ErnstLudwig Becker – Vorsitzender Ostfriesischer Kunstkreis, 26409

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ErnstLudwig Becker – Vorsitzender Ostfriesischer Kunstkreis, 26409
Ernst­Ludwig Becker – Vorsitzender ­ Ostfriesischer Kunstkreis, 26409 Wittmund. GUILLAUME – Willlem den Dunnen Gerade einmal 6 Jahre ist es her, dass GUILLAUME – ein Maler aus der niederländischen Küstenregion um Leeuwarden an diesem Ort erstmalig seine Arbeiten einem ausländischen Publikum präsentierte. Damals sicherlich nicht ohne eine gute Portion Verzagtheit, ob denn die Werke gut ankämen. Offensichtlich positiv; denn die Moormerlander haben Willen den Dunnen, wie Guillaume bürgerlich heisst, 2014 erneut zur dieser Werkschau in Ihren Rathausräumen eingeladen. Zwischen beiden Terminen war Herr den Dunnen keineswegs müßig: er stellte international aus in Malmö, Paris, Monaco, Knocke, New York und Los Angeles. Seit ein paar Tagen ist er frisch gekürter Kunstpreisträger der Art Expo in Monaco. Ich finde, der Erhalt der Goldenen Palme ist einen gesonderten Applaus wert! Wie damals, 2008 ,tauchen wir auch heute ein, in eine magische Welt : die Welt des Surrealismus. Diese Stilrichtung, entstanden in den Jahren vor dem 2. Weltkrieg, geht zurück auf die tiefenpsychologischen Erkenntnisse Sigmund Freuds: Nicht nur seelische Krankheiten, auch ein Großteil der menschlichen Bedürfnisse sowie der Denk­ und Handlungsimpulse des Menschen finden ihren Ursprung in seinem Unterbewusstsein. Dieses schließt sich gegen das Bewusstsein ab; es setzt sich dynamisch mit unseren Sehnsüchten und seelischen Verletzungen auseinander. Und es lässt sich nicht gern in die Karten schauen. Einblick in das Unterbewusstsein ist nur möglich über die Symbolik des Traums, durch Ausschaltung der Verstandessperren mittels Hypnose beziehungsweise Drogen oder durch psychoanalytisch aufdeckende Gesprächstechniken. Die Auseinandersetzung des Menschen mit der Umwelt über die Traumsymbolik des Unterbewusstseins ist das Kernthema der Surrealisten. Ich hoffe, Sie verzeihen mir diese staubtrockenen Ausführungen, die aber für das Verständnis dieser Stilrichtung unverzichtbar sind. In den letzten Jahren erleben die Werke der Kunstrichtungen der 20ger­ und 30ger Jahre – der Surrealismus und die neue Sachlichkeit ­ ebenso ein Revival wie die der Nachkriegszeit – die Malerei des Informell –. Sie sehen: diese Ausstellung liegt voll im Trend. Und: im Kunstmarkt geschieht das Gleiche wie in Ihrem Kleiderschrank: Abgelegtes wird nach ein paar Jahrzehnten wieder modern. Herr den Dunnen suchte schon früh die künstlerische Verwirklichung. Im 20. Lebensjahr absolvierte er eine künstlerische Ausbildung. Während seiner Berufstätigkeit im Finanzmarketing einer caritativen Einrichtung suchte er den Ausgleich durch Fotografie. Mit dem späteren beruflichen Ausscheiden aus gesundheitlichen Gründen konnte sich Guillaume dann ganz der Malerei widmen. Einer Kunst der Phantastik, gespeist aus seiner sprudelnd­ assoziativen Kreativität. Die häufig dunkel gehaltenen Hintergrundfarben seiner Bilder stimmen den Betrachter auf ernsthafte Themen ein. Trotz der spielerischen Leichtigkeit der gemalten Motive offenbart uns Guillaume in vielen Bildern durch schwarze Schatten, dunkle, tief hängende Wolken oder in gefährlichen Situationen : Bedrohliches. Memento Mori! Der Künstler will keine Fantasygeschichten erzählen; ebenso wenig zu politischen oder gesamtgesellschaftlichen Themen Stellung nehmen: Ihm geht es um die eigene Auseinandersetzung mit und um die eigene Verortung in einer sozialen Umwelt. