESCHICHTE aktuell 9 Wettstreit zweier Städte Im Trockendock: Zwei Minensuchboote (um 1900). von Dieter Hartwig Geschichte. Mit dem Jade-Vertrag von 1853 sollte es nur einen Nordseehafen für die preußische Flotte geben, eine Stadtgründung war ausdrücklich nicht vorgesehen. Eingeweiht wurde dieser Hafen am 17. Juni 1869 – allerdings als Hauptkriegshafen des Norddeutschen Bundes, der 1867 nach den zwei ersten der so genannten Einigungskriege gegründet worden war. Beim ersten dieser Kriege standen 1864 Preußen und Österreich gegen Dänemark, im zweiten 1866 Preußen gegen Österreich mit ihren jeweiligen Verbündeten. Für die Flotte des Norddeutschen Bundes und die ab 1871 Kaiserliche Marine wurde Wilhelmshaven zum Nordseestützpunkt beziehungsweise neben Kiel zum zweiten Hauptkriegshafen. Die Entwicklung beider Städte war seit Mitte des 19. Jahrhunderts untrennbar mit der Entwicklung deutscher Marinen verbunden – im Guten wie im Schlechten. Kiel blieb lange der Hauptstützpunkt der Kaiserlichen Marine. Diese Bevorzugung ergab sich aus dem zeitlichen Vorsprung der Stadt und wohl aus der abseitigen Lage Wilhelmshavens. Diese damalige „Randlage“ drückte sich auch in dem noch heute kolportierten Spitznamen „Schlicktau“ oder „Schlicktown“ aus. Dieser erklärt sich aus dem vorherrschenden Untergrund Wilhelmshavens sowie einer Erinnerung an den deutschen Marinestützpunkt Tsingtau im fernen China. Schon 1873 erhielt Wilhelmshaven Stadtrecht, war aber zu klein für den mit den Marineeinrichtungen wachsenden Personalbedarf. Werftarbeiter, Marinebeamte und sonstige militärische und zivile Beschäftigte der Marine und ihres Umfeldes wohnten in den umliegenden Dörfern, die sich erst zur Stadt Rüstringen zusammenschlossen und später nach Wilhelmshaven eingemeindet wurden. Die Kaiserliche Marine verlegte erstmals 1900 eines ihrer Großkampfschiffgeschwader nach Wilhelmshaven und trug mit dem Ausbau der K aiserlichen Werft zur zunehmenden Bedeutung Wilhelmshavens bei. Die 1906 marineintern gestellte Frage: „Kiel oder Wilhelmshaven – welche Stadt ist der wichtigste, größte Standort der Kaiserlichen Marine?“ wurde lange noch zu Gunsten des Ostseekriegshafens Kiel beantwortet. Allerdings gewann W ilhelmshaven durch Ereignisse im Oktober und November 1918 besondere Aufmerksamkeit – hier weigerten sich die Besatzungen der Großkampfschiffe der kaiserlichen Hochseeflotte, zu einem „letzten Gefecht“ gegen die britische Flotte allein aus „Ehrenund Existenzgründen“ auszulaufen. Den Ruhm für die sich daraus entwickelnde zweite deutsche Revolution nach 1848 jedoch nimmt wiederum Kiel in Anspruch. Seit 1990 entwickelte sich das einst so kleine Wilhelmshaven nunmehr zum größten Standort, nicht nur der Deutschen Marine, sondern der gesamten Bundeswehr. AKTIV. ATTRAKTIV. ANDERS. – BUNDESWEHR IN FÜHRUNG „Unsere Mannschaft macht einen professionellen Job. Foto: Lang/Bundeswehr Foto: ullstein Vor 145 Jahren wird Wilhelmshaven zum Kriegshafen – heute ist es größter Bundeswehrstandort. Ich freue mich, wenn wir das auch zeigen dürfen.“ Obermaat Thomas Müller, Schiffskoch beim 5. Marinegeschwader, Kiel. Nicht nur Soldaten haben gelitten Das MHM auf der Autobahn Das Militärhistorische Museum in Dresden zeigt besondere Kunstwerke zum Ersten Weltkrieg. von Katja Protte, Militärhistorisches Museum Foto: Sammlung Prinzhorn, Universitätsklinikum Heidelberg Geschichte. 