Gärten für Menschen mit Demenz

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Gärten für Menschen mit Demenz
Gärten für Menschen mit Demenz
Evaluation ausgewählter Pflege- und Betreuungseinrichtungen in Wien
Masterarbeit
Universität für Bodenkultur Wien
Institut für Landschaftsarchitektur
Betreuer: Ao. Univ. Prof. Dr. phil. Erwin Frohmann
Wien, am 29. Oktober 2012
Eingereicht von:
Christina Holzmann
Matr. Nr.: 0509600
Stud. Kz.: 066 419
Vorwort
Die Idee zu diesem Thema kam mir bei meinem Auslandssemester in Weihenstephan (Deutschland). Mein besonderes Interesse galt dabei der Tatsache,
dass sich aus den speziellen Bedürfnissen dementer Menschen und aus den
Symptomen der Demenz konkrete Planungskriterien für die Gestaltung eines
Freiraumes ergeben. Demente Menschen leben in ihrer ganz eigenen Welt und
als LandschaftsarchitektIn muss man ein Stück weit in diese Welt vordringen,
um ihre Ansprüche an einen Freiraum besser zu verstehen. Alle diese Grundsätze behielt ich im Kopf bis zur endgültigen Ausarbeitung meiner Masterarbeit.
Danksagung
Allen voran danke ich meinen Eltern, die mir das Studium erst ermöglichten
und mich während dieser Zeit sowohl finanziell als auch emotional unterstützten.
Danke, auch an meinen Freunden und Studienkollegen, vor allem meinem
Freund Philipp, der mich in schwierigen Zeiten stets motivierte und mir neuen
Mut zusprach.
Einen großen Dank widme ich auch den Leiterinnen und Mitarbeiterinnen der
Wohngemeinschaft für demente Menschen Brünnerstraße, des Pflege- und
Sozialzentrums Pramergasse und des Pflege- und Sozialzentrums Kalksburg
für ihre tatkräftige und liebevolle Unterstützung in Form von Führungen, intensiven Gesprächen und Interviews. Ohne ihre Mithilfe wäre die Arbeit in
dieser Form nicht möglich gewesen.
Ein herzlicher Dank gebührt auch meinem Betreuer Ao. Univ. Professor Dr.
Erwin Frohmann, für seine Zeit und intensive Betreuung.
DANKE, euch allen!
Kurzreferat
Nach aktuellen Studien nimmt die durchschnittliche Lebenserwartung der
Menschen kontinuierlich zu, wodurch es immer mehr ältere Menschen in
unserer Gesellschaft gibt. Dadurch steigt auch die Anzahl der Menschen, welche an Demenz erkranken, weiter an. Demente Personen verlieren unter anderem das Kurzzeitgedächtnis sowie im späteren Verlauf deren räumliche und
zeitliche Orientierung. Durch die Komplexität der Erkrankung ist der Aufwand
in der Pflege und Betreuung im Vergleich mit anderen geriatrischen PatientInnen wesentlich höher. Aus diesem Grund wurden spezielle Pflege- und
Betreuungseinrichtungen geschaffen, die u.a. einen gebäudebezogenen Freiraum aufweisen. Dieser Freiraum sorgt laut letzten Erhebungen für vermehrtes Wohlgefühl bei den PatientInnen und mindert zudem deren Stressgefühl.
Darauf aufbauend wurden zahlreiche Planungsleitfäden und Planungskriterien für Gärten für demente Menschen entwickelt. Das Ziel ist es, Freiräume zu
schaffen, welche die besonderen Bedürfnisse demenzkranker Personen berücksichtigen.
Anhand von drei Beispielen aus dem Raum Wien wurde untersucht, inwieweit
sich diese bestehenden Planungskriterien mit realen Beispielen in Österreich
decken. Zusätzlich stellten sich die Fragen, welche Rolle die Betreuung und
Pflege in der Nutzung des Gartens spielt und wie der Garten in den Tagesablauf integriert wird. Eine ausführliche Literaturarbeit, Interviews und landschaftsarchitektonischen Bestandsaufnahmen/-analysen dienten als Methodik, dies zu überprüfen.
Im Wesentlichen ergab sich daraus, dass alle Personen der untersuchten Einrichtungen von einem Garten profitieren. Ein Garten hat eine beruhigende und
Stress mindernde Wirkung auf demente Menschen. Der Pflegeaufwand verringert sich, nachdem sich die BewohnerInnen im Garten aufhielten und BesucherInnen finden in einem Garten die Möglichkeit, sich ungestört mit ihren
betreuten PartnerInnen, Verwandten oder Bekannten zu unterhalten. Demente Personen nutzen den Freiraum entweder selbstständig, in der Gruppe oder
bei bettlägerigen BewohnerInnen in Pflegebetten. Diese Einbindung des Außenbereichs in die Pflege und Betreuung steigert die Nutzungsintensität von
Freiräumen (Gärten) erheblich.
Aus diesem Grund soll bei der Planung eines Freiraums auch das Pflege- und
Betreuungspersonal berücksichtigt und mit einbezogen werden. Durch diese
Zusammenarbeit entsteht ein sehr individueller und identitätsstiftender Freiraum.
Schlagwörter: Demenz, Demenz + Gärten, Demenz + Therapie
Abstract
Based on current studies, the average life expectancy of humanity is constantly increasing, leading to more and more elderly people in our society. As a
result, the number of people suffering from dementia continues to increase as
well. Among others, people with dementia lose their short-term memory as
well as their spatial and temporal orientation in the advanced state of the
disease. Due to the complexity of dementia, care and foster efforts are much
greater in comparison to other geriatric patients. For this reason, special care
and foster facilities have been brought to existence, which among others feature building related open space (e. g gardens). Recent surveys indicate that
this open space provides an increased sense of wellbeing to patients and furthermore reduces their overall stress-level. Thereupon, many design guidelines and planning criteria where developed for gardens used by people with
dementia. The aim is to create open space, which serves and considers the
special needs of those people. On the basis of three examples located in Vienna, research has been done to determine to which extend this design criterias
match reality in Austria. Furthermore questions emerged regarding the role of
care and foster in the usage of gardens and how gardens can be integrated in
daily routine. A detailed analysis of existing literature, interviews and selfmade landscape surveys served as methodical instruments. This led to the
result that basically all people of the evaluated institutions benefit of open
space like gardens. Gardens have a calming and stress-reducing effect on people with dementia. Needed care and foster efforts are reduced after a patient
has been to the garden, and visitors find the possibility to have some privacy
to talk with their partners, relatives or friends while being in the garden. People with dementia use this open space either autonomously, in groups or if
bedridden in a bed. Including the exterior in care and foster increases the
utilization intensity of open space (gardens) considerably. For that reason, the
care attendants should be considered and involved in the design process of
open space. Based on that collaboration emerges a very individual and identity-establishing open space.
Keywords: dementia, dementia gardens, dementia therapy
Inhaltsverzeichnis
1.
Menschen mit Demenz in Pflege- und Betreuungseinrichtungen ...12
1.1
Problemdarstellung/Stand der Forschung ........................................12
1.2
Ziel der Arbeit ...................................................................................12
1.3
Forschungsfragen ..............................................................................13
1.4
Methodik...........................................................................................13
1.4.1
Literaturanalyse ................................................................................13
1.4.2
ExpertInneninterview .......................................................................14
1.4.3
Bestandsaufnahme und Bestandsanalyse ........................................15
2.
Demenz verstehen lernen .................................................................16
2.1
Was ist Demenz? ...............................................................................16
2.2
Demenz in Österreich .......................................................................16
2.2.1
Versorgungssituation ........................................................................17
2.2.2
Spezielle Versorgungsplätze in Österreich ........................................17
3.2.3
Ergotherapie ..................................................................................... 30
3.2.4
Gartentherapie ................................................................................. 30
3.2.5
Tiertherapie ...................................................................................... 31
4.
Pflege- und Betreuungseinrichtungen für
Demenzkranke in Wien .................................................................... 34
4.1
Caritas Socialis (CS) ........................................................................... 34
4.2
Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz .............................. 35
4.3
Tageszentren .................................................................................... 36
4.4
Stationäre Dementenbetreuung ...................................................... 36
5.
Gärten für Menschen mit Demenz ................................................... 38
5.1
Die heilende Wirkung von Natur und Garten................................... 38
5.2
Leitziele für die Planung ................................................................... 41
5.2.1
Positiver Anreiz ohne Überforderung .............................................. 41
5.2.2
Sicherheit ohne Einschränkungen der Handlungs- und
Bewegungsfreiheit ........................................................................... 42
2.3
Formen von Demenz .........................................................................18
5.2.3
Wahrnehmung und Orientierung im Garten .................................... 42
2.4
Verlauf der Demenzerkrankung ........................................................19
5.2.4
Selbstständigkeit und Kontrolle ....................................................... 43
2.5
Symptome .........................................................................................20
5.2.5
Wahl zwischen sozialem Kontakt oder Privatheit ............................ 44
Pflege und Betreuung bei Demenz ...................................................24
5.2.6
Eigene Kompetenzen fördern .......................................................... 44
Pflegekonzepte .................................................................................24
5.2.7
Anpassung des Gartens auf situative Veränderungen ..................... 44
3.1.1
Validation nach Naomi Feil ...............................................................24
5.2.8
Einen vertrauten Ort schaffen .......................................................... 44
3.1.2
Basale Stimulation ............................................................................24
3.1.3
Das Psychobiografische Modell nach Erwin Böhm ...........................27
5.3.1
„Szenariengarten“ ............................................................................ 45
Ausgewählte Therapiemöglichkeiten ...............................................28
5.3.2
Der Phasengarten ............................................................................. 45
3.2.1
Biografiearbeit ..................................................................................28
5.3.3
Konzept „Gefühlsräume“ ................................................................. 46
3.2.2
Physiotherapie ..................................................................................29
3.
3.1
3.2
5.3
5.4
Demenzspezifische Leitkonzepte ..................................................... 45
Weitere planungsrelevante Leitideen .............................................. 46
5.4.1
Der Sinnesgarten .............................................................................. 46
5.4.2
„Begegnung von Alt und Jung“......................................................... 47
5.5
Raumbildung und Raumstruktur ...................................................... 47
5.5.1
Übergang von Innen nach Außen ..................................................... 47
5.5.2
Raumbildung – Räume ..................................................................... 48
5.5.3
Raumgrenzen (Gestalt und Ausprägung) ......................................... 50
5.6
Gestaltelemente............................................................................... 54
5.6.1
Weg/Wegeführung .......................................................................... 54
5.6.2
Beleuchtung ..................................................................................... 56
5.6.3
Pflanzen ............................................................................................ 57
5.6.4
Hochbeete, Pflanztische und Tischbeete ......................................... 58
5.6.5
Wasser im Garten............................................................................. 59
5.6.6
Möblierung und Ausstattung ........................................................... 60
6.
Landschaftsarchitektonische Bestandsaufnahmen und
Bestandsanalysen ............................................................................. 62
6.1
CS Wohngemeinschaft für demente Menschen - Brünnerstraße .... 62
6.2
CS Pflege- und Sozialzentrum - Pramergasse ................................... 76
6.3
CS Pflege- und Sozialzentrum - Kalksburg ........................................ 85
7.
Diskussion der Ergebnisse und Planungsempfehlungen .................. 94
8.
Schlussfolgerung ............................................................................ 107
Literaturverzeichnis ............................................................................................. 108
Abbildungsverzeichnis ......................................................................................... 112
Tabellenverzeichnis.............................................................................................. 117
ANHANG
Pflanzen für die Sinne .......................................................................................... 121
Giftige Pflanzen .................................................................................................... 139
1. Menschen mit Demenz in Pflege- und
Betreuungseinrichtungen
1.1
Problemdarstellung/Stand der Forschung
Laut den Prognosen für den demografischen Wandel steigt die Zahl der über 60jährigen im Jahr 2050 auf 34%. Aufgrund der hohen Lebenserwartung treten
altersbedingte Krankheiten wie etwa Alzheimer, eine Form der Demenz, häufiger auf (WGKK, 2009, 1, 11).
Demenz steht laut Definition für den Verlust der kognitiven, emotionalen und
sozialen Fähigkeiten. Die Menschen verlieren mit der Krankheit ihr Gedächtnis
und ihre eigene Persönlichkeit. Sie werden sich selbst fremd und flüchten sich in
ihre eigens erschaffene Welt. 1 Stetige Forschungen über mögliche Impfungen
gegen die Eiweißablagerungen im Gehirn, die für die Symptome verantwortlich
sind, führten bisher zu keinem Erfolg. 2 Somit ist der Großteil der Demenzformen unheilbar. Voraussichtlich wird es nach Studien im Jahr 2050 bereits
270.000 Demenzerkrankte geben (WGKK, 2009, 23f). Als Reaktion darauf gibt
es u.a. in Österreich bereits Pflege- und Betreuungseinrichtungen mit einer speziellen Ausrichtung auf demente Menschen (vgl. Kap. 2.2.2). In den meisten
Fällen bieten diese Einrichtungen auch einen gebäudenahen Freiraum an.
Gemäß vielen bestehenden Erhebungen wirken sich die Natur und das „Grün“
positiv auf das Wohlergehen und die Gesundheit von Menschen aus. In Einrichtungen des Gesundheitswesens sind verletzte und kranke Personen übermäßigem Stress ausgesetzt, wobei der Garten als „Zuflucht“ dient. Ein Garten bzw. ein
Freiraum jeglicher Art hat demnach eine heilende Wirkung.
(ULRICH, 1999; GERLACH-SPRIGGS et al., 1998; STIGSDOTTER und GRAHN,
2002)
Diese Erkenntnisse können nun auch bei dementen Menschen angewendet werden. Es werden dazu Freiräume geschaffen, welche direkt auf deren Bedürfnisse
abgestimmt sind und in die Pflege und Betreuung integriert werden können.
http://www.alzheimer-gesellschaft.at/index.php?id=39 (06.03.2012)
http://www.alzheimer-forschung.de/forschung/aktuelles.htm?showid=3083&archivemode=1&
archiveyear=2009 (06.03.2012)
1
2
12
Dafür gibt es bereits zahlreiche Planungsleitfäden für die Gestaltung von Außenbereichen, die ihren Ursprung im anglo-amerikanischen Bereich haben.
Nach deren Vorbild publizierten auch AutorInnen im deutschsprachigen Raum
Werke zu diesem Thema, welche als Planungsgrundlage für den mitteleuropäischen Raum dienen. Die Kenntnisse über die Krankheit und das symptomatische
Verhalten der dementen Personen sind ebenfalls grundlegend für die Gestaltung
dieser speziellen Freibereiche. Auch die Erfahrungen und Beobachtungen in der
Pflegepraxis lassen sich auf die dargelegten Gestaltprinzipien übertragen.
(BENDLAGE et al., 2009; HEEG und BÄUERLE, 2011; KORTZFLEISCH, 2008;
POLLOCK, 2011)
Aus eigenen Beobachtungen stimmen die vorgestellten Planungen nicht durchgehend mit der realen Situation bestehender institutioneller Freiräume im städtischen Raum überein. Es werden hauptsächlich Pflegeheime mit großen Gärten
und Dachterrassen vorgestellt, die über einen flächenmäßig sehr großzügigen
Freiraum verfügen. Dementsprechend können diese dann räumlich und gestalterisch in vielfältiger Weise aufgewertet werden. Diese Beispiele weisen anzupassende Vorgaben zu den realen, wesentlich spärlicheren Größenverhältnissen
im urbanen Raum auf. Weiters ist auffallend, dass in diesen Werken stets die
gestalterischen Möglichkeiten im Vordergrund stehen, wobei die verschiedenen
Therapiemöglichkeiten oder Aktivitäten die im Außenbereich stattfinden können, nachrangig sind. Vor allem die enge Beziehung zwischen Gestaltung und
Pflege/Betreuung findet in vielen dieser Werke kaum Erwähnung.
1.2
Ziel der Arbeit
Die vorliegende Arbeit verfolgt das Ziel bestehende Freiräume für Menschen mit
Demenz im Vergleich zu bereits vorhandenen Planungsleitfäden aus der Literatur zu beurteilen. Dabei gilt es herauszufinden, welche gestalterischen Planungsideen sich bewähren, um den Bedürfnissen dementer Menschen gerecht
zu werden. Zu diesem Zweck werden die Raumstrukturen und gestalterischen
Elemente von drei unterschiedlichen Beispielen in Wien aufgenommen, analysiert und miteinander verglichen. Befragungen von qualifizierten Personen in
der Pflege und Betreuung dienen zusätzlich dafür, Therapiemöglichkeiten im
Garten und allgemein nutzungsbezogenen Aspekten zu eruieren.
Bei den Beispielen handelt es sich um:
•
•
•
die Wohngemeinschaft für demente Menschen, Brünnerstraße
das Pflege- und Sozialzentrum Pramergasse (Tageszentrum und stationäre Betreuung)
das Pflege- und Sozialzentrum Kalksburg, Liesing (Tageszentrum und
stationäre Betreuung)
Diese drei Beispiele weisen unterschiedliche Raumgrößen, Raumstrukturen,
Ausstattung mit Gestaltelementen und Therapiemöglichkeiten im Garten auf.
Darauf basierend sollen gestalterische, nutzungsbezogene und pflegerelevante
(Betreuung der dementen Personen, sowie Prozessabläufe) Aspekte analysiert,
diskutiert und dargestellt werden.
1.3
Forschungsfragen
Aus der Zielsetzung ergeben sich folgende Forschungsfragen, die im Zuge dieser
Arbeit beantwortet werden sollen:
•
•
•
1.4
1.4.1
Welche Planungskriterien bewähren sich im Vergleich der Literaturhinweise und Freiraumanalysen, hinsichtlich der räumlichen Strukturen, gestalterischen Ausstattung, sowie der therapeutischen Nutzung?
Wie kann der Außenbereich in den Tagesablauf der dementen Menschen einbezogen werden?
Welche Rolle spielt die Betreuung dementer Menschen in den einzelnen
Pflegeeinrichtungen im Hinblick auf die Nutzung des Freiraumes?
Methodik
Literaturanalyse
Am Anfang einer jeden wissenschaftlichen Arbeit steht die Literaturarbeit, denn
„Gedanken können nicht im leeren Raum entstehen (GIDE, 1999,33).“ Die Forschungsfragen müssen daher mithilfe von einschlägigen Werken analysiert und
untersucht werden. Der aktuelle Forschungsstand zum Thema wird anhand der
Fachliteratur aufgearbeitet und anschließend mit eigenen wissenschaftlichen
Forschungsergebnissen ergänzt. Aus diesem Grund kann man an der Literaturarbeit […] „nicht wortlos vorübergehen; wir können sie loben oder kritisieren,
wir können sie verwerfen oder übernehmen, nur ignorieren dürfen wir sie nicht
(GIDE, 1999,33).“
Es gibt drei wesentliche Bestandteile der Literaturarbeit:
•
•
•
Literatursuche
Literatursichtung
Literaturauswertung und -verwendung
Literatursuche
Mithilfe der Literaturrecherche wird die für das Thema „Gärten für Menschen
mit Demenz“ relevante Literatur gesucht. Als zentrale Quellen dienen die
deutschsprachigen Werken „Gärten für Menschen mit Demenz. Ideen und Planungsempfehlungen (BENDLAGE et al., 2009)“ und „Freiräume: Gärten für Menschen mit Demenz (HEEG und BÄUERLE, 2011).“ Davon werden die weiterführenden Quellen im Verzeichnis gesichtet. Wird dieser Prozess anhand weiterer
Literatur wiederholt, ergeben sich viele Überschneidungen der Quellen bis sich
keine neuen Quellen mehr finden lassen (Methode der konzentrischen Kreise)
(KORNMEIER, 2008, 65). Der Nachteil dieser Methode ist, dass Arbeiten über
den aktuellen Stand der Wissenschaften nicht angeführt sind.
Aus diesem Grund erfolgt die „systematische Suche“ (KORNMEIER, 2008, 67) in
internetbasierten Datenbanken an den Universitäten. Mithilfe aussagekräftiger
Schlagwörter, vor allem auch in Englisch, wird die Suche auf Online-Kataloge,
Datenbanken, Zeitschriftenkataloge, den österreichischen Bibliothekenverbund
und den Karlsruher Virtuellen Katalog ausgeweitet. Auch die Suchmaschinen im
Internet geben einen ersten Überblick über die wichtigsten Arbeiten. Ein nicht
zu vernachlässigender Teil der Literatur stammt aus dem anglo-amerikanischen
Bereich. Dort werden Fachjournale zum Thema Demenz und Alzheimer publiziert. Das „Journal of dementia care“ dient hierfür als Hauptwerk.
Literatursichtung
Die Hauptwerke der zuvor recherchierten Literatur werden gesichtet, um einen
ersten Einstieg in das Thema zu erhalten. Über Fragestellungen zu den Büchern
13
und Texten wird darüber entschieden, welche Literatur für das Thema und die
Forschungsfragen relevant sind.
Dafür dient die Lesemethode SQR (Survey-Question-Read) nach WOLFSBERGER
(2009, 150). Innerhalb weniger Minuten lassen sich die optische Qualität des
Buches, sowie der Titel, Autor und die Überschriften überprüfen. Anschließend
wird das eigene Wissen zu dem Thema reflektiert und abgefragt und es werden
Fragen zum Buch aufgeschrieben. Diese Fragen sollen sich auf das Thema der
Arbeit beziehen und werden beim nachfolgenden Durchlesen beantwortet. Das
Ergebnis ist nur die Literatur oder Literaturteile zu verwenden, die für die eigenen Zwecke brauchbar sind.
Außerdem ist es hilfreich, nach dem ersten Querlesen des Buches, die Einleitung
und Zusammenfassung des Buches/Textes zu lesen, da hier bereits die Fragestellungen und deren Ergebnisse gesichtet werden können. Die ersten Sätze
eines Kapitels lassen auf dessen Inhalt schließen und ob diese für die eigene
Bearbeitung von Nutzen sind (ESSELBORN-KRUMBIEGEL, 2008, 80ff).
Anschließend gibt es die Möglichkeit die Literaturquellen in Bibliografiersystem
zu ordnen. Hier erfolgt das mit dem frei zugänglichen Programm citavi 3.
Literaturauswertung und -verwendung
Für die Auswertung von Texten ist es wichtig, den Inhalt zu verstehen. Je höher
die Lesetätigkeit ist, desto höher ist auch der „geistige Ertrag“, den man daraus
gewinnt. Vor dem Lesen eines Textes werden das eigene Wissen und die eigenen Erfahrungen mit dem behandelnden Themas reflektiert und abgefragt. Der
Text wird mehrmals gelesen, aber erst beim zweiten Durchlesen wesentliche
Aussagen farbig hervorgehoben (FRANCK und STARY, 2009, 72).
Beim ersten Durchlesen können bereits Leitbegriffe und zentrale Textstellen
notiert werden. Leitbegriffe fassen die Ergebnisse eines Textstückes zusammen
(ESSELBORN-KRUMBIEGEL, 2008, 83). Während beim inhaltlichen Gliedern
Textinhalte gegliedert und unterschieden werden, werden beim logischen (argumentativen) Gliedern, Behauptungen, Argumente, Beispiele, Schlussfolgerungen und Ergebnisse erschlossen. Der Vorteil dieser beiden Methoden ist, dass
3
http://www.citavi.com/de/ (04.09.2012)
14
die Bestandteile später besser mit anderen Texten verglichen werden können
(FRANCK und STARY, 2009, 78f).
Beim abschließenden Exzerpieren werden die wesentlichen Aussagen in den
Textbestandteilen zusammengefasst und in eigenen Worten formuliert. Einige
direkte Zitate des Autors/der Autorin können eine Textstelle zusätzlich untermauern. „Zitate belegen, untermalen und lockern auf“ (WOLFSBERGER, 2009,
153). Das Ergebnis ist zunächst ein wenig ausformulierter Rohtext, der später in
mehreren Schritten überarbeitet wird.
1.4.2
ExpertInneninterview
In den jeweiligen Institutionen wird eine Befragung des zuständigen Pflege- und
Betreuungspersonals durchgeführt. Ziel ist es qualitative Aspekte zur Nutzung
des Gartens zu erhalten.
Bei den Befragungen unterscheiden sich grundsätzlich: wenig strukturierte,
teilstrukturierte und stark strukturierte Interviews (ATTESLANDER, 2010,
134). Da ein Leitfaden verwendet wird, der durch das Interview führt, die Abfolge der Fragen jedoch noch geändert werden kann, handelt es sich hier um ein
teilstrukturiertes Interview. Die Fragestellungen im Leitfaden sind bereits fixiert, können aber sowohl in der Reihenfolge als auch in der Formulierung
selbst noch geändert werden, weshalb es sich um eine teilstandardisierte Befragung handelt. Diese liegt zwischen den zwei Extremen der standardisierten und
nichtstandardisierten Befragung (LAMNEK, 1980, 134 zitiert nach LAMNEK,
2010, 307). Die Fragen selbst sind offen gehalten, das heißt es sind keine Antwortkategorien vorgegeben und der/die Interviewte kann die Antworten
selbstständig formulieren (ATTESLANDER, 2010, 146).
Auswertung
Das Interview wird mit einem Diktiergerät aufgenommen und später transkribiert. Dabei wird jedes gesprochene Wort wortgetreu niedergeschrieben (LAMNEK, 2010, 367ff).
Die Auswertung erfolgt nach dem Verfahren nach MAYRING. Einzelne Sätze und
Textpassagen werden dabei paraphrasiert bzw. werden nur die wesentliche
Aussage erhoben und anschließend auf eine generelle Aussage („Generalisierung“) reduziert. Bei der eigentlichen Reduktionsphase werden beispielsweise
unwichtige Aussagen gestrichen und gleiche oder ähnliche Aussagen zusammengefasst. Auf eine Dekodierung in einer Tabelle wurde in dieser Arbeit verzichtet. Am Schluss müssen die komprimierten Aussagen mit dem Ursprungstext bzw. der Paraphrasierung verglichen werden, um mögliche fehlende oder
falsche Aussagen zu verhindern (MAYRING, 2003, 58-61).
Die gewonnen Aussagen der Interviews in den Pflege- und Betreuungseinrichtungen lassen sich entsprechend der Fragestellung vergleichen und interpretieren.
1.4.3
Bestandsaufnahme und Bestandsanalyse
Bei der Bestandsaufnahme werden sämtliche räumlichen und gestalterischen
Elemente in einem Freiraum grafisch, schriftlich oder durch Fotodokumentationen festgehalten. Ein Übersichtsplan, in dem die wichtigsten Gebäude, Straßenzüge, Wege und eventuell auch Bäume eingetragen werden, dient als Grundlage
für die grafische Verortung der wesentlichen Elemente. Als räumliche Rahmenbedingungen müssen für diese Arbeit die Raumbildung und Raumstrukturen
erhoben werden. Die Raumgrenzen und Raumübergänge haben eine unterschiedliche Ausprägung und vermitteln dementsprechend einen privaten oder
öffentlichen Charakter. Die räumliche Wirkung ist durch unterschiedliche Materialien von Wegen und Plätzen, sowie durch Gestaltungselemente wie etwa
Pflanzen und Mobiliar geprägt. Außerdem hilft die eigene assoziative Raumwahrnehmung „besondere Orte“ auszuspüren.
Die folgende Abbildung vermittelt, aus welchen Komponenten ein landschaftsarchitektonisches Projekt besteht. Anhand der Beispiele dieser Arbeit sollen
sowohl die räumlichen Komponenten (1st order) und die Gestaltelemente (2nd
order) analysiert werden(LOIDL und BERNARD, 2002, 23).
Die Ausgangslage (Current state of affairs, context) ist bezogen auf diese Abbildung, die Zielgruppe der dementen Menschen und deren Bedürfnisse, sowie ihr
soziales und räumliches Umfeld.
Während der Bestandsaufnahme können die Nutzer und Nutzerinnen des Freiraumes befragt oder beobachtet werden, um so nutzungsrelevante Details zu
erhalten. Konkrete Hinweise, wie der Garten von den älteren Menschen und
dem Pflegepersonal genutzt wird, ergeben sich anhand von ExpertInneninterviews.
Die erhobenen Daten werden bei der Bestandsanalyse in einem weiteren Syntheseschritt verarbeitet. Da es das Ziel ist, drei unterschiedliche Gärten für Menschen mit Demenz miteinander zu vergleichen, wird der Bestandsplan vorerst in
mehreren Ebenen (Dekompositionsskizzen) zerlegt.
Diese sind wie folgt untergliedert:
•
•
•
•
Raumbildung und Raumstrukturen: Haupträume, Teilräume, Raumhierarchien, Raumgrenzen und -übergänge;
Gestaltelemente: Bodenbeläge, Mobiliar, Beleuchtung, Wasser u. a
Pflanzenverwendung: Bäume, Sträucher und Stauden
Sichtbeziehungen: Blickrichtungen und Blickbeziehungen
Zusätzlich lassen sich die Beispiele durch Schnitte, Perspektiven und Details, gut
nachvollziehen.
Abb. 1: Beziehungsebenen bei
landschaftsarchitektonischen
Projekten
15
2. Demenz verstehen lernen
2.1
Was ist Demenz?
Das Wort Demenz leitet sich vom lateinischen Begriff „dementia“ ab, was „ohne
Geist“ bedeutet. Tatsächlich kommt es im Verlauf der Krankheit zu einem Gedächtnisverlust, sowie zum Verluste von kognitiven, emotionalen und sozialen
Fähigkeiten. Das Kurzzeitgedächtnis, das Denkvermögen sowie die sprachlichen
und motorischen Fähigkeiten und die eigene Persönlichkeit sind betroffen. 4
Demenz selbst ist aber keine Krankheit, sondern der Überbegriff für mehrere
Symptome. BUIJSSEN vergleicht diese Situation mit einer Grippe, bei der Fieber,
Schüttelfrost und andere Symptome gemeinsam auftreten. Jeder demente
Mensch leidet an unterschiedlichen Erkrankungen, wodurch kein homogenes
Bild über die Demenz entsteht (BUIJSSEN, 2008, 18f).
„Kein Demenzkranker ist wie der andere, oft sind Verallgemeinerungen heikel,
in ihrem Wesen bleiben die Betroffenen unergründlich, jeder ein Einzelfall mit
eigenen Kompetenzen, Empfindungen und eigenem Krankheitsverlauf (GEIGER,
2011, 96).“
So treten bei geistig fitten Personen mit einem hohen Bildungsniveau die Symptome einer Demenz wesentlich später auf (MAIER W. et al., 2009, 19).
Viele ältere Menschen vergessen sehr oft Dinge, was aber noch kein Anzeichen
für eine Demenzerkrankung ist. Ganz im Gegenteil: „ Ein gewisses, alterungsbedingtes Nachlassen der geistigen Leistungsfähigkeit (z.B. schlechter werdendes
Namensgedächtnis) ist naturgegeben (MAIER W. et al., 2009, 14).“
Da die Gehirnzellen im Alter langsamer arbeiten, bleiben bestimmte Ereignisse
nicht mehr so lange im Gedächtnis (BUIJSSEN, 2008, 20).
Eine Demenz liegt erst dann vor, wenn die Gedächtnislücken und sonstige geistigen Störungen wie etwa Orientierungslosigkeit, über einen Zeitraum von sechs
Monaten andauern (KASTNER und LÖBACH, 2007, 9).
FÖRSTL (2011, 6) sieht ein erstes Anzeichen von Demenz erst dann, wenn es für
die Person nicht mehr möglich ist, alltägliche Arbeiten ohne starke Beeinträchtigungen zu verrichten.
4
http://www.alzheimer-gesellschaft.at/index.php?id=39 (06.03.2012)
16
Derzeit ist Demenz nicht heilbar und vorbeugende Maßnahmen, wie eine gesunde Lebensweise, können den Ausbruch der Erkrankungen nicht verhindern
(BUIJSSEN, 2008, 15). Trotzdem helfen eine gesunde Ernährung, viel Bewegung,
geistige Aktivität und ein aktives Sozialleben, um bis ins hohe Alter geistig und
körperlich fit zu bleiben. 5
Seit mehreren Jahren wird über eine Impfung gegen die Alzheimer-Krankheit
diskutiert. Ziel der Impfung ist es, die für das Absterben der Nervenzellen verantwortlichen Amyloid-Plaques (Eiweißablagerungen) abzutöten. Dabei wird
ein Eiweiß-Fragment (Beta-Amyloid), injiziert, wodurch sich Antikörper bilden
sollen, die das Amyloid abbauen (KASTNER und LÖBACH, 2007, 84). Es gibt
auch die Möglichkeit, die Antikörper direkt zu verabreichen, wobei diese Impfung mehrmals wiederholt werden muss. Die Studienreihe dieser Impfung
musste jedoch abgebrochen werden, da es bei einem Teil der behandelten Personen zu einer Gehirnentzündung kam. Derzeit läuft eine zweite Studie, die sich
gegen die Entzündungen im Gehirn richten soll. Außerdem fand Prof. Dr. Richard Dodel heraus, dass sich im Blut Antikörper gegen das Beta-Amyloid befinden, die auch gentechnisch hergestellt werden können. Ob dies erste Ergebnisse
gegen die Demenz bringt, kann derzeit nicht prognostiziert werden. Umstritten
ist auch, ob es jemals vorbeugende Maßnahmen gegen die Alzheimer-Demenz
geben wird. 6
2.2
Demenz in Österreich
Während in Österreich der Anteil der jungen und erwerbstätigen Personen
sinkt, wird die Zahl der über 60-jährigen von 22,5% im Jahr 2008 auf prognostizierte 26 % in 2020 und auf bereits 34% 2050 steigen (WGKK, 2009, 1).
Durch den Anstieg der älteren Bevölkerung steigen auch die altersbedingten
Krankheiten – Demenz ist eine davon (WGKK, 2009, 11).
Weltweit gibt es mindestens 24 Mio., und in der europäischen Union etwa sechs
Mio. demente Menschen. 7
http://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer-krankheit/vorbeugen.htm (06.03.2012)
http://www.alzheimer-forschung.de/forschung/aktuelles.htm?showid=3083&archivemode=1&
archiveyear=2009 (06.03.2012)
7 http://www.deutsche-alzheimer.de/fileadmin/alz/pdf/factsheets/FactSheet01.pdf (13.03.2012)
5
6
Derzeit leiden in Österreich etwa 100.000 ältere Menschen an einer Demenz,
wobei zwei Drittel davon weiblich sind. Laut Prognosen wird sich die Zahl bis
2050 auf 270.000 Demenzkranke verdreifachen. Auch die Anzahl der jährlichen
Neuerkrankungen wird sich bis ins Jahr 2050 auf rund 60.000 verdoppeln. Nach
aktuellen Hochrechnungen sind es sogar rund 75.000 Neuerkrankungen. Aufgrund der höheren Lebenserwartung und dem höheren Erkrankungsrisiko mit
steigenden Alter, erkranken gesamt betrachtet mehr Frauen als Männer.
(WGKK, 2009, 23f)
In Zukunft liegt die große Herausforderung darin, den neuen Ansprüchen einer
alternden Gesellschaft gerecht zu werden. Besonders im Gesundheitswesen
müssen Lösungen für die zunehmende Zahl älterer Menschen und die damit
verbundenen Krankheiten gesucht werden.
2.2.1
Versorgungssituation
Über 80% demenziell erkrankter Menschen werden von ihren Angehörigen zu
Hause gepflegt. Etwa 100.000 Personen aus Österreich leisten unbezahlte
Betreuungsarbeit (ÖAG, o. A.) 8.
Pflegende Personen sind oft mit der Pflege überfordert und leiden an den physischen, psychischen und sozialen Belastungen. Studien belegen, dass aufgrund
der hohen emotionalen und körperlichen Belastungen in der Pflege Demenzkranker das Mortalitätsrisiko um mehr als 60% höher ist, als bei der Pflege von
älteren Personen ohne Demenz. Die Pflegenden sind einem höherem Stress
ausgesetzt und zwischen 18% und 47% litten bei wissenschaftlichen Erhebungen unter Depressionen. (WGKK, 2009, 217)
Nach Expertenmeinung können ältere und demente Menschen können bei „hygienischer Verwahrlosung“ und Verhaltensauffälligkeiten kaum mehr alleine,
ohne eine spezielle Betreuung versorgt werden (BMSK, 2008, 17).
Im mittleren Stadium der Demenz häufen sich die psychischen Probleme. Es
kommt zu einer starken Unruhe bei den Betroffenen. Daher muss die demente
Person rund um die Uhr betreut werden. Für viele Angehörige ist dies aber berufsbedingt und wegen der eigenen Überforderung nicht mehr möglich.
8 http://www.alzheimer-gesellschaft.at/index.php?id=82
(13.03.2012)
Eine Abhilfe schafft hierbei das Konzept der „Integrativen Versorgung“. Dabei
wird versucht, Versorgungsabläufe, denen ein/e Patient/in unterliegt effizient
zu halten und mehrere Sektoren des Gesundheitswesens aufeinander abzustimmen. „Ziel dabei ist es, Übergänge zwischen unterschiedlichen Behandlungs- und Fachbereichen zu optimieren und die Nahtstellen zwischen den Subbereichen ganzheitlich, effizient, effektiv und patientenorientiert zu gestalten
sowie Wirtschaftlichkeitspotentiale zu realisieren. 9
Fachpersonen oder –gruppen, sogenannte „Case-Manager“, setzen sich mit den
Einzelpersonen auseinander und informieren sich über deren Lebensweise und
Gesundheitszustand. Mithilfe dieser Informationen beraten sie die Angehörigen
über mögliche Optionen und bieten ein bedürfnisgerechtes Hilfs- und Betreuungsschema für jede individuelle Person an. Dabei werden Betreuungsziele und
Maßnahmen definiert. Beispielsweise versuchen die ExpertInnen, die Wohnsituation des/der Erkrankten zu eruieren und gehen der Frage nach, ob eine
selbstständige Lebensweise noch möglich ist. Ist dies nicht der Fall, so können
z.B. speziell geschulte Personen des mobilen Pflege- und Betreuungsdienstes bei
der täglichen Pflegearbeit Hilfe leisten und die Angehörigen zu einem Teil entlasten (WGKK, 2009, XVI, 41).
In einer Studie wurde festgestellt, dass Heimeinweisungen demenzkranker Personen zu einem signifikant späteren Zeitpunkt stattfanden, wenn die Familie mit
individueller Beratung und Familienberatung, der Möglichkeit zur Teilnahme an
einer Selbsthilfegruppe und einer ständig erreichbare Telefonberatung unterstützt wurde (WGKK, 2009, 46).
2.2.2
Spezielle Versorgungsplätze in Österreich
Demenz ist heute mit etwa 43% der häufigste Grund für die Einweisung in eine
Pflegeeinrichtung. Mit einer Erkrankungsrate zwischen 39% und 87% beeinflusst Demenz wie keine andere Krankheit den Pflegebedarf und den Bedarf an
stationären Pflegeplätzen (BMSK, 2008, 9).
Derzeit übersteigt die Zahl der Demenzkranken noch die Anzahl der Pflegeplätze in stationären Einrichtungen. Nur rund 8% von rund 900 Alten- und Pflege-
9 http://www.hauptverband.at/mediaDB/784138_SoSi_Kurzfassung_
Becka_Schauppenlehner_Integrierte_Versorgung.pdf (13.03.2012)
17
heimen bieten eine spezielle Betreuung und Pflege dementer Menschen. Bis
2010 änderte sich diese Situation und viele Demenzstationen wurden in das
bestehende Angebot integriert. Viele der Träger stationärer Betreuungs- und
Pflegeeinrichtungen verfügen bereits über ein entsprechendes Angebot (BMSK,
2008, 21).
Nach dem Stand von 2008 gibt es in Österreich 2.200 Plätze für eine spezielle
Versorgung demenzkranker Menschen in 70 Einrichtungen. Davon gibt es in
Wien 14 Einrichtungen mit 414 Betreuungsplätzen (mit einer fehlenden Angabe) (BMSK, 2008, 25).
2.3
Formen von Demenz
Die Demenzformen werden in Primäre und Sekundäre Demenz eingeteilt. Bei
den primären Formen unterscheidet man wiederum zwischen der degenerativen (fortschreitende) und nicht-degenerativen (nichtfortschreitende) Form.
Dabei baut sich das Gehirn entweder stetig ab oder wird durch einen einmaligen
Vorfall, wie zum Beispiel ein Gehirnschlag, geschädigt. Zu den degenerativen
Formen gehören die Alzheimer-Krankheit, Vaskuläre Demenz, Frontotemporale
Demenz, Lewy-Körper-Demenz und die Demenz bei Morbus Parkinson. Sie machen etwa 70% aller Demenzerkrankungen aus und sind nicht heilbar. Zu den
nicht-degenerative Formen gehören beispielsweise ein Hirntumor, SchädelHirn-Trauma oder Gefäßentzündungen. Sie können eine Demenz auslösen, sind
aber bei einer Früherkennung teilweise heilbar oder hindern das Fortschreiten
der Demenz (KASTNER und LÖBACH, 2007, 29).
Sekundäre Demenzen haben ihre Ursachen in anderen Erkrankungen, die das
Gehirn schädigen. Im Unterschied zu den vorher genannten Demenzen sind
diese Formen heilbar, wenn die Grunderkrankung frühzeitig erkannt und behandelt wird (MAIER W. et al., 2009, 32).
Dementielle Erkrankungen können auf andere Ursachen rückgeführt werden. So
sind es oft schwere Krankheiten in der Vergangenheit oder beispielsweise Alkoholmissbrauch (Physiologische Ursachen), die eine Demenz hervorbringen.
Ausschlaggebend sind auch psychische Ursachen wie etwa Angst und Despression oder soziale Ursachen wie ein einsames Leben oder Ablehnung (BUIJSSEN,
2008, 28f).
18
Die häufigste aller Demenzen ist die Alzheimer-Krankheit. Benannt wurde sie
nach dem Oberarzt Alois Alzheimer, der die Symptome erstmals bei einer 51jährigen Patientin entdeckte. Auguste Deter wurde von ihrem Mann wegen ihres
auffälligen Verhaltens in die städtische Anstalt für Irre und Epileptische nach
Frankfurt am Main gebracht. Sie war eifersüchtig, versteckte Dinge und konnte
alltägliche Arbeiten im Haus nicht mehr erledigen (KASTNER und LÖBACH,
2007, 1f). Außerdem beobachtete Alzheimer die ständige Unruhe der Patientin,
ihren Bewegungsdrang und ein verändertes Verhalten. Nachdem die Patientin
schließlich 1906 verstarb, obduzierte Alzheimer das Gehirn und fand in manchen Bereichen Eiweißablagerungen und abgestorbene Nervenzellen. Seine
Entdeckungen berichtete er einer Ärzteversammlung in Tübingen, was jedoch
auf keinerlei Reaktionen stieß. Wenig später veröffentlichte Kraepelin in seinem
Lehrbuch „Allgemeine Psychiatrie“ die Symptome der Krankheit und nannte sie
die Alzheimer-Krankheit. Damals war die Lebenserwartung mit einem Durchschnitt von 48 Jahren sehr gering und die Alzheimer-Krankheit trat nur in seltenen Fällen auf (MAIER W. et al., 2009, 35).
Heute ist sie die häufigste Form der Demenzen und tritt bei 50 – 60% der Betroffenen auf. Die Alzheimer-Krankheit ist neurodegenerativ, das heißt die Gehirnzellen sterben langsam ab (MAIER W. et al., 2009, 27). Der Abbau der Zellen
beginnt dort, wo das Langzeitgedächtnis sitzt, wodurch die Erkrankung mit
einem Gedächtnisverlust beginnt. Kennzeichnend ist, dass es zu keinen erneuten
Lichtblicken oder hellen Momenten im Verlauf der Krankheit kommt (BUIJSSEN,
2008, 22f). Außerdem treten Probleme bei der Wortfindung und der räumlichen
Orientierung auf (MAIER W. et al., 2009, 27).
Die Lewy-Körper-Demenz wird oft gleichzeitig mit der Parkinson-Erkrankung
genannt, da beide in ihren Symptomen sehr ähnlich sind (BUIJSSEN, 2008, 22f).
Wie bei Parkinson kommt es unter anderem zum Zittern der Hände, zu steifen
Bewegungen und einem unsicheren Gang. Die betroffenen Personen beginnen
zu halluzinieren und wissen im späteren Verlauf der Krankheit nicht mehr, was
real ist. Dabei werden sie oft sehr ängstlich und aggressiv. Viele leiden unter
Schlafstörungen und Inkontinenz und fallen in Ohnmacht. Die geistigen Fähigkeiten und Erinnerungen schwanken oft sehr stark; und anders als bei der Alzheimer-Krankheit treten manche klare Momente auf. Etwa 5-10% leiden an
dieser Form der Demenz (MAIER W. et al., 2009, 27).
Von der Frontotemporalen Demenz sind etwa 5- 10% der dementen Menschen betroffen. Hier erfolgt der Abbau der Gehirnzellen in einer anderen Region des Gehirns, dem Stirn- und Schläfenbereich (frontotemporal) (MAIER W. et
al., 2009, 29). Anfangs kommt es zu keinen Gedächtnisstörungen, sondern zu
einer veränderten Persönlichkeit, Verhaltensstörungen oder zu Schwierigkeiten
mit dem Sprechen. Der/die Erkrankte reagiert nicht mehr angemessen und
normal auf eine Situation, sondern verhält sich nicht „menschenwürdig“. Oft
räumen sie Gegenstände und Besitztümer an einen anderen Platz oder ordnen
sie neu ein (BUIJSSEN, 2008, 27).
Die vaskuläre Demenz ist die zweithäufigste Form der Erkrankung und betrifft
etwa 15-20%. Das Gehirn wird dabei nicht ausreichend mit Blut versorgt, wodurch sich die Blutgefäße verstopfen und Teile des Gehirns nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffe versorgt werden. Dabei kommt es zu einem
Schlaganfall, bei dem Teile des Hirngewebes absterben. Bei einer seltenen Form
dieser Demenz, der Multi-Infarkt-Demenz, treten mehrere kleinere Gehirninfarkte auf, die oft sehr plötzlich kommen. Sie ist der Alzheimer- Krankheit sehr
ähnlich, wobei zusätzlich Taubheit und Lähmungserscheinungen auftreten können (MAIER W. et al., 2009, 31).
Der demente Mensch kann sich anders als bei der Alzheimer-Demenz an bestimmte Ereignisse erinnern. In manchen klaren Momenten weiß er, wie es um
ihn steht (BUIJSSEN, 2008, 26).
2.4
Verlauf der Demenzerkrankung
Zu Beginn sind demente Menschen noch sehr aktiv und zu einer selbstständigen Lebensführung fähig. Sie gehen wandern, gehen in die Stadt, kaufen ein und
erledigen die Gartenarbeit. Es kann aber sehr plötzlich zu großen Schwankungen im Tagesverlauf kommen (MAIER W. et. al., 2009, 37). Haben sie sich gerade
noch an etwas erinnert, kann es plötzlich aus dem Gedächtnis verschwinden.
Obwohl der Gang in den Supermarkt zu einer täglichen Routine gehört, kann es
zu spontanen Gedächtnisaussetzern kommen und die Menschen verirren sich
dort. Sie können sich nicht mehr an bestimmten Punkten in der Umgebung orientieren, da diese prägenden Merkmale den Weg ins Langzeitgedächtnis nicht
mehr finden (BUIJSSEN, 2008, 58).
Bei der leichten Demenz leiden die Betroffenen vorerst aber nicht an einem
Gedächtnisverlust, sondern ziehen sich in sich zurück und sind antriebslos oder
beginnen keine neuen Tätigkeiten mehr. Oft können sie Gesprächen nicht mehr
folgen, kennen die Namen von bekannten Personen nicht mehr oder vergessen
Verabredungen und Termine (KASTNER und LÖBACH, 2007, 26f).
Obwohl die Betroffenen die Veränderungen an sich selbst bemerken, versuchen
sie die Symptome vor den Angehörigen zu verstecken.
„Er leistete sich keinen hartnäckigen Stellungskrieg gegen seinen geistigen Verfall, und er suchte nicht ein einziges Mal das Gespräch darüber, obwohl er – aus
heutiger Sicht – spätestens Mitte der neunziger Jahre um den Ernst der Sache
gewusst haben muss (GEIGER, 2011, 8).“
Den Angehörigen fallen die Symptome dann auf, wenn die Betroffenen alltägliche Dinge, wie kochen oder einkaufen nicht mehr selbst erledigen können. Oft
kaufen sie Lebensmittel doppelt oder vergessen beim Kochen, dass sie Wasser
auf den Herd gestellt haben. Im weiteren Verlauf treten vereinzelte Wortfindungsstörungen auf. Sie erzählen viel aus der Vergangenheit, können sich aber
an kürzlich zurückliegende Ereignisse nicht mehr erinnern (KASTNER und LÖBACH, 2007, 26f).
Im mittleren Stadium der Demenz ist die selbstständige Lebensführung nicht
mehr möglich und die Betroffenen sind vermehrt auf Hilfe angewiesen (MAIER
W. et. al., 2009, 41). Für die Angehörigen ist die mittlere Demenz eine besondere
Belastung, da vor allem psychische Symptome hinzukommen. Eine Vorstellung
davon, wie die mittlere Phase der Demenz verlaufen könnte, beschreibt GEIGER
(2011, 8f): „Ich stelle mir Demenz in der mittleren Phase, in der sich mein Vater
momentan befindet, ungefähr so vor: Als wäre man aus dem Schlaf gerissen,
man weiß nicht, wo man ist, die Dinge kreisen um einen her, Länder, Jahre, Menschen. Man versucht sich zu orientieren, aber es gelingt nicht. Die Dinge kreisen
weiter, Tote, Lebende, Erinnerungen, traumartige Halluzinationen, Satzfetzen,
die einem nichts sagen – und dieser Zustand ändert sich nicht mehr für den Rest
des Tages.“
Durch die psychischen Änderungen werden die dementen Menschen zunehmend ängstlicher und es kann zu Verkennungen oder wahnhaften Erlebnissen
kommen. Aufgrund ihrer ständigen Unruhe beginnen sie rastlos umherzuwandern, wobei sie oft auch alleine das Haus verlassen. Oftmals irren sie aufgrund
19
ihrer Orientierungsstörungen wie getrieben umher. Bei Konflikten sind sie
leicht reizbar und bedrohen ihre Mitmenschen oftmals mit körperlicher Gewalt.
Die Angehörigen leiden auch an einem gestörten Tag- und Nachtrhythmus. Oft
schlafen die erkrankten Menschen tagsüber und finden dann in der Nacht keine
Ruhe. Im späteren Verlauf werden sie leicht inkontinent, da sie oft den Weg zur
Toilette nicht finden können oder sie benützen stattdessen alternative Orte
(KASTNER und LÖBACH, 2007, 27).
Im Spätstadium kommen Probleme mit dem Gehen und der eigenen Mobilität
hinzu. Durch Gangstörungen kann es zu schweren Stürzen kommen und die
Angehörigen müssen sie stützen und begleiten. Im späteren Verlauf wird auch
das Sitzen schwierig, da die Koordination und der Lagesinn beeinträchtigt sind
(KASTNER und LÖBACH, 2007, 27f). Oft wirken sie sehr apathisch und nehmen
ihre Umwelt nicht mehr wahr. In vielen Fällen misstrauen sie den Angehörigen
oder dem Pflegepersonal, werden aggressiv oder beschuldigen sie, etwas gestohlen zu haben. Das ist für die Pflegenden sehr schwer, da sie sich jede Minute
um sie kümmern und dafür beschimpft werden. Es hilft nur, verständnisvoll mit
dieser Situation umzugehen. Am Ende werden sie bettlägerig und inkontinent
und sind ständig auf Hilfe angewiesen. Selbst Essen und Trinken, die Körperpflege und der Gang zur Toilette bereiten ihnen Schwierigkeiten (MAIER W. et
al., 2009, 43f).
Es kommt zu einer erschwerten Nahrungsaufnahme, sowie Störungen des Geschmacks –und Geruchssinn als auch zu Schluckstörungen. Außerdem verwenden sie meist nur mehr einzelne Worte oder Bruchstücke davon, was die Kommunikation mit ihren Mitmenschen deutlich erschwert. Der Körperkontakt –
das Streicheln oder Greifen der Hände – ist in diesem Stadium wichtiger als die
verbale Kommunikation (KASTNER und LÖBACH, 2007, 27f).
In der Zeit, in der sie nur mehr im Bett liegen können, steigt das Risiko einer
Infektion. Demente Menschen sterben oft an den Folgen der Demenz wie zum
Beispiel einer Lungenentzündung oder einer Blutvergiftung. Es kann auch zu
einem Herzinfarkt oder Schlafanfall kommen oder sie sterben an den Folgen von
Krebs (MAIER W. et al., 2009, 43f).
20
2.5
Symptome
Wann der Gedächtnisverlust bei den Betroffenen eintritt, ist abhängig von der
Form der Demenz. Bei der Alzheimer-Demenz tritt er sehr früh auf, wohingegen
bei der Frontotemporalen Demenz die Denk- und Merkfähigkeit erst später
zurück geht. Außerdem kommt es zu unterschiedlichen Schwankungen der Gedächtnisausfälle. Eine Alzheimer-Krankheit gleicht in ihrem Verlauf „einer Wanderung einen leicht abschüssigen Bergpfad hinab […]“, während sich bei der
vaskulären Demenz ein sprunghafter Charakter „auf einem insgesamt abfallenden Weg: zwei Schritt hinab, einen zurück nach oben […]“ zeigt (BUIJSSEN,
2008, 26f).
So schreibt GEIGER (2011, 114) über seinen Vater, der selbst über seine Lage
berichten kann. „Meine Anfänge, die sind kraftvoll gewesen. Aber jetzt bin ich alt
- - und mit dem Alter ist eine gewisse Unbedenklichkeit eingetreten - - nein,
nicht Unbedenklichkeit - - nicht Unbedenklichkeit, das Wort ist schlecht - - es
hat Probleme gegeben.“ Bei der Frage, wie er seine Verfassung einschätze, sagte
der Vater: „Schwach. Es ist nur mit Hilfe anderer möglich, etwas zu erarbeiten.
Es ist bei mir nicht mehr viel los. Na, nu, es ist so, und ich kann es nicht ändern
[…].“
In manchen geistig, klaren Momenten erkennen sie, dass sie krank sind und
können ihre gesundheitliche Lage sehr gut einschätzen. Andererseits vergessen
sie Gespräche oder Ereignisse von einem Moment zum nächsten, da die Informationen nicht mehr im Langzeitgedächtnis gespeichert werden (MAIER W. et.
al., 2009, 39).
