- Kassenärztliche Vereinigung Schleswig
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nr. 11 | 2012 Nordlicht Offizielles Mitteilungsblatt der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein A K T U E November 2012 | 15. Jahrgang L L Krankenkassen se r ab vi se ces it ei e te 36 n Vermögensverwaltung statt Versorgungsverantwortung? Inhalt seite rubrik/Thema heft 11 | 2012 Aus dem Inhalt TITELTHEMA 04 Honorarstreit: Einigung löst längst nicht alle Probleme Auf den ersten Blick scheinen die Fronten vorerst geklärt zu sein: Kassenärztliche Bundesvereinigung und GKV-Spitzenverband einigten sich auf einen Honoraranstieg für die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten. Im Nordlicht-Titelhema gehen wir unter anderem der Frage nach, welche wichtigen Fragen noch ungeklärt sind und wie es um die Zukunft des Sicherstellungsauftrags bestellt ist. 06 „Nichts ist gut“: KVSH-Vorstand skeptisch 08 KBV-Vertreterversammlung: Weichenstellung für die Zukunft 10 Historie des Sicherstellungsauftrags 12 Suche nach dem idealen KV-System: Ärzte beschreiben ihre Vorstellungen 14 Nachrichten Kompakt Gesundheitspolitik 18 Dem Nachwuchs eine Chance: KVSH und Ärztekammer vergeben Deutschlandstipendien 04 20 Diabetes-Projekt aus Schleswig erfolgreich Praxis & KV 22 Arztberatung durch die AOK Nordwest: Umfrageergebnisse liegen vor 24 Das lange Warten auf den Grippeimpfstoff 26 „BalticMed“: Praxismodell auf der Insel 28 Ärzte bewerten Krankenkassen: KBV schaltet Online-Bewertungsportal frei 29 Öffentliche Ausschreibung von Vertragspraxen Ressourcen teilen und gemeinsam profitieren. Dieses Modell funktioniert auch in ländlichen Regionen. Ein Beispiel ist das Medizinische Fachzentrum „ BalticMed“ in Burg auf Fehmarn. Fachärzte nutzen hier Räume, medizinisches Personal und Ausrüstung zur flexiblen Einrichtung von Zweigpraxen. Betreiber und Nutzer ziehen bisher eine positive Bilanz. 26 34 32 Erklärstück zur antragspflichtigen Psychotherapie Die Menschen im Land 34 Mannschaftsarzt verlässt Holstein Kiel Service 36 Sicher durch den Verordnungs-Dschungel: Beratung vor Regress 37 Sie fragen – wir antworten 38 Seminar 39 Termine Beilage Sonderveröffentlichung: Bericht an die Vertreterversammlung von Dr. Andreas Köhler Orthopäde Dr. Hinrik Dotzer arbeitete fast zehn Jahre lang als Vereins- und Mannschaftsarzt beim Traditionsverein Holstein Kiel. Er betreute neben der Liga-Mannschaft auch die 250 Spieler im Nachwuchsleistungszentrum des Fußball-Regionalligisten. Wertvolle Informationen für Sie und Ihr Praxisteam auf den mit einem grünen „ i“ markierten Seiten 2 Nordlicht aktuell 11 | 2012 Nordlicht nr. 11 | 2012 EDITORIAL von Dr. Monika Schliffke, Vorstandsvorsitzende der KVSH Liebe Leserinnen und Leser, „Geiz ist geil“ Das Desaster um die Grippeimpfstoffe hat uns allen gezeigt, dass immer neue Gesetzesinitiativen zur Kostendämpfung auf dem Rücken von Patienten und Ärzten ausgetragen werden. Wie kann man ein saisonal vorzuhaltendes Produkt an eine Ausschreibung mit Ausschließlichkeitscharakter binden, ohne sich vorher für den Fall eines Produktions- und Lieferausfalls eine Alternative zu überlegen? Nicht daran gedacht – Pech gehabt! Soll das jetzt so einfach abgehakt sein? Mitnichten: So etwas nennt man wohl „voll daneben“ und es zeigt uns, wer in diesem Land inzwischen Versorgung definiert. Für viele Dinge will man uns Ärzte wohl nicht mehr. Die Bürokraten und Ökonomen glauben, alle Fäden fest in der Hand zu haben und fühlen sich auch noch wohl in der Rolle des Marionettenspielers. Das Grippethema ist insofern beispielhaft für das, was sich inzwischen in Politik und GKV-Spitzenverband abspielt. Viel Geld ist im Topf, um den sich alle öffentlichkeitswirksam streiten. Dass die Beitragszahler es hineingezahlt haben, um ihre medizinische Versorgung zu gewährleisten, wird am wenigsten diskutiert und, wie wir jetzt wissen, auch nicht ausgeführt. Die Ergebnisse von Berlin sind nicht nur mager, sie sind diffamierend. Man geht erst einmal mit Minusforderungen hinein und feiert dann eine schwarze Null vor dem Komma als großes Zugeständnis. Man verbindet großzügig zugestandene Millionenbeträge mit Erfolgsindikatoren, deren Überprüfung und Messung überhaupt nicht ärztliche Aufgabe sind. Mogelpackung war das richtige Wort dazu. Wozu wird von den Krankenkassen überhaupt ein teurer GKV-Spitzenverband unterhalten, wenn es diesem gar nicht um die medizinische Versorgung geht? Wäre es nicht preiswerter, Honorarverhandlungen projektbezogen einer großen Consultingfirma zu überlassen? Wir hätten dann wenigstens den Eindruck, dass Verhandlungen professionell neutral stattfänden und nicht mit diesem deutlich hämischen Unterton. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir reden nichts schön an den Ereignissen der letzten Wochen. Wir freuen uns, wenn die Ausbudgetierung der Psychotherapie – man merke: zur Probe für vier Jahre – am Ende eine Entlastung beim RLV bewirkt und hoffen immer noch, dass es unseren Kassenvertretern im Land um medizinische Versorgung geht und sie dies in unseren Verhandlungen beweisen, die jetzt stattfinden. Wir wollen das jetzt Erreichte jedenfalls regional durchaus noch erkennbar nachbessern. Dr. Monika Schliffke 11 | 2012 Nordlicht aktuell 3 Titelthema H onorarstreit Gute Lösung oder fauler Kompromiss? Kassenärztliche Bundesvereinigung und der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen haben ihren wochenlangen Honorarstreit vorerst beigelegt. Beide Seiten einigten sich auf eine Vereinbarung zum Honoraranstieg für die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten im kommenden Jahr. Nun kommt es auf die regionalen Verhandlungen in den Ländern an. Ende August eskalierte die Situation: Mit den Stimmen des GKVSpitzenverbands und des unabhängigen Vorsitzenden beschloss der Erweiterte Bewertungsausschuss, den Orientierungswert im kommenden Jahr um gerade einmal 0,9 Prozent zu erhöhen gegen das Votum der ärztlichen Vertreter. Davor hatten die Krankenkassen sogar gefordert, den Orientierungswert – der für den Preis einer ärztlichen Leistung steht – von rund 3,5 auf 3,25 Cent abzusenken. KBV-Chef Dr. Andreas Köhler bezeichnete das Ergebnis in einer ersten Reaktion als fatal. Auf einer Sonder-Vertreterversammlung der KBV Anfang September wurde der Ton rauer. Als diffamierend und respektlos bezeichneten KBV, Kassenärztliche Vereinigungen und freie Ärzteverbände das Verhalten der Krankenkassen. Es folgten Proteste der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten. Im Mittelpunkt der Aktionen stand die von den Krankenkassen in den Praxen verursachte Bürokratie. Dann kam etwas Bewegung in die Sache: Eine für Mitte September geplante Sitzung des Bewertungsausschusses wurde verschoben. Gespräche hätten gezeigt, dass beide Seiten an einer Lösung interessiert seien, hieß es. Ein vermeintlicher Kompromissvorschlag der 4 Nordlicht Kassen entpuppte sich laut Köhler allerdings als „Mogelpackung“. In einer weiteren Sitzung der Vertreterversammlung stärkten die Mitglieder dem KBV-Vorsitzenden den Rücken. Köhler machte in einer kämpferischen Rede deutlich: „Der Sicherstellungsauftrag, wie er ursprünglich gedacht war, ist ausgehöhlt.“ Vor Beginn der nächsten, entscheidenden Verhandlungsrunden mit dem GKVSpitzenverband Anfang Oktober schienen die Fronten verhärtet und eine Einigung unmöglich. Dann aber die überraschende Wende: KBV und GKV-Spitzenverband einigten sich am 9. Oktober, die Honorare der Ärzte und Psychotherapeuten im kommenden Jahr um bis zu 1,27 Milliarden Euro anzuheben (Einzelheiten auf der nächsten Seite). Die für den Tag darauf geplanten bundesweiten Proteste und Praxisschließungen fanden trotzdem statt, allerdings beteiligten sich deutlich weniger Ärzte und Praxishelferinnen als erwartet. Kompromiss ruft geteiltes Echo hervor Eine gute Lösung sei gefunden, teilten KBV-Chef Köhler und Johann-Magnus von Stackelberg vom GKV-Spitzenverband in einer gemeinsamen Erklärung mit. Doch nicht alle wollten sich dieser Bewertung anschließen. Dr. Monika Schliffke, Vorstandsvoraktuell 11 | 2012 Titelthema sitzende der KVSH, begrüßte, dass die Psychotherapeuten, wie von KBV und KVen gefordert, künftig aus einem gesonderten Honorartopf bezahlt werden und damit das Risiko einer Mengenausweitung auf die Kassen verlagert würde. Auch die in Aussicht gestellte Stärkung der hausärztlichen und fachärztlichen Grundversorgung bewertete sie positiv. Die KVSH-Vorstandsvorsitzende machte aber auch klar, dass die Einigung längst nicht alle Probleme löse. So gebe es weiterhin für die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten keine Planungssicherheit. Die KVSH setze sich darum auch künftig für feste, kostendeckende Preise für ärztliche Leistungen, den Wegfall von Regressen und Honorarbudgets sowie diagnostische und therapeutische Freiheit ein. Nun komme es – so Schliffke – auf die Verhandlungen mit den regionalen Krankenkassen an. Diese müssten sich ihrer Mitverantwortung einer ambulanten medizinischen Versorgung der Bevölkerung bewusst sein. Auch der Vorsitzende des NAV-Virchowbundes, Dr. Dirk Heinrich, dämpfte die Erwartungen. Die höheren Honorare bedeuteten nicht, dass Ärzte nun höhere Gehälter bezögen, sagte er. Und als „kurzfristig akzeptabel“ bezeichnete der Vorsitzende des Hartmannbundes, Dr. Klaus Reinhardt, die Einigung. Auf Konfrontationskurs zu Köhler geht dagegen die KV Mecklenburg-Vorpommern. Deren Vorstandsvorsitzender Dr. Wolfgang Eckert nannte die Einigung einen „faulen Kompromiss“. Die KBV sei auf ganzer Linie eingeknickt. Meinungen in der Politik gehen auseinander Auch Politiker bewerteten das Ergebnis unterschiedlich. Gesundheitsminister Daniel Bahr kritisierte die Verhandlungen zwischen Ärzten und Kassen. „Das war kein Glanzstück“, so der FDP-Politiker. Der Kompromiss biete seiner Meinung nach Spielraum für die regionalen Verhandlungen. FDP-Gesundheitsexperte Lars Lindemann kritisierte dagegen in der Ärzte Zeitung: „Die Versorgungslast tragenden Ärzte werden von der Erhöhung des Orientierungswertes kaum etwas merken.“ Angesichts der Kassenüberschüsse sei dieser Wert "unterirdisch". Während der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Karl Lauterbach, besonders hervorhob, dass es zu keinen großen Ärztestreiks gekommen sei, stellte Martina Bunge von den Linken fest. Das Ergebnis löse nicht das Problem der ungerechten Honorarverteilung innerhalb der Ärzteschaft. Sie forderte neue Anreizsysteme für die Ärztevergütung, zum Beispiel Bezahlung nach Qualität. Marco Dethlefsen, KVSH KBV befragt alle Vertragsärzte und -psychotherapeuten Berlin – Mitte November 2012 startet die KBV eine bundesweite Befragung zum Sicherstellungsauftrag unter den rund 150.000 Vertragsärzten und Vertragspsychotherapeuten. Es geht um die Frage, ob und unter welchen Rahmenbedingungen die Gewährleistung des Sicherstellungsauftrags durch die Kassenärztlichen Vereinigungen und die KBV noch sinnvoll erscheint. Alle Niedergelassenen erhalten dazu einen Fragebogen, den sie auch online ausfüllen können. Die Vertreterversammlung der KBV hatte die Durchführung der Befragung am 28. September beschlossen. Einigung im Honorarstreit – die wesentlichen Ergebnisse im Überblick Der Kompromiss zwischen KBV und GKV-Spitzenverband vom 9. Oktober sieht vor, dass besonders Psychotherapeuten sowie Hausärzte und Fachärzte in der Grundversorgung besser gestellt werden sollen. Viele Eckpunkte sind Basis für die Verhandlungen zwischen Kassenärztlichen Vereinigungen und Krankenkassen auf Länderebene. Die Honorare der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten in Deutschland werden im kommenden Jahr um einen Betrag zwischen 1,15 und 1,27 Milliaden Euro erhöht. Die genaue Höhe hängt von den Ergebnissen der regionalen Verhandlungen ab. Antrags- und genehmigungspflichtige psychotherapeutische Leistungen sowie für viele Arztgruppen auch probatorische Sitzungen sollen künftig aus einem gesonderten Honorartopf bezahlt werden. Damit hat die KBV erreicht, dass die Psychotherapie fast vollständig extrabudgetär vergütet wird. Eine Leistungsausweitung geht damit kaum noch zulasten der fachärztlichen Versorgung; das Mengenrisiko wird auf die Kassenseite verlagert. Damit ist auch eine Lösung für neue Therapeutensitze getroffen worden. Dafür stellen die Kassen insgesamt rund 130 Millionen Euro bereit. Im Gegenzug wurde vereinbart, zusätzliche Niederlassungsmöglichkeiten im Bereich Psychotherapie in der zukünftigen Bedarfsplanung auf höchstens 1.150 Therapeutensitze zu begrenzen. An der Höhe des Orientierungswertes ändert sich wie erwartet nichts mehr. Es bleibt bei der von Schlichter Jürgen Wasem festgesetzten Anhebung des Orientierungswertes um 0,9 Prozent auf 3,5363 Cent. Das macht zwischen 270 und 290 Millionen Euro aus. Die angekündigte Klage gegen den Beschluss zum Orientierungswert wird die KBV zurücknehmen. Für die Stärkung der haus- und fachärztlichen Grundversorgung stellen die Kassen 250 Millionen Euro zur Verfügung. Hierfür wird Mitte nächsten Jahres eine Abrechnungsmöglichkeit im EBM verankert. Bis dahin wird das Geld pauschal in die Gesamtvergütung integriert. Die Morbiditätsentwicklung der Gesamtvergütung ist regional zu vereinbaren. Die Höhe wird je nach KV bis zu 1,5 Prozent betragen. Mehr Informationen unter www.kbv.de 11 | 2012 Nordlicht aktuell 5 Titelthema H onorarstreit Statement „Das Glas ist halbvoll“ Weshalb der Honorarkompromiss die Fragen nicht ändert, die jetzt zu stellen sind. Der Vorstand der KVSH zur aktuellen Lage nach der Einigung im Honorarstreit. genen Wochen fundamental etwas verändert hat. Das dreiste Ansinnen des GKV-Spitzenverbandes, die Honorare trotz gestiegener Kosten radikal zusammenstreichen zu wollen, war nur der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Denn die Forderung stellte der Verband nicht aus einer Laune heraus auf. Sie war Teil eines politischen Kurses, der seit Jahren dadurch geprägt ist, die Arbeit von Ärzten und Psychotherapeuten systematisch schlechtzureden. Die Nachricht, dass ein Kompromiss in den Honorarverhandlungen erreicht werden konnte, kam am 9. Oktober nach der Heftigkeit, mit der der Konflikt seit Ende August geführt wurde, überraschend. Wie ist diese Wendung zu bewerten, nachdem zuvor alle Signale auf Konfrontation standen? Grundsätzlich ist zu begrüßen, dass eine Einigung erzielt wurde. Sie erspart uns allen einen „heißen Herbst“, einen Großkonflikt, den die Ärzteseite nicht gewollt, der ihr aber vom Krankenkassenverband durch seine provokante Haltung geradezu aufgezwungen worden wäre, wäre er bei seiner völlig inakzeptablen Linie geblieben. Wer glaubt, alles sei wieder gut, hat nichts verstanden Aber viele Ärzte und Psychotherapeuten rieben sich vermutlich die Augen. Sollte nun, nach der Einigung, plötzlich alles wieder gut sein? Ist mit dem Kompromiss im Honorarstreit vergessen, dass Kassenärztliche Vereinigungen und freie Verbände den Schulterschluss übten und gemeinsam sehr deutlich machten, dass in diesem Konflikt längst eine Vielzahl von roten Linien überschritten wurde? Und war die Infragestellung des Sicherstellungsauftrages durch den KBV-Vorstandsvorsitzenden Dr. Andreas Köhler am Ende nur ein Sturm im Wasserglas? Das übliche Getöse, das solche Verhandlungen begleitet, um Druck aufzubauen? Ganz klar: Nein! Wer glaubt, egal ob in der Politik oder bei den Krankenkassen, jetzt sei alles wieder wie vorher, der täuscht sich gewaltig und hat nicht verstanden, dass sich in den vergan- 6 Nordlicht Die Spitzenverbandsfunktionäre haben sich verrechnet Wie auch immer der Masterplan der Spitzenverbandsfunktionäre ausgesehen haben mag, als sie beschlossen, eine massive Honorarkürzung um sieben Prozent zu fordern: Er kann nicht aufgegangen sein. Denn diese gezielte Provokation hat bewirkt, dass die Ärzteschaft erkannt hat, dass es an der Zeit ist, nicht weiter gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Nie wurde deutlicher als in diesem Jahr, dass der Begriff der gemeinsamen Selbstverwaltung zur Worthülse verkommt, wenn sich nur noch einer der beiden Verhandlungspartner einer gemeinsamen Verantwortung für die Versorgung verpflichtet fühlt, während die andere Seite sich im permanenten Foulspiel übt. Deshalb: Alle Fragen der vergangenen Wochen bleiben auf der Tagesordnung, denn sie sind grundsätzlicher Natur und nicht abhängig vom Prozentsatz, um den die Honorare angehoben werden. Unter welchen Bedingungen kann die Ärzteschaft noch den Sicherstellungsauftrag erfüllen? Welche Perspektiven hat die Freiberuflichkeit in einem überregulierten System? Gibt es noch ein gemeinsames Selbstverständnis in der Selbstverwaltung, um gemeinsam Verantwortung für die Versorgung zu übernehmen? Keine dieser Fragen hat sich erledigt. Andreas Köhler sprach zu Recht, mit Blick auf den Kompromiss von einer „Notoperation“, die uns nicht von der grundsätzlichen Diskussion enthebt. Kassenbürokratie bleibt im Visier Das Ende des Disputs um die Honorierung im nächsten Jahr eröffnet die Möglichkeit, sich nun mit voller Energie den grundsätzlichen Fragen zu widmen. Deshalb wird es die Umfrage unter allen Vertragsärzten und -psychotherapeuten zum Sicherstellungsauftrag geben, deshalb werden die Meilensteine, die Köhler Ende September in Berlin definiert hat, unsere Roadmap für die nächsten fünf Jahre sein. Wir werden gemeinsam Jahr für Jahr schauen, ob es Fortschritte gab oder nicht – und entsprechende Konsequenzen ziehen. Sie können sich darauf verlassen, dass wir diese Aufgabe in den nächsten Jahren sehr ernst nehmen. aktuell 11 | 2012 Titelthema Schritte in die richtige Richtung Und wie ist nun das Verhandlungsergebnis selbst einzuordnen? Der Kompromiss enthält bei allen Unzulänglichkeiten durchaus Schritte in die richtige Richtung, auch wenn Detailfragen noch einer Klärung bedürfen. An dieser Stelle nur der Hinweis auf drei wesentliche Punkte: Ab 2014 soll es ein Anpassungsverfahren für den Orientierungswert auf der Grundlage noch zu definierender Vorgaben geben. Vorteil dieser Regelung: Die völlige Weigerung des GKV-Spitzenverbandes, den Orientierungswert der Kostenentwicklung anzupassen, ist dann nicht mehr möglich. Das ist ein echter Erfolg und ein wesentlicher Grund, weshalb sich in der Gesamtbewertung der Honorareinigung die Waagschale zu unseren Gunsten neigt. Wir werden auch die Kassenbürokratie weiter im Auge behalten, hat doch unsere Protestaktion „Nadelstiche gegen Kassenbürokratie“ eines sehr deutlich gezeigt: Der Versorgung hat es eher gedient, wenn Anfragen ohne gesetzliche Grundlage auch mal etwas länger liegen bleiben oder nicht beantwortet werden, weil der Arzt dem Gespräch mit seinem Patienten den Vorrang vor dem Ausfüllen von Formularen gibt. Und die Krankenkassen mussten ihren Betrieb augenscheinlich auch nicht einstellen, wenn nicht mehr jeder Vertragsarzt brav jede Frage beantwortet. Für wen spricht eigentlich der GKV-Spitzenverband? Ein weiterer Aspekt sollte nicht unerwähnt bleiben. Der GKVSpitzenverband hat in diesem Jahr hoffentlich gelernt, dass Druck Gegendruck erzeugt. Das Problem für die einzelne Krankenkasse: Der Gegendruck trifft sie, nicht die Funktionäre des per Gesetz eingerichteten Spitzenverbandes in Berlin. Der GKVSpitzenverband zerschlägt das Porzellan, das die Verantwortlichen der Einzelkassen anschließend wieder aufkehren müssen. Der Chef der AOK in Baden-Württemberg gewährte jüngst auf einer Tagung einen Einblick in seine diesbezügliche Gefühlswelt, wie der Ärzte Zeitung zu entnehmen war. Er nannte den GKV-Spitzenverband eine „verfehlte Konstruktion“, der die Versorgung mitgestalte, ohne eigene Versicherte zu haben. Und er kritisierte, dass er sich nicht erinnern könne, dass die Krankenkassen in Deutschland gefragt worden wären, ob sie eine solche Vertretung wünschten. Zu hoffen ist, dass auch innerhalb der Krankenkassen eine Diskussion einsetzt, ob die BulldozerStrategie des Spitzenverbandes wirklich in ihrem Interesse sein kann. Schließlich wären es ihre Versicherten, die im Regen stehen, wenn Berliner Honorarkürzungsphantasien Wirklichkeit und den Praxen die wirtschaftliche Existenzgrundlage entziehen würden. 