1907 wird der ehemalige Kutscher Karl Ahrendt auf dem Berliner Alexanderplatz aufgegriffen und in eine psychiatrische Anstalt gebracht. Er hatte in einem Generalsmantel für einen Menschenauflauf gesorgt. Den Mantel habe er von Kaiser und Kaiserin persönlich bekommen und mit General Wrangel sei er gut bekannt. Das rief die Obrigkeit auf den Plan. Dieser und weitere ähnliche Vorfälle trafen das d eutsche aiserreich an seiner verletzK lichsten Stelle. Die auf drei siegreichen Kriegen begründete Nation gab sich militärisch stramm, brachte Uniform und Orden den höchsten Respekt entgegen. 1914 endete die wilhelminische Soldatenherrlichkeit in einem Weltkrieg, auf dessen Länge und Ausmaß niemand vorbereitet war. Das Militärhistorische Museum der Bundeswehr nimmt das Gedenkjahr 2014 zum Anlass, einen ungewöhnlichen Blick auf das deutsche Kaiserreich und den Ersten Weltkrieg zu wagen. Bis- „Es braust ein Ruf wie Donnerhall“ – Adolf Nesper (1905/14). lang hat sich die (medizin-)historische Forschung vor allem auf seelisch traumatisierte Soldaten konzentriert. Wie aber haben „zivile“ Psychiatriepatienten Militarismus und Krieg wahrgenommen? Die Heidelberger Sammlung Prinzhorn besitzt Tausende von Bildwerken, die aus psychiatrischen Anstalten stammen. Im Rahmen eines mehrjährigen Forschungsprojekts hat sie künstlerische Reaktionen von Anstaltsinsassen auf Militarismus und Krieg aus den Jahren 1880 bis 1925 untersucht und mehrere Arbeiten für eine Ausstellung ausgewählt. 120 Werke von über 60 Patienten lassen nicht nur die Faszination von Uniformen, Orden und Militärtechnik fassbar werden, es finden sich auch Karikaturen, allegorische Darstellungen von Krieg und Frieden, drastische Kampfszenen und Bilder existenziellen Ausgeliefertseins. Während des Ersten Weltkriegs wurden die Lebensverhältnisse in den psychiatrischen Anstalten immer schlechter. Zehntausende Patienten starben als schwächste Glieder der sozialen Kette. Unter- ernährte und kranke Patienten haben kaum mehr gezeichnet, und doch gibt es einige wenige Arbeiten, in denen der Hungerwinter 1916/17 und die Not der folgenden Jahre durchscheinen. Die teils konventionellen, teils eigenwilligen und originellen Werke aus der Sammlung Prinzhorn spiegeln Stimmungen und Themen der gesamten Gesellschaft wider. Letztlich liegt es im Auge des Betrachters, wo sich im Spiegel der Bilder der ganz normale kriegerische Wahnsinn des wilhelminischen Zeitalters zeigt, wo sich individuelle Vorstellungswelten öffnen, und wo einfach wunderschöne oder verstörende Kunstwerke zu entdecken sind. Viele Arbeiten entfalten eine ganz eigene Wirkung, doch in ihrer Gesamtheit zeichnet sich so etwas wie die Pathologie eines Zeitalters ab. Die Ausstellung „Krieg und Wahnsinn – Kunst aus der zivilen Psychiatrie zu Militär und I. Weltkrieg – Werke der Sammlung Prinzhorn“ ist bis zum 7. September 2014 im Militärhistorischen Museum Dresden zu sehen. Mehr auf www.mhmbw.de. Dresden. Auf deutschen Autobahnen weisen große, braune Tafeln auf touristische Attraktionen hin. Nun hat auch das Militärhistorische Museum der Bundeswehr (MHM) in Dresden ein solches Autobahnschild. Damit ist das MHM die erste Dienststelle der