Gemeinsam mit dem Gedächtnisverlust, verlieren demente Menschen das Gefühl
über die eigene Persönlichkeit und Identität.
BUIJSSEN (2008, 95) beschreibt diese Situation folgendermaßen: „Charakteristische Verhaltensmuster, feste Verbindungen zwischen Gedanken, Gefühlen und
Verhalten, die wir uns im Laufe der Jahre zu Eigen gemacht haben, reißen ab.“
Da viele Tätigkeiten aus dem Alltag wegfallen, da sie diese nicht mehr bewältigen können, laufen demente Menschen unruhig und rastlos umher oder räumen Schubladen aus (MAIER W. et al., 2009, 41f). Die eigene Unruhe zeigt sich
unter Umständen auch durch Rufen nach Hilfe oder durch akustische Störungen.
Möglich sind außerdem ein apathisches Verhalten, Antriebslosigkeit oder ein
aggressivem Verhalten (KASTNER und LÖBACH, 2007, 17).
Angehörige und Pflegende dürfen dieses Verhalten nicht persönlich nehmen, da
es ein krankheitsbedingtes Symptom ist. Ein einfühlsamer Umgang ist in diesen
Situationen wichtig, da sich ansonsten das aggressive Verhalten steigern kann
(MAIER W. et al., 2009, 42).
Über eine Beschimpfung seines Vaters ihm gegenüber schreibt GEIGER (2011,
131): „Natürlich war mir bewusst, dass hier die Krankheit redete. Trotzdem war
es oft bitter, zu Unrecht so angeschnauzt zu werden – und umso bitterer für
Menschen, die fachlich unerfahren waren und meinen Vater weniger gut kannten und ihm weniger verpflichtet waren.“
Demente Menschen haben im Verlauf ihrer Erkrankung mit einer zeitlichen
und räumlichen Desorientierung zu kämpfen. Die Zeit ändert sich ständig,
wobei ein dementer Mensch diese Änderung nicht mehr wahrnimmt. Für ihn
wird die „Zeit […] zu einem ständigen Rätsel (BUIJSSEN, 2008, 57).“
Aus diesem Grund planen sie keine Ereignisse, die in der Zukunft liegen, da sie
diese ohnehin in kurzer Zeit wieder vergessen. BUIJSSEN (2008, 66) behauptet:
„Das Gedächtnis ist nicht nur der Zugang zur Vergangenheit, sondern auch das
Tor zur Zukunft.“ Mit dem Verlust des Gedächtnisses geht die Vergangenheit
und Zukunft verloren. Auch die unterschiedlichen Jahreszeiten werden nicht
wahrgenommen. So kann es passieren, dass demenzkranke Menschen einen
Wintermantel im Hochsommer tragen (MAIER W. et al., 2009, 16).
Nicht nur die Menschen in ihrer Umgebung haben sich geändert, sondern auch
die räumliche Umgebung. Das eigene Elternhaus sieht in der Kindheitserinnerung anders aus, da sich jetzt die Einrichtung geändert hat (BUIJSSEN, 2008,
94).
Demente Menschen verirren sich oft in einer bekannten Umgebung und finden
dann nicht mehr nach Hause. Ein gesunder Mensch merkt sich bestimmte Orientierungspunkte in der Umgebung, wie zum Beispiel eine Kirche oder einen Platz.
Ein demenziell erkrankter Mensch kann sich solche Punkte nicht mehr einprägen. Auch wenn sich in seiner Umgebung nur geringfügige Dinge wie beispielsweise die Regalanordnung im Supermarkt ändern, findet er sich nicht mehr
zurecht. Die räumliche Orientierungslosigkeit zeigt sich auch dadurch, dass
Dinge an ungewöhnliche Orte verlegt werden. Der Geldbeutel findet zum Beispiel seinen Platz im Kühlschrank (BUIJSSEN, 2008, 58).
Als Frühzeichen einer Alzheimer-Demenz entwickelt sich auch eine visuellräumliche Störung.
Visuell-räumliches Denken ist notwendig für die Orientierung, für Lesen und
Schreiben als auch für das Uhrenlesen und um Entfernungen und Geschwindigkeiten einzuschätzen zu können.
Bei der psychometrischen Untersuchung zeigt sich eine geänderte Raumwahrnehmung. Die Betroffenen können dabei dreidimensionale Gegenstände in ihrer
räumlichen Form nicht mehr zeichnerisch darstellen (MAIER W. et al., 2009,
54).
Aufgrund der räumlichen Desorientierung kommt es vor, dass sie sich selbst in
dem Haus, in dem sie aufgewachsen sind, nicht mehr zu Hause fühlen. Das „Zuhause“ scheint auch dort zu sein, wo der demente Mensch seine Kindheit verbracht hat und wo er in der Geborgenheit seiner Familie eine glückliche Zeit
erlebte. GEIER (2011, 55) schreibt dazu: „Wenn er [der Vater] sagte, dass er
nach Hause gehe, richtete sich diese Absicht in Wahrheit nicht gegen den Ort,
von dem er weg wollte, sondern gegen die Situation, in der er sich fremd und
unglücklich fühlte.“ An einer anderen Stelle: „Der quälende Eindruck, nicht zu
Hause zu sein, gehört zum Krankheitsbild. Ich erkläre es mir so, dass ein an
Demenz erkrankter Mensch aufgrund seiner inneren Zerrüttung das Gefühl der
Geborgenheit verloren hat und sich an einen Platz sehnt, an dem er diese Geborgenheit wieder erfährt. Da jedoch das Gefühl der Irritation auch an den vertrautesten Ort nicht vergeht, scheidet selbst das eigene Bett als mögliches Zuhause aus (GEIGER, 2011, 13).“
Demente Personen im mittleren Stadium zeigen einen starken Bewegungsdrang und laufen oft ziellos umher. Dieser Wandertrieb kann zu gefährlichen
Stürzen und Verletzungen führen und Passanten fühlen sich oftmals dadurch
gestört. Ursachen dafür liegen in der eigenen Unruhe und im eigenen Unwohlsein, psychischen Störungen oder in Konflikte mit anderen Personen
(KASTNER und LÖBACH, 2007, 17).
21
Aufgrund von Schlafstörungen kann es zu einem nächtlichen Wandern kommen,
das auch als „Sun-Downing“ 10 bekannt ist.
GEIGER (2011, 12) schreibt darüber: „Die Abende sind es, die einen Vorgeschmack auf das liefern, was bald schon der Morgen zu bieten haben wird. Denn
wenn es dunkel wird, kommt die Angst. Da irrt der Vater rat- und rastlos umher
wie ein alter König in seinem Exil […].“
Wenn sie tagsüber noch müde wirken, werden sie in der Nacht umso aktiver
(MAIER W. et al., 2009, 43).
Ein Grund dafür ist, dass sie tagsüber zu wenig aktiv sind und ihnen äußere
Reize fehlen (KASTER und LÖBACH, 2007, 20).
Wenn ein dementer Mensch in der Nacht aufwacht, um auf die Toilette zu gehen,
weiß er anschließend nicht mehr, dass er geschlafen hat und beginnt einen neuen Tag. Dabei kommt es zu Angstzuständen, da niemand anderer anwesend ist.
Im schlimmsten Fall verlässt er das Haus (BUIJSSEN, 2008, 64f).
Wichtig ist, den Bewegungsdrang, den die Menschen verspüren, nicht mit Gewalt zu verhindern, da sich die Probleme sonst verstärken (FÖRSTL, 2011, 291).
Stattdessen kann unter anderem eine demenzgerechte Gestaltung des wohnlichen Umfeldes den Drang befriedigen (FÖRSTL, 2011, 491).
Bereits im frühen Stadium der Demenz kann es zu Sprachstörungen kommen.
Dabei verwenden die Betroffenen viele Ersatzwörter oder Oberbegriffe, wie
zum Beispiel Kleidung statt Hose. Vielfach umschreiben sie das gesuchte Wort
umständlich. Bei gebildeten Leuten mit einem großen Wortschatz tritt diese
Störung erst später auf (KASTNER und LÖBACH, 2007, 12).
Bei der mittelschweren Demenz treten grammatikalische Änderungen auf. Sie
erfinden ein neues Wort oder vertauschen einzelne Wörter. Schließlich kann es
bei der schweren Demenz zu vollkommenen Sprachausfällen kommen. Die Sätze
werden immer mehr auf einzelne Wörter oder Laute reduziert (KASTNER und
LÖBACH, 2007, 12). BUIJSSEN (2008, 98) vergleicht die Sprache dabei mit der
eines Kleinkindes. Es gebraucht wenige Worte und wiederholt Sätze oder einzelne Wörter des Erwachsenen. Oftmals fallen sie auf eine Sprache zurück, die
10 Zunehmend motorische Unruhe und Verhaltensauffälligkeiten von gerontopsychiatrischen Erkrankten gegen Abend (KASTNER und LÖBACH, 2007, 17)
22
sie in ihrer Jugend gesprochen haben (BUIJSSEN, 2008, 98). Für die Angehörigen
wird es immer schwieriger ihre Sprache zu verstehen und es kostet sie viel
mehr Energie, ihnen zuzuhören. Sie verzichten oft auf Gespräche mit den Betroffenen oder versuchen, sie auf emotionaler Ebene zu erreichen.
Im fortgeschrittenen Zustand kann es sein, dass die demenzkranken Menschen
die guten Absichten der Angehörigen nicht verstehen und ihnen Misstrauen
und Argwohn entgegenbringen. Angehörige und Pflegende werden oft beschuldigt, wertvolle Gegenstände gestohlen zu haben. Das kann sehr verletzend für
die Angehörigen, sein (MAIER W. et al., 2009, 44). Ein Grund dafür ist, dass sie
ihre eigene Krankheit nicht akzeptieren wollen und die Fehler bei den Mitmenschen suchen. Die erkrankte Person glaubt, alle anderen wollen ihm/ihr das
Leben absichtlich erschweren (BUIJSSEN, 2008, 70f).
Viele demente Menschen wollen lieber zu Hause bzw. in ihrem eigenen Zimmer
bleiben und sich nicht mit ihrer Umwelt beschäftigen. Sie werden oft antriebslos und neigen zu depressivem Verhalten. Besonders für Angehörige ist es
schwer, mitansehen zu müssen wie energielos sie den Tag verbringen (BUIJSSEN, 2008, 68).
Da sie aufgrund ihrer kognitiven Störungen nicht mehr fähig sind, die einfachsten Dinge zu verrichten, werden sie immer trübsinniger. Es kann so weit kommen, dass sie dann keinen Sinn mehr in ihren Leben sehen und depressiv werden. Bei 30-50% der dementen Menschen treten bereits Depressionen auf
(BUIJSSEN, 2008, 69).
In frühen Phasen der Krankheit können Depressionen auch bei familiärer Belastung auftreten (KASTNER und LÖBACH, 2007, 15). Die Familienmitglieder verstehen das Fehlverhalten der betroffenen Person falsch und ahnen nicht, dass
die Demenz dahinter steckt. In Folge dessen zieht sich der/die Betroffene zurück.
„Lass dich bitte nicht so gehen!“ sagten wir hundertmal, und der Vater nahm es
hin, geduldig und nach dem Motto, dass man es am leichtesten hat, wenn man
rechtzeitig resigniert (GEIGER, 2011, 7).“
Als ein Symptom der Krankheit ändert sich das Verhalten oft in eine Richtung,
die nicht dem „normal gesellschaftlichen Verhalten“ entspricht. Der/die Er-
krankte kann rülpsen, furzen, kleckern oder an unangebrachten Orten urinieren
(BUIJSSEN, 2008, 96).
Bei Menschen, die an einer Frontotemporalen Demenz erkrankt sind, geht vor
allem das Sozialverhalten verloren und es kommt zu einem geänderten sexuellen Verhalten. Dies beinhaltet vulgäre Worte oder sexuelle Übergriffe. Pflegende
und betreuende Mitmenschen dürfen dieses Verhalten keineswegs persönlich
nehmen, sondern als Teil der Demenzerkrankung interpretieren (KASTNER und
LÖBACH, 2007, 19).
23
3. Pflege und Betreuung bei Demenz
Im Hinblick auf die Forschungsergebnisse des Demenzhandbuches Österreichs
des Bundesministerium für Soziales und Konsumentenschutz und den Vorgesprächen zu den in der Arbeit untersuchten Beispielen werden die häufigsten
Therapien- und Betreuungsansätze im Folgenden näher beschrieben.
Dieser Kontext hilft dabei, sich in die Gefühlswelt eines dementen Menschen zu
versetzen und die nachfolgenden Kapitel zu verstehen.
3.1
3.1.1
Pflegekonzepte
Validation nach Naomi Feil
Die Validation ist ein Pflegekonzept, das helfen soll, demente Menschen besser
zu verstehen und mit ihnen zu kommunizieren. Sie wird in Österreich in 48 von
70 Pflegeinrichtung angewendet und ist somit eine der häufigsten Konzepte zur
Betreuung Demenzkranker (BMSK, 2008, 33).
Validation leitet sich vom lateinischen Wort „validus“ für kräftig ab, das englische Wort „valid“ bedeutet gültig. Die Gefühle und Emotionen, die Lebenswelt
dementer Menschen, sollen bei diesem Konzept für „gültig“ erklärt werden. Es
bedeutet, „in den Schuhen des anderen zu gehen“ und ein einfühlsamer Umgang
mit der erkrankten Person und deren Gefühle. Entwickelt wurde die validierende Pflege zwischen 1963 und 1980 von Naomi Feil, einer Sozialarbeiterin in den
USA. Sie machte schlechte Erfahrungen mit der Realitätsorientierungstherapie
(ROT). Hierbei wird der/ die PatientIn ständig mit der Realität konfrontiert,
worauf sich dessen Verhalten zum Negativen ändert (ÖHLINGER et al., 2010,
75).
Feil (2010, 44f) geht von der Annahme aus, dass sich in dem Verhalten eines
desorientieren, alten Menschen der Wunsch verbirgt, unerledigte Aufgaben
aufzuarbeiten. Das Verhalten wird nicht nur allein durch den Abbau der Gehirnfunktionen bedingt, sondern auch durch körperliche, soziale und psychische
Veränderungen, die im Laufe des Lebens stattgefunden haben. Hinweise auf
24
Verhaltensauffälligkeiten sind oft in der Vergangenheit zu suchen. Bei der Aufarbeitung der unterschiedlichen Lebensphasen 11, sollen sie vom Pflegepersonal
begleitet und unterstützt werden. Die Pflegenden selbst sollen die Würde
des/der Betroffenen aufrecht erhalten und ihre Sicht der Realität akzeptieren.
Durch einen würdevollen und vertrauensvollen Umgang fühlen sie sich weniger
ängstlich. Außerdem steigt das Selbstwertgefühl; die körperlichen und sozialen
Funktionen bessern sich und beugen einem isolierenden Verhalten vor (FEIL,
2010, 44f).
Folgende Wertvorstellungen prägen die validierende Arbeit:
•
•
•
•
•
Jeder Mensch ist einzigartig und muss auch so behandelt werden
Ein bestimmtes Verhalten basiert immer auf einem bestimmten Grund
oder einer bestimmten Ursache, der/die sich auf die Vergangenheit bezieht
Das Verhalten älterer, desorientierter Menschen akzeptieren und nicht
verändern, außer die betroffene Person will es
Nicht erfüllte Aufgaben in einem Lebensabschnitt können zu psychischen Problemen führen
Ein einfühlsamer Umgang mit viel Mitgefühl lässt das Vertrauen zu den
Bezugspersonen wachsen, verringert Ängste und stellt die Würde des
Menschen wieder her
(FEIL, 2010, 45)
3.1.2
Basale Stimulation
Im Verlauf der Krankheit und vor allem im späten Stadium der Demenz geht die
Fähigkeit, sich verbal auszudrücken, allmählich verloren. Die betroffenen Personen sind nicht mehr in der Lage, mit ihren Mitmenschen zu kommunizieren
und nehmen ihre Umwelt nicht mehr wahr (Kapitel 2.4.3 und 2.5).
11 FEIL (2010, 26) bezieht sich auf die Theorien vieler Entwicklungspsychologen, unter anderem
Erik Erikson (1963), dass in jedem Lebensabschnitt eine bestimmte Lebensaufgabe vollendet werden muss. Die Lebensabschnitte unterteilen sich in: Säuglingsalter, Kindheit (frühe Kindheit, Spielalter, Schule), Adoleszenz („Heranwachsen“), frühes Erwachsenenalter, mittleres Alter und Alter.
Wegen der ständigen Reizarmut verlieren sie das Gefühl für den eigenen Körper.
Da auch die Sinneswahrnehmung getrübt ist, setzen sich die PatientInnen selbst
stimulierenden Reizen aus. Durch Auskleiden, Rufen und Schreien machen sie
auf sich aufmerksam. Deswegen kann der Körper nur mehr durch die Anregung
der Sinne aktiviert werden (RADENBACH, 2009, 81f).
Die Sinne unterscheiden sich in Nah- und Fernsinne:
Nahsinne
•
•
Taktiler Sinn oder Oberflächensensibilität: Empfinden durch Berühren
und Tasten
Kinästhetischer/propriozeptiver Sinn oder Tiefensensibilität:
Körperwahrnehmung, Gleichgewicht und Vibration
Fernsinne
•
•
•
•
Visueller Sinn - Sehen
Auditiver Sinn – Hören
Olfaktorischer Sinn – Riechen
Gustatorischer Sinn – Schmecken
(RADENBACH, 2009, 81)
In der basalen Stimulation lassen sich Bereiche der Wahrnehmung unterscheiden, die grundlegend für die Pflegepraxis sind. Sie haben sich während unserer
Entwicklungsphase von der Geburt an ständig weiterentwickelt und sind für das
Überleben äußerst wichtig. Dabei nimmt jeder Mensch seine Umgebung anders
wahr. Beispielsweise empfindet jemand einen Geruch als wohlriechend, eine
andere Person empfindet denselben Geruch jedoch als übelriechend. Vor der
Anwendung von sensorischen Reizen muss sich das Pflege- und Betreuungspersonal mit der Vorgeschichte der betroffenen Person auseinander setzen. Ein
Mensch nimmt unbewusst alle Bereiche der Wahrnehmung gleichzeitig wahr.
Sie beeinflussen sich dabei gegenseitig.
(NYDAHL und BARTOSZEK, 2008, 11)
Bereiche der Wahrnehmung
Mit der taktil-haptischen Wahrnehmung ertasten und erspüren wir Dinge
und versuchen so, unsere Umwelt besser zu begreifen. Die meisten Tastpunkte
befinden sich an den Fingerkuppen und an den Lippen und werden mit speziellen Mechanorezeptoren aufgenommen. Ein Kind im Mutterleib saugt bereits an
seinem Finger, woraus sich später der Greifreflex und das Greifen entwickeln.
Das Sehen und Hören animieren zum Ertasten bestimmter Dinge. Wenn etwa
ein Kleinkind eine Rassel hört, will es diese ertasten. Ist eine Person in dieser
Wahrnehmung beeinträchtigt, kann sie auf diese Weise Dinge wiedererkennen
und identifizieren (NYDAHL und BARTOSZEK, 2008, 11).
Die somatische Wahrnehmung beschreibt das Empfinden an der Körperoberfläche (Oberflächensensibilität) und aus dem Körperinneren (Tiefensensibilität). Die Tiefensensibilität der Muskeln und Gelenke hat Auswirkungen auf die
Stellung, Bewegung und Kraft und steht im Zusammenhang mit dem Sehen (visuelles System). Verschiedenen Rezeptoren auf der Haut nehmen Druck- oder
Temperaturveränderungen wahr (NYDAHL und BARTOSZEK, 2008, 8).
Die Haut ist dabei eng mit dem Nervensystem vernetzt und ein propriozeptiver
12 Reiz wirkt sich so auf den ganzen Körper und die Selbstwahrnehmung aus
(FRÖHLICH 1998, zitiert nach NYDAHL und BARTOSZEK, 2008, 8).
Bei der vestibulären Wahrnehmung werden Reize an das Vestibulorgan 13
weitergeleitet und dient zur Steuerung des Gleichgewichtes.
Der vestibulare Nerv koordiniert die Augen- und Kopfbewegung. Dadurch orientiert sich ein Mensch in seiner räumlichen Lage und Position und erhält Informationen über die Geschwindigkeit und Richtung der Bewegung.
Insbesondere bei schwerst erkrankten Menschen ist dieser Bereich stark in
Mitleidenschaft gezogen und muss stimuliert werden (NYDAHL und BARTOSZEK, 2008, 9).
Propriozeption ist das Synonym für Tiefensensibilität; Wahrnehmung der Stellung und Bewegung
des Körpers im Raum; durch spezifische Rezeptoren (Propriorezeptoren) registrierte Informationen
über Muskelspannung, Muskellänge und Gelenksstellung bzw. –bewegung werden z. T. auf Rückenmarkebene verschaltet v. a. aber unter Einbeziehung der Afferenzen von Vestibularapparat und
Mechanorezeptoren der Haut zentral verarbeitet (PSCHYREMBEL, 2004, 1296f).
13 Vestibularorgan = Vestibularapparat; (lat. Vestibulum Vorhof, engl. Vestibular organ); Teil des
inneren Ohres; statisches Organ, Gleichgewichtsorgan, auch Beeinflussung vegetativer Funktionen,
z.B. Blutdruck, Gerinnungszeit, Differentialblutbild, Eiweißkörper (PSCHYREMBEL, 2004, 1665).
12
25
Mit der vibratorischen Wahrnehmung werden Schwingungen über spezielle
Mechanorezeptoren 14 auf der Haut wahrgenommen und an das Skelett weitergeleitet. Vibrationsrezeptoren an Gelenken und Sehnen beeinflussen das Empfinden der Bewegung und den Spannungszustand der Muskeln (Muskeltonus).
Bei Spasmen oder Muskeldystrophie bedarf es einer Harmonisierung des
Muskeltonus. Das rhythmische Empfinden erhöht die Aufmerksamkeit und ermöglicht den Körper als Ganzes wahrzunehmen. Das Zusammenspiel der vibratorischen, somatischen und vestibulären Wahrnehmung bildet die Grundlage für
unser „Körper-Ich“
(NYDAHL und BARTOSZEK, 2008, 9).
Das Sehen (visuelle Wahrnehmung) dient für sehbehinderte, ältere Menschen
als Orientierung. Am Beginn der Entwicklung unterscheidet ein Kind nur zwischen Hell und Dunkel. Später werden Umrisse auf kurzer Distanz (ca. 10-15
cm) und die eigenen Körperteile wahrgenommen. Mit fortlaufender Entwicklung werden schließlich Umrisse auf größerer Distanz (ca. 1-2 m) erkannt, die
Konturen werden schärfer und letztendlich können einzelne Personen und Gegenstände unterschieden werden.
Aufbau des Sehzentrums:
•
•
Primäres Sehzentrum: Formen, Bewegungen, Entfernungen, Kontraste
und Farben werden als dreidimensionale Bilder erkannt.
Sekundäres Sehzentrum: Durch eigene Erfahrungen und dem Erlerntem, erkennt der Mensch Dinge, die schließlich mit Erinnerungen verknüpft werden (tertiäres Sehzentrum).
PatientInnen mit einem Blick auf eine ihnen gegenüberliegende Wand sind zu
wenigen Reizen ausgesetzt, was die visuelle Wahrnehmung insgesamt einschränkt (NYDAHL und BARTOSZEK, 2008, 12).
Rezeptoren in Haut, Muskeln, Sehnen, Gefäßen, Herz, Lunge, Intestinaltrakt und Harnblase, die
auch mechanische Reize ansprechen (PSCHYREMBEL, 2004, 995).
14
26
Das Hören (Auditive Wahrnehmung) hängt von der Frequenz (Töne, Klänge,
Geräusche) und der Intensität (Lautstärke) ab. Mithilfe der Ohren kann der
Mensch die Richtung eines Geräusches eruieren. Ungewöhnliche Geräusche
warnen vor möglichen Gefahren. Für Menschen, deren Bewusstsein getrübt ist,
sollen negative Geräusche dezimiert werden. Durch das unterschiedliche Geräuschempfinden benötigt jede Einzelperson ein entsprechendes auditives Angebot (NYDAHL und BARTOSZEK, 2008, 11).
In vielen Pflege- und Betreuungseinrichtung ertönen altbekannte Lieder aus
dem Radio. Diese eintönigen Lieder bieten keine Stimulation und werden einfach „überhört“. Unterschiedliche Lieder verändern die Geräuschkulisse und
aktivieren die Leute (RADENBACH, 2009, 81).
Mithilfe des Geschmackssinns (Olfaktorische Wahrnehmung/Orale Wahrnehmung) nimmt der Mensch unterschiedliche Geschmacksrichtungen wie süß,
sauer, bitter und salzig wahr. Er dient sowohl zur Nahrungskontrolle als auch
zur Nahrungsaufnahme und –verarbeitung (über den Speichel).
Der Geruch von Aromastoffen unterstützt dabei den Geschmack maßgeblich.
Jeder hat unterschiedliche Geschmacksvorstellungen die von emotionalen Situationen abhängen oder an frühere Erfahrungen anknüpfen.
Der Mundbereich, insbesondere die Zunge, gibt uns Auskunft über die Temperatur, Menge und Konsistenz von Speisen und hat einen Wiedererkennungswert.
Anhand von den Zungenbewegungen von schwer erkrankten Menschen kann
festgestellt werden ob sie wach, konzentriert oder schläfrig sind. Je mehr sich
die Zunge im geschlossenen Mund bewegt, desto aufmerksamer sind sie. Ist der
Mund offen und nimmt die Zungenaktivität ab, sind sie müde und schläfrig.
Durch eine gezielte orale Stimulation kann die Aufmerksamkeit der PatientInnen gefördert und reaktiviert werden (NYDAHL und BARTOSZEK, 2008, 10).
Der Geruchssinn wird bei dementen Menschen als erstes in Mitleidenschaft
gezogen. Sie können den Geruch von Essen oder einer Blume nicht mehr wahrnehmen.
In Österreich wird in 50 von 70 Pflegeeinrichtungen die Basale Stimulation
angewendet, die somit das häufigste Konzept zur Demenzbetreuung darstellt(BMSK, 2008, 33).
Die Basale Stimulation wurde 1975 von dem Sonderpädagogen Andreas Fröhlich für geistig behinderte Kinder und Jugendliche entwickelt. Er fand heraus,
dass die in der Wahrnehmung schwerst gestörten Kinder auf Sinnesreize, wie
etwa Berührungen, Musik und Gerüche reagieren. In den 80er-Jahren wurde das
Konzept von der Krankenschwester und Diplompädagogin Christel Bielenstein
auf die Krankenpflege übertragen und anschließend in allen Bereichen der Pflege angewandt (NYDAHL und BARTOSZEK, 2008, 2f).
Die Wortgebung „basale Stimulation“ (lat. Die Basis bildend) bezeichnet den
Rückgriff auf die Basis, auf das Fundament des menschlichen Handelns. Mit
einfachsten Möglichkeiten, soll der Mensch erreicht und aktiviert werden. Stimulation meint stimulieren – anregen und ermuntern. 15
Die Basis bildet dabei die somatische, vibratorische und vestibuläre Wahrnehmung, die selbst bei schweren körperlichen Störungen noch wahrnehmbar sind.
Werden diese Wahrnehmungsbereiche stimuliert, lernt der beeinträchtige
Mensch seinen eigenen Körper wieder zu spüren. Die auditive, orale, olfaktorische und visuelle Wahrnehmung werden direkt beeinflusst (GATTERER und
CROY, 205, 176).
In den Therapieeinheiten versucht das geschulte Personal, den schwer erkrankten Menschen in seiner Wahrnehmung zu stimulieren. Das Angebot ist auf die
individuellen Bedürfnisse abgestimmt, wobei der/die Patient/in selbst entscheidet was er/sie in Anspruch nimmt (NYDAHL und BARTOSZEK, 2008, 1-3).“
Bei einer fortgeschrittenen Demenz nehmen die Menschen die eigenen, körperlichen Signale nicht mehr wahr, was z. B. zum Verlust des Hungergefühls führt.
Durch das Riechen einer Orange oder das Schmecken von Honig auf der Zunge
erfahren sie unterschiedliche Reize. Waschungen oder Massagen mit geführten
Bewegungen vermeiden Fehlhaltungen, die zu Spastiken oder Schmerzen führen
(MARTIN und SCHELLING, 2005, 196).
RADENBACH (2009, 82) schlägt vor, bei der Aktivierung dementer Personen
Objekte anzubieten, die mehrere Sinne gleichzeitig ansprechen. Als Beispiel
15
http://www.basale-stimulation.de/konzept/entstehung/ (28.03.2012)
nennt sie einen Pfirsich, der zum Tasten, Riechen und Schmecken animiert. Bei
zu vielen unterschiedlichen Objekten kommt es zu einer Reizüberflutung, die
sich negativ auf das Verhalten der Menschen auswirkt.
Die therapierte Person reagiert darauf mit bestimmten Signalen und versucht
dadurch, mit dem Pflegenden zu kommunizieren. Dies stärkt nicht nur das Gefühl für den eigenen Körper, sondern festigt die zwischenmenschliche Beziehung (NYDAHL und BARTOSZEK, 2008, 3).
Nach der Therapieeinheit sind die Patienten wacher, aktiver und auch kooperativer bei der Pflege oder die Schluckbeschwerden verringern sich (MARTIN und
SCHELLING, 2005, 196).
Bei dem Angebot wird auf Erinnerungen und auf bestimmte Gewohnheiten von
früher zurückgegriffen, die stetig wiederholt werden, um ein Gefühl der Sicherheit und Orientierung zu ermöglichen. Dadurch werden die PatientInnen selbstsicher und nehmen den eigenen Körper wieder wahr. Außerdem fördert die
Stimulation auch die eigene Identität (NYDAHL und BARTOSZEK, 2008, 4).
3.1.3
Das Psychobiografische Modell nach Erwin Böhm
Ein Viertel (19) der 70 im Demenzbericht genannten Pflegeeinrichtungen verwenden das Psychobiografische Modell nach Böhm in der Pflegepraxis (BMSK,
2008, 33).
Erwin Böhm ist der Begründer des psychografischen Pflegemodells. Der Österreicher entwickelte abseits der schon bestehenden Pflegepraxen ein neues Modell, das auf eigenen Erfahrungswerten beruhte und sich mit der Biografie des
Menschen beschäftigt.
Als Grundlage für das Böhm´sche Modell dient der Lebensbaum, dessen symbolischer Inhalt sich auf den Menschen übertragen lässt. Er schreibt: „Mit ‚Baum‘
meine ich alle Wurzeln unser Seele, also das Säen, Pflanzen, Wachsen, Entwickeln, aber auch das natürliche Stadium des Vergehens und Verblühens.“ Dieser
Baum wächst aus seiner „Heimaterde“, seiner Familie und seinem Milieu. Er
wird durch seinen Lebensraum beeinflusst und kann bei starken Veränderungen sterben (BÖHM, 1998, 135).
Auf den Menschen übertragen bedeutet dies, dass Körper, Seele, Geist, soziales
Umfeld und die persönliche Geschichte eng miteinander zusammenhängen und
aufeinander wirken. Sein Pflegemodell soll sowohl Betreute als auch Betreuende
27
einbeziehen. In der Pflege zielt er darauf ab, die Menschen zu reaktivieren, Symptome zu lindern und das Selbstwertgefühl zu erhöhen. Durch „seelische Pflege“
soll die Pflege- und Betreuungsqualität verbessert werden. Die Pflegenden
selbst sollen zufriedener mit ihrer Arbeit sein, sodass die Krankenstände zurückgehen (ÖHLINGER et al., 2010, 108f).
„Seelenpflege“ heißt dabei nicht nur, die pflegerische Aspekte – „warm-sattsauber“ - zu berücksichtigen, sondern auch die seelischen Belange gemeinsam
aufzuarbeiten (GATTERER und CROY, 2005, 175).
BÖHM verwendet den Begriff der Copings für „die Beziehungs-, Begegnungsund Auseinandersetzungsmöglichkeiten, Bewältigungsversuche (des Lebens),
die Begegnung und Entgegnung (auf die Umwelt), aber auch die Bewältigung
von Überforderung und Unterforderung, die Begegnung mit dem Gewöhnlichen
[.].“ Copings sind erlernbare Verhaltensmuster, die sowohl positiv als auch negativ geprägt sein können. Sie können u.a. Zynismus oder Alkoholismus hervorrufen. Diese „festgefahrenen“ Muster bleiben das ganze Leben und bieten Sicherheit (BÖHM, 1998, 142). Es dauert bis zum 25. Lebensjahr an, sich all diese Verhaltensmuster einzuprägen. Später werden sie im weiteren Leben ständig wiederholt. Bei dementen Menschen sind diese Verhaltensmuster tief verwurzelt
und werden regressiert. Das bedeutet, dass ein dementer Mensch im hohen
Alter seine Copings aus seiner Vergangenheit erreicht. So reist ein erkrankter
Mensch wieder in seine Kindheit oder in das Haus seiner Kindheit zurück und
fühlt sich in der momentanen Umgebung nicht mehr zu Hause.
Bestimmte Prägungen aus der Vergangenheit können durch Schlüsselreize wie
beispielsweise Gerüche ausgelöst werden und positive oder negative Gefühle
auslösen. Diese Gefühle wiederum „zwingen“ uns zum Handeln (BÖHM, 1998,
146).
In der Biografiearbeit lassen sich aus den jeweiligen Copings, Prägungen und
der Familiensituation viele Verhaltensmuster erklären. Die psychischen Symptome können den dementen Menschen mehr belasten als die körperlichen. Um
eine adäquate „Seelenpflege“ zu betreiben, ist es nach BÖHM (1998, 169) entscheidend, sich mit der thymopsychischen Biografie auseinanderzusetzen
(BÖHM, 1998, 169). Dabei sollen „Stories“, also „Geschichterln“, die sich in einer
Biografie verstecken, die Erklärung für das symptomatische Verhalten der Patienten sein. Diese „Lebensgeschichten“ prägen uns sowohl positiv als auch negativ und lösen Konflikte aus (BÖHM, 1998, 170f). Sie sind Folkloresituationen –
28
Volkswissen; Grundmuster des Daseins: Aphorismen, Roman oder Drama, Ironie, Tragödie, Komödie – woraus sich anschließend die Copings, die erlernbaren
Verhaltensmuster, ergeben (BÖHM, 1998, 171f).
3.2
3.2.1
Ausgewählte Therapiemöglichkeiten
Biografiearbeit
Die Biografiearbeit ist ein wichtiger Baustein in der Gestaltung von Gärten für
Menschen mit Demenz. In 58 von 70 Einrichtungen wird die Biografiearbeit als
Zusatzleistung angeboten (BMSK, 2008, 34).
„Die Biografie gibt Auskunft über die Art und Weise, wie ein Mensch sein Leben
erlebt. Erinnerungen entstehen durch die besondere Bedeutung von Erfahrungen und Gefühlen. Aus dieser Fülle von Erlebtem wählt der Mensch bewusst und
unbewusst aus und entwickelt seine Lebensgeschichte. Eine erzählte Biografie
ist kein Tatsachenbericht, sondern eine subjektive Konstruktion der eigenen
Geschichte (SCHNEBERGER et al., 2008, 44).
Jeder Mensch hat seine eigene Lebensgeschichte, die ihn im Laufe des Lebens
prägt. Die Biografiearbeit hat das Ziel, demente Mensch in ihren Gefühlen zu
entlasten und nicht die geistigen Fähigkeiten zu erhalten. Sie hilft den Angehörigen und Pflegenden, besser mit den Leuten zu kommunizieren. Außerdem stärkt
diese Therapieform die eigene Identität und dient zur geistigen Aktivierung
(KASTNER und LÖBACH, 2008, 69).
Ein weiteres Anliegen ist, die Vergangenheit mit gegenwärtigen Situationen zu
verbinden. Schöne Erinnerungen lösen ein angenehmes Gefühl für die Gegenwart aus (RADENBACH, 2009, 29). Schlechte Erlebnisse aus der Vergangenheit
sollten möglichst nicht besprochen werden (HÖFT und PAULUS 1996, zitiert
nach STUHLMANN, 2004, 74).
Der Biografiebogen
Ein Biografiebogen enthält Fragen über Kindheit, Jugendalter, Erwachsenenalter
und die aktuelle Lebensweise. Es ist sinnvoll, in jeder Alten- und Pflegeeinrichtung einen eigenen Biografiebogen zu entwickeln. Entweder füllt die betroffene
Person den Bogen selbständig aus oder die Angehörigen helfen dabei. Oftmals
wissen die Angehörigen nicht alle Details aus dem Leben. In diesem Fall beobachten die MitarbeiterInnen die Person und notieren sich neue Informationen
(RADENBACH (2009, 30).
Laut KASTNER und LÖBACH (2008, 69) ist der Biografiebogen nicht nur eine
reine Formalität, sondern bedarf eines geschulten Umgangs mit den Daten.
Ebenso sind von Angehörigen geschilderte Erlebnisse mit Vorsicht zu genießen,
da es für die Betroffenen selbst schlecht Erinnerungen sein können.
Gleich wie in der pflegerischen Praxis kann auch für die Gestaltung eines Gartens für demente Menschen ein Biografiebogen erstellt werden. HEEG und BÄUERLE erstellten im Anhang ihres Buches „Freiräume – Gärten für Menschen mit
Demenz“ einen derartigen Biografiebogen. Gezielten Fragen über die Natur- und
Gartenerfahrungen der BewohnerInnen und zur kulturellen Prägung, helfen
dabei bei der Gartengestaltung an die Biografie der BewohnerInnen anzuknüpfen. Der Garten kann dabei als Bindeglied zwischen dem Pflegepersonal und den
dementen Personen fungieren. Er wird zu einem Teil der Therapie und zu einem
identitätsstiftenden Umfeld für die BewohnerInnen (HEEG und BÄUERLE, 2011,
85f).
Zusätzlich ist eine Umfrage unter den Bewohnerinnen zu den Erwartungen,
Wünschen und Problemen im Garten sinnvoll. In gemeinsamen Gesprächen
fühlen sich die BewohnerInnen als wertvoller Teil der Gemeinschaft und sind
vollständig integriert (LEICHTFRIED, 2006, 175 zitiert nach PUTZ, 2007, 69).
Durch eine Dokumentation von Veränderungen und Beobachtungen kann sich
der Garten weiterentwickeln (PUTZ, 2007, 69).
Wie wichtig das genaue Lesen der Biografie eines dementen Menschen ist, zeigt
ein Bericht von RATH in der Tagespflege für Alzheimer –Kranke in Wetzlar. Die
Mitarbeiterinnen versuchten, einem ehemaligen Gärtner eine Freude zu bereiten, indem sie mit ihm gemeinsam Blumensamen in Töpfe aussäen wollten.
Dieser zeigte jedoch keinerlei Interesse an dieser Tätigkeit. Bei einem gemeinsamen Spaziergang stellte sich heraus, dass er sich für die verdorrten Äste der
Kirschbäume interessierte. Hielt er eine Gartenschere in der Hand, wusste er
genau, wie diese zu bedienen war und schnitt die verdorrten Äste ab. Wie sich
später herausstellte, besaß er früher eine eigene Baumschule (RATH, 2003, 26).
3.2.2
Physiotherapie
Bei der Physiotherapie handelt es sich um ein Zusatzangebot in österreichischen
Pflegeeinrichtungen und wird am häufigsten angewendet (in 64 von 70 Einrichtungen) (BMSK, 2008, 34).
Sich bewegen bedeutet Selbstständigkeit und bestimmt die Lebensqualität dementer Menschen. Wenn selbst Gehen, Treppen steigen oder nur von einem
Stuhl aufstehen schwer fällt, geht damit ein Teil der Selbstständigkeit verloren
und das eigene Leben verliert an Qualität. 16
Die Physiotherapie sorgt dabei mit gezielten Übungen für mehr Bewegung. Sie
setzt sich aus der Bewegungstherapie und einer begleitenden physikalischen
Therapie zusammen. PhysiotherapeutInnen machen es sich dabei zur Aufgabe,
„[…] pathologische Bewegungsmuster, krankhafte Muskel und -Skelettzustände
und fehlgeleitete neuromuskuläre Übertragungen nach entsprechenden Konzepten zu therapieren.“ In der Folge mildern Bewegungsübungen körperliche
Beeinträchtigungen und wirken sich positiv auf das symptomatische Verhalten
der Patienten aus. Durch verschiedene Tätigkeiten wie Spazieren gehen, Tanzen
oder Ballspielen etc. werden sie aktiver, fitter und weniger unruhig (BAIER et
al., 2001, zitiert nach MAIER B., 2003, 25).
Zudem verringern aktive Tätigkeiten Orientierungs-, Koordinations- u. Aufmerksamkeitsstörungen und mindern Antriebslosigkeit und Bewegungsunlust.
17
Beim Spazierengehen, egal ob alleine oder gemeinsam mit den Pflegenden oder
Angehörigen, können sie einerseits die Natur mit allen Sinnen genießen und
andererseits den gesamten Bewegungsapparat stärken.
US-Forscher kamen in einer Langzeitstudie zu dem Schluss, dass kognitiv beeinträchtigte Menschen lediglich acht Kilometer pro Woche spazieren gehen müssen, um die Abnahme der Gehirnleistung zu verlangsamen. Gesunde Menschen
benötigen 9,7 Kilometer, um das Risiko einer sinkenden Gedächtnisleistung
deutlich zu verringern. 18
http://www.bewegung-bei-demenz.de/content/warum-training-bei-demenz (04.04.2012)
http://www.physiotherapie-juegel.de/pdfs/infoblaetter/p21_demenzvorbeugung.pdf
(04.04.2012)
18 http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/gehirn/news/demenz-spazierengehen-bremstalzheimer_aid_576730.html (04.04.2012)
16
17
29
In der „demenzfreundlichen“ Stadt Darmstadt wurde gemeinsam mit dem Seniorenrat und dem Verein "Tiere helfen Menschen" sogar ein Spaziergeh-Projekt
entwickelt. Angehörige oder Ehrenamtliche unternehmen mit den demenzkranken Menschen einmal pro Woche für ein bis zwei Stunden einen Spaziergang.
Zudem bieten die Initiatoren Schulungen im richtigen Umgang mit den dementen Menschen an. 19
In einem Garten dienen unterschiedliche Bodenbeläge bei Tastpfaden dazu, das
sichere Gehen zu erlernen. Verschiedene Bodenbeläge, wie Kieselsteine oder ein
Waldboden, können außerdem Erinnerungen an frühere Spaziergänge oder
ähnliches wiedererwecken (HASLINGER, 2001, 12).
3.2.3
Ergotherapie
Bei der Ergotherapie ist es das Ziel, Menschen, die in ihren alltäglichen Fähigkeiten eingeschränkt sind durch Betätigungen in den Bereichen der Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit zu aktivieren. Der therapeutische Effekt ergibt
sich aus der Betätigung selbst oder aus seiner Umwelt, die ihn zu einer selbstständigen Betätigung auffordert (SCHEEPERS et al., 2011, 5).
Außerdem sollen die eigenen Fähigkeiten, die den dementen Menschen aufgrund der körperlichen und geistigen Einschränkungen noch bleiben, so lange
wie möglich aufrecht erhalten bleiben (MAIER W. et al., 2009, 124).
In 54 von 70 Einrichtungen in Österreich kommt die Ergotherapie zum Einsatz
(BMSK, 2008, 34).
Welche Betätigungen für demente Menschen angeboten werden, hängt stark
von dem Krankheitsstadium des betroffenen Menschen ab. Im Anfangsstadium
unterstützen gezielte Übungen die Orientierung und kognitiven Fähigkeiten. Die
Patienten dürfen dabei nicht überfordert werden. In der Biografie- und Erinnerungsarbeit stärken Tätigkeiten aus dem früheren Leben das Langzeitgedächtnis. Unter anderem im späten Stadium der Demenz verbessern Lieder, Gedichte
oder Sprichwörter die Kommunikation und sprachlichen Fähigkeiten. Gezielte
Übungen in der Ergotherapie fördern die eigene Körperwahrnehmung, wodurch
sie ruhiger, weniger ängstlich und im Verhalten positiv beeinflusst werden.
Insbesondere Muskelspannungen und Kontrakturen in den Händen und Armen
19
http://www.demenzforumdarmstadt.de/p_ma.htm (04.04.2012)
30
senken sich, und Essstörungen werden gemildert. Allgemein verbessert sich
nachweislich die Aufmerksamkeit, Konzentrationsfähigkeit und das Sozialverhalten (SCHAADE, 2004, 10f).
Es muss bei der Durchführung in das Bewusstsein vordringen, dass sich die
Krankheit nicht aufhalten lässt und es schwierig ist, „Fähigkeiten dauerhaft zu
erhalten, zu verbessern oder zu reaktivieren, da man als Therapeut an seine
Grenzen stößt (OZENSKI, 2007, 51).“
In einer Gemeinschaft ist es sinnvoll, die Menschen in die Hausarbeit zu integrieren. Dadurch erhalten sie eine aktivierende Beschäftigung und fühlen sich als
ein Teil der Gemeinschaft und gewinnen an Selbstwert. Mögliche Arbeiten sind
dabei das Wäsche falten, Rasen mähen oder das Laub harken – Tätigkeiten, die
gefahrlos ausgeführt werden können. Die Dauer soll nicht länger als eine halbe
Stunde betragen, da sonst Müdigkeit oder Langeweile einstellt. Bei der Arbeit
bietet der/die Ergotherapeutin stets die Hilfe an und bedankt sich für die gute
Mitarbeit. Die tägliche Bewegung ist nicht nur gesund für den Körper, sondern
auch für das psychische Wohlbefinden. Spazieren gehen, Rad fahren, Gymnastik
oder Tanzen geben wichtige Impulse, um die Menschen aus ihrer Antriebslosigkeit zu befreien (MAIER W. et al., 2009, 139).
3.2.4
Gartentherapie
In Österreich gibt es zwar gartentherapeutische Einheiten in den Einrichtungen,
diese werden aber zahlenmäßig im Demenzbericht des Bundesministeriums
nicht erwähnt. Da die Gartentherapie aber direkt im Zusammenhang mit dem
Garten steht, findet sie der Vollständigkeit halber in dieser Arbeit Erwähnung.
„Gartentherapie wird von einer therapeutisch sowie botanisch und gärtnerisch
qualifizierten Fachperson durchgeführt. Dabei dienen Pflanzen als therapeutisches Mittel, um bei diagnostizierten Klienten/Patienten überprüfbare therapeutische Ziele zu erreichen. Der Raum, in welchem die Gartentherapie stattfindet, ist in der Regel ein Garten (SCHNEITER-ULMANN, 2010, 24).“
Ziel dabei ist es, das psychische und physische Wohlbefinden von Menschen mit
Behinderungen, älteren und dementen Menschen oder Menschen mit Depressi-
onen oder Traumatisierungen zu steigern. Es ist auch eine Möglichkeit, herkömmliche Therapien sinnvoll zu erweitern. 20
Die Fachpersonen sind meist Ergo-, Physio-, oder Aktivierungstherapeuten mit
einer speziellen Ausbildung in der Gartentherapie. Das Medium der Therapie ist
dabei die Pflanze, mit der aktiv gearbeitet wird (SCHNEITER-ULMANN, 2010,
24f).
Pflanzen werden von dem Menschen mit allen Sinnen wahrgenommen und sorgen für sensorische Reize. Sie erzeugen unterschiedliche Reaktionen im Körper
und lösen Emotionen und Gedanken aus. (SCHNEITER-ULMANN, 2010, 46).
Bestimmte „Sinnespflanzen“ wie z.B. die Rose, sprechen neben dem visuellen
Sinn auch den Geruchs- oder Tastsinn an (SCHNEITER-ULMANN, 2010, 48).
Gärtnerische Tätigkeiten können nicht nach einem Schema ablaufen, sondern
müssen sich an die Bedürfnisse der älteren Menschen anpassen. Aus der Befunderhebung und der Biografie lässt sich ein Therapieplan erstellen. Therapieziele werden formuliert und auf weitere medizinische und pflegerische Maßnahmen abgestimmt. Aus der Biografiearbeit und den Fragen nach den eigenen
Erfahrungen und Interessen wird großes Vertrauen aufgebaut. Schwerpunkte
der gärtnerischen Therapie sind verlorene Fähigkeiten wieder auszubauen,
Einschränkungen durch andere Tätigkeiten zu kompensieren und die Freude
und Erholung aus der Beschäftigung mit der Natur. Das Ziel ist es dadurch die
Lebensqualität im Alltag zu erhöhen (PUTZ, 2007, 64f).
Folgende Fähigkeiten sollen dabei gefördert werden:
•
•
•
•
20
Grob- und Feinmotorik, Geschicklichkeit, Dosierung des Kraftaufwandes
Wahrnehmung der Sinne: tasten, sehen, hören, riechen, schmecken,
Stellung des Körpers im Raum und Stellung der Gelenke zueinander
Ausdauer und Konzentration
Gedächtnis und Orientierung wie das Verstehen, Planen und Erinnern
von Arbeitsschritten und zeitlichen Abläufen
http://www.donau-uni.ac.at/de/studium/gartentherapie/index.php (02.04.2012)
•
Soziale Kompetenzen wie Rücksichtnahme, Eigeninitiative, Kontaktaufnahme und Kontaktpflege
(PUTZ, 2007, 65f)
Während der Einheit dokumentieren die Therapeuten und Therapeutinnen die
Veränderungen der Patienten, Teilnahme etc. Diese werden anschließend ausgewertet (SCHNEITER-ULMANN et al., 2010, 155).
Die gartentherapeutischen Einheiten finden meist in einem Therapiegarten
statt. „Ein Therapiegarten ist eine Anlage im Freien, die Raum und Ausstattung
für Gartentherapien und andere Aktivitäten mit Pflanzen sowie für Therapieformen ohne direkten Bezug zu Pflanzen bieten (SCHNEITER-ULMANN, 2010,
26).“ Bei dieser Definition bildet der Garten nur den Raum für etwaige Therapieformen. Der Garten alleine kann aber schon therapeutische Wirkungen auf den
Menschen zeigen. Vereint man die gärtnerische Arbeiten mit der Wirksamkeit
eine therapeutischen Gartens erhält man laut NIEPEL die „therapeutischen Dimensionen von Gärten“ (NIEPEL, 2004, 142).
Zudem hilft ein Garten Neuankömmlingen im Heim sich zu „verwurzeln“. PUTZ
(2007, 59-62) gründete im Seniorenwohn- und Pflegezentrum Insula eine „Interessengruppe Garten“ bei der sich mehrere BewohnerInnen einmal wöchentlich
vormittags treffen. In den Gruppeneinheiten wird gemeinsam nach Lösungen in
der Gartenarbeit gesucht, wodurch die Gemeinschaft wächst. Es entwickeln sich
Gespräche über den Garten und Tipps werden ausgetauscht. „Es ist ein gemeinsamer Weg: Der Garten entwickelt sich mit den Bewohnern.“
3.2.5
Tiertherapie
Die Tiertherapie zählt zu den unterstützenden Therapieangebote für Menschen
mit Demenz und ist in 42 von 70 Einrichtungen in Österreich vertreten (BMSK,
2008, 34).
Besonders im späten Stadium der Demenz, vermögen demente Menschen nicht
mehr, mit ihren Mitmenschen zu kommunizieren und die Möglichkeiten, die sich
durch herkömmliche Therapien erschließen, stoßen an ihre Grenzen. Hier liegt
der besondere Wert eines Tieres, das alle Sinne eines dementen Menschen ansprechen kann und so mit ihm kommuniziert. Mit Hilfe der Tiertherapie können
die Pflegenden intensiver mit den Betroffenen interagieren. Tiere kommunizieren und interagieren mit dementen Menschen hauptsächlich auf einer tiefen,
31
emotionalen Ebene. So wie ein schwer in seiner Sprache beeinträchtigter
Mensch, nehmen Tiere nur die analogen 21 Teile der Kommunikation wahr. Ein
Tier wird deswegen im Gegensatz zum Pflegepersonal zum Ansprechpartner.
Tiere können sich auch intuitiv in den Menschen einfühlen und ihm Zuneigung
und Mitgefühl entgegen bringen. Es stört sie nicht, wenn ein Mensch mehrmals
das Gleiche erzählt. Angehörige und Pflegende identifizieren sich oft mit den
Schwächen und Problemen den kranken Menschen, währenddessen ein Tier
unvoreingenommen jegliche Situation aushält.
„Dieser unvoreingenommene, ehrliche, unreflektierte und gefühlsbetonte Kontakt ist die Erklärung dafür, dass es Tieren gelingt – anders und besser, als Menschen dazu in der Lage wären – mit Demenzerkrankten in Kontakt zu treten und
eine emotionale Bindung aufzubauen (HEGEDUSCH und HEGEDUSCH, 2007,
66).“ Beim Berühren der Tiere tauschen sie Zärtlichkeit aus und befriedigen das
Bedürfnis nach körperlichem Kontakt. Diese taktilen Erfahrungen, aber auch
Gerüche können Kindheitserinnerungen wachrufen. Die positiven Erlebnisse
mit einem Tier geben in der gegenwärtigen Situation Halt und Sicherheit (HEGEDUSCH und HEGEDUSCH, 2007, 58-66).
Viele Menschen hatten in ihrer Kindheit einen Bezug zu Tieren, besonders jene,
die am Land aufgewachsen sind. Für sie sind Tiere ein Teil ihres Lebens. Wenn
demente Menschen ihre Beziehung zum Tier aufgeben müssen, verspüren sie
Trauer und Verlust (CHALFONT, 2010, 33f).
Die Obsorge für ein Tier löst das Bedürfnis aus, sich um jemanden zu kümmern,
was als „Kindchenschema“ definiert wird. Aus diesem Grund holt sie dieser fürsorgliche Gedanke aus der Isolierung heraus und aktiviert sie im Tagesverlauf.
Die erkrankten Personen übernehmen Verantwortung für das Tier, füttern es
oder bürsten das Fell, wodurch sie eine Aufgabe in ihrem Leben haben und das
Selbstwertgefühl steigt (HEGEDUSCH und HEGEDUSCH, 2007, 65).