11 | 2012 Nordlicht Ein Fortschritt, der über das Jahr 2013 dauerhaft Wirkung entfalten wird, ist die weitgehende Herausnahme der Psychotherapie aus der mengenbegrenzten Gesamtvergütung. Dies bedeutet: Die Zunahme der psychotherapeutischen Leistungen geht damit nicht mehr zulasten der Fachärzte, vielmehr liegt die Verantwortung nun bei den Kassen, die diese Leistungen extrabudgetär vergüten. Ein dritter Punkt: Für die geplante EBM-Reform gilt keine uneingeschränkte Ausgabenneutralität mehr. Vielmehr stehen ab 2013 zusätzlich und sockelwirksam 250 Millionen Euro zur Verfügung. Nach der Einigung von Berlin werden wir uns jetzt auf die regionalen Verhandlungen mit den Krankenkassen konzentrieren. Unser Ziel ist es, die neuen Spielräume, die wir seit dem Inkrafttreten des Versorgungsstrukturgesetzes haben, voll auszunutzen. Und auch dabei wird es um mehr als „nur“ um vernünftige Honorare gehen, sondern immer auch um die Bedingungen, unter denen die Ärzte und Psychotherapeuten arbeiten. Denn die Meilensteine, die wir in Berlin definiert haben, sind letztlich Maßstab für unser gesamtes Handeln. Dr. Monika Schliffke, Dr. Ralph Ennenbach, Vorstand der KVSH aktuell 7 Titelthema H onorarstreit Nicht um jeden Preis Fotos: KBV Sicherstellungsauftrag auf dem Prüfstand – Bericht von der KBV-Vertreterversammlung am 28. September 2012 Kurz, aber intensiv verlief die KBV-Vertreterversammlung am 28. September 2012 in Berlin. Standen noch vier Wochen zuvor die gescheiterten Honorarverhandlungen und ein äußerst fragwürdiger Schiedsspruch im Mittelpunkt, ging es dieses Mal um grundlegende Weichenstellungen für die Zukunft. Nur ein einziger Punkt stand auf der Tagesordnung, der es allerdings in sich hatte: nichts Geringeres als das weitere Schicksal des Sicherstellungsauftrages. Auf den ersten Blick überraschte es, dass nicht etwa Vertreter von Politik, Presse oder Krankenkassen (mal wieder) mit dieser Frage kokettierten, sondern das oberste Gremium der ärztlichen Selbstverwaltung sich ernsthaft mit diesem Thema auseinandersetzte. Manch Delegierter dürfte sich allerdings an die Worte des KBVVorsitzenden, Dr. Andreas Köhler, bei der vorangegangenen Sondersitzung erinnert haben, dass „außergewöhnliche Umstände auch außergewöhnliche Maßnahmen“ erfordern würden. 8 Nordlicht Für den KBV-Chef hat der Sicherstellungsauftrag unter heutigen Bedingungen rein gar nichts mehr zu tun mit seiner ursprünglich gemeinten Funktion. Köhler erinnerte in diesem Zusammenhang an das sogenannte „Berliner Abkommen“ aus dem Jahr 1913, der Geburtsstunde der gemeinsamen Selbstverwaltung von Ärzten und Kassen. Bereits dort hätten sich beide Seiten auf den Grundkonsens verständigt, zwar „gemeinsam, aber mit jeweils eigenen Zuständigkeiten für die Versorgung der Patienten gerade zu stehen“. Wenngleich auch der Sicherstellungsauftrag damals noch nicht ausdrücklich Erwähnung fand, sei dieser implizit darin bereits enthalten gewesen. Schließlich mündete die Forderung nach organisatorischer Gleichstellung mit den Krankenkassen in die Gründung der Kassenärztlichen Vereinigungen. Durch Kollektivverträge sei der einzelne Arzt endgültig von der Willkür der Krankenkassen befreit worden, im Gegenzug hätten die KVen gegenüber den Krankenkassen den Sicherstellungsauftrag übernommen und die Ärzte gleichzeitig auf ihr Streikrecht verzichtet, „allerdings mit der Garantie auf eine angemessene Kompensation“. aktuell 11 | 2012 Titelthema Von diesem partnerschaftlichen Gleichgewicht zwischen Ärzten und Krankenkassen sei zwischenzeitlich nicht mehr viel übrig geblieben wie auch nichts von dem damals „verbrieften Anspruch auf eine in Form und Höhe angemessene Entschädigung“. Einen wichtigen Grund sieht der KBV-Vorsitzende darin, dass in den vergangenen 20 Jahren zunehmend eine ökonomische Denkweise Einzug in das Gesundheitswesen gehalten hat, in welcher Kassen und Politik zwar hemmungslos jede ökonomisch motivierte Regulierung gegenüber dem Arzt anwenden dürften, nicht jedoch auch umgekehrt. So könne ein Arzt die Behandlung nicht einstellen; auch dann nicht, wenn das Geld verbraucht sei und die Krankenkassen weitere Zahlungen verweigerten. Der Sicherstellungsauftrag sei auf diese Weise von einer Schutzmauer für die Ärzte und für die Versicherten und Patienten zu einer Gefängnismauer für Ärzte geworden. „Das ist nicht Ökonomie, das ist kein liberaler Staat, sondern das ist Planwirtschaft unter einer ökonomischen Tarnkappe!“, so Köhler unter dem tosenden Applaus der Delegierten. Da es den ursprünglichen Sicherstellungsauftrag nicht gäbe, sei auch der damalige Konsens hinfällig und ein neuer Konsens werde benötigt. Abschließend verabschiedete die Vertreterversammlung hierzu ein Forderungspaket mit sieben notwendigen Bedingungen, die für eine weitere Gewährleistung des Sicherstellungsauftrages innerhalb der nächsten fünf Jahre erfüllt werden müssen (vgl. Kasten). Ebenso einstimmig beauftragten die Delegierten den Vorstand der KBV, bis spätestens zum Ende des ersten Quartals 2013 eine Befragung aller Vertragsärzte und –psychotherapeuten durchzuführen, ob und unter welchen Rahmenbedingungen die Gewährleistung des Sicherstellungsauftrages durch die KVen und die KBV noch sinnvoll erscheint. Martin Maisch, KVSH Die sieben Kernforderungen von KBV und KVen zur Fortführung des Sicherstellungsauftrags Wiederherstellung der diagnostischen und therapeutischen Freiheit Feste und kostendeckende Preise für alle ärztlichen Leistungen weg mit komplizierten und versorgungsfremden Steuerungselementen Überprüfung der Qualität ärztlicher Arbeit in die Hände der ärztlichen Selbstverwaltung legen weg mit allen Regressen bei veranlassten Leistungen Kollektivverträge und ergänzende Verträge auf alle ambulanten Leistungen ausweiten; die institutionelle Öffnung der Krankenhäuser ist zugunsten persönlicher Ermächtigungen von Krankenhausärzten zu ersetzen; klare Wettbewerbsordnung zwischen Kollektiv- und Selektivverträgen, Kassenspezifische Gesamtverträge wieder ermöglichen 11 | 2012 Nordlicht aktuell 9 Titelthema H onorarstreit Miteinander und Gegeneinander Ein historischer Rückblick auf die abwechslungsreichen Beziehungen zwischen Ärzten und Krankenkassen. „Jene, die sich nicht an die Vergangenheit erinnern können, sind dazu verdammt, sie zu wiederholen.“ Wenngleich der amerikanische Philosoph George Santayana diesen Satz im Jahr 1905 in anderem Zusammenhang niederschrieb1, könnte er all jenen als Warnung dienen, die das Gut Gesundheit, insbesondere die medizinische Versorgung, nur noch als reinen Kostenfaktor betrachten. Blickt man allerdings zurück in die Geschichte, stellt man fest, dass diese einengende Betrachtungsweise gar nicht so neu ist wie man denkt und zurückgeht auf die Anfänge der Gesetzlichen Krankenversicherung im Jahr 1883. Damals lag der Sicherstellungsauftrag bei den Krankenkassen, welche allein nach Kostenaspekten über Zulassung und Vergütung der sogenannten „Kassenärzte“ entscheiden konnten. Kein Wunder, dass das Verhältnis zwischen Ärzteschaft und Krankenkassen aufgrund dieser Abhängigkeit lange Zeit geprägt war von tiefen Konflikten und massiven Arbeitskämpfen. Erst mit Etablierung der Kassenärztlichen Vereinigungen kam es zu einem Ausgleich beider Interessen und die Krankenkassen erhielten einen Vertragspartner auf gleicher Augenhöhe. Einerseits erhielt die Ärzteschaft auf diese Weise das staatliche Privileg, ärztliche Angelegenheiten in Eigenverantwortung und Selbstbestimmung zu regeln, andererseits verzichtete sie auf ihr Streikrecht und übernahm die ausschließliche Verantwortung für die Sicherstellung der ambulanten Versorgung. Was aber führte damals zu diesem historischen Grundkonsens? Gilt dieser Konsens auch heute noch oder gibt es vielmehr Indizien, dass sich die Schere zwischen Ärzten und Krankenkassen erneut öffnet? kenkassen zunächst dadurch, dass sie Ärzte durch privatrechtliche Einzelverträge an sich banden, die sogenannten „Kassenärzte“. Zunächst erschien es der Ärzteschaft ja noch wenig attraktiv, sich als „Armenärzte“ bei den Kassen zu verdingen. Doch durch die rasche Ausdehnung der GKV-Versicherungspflicht auf immer weitere Bevölkerungsschichten verblieben den Ärzten zunehmend weniger Privatpatienten. Um die berufliche Existenz langfristig zu sichern, musste man da schon gezwungenermaßen den Status als „Kassenarzt“ erlangen. Natürlich eine glänzende Ausgangsposition für die Krankenkassen – diese konnten aus einem riesigen Pool an „willigen“ Ärzten entscheiden, welche davon in ihrem Sinne tätig werden durften und welche nicht. Auch beim ärztlichen Honorar befanden sich die Krankenkassen in einer äußerst komfortablen Lage und konnten die Höhe nach eigenem Belieben bestimmen. Desolate Zustände Bereits mit Einführung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) im Jahr 1883 wurden die Krankenkassen dazu verpflichtet, ihren Versicherten „freie ärztliche Behandlung (...) zu gewähren“. Diesen gesetzlichen Anspruch der Versicherten erfüllten die Kran- Die Ärzteschaft formiert sich Angesichts dieser ausweglosen Situation rief der Arzt Dr. Hermann Hartmann im Jahr 1900 den sogenannten „Leipziger Verband“ (später „Hartmannbund“) ins Leben, der einen Kurs kompromissloser und kämpferischer Interessenvertretung verfolgte. Die Form des Streiks war dabei mit großem Abstand seine schärfste Waffe. So organisierte bereits wenige Jahre später die Kölner Bezirksgruppe des Hartmannbundes, dass alle 265 Kölner Kassenärzte zeitgleich ihre bestehenden Verträge mit den Krankenkassen zum 1. Januar 1904 kündigten (Stichwort: „Korbmodell“). Wie zu erwarten war, schafften es die Krankenkassen nicht, die ärztliche Versorgung ihrer Versicherten anderweitig zu garantieren und waren daher erstmals zu Zugeständnissen bei der Honorierung und der freien Arztwahl gezwungen. Dies war allerdings erst der Auftakt für eine ganze Serie lokaler Konflikte zwischen Ärzten und Krankenkassen, die fast durchgängig zugunsten der Ärzte endeten. 10 aktuell Nordlicht 11 | 2012 Titelthema Geburt der gemeinsamen Selbstverwaltung Als der Hartmannbund allerdings im Jahre 1913 zur Durchsetzung seiner Forderungen mit einem reichsweiten Generalstreik drohte, sah sich der Staat erstmals zum Handeln gezwungen. Unter Vermittlung des Reichsarbeitsministeriums verständigten sich Ärzteschaft und Krankenkassen auf das sogenannte „Berliner Abkommen“, welches allerdings noch ausschließlich privatrechtlichen Charakter hatte. In diesem auf zehn Jahre befristeten Vertrag verzichteten die Krankenkassen auf die einseitige Bestimmung über Zahl, Auswahl und Beschäftigungsbedingungen der Kassenärzte zugunsten einer gemeinsamen Regelung durch paritätisch besetzte Ausschüsse unter ausschlaggebender Mitwirkung von Unparteiischen. Zwar konnte die Ärzteschaft den geforderten Kollektivvertrag (noch) nicht durchsetzen, doch wurden die privaten Einzelverträge mit den Ärzten bereits auf Grundlage eines Vertragsmusters abgeschlossen, dessen Inhalt von gemeinsamen Vertragsausschüssen und Schiedsämtern nach Art von Tarifverträgen festgelegt wurde. Reaktionen und Gegenreaktionen Auf dem Höhepunkt der Inflation 1923 rief der Hartmannbund die Kassenärzte zum Streik auf. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die Krankenkassen in Zahlungsschwierigkeiten gegenüber den Ärzten. Die Regierung Stresemann reagierte zunächst mit einer Verordnung, die das Recht auf freie Arztwahl und die Freiheit der ärztlichen Berufsausübung erneut einschränkte. So wurden die Ärzte unter anderem auf eine „wirtschaftliche Behandlungshilfe“ verpflichtet, was von diesen als „standesunwürdig“ zurückgewiesen wurde. Auch wurden Kassenvorstände dazu berechtigt, Ärzten bei wiederholtem Verstoß gegen entsprechende Richtlinien fristlos zu kündigen und sie für zwei Jahre von der kassenärztlichen Tätigkeit auszuschließen. Trotz der Rücknahme eines Teils dieser Befugnisse kam es ab 1. Dezember 1923 für zwei Monate zum Generalstreik mit dem Ziel, die Verordnung völlig beseitigt zu erhalten. Als Gegenmaßnahme eröffneten Krankenkassen in einigen Städten eigene therapeutische Einrichtungen („Ambulatorien“) mit fest angestellten Ärzten; eine flächendeckende Versorgung konnte hierdurch jedoch zu keinem Zeitpunkt gewährleistet werden. Stabilität durch Konsens Mit dem Einsetzen der Weltwirtschaftskrise verschärfte sich die Lage der GKV infolge der Massenarbeitslosigkeit weiter. Die Reichsregierung ermächtigte per Notverordnung vom 26. Juli 1930 erneut die Krankenkassen, Einzelverträge mit Ärzten ihrer Wahl zu schließen. Und wieder reagierten die freiberuflich tätigen Ärzte mit Streiks. Um die medizinische Versorgung der Bevölkerung auch langfristig sicherzustellen, drohte die Reichsregierung dieses Mal allerdings, die Kassenärzte zu Kassenangestellten zu machen. Gerade noch rechtzeitig reagierte der Hartmannbund auf diese Bedrohung mit einem geschickten Strategiewechsel und entwickelte ein Konzept, welches sowohl der Reichsregierung als auch den Kassen entgegenkam. Obwohl vom 50. Ärztetag in Köln bereits „abgesegnet“, lehnten einige Krankenkassen dieses Konzept allerdings weiterhin ab. Daher zog die Reichsregierung einen Schlussstrich und übertrug das Konzept am 8. Dezember 1931 in eine Notverordnung, die zum 1. Januar 1932 in Kraft gesetzt wurde. Das Konzept sah die Ablösung des Einzelvertragssystems durch ein Kollektivvertragssystem als Grundlage der Beziehungen zwischen Ärzten und Krankenkassen vor. „Kassenärztliche Vereinigungen“ wurden alleiniger Vertragspartner der Krankenkassen und erhielten die Möglichkeit, das ärztliche Honorar in eigener Regie an die Kassenärzte zu verteilen. Gleichzeitig erhielten sie als Körperschaften des öffentlichen Rechts die uneingeschränkte 11 | 2012 Nordlicht Aufgabe, die ambulante Versorgung der Patienten sicherzustellen, den sog. Sicherstellungsauftrag. Um dies zu erreichen, verzichteten die Kassenärzte im Gegenzug auf ihr Streikrecht und wurden einer staatlichen Aufsicht unterstellt. Auch heute noch unterliegen die KVen größtenteils diesen Grundmerkmalen, aber gilt dieser historische Kompromiss auch heute noch? Ausblick Mit dem sogenannten „Kassenarztrecht“ im Jahr 1955 wurden die Strukturen der gemeinsamen Selbstverwaltung weitgehend aus dem Jahr 1931 übernommen und die KVen erhielten das alleinige Recht zur Sicherstellung der kassenärztlichen Versorgung zurück. Betrachtet man die damaligen Motive des Gesetzgebers, so scheint Staatsferne in der ambulanten Versorgung zunächst oberstes Gebot gewesen zu sein: „Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass die ärztliche Versorgung besser und wirkungsvoller ist, je mehr die eigene Verantwortung aller Beteiligten, der Versicherten, der Krankenkassen und ihrer Verbände, der Ärzte und ihrer Vereinigungen geweckt wird. Staatliche Regelungen und staatlicher Zwang können gerade auf diesem Gebiete niemals so fruchtbare Ergebnisse zeitigen wie die Selbstverantwortung der Beteiligten.“2 In den vergangenen Jahren hat der Gesetzgeber allerdings immer massiver in den ausschließlichen Sicherstellungsauftrag der KVen eingegriffen, sei es durch Integrationsverträge, Hausarztverträge und die Öffnung der Krankenhäuser für ambulante Leistungen. Auch bezüglich der zwischen Krankenkassen und KVen auszuhandelnden Höhe der Gesamtvergütung wurden die gesetzlichen Vorgaben immer konkreter, angefangen mit dem sogegenannten Gesundheitsstrukturgesetz im Jahr 1992. Vor diesem Hintergrund stellt sich in der Tat die Frage, wie die KVen den ihnen nach wie vor obliegenden Sicherstellungsauftrag wahrnehmen sollen, wenn der Gesetzgeber – geleitet von gesundheitsökonomischen Überlegungen – dessen Aushöhlung mitbegünstigt. Eine Neujustierung des Sicherstellungsauftrags durch den Gesetzgeber scheint insofern dringend geboten. Dabei ist der Sicherstellungsauftrag alles andere als ein Fossil aus alten Tagen. Der Sicherstellungsauftrag steht für eine bedarfsgerechte, gleichmäßige, qualitätsgesicherte Versorgung der Bevölkerung, was zwangsläufig ein abgestimmtes, planvolles Verhalten erfordert. Allein schon hieran dürfte eine längerfristige Wahrnehmung des Sicherstellungsauftrages durch die Krankenkassen wohl scheitern. Schließlich erlaubt der Kassenwettbewerb gar kein einheitliches Vorgehen, sondern hat vielmehr eine unabgestimmte Versorgungsvielfalt zum Ergebnis. Da liegt es auf der Hand, dass ohne ein zumindest KV-ähnliches System eine regionale, flächendeckende Versorgung kaum vorstellbar erscheint, es sei denn, dass am Ende des Wettbewerbs die gesamte stationäre und ambulante Versorgung regional in die Hände eines einzigen Wirtschaftsunternehmens geraten würde. Kaum auszudenken – die Ärzte kämen erneut in völlige finanzielle Abhängigkeit und die Geschichte würde sich wohl wiederholen ... „Those who cannot remember the past are condemned to repeat it. Martin Maisch, KVSH 1 vgl. George Santayana: “The Life of Reason: Or, The Phases of Human Progress “, Band 1: “Reason in Common Sense”, Scribner's, 1905, New York 2 Motive des Entwurfes vom 24. 