Bundeswehr, mit eigener „touristischer Hinweistafel“. Auf der Autobahn vier zwischen der Anschlussstelle Hermsdorf und dem Dreieck Dresden-Nord ist die Beschilderung seit dieser Woche zu sehen. Damit ist jetzt ein Projekt realisiert, das unter anderem von der Stadt Dresden und dem Sächsischen Wirtschaftsministerium unterstützt wurde. Die Idee für diese touristischen Hinweistafeln entstand in Frankreich Mitte der 70er Jahre. In Deutschland wurden sie 1984 eingeführt. Im Freistaat Sachsen dürfen an Autobahnen zwischen zwei Anschlussstellen insgesamt bis zu vier dieser Hinweistafeln aufgestellt werden. (eb) 10 aktuell SPORT 10. Juni 2014 Medaillen Schlag auf Schlag 2012 im heimischen Olympiakanal von 1972 Silber. Vierte hinter der Französin Emilie Fer wurde Stabsunteroffizier (FA) Jasmin Schornberg. Hinter den Erwartungen blieben die Kajak-Männer in der Einzelkonkurrenz zurück. Unteroffizier (FA) Sebastian Schubert wurde Achter, während Jan B enzien Bronze erreichte. Im Canadier-Zweier blieben Benzien/Anton als Fünfte ebenso ohne Medaille wie die Stabsunteroffiziere (FA) Kai und Kevin Müller auf Platz neun. Kein Edelmetall gab es zudem in den abschließenden Mannschaftswettbewerben. Die KajakFrauen mit Schornberg, Pfeifer und Funk landeten auf Rang vier. Die Canadier-Zweier w urden Sechste. Der neuformierte Deutschland-Achter hat den ersten internationalen Härtetest mit Bravour bestanden und siegte in einem spannenden Finale in Belgrad auf dem Sava See mit einer knappen Sekunde Vorsprung vor Russland sowie Weltmeister Großbritannien. „Leicht war es nicht. Die Russen waren der erwartet starke Gegner, aber wir haben dem Rennen unseren Stempel aufgedrückt“, sagte Trainer Ralf H oltmeyer nach dem hart erkämpften Start-ZielErfolg.“ Durch seine Goldfahrt krönte das Paradeboot den guten EM-Auftritt der deutschen Flotte. Zwar holte der Achter um den neuen Schlagmann Unteroffizier Strahlende Sieger: Unteroffizier (FA) Melanie Pfeifer und Hauptgefreiter Ricarda Funk (v.l.). (FA) Felix Drahotta die einzige Goldmedaille für den Deutschen Ruder Verband, doch vier Silberund vier Bronzemedaillen in den 14 olympischen Klassen lassen auf eine erfolgreiche WM in Amsterdam (24. bis 31. August) hoffen. „Das war ein sehr guter Auftakt in die Saison, auch wenn wir uns ein, zwei Siegerleistungen mehr erwünscht hätten. Wir haben uns aber in der Breite verbessert“, sagte DRV-Cheftrainer Marcus Schwarzrock angesichts von Finalteilnahmen in allen Klassen. Silber holten zudem Konstantin Steinhübel/Hauptgefreiter Lars Hartig im leichten Doppelzweier. Bronze ging an Hans Gruhne/Unteroffizier (FA) Stephan Krüger im Doppelzweier, Bastian Bechler/Unter- offizier (FA) Anton Braun im Zweier ohne Steuermann, den Männer-Doppelvierer und den Achter der Frauen. (sid/eb) AKTIV. ATTRAKTIV. ANDERS. – BUNDESWEHR IN FÜHRUNG „Ich gebe gern alles und gehe dabei auch mal ein Foto: Lang/ Bundeswehr Wien/Belgrad. Es sind erfolgreiche Tage für die deutschen Wassersportler gewesen. Am vorvergangenen Wochenende verteidigten die deutschen Ruderer den EM-Titel im Achter in Belgrad erfolgreich und verwiesen Russland auf Platz zwei. Der Auftakt in die neue Saison war gelungen. Parallel dazu erreichte der Deutschen Kanu-Verband einen historischen Doppelsieg. Wie im Vorjahr gab es drei