Tiere im Betreuungs- und Pflegeeinrichtungen
In vielen Heimen gibt es die Möglichkeit, eigene Tiere mitzubringen. Eine weitere Möglichkeit sind haus- oder stationseigene Tiere, die zum Heim gehören.
Die analoge Kommunikation nutzt nonverbale und lautsprachliche Elemente, Mimik, Gestik
Stimmmodulation. Es ist die Sprache der Augen und der Berührung und die Sprache des Körpers
(HEGEDUSCH und HEGEDUSCH, 2007, 45)
21
32
In beiden Fällen müssen sich alle Beteiligten über die Versorgung und Verantwortung über die Tiere absprechen und organisieren. In manchen Heimen gibt
es Streichelzoos, angegliederte Kleinbauernhöfe oder Stationskatzen, -hunde
oder –vögeln (MÜLLER, 1998; GÄNG; TURNER, 2005, zitiert nach HEGEDUSCH
und HEGEDUSCH, 2007, 103).
Dort wo es nicht erlaubt ist, stationseigene Tiere zu halten, können Besuchstiere
eingesetzt werden. Hierbei besuchen Freiwillige gemeinsam mit einem Tier das
Heim, oder MitarbeiterInnen bringen das eigene Haustier mit und sorgen so für
einen Kontakt. Ansonsten bieten tiergestützte Therapien mit geschulten Fachkräften eine weitere Möglichkeit einer positiven Intervention.
In den USA gibt es speziell auf die Begleitung dementer Menschen ausgebildete
Hunde. Sie verhindern bestimmte risikofreudige Vorhaben einer erkrankten
Person und machen beispielsweise bei Stürzen auf sich aufmerksam.
Trotz der zahlreichen Studien zur positiven Auswirkung von Tieren auf ältere
und demente Menschen wehren sich einige Pflege- und Betreuungseinrichtung
gegen die Tierhaltung. Ein Grund dafür ist, dass Tiere einen Mehraufwand für
das Pflegepersonal bedeutet. Obwohl Tiere durch die beruhigende Wirkung auf
demente Menschen die Arbeit des Pflegepersonals erleichtert, muss ein Tier
dennoch versorgt werden. Es ist deswegen wichtig zu klären, wer für die Versorgung des Tieres verantwortlich ist und wer diese Person im Krankheitsfall
vertritt. Tiere gehören aufgrund der Hygiene- und seuchenrechtlichen Vorschriften nicht in die Küche. Ein Problem sind allergische Reaktionen oder Phobien gegen Tiere. Deswegen muss im Vorfeld abgeklärt werden, ob und welche
Allergien oder Phobien bei MitarbeiterInnen oder BewohnerInnen vorliegen,
um dann ein entsprechendes Tier auszuwählen (GRABER-DÜNOW, 2003, 84f).
In Österreichs Betreuungs-und Pflegeeinrichtungen ist die Mitnahme von Tieren
in 43 Fällen (von 70) nicht möglich. Es empfiehlt sich jedoch, bei Einzug in ein
Heim die Mitnahme eines Bezugstieres mit den LeiterInnen abzusprechen.
Kleintiere wie Fische, Vögel, Hasen und Katzen sind meist erlaubt, währenddessen Hunde nur in Ausnahmefällen erlaubt sind. Reptilien, Großtiere und Hunde
sowie unreine Tiere und Tiere, die einen hohen Bewegungsdrang brauchen,
werden nicht aufgenommen (BMSK, 2008, 29).
Katzen, Vögel und Fische sind am einfachsten in Pflegeeinrichtungen zu halten.
Katzen lassen sich gerne hochnehmen und anfassen und sind verschmust. Die
Haltung einer Katze ist wiederum nur möglich, wenn niemand allergisch ist oder
eine Abneigung gegen das Tier hat.
Ein Aquarium mit Fischen wirkt sich laut einer Studie beruhigend aus und verbessert das Essverhalten dementer Menschen. Zudem verbessert sich bei den
Pflegenden die Arbeitszufriedenheit (EDWARDS und BECK 2004, zitiert nach
CHALFONT, 2010, 37).
Bei den drei untersuchten Beispielen ist die Mitnahme von Tieren nur in der
Wohngemeinschaft Brünnerstraße möglich, währenddessen es in den stationären Einrichtungen Pramergasse und Kalksburg nicht möglich ist (BMSK, 2008,
Anhang A).
33
4. Pflege- und Betreuungseinrichtungen für
Demenzkranke in Wien
In Wien gibt es mehrere öffentliche und private Pflege- und Betreuungseinrichtungen mit einer speziellen Ausrichtung auf Demenzkranke. Die im Rahmen
dieser Arbeit untersuchten Beispiele sind Teil der privat organisierten Caritas
Socialis (CS). Aus diesem Grund wird diese Institution nachfolgend näher beschrieben.
4.1
Caritas Socialis (CS)
Die Pflegeeinrichtung wurde 1919 von Hildegard Burjan 22 als apostolische
Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis gegründet. "Die Caritas Socialis
braucht Menschen, die die große, komplizierte, moderne Not gesehen haben, die
im Leben stehen, äußerlich und innerlich frei sind, die sich nicht abschließen
wollen von den Gefahren des Lebens, die beten und nach innigster Vereinigung
mit Gott streben (Hildegard Burjan)." 23
Noch heute sind die Schwestern der Caritas Soziales im sozialen und pastoralen
Dienst tätig und helfen Menschen, die Unterstützung benötigen. 24
Selbst im Leitbild der Caritas Socialis bleiben die Grundsätze des christlichen
Menschenbildes, das von der Gründerin geprägt wurde, erhalten: 25
Hildegard Burjan wurde 1883 in Görlitz an der Neisse geborgen. Sie studierte später als eine von
wenigen Frauen Philosophie in der Schweiz. Nach einer schweren Krankheit konvertierte sie zum
katholischen Glauben. Mit ihrem großen sozialen Engagement trat sie für die Recht der Frauen ein
und gegen die Kinderarbeit. Aufgrund ihrer zahlreichen Tätigkeiten wurde sie später als christlich
soziale Abgeordnete in den österreichischen Nationalrat gewählt und führte dort ihr Schaffen fort.
Mit Unterstützung von Bundeskanzler Ignaz Seipl gründete sie schließlich 1919 die erste Schwesterngemeinschaft. Online: http://www.cs.or.at/deutsch/caritas-socialis/hildegardburjan/hildegard-burjan.html (14.06.2012)
23 http://www.cs.or.at/deutsch/caritas-socialis/cs-schwestern/cs-schwesterngemeinschaft.html
(14.06.2012)
24 http://www.cs.or.at/deutsch/caritas-socialis/cs-schwestern/was-wir-tun/was-wir-tun.html
(14.06.2012)
25 http://www.cs.or.at/deutsch/caritas-socialis/unternehmen/leitbild/leitbild.html (14.06.2012)
22
34
•
•
•
•
•
•
•
•
Nächstenliebe spürbar machen
Die Not an der Wurzel packen
Den Menschen im Mittelpunkt sehen
Einander ermutigen und vertrauen
Die persönliche und fachliche Qualität zu fördern
Initiativ und offen zu führen
Beweglich und dynamisch bleiben
Mittel und Methoden sinnvoll einzusetzen
Einrichtungen der Caritas Socialis
Bei der Caritas Socialis gibt es drei sogenannte Pflege- und Sozialzentren
(Rennweg, Pramergasse und Kalksburg) die unterschiedliche Angebote für ältere Menschen bereitstellen. Dazu gehören unter anderem stationäre Lang- und
Kurzzeitpflege, Tageszentren und die CS Betreuung zu Hause. Daneben gibt es
spezielle Angebote für an Demenz oder Multipler Sklerose erkrankte Menschen. 26 Bei der CS gibt es ein abgestuftes Konzept, das sich nach dem zeitlichen
Pflegeaufwand richtet. Mit dem Konzept der Betreuung zu Hause werden Pflegeund Betreuungsmaßnahmen stundenweise in Anspruch genommen. Ein/eine
speziell geschulte Dementenbetreuer/in kommt dazu in das Haus oder die
Wohnung der hilfsbedürftigen Person. Die nächste Stufe ist eine tageweise Unterbringung der pflege- und hilfsbedürftigen Person in einem AlzheimerTageszentrum, wie sie im Pflege- und Sozialzentrum Pramergasse und Kalksburg vorhanden sind. Wenn der Pflegeaufwand durch die Angehörigen nicht
mehr möglich ist, gibt es die Möglichkeit einer Langzeitpflege in den Alzheimer
Stationen Pramergasse und Kalksburg sowie in der Wohngemeinschaft für demente Menschen Brünnerstraße und Haeckelstraße. 27
Je nach dem individuellen Gesundheitszustand und der Ausprägung der Demenz
werden die erkrankten Personen entweder in den Spezialeinrichtungen oder in
eine integrative Einrichtung vermittelt. So gibt es bei der CS ein integrativ geriatrisches Tageszentrum als auch ein spezielles Alzheimer Tageszentrum. Neben
26
27
http://www.cs.or.at/deutsch/caritas-socialis/unternehmen/unternehmen.html (14.06.2012)
http://www.cs.or.at/deutsch/pflege-und-betreuung/pflege-und-betreuung.html (14.06.2012)
den Spezialeinrichtungen gibt es dann noch eine weniger auf Demenz spezialisierte geriatrische Langzeitpflege. 28
Aus zahlreichen Studien und Erfahrungen aus der Pflegepraxis ist belegt, dass
aber nur in speziellen Einrichtungen, die für demente Menschen bestimmt sind,
die Sicherheit und Geborgenheit gewährleistet werden kann. Immerhin ist es in
einem Heim ohne ein entsprechendes therapeutisches und aktivierendes Angebot schwer möglich, mit dem unruhigen und herausforderndem Verhalten und
der Weglauftendenz der an Demenz erkrankten Menschen zurecht zu kommen.
Eine Segregation von dementen und nicht dementen Menschen kann sich deswegen vor allem für das Personal als „segensreich“ erweisen (HELD und ERMINI-FÜNFSCHILLING, 2004, 99).
Da sich aber demente Menschen unterschiedlich verhalten, muss sich das Umfeld an ihre Bedürfnisse anpassen. „[…] Aufgrund unterschiedlicher Biographien, Persönlichkeiten, Restkompetenzen und Demenzstadien ist von unterschiedlichen Bedarfen an Autonomie und Hilfe, an Stimulation und Ruhe, an
Privatheit und sozialer Einbindung auszugehen (NEUMANN, 2003, zitiert nach
HEEG und BÄUERLE, 2008, 33).
Im nächsten Kapitel werden drei unterschiedliche Modelle der CS, die sich auch
auf die Beispiele in Kapitel 6 beziehen, näher beschrieben.
4.2
Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz
Die CS betreut derzeit zwei Wohngemeinschaften für demente Menschen in
Wien, die derzeit auch die einzigen in Österreich sind.
Die Definitionen von Wohngemeinschaften, Hausgemeinschaften und Wohngruppen sind nicht klar definiert, es lassen sich aber Merkmale ableiten. Wohngemeinschaften sind nach Definition ambulant betreut und werden von den
BewohnerInnen und deren Angehörigen selbst organisiert. Der Einzug und die
pflegerische Betreuung eines/einer neuen Bewohner/in die WG wird einvernehmlich entschieden. Es besteht auch die Möglichkeit, dass ambulante Pflegedienste eine Wohngemeinschaft als Vermieter gründen und sich um die Pflege28 http://www.cs.or.at/deutsch/alzheimer-demenzbetreuung/alzheimer-demenzbetreuung.html
(14.06.2012)
versorgung kümmern. Im Gegensatz zur Wohngemeinschaft ist eine Hausgemeinschaft 29 eine Alternative zu den herkömmlichen Pflegeheimen, die eine
vollstationäre Betreuung haben, dem Heimgesetz unterliegen und pflegesatzfinanziert sind. (BROWN, J., 2007, 8)
Das Konzept der „Hausgemeinschaften“ beschreibt dabei eine „familienähnliche
Wohn- und Lebensform für pflegebedürftige und/oder verwirrte alte Menschen
(WINTER et al., 1999, zitiert nach HEEG und BÄUERLE, 2008, 38). Das Ziel ist es,
durch ein familienähnliches Zusammenleben so viel Normalität wie möglich in
den Tagesablauf zu bringen. Das Kuratorium für deutsche Altershilfe (KDA)
sieht dieses Konzept auch für pflegebedürftige Menschen ohne eine Demenz vor
(HEEG und BÄUERLE, 2008, 38).
Bei dem Konzept der Caritas Socialis hingegen werden nur BewohnerInnen, die
an einer Form von Demenz erkrankt sind (Alzheimer, Vaskuläre Demenz oder
ähnliche Demenzformen) und zusätzlichen eine „Rund-um-die-Uhr-Betreuung“
benötigen, aufgenommen. Durch ein ärztliches Attest muss die Erkrankung bzw.
die Pflegebedürftigkeit bescheinigt werden. 30 In der Wohngemeinschaften
Brünnerstraße und Haeckelstraße wohnen bis zu acht Personen in einem familienähnlichen Verhältnis zusammen. Es gibt Einzelzimmer, einen Wohn-EssKüchenbereich, Terrasse, Bäder und Toiletten. In den eigenen Unterkünften
können sich die Menschen zurückziehen. Die gemeinsamen Aktivitäten hingegen finden im Wohn-Essbereich bzw. auf der Terrasse statt. Dort sorgt die Mitarbeit bei Alltagsaktivtäten wie Kochen oder Putzen für eine höhere Selbstständigkeit und Autonomie. Die MitarbeiterInnen stehen ihnen bei diesen Arbeiten
immer zur Seite. 31
In vielen Aktivitäten können die Angehörigen einbezogen werden, was den dementen Personen soziale Sicherheit vermittelt. 32
Die Gemeinschaftsbereiche sind wohnlich mit großen Esstischen und für die
Generation übliche Möbel eingerichtet. Die privaten Zimmer gestalten die Be-
Definition vom Kuratorium für Deutsche Altershilfe (KDA) eingeführt
http://www.cs.or.at/deutsch/alzheimer-demenzbetreuung/demenzwg/bewohner/bewohner.html (14.06.2012)
31 http://www.cs.or.at/deutsch/alzheimer-demenzbetreuung/demenz-wg/demenz-wg.html
(15.06.2012)
32 http://www.cs.or.at/deutsch/alzheimer-demenzbetreuung/demenzwg/angehoerige/angehoerige.html (14.06.2012)
29
30
35
wohnerInnen durch selbst mitgebrachte Möbel. Sie haben auch die Möglichkeit,
die Gemeinschaftsbereiche durch eigene „Lieblingsstücke“ mitzugestalten. 33
Grundsätzlich soll die Umgebung „wohnlich“ gestaltet werden und an die Erfahrungen und Biografie der BewohnerInnen anknüpfen. Nur so können sie sich zu
Hause fühlen. Dies ist neben den Aufenthaltsbereichen auch in den privaten
Räumen zu berücksichtigen. Durch eigene Möbel und Gebrauchsgegenstände
kann auf die jeweilige Lebensgeschichte einer Person Bezug genommen werden
(HEEG und BÄUERLE, 2008, 32).
4.3
Tageszentren
Tageszentren sind Wohnbereiche für die besondere Dementenbetreuung und
weisen einen geschützten und ruhigen Freiraum und ein demenzspezifisches
Milieu auf. Das Personal ist im Umgang mit dem herausfordernden Verhalten
dementer Menschen speziell geschult. In den Gruppenaktivitäten sollen die noch
vorhandenen „funktionalen Fähigkeiten“ in dafür geeigneten Aktivitäten gefördert werden. Im Unterschied zu Hausgemeinschaften werden sie nicht in die
Haushaltsaktivitäten einbezogen (RADZEY et al., 2001 zitiert nach HEEG und
BÄUERLE, 2008, 41).
In den Pflege- und Sozialzentren Rennweg, Pramergasse und Kalksburg gibt es
neben dem integrativ geriatrischen Tageszentrum spezielle Alzheimer Tageszentren. Beide Tageszentren liegen in einem Gebäudeteil, weisen aber Unterschiede in Kosten und Betreuungsaufwand auf. Die Betreuung in den Alzheimergruppen benötig sehr viel mehr Aufwand und ist deswegen auch kostenintensiver(CS BERATUNGSSERVICE PFLEGE UND DEMENZ, persönliche Mitteilung, 11. 06. 2012).
Das integrativ geriatrische Tageszentrum wird von älteren Menschen besucht,
die den Alltag zu Hause nicht mehr alleine bewältigen können oder aufgrund
ihrer Lebenssituation, eingeschränkte Mobilität oder nach Erkrankungen zusätzliche Hilfe und Unterstützung benötigen. Im Tagesverlauf finden unterschiedliche Aktivitäten und Therapien wie z. B. Gedächtnistraining oder Bewe33 http://www.cs.or.at/deutsch/alzheimer-demenzbetreuung/demenz-wg/fragen-undantworten/fragen-und-antworten.html (18.06.2012)
36
gungsübungen statt. Die Gruppe ist mit 20 bis 25 Personen größer als bei einer
Alzheimergruppe mit bis zu 12 Personen. Für die Angehörigen bietet sich die
Möglichkeit, ihre Eltern oder Partner stundenweise betreuen zu lassen. 34
Im Alzheimer Tageszentrum werden Menschen mit Morbus Alzheimer oder
einer ähnlich schweren Demenzen von speziell geschultem Personal, mit einer
Zusatzausbildung in der validierenden Pflege, betreut. Durch die ständige Aktivierung und Beschäftigung leiden die Personen weniger an den Symptomen der
Demenz wie Unruhe, Angst oder Wahrnehmungsstörungen. Dazu gehören unter
anderem die Validation, Biografiearbeit, Musiktherapie, Tiertherapie und die
Einbindung in Tätigkeiten des Alltags.
Die tageweise oder stundenweise Betreuung ist von Montag bis Freitag möglich
und entlaste die Angehörigen in der Pflege. 35
4.4
Stationäre Dementenbetreuung
In einigen Institutionen gibt es von den anderen Stationen räumlich getrennte
Spezialeinrichtungen für demente Menschen. Diese „Special Care Units for Dementia“ finden auch in den europäischen Länder Einzug (HELD und ERMINIFÜNFSCHILLING, 2006, 96).
In den Alzheimer Pflegestationen in Kalksburg und Pramergasse werden Menschen mit einer Alzheimer-Demenz betreut. In der Pramergasse befindet sich
eine Alzheimer-Pflegestation im 2. Stock des Gebäudes. Dort wurde ein spezieller Freiraum mit Rundwegen angelegt, der ebenerdig zu erreichen ist.
Das Pflegeheim in Kalksburg ist wesentlich älter und wurde 1994 nach Um- und
Neubauten neu eröffnet. Es wurden dabei ambulante Angebote (Betreuung zu
Hause), teilstationäre (Geriatrische Tageszentrum) und stationäre Einrichtungen für die Kurzzeit- und Langzeitpflege geschaffen. 36 Anders als in der Pramergasse gibt es hier eine Demenzwohngruppe im 3. Stock des Gebäudes. 37
http://www.cs.or.at/deutsch/pflege-und-betreuung/tageszentrum/integrativ-geriatrischetz/integrativ-geriatrische-tz.html (15.06.2012)
35 http://www.cs.or.at/deutsch/alzheimer-demenzbetreuung/tageszentrum/tageszentrum.html
(15.06.2012)
36 http://www.cs.or.at/deutsch/caritas-socialis/unternehmen/milestones/milestones.html
(15.06.2012)
37 http://www.cs.or.at/files/pflegefolder_09.pdf (15.06.2012)
34
Eine Demenzwohngruppe kann in bereits bestehende Pflegeheime integriert
werden, die dann demenzfreundlich umgebaut werden. Die Personen haben
bereits eine mittlere bis schwere Demenz und leben in einer Gruppe zu 12 bis
15 Personen zusammen (HEEG und BÄUERLE, 2008, 40f).
37
5. Gärten für Menschen mit Demenz
Es gibt bereits zahlreiche Planungsleitfäden zur Gestaltung von demenzspezifischen Gärten. Im nachfolgenden Kapitel werden die wichtigsten Grundsätze
daraus dargestellt, um sie mit den untersuchten Beispielen zu vergleichen. Vorerst wir die Frage erläutert welche Auswirkungen die Natur und der Garten für
den Menschen bzw. für demente Menschen haben und welche Bedürfnisse demente Menschen im Garten ausleben können.
5.1
Die heilende Wirkung von Natur und Garten
Selbst zahlreiche Studien über die positive Wirkung der Natur auf die Gesundheit und das Wohlbefinden liefern keine wissenschaftlichen profunden Ergebnisse, wie und warum sich die natürliche Umgebung heilend auf den Menschen
auswirkt. In den Studien werden meist unterschiedliche Interessengruppen auf
deren Freizeitverhalten befragt oder Patientengruppen hinsichtlich einer wissenschaftlichen Fragestellung getestet. Obwohl diese Studien keine handfesten
Belege, über die Wirkung der Natur liefern, gilt dies dennoch aus den eigenen
menschlichen Erfahrungen als bewiesen. Begründungen für diese starke Affinität zur Natur liegen möglicherweise in der Evolutionstheorie, in unserem kulturellen Lernen und in der Psychologie des Menschen. Laut der Evolutionstheorie
ist es uns genetisch bestimmt, in Notlagen Schutz in der Natur zu finden. Bäume
lieferten uns Schutz vor Feinden. Unsere Liebe zu weiten, savannenartigen
Landschaften soll von daher rühren, dass unsere Vorfahren in solchen Landschaften den Überblick auf kommende Feine und Jäger behielten. Diese Theorie
wird dadurch belegt, dass in vielen Kulturen und sozioökonomischen Gruppen
ein gleiches Verständnis für die Natur herrscht. Es gleicht einem kollektiven
Gedächtnis, das sich über Millionen von Jahren der Evolution in uns aufgebaut
und entwickelt hat. Dieser genetische Code ist auch Teil des modernen Menschen. Die Natur ist ebenso überlebenswichtig für die Gesundheit und das
Wohlergehen. Nicht in einer fremden, gebauten Umwelt, sondern in der natürlichen Umgebung findet der Mensch Erholung. Durch diese Theorie steht fest,
dass natürliche Elemente wie Pflanzen, ruhig fließende Gewässer, räumliche
Offenheit und Weite, parkähnliche und savannenähnliche Landschaften und eine
38
unberührte Wildnis ein Gefühl der Sicherheit auslösen. In zweiter Linie ist der
Mensch durch seine Kultur und Gesellschaft stark geprägt. In den verschiedenen
Kulturen finden sich zwar unterschiedliche Pflanzen und Naturelemente, dennoch ist die Natur generell ein verbindendes Element. Das Lernen aus der eigenen Kultur zeigt uns, welche Elemente wir als positiv auffassen und welche negative Assoziationen auslösen. So wirken sich beispielsweise urbane Elemente
durch die Bewegung und Geräusche, die sie erzeugen, ermüdend und überfordern aus, während weniger komplexe Elemente in der Natur sich erholsamer
auswirken (ULRICH, 1999, 50-52).
Bei der Psychologischen Theorie von KAPLAN und KAPLAN wird die Begründung in der individuellen Psyche des Menschen gesucht. Der moderne Mensch
ist durch die Arbeit oder fortschreitende Technologien ständigem Stress in der
Gesellschaft ausgesetzt. Deswegen findet der Mensch Erholung in Tätigkeiten,
die ihm eine Flucht aus dem Alltag und der Routine bieten. Das sind Tätigkeiten
wie Gärtnern, Campen und sich in der Wildnis aufhalten bzw. den Kontakt zur
Natur herstellen. Nach KAPLAN erfolgt der erholende Effekt durch das „Weg
sein“ von Alltag und Routine; etwas muss Faszination auslösen und unsere Bedürfnisse befriedigen. All dies vermag ein Garten oder die Natur zu leisten. „Our
enjoyment of where we live seems in part to derive form proximity to nature,
and nature is where we seek to go when troubled (GERLACH-SPRIGGS et al.,
1998, 36).
Die Natur und der Garten mindert Stress und sorgt für ein Wohlgefühl
Der Mensch ist in seiner Umwelt ständig Stressfaktoren durch fordernde Erfahrungen oder Ereignisse ausgesetzt. Insbesondere Menschen, die kurze Zeit in
einem Krankenhaus oder langfristig in einer Einrichtung des Gesundheitswesens verbringen, sind meist akuten Stresssituationen durch bevorstehende Operationen, Schmerzen, kurze Besuchszeiten und/oder der ständigen Beobachtung
durch das Personal ausgesetzt. Viele PatientInnen leiden dabei unter einem
Kontrollverlust, Mangel an Privatheit und einer mangelnden Milieugestaltung
(Orientierungslosigkeit,…). Dieser Stress wirkt sich auch auf das Pflegepersonal
und somit auf die Qualität der Pflege aus. Pflegende sowie Angehörige leiden
unter dem Tod einer Patientin oder kämpfen mit der großen Verantwortung bei
der Pflege (ULRICH, 1999, 31-33).
In einer Stresssituation sorgt der sogenannte Sympathikus 38 dafür, dass unser
Körper in Alarmbereitschaft (Flucht und Kampf) eingestellt ist. Der Parasympathikus 39 reguliert diese Prozesse wiederum und sorgt für Ruhe und Entspannung. In einer Stresssituation werden Hormone wie Adrenalin, Noradrenalin
und Kortisol ausgeschüttet, die sich weiters auf das Immunsystem auswirken.
Sie erweitern unter anderem die Bronchien und lassen den Blutdruck und Blutzucker ansteigen. Diese Kampf-Flucht Situationen sind evolutionär bestimmt
und helfen, auf Gefahrensituationen bzw. auf mögliche „Feinde“ zu reagieren.
Heute ist der Mensch anderen Stressfaktoren (Leistungsdruck, Krankheit etc.)
ausgesetzt und kann nicht mehr mit Flucht darauf reagieren. Er muss andere
Möglichkeiten suchen, den Stress zu bewältigen. 40
Stress ist für viele andere gesundheitsschädliche Faktoren verantwortlich, die
generell von der Diagnose, Behandlungszeitraum, Personal und der Betreuung
abhängen. Er hat Auswirkungen auf psychologische/emotionale, physiologische
und biochemische Reaktionen und Verhaltensweisen. Unter anderem sorgt er
für Angstzustände, Aggressionen und Traurigkeit und verschlechtert den Blutdruck oder die Atemfrequenz. Weitere Symptome sind Schlaflosigkeit, unter
Umständen Alkohol- und Drogenmissbrauch, Hilflosigkeit und Apathie. Bei
Menschen die kürzere Zeit in einer Einrichtung leben, kommt es zu Angst und
Depression, wobei hier die Angst überwiegt. Chronisch kranke Patienten und
Sterbende unterliegen einem erhöhten depressiven Verhalten (ULRICH, 1999,
31-33).
Der Sympathikus gehört zum unwillkürlichen (vegetativen) Nervensystem. Er sorgt für eine
Leistungssteigerung und wird zum Beispiel in Stress- und Notfallsituationen aktiviert. Unter seinem
Einfluss steigt die Herz- und Atemfrequenz, der Blutdruck und die Skelettmuskulatur wird angespannt und gut durchblutet. Vorgänge, die für eine sofortige Aktivität nicht zwingend notwendig
sind, hemmt er hingegen – wie etwa die Verdauung.
Online: https://www.gesundheit.gv.at/Portal.Node/ghp/public/content/gesund-leben--stressauswirkungen.html (20.07.2012)
39 Der Parasympathikus gehört zum unwillkürlichen (vegetativen) Nervensystem. Unter anderem
wird er auch als „Ruhenerv“ bezeichnet. Er bewirkt zum Beispiel, dass die Herz- und Atemfrequenz
abnimmt. Unter seinem Einfluss tritt Entspannung und Regeneration ein. Auf die Verdauungstätigkeiten wirkt er allerdings verstärkend
Online: https://www.gesundheit.gv.at/Portal.Node/ghp/public/content/gesund-leben--stressauswirkungen.html (20.07.2012)
40 Online: https://www.gesundheit.gv.at/Portal.Node/ghp/public/content/gesund-leben--stressauswirkungen.html (20.07.2012)
38
Nur das Erleben und Beobachten der Natur bringt es zustande, bei einer Stresssituation den Druck abzubauen und ruhiger zu werden. „When we are tranquil,
all the biological hubbub is quieted down and reversed. Any decrease in stress
can bring this about, but nature, uniquely and with singular rapidity and consistency, restores us to physiological and felt homeostasis (GERLACH-SPRIGGS,
1998, 39).”
In einigen Studien (ULRICH, 1984) wurde festgestellt, dass sich bereits der Blick
in die Natur positiv auf das Wohlbefinden auswirkt. Eine Personengruppe, die
auf eine Baumgruppe blickte, erholte sich besser von einer Operation als diejenige mit Blick auf eine Gebäudemauer. Die Personen der ersten Gruppe konnten
früher entlassen werden und hatten weniger nachoperative Komplikationen.
Andererseits kann bei Personen, die längere Zeit in einer Gesundheitseinrichtung verbringen, Langeweile aufkommen, da sie unterfordert sind. So wurde in
einer weiteren Studie nachgewiesen, dass sich bei PatienInnen mit einem Ausblick in ein belebtes Umfeld mit Menschen in einem einmonatigen Untersuchungszeitraum bessere Heilungsergebnisse einstellten. Nach diesem Monat
änderte sich dieses Verhalten wieder, zugunsten des Blickfeldes auf die beruhigende Kulisse der Natur (O‘ CONNOR et al., 1991, zitiert nach ULRICH, 1999).
Der Erholungseffekt tritt vor allem bei Menschen in Langzeiteinrichtungen auf.
Bereits nach wenigen Minuten fühlten sich die Probanden nach dem Blick in die
Natur und in den Garten gelöster und weniger gestresst. Sind sie mehrere Stunden und Tage der Natur ausgesetzt hat dies Auswirkungen auf die emotionalen
und physiologischen Stresskomponenten (ULRICH, 1999, 57-59).
Natürliche Landschaftselemente wirken sich positiv auf physiologische und
emotionale Stressreaktionen aus und verringern die geistige Müdigkeit. Der
Wald ist eines jener Landschaftselemente, die in vielfältiger Weise unsere Sinne
anregen. Die Baumkronen geben uns Schutz und der Gesang der Vögel und das
Rauschen der Bäume beruhigt uns in unserem Inneren.
„Wald ist der Inbegriff für Ruhe, Freiheit, Schönheit, Leben und somit von Bedeutung für die psychische Gesundheit (BUWAL, 1999, zitiert nach GRASSER
und KAUFMANN-HAYOZ, 2004). Nicht nur der Wald in seiner Gesamtheit, auch
ein Einzelbaum hat in jeder Kultur eine besondere Bedeutung. Er ist „[…] Träger
für Geschichten, Mythen und Legenden [und vermittelt somit] Identität und
Lebensbezug [.].“ Selbst Gewässer sind „Quellen des Wohlbefindens“ und wirken
39
sich durch ihre Geräusche, ihr Aussehen (Formen, Farben und Bewegungen)
und ihre spirituelle Bedeutung (Heilquellen) positiv auf die Gesundheit des
Menschen aus. In einer Studie zeigten die meisten Menschen eine Vorliebe für
Landschaft mit Gewässer (ABRAHAM, 2007, 20-22).
Heilende Gärten
Ein Garten für Menschen mit Demenz fällt unter dem Begriff des „healing gardens“ – Ein Garten mit heilender Wirkung. Eine Heilanstalt gibt das Gefühl dass
Heilung erst durch Operationen, Medikamente und die Obsorge des Pflegepersonals entsteht. In einem Garten kommuniziert der Mensch aber direkt mit seiner physischen Umwelt, wodurch er seine Heilung entfaltet. „A garden is a place
to just ‚be in‘; it can be therapeutic without the mediation of medical personnel
(MARCUS und BARNES, 1998, 4).”
Nicht nur Gartenarbeit und Gartentherapie versprechen Heilung. Für das Wohlbefinden reicht der Aufenthalt im Garten. Aus diesem Grund wird im weiteren
Verlauf der Begriff Garten und seine heilende Wirkung näher erläutert.
Abb. 2: Beteiligung an Aktivitäten im Freiraum nach der individuellen Geistesstärke
40
Der Garten im eigentlichen Sinn ist ein umgrenzter Raum, der seiner sich umgebenden Landschaft entnommen wurde. Er kann in seiner Gesamtheit erlebt
werden (GERLACH-SPRIGGS et al., 1998; LUNDQUIST, 2000). Die Umgrenzung
kann als Hecke, Zaun oder Mauer gestaltet sein und limitiert den Garten von
seiner Außenwelt. Sie verleiht dem Garten ein Gefühl der Sicherheit. Der Gartenraum kann durch weitere Wände wieder in Teilräume untergliedert werden
und ist unterschiedlich gestaltet. Das besondere an diesem Raum ist, dass er aus
lebenden und wachsenden Materialien besteht. Natürliche Elemente wie Pflanzen oder Steine wirken lebendig und vermitteln dem Menschen Sicherheit Hoffnung. Sie sollen keiner Komposition unterliegen, sondern tragen ihren Wert in
sich selbst.
Ein Garten ist auch eine spezielle Form von „angewandter Kunst“. Er entfaltet
seine heilende Wirkung nur dann, wenn er die Sinne anregt, lebendig wirkt und
Ruhe, Strenge und Schönheit ausstrahlt. Ein Garten muss lebendig sein, sich
verändern können und Sicherheit, Ruhe, Strenge, Schönheit ausstrahlen und die
Sinne anregen. „To have a complete idea of a garden one has to be in it – to feel
the irregularities of the ground under one’s feet, see and rejoice at the tender
blossoms of the witch hazel in the middle of winter, smell the sweet odor of the
rose, hear the singing of the wind in the populars, and feel the wind in one’s
hair.”
(STIGSDOTTER und GRAHN, 2002, 60f)
Je nachdem, welche Geistesstärke („mental power“) eine Person mitbringt, nutzt
sie den Garten aktiv oder passiv. Sie kann sich sowohl mit den eigenen Gedanken beschäftigen und „in sich Gehen“, aber auch durch beobachten oder in kurzen Gesprächen mit der Umwelt in Kontakt treten (erste und zweite Stufe der
Pyramide). Durch die Teilnahme an Gruppenaktivitäten löst er sich aus dieser
Passivität und leitet bei vollem Einsatz seiner geistigen Fähigkeiten eine Gruppenaktivität an (3. und 4. Stufe). Ein heilender Garten muss allen Bereichen der
Geisteskraft Raum bieten.
Die nachfolgende Tabelle (STIGSDOTTER und GRAHN, 2002, 65) zeigt, über
welche Raumcharaktere der Mensch am engsten mit der Natur bzw. dem Garten
in Kontakt tritt. Gartenräume, die Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen (Serene),
die unberührte, wilde Natur inszenieren (wild) und die vielfältig an Pflanzen
und Tieren sind (Rich in species), wirken ansprechend auf die meisten Menschen und vor allem auf kranke und verletzte Personen.
Nur Personen, die weniger gestresst sind arbeiten im Garten oder beobachten
andere Personen bei der Gartenarbeit (The Common und The Pleasure Garden).
Diese Theorie zeigt, dass es für einige GartenbesucherInnen anfangs schwierig
ist, sich an der Gartenarbeit in der Gruppe zu erfreuen. (BERGGREN-BÄRRING
und GRAHN, 1995 zitiert nach STIGSDOTTER und GRAHN, 2002, 66).
Die Bedeutung des Gartens für demente Menschen
Bereits im vorherigen Kapitel wurde beschrieben, wie sich die Natur und ein
Garten auf das Wohlbefinden der Menschen auswirken. Ein heilender Garten
vermag es, den Stress, unter dem viele PatienInnen in einer Institution des Gesundheitswesens leiden, zu verringern. Alleine die Anwesenheit des Gartens
und der Aufenthalt im Garten verringern emotionalen und psychischen Stress.
Ein Garten bietet die Möglichkeit, andere Aktivitäten als im Inneren des Gebäudes zu absolvieren. Dazu gehört unter anderem die Gartenarbeit, die nachweislich therapeutische Effekte auf die Gesundheit hat. Mit dem Alter lassen vor
allem der Seh- und Hörsinn nach, wodurch es zu einem gestörten Orientierungssinn kommt. Menschen mit einer fortschreitenden Demenz können sich oft
nicht mehr mit ihren Mitmenschen unterhalten. In einem Garten mit seinen
lebendigen Elementen können sie auf einer sensorischen Ebene kommunizieren
und benötigen keine Wort und Gesten.
Ein besonderer Duft oder der Geschmack einer Tomate lösen auf einfache Weise
Erinnerungen an früher – an Zuhause und vergangene Tage – aus. Ein reich
bepflanzter Garten regt nicht nur die Sinne an, sondern sorgt für eine bessere
zeitliche Orientierung durch den jahreszeitlichen Wandel. Ältere und demente
Personen leiden bei einem Umzug in eine Pflegeeinrichtung unter dem Kontrollverlust ihres eigenen Lebens. Vertraute Tätigkeiten aus ihrem täglichen Leben
wie beispielsweise die Pflanzen gießen, in der Sonne sitzen oder Musik hören,
können ihnen helfen, ein Stück weit ihren Alltag selbst zu gestalten und so zu
ihrem Wohlergehen beitragen. Besonders dementen Menschen, die ihr Kurzzeitgedächtnis verlieren, kann dies helfen, an frühere Erlebnisse und Erfahrungen anzuknüpfen.
(ZEISEL und TYSON, 1999, 444f)
Die innere Unruhe, in der sich die Leute befinden, wird durch Umherwandern
(wandering) kompensiert. Es ist auch die häufigste Aktivität, die im Garten ausgeübt wird. Eine geschützte Umgebung, in der sie nicht verloren gehen, schränkt
The Eight Garden
Room Charakters
Charakter oft the Garden Room
Serene
Peace, silence and care. Sounds of wind, water, birds and
insect. No rubbish, no weed, no disturbing people
Wild
Fascination with wild nature. Plants seem self-sown. Lichenand moss-grown rocks, old paths.
Rich in
Species
A room offering a variety of species of animals and plants.
A room offering a restful feeling of “entering another world”
Space
a coherent whole, like a beech forest.
The Common
A green, open place admitting of vistas and stay.
The Pleasure
Garden
An enclosed, safe and secluded place, where you can relax
and be yourself and also experiment and play.
Festive
A meeting place for festivity and pleasure.
Culture
A historical place offering fascination with the course of time
Tab. 1: Die acht verschiedenen Raumcharaktere in einem Garten
zwar die Wahlfreiheit ein, erzeugt aber andererseits ein Gefühl von Unabhängigkeit und Selbstwert (ZEISEL und TYSON, 1999, 442).
5.2
5.2.1
Leitziele für die Planung
Positiver Anreiz ohne Überforderung
Demente Menschen sind in einer Pflegeeinrichtung häufig Stress ausgesetzt und
reagieren darauf mit Unruhe und Agiertheit. Es ist für sie schwierig, diese
Stresssituationen im Tagesverlauf zu kompensieren. Ein Garten gibt die Möglichkeit, sich von den unangenehmen Umwelteinflüssen wie Lärm, Hitze, Blendung oder räumlicher Enge loszulösen (HEEG und BÄUERLE, 2011, 14).
MOONEY und NICELL (1992, o. A.) prüften in einer Studie von fünf verschiedenen Pflegeheimen die Zahl der Verhaltensauffälligkeiten dementer Personen.
Bei Pflegeeinrichtungen mit einem Garten waren die Störfälle über zwei Jahre
41
der Untersuchung geringer, als bei Pflegeheimen ohne einen Garten. „In the
garden institutions, the rate of violent incidents declined by 19% between 1989
and 1990 while the total rate of incidents fell by 3,5 % over the same period. In
the non-garden institutions, the rate of violent indents increased by 681% and
the total rate of incidents increased by 319%. 41
Obwohl unter anderem die kognitiven Fähigkeiten mit fortlaufender Erkrankung verloren gehen, bleiben dennoch die Sinne, Gefühle und der Antrieb der
Betroffenen noch erhalten.
„Auch wenn der an Demenz erkrankte Mensch Sinnzusammenhänge nicht mehr
erfassen, keine Rückschlüsse ziehen oder keine logischen Verbindungen knüpfen kann und den Bezug zu Vergangenheit und Zukunft verliert, fühlt, spürt,
sieht und hört er, er reagiert, er bewegt sich, er sucht Kontakt zu seiner Umwelt,
er teilt sich mit, er tastet, er liebt, er hat Angst, er spielt, er kann Vertrautes von
Fremdem unterscheiden (BENDLAGE et al., 2009, 8).
In einem Garten finden demente Menschen eine Fülle von Sinnesanregungen:
Der Duft von Blumen, plätscherndes Wasser, Vogelgezwitscher, der Geschmack
von Beeren und viele mehr.
Auch natürliches Licht wirkt sich positiv auf unsere Stimmung aus. Es verbessert den Biorhythmus und reguliert Schlafstörungen (BRAWLEY, 2006, 44).
Die Haut absorbiert das Vitamin D des Sonnenlichts und wirkt sich positiv bei
Herzkrankheiten, Arthritis, Multiple Sklerose, Brustkrebs aus. Außerdem hilft
das Vitamin D, Kalzium in die Knochen einzubauen und sie zu stärken. PatientInnen, die sich in lichtdurchfluteten Räumen aufhielten, verspürten weniger
Schmerzen und waren so auf weniger Medikamente angewiesen (BRAWLEY,
2006, 49f).
5.2.2
Sicherheit ohne Einschränkungen der Handlungs- und Bewegungsfreiheit
Das Gefühl von Sicherheit in der Umgebung wirkt beruhigend auf demente Menschen. Da ihre Sehkraft, Kraft, Ausdauer und Reaktionsgeschwindigkeit eingeschränkt ist, wird es für sie schwierig, sich im Garten zu bewegen. Sie gehen
41 http://www.lboro.ac.uk/research/ccfr/growing_together/Gardens%20for%20Patients%20
with%20Alzheimer.pdf (19.04.2012)
42
oftmals das Risiko ein, sich selbst zu verletzten oder zu stürzen (HEEG und
BÄUERLE, 2011, 15).
Als Konsequenzen für die Planung eines Gartens ergibt sich das Gefährdungspotential durch die Auswahl von geeigneten Materialien und Hilfskonstruktion wie
Geländer und Handläufe zu verringern.
Ein ebenes Gelände bietet die besten Voraussetzungen, um Stürze zu reduzieren. Bei einem unebenen Gelände sollte wenn möglich zumindest beim Zugang
zum Haus eine ebene und umschlossene Fläche angelegt werden. Außerhalb der
Einfriedung, wo es steile Böschungen, Treppen oder Weggefälle gibt, kann der
Garten dann gemeinsam mit dem Pflegepersonal aufgesucht werden (HEEG und
BÄUERLE, 2011, 29).
Der Zugang von dem Innenhaus zum Garten soll möglichst wenige Hindernisse
wie Stufen, Schwellen oder eine schwer zu öffnende Tür enthalten. Viele Türen
öffnen ohnehin mit Türsensoren automatisch (BENDLAGE et al., 2009, 20).
Es ist wichtig abzuwägen, welche Einschränkungen ein Planer/eine Planerin im
Außenraum trifft, um die Sicherheit zu bewahren und doch gewisse Handlungen
nicht auszuschließen. Immerhin soll der Garten einen Anreiz geben, nach draußen zu gehen. Der Garten muss auch beim Personal ein Gefühl der Sicherheit
auslösen, da sie sonst nicht das Risiko eingehen werden, die BewohnerInnen
selbstständig in den Außenraum zu entlassen. Ein überschaubarer und weglaufsicherer Garten ist deswegen für alle in einer Einrichtung wichtig (HEEG und
BÄUERLE, 2011, 15).
Bei der Planung müssen im Vorhinein gewisse Gefahrenquellen wie z.B. giftige
Pflanzen, die Absicherung von stehenden Gewässern oder durch eine barrierefreie Gestaltung ausgeschlossen werden. Dennoch bringt ein gewisses Maß an
Restrisiko mehr Lebensqualität, trotz starker gesundheitlicher Einschränkungen (BENDLAGE et al., 2009, 11).
5.2.3
Wahrnehmung und Orientierung im Garten
Demente Menschen verlieren im Laufe ihrer Erkrankung sich zeitlich und räumlich zu orientieren. In der Gestaltung müssen deswegen Maßnahmen für eine
sichere Orientierung geschaffen werden.
Raumgliederung
Orientierung durch Wege
Im Alter ändert sich die Raumwahrnehmung. Der Garten muss überschaubar
und in seiner räumlichen Gliederung klar lesbar sein. Dies kann das Gefühl von
Angst und Verlorenheit verhindern. Klar markierte Abgrenzung und Farbkontraste helfen dabei die Raumgrenzen besser zu erkennen. Längsstreifen lenken
durch den Raum, während Querstreifen oft als Hindernisse aufgefasst werden
(HEEG und BÄUERLE, 2011, 16).
Wege führen von einem Punkt zu einem nächsten und von dort wieder zurück
zum Anfang. In einem Garten für Menschen mit Demenz bildet der Weg ein bedeutendes gestalterisches Element für die Orientierung im Raum. Dabei benötigt ein Weg einen markanten Anfangs- und Endpunkt, mit Zwischenzielen und
weiteren Orientierungspunkten (ZEISEL und TYSON, 1999, 447f).
Ein Weg darf das Geherlebnis nicht stören, da dies ansonsten von der Umgebung
ablenkt (LOIDL und BERNARD, 2003, 103f).
Orientierung durch Farbe
Farben haben Auswirkungen auf unsere Gefühlswelt. Farbpsychologische Untersuchungen zeigen, dass intensive Farben bessere Reizwirkungen enthalten.
Ältere Menschen favorisieren aufgrund der zunehmenden Sehschwäche Pastelltöne und dezente Farben. Der Nachteil dabei ist, dass Pastelltöne und dunkle
Farben schlechter wahrgenommen werden als intensive Farben. Bei der Farbwahl sollten die Farben in der Gestaltung klar voneinander zu trennen und die
psychologische Wahrnehmung beachtet werden. Gelb- und Orangetöne wirken
beispielsweise belebend und erheiternd. Die Größe der Farbfläche muss immer
auf die Intensität der Farbe abgestimmt sein. So können beispielsweise orangene Farbflächen stimulieren oder leicht aufreizend wirken oder aggressives Verhalten begünstigen. Farben wie Violett oder Gelb- Grün wirken beunruhigend
und unangenehm, während Blautöne beruhigen (FLL, 2003, 39f).
In Außenräumen wirken Farben durch die unterschiedlichen Lichtverhältnisse
und atmosphärischen Bedingungen (Regen, Dunst, Eis,…) immer anders. Farben
können, wenn sie der Witterung ausgesetzt sind, leicht verblassen und so ihre
Intensität verlieren (Holz wird dunkler; Rosenblätter verblassen). Dies kann
eine ältere Person sowohl überraschen aber auch Neugierde auf weitere zeitliche Veränderungen erwecken (FLL, 2003, 41).
Farbleitsysteme entstehen entweder durch Pflanzen oder Gestaltelemente. Am
Nauener Platz in Berlin wurde zur besseren Orientierung ein gelbes Geländer
entlang der Hauptwege gebaut. Diese sind nachts beleuchtet und sorgen für
mehr Sicherheit und eine angstfreie Benutzung des Freiraumes durch alle Generationen (SCHMIDT, persönliche Mitteilung, 06. 04. 2011).
Orientierungspunkte im Raum
Ist kein Weg zur Orientierung vorhanden, so sucht der Mensch nach bestimmten
„Wegemarkierungen“, die ihm helfen, eigene Wege zu formen (LOIDL und BERNARD, 2003, 103).
Eine Reihe von Orientierungspunkten entlang eines Hauptweges helfen dementen Personen, den Weg zum Ausgang zu finden. Dabei unterscheiden sich „Major
landmarks“ und „Minor landmarks“. Hauptorientierungspunkte (Major landmarks) sieht der/die Betrachter/in von überall im Garten, wodurch dieser zu
einer sichtbaren Einheit wird. Sie sollen sich klar und eindeutig von den „minor
landmarks“ unterscheiden. Ein bedeutender Hauptorientierungspunkt ist der
Hauptzugang zum Gebäude. Selbst wenn es zwei Zugänge gibt, sollte sich einer
davon von dem anderen klar unterscheiden (ZEISEL und TYSON, 1999, 449f).
Hauptorientierungspunkte sind beispielsweise Bäume, Sträucher, Skulpturen,
Brunnenanlagen, Steine, Pergolen, Baumreihen, Hecken, Blumenbeete oder
berankte Torbögen (BENDLAGE et al., 2009, 54).
Beispielsweise können ein markanter Baum oder rote Blumen den Hauptzugang
markieren (KORTZFLEISCH, 2008, 29).
Sekundäre Orientierungspunkte ermutigen die Leute, sich auf einen Weg zu
begeben und ihn mit Interesse zu verfolgen. Dabei handelt es sich unter anderem um Mobiliar, Bepflanzungen, Bänke oder auch interessante Ausblicke
(ZEISEL und TYSON, 1999, 449f).
5.2.4
Selbstständigkeit und Kontrolle
Demente Menschen wollen genauso wie kognitive gesunde Menschen das eigene
Leben selbst bestimmen (HEEG und BÄUERLE, 2011, 18). In einer Pflegeeinrich43
tung sind viele Entscheidungen und Situationen durch die Ärzte und dem Pflegepersonal fremdbestimmt. Die mangelnde Selbstkontrolle in ihrem Leben ist
unter anderem für Stress verantwortlich (ULRICH, 1999, 37f).
Demente Menschen leiden an einem starken Bewegungsdrang den sie im Garten
ausleben können. Er bietet die Möglichkeit, sich frei zu bewegen und selbst zu
entscheiden, welchen Weg sie einschlagen. Viele Pflegekräfte unterbinden das
selbstständige Wandern, da sie fürchten die älteren Leute könnten sich verletzen. Sie haben oft auch nicht die Zeit, sie bei Spaziergängen zu begleiten. Deswegen ist es umso wichtiger, dass ein Garten ein Gefühl der Sicherheit ausstrahlt,
unter anderem durch die Einfriedung. In einem umzäunten und weglaufsicheren
Garten gewähren die BetreuerInnen mehr Bewegungs- und Handlungsfreiheit
als in einem offenen Bereich, in dem sich die Leute verlaufen oder gar verletzen
können (HEEG und BÄUERLE, 2011, 18).
5.2.5
Wahl zwischen sozialem Kontakt oder Privatheit
Durch den vorher beschriebenen Kontrollverlust haben Menschen in Pflegeinrichtungen nicht mehr die Wahl zwischen Privatheit und Gemeinschaft und
verlieren sich selbst (ULRICH, 1999, 37f).
Menschen mit Demenz halten sich meist lieber bei ihren MitbewohnerInnen auf,
da sie sich in ihrer Gegenwart sicher und geborgen fühlen. Bei zu dichten Raumverhältnissen fühlen sich besonders Männer eingeengt und neigen zu aggressiven Handlungen. Der Garten gibt die Möglichkeit, sich dem Pflegealltag zu entziehen und mit anderen ins Gespräch zu kommen. Er vermittelt ihnen ein Stück
Normalität und Geborgenheit (HEEG und BÄUERLE, 2011, 17). Für den gemeinsamen Aufenthalt bieten sich kleinere Sitzecken und eine Terrasse an. Sie fördern soziale Kontakte und die Kommunikation (BENDLAGE et al., 2009, 22).
In ruhigen und ungestörten Bereichen finden die BewohnerInnen Zuflucht von
ihrem Alltag im Pflegeheim. Diese sollen gut überschaubar sein, ohne das Gefühl,
beobachtet und kontrolliert zu werden (BENDLAGE et al., 2009, 23).
5.2.6
Eigene Kompetenzen fördern
Ein Garten bietet unter anderem die Möglichkeit, die eigenen Fähigkeiten und
Kompetenzen der Leute zu aktivieren und zu fördern. Aktivitäten, die im Garten
44
ausgeführt werden, knüpfen oftmals an die Vergangenheit der BewohnerInnen
an. Dabei muss berücksichtigt werden, ob eine Person in einem ländlichen oder
städtischen Umfeld aufwuchs. Die unterschiedlichen Bildungsniveaus und
ortstypische und kulturelle Unterschiede sind ebenfalls zu berücksichtigen
(BENDLAGE et al., 2009, 23).
Bestimmte Schlüsselreize, die sich aus der Biografie ergeben, befähigen die Leute zu großartigen Leistungen (HEEG und BÄUERLE, 2011, 17).
Eine Person vom Land kann seine Kompetenzen beispielsweise in einem Nutzgarten oder bei der Tierhaltung ausleben (BENDLAGE et al., 2009, 23).
Die Gartenarbeit verbindet viele demente Menschen, egal welcher Herkunft
oder ethnischen Gruppe sie angehören.
5.2.7
Anpassung des Gartens auf situative Veränderungen
Im Laufe der Zeit ändern sich der Krankheitsverlauf und die Besetzung der BewohnerInnen in einem Pflegeheim. Sowohl das Pflege- und Therapieprogramm
als auch die Gestaltung des Gartens muss deswegen anpassungs- und alterungsfähig sein. Ein Gartenraum soll ohne Probleme einem anderen Thema zugeordnet werden können. So wird beispielsweise aus einem Gemüsebeet ohne Mühe
ein Rasenbeet. Ein Garten ist nicht wie ein gebauter Raum ein statisches Gebilde,
sondern ständigen Veränderungen durch das Wachstum der Pflanzen und den
klimatischen Verhältnissen unterworfen. Die Vegetationselemente wie etwa
Bäume, Sträucher und Stauden wachsen und werden immer größer. Sie nehmen
im Freiraum viel Raum ein und können demnach die gestalterischen Interventionen schwächen.
(BENDLAGE et al., 2009, 24)
5.2.8
Einen vertrauten Ort schaffen
Ein Garten wird dann zu einem vertrauten Ort, wenn sich Dinge darin befinden,
die einen dementen Menschen an sein früheres Leben erinnern und ihm so das
Gefühl von Identität und Sicherheit geben (HEEG und BÄUERLE, 2011, 18). Sich
an etwas zu erinnern ist für demente Menschen die einzige Möglichkeit, in der
Gegenwart wieder mehr Lebensfreude zu empfinden.