11.1953, zitiert nach Schirmer, in „Ärzte und Sozialversicherung“, Deutsches Ärzteblatt, Heft 26, 27. Juni 1997, S. A1792 aktuell 11 Titelthema H onorarstreit Die Systemfrage Statements Das Nordlicht fragte bei Vertretern der ärztlichen Basis nach, wie für sie das ideale KV-System aussieht. Eine „ideale“ KV kann es wegen der systemgewollten politischen Bevormundung und sozialgesetzlichen Einschränkung ärztlicher Freiberuflichkeit nicht geben. In dem Maß, wie sie dem Primat politischer Vorgaben bzw. deren Umsetzung in der Ärzteschaft unterworfen ist, läuft sie stets Gefahr, sich ihren Mitgliedern gegenüber zu delegitimieren. Eine gute und akzeptierte KV zeigt sich erkennbar den Interessen ihrer Mitglieder verpflichtet. Aktuell muss dies zu erhöhter Konfliktbereitschaft gegenüber Politik und Krankenkassen führen, was unter anderem die Infragestellung der eigenen Funktion als Körperschaft des öffentlichen Rechts wie auch den damit verbundenen Sicherstellungsauftrag beinhalten kann, der zunehmend zulasten der Ärzteschaft definiert wird: Eine Systemfrage also, mit Blick auf die Zukunft, aber nicht mehr lange zu umgehen. Was ich mir sonst noch vorstelle: Intensivere Meinungsforschung an der ärztlichen Basis mit transparenten Folgen Bürokratieentlastung der Praxen Professionelle und nachhaltige Öffentlichkeitsarbeit als Gegengewicht zu einseitiger Berichterstattung in den Medien: Stichwort Sicherstellungsauftrag, Demografie, Ärztemangel, ärztliches Einkommen Entwicklung alternativer Honorarsysteme. Weniger Kompromissbereitschaft bei Verhandlungen mit den Kassen. „Gleich lange Spieße“, kein Schlichter mehr ohne Zustimmung der Ärzteseite Urabstimmungen Streikrecht Christian Kraus, Facharzt für Allgemeinmedizin, Trappenkamp Das ideale KV-System ermöglicht es mir, mich auf meine Kernaufgabe zu konzentrieren: Patienten primär nach medizinischer Notwendigkeit und nicht nach ökonomischen Zwängen zu behandeln und Begriffe wie Dienstleistung, Kundenorientierung, Qualitätsmanagement, Marketing und Wettbewerbsfähigkeit nicht in den Vordergrund meines ärztlichen Handelns setzen zu müssen. Katrin Berger, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Schleswig 12 Nordlicht aktuell 11 | 2012 Titelthema Ein so extrem kompliziertes System macht Fehler, erfordert also von den Praxen wiederum eine Kontrolle der Berechnungen, dafür zunächst das Verstehen aller dieser Kontrollmechanismen, die sich naturgemäß ständig „verbessern“. In der Einzelpraxis bedeutet das Aufwand, in einer Gemeinschaft, womöglich noch fachübergreifend, ist der bürokratische Aufwand extrem. Innerhalb dieses komplizierten Geflechts ergeben sich zwangsläufig falsche Anreize zur Mengenausweitung, die durch erneute bürokratische Hürden wieder begrenzt werden müssen. Und diesen Aufwand betreibt das System, damit begrenztes Geld „fair“ unter den beteiligten Ärzten verteilt wird, natürlich unter Berücksichtigung von Leistungsmenge, Qualifikation, Fachrichtung und und und ... Eine nicht leicht zu beantwortende Frage, denn üblicherweise sind wir Funktionäre „nah dran“ am Geschehen und versuchen, einzelne Entscheidungen oder Bereiche des KVSystems zu ändern, zu verbessern, also für uns Vertragsärzte gangbar zu machen oder zu erhalten. Dabei geht es in vielen Fällen um Kompromisse, denn das, was das System an „Verschlimmbesserungen“ fordert, ist zwar in vielen Fällen nachvollziehbar, trotzdem müssen wir Ärzte damit keineswegs einverstanden sein. Für eine Meinung zum idealen KV-System brauche ich Distanz, den Blick aufs „Ganze“, darf mich nicht in den Details üblicher Auseinandersetzungen verlieren. Das ideale KV-System hat ein Vergütungssystem (z. B. der Vorschlag von KVSH und Dr. Thomas Drabinski), dass die meisten beispielhaft genannter bürokratischer Regeln überflüssig macht und uns ein zeitnahes und kalkulierbares Honorar aufgrund geleisteter, qualitativ hochwertiger Arbeit ermöglicht. Das System gibt uns die Chance einer wirklichen Verzahnung ambulanter und stationärer Leistungen (gleich lange Spieße) und entwickelt einen Leistungsvergleich anhand messbarer qualitativer Parameter, die auch unsere Patienten verstehen. Im Ergebnis sollten die Ärzte die richtige Entscheidung für den Patienten treffen können, ohne Angst vor existenzgefährdenden Regressen, oder Gefahr der ständigen Leistungserbringung unterhalb Kostendeckung (egal ob ambulant oder stationär). Das ist im Ergebnis investitionsfeindlich und verschlechtert die Chancen auf eine qualitativ hochwertige flächendeckende Versorgung. Andreas Rinck, Facharzt für Anästhesie, Kiel An erster Stelle eines idealen KV-Systems steht für mich eine maximale Reduktion bürokratischer Hürden. Insbesondere die Bürokratie, die es fordert den Arzt bis in persönlichste Bereiche zu kontrollieren. Die Beobachtung der Tagesarbeitszeit, die individuelle Arztnummer, unter Berücksichtigung des Fachgruppendurchschnitts erfolgt die Berechnung und die Zuteilung RLV/QZV unter Berücksichtigung individueller (nicht praxisbezogener!) Historie, der Forderung von RLV/QZV anhand „behandelter Fälle“ und resultierend daraus ein berechnetes Honorar beeinflusst durch Über- oder Unterschreitung von gegeneinander verrechenbarer RLV und QZV aber eben nicht von Praxisbesonderheiten. Dabei zu berücksichtigen ist wiederum das fallzahlabhängige Budget für veranlasste Laborleistungen, daraus resultierend ein Bonus oder Malus eben wegen erbrachter Laborleistungen. 11 | 2012 Nordlicht aktuell 13 NACHRICHTEN KOMPAKT G esundheitsfonds A O K N ordwest Zwölf Milliarden Euro Überschuss Foto: AOK/hfr. Ärztepool für Zweitmeinungsverfahren Frankfurt – Die gute Finanzlage im Gesundheitssystem wird sich einem Zeitungsbericht zufolge 2012 nochmals verbessern. So soll der Überschuss im Gesundheitsfonds bis Ende des Jahres auf zwölf Milliarden Euro steigen. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet, ist dies das Ergebnis der Berechnungen des Schätzerkreises der Gesetzlichen Krankenversicherung. Damit läge der Überschuss drei Milliarden Euro über dem Wert der letzten Schätzung, hieß es unter Berufung auf Kreise Beteiligter. Für das kommende Jahr rechnen die Schätzer – Fachleute des Gesundheitsministeriums, der Krankenkassen und des Bundesversicherungsamtes – demnach mit einem weiteren Anstieg der Reserven um nochmals drei auf dann 15 Milliarden Euro. Gründe seien die andauernd gute Beschäftigungslage und Gehaltserhöhungen, die in höheren Kassenbeiträgen kumulierten, heißt es. In den Zahlen sind die Milliardenüberschüsse der gesetzlichen Krankenkassen nicht enthalten. S onderverträge Wahltarif Kostenerstattung „BKK Arzt privat“ Bad Segeberg – Der Sondervertrag „BKK Arzt privat“ wurde vom BKK-Landesverband Nordwest gekündigt. Somit endet dieser Vertrag, der in Schleswig-Holstein in Kooperation mit der Ärztegenossenschaft Nord umgesetzt wird, zum 31. Dezember 2012. Hintergründe sind unter anderem geänderte rechtliche Rahmenbedingen auf Seiten der teilnehmenden Krankenkassen. Jede Krankenkasse muss nun alle drei Jahre ein versicherungsmathematisches Gutachten je Wahltarif vorlegen, das durch einen Aktuar überprüft wird. Ausnahmen, z. B. aufgrund geringer Teilnehmerzahlen, sind ausdrücklich nicht vorgesehen. Die Abrechnung der Vertragsleistungen können, wie gewohnt, bis zum Ende der Laufzeit über die KV Mecklenburg-Vorpommern vorgenommen werden. 14 Nordlicht Stellten das neue Programm zur ärztlichen Zweitmeinung vor: Prof. Jens Scholz (UKSH-Vorstandsvorsitzender), Dr. Monika Schliffke (KVSH-Vorsitzende) und Martin Litsch (Vorstandsvorsitzender der AOK Nordwest). Kiel – Die AOK Nordwest bietet Versicherten mit Krebsdiagnose oder schwerwiegenden orthopädischen Erkrankungen künftig ein eigenes Zweitmeinungsverfahren an. Dafür schloss die Krankenkasse entsprechende Vereinbarungen mit 34 Chefärzten und Oberärzten aus dem stationären Bereich sowie bisher acht niedergelassenen Fachärzten ab. „Wenn beispielsweise erstmalig Krebs diagnostiziert wird, ein seltener Tumor vorliegt oder Krebs schon weit fortgeschritten ist, können sich Patienten mit dem Wunsch nach einer weiteren ärztlichen Meinung an die Gesundheitskasse wenden. Im Bereich der Orthopädie ist dies etwa möglich bei geplanten schweren, möglicherweise lebensverändernden Operationen an der Wirbelsäule, bei degenerativen Skeletterkrankungen, dem Einsetzen von künstlichen Gelenken und Eingriffen an der Schulter, Hüfte oder an Knie- und Sprunggelenken“, so die AOK Nordwest. In das neue Zweitmeinungsangebot seien bewusst niedergelassene Fachärzte aus Schleswig-Holstein eingebunden, die als Spezialisten vor Ort über umfangreiche Erfahrungen in der Behandlung schwerkranker Patienten verfügten. Dr. Monika Schliffke, Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein begrüßte das gemeinsame Projekt, das auf sektorenübergreifenden Fachaustausch zwischen niedergelassenen Spezialisten und stationärem Bereich setze. „Gerade in einem sensiblen Bereich wie der Krebsbehandlung kann das Vier-Augen-Prinzip unter Hinzuziehung eines weiteren Experten von Vorteil sein. Eine kompetente Zweitmeinung kann Patienten zum Beispiel bei schwierigen Entscheidungen eine wichtige Orientierung geben und bei der Abwägung von Nutzen und Risiko bestimmter Behandlungen helfen“, erklärte sie. aktuell 11 | 2012 NACHRICHTEN KOMPAKT P rüfung von A rzneimittel studien mit M enschen Ärztekammer SH gegen geplante EU-Verordnung Informationen für Patienten Berlin – Antibiotika gehören zu den am häufigsten verordneten Arzneimitteln in Deutschland. Etwa 22 Millionen Patienten haben im Jahr 2010 ein Antibiotikumrezept erhalten. Da Antibiotika sehr häufig und dabei oft nicht richtig angewendet werden, bilden sich zunehmend sogenannte Resistenzen. Die Entstehung und Verbreitung von Antibiotika-Resistenzen ist weltweit zu einem der dringlichsten Gesundheitsprobleme geworden. Aus diesem Anlass hat die Arztbibliothek des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ) „Antibiotika“ als Thema des Monats ausgewählt und zwei Kurzinformationen für Patienten zu diesem Themenbereich veröffentlicht. Unter der Überschrift „Antibiotika – Was Sie wissen sollten“ wird darüber aufgeklärt, wie und wann Antibiotika wirken und worauf bei ihrer Einnahme zu achten ist. In der Kurzinformation „Antibiotika – Was sind Resistenzen?“ werden Ursachen und Folgen der Resistenzbildung dargestellt. Zusätzlich gibt es viele Tipps, unter anderem zur Händehygiene, um dem Infektionsrisiko und der Resistenzbildung entgegenzuwirken. Bad Segeberg – Die Ärztekammer Schleswig-Holstein reagiert auf die geplanten Neuregelungen im Bereich der Arzneimittelstudien mit Menschen. „Die von der EU vorgelegte Verordnung gefährdet den hohen ethischen Standard und stellt die Arbeit der Ethikkommissionen in Schleswig-Holstein in Frage“, kritisierte Kammerpräsident Dr. Franz-Joseph Bartmann. Die Ärztekammer hat ihre Kritik an der EU-Verordnung in die Stellungnahme der Bundesärztekammer und in ein Positionspapier des Arbeitskreises der medizinischen Ethik-Kommissionen eingebracht. „Wir befürchten, dass wirtschaftliche Interessen über den Schutz von Studienteilnehmern gestellt werden könnten. Das betrifft insbesondere die Rechte von Kindern, Jugendlichen und Nichteinwilligungsfähigen“, so der Ärztekammerpräsident. Die EU-Verordnung zielt im Kern darauf ab, die Verfahren für klinische Prü fungen schneller, einfacher und kostengünstiger zu machen. Das beinhaltet auch eine deutliche Verkürzung von Fristen, innerhalb derer die beiden Ethik kommissionen der Ärztekammer Schleswig-Holstein klinische Prüfungen von Arzneimitteln prüfen und bewerten müssen. „Diese Fristen sind absolut unrealistisch. Eine sorgfältige Prüfung ist nicht mal eben in ein paar Tagen machbar“, erläuterte Bartmann. Er warnte zudem davor, das bewährte deutsche System auf dem Altar europäischer Zentralisierung zu opfern: „Im Verordnungsentwurf werden die Ethikkommissionen nicht einmal erwähnt. Dabei sichern gerade diese Kommissionen einen international anerkannten Schutzstandard bei der Forschung am Menschen. Geplante Forschungsvorhaben müssen vor Studienbeginn einer unabhängigen Ethikkommission vorgelegt werden. Die Gremien der Ärztekammer sind interdisziplinär mit ehrenamtlich tätigen Medizinern, Juristen und Apothekern besetzt. Insbesondere die ärztlichen Mitglieder kennen aus täglicher praktischer Erfahrung, worüber sie zu entscheiden haben. Beiden Kommissionen der Kammer gehören zudem Vertreter des Patientenombudsvereins Schleswig-Holstein an. Das stärkt das Vertrauen der Öffentlich keit in den Ablauf klinischer Forschung.“ 11 | 2012 A ntibiotika Nordlicht Die Informationen können unter www.arztbibliothek.de/thema-des-monats heruntergeladen werden. K rankenkassen Techniker Krankenkasse zahlt Prämie Berlin – Die Techniker Krankenkasse (TK) zahlt ihren Mitgliedern für das Jahr 2013 eine Prämie von bis zu 80 Euro aus. Das beschloss der Verwaltungsrat der Krankenkasse. Wer vom 1. Mai bis 31. Dezember 2013 beitragszahlendes Mitglied der TK sei, bekomme 80 Euro. Allein in Schleswig-Holstein würden über 21 Millionen Euro an die rund 264.000 beitragszahlenden TK-Mitglieder ausgezahlt. Bundesweit sei es ein Betrag von ca. 500.000 Euro. Außerdem werde die TK ihren Versicherten anbieten, ihnen die entrichtete Praxisgebühr im Rahmen ihres Bonusprogramms zurückzuerstatten. Wer daran teilnehme und vier Maßnahmen zu gesundheitsbewusstem Verhalten absolviere – zum Beispiel Früherkennungsuntersuchungen, die Zahnvorsorge oder das Sportabzeichen – könne auf diesem Weg bis zu 60 Euro pro Jahr bekommen. Voraussetzung sei, dass die Versicherten die Praxisgebühr-Quittungen bei der TK einreichen. aktuell 15 NACHRICHTEN KOMPAKT G ynäkologie Z ulassung Wenig Frauen in Führungspositionen Praxisübergabe ab 1. Januar 2013 München – Das Fach Gynäkologie wird immer mehr von Frauen dominiert. Auf vier Ärztinnen, die die Facharztprüfung zur Gynäkologie und Geburtshilfe ablegen, kommt zurzeit nur noch ein Arzt. 80 Prozent der Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) unter 35 Jahren sind weiblich. Damit habe kein anderes medizinisches Fach eine so hohe Frauenquote, berichtet die DGGG. In verantwortlichen Positionen (Chefarzt/-ärztin, Direktor/in) liege laut Mitgliederstatistik der Frauenanteil aber nur bei zwölf Prozent. „Hier kommen mehrere Entwicklungen zusammen“, erläuterte Dr. Babett Ramsauer, Vorsitzende der Kommission „Familie und Karriere“, auf dem 59. Kongress der Fachgesellschaft: „Ärztinnen und ebenso Ärzte, die in ihrer Familie für Kinder Verantwortung tragen, können Stellen mit 50-Stunden-Wochen, ungeplanten Überstunden und langen Wochenenddiensten nicht annehmen. Häufig sind dann nur noch Teilzeitstellen möglich, die mit den Öffnungszeiten von Kindergarten, Schule und Hort vereinbar sind. Häufig scheint es dann nicht mehr denkbar, einen Dienst- und Operationsplan nach solchen Bedürfnissen auszurichten – geschweige denn unter solchen Bedingungen Karriere zu machen.“ V erordnung Laif® 900 Zulassung erteilt Ehegatte, Lebenspartner, Kind, angestellter Arzt oder Berufsausübungsgemeinschaftspartner des bisherigen Vertragsarztes. Bad Segeberg – Die Firma Steigerwald Arzneimittelwerk GmbH teilt mit, dass das Präparat Laif® 900 am 19. Oktober 2012 die Zulassung vom Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erhalten hat. Es kann somit bei entsprechender Indikation zu Kassenlasten verordnet werden. Z weitmeinungsportal NAV-Virchow-Bund zeigt Betreiber an Berlin – Der Verband der niedergelassenen Ärzte Deutschlands hat die neun in Deutschland tätigen Ärzte des Zweitmeinungsportals www.vorsicht-operation.de bei den zuständigen Landesärztekammern angezeigt. Das berichtet das Deutsche Ärzteblatt. „Unserer Auffassung nach bestehen ernsthafte rechtliche Bedenken, dass das Portal den Vorgaben der Berufs- und Gebührenordnung entspricht“, begründete Verbandschef Dirk Heinrich den Schritt. Die über das Portal angebotene Diagnose und Beratung seien nach dem Berufsrecht nicht zulässig, die damit verbundenen Kosten von bis zu 600 Euro zudem mit der ärztlichen Gebührenordnung nicht vereinbar. Konkret betroffen seien die Kammern in Bayern, BadenWürttemberg, Schleswig-Holstein, Sachsen, Berlin und Nordrhein. 16 Bad Segeberg – In Zukunft liegt die Entscheidung darüber, ob ein Vertragsarztsitz zur Übergabe ausgeschrieben wird, nicht mehr in der Kompetenz der Kassenärztlichen Vereinigungen. Ab dem 1. Januar 2013 sind dafür die Zulassungsausschüsse zuständig. Die Zulassungsausschüsse können einen Antrag auf Ausschreibung eines Vertragsarztsitzes ablehnen, wenn eine Nachbesetzung aus Versorgungsgründen nicht erforderlich ist. Dies gilt nicht, sofern die Praxis von einem Nachfolger weitergeführt werden soll, der dem folgendem Personenkreis angehört: Nordlicht Die Regelung stellt nach Einschätzung der KVSH grundsätzlich keinen Anlass zur Beunruhigung dar, weil davon auszugehen ist, dass die Zulassungsausschüsse nur in Ausnahmefällen zu der Auffassung kommen werden, dass ein Vertragsarztsitz aus Versorgungsgründen nicht erforderlich ist. Allerdings verzögern sich die Zeitabläufe durch die vorgeschaltete Entscheidung des Zulassungsausschusses, denn grundsätzlich können die KVen ab dem 1. Januar 2013 erst nach der Entscheidung des Zulassungsausschusses über einen Ausschreibungsantrag die Ausschreibung durchführen bzw. veröffentlichen. Vorsorglich sollte daher berücksichtigt werden, dass sich die Zeit zwischen Eingang eines Ausschreibungsantrages und Veröffentlichung im Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatt bzw. Entscheidung des Zulassungsausschusses über die Nachbesetzung ab dem 1. Januar 2013 verlängern könnte. Es wird empfohlen, Ausschreibungsanträge unbedingt frühzeitig herzugeben, das heißt, spätestens ein halbes Jahr vor der geplanten Übergabe, besser noch früher. Eine Besonderheit ist für die Ausschreibung von psychotherapeutischen Praxen zu berücksichtigen, da der Zulassungsausschuss in der Besetzung für Beschlussfassungen in Angelegenheiten der Psychotherapeuten nur einmal im Quartal tagt. Die Sitzungstermine für das Jahr 2013 stehen noch nicht fest, werden aber Ende des Jahres 2012 auf der Homepage der KVSH veröffentlicht werden. Wir bitten unbedingt darum, Ausschreibungsanträge für psychotherapeutische Praxen frühzeitig einzureichen. aktuell 11 | 2012 NACHRICHTEN KOMPAKT V ersorgungsatlas P sychotherapie ZI verleiht erstmals Wissenschaftspreis PKSH befürchtet Aus für jede vierte Praxis Kiel – Die Psychotherapeutenkammer Schleswig-Holstein (PKSH) sieht ab 2013 jede vierte psychotherapeutische Praxis in Deutschland von der Schließung bedroht. Auch nach dem Honorarkompromiss von Ärzten und Krankenkassen zur Bedarfsplanung könnten laut PKSH rund 5.700 von knapp 23.000 psychotherapeutischen Praxen stillgelegt werden. Die PKSH fordert deshalb eine Neuberechnung der notwendigen Anzahl psychotherapeutischer Praxen. „Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat den gesetzlichen Auftrag, nach sachgerechten Kriterien Vorgaben für eine bedarfsgerechte psychotherapeutische Versorgung zu machen“, stellt PKSH-Präsidentin Dipl.-Psych. Juliane Dürkop fest. „Dafür ist es notwendig, die Zahl der psychotherapeutischen Praxen auf der Basis des Jahres 2005 neu zu berechnen. Ziel muss es sein, die Wartezeiten von psychisch kranken Menschen auf drei Wochen zu verringern.