M edaillen bei den Slalom-Europameisterschaften in Wien. Nach dem ersten Finaltag mit Bronze für Titelverteidiger Oberfeldwebel Jan Benzien im Canadier-Einer sorgten Hauptgefreiter Ricarda Funk und Unteroffizier (FA) Melanie Pfeifer am vorvergangenen Sonntag für den ersten deutschen EM-Doppelerfolg im Kajak-Einer der Frauen. Hinzu kam tags zuvor noch Gold im nichtolympischen Teamwettbewerb im Kajak-Einer der Männer. „Das war meine bislang beste Leistung. Vor dem Start war ich noch meganervös, aber als der Start freigegeben wurde, hatte ich das klare Ziel vor Augen“, sagte „Golden Girl“ Funk. Die 23 Jahre alte Junioren- Europameisterin Funk setzte sich mit einem Parforceritt auf dem Wildwasserkurs im Finaldurchgang in 96,11 Sekunden durch. Um nur 0,26 Sekunden musste sich die fünf Jahre ältere Augsburgerin Pfeifer geschlagen geben. Sie holte damit wie schon Foto: dpa/pa Der Deutschland-Achter und auch die Kanuten holen bei ihren Europameisterschaften Medaillen. Risiko ein - aber mein Berufsweg soll planbar sein.“ Oberleutnant Florian Thiede, Pilot im Taktischen Luftwaffengeschwader 73 „Steinhoff“, Laage. Olympiasieger Julius Brink tritt zurück Kraft ohne Kraftstoff Beachvolleyball. Beachvolleyballspieler Hauptfeldwebel Julius Brink hat seine Karriere wegen anhaltender gesundheitlicher Probleme mit sofortiger Wirkung beendet. Der Olympiasieger von 2012 hatte seit über einem Jahr kein Turnier mehr bestritten. „In Abwägung der eigenen sowie der Ziele mit Armin Dollinger bin ich an einem Punkt angekommen, an dem ich diese für mich sehr schwere Entscheidung treffen musste. Mein K örper gibt mir keine Anhaltspunkte, ein zeitnahes Comeback umsetzen zu können. Für das Erreichen meiner sportlichen Ziele sehe ich keine Perspektive. Dies ist bitter für mich, doch letztlich eine konsequente Entscheidung“, sagte der 31-Jährige, der mit seinem neuen Partner Stabsgefreiter Armin Dollinger bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro antreten wollte. Erst im Januar wurde der Wahl-Kölner an der Hüfte operiert. (ko/jm) Bundeswehr-Studenten aus München präsentieren ihren ersten selbstgebauten Elektrorennwagen. blick gekommen: Sie präsentierten ihren „Kratos“, einen elektrisch angetriebenen „Formula Student“ Rennwagen. Innerhalb eines Jahres entwarfen, konstruierten und bauten sie den neuen Boliden. Die Augen der Teammitglieder glänzten beim Anblick des Rennwagens und zeigten den Stolz über die Leistungen der vergangenen Foto: UniBwM Neubiberg. Im Februar 2013 hat das Athene Racing Team ihren ersten Rennwagen vorgestellt, den „Artemis I“ mit Verbrennnungsmotor. Doch die Idee eines elektrisch angetriebenen Rennwagens ließ die Studenten vom „Athene Racing Team“ der Universität der Bundeswehr M ünchen nicht los. Kürzlich war der große Augen- Auffällig: Das dynamische Design verbirgt Technik vom Feinsten. Monate. „Kratos“ ist in greller grüner Farbe gehalten und wirkt wie eine Miniaturausgabe eines Formel 1 Rennwagens. Der Motor leistet bei einem Antriebsmoment von 1150 Newtonmeter rund 271 Pferdestärken und hat dank seines geringen Gewichts von 204 Kilogramm eine enorme Beschleunigung. Rund 60 Studenten waren mit der Unterstützung ihrer Professoren an der Entstehung des neuen Gefährts beteiligt. „Die vielen Stunden und Nächte, die