Je nach der Bewohnerschaft kann die Gestaltung an ein „kollektives Gedächtnis“
anknüpfen. Für einzelne Bewohner können bedeutsame Erlebnisse aus der Biografie entschlüsselt werden und im Garten Platz finden. Außerdem ist es möglich, durch „kulturübergreifend prägende, archetypische Bilder und Symbole
(Brücke, Tor, Wasserlauf), die in der Entwicklungsgeschichte des Menschen tief
verankert sind […] einen bedeutungsvollen Ort zu schaffen (HEEG und BÄUERLE, 2011, 18f).
Die Gartenräume werden beispielsweise unterschiedlich thematisiert. Sie erinnern z.B. an ein bestimmtes Urlaubsziel wie die Toskana und enthalten die dafür
typischen Elemente mit Terrakottatöpfe und Zypressen (BENDLAGE et al., 2011,
36).
5.3
Demenzspezifische Leitkonzepte
Im Grunde unterliegen der Gestaltung von Gärten für Demenz viele Gestaltungsmöglichkeiten. Viele davon beziehen sich direkt auf das Krankheitsbild
bzw. auf bestimmte Therapiemöglichkeiten. Andere wiederum sind im Allgemeinen für ältere Menschen geeignet und weniger demenzspezifisch, eignen
sich aber trotzdem für demente Menschen.
5.3.1
„Szenariengarten“
Der/die Landschaftsplaner/in weiß im Grunde nur wenig über die künftige
Bewohnerschaft und über die unterschiedlichen Interessen und Gewohnheiten.
Deswegen muss der Garten so angelegt werden, dass sich die Gestaltung auf
möglichst viele unterschiedliche Betätigungsfelder bezieht, die mit einer großen
Wahrscheinlichkeit das Interesse der BewohnerInnen wecken. Es werden demnach unterschiedliche Szenarien gestaltet. Vertraute Erfahrungen oder Handlungen (z.B. Wäsche aufhängen) lösen Erinnerungen aus und werden in der
Gartengestaltung imitiert. Der Schwerpunkt kann auch auf eine bestimmte Kultur, Region oder eine Schicht gesetzt werden.
(HEEG und BÄUERLE, 2011, 22)
5.3.2
Der Phasengarten
HEEG und BÄUERLE (2011, 22) stellen ein weiteres Konzept von dem amerikanischen Landschaftsplaner R. Hoover vor. Er geht davon aus, dass den unterschiedlichen Entwicklungsphasen einer Demenz-Erkrankung auch diverse Gartenräume zugeordnet werden sollten.
So ändern sich die Ansprüche an den Garten im Verlauf der Krankheit. Die Wahl
zwischen mehreren Wegen verwirrt und ängstigt eine Person im späten Stadium, während dies im Anfangsstadium der Krankheit neue Herausforderungen
bringt. Giftige Pflanzen bergen mehr Gefahren für demente Menschen im Spätstadium, da sie diese oftmals in den Mund nehmen (COBLEY, 2003, 23).
Bei einem Planungsbeispiel für die Einrichtung für demente Menschen, Sedgewood Commons in Falmouth, Maine (USA) teilt er den Garten in drei Räume,
jeweils für das frühe, mittlere und späte Stadium der Demenz. Der Gartenbereich für Menschen, die sich im frühen Stadium befinden, ist groß und komplex.
Mehrere sich kreuzende Wege bieten die Auswahlmöglichkeit für die dementen
Personen. Bei den beiden anderen Gärten steht die Erforschung im Vordergrund. Der rasterförmige Aufbau im Garten für das mittlere Stadium und eine
einfache Wegschleife im Garten für das Spätstadium leiten die Personen wieder
zurück zum Anfangspunkt des Weges. Zur besseren Orientierung für Personen
mit einem Kurzzeitgedächtnis finden sich markante Elemente und klar ausgewiesene Zugangsbereiche, die von überall im Garten ersichtlich sind. Der Gartenbereich für das Anfangsstadium bietet viele aktive Elemente an wie einen
Holzstoß, Komposthaufen, Geräteschuppen, Bereich mit Wäscheleinen, Spielund Sportbereich. Die Hauptattraktivitäten in den beiden anderen Gärten sind
weniger fordernd wie beispielsweise das Füttern der Vögel. Das Gefühl von
Sicherheit und Geschlossenheit drückt sich im Garten für das Spätstadium am
deutlichsten aus. Hier ist es von großer Bedeutung, keine giftigen Pflanzen zu
verwenden. Jeder Garten hat seinen eigenen Gestaltungsstil und weist archetypische Landschaftsbilder wie einen See, Berg, Höhle etc. auf. Sie wirken tröstend
auf den Menschen und lösen in ihm ein Wohlgefühl aus (COBLEY, 2003, 23).
Zudem sollte ein Garten in einen aktiven Teil – zum Erleben und Entdecken und einen kontemplativen Bereich für Ruhe, Geborgenheit und Sicherheit
(HEEG und BÄUERLE, 2011, 22).
45
5.3.3
Konzept „Gefühlsräume“
Die Validation nach Naomi Feil dient im Gerontogarten in Elsendorf als Vorbild
für die Gartengestaltung. Die emotionalen Bedürfnisse dementer Menschen und
deren Wertschätzung sollen in „Gefühlsräumen“ ihre Entsprechung finden
(HEEG und BÄUERLE, 2011, 23). Ziel dabei ist es, durch die Formensprache,
Farbgebung, Materialien und symbolische Objekte unterschiedliche Stimmungen auszulösen. Dieses Konzept bietet den BewohnerInnen, sich an einem ruhigen Ort zu erholen oder sich in der Gemeinschaft aufzuhalten. Der Garten wirkt
stimulierend, sorgt für mehr Selbstständigkeit und fördert die eigenen Kompetenzen (HEEG und BÄUERLE, 2011, 73).
5.4
5.4.1
Weitere planungsrelevante Leitideen
Der Sinnesgarten
Ein Sinnesgarten wirkt sich auf einzelne Wahrnehmungsbereiche, vor allem auf
die Fernsinne 42 aus. Ursprünglich stammt das Konzept des Sinnesgartens von
Hugo Kükelhaus. Er entwickelte unterschiedliche Erfahrungsfelder der Sinne,
die Kinder für die Bereiche der Wahrnehmung sensibilisieren sollten. Solche
Abb. 3: Hörrohr zum Belauschen
von Vogelgezwitscher.
Abb. 4: Vergrößerungslupe
42 Die Fernsinne sind: Visueller Sinn (Sehen), auditiver Sinn (Hören), olfaktorischer Sinn (Riechen)
und der gustatorischer Sinn (Schmecken) (RADENBACH, 2009, 81)
46
Abb. 5: Entwurf für einen Sinnesgarten für die Seniorenanlage in Weilerswist (D)
speziellen Elemente sind Klangobjekte, Fühltafeln und besondere Duft- und
Nutzpflanzen. Ein Sinnesgarten bietet außerdem Platz für gartentherapeutische
Einheiten, um gesundheitliche Beeinträchtigungen zu mildern. 43
Laut CRUSIUS (2004, 25) sind solche künstlichen Elemente in einem Garten
nicht notwendig, da der Garten selbst genug Reize anbietet. Die Gestaltelemente
verwirren viele demente Menschen und sie wissen nicht, wie diese zu bedienen
sind. Natürliche Elemente wie Wasser oder Findlinge sind Teil eines jeden Gartens und werden viel mehr geschätzt (CRUSIUS, 2004, 25f).
Bis jetzt ist auch noch nicht geklärt, wie sich diese künstlichen Installationen
tatsächlich auf demente Menschen auswirken oder ob nicht andere milieutherapeutische Zielsetzungen besser geeignet sind (HEEG und BÄUERLE, 2011, 23).
Der Therapiegarten beim Sozialzentrum in Grafenwörth (NÖ) ist ein typisches
43 http://www.frischer-windt.de/sinnesgarten.htm
(22.04.2012)
5.4.2
„Begegnung von Alt und Jung“
Der Kontakt von älteren Menschen mit Kindern wirkt sich sehr belebend aus.
Nach Böhm wiederholen sich viele Verhaltensmuster von älteren und kranken
Menschen aus der Vergangenheit bis hin zu ihrer Kindheit (vgl. Kapitel 3.1.3).
Beim Sozialzentrum Grafenwörth befindet sich neben dem Gartenraum ein Kindergarten, der einen Blickkontakt oder sogar gemeinsame Aktivitäten zulässt.
Im Therapiegarten selbst gibt es im Tastbereich ein Wipptier für Kinder (BERNREITER, Email, 18. 01. 2012). Bei der Demenzwohngruppe des Altenpflegeheim
Haus Morgenstern in Stuttgart wurden gleich mehrere Spielbereiche, wie etwa
ein Sandspielbereich und ein Spielturm, räumlich in den Garten integriert
(HEEG und BÄUERLE, 2011, 77-80). Obwohl sich dieses Konzept nur wenig auf
die spezifischen Bedürfnisse dementer Menschen bezieht, ist es dennoch ein
sinnvoller gestalterischer Ansatz (HEEG und BÄUERLE, 2011, 23f).
5.5
5.5.1
Abb. 6: Sinnesgarten für demente Personen beim Sozialzentrum Grafenwörth (NÖ)
Beispiel eines Sinnesgartens. Jeweils vier Wegeschleifen zentrieren sich um
einen markanten Punkt mit einem Pflanzenbeet und einer Linde. Jede Schleife
ist einem Sinn zugeordnet. So findet sich jeweils ein Bereich zum Riechen, Tasten, Schmecken und Hören. Die Anregung des Sehsinns ist in allen Bereichen
vorhanden. Im Tastbereich gibt es beispielsweise einen Belagspfad und Pflanzen
mit besonderen haptischen Qualitäten zum Ertasten (BERNREITER, Email, 18.
01. 2012). Im Vergleich zum „Garten der Sinne“ in Weilerswist (Deutschland)
wird hier mehr Wert auf die Sinnesanregung durch Pflanzen gelegt. In Weilerswist hingegen gibt es einen größeren Bezug zu „künstlichen Objekten“ wie Tastgeländer oder ein „Hörrohr“, bei dem akustische Signale verstärkt werden. Im
Bereich „Sehen“ gibt es bewegliche Lupen, unter denen verschiedene Pflanzen
und Materialien wie Steine näher betrachtet werden können (HEEG und BÄUERLE, 2011, 67-72).
Raumbildung und Raumstruktur
Übergang von Innen nach Außen
Der Bereich zwischen dem Gebäude und dem Garten ist eine „Nahtstelle“ in die
Außenanlage. Der Freiraum, (eingegrenzter Bereich am Haus, Innenhof, Dachgarten, Loggia oder Balkon) sollte ebenerdig an den Wohn- und Pflegebereich
anschließen und gut einsehbar sein (HEEG und BÄUERLE, 2004, 25). Ein Freiraum der nur durch einen Aufzug erreichbar ist wird selten genutzt, da demente
Menschen durch das Pflegepersonal hinausbegleitet werden müssen (HEEG und
BÄUERLE, 2011, 27).
Sichtbeziehung in den Außenbereich
Ausblicke in den Garten motivieren demente Menschen, sich ins Freie zu bewegen. Große Glasflächen oder Wintergärten dienen neben der Beleuchtung auch
als „Fenster zur Welt“. „Spielende Kinder, Jahreszeiten, der immer wiederkehrende Tagesrhythmus der ‚Außenwelt‘, das Wetter und vieles mehr geben dem
Bewohner das Gefühl der Teilhabe am öffentlichen Leben, das Gefühl noch dazuzugehören und wirken zudem strukturierend auf den Tagesrhythmus
(STAACK, 2004, 23). Deswegen muss der Freiraum von den Wohnräumen aus
47
gut sichtbar sein, sodass er auch wahrgenommen wird (HEEG und BÄUERLE,
2011, 25). Auch für schwer kranke und bettlägerige Personen wirkt der Blick
nach draußen beruhigend und ausgleichend. Hierfür dienen niedrige Fensterbrüstungen (HEEG und BÄUERLE, 2011, 26).
Die Einsehbarkeit des Gartens ist für das Pflegepersonal von großer Bedeutung,
um die dementen Menschen im Blick zu haben. Wenn die pflegenden Personen
keine Gefahren für die PatientInnen sehen, lassen sie diese den Garten selbstständig entdecken (HEEG und BÄUERLE, 2011, 26).
Der Zugang
Der Ausgang in den Garten muss eindeutig als solcher identifiziert werden und
an einer allseits bekannten Stelle liegen (HEEG und BÄUERLE, 2004, 26). Zusätzlich darf er keine Stufen und Schwellen, als Hindernisse, aufweisen. Eine Tür
mit einem automatischen Türsensor öffnet sich beim Betreten automatisch ohne
das Zutun der BewohnerInnen (BENDLAGE et al., 2004, 20). Vom Garten aus
muss sich der Eingang in das Haus sich klar in seiner Farbe und Form klar von
der Fassade abheben, was besonders für sehbeinträchtige Personen von großem
Wert ist. Der Weg führt auch immer direkt zum Eingang zurück. Gestaltelemente
aus blendarmen und nicht spiegelnden Materialien vermeiden Angst und Verunsicherung bei den dementen Personen (BENDLAGE et al., 2004, 21).
Abb. 7: Eine verglaste Schiebetür verbindet hier den Gemeinschaftsraum mit dem Freiraum.
48
Abb. 8: Schwellenfreier Zugang
in den Freiraum
5.5.2
Raumbildung – Räume
Räume für Aktivitäten
Im Freiraum bieten sich den älteren Menschen viele Möglichkeiten, sich selbstständig oder in einer Gruppe zu betätigen. Beliebte Arbeiten sind zum Beispiel
das Gießen von Beeten oder Laub kehren. Selbst aktivierende Angebote, die
normalerweise im Innenraum stattfinden wie z.B. Bewegungsübungen und Spiele, können ins Freie verlegt werden. Sind gartentherapeutische Interventionen
geplant, so müssen bestimmte Geräte und Hilfsmittel bzw. Hochbeete oder
Pflanztische vorhanden sein (HEEG und BÄUERLE, 2011, 35).
In einer Gruppe zu arbeiten, stärkt das Selbstbewusstsein und fördert die sozialen Fähigkeiten der BewohnerInnen. Viele der angebotenen Therapiemöglichkeiten für demente Menschen können in der Gruppe ausgeführt werden. Der
Vorteil einer Gruppentherapie liegt darin, die sozialen Kompetenzen zu fördern.
Der Mensch ist immerhin ein „Gemeinschaftswesen“ und fühlt sich in der Gesellschaft anderer wohl. Besonders demente Menschen suchen die Zuwendung bei
anderer Mitmenschen, da sie Angst haben, sonst ihre Persönlichkeit zu verlieren
(SCHADE, 2004, 46). Für Personen im Anfangsstadium einer Demenz ist dies
wichtig, da sie sich oft von ihren Mitmenschen zurückziehen und den sozialen
Kontakt meiden. Bei einer schweren Demenz liegt hingegen der Schwerpunkt
bei einer Einzeltherapie, da für diese Menschen eine intensive körperliche
Betreuung wichtig ist (RADENBACH, 2009, 24). SCHAADE (2004) hingegen
machte die Erfahrung, dass sich Schwerstkranke in der Gruppe oft viel geborgener fühlen. Egal ob bei einer Einzel- oder Gruppentherapie, es ist immer eine
ruhige Umgebung mit wenig Störeinflüssen notwendig, da Demenzkranke leicht
abgelenkt und unkonzentriert sind (SCHAADE, 2004, 45). Dies gilt auch für
Gruppentherapien im Freiraum.
Da die räumliche Orientierung bei dementen Menschen geschwächt ist, dient
der Tisch als ein Orientierungspunkt im Raum. Er muss stabil genug sein, um
den Belastungen unruhiger Patienten Stand zu halten (SCHAADE, 2009, 27).
Bewohner und Bewohnerinnen, die an der Gruppenaktivität nicht teilnehmen
wollen, finden Platz auf Sitzbänken in der Nähe des Tisches und können das
Geschehen passiv mit verfolgen.
Da ältere Menschen sehr empfindlich auf Sonneneinstrahlung und Wind reagieren, ist es von großer Bedeutung, einen Sitzbereich dort anzulegen, wo sie vor
Kommunikationsfördernde Räume
Abb. 9: An einem Tisch im Außenbereich können Gruppenaktivitäten stattfinden; für BewohnerInnen die das Geschehen nur beobachten wollen gibt es hier abgelegene Sitzplätze.
den klimatischen Einflüssen geschützt sind. Entweder liegen diese Bereiche im
Windschatten des Gebäudes oder überhaupt an einer halbschattigen Stelle im
Freiraum. Eine Terrasse in nördlicher Richtung befindet sich immer im Schatten
und bleibt so von der direkten Sonneneinstrahlung verschont. An allen anderen
Stellen benötigt es einen Sonnenschutz. Im Süden und Westen reicht ein Sonnenschirm alleine aber nicht mehr aus (HEEG und BÄUERLE, 2011, 30).
Räume zwischen dem Haus und Gartenbereich sind beliebte Aufenthaltsorte für
demente Menschen. Der erste Schritt ins Freie führt über einen geschützten Ort,
der einen wichtigen Aufenthaltsbereich für demente Menschen darstellt. Da sie
hier nicht unmittelbar dem grellen Licht und Wind ausgesetzt sind, bewegen sie
sich in einer Art Pufferzone. Überdachte Terrassen, Wintergärten oder Arkaden
vermitteln ihnen Geborgenheit, da sie einerseits die Natur genießen können und
andererseits in der sicheren Umgebung des Gebäudes und in der Nähe des Pflegepersonal sind. Die Augen können sich dort langsam an die geänderten Lichtverhältnisse anpassen und sie eher dazu verleiten, sich weiter in den Freiraum
zu wagen (HEEG und BÄUERLE, 2011, 28).
Selbst in der Mobilität eingeschränkte Personen können diesen Bereich benutzen und sich dort gemeinsam mit Pflegenden und anderen Bewohnern austauschen. Als ein zentraler Knotenpunkt im räumlichen Geschehen, muss die Terrasse groß genug dimensioniert sein, um Platz für Gruppenaktivitäten und Gartenfeste zu bieten (HEEG und BÄUERLE, 2011, 34).
Weitere Gemeinschaftsräume können an den Wegen liegen und entweder für
ein Gespräch im kleinen Rahmen (für 2 Personen) oder ein Grillfest konzipiert
sein. Selbst in kleinen Gärten sollte es mehrere Plätze geben, die mit den Pflegebetten erreichbar sind. Die Wegebreite, der Belag und die Wegeführung müssen
dementsprechend angepasst werden und ein Rangieren erlauben (BENDLAGE
et al., 2009, 22).
Abb. 10: Eine Terrasse ist ein Ort der Begegnung und Gemeinschaft.
Abb. 11: In jedem Garten soll ein Platz für Personen
in Pflegebetten vorhanden sein.
49
Private Rückzugsorte
Toilette
Obwohl sich demente Menschen in der Gemeinschaft wohl fühlen, bedarf es
auch Orte, an denen sie sich von ihren Mitmenschen zurückziehen können, um
alleine zu sein. Kleinere Sitzplätze in einem geschützten Umfeld bieten dafür die
beste Voraussetzung. Neben einer Sitzgelegenheit soll genug Platz für eine Person im Rollstuhl sein. Durch bepflanzte Raumgrenzen oder Sichtschutzelemente
entstehen kleine, schützte Gartenräume, die dennoch ein Teil der gesamten
Gartenanlage sind (BENDLAGE et al., 2009, 23).
Der Blick zum Gebäude oder auf andere Personen sollte aber frei sein, um Angst
und Orientierungslosigkeit zu vermeiden. Obwohl Orte, die von außen nicht
einsehbar sind, die besten Voraussetzungen für einen Rückzugsort bieten, ist es
für das Pflegepersonal schwierig einzugreifen, falls sich eine Person verletzt
(HEEG und BÄUERLE, 2011, 34).
Eine Toilette in unmittelbarer Nähe zum Aufenthaltsort zu haben, gibt den älteren Menschen Sicherheit. Ein kurzer Weg zur Toilette erleichtert sowohl den
Betroffenen als auch dem Pflegepersonal den Aufwand (HEEG und BÄUERLE,
2011, 37).
Vertraute Orte
Viele Dinge aus dem alltäglichen Leben der BewohnerInnen lösen Erinnerungen
aus. Beispielsweise erinnert ein Postkasten an den Briefträger oder ein Hühnerstall wird zum Anziehungspunkt im Garten. Bestimmte Elemente wie eine Gießkanne bei einem Wasserhahn können den Impuls auslösen, die Kanne zu füllen
(HEEG und BÄUERLE, 2011, 36).
5.5.3
Raumgrenzen (Gestalt und Ausprägung)
Einfriedung
Abb. 12: Eine Wegnische mit einer Sitzbank bildet einen Rückzugsort.
50
Menschen mit Demenz zeigen einen starken Bewegungsdrang, den sie im Garten
ausleben können. Mit der Abgrenzung entsteht auch ein Raum, der Sicherheit
bietet und Schutz vor äußeren Einflüssen. Eine sichere Abgrenzung verhindert
das Weglaufen und Überklettern von Hecken, Zäunen und Mauern. Eine Hecke
sollte zusätzlich von einem Zaun begleitet sein, der innen oder außen verläuft.
Es darf sich dabei kein Zwischenraum zwischen Hecke und Zaun bilden(HEEG
und BÄUERLE, 2011, 31).
Gartentore und Ausgänge hegen die Hoffnung ins Freie zu gelangen. Deswegen
sollten sie nicht als Tore erkennbar sein und kaschiert werden. So kann zum
Beispiel ein Tor als Teil des Zaunes interpretiert werden, wenn es gleich gestaltet ist und der Türdrücker versteckt liegt. Ein Weg soll nicht direkt an einem
Tor liegen, da auch hier der Drang zum Öffnen und hinausgehen geweckt werden könnte. Auch Blumenkästen kaschieren Tore (HEEG und BÄUERLE, 2011,
32). Die Tür oder das Tor muss immer auf die jeweilige Nutzung abgestimmt
sein und dementsprechend dimensioniert und positioniert sein (FAULER et al.,
2010, 63).
Durch welche Maßnahmen der Garten umgrenzt wird, hängt vor allem von der
Umgebung ab. Sichtbeziehungen in die Landschaft, auf die Straße oder einen
Parkplatz können demente Menschen dazu animieren, „zur Arbeit“ oder „nach
Hause“ zu gehen. In einer ersten Planungsphase des Außenbereiches ist es oft
nicht möglich, auf alle Störeinflüsse zu reagieren. Erst die Nutzungserfahrungen
bilden die Grundlage für weiter Anpassung der Einfriedung (HEEG und BÄUERLE, 2011, 32f).
Grundsätzlich sind die entsprechenden Höhen für die Einfriedungen den gesetzlichen Vorschriften und dem Nachbarschaftsrecht von Bund, Land und Gemeinde zu entnehmen (BENDLAGE et al., 2009, 60). Für Wien gilt: „Einfriedungen
müssen so ausgestaltet werden, daß [sic!] sie das örtliche Stadtbild nicht beeinträchtigen. Sie dürfen, sofern der Bebauungsplan nicht anderes bestimmt, den
Boden der höher gelegenen, anschließenden Grundfläche um nicht mehr als
2,50 m überragen (§ 86, Abs. 2).“ 44
In den publizierten Werken schwanken die Zahlen für die Mindesthöhe von
Zäunen zwischen 1,50 m und 1,60 m (BENDLAGE et al., 2009, 60; POLLOCK,
2011, 18). Für einen Garten, der privat und ruhig wirken soll, reicht eine Umgrenzung von 1,60 m. Niedrigere Zäune können dort angebracht werden, wo das
Pflegepersonal den Bereich gut im Blick hat. Räume mit Einfriedungen mit einer
Höhen von 1,80m gleichen einem Gefängnis und sind meist auch nicht nötig
(POLLOCK, 2011, 23). Bei Hanglagen, Dachterrassen oder Balkonen sollte eine
Brüstung höher als baurechtlich erforderlich ausgeführt werden, da ein entschlossener Patient auch diese Hürde überklettern könnte (HEEG und BÄUERLE, 2011, 31). Dabei soll aber der Ausblick in den Freiraum nicht versperrt werden und eine Mindesthöhe von 85 cm ist anzustreben (FAULER et al., 2010, 62).
Pflanzen als Raumgrenzen
Bäume, Sträucher und Hecken können je nach ihrer Ausprägung Gartenräume
gliedern und einen Raum klar abgrenzen. Die Höhe der Pflanzen sowie die Größe des Raumes entscheiden darüber, ob ein Raum Privatheit oder Offenheit
vermittelt. Je höher eine Grenze ist, desto geschlossener wirkt ein Raum. Hecken
mit einer natürlichen Wirkung lösen Grenzen visuell auf, währenddessen gerade
geschnittene Hecken die Raumgrenze visuell verstärken. Gehölze mit einer
dunklen Belaubung verkleinern einen Gartenraum optisch, bilden aber einen
44
www.ris.bka.gv.at/Dokumente/LrW/LRWI_B020_000/LRWI_B020_000.pdf (12.04.2012)
Abb. 13: Demente Personen zeigen aufgrund
ihrer Krankheit Fluchttendenzen; gestaffelte
Hecken, Sträucher und Bäume kaschieren
Raumgrenzen visuell.
Abb. 14: Hecken schaffen eine Raumgliederung; es
ergeben sich unterschiedliche kleinere und größere
Teilräume mit unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten.
optimalen Hintergrund für weiß- oder gelbblühende Pflanzen.
Gestaffelte Pflanzungen vergrößern einen Raum optisch und machen den Betrachter neugierig. Offene, weite Räume im Wechsel mit Raumverengungen geben einem Raum Spannung und Abwechslung.
Linden (Tilia platyphyllos), Hainbuche (Carpinus betulus) oder Feldahorn (Acer
campestre) lassen sich gut schneiden und eigenen sich für gerade Hecken. Für
halbhohe Hecken können auch Felsenbirne (Amelanchier lamarckii) oder Zierapfel (Malus) verwendet werden. Sie zeichnen sich durch ihre Herbstfärbung
und dem besonderen Fruchtschmuck aus. Eine Hecke aus Rosensträuchern bildet eine blühende und duftende Raumgrenze, birgt aber auch ein Verletzungsrisiko wegen der Stacheln. Darum sind Vorpflanzungen mit Stauden oder Gehölzen, wie Salbei (Salvia officinalis), Lavendel (Lavandula angustifolia), Katzenminze (Nepeta cataria) oder Fingerstrauch (Potentilla fruticosa var. fruticosa)
besser geeignet. Auf den giftigen Buchs (Buxus sempervirens) sollte verzichtet
werden und durch die eben genannten Arten und eventuell Spiraeen, Schleifenblume (Iberis linifolia), Steinkrauf (Alyssum arduini) oder Blaukissen (Aubrieta
columnae) ersetzt werden.
(BENDLAGE et al., 2009, 52f)
51
Zäune
Zäune können aus Metall, Holz oder aus Flechtmaterial bestehen.
Die Wahl eines Zaunes soll sich dem Charakter des Freiraums, des Gebäudes
oder der Region anpassen (FAULER et al., 2010, 62).
Metallzäune sollten immer mit Pflanzen kaschiert werden. Kletterpflanzen, Hecken oder Sträucher können zu diesem Zweck vorgepflanzt werden. Ein farbiger
Anstrich in Anthrazit (nicht Grün) lässt den Zaun optisch mit dem Hintergrund
verschmelzen und er fällt weniger ins Auge. Um Verletzungen vorzubeugen,
dürfen die Zäune keine scharfen Enden aufweisen. Ein Maschendrahtzaun ist
sehr günstig in der Anschaffung, aber weniger haltbar. Eine robuste Möglichkeit
ist ein Stabgitterzaun, der aber sehr teuer ist und bei Geländesprüngen abgetreppt werden muss. Für eine hohe Beanspruchung kann ein Stahlzaun gebaut
werden. Er hat unterschiedliche Formen und Farben und kann sich in der Gestaltung an eine örtliche Situation anpassen. Der große Nachteil sind die hohen
Anschaffungskosten und die intensive Pflege (Anstrich gegen Korrosion)
(BENDLAGE et al., 2009, 60f).
Holzzäune sind in ihrer Gestaltung und Farbwahl sehr flexibel. Sie sollten haltbar und splitterfrei sein und die Latten sollten am oberen Ende abgefast sein.
Die Haltbarkeit des Zaunes hängt von der Holzart, der Konstruktion und der
Imprägnierung ab. Holzzäune haben vor allem dekorativen Wert und sollten
schon wegen dem Holzschutz nicht von dichtem Pflanzwerk umgeben sein. Mögliche Konstruktionen sind ein Staketenzaun oder eine Pfosten-RiegelKonstruktion (BENDLAGE et al., 2009, 62f).
Außerdem gibt es einfache Sichtschutzelemente aus Holz in vielen Größen und
Formen, die nach dem Baukastenprinzip eingebaut werden. Zusätzlich lassen
sich diese Elemente mit Kletterpflanzen beranken oder mit Stauden oder Gehölzen vorpflanzen. 45
Mauern
Abb. 15: Dekorativer Stahlzaun zwischen zwei
gemauerten Pfosten (links oben)
Abb. 16: Eine Trockensteinmauer passt sich natürlich in die Landschaft ein.
52
Abb. 17: Ein Holzzaun ist individuell gestaltbar
und passt sich der Umgebung an.
Mauern sind kostentechnisch zwar sehr teuer, sind aber eine gute Alternative zu
Zäunen, da sie den Lärm vermindern. Sie können Geländesprünge (z.B. des
Nachbargrundstückes) abfangen und so eine zusätzliche ebene Fläche bilden.
Zudem sind sie interessante Objekte für den Tastsinn. Da sie sehr massiv wirken, können sie mit Durchbrüchen und „Fenster“ leichter wirken und die Blicken darüber hinaus zulassen (BENDLAGE et al., 2009, 66).
Es können unterschiedliche Materialien für eine Mauer verwendet werden. Dabei gibt es die Möglichkeit, mit genormten Mauerwerksteinen aus Ziegel- und
Kalksandsteinen sehr gleichmäßige Mauern herzustellen. Diese können gestrichen, verputzt oder als Sichtmauerwerk ausgebildet sein. Zum Schutz gegen die
Feuchtigkeit dienen Mauerabdeckungen und bituminöse Sperrschichten. Grundsätzlich sind diese genormten Steine aber nur für freistehende Mauern zulässig.
Größere Geländesprünge können nur mit Betonmauern oder massiven Natursteinmauern abgefangen werden. Betonmauern sind sehr vielseitig, da sie in
http://www.freese-holz.de/produkte/zaeune-sichtblenden/sichtschutzelemente.html
(12.04.2012)
45
Abb. 18: An den Enden eines Handlaufes dürfen keine Fangstellen vorhanden
sein (links).
unterschiedlichen Formen, Größen und Farben ausführbar sind. Für Ortbetonmauern gibt es unterschiedliche Schalungen mit guten optischen und haptischen Qualitäten. Natursteinmauern lassen sich sehr gut in den Garten und die
Landschaft integrieren, sind aber sehr aufwendig zu bauen und zu warten
(BENDLAGE et al., 2009, 67f).
Handläufe
Demente Menschen orientieren sich an bestimmten Hilfsmitteln, um sicher einen Weg zu beschreiten. Handläufe sind visuell gut erfassbar und können gut
ertastet werden (BENDLAGE et al., 2009, 75f). Bei jedem Weg sollte zumindest
auf einer Seite ein durchgehender Handlauf angebracht werden und bei großen
Höhen mit einem Geländer versehen sein. Mit diesen Gehhilfen können demente
Menschen Barrieren sicher überwinden und über Ausgangstüren, Pflegewege
oder Feuerwehrzufahren hinweg helfen. RATH (2004, 11) hält nach ihren Erfahrungen in der Tagespflege Wetzlar Handläufe entlang der Wege nur ratsam
wenn es sich um steiles Gelände handelt. Zu viele Handläufe wirken sich negativ
auf die Gesamtwirkung des Gartens aus. Auf ebenem Gelände leitet ein gut erkennbarer Weg auch ohne Gelände durch den Garten. Entlang von Wegen ist es
sinnvoll, Pflanzbeete durch Rasenflächen zu ersetzen, die betreten werden können. Hierbei sind Handläufe nicht unbedingt nötig (RATH, 2004, 11).
Grundsätzlich sollen Handläufe 85 cm hoch sein. Bei einer Absturzsicherung von
100 bis 110 cm ist ein zweiter Handlauf auf die Höhe von 85cm anzubringen. Sie
sollten ein abgerundetes Profil mit etwa einem Durchmesser von 30-45 mm
(DIN 18025) aufweisen, um sie gut und ohne Verletzungen zu umgreifen. Die
Enden sollten abgerundet sein und keine scharfen Kanten aufweisen (BENDLAGE et al., 2009, 76).
Wie bereits im Kapitel 5.3.2 erwähnt, sollen Leitsysteme, so auch Handläufe,
einen guten Kontrast zur Umgebung aufweisen. Bestimmte Materialien sind der
Witterung leichter ausgesetzt als andere und können schnell Schaden nehmen.
Holz hat eine haptisch angenehme Wirkung, kann aber splittern und verrottet
schnell. An runden Wegen sind sie eher ungeeignet, da sie sich der Form nicht
anpassen. Stahl und Aluminium sind leicht verformbar und sind langlebiger,
werden aber als sehr kalt empfunden. Die können aber mit Kunststoff überzogen werden, wobei sich diese Überzüge schnell elektrisch aufladen können
(BENDLAGE et al., 2009, 79).
Abb. 19: Die Enden eines
Handlaufes werden abgerundet (rechts).
Abb. 20: Unterschiedlich große Bohrungen im
Handlauf dienen als Tasterlebnis
Abb. 21: Drehbare Tastkugel aus Stahl mit Noppen
In einem sogenannten Tasthandlauf können unterschiedlich Objekte eingelassen werden. Tastkugeln, Duft oder Obstschalen und die unterschiedlichen Materialien der Handläufe regen alle Sinne an und helfen so, sich besser zu orientieren (BENDLAGE et al., 2009, 79). In Handläufen können auch Leuchten mit Dioden eingelassen werden und so den Wegeverlauf indirekt und blendfrei beleuchten. Dadurch kann auf eine zusätzliche Beleuchtung verzichtet werden
(BENDLAGE et al., 2009, 79).
53
Abb. 22: Ein Geländer aus Sicherheitsglas bietet
eine transparente Raumgrenze zur Umgebung
und ist nicht übersteigbar
Abb. 23: Die senkrechten Verstrebungen an
diesem Geländer verhindern das Übersteigen.
Geländer
Bei großen Höhensprüngen an den Wegen und bei Gefahrenstellen (Wasserbereich, Brück, Rampe) sind laut der Bauordnung Geländer notwendig (BENDLAGE et al., 2009, 80).
Im Wiener Baugesetzbuch steht „alle im gewöhnlichen Gebrauch zugänglichen
Stellen eines Bauwerkes mit einer Fallhöhe von 60 cm oder mehr, bei denen die
Gefahr eines Absturzes besteht, jedenfalls aber ab einer Fallhöhe von 100 cm,
sind mit einer Absturzsicherung mit Brust- und Mittelwehr oder mit einer anderen geeigneten Vorrichtung zu sichern. Eine Absturzsicherung ist nicht notwendig, wenn diese dem Verwendungszweck (z.B. bei Laderampen, Schwimmbecken) widerspricht. Die Mindesthöhe der Absturzsicherung beträgt 100 cm und
wird ab einer Fallhöhe von 12 m auf 110 cm erhöht. Öffnungen im Geländer
dürfen maximal 12 cm betragen. 46
Da ein an Demenz erkrankter Mensch Risiken nicht mehr einschätzen kann, ist
es wichtig, sich nicht nur auf die Mindestanforderungen zu beschränken, sondern die Brüstung so zu gestalten, dass sie nicht überklettert werden kann
(KORTZFLEISCH, 2008, 39).
Gegen das Überklettern des Geländers gibt es folgende Vorgabe:
46
http://www.oib.or.at/ (16.04.2012)
54
„Im Bereich von 15 cm bis 60 cm über fertiger Stufenvorderkante oder Standfläche dürfen keine horizontalen oder schrägen Umwehrungsteile angeordnet sein,
es sei denn, die Öffnungen sind in der Vertikalen nicht größer als 2 cm oder ein
Hochklettern wird auf andere Weise erschwert.“ 47
Geländer sollten möglichst einen freien Blick auf die Umgebung zulassen und
transparent wirken. Ob bei Teichen Geländer notwendig sind, ist mit der zuständigen Haftpflichtversicherung abzuklären (BENDLAGE et al., 2009, 81).
RATH (2004, 11) meint, Geländer bzw. Handläufe sollen nur in Gefahrenbereichen (unebenen Gelände) verwendet werden, da sie sonst schnell den Gesamteindruck des Gartens zerstören. Nach ihrer Erfahrung laufen demente Menschen auf ebenen Flächen auch ohne Geländer nicht in die Pflanzbeete. Um das
dennoch zu vermeiden, könnte statt einem Geländer auch eine Rasenfläche angrenzen (RATH, 2004, 11).
5.6
5.6.1
Gestaltelemente
Weg/Wegeführung
Die richtige Wegeführung und die Oberflächenbeschaffenheit der Wege sind
wichtige Punkte, um die Nutzung des Gartens zu erhöhen. Nur wenn ein Weg
sicher gestaltet ist, vor allem ohne Stolperfallen, fühlt sich ein dementer Mensch
sicher genug ihn zu benutzen. Die Wege sind in Schleifen in der Form einer liegenden Acht (Lemniskaten) angelegt und sollen keine Sackgassen bilden. Der
Vorteil besteht darin, dass sich vor allem räumlich desorientierte Menschen
nicht auf dem Weg verirren und Angst bekommen. Jeder Weg führt wieder zum
Ausgangspunkt zurück (BENDLAGE et al., 2009, 21). Im Therapiegarten Grafenwörth (Niederösterreich) und im Seniorenzentrum Weilerswist (Deutschland) wurden zwei dieser liegenden Achten miteinander verschnitten. Die Idee
dazu orientiert sich an einem Übungsprogramm von Deborah Sunbeck namens
„Infinity Walk“ 48. Durch das Gehen auf einer liegenden Acht sollen beide Gehirnhälften besser miteinander agieren und die geistige Leistungsfähigkeit er47
48
http://www.oib.or.at/ (16.04.2012)
http://www.infinitywalk.org/About-IW/about-glimpse.htm (11.04.2012)
höht werden. Dies soll Verspannungen lösen und dem Bewegungsdrang dementer Menschen entgegenkommen (BENDLAGE et al., 2009, 112).
RATH (2004, 10) hält das Prinzip der „kinesiologischen Acht“ demgegenüber
nicht als sinnvoll. Als Ergebnis dieser empfohlenen Wegeführung wurden selbst
kleine Gärten (150 m²) nur mit dieser liegenden Acht ausgestatten ohne irgendwelcher anderer Elemente. Dadurch entsteht das Bild, dass demente Menschen wie „Hamster im Kreis“ herumlaufen. Nach ihrer Erfahrung wechseln
demente Menschen nach keinem geregelten Muster ständig die Richtung. Zwischendurch setzen sie sich auf eine Bank und laufen dann weiter. Für die geistig
fitten Tagesgäste wirkt das Herumlaufen im Kreis langweilig und sie gehen daher lieber im Ort spazieren (RATH, 2004, 10).
Bei sehr steilen Wegen kann ein Geländer zusätzliche Sicherheit bieten. Zusätzlich können auch an gebäudenahen Bereichen Geländer die Patientinnen dazu
motivieren, sich sicher nach draußen zu bewegen, auch wenn das Geländer nur
an kurzen Strecken montiert ist (BENDLAGE et al., 2009, 22). Zu viele Geländer
zerstören den Gesamteindruck des Gartens und sollten daher nur dort verwendet werden, wo sie tatsächlich Sicherheit bieten (RATH, 2004, 11).
Die Wegbreite sollte so gewählt sein, dass zwei RollstuhlfahrerInnen einander
passieren können oder drei Personen nebeneinander gehen können. Dafür ist
im Regelfall eine Breite von 1,70 – 2,00 m sinnvoll (HEEG und BÄUERLE, 2011,
38). Besser ist jedoch eine Breite von 2 m. Werden Bänke entlang der Wege
aufgestellt, sollte die jeweiligen Stellen um 0,50 m oder besser um 1 m verbreitert werden (BENDLAGE et al., 2009, 70). Ein Weg sollte mindestens 1,30 m
breit sein, sodass zwei Personen nebeneinander Platz finden (HEEG und BÄUERLE, 2011, 38). Lediglich bei sehr engen Raumverhältnissen bietet es sich an,
die Breite auf 1m zu reduzieren. Für die PKW Nutzung müssen die Wege 2,50 m
breit angelegt sein und für Lieferfahrzeuge mindestens 3 m betragen. Feuerwehrzufahrten haben in den meisten Fällen eine Breite von 5 m, müssen aber
auf die Bestimmungen der örtlichen Feuerwehr abgestimmt werden (BENDLAGE et. al., 2009, 70).
den. Deswegen ist eine Steigung von maximal 3% sinnvoll. Nach 6 m Rampenlänge ist diese mit einem Podest von 1,50 x 1,50 m zu unterbrechen (BENDLAGE
et al., 2009, 71).
Wegebeläge
Grundsätzlich sollen die Bodenbeläge eben, trittsicher und stolperfrei sein.
Schließlich haben demente Menschen Probleme mit dem Gehen, sitzen in Rollstühlen oder benötigen Rollatoren als Gehhilfen. Sie sollen sich gefahrlos auf
den Wegen bewegen können, ohne dass sie sich unsicher dabei fühlen (BENDLAGE et al., 2009, 71).
Der Wegebelag soll sich in seiner Farbigkeit und Struktur deutlich von den angrenzenden Flächen (Rasen, Pflanzfläche) unterscheiden. Zu starke Farbmuster
hingegen sind zu vermeiden, da sie verwirrend und unangenehm wirken. Wegematerialien in natürlichen Braun- und Rottönen haben sich bewährt, da Verschmutzungen durch Laub oder Erde nicht so stark auffallen und es zu keinen
unangenehmen Farbmuster kommt (BENDLAGE et al., 2009, 71).
Abb. 24: Wegebreite für Rollstuhlwege.
Abb. 25: Wegebreite für Rollstuhlwege mit
Sitzplätzen.
Weggefälle
Die Steigung einer Rampe darf grundsätzlich 6% nicht überschreiten (ÖNORM
B1600 – Barrierefreies Bauen). In vielen Fällen ist diese Steigung aber zu hoch
und kann von Menschen mit eingeschränkter Mobiliät nicht überwunden wer-
Abb. 26: Das maximale Gefälle für barrierefreie Wege soll 6% nicht überschreiten.
55
Zu starke Farbkontraste und dunkle Streifen im Belag können als Loch oder
Stufe aufgefasst werden und wirken beängstigend beim Überqueren (HEEG und
BÄUERLE, 2011, 16).
Glänzende und reflektierende Materialien hindern demente Menschen, sich auf
bestimmten Wegen, die nicht für sie vorgesehen sind, aufzuhalten (POLLOCK,
2011, 14). Auch farbige und raue Oberflächen lenken von wichtigen Feuerwehr
oder Wirtschaftswegen ab (BENDLAGE et al., 2009, 22).
Klar abgegrenzte Wegränder und in manchen Fällen erhöhte Randsteine helfen
für eine bessere Orientierung. Die Ränder sollten insbesondere zwischen Pflanzflächen hochgezogen werden, um einer Verschmutzung durch Erde bzw. dem
Betreten oder Befahren vorzubeugen. An Stellen, wo der Weg an einer Wiese
entlang führt, soll ein ebenerdiger Zugang ermöglicht werden (POLLOCK, 2011,
15).
Wegematerialien
Die Bodenbeläge sollten möglichst ebenmäßig sein, um ein erschütterungsfreies
Befahren mit einem Rollator oder Rohlstuhl zu garantieren. Dafür empfehlen
sich Materialien wie Asphalt, Platten aus Naturstein oder Beton oder eine wassergebundene Decke. Letztere muss gut verdichtet eingebaut werden und benötigt viel Pflege. Auch feiner Rindenmulch, der gut verdichtet wird und fachgerecht eingebaut wird, bildet ein gutes Wegematerial (HEEG und BÄUERLE, 2011,
39). Pflasterungen (Naturstein und Beton) wirken durch die hohe Fugendichte
verwirrend und können zu Stolperfallen werden. Natursteinpflaster wirken sehr
natürlich und ansprechend in einem Garten, sind aber durch ihre raue und unregelmäßige Oberfläche schlecht zu befahren. Alle Materialien gibt es in verschiedenen Farben bzw. Formaten. (BENDLAGE et al., 2009, 72f)
Asphaltdecken oder Kunstharzgebundene Wegeflächen (z.B. Terraway) können
unterschiedlich farbig gestalten werden. Ein bewährtes Material ist kunstharzgebundener Natursteinplitt. Es gibt ihn in unterschiedlichen Mischungen und
Farben und er ist zudem wasserdurchlässig. Dadurch kann er auch ohne Gefälle
eingebaut werden und ist sehr angenehm zu befahren. Ein großer Nachteil ist
der hohe Materialpreis gegenüber anderen Materialien.
(BENDLAGE et al., 2009, 74)
Wegebeläge mit Sand, Kies oder Schotter sowie Rasengittersteine oder einzelne
Trittplatten sind ungeeignet, da sie leicht zu Stolperfallen werden. Für Feuer56
wehrzufahrten kann Schotterrasen verwendet werden, der weniger auffällig auf
das Gesamtbild wirkt (HEEG und BÄUERLE, 2011, 39).
5.6.2
Beleuchtung
Eine nächtliche Beleuchtung verlängert
die Nutzung der Außenanlage aus den
Abend bis in die Nacht hinein. Eine
gängige Methode ist die Ausleuchtung
mit Poller- oder Mastleuchten, wobei
eine Beleuchtung einzelner Punkte
sinnvoller ist (HEEG und BÄUERLE,
2011, 46). Die Wege sollten dabei gut
ausgeleuchtet werden und blendfrei
sein. Bestimmte Orientierungspunkte
im Raum, vor allem aber Ein- und Ausgänge, sollten mit Licht hervorgehoben
werden (BENDLAGE et al., 2009, 81).
Schatten wirken verwirrend auf demente Menschen und sollten deswegen
vermieden werden (BENDLAGE et al., Abb. 27: Eine indirekte Beleuchtung entlang eines
2009, 81). In Handläufen können auch Weges ist blendfrei und gibt Sicherheit.
durchgehende Leuchten eingelassen
werden und so den Wegeverlauf indirekt und blendfrei beleuchten (BENDLAGE
et al., 2009, 79). Im Gegensatz zu Einzelleuchten werden hierbei keinerlei Schatten gebildet. Eine weitere Möglichkeit ist, in den Wegebelag Lichtfasern einzubringen, um ein dezentes Leuchten zu initiieren. Zur besseren Orientierung
können markante Pflanzen oder Ausstattungselemente ausgeleuchtet werden
(BENDLAGE et al., 2009, 81).
Bei der Beleuchtung steht vorrangig der Sicherheitsgedanke im Vordergrund,
obwohl eine Beleuchtung auch dekorativen Charakter haben kann. Möglicherweise wirkt sich farbiges Licht beruhigend auf Demenzerkrankte aus (BENDLAGE et al., 2009, 82).
5.6.3
Pflanzen
Giftige und gefährdende Pflanzen
Pflanzen können Substanzen erhalten, die Übelkeit, Erbrechen oder Hautirritationen hervorrufen oder sogar zum Tod führen (BENDLAGE et al., 2009, 59).
Besonders Pflanzen, die Beeren hervorbringen oder auch zum Verzehr reizende
Blüten wie z.B. Tollkirsche, Maiglöckchen oder Eibe gefährden die Gesundheit.
Pflanzen, die schmerzhafte Hausreaktionen hervorrufen (Brennessel oder Riesenbärenklau), sind unter allen Umständen zu vermieden (HEEG und BÄUERLE,
2011, 42).
Viele bekannte Pflanzenarten sind zwar giftig, werden aber nur in sehr großen
Mengen wirklich gefährlich. Muss man deswegen komplett auf giftige aber
wertvolle Pflanzen verzichten? (HEEG und BÄUERLE, 2011, 42). Die Verwendung von gefährdenden Pflanzen muss in jedem Fall geprüft werden. So können
beispielsweise giftige Pflanzen trotzdem eingesetzt werden, allerdings nur an
Stellen, wo sie für dementen Menschen unerreichbar sind (nicht entlang der
Wege) (BENDLAGE et al., 2009, 59). Werden dornenbewehrte Pflanzen wie
Rosen (Rosa) oder Berberitze (Berberis) verwendet, muss darauf geachtet werden, dass sich demente Menschen daran nicht verletzen.
Ein Problem sind Pflanzen entlang von Wegen, die im Herbst ihre Blätter verlieren. Besonders großblättrige Bäume wie z.B. der Trompetenbaum oder die Platane haben schwere Blätter, die leicht am Boden haften und für einen rutschigen
Untergrund sorgen. Deswegen sollen entlang von Wegen kleinblättrige Gehölze
(Birke, Eberesche ) eingesetzt werden (BENDLAGE et al., 2009, 59). Bäume und
Sträucher mit farbigen Beeren können einen Weg verfärben. Die Muster, die
dabei entstehen, wirken möglicherweise verwirrend auf demente Menschen
(POLLOCK, 2011, 34). Im Anhang findet sich eine Liste von giftigen Pflanzen
nach BENDLAGE et al. (2009, 139-147).
ten, sondern auch die Farben der Blätter, Früchte, Herbst- und Rindenfärbung.
Gute Beispiele für eine intensive Herbstfärbung wären die Felsenbirne (Amelanchier lamarckii) oder der Feuerahorn (Acer tataricum subsp. ginnala). Im
Winter bildet die Rinde des Hartriegels (Cornus alba ‚Sibirica‘) einen starken
Kontrast zum Schnee (BENDLAGE et al., 2009, 47f).
Duft
Wie bereits Erwin Böhm (Kapitel 3.1.3) herausfand, lösen bestimmte Schlüsselreize Erinnerungen aus. Bekannte Gerüche im Freiraum knüpfen an vergangene
Erlebnisse und Ereignisse aus der Biografie der Menschen an. Sie vermitteln
somit Sicherheit und Identität und geben den Menschen in der gegenwärtigen
Situation ein Stück Geborgenheit zurück (HEMMELMEIER-HÄNDEL, 2009). 49
Solche Pflanzen sind beispielsweise Schneeglöckchen (Convallaria majalis),
Erdbeeren (Fragaria), Kirschen (Prunus), Äpfel (Malus) etc. (HEEG und BÄUERLE, 2011, 41). Zu viele unterschiedliche Gerüche überreizen demente Menschen.
Aus diesem Grund müssen sie wohl überlegt aufeinander abgestimmt werden.
Jahreszeitlicher Aspekt
Pflanzen verändert sich über die Jahreszeiten hinweg und bringen viel Abwechslung im Garten. Besonders für demente Menschen wirkt sich das positiv
auf die zeitliche Orientierung aus. Deswegen sollten Pflanzen verwendet werden, die den jahreszeitlichen Wandel erleben lassen (HEEG und BÄUERLE, 2011,
41). So sind nicht nur die unterschiedlichen Blühaspekte der Pflanzen zu beach-
Abb. 28: Die roten Zweigen des
Hartriegels (Cornus alba ‘Sibirica‘)
bringen einen Winteraspekt.
49
Abb. 29: Prächtige Herbstfärbung der
Felsenbirne (Amelanchier lamarckii).
http://www.kardinal-koenig-haus.at/web_pdffiles/erinnerungspflanzen.pdf (18.04.2012)
57
Typische Küchenkräuter, die nahezu jeder kennt, helfen beim Gedächtnistraining und werden zum Kochen verwendet (BENDLAGE et al., 2009, 49).
Naschen
Eine beliebte Tätigkeit von älteren und dementen Menschen ist das Pflücken
von Beeren und Obst. Deswegen empfiehlt es sich, in jedem Freiraum einen
Kräuter- Obst- oder Gemüsegarten anzulegen (BENDLAGE et al., 2009, 49). Um
die Früchte ohne Schwierigkeiten zu erreichen, sollten sich diese in Augenhöhe
bzw. Handhöhe befinden. Dafür eignen sich Obstbäume mit niedrigen Stämmen
oder Gemüse- und Naschpflanzen in Hochbeeten oder Blumenkästen (HEEG und
BÄUERLE, 2011, 41f).
Licht und Schatten
Demente Menschen sind extrem empfindlich gegen zu starker Hitze und Sonneneinstrahlung. Sie halten sich deswegen lieber an Plätzen mit lichten Schatten
auf und vermeiden sonnige Aufenthaltsbereiche (BENDLAGE et al., 2009, 55). Zu
dunkle Schatten verwirren sie und sollten auf jeden Fall vermieden werden
(POLLOCK, 2011, 32). Bäume oder Baumgruppen, die einen lichten Schatten
werfen, sind beispielsweise die Papier-Birke (Betula papyrifera), Eberesche
(Sorbus aucuparia subsp. aucuparia) oder die Hainbuche (Carpinus betulus).
Unter blühenden Obstbäumen bieten sich Sitzplätze mit mobilen Bänken und
Stühlen an. Dort ist der Frühling in der Blüte der Obstbäume direkt erfahrbar.
Zur Erntezeit der reifen Früchte müssen die mobilen Elemente wieder entfernt
werden, da herabfallendes Obst zu Verletzungen führen kann. Berankte Pergolen oder Laubengänge bieten zusätzlich angenehm, schattige Aufenthaltsbereiche (BENDLAGE et al., 2009, 55).
Orientierung
Pflanzen mit einem auffälligen Charakter (Farbe, Form) sind bedeutende Orientierungspunkte im Raum. Besonders Bäume und Sträucher helfen dementen
Menschen, sich zielgerichtet durch den Freiraum zu bewegen, ohne sich zu verlaufen. Beispiele von solchen Wegweisern sind die Trauerweide (Salix babylonica), die Birke (Betula papyrifera) mit ihrer auffälligen Rinde oder der Trompetenbaum (Catalpa bignonioides) (BENDLAGE et al., 2009, 54).