“ Berlin – Im Rahmen des ZI-Forums „Räumliche Versorgungsforschung: Mehr Wissen für regionale Verantwortung“ hat das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI) erstmals den Wissenschaftspreis „Regionalisierte Gesundheitsforschung“ vergeben: Preisträger sind Dr. Lars Eric Kroll und Dr. Thomas Lampert, wissenschaftliche Mitarbeiter am Robert Koch-Institut Berlin. Der prämierte Beitrag stellt eine Methode vor, mit der aus Befragungsdaten Schätzwerte für die Gesundheitsindikatoren „allgemeiner Gesundheitszustand“, „Rauchquote“ und „Häufigkeit der Adipositas“ auf der Ebene der Kreise und kreisfreien Städte ermittelt werden können. Die ausgezeichnete Arbeit wird unter www.versorgungsatlas.de veröffentlicht. Der wissenschaftliche Redaktionsbeirat des Versorgungsatlas hat die Arbeit ausgewählt, da sie eine Methode verwendet, die dazu beitragen kann, epidemiologische Daten für die Gesundheitsberichterstattung kleinräumig bereitzustellen.„Von regionalen Unterschieden können die verantwortlichen Akteure im Gesundheitswesen viel über die Ergebnisse ihrer Arbeit lernen. Mit diesem Wissenschaftspreis möchte das ZI deshalb die Erforschung regionaler Unterschiede in der Gesundheitsversorgung und die Publikation der Daten auf www.versorgungsatlas.de fördern. Wir wollen Wissenschaftler aus allen Bereichen zusammenbringen, die sich mit dieser für Deutschland jungen Disziplin beschäftigen“, sagt Dr. Dominik von Stillfried, Geschäftsführer des Zentralinstitutes für die kassenärztliche Versorgung (ZI). R atgeber IGeL-Wegweiser Bad Segeberg – Einen guten Überblick für Patienten und Ärzte bietet der Ratgeber „Selbst zahlen?“ von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung. Der Ratgeber informiert, worauf jeder Patient achten sollte, der von seinem Arzt eine solche Leistung angeboten bekommt oder sie von sich aus wünscht. Er bietet Checklisten für Patienten und Ärzte und rechtliche Erläuterungen. Sie finden den Ratgeber unter www.kbv.de oder www.baek.de, Stichwort: IGeL. 11 | 2012 Nordlicht In Schleswig-Holstein warten psychisch Kranke durchschnittlich 14,6 Wochen auf ein erstes Gespräch bei einem niedergelassenen Psychotherapeuten. Ärzte und Krankenkassen haben sich in Vergütungsverhandlungen darauf geeinigt, deutschlandweit für ländliche Regionen bis zu 1.150 Praxen zusätzlich zuzulassen, 52 davon in Schleswig-Holstein. „In solchen Verhandlungen geht es in erster Linie ums Geld und nur am Rande um die Versorgung psychisch kranker Menschen. Das Ergebnis ist entsprechend“, kritisiert PKSH-Präsidentin Dürkop. „Während sich die Versorgung auf dem Land nun erfreulicherweise verbessern wird, gehen in städtischen Gebieten aber sehr viele Praxen verloren. Ohne eine Neuberechnung der Verhältniszahlen für Psychotherapeuten wird sich in den kommenden Jahren die Zahl der Behandlungsplätze für psychisch kranke Menschen massiv verringern.“ Die PKSH fordert deshalb, die Versorgung psychisch kranker Menschen wenigstens auf dem derzeitigen Niveau sicherzustellen und die Verhältniszahlen für Psychotherapeuten auf der Grundlage der Praxen, die im Jahr 2005 zugelassen waren („Aufsatzjahr“), neu zu berechnen. P sychotherapeuten Mängel in der Ausbildung Berlin – Die 7. Bundeskonferenz der Psychotherapeuten in Ausbildung (Bundeskonferenz PiA) kritisierte die aus ihrer Sicht seit Jahren überfällige Reform der Psychotherapieausbildung. „Obwohl die Probleme seit Jahren bekannt sind, hat der Gesetzgeber bis jetzt nicht reagiert“, erklärte Robin Siegel, Sprecher der Bundeskonferenz PiA. Erstens werde die klinische Arbeit während der Praktischen Tätigkeit der PiA nach wie vor schlecht oder gar nicht bezahlt, obwohl eine qualitativ hochwertige Arbeit durchgeführt und eine exzellente Qualifikation erworben wird. Zweitens sei nach der Umstellung der Studiengänge auf die Bachelor- und Mastersystematik nicht mehr klar, was angehende Psychotherapeuten an einer Universität oder Fachhochschule studieren müssen, um zu einer postgradualen Psychotherapeutenausbildung zugelassen zu werden. aktuell 17 gesundheitspolitik N achwuchsförderung Stipendien für Medizinstudenten Die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein fördert im Rahmen des Programms Deutschlandstipendium zusammen mit der Ärztekammer Schleswig-Holstein eine Medizinstudentin und einen Medizinstudenten. Im Rahmen einer Feierstunde an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel erhielten beide ihre Stipendienurkunden. Der große Festsaal der CAU Kiel war bis auf den letzten Platz gefüllt. Erwartungsvolle Spannung lag in der Luft. Viele Studenten, ihre Angehörigen und Freunde, Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Verbänden Schleswig-Holsteins waren gekommen, um dabei zu sein, als 70 Studierende pünktlich zum beginnenden Wintersemester 2012 die Stipendienurkunden von ihren Förderern überreicht bekamen. Zu den fördernden Institutionen gehörten in diesem Jahr erstmals auch die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein und die Ärztekammer Schleswig-Holstein. Rahel Reimer aus Kiel gehört zu den ausgewählten Stipendiaten. Die 20-Jährige studiert im dritten Semester Medizin und kann sich nun ein Jahr lang jeden Monat über 300 Euro Fördergeld freuen. Die eine Hälfte davon übernimmt die Kassenärztliche Vereinigung, die andere trägt das Bundesbildungsministerium. Frau Reimer hatte sich ganz spontan über die Internetseite des Bundesbildungsministerium für das Deutschlandstipendium beworben und war dann von der CAU Kiel ausgewählt worden. „Ich bin natürlich sehr froh, dass es geklappt hat und dass ich mit dabei bin. Das Stipendium gibt mir ein Stück Unabhängigkeit und hilft mir dabei, mich im nächsten Jahr noch mehr auf mein Studium zu konzentrieren“, erklärt sie. 18 Nordlicht Dr. Monika Schliffke, die Rahel Reimer ihre Stipendiumsurkunde überreichte, freute sich, dass die KVSH mit der jungen Studentin eine engagierte angehende Ärztin aus Schleswig-Holstein unterstützen kann. Im Deutschlandstipendium sieht sie ein gutes Mittel zur frühzeitigen ärztlichen Nachwuchsförderung. „Gerade deshalb machen wir bei dem Projekt mit“, so die Vorstandsvorsitzende der KVSH. Bei Rahel Reimer, die schon seit ihrem zwölften Lebensjahr den Berufswunsch „Ärztin“ hatte und nach dem Abitur an der Kieler Gelehrtenschule auch gleich einen Studienplatz in der Landeshauptstadt bekam, stehen die Chancen, dass sie der ambulanten medizinischen Versorgung in Schleswig-Holstein erhalten bleibt, nicht schlecht. „Ich bin in Kirchbarkau aufgewachsen, stamme also aus einer ländlichen Region, mag Schleswig-Holstein und könnte mir gut vorstellen, hier später vielleicht auch einmal als Landärztin zu arbeiten“, erklärt sie. Auch die Ärztekammer Schleswig-Holstein unterstützt einen eigenen Stipendiaten. Lars Maier aus Eckernförde, der ebenfalls an der CAU Kiel Medizin studiert, erhielt seine Stipendiumsurkunde vom Geschäftsführer der Ärztekammer Schleswig-Holstein Dr. Carsten Leffmann. Jakob Wilder, KVSH aktuell 11 | 2012 gesundheitspolitik Mehr Infos zum Deutschlandstipendium Seit 2011 fördern der Bund und private Mittelgeber leistungsstarke und engagierte Studierende mit dem Deutschlandstipendium. Es ist damit das größte öffentlich-private Projekt im Bildungsbereich, das es in Deutschland bisher gab. Bund und private Mittelgeber übernehmen dabei jeweils die Hälfte des Stipendienbetrags von 300 Euro pro Monat. Mehr als 4.500 Studierende wurden 2011 mit dem Deutschlandstipendium gefördert. Die Hälfte von ihnen sind Frauen, der Anteil der BAföG-Empfängerinnen und -Empfänger entspricht mit einem Viertel demjenigen unter allen Studierenden. Seit Beginn des Wintersemesters 2011/2012 nutzen rund drei Viertel der 388 Hochschulen in Deutschland das neue Instrument zur Förderung begabter und leistungsfähiger Studierender. Insgesamt haben die Hochschulen Fördermittel für 5.551 Deutschlandstipendien eingeworben und es wurden über zehn Millionen Euro an privaten Mitteln für Stipendien mobilisiert. 2012 kann die Christian-Albrechts-Universität 236 Deutschlandstipendien vergeben. Die Stipendien werden von den einzelnen Hochschulen nach Leistung und Begabung vergeben. Der private Anteil der Stipendienmittel wird von den Hochschulen eingeworben, die andere Hälfte gibt der Bund dazu. Das Fördergeld ist an keine Auflagen gebunden und der Studierende kann sich jedes Jahr erneut darauf bewerben. www.deutschland-stipendium.de Dr. Monika Schliffke freut sich mit der Stipendiatin der KVSH, Rahel Reimer. Dr. Carsten Leffmann beglückwünscht den ÄKSH-Stipendiaten Lars Meier. 11 | 2012 Nordlicht aktuell 19 gesundheitspolitik M S D - G esundheitspreis Großer Erfolg für aha! Bei dem erstmals ausgeschriebenen und mit 100.000 Euro dotierten MSD-Gesundheitspreis für die besten Versorgungskonzepte schaffte es das aha! Projekt Schleswiger Ärzte unter die ersten zehn von 50 eingereichten Projekten. Im Zentrum von aha! – ab heute anders! – steht die Beratung von Patienten mit Übergewicht und Adipositas im Hinblick auf das metabolische Syndrom und Diabetes mellitus Typ 2. Die Projektumsetzung erfolgte in 40 Praxen im Raum Schleswig. Fast 1.200 Personen führten bisher einen Find-risk-Test durch, mit dem das 10-Jahres-Risiko für die Entwicklung eines Diabetes ermittelt werden kann und praktizierten erste Schritte in Richtung einer Lebensstil-Modifikation. Bei der Verleihung am Hauptsitz von MSD Deutschland in München erhielten fünf Preisträger jeweils 20.000 Euro, darunter vier Einzelprojekte zu den Themen Demenz, Geriatrie, Telemedizin, Medikation bei Übergang ambulantstationär sowie das QuE-Versorgungsnetz Nürnberg Nord. Die Schleswiger kamen leider nicht unter die ersten Fünf. Das Nordlicht gratuliert Dr. Carsten Petersen, Arzt für Innere Medizin, Diabetologe und Ernährungsmediziner aus Schleswig und Leiter des aha!-Projekts trotzdem ganz herzlich zur Nominierung. Das Projekt im Detail Das aha!-Projekt setzt gezielt bei einer der großen Volkskrankheiten an. Weit mehr als sechs Millionen Bundesbürger sind derzeit an Diabetes mellitus Typ 2 erkrankt, die jährliche Neuerkrankungsrate liegt bei circa fünf Prozent. Es besteht eine hohe Dunkelziffer, denn häufig wird die Diagnose erst gestellt, wenn bereits fortgeschrittene Erkrankungen des Herz-Kreislauf- oder Nervensystems, der Augen oder der Nieren entstanden sind. 20 Nordlicht „In unserer Gesellschaft tickt also eine medizinische Zeitbombe. Wir niedergelassenen Ärzte registrieren sie schon heute und genau deshalb engagieren wir uns bei „aha! ab heute anders”, erklärt Dr. Carsten Petersen. Mit dem aha!-Präventionsprojekt wurden Versicherten-Klientele mit hohem metabolischen Risiko erreicht, die Teilnehmer wiesen durchschnittlich eine abdominell betonte Adipositas auf (mittlerer BMI 30,7kg/m², mittlerer Taillenumfang 103,1 cm). Die mittlere Find-risks-core-summe lag bei 13,16 Punkten. Dabei sind die Teilnehmer im Durchschnitt mit 54,4 Jahren in einem Lebensalter, in dem die mögliche Manifestation eines Diabetes mellitus Typ 2 eine erhebliche Bedeutung für die Lebensprognose, und auch für die Lebensarbeitszeit hat. Diabetes – eine Volkskrankheit „Internationale Studien haben gezeigt, was eigentlich schon seit Jahrhunderten bekannt war: Gesundes Essen und körperliche Bewegung fördern die Gesundheit. Eine finnische und eine amerikanische Diabetes-Präventionsstudie haben dies bestätigt“, erklärt Petersen. „Das Risiko, einen Diabetes Typ 2 zu entwickeln, kann auch bei Menschen, deren Insulinempfindlichkeit so eingeschränkt ist, dass sie schon eine pathologische Glucosetoleranz aufweisen, um fast 60 Prozent durch relativ einfache Maßnahmen gesenkt werden: Eine geringe Gewichtsabnahme, ballaststoffreichere, fettärmere Ernährung und vor allem durch mehr Bewegung.“ Die Koordination des Programms aktuell 11 | 2012 gesundheitspolitik Konzeption des Projektes In den letzten Jahren hat das aha!-Netzwerk verschiedene Publikums-Aktionen in der Region Schleswig durchgeführt. „Die Auswahl der Veranstaltungen mag eher sportlich-aktive und gesundheitsbewusste Menschen angesprochen haben. Das aha!-Projekt will daher die anonyme Testdurchführung nicht weiter betreiben und einen verbindlicheren Weg und eine nachhaltige Verfahrensweise im hausärztlichen Setting einschlagen”, erklärt Petersen die neue Zielsetzung. Die Durchführung des Risikotests in Apotheken oder in hausärztlichen Praxen, z. B. im Zusammenhang mit Gesundheitsuntersuchungen hat dabei einen entscheidenden Vorteil: Meist ist der familienanamnestische Hintergrund bekannt. Dr. Carsten Petersen, Arzt für Innere Medizin, Diabetologe und Ernährungsmediziner aus Schleswig und Leiter des aha-Projekts erfolgt dabei in enger Abstimmung mit den beteiligten Hausärzten. Das achtwöchige Programm „chips & steps“ besteht aus der „ahaChipliste“, mit der die verzehrten Speisen und Getränke bewertet werden. Außerdem erhalten die Teilnehmer ein Pedometer zur Messung der am Tag zurückgelegten Gehstrecke sowie ein Tagebuch zur Erfassung der Essgewohnheiten und der körperlichen Aktivität. Beratung für die Teilnehmer Mit der Auswertung des Testergebnisses werden die Teilnehmer von Experten (zum Beispiel Mediziner, Ernährungs- und Bewegungsberater) aus dem Netzwerk „aha!“ individuell beraten und bekommen viele Tipps zur langfristigen Umstellung des Lebensstils und Hinweise auf wohnortnahe Angebote zu Sport und gesunder Ernährung. Das aha!-Projekt wird wissenschaftlich durch das Institut für Sport- und Sportwissenschaft an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel begleitet. Das Projekt arbeitet dabei in Kooperation mit dem Nationalen Aktionsforum Diabetes mellitus (NAFDM). Außerdem besteht eine Verbindung zur Schleswig-Holsteinischen Gesellschaft für Diabetes (SHGD e.V.) und dem Sportärztebund Schleswig-Holstein. „Insbesondere Menschen, in deren Familien Typ 2 Diabetes vorkommt, sollten diesen Test durchführen, um frühzeitig Diabetes vorzubeugen”, meint Petersen. Auch privat versicherte Personen und alle, die nicht in der Region Schleswig-Flensburg leben, können an dem Projekt teilnehmen, der Kostenbetrag beträgt dann 15,50 Euro. Das Modul „chips & steps“ ist auch für viele Typ 2 Diabetiker mit Gewichtsproblemen eine gute Unterstützung. Es ist separat erhältlich. Alle Aktionen zielen dabei auf eine Verbesserung der Primärprävention (Verhinderung von Diabeteserkrankungen), der Sekundärprävention (Vermeidung oder Verzögerung diabetischer Sekundärerkrankungen) und der Tertiärprävention (Verhinderung oder Reduktion der Komplikationen von Sekundärerkrankungen: konkret von Erblindungen, terminalem Nierenversagen, Amputationen). 11 | 2012 Nordlicht Informationen Weitere Informationen zum aha!-Projekt sowie eine Übersicht aller teilnehmenden Ärzte und Apotheken gibt es beim Projektbüro „aha!“ im Internet unter www.ab-heute-anders.de. Hier sind auch die Teilnahmebedingungen und der Test per Download erhältlich. Jakob Wilder, KVSH aktuell 21 PRAXIS & KV B efragungs E rgebnisse Arztberatung durch die AOK NordWest Nicht nur die KVSH steht den Ärzten und Psychotherapeuten in Schleswig-Holstein mit Beratungen zur Verfügung. Auch die AOK NordWest bietet Beratungen in Arztpraxen zu konkreten Themen an. Im Rahmen einer Umfrage haben wir Sie um Ihre Meinung dazu gebeten, da die AOK NordWest dieses Angebot gerne weiterentwickeln und nach Ihren Wünschen anpassen möchte. Die Möglichkeit an dieser Befragung teilzunehmen und Anregungen und Kritik zu äußern haben ca. 25 Prozent der Befragten genutzt. Die Ergebnisse waren dabei sehr unterschiedlich. Insgesamt wurden bisher ca. 1.900 Praxen in Schleswig-Holstein von einem AOK-Berater aufgesucht. In nicht allen Fällen führte dies zu einer persönlichen Beratung. Wenn doch, wurden dabei vor allem Fragen rund um DMP und ICD-10-Kodierungen besprochen. Folgende Ergebnisse haben sich aus Ihren Rückmeldungen ergeben: Die Themen der Arztberatung wurden als hilfreich und wichtig beurteilt: 10,7 % Immer 8,4 % 37,5 % 25,6 % Oft Selten 17,8 % Nie Keine Angabe Die Berater gaben fachkundige Antworten: 9,6 % 19,3 % 33,5 % 18,2 % 19,3 % ImmerOftSelten Nie Keine Angabe 22 Nordlicht aktuell 11 | 2012 PRAXIS & KV Die vorgelegten Materialien/Unterlagen waren verständlich und nachvollziehbar: 13,4 % 23,1 % 36,7 % Immer Oft 6,1 % 20,7 % Selten Es hat sich gezeigt, dass die Praxen teilweise die Aktualität der Unterlagen und Auswertungen kritisch beurteilten. Aufgrund der langen Wege vom Zeitpunkt der Leistungserbringung über die Abrechnung bei der KV bis zum Einzelfallnachweis an die Krankenkassen wird sich dieser Punkt aber nur sehr bedingt verbessern lassen. Fachgruppenbezogene Auswertungen könnten aber helfen, Fragen rund um die Verschlüsselung der behandlungsrelevanten Diagnosen spezifischer bzw. zielgenauer zu verfolgen. Verbesserungspotenzial konnte auch in der Kontaktaufnahme bzw. Terminabsprache mit der Praxis identifiziert werden. Hier würden einige Praxen es begrüßen, wenn ein konkret vereinbarter Termin bereits im Vorwege durch Zusendung der Unterlagen vorbereitet werden könnte. Für eine Beratung während der Sprechstundenzeiten fehlt nicht selten die nötige Zeit. Nie Keine Angabe Ein häufiger, sehr allgemeiner Kritikpunkt der genannt wurde, betrifft die Bürokratie. Die Dokumentationspflichten, ob im Rahmen von DMP oder anderen Bereichen, kostet in den Praxen viel Zeit. In diesem Zusammenhang wäre es wünschenswert, wenn die Praxissoftware benutzerfreundlicher wäre und mehr Unterstützung leistet bzw. eine grundsätzliche Verschlankung der Bürokratie erreicht werden könnte. Insgesamt bleibt festzustellen, dass die Beratung durch die AOK NordWest ein Angebot ist, das von ungefähr der Hälfte der Ärzte, die geantwortet haben, als hilfreich und wichtig beurteilt wird. Da es auf Freiwilligkeit beruht, soll die Beratung nicht als Kontrolle verstanden werden, sondern im Rahmen einer guten Zusammenarbeit das Wissen auf und über beide(n) Seiten fördern. Die AOK wird prüfen, ob und wie sich die Ergebnisse und Anregungen in die Arbeit der Arztberater integrieren lassen. Anja Oelkers, Mirco Soltau, KVSH Wieviel Zeit planen Sie durchschnittlich für eine Arztberatung ein? Bis zu 15 min Bis zu 30 min Bis zu 45 min Mehr als 45 min Keine Angabe Keine 40,2 % 1,9 % 11 | 2012 23 % 29,8 % 3,4 % Nordlicht aktuell 1,7 % 23 PRAXIS & KV G rippeimpfstoff Chronik eines Desasters In diesem Jahr übernahmen die Krankenkassen zum ersten Mal die Bestellung der saisonalen Grippeimpfstoffe in Eigenregie und versuchten damit das seit Jahren gut funktionierende Impfmanagement der Ärzte im Norden abzulösen. Übrig blieben Frust und Enttäuschung bei Ärzten, Apothekern und Patienten über den weiterhin bestehenden Lieferengpass zu Beginn der einsetzenden Grippeperiode. 3. September 2012 27. September 2012 „Die AOK NordWest teilt der KVSH mit, dass es zur Impfsaison 2012/13 zu Verzögerungen bei der Auslieferung des Impfstoffes Begripal kommt. Die Verzögerung wird mit dem Hinweis begründet, dass sich in der Saison 2012/2013 die Zusammensetzung des Impfstoffes geändert hat. (...) Novartis Vaccines geht offenbar von einer flächendeckenden Auslieferung von Begripal im Laufe des Oktobers aus.“ (KVSH-Newsletter) Die Ärztegenossenschaft Nord kritisiert das „planwirtschaftliche“ Verhalten und die „dirigistischen Rabattverträge“ der Krankenkassen. 