wir für den Bau des neuen Rennwagens investierten, haben sich gelohnt. Vor uns steht nun ein geniales Fahrzeug,“ sagte Teamleiter Alexander Atzberger bei der Präsentation des Wagens. Das gesamte Projekt ist eine Meisterleistung in punkto Teamwork. Die Studenten aus unterschiedlichen Fachrichtungen, von Maschinenbau und Elektrotechnik bis hin zu Staats- und Sozial- wissenschaften, unterteilten das Vorhaben in verschiedene Unterprojekte wie Motor, Elektrotechnik, Bremssystem sowie Sponsoring und Marketing. Sie arbeiteten Hand in Hand und ergänzten sich fachlich. Das Team hat sich nun engagierte Ziele gesetzt und will mit dem „Kratos“ im Juli am Wettbewerb „Formula Student Germany“ auf dem Hockenheimring teilnehmen. Die „Formula Student“ ist ein internationaler Konstruktionswettbewerb, bei dem allerdings nicht das schnellste Auto gewinnt, sondern das Team mit dem besten Gesamtpaket aus Konstruktion, Renn-Performance, Finanzplanung und Verkaufsargumenten. Weltweit gibt es rund 350 Teams. (mbr) Mehr Informationen unter: www.athene-racingteam.de 10. Juni 2014 VERMISCHTES Der heimliche Held Der berühmteste Erpel der Welt feiert in dieser Woche ihren 80. „Schlüpftag“. vom heute bekannten Stil. Doch schon in „Orphan’s Benefit“ aus dem selben Jahr ist Donald n e b e n Micky und Goofy mit neuem Gesicht zu sehen. Seine legendären Wutanfälle zeigten den Charakter von Anfang an. Er trat mit zunehmender Regelmäßigkeit in den Micky-Kinofilmen auf und avancierte schnell zum Publikumsliebling. Sein persönlicher Durchbruch kam 1937 mit einer eigenen Trickfilmserie. Die steigende Zahl an Geschichten führte natürlich dazu, dass Donald in seinem bewegten Leben viele Dinge gemacht und erlebt hat. Schon die Liste der von ihm besuchten Orte ist eindrücklich. Es gibt von Alexander Linden Foto (2): Disney/Egmont Ehapa Verlag Entenhausen. „Donald ist keine Ente! Er sieht nur wie eine aus.“ Dieser Satz stammt von niemand Geringerem als Carl Barks. Und er muss es wissen, denn seit Anfang der 40er Jahre war der Zeichner für die beliebte Figur mit dem Matrosenanzug verantwortlich. Donalds Ursprung liegt in Walt Disneys Problemen mit seiner Hauptfigur Micky Maus: „Micky muss immer süß sein, immer liebenswert. Was kann man mit einem solchen Hauptdarsteller machen?“ Die Antwort war ein neuer Gegenspieler. In „The Wise Little Hen“ feierte der aufbrausende Erpel im blauen Hemd am 9. Juni 1934 ihr Debüt. Das Aussehen der Figur unterschied sich noch deutlich AKTIV. ATTRAKTIV. ANDERS. – BUNDESWEHR IN FÜHRUNG „Ich bin gesund und aktiv Foto: Lang/Bundeswehr – mein Arbeitgeber kann mir helfen, das auch zu bleiben.“ Hauptfeldwebel Franka Behrendt, Flötistin beim Stabsmusikkorps der Bundeswehr, Berlin. keinen Kontinent, den er nicht schon bereist hat. Daher verwundert es ein wenig, dass ihn erst 2012 eine Reise mit seiner ganzen Familie nach Deutschland führte. Seine Geschichten wurden jedoch seit 1951 in Deutschland publiziert. Ebenso vielseitig wie seine Reiseaktivität ist auch sein beruflicher Werdegang. Nicht zuletzt sein Pech zwang ihn zu mehrmaligem Berufswechsel und sorgte dafür, dass von Briefträger über Polizist bis zu Tierfänger in der Arktis so ziemlich alles dabei ist. Sein wohl bekanntester „Beruf“ ist jedoch sein alter Ego „Phantomias“. Dieser Alias, in den Donald des Nachts schlüpft, bildet einen klaren Gegensatz zum alltäglichen Tollpatsch und Pechvogel. 