Durch die Gestaltungsprinzipien der Wiederholung ergeben wiederkehrende
Vegetationselemente eine gewisse Ordnung und Struktur im Raum, an denen
sich der Betrachter orientieren kann. Der Grund ist, dass der Betrachter aus
einer Vielzahl von Elementen gleichartige Muster und Strukturen eher wahrnimmt und ordnet. So erhalten „bunte“ Pflanzflächen durch Leitpflanzen optische Stabilität (BORCHARDT, 1997, 78).
5.6.4
Abb. 30: Das Gestaltungsprinzip der Wiederholung verleiht einem Raum Ordnung und Struktur.
58
Hochbeete, Pflanztische und Tischbeete
Hochbeete ermöglichen ein bequemes Arbeiten mit Pflanzen im Stehen oder im
Sitzen. Sie bestehen aus Holz, Natur- oder Kunststein, Metall, Beton, Mauerwerk
oder Kunststoff. Im Handel gibt es bereits fertige Module zu kaufen oder sie
können individuell gefertigt werden.
Abb. 33: Die Maße eines
Tischbeetes sind auf die
Proportionen und Größenverhältnisse von
Personen im Rollstuhl
oder Personen in einem
Stuhl angepasst.
Abb. 31: An diesem Hochbeet kann im Stehen
gearbeitet werden.
Abb. 32: An Tischbeeten können auch Personen im
Rollstuhl arbeiten; es ist von allen Seiten unterfahrbar.
In der Literatur schwanken die Werte von den Beethöhen. Um ein bequemes
Stehen zu ermöglichen, sind Höhen zwischen 90 bis 100 cm ideal. Im Sitzen gibt
es eine Einigung auf 60cm Beethöhe. Ein Beet das nur von einer Seite aus bearbeitet wird sollte eine Arbeitstiefe von 60 bis 70 cm aufweisen, währenddessen
beidseitige Beete 120 bis 140 cm tief sein sollten (KLEINOD, 2003, 102).
Laut BENDLAGE et al. (2009, 95) darf eine Breite von 120 cm nicht überschritten werden, um so wirklich alle Bereiche des Beetes erreichen zu können. Eine
Aussparung von 25 cm am Beetfuß oder das Abschrägen der Beetwände sorgt
für ein einfacheres Stehen. Wegen der Verletzungsgefahr sind alle Kanten abgerundet. Am Boden des Hochbeets soll ein Kaninchendraht gegen Wühlmäuse
schützen. Eine Teichfolie bei einer Holzkonstruktion verlangsamt die Verwitterung des Holzes. Darüber liegt eine Drainageschicht aus Kies oder Schotter oder
eventuell groben Ästen. Zwischen dieser untersten Schicht und den anschließenden Erdmischungen liegt ein Drainagevlies. Es sorgt dafür, dass sich die
Erdlagen nicht untereinander mischen und verschlämmen.
Die oberste Schicht von ca. 30-40cm besteht aus einem humosen Substrat am
besten mit einer Mischung aus Sand (KLEINOD, 2003, 103). In einem Hochbeet
können Gemüsesorten, Kräuter, Naschsträucher oder Zierpflanzen kultiviert
werden (BENDLAGE et al., 2009, 95).
Tischbeete bestehen aus stabilen Stützen und sind meist 20 bis 30 cm tief. Sie
sind mit dem Rollstuhl unterfahrbar und bieten somit nicht mehr mobilen Personen die Möglichkeit, sich an den Pflanzaktivitäten zu beteiligen. Es gibt Aus-
führungen von Tischbeeten in Holz, Kunststoff oder Metall. Da die Tische selbst
nur eine geringe Tiefe aufweisen, müssen sie gut entwässert werden. An Pflanzenarten eignen sich flachwurzelnde einjährige Pflanzen wie Salat, Radieschen
oder Kräuter (BENDLAGE et al., 2009, 96).
Pflanztische ermöglichen das Umtopfen und Einpflanzen. Sie sollen wie die
Hochbeete eine Höhe von 100 cm aufweisen. Die Arbeitshöhe beim Sitzen beträgt ca. 83 cm. Mithilfe von Rollen kann der Tisch, wenn er nicht genutzt wird,
verschoben werden (HEEG und BÄUERLE, 2011, 35).
5.6.5
Wasser im Garten
Wasser ist ein Symbol für Leben und sorgt in einem Garten für ein Erlebnis
durch alle Sinne. Das plätschernde Geräusch oder auch das Berühren und Eintauchen in das Wasser löst Spannungen und erheitert die Stimmung. Besonders
im Sommer können sich die dementen Personen an einem Brunnen, Quellstein
oder einfach einem Wasserbecken abkühlen. Die Tiere, die sich im und um das
Lebenselement bewegen, können dort beobachtet werden.
Neben einer positiven und erheiternden Wirkung kann das Plätschern des Wassers allerdings auch zu einer erhöhten Inkontinenz führen (POLLOCK, 1997
zitiert nach HEEG und BÄUERLE, 2011, 45).
59
Wasserelemente, besonders Springbrunnen oder Skulpturen, sollen sich in die
Gestaltung des Gartens harmonisch integrieren bzw. zur Architektur des Gebäudes passen. Sie dürfen nicht als Fremdkörper wahrgenommen werden. Historische Kopien von berühmten Springbrunnen sind beliebte Motive, weisen
aber keinen biografischen Bezug zu den BewohnerInnen auf. Auf alle Fälle bilden die Elemente immer einen Bezug zu der Umgebung beispielsweise in der
Kombination mit Pflanzen oder Oberflächenmaterialien. Wasserinstallationen in
Form von Brunnen, Skulpturen oder ähnliches sind teilweise sehr intensiv in
der Wartung und Pflege. Für bewegte Wasserspiele förder eine Umwälzpumpe
das Wasser wieder zurück zu seinem Ausgangspunkt. Hierfür werden ein
Stromanschluss und eine elektrische Leitung benötigt, um die Pumpe anzutreiben. Für die nötige Wasserqualität sorgen Filteranlagen (KORTZFLEISCH, 2008,
63f).
Vor der Planung eines Wasserspieles ist deswegen erst klar zu stellen, ob sich
der hohe technische Aufwand und der oft hohe finanzielle Aufwand durch den
Bau und Unterhalt für den Garten lohnt. Insbesondere die Pflege und Wartung
muss durch entsprechendes Personal gegeben sein. Kleine Wasserelemente
statt komplizierter Wasserinstallation sind hier wesentlich einfacher in der
Instandhaltung und bringen trotzdem ein sinnliches Erlebnis. Beispiele hierfür
sind hüfthohe Becken aus Stein, ein Quellstein in einem Beet oder ein einfacher
Wasserhahn mit Gießkannen daneben. Besonders große Teichanlagen und Wasserbecken bergen, obwohl sie nicht tief sind, große Gefahren. Es ist sinnvoll, sie
nur in einem Bereich zu bauen, der vom Gebäude und vom Personal einsichtig
Abb. 34: Auch kleine Elemente wie diese zwei
Wasserschalen bringen ein Erlebnis.
60
Abb. 35: Im Handel werden auch fertige Brunnenanlagen angeboten.
ist (HEEG und BÄUERLE, 2011, 45f).
Geländer oder eine dichte Uferbepflanzung mit Felsen dienen als zusätzliche
Absicherung gehen das Hineinfallen (BENDLAGE et al., 2009, 39). Der freie Zugang zum Gewässer sollte trotzdem möglich sein. Insbesondere künstliche Barrieren zerstören das natürliche Bild eines Teiches (CRUSIUS, 2004, 26).
Neben der Sicherheit von Gewässer spielt die Wasserqualität eine entscheidende Rolle. Die dementen Personen können das Wasser trinken und sich so mit
Keimen infizieren. Um diese Gefahr einzuschränken, gibt es entweder die Möglichkeit, das Wasser nicht direkt zugänglich zu machen oder Trinkwasser zu
verwenden (BENDLAGE et al., 2009, 38).
5.6.6
Möblierung und Ausstattung
Sitzbänke, Stühle und Tische gibt es in vielen unterschiedlichen Materialien,
Formen und Farben. Sie müssen sich den besonderen Ansprüchen älterer Menschen anpassen. Dafür ist es wichtig, dass sie stabil, standsicher und langlebig
sind. Im Alter wird das Aufstehen von einer Bank schwierig. Deswegen sind eine
entsprechende Höhe und Breite der Sitzfläche, sowie die Neigung der Lehne zu
berücksichtigen. Bänke und Stühle sollten zudem über Armlehnen verfügen, an
denen sich die Leute beim Aufstehen abstützen können. Im Handel werden dafür eigene „Seniorenbänke“ angeboten. Tische und Stühle sollten für eine temporäre Aufstellung geeignet sein, um sie im Winter wieder zu verstauen. Mit
Kissen und Sitzauflagen werden die Stühle komfortabler und setzen einen farbigen Akzent. Sie müssen waschbar sein und können in Truhen aufbewahrt werden.
Um den Garten im Liegen zu genießen, gibt es Sonnenliegen, die an einem halbschattigen Platz aufgestellt werden sollten. Herkömmliche Sonnenliegen eignen
sich nicht für ältere Menschen. Passende Liegen gibt es von den Westeifel Werken 50, die sowohl in der Höhe und Breite selbst für bettlägerige Patienten geeignet sind. Mit einer Höhe von 90 cm können Personen im Rollstuhl ohne Aufwand auf die Liege transportiert werden.
Als Sonnenschutz im Garten dienen Sonnenschirme oder Sonnensegel. Sonnenschirme sollten mit geringem Kraftaufwand verschoben werden können und
50 http://www.westeifel-werke.de/
(09.07.2012)
mindestens 4 x 4 m betragen und die Höhe 2,30 m. Papierkörbe und Aschenbecher sind wichtige Elemente im Freiraum, da sie der Sauberkeit dienen.
(BENDLAGE et al., 2009, 84-89)
In der Literatur sind viele Dekorationselemente und Elemente für die Sinnesanregung beschrieben. Es ist bisher wenig erforscht, ob künstliche Objekte wie
beispielsweise Summsteine, Xylophone etc. sinnvolle Gestaltelemente in Gärten
für demente Menschen sind (HEEG und BÄUERLE, 2011, 37).
Abb. 36: Auf diesem Platz dienen Sonnenschirme als Schutz gegen extreme Hitze;
Sonnenschirme dienen als mobiler Sonnenschutz.
stabil gegen Windeinfluss sein. Es muss darauf geachtet werden, dass die
Schirmständer nicht zu Barrieren für den Rollstuhl oder zu Stolperfallen werden. Es gibt auch die Möglichkeit, die Sonnenschirme durch eine Bodenhülse fix
zu montieren, um dieser Gefahr zu entgehen. Sonnenschirme aus dem Gastronomiebetrieb erfüllen alle diese Kriterien sind aber sehr hochpreisig.
Sonnensegel können an Bäumen oder Stahlpfosten gespannt werden und bei
Bedarf elektronisch ausgerollt werden.
Eine Laube, Pergola oder ein Pavillon bieten Schattenplätze für den Aufenthalt
in der Gruppe oder alleine. Eine Laube entsteht beispielsweise durch Weidenstecklinge (Salix alba var. Alba), die zu einem Bogen zusammengebunden werden. Pergolen dienen als Raumgrenzen und bieten einen Sichtschutz zu angrenzenden Grundstücken. Sie können mit Kletterpflanzen oder Ranker bepflanzt
werden. Ein Pavillon dient als kommunikativer Ort für mehrere Personen. Dort
können unter anderem Gruppenarbeiten stattfinden. Sie können beispielsweise
mit Kletterrosen bepflanzt werden. Die Grundfläche unter dem Pavillon sollte
Abb. 37: Seniorengerechte
Sitzbänke weisen eine
steile Rückenlehne und
eine Armablage auf; sie
erleichtern somit das
Aufstehen.
Abb. 38: Seniorengerechte Sitzbank
Abb. 39: Spezielle Sonnenliege für ältere Personen.
61
6. Landschaftsarchitektonische Bestandsaufnahmen und
Bestandsanalysen
6.1
CS Wohngemeinschaft für demente Menschen - Brünnerstraße
Insgesamt gibt es zwei räumlich voneinander getrennte Wohnbereiche, welche
sich im Innenhof (WG 1) und an der Jane-Tilde-Gasse (WG 2) befinden. Beide
Freiräume weisen mit einer Fläche von 186 m² (WG 1) und 145 m² (WG 2) ähnliche Größenverhältnisse auf (laut Bestandsplan). Neben beiden Gebäudeteilen
führen Zufahrten in die Tiefgaragen der Wohnanlage. Lediglich die Terrasse bei
der ersten Wohngemeinschaft ist von der Tiefgarage zur Gänze unterkellert.
Der Zugang zur Wohngemeinschaft liegt direkt an der Jane-Tilde-Gasse im Erdgeschoß. Dort führt vom Außenbereich über ein Tor ein Weg aus Betonplatten
zur zweiten Wohneinheit. Dadurch bleiben die älteren Personen und die zuständigen Betreuer und Betreuerinnen im ständigen Kontakt miteinander. Das
Tor ist dabei nie verschlossen.
Als Ergebnis der Bestandsaufnahme (s. Abb. 42 u. 44) lassen sich die räumlichen, gestalterischen und nutzungsbezogenen Aspekte beider Freiräume beschreiben. Vorerst sollen die Raumbildung und Raumstruktur der ersten Wohngemeinschaft beschrieben werden.
Abb. 40: Lageplan: Die zwei Wohngemeinschaften (WG 1 und WG 2) befinden sich an der Jane-TildeGasse; die grünen Bereiche zeigen die jeweiligen Freiräume
Die beiden Wohngemeinschaften befinden sich in der Brünner Straße 238a,
Ecke Jane Tilden Gasse im 21. Wiener Gemeindebezirk Floridsdorf. Hinsichtlich
einer städtebaulichen Analyse handelt es sich beim Gebäudetyp um eine
mehrgeschoßige (3-4 Stockwerke) Blockrandbebauung mit einer gemischten
Nutzung von Wohnen und vorwiegend Einzelhandel. Der gesamte Block wird
von der Brünnerstraße, Jane-Tilde-Gasse, Gaßwerkstraße und der Peter-Berner
Straße begrenzt. Im Innenhof befinden sich mehrere Freiräume, die zu den jeweiligen Wohngebäuden gehören.
62
Abb. 41: Ausblick in den Freiraum der WG 1 und die umliegenden Gebäude
Abb. 42: Bestandsaufnahme der Wohngemeinschaft 1 (rechts)
63
Die Terrasse liegt, wie bereits erwähnt, im Innenhof des Wohnblockes in nördlicher Richtung und ist von den oberen Etagen aus stark einsichtig. Gleich
daneben befindet sich ein Kinderspielplatz im Blickfeld der Bewohner und Bewohnerinnen. An einer von Kindern bemalten Bank wird sichtbar, dass gemeinsame Aktivitäten stattfinden, wenn auch im kleinen Rahmen. Nach der Aussage
eines Pflegers halten sich in diesem Bereich aber nur selten Kinder auf.
Von der Wohnküche oder vom Flur führt der Weg in den Außenbereich. Dort
kann, bis auf einen kleinen Teilbereich hinter dem treppenartig aufgebauten
Garten der gesamte Raum überblickt werden. Insgesamt wirkt der Freiraum
sehr ruhig und ist von Wind, Regen und zu starker Sonneneinstrahlung geschützt. Er wirkt insgesamt in sich geschlossen, obwohl es Sichtbeziehungen zu
den angrenzenden Gebäuden und Grundstücken gibt.
Grundsätzlich bildet der gesamte Außenbereich einen Gesamtraum, der sich
wiederum in mehrere Teilbereiche mit unterschiedlichen Nutzungen und gestalterischen Elementen gliedert. Die Gebäudemauern, der treppenartigen Nutzund Ziergarten, die Mauern und ein Maschendrahtzaun bilden dabei die Raumgrenzen des Hauptraumes. Als Raumgrenze zur Tiefgarageneinfahrt dient eine
Sockelmauer mit einem zusätzlichen Stahlgeländer aus Stahlrohrprofilen mit
einer Gesamthöhe von ca. 1,10 m. An einem kleinen Teilbereich sind Hainbuchen (Carpinus betulus) vorgepflanzt. Im nordwestlichen Bereich bildet eine
Ziegelmauer des Nachbargrundstückes die Grenze, die nach Osten ihre Erweiterung durch einen 1,30 m hohen Maschendrahtzaun findet. Auf der gesamten
Länge verstärkt eine Ligusterhecke diese nördliche Abgrenzung. An der Grenze
zum Kinderspielplatz wachsen wiederum Hainbuchen (Carpinus betulus) und in
kleineren Abschnitten verschiedene Stauden. Der Durchblick zu den spielenden
Kindern bleibt hier weitgehend frei.
Direkt am Gebäude ist ein befestigter Bereich mit Betonplatten. Darauf stehen
zwei Tischgruppen mit Stühlen. Zwischen dem Treppengarten, dem Gebäude
und der Mauer zur Tiefgarage liegt ein eingekeilter Bereich, der sehr schattig ist
und keinerlei Aufenthaltsqualität bietet.
Der treppenartig angelegte Garten übernimmt die Form der darunter liegenden
Tiefgarageneinfahrt und ist über einen 1,50 m breiten Treppenaufgang, der von
einem Handlauf eingefasst wird, erreichbar. Dort wachsen in den drei Treppenbeeten Gemüsepflanzen, Kräuter und Zierpflanzen. Im Schutz der Ligusterhecke
Abb. 43: Am Gebäude befindet sich ein gepflasterter Bereich mit Tischgruppen.
und des Kirschbaumes liegt eine ruhige „Ecke“ mit einer bunt bemalten Sitzbank.
Im Gegensatz zur ersten Wohngemeinschaft liegt die Zweite in südlicher Richtung und erhält mehr Sonneneinstrahlung. Ein Nachteil ist hier der teilweise
starke Westwind, der den Raum abkühlt. Der längs-rechteckige Außenbereich
ist durch einen 1,80 m hohen Maschendrahtzaun und einer ca. 1 m hohen Ligusterhecke eingefriedet. Diese starke Raumgrenze engt den Gesamtraum weiter
ein. Der gesamte Freiraum ist in seiner Gesamtheit überschaubar. Aufgrund der
Sichtbeziehungen zur Straße und zum gegenüberliegenden Heeresspital mit
seinen Wiesenflächen ergibt sich ein visueller Bezug über die Grenzen hinweg.
Aus eigener Beobachtung versuchen die älteren Leute mit den Passanten, die am
Zaun entlang gehen, in Kontakt zu treten. Wie bei der ersten Wohngemeinschaft
befinden sich am Gebäude auf einem gepflasterten Bereich Tische und Stühle.
Abb. 44: Bestandsaufnahme der Wohngemeinschaft 2 (rechts)
64
65
Abb. 45: Längsrechteckiger Freiraum der zweiten Wohngemeinschaft (WG 2); die Außengrenze bildet ein Maschendrahtzaun mit einer Ligusterhecke.
Auf der westlichen Schmalseite gibt es ebenfalls einen Abschnitt mit Betonpflaster, auf denen sich zwei unterschiedlich große Hoch- bzw. Tischbeete befinden.
Auf der gegenüberliegenden Seite gibt es lediglich ein kleines Staudenbeet (vgl.
Gestaltelemente).
Die Gestaltelemente und die Infrastruktur (s. Bestandsaufnahmen) beider
Wohngemeinschaft weisen Ähnlichkeiten auf. Die Teilbereiche an den Gebäuden
beider Wohngemeinschaften bzw. die Wege zwischen den Gebäudeteilen sind
mit Betonplatten im Maß 50x50cm gestaltet. Die grauen Platten sind ebenmäßig, in ungebundener Weise verlegt und an den Kanten abgefast. Zur Rasenfläche hin sind die Platten mit einer Rasenkante aus Beton abgegrenzt.
Beim Außenbereich der ersten WG stehen eine Linde (Tilia cordata) und eine
Kirsche (Prunus), die mit Rosen (Rosa), Taglilien (Hemerocallis), Akeleien
(Aquilegia) und sonstigen Blütenstauden unterpflanzt sind. Wie bereits erwähnt, dienen Ligusterhecken und Hainbuchen als verstärkende Raumgrenzen
an den Metallzäunen. Am Zaun zum Kinderspielbereich gibt es vereinzelte Stauden wie Taglilien (Hemerocallis) und Herbstanemonen (Anemone).
66
Direkt am Tor steht ein 70 cm hohes Tischbeet mit Primeln (Primula) und Küchenkräutern. In den drei Beeten des Treppengartens gedeihen verschiedene
Gemüse-, Obst- u. Zierpflanzen, darunter auch Erdbeeren. Das unterste Beet
dient als Platz für selbst gestaltete Zier- und Dekorationselemente wie zum Beispiel bemalte Steine. Stellenweise wird die weiße Betonmauer von Efeu (Hedera
helix) berankt, der in die Pflanzflächen übergreift.
In der zweiten WG stehen zwei Apfelbäume (Malus) in der Rasenfläche. Ansonsten finden sich nur vereinzelte Staudenbeete, die jedoch teilweise sehr verkahlt
sind. Lediglich ein Sommerflieder (Buddleja davidii), der stark zurückgeschnitten wurde, soll hier einen Blühaspekt im Sommer bringen. Am westlichen Ende
des Grundstückes werden in einem Tisch- und Hochbeet Gemüse-, Kräuter u.
Zierpflanzen kultiviert. Zum Naschen und Beeren pflücken gibt es auch eine
kleine Naschhecke mit Himbeeren (Rubus idaeus) und Ribiselsträuchern (Ribes
rubrum). Auf den Fensterbänken zu den privaten Zimmern der Bewohner und
Bewohnerinnen stehen Balkonkisten mit selbst gezogenen Zierpflanzen. Wegen
der südlichen Ausrichtung des Freiraumes schützen mobile Sonnenschirme vor
zu starker Sonneneinstrahlung.
Entlang der Hauswand befinden sich Wasseranschlüsse zur Bewässerung des
Rasens und der Pflanzen.
Abb. 46: WG1: Der Blick zum Kinderspielplatz
ist frei; es finden sich nur vereinzelte Stauden.
Abb. 47: Gestaltelemente: Bemalte Sitzbank in
der nordöstlichen Ecke
Abb. 48: Tischbeet mit Frühlingsblumen bei der
WG 1
Abb. 49: Hochbeet und Tischbeet bei der WG 2
Bei der Bestandsanalyse (s. Abb. 51-54) werden aufbauend auf die Bestandsaufnahme die Ergebnisse im Hinblick auf die Bedürfnisse dementer Menschen analysiert.
Beide Wohngemeinschaften weisen einen Gesamtraum mit mehreren
Untergliederungen in Teilbereichen auf. Die Freiräume haben jeweils eine
überschaubare Größe in der die betreuenden Personen die Bewohner und
Bewohnerinnen im Blickfeld haben. Mit einer Gruppengröße von acht Personen
pro Wohneinheit wissen die BetreuerInnen auch immer, wo sich die dementen
Personen aufhalten. Grundsätzlich werden sie nach eigener Beobachtung bei
gemeinsamen Aktivitäten bzw. Therapieeinheiten (z.B. Musiktherapie), die in
einer Wohngemeinschaft stattfinden, vom Pflege- und Betreuungspersonal zum
jeweiligen Veranstaltungsort (Wohnküche) begleitet.
Die erste Wohngemeinschaft liegt Richtung Norden und ist im Gegensatz zur
Zweiten sehr viel geschützter und schattiger. Der südseitige Freiraum ist der
Hitze ausgesetzt und benötigt deswegen einen ausreichenden Sonnenschutz. Bei
Bedarf werden deswegen Sonnenschirme aufgespannt. Natürliche Schattenplätze unter Bäumen gibt es nicht. Gegen den teilweise starken Wind gibt es hingegen keine Schutzmaßnahmen. Dies kann möglicherweise die Nutzung stark
einschränken.
In der Bestandsaufnahme wurden bereits die Raumgrenzen ausführlich beschrieben. Bei der ersten Wohngemeinschaft weist der Maschendrahtzaun eine
Höhe von 1,30 m auf und ist im Vergleich mit den Angaben in der Literatur rela-
tiv niedrig (Mindesthöhe 1,40 m) Da es sich aber um einen überschaubaren
Außenbereich handelt, reicht die Höhe hier dennoch aus (vgl. BENDLAGE et al.,
2009, 60; FAULER et al., 2010, 62; POLLOCK, 2011, 23). Ein positiver Aspekt ist,
dass der Zaun bzw. die Mauer an der Nordseite mit einer Ligusterhecke vorgepflanzt ist und so eine klare visuelle Grenze zum Nachbargrundstück bildet.
Ohne diese Hecke könnte vermutlich bei den dementen Leuten der Wunsch
entstehen, auf die Rasenfläche auf der anderen Seite zu gelangen.
An der östlichen Seite hingegen ist bis auf eine Hainbuchenhecke der Zaun sehr
durchsichtig gehalten. So können die BewohnerInnen mit den spielenden Kindern kommunizieren oder sie beobachten. Es ist ohnehin ein großer Vorteil,
dass der Kinderspielplatz direkt daneben angegliedert ist, da dadurch ein kommunikativer Austausch zwischen den Generationen gegeben ist. Das Tor zwischen den Wohnbereichen ist nie verschlossen, was kein Problem darstellt, da
das Personal die älteren Leute immer auf ihren Weg begleitet.
Abb. 50: Westlicher Teilbereich der WG 1 – „Wirtschaftshof“; die Brüstung zur Tiefgarageneinfahrt wirkt hier sehr niedrig und wurde zum Teil mit Hainbuchen
(Carpinus betulus) kaschiert.
67
Abb. 51: Bestandsanalyse WG 1:
Blickbeziehungen vom Gebäude in
den Freiraum und im Freiraum.
68
Abb. 52: Bestandsanalyse WG 1:
Raumstruktur und Raumqualität
69
Abb. 53: Bestandsanalyse WG2:
Blickbeziehungen vom Gebäude in
den Freiraum und im Freiraum.
70
Abb. 54: Bestandsanalyse WG2: Raumstruktur und Raumqualität
71
Die zur Tiefgarage angrenzende Mauer mit dem Stahlgeländer ist mit einer Höhe von 1,10 m und einer Fallhöhe bis zu 12 m zwar normgerecht, wirkt aber
dennoch sehr niedrig. 51 Obwohl dieser Teilbereich wenig genutzt wird und nur
als eine Art „Wirtschaftshof“ dient, könnte er eine potentielle Gefahrenquelle
darstellen und von den Leuten überklettert werden.
Mit der Anlage eines „Treppengartens“ wurde die geringe Größe der Terrasse
ideal durch eine begehbare Raumebene erweitert. Es ist eines der wenigen demenzspezifischen Elemente im Garten. In seiner Form, die eine Erweiterung der
darunter liegenden Tiefgaragenzufahrt ist, fügt sich dieser Bereich gut in das
Gesamtgefüge ein. Die Treppen sind mit einer Höhe von 15 cm (s. Schnitt) für
mobile BewohnerInnen auch ohne fremde Hilfe benutzbar. Die beidseitig angebrachten Handläufe vermitteln ein sicheres Gefühl und bieten eine Hilfestellung
beim Hochgehen der Treppen. Die Handläufe sind aus verzinkten Stahlrohren
mit einem Durchmesser von 4 cm. Die Abschlüsse an den Ecken sind nicht wie
gefordert gebogen, sondern verlaufen gerade, was unter anderem das Verletzungsrisiko erhöhen kann (vgl. BENDLAGE et al., 2009, 76). Insgesamt können
nur mobile und agile BewohnerInnen den treppenartigen Bereich selbstständig
Abb. 55: Der Bereich hinter dem Treppengarten wirkt
sehr ruhig; er liegt nicht zur Gänze im Blickfeld der BetreuerInnen.
51 http://www.oib.or.at/
72
(16.04.2012)
Abb. 56: Die abgelegene Nische mit der Sitzbank bildet
einen Rückzugsort.
Abb. 57: Schnitt durch den
Treppengarten.
nutzen. Die weniger mobilen Leute sind auf eine Begleitung angewiesen.
Direkt am Gebäude ist ein wichtiger Aufenthalts- und Kommunikationsbereich
mit zahlreichen Sitzgelegenheiten. Die Tische eignen sich gut für gemeinsame
Aktivitäten, die ins Freie verlegt werden.
Der Bereich an der Sitzbank wirkt durch die Ligusterhecke und den Kirschbaum
sehr geschützt. Aus einer sicheren Entfernung kann von hier aus das Geschehen
in dem kommunikativen Bereich am Gebäude beobachtet werden. Es ist dementsprechend ein kleiner Rückzugsort vom aktiven Geschehen, obwohl der Blick
auf die Bank frei ist. Der kleine Bereich hinter dem Treppengarten wirkt ebenfalls sehr ruhig und geschützt, ist aber nicht zur Gänze einsichtig. An dem kleinen Hochbeet können auch Personen arbeiten, die in ihren Bewegungen eingeschränkt sind und sich nicht mehr bücken können.
Bei der zweiten Wohngemeinschaft wirkt der 1,80 m hohe Metallzaun zu hoch
für die kleine Fläche und übersteigt das Mindestmaß von 1,40 m bei weitem.
Die Ligusterhecke verstärkt die schlauchartige Form des Raumes und bildet eine
starke horizontale Raumgrenze. Da die Hecke derzeit nur eine Höhe von 1 m
aufweist fällt der Blick beim Betreten auf die Straße bzw. auf das gegenüberliegenden Heeresspital mit einer vorgelagerten Wiese mit Großbäumen. Dadurch
weist der Raum zumindest eine vertikale Bezugsachse auf.
Abb. 58: Treppengarten
Die Terrasse ist ähnlich der ersten Wohngemeinschaft, ist aber in weniger Teilbereichen gegliedert. Beim Gebäude befindet sich wieder ein Aufenthalts- und
Kommunikationsbereich mit Tischgruppen und Sitzgelegenheiten für die BewohnerInnen und das Personal. Ein kleiner aktiver Bereich liegt an dem Tischund Hochbeet. Bei den Gestaltelementen weisen beide Freiräume wieder ähnliche Bedingungen auf. In den Aufenthaltsbereichen am Gebäude sowie in dem
Bereich der Hochbeete befinden sich Betonplatten. Durch den Kreuzfugenverband und auch durch die Größe der Platten ergibt sich ein einheitliches Fugenbild, was zu keinen Verkennungen der BewohnerInnen führt. Teilweise sind die
Fugen auffallend groß und ungleichmäßig und das Fugenmaterial wurde ausgeschwemmt. Es könnte die Gefahr bestehen, dass sich die älteren Leute darin mit
den Schuhen verhängen und stolpern. Die Rasenflächen sind sehr kurz geschnitten. Bei der Bestandsaufnahme lagen die Schläuche zur Bewässerung des Rasens im Gras. Dies schränkt die Nutzung des Rasens ein, da die dementen Personen ebenfalls stürzen könnten. Die beiden Großbäume (Linde und Kirsche) wirken sehr vital und durch ihre Größe auch sehr dominant. Die Kirschenblüte
bietet einen Frühjahrsaspekt im April/Mai, wohingegen die Linde im Frühsom-
mer blüht. Die Lindenblüten duften sehr stark. Beide sind zudem geeignete
Schattenbäume, obwohl es in diesem Freiraum kaum einen Sonnenschutz benötigt. Der Bereich um den Baumstamm ist mit Taglilien (Hemerocallis) und Rosen
(Rosa) unterpflanzt. Ansonsten gibt es keinerlei Pflanzen, die u. a. gezielt der
sensorischen Anregung dienen. Viele der Stauden in der zweiten WG bzw. der
Sommerflieder (Buddleja davidii) wirken nicht sehr vital. Bei der Pflanzenverwendung wird aber das Naschen von Beeren ermöglicht. In der zweiten WG gibt
es sogar eine Naschhecke, die aber nicht auf Augen- und Handhöhe liegt. Die
Erdbeeren beim „Treppengarten“ können nur von den mobilen BewohnerInnen
selbstständig gepflückt werden und sind für viele oft unerreichbar. In den Hochund Tischbeeten sowie im „Treppengarten“ befinden sich unterschiedliche Gemüsepflanzen, was auch unter anderem ein Aspekt für einen demenzspezifischen Freiraum darstellt. Kräuterpflanzen gibt es nur vereinzelt in den Hochbeeten. Es gibt aber kein einheitliches Kräuterbeet, sondern neben Zierpflanzen
nur Kräuter wie etwa Schnittlauch. Die Apfelbäume in der zweiten Wohngemeinschaft sind sehr niedrig, sodass die Äpfel in Hand- und Augenhöhe liegen
und ohne Kraftaufwand gepflückt werden können.
Abb. 59: Bei der WG2 gibt es eine Blickbeziehung zum Heeresspital der
Kaserne.
73
Integration des Freiraumes in der Pflege und Betreuung
InterviewpartnerIn:
Alter:
Bezugsort:
Institution:
Datum:
Herr Kramer, Heimpfleger
26 Jahre
Brünner Straße 238a, Ecke Jane Tilden Gasse,
1021 Wien
CS Wohngemeinschaft für demente Menschen
7. Mai 2012
In der Wohngemeinschaft befinden sich insgesamt 16 BewohnerInnen, jeweils
acht Personen in einem Gebäudeteil. Jeder Bewohner und jede Bewohnerin hat
ein eigenes Schlafzimmer. Die Leute haben unterschiedliche Schweregrade der
Demenz, wobei die Versorgung von schwer pflegebedürftigen Menschen hier
nicht möglich ist, da die dafür nötige medizinische Ausrüstung fehlt. Wenn sich
die Symptome eines Bewohners/einer Bewohnerin während des Aufenthalts
verschlechtern, wird versucht, die noch vorhandenen Ressourcen der Person so
lange wie möglich aufrecht zu halten, um den Aufenthalt noch zu verlängern.
Der Pfleger erzählte beim Interview, dass die Eingewöhnungsphase ins Heim
immer mit Schwierigkeiten verbunden sei, obwohl sich die Leute nach einer
gewissen Zeit an ihre Situation gewöhnen (Interview, 07.05.2012). Ansonsten
gibt es wenige Probleme mit den Menschen. Die Vergesslichkeit ist noch eines
der Probleme, die mit der Demenz einhergehen. Viele fühlen sich oftmals in die
Vergangenheit zurückversetzt und glauben zum Beispiel, sie hätten wieder Kinder, die in die Schule gehen müssen.
Die Leute haben einen unterschiedlichen Schlafrhythmus und stehen deswegen
zu unterschiedlichen Zeiten auf. Die Pfleger und Pflegerinnen achten dabei besonders daraus, dass jede Person zu ihrer idealen Zeit aufsteht. Danach beginnt
die Pflege mit Waschen und Duschen und dem Frühstück. Teilweise muss den
Leuten beim Essen geholfen werden, da sie es ohne fremde Hilfe nicht mehr
schaffen.
Nachmittags werden unterschiedliche Aktivitäten, teilweise von externen Diensten, angeboten. In diesem Fall kommen geschulte Personen wie zum Beispiel
Musiktherapeuten in die WG und veranstalten Aktivitäten mit den Leuten. Ein
pastoraler Dienst und Ehrenamtliche begleiten die Bewohner und Bewohnerinnen oft in die Kirche. Ansonsten gibt es noch „Literatur auf Rädern“, Gedächt-
74
nisübungen, Ballspiele oder Bewegungsübungen. Manchmal verbringen sie auch
nur einen gemütlichen Tag vor dem Fernseher und schauen alte Filme. Welche
Aktivitäten gewählt werden, kommt immer auf das Wohlbefinden der Leute an.
Im Garten helfen die Bewohner und Bewohnerinnen bei der Gartenarbeit wie
beispielsweise beim Rasen mähen oder Laub rechen. Manche BewohnerInnen
arbeiten auch selbstständig im Garten, ohne dass sie dazu aufgefordert werden
müssen. Gemeinsam mit den BetreuerInnen setzen sie zum Beispiel Blumenzwiebel ein oder bepflanzen die Blumenkisten. An den Hochbeeten wird regelmäßig etwas gepflanzt. Dort gibt es unter anderem Kräuter wie Schnittlauch,
der auch zum Kochen verwendet wird. Die älteren Menschen holen die Kräuter
selbstständig vom Hochbeet und schneiden sie ab. Bei schönem Wetter wird die
Jause oder das Mittagessen nach draußen auf die Terrasse verlegt. Ballspiele in
der Gruppe werden ebenfalls im Garten abgehalten. Der Außenbereich dient
auch dem Personal als Aufenthaltsraum in den Pausen, unter anderem zum
Rauchen. Meist nutzen sie den Freiraum aber gemeinsam mit den BewohnerInnen.
Die älteren Leute können den Freiraum selbstständig nützen, wenn sie gesundheitlich dazu imstande sind. Seitens des Personals gibt es keinerlei Sicherheitsbedenken oder Hemmungen in der Gartennutzung, da sie die Leute immer im
Blick haben. Diejenigen, die im Rollstuhl sitzen, werden in den Garten hinausgefahren und ebenfalls in die Gartenaktivitäten einbezogen.
Wenn sich die Personen im Freien aufhalten, verändern sich ihr Verhalten und
ihre Stimmung. Besonders bei schönem Wetter wirken sie glücklicher und zufriedener, so der Pfleger. Er meinte auch, dass selbst Personen die früher keinen
Garten hatten, die Natur trotzdem schätzen und sich gerne im Außenbereich
aufhalten (Interview, 07.05.2012).
Der Garten wird so genutzt, wie er ist. Sollte jemand einen Wunsch nach einer
bestimmten Pflanze äußern, wird dieser meist erfüllt.
Ein gutes Beispiel für einen Garten für Menschen mit Demenz befindet sich beim
Pensionistenheim am Rosenhügel in Wien. Dort gibt es einen kleinen Stall mit
Hühnern und Hasen. Menschen, die auf einem Bauernhof aufwuchsen, profitierten im Umgang mit den Tieren. Dennoch ist nicht in jeder Pflegeeinrichtung der
Platz dafür vorhanden. Auch wegen des zusätzlichen Pflegeaufwandes der Tiere
wird oft darauf verzichtet (Interview, 07.05.2012).
Grundsätzlich gibt es in der Wohngemeinschaft die Möglichkeit, eigene Tiere
mitzubringen, aber nur unter der Bedingung, dass alle damit einverstanden
sind. Als eine Katze einer Bewohnerin eingeschläfert werden musste, nahm eine
Mitarbeiterin ihre eigene Katze mit in die Einrichtung. Die Leute, so der Pfleger,
seien sehr auf das Tier fixiert und hätten große Freude daran
(Interview, 07.05.2012).
75
6.2
CS Pflege- und Sozialzentrum - Pramergasse
Abb. 60: Im Lageplan werden das Pflege- und Sozialzentrum Pramergasse (graue Fläche) und
der zugehörige Freiraum ersichtlich (grüne Fläche).
Vorerst soll der Dachgarten im zweiten Stock beschrieben werden. Der Gesamtraum weist mehrere Teilabschnitte auf und wird von einem rot lackierten Geländer aus runden Stahlrohrprofilen mit Glasfronten begrenzt. Es ist 1,40 hoch
und neigt sich zur Fläche nach innen. Von der Wohnküche aus können die Betreuer und Betreuerinnen nur den nördlichen Abschnitt der Dachterrasse überblicken. Der Ausblick in den südlichen Bereich endet an dem blau bemalten
Gebäude, das eine Toilette und Gartengeräte etc. beherbergt. Es bildet eine markante Raumgrenze zwischen dem nördlichen und südlichen Teilbereich des
Freiraumes. Im Gegensatz zum nördlichen Abschnitt wirkt der südliche Teilbereich sehr viel ruhiger. Insbesondere unter der Pergola liegt ein geschützter
Platz mit Tischgruppen, der von den oberen Stockwerken der Gebäude kaum
einsichtig ist. Zudem verringert der dichte Bewuchs mit Blauregen (Wisteria
sinensis) den Einblick. An einigen Stellen erweitern sich die Wege nach außen in
Nischen, in denen sich mehrere Tischgruppen befinden. Direkt beim Zugang
zum Freiraum gibt es einen Tisch mit Sitzgelegenheiten und einem mobilen
Sonnenschirm.
Das Pflege- und Sozialzentrum in der Pramergasse 7 liegt im neunten Bezirk,
Alsergrund und wurde im Jahr 1997 in die bestehende Blockrandbebauung
integriert. Am Verena-Buben-Weg befindet sich der Hauptzugang zur Pflegeeinrichtung. Im ersten Stockwerk, beim Tageszentrum, und im zweiten Stock bei
der Alzheimer Pflegestation, schließen ebenerdige Dachterrassen an.
Direkt von der Wohnküche der Pflegestation und über eine barrierefreie Stahlbrücke gelangen die BewohnerInnen in den etwa 594 m² großen Dachgarten
(laut Plan). Die Terrasse des Tageszentrums hat eine Fläche von 114 m² (laut
Plan) und ist nur über die Räumlichkeiten des Tageszentrums im ersten Stock
zu erreichen.
Nachfolgend werden die Ergebnisse der Bestandsaufnahme (s. Abb. 62) zusammengefasst. Beide Dachterrassen sind von den Gebäuden umschlossen und
wirken relativ ruhig und geschützt. Obwohl die Freiräume insgesamt von allen
Seiten einsichtig sind, weisen sie dennoch einen starken Innenbezug auf.
Abb. 61: Nördlicher Teilbereich des Dachgartens mit Blick Richtung Süden
Abb. 62: Bestandsaufnahme des CS Pflege- und Sozialzentrum –Pramergasse (rechts)
76
77
Einige der Nischen scheinen unbenützt zu sein, da dort teilweise Tische ohne
Stühle lagern. In der Gesamtfläche finden sich Tischbeete in verschiedenen Ausführungen aus Holz und zwei davon aus Stahl.
Im Folgenden sollen die Gestaltelemente näher beschrieben werden.
Insgesamt gliedert sich die Gesamtfläche in Rundwege mit einigen Wegnischen
und Pflanzflächen. Die Wege sind 1,40 m breit und bestehen aus einer bituminösen Tragschicht. Obwohl sich daraus eine ebenmäßige Wegefläche ergibt, weist
die Oberfläche an einigen Stellen, dort wo sie bereits erneuert wurde, Risse und
Einschnitte auf. Mithilfe von 5 cm breiten, abgefasten Rasenkantensteinen aus
Beton wurden die Pflanzflächen von den Wegen getrennt. Das rot gefärbte
Häckselgut in den Pflanzbereichen steht im starken Kontrast zu den Pflanzen
und zur Umgebung. Als optische Trennung wurden die Wegenischen mit braunen Betonpflastersteinen mit einer Größe von 10 x 10 cm in einem versetzten
Verband verlegt. Dort stehen in den meisten Fällen Tische und Stühlen aus Aluminium und Sonnenschirme mit mobilen Schirmständern.
Zwei Birken (Betula papyrifera) im östlichen Bereich und Mispelbäume (Mespilus germaniaca) im südlichen Bereich, dienen als Raumgrenzen. Besonders die
Abb. 63: Südlicher Teilbereich des Dachgartens mit Blick Richtung Norden
78
Abb. 64: Tischbeet mit Himbeeren (Rubus idaeus)
Abb. 65: Stahlgeländer mit vorgesetzter Glasfront
Birke (Betula papyrifera) bring mit ihrem weißem Stamm und Ästen einen besonderen gestalterischen Aspekt in den Freiraum.
Ansonsten gibt es an Pflanzen einige streng geschnittene Hecken aus Forsythien
(Forsythia) und Weigelien (Weigelia), welche die geometrische Form des Raumes bzw. der Pergolen widerspiegeln. Dazwischen wachsen hohe und niedrige
Sträucher in Gruppen oder als Einzelpflanzen. Im südlichen Bereich bildet der
Lavendel (Lavandula angustifolia) ganze Blütenbänder entlang der Wege. Die
vorhandenen Stauden wurden entweder vereinzelt oder wie der Storchschnabel
(Geranium) oder Maiglöckchen (Convallaria majalis) flächig gepflanzt und betonen so teilweise die horizontale Ebene. Vereinzelt gibt es Kräuter wie Salbei
(Salvia officinalis), Rosmarin (Rosmarinum officinalis) oder Zitronenmelisse
(Melissa officinalis). Sie liegen aber sehr verstreut in der Fläche. In den Pflanzbeeten befindet sich ein automatisches Bewässerungssystem, bei dem die Leitungen an der Oberfläche liegen.
Die Tischbeete sind mit Zierpflanzen (Geranien), Kräutern oder Himbeeren
(Rubus idaeus) bepflanzt. Ein Beet scheint derzeit unbenutzt zu sein, da sich
darin vertrocknete Sukkulenten (Dickblattgewächse) befinden. Im gesamten
Raum sind Lichtstelen verteilt, die auch nachts eine Nutzung durch die Bewohner und Bewohnerinnen zulassen.
Die Terrasse beim Tageszentrum kann in seiner Gesamtheit als Gemeinschaftsraum bezeichnet werden. Außer zahlreichen Tischgruppen mit Sonnenschirmen
gibt es nur wenige gestalterische Elemente. Die Pflanztröge sind mit kleinen
Bäumen und Zierpflanzen begrünt. Unter der Stahlbrücke des oberen Stockes
liegt hier eine Pergola, die als Schattenplatz dient. Sie ist wieder mit Blauregen
(Wisteria sinensis) in einem Trog bewachsen. Ansonsten gibt es noch zwei
Tischbeete, die teilweise mit Kräutern bepflanzt sind.
Aus der vorherigen Beschreibung des Bestandes ergibt sich folgendes für die
Bestandsanalyse (s. Abb. 68 u. 69).
Wie bereits erwähnt ist nur der nördliche Teilbereich des Freiraumes in seiner
Gesamtheit überschaubar und einsichtig. Das birgt einerseits ein kleines Risiko,
ermöglicht es den dementen Personen aber auch, sich von der Gemeinschaft
zurückzuziehen. Der Freiraum ist ohnehin durch das 1,40 m hohe Stahlgeländer,
mit einer zusätzlichen, verglasten Fläche ausreichend sicher. Die Pflanzflächen
und zum Teil auch die Tischbeete kaschieren das verglaste Stahlgeländer optisch und können die Fluchttendenzen der demenzkranken Personen mindern.
Aufgrund der Positionierung des Dachgartens nach Osten ist die Sonneneinstrahlung am Mittag und am frühen Nachmittag sehr intensiv. Da sich der Freiraum in einem von Gebäuden umsäumten Innenhof und zudem in einer innerstädtischen Lage befindet, kann sich hier die Hitze stauen. Es gibt auch nur eine
geringe Abkühlung durch den Wind. Eine mit Blauregen bewachsene Pergola
dient als einziger natürlicher Schattenplatz. Ansonsten gibt es keinerlei Bäume,
Abb. 66: Die Nischen am Weg dienen als kommunikationsfördernde Bereiche.
Abb. 67: Diese Wegnische dient u.a. als Pausenaufenthalt für das Personal.
Abb. 68: Der Freiraum beim Tageszentrum im ersten Stock enthält viele Aufenthaltsmöglichkeiten an Tischgruppen, die jeweils mit Sonnenschirmen ausgestattet sind.
die einen Schatten bieten. Als Schutz vor übermäßiger Sonne dienen lediglich
Sonnenschirme.
Der gesamte Bereich hat eine überschaubare Größe, wobei es neben Aufenthaltsbereichen auch Orte für den Rückzug gibt. An den Tischgruppen finden sich
Aufenthaltsbereich für die Kommunikation. Drei von diesen Bereichen liegen im
Norden und somit im Blickfeld der Betreuer und Betreuerinnen. An den Tischen
am Stationszugang und bei der Stahlbrücke hält sich das Personal in den Pausen
auf. Auch im südlichen Abschnitt gibt es unter der Pergola einen Ort für die
Kommunikation, der gleichzeitig auch als ein Rückzugsbereich fungieren kann.
An den Tischbeeten können gemeinsame Aktivitäten stattfinden. Sie haben alle
die richtige Größe, sodass demente Menschen in einer aufrechten Haltung daran
arbeiten können. Teilweise wirken die Pflanzen in den Hochbeeten sehr ungepflegt und es stellt sich die Frage, wie intensiv sie genutzt werden und ob es dort
gemeinsame Tätigkeiten wie das Bepflanzen überhaupt gibt.
79
Abb. 69: Bestandsanalyse: Blickbeziehungen vom Gebäude
in den Freiraum und im Freiraum.
80
Abb. 70: Bestandsanalyse: Raumstruktur und Raumqualität
81
Mit seinen Rundwegen ist die Dachterrasse speziell für die Bedürfnisse dementer Menschen gestaltet. Die Wege winden sich in mehreren sich wiederholenden
Achtern durch den Raum. So ist es möglich, dass die Personen wieder zum Eingang in die Station zurückfinden. Selbst wenn sie über die Stahlbrücke gehen,
gelangen sie vom Stiegenhaus wieder auf die Station. Grundsätzlich sind die
bituminösen Flächen gut begehbar. Dort, wo der Bitumenkies erneuert wurde,
finden sich Fugen. Die BewohnerInnen könnten sich dort eventuell mit den
Schuhen verhaken und stolpern.
Es ist sehr positiv zu werten, dass es entlang des Weges Sitznischen gibt, wo sich
die Leute auf ihrem Weg ausruhen können. Die aus der Literatur vorgeschlagene
Wegbreite von 1,70-2 m wurde hier wahrscheinlich wegen der geringen Größe
des Freiraumes nicht eingehalten. Mit einer Breite von 1,40 m übersteigen sie
dennoch das Mindestmaß von 1,30 m (vgl. HEEG und BÄUERLE, 2011, 38;
BENDLAGE et al., 2009, 70).
Es lässt sich kein einheitliches Pflanzkonzept im Gesamtraum ablesen. Durch
Wiederholungen gleicher Farben, Formen und/oder Strukturen bei der Bepflanzung wird ein Gartenraum zu einer Einheit. Pflanzen sollen außerdem unterschiedliche Blüh- und Farbaspekte über das Jahr bringen und standortgerecht
sein. Es gibt im Freiraum der Pramergasse eine hohe Vielfalt an Pflanzenarten
mit unterschiedlichen Formen, Farben und Blühaspekten. Sie wurden jedoch
ohne Ordnung und sich wiederholende Strukturen gepflanzt.
Keiner der vorhandenen Bäume hat eine Schattenwirkung. Die weiße Rinde der
Birke (Betula papyrifera) bringt einen zusätzlichen Reiz, da sie sich farblich gut
von dem roten Häcksel abhebt. Sie wirkt relativ vital, scheint aber mit ihren
Wurzeln den gesamten Pflanzbereich auszufüllen. Eventuell reicht mit 20 cm
Abb. 71: Der Storchschnabel (Geranium macrorrhizum) blüht hier sehr üppig.
82
Abb. 72: Eine Kolkwitzie (Kolkwitzia amabilis)
bringt einen besonderen Frühjahrsaspekt.
das Substrat des Dachaufbaus für eine
tiefere Verwurzelung nicht aus. (Protokoll
der Exkursion zu Dachbegrünung). Es gibt
kaum Pflanzen, die eine sensorische Wirkung bei den dementen Personen erzeugen. Die wenigen Kräuter wie Salbei (Salvia officinalis), Rosmarin (Rosmarinus
officinalis) oder Zitronenmelisse (Melissa
officinalis) sind willkürlich zwischen den
sonstigen Zierpflanzen in den Pflanzbeeten verteilt und bilden keine einheitlichen
Gruppen. Lediglich der Lavendel (Lavandula angustifolia) bringt einen Duft- und
Blühaspekt im südlichen Abschnitt. An
Obstbäumen gibt es im südlichen Bereich
zwei Mispelbäume (Mespilus germania- Abb. 73: Die weiße Borke der Birke (Betula
ca). Nur in einem Tischbeet wachsen papyrifera hat einen besonderen Zierwert.
Himbeeren (Rubus idaeus) zum Naschen.
Zierpflanzen hingegen gibt es in einer reichen Vielfalt. Vom Blühaspekt her gibt
es einige Frühjahrsblüher wie Forsythie (Forsithia), Schneeball (Viburnum)
oder Maiglöckchen (Convallaria majalis). Im Sommer blühen Weigelien (Weigelia) und vor allem der Blauregen (Wisteria sinensis). Es gibt sehr wenig immergrüne Sträucher, lediglich eine Kisseneibe (Taxus baccata), ein Feuerdorn (Pyracantha coccinea) oder Zwergmispeln (Cotoneaster) bringen einen Winteraspekt. Einige dieser Pflanzen wie die Kisseneibe (Taxus baccata), die Maiglöckchen (Convallaria majalis) oder der Blauregen (Wisteria sinensis) sind giftig und
sollten in einem Freiraum für demente Menschen nicht oder nur an Stellen, wo
sie unerreichbar für die Leute sind, verwendet werden. Bei den spitzen Stacheln
des Feuerdorns (Pyracantha coccinea) besteht die Gefahr, dass sich die BewohnerInnen verletzen (vgl. BENDLAGE et al., 2009, 59; HEEG und BÄUERLE, 2011,
42).
Der Freiraum des Tageszentrums hat keinen besonderen demenzspezifischen
Charakter. Es handelt sich um einen Gesamtraum, der vor allem für den Aufenthalt und der Kommunikation im Freien gedacht ist. Ein kleines Tischbeet mit
Kräutern dient möglicherweise als Bereich zum gemeinsamen Pflanzen.
Integration des Freiraumes in der Pflege und Betreuung
InterviewpartnerIn:
Alter:
Bezugsort:
Institution:
Datum:
Frau Berl, Wohnbereichsleiterin seit August 2011
49 Jahre
Pramergasse 7, 1090 Wien
CS Pflege- und Sozialzentren Pramergasse
14. Mai 2012
Derzeit befinden sich auf der Alzheimer-Station 23 BewohnerInnen, die alle mit
Alzheimer-Demenz diagnostiziert wurden. Ein Großteil der Personen auf der
Station befindet sich im mittleren Stadium der Demenz, weswegen der pflegerische Aufwand gegenüber den schweren Fällen sehr hoch ist. Bei einer mittelgradigen Demenz sind die BewohnerInnen meist noch sehr mobil und gleichzeitig oft sehr depressiv. Nach Aussage der Wohnbereichsleiterin Frau Berl ist in
dieser Phase der Erkrankung die Terrasse ein „absoluter Segen“, da sie sich dort
ausreichend bewegen können (Interview, 14.5.2012).