7. September 2012 Novartis Vaccines teilt mit, dass eine frühere Lieferung ab dem 24. September 2012 entsprechend den Vorbestellungen in Schleswig-Holstein möglich geworden sei. Gleichzeitige Freigabe aller Impfstoffe für Kinder, da die ab 24.09. zur Verfügung stehenden Impfstoffe erst ab 18 Jahren zugelassen sind. 12. September 2012 Die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg schlägt per Pressemitteilung Alarm: „Die Sparwut der Krankenkassen treibt gefährliche Blüten: Die Hamburger Vertragsärzte können ihre Patienten derzeit nicht gegen Grippe impfen. Es steht kein Grippeimpfstoff zur Verfügung – und wann sich das ändert, ist völlig unklar.“ 14. September 2012 „Runder Tisch“ mit Krankenkassen, Novartis, Apothekerverband SH und KVSH Ergebnis: Ab der 39. Kalenderwoche sollen Optaflu, Fluad und kleine Mengen Begripal mit Kanüle geliefert werden. Für Kinder ist nach wie vor eine gesonderte Bestellung erforderlich. Auch der Vorsitzende der Landesgruppe des NAV-VirchowBundes, Matthias Seusing, wählt deutliche Worte: „Durch politisches Einsparkalkül der Krankenkassen wird die Gesundheit der Bevölkerung aufs Spiel gesetzt. Krankenkassen-Versicherte werden zu Krankenkassen-Verunsicherten.“ 2. Oktober 2012 Bergedorfer Zeitung „Handfester Skandal“ Im Norden fehlt Grippe-Impfstoff Nach elf Tagen ist der angekündigte Impfstoff immer noch nicht da. Die KVSH stellt den Krankenkassen daraufhin am 2. Oktober 2012 ein Ultimatum: „Nachdem wir nun seit Tagen vertröstet wurden, informieren die Kassen die Öffentlichkeit heute vollmundig, dass genug Impfdosen vorhanden seien. Das ist eine bewusste Täuschung. Die ultimative Forderung unserer seits, andere Impfstoffe zur freien Bestellung durch die Ärzte freizugeben, haben die Kassen heute abgelehnt.“ (Dr. Monika Schliffke, Vorstandsvorsitzende der KVSH) 24. September 2012 4. Oktober 2012 Nach Rücksprache mit der AOK NordWest wird bestätigt, dass weder Optaflu noch Fluad eine Zulassung bzw. Freigabe durch das Paul-Ehrlich-Institut haben. Lübecker Nachrichten Immer noch kein Grippe-Impfstoff 25. September 2012 Die AOK NordWest teilt der KVSH auf Nachfrage mit, dass für Schleswig-Holstein noch immer keine zu nutzende Grippeimpfstoffe zur Verfügung stehen. Die KVSH geht daraufhin in einer Pressemitteilung an die Öffentlichkeit: „Ein weiteres Abwarten ist aus medizinischer Sicht keinesfalls länger hinnehmbar.“ 26. September 2012 Die AOK NordWest versichert, „dass der Impfstoff noch in dieser Woche ausgeliefert werden soll.“ (Lübecker Nachrichten) 24 Apotheker sauer auf AOK Nordlicht sh:z - Flensburger Tageblatt Heftiger Streit um GrippeImpfstoff Apotheken warten weiter auf Lieferung/Kassen lehnen Alternativ-Medikamente ab aktuell 11 | 2012 PRAXIS & KV 5. Oktober 2012 12. Oktober 2012 Lübecker Nachrichten Kieler Nachrichten Politiker fordern: Sofort impfen! Zu wenig Grippe-Impfstoff: Den Kassen platzt der Kragen Weil „ Optaflu“ fehlt, sollen Krankenkassen auch teureres Serum bezahlen Vertrag mit Pharmakonzern Novartis ausgesetzt sh:z - Flensburger Tageblatt Ärzte warten auf den Grippe-Impfstoff Lübecker Nachrichten Impfstoff-Chaos: Kassen lassen jetzt Ersatzpräparate zu Hamburger Abendblatt „Die Patienten sind richtig sauer“ Grippe-Welle droht – aber es gibt weiter große Engpässe wegen Lieferproblemen Lübecker Nachrichten Impfstoff-Engpass: Wer kommt jetzt zuerst dran? 6. Oktober 2012 Lübecker Nachrichten Impfstoff kommt nur schleppend Flächendeckender Grippe-Schutz weiter nicht möglich Viele Arztpraxen melden, dass es weiterhin massive Probleme bei der flächendeckenden Bereitstellung eines Grippeimpfstoffes für Schleswig-Holstein gibt, obwohl die Krankenkassen in der Presse das Gegenteil behaupten. Die KVSH fordert die Krankenkassen erneut auf, die logistischen und kommunikativen Probleme endlich zu beheben und auch andere – außerhalb des zwischen Krankenkassen und Novartis ausgehandelten Rabattvertrages zur Verfügung stehende – Impfstoffe freizugeben. Dies lehnen die Krankenkassen aber ab. Ärzte kritisieren Exklusiv-Vertrag der Krankenkassen mit Novartis. Ministerin und KVSH fordern: Vergabeverfahren überprüfen sh:z - Flensburger Tageblatt Warten auf Grippe-Impfstoffe: Es kann noch Wochen dauern Kassen ziehen Notbremse Das Grippeimpfstoff-Desaster geht in die nächste Runde: Das Paul-Ehrlich-Institut zieht am 25. Oktober 2012 die Freigabe für fünf Chargen der Grippeimpfstoffe Begripal und Fluad von Novartis Vaccines zurück. 11. Oktober 2012 Die Krankenkassen teilen mit, dass sie den Exklusivvertrag mit dem Grippeimpfstoff-Hersteller Novartis Vaccines aussetzen und alle zugelassenen Grippeimpfstoffe frei geben. Der KVSH liegt die schriftliche Zusicherung aller Krankenkassen vor, dass alle Impfstoffverordnungen über Sprechstundenbedarf bis zur Verfügbarkeit von Begripal (ohne Kanüle) nicht zu Regressen führen. Nach Angaben der Krankenkassen ist Begripal voraussichtlich frühestens Ende November verfügbar. 11 | 2012 Nordlicht Jakob Wilder, KVSH aktuell 25 PRAXIS & KV T ime - share - P ra x en Erfolgsmodell auf der Insel Ressourcen teilen und gemeinsam profitieren. Ein Modell, das auch in ländlichen Regionen gut funktionieren kann. Das Medizinische Fachzentrum „ BalticMed“ in Burg auf Fehmarn bietet seit März 2012 Fachärzten Räume, medizinisches Personal und Ausrüstung zur flexiblen Einrichtung von Zweigpraxen. Die ersten Erfahrungen von Betreibern und Nutzern sind positiv. Wenn man das große Gebäude direkt am Ortseingang von Burg von außen betrachtet, ahnt man nicht, dass sich hinter der zweckmäßigen Fassade ein medizinisch-interdisziplinäres Fachzentrum mit großzügigen Räumlichkeiten und einem innovativen Konzept verbirgt. Mehrere Fachärzte, Therapeuten und ein Heilpraktiker nutzen die modern eingerichteten Räume von „BalticMed“ für den Betrieb von Haupt- und Zweigpraxen. Das Gebäude hat auf zwei Etagen mit insgesamt 700 Quadratmetern Fläche Platz für acht Behandlungsräume und drei Wartebereiche. Alle Zugänge und Einrichtungen sind barrierefrei. Sanitäreinrichtungen sowie der Fahrstuhl sind behindertengerecht ausgestattet und können auch von Rollstuhlfahrern genutzt werden. Im Erdgeschoss des Gebäudes befindet sich eine Apotheke, die das Angebot abrundet. Fachärztliche Leistungen auf die Insel bringen „BalticMed“ hat ein zukunftsweisendes Modell zur Ansiedlung von Zweigpraxen auf der strukturschwachen Insel Fehmarn entwickelt. Der Start verlief bisher vielversprechend, denn eine Reihe von Facharztbereichen (Kardiologie, Angiologie, Augenheilkunde, Innere Medizin, Psychotherapie und Schmerztherapie) werden bereits von Ärzten abgedeckt, die im „BalticMed“ eine Zweigpraxis betreiben. Dr. Detlef Holland, Facharzt für Augenheilkunde aus Kiel, ist einer von ihnen. Er oder seine Kollegen fahren jeden Mittwoch und Donnerstag eine gute Stunde von Kiel nach Fehmarn, um 26 Nordlicht augenärztliche Leistungen anzubieten. Die Zweigpraxis Fehmarn des nordBlick Augenzentrums Kiel arbeitet dabei in Kooperation mit der Augenklinik Bellevue. Hollands Motivation, eine Zweigpraxis auf Fehmarn zu eröffnen, hatte sich im Laufe von einigen Jahren entwickelt. „Da ich auf Fehmarn Urlaub mache, wurde ich immer wieder angesprochen, hier doch eine Augenarztpraxis zu eröffnen. Sehr häufig wurde mir gegenüber die schlechte Versorgung auf der Insel erwähnt“, so Holland. Die Erfahrungen, die er in den ersten sechs Monaten sammeln konnte, sind bisher positiv. „Die Patienten nehmen das Angebot sehr gut an und sind sehr dankbar dafür, dass nun erstmalig eine augenärztliche Versorgung auf Fehmarn besteht“, erklärt der Augenarzt. Vorteile für alle Beteiligten Für Holland ist „BalticMed“ schon nach den ersten Monaten ein echtes Erfolgsmodell. „Ganz wichtig ist bei diesen Modellen die Bereitstellung der ärztlichen Fachkraft. In vielen Gesprächen mit anderen Fachdisziplinen, die auch an einer Zweigpraxis auf Fehmarn interessiert sind, hat sich immer wieder gezeigt, dass die „Manpower“ das Problem zur Realisierung solcher Projekte darstellt“, erklärt er. Das sehen auch die Betreiber des Medizinischen Fachzentrums so. Sie setzen ganz gezielt auf freiberuflich tätige Fachärzte. „BalticMed ist als Zweigpraxismodell angelegt. Wir ergänzen so das bestehende medizinische Angebot aktuell 11 | 2012 PRAXIS & KV Betreibt auf Fehmarn eine Zweigpraxis: Dr. Detlef Holland Das BalticMed-Team: Annika Lafrenz, Ekkehard Gallei und Monika Weifeuer auf der Insel“, erklärt Ekkehard Gallei, medizinischer Leiter von „BalticMed“, der hier selbst eine Praxis für medizinische Massagen und Sportphysiotherapie betreibt. Die Vorteile für die Nutzer liegen für ihn auf der Hand. Den Fachärzten stehe das gesamte Gebäude mit der kompletten Infrastruktur und EDV-Anlage zur Verfügung. Dazu komme das medizinische Fachpersonal für Patientenannahme, Patientenbetreuung und Arztassistenz sowie die entsprechenden medizinischen Geräte, die durch „BalticMed“ zur Nutzung zur Verfügung gestellt werden. Dafür ist dann eine prozentuale Nutzungspauschale zu entrichten. „Der Facharzt, der herkommt, braucht sich eigentlich nur noch auf die Patienten zu konzentrieren. Er muss auch kein teures Praxisequipment anschaffen. So minimiert sich für ihn das finanzielle Risiko“, so Gallei. Patienten profitieren Die neuen fachärztlichen Leistungen werden von der Inselbevölkerung sehr gut angenommen. „Die Nachfrage ist da und Termine werden bei uns sukzessive ausgebaut“, erklärt Gallei. Zur Diagnostik steht zurzeit ein digitales Röntgengerät zur Verfügung, später ist auch eine diagnostische Erweiterung auf Mammografie geplant. „Die Patienten profitieren in jedem Fall. Die Inselbevölkerung und die Urlauber können schneller und bequemer Fachärzte und Therapeuten aufsuchen, die es auf Fehmarn bisher nicht gab. Die weiten Wege zu Facharztpraxen auf dem Festland, die besonders für die immer älter werdende Bevölkerung sehr beschwerlich sind, entfallen ganz“, erklärt Gallei, der sich gut vorstellen könnte, noch weitere Fachärzte bei „BalticMed“ anzusiedeln. „Den Platz haben wir. Wir suchen noch Orthopäden, einen HNO-Arzt, einen Dermatologen und einen Pneumologen. Ergänzend zu den schon vorhandenen Fachärzten könnten wir der Bevölkerung dann eine gute Versorgung anbieten.“ 11 | 2012 Nordlicht Auch Augenarzt Holland plant den weiteren Ausbau seiner Leistungen, denn die Diagnostik, die in einzelnen Fällen nicht auf Fehmarn erfolgen kann, wird zurzeit noch am Hauptstandort im nordBlick Augenzentrum in Kiel durchgeführt. „Es wird jedoch bald möglich sein, den größten Teil der Diagnostik auch auf Fehmarn zu leisten. Die postoperative Nachsorge nach Eingriffen, die wir an der Augenklinik Bellevue durchführen, kann dann problemlos heimatnah erfolgen“, so Holland. Der Zulauf der Patienten entwickele sich außerdem so gut, dass er plane, weitere Termine anzubieten, um eine schnellere Terminvergabe zu gewährleisten. Jakob Wilder, KVSH Time-Share-Praxis in Stockelsdorf geplant Das Modell der Ressourcenoptimierung spielt auch bei der Realisierung des MediCo Gesundheitszentrums Stockelsdorf (MGZ) eine wichtige Rolle. Hier werden ab Anfang 2013 Ärzte unterschiedlichster Fachrichtungen ihre Praxen betreiben. Dazu kommen ein Optiker, eine Apotheke, ein Hörakustiker und eine Logopädin. Außerdem soll in Stockelsdorf eine „Time-Share-Praxis“ eingerichtet werden, die es in dieser Form bisher nur in Süddeutschland gebe, erklärt Ilka LambkeMuszelewski von der Bemeda Unternehmensberatung. In dieser „Praxis auf Zeit“ werde Personal und Material gestellt und verschiedene Ärzte können sich zu unterschiedlichen Zeiten einmieten. Dieses Modell eigne sich besonders für Ärzte mit wenigen Sprechstunden. aktuell 27 PRAXIS & KV B ekanntmachungen Öffentliche Ausschreibung von Vertragspraxen gemäß Paragraf 103 Abs. 4 SGB V Die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein schreibt auf Antrag von Ärzten/ Psychotherapeuten deren Praxen zur Übernahme durch einen Nachfolger aus, sofern es sich bei dem maßgeblichen Planungsbereich um ein für weitere Zulassungen gesperrtes Gebiet handelt. Fachgebiet/Arztgruppe Planungsbereich* Praxisform Bewerbungsfrist** Ausschreibungsnummer Psychotherapeuten - halbe Zulassung - Stormarn EP 30.11.2012 11686/2012 Psychotherapeuten - halbe Zulassung - Segeberg EP 31.12.2012 12495/2012 Psychotherapeuten - halbe Zulassung - Nordfriesland EP 31.12.2012 12710/2012 Psychotherapeuten - halbe Zulassung - Lübeck EP 31.12.2012 12910/2012 * Die Stadt Kiel und die Stadt Lübeck stellen jeweils einen Planungsbereich dar. Alle übrigen Planungsbereiche richten sich nach den Kreisgrenzen, außer der Kreisregion Stadt Neumünster/Kreis Rendsburg-Eckernförde (NMS/RD-E) und der Kreisregion Stadt Flensburg/Kreis Schleswig-Flensburg (FL/SL-FL). ** Die Bewerbungsfrist ist eine Ausschlussfrist, das heißt, es können nur Bewerbungen akzeptiert werden, die innerhalb der Bewerbungsfrist eingehen. Sollte innerhalb der Bewerbungsfrist keine Bewerbung eingehen, so gilt die Ausschreibung maxi mal für ein weiteres Jahr. Die Bewerbungsfrist ist gewahrt, wenn aus der Bewerbung eindeutig hervorgeht, auf welche Aus schreibung sich die Bewerbung bezieht, für welche Adresse die Zulassung beantragt wird und ein Arztregisterauszug beigefügt wurde. Nähere Informationen zu den ausgeschriebenen Praxen erhalten Sie unter folgenden Telefonnummern: Flensburg 04551 883 378 04551 883 291 Schleswig-Flensburg Nordfriesland Der Bewerbung sind ein Auszug aus dem Arztregister sowie ein unterschriebener Lebenslauf beizufügen. Ferner ist ein polizeiliches Führungszeugnis der Belegart „O“ (Behörden führungszeugnis) zu beantragen. RendsburgEckernförde Plön Ostholstein Dithmarschen Neumünster Segeberg Steinburg Hinweis: Die Wartelisteneintragung ersetzt nicht die Bewerbung! Lübeck Pinneberg Bewerbungen richten Sie bitte an: KVSH, Zulassung/Praxisberatung, Bismarckallee 1– 6, 23795 Bad Segeberg 28 Kiel Nordlicht aktuell Stormarn Herzogtum Lauenburg 11 | 2012 PRAXIS & KV B ekanntmachungen Folgende Ärzte/Psychotherapeuten wurden zur Vertragspraxis zugelassen. Diese Beschlüsse sind noch nicht rechtskräftig, sodass hiergegen noch Widerspruch eingelegt bzw. Klage erhoben werden kann: Stadt Kiel Frau Dipl.-Päd. Anica Seelig als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin für einen halben Versorgungsauftrag für 24159 Kiel, Starweg 6, als Nachfolgerin von Frau Dipl.-Psych. Sylvia Seelig-Huth. Stadt Lübeck Frau Stephanie von Rath ab 01.12.2012 als ausschließlich psychotherapeutisch tätige Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie für einen halben Versorgungsauftrag für 23570 Lübeck, Passatweg 8, als Nachfolgerin von Frau Dr. med. Dorothee Landmesser. Leserbrief Leserbriefe sind keine Meinungsäußerungen der Redaktion. Wir behalten uns vor, die Texte zu kürzen. Bitte geben Sie Ihren Namen, die vollständige Adresse und für Rückfragen Ihre Telefonnummer an. Wir freuen uns auf Ihre Leserbriefe. Bitte schicken Sie diese per E-Mail an: [email protected], per Post: KVSH Redaktion Nordlicht, Bismarckallee 1-6, 23795 Bad Segeberg, per Fax: 04551 883 396 L eserbrief RLV-Bescheid Mit Verwunderung habe ich den Bescheid zum RLV des 4. Quartals 2012 zur Kenntnis genommen, der im hausärztlichen Bereich einen erneuten Honorarschwund von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr pro Fall dokumentiert. Bei der Kostenstruktur und dem Anteil des RLV am Honorar kann ich mir also mehr als sieben Prozent Einkommensminderung ausrechnen. Dies ist für mich nicht verständlich. 2009 gab es noch „besonders förderungswürdige Einzelleistungen“ außerhalb des RLV z. B. kleine Chirurgie, Langzeit-EKG, Langzeit-RR und Spirometrie. Der RLV-Fallwert lag trotzdem zwei Euro höher. Nach Integration der meisten, eigentlich laut EBM „förderungswürdigen“ Einzelleistungen und Bildung vereinzelter lächerlicher Zusatzbudgets hielt sich der Fallwert, um jetzt erneut abzufallen. Wieder werden Leistungen also zunehmend nicht honoriert. Der Fallwert bei Rentnern und Kleinkindern ist schon vor Ende des ersten Kontaktes verbraucht, Honorierung der Betreuung chronisch Kranker gibt‘s nur auf dem Papier. Vermutlich gibt es gute Gründe, weshalb beim Hausarzt und vermutlich beim niedergelassenen Facharzt das RLV immer weiter schrumpft – kommuniziert wird es aber nicht. Wie soll ich das alles nur meinem Assistenten klar machen? Wie soll ich später die wirtschaftliche Situation einer durchaus durchschnittlichen Praxis einem potentiellen Nachfolger erklären? Dr. Andreas Krueger, Allgemeinmedizin, Herzhorn 11 | 2012 Nordlicht aktuell 29 PRAXIS & KV B ewertungsportal Niedergelassene halten Krankenkassen den Spiegel vor Die KBV hat ein Online-Portal freigeschaltet, auf dem niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten die gesetzlichen Krankenkassen öffentlich bewerten können. In der Nautik bedeutet „Navigation“ in etwa „Steuermannskunst“. Einer gewissen Orientierung bedarf es auch, um sich im bunten Angebot der Krankenkassen zurechtzufinden. Doch von vielem, was ihr Arzt außerhalb der Sprechstunde mit der Krankenkasse zu tun hat, erfahren die Patienten kaum etwas. Um nach verschiedenen Seiten mehr Transparenz zu schaffen, hat die KBV ein Online-Portal entwickelt, auf dem niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten ihre Erfahrungen aus der täglichen Zusammenarbeit mit den gesetzlichen Krankenkassen schildern und diese beurteilen können. Wie funktioniert der Navigator? Die Bewertung erfolgt in fünf thematischen Bereichen: Therapiefreiheit, Bürokratie, Regresse, Selektivverträge sowie Service und Information. Je Themenfeld gibt es bis zu drei spezifische Fragen, zu denen Schulnoten vergeben werden können. Zudem ist die Abgabe von Kommentaren in Freitextfeldern möglich. Niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten entscheiden, ob sie zu jeder Rubrik einen inhaltlichen Beitrag leisten oder nur zu einzelnen; außerdem, ob sie die Kassen allgemein bewerten oder lediglich einzelne. Alle Bewertungen fließen in ein Ranking der zehn am besten und am schlechtesten bewerteten Krankenkassen ein. Jede Kassenbewertung ist für alle einsehbar sobald sich zehn Niedergelassene daran beteiligt haben. Die Krankenkassen ihrerseits haben dann die Möglichkeit eine Stellungnahme abzugeben. Befragt werden die Ärzte und Psychotherapeuten außerdem zu aktuellen Themen. 