1969 im italienischen Pendant zum „Micky Maus Magazin“ erstmals veröffentlicht, hatte Donald zunächst nur Rache an seinen Verwandten im Sinn. Schnell jedoch mauserte sich der Erpel mit der Maske zum Beschützer der Stadt. Doch ganz gleich, ob Donald nun am Tage oder in der Nacht unterwegs ist, meistens sitzt er dabei in seinem markanten roten Auto mit dem Kennzeichen „313“. 1937 tauscht Donald einen Esel gegen das Auto, das damals noch kein Nummernschild hatte. Das kam erst 1940 dazu und steht für Donalds fiktiven Geburtstag am 13. März – englische Schreibweise: 3/13. Doch Donald wäre unvollständig ohne seine Familie. 1937 rasten drei kleine Erpel in sein Haus und wurden per Brief als seine Neffen Tick, Trick und Track vorgestellt. Von Lausbuben entwickelten sie sich über die Zeit zu schlauen Musterknaben. Eine ebenfalls freundliche Wandlung erlebte der 1947 dazu gestoßene Onkel Dagobert, dessen englischer Name „Scrooge McDuck“, in Anlehnung an Charles Dickens Figur Ebenezer Scrooge und schottische Sparsamkeit, das negative Image noch mehr betont. Er wurde vom bösen Knauserer zum Paradebeispiel für den „American Dream“ – vom Schuhputzer zum Millionär und liebenswerten Opa. Barks brachte den Grund für Donalds Popularität wohl mit am Besten auf den Punkt. Da dieser alle Schwächen und alles Unbill der Welt auf sich vereint, kann sich jeder irgendwie mit ihm identifizieren und mitleiden. Wir wünschen Donald jedenfalls viel Durchhaltevermögen für die nächsten Jahre! Ein dunkles Kapitel Der Film „12 Years a Slave“ zeigt ein schonungslos offenes Bild der Sklaverei in den USA. BluRay. Saratoga, New York, 1841: Der freie Afro-Amerikaner Solomon Northup lebt mit seiner Familie einfach, aber glücklich. Sein Geld verdient er als Geigenspieler. Zwei Fremde engagieren den Musiker für einen Auftritt und laden ihn danach auf einen Drink ein. Als Solomon am nächsten Morgen erwacht, befindet er sich in Ketten auf einem Sklavenschiff. Seine Beteuerungen, dass er ein freier Mann sei, bringen ihm nur Schläge ein. Beweisen kann er es ohnehin nicht, da er keine Papiere mehr besitzt. Er wird nach Louisiana geschmuggelt, wo ihn der Sklavenhändler Freeman zunächst an den Plantagenbesitzer Ford verkauft. Der nutzt Solomons Talente und gewährt ihm im Gegenzug ein paar Freiheiten. Nach einer Auseinandersetzung mit dem sadistischen Vorarbeiter Tibeats gibt er ihn aber an den berüchtigten Baumwollproduzenten Epps weiter. Auf dessen Plantage beginnt für den Verschleppten ein noch schlimmeres Martyrium. Als er nach zwölf Jahren schließlich auf den Sklaverei-Gegner Bass trifft, nimmt sein Leben noch eine dramatische Wendung. Der Brite Steve McQueen hat mit „12 Years A Slave“ ein auch für ihn sehr persönliches Sklaverei-Drama auf die Leinwand gebracht. Insbesondere mit seinen langen Szenen ohne sichtbare Schnitte verstärkt er die Wir- kung der außerordentlichen Qualen, die seine Hauptfigur und ihre Leidensgenossen durchleben. So entsteht nicht selten schwer erträgliche Kost und zugleich große Filmkunst. Die Geschichte ist übrigens wahr: 1853 erzählt Solomon Northup in einem Buch wie er als freier Mann ein zwölfjähriges Martyrium durchlitt, bevor er