Die Bewohner und Bewohnerinnen stehen morgens zu unterschiedlichen Zeiten
auf. An mindestens zwei Nächten im Monat, so die Leiterin, kommt es vor, dass
alle älteren Menschen auf der Station nachts wach sind. Es ist ein umgekehrter
Tag- Nachrhythmus. Ansonsten stehen die meisten um halb 7 Uhr auf und beginnen mit dem Frühstück. Auf der Station gibt es eine Seniorenbetreuerin, die
für die Leute ein gemeinsames Programm anbietet. Vormittags werden beispielsweise Bewegungsübungen mit Bällen in Kleingruppen veranstaltet.
Nach dem Mittagessen gibt es gemeinsame Spaziergänge oder es werden spezielle Aktivitäten wie Hundetherapie, Physiotherapie, Musiktherapie oder Erinnerungsrunden abgehalten. Ansonsten werden gemeinsam mit den Kindern des
nahe gelegenen Kindergartens Aktivitäten geplant. Meist zwei Mal im Monat
kochen die BewohnerInnen gemeinsam mit der Seniorenbetreuerin verschiedene Gerichte. Auf der Station gibt es auch ein „Tanzcafé“, das demnächst in das
Erdgeschoß verlegt wird.
Die Aktivitäten der Seniorenbetreuerin oder auch das Mittagessen wird oftmals
nach draußen verlegt. Das ist aber meist nur im Frühling möglich und im Sommer wegen der großen Hitze nicht zumutbar.
Von jedem Bewohner und jeder Bewohnerin werden mithilfe der Angehörigen
die wichtigsten Inhalte der Biografie ermittelt. Dabei ist es nicht wichtig, spe-
zielle Daten und Fakten zu erhalten, sondern die Vorlieben oder Abneigungen in
Erfahrung zu bringen. Neue Erkenntnisse über eine Person werden schriftlich
dokumentiert, um es für alle MitarbeiterInnen zugänglich zu machen.
Therapien wie Snoezelen, Ergotherapie und Gartentherapie werden im Pflegeheim bzw. im Außenbereich nicht angewandt. Die Seniorenbetreuung versucht
aber mit unterschiedlichen Beschäftigungsmöglichkeiten allen etwas zu bieten.
Im Garten wird gemeinsam etwas gepflanzt. Eine Dame auf der Station zupft
beispielsweise das Unkraut aus den Beeten und macht das laut der Wohnbereichsleiterin besser als die externen Gärtner (Interview 14.5.2012).
Während der Woche werden die Leute sehr intensiv beschäftigt, am Wochenende hingegen fehlt das Zusatzpersonal für ein ausführliches Aktivierungsprogramm. Obwohl von vielen am Wochenende die Angehörigen zu Besuch kommen, müssen auch diejenigen beschäftigt werden, die keinen Besuch bekommen.
Neben der Nutzung des Freiraumes auf der Station gibt es auch Unternehmungen außerhalb des Heimes, wie beispielsweise gemeinsames Einkaufen in den
umliegenden Geschäften oder Eis essen gehen. An religiösen Festtagen werden
sozialpastorale Dienste angeboten, bei denen gemeinsam mit dem Personal zum
Beispiel ums „Aschenkreuz“ gegangen wird.
Laut der Wohnbereichsleiterin sind das sehr spontane Aktivitäten, bei denen
auch das Personal sehr flexibel in der Zeiteinteilung sein muss. Frau B. meint,
solange die Leute beschäftigt werden, sind sie sehr friedlich, ruhig und wirken
oft völlig orientiert (Interview, 14.5.2012). Um diesen Effekt zu erhalten, benötigt es aber Stabilität, denn solange das soziale und räumliche Umfeld stimmt
und sich keine wesentlichen Änderungen zutragen, kommt es zu keinen Problemen.
Alle Bewohner und Bewohnerinnen, das Personal und die MitarbeiterInnen der
Haustechnik nutzen den Dachgarten. Es gibt eigens für das Personal Liegestühle,
die in der Mittagspause genutzt werden. Frau Berl sagt dazu, dass natürlich die
Personen aus dem zweiten Stock hier sehr bevorzugt sind, da sie einen direkten
Zugang zum Freiraum haben. Das wäre zum Beispiel ein großer Vorteil gegenüber dem Garten in Kalksburg, der nicht ebenerdig an der Station liegt (Interview, 14.5.2012).
83
Insgesamt wird der Freiraum wie ein zusätzlicher Wohnraum in den Tagesablauf einbezogen und es ist ein „Luxus“, einen Garten mitten in Wien zu haben, so
die Wohnbereichsleiterin (Interview, 14.5.2012).
Im Winter, solange die Wege nicht vereist sind, können die BewohnerInnen
entsprechend warm gekleidet ihre Runden gehen. Ein großes Problem ist die
extreme Hitze im Sommer. Die Häuser rundherum halten die Hitze auf der Dachterrasse und der Wind weht nur leicht. Bei einer extremen Hitze dürfen die Leute für ein paar Stunden den Freiraum nicht mehr nutzen. Das Personal hält sich
auf der Terrasse immer unmittelbar beim Gemeinschaftsraum auf, sodass sie
alles sehen und hören. Wenn BesucherInnen kommen, nutzen diese den hinteren Bereich bei der Pergola, da sie dort ungestört sind. Dort ist ein guter Rückzugsort, da er von vorne nicht einsichtig ist. Es wird aber stets darauf geachtet,
dass alle im Blickfeld bleiben.
Die Leute haben zu jeder Tag- und Nachtzeit freien Zutritt in den Außenbereich.
Bei extremer Hitze im Sommer gehen die Leute sogar nachts in den Garten. Die
Bewohner und Bewohnerinnen, die nicht mehr mobil sind, werden in einem
Therapiestuhl nach draußen gebracht. Dies wird vor allem durch den ebenerdigen Zugang erleichtert.
Frau Berl meinte scherzhaft, das einzige was sie im Freiraum vermisst sei ein
Swimmingpool. Die Leute sollen im Sommer die Möglichkeit bekommen, sich in
mit Wasser gefüllten Lavors die Füße abzukühlen. In den Pflanzflächen gäbe es
sehr viele freie Stellen, die sie gerne bepflanzt hätte. Von einigen Pflanzen wie
beispielsweise dem Lavendel gibt es genug und einige würden fehlen. Sie selbst
ist ein großer Gartenfan und hätte viele Ideen für den Garten (Interview,
14.5.2012).
84
6.3
CS Pflege- und Sozialzentrum - Kalksburg
Abb. 74: Lageplan: Die graue Fläche zeigt das Pflege- und Sozialzentrum Kalksburg, die grüne
Fläche den zugehörigen Freiraum.
Das Pflege- und Sozialzentrum Kalksburg befindet sich in der Mackgasse 1 im
23. Bezirk, Liesing. Dort liegt auch der Eingang in das Gebäude. Der Garten erstreckt sich nach Osten entlang der Breitenfurter Straße und findet seinen Abschluss bei der Gräfin-Zichy-Straße. Im Süden grenzt das Grundstück des Anton
Proksch Instituts 52 an.
Im zweiten Stock des nach Osten auskragenden Gebäudekomplexes findet sich
die Pflegestation mit der Demenzwohngruppe. Darin leben insgesamt 32 BewohnerInnen, dreizehn davon in der Demenzwohngruppe (HEIDENREICH, persönliche Mitteilung, 19. 06. 2012). In den restlichen Stockwerken sind geriatrische Stationen bzw. Wohnungen der CS-Schwestern untergebracht.
Der Weg in den Garten führt für die Demenzkranken Personen aus dem 2. Stock
über den Lift in das Erdgeschoß. Von dort gelangen sie entweder über eine TerGrößte Suchtklinik Europas
http://www.api.or.at/typo3/startseite.html (27.06.2012)
52
rasse oder über einen zweiten Zugang beim Festsaal in den Außenbereich (s.
Abb. 80).
Nachfolgend wird die Bestandsaufnahme näher erläutert (s. Abb. 80) Der gesamte Garten wird im Westen von den Gebäudemauern, südlich teils von einer
Mauer und ansonsten von einem Metallzaun begrenzt. Im nördlichen Bereich
entlang der Breitenfurter Straße verstärkt eine Eiben- und Hainbuchenhecke
den Zaun. Entlang der Außengrenzen des Grundstückes, an den Wegkreuzungen
und in den Rasenflächen sind Großbäume und dominante Sträucher stark
raumbildende Elemente. Sie geben dem Gesamtraum einen ruhigen und schützenden Charakter. Zum Nachbargrundstück im südlichen Teil gibt es mehrere
Großbäume bzw. einen dichten Strauch- und Staudenunterwuchs.
Der Garten weist insgesamt sehr viele Höhensprünge auf und liegt etwas vertieft
zu seiner umliegenden Umgebung. Die höher gelegenen Bereiche liegen am
Gebäude, währenddessen sich der tiefste Punkt am Pavillon befindet.
Durch die unterschiedlichen Höhen ergeben sich teils interessante Sichtbeziehungen. So ist zum Beispiel im östlichen Bereich von den Wegen aus der Pavillon immer im Blickfeld. Vom Weg in Richtung des Festsaales ist auch dort der
Abb. 75: Ein breiter Weg mündet zur großzügigen Terrasse; dort befindet sich ein Gebäudezugang.
Abb. 76: Der zweite Gebäudezugang befindet
sich beim Festsaal.
85
Eingang bzw. der davor liegende Bereich im Blick. Der Therapieraum mit dem
Sonnensegel ist ebenfalls ein bedeutender Blickpunkt im Garten.
Direkt am Gebäude, beim Zugang in den Freiraum, liegt eine Terrasse, die mit
zahlreichen Tischgruppen und Sonnenschirmen ausgestattet ist. Dort befindet
sich ebenfalls das Tageszentrum, das mit zwei kleinen Terrassen ausgestattet
ist. Es ist über ein Gartentor mit der gemeinschaftlich genutzten Terrasse verbunden und durch eine Spierenhecke (Spirea vanhoutii) und einem Stahlrohrzaun getrennt. Bei der südlichen der zwei Terrassen des Tageszentrums ist es
möglich, über Treppen in den Garten zu gelangen. Dieser Zugang kann aber nur
von mobilen Leuten genutzt werden.
Ein weiterer Aufenthaltsbereich befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Festsaal. In diesem sehr schattigen und von Großbäumen umrahmten Bereich stehen Tische mit Sitzbänken.
Südlich der Kapelle gibt es einen Therapieraum, in dem sich wiederum Tischgruppen und ein Turngerät befinden. Bei Sonne dient ein verschiebbares Sonnensegel als Schutz.
Insgesamt wirkt der Gartenbereich im Osten mit dem Pavillon am ruhigsten und
Abb. 77: Die Terrasse liegt geschützt in einem hofartigen Bereich zwischen den Gebäudetrakten.
86
erhält durch die Nadelbaumgruppen einen waldartigen Charakter. Unter dem
Pavillon stehen Tischgruppen und eine Kunststoffbox mit diversen Spielgeräten
wie etwa Bälle.
Das sogenannte „Kornhäusl“ ist ein Privathaus der CS-Schwestern und verfügt
über eine eigene Zufahrt zur Breitenfurter Straße.
Auf der hiervon gegenüberliegenden Seite des Gartens gibt es einen kleinen
Geräteschuppen, wo die Gerätschaften und Werkzeug für die Pflege des Gartens
untergebracht sind.
Gestalterisch gliedert sich der Garten stark durch die Wegeführung. Der Hauptteil der Wege besteht aus kunstharzgebundenen Wegedecken in hellgrau und
beim Pavillon, Therapieraum und bei der Terrasse in einem Braunton. Der Bereich beim und um den Festplatz ist mit einer bituminösen Deckschicht versehen (s. Abb. 80). Die Wege variieren in der Breite. Die Wegstrecke von der Terrasse zum Therapieraum hat eine Breite von 2 m, währenddessen die restlichen
Wege zumeist 1,50 m breit sind. Alle Wege sind barrierefrei ausgeführt. Der
kleine schmale Weg vom Garten in Richtung des Eingangs zum Festsaal wirkt
sehr viel steiler als die restlichen Wege. Dort wurde auch ein Handlauf aus Holz
angebracht. Die restlichen Flächenanteile setzen sich aus Rasen bzw. einer zweischürigen Blumenwiese zusammen. Unter den Großbäumen finden sich Linden
(Tilia), Eschen (Fraxinus excelsior) und Ahorn (Acer) etc. Darunter fallen auch
viele immergrüne Nadelbäume. Im gebäudenahen Bereich werden Obstbäume
(Apfel, Kirsche, Marille,…) kultiviert. Außerdem gibt es neben dem Geräteschuppen einen Bereich mit Naschsträuchern.
Abb. 78: Zwei Hochbeete mit Kräutern liegen
direkt am Weg.
Abb. 79: Vor dem Geräteschuppen steht
ein mobiler Pflanztisch.
Abb. 80: Bestandsaufnahme des CS Pflege- und Sozialzentrums – Kalksburg (rechts).
87
Insgesamt gibt es nur wenige blühende Sträucher und
Stauden im Garten. Im Frühling blühen Fliedersträucher
(Syringia vulgaris) und
Deutzien (Deutzia), während im Sommer unter anderem Weigelien (Weigelia)
und Spieren (Spirea) einen
Blühaspekt in die Jahreszeit
bringen.
Abb. 81: Moderner PumpAbb. 82: Futterhäuschen für
An der Terrasse gibt es ein
brunnen aus Stahl
Vögel
Rosenbeet, mit verschiedenfarbigen Rosen. Ansonsten
findet sich im Außenbereich des Festsaals ein kleines „Alpinum“ mit Natursteinen und trockenheitsliebenden Pflanzen. Im Bereich des Pavillon blühen in den
Zwickelformen der Wegkreuzungen in einem Teil Lavendel (Lavandula angustifolia) und im anderen Storchschnabel (Geranium). In den Tischbeeten, die sich
in den Zwickelformen zwischen dem Therapieraum und dem Geräteschuppen
befinden, wurden viele Kräuter zum Tasten, Riechen und Schmecken gepflanzt.
An den Pflanztischen beim Geräteschuppen und beim Festplatz wachsen einjährige Zierpflanzen oder auch Pelargonien. In zwei Bereichen gibt es Brunnen aus
Edelstahl, bei denen mit einer einfachen Drück-Bewegung Wasser heraus gepumpt werden kann. Am Festplatz steht eine steinerne Jesusstatue mit einer
großen Schale voller bunter Pelargonien davor.
An den bemalten Futterhäuschen, die im Gelände verstreut liegen, können die
BesucherInnen die Vögel beobachten. Nachts kann nur der Festplatz genutzt
werden, da es nur hier eine Beleuchtung mit Mastleuchten gibt.
Aus den vorherigen Erhebungen ergibt sich für die Bestandsanalyse folgendes
(s. Abb. 86 u. 87): Durch die geschwungene Wegeführung, die großen Rasenflächen und den üppigen Baumbestand wirkt der Garten sehr naturalistisch. Er
ähnelt in seinen Grundzügen einem englischen Landschaftsgarten. Besonders
Richtung Osten finden sich viele schattige Bereiche unter den Baumkronen. Die
Terrasse im Westen bzw. der südwestliche Bereich sind die sonnigsten Orte im
88
gesamten Garten. Vor allem an der Terrasse können die ersten Sonnenstrahlen
im April genossen werden. Ein starker Ostwind bringt hier teils kalte Luft in den
Garten. Da viele ältere Menschen sehr empfindlich gegen den Wind und andere
Wetterphänomene sind, kann dies die Gartennutzung einschränken.
Im gesamten Garten gibt es sehr viele Möglichkeiten für Aufenthalts- und Kommunikationsorte. Der wichtigste Bereich ist dabei die gebäudenahe Terrasse mit
den zahlreichen Tischgruppen. Durch die Umgrenzung der Gebäude wirkt sie
sehr geschützt und ist von vielen oberen Stockwerken aus einsichtig. Vielen
dementen Menschen ist es wichtig, sich in der Nähe der betreuenden Personen
zu wissen und in Gesellschaft zu sein. Diese Terrasse kann die Leute dazu motivieren, sich nach draußen zu bewegen.
Der Bereich südlich der Kapelle dient als Ort für verschiedene Aktivitäten wie z.
B. Physiotherapie oder gruppentherapeutische Angebote jeglicher Art (s. Abb.
83). Durch das Sonnensegel können hier auch bei starker Sonneneinstrahlung
Aktivitäten stattfinden. Im Gegensatz zu diesem sonnig gelegenen Teilbereich ist
der kleine Platz am Festsaal durch Linden überschattet (s. Abb. 85). Es ist insgesamt ein besonderer Ort, der neben einem Bereich zum Pflanzen, die Möglichkeit bietet, Feste vom Festsaal nach draußen zu verlegen. Die Jesusstatue ist ein
Abb. 83: Südlich der Kapelle befindet sich ein Therapieraum.
Abb. 84: Der Pavillon im östlichen Gartenbereich kann als Raum für Aktivitäten oder als
Rückzugsort dienen.
kleiner Gedenkort, der für die ältere Generation sehr wichtig ist.
Der Pavillon ist ebenfalls ein besonderer Ort mit vielen Nutzungsmöglichkeiten.
Die Leute können sich dort ausruhen oder miteinander kommunizieren. Es gibt
die Möglichkeit, sich einzeln oder in der Gruppe durch Bewegungsübungen,
Spiele oder Therapien zu beschäftigen. Außerdem bietet der Pavillon einen visuellen Schutz vor anderen Personen und dient so als idealer Rückzugsort.
Ein Spaziergang im östlichen Bereich lässt ein Gefühl entstehen, in einem Wald
spazieren zu gehen und löst möglicherweise bei vielen hier lebenden Menschen
Erinnerungen aus. Es ist aber als großer Nachteil zu sehen, dass genau im ruhigsten Bereich des Gartens (Südosten) keine Bänke stehen, um diese ruhige
Atmosphäre zu genießen. Die vorhandenen Bänke bilden Rückzugsorte, um dem
gesellschaftlichen Treiben auf der Terrasse zu entgehen. Die ruhige Idylle wird
durch den Autolärm, der von der Breitenfurter Straße in den Gartenraum dringt,
stark beeinträchtigt. Die Sonnenliegen dienen dem Personal als Rückzugsorte.
Die kunstharzgebundenen Wegeflächen haben den Vorteil, dass sie bei größeren
Steigungen eingebaut werden können, was in Kalksburg sicher von Vorteil ist.
Außerdem ist es ein angenehmes Gehgefühl, da dieser Wegebelag leicht federnd
wirkt. Auffallend ist jedoch, dass an jenen Bereichen, wo die Steigung am höchsten ist (Weg in Richtung „Festplatz“), keine bituminöse Deckschicht vorhanden
ist. Die Wegebreite ist mit 1,50 und 2 m ausreichend. Besonders im Bereich des
Gebäudes ist es sicher von Vorteil, dass der Weg 2 m breit ist, da somit Personen
im Rollstuhl oder größere Personengruppen ohne Probleme zum Therapieraum
gebracht werden können. Wege von 2 m würden im östlichen Bereich zu breit
wirken und wären auch nicht nötig.
Die 2-schürige Blumenwiese ist mit zahlreichen unerwünschten Gräsern und
Blumen durchsetzt. Außer dem giftigen Hahnenfuß, gibt es kaum blühende
Pflanzen. Insgesamt wirken die Bäume und Sträucher sehr vital. Einige der
Großbäume mussten dennoch altersbedingt und wegen Bruchgefährdung gefällt
werden und von Neupflanzungen ersetzt werden (ZARRIE, persönliche Mitteilung, 21. 05. 2012). Der reiche Baumbestand strukturiert den Garten und sorgt
für einen naturalistischen Charakter. Es finden sich nur an wenigen Stellen blühende Ziersträucher, die einen jahreszeitlichen Aspekt bringen würden. Die
einzigen Blühaspekte bringen das Rosenbeet, das Alpinum oder die Stauden in
den Zwickelformen. An den Obstbäumen können zur Erntezeit die Früchte gepflückt werden, was eine
wertvolle Beschäftigung für
die älteren Menschen darstellt. Die Naschsträucher
animieren die Leute, die
reifen Beeren zu kosten und
regen so den Geschmackssinn an. Zusätzlich erweitern
die Kräuter in den zwei
Tischbeeten das sensorische
Angebot. Durch ihren Duft,
Geschmack und ihre haptischen Qualitäten wirken sie
Abb. 85: Der „Festplatz“ ist ein besonderer Ort für Feiern,
besonders anregend auf die
Aktivitäten und für die Ruhe.
Sinne.
89
Abb. 86: Bestandsanalyse: Blickbeziehungen vom Gebäude in den Freiraum und im Freiraum.
90
Abb. 87: Bestandsanalyse: Raumstruktur und Raumqualität
91
Integration des Freiraumes in der Pflege und Betreuung
InterviewpartnerIn:
Alter:
Bezugsort:
Institution:
Datum:
Frau Döpl, Pflegerin
Frau Bog-Sator, Seniorenbetreuerin
52; 53
Mackgasse 1, 1230 Wien
CS Pflege- und Sozialzentren Kalksburg
21. Mai 2012
Insgesamt gibt es im Pflege- und Sozialzentrum Kalksburg 32 BewohnerInnen,
die in die Pflegestufen 53 3-7 fallen. Einige davon sind nicht mehr mobil und
müssen deswegen liegend in den Garten gebracht werden (Pflegestufe 7). Obwohl sie sich verbal nicht mehr ausdrücken können, reagieren sie dennoch mit
ihren Augen auf die Umgebung. Viele demente Personen im mittleren Krankheitsstadium, die unter anderem im Rollstuhl sitzen, nutzen den Garten selbstständig. Sie gehen spazieren, essen ihr Eis oder eine Jause im Garten oder spielen mit dem Ball. Für die meisten ist es wegen der Geländesprünge und der Steigung zu gefährlich. Diese Leute werden dann in Gruppenaktivitäten im Garten
mit einbezogen. Zwei noch mobile Bewohnerinnen nutzen den Garten ohne
fremde Hilfe. Eine davon geht spazieren und beschäftigt sich ganz alleine. Sie ist
mit einem Skorpion 54 ausgestattet, der Alarm schlägt wenn sie das Haus verlässt.
Im dritten Stock leben Bewohnerinnen, die nicht an einer Demenz leiden und
deswegen ihren Tagesablauf noch selbst bestimmen können. Sie fahren alleine
oder in Begleitung in das Erdgeschoß und treffen sich mit anderen auf der Terrasse zum Kaffee trinken, Rauchen, Karten spielen oder zum Reden.
Die Seniorenbetreuerin nimmt vormittags um ca. 9 Uhr ihre Tätigkeiten im Haus
auf und beginnt dann zwischen halb 10 und 10 Uhr mit den Aktivitäten im Garten. Jeden Tag wird eine andere Aktivität angeboten. Montags gibt es beispielsweise eine Montag-Morgen-Runde, dienstags eine Gedächtnisrunde. Ob die Aktivitäten nach draußen verlegt werden, hängt immer von der Wetterlage und
53 Definition der Pflegestufen in Österreich
Online: http://www.seniorenheime.at/index_126_126__301_1_0__.html (28.06.2012)
54 Ein Skorpion ist ein Alarmgerät (z.B. eine Armbanduhr), das Alarm schlägt sobald eine Person ein
bestimmtes Umfeld verlässt.
92
vom Gesundheitszustand der BewohnerInnen ab. Bei starkem Wind oder extremer Hitze bleiben die Leute auf der Station. Bei einer erträglichen Hitze finden die Aktivitäten nur vormittags statt oder der untere, schattige Bereich wird
genutzt. Selbst im Winter wird der Außenbereich in Anspruch genommen. Wenn
die Wege nicht zu glatt und vereist sind, gehen die BewohnerInnen gemeinsam
eine Hausrunde oder um den Häuserblock.
Die Seniorenbetreuerin ist immer auf die Hilfe des Personals angewiesen, um
die Leute vom 2. Stock in den Garten zu bringen und wieder abzuholen. Es werden auch die Personen aus den anderen Stockwerken in die Aktivitäten einbezogen.
In Kalksburg wird außerdem auch die Umgebung des Pflege- und Sozialzentrums in die Tätigkeiten eingebunden. Der 23. Bezirk bietet mit dem Wienerwald
oder der Liesing sehr viele Nutzungsmöglichkeiten. Mit einem Kleinbus werden
unter anderem Ausflüge zum Beispiel nach Heiligenkreuz unternommen. Trotz
des vielfältigen Angebotes hat der Garten für den Großteil der BewohnerInnen
Priorität. Für viele sind weit entfernte Ausflugsziele nicht mehr möglich.
Es werden bei schönem Wetter viele Therapien im Garten angewendet. Gartentherapie mit einer geschulten Therapeutin wird nicht angeboten. Mit ein paar
noch aktiven Leuten werden die Hochbeete bepflanzt. Ein Herr im Rollstuhl, der
früher selbst einen Garten hatte, betreut zum Beispiel die Hochbeete teilweise
selbstständig. Die Beete sind leicht unterfahrbar und er kann die Beete mit dem
Schlauch gießen. Zur Erntezeit im Herbst wird das Obst von den Obstbäumen
gepflückt und im Haus damit gekocht. Mit den Kastanien die im Herbst von den
Bäumen fallen, werden verschiedene Dinge gebastelt.
Über die Biografie der Bewohner und Bewohnerinnen kann viel über die Personen in Erfahrung gebracht werden. Viele hatten früher einen Garten und mussten sich selbst darum kümmern. Diejenigen, die keinen Bezug zu einem Garten
hatten, werden trotzdem in die Aktivitäten draußen einbezogen. Die meisten
nutzen den Garten sehr gerne, aber darin „arbeiten“ wollen und können die
wenigsten. Sie können zwar Pflanzen einsetzen, aber keine richtige Gartenarbeit
verrichten. Das ist nur in Einzelfällen und mit einer Betreuung möglich.
Die Validation wird für einzelne BewohnerInnen angewandt und kann auch im
Garten durchgeführt werden. Die BetreuerInnen sitzen dabei im Garten und
reden mit den Leuten und streicheln sie. Viele können auch durch den Geruch
von Blumen oder das Ertasten von Gras basal stimuliert werden.
Die Seniorenbetreuerin ist bei vielen stimulierenden Tätigkeiten sehr skeptisch.
Aus ihrer früheren Arbeit mit Menschen mit Behinderungen kenn sie viele stimulierende Aktivitäten, wie beispielsweise barfuß durch die Wiese zu gehen
oder sich in das Gras zu legen. Bei der Arbeit mit dementen Menschen sei es
aber schon schwierig, den Leuten die Schuhe auszuziehen. Sie wollen den Garten durch das Sehen, Spüren und Riechen genießen. Es empfiehlt sich, mit dem
Tasten und Fühlen sehr sorgsam umzugehen. Die Seniorenbetreuerin erzählt,
dass sie eine Bewohnerin im Sommer mit Wasser bespritzen wollte bzw. sie
dazu animieren wollte sich abzukühlen. Daraufhin war die Frau schockiert über
den sorglosen Umgang mit dem wertvollen Gut. Die wenigsten der hier lebenden Personen gehen gerne barfuß im Gras spazieren oder wollen mit Wasser
„planschen“ (Interview, 21.05.2012).
Der Garten wird grundsätzlich von allen genutzt. Das Personal oder auch die
Angehörigen halten sich in der kalten Jahreszeit im Kaffeehaus auf. Im Sommer
hingegen sitzen die meisten auf der Terrasse. Wenn dort kein Platz mehr ist,
werden auch die unteren Bereiche belegt. Der hintere Bereich des Gartens ist
der ruhige Teil. Dort werden in der Pergola unter anderem Bewegungsrunden
abgehalten. Im oberen Teil gibt es den Bereich mit dem ausziehbaren Sonnensegel und den Bereich bei der Jesusstatue, wo Aktivrunden stattfinden. Dort
ist zwar ein guter Schattenplatz, aber der Autolärm von der Breitenfurter Straße
ist ein Problem.
Es gibt wenig Sicherheitsbedenken im Garten oder Hemmungen den Garten mit
den BewohnerInnen zu nutzen. Frau Döpl meinte, der momentane Belag
(kunstharzgebundene Wegedecke) ist gut zu befahren, da er nicht rutscht. Früher musste sie mit dem Rollstuhl abbremsen, um eine gute Haftung zu erzielen.
Im Winter sorgen die Haustechniker und Ziviltechniker dafür, dass die Wege
rutschfest bleiben (Interview, 21.05.2012).
Der Aufenthalt im Garten wirkt sich sehr positiv auf die älteren Personen aus.
Viele BewohnerInnen, die auf der Station unruhig verhalten, sind nach dem
Aufenthalt im Garten „wie gewandelt“. Sie sind ruhiger und teilweise so müde,
dass die Verabreichung des Essens schwer fällt. Der Garten wirkt wie ein natürliches Psychopharmaka und es müssen weniger Medikamente verabreicht werden (Interview, 21.05.2012).
Eine Bewohnerin, die auf der Station extrem unruhig ist, findet im Garten ihre
Ruhe. Sie meint immer, sie säße im Stadtpark in Wien. Sie hätte wahrscheinlich
ihr Leben lang nur gearbeitet und sei früher in den Stadtpark gegangen um ihre
Ruhe zu finden. Dort sei sie ganz ruhig, höre den Vögeln beim Singen zu, trinkt
ihren Kaffee und sei einfach nur glücklich und zufrieden. Der Garten sei mit ein
Grund, warum viele ihre Eltern nach Kalksburg bringen, ist die Betreuerin der
Meinung. Der Garten und die Umgebung bringen einfach mehr Lebensqualität
(Interview, 21.05.2012).
Bereits am Anfang des Interviews sind sich die Seniorenbetreuerin und die Pflegerin einig, dass eine Terrasse im zweiten Stock von großem Vorteil wäre. Im
ersten und im vierten Stock gibt es Terrassen, nur hier fehlt sie. Auf einer Terrasse könnte ohne wenig Aufwand das Mittagessen im Freien verabreicht werden, ohne alle Leute in das Erdgeschoß und in den Garten zu bringen. Die Seniorenbetreuerin hält den Garten insgesamt für gut angelegt. Dennoch bemängelt
sie, dass es vor allem in den Aufenthaltsbereichen zu wenige Bäume gibt. Im
Hochsommer sei sie immer auf der Suche nach einem schattigen Platz. Frau
Döpl hingegen lenkte ein, dass es genügend Bäume gibt und es sich jeder und
jede aussuchen kann ob er im Schatten oder in der Sonne sein kann. Es wurden
einige Bäume nachgepflanzt, die aber noch nicht schattenspendend sind. Außerdem gäbe es noch die Pergola, die Schatten bietet. Die Leute brauchen auch
Sonne, besonders im April, und nicht nur Schatten. Ansonsten gibt es auch genug Bänke und Plätze mit Tischgruppen. Die zwei Wasserstellen sind sehr wichtig, da man dort die Hände waschen oder ein Tuch befeuchten kann (Interview,
21.05.2012).
Der Garten wird so genutzt, wie er ist und es gibt immer wieder neue Ideen und
Vorschläge für eine Nutzung. Diese werden dann besprochen und meist auch
umgesetzt. Die Seniorenbetreuerin kennt auch noch andere Beispiele von Gärten für Menschen mit Demenz. Der Garten in Pressbaum mit dem großen Teich
hat ihr besonders gut gefallen. Ein Teich ist ein Anziehungspunkt im Garten,
obwohl er auch viele Gefahren birgt. Dort sei aber die Fläche drei Mal so groß
gewesen und der Teich konnte so angelegt werden, dass die Gefahrenquellen
minimiert werden. In Tulln gibt es eine eigene Gartentherapie mit speziell dafür
ausgebildetem Personal. Die Therapiestunden sind aber sehr aufwändig gestalten. Für die Seniorenbetreuerin selbst ist es das wichtigste, mit den Leuten im
Garten zu sein und ihn auch benützen zu können. Der Garten sei zum Leben da
und nicht nur zum Präsentieren. Es gehört zu ihrer Grundidee, die Leute nur in
einem guten Umfeld – mit einem Garten – zu betreuen (Interview, 21.05.2012).
93
7. Diskussion der Ergebnisse und Planungsempfehlungen
Alle drei Beispiele unterscheiden sich in ihrer Größe, Wohnform und in der
Betreuung. Diese Aspekte nehmen auf den Freiraum starken Einfluss und
bestimmen deren Nutzung. Im Folgenden sollen die Ergebnisse aus den Erhebungen mit den Vorgaben aus der Literatur verglichen werden, um so zu erfahren, welche räumlichen Strukturen und Gestaltelemente verwendet werden und
welche Rolle die Betreuung bei der Nutzung des Freiraumes spielt. Die Ergebnisse werden anschließend in konkreten Planungsempfehlungen für die drei
Pflegeeinrichtungen einfließen.
Für demente Menschen ist ein ebenerdiger Zugang bestimmend für die selbstständige Nutzung (HEEG und BÄUERLE, 2011, 25-27). Zudem können bettlägerige BewohnerInnen in ihren Betten vom Betreuungspersonal in den Außenbereich gebracht werden.
Sowohl in den Wohngemeinschaften Brünnerstraße und im Pflege- und Sozialzentrum Pramergasse ist dies gegeben. Die Zugänge sind barrierefrei und der
gesamte Außenbereich weist keine Höhensprünge auf. Im Gegensatz dazu befindet sich die Demenzstation in Kalksburg im 2. Stock des Pflege- und Sozialzentrums und hat keinen Zugang zu einer ebenerdigen Terrasse. Um den Garten
zu nutzen, müssen die Leute in das Erdgeschoß gebracht werden, was seitens
des Personals einen hohen Aufwand bedeutet. Dennoch wird dieser Aufwand
bei jedem schönen Wetter betrieben und der Garten intensiv in das Tagesprogramm eingebaut. Was aus baulich-räumlicher Sicht ein Versäumnis der Architektur des Gebäudes ist, wird durch die professionelle Betreuung wieder wett
gemacht. Die Behauptung von HEEG und BÄUERLE (2011, 27), dass ein Freiraum, der nicht ebenerdig an die Station anschließt, selten genutzt wird kann in
diesem Fall dementiert werden. Trotzdem wurde bei dem Interview in Kalksburg der Wunsch nach einer ebenerdigen Terrasse direkt an der Station geäußert, um hier zumindest das Essen anzubieten.
Die Zugänge zum Außenbereich sollen sich klar von der Fassade abheben und
von der Wohnküche aus ersichtlich sein (HEEG und BÄUERLE, 2004, 26; BENDLAGE et al., 2004, 21). In allen drei Beispielen ist die Aussicht in den Freiraum
gegeben. Die weiß getünchte Tür in der Brünnerstraße hebt sich gut von der
blauen Fassade ab. Der Ausblick in die Landschaft oder einen Garten kann sich
94
bereits positiv auf das Wohlergehen und Stressverhalten von Menschen in
Langzeiteinrichtungen auswirken (ULRICH, 1984 zitiert nach GERLACHSPRIGGS et al., 1998, 39). In Kalksburg ist der Aufenthaltsbereich der DemenzWohngruppe an der Ostseite zur Gänze verglast, wodurch die BewohnerInnen
die Bäume im Garten und die dahinter liegende Landschaft betrachten können.
Ein Garten für demente Menschen muss von den BetreuerInnen überschaubar
sein, um die Leute beobachten zu können. Es soll sich ein Gefühl der Sicherheit
bei den betreuenden Personen einstellen, um den BewohnerInnen völlige Bewegungsfreiheit zu gewähren (HEEG und BÄUERLE, 2011, 15 u. 26).
Die Einsehbarkeit des gesamten Freiraumes durch das Pflegepersonal ist in
Kalksburg gar nicht, und in der Pramergasse zum Teil gegeben. In der Pramergasse sind die Türen und Fenster im Bereich der Wohnküche bis zum Boden
verglast, weswegen der Ausblick gegeben ist. In Kalksburg ist der Bereich an der
Terrasse im Erdgeschoß ebenfalls komplett verglast und breite Türen führen in
den Garten. Da der Garten in Kalksburg für alle älteren Personen in der Pflegeeinrichtung gleichermaßen genutzt wird, ist die Fläche insgesamt größer und
deswegen weniger einsichtig gestaltet. Mithilfe einer guten Menschen- und
Fachkenntnis können die Betreuerinnen abwägen, welchen Personen sie eine
eigenständige Nutzung des Gartens zutrauen. Mit den restlichen BewohnerInnen nutzen sie den Garten in der Gruppe. Das Betreuungspersonal erhält hier
wie auch in der Pramergasse die Sicherheit aufrecht und mindert das Verletzungsrisiko für die Leute.
In einem Garten soll es möglich sein, sich vom aktivem Geschehen und von einer
Gruppe an einen stillen und privaten Ort zurückziehen zu können. Es gibt einen
dementen Menschen das Gefühl, einen Teil seines Lebens selbst bestimmen zu
können und dem Kontrollverlust im Pflegealltag zu „entfliehen“ (ULRICH, 1999,
37f). Diese Rückzugsorte können Sitzplätze sein oder eigene abgegrenzte Gartenräume, die sich zum Hauptraum hin öffnen. Ein an Demenz erkrankter
Mensch fühlt sich hier sicher, wenn der Blick auf das Gebäude und auf andere
Personen frei ist. Rückzugsorte sollen einerseits geschützt liegen, aber vom
Pflegepersonal einsichtig sein (BENLAGE et al., 2009, 23; HEEG und BÄUERLE,
2011, 34).
Obwohl die Terrassen in den beiden Wohngemeinschaften gänzlich überschaubar sind, weisen sie keine Rückzugsorte, die von den Aufenthaltsräumen räumlich getrennt sind, auf. Durch die geringe Größe ist dies auch nicht im gleichen
Maß möglich wie in den beiden anderen Beispielen. Mithilfe von Nischen, die
räumlich voneinander getrennt sind und sich zum Gesamtraum hin öffnen, können potenzielle Ruheorte kreiert werden.
Besonders in Kalksburg liegen ruhigere Plätze an den Sitzbänken oder unter der
Pergola. Der gesamte Garten wirkt sich durch seinen natürlichen Charakter sehr
beruhigend aus, ohne zusätzliche Rückzugsorte und Nischen. Dafür sorgen die
großen Rasenflächen, die Großbäume und die natürlich geschwungene Wegeführung. Im östlichen Abschnitt des Gartens ergeben die Baumgruppen einen
hainartigen Charakter, vergleichbar mit einem englischen Landschaftsgarten.
Natürliche Landschaftselemente wie ein Wald bzw. ein Einzelbaum oder Gewässer wirken sich nachweislich beruhigend und erholend auf den Menschen aus
(ABRAHAM et al., 2007, 20-22).
Raumcharaktere, die Ruhe ausstrahlen, der „wilden Natur“ gleichen und eine
vielfältige Pflanzen- und Tierwelt aufweisen, wirken sich positiv auf die meisten
Menschen, vor allem auf chronisch kranke und verletzte Personen aus
(BERGGREN-BÄRRING und GRAHN, 1995 zitiert nach STIGSDOTTER und
GRAHN, 2002,66).
Diese naturräumliche Wirkung von Pflanzen wirkt auf einer Dachterrasse in
einem städtischen Umfeld nie so stark. In der Pramergasse gibt es keine Großbäume und keine weiten Rasenflächen. Hier dient eine mit Blauregen (Wisteria
sinensis) bewachsene Pergola als einziger Rückzugsort, der hier vor allem vor
der starken Hitze schützt.
In allen drei Pflegeheimen gibt es Aufenthaltsbereiche für die Gemeinschaft an
denen unter Umständen auch Gruppenaktivitäten stattfinden.
Eine Terrasse bzw. ein Aufenthalts- und Kommunikationsort beim Gebäudezugang ist ein bedeutender Übergangsbereich vom Gebäude in den Außenbereich
und sollte nicht fehlen. In dem geschützten Umfeld unweit der BetreuerInnen
und anderen Personen können sie dazu motiviert werden, sich weiter in den
Garten zu bewegen. Eine Terrasse muss groß genug sein, um Gruppenaktivitäten Platz zu bieten. Weitere Plätze verteilen sich im Gartenraum und sind für
zwei Personen oder kleinen Personengruppen konzipiert (HEEG und BÄUERLE,
2011, 28).
Es sollen Plätze vorhanden sein, die mit Pflegebetten erreichbar sind. Dafür
müssen die Wege breit genug und leicht befahrbar sein (BENDLAGE et al., 2009,
22). Für Gruppentherapien bieten sich ruhige und geschützte Plätze an, die mit
einem Tisch und Sitzbänken ausgestattet sind (SCHAADE, 2004, 45). Für Personen, die sich nicht an einer Aktivität beteiligen wollen, steht eine Sitzbank in
Sichtweite zur Gruppe zur Verfügung (HEEG und BÄUERLE, 2011, 35).
Gepflasterte Flächen vor den Gebäuden in der Brünnerstraße und die Tischgruppen symbolisieren diese wichtigen Kommunikationsorte. Da sie sich unmittelbar am Gebäude befinden, können verschiedene Tätigkeiten wie das Essen
oder Gedächtnisrunden im Freien stattfinden. In der Pramergasse gibt es so
einen starken Gebäudebezug nicht. Es gibt keine eindeutige Terrasse. Direkt an
der Zugangstür beginnt bereits der Weg. Nur ein Tisch bietet hier einen Aufenthaltscharakter an. Die Terrasse in Kalksburg ist sehr vorbildlich, da sie klar
einsichtig ist und in einem von den Gebäuden geschützten Umfeld liegt. Sie ist
vor Sonne (Sonnenschirme) und Wind geschützt. In der Pramergasse wurden
Ausbuchtungen am Weg mit Tischgruppen ausgestattet und ermöglichen so die
Kommunikation in der Gruppe. Es scheint, als halten sich die meisten Personen
nur im nördlichen Bereich und unter der Pergola auf. In Kalksburg gibt es eigene
Plätze, die im Garten verteilt liegen. Sie haben alle einen unterschiedlichen Charakter. Der Platz im südlichen Teil dient eher für Gruppentherapien und Aktivrunden, währenddessen der Bereich am „Festplatz“ sehr viel mehr Funktionen
erfüllen kann. Unter einem natürlichen Schattendach finden hier Aktivrunden
statt, Feste können nach draußen verlegt werden und der Platz dient auch als
Ruheort. Dieser Bereich und die Pergola sind einerseits Aufenthaltsbereiche für
die Kommunikation und andererseits Bereiche für verschiedene Aktivitäten und
Therapien. Unter dem Dach der Pergola stehen mehrere Tische, Stühle und eine
Kunststoffbox mit „Spielzeug“ wie z.B. Bälle für die Therapie.
Weitere aktive Bereiche liegen bei den Hochbeeten, die in jeder der drei Pflegeeinrichtung vorhanden sind. Sie werden mehr oder weniger gut benutzt. In
Kalksburg werden Pflanztätigkeiten in die Gruppenaktivitäten eingebunden,
währenddessen in der Pramergasse auf das Bepflanzen der Hochbeete weniger
Wert gelegt wird. In allen drei Einrichtungen gibt es aber keine spezielle Gartentherapie und das Bepflanzen und Arbeiten im Garten gehört nicht zu den Hauptaktivitäten.
Bis auf die Dachterrasse in der Pramergasse hat kein Freiraum eine Toilette. In
der Brünnerstraße ist dies wegen der Größe auch nicht notwendig. Die Personen kommen bei Bedarf schnell wieder in das Gebäude. Im Garten in Kalksburg
bietet sich ausreichend Platz dafür an. Eine Toilette gibt den Personen mit einer
95
Inkontinenz ein Gefühl der Sicherheit. Ein kurzer Weg dorthin erleichtert sowohl den BewohnerInnen als auch dem Pflegepersonal den Aufwand, zurück in
das Gebäude zu gehen (vgl. HEEG und BÄUERLE, 2011, 37).
Die Einfriedung eines Gartens soll störende Einflüsse von außen mildern und
nach innen Sicherheit und Schutz bieten (STIGSDOTTER und GRAHN, 2002, 60f;
HEEG und BÄUERLE, 2011, 31).
Demente Menschen zeigen vor allem im mittleren Stadium einen starken Bewegungsdrang und es besteht die Gefahr, dass sie in ihrem Wunsch, nach „Draußen“ zu gelangen, die Zäune oder Mauern überklettern. Aus diesem Grund müssen sie sicher und stabil gebaut und ausreichend hoch sein (vgl. HEEG und BÄUERLE, 2011, 31).
Bei den Raumgrenzen in den drei untersuchten Beispielen handelt es sich größtenteils um Metallzäune, eine Stahlkonstruktion in der Pramergasse und Maschendrahtzäune. Die Zäune sind zwischen 1,30 m und 1,8 m hoch und ausreichend stabil gebaut. Obwohl in der Literatur eine Mindesthöhe ab 1,40 m vorgeschlagen wird, reicht in der Brünnerstraße der 1,30 m hohe Zaun wegen der
Einsichtigkeit der Terrasse vollkommen aus (vgl. BENDLAGE et al., 2009, 60;
POLLOCK, 2011, 18).
In der Brünnerstraße und in Kalksburg sind sie teilweise mit Hainbuchenhecken, Eibenhecken oder Ligusterhecken zusätzlich verstärkt, um eine klar lesbare Grenze zu suggerieren. Weitere Raumgrenzen sind Gebäudemauern und
Mauern von den Nachbargrundstücken. Bis auf die Brünnerstraße besteht nirgends die Gefahr, dass die dementen Personen die Grenzen überklettern könnten. Dort beträgt die Höhe der Mauer und dem Stahlgeländer insgesamt 1m.
Obwohl dies bei der gegebenen Fallhöhe normgerecht ist, würden hohe Sträucher einen zusätzlichen Schutz bieten. 55 Die Hainbuchen, die bereits gepflanzt
wurden, sollten hier in der Reihe weitergeführt werden.
Demente Menschen können sich leicht in ihrer Umgebung verirren. Deswegen
ist eine sichere und stolperfreie Wegeführung notwendig. Das Wegesystem ist in
der Form einer liegenden Acht (Lemniskaten) oder in Schleifen aufbaut und
führt sicher wieder zum Gebäude zurück (BENDLAGE et al., 2009, 21). Eine
demenzspezifische Wegeführung gibt es nur in den Pflegeeinrichtungen Pra55 http://www.oib.or.at/
96
(16.04.2012)
mergasse und Kalksburg. Sie bilden den Ausgangspunkt an den Eingängen und
führen in Schleifen und Achtern in den Freiraum und sicher wieder zurück. In
Kalksburg erweitern sich die Schleifen der Wege, sodass die GartennutzerInnen
selbst entscheiden können, wie weit sie gehen wollen.
Idealerweise sollten die Wege eine Breite zwischen 1,70 m und 2 m, sodass zwei
Personen im Rollstuhl mühelos aneinander vorbeifahren können. In kleinen
Gärten jedoch darf eine Mindestbreite von 1,30 m nicht unterschritten werden
(HEEG und BÄUERLE, 2011, 38).
Insgesamt sind in allen untersuchten Beispielen die Wege über 1,30 m breit. Nur
in Kalksburg erreichen die Wegebreiten mit teilweise 2m den idealen Wert.
Die Materialien der Wege müssen eben, stolperfrei und trittsicher sein. Zu starke Farbkontraste irritieren die Menschen beim Gehen und dunkle Streifen im
Belag können als Löcher aufgefasst werden und sind zu vermeiden. Zudem sollen die Beläge nicht reflektieren und blendarm sein. Zwischen Wegen und
Pflanzflächen sollten mit Ausnahme von Rasenflächen die Randsteine höher
liegen. Das vermeidet das Verschmutzen der Wegefläche und Betreten durch die
Passanten (BENDLAGE et al., 2009, 71; HEEG und BÄUERLE, 2011, 16; POLLOCK, 2011, 14f).
Die Wegematerialien sind durchgehend aus einem Material. Sowohl der Bitumenkies in der Pramergasse als auch die kunstharzgebundene Wegedecke in
Kalksburg bilden einen ebenen, gleichmäßigen Belag. Letzerer ist in jeder Steigung problemlos zu verlegen und hat dämpfende Eigenschaften. Die Pflegerin,
die bereits seit 20 Jahren im Haus ist, beschrieb diesen Belag als wesentlich
rutschfester und angenehmer zu befahren als den vorherigen bituminösen Belag
(Interview, 21.05.2012).
Grundsätzlich darf nach ÖNORM B1600 die Steigung einer Rampe höchstens 6%
betragen. Für Personen mit einer eingeschränkten Mobilität empfiehlt sich eine
Steigung von maximal 3% (BENDLAGE et al., 2009, 71).
Diese Angaben sind nur für die Pflegeinstitution Kalksburg zu beachten. Dort ist
die Steigung an einem Weg höher als 6% und mit einem Handlauf versehen. Nur
mobile Menschen die nicht im Rollstuhl sitzen können diesen Weg nutzen. Personen im Rollstuhl haben die Wahlfreiheit andere barrierefreie Wege, unter
anderem über das „Kornhäusl“ (Privathaus der CS-Schwestern), zu nehmen.
Auffallend ist, dass es insgesamt seitlich der Wege keine Handläufe installiert
wurden. Handläufe sichern sowohl ein höheres Gelände und sorgen für ein Ge-
fühl der Sicherheit entlang der Wege. Demente Menschen orientieren sich an
diesen Leitsystemen und tasten sich daran entlang (BENDLAGE et al., 2009,
75f). Andererseits zerstören sie auch den Gesamteindruck des Gartens. Sie sind
nach RATH (2004, 11) nur bei steilem Geländer nötig, solange der Weg sonst
seine Leitfunktion durch den Garten übernimmt.
Bis auf den bereits vorher erwähnten steilen Weg in Kalksburg wurde nirgends
ein Handlauf entlang der Wege installiert. Der Weg ist hier insgesamt sehr breit
und hebt sich durch den hellen Belag optisch von den Rasenflächen ab. Dies ist
auch in der Pramergasse der Fall.
Der Handlauf beim Treppengarten in der Brünnerstraße ist aus einem runden
Stahlprofil, wobei die Enden nicht gebogen sind, wie dies in der Literatur gefordert ist. Ein Handlauf aus Holz, wie der in Kalksburg, passt sich gut der Umgebung an, kann aber leicht splittern und verrotten (vgl. BENDLAGE et al., 2009,
76).Es scheint, dass die betreuenden Personen gleich der Aussagen in den Interviews keine Sicherheitsbedenken für die Außenbereiche haben. In Kalksburg
würden Handläufe das Gesamtbild des Gartens zerstören. Meist sind hier auch
nur die Personen, die körperlich und geistig noch dazu fähig sind, alleine unterwegs. Personen mit einer mittel bis schwergradigen Demenz nutzen den Garten
ohnehin in der Gruppe.
Mit einer ausreichenden Beleuchtung kann der Freiraum auch bei Dunkelheit
genutzt werden. Dafür eignen sich Poller- und Mastleuchten. Besser ist jedoch
eine blendfreie Beleuchtung einzelner Punkte entlang der Wege (HEEG und
BÄUERLE, 2011, 46).
Nach Aussage von Frau Berl, Wohnbereichsleiterin in der Pramergasse, wird die
Dachterrasse tatsächlich auch in der Nacht von unruhigen BewohnerInnen genutzt. Mastleuchten markieren markante Punkte und Richtungswechsel entlang
der Wege. Der Teilbereich in Kalksburg, der an den Festsaal angegliedert ist,
weist Mastleuchten auf, die nur hier eine Nachnutzung zulassen. Feste können
ins Freie verlegt werden und es kann bis in die Nacht gefeiert werden. Im Bezug
auf die dementen Personen wäre eine Nachtnutzung des großen Areals zu gefährlich und würde einen hohen Betreuungsaufwand seitens des Personals bedeuten.
Bei der Bepflanzung ist es wichtig, keine giftigen Pflanzen zu verwenden. Das
Verschlucken giftiger Beerten oder Blüten kann die Gesundheit gefährden und
im schlimmsten Fall zum Tod führen. Viele Pflanzen wie beispielsweise die
Brennessel lösen Hautreaktionen aus und sind ebenfalls zu vermeiden. Falls
dennoch gefährdende Pflanzen verwendet werden, sollten diese an unerreichbaren Stellen im Garten gepflanzt werden. Bei dornenbewehrten Pflanzen wie
Rosen (Rosa) oder Berberitzen (Berberis) muss darauf geachtet werden, dass
sich die Leute nicht daran verletzen (BENDLAGE et al., 2009, 59; HEEG und
BÄUERLE, 2011, 42).
Besonders in der Pramergasse ist auffällig, dass es viele giftige Pflanzen wie
Eibe (Taxus baccata), Maiglöckchen (Convellaria majalis), Cotoneaster oder der
Blauregen (Wisteria sinensis) gibt. Auch im Garten in Kalksburg gibt es zahlreiche giftige Eiben (Taxus baccata) und selbst Buchs (Buxus sempervirens) ist
giftig. Diese Pflanzen sind für alle Personen, die den Garten nutzen, einfach zu
erreichen. Obwohl die Gefahr möglicherweise durch die Achtsamkeit der BetreuerInnen verringert werden kann, besteht dennoch die Möglichkeit, dass sich
die Leute an den Pflanzen durch Verschlucken von Beeren etc. „vergiften“ könnten.
Pflanzen verändern sich über die Jahreszeiten, was demente Menschen mit besonderem Interesse verfolgen, da sie sich daran zeitlich orientieren können. Aus
diesem Grund sollen Pflanzen mit unterschiedlichen Blühaspekten und unterschiedlichen Farben der Blätter, Früchte oder eine besondere Herbst- und Rindenfärbung gepflanzt werden (HEEG und BÄUERLE, 2011, 41; BENDLAGE et al.,
2009, 47f).
Zudem lösen bekannte Düfte von Pflanzen Erinnerungen in den an Demenz
erkrankten Personen aus. Sie fühlen sich in der gegenwärtigen Situation dadurch sicher und geborgen. Zu viele unterschiedliche Gerüche in einer falschen
Kombination überreizen den Geruchssinn und wirken unangenehm. Wirksam
sind beispielsweise Küchenkräuter oder Schneeglöckchen, Erdbeeren usw.
Nasch- und Beerensträucher fördern den Geschmackssinn der Leute und können wieder an frühere Zeiten erinnern. Die Früchte sollten sich immer in Augenund Handhöhe befinden und entweder in niedrigen Stämmen oder in Hochbeeten gepflanzt werden (HEEG und BÄUERLE, 2011, 41f; BENDLAGE et al., 2009,
49).