30 Nordlicht Sie können auch Kommentare zum Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen sowie zu den Krankenkassenverbänden abgeben. Mehrfacher Nutzen „Der Krankenkassen-Navigator soll den Kassen wie ein Spiegel aufzeigen, an welchen ganz konkreten Punkten sich diese Zusammenarbeit und somit der Dienst am Patienten verbessern lässt“, stellt der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Köhler fest. Die KBV erhalte auf diese Weise einen Einblick, wo genau die Kooperation zwischen Niedergelassenen und Kassen nicht so gut funktioniert. „Gegebenenfalls können wir an die Krankenkassen herantreten und gemeinsam Lösungen finden“, ergänzt Köhler. Letztendlich komme eine effektive Zusammenarbeit zwischen Arzt und Kasse dem Patienten zugute. Auf dem Portal können sich ausschließlich Vertragsärzte und -psychotherapeuten registrieren, die über eine lebenslange Arztnummer (LANR) verfügen. Die Freitextfelder werden redaktionell kontrolliert, so dass nur Eingaben möglich sind, die den Nutzungsbedingungen entsprechen. Das Bewertungsportal finden Sie im Internet unter: http://krankenkassen-navigator.kbv.de oder unter www.kvsh.de Dagmar Vohburger, KBV aktuell 11 | 2012 PRAXIS & KV neues aus K V en und K B V Feintuning im HVM zum 1. Januar 2013 Bremen – Zum 1. Januar 2013 treten Änderungen im Honorarverteilungsmaßstab (HVM) der KV Bremen in Kraft. Der Schwellenwert für die Abstaffelung wird von 150 auf 170 Prozent erhöht. Dies soll vor allem große Praxen, die am Hausarztvertrag der KV Bremen teilnehmen, entlasten. Es wird im HVM schriftlich fixiert, dass die Zuweisung der RLV vor Beginn des Quartals erfolgt. Der Fallzahlschutz gilt nicht für Ärzte, die an einem Selektivvertrag teilnehmen. Das heißt: Eine Unterschreitung der Fallzahl im Vorjahresquartal von sieben Prozent führt nicht dazu, dass im Abrechnungsquartal die zugewiesene Fallzahl im Vorjahresquartal zur Anwendung kommt. Für Leistungen, für die Bereitstellungsvolumen gebildet werden, wird im Sinne einer Kalkulationssicherheit für Vertragsärzte ein Mindestpunktwert des halben regionalen Orientierungspunktwertes definiert. Ein Hinweis, dass bei der Ermittlung des Trennungsfaktors zwischen haus- und fachärztlichem Versorgungsbereich sowie bei arztgruppenspezifischen Verteilungsvolumen auch Regelungen in den Honorarverträgen berücksichtigt werden, soll sicherstellen, dass Mittel im richtigen Versorgungsbereich bzw. in der Fachgruppe ankommen. Zehn Jahre „KV-Sprechstunde“ Berlin – In diesem Jahr feiert die „KV-Sprechstunde“ der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin ihr zehnjähriges Bestehen. Jeden letzten Dienstag im Monat informieren Ärzte und Psychotherapeuten im Haus der KV Berlin interessierte Bürger. Niedergelassene Experten berichten dann über die Ursachen und Entstehung von verschiedenen Erkrankungen, stellen Diagnose- und Therapiemethoden vor und geben Hinweise, wie Betroffene und Angehörige mit der Erkrankung umgehen können. Vertreter von Selbsthilfegruppen berichten über ihre Erfahrungen und geben Tipps zur Selbsthilfe. Beginn ist immer 18.00 Uhr. Der Eintritt ist immer kostenfrei. 11 | 2012 Nordlicht Einzelne Kassen übernehmen Influenza-Impfung ohne Indikation Düsseldorf – Für die beginnende Impfsaison 2012/2013 hat die KV Nordrhein mit sechs nordrheinischen Krankenkassen eine Vereinbarung zur Übernahme der Influenza-Impfung für alle Versicherten ohne Altersbegrenzung und ohne STIKOIndikation geschlossen. Die AOK Rheinland/Hamburg übernimmt die Influenza-Impfung ohne Indikation für alle Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahre. Die Impfaktion beginnt am 1. Oktober 2012 und endet am 31.März 2013. Im Gegensatz zu den Vorjahren kann der Impfstoff für diese Satzungsleistung nicht wie bisher dem Sprechstundenbedarf für gesetzlich Krankenversicherte entnommen werden. Bei Satzungs-Impfleistungen greifen die von den Herstellern zu gewährenden Rabatte nicht, sodass für diese Patienten Einzelverordnungen auf den Namen des Patienten und seiner jeweiligen Krankenkasse ausgestellt werden müssen. Ausnahme: Bei Grippe-Impfungen, die von der STIKO-Empfehlung bzw. der Schutzimpfungs-Richtlinie mit einer Standardindikation abgedeckt werden, wird der Impfstoff wie gewohnt über den Sprechstundenbedarf bezogen. Hierzu zählen Personen über 60, Kinder und Jugendliche mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung, Schwangere ab dem zweiten Trimenon und Bewohner in Alters- und Pflegeheimen. Erste Halbjahresbilanz des „Info-Telefons Psychotherapie“ Dortmund – Psychische Erkrankungen sind seit Jahren auf dem Vormarsch. Ein Problem, das auch die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) erkannt hat und gemeinsam mit niedergelassenen Psychotherapeuten aus dem Raum Paderborn engagiert angeht. Am 1 .März 2012 startete deshalb in Paderborn mit dem Projekt „Info-Telefon für Psychotherapie“ ein Versuch, den Zugang zur Behandlung vor Ort zu strukturieren und zu erleichtern. Und die Bilanz nach rund einem halben Jahr ist vielversprechend: In den ersten Monaten nahmen fast 700 Menschen das Angebot an. Die meisten Anrufer waren dabei auf der Suche nach einem Therapieplatz. Von diesen wurden bis Ende August insgesamt 241 Personen erfolgreich zu einer Behandlung vermittelt, davon 147 Erwachsene und 94 Kinder und Jugendliche. aktuell 31 PRAXIS & KV Ü bersicht Was heißt eigentlich antragspflichtige Psychotherapie? Die Vertragspsychotherapie gilt als ein besonders schwer verständliches Kapitel. Man hört von nicht-genehmigungspflichtigen sowie von antrags- und genehmigungspflichtigen psychotherapeutischen Leistungen. Es gibt zeitgebundene, aber nicht nichtzeitgebundene Leistungen, es gibt Richtlinienpsychotherapie, die Psychotherapie-Vereinbarungen und für die Leistungen einen Abschnitt im Einheitlichen Bewertungsmaßstab. Hier allumfassende Klarheit darüber zu vermitteln, was genau was bedeutet und welche Folgen es für Patienten wie Psychotherapeuten hat, würde schnell den Rahmen dieses Heftes sprengen. Im nachfolgenden soll allein nur das Charakteristikum antrags- und genehmigungspflichtig und die Zeit, die dabei eine Rolle spielt, betrachtet werden. Der Ablauf bis zum Antrag Zur Durchführung einer Psychotherapie gemäß den Richtlinien sowie den Psychotherapie-Vereinbarungen (PTV) ist ein Antrag des Versicherten gegenüber seiner Krankenkasse immer notwendig. Vor einem Antrag auf Feststellung der Leistungspflicht durch die Krankenkasse finden mit einem Patienten bis zu fünf probatorische Sitzungen statt (bei einer analytischen Psychotherapie bis zu acht). Diese Erstgespräche dienen der Abklärung, Indikationsund Diagnosestellung. Daneben können je nach Notwendigkeit 32 Nordlicht noch unterschiedliche testpsychologische Leistungen durchgeführt werden. Die ordnungsgemäße Durchführung aller dieser Leistungen erfordert in der Regel eine Zeit von drei bis sechs Wochen. Ist nun eine weitergehende psychotherapeutische Behandlung notwendig, dann unterschreibt der Patient das Antragsformular. Bevor dieser Antrag an die zuständige Krankenkasse weitergeleitet werden kann, muss dieser auf jeden Fall um eine Stellungnahme des Psychotherapeuten (Formular PTV 2) ergänzt werden. Unter Umständen muss parallel dazu noch ein Konsiliarbericht aktuell 11 | 2012 PRAXIS & KV des Gutachters geht erst an den Bundesverband und danach an die regional zuständige Kasse. Oder Gutachter halten sich nicht an die ihnen gegebene Frist. Weitere Ursache für langes Warten auf Antwort kann ein nicht ordnungsgemäß gemeldeter Urlaub des Gutachters sein. „Die Gutachter haben urlaubsbedingte Abwesenheit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung rechtzeitig, spätestens aber vier Wochen vor Antritt des Urlaubs, mitzuteilen.“ (PTV Paragraf 12 Abs. 7). Leider kann auch hier dokumentiert werden, dass diese Regel nicht immer eingehalten wird. Krankheit in der Poststelle einer Krankenkasse wurde gegenüber dem Autor auch schon als Grund für wochenlange Zeitverzögerungen angeführt. Aber irgendwann, nach einiger Zeit liegt dann jedem antragstellenden Versicherten ein Bescheid vor. eingeholt worden sein und mit eingereicht werden. Unterliegt der Psychotherapeut der Berichtspflicht oder besteht diese aufgrund des Umfanges der zu beantragenden Psychotherapie (Langzeittherapie), dann muss vom Psychotherapeuten ein ausführlicher Bericht angefertigt werden. Dieser sollte Angaben zu Beschwerden, Vorgeschichte, psychischen Befund, Therapiezielen, Prognose und Therapieplan beinhalten. Die Erstellung eines solchen Berichts kostet Zeit. Je nach Dynamik, Ausprägung und Schwere der Erkrankung des Patienten, je nach Routine und Erfahrung des Psychotherapeuten liegen die Bearbeitungszeiten für einen solchen Bericht zwischen zwei bis acht Stunden. Aufgrund des vorab geschilderten Procedere kann eine Abgabe aller Antragsunterlagen in der Regel immer erst sechs bis zehn Wochen nach Erstaufnahme des Patienten erfolgen. Der Antrag hat die Praxis verlassen Je nach Berichts- und damit verbundener Gutachterpflicht nehmen die Antragsunterlagen nun unterschiedliche Wege. Besteht keine Berichtspflicht, dann wird der Antrag verhältnismäßig schnell von der Krankenkasse bearbeitet. Oft liegt dem Patienten nach ein bis drei Wochen ein Genehmigungsbescheid vor und die eigentliche Behandlung kann beginnen. Am Ende der Bearbeitungszeit wartet ein kranker Mensch Lange Bearbeitungszeiten von Anträgen – egal welcher Art und Weise und wofür auch immer – sind nie erfreulich. Hier aber sind sie darüber hinaus noch besonders unheilvoll, geradezu verwerflich. Hier wartet ein psychisch erkrankter Mensch auf den Beginn seiner Behandlung. Seine seelischen Probleme begleiten ihn die ganze Zeit, sehr real und häufig voller Schmerz und Leid, sie machen auch während der Bearbeitungszeit keine Pause. Wie es gilt Wartezeiten zu verkürzen, gilt es auch Bearbeitungszeiten zu verkürzen. Dann ist da noch der aktuelle AOK Fehlzeitenreport 2012. Er dokumentiert, dass die durchschnittlichen Fehlzeiten auf Grund psychischer Diagnosen im Vergleich zu anderen Erkrankungen mit gut drei Wochen am längsten waren. Und man sei besorgt um die Gesundheit von Beschäftigten, da sich in der Untersuchung auch ergab, dass ein Zusammenhang zwischen „Problemen mit der Vereinbarkeit von Arbeitszeit und Freizeit“ und der Anzahl psychischer Beschwerden bestehe. Deswegen fordert die AOK Arbeitgeber und Arbeitnehmer dazu auf, eine disziplinierte Selbstorganisation und Gesundheitsvorsorge zu betreiben. Aber diese Thematik hat vermutlich nichts mit dem vorab Dargelegten zu schaffen ... oder doch? Heiko Borchers, Psychologischer Psychotherapeut Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut, Kiel Besteht Berichtspflicht, wird der Bericht einem Gutachter vorgelegt. „Die Gutachter haben ihre Gutachten in angemessener Frist gegenüber der beauftragenden Krankenkasse zu erstatten. Dabei soll zwischen Eintreffen der Unterlagen beim Gutachter und der Absendung des Gutachtens in der Regel kein größerer Zeitraum als zwei Wochen vergehen.“ (PTV Paragraf 12 Abs. 7). Alle Beteiligten – Patient und Psychotherapeut müssen mit einer GesamtAntrags-Bearbeitungszeit von vier bis acht Wochen rechnen – aber es können auch Bearbeitungszeiten von drei Monaten dokumentiert werden. Bei den Primärkassen liegen die Bearbeitungszeiten deutlich höher als bei den Ersatzkassen. Zeitverluste haben unterschiedliche Ursachen Für diese Zeitverluste – Verzögerungen gibt es vielerlei Gründe. So werden beispielsweise zu begutachtende Berichte nicht direkt an den Gutachter gesandt sondern erst an den Bundesverband einer Krankenkasse. Erst von da gehen die Unterlagen an einen Gutachter und zurück wird derselbe Weg eingeschlagen. Die Empfehlung 11 | 2012 Nordlicht aktuell 33 die menschen im land Foto: Patrick Nawe, Holstein Kiel V or O rt Mannschaftsarzt verlässt Storchennest Knapp ein Jahrzehnt verantwortete Orthopäde Dr. Hinrik Dotzer als Vereins- und Mannschaftsarzt alle Themen rund um Gesundheit und Fitness der Spielerinnen und Spieler des Traditionsvereins KSV Holstein Kiel. Bei Hunderten von Spielen „seines Vereins“ nahm der 47-jährige auf der Bank Platz und war bei kleineren und größeren Verletzungen sofort zur Stelle. Nun zog es den Störche-Doc zurück an die HELIOS Ostseeklinik Damp, wo er als Chefarzt zukünftig gemeinsam mit Dr. Otto-Heinrich Kloppenburg die Abteilung Orthopädie und Sportmedizin leitet. Abschied als Mannschaftsarzt Nach einer emotionalen Saison der Kieler mit den sensationellen Spielen gegen Mainz 05 im Achtelfinale und den amtierenden Meister Borussia Dortmund im Viertelfinale des DFB-Pokals sowie dem ärgerlichen 2. Tabellenplatz in der Regionalliga Nord und dem damit knapp verpassten Aufstieg in die 3. Liga endete eine lange und erfolgreiche Zusammenarbeit. Im finalen Saisonspiel der Kieler Störche beim Vfl Wolfsburg betreute Dotzer zum letzten Mal die Regionalliga-Mannschaft der KSV Holstein Kiel. Der Abschied fiel allen Beteiligten nicht leicht. Fast zehn Jahre arbeitete der Störche-Doc im Nest und sorgte sich um das Wohl der Sportler von Holstein Kiel. „Hinrik Dotzer hat hauptverantwortlich die Strukturen innerhalb der medizinischen Abteilung der KSV Holstein aufgebaut, weiterentwickelt und auf einem professionellen Niveau etabliert“, sagt Wolfgang Schwenke, Geschäftsführer der KSV-Holstein. „Dafür sind wir alle sehr dankbar – vor allem aber die Sportlerinnen und Sportler, die er behandelte.“ 34 Nordlicht „Holstein-Sprechstunde“ Eigens für die Holstein-Spieler richtete Dotzer schon vor Jahren eine exklusive Holstein-Sprechstunde im Ärztehaus Sophienhof ein. Hier behandelte der Kieler Orthopäde montags von 8 bis 10 Uhr die Blessuren vom Wochenende. Nicht selten musste er nach Auswärtsspielen auch schon am Sonntag ins Trainingszentrum nach Projensdorf zwecks Erstbefundung der Spieler einrücken. Von Prellungen über Distorsionen bis hin zu Bänderrissen oder Frakturen – die Sportler konnten sich jederzeit auf ein gut funktionierendes Team aus Physiotherapeuten und Ärzten, Athletik-Coach und einem geschultem Trainerstab verlassen. „Das System der Betreuung, die Behandlungsdichte und die Qualität der Behandlung ist in den letzten Jahren – auch dank der strukturellen Zusammenarbeit mit Andreas Bornemann und Wolfgang Schwenke – deutlich professioneller geworden“, sagt Dotzer rückblickend zufrieden. Denn betreut werden neben der öffentlichkeitswirksamen Liga-Mannschaft insgesamt 250 Spieler im Nachwuchsleistungszentrum. Veränderte Anforderungen – Arbeit im Team Im Fokus der medizinischen Abteilung der KSV Holstein Kiel stand zuletzt in wesentlich größerem Umfang als früher die Verletzungsprävention. „Natürlich muss eine frische Verletzung schnellstmöglich diagnostiziert und behandelt werden. Doch die beste Verletzung ist diejenige, die gar nicht erst passiert. Im Rahmen unserer Arbeit hat der Verein versucht, individuelle Risikofakaktuell 11 | 2012 Foto: Patrick Nawe, Holstein Kiel die menschen im land toren zu erkennen und durch gezielte Therapiemethoden, darauf abgestimmte Trainingspläne und vor allem aber durch die interne Weiterbildung des gesamten Trainer-, Ärzte- und Therapeutenstabes das Verletzungsrisiko zu minimieren“, erläutert der ehemalige Störche-Doc. Zu nennen sind hier als Schlüsselfiguren laut Dotzer neben dem Trainerstab um Torsten Gutzeit insbesondere der hauptamtliche Liga-Physiotherapeut Sebastian Süß (Foto: Seite 34, rechts) und Athletik-Coach Timm Sörensen. die Orthopädie weiter ausbauen. Als rein sportmedizinische Klinik gegründet, gilt die Ostseeklinik als eine der besten Adressen für Endoprothetik (2.500 Endoprothesen p.a.), Sportmedizin, Rheumaorthopädie sowie Schulter- und Fußchirurgie. Bereits wiedereröffnet wurde eine Station für konservative Orthopädie. Hier sollen insbesondere die interdisziplinären Behandlungsmöglichkeiten zwischen Orthopädie, Neurochirurgie und Rheumatologie/ Schmerztherapie ausgeschöpft werden. Berufliche Veränderung Im Oktober dieses Jahres ist Dr. Hinrik Dotzer nun an die HELIOS Ostseeklinik Damp zurückgekehrt. Bereits 1991 begann der gebürtige Kieler seine Facharztausbildung an der Spezialklinik für Knochen-, Gelenk- und Wirbelsäulenchirurgie. Von 1999 bis 2003 arbeitete er als Oberarzt in der Ostseeklinik. Seit 2004 wechselte er dann in die Niederlassung und operierte als Belegarzt in der Ostseeklinik Kiel, wo er eine Gemeinschaftspraxis übernahm und als ärztlicher Leiter zu einem Versorgungszentrum („Orthodoc“) mit insgesamt sieben Fachärzten an zwei Standorten in Kiel ausbaute. In seiner neuen Position will Dr. Hinrik Dotzer gemeinsam mit Dr. Otto-Heinrich Kloppenburg und Dr. Hans Werner Seide (Chefarzt für Rheumaorthopädie, Fußchirurgie und spezielle Endoprothetik) 11 | 2012 Nordlicht Foto: Damp AG Jakob Wilder, KVSH Behandlung und Beratung Profitiert von der engen Zusammenarbeit haben alle Sportler der KSV Holstein, auch diejenigen, die letztlich doch operiert werden mussten. „Ich habe im doppelten Sinne profitiert“, sagt HolsteinWomen-Stürmerin Justine Heider, die bereits an beiden Kniegelenken Kreuzbandrisse erlitten hat. „Zunächst habe ich meine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten in der Praxis im Sophienhof gemacht, und nach den beiden, von Dr. Dotzer durchgeführten Operationen kann ich wieder Volldampf auf dem Platz geben.