seine Identität beweisen konnte. Northups Bericht ist eine der wenigen Quellen über ein derartiges Schicksal aus erster Hand. McQueen und Autor John Ridley nutzen diese wahre Geschichte für eine furiose Anklage gegen Sklaverei und Rassismus. Den neben Chiwetel Ejiofor nachhaltigsten Eindruck macht die Kinodebütantin Lupita Nyong‘o in der Rolle der jungen Sklavin Patsey. Zur Hassfigur wird dagegen der sadistische Sklaventreiber Edwin Epps. Michael Fassbender hinterlässt in diesem Schurkenpart von den vielen prominenten Nebendarstellern den stärksten Eindruck. Der mit drei Oscars ausgezeichnete Film aus dem Jahr 2013, ist jetzt auf BluRay erhältlich und sehr sehenswert. (eb) aktuell verlost zwei Bücher „12 Years a Slave; Die wahre Geschichte“. Einfach bis zum 16. Juni 2014 eine E-Mail mit Anschrift und dem Stichwort „12 Years“ senden an: [email protected] aktuell 11 Der gefährliche zwölfte Mann Buch. Die Gewalt im Umfeld des Fußballs nimmt zu. Schiedsrichter, Fans, Spieler und Funktionäre werden angegriffen, Massenschlägereien sind an der Tagesordnung. Klaus Blume gibt einen Überblick und zeigt, welche Fans warum als gewaltbereit eingeschätzt werden. Er analysiert, wie ohnmächtig Politik und Deutscher Fußball-Bund (DFB) dem gegenüber sind. Er erklärt, warum vor allem die Radikalisierung der „Ultras“ die Stadien unsicher macht und belegt, dass die Distanz zwischen „Ultras“ und Neonazis oft nicht mehr gilt. Klug, kenntnisreich und gut recherchiert: Ein Buch für alle, die sich für Fußball begeistern und sich auch zukünftig daran erfreuen wollen. (eb) Klaus Blume: „Tatort Fankurve; Fußball, Gewalt und Rechtsextremismus“; Rotbuchverlag; Berlin 2013; 272 Seiten; 14,99 Euro; ISBN 978-386789-188-2. Eine sportliche Liebeserklärung Buch. Axel Hacke ist nicht nur Fußballfreund, sondern war auch viele Jahre Sportreporter. In diesem Buch spürt er den Gefühlen nach, die in unserem fußballbegeisterten Land fast jeder kennt: der Liebe zum Spiel, der Treue zum Verein, der Wut auf den Gegner, der Sehnsucht nach dem Tor, dem Fußball als Obsession. Hacke saß oft vor dem Fernseher, war in vielen Stadien dabei, hat mit großen Spielern gesprochen und erinnert sich an legendäre Spiele. Jetzt hat er ein Fußballbuch geschrieben, wie es noch keines gab. Fantasievoll, spielerisch, witzig, emotional, kenntnisreich und vielseitig schildert er seine Sicht auf die „schönste Nebensache der Welt“. Das Ergebnis ist eine einzigartige Mischung aus Reportage, Essay und Feuilleton: eine Geschichte der Gefühle, die Fans auf der ganzen Welt mit dem Fußball verbinden. (eb) Axel Hacke: „Fußballgefühle“; Kunstmann Verlag; München 2014; 176 Seiten; 16 Euro; ISBN 978-3-88897-933-0. aktuell Ausgewählte Medienbeiträge 10. Juni, 11:30 Uhr, NDR: Inseln der Kannibalen; Auf dem Bismarck-Archipel Mehr als 13 000 Kilometer von Deutschland entfernt liegt das Bismarck-Archipel. Einst waren die etwa 200 Inseln Teil der deutschen Kolonie „Kaiser- Wilhelm-Land“, heute gehören sie zu Papua Neuguinea. Viele ausländische Mächte kamen und gingen. Geblieben sind im Urwald nur ein paar Gräber, hunderte Kilometer Bunker und Wracks aus dem Zweiten Weltkrieg. Auch die Einheimischen gelten seit jeher als kriegerisch. Nachweislich bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurde hier auch Kannibalismus betrieben. Youtube-Video der Woche: In Afghanistan üben die CH-53 Hubschrauber eine Staublandung. Eine besondere Herausforderung für die Piloten, bei den Sichtverhältnissen die Orientierung zu behalten. 