In keinem der drei Beispiele gibt es ein einheitliches Pflanzkonzept, das sich
durch Wiederholungen in der Farbe, Form und/oder Struktur, durch einen jahreszeitlichen Blüh- und Farbaspekt, und u.a. durch eine standortgerechte Bepflanzung ausweist. Beispielsweise gibt es nicht für jede Jahreszeit die passen97
den Pflanzen. So fehlen beispielsweise in der Brünnerstraße Frühjahrsblüher. In
der Pramergasse gibt es zwar viele unterschiedliche, jahreszeitliche Aspekte
Blüh- und Farbaspekte. Das Problem ist nur, dass die Bepflanzung keiner klaren
Struktur unterliegt und scheinbar willkürlich gepflanzt wurden. Es wirkt nicht
sehr harmonisch und teils sehr unruhig. Das Pflanzenangebot könnte hier womöglich verkleinert und durch Wiederholungen eine einheitliche Struktur gebildet werden. Das Dachsubstrat ist mit seinen 20 cm viel zu niedrig für die
Bäume und Großsträucher. Sie können hier nicht ihr vollen Wuchskraft ausleben. Mit den vielen immergrünen Großbäumen hat Kalksburg einen deutlichen
Winteraspekt, während blühende Sträucher bis auf wenige Teilbereiche fehlen.
Pflanzen mit einer sensorischen Wirkungen sind insgesamt Kräuter und Naschsträucher. Pflanzen mit besonderen Duftaspekten gibt es bis auf Kräuter, Rosen
und teilweise Flieder nicht.
Über das Sonnenlicht nimmt der Mensch Vitamin D auf, was beispielsweise
Herzkrankheiten verhindert und den Knochenbau stärkt. PatientInnen, die der
Sonne ausgesetzt sind, benötigen weniger Medikamente gegen Schmerzen
(BRAWLEY, 2006, 49f).
Ältere Menschen reagieren aber sehr empfindlich auf zu extreme Hitze und
halten sich eher in einem lichten Schatten auf. Dunkle Schatten wirken verwirrend auf demente Menschen. Bäume mit lichten Baumkronen wie die PapierBirke (Betula papyrifera), Hainbuche (Carpinus betulus) oder Obstbäume eignen sich als Schattenspender an Sitzplätzen. Berankte Pergolen und Laubengänge bieten ebenfalls einen kühlen Schatten (BENDLAGE et al., 2009, 55; POLLOCK, 2011, 32). Schattige Bereiche unter den Baumgruppen gibt es in Kalksburg viele, diese sind teilweise durch die immergrünen Nadelbäume sehr dunkel. Bäume mit einer lockeren Belaubung wie Vogelbeere, Hainbuche oder Birken fehlen, um das Angebot an Sitzplätzen zu erweitern. Gute Sitzmöglichkeiten
im lichten Schatten könnte die kleine Obstwiese östlich des Gebäudes in Kalksburg ergeben, wenn die Kronen der Bäume erst ihre volle Größe entfaltet haben.
Unter Obstbäumen besteht die Gefahr, dass herabfallendes Obst die Personen
darunter verletzen könnten. Deswegen sollen mobile Elemente verwendet werden, die bei Bedarf wieder entfernt werden (BENDLAGE et al., 2009, 55).
Bäume, größere Sträucher oder dominante Pflanzenrabatten in auffälligen Farben können demente Personen durch den Raum leiten. Solche Leitsysteme haben auch die Aufgabe, die Personen auf bestimmte Orte in den Freiräumen auf98
merksam zu machen und herauszulocken (BENDLAGE et al., 2009, 54; BORCHARDT, 1997, 78).
Dies ist aber in keinem der untersuchten Beispiele der Fall, da vielfach ein Konzept der Bepflanzung fehlt und dies scheinbar bei der Planung nicht mitbedacht
wurde. Da alle Beispiele gut im Nachhinein verändert werden können, wären
solche Leitsysteme möglicherweise anzudenken.
Wasser ist ein sinnliches Erlebnis und hat die Kraft, Spannungen im Menschen
zu lösen und die Stimmung zu verbessern. Wasser wirkt sich durch seine kühlende Wirkung und durch die Pflanzen und Tiere die sich im und um das Wasser
aufhalten, belebend. Möglicherweise führt das plätschernde Geräusch zu erhöhter Inkontinenz bei dementen Menschen (HEEG und BÄUERLE, 2011, 45).
In keinem der drei untersuchten Beispiele spielt Wasser eine herausragende
Rolle. Nach Aussage der Seniorenbetreuerin in Kalksburg ist die Benützung von
Wasserbrunnen nebensächlich. Die älteren Personen sind es aus aus ihrer Vergangenheit nicht gewohnt, verschwenderisch mit dem Wasser umzugehen (Interview, 21.05. 2012).
Bei der Gestaltung mit Wasserelementen ist darauf zu achten, dass sie einerseits
zur Architektur und Umgebung passen und einen biografischen Bezug zu den
BewohnerInnen aufweisen (KORTZFLEISCH, 2008, 63f).
Die zwei Edelstahlbrunnen wirken durch das kühle Material und die geometrische Form sehr modern und weisen keinen biografischen Bezug zu den BewohnerInnen auf. Ein Steintrog mit einem Wasserhahn oder ein Pumpbrunnen, wie
sie in Wien zu finden sind, eignen sich in diesem Fall eher. Ein Wasserbecken
motiviert die Leute vielleicht, die Hände einzutauchen, um sich abzukühlen.
Wasserspiele, Teichanlagen etc. bedeuten einen hohen finanziellen Aufwand
und eine intensive Pflege und Wartung. Vor der Planung muss feststehen, wer
sich um die Pflege der Anlage kümmert. Auch kleine Installationen wie ein
Quellstein können bereits ein Erlebnis für die Sinne bieten (HEEG und BÄUERLE, 2011, 45f). In jedem Fall sollte bei direkter Benutzung und Zugang zum
Wasser keimfreies Trinkwasser verwendet werden (BENDLAGE et al., 2009,
38).
Hochbeete ermöglichen älteren Menschen ein bequemes Arbeiten im Stehen
oder im Sitzen. Im Stehen soll die Höhe zwischen 90 und 100 cm liegen. Im Sitzen eignet sich eine Beethöhe von 60 cm. Die Arbeitstiefe liegt zwischen 60 und
70 cm bei einseitigen, und bei 120 und 140 cm bei beidseitig Beeten (KLEINOD,
2003, 102). Eine Tiefe von maximal 120 cm sorgt für eine bessere Erreichbarkeit. Zudem soll eine Aussparung von 25 cm am unteren Beetfuß das Stehen
erleichtern. Eine weitere Variante sind Tischbeete, die mit dem Rollstuhl unterfahrbar sind. Da sie mit 20 bis 30 cm nicht besonders tief sind, müssen sie gut
entwässert werden (BENDLAGE et al., 2009, 95f).
In der Brünnerstraße gibt es sowohl Tischbeete als auch ein Hochbeet. Die zwei
Tischbeete aus Holz sind mit den Maßen 100x55x80 cm zum Stehen zu niedrig
(zwischen 90 und 100 cm) und zum Sitzen zu hoch. Außerdem sind sie aufgrund
der geringen Höhe mit einem Rollstuhl nicht unterfahrbar. Es wirkt insgesamt
nicht besonders stabil, scheint jedoch für den Zweck dem Bepflanzen mit Frühjahrsblüher und einjährigen Kräuter ausreichend zu sein. Das Hochbeet in der
zweiten WG hat ebenfalls mit einer Höhe von 70 cm ein unbequemes Mittelmaß.
Die Arbeitstiefen werden sogar unterschritten, was aber nicht störend ist.
Sowohl die Tischbeete in der Pramergasse, als auch die Tischbeete und Pflanztische in der Pflegeeinrichtung Kalksburg weisen eine Höhe von 80 cm auf. Zum
Unterschied zu den Tischbeeten in der Brünnerstraße sind die in der Pramergasse mit wesentlich stabileren Stützfüßen ausgestattet.
Insgesamt muss das Mobiliar im Garten genügend Sicherheit und Stabilität
bieten. Für eine Bank ist die Höhe, Breite und Neigung der Sitzfläche entscheidend. Für ein bequemes Sitzen benötigen ältere Personen Armlehnen, an denen
sie sich abstützen können. Tische und Stühle sollen nicht fix montiert werden,
sodass sie über dem Winter wieder verstaut werden können. Sitzauflagen bieten
einen farbigen Akzent und müssen waschbar sein. (BENDLAGE et al., 2009, 84).
Die Stühle in der Brünnerstraße sind aus Kunststoffrattan und haben Armlehnen. An dem ca. 1x1m großen Tischen aus Kunststoff mit einer Holzimitation
finden jeweils vier Stühle Platz einem Tisch. Alle Möbel werden im Winter im
Gebäude verstaut und kommen erst wieder im Mai zum Einsatz. In der Pramergasse befinden sich vor der Wohnküche und in den Sitznischen Tische und Stühle aus Aluminium und Kunstrattan. Sie haben ein geringes Gewicht und sind
einfach im „Geräteschuppen“ zu verstauen.
In Kalksburg gibt es im Pavillon und an der Terrasse Tischgruppen mit Stühlen
aus Kunstrattan. Die Stühle im Pavillon sind im Gegensatz zu denen an der Terrasse mit Armlehnen ausgestattet. Neben ausklappbaren Kunststofftischen,
finden sich Möbel vom Modell „Schönbrunn“. Diese sind in vielen historischen
Parkanlagen in Wien vertreten und weisen mit Sicherheit einen biografischen
Bezug zu den Personen in der Pflegeeinrichtung auf.
Eigene Sonnenliegen, die für ältere Menschen konzipiert wurden, finden sich
nicht. Die vorhandenen Liegen dienen dem Personal als Ruheplätze (ZARRIE,
persönliche Mitteilung, 21. 05. 2012).
Sowohl in der Brünnerstraße als auch in der Pramergasse gibt es Sonnenschirme, die in einem Schirmständer montiert sind. Sie können zu Barrieren für
Personen im Rollstuhl oder zu Stolperfallen werden. Besser eignen sich Sonnenschirme, die fix in Bodenhülsen montiert sind, wie es beispielsweise bei Sonnenschirmen im Gastronomiebetrieb der Fall ist (BENDLAGE et al., 2009, 87). In
Kalksburg stehen auf der Terrasse Sonnenschirme dieser Art. Sie sind in Bodenhülsen verankert und zwischen zwei quadratischen Tischen montiert. Der Platz
südöstlich der Terrasse ist mit einem verschiebbaren Sonnensegel geschützt.
Bei Bedarf kann es zwischen zwei Stahlpfeilern aufgefaltet werden. Ansonsten
dienen der Pavillon bzw. die Großbäume als Sonnenschutz.
Ohne Betreuung ist eine vollständige Nutzung des Gartens nicht möglich. In
allen drei Beispielen werden die Freiräume teils selbständig von den dementen
Personen genutzt, dennoch wird er erst durch eine betreute und gemeinschaftliche Nutzung zu einem lebendigen Ort. In allen Interviews fallen die Synonyme
„Wohnzimmer“ oder „erweiterter Wohnraum“, wo bei schönem Wetter die Aktivitäten ins Freie verlegt werden. Aus den Erfahrungen der Betreuerinnen lässt
sich schließen, wie heilsam das „Grün“ wirkt. Die Personen werden als ruhiger,
gelassener und „wie gewandelt“ beschrieben. Die Unruhe und depressiven Verstimmungen lassen nach. Der Garten ist also heilsam, nicht nur für die Erkrankten, sondern auch für das Personal. Es ergeben sich insgesamt viele Unterschiede in der Nutzung des Gartens. Am intensivsten wird der Garten in Kalksburg in
den Tagesablauf miteinbezogen. Bei jedem schönen Wetter nutzen sie den Garten für Bewegungsrunden, zum Spazieren gehen oder für Gedächtnisrunden.
Jeden Tag wird dort ein volles Programm angeboten. In diesem Zusammenhang
ist zu sagen, dass die Betreuung sehr intensiv und qualitätsvoll scheint.
99
Planungsempfehlungen
Nachfolgend werden verschiedene Planungsempfehlungen für eine gestalterische Aufwertung der drei Pflegeeinrichtungen dargestellt.
In der ersten Wohngemeinschaft der Brünnerstraße (s. Abb. 88 u. 89) gibt es
eine kleine Nische, die mit einer Bank ausgestattet, bereits als Ruheort dient.
Diese Nische und der Bereich hinter dem Treppengarten eignen sich hervorragend als potentielle Rückzugsorte. Es bietet sich an, den Gesamtraum mittels
Raumgrenzen in zwei Teilbereiche zu gliedern. In der Mitte muss ein Durchgang
bleiben. Um die zwei Rückzugsbereiche weiter voneinander zu trennen, benötigt es mittig an der Nordgrenze noch eine Sichtbarriere, beispielsweise durch einen Großstrauch. Als Raumgren-
100
zen dienen Sichtschutzelemente aus Holz, die mit Clematis (z.B. Clematis montana) berankt werden. Am Fuß können weitere Pflanzen mit sensorischer Wirkung wie beispielsweise Frauenmantel (Alchemilla mollis) oder Gräser wachsen. Dabei ist es wichtig, nicht zu viele unterschiedliche Pflanzenarten zu verwenden, da dies die Gesamtwirkung des Raumes zerstört. Die Wiederholung
mehrerer gleicher Pflanzen verleiht dem Freiraum Rhythmus und Struktur. Ein
Großstrauch mit einer schirmartigen Wuchsform wie z.B. Falscher Jasmin (Philadelphus in Sorte) oder die Felsenbirne (Amelanchier lamarckii) in den jeweils
äußeren Ecken der nördlichen Grenze bietet den älteren Leuten Schutz, wenn
sie auf der Gartenbank sitzen. Weitere Pflanzenarten, die die Sinne anregen
sollen, finden sich im Anhang.
Für die Treppenbeete wird ebenfalls eine neue Bepflanzung empfohlen. Im
obersten Beet wachsen derzeit viele unterschiedliche Gemüsearten mit Zierblumen und Efeu (Hedera helix) im Wechsel. Um etwas Ordnung in das Beet
zu bringen, wird es in zwei Bereiche geteilt. In einem Bereich
wachsen Schwachzehrer und im anderen Mittelzehrer. Starkzehrer
sind Gemüsearten, die sehr viel Pflege und Dünger benötigen. Primär
ist der Sinn des Gartens, den dementen Menschen Aktivitäten
wie das Pflücken von Erbsen oder Karotten anzubieten, und
nicht hohe Ernteerträge zu erzielen.
Zu den Schwachzehrern gehören Erbsen (Pisum sativum in
Sorte), Bohnen (Phaseolus vulgaris in Sorte), Pflücksalat
(Lactuca sativa var. crispa in Sorte). Dazwischen könnten Kräuter wie Schnittlauch (Allium schoenoprasum), Bohnenkraut
(Satureja hortensis), Basilikum (Ocimum basilicum), Dill
(Anethum graveolens), Petersilie (Petroselinum crispum) und
Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) wachsen.
Zu den Mittelzehrern gehören Möhren (Daucus carota
subsp. sativus), Kopfsalat (Lactuca sativa in Sorte), Radieschen (Raphanus sativus var. sativus), Zwiebel (Allium cepa) etc. Sie benötigen mehr Düngerzugaben als die
Schwachzehrer. Im Beet verteilt könnten Ringelblumen
(Calendula officinalis) ausgestreut werden, um einerseits
einen Blühaspekt mit einzubringen und die Gesundheit
des Beetes zu bewerkstelligen. Als Dünger empfehlen sich
Abb. 88: Sichtschutzelemente aus Holz gliedern den Gesamtraum in zwei Teilbereiche. Im nördlichen Teilbereich entstehen
dadurch zwei Rückzugsorte.
kostengünstige Hornspäne oder torffreie Erde, beispielsweise von der MA 48.
Im mittleren Beet bleiben weiterhin Erdbeeren (Fragaria in Sorte), die mit Heidelbeeren (Vaccinium myrtillus in Sorte) und Roter Johannisbeere (Ribes
rubrum in Sorte) gemischt werden. Das bestehende Zierbeet mit den Dekorationselementen der BewohnerInnen kann mit Sommerblumen bepflanzt werden.
In einem Hochbeet am Zaun zum Kinderspielbereich werden Trockenkräuter
gepflanzt. Sie bereichern das Pflanzangebot durch ihre Blüten, Duft und Geschmack. Außerdem locken sie bestäubende Insekten an, was Leben in den Außenbereich bringt. Dafür eigenen sich Thymian (Thymus vulgaris), Rosmarin
(Rosmarinus officinalis), Majoran (Origanum majorana) und Oregano (Origanum vulgare). Der Zaun bietet sich an, Himbeeren (Rubus idaeus)
zu ziehen, deren reifen Früchte den Geschmackssinn anregen.
Auch für die spielenden Kindern in der direkten Nachbarschaft des Freiraums sind die reifen Beeren interessant.
Dadurch kommen sie mit den älteren Leuten ins Gespräch,
wenn sie eine Beere pflücken möchten. Im Teilbereich, der
als „Wirtschaftshof“ genutzt wird, können die Gartengeräte
an der rückwärtigen Mauer des Treppengartens auf Haken
befestigt und mit einem Dach vor Regen geschützt werden.
In einem kleinen Gartenhäuschen befinden sich unter anderem Gartenerde, der Rasenmäher und weitere Gartengeräte.
In der zweiten Wohngemeinschaft (s. Abb. 90) der Brünnerstraße gliedert sich der Hauptraum in mehrere räumlich
getrennte Bereiche, die unter anderem als Rückzugsorte
verwendet werden. Der gepflasterte Bereich erweitert sich
bis an den Zaun und gleicht den starken horizontalen Bezug des
Gesamtraumes aus. Um einen Windschutz zu garantieren, werden dort beidseitig Sicht- und Windschutzelemente aufgestellt.
„Tore“, auf denen Ramblerrosen wachsen, führen in den östlichen und westlichen Abschnitt. Diese sind durch die Rasenfläche, den Apfelbaum und weitere Pflanzflächen gestaltet. In
einem Bereich herrscht Naschen vor, im östlichen Bereich
das Riechen. Der aktive Bereich mit den Hochbeeten wird
durch eine Ligusterhecke räumlich getrennt. Sie soll mit einer
Höhe von ca. 130-150 cm überschaubar bleiben. Die Betonpflastersteine reichen
wieder bis zum Zaun. Dort liegt ein Sicht- und Windschutzelement aus Holz mit
einer Pergola. Ein großes unterfahrbares Hochbeet, an dem die dementen Personen im Sitzen arbeiten können, dient für Gruppenaktivitäten. Die Ligusterhecke wird insgesamt bis auf zwei Bereiche erhalten (s. Abb. 90).
Abb. 89: In der zweiten
Wohngemeinschaft gliedert
sich der Gesamtraum in vier
Teilbereiche. Mit Rosen
bewachsene Stahlelemente
dienen als „Tore“ in diese
Bereiche.
101
Abb. 90: Planungsidee für die Beete
im Treppengarten
Abb. 92: Entwurfsidee für die zweite WG
102
Abb. 91: Entwurfsidee für die erste WG
Im Freiraum in der Pramergasse (s. Abb. 92) sorgt eine sich wiederholende
Bepflanzungsstruktur für mehr Ordnung und Orientierung. Zu diesem Zweck
werden wenige Pflanzarten verwendet, die sich im gesamten Freiraum wiederholen. Lavendel (Lavandula angustifolia), Storchschnabel (Geranium macrorrhizum), Prachtspiere (Astilbe chinensis var. pumila) als Bodendecker wachsen
und vermehren sich sichtlich gut auf dem Dachgarten. Auch Deutzie (Deutzia in
Sorte), Weigelie (Weigelia in Sorte), Kolkwitzie (Kolkwitzia amabilis) und Bodnant-Schneeball (Viburnum x bodnantense) scheinen hier gut zu gedeihen. Hingegen der Feuerdorn (Pyracantha coccinea) und die giftige Eibe (Taxus baccata)
eignen sich wegen der Gefährdung der älteren Leute nicht für den Dachgarten.
Da der Dachaufbau insgesamt nur 20 cm Höhe beträgt und wenig wasserführend ist, bieten sich Pflanzen in Trögen eher an als die direkte Bepflanzung im
Substrat. In großen farbigen Pflanztrögen, wie sie beispielsweise in Kalksburg
verwendet werden, können mittelgroße Bäume wie Zierkirschen oder Magnolien gepflanzt werden. An entsprechenden Punkten im Gesamtraum dienen sie
als Wegweiser durch den Raum (s. Abb.). Auch frostempfindliche Gräser entfalten in Töpfen ihre volle Wuchskraft und sind Elemente zum Tasten und Fühlen.
Bei den zwei ovalen Beeten, die sich aus der Wegeführung ergeben, macht es
Sinn, sie mit einer lockeren Bepflanzung zu versehen. Hierbei bietet sich Ziersplitt oder Zierkies statt des roten Häcksels als Mulchmaterial an. Darin wachsen trockenheitsliebende Pflanzen wie Thymian (Thymus vulgaris), Nelken
(Dianthus) oder Fetthenne (Sedum), in einem Pflanzenteppich. Sie duften, blühen und sind pflegeextensiv.
Die Bewässerungsmenge muss dementsprechend auf die Pflanzen abgestimmt
werden. Im nördlichen Oval könnte wieder eine Pflanzengesellschaft mit anderen Ansprüchen wachsen. Da hier die Prachtspiere (Astilbe chinensis var. pumila) als Bodendecker sehr gut gedeiht, finden Pflanzen mit ähnlichen Standortansprüchen wie etwa Funkien (Hosta) in Gruppen oder auch kleinere Gräser Platz.
In den Ovalen selbst stehen genormte Betonschachtringe. Sie sind kostengünstig, in der Höhe variabel und können mit Mosaiksteinen, Flusskieseln und/oder
Farben individuell gestaltet werden. Darin wachsen verschiedene Sinnespflanzen wie etwa duftende und wohlschmeckende Kräuter.
So wird den dementen Personen ein sinnliches Erleben auch in Hand- und Augenhöhe zu Teil. Außerdem wird der Drang zu gehen etwas entschleunigt, da
sich unterwegs immer wieder Möglichkeiten zum Stehen bleiben und Genießen
ergeben. Der Terrassenbereich ist wie bereits in den Bestandsaufnahmen erklärt gestalterisch wenig ausgeprägt. Deswegen empfiehlt es sich, den Bereich
beim Zugang und den Pflanzstreifen vor dem Gebäude durch eine ebene, gepflasterte Fläche zu vergrößern. Ein großer Tisch (ca. 2m lang) bietet hier genügend Platz für Gruppengespräche. Die Sitznischen bleiben weiterhin mit Stühlen
und Tischen bestückt. Da es im gesamten Bereich
sehr heiß ist, dienen Sonnensegel als Sonnenschutz und bieten angenehmen
Schatten.
Abb. 93: In dem südlichen, ovalen Pflanzbereich befindet sich ein pflegextensives Kiesbeet. Darin stehen Betonschachtringe, die mit sinnesanregenden Pflanzen bepflanzt werden können. Ein Kleinbaum in einem Pflanztrog dient
als Leitpflanze im Gesamtraum.
103
Nach dem Wunsch der Wohnbereichsleiterin sollen die Beete bei dem kleinen
Gebäude im Freiraum mit passenden Pflanzen ausgestattet werden (BERL, persönliche Mitteilung, 14. 05. 2012). Um das Erscheinungsbild des Gebäudes optisch abzumildern, werden die angegliederten Beete mit einer Cortenstahleinfassung erhöht und die Fassade mit Kletterpflanzen kaschiert. Hierfür eignen
sich eine Clematis (z.B. Clematis montana) im Norden und eine Kletterrose (Rosa in Sorte) im Süden, die auf Klettergerüsten im Beet (nicht direkt an der Fassade) hochklettern.
Abb. 94: Entwurfsidee für den Dachgarten in der Pramergasse
104
Entlang des Geländers in Richtung Tageszentrum wachsen anstatt des Lavendels Naschpflanzen wie Himbeeren, Erdbeeren oder Ribisel in hohen (mind. 90
cm hoch für ein bequemes Stehen) und schmalen Trögen.
Weitere Planungsvorschläge sind im Grundrissplan dargestellt. Das Tageszentrum findet hier keine Erwähnung, da es mit seinen Pflanztrögen und Sitzgelegenheiten bereits ausreichend gegliedert ist.
Aus dem Interview in der Pflegeeinrichtung Kalksburg (s. Abb. 94) und den
eigenen Bestandsanalysen lässt sich erkennen, dass es trotz der vielen Großbäume im gesamten Areal nur wenige Schattenplätze vor allem entlang der
Wege gibt. Gehölze mit einer lockeren Krone wie Birke oder Vogelbeere würden
einen lichten Schatten erzeugen, unter denen sich die älteren Menschen wohl
fühlen (BENDLAGE et al., 2009, 55; POLLOCK, 2011, 32).
Der Schatten unter den Nadelgehölzen im östlichsten Bereich des Gartens ist zu
dunkel. Im nordöstlichen Bereich ist es angenehm hell. Hier wird durch lichte
Baumgruppen ein potentieller Ort für den Aufenthalt in der Gruppe oder allein
geschaffen. Um kleine Wegnischen herum werden Bäume und Sträucher gepflanzt, die den Raum abschließen. Der Platz trägt beispielsweise den Namen
„Birkenplatz“, um ihn so unter den BewohnerInnen eindeutig zu identifizieren.
Tischgruppen und einzelne Bänke stehen für verschiedene Aktivitäten bereit.
Zwischen dem Platz und dem Weg befindet sich ein Beet mit Felsenbirne (Amelanchier lamarckii), die mit dem schirmartigen Wuchsformen kleine geschützt
Bereich für den Rückzug aus der Gruppe bieten.
Die kleine Obstwiese bietet sich ebenfalls als Sitzbereich an. Rundbänke um den
Stamm herum oder einfache Bänke und Stühle könnten hier das Angebot erweitern. Es ist ein perfekter Platz, um die Obstbaumblüte im Frühling und die ersten Sonnenstrahlen zu genießen. Im Herbst, wenn die Früchte reif sind, müssen
die BetreuerInnen acht geben, da die reifen Früchte den älteren Leuten auf den
Kopf fallen könnten.
Während eines Rundganges im Garten erläuterte Frau Zarrie vom Facility management, dass es ein Problem sei, die südlichöstliche Ecke zu bepflanzen
(ZARRIE, persönliche Mitteilung, 21. 05. 2012). Die Erde in diesem Bereich ist
extrem trocken und von Wurzeln durchzogen. Bevor hier an eine sinnvolle Bepflanzung zu denken ist, muss der Boden tiefgründig gelockert werden und
neues humoses Substrat aufgetragen werden. Nach dieser Bodenbearbeitung
eignen sich anspruchslose Pflanzen wie Kirschlorbeer (Prunus lauracerasus in
Sorte), Hartriegel (Cornus alba), Schneeball (Viburnum carlessii oder opulus
‚Roseum‘) oder auch Falscher Jasmin (Philadelphus coronarius oder Sorten) gut
für diesen Standort. Auch die gewünschte Salweide (Salix caprea) mit den beliebten „Palmkätzchen“, die für den Osterstrauch verwendet werden, finden hier
Platz (ZARRIE, persönliche Mitteilung, 21. 05. 2012).
Bodentechnische Veränderungen empfehlen sich auch bei der Blumenwiese. Um
die volle Blühkraft einer Blumenwiese zu erhalten, muss der Boden tiefgründig
gelockert und mit Sand abgemagert werden. Des Weiteren ist die richtige Rasenmischung für einen sonnig bis halbschattigen Standort von wesentlicher
Bedeutung.
Abb. 95: Der "Birkenplatz" dient als schattenspendender Rückzugsort
oder als Ort für verschiedene Aktivitäten.
105
Zusammenfassend ist bei allen drei Beispielen erkennbar, dass eine räumliche
Gliederung des Gesamtraumes und eine strukturierte Bepflanzung in einem
Freiraum für demente Menschen bereits viel bewirkt. Selbst in einem kleinen
Freiraum, wie der in der Brünnerstraße, kann eine Gliederung in mehrere Teilräume bzw. Teilbereiche mehr Nutzungsmöglichkeiten eröffnen. Besonders der
Anspruch an einen Rückzugsort für die dementen Personen soll dabei stets umgesetzt werden. Bei allen drei Planungsempfehlungen spielt eine Bepflanzung
mit sinnesanregenden und vor allem blühende Pflanzen eine wesentliche Rolle.
Sie erhöhen das Potenzial eines Freiraums für demente Menschen wesentlich.
Abb. 96: Entwurfsidee für den Garten
in Kalksburg
106
8. Schlussfolgerung
Demente Menschen profitieren von einem Garten zur Erholung vom Alltag und
der Routine in einer Pflege- und Betreuungseinrichtung. Es wird möglich, Faktoren wie Stress und Angst, welchen sie durch die ständige Kontrolle ausgesetzt
sind, zumindest zeitweise zu entkommen. Ein Garten wirkt lebendig und beruhigend. Demente Menschen können dort ihre Umgebung mit allen Sinnen erfahren.
Diese beruhigende Wirkung erleichtert nach Angaben der PflegerInnen und
BetreuerInnen deren Pflegeaufwand, da sich die BewohnerInnen nach einem
Aufenthalt im Garten deutlich entspannter zeigen. Auch BesucherInnen finden
in dieser Atmosphäre die Möglichkeit, sich ungestört mit ihren betreuten PartnerInnen, Verwandten oder Bekannten zu beschäftigen.
Demente Menschen haben sehr unterschiedliche Ansprüche an einen Freiraum.
Prinzipiell lassen sich die Nutzungsmöglichkeiten aber vom Verlauf der Krankheit bzw. der Demenzstadien (leicht, mittel und schwer) ableiten. Entweder die
BewohnerInnen nutzen den Freiraum selbstständig, in der Gruppe oder bei
bettlägerigen Personen, in ihren Pflegebetten.
Die Betreuung spielt in jedem Fall immer eine wesentliche Rolle, da sie teilweise
die Nutzungen vorgibt oder die Nutzungsintensität (z.B. durch Therapien im
Freien statt im Innenraum) erhöht. Somit steht das Wissen, wie der Freiraum in
den Tagesablauf einbezogen werden kann über der Vielfalt und Größe eines
Freiraumes. Eine bedürfnisgerechte Planung und Gestaltung eines Freibereiches
steht deswegen immer im Zusammenhang mit der Betreuung. Aus diesem
Grund sollen die Erfahrungen aus der Pflege und Betreuung, die persönlichen
Erfahrungen mit den BewohnerInnen sowie deren Biografie in die Gestaltung
eingebunden werden. Wenn alle von der Planung betroffenen Personen mitbestimmen können, ergibt sich ein nachhaltig nutzbarer Gartenraum.
Auffallend ist, dass bei allen untersuchten Beispielen ein biografischer Bezug zu
den BewohnerInnen fehlt. Lediglich die charakteristische Schönbrunner Bank
welche in Kalksburg und in der Brünnerstraße den Garten ziert, erinnern die
Leute womöglich an die Parkanlagen in Wien, in denen sie einst ruhige Minuten
verbrachten. Gibt es in einem Garten keine solchen Biografie-bezogenen Elemente wirken dennoch natürliche Elemente wie Bäume, Wasser oder der Ge-
ruch von frischer Erde als ureigene Bindeglieder zwischen den Menschen und
deren Erinnerungen. Überhaupt ist ein Baum ein Sinnbild für einen Garten und
sollte nirgends fehlen. Auf Dachgärten ist es schwierig, Bäume zu pflanzen, die
dann auch ihre volle Vitalität über eine lange Zeit erhalten. Pflanzen entfalten
ihre volle Wuchskraft und ihr vitales Erscheinungsbild nur in gewachsenem
Boden. Dabei stellt sich die Frage, ob ein Dachgarten ein geeignetes Umfeld für
demente Menschen ist. Durch den starken Gebäudebezug wird es schwierig,
einen natürlichen Raumcharakter mit Wasserelementen, Baumgruppen etc.
herzustellen, welcher Studien zufolge ansprechend für alle Menschen, vor allem
für kranke und verletzte Personen, sind. Die natürlichen Elemente würden das
Wohlbefinden der Leute steigern und ihr Stressgefühl mindern. Entsprechend
leistet auch ein Dachgarten auf alle Fälle einen wesentlichen Beitrag zu Verbesserung der Pflege dementer Personen.
Bereits bei der Planung einer Pflegeinrichtung müssen sich die ArchitektInnen
Gedanken über den zukünftigen Garten machen und eventuell das Gebäude an
den Garten anpassen, um ein entsprechende Atmosphäre für die Demenzkranken Personen zu schaffen. Natürlich können dabei längst nicht alle Wünsche der
einzelnen BewohnerInnen erfüllt werden. Aus vielen unterschiedlichen Gestaltungskonzepten muss der/die Landschaftplaner/in jenes auswählen, welches
sich am besten auf die Interessen, Biografie oder die Herkunft eines Großteils
der Bewohnerschaft bezieht. Dies muss im Einvernehmen mit den BewohnerInnen als auch mit dem Personal geschehen.
Da sich in einer Pflegeeinrichtung die Bewohnerschaft ständig ändert, muss
damit auch der Freiraum, am besten ohne große Kosten zu verursachen, veränderbar und wandelbar sein. In der Gestaltung kann deswegen anfangs ein planerisches Grundgerüst mit bestimmten Räumen und Gestaltelementen für den
Freiraum geschaffen werden. Danach bestimmen die BewohnerInnen und das
Personal, wie sie den Garten weiter verändern und nutzen. Hierbei erhält der
Freiraum einen sehr individuellen und identitätsstiftenden Charakter.
107
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Abbildungsverzeichnis
Deckblatt: Online: http://de.123rf.com/photo_12353888_umgang-mit-demenzund-alzheimer.html (03.09.2012)
Abb. 9: An einem Tisch im Außenbereich können Gruppenaktivitäten stattfinden; für
BewohnerInnen die das Geschehen nur beobachten wollen gibt es hier abgelegene
Sitzplätze.
HEEG, S.; BÄUERLE, K. (2004): Freiräume - Gärten für Menschen mit Demenz; 1.
Reihe: Planen und Bauen. Stuttgart: Mabuse-Verlag, 55.
Abb. 1: Beziehungsebenen bei landschaftsarchitektonischen Projekten.
LOIDL, H.-W.; BERNARD, S. (2003): Opening spaces: Design as landscape architecture. Basel: Birkhäuser Publishers for Architecture, 23.
Abb. 10: Eine Terrasse ist ein Ort der Begegnung und Gemeinschaft.
HEEG, S.; BÄUERLE, K. (2004): Freiräume - Gärten für Menschen mit Demenz; 1.
Reihe: Planen und Bauen. Stuttgart: Mabuse-Verlag, 80.
Abb. 2: Beteiligung an Aktivitäten im Freiraum nach der individuellen Geistesstärke.
STIGSDOTTER, U. A.; GRAHN, P. (2002): What makes a Garden a Healing Garden? In:
Journal of Therapeutic Horticulture, 13, 64.
Abb. 11: In jedem Garten soll ein Platz für Personen in Pflegebetten vorhanden sein.
NEUHAUSER, F. (2005): Garten, Therapie und Pflege. Wien, 7.
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Abb. 3: Hörrohr zum Belauschen von Vogelgezwitscher (links).
BENDLAGE, R. et al. (2009): Gärten für Menschen mit Demenz: Ideen und Planungsempfehlungen. Stuttgart: Ulmer, 99.
Abb. 4: Vergrößerungslupe (rechts). BENDLAGE, R. et al. (2009): Gärten für Menschen mit Demenz: Ideen und Planungsempfehlungen. Stuttgart: Ulmer, 115.
Abb. 5: Entwurf für einen Sinnesgarten für die Seniorenanlage in Weilerswist (D).
BENDLAGE, R. et al. (2009): Gärten für Menschen mit Demenz: Ideen und Planungsempfehlungen. Stuttgart: Ulmer, 113.
Abb. 12: Eine Wegnische mit einer Sitzbank bildet einen Rückzugsort.
POLLOCK, A. (2011): Gärten für Menschen mit Demenz; Bd. 2: Türen öffnen zum
Menschen mit Demenz. 3. Aufl., Köln: KDA, 17.
Abb. 13: Demente Personen zeigen aufgrund ihrer Krankheit Fluchttendenzen;
gestaffelte Hecken, Sträucher und Bäume kaschieren Raumgrenzen visuell. BENDLAGE, R. et al. (2009): Gärten für Menschen mit Demenz: Ideen und Planungsempfehlungen. Stuttgart: Ulmer, 53.
Abb. 6: Sinnesgarten für demente Personen beim Sozialzentrum Grafenwörth (NÖ).
BERNREITER, W. (2012): Schriftliche Mitteilung: Broschüre zum Sozialzentrum und
Therapiegarten Grafenwörth (18.01.2012).
Abb. 14: Hecken schaffen eine Raumgliederung; es ergeben sich unterschiedliche
kleinere und größere Teilräume mit unterschiedlichen Nutzungsansprüchen.
BENDLAGE, R. et al. (2009): Gärten für Menschen mit Demenz: Ideen und Planungsempfehlungen. Stuttgart: Ulmer, 53.
Abb. 7: Eine verglaste Schiebetür verbinden hier den Gemeinschaftsraum mit dem
Freiraum. HEEG, S.; BÄUERLE, K. (2004): Freiräume - Gärten für Menschen mit Demenz; 1. Reihe: Planen und Bauen. Stuttgart: Mabuse-Verlag, 26.
Abb. 15: Dekorativer Stahlzaun zwischen zwei gemauerten Pfosten (links oben).
BENDLAGE, R. et al. (2009): Gärten für Menschen mit Demenz: Ideen und Planungsempfehlungen. Stuttgart: Ulmer, 61.
Abb. 8: Schwellenfreier Zugang in den Freiraum. HEEG, S.; BÄUERLE, K. (2004):
Freiräume - Gärten für Menschen mit Demenz; 1. Reihe: Planen und Bauen. Stuttgart: Mabuse-Verlag, 54.
112
Abb. 16: Eine Trockensteinmauer passt sich natürlich in die Landschaft ein.
BORCHARDT, W. (1997): Pflanzenverwendung im Garten- und Landschaftsbau; Bd.
6: Der Gärtner: Lehr- und Arbeitsbuch in sechs Bänden. 2. Aufl., Stuttgart: Ulmer,
134.
Abb. 17: Ein Holzzaun ist individuell gestaltbar und passt sich der Umgebung an.
BENDLAGE, R. et al. (2009): Gärten für Menschen mit Demenz: Ideen und Planungsempfehlungen. Stuttgart: Ulmer, 63.
Abb. 26: Das maximale Gefälle für barrierefreie Wege soll 6% nicht überschreiten.
BENDLAGE, R. et al. (2009): Gärten für Menschen mit Demenz: Ideen und Planungsempfehlungen. Stuttgart: Ulmer, 71.
Abb. 18: An den Enden eines Handlaufes dürfen keine Fangstellen vorhanden sein
(links). BENDLAGE, R. et al. (2009): Gärten für Menschen mit Demenz: Ideen und
Planungsempfehlungen. Stuttgart: Ulmer, 76.
Abb. 27: Eine indirekte Beleuchtung entlang eines Weges ist blendfrei und gibt
Sicherheit. KLEINOD, B. (2003): Gärten für Senioren pflegeleicht gestalten. Stuttgart:
Ulmer, 46.
Abb. 19: Die Enden eines Handlaufes werden abgerundet (rechts). BENDLAGE, R. et
al. (2009): Gärten für Menschen mit Demenz: Ideen und Planungsempfehlungen.
Stuttgart: Ulmer, 76.
Abb. 28: Die roten Zweigen des Hartriegels (Cornus alba ‘Sibirica‘) bringen einen
Winteraspekt. BENDLAGE, R. et al. (2009): Gärten für Menschen mit Demenz: Ideen
und Planungsempfehlungen. Stuttgart: Ulmer, 48.
Abb. 20: Unterschiedlich große Bohrungen im Handlauf dienen als Tasterlebnis.
BENDLAGE, R. et al. (2009): Gärten für Menschen mit Demenz: Ideen und Planungsempfehlungen. Stuttgart: Ulmer,77.
Abb. 29: Prächtige Herbstfärbung der Felsenbirne (Amelanchier lamarckii).
LORENZ VON EHREN - BAUMSCHULEN SEIT 1865 (Hrsg.)
Online: http://lve-baumschule.de/news/herbstfaerbung-faszinierende-farbspiele
(27.09.2012)
Abb. 21: Drehbare Tastkugel aus Stahl mit Noppen. BENDLAGE, R. et al. (2009):
Gärten für Menschen mit Demenz: Ideen und Planungsempfehlungen. Stuttgart:
Ulmer, 77.
Abb. 22: Ein Geländer aus Sicherheitsglas bietet eine transparente Raumgrenze zur
Umgebung und ist nicht übersteigbar. BENDLAGE, R. et al. (2009): Gärten für Menschen mit Demenz: Ideen und Planungsempfehlungen. Stuttgart: Ulmer, 80.
Abb. 23: Die senkrechten Verstrebungen an diesem Geländer verhindern das
Übersteigen. BENDLAGE, R. et al. (2009): Gärten für Menschen mit Demenz: Ideen
und Planungsempfehlungen. Stuttgart: Ulmer, 80.
Abb. 24: Wegebreite für Rollstuhlwege. BENDLAGE, R. et al. (2009): Gärten für Menschen mit Demenz: Ideen und Planungsempfehlungen. Stuttgart: Ulmer,70.
Abb. 25: Wegebreite für Rollstuhlwege mit Sitzplätzen. BENDLAGE, R. et al. (2009):
Gärten für Menschen mit Demenz: Ideen und Planungsempfehlungen. Stuttgart:
Ulmer, 70.
Abb. 30: Das Gestaltungsprinzip der Wiederholung verleiht einem Raum Ordnung
und Struktur. BORCHARDT, W. (1997): Pflanzenverwendung im Garten- und Landschaftsbau; Bd. 6: Der Gärtner: Lehr- und Arbeitsbuch in sechs Bänden. 2. Aufl.,
Stuttgart: Ulmer, 80.
Abb. 31: An diesem Hochbeet kann im Stehen gearbeitet werden. KLEINOD, B.
(2003): Gärten für Senioren pflegeleicht gestalten. Stuttgart: Ulmer, 102.
Abb. 32: An Tischbeeten können auch Personen im Rollstuhl arbeiten; es ist von
allen Seiten unterfahrbar. BENDLAGE, R. et al. (2009): Gärten für Menschen mit
Demenz: Ideen und Planungsempfehlungen. Stuttgart: Ulmer, 96.
Abb. 33: Die Maße eines Tischbeetes sind auf die Proportionen und
Größenverhältnisse von Personen im Rollstuhl oder Personen in einem Stuhl
angepasst. KLEINOD, B. (2011): Neue Ideen für Hochbeete: Beetvariationen, Pflanzterrassen, Tischbeete, mobile Gärten. Darmstadt: Pala-Verl., 34.
113
Abb. 34: Auch kleine Elemente wie diese zwei Wasserschalen bringen ein Erlebnis.
BENDLAGE, R. et al. (2009): Gärten für Menschen mit Demenz: Ideen und Planungsempfehlungen. Stuttgart: Ulmer, 83.
Abb. 35: Im Handel werden auch fertige Brunnenanlagen angeboten. BENDLAGE, R.
et al. (2009): Gärten für Menschen mit Demenz: Ideen und Planungsempfehlungen.
Stuttgart: Ulmer, 83.
Abb. 36: Auf diesem Platz dienen Sonnenschirme als Schutz gegen extreme Hitze;
Sonnenschirme dienen als mobiler Sonnenschutz. BENDLAGE, R. et al. (2009): Gärten für Menschen mit Demenz: Ideen und Planungsempfehlungen. Stuttgart: Ulmer,
83.
Abb. 37: Seniorengerechte Sitzbänke weisen eine steile Rückenlehne und eine
Armablage auf; sie erleichtern somit das Aufstehen. BENDLAGE, R. et al. (2009):
Gärten für Menschen mit Demenz: Ideen und Planungsempfehlungen. Stuttgart:
Ulmer, 85.
Abb. 38: Seniorengerechte Sitzbank. BENDLAGE, R. et al. (2009): Gärten für Menschen mit Demenz: Ideen und Planungsempfehlungen. Stuttgart: Ulmer, 85.
Abb. 39: Spezielle Sonnenliege für ältere Personen. BENDLAGE, R. et al. (2009):
Gärten für Menschen mit Demenz: Ideen und Planungsempfehlungen. Stuttgart:
Ulmer, 86.
Abb. 40: Lageplan: Die zwei Wohngemeinschaften (WG 1 und WG 2) befinden sich
an der Jane-Tilde-Gasse; die grünen Bereiche zeigen die jeweiligen Freiräume.
Plangrundlage: http://www.wien.gv.at/stadtplan/ (22.09.2012).
Eigene Überarbeitung.
Abb. 41: Ausblick in den Freiraum der WG 1 und die umliegenden Gebäude.
Eigenes Foto (07.05.2012)
Abb. 42: Bestandsaufnahme der Wohngemeinschaft 1 (rechts):
Plangrundlage: ARCHITEKTEN PERETTI + PERETTI (2008): Bestandsplan: Wohnhausanlage 1210 Wien, Brünnerstraße 238a für WBV GÖD: Wohnbauvereinigung der
114
Gewerkschaft öffentlicher Dienst gemeinnützige Gesellschaft m. b. H.: Erdgeschoß.
Wien: Maßstab 1:100. Eigene Überarbeitung.
Abb. 43: Am Gebäude befindet sich ein gepflasterter Bereich mit Tischgruppen.
Eigenes Foto (07.05.2012)
Abb. 44: Bestandsaufnahme der Wohngemeinschaft 2 (rechts).
Plangrundlage: ARCHITEKTEN PERETTI + PERETTI (2008): Bestandsplan: Wohnhausanlage 1210 Wien, Brünnerstraße 238a für WBV GÖD: Wohnbauvereinigung der
Gewerkschaft öffentlicher Dienst gemeinnützige Gesellschaft m. b. H.: Erdgeschoß.
Wien: Maßstab 1:100. Eigene Überarbeitung.
Abb. 45: Längsrechteckiger Freiraum der zweiten Wohngemeinschaft (WG 2); die
Außengrenze bildet ein Maschendrahtzaun mit einer Ligusterhecke.
Eigenes Foto (07.05.2012)
Abb. 46: WG1: Der Blick zum Kinderspielplatz ist frei; es finden sich nur vereinzelte
Stauden. Eigenes Foto (07.05.2012)
Abb. 47: Gestaltelemente: Bemalte Sitzbank in der nordöstlichen Ecke.
Eigenes Foto (07.05.2012)
Abb. 48: Tischbeet mit Frühlingsblumen bei der WG 1. Eigenes Foto (07.05.2012)
Abb. 49: Hochbeet und Tischbeet bei der WG 2. Eigenes Foto (07.05.2012)
Abb. 50: Westlicher Teilbereich der WG 1 – „Wirtschaftshof“; die Brüstung zur
Tiefgarageneinfahrt wirkt hier sehr niedrig und wurde zum Teil mit Hainbuchen
(Carpinus betulus) kaschiert. Eigenes Foto (07.05.2012)
Abb. 51: Bestandsanalyse WG 1: Blickbeziehungen vom Gebäude in den Freiraum
und im Freiraum. Eigene Bearbeitung.
Abb. 52: Bestandsanalyse WG 1: Raumstruktur und Raumqualtität. Eigene
Bearbeitung.
Abb. 53: Bestandsanalyse WG 2: Blickbeziehungen vom Gebäude in den Freiraum
und im Freiraum. Eigene Bearbeitung.
Abb. 64: Das Tischbeet aus Holz ist mit Himbeeren (Rubus idaeus) bepflanzt.
Eigenes Foto (14.05.2012)
Abb. 54: Bestandsanalyse WG 2: Raumstruktur und Raumqualtität. Eigene Bearbeitung.
Abb. 65: Stahlgeländer mit vorgesetzter Glasfront. Eigenes Foto (14.05.2012)
Abb. 55: Der Bereich hinter dem Treppengarten wirkt sehr ruhig; er liegt nicht zur
Gänze im Blickfeld der BetreuerInnen. Eigenes Foto (07.05.2012)
Abb. 56: Die abgelegene Nische mit der Sitzbank bildet einen Rückzugsort.
Eigenes Foto (07.05.2012)
Abb. 57: Schnitt durch den Treppengarten. Eigenes Foto (07.05.2012)
Abb. 58: Treppengarten. Eigenes Foto (07.05.2012)
Abb. 59: Bei der WG2 gibt es eine Blickbeziehung zum Heerespital der Kaserne.
Eigenes Foto (07.05.2012)
Abb. 60: Im Lageplan wird das Pflege- und Sozialzentrum Pramergasse (graue
Fläche) und der zugehörige Freiraum ersichtlich (grüne Fläche).
Plangrundlage: http://www.wien.gv.at/stadtplan/ (22.09.2012).
Eigene Überarbeitung.
Abb. 61: Nördlicher Teilbereich des Dachgartens mit Blick Richtung Süden.
Eigenes Foto (14.05.2012)
Abb. 62: Bestandsaufnahme des CS Pflege- und Sozialzentrums – Pramergasse
(rechts).
Plangrundlage: ARCHITEKTEN RESCH + PARTNER (1997): Bestandsplan: Caritas
Socialis - Pflege und Sozialzentrum 1090 Wien: Neubau Pramergasse 7: Grundriss, 2.
Obergeschoß und 3. Obergeschoß. Wien: 1:100. Eigene Überarbeitung.
Abb. 66: Die Nischen am Weg dienen als kommunikationsfördernde Bereiche.
Eigenes Foto (14.05.2012)
Abb. 67: Diese Wegnische dients u. a. als Pausenaufenthalt für das Personal.
Eigenes Foto (14.05.2012)
Abb. 68: Der Freiraum beim Tageszentrum im ersten Stock enthält viele
Aufenthaltsmöglichkeiten an Tischgruppen, die jeweils mit Sonnenschirmen
ausgestattet sind. Eigenes Foto (14.05.2012)
Abb. 69: Bestandsanalyse: Blickbeziehungen vom Gebäude in den Freiraum und im
Freiraum. Eigene Bearbeitung.
Abb. 70: Bestandsanalyse: Raumstruktur und Raumqualtität. Eigene Bearbeitung.
Abb. 71: Der Storchschnabel (Geranium macrorrhizum) blüht hier sehr üppig.
Eigenes Foto (14.05.2012)
Abb. 72: Eine Kolkwitzie (Kolkwitzia amabilis) bringt einen besonderen
Frühjahrsaspekt. Eigenes Foto (14.05.2012)
Abb. 73: Die weiße Borke der Birke (Betula papyrifera) hat einen besonderen
Zierwert. Eigenes Foto (14.05.2012)
Abb. 74: Lageplan: Die graue Fläche zeigt das Pflege- und Sozialzentrum Kalksburg,
die grüne Fläche den zugehörigen Freiraum.
Plangrundlage: http://www.wien.gv.at/stadtplan/ (22.09.2012).
Eigene Überarbeitung.
Abb. 63: Südlicher Teilbereich des Dachgartens mit Blick Richtung Norden.
Eigenes Foto (14.05.2012)
115
Abb. 75: Ein breiter Weg mündet zur großzügigen Terrasse; dort befindet sich ein
Gebäudezugang. Eigenes Foto (21.05.2012)
Abb. 76: Der zweite Gebäudezugang befindet sich beim Festsaal.
Eigenes Foto (21.05.2012)
Abb. 77: Die Terrasse liegt geschützt in einem hofartigen Bereich zwischen den
Gebäudetrakten. Eigenes Foto (21.05.2012)
Abb. 78: Zwei Hochbeete mit Kräutern liegen direkt am Weg.
Eigenes Foto (21.05.2012)
Abb. 79: Vor dem Geräteschuppen steht ein mobiler Pflanztisch.
Eigenes Foto (21.05.2012)
Abb. 80: Bestandsaufnahme des CS Pflege- und Sozialzentrums – Kalksburg (rechts).
Plangrundlage: DI FINA, J., Ingenieurkonsulent für Landschaftsplanung (2008): Entwurf: Kleines Alpinum und Terrassenverbreiterung. Wien: Maßstab 1:50.
Abb. 87: Bestandsanalyse: Raumstruktur und Raumqualität. Eigene Bearbeitung.
Abb. 88: Sichtschutzelemente aus Holz gliedern den Gesamtraum in zwei
Teilbereiche. Im nördlichen Teilbereich entstehen dadurch zwei Rückzugsorte.
Eigene Skizze.
Abb. 89: In der zweiten Wohngemeinschaft gliedert sich der Gesamtraum in vier
Teilbereiche. Mit Rosen bewachsene Stahlelemente dienen als „Tore“ in diese
Bereiche. Eigene Skizze.
Abb. 90: Planungsidee für die Beete im Treppengarten. Eigene Skizze.
Abb. 91: Entwurfsidee für die zweite WG. Eigene Skizze.
Abb. 92: Entwurfsidee zur ersten WG. Eigene Skizze.
Abb. 81: Moderner Pumpbrunnen aus Stahl. Eigenes Foto (21.05.2012)
Abb. 93: In dem südlichen, ovalen Pflanzbereich befindet sich ein pflegextensives
Kiesbeet. Darin stehen Betonschachtringe, die mit sinnesanregenden Pflanzen
bepflanzt werden können. Ein Kleinbaum in einem Pflanztrog dient als Leitpflanze
im Gesamtraum. Eigene Skizze.
Abb. 82: Futterhäuschen für Vögel. Eigenes Foto (21.05.2012)
Abb. 94: Entwurfsidee für den Dachgarten in der Pramergasse. Eigene Skizze.
Abb. 83: Südlich der Kapelle befindet sich ein Therapieraum.
Eigenes Foto (21.05.2012)
Abb. 95: Der "Birkenplatz" dient als schattenspendender Rückzugsort oder als Ort
für verschiedene Aktivitäten. Eigene Skizze.
Abb. 84: Der Pavillon im östlichen Gartenbereich kann als Raum für Aktivitäten oder
als Rückzugsort dienen. Eigenes Foto (21.05.2012)
Abb. 96: Entwurfsidee für den Garten in Kalksburg. Eigene Skizze.
Abb. 85: Der „Festplatz“ ist ein besonderer Ort für Feiern, Aktivitäten und für die
Ruhe. Eigenes Foto (21.05.2012)
Abb. 86: Bestandsanalyse: Blickbeziehungen vom Gebäude in den Freiraum und im
Freiraum. Eigene Bearbeitung.