“ In den vergangenen Jahren hat der 47-jährige Orthopäde – selbst ehemaliger Handballer – zudem zahlreiche Spitzenathleten anderer Sportarten wie zum Beispiel Turner Daniel Weinert erfolgreich behandelt und beraten. „Die OP alleine hätte in meinem Fall nicht die volle Wettkampffähigkeit wiederhergestellt“, sagt das DTB-Nachwuchstalent. „Wichtig waren für mich die Beratung und die individuelle Absprache des Aufbautrainings“, so der aktuelle deutsche Mehrkampfmeister der Altersklasse (AK) 17/18 und Vize-Europameister am Barren. Zur Person Dr. Hinrik Dotzer, geboren am 14. April 1965 in Kiel, ist verheiratet und Vater von vier Töchtern. Der 47-jährige studierte in Kiel und Wien. Seine Dissertation (1994) schrieb Dotzer zum Thema „Patellaluxation – Effektivität der operativen Therapie unter Berücksichtigung der die Therapie kontrollierenden dynamischen Magnetresonanztomographie“. Der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie verfügt über die Zusatzbezeichnungen Sportmedizin, Chirotherapie und Akupunktur. Operativer Schwerpunkt ist die Endoprothetik sowie die Sportorthopädie mit dem Fokus auf Kniegelenkchirurgie (Meniskus- und Kreuzbandchirurgie, regenerative Knorpelprozeduren, Umstellungsosteotomien). Dr. Dotzer ist Vorstandsmitglied im Schleswig-Holsteinischen Sportärztebund. aktuell 35 SERVICE T eam B eratung Welche Arzneimittel sind grundsätzlich verordnungsfähig? Wie viele Heilmittel dürfen pro Rezept verordnet werden? Welche Budgetgrenzen sind zu beachten? Diese Fragen stellen sich niedergelassene Ärzte immer wieder, denn die Gefahr ist groß, in die „Regress-Falle“ zu tappen. Damit Sie sicher durch den Verordnungs-Dschungel kommen, informieren wir Sie auf dieser Seite über die gesetzlichen Vorgaben und Richtlinien bei der Verordnung von Arznei-, Heil- und Hilfsmitteln. Sicher durch den Verordnungs-Dschungel Beratung vor Regress Beratung vor Regress steht im Vordergrund. Den Grundsatz „Beratung vor Regress“ gab es in der Rechtsprechung schon in der Vergangenheit. Leider wurde dieser durch weitere Urteile der Gerichte dahingehend wieder eingeschränkt, dass bei offensichtlicher Unwirtschaftlichkeit, auch bei erstmaliger Überschreitung der Interventionsgrenzen Regresse ausgesprochen werden dürfen. Durch das Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes (AMNOG) wurde von Gesundheitsminister Bahr dieser Grundsatz in das Sozialgesetzbuch V (SGB) geschrieben. Bei einer erstmaligen Überschreitung des Richtgrößenvolumens um mehr als 25 Prozent erfolgt nunmehr eine individuelle Beratung durch die Prüfungsstelle. Dieser Grundsatz wird aufgrund der neuen Prüfvereinbarung zwischen den Krankenkassen und der KVSH bereits für alle Verfahren angewandt, die im Jahre 2012 in der Prüfstelle durchgeführt werden und nicht erst für die Verordnungen aus dem Jahre 2012. Da es im Sprechstundenbedarf keine Richtgrößen gibt, gilt dieser Gesetzesgrundsatz beim Sprechstundenbedarf nicht. Ebenso wenig kann er bei Einzelfallprüfungen, Stichproben oder Zielvereinbarungsprüfung herangezogen werden, da im Paragrafen 106 SGB V explizit die Richtgrößenüberschreitung genannt ist. Mit dieser Gesetzesänderung wollte die Regierung die Regressbedrohung entschärfen. Die KVSH bietet seit zwei Jahren als gemeinsames Projekt mit den Krankenkassen individuelle Beratungen im Arzneibereich nach statistischen Aufgreifkriterien an (seit einem Jahr auch für die Heilmittelverordnungen). Diese Beratungen haben keinen Einfluss auf die gesetzlich geregelte Beratung vor Regress nach Paragraf 106 SGB V. Dieses Beratungsangebot ist freiwillig und die Ergebnisse werden der Prüfungsstelle nicht bekannt gegeben. Zusätzlich besteht seit mehr als zehn Jahren das Beratungsangebot der KVSH als Serviceleistung für niedergelassene Ärzte und solche, die sich niederlassen wollen. Wir decken den gesamten Verordnungsbereich mit Arznei-, Heil- und Hilfsmitteln, Sprechstundenbedarf, Impfstoffe, Krankentransport, häusliche Krankenpflege usw. ab. Entweder telefonisch zu dringenden Verordnungsfragen oder in individuellen persönlichen Gesprächen anhand von Statistiken oder auch Gruppenberatungen und Vorträge bei Qualitätszirkel, Kreisstellen etc. Somit stellen auch wir die Beratung vor Regress in den Vordergrund. Thomas Frohberg, KVSH Haben Sie Fragen? Dann rufen Sie das Team Beratung der KVSH an: Ihre Ansprechpartnerin im Bereich Sprechstundenbedarf Ihr Ansprechpartner im Bereich Arzneimittel, Heilmittel und Impfstoffe Heidi Dabelstein Tel. 04551 883 353 [email protected] Thomas Frohberg Tel. 04551 883 304 [email protected] Ihre Ansprechpartnerin im Bereich Hilfsmittel Anna-Sofie Reinhard Tel. 04551 883 362 [email protected] 36 Nordlicht aktuell 11 | 2012 Service S ervice T eam Sie fragen – wir antworten Auf dieser Seite gehen wir auf Fragen ein, die dem Service-Team der KVSH immer wieder gestellt werden. Die Antworten sollen Ihnen helfen, Ihren Praxisalltag besser zu bewältigen. i Antworten des Service-Teams Wenn ein Patient mit einer Überweisung aus einem anderen Bundesland zu uns kommt, dürfen wir diese Überweisung dann annehmen oder müssen wir die Praxisgebühr kassieren? Ja, Überweisungen sind grundsätzlich bundesweit gültig und können daher in der Praxis angenommen werden, ohne dass die Praxisgebühr nochmals fällig wird. Wir sind eine fachärztliche Praxis und vertreten eine andere Praxis, die sich im Urlaub befindet. Ein Patient dieser Praxis kommt mit einem Überweisungsschein des Hausarztes zu uns. Dürfen wir diesen Schein annehmen? Nein, der Überweisungsschein muss vom Patienten bei der zu vertretenden Praxis abgegeben werden. Sie legen einen Vertretungsschein an, lassen sich die Überweisung vorzeigen und stempeln die Quittung ab. Als Befreiungsziffer können Sie dann die Ziffer 80033 eintragen. Wir sind eine fachärztliche Praxis und ausschließlich auf Überweisung tätig. Wenn ein Patient mit einer Überweisung aus dem alten Quartal kommt, dürfen wir diese annehmen? Ja, da Überweisungen grundsätzlich quartalsübergreifend gültig sind, kann der Überweisungsschein angenommen werden. Die Überweisung befreit allerdings nicht quartalsübergreifend von der Praxisgebühr, sodass in diesem Fall die Praxisgebühr in Ihrer fachärztlichen Praxis entrichtet werden muss. Wir haben bei einer Patientin mit dem Impfzyklus für die HPVImpfung begonnen, als diese noch 17 Jahre alt war. Nun ist die Patientin bei der letzten Impfung schon 19 Jahre alt. Kann das trotzdem noch über die Krankenkasse abgerechnet werden? Ja, bei Patientinnen, bei denen der Impfzyklus vor dem 18. Geburtstag begonnen wurde, kann dieser beendet werden, sofern die empfohlenen Abstände eingehalten werden. D. h. die Patientin darf das 20. Lebensjahr nicht vollendet haben. Das Service-Team erreichen Sie unter der Rufnummer 04551 883 883 •montags bis donnerstags von 8.00 bis 17.00 Uhr •freitags von 8.00 bis 14.00 Uhr 11 | 2012 Nordlicht aktuell 37 SERVICE was , wann , wo ? Seminare Zu Seminaren wird nicht mehr persönlich eingeladen. Bekanntmachungen erfolgen ausschließlich über das Nordlicht. fÜR Praxismitarbeiter thema: Fehlermöglichkeiten bei Konstanz- prüfungen erkennen und eingrenzen datum: 21. November, 15.30 bis 18.45 Uhr Dieses Seminar ist an alle Praxismitarbeiter gerichtet, die mit der Durchführung der Konstanzprüfung der Filmverarbeitung und der analogen Röntgenanlage betraut sind. Ziel dieser Veranstaltung ist es, Ihren Mitarbeitern Hinweise und Tipps zur Konstanzprüfung zu geben, um bei Abweichungen der Grenzwerte oder bei fehlerhaften Abbildungen die möglichen Ursachen leichter erkennen und in einigen Fällen auch beseitigen zu können. Dieses soll in einem kurzen theoretischen Abriss und danach anhand von Fallbeispielen geschehen. Sie haben hier auch die Möglichkeit Aufnahmen aus Ihrer Praxis mitzubringen um diesbezügliche Probleme zu schildern und zu besprechen. Um eine möglichst praxisnahe und anschauliche Gestaltung zu ermöglichen, wird das Seminar in einer kleinen Gruppe durchgeführt. Für Mitarbeiter, die eine digitale Röntgenanlage nutzen, wird ein gesonderte Veranstaltung angeboten. Über Termine hierzu werden Sie rechtzeitig im Nordlicht informiert. Referenten: Ort: Uta Markl und Tanja Ohm-Glowik, Ärztliche Stelle zur Qualitätssicherung von Röntgenuntersuchungen Sitzungsraum der Radiologie-Kommission (Raum 616) Im Haus 2 der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig- Holstein, Bismarckallee 4 – 6, 23795 Bad Segeberg Teilnahmegebühr: Dieses Seminar ist kostenfrei! kontakt + anmeldung Abt. Qualitätssicherung Bismarckallee 1 – 6, 23795 Bad Segeberg Nadine Kruse Tel. 04551 883 332 Fax 04551 883 374 [email protected] 38 Nordlicht aktuell 11 | 2012 Service Veranstaltungen KVSH 21. November, 17.00 Uhr Hygiene in med. Einrichtungen, nosokomiale Infektionen und leitlinien gerechte antibiotische Therapie 7. November, 14.00 bis 17.00 Uhr 5. Dezember, 14.00 bis 17.00 Uhr Offene Sprechstunde Ort: Zulassung/Praxisberatung der KVSH Info: An jedem ersten Mittwoch im Monat für alle niederlassungswilligen Ärzte und Ärzte, die ihre Praxis abgeben möchten. Ohne vorherige Terminvergabe. Das Angebot gilt auch für Psychotherapeuten. Sabrina Pingel, Zulassung/Praxisberatung, Tel. 04551 883 255, E-Mail: [email protected] www.kvsh.de KVSH-Kreisstellen 14. November, 16.00 Uhr Vollversammlung des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes Flensburg Ort: Delfter Stuben Info: Nähere Informationen unter: Tel. 0461 812 2103, www.diako.de oder unter Tel. 0461 816 2511, www.malteser-franziskus.de, für Veranstaltungen des ECS, Anmeldung und Kontakt unter: 04551 883130 oder www.aeksh.de/ecs 14. November, 18.00 Uhr Update Proktokologie Ort: Strandhotel Glücksburg Info: Nähere Informationen unter: Tel. 0461 812 2103, www.diako.de oder unter Tel. 0461 816 2511, www.malteser-franziskus.de, für Veranstaltungen des ECS, Anmeldung und Kontakt unter: 04551 883130 oder www.aeksh.de/ecs 14. November, 18.00 Uhr Forum für Schlaf- und Beatmungsmedizin Ort: Walzenmühle Weinkontor Info: Nähere Informationen unter: Tel. 0461 812 2103, www.diako.de oder unter Tel. 0461 816 2511, www.malteser-franziskus.de, für Veranstaltungen des ECS, Anmeldung und Kontakt unter: 04551 883130 oder www.aeksh.de/ecs Ort: Diako Fliednersaal Info: Nähere Informationen unter: Tel. 0461 812 2103, www.diako.de oder unter Tel. 0461 816 2511, www.malteser-franziskus.de, für Veranstaltungen des ECS, Anmeldung und Kontakt unter: 04551 883130 oder www.aeksh.de/ecs 28. November, 18.00 Uhr Hämastasiologie Ort: Strandhotel Glücksburg Info: Nähere Informationen unter: Tel. 0461 812 2103, www.diako.de oder unter Tel. 0461 816 2511, www.malteser-franziskus.de, für Veranstaltungen des ECS, Anmeldung und Kontakt unter: 04551 883130 oder www.aeksh.de/ecs Schleswig-Holstein 7. November 2012, 13.00 bis 17.00 Uhr Erster regionaler UKSH Netzwerk- und Partnerkongress in Lübeck Ort: Hotel Atlantic, Schmiedestraße 9-15, 23552 Lübeck Info: Tel. 0451 500 0, Fax 0451 500 3060, Fortbildungspunkte: 4 www.uksh.de 10. November, 9.00 Uhr Nierenzellkarzinom Ort: Hotel Atlantic, Schmiedestraße 9-15, 23552 Lübeck Info: Voranmeldung, bitte bis zum 7. November 2012 Anmeldung: Rudina Marx, Dr. Harald Biersack, Tel. 0451 500 3605, Fax 0451 500 5082 E-Mail: [email protected] [email protected] www.uksh.de 17. November, 9.00 bis 14.00 Uhr 18. Schleswiger Schmerztagung: Die nationale Versorgungsleitlinie Kreuzschmerz – wird jetzt alles besser? Ort: Aula der Gehörlosenschule, Seminarweg 20, 24837 Schleswig Info: Fortbildungspunkte: 5 www.helios-kliniken.de 17. November, 9.00 Uhr 2. Baltisches und 23. Flensburger Hämatologisch /Onkologisches Symposium Ort: Strandhotel Glücksburg Info: Nähere Informationen unter: Tel. 0461 812 2103, www.diako.de oder unter Tel. 0461 816 2511, www.malteser-franziskus.de, für Veranstaltungen des ECS, Anmeldung und Kontakt unter: 04551 883130 oder www.aeksh.de/ecs 11 | 2012 Wir übernehmen nur für KVSH-Termine Gewähr. Nordlicht 17. November, 9.30 bis 13.15 Uhr Nur wer nicht sucht, ist vom Irrtum sicher Ort: UKSH, Ratzeburger Allee 160, Zentralklinikum, Haus 40, Hörsaal Z3 Info:Herbstfortbildungsveranstaltung Voranmeldung, bitte bis zum 10. November 2012 Anmeldung: Yvonne Gerth, Tel. 0451 500 2134, Fax 0451 500 2139 E-Mail: [email protected] www.uksh.de aktuell 39 Service kontakt Ansprechpartner der KVSH Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein Bismarckallee 1 - 6, 23795 Bad Segeberg Zentrale 04551 883 0, Fax 04551 883 209 Vorstand Vorstandsvorsitzende Dr. Monika Schliffke�������������������������������������������������������� 206/217/355 Stellvertretender Vorstandsvorsitzender Dr. Ralph Ennenbach������������������������������������������������������� 206/217/355 Geschäftsstelle Operative Prozesse Ekkehard Becker...............................................................................486 Selbstverwaltung Regine Roscher.................................................................................218 Abteilungen Abrechnung Petra Lund (Leiterin)/Ernst Sievers (stellv. Leiter)����������������� 306/245 Fax��������������������������������������������������������������������������������������������������� 322 Abteilung Recht – Justitiar Klaus-Henning Sterzik (Leiter)������������������������������������������������� 230/251 Abteilung Recht Maria Behrenbeck��������������������������������������������������������������������������� 251 Hauke Hinrichsen����������������������������������������������������������������������������� 265 Tom-Christian Brümmer������������������������������������������������������������������� 474 Esther Petersen������������������������������������������������������������������������������� 498 Ärztlicher Bereitschaftsdienst Thomas Miklik (BD-Beauftr. d. Vorstands)�������������������������������������� 579 Alexander Paquet (Leiter)��������������������������������������������������������������� 214 Akupunktur Doreen Knoblauch��������������������������������������������������������������������������� 445 Ambulantes Operieren Stephanie Purrucker������������������������������������������������������������������������ 459 Arthroskopie Stephanie Purrucker������������������������������������������������������������������������ 459 Ärztliche Stelle (Röntgen) Kerstin Weber���������������������������������������������������������������������������������� 529 Uta Markl����������������������������������������������������������������������������������������� 393 Tanja Ohm-Glowik���������������������������������������������������������������������������� 386 Ärztliche Stelle (Nuklearmedizin/Strahlentherapie) Kerstin Weber���������������������������������������������������������������������������������� 529 Nina Söth����������������������������������������������������������������������������������������� 325 Arztregister Anja Scheil/Dorit Scheske��������������������������������������������������������������� 254 Assistenz-Genehmigung Brigitte Gottwald����������������������������������������������������������������������������� 255 Renate Tödt������������������������������������������������������������������������������������� 358 Petra Fitzner������������������������������������������������������������������������������������ 384 Balneophototherapie Michaela Schmidt���������������������������������������������������������������������������� 266 Betriebswirtschaftliche Beratung Marion Grosse���������������������������������������������������������������������������������� 343 Chirotherapie Michaela Schmidt���������������������������������������������������������������������������� 266 Dermatohistologie Marion Frohberg������������������������������������������������������������������������������ 444 Dialyse-Kommission/LDL Marion Frohberg������������������������������������������������������������������������������ 444 40 Nordlicht Diabetes-Kommission Aenne Villwock�������������������������������������������������������������������������������� 369 DMP Team Marion Frohberg ����������������������������������������������������������������������������� 444 Helga Hartz ������������������������������������������������������������������������������������� 453 Caroline Polonji ������������������������������������������������������������������������������ 280 Kevin Maschmann��������������������������������������������������������������������������� 326 Tanja Glaw��������������������������������������������������������������������������������������� 685 Drogensubstitution Astrid Patscha���������������������������������������������������������������������������������� 340 Christine Sancion����������������������������������������������������������������������������� 470 EDV in der Arztpraxis Timo Rickers������������������������������������������������������������������������������������ 286 Janin Looft��������������������������������������������������������������������������������������� 324 Tobias Kantereit������������������������������������������������������������������������������� 320 Ermächtigungen Susanne Bach-Nagel������������������������������������������������������������������������� 378 Daniel Jacoby������������������������������������������������������������������������������������ 259 Katja Fiehn��������������������������������������������������������������������������������������� 291 Tyneke Grommes����������������������������������������������������������������������������� 462 ESWL Marion Frohberg ����������������������������������������������������������������������������� 444 Finanzen Karl-Heinz Buthmann (Leiter)���������������������������������������������������������� 208 Formularausgabe Sylvia Warzecha������������������������������������������������������������������������������� 250 Fortbildung/Veranstaltungen Nadine Kruse����������������������������������������������������������������������������������� 332 Fortbildungspflicht nach Paragraf 95 SGB V Detlef Greiner���������������������������������������������������������������������������������� 527 Früherkennungsuntersuchung Kinder (Hausärzte) Heike Koschinat������������������������������������������������������������������������������� 328 Gesundheitspolitik und Kommunikation Marco Dethlefsen (Leiter Kommunikation)������������������������������������ 381 Delf Kröger (Leiter Gesundheitspolitik)������������������������������������������� 454 Hautkrebs-Screening Kevin Maschmann�������������������������������������������������������������������������� 326 Hausarztzentrierte Versorgung Heike Koschinat ������������������������������������������������������������������������������ 328 Herzschrittmacherkontrollen Monika Vogt������������������������������������������������������������������������������������ 366 Hilfsmittel Anna-Sofie Reinhard������������������������������������������������������������������������ 362 Histopathologie im Rahmen Hautkrebs-Screening Kevin Maschmann��������������������������������������������������������������������������� 326 HIV/AIDS Doreen Knoblauch��������������������������������������������������������������������������� 445 Hörgeräteversorgung Doreen Knoblauch��������������������������������������������������������������������������� 445 Homöopathie Kevin Maschmann��������������������������������������������������������������������������� 326 HVM-Team/Service-Team Stephan Rühle (Leiter)�������������������������������������������������������������������� 334 Internet Jakob Wilder������������������������������������������������������������������������������������ 475 Borka Totzauer��������������������������������������������������������������������������������� 356 aktuell 11 | 2012 Service kontakt Invasive Kardiologie Monika Vogt������������������������������������������������������������������������������������ 366 Interventionelle Radiologie Daniela Leisner ������������������������������������������������������������������������������� 533 Kernspintomographie Ute Tasche��������������������������������������������������������������������������������������� 485 Koloskopie Melanie Krille���������������������������������������������������������������������������������� 321 Koordinierungsstelle Weiterbildung Petra Fitzner������������������������������������������������������������������������������������ 384 Krankengeldzahlungen Doris Eppel��������������������������������������������������������������������������������������� 220 Laborleistung (32.3) Marion Frohberg ����������������������������������������������������������������������������� 444 Langzeit-EKG Monika Vogt������������������������������������������������������������������������������������ 366 Mammographie (kurativ/Screening) Kathrin Zander��������������������������������������������������������������������������������� 382 Anja Liebetruth�������������������������������������������������������������������������������� 302 Molekulargenetik Marion Frohberg������������������������������������������������������������������������������ 444 MRSA Angelika Ströbel������������������������������������������������������������������������������ 204 Niederlassung/Zulassung/Psychotherapeuten Susanne Bach-Nagel������������������������������������������������������������������������ 378 Katja Fiehn��������������������������������������������������������������������������������������� 291 Niederlassung/Zulassung/Zweigpraxis/Ärzte Evelyn Kreker���������������������������������������������������������������������������������� 346 Tyneke Grommes����������������������������������������������������������������������������� 462 Daniel Jacoby����������������������������������������������������������������������������������� 259 Nicole Geue������������������������������������������������������������������������������������� 303 Petra Fitzner������������������������������������������������������������������������������������ 384 Karsten Wilkening��������������������������������������������������������������������������� 561 Nordlicht aktuell Borka Totzauer ������������������������������������������������������������������������������� 356 Jakob Wilder������������������������������������������������������������������������������������ 475 Nuklearmedizin Daniela Leisner�������������������������������������������������������������������������������� 533 Onkologie Doreen Knoblauch��������������������������������������������������������������������������� 445 Otoakustische Emissionen Michaela Schmidt���������������������������������������������������������������������������� 266 Patientenauskunft Paragraf 305 SGB V Detlef Greiner���������������������������������������������������������������������������������� 527 Personal Christine Storm��������������������������������������������������������������������������������� 260 Lars Schönemann������������������������������������������������������������������������������ 275 Anke Tonn����������������������������������������������������������������������������������������� 295 Anke Siemers ���������������������������������������������������������������������������������� 333 Dirk Ludwig��������������������������������������������������������������������������������������� 425 Fax��������������������������������������������������������������������������������������������������� 451 Phototherapeutische Keratektomie Stephanie Purrucker������������������������������������������������������������������������ 459 Photodynamische Therapie am Augenhintergrund Stephanie Purrucker������������������������������������������������������������������������ 459 Physikalisch-Medizinische Leistungen Michaela Schmidt���������������������������������������������������������������������������� 266 Plausibilitätsausschuss Hauke Hinrichsen������������������������������������������������������������������������������ 265 Susanne Hammerich������������������������������������������������������������������������� 686 Ulrike Moszeik��������������������������������������������������������������������������������� 336 Rita Maass��������������������������������������������������������������������������������������� 467 11 | 2012 Nordlicht Polygraphie/Polysomnographie Marion Frohberg������������������������������������������������������������������������������ 444 Pressesprecher Marco Dethlefsen���������������������������������������������������������������������������� 381 Fax �������������������������������������������������������������������������������������������������� 396 Psychotherapie Melanie Krille���������������������������������������������������������������������������������� 321 Qualitätssicherung Aenne Villwock (Leiterin)�������������������������������������������������������� 369/262 Fax��������������������������������������������������������������������������������������������������� 374 Qualitätszirkel/Qualitätsmanagement Angelika Ströbel������������������������������������������������������������������������������ 204 Detlef Greiner���������������������������������������������������������������������������������� 527 Regina Steffen��������������������������������������������������������������������������������� 292 Fax��������������������������������������������������������������������������������������������������� 374 QuaMaDi Kathrin Zander��������������������������������������������������������������������������������� 382 Radiologie-Kommission Aenne Villwock................................................................................. 369 Carmen Dreyer�������������������������������������������������������������������������������� 360 Röntgen (Anträge) Daniela Leisner�������������������������������������������������������������������������������� 533 Röntgen (Qualitätssicherung) Carmen Dreyer�������������������������������������������������������������������������������� 360 Rückforderungen der Kostenträger Heinz Szardenings��������������������������������������������������������������������������� 323 Schmerztherapie Monika Vogt������������������������������������������������������������������������������������ 366 Service-Team/Hotline Telefon������������������������������������������������������������������������������������� 388/883 Fax��������������������������������������������������������������������������������������������������� 505 Sonographie (Anträge) Ute Tasche��������������������������������������������������������������������������������������� 485 Sonographie (Qualitätssicherung) Susanne Paap���������������������������������������������������������������������������������� 228 Christina Bernhardt�������������������������������������������������������������������������� 315 Sozialpsychiatrie-Vereinbarung Melanie Krille���������������������������������������������������������������������������������� 321 Soziotherapie Melanie Krille���������������������������������������������������������������������������������� 321 Sprechstundenbedarf Heidi Dabelstein������������������������������������������������������������������������������ 353 Strahlentherapie Daniela Leisner�������������������������������������������������������������������������������� 533 Struktur und Verträge Simone Eberhard (Kommisarische Leiterin)������������������������������������ 331 Fax��������������������������������������������������������������������������������������������������� 488 Team Beratung Thomas Frohberg����������������������������������������������������������������������������� 304 Telematik-Hotline��������������������������������������������������������������������������������� 888 Teilzahlungen Brunhild Böttcher���������������������������������������������������������������������������� 231 Tonsillotomie, BKK VAG-Nord, BARMER GEK, Bahn-BKK Doreen Knoblauch��������������������������������������������������������������������������� 445 Umweltmedizin/Umweltausschuss Marion Frohberg ����������������������������������������������������������������������������� 444 Vakuumbiopsie Dagmar Martensen ������������������������������������������������������������������������� 687 Verordnung medizinische Rehaleistungen Christine Sancion����������������������������������������������������������������������������� 470 aktuell 41 Service kontakt Widersprüche (Abteilung Recht) Gudrun Molitor�������������������������������������������������������������������������������� 439 Zulassung Bianca Hartz (Leiterin)������������������������������������������������������������� 255/358 Fax��������������������������������������������������������������������������������������������������� 276 Zytologie Marion Frohberg������������������������������������������������������������������������������ 444 Zentrale Stelle Mammographie-Screening Rosenstr. 28, 23795 Bad Segeberg Tel .................................................................................................... 898900 Fax ................................................................................................ 8989089 Dagmar Hergert-Lüder (Leiterin)����������������������������������������������������� 8989010 Stelle nach Paragraf 81a SGB V: Bekämpfung von Fehlverhalten im Gesundheitswesen Klaus-Henning Sterzik�������������������������������������������������������������� 230/251 An diese Stelle nach Paragraf 81a SGB V kann sich jede Person wenden. Es handelt sich um eine organisatorisch verselbstständigte und weisungsungebundene Einrichtung. Sie hat im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrages allen genügend substanziierten Hinweisen auf Sachverhalte nachzugehen, die auf Unregelmäßigkeiten oder auf eine rechtswidrige oder zweckwidrige Nutzung von Finanzmitteln im Zusammenhang mit den Aufgaben der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein hindeuten und die aufgrund der einzelnen Angaben oder der Gesamtumstände glaubhaft erscheinen. Impressum Nordlicht aktuell Offizielles Mitteilungsblatt der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein Prüfungsstelle Rosenstr. 28, 23795 Bad Segeberg Tel. 04551 9010 0, Fax 04551 901022 Beschwerdeausschuss Dr. Johann David Wadephul (Vorsitzender)��������������������������������� 90100 Prof. Günther Jansen (Stellvertreter)������������������������������������������ 90100 Leiter der Dienststelle Markus Eßfeld���������������������������������������������������������������������������� 901021 Verordnungsprüfung Elsbeth Kampen ������������������������������������������������������������������������ 901023 Dr. Michael Beyer���������������������������������������������������������������������� 901015 Dorthe Flathus-Rolfs������������������������������������������������������������������ 901015 Astrid Stamer����������������������������������������������������������������������������� 901024 Evelyn Sonnenrein��������������������������������������������������������������������� 901024 Katja Junge�������������������������������������������������������������������������������� 901024 Ina Buchholz������������������������������������������������������������������������������ 901024 Sprechstundenbedarfs-, Honorar- und Zufälligkeitsprüfung Birgit Wiese������������������������������������������������������������������������������� 901012 Catherin Weh����������������������������������������������������������������������������� 901011 Iris Flägel����������������������������������������������������������������������������������� 901011 Stefanie Kuhlee������������������������������������������������������������������������� 901013 Zweitmeinungsverfahren Gastroenterologie und Rheuma Nadja Kleinert���������������������������������������������������������������������������� 901025 Organisation Dorina Schadendorf ������������������������������������������������������������������ 901020 Tanja Bauer............................................................................ ..... 901016 Sabine Kruse ����������������������������������������������������������������������������� 901016 Elisabeth Möller-Kammritz ������������������������������������������������������� 901017 Gabriele Stüven ������������������������������������������������������������������������ 901017 Susanne Schuldt.................................................................... ..... 901017 Melanie Buchbach................................................................. ..... 901019 Lina Fitzner............................................................................ ..... 901019 42 Nordlicht Herausgeber Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein Dr. Monika Schliffke (v.i.S.d.P.) Redaktion Marco Dethlefsen (Leiter); Prof. Jens-Martin Träder (stellv. Leiter); Borka Totzauer (Layout); Jakob Wilder Redaktionsbeirat Ekkehard Becker; Dr. Ralph Ennenbach; Reinhardt Hassenstein; Dr. Monika Schliffke; Druck Grafik + Druck, Kiel Fotos iStockphoto Anschrift der Redaktion Bismarckallee 1– 6, 23795 Bad Segeberg, Tel.: 04551 883 356, Fax: 04551 883 396, E-Mail: [email protected], www.kvsh.de Das Nordlicht erscheint monatlich als Informationsorgan der Mitglieder der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein. Namentlich gekennzeichnete Beiträge und Leserbriefe geben nicht immer die Meinung des Herausgebers wieder; sie dienen dem freien Meinungsaustausch. Jede Einsendung behandelt die Redaktion sorgfältig. Die Redaktion behält sich die Auswahl der Zuschriften sowie deren sinnwahrende Kürzung ausdrücklich vor. Die Zeitschrift, alle Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck nur mit schriftlichem Einverständnis des Herausgebers. Wenn aus Gründen der Lesbarkeit die männliche Form eines Wortes genutzt wird („der Arzt“), ist hiermit selbstverständlich auch die weibliche Form gemeint („die Ärztin“). aktuell 11 | 2012 Service K ontakt Kreisstellen der KVSH Kiel Kreisstelle: Herzog-Friedrich-Str. 49, 24103 Kiel Tel���������������������������������������������������������������������������������������������� 0431 93222 Fax����������������������������������������������������������������������������������������� 0431 9719682 Wolfgang Schulte am Hülse, Allgemeinarzt Tel�������������������������������������������������������������������������������������������� 0431 541771 Fax������������������������������������������������������������������������������������������� 0431 549778 E-Mail��������������������������������������������������������������������� [email protected] Lübeck Kreisstelle: Parade 5, 23552 Lübeck, Tel���������������������������������������������������������������������������������������������� 0451 72240 Fax����������������������������������������������������������������������������������������� 0451 7063179 Dr. Andreas Bobrowski, Laborarzt Tel ������������������������������������������������������������������������������������������� 0451 610900 Fax����������������������������������������������������������������������������������������� 0451 6109010 E-Mail�������������������������������������������������������������� [email protected] Flensburg Kreisstelle: Berglücke 5, 24943 Flensburg Tel ��������������������������������������������������������������������������������������������� 0461 42939 Fax��������������������������������������������������������������������������������������������� 0461 46891 Dr. Wolfgang Barchasch, Frauenarzt Tel���������������������������������������������������������������������������������������������� 0461 27700 Fax �������������������������������������������������������������������������������������������� 0461 28149 E-Mail������������������������������������������������������������ [email protected] Neumünster Jörg Schulz-Ehlbeck, hausärztl. Internist Tel ������������������������������������������������������������������������������������������� 04321 47744 Fax������������������������������������������������������������������������������������������� 04321 41601 E-Mail����������������������������������������������������� [email protected] Kreis Dithmarschen Burkhard Sawade, Praktischer Arzt Tel���������������������������������������������������������������������������������������������� 04832 8128 Fax��������������������������������������������������������������������������������������������� 04832 3164 E-Mail����������������������������������������������������� [email protected] Kreis Herzogtum Lauenburg Raimund Leineweber, Allgemeinarzt Tel���������������������������������������������������������������������������������������������� 04155 2044 Fax �������������������������������������������������������������������������������������������� 04155 2020 E-Mail���������������������������������������������������������� [email protected] Kreis Nordfriesland Dr. Martin Böhm, Internist Tel ��������������������������������������������������������������������������������������������� 04841 5037 Fax��������������������������������������������������������������������������������������������� 04841 5038 E-Mail����������������������������������������������������� [email protected] 11 | 2012 Nordlicht Kreis Ostholstein Dr. Thomas Schang, Chirurg Tel�������������������������������������������������������������������������������������������� 04521 72606 Fax����������������������������������������������������������������������������������������� 04521 409433 E-Mail��������������������������������������������������������� [email protected] Kreis Pinneberg Dr. Zouheir Hannah, Orthopäde Tel�������������������������������������������������������������������������������������������� 04106 82525 Fax������������������������������������������������������������������������������������������� 04106 82795 E-Mail����������������������������������������������������������� [email protected] Kreis Plön Dr. Joachim Pohl, Allgemeinarzt Tel���������������������������������������������������������������������������������������������� 04526 1000 Fax �������������������������������������������������������������������������������������������� 04526 1849 E-Mail������������������������������������������������������������������ [email protected] Kreis Rendsburg-Eckernförde Carl Culemeyer, Allgemeinarzt Tel���������������������������������������������������������������������������������������������� 04353 9595 Fax��������������������������������������������������������������������������������������������� 04353 9555 E-Mail����������������������������������������������������������������������� [email protected] Kreis Schleswig-Flensburg Dr. Carsten Petersen, Internist Tel ������������������������������������������������������������������������������������������ 04621 951950 Fax ������������������������������������������������������������������������������������������ 04621 20209 E-Mail����������������������������������������������������������� [email protected] Kreis Segeberg Dr. Dieter Freese, Allgemeinarzt Tel�������������������������������������������������������������������������������������������� 04551 83553 Fax ���������������������������������������������������������������������������������������� 04551 879728 E-Mail������������������������������������������������������������ [email protected] Kreis Steinburg Dr. Klaus-Heinrich Heger, Internist Tel���������������������������������������������������������������������������������������������� 04124 2822 Fax �������������������������������������������������������������������������������������������� 04124 7871 E-Mail������������������������������������������������������������ [email protected] Kreis Stormarn Dr. Hans Irmer, Arzt Tel�������������������������������������������������������������������������������������������� 04102 52610 Fax ������������������������������������������������������������������������������������������ 04102 52678 E-Mail������������������������������������������������������������� [email protected] aktuell 43 Vorschau 7. November, 14.00 bis 17.00 Uhr 5. Dezember, 14.00 bis 17.00 Uhr An jedem ersten Mittwoch im Monat für alle Ärzte und Psychotherapeuten zu Themen aus dem Bereich der Zulassung (Praxisübergabe, Anstellung, Verlegung, Kooperation etc.) ohne vorherige Terminvergabe Ort Zusassung/Praxisberatung der KVSH Kontakt Sabrina Pingel, Zulassung/Praxisberatung, Tel. 04551 883 255, E-Mail: [email protected] www.kvsh.de