4500 PS pro Triebwerk bringen die Maschine auf bis zu 325 Kilometer pro Stunde. Ein gutes Zusammenspiel zwischen Bordtechniker und Pilot ist besonders wichtig. Die Techniker müssen im Falle einer Störung diese selbst beheben. (eb) Der Beitrag „CH-53 übt Staublandung in Afghanistan“ unter www.youtube.com/bundeswehr. VERMISCHTES 10. Juni 2014 Mit flinkem Dirigentenstab Oberstleutnant Alexandra Schütz-Knospe ist die einzige Kapellmeisterin in der Bundeswehr. Neubrandenburg. Sie ist die Einzige im Militärmusikdienst der Bundeswehr und spiegelt damit gleichzeitig auch das derzeitige Geschlechterverhältnis im zivilen Pendant wider. Alexandra Schütz-Knospe ist Kapellmeisterin und Leiterin des Heeresmusikkorps Neubrandenburg. Somit ist sie künstlerisch und truppendienstlich für die rund 50 Musikfeldwebel und deren Material verantwortlich. In zivilen Orchestern gibt es diese komplexe Doppelfunktion nicht. Hier sind die künstlerischen Leiter ausschließlich für die musikalische Gestaltung verantwortlich. Seit einigen Tagen bekleidet SchützKnospe als erste Frau im Militärmusikdienst den Dienstgrad Oberstleutnant. Ihren Platz bei den Musikern fand sie zufällig. Damals begleitete sie ihren Mann, der sich über die Möglichkeiten und Chancen innerhalb der Streitkräfte informierte. Eher beiläufig entstand daraus eine Doppelberatung und die gelernte und bereits mit bestem Abschluss versehene Konzertpianistin wurde eingestellt und studierte Orchesterleitung an der Robert-Schumann-Hochschule für Musik in Düsseldorf. Mit ihrer Berufswahl ist sie überaus glücklich, denn Was ist Ihr höchstes Gut? Der Rückhalt in der Familie. Was ist Ihre größte Errungenschaft? Die Möglichkeit, meinen Traumberuf ausüben zu können. Wie können Sie am besten entspannen? Bei einem Strandspaziergang. Was treibt Sie an? Der Wunsch, mit Musik etwas bewegen zu können, was man mit Worten nicht erreicht. Was können Sie besonders gut kochen? Spaghetti Bolognese. Foto: Bundeswehr 12 gerade Menschenführung ist für Oberstleutnant Schütz-Knospe eine besondere Ehre. „Ich mag den Umgang mit Menschen – und in meinem Fall Künstlerpersönlichkeiten – und versuche, diese zu einem guten Team zu formen“, sagt die gebürtige Berlinerin. Mit diesem Credo sieht sie auch der anstehenden Versetzung nach Koblenz entgegen. Dort wird die 40-Jährige Chefin des Heeresmusikkorps 300. Oberstleutnant Schütz-Knospe ist deutschlandweit eine der wenigen Dirigentinnen. (jml/eb) Was wäre Ihre berufliche Alternative? Musikpädagogin. Welches Lied singen oder hören Sie gern? „My Way“ von Frank Sinatra. Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen? Wenn jemand wirklich meine Hilfe braucht. Was ist Ihre Lieblingstugend? Bescheidenheit. Was wäre für Sie das größte Unglück? Wenn meine Kinder vor mir sterben würden. Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit? Menschen, die ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben anderen helfen, sie beschützen oder sich für sie einsetzen. Wie lautet Ihr Lebensmotto? Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.