116
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Die acht verschiedenen Raumcharaktere in einem Garten.
STIGSDOTTER, U. A.; GRAHN, P. (2002): What makes a Garden a Healing Garden? In:
Journal of Therapeutic Horticulture, 13, 65.
117
ANHANG
Pflanzen für die Sinne
(BENDLAGE et al., 2009, 128-138; eigene Überarbeitung)
Botanischer Name
Sonnig ○
Halbschattig
Deutscher Name
Schattig
Besonderheit
Standortanspruch
Blütezeit
Blütenfarbe
•
Sehen
Großbäume bis 20m
Acer platanoides
Spitz-Ahorn
Gelbe Herbstfärbung; „Propeller“-Samen
○
V
gelb
Betula papyrifera
Papier-Birke
Weiße Rinde schält sich auffallend stark ab
○
IV
blassgrün
Paulownia tomentosa
Chinesischer Blauglockenbaum
Sehr große, behaarte Blätter; aufrechte Blüte
vor dem Austrieb
IV-V
violett
Quercus rubra
Rot-Eiche
Schöne Herbstfärbung
V
gelb
Sorbus aucuparia ‘Edulis‘
Gewöhnliche Esche
Vogelnährgehölz; Früchte mit hohem
V-VI
weiß
V
gelb
V-VI
weiß
V-VI
gelb
IV-V
weiß
V
weiß
IV
weiß
Vitamin C-Gehalt
○-○
○--
Kleinbäume bis 10m
Acer pensylvanicum
Streifen-Ahorn
Grüne Rinde mit dekorativen weißen
Streifen
Davidia involucrata var. vilmoriniana
Sichuan-Taubenbaum,
Taschentuschbaum
Herabhängende Blüten wie Taschentücher;
geschützte Lage
Eleagnus angustifolia
Schmalblättrige Ölweide
Vogelnährgehölz; silbrige Borke sich in Streifen lösend; Früchte essbar; Dornen bis 3cm
Länge!
○-○--
○
Malus domestica ‘Cox Orangen
Renette’
Kultur-Apfel
Ertragspflanze; Vogelnährgehölz
Malus domestica ‘Elstar’
Kultur-Apfel
Ertragspflanze; Vogelnährgehölz
○
Phellodendron amurense
Amur-Korkbaum
Schöne korkige Rinde; goldgelbe Herbstfärbung; stark stinkende Frucht!
○
○
121
Botanischer Name
Sonnig ○
Halbschattig
Prunus cerasus ‘Schattenmorelle’
Prunus domestica
‘Hauszwetschke‘
Deutscher Name
Schattig
Besonderheit
Standortanspruch
Blütezeit
Blütenfarbe
○
IV
weiß
○
V
weiß
○--
IV-V
weiß
○--
IV-V
weiß
•
Sauer-Kirsche
Pflaume
Ertragspflanze; Vogelnährgehölz
Ertragspflanze; Frühjahrsblüher;
Vogelnährgehölz
Vogelnährgehölz; starker Blütenduft; ganze
Pflanze schwach giftig!
Prunus padus
Traubenkirsche
Prunus serrula
Mahagoni-Kirsche
Prunus serrula ‘Kazan‘
Grannen-Kirsche
Rosafarbene, dicht gefüllte Blüten; beim
Verblühen entsteht Blütenteppich
○
V
rosa
Pyrus communis ‘Clapps Liebling‘
Kultur-Birne
Ertragspflanze; Vogelnährgehölz
○
V
weiß
Pyrus communis ‘Conference‘
Kultur-Birne
Ertragspflanze; Vogelnährgehölz
○
V
weiß
Gewöhnliche
Blätter besonders im Austrieb grau-filzig;
Früchte essbar; Vogelnährgehölz
○--
V-VI
weiß
○--
IV
weiß
VI
hellgelb
Sorbus aria
Mehlbeehre
Glänzende mahagonibraune Rinde;
Frühjahrsblüher
Großsträucher über 2m
Amelanchier lamarkii
Kupfer-Felsenbirne
Frühjahrsblüher; rote Herbstfärbung; essbare Früchte
Decaisnea fargesii
Blauschote
Blaue, bohnenartige Früchte auffallend im
gelben Herbstlaub; spätfrostgefährdend
Hybrid-Zaubernuss
Winterblüher; Blüte stark duftend
○--
I-III
orange
Blüte parallel mit Laubfall; duftend
○--
I-III
gelb
○--
VI
weiß
Hamamelis x intermedia
‘Feuerzauber‘
Hamamelis virginiana
Philadelphus coronarius
122
Herbstblühende
Zaubernuss
Gewöhnlicher Pfeifenstrauch
Starker Duft
○
Botanischer Name
Sonnig ○
Halbschattig
Deutscher Name
Schattig
Besonderheit
Standortanspruch
Blütezeit
Blütenfarbe
•
Sambucus nigra
Schwarzer Hollunder
Vogelnährgehölz; unreife Früchte und frische
Rinde schwach giftig!
○--
VI-VII
weiß
Spiraea x vanhouttei
Belgischer Spierstrauch
Frühjahrblüher; zahlreiche Blütendolden
○--
V-VI
weiß
Syringa vulgaris ‘Charles Joly‘
Garten-Flieder
Reich blühend; stark duftend
○--
V-VI
rosa
Viburnum x bodnatense ‘Dawn‘
Bodnant-Schneeball
Winterblüher; stark duftend
○--
III-IV
rosa
Strauchrosskastanie
Große raue Blätter; große Blüte
○--
VII-VIII
weiß
Schmalblättrige
Berberitze
Vogelnährgehölz; überreichblühend; spitze
Dornen!
○--
V-VI
gelb
Clandon-Bartblume
Sommerblüher; Insektennährgehölz
○
VIII-IX
blau
Säckelblume
Insektennährgehölz; geschütze Lage
notwendig!
○
VII-X
blau
Cornus alba ’Sibirica’
Tatarischer Hartriegel
Winteraspekt durch leuchtend rote Rinde
○--
V
weiß
Cornus sericea subsp. sericea
‘Flaviramea’
Gewöhnlicher Weißer
Hartriegel
Winteraspekt durch leuchtend hellgrüngelbe
Rinde
○--
V
weiß
Edelrose ‘Friesia’
Rose
Auch zum Schnitt geeignet
○--
V-X
gelb
Fothergilla major
Großer
Federbuschstrauch
Blüten duften nach Honig; außergewöhnliche
Herbstfärbung
○--
V
hellgelb
Hydrangea paniculata ‘Kyushu‘
Rispen-Hortensie
Starker Duft; Insektenanflug
○-
VII-IX
hellgelb
Kleinsträucher bis 2m
Aesculus parviflora
Berberis x stenophylla
Caryopteris x clanodensis
‘Heavenly Blue’
Ceanothus x delilianus
‘Gloire de Versailles’
123
Botanischer Name
Sonnig ○
Halbschattig
Deutscher Name
Schattig
Besonderheit
Standortanspruch
Hortensie
Blaue Blütenfarbe nur auf Böden mit saurem
ph-Wert
○-
Kerria japonica
Japanisches Goldröschen, Ranunkelstrauch
Frühjahrsblüher; Samen schwach giftig!
Starker Duft
Spirea x arguta
Blütenfarbe
•
Hydrangea serrata ‘Bluebird‘
Philadelphus ‘Dame Blanche‘
Blütezeit
Gewöhnlicher
Pfeifenstrauch
VII-X
blau
○-
IV-V
gelb
○--
VI
weiß
•
Braut-Spiere
Frühjahrsblüher; zahlreiche Blütendolden
○
IV-V
weiß
KolomiktaStrahlengriffel
Verfärbte Blattspitzen; stachelbeerähnliche
Früchte
○
V
weiß
Rundblättriger
Baumwürger
Auffallend zahlreiche rote Früchte; leuchtend
gelbe Herbstfärbung
○--
VI
gelb
Clematis ‘Nelly Moser‘
Clematis, Waldrebe
Große Blüten lilarosarot gestreift
○--
V-VI
rosa
Clematis montana ‘Rubens‘
Berg-Waldrebe
Blütenfülle im Frühjahr
○--
V-VI
rosa
Rosa ‘Compassion‘
Kletterrose
Bis 2,50m hoch kletternd
○--
V-X
rosa
Rosa ‘Pauls Himalayan Musk Rambler’
Kletterrose
Einmalblühend; bis 10m hoch kletternd
○--
VI-IX
rosa
Vitis coignetiae
Rostrote Rebe
○--
VI-VII
braunrot
VI
weiß
Kletterpflanzen
Actinidia kolomikta
Celastrus orbiculatus
Große, unterseits rostig-filzige Blätter;
prächtige Herbstfärbung
Bodendecker
Cornus canadensis
124
Großer Federbuschstrauch
•
Botanischer Name
Sonnig ○
Halbschattig
Deutscher Name
Schattig
Besonderheit
Standortanspruch
Blütezeit
Blütenfarbe
•
Potentilla fruticosa ‘Goldteppich‘
Fingerkraut
Leuchtende Blüte
○--
VI-IX
gelb
Spirea japonica ‘Dart’s Red‘
Japanischer Spierstrauch
Bis 80cm hoch; Leuchtend rubinrote Blüte
○--
VI-IX
rot
Ajuga reptans ‘Altropurpurea‘
Kriechender Günsel
Metallisch glänzende, braunrote Blätter
IV-V
violett
Alchemilla mollis
Weicher Frauenmantel
Leicht behaarte und eingebuchtete Blätter;
Tautropfenbildung
VI-VII
hellgelb
Alyssum arduini
Steinkraut
Zitronengelber Blütenteppich
○
IV-V
hellgelb
Aster novi-belgii ‘Dauerblau‘
Glattblatt-Aster
Vogelnährgehölz; reich und lange blühend
○
IX-X
dunkelblau
Astilbe arendsii ‘Brautschleier‘
Garten-Astilbe, Prachtspiere
Gute Schattenstaude
-
VII-IX
weiß
Astilbe chinensis var. taquetii
‘Superba’
China-Astilbe;
Prachtspiere
Robuster Flächenbegrüner
VII-VIII
magenta
Aubrieta cultorum ‘Blaumeise’
Blaukissen
Blaue Blütenkissen
○
IV-V
dunkelblau
Brunnera macrophylla
Großblättriges
KaukasusVergissmeinnicht
Üppiger Frühjahrsblüher; rauhaarige Blätter
○-
•
VI-V
blau
Campanula poscharskyana ‘Blauranke’
HängepolsterGlockenblume
Lichtblauer Blütenteppich
○--
VI-VIII
hellblau
Gypsophila paniculata ‘Bristol Fairy’
Rispiges Schleierkraut
Wuschelige Blütenstände
○
VII-VIII
weiß
Iberis sempervirens ‘Schneeflocke’
Immergrüne
Schleifenblume
Dichter weißer Blütenteppich
○
IV-V
weiß
Stauden
•
○--
•
○--
125
Botanischer Name
Sonnig ○
Halbschattig
Deutscher Name
Schattig
Besonderheit
Standortanspruch
Blütezeit
Blütenfarbe
•
Lavandula angustifolia ‘Hidcote Blue’
Echter Lavendel
Dunkelviolette Blüte; kompakter Wuchs;
lockt Schmetterlinge an
Ligularia przewalskii
Ligularie, Goldkolben
Kerzengerade gelbe Blüten
Ligularia x hessei
Riesen-Ligularie
Große Blätter
Lysimachia nummularia
Pfennigkraut
Teppichbildend
Lythrum salicaria ‘Robert‘
Blut-Weiderich
Kompakter Wuchs
Mimulus luteus
Gelbe Gauklerblume
Rudbeckia fulgida var. sullivantii
‘Goldsturm‘
Sonnenhut
Überreich im Spätsommer
Salvia nemorosa ‘Ostfriesland‘
Steppen-Salbei
Leuchtend dunkelviolette Blüten
Sedum telephium ‘Herbstfreude ‘
Purpur-Fetthenne
Waldsteinia ternata
Dreiblättrige Waldsteinie, Golderdbeere
Immergrün; dichte Flächen bildend
Calamagrostis x acutiflora ‘ Karl
Foerster‘
Gartensandrohr
Straffe aufrechte Ähren; Herbstfärbung
bräunlich-orange
Festuca cinerea
Blauschwingel
Miscanthus sinensis ‘Gracilimus‘
Silber-Chinaschilf
VII-VIII
violett
○--
VIII-IX
gelb
○--
VII-VIII
gelb
V-VII
gelb
○--
VI-VIII
magenta
○--
V-VIII
gelb
○
VIII-IX
gelb
○
VI-VII
violett
○
IX-X
rosa
•
IV-V
gelb
○
VI-VIII
gelbbraun
Graublaue Polsterhorste bis 20cm
○
VI-VIII
grünblau
Dichte, feinblättrige Horste; raschelnde Halme
○
VIII-IX
silber
Eigenartig geformte Lippenblüte; reich
blühend; auch für Uferbepflanzung
Im Spätsommer blühend; lockt
Schmetterlinge an; fleischig hellgrüne Blätter
○
○
○-
Gräser
126
Botanischer Name
Sonnig ○
Halbschattig
Deutscher Name
Schattig
Besonderheit
Standortanspruch
Blütezeit
Blütenfarbe
•
Miscanthus sinensis ‘Silberfeder ‘
Silber-Chinaschilf
Hochwüchsig bis 200cm
○
VIII-IX
silber
Mollinia arundinacea ‘Karl Foerster‘
Rohr-Pfeifengras
Feingliedrige Rispenblüten
○
VIII-X
gelbbraun
Pyllostachys nigra
Schwarzrohr-Bambus
Schwarze Bambusrohre; ausläufertreibend
Stipa gigantea
Riesen-Federgras
Lockere Zitterhafe-Blüten
○
VII-IX
blassgelb
Rosmarin
Lockt Schmetterlinge an; schwach giftig; kann
gelegentlich Kontaktallergie auslösen
○
V
hellblau
Caltha palustris
Gewöhnliche SumpfDotterblume
Sumpfpflanze; ganze Pflanze ist giftig!
○--
IV-V
gelb
Cerathophyllum demersum
Gewöhnliches RauesHornblatt
Unterwasserpflanze
○--
VI-IX
Iris pseudacorus
Sumpf-Schwertlilie
Sumpfpflanze; ganze Pflanze ist giftig!
○--
V-VII
gelb
Mentha aquatica
Wasser-Minze
Sumpfpflanze
VI-VIII
violett
Nuphar lutea
Gelbe Teichrose
Sumpfpflanze; ganze Pflanze ist giftig!
VI-VIII
gelb
Nymphea alba
Weiße Seerose
Schwimmpflanze; ganze Pflanze ist giftig!
VI-IX
weiß
○--
Gewürzpflanzen
Rosmarinus officinalis
Wasserpflanzen
○
○-○
127
Botanischer Name
Sonnig ○
Halbschattig
Deutscher Name
Schattig
Besonderheit
Standortanspruch
Blütezeit
Blütenfarbe
•
Riechen
Großbäume bis 20m
Tilia cordata
Winter-Linde
Blüten süßlich duftend
Tilia tomentosa
Silber-Linde
Stark duftend; Blattunterseite weiß-filzig
Cercidiphyllum japonicum
Kuchenbaum
Falllaub duftet nach Zimt und Karamell; bunte Herbstfärbung
Malus domestica ‘Cox Orangen
Renette‘
Kultur-Apfelbaum
Ertragspflanze; Vogelnährgehölz
Malus domestica ‘Elstar’
Kultur-Apfel
Prunus cerasus ‘Schattenmorelle’
○--
VII
hellgelb
VII-VIII
hellgelb
IV
dunkelrot
○
IV-V
weiß
Ertragspflanze; Vogelnährgehölz
○
V
weiß
Sauer-Kirsche
Ertragspflanze; Vogelnährgehölz
○
IV
weiß
Prunus domestica ‘Hauszwetschke‘
Pflaume
Ertragspflanze; Frühjahrsblüher; Vogelnährgehölz
○
V
weiß
Prunus padus
Traubenkirsche
Vogelnährgehölz; starker Blütenduft; ganze
Pflanze schwach giftig!
IV-V
weiß
Pyrus communis ‘Clapps Liebling‘
Kultur-Birne
Ertragspflanze; Vogelnährgehölz
○
V
weiß
Pyrus communis ‘Conference‘
Kultur-Birne
Ertragspflanze; Vogelnährgehölz
○
V
weiß
Wintergrüne Ölweide
Wintergrün; Blätter lederartig
-
X-XI
weiß
○
Kleinbäume bis 10m
○--
○--
Großsträucher über 2m
Elaeagnus x ebbingei
128
•
Botanischer Name
Sonnig ○
Halbschattig
Deutscher Name
Schattig
Besonderheit
Standortanspruch
Blütezeit
Blütenfarbe
•
Hamamelis x intermedia ’Feuerzauber’
Hybrid-Zaubernuss
Winterblüher; Blüte stark duftend
○--
I-III
hellgelb
Hamamelis virginiana
Virginische Zaubernuss
Blüte parallel mit Laubfall; duftend
○--
X-XI
gelb
Staphylea colchica
Kolchische Pimpernuss
○--
V
weiß
Syringa vulgaris ‘Charles Joly‘
Garten-Flieder
Reich blühend; stark duftend
○--
V-VI
rosa
Viburnum bodnantense ‘Dawn‘
Bodnant-Schneeball
Winterblüher; Blüte stark duftend
○--
III-IV
rosa
Edelrose ‘Friesia‘
Rose
Auch zum Schnitt geeignet
○--
V-X
gelb
Fothergilla major
Großer Federbuschstrauch
Blüten duften nach Honig; außergewöhnliche
Herbstfärbung
○--
V
hellgelb
Hydrangea paniculata ‘Kyushu‘
Rispen-Hortensie
Starker Duft; Insektenanflug
VII-IX
hellgelb
Philadelphus ’Dame Blanche‘
Pfeifenstrauch
Starker Duft
○--
VI
weiß
Spirea x arguta
Braut-Spiere
Stark duftend
○--
IV-V
weiß
Rosa ‘Paul’s Himalayan Musk Rambler‘
Kletterrose
Einmalblühend; bis 10m Höhe kletternd
○--
Rosa ‘Compassion‘
Kletterrose
Bis 2,50m Höhe kletternd
○--
Fruchtkapsel erzeugt bei Wind
Klappergeräusch; duftend
Kleinsträucher bis 2m
○
Kletterpflanzen
rosa
V-X
rosa
129
Botanischer Name
Sonnig ○
Halbschattig
Deutscher Name
Schattig
Besonderheit
Standortanspruch
Blütezeit
Blütenfarbe
•
Stauden
Geranium macrorrhizum ‘Ingwersen
Var.‘
Felsen-Storchschnabel
Hemerocallis citrina
Zitronen-Taglilie
Hemerocallis ‘Crimson Glory‘
Lavandula angustifolia ‘Hidcote Blue‘
•
○-
V-VII
magenta
Zitronengelbe, stark duftende Blüten
○--
VI-VIII
hellgelb
Taglilie
Reichblühend
○--
VI-VIII
rot
Echter Lavendel
Dunkelviolette Blüte; Kompakter Wuchs;
lockt Schmetterlinge an
○
VII-VIII
violett
Gewürzpflanzen
Hyssopus officinalis
Ysop
○
VII-VIII
blau
Melissa officinalis
Zitronen-Melisse
○
VI-VII
weiß
Mentha x piperita
Pfefferminze
○
VIII-IX
weiß
Origanum vulgare
Gewöhnlicher Dost,
Majoran
○
VII-IX
violet
Rosmarinus officinalis
Rosmarin
○
V
hellblau
Thymus x citriodorus ‘Golden Dwarf‘
Zitronen-Thymian
○
VI-VII
gelb
130
Lockt Schmetterlinge an; schwach giftig;
kann gelegentlich Kontaktallergie auslösen
Polsterbildend; stark duftende Blättchen
Botanischer Name
Sonnig ○
Halbschattig
Deutscher Name
Schattig
Besonderheit
Standortanspruch
Blütezeit
Blütenfarbe
•
Fühlen
Großbäume bis 20m
Betula papyrifera
Paulownia tomentosa
Papier-Birke
Weiße Rinde schält sich auffallend stark ab
Chinesischer
Sehr große, behaarte Blätter; aufrechte Blüte
vor dem Austrieb
Blauglockenbaum
○
IV
blassgrün
IV-V
violett
III
hellgelb
○
V-VI
weiß
○
VIII-IX
hellgelb
○--
Pinus wallichiana
Gewöhnliche TränenKiefer
Sehr lange weiche Nadeln; Zapfen
○
Sequoiadendron giganteum
Bergmammutbaum
Schwammig-weiche Rinde; die eingedrückt
werden kann
○
Kleinbäume bis 10m
Essbare Nüsse sitzen in Büscheln in tief
Corylus avellana
Baum-Hasel
Elaeagnus angustifolia
Schmalblättrige Ölweide
Phellodendron amurense
Amur-Korkbaum
Prunus serrula
Mahagonie-Kirsche
Glänzende mahagoniebraune Rinde; Frühjahrsblüher
○--
IV-V
weiß
Salix caprea ‘Mas‘
Sal-Weide
Große grausilbrige Blüten (Kätzchen)
○--
III-IV
hellgelb
Sorbus aria
Gewöhnliche Mehlbeere
Blätter besonders im Austrieb grau-filzig;
Früchte essbar
○--
V-VI
weiß
geschlitzter Hülle
Voglenährgehölz; sibrige Borke sich in Streifen lösend; Früchte essbar; Dornen bis 3cm
Länge
Schöne korkige Rinde; goldgelbe
Herbstfärbung; stark stinkende Frucht
○--
131
Botanischer Name
Sonnig ○
Halbschattig
Deutscher Name
Schattig
Besonderheit
Standortanspruch
Blütezeit
Blütenfarbe
•
Großsträucher über 2m
Hydrangea aspera subsp. sargentiana
Samt-Hortensie
Samtige bis raue Blätter
VIII-IX
rosa
Photinia davidiana
Lorbeer-Glanzmispel
Immergrüne, glänzend-ledrige Blätter
○--
VIII-IX
rosa
Mespilus germanica
Mispel
Früchte essbar mit leicht korkiger, filziger
Schale
○--
V-VI
weiß
Aesculus parviflora
Strauch-Rosskastanie
Große, raue Blätter; große Blüte
○--
VII-VIII
weiß
Pinus mugo ‘Mops‘
Berg-Kiefer, Latsche
Nadelgehölz
○--
VI-VII
gelb
Celastrus orbiculatus
Rundblättriger Baumwürger
Auffallend zahlreiche rote Früchte; leuchtend
gelbe Herbstfärbung
○--
VI
gelb
Hydrangea anomala subsp. petiolaris
Kletter-Hortensie
Blatt ledrig-fettig; Blüte süßlich duftend
○-
VI-VII
weiß
Vitis coignetiae
Rostrote Rebe
○--
VI-VII
braunrot
Kleinsträucher bis 2m
Kletterpflanzen
Große, unterseits rostig-filzige Blätter;
prächtige Herbstfärbung
•
Stauden
Alchemilla mollis
Weicher Frauenmantel
Leicht behaarte und eingebuchtete Blätter;
Tautropfenbildung
○--
VI-VII
hellgelb
Astilboides tabularis
Tafelblatt
Schildförmige, bis 50cm große Blätter
○--
VI-VII
weiß
132
Botanischer Name
Sonnig ○
Halbschattig
Deutscher Name
Schattig
Besonderheit
•
Standortanspruch
Blütezeit
Blütenfarbe
•
○-•
IV-V
rot
IV-V
blau
•
IV-V
weiß
○
VII-VIII
weiß
○-
VIII-IX
weiß
VI-VII
weiß
○
VIII-IX
gelb
○
IX-X
rosa
silbrig-filzige Blätter; Blüte unbedeutend
○
VI-VII
weiß
Gartensandrohr
Straffe, aufrechte Ähren; Herbstfärbung
bräunlich-orange
○
VI-VIII
gelbbraun
Molinia arunifolia ’Karl Foerster‘
Rohr-Pfeifengras
Feingliedrige Rispenblüten
○
VIII-X
gelbbraun
Pennisetum alopecuroides ‘Compressum‘
Japanisches Federborstengras
Federborstenähnliches Blütenstände
○
VII-IX
Stipa gigantea
Riesen-Federgras
Lockere Zitterhafer-Blüten
○
VIII-IX
Bergenia ‘Admiral‘
Bergenie
Große, glatte Blätter
Brunnera macrophylla
Großblättriges Kaukasus-Vergissmeinnicht
Üppiger Frühjahrsblüher; rauhaarige Blätter
Darmera peltata
Schildblatt
Große, kreisrunde Blätter; borstig-behaarte
Stiele
Gypsophila paniculata ‘Bristol Fairy‘
Rispiges Gipskraut
Wuschelige Blütenstände
Hosta sieboldiana ‘Elegans‘
Blaublatt-Funkie
Stahlblaue, große schmückende Blätter
Rodgersia podophylla ‘Rotlaub‘
Purdoms Schaublatt
Riesige, borstig-behaarte Blätter; Austrieb
bronzebraun
Rudbeckia fulgida var. sullivantii
‘Goldsturm‘
Gewöhnlicher
Sonnenhut
Überreich im Spätsommer blühend; etwas
behaarte Blätter
Sedum telephium ‘Herbstfreude‘
Purpur-Fetthenne
Stachys byzantina
Woll-Ziest
Calamagrostis x acutiflora ‘Karl
Foerster‘
Im Spätsommer blühend; lockt
Schmetterlinge an; fleischig-hellgrüne Blätter
○-
○-
•
○-•
Gräser
blassgelb
133
Botanischer Name
Sonnig ○
Halbschattig
Deutscher Name
Schattig
Besonderheit
Standortanspruch
Blütezeit
Blütenfarbe
•
Hören
Großbäume bis 20m
•
Carpinus betulus
Gewöhnliche Hainbuche
Langhaftendes Laub raschelt im Winter; auch
als Hecke geeingnet
○-
V
grün
Populus tremula
Zitter-Pappel, Espe
Blätter rascheln (zittern!) im Wind
○--
V
silber
Quercus robur
Stiel-Eiche
Langhaftendes Laub raschelt im Winter
○--
IV
Elaeagnus angustifolia
Schmalblättrige Ölweide
Vogelnährgehölz; silbrige Borke sich in Streifen lösend; Früchte essbar; Dornen bis 3cm
Länge!
○
Malus domestica ‘Cox Orangen
Renette‘
Kultur-Apfelbaum
Ertragspflanze; Vogelnährgehölz
○
IV-V
weiß
Malus domestica ‘Elstar’
Kultur-Apfel
Ertragspflanze; Vogelnährgehölz
○
V
weiß
Prunus cerasus ‘Schattenmorelle’
Sauer-Kirsche
Ertragspflanze; Vogelnährgehölz
○
IV
weiß
Prunus padus
Traubenkirsche
Vogelnährgehölz; starker Blütenduft; ganze
Pflanze schwach giftig!
IV-V
weiß
Pyrus communis ‘Clapps Liebling‘
Kultur-Birne
Ertragspflanze; Vogelnährgehölz
○
V
weiß
Pyrus communis ‘Conference‘
Kultur-Birne
Ertragspflanze; Vogelnährgehölz
○
V
weiß
Gewöhnliche
Blätter besonders im Austrieb grau-filzig;
Früchte essbar; Vogelnährgehölz
V-VI
weiß
Kleinbäume bis 10m
Sorbus aria
Großsträucher über 2m
134
Mehlbeehre
○--
○--
weiß
Botanischer Name
Sonnig ○
Halbschattig
Deutscher Name
Schattig
Besonderheit
Standortanspruch
Blütezeit
Blütenfarbe
•
Staphylea colchica
Kolchische Pimpernuss
Fruchtkapsel erzeugt bei Wind Klappergeräusch; duftend
○--
V
weiß
Sambucus nigra
Schwarzer Hollunder
Vogelnährgehölz; unreife Früchte und frische
Rinde schwach giftig!
○--
VI-VII
weiß
Schmalblättrige
Berberitze
Vogelnährgehölz; überreich blühend; spitze
Dornen!
○--
V-VI
gelb
Glattblatt-Aster
Vogelnährgehölz; reich und lange blühen
○
IX-X
dunkelblau
Calamagrostis x acutiflora ‘Karl
Foerster‘
Gartensandrohr
Straffe, aufrechte Ähren; Herbstfärbung
bräunlich-orange
○
VI-VIII
gelbbraun
Miscanthus sinensis ‘Gracilimus‘
Silber-Chinaschilf
Dichte, feinblättrige Horste; raschelnde Halme
○
VIII-IX
silber
Miscanthus sinensis ‘Silberfeder ‘
Silber-Chinaschilf
Hochwüchsig bis 200cm
○
VIII-IX
silber
Phyllostachys aurea
Goldrohr-Bambus
Bei Wind aneinanderreibende Halme
Kleinsträucher bis 2m
Berberis x stenophylla
Stauden
Aster novi-belgii ‘Dauerblau‘
Gräser
○--
135
Botanischer Name
Sonnig ○
Halbschattig
Deutscher Name
Schattig
Besonderheit
Standortanspruch
Blütezeit
Blütenfarbe
hellgelb
•
Schmecken
Großbäume bis 20m
Castanea sativa
Ess-Kastanie
Stark riechende Blüten; großer, stacheliger
Fruchtbecher
○--
VI-VII
Juglans regia
Echte Walnuss
Essbare Nüsse
○--
V
Sorbus aucuparia ‘Edulis‘
Gewöhnliche Eberesche,
Vogelbeere
Vogelnährgehölz; Früchte mit hohem
○--
V-VI
weiß
Corylus colurna
Baum-Hasel
○
III
hellgelb
Malus domestica ‘Cox Orangen
Renette‘
Kultur-Apfelbaum
Ertragspflanze; Vogelnährgehölz
○
IV-V
weiß
Malus domestica ‘Elstar’
Kultur-Apfel
Ertragspflanze; Vogelnährgehölz
○
V
weiß
Pyrus communis ‘Clapps Liebling‘
Kultur-Birne
Ertragspflanze; Vogelnährgehölz
○
V
weiß
Pyrus communis ‘Conference‘
Kultur-Birne
Ertragspflanze; Vogelnährgehölz
○
V
weiß
Prunus cerasus ‘Schattenmorelle’
Sauer-Kirsche
Ertragspflanze; Vogelnährgehölz
○
IV
weiß
Prunus domestica ‘Hauszwetschke‘
Pflaume
○
V
weiß
Sorbus aria
Gewöhnliche
Mehlbeehre
Vitamin-C-Gehalt
Essbare Nüsse sitzen in Büscheln in tief
geschnittenen Hülle
Ertragspflanze; Frühjahrsblüher;
Vogelnährgehölz
Blätter besonders im Austrieb grau-filzig;
Früchte essbar; Vogelnährgehölz
○--
V-VI
weiß
Frühjahrsblüher; rote Herbstfärbung; essbare
Früchte
○--
IV
weiß
Großsträucher über 2m
Amelanchier lamarkii
136
Kupfer-Felsenbirne
Botanischer Name
Besonderheit
Standortanspruch
Große Haselnuss
Ertragspflanze
○--
Rheum officinale
Gebräuchlicher Rhabarber
Ertragspflanze
Ribes ‘Silvergieters Schwarze‘
Schwarze Johannisbeere
Ribes ‘Rovada‘
Sonnig ○
Halbschattig
Deutscher Name
Schattig
Corylus maxima ‘Cosford‘
Blütezeit
Blütenfarbe
•
III-IV
weiß
○
VI-VII
weiß
Ertragspflanze
○
VI-VII
weiß
Rote Johannisbeere
Ertragspflanze
○
VI-VII
weiß
Ribes ‘Weisse Versailler‘
Weiße Johannisbeere
Ertragspflanze
○
VI-VII
weiß
Ribes ‘Hoenings Frühe‘
Gewöhnliche Stachelbeere
Ertragspflanze
○
VI-VII
weiß
Ribes ‘Rote Triumpf‘
Stachelbeere
Ertragspflanze
○
VI-VII
weiß
Vaccinium corymbosum ‘Berkeley‘
Heidelbeere
Ertragspflanze
○--
V
weiß
Vaccinium vitis-idaea
Preiselbeere
Ertragspflanze
○--
V-VI
rosa
Actinidia kolomikta
KolomiktaStrahlengriffel
Verfärbte Blattspitzen; stachelbeerähnliche
Früchte
○
V
weiß
Vitis ’Gelbe Seidentraube’
Weinrebe
Ertragspflanze
○
Fragaria vesca
Wald-Erdbeere
V-X
weiß
VII-VIII
blau
Kleinsträucher bis 2m
Kletterpflanzen
○--
Gewürzpflanzen
Hyssopus officinalis
Ysop
○
137
Botanischer Name
Sonnig ○
Halbschattig
Deutscher Name
Besonderheit
Standortanspruch
Blütezeit
Blütenfarbe
Schattig •
Melissa officinalis
Zitronen-Melisse
○
VI-VII
weiß
Mentha x piperita
Pfefferminze
○
VIII-IX
weiß
Origanum vulgare
Gewöhnlicher Dost,
Majoran
○
VII-IX
violet
Rosmarinus officinalis
Rosmarin
Lockt Schmetterlinge an; schwach giftig; kann
gelegentlich Kontaktallergie auslösen
○
V
hellblau
Thymus x citriodorus ‘Golden Dwarf‘
Zitronen-Thymian
Polsterbildend; stark duftende Blättchen
○
VI-VII
gelb
138
Giftige Pflanzen
(BENDLAGE et al., 2009, 139-147; eigene Überarbeitung)
Botanischer Name
Wenig oder kaum giftig (+)
Deutscher Name
Giftig +
Giftige Pflanzenteile
Stark giftig ++
Gehölze
Aesculus hippocastanum
Ailanthus altissima
Andromeda polifolia
Arctostaphylos uva-ursi
Artemisia absinthium
Aucuba japonica var. japonica
Buxus sempervirens
Calycanthus floridus
Caragana arborescens
Chaenomeles japonica var. japonica
Clematis alpina
Clematis recta
Clematis vitalba
Colutea arborescens
Cornus sanguinea
Cotoneaster-Arten
Continus coggygria
Cytisus scorparius
Rosskastanie
Götterbaum
Kahle Rosamrinheide
Echte Bärentraube
Echter Wermut
Japanische Aukube
Gewöhlicher Buchsbaum
Echter Gewürzstrauch
Gewöhnlicher Erbsenstrauch
Japanische Zierquitte
Alpen-Waldrebe
Aufrechte Waldrebe
Gewöhnliche Waldrebe
Gewöhnlicher Blasenstrauch
Blutroter Hartriegel
Zwergmispel-Arten
Europäischer Perückenstrauch
Besenginster
Daphne mezereum
Gewöhnlicher Seidelbast
Euonymus europaeus
Euonymus japonicus
Gewöhnliches Pfaffenhütchen
Japanisches Pfaffenhütchen
Gefährlichkeitsgrad
Sehr stark giftig +++
Unreife Früchte und grüne Samenschale
Samen und Rinde; der Saft ist stark hautreizend
Blätter und Blüten
Besonders die Blätter
Die ganze Pflanze
Alle oberirdischen Pflanzenteile
Blätter und Früchte
Die ganze Pflanze, besonders die Samen
Alle Pflanzenteile
Samen
Die ganze Pflanze
Die ganze Pflanze
Die ganze Pflanze
Samen und Blätter
Früchte und Blätter
Die ganze Pflanze, besonders die roten Beeren
Die ganze Pflanze
Die ganze Pflanze
Alle Pflanzenteile, besonders die roten Beeren und die
Rinde
Alle Pflanenteile, besonders die Früchte
Alle Pflanenteile, besonders die Früchte
(+)
+
++
(+)
+
+
++
(+)
(+)
(+)
+
+
+
+
(+)
(+)
(+)
+
+++
++
++
139
Botanischer Name
Wenig oder kaum giftig (+)
Deutscher Name
Giftig +
Giftige Pflanzenteile
Stark giftig ++
Gefährlichkeitsgrad
Sehr stark giftig +++
Fagus sylvatica
Rot-Buche
Früchte und Blätter
Frangula alnus
Gewöhnlicher Faulbaum
Beeren, Blätter, Rinde
(+)
+
Gaultheria procumbens
Niedere Rebhuhnbeere
Das aus den Blättern gewonnene Öl
(+)
Genista tinctoria
Färber-Ginster
Die ganze Pflanze
++
Ginkgo biloba
Ginkgo-Baum, Fächertanne
Fleischige Samenschale
(+)
Gleditsia triacanthos
Amerikanische Gleditschie
Blätter
+
Hedera helix
Gewöhnlicher Efeu
Blätter und schwarze Beeren
Humulus lupulus
Gewöhnlicher Hopfen
Frische Hopfenpflanze (hautreizend)
(+)
+
Ilex aquifolium
Gewöhnliche Stechpalme
Blätter und rote Beeren
++
Ipomoea tricolor
Himmelblaue Prunkwinde
Samen
(+)
Juniperus communis
Gewöhnlicher Wacholder
Beeren (hautreizend)
+
Kalmia latifolia
Berglorbeer
Blätter
+
Kerria japonica und Sorten
Ranunkelstrauch
Samen
(+)
Koelreuteria paniculata
Rispiger Blastenbaum
Die ganze Pflanze
(+)
Laburnum anagyroides
Gewöhnlicher Goldregen
Alle Teile, besonders die Samen
+++
Laurus nobilis
Lorbeerbaum
Besonders Früchte und Blätter (hautreizend)
(+)
Ligustrum vulgare
Gewöhnlicher Liguster
Beeren, Blätter, Rinde
Liriodendron tulipifera
Amerikanischer Tulpenbaum
Blätter und Rinde
(+)
Lonicera caprifolium
Jelängerjelieber, Wohlriechendes Geißblatt
Beeren
+
Lonicera nigra
Schwarze Heckenkirsche
Beeren
+
Lonicera periclymenum
Wald-Geißblatt
Beeren
+
Lonicera xylosteum
Rote Heckenkirsche
Beeren
+
+
Lycium barbarum
Gewöhnlicher Bocksdorn
Samen und z.T. die Blätter
++
Magnolia x soulangeana
Tulpen-Magnolie
Die ganze Pflanze, besonders Holz und Rinde
(+)
Mahonia aquifolium
Gewöhnliche Mahonie
Wurzel, Beeren nicht oder kaum giftig
+
Nerium oleander
Oleander
Alle Pflanzenteile
++
Pachysandra terminalis
Japanischer Ysander
Alle Pflanzenteile
+
140
Botanischer Name
Wenig oder kaum giftig (+)
Deutscher Name
Giftig +
Giftige Pflanzenteile
Stark giftig ++
Gefährlichkeitsgrad
Sehr stark giftig +++
Parthenocissus quinquefolia var. quinquinquefolia
Wilder Wein
Alle Pflanzenteile, besonders die Beeren
Passiflora caerulea
Blaue Passionsblume
Die ganze Pflanze ohne die essbaren Früchte
+
Pernettya mucronata
Torfmyrte
Früchte, Zweige und Blätter
+
Pieris japonica
Japanische Lavendelheide
Die ganze Pflanze
+
Pinus sylvestris
Föhre, Wald-Kiefer
Ätherisches Öl, das im ausfließenden Harz enthalten
ist
(+)
Platycladus orientalis
Morgenländischer Lebensbaum
Zweigspitzen, Zapfen, Holz
+++
Prunus-Arten
Steinobst
Die im Kern enthaltenen Samen
++
Prunus laurocerasus
Kirschlorbeer
Alle Pflanzenteile, besonders die Samen der Beeren
und Blätter
+
(+)
Prunus padus
Traubenkirsche
Ganze Pflanze, besonders Rinde und Samen
(+)
Prunus serotina
Späte Trauebenkirsche
Ganze Pflanze, besonders Rinde und Samen
+
Punica granatum
Granatapfel
Die ganze Pflanze
+
Pyracantha coccinea
Mittelmeer-Feuerdorn
Samen der Früchte
(+)
Rhamnus cathartica
Echter Kreuzdorn
Unreife Beeren und Rinde
+
Rhodotypos scandens
Scheinkerrie, Jakubistrauch
Besonders die Samen
(+)
Ricinus communis
Wunderbaum, Palma Christi
Samen der Früchte
+++
Robinia pseudoacacia
Robinie, Gewöhnliche Scheinakazie
Die ganze Pflanze, besonders die Rinde und die Früchte
++
Rosmarinus officinalis
Rosmarin
Die ganze Pflanze, besonders die Nadeln
(+)
Sambucus nigra
Schwarzer Hollunder
Besonder Blätter, unreife Früchte und frische Rinde
(+)
Sambucus racemosa
Trauben-Holunder, Roter Holunder
Blätter, unreife Früchte und frische Rinde
(+)
141
Botanischer Name
Wenig oder kaum giftig (+)
Deutscher Name
Giftig +
Giftige Pflanzenteile
Stark giftig ++
Gefährlichkeitsgrad
Sehr stark giftig +++
Skimmia japonica subsp. japonica
Japanische Skimmie
Die ganze Pflanze
(+)
Sophora japonica
Japanischer Schnurbaum
Rinde und Samen, besonders die Fruchtschale
Sorbus aucuparia subsp. aucuparia
Gewöhnliche Eberesche, Gewöhnliche Vogelbeere
Nur die rohen Früchte
Symphoricarpos albus
Gewöhnliche Schneebeere, Knallerbsenstrauch
Weiße Beeren (hautreizend)
Taxus baccata
Gewöhnliche Eibe
Alle Pflanzenteile, ausgenommen der rote Samenmantel
(+)
Thuja occidentalis
Abendländischer Lebensbaum
Zweigspitzen, Zapfen, Holz
++
Viburnum lantana
Wolliger Schneeball
Rinde, Blätter
+
Viburnum opulus
Gewöhnlicher Schneeball
Rinde, Blätter
+
++
(+)
(+)
Vinca minor
Kleines Immergrün
Die ganze Pflanze
+
Viscum album
Mistel
Die ganze Pflanze
+
Wisteria sinensis
Chinesischer Blauregen, Glyzine
Wurzel, Zweige, Rinde, Früchte, besonders die Samen
Aconitum napellus
Blauer Eisenhut
Ganze Pflanze, besonders Wurzel und Samen
+++
Aconitum anthora
Blassgelber Eisenhut
Ganze Pflanze, besonders Wurzel und Samen
+++
Acorus calamus var. calamus
Gewöhnlicher Kalmus
Rhizom
+
Anemone nemorosa
Busch-Windröschen
Alle Pflanzenteile
+
Apium graveolens
Echter Sellerie
Alle Pflanzenteile (fototoxisch)
(+)
Arum maculatum
Gefleckter Aronstab
Alle Pflanzenteile einschließlich Beeren
+++
Krautige Pflanze
142
Botanischer Name
Wenig oder kaum giftig (+)
Deutscher Name
Giftig +
Giftige Pflanzenteile
Stark giftig ++
Gefährlichkeitsgrad
Sehr stark giftig +++
Asarum europaeum
Gewöhnliche Haselwurz
Die ganze Pflanze
+
Asparagus officinalis
Gemüse-Spargel
Beeren
(+)
Borago officinalis
Garten-Borretsch
Die ganze Pflanze
(+)
Brugmansia-Arten
Engelstrompete
Alle Pflanzenteile
+++
Carum carvi
Wiesen-Kümmel
Ätherisches Öl reizt die Haut
(+)
Catalpa bignonioides
Gewöhnlicher Trompetenbaum
Die ganze Pflanze
(+)
Colchium autumnale
Herbstzeitlose
Alle Pflanzenteile, besonders Knolle und Samen
+++
Convallaria majalis subsp. majalis
Gewöhnliches Maiglöckchen
Alle Pflanzenteile, besonders Blüte und Frucht
+++
Crocus-Arten
Krokus
In den getrockneten Narbenschenkeln
+
Cyclamen-Arten
Alpenveilchen
Vor allem die Knolle
Datura-Arten
Stechapfel
Alle Pflanzenteile
+
Dicentra spectabilis
Tränendes Herz
Alle Pflanzenteile, vor allem die Wurzel
Dictamus albus var. albus
Gewöhnlicher Diptam
Die ganze Pflanze
(+)
Digitalis lantana
Gewöhnlicher wolliger Fingerhut
Alle Pflanzenteile
+++
Digitalis purpurea
Roter Fingerhut
Alle Pflanzenteile
+++
Dryopteris filix-max
Gewöhnlicher Wurmfarn
Wurzelstock und Blattstiele
Epimedium-Arten
Elfenblume, Sockenblume
Die ganze Pflanze, besonders die oberirdischen Pflanenteile
(+)
Eranthis hyemalis
Kleiner Winterling
Die ganze Pflanze, besonders die oberirdischen Pflanzenteile
(+)
Euphorbia-Arten
Wolfsmilch
Milchsaft
++
+++
+
+
143
Botanischer Name
Wenig oder kaum giftig (+)
Deutscher Name
Giftig +
Giftige Pflanzenteile
Stark giftig ++
Gefährlichkeitsgrad
Sehr stark giftig +++
Fritillaria imperialis
Kaiserkrone
Zwiebel
+
Galanthus nivalis
Kleines Schneeglöckchen
Alle Pflanzenteile
+
Galium odoratum
Waldmeister
Die ganze Pflanze
(+)
Heliotropium arborescens
Strauchige Sonnenwende
Die ganze Pflanze
+
Helleborus-Arten
Christrose, Nieswurz
Alle Pflanzenteile
+++
Hyacinthus orientalis subsp. orientalis
Hyazinthe
Die ganze Pflanze (irritativ)
(+)
(+)
Hydrangea arborescens subsp. arborescens
Wald-Hortensie
Die gane Pflanze (allergen)
Iberis amara
Bittere Schleifenblume
Die ganze Pflanze, vor allem die Samen
+
Lantana camara
Wandelröschen
Die ganze Pflanze, besonders die beerenartige Früchte
+
Lathyrus-Arten
Platterbse
Besonders die Samen
+
Leucojum vernum
Märzenbecher, Frühlings-Knotenblume
Zwiebel und Blätter
Levisticum officinale
Liebstöckl, Maggikraut
Die Wurzel (fototoxisch)
Macleaya cordata
Federmohn
Die ganze Pflanze
+
Mesembryanthemum crystallinum
Eiskraut
Die ganze Pflanze
+
Narcissus pseudonarcissus
Osterglocke
Alle Pflanzenteile, besonders die Zwiebel
Nicotiana-Arten
Tabak
Alle Pflanzenteile
+++
Paeonia officinalis
Pfingstrose, Päonie
Alle Pflanzenteile
(+)
Papaver somniferum
Schlaf-Mohn
Die ganze Pflanze besonders die Kapsel
++
Phaseolus coccineus
Feuer-Bohne
Früchte
++
144
+
(+)
+
Botanischer Name
Wenig oder kaum giftig (+)
Physalis alkekengi
Phytolacca americana
Pulsatilla-Arten
Rheum palmatum
Salvium officinalis
Deutscher Name
Giftig +
Stark giftig ++
Blasenkirsche, Lampionblume
Amerikanische Kermesbeere
Küchenschelle
Handlappiger Rhabarber
Echter Salbei
Sambucus ebulus
Zwerg-Holunder
Scilla bifolia
Sedum acre
Zweiblättriger Blaustern
Scharfer Mauerpfeffer
Solanum-Arten
Nachtschatten
Symphytum officinale
Tagetes-Arten
Thymus vulgaris
Tropaeolum majus
Tulipa gesneriana
Zea mays
Sumpf-/Wasserpflanzen
Alisma plantago-aquatica subsp.
plantago-aquatica
Calla palustris
Caltha palustris
Gewöhnlicher Beinwell
Studentenblume, Sammetblume
Echter Thymian
Echte Kapuzinerkresse
Gesners Tulpe
Mais
Gewöhnlicher Froschlöffel
Schlangenwurz
Sumpf-Dotterblume
Giftige Pflanzenteile
Sehr stark giftig +++
Die ganze Pflanze mit Ausnahme der Beeren
Die ganze Pflanze, besonders Wurzel und Samen
Alle Pflanzenteile
Die ganze Pflanze, besonders die Wurzel
Die ganze Pflanze, besonders die Blätter
Die ganze Pflanze, besonders der Samen der schwarzen Früchte
Die ganze Pflanze, besonders Zwiebel und Samen
Die ganze Pflanze
Beeren, Keimlinge der Knollen und alle oberirdischen
Teile, unreife Früchte
Die ganze Pflanze
Die ganze Pflanze (fototoxisch)
Ätherisches Öl
Besonders die Samen
Die ganze Pflanze einschließlich der Zwiebel
Die Maisgriffel
Die ganze Pflanze, besonders der Milchsaft und die
Wurzel
Alle Pflanzenteile, besonders Blätter und Beeren
Die ganze Pflanze
Gefährlichkeitsgrad
+
+
+
(+)
(+)
+
+
+
++
(+)
(+)
+
(+)
+
+
(+)
+
+
145
Botanischer Name
Wenig oder kaum giftig (+)
Deutscher Name
Giftig +
Giftige Pflanzenteile
Stark giftig ++
Gefährlichkeitsgrad
Sehr stark giftig +++
Equisetum palustre
Sumpf-Schachtelhalm
Die ganze Pflanze
+
Eupatorium cannabinum
Gewöhnlicher Wasserdost, Wasserhanf
Die ganze Pflanze
+
Iris pseudacorus var. pseudacorus
Sumpf-Schwertlilie
Die ganze Pflanze, besonders das Rhizom (hautreizend)
+
Nuphar lutea
Gelbe Teichrose
Die ganze Pflanze, besonders der Wurzelstock
+
Nymphaea alba
Weiße Seerose
Alle Pflanzenteile
+
Petasites hybridus
Gewöhnliche Pestwurz
Besonder die Wurzel und Blätter
+
Aethusa synapium subsp. cynapium
Acker-Hundspetersilie
Alle Pflanzenteile
Anchusa officinalis
Gewöhnliche Ochsenzunge
Krautiger Pflanzenteil
+
Anemone ranunculoides
Gewöhnliches Gelbes Windröschen
Alle Pflanzenteile
+
Wildpflanzen
+++
Aquilegia vulgaris var. vulgaris
Gewöhnliche Akelei
Die ganze Pflanze, besonders der Samen
Arnica montana
Echte Arnika
Die ganze Pflanze
(+)
+
Atropa bella-donna
Echte Tollkirsche, Belladonna
Alle Pflanzenteile
+++
Berberis vulgaris
Gewöhnliche Berberitze, Sauerdorn
Mit Ausnahme der Beeren die ganze Pflanze, besonders die Wurzel
(+)
Bryonia-Arten
Zaunrübe
Alle Pflanzenteile, besonders Beeren und Wurzeln
++
Calystegia sepium
Gewöhnliche Zaunwinde
Die ganze Pflanze
(+)
Chelidonium majus
Schöllkraut
Die ganze Pflanze, besonders der Milchsaft
++
Cicuta maculatum
Gefleckter Schierling
Die ganze Pflanze
+++
Coronilla varia
Bunte Kronwicke
Alle Pflanzenteile, besonders die Samen
146
+
Botanischer Name
Wenig oder kaum giftig (+)
Deutscher Name
Giftig +
Giftige Pflanzenteile
Stark giftig ++
Gefährlichkeitsgrad
Sehr stark giftig +++
Corydalis cava
Hohler Lerchensport
Alle Pflanzenteile, besonders die Samen
+
Drosera rotundifolia
Rundblättriger Sonnentau
Besonders die Blätter
Ranunculus ficaria
Gewöhnliches Scharbockskraut
Alle Pflanzenteile, besonders der Wurzelstock
Glechoma hederacea
Gewöhnlicher Gundelmann
Die ganze Pflanze
(+)
Hepatica nobilis var. Nobilis
Gewöhnliches Leberblümchen
Die ganze Pflanze
+
Heracleum mantegazzianum
Gewöhnlicher Riesen-Bärenklau, Herkulesstaude
Die ganze Pflanze, besonders der Saft (fototoxisch und
hautschädigend)
+
Heracleum sphondylium
Gewöhnlicher Wiesen-Bärenklau
Ganze Pflanze, hauptsächlich unreife Früchte (hautreizend)
(+)
Hypericum perforatum
Gewöhnliches Tüpfel-Johanniskraut
Die ganze Pflanze (fototoxisch)
(+)
Hyoscyamus niger var. niger
Gewöhnliches Schwarzes Bilsenkraut
Alle Pflanzenteile, besonders Wurzeln und Samen
+++
Lactua virosa
Gift-Lattich
Die ganze Pflanze, besonders der Milchsaft
++
Lupinus angustifolia
Schmalblättrige Lupine
Besonders in den Samen, aber auch in den Blättern
++
Lupinus luteus
Gelbe Lupine
Besonders in den Samen, aber auch in den Blättern
++
Ornithogalum umbellatum
Breitblättriger Dolden-Milchstern, Stern von
Bethlehem
Besonders die Zwiebel
Oxalis acetosella
Wald-Sauerklee
Die ganze Pflanze
Polygonatum odoratum var. odoratum
Wohlriechender Weißwurz, Echtes Salomonsiegel
Die ganze Pflanze, vor allem die Beeren
Ranunculus acris
Gewöhnlicher Scharfer Hahnenfuß
Alle Pflanzenteile, besonders die Wurzel
+
Ranunculus sceleratus
Giftiger Hahnenfuß
Alle Pflanzenteile
+
Rumex-Arten
Sauerampfer
Die ganze Pflanze
(+)
(+)
+
+
+
+
147
Botanischer Name
Wenig oder kaum giftig (+)
Deutscher Name
Giftig +
Giftige Pflanzenteile
Stark giftig ++
Gefährlichkeitsgrad
Sehr stark giftig +++
Solanum dulcamara
Bittersüßer Nachtschatten
Beeren sowie alle Pflanzenteile
Solanum nigrum
Gewöhnlicher Schwarzer Nachtschatten
Die ganze Pflanze
++
Taraxcum sect. Ruderalia
Wiesen-Löwenzähne
Besonders der Milchsaft
(+)
Trollius europaeus
Europäische Trollblume
Die ganze Pflanze
+
Urginea maritima
Meerzwiebel
Die ganze Pflanze, besonders die Zwiebel
++
Urtica dioica
Große Brennessel
Blätter mit Brennhaaren (hautreizend)
(+)
Veratrum album
Weißer Germer
Die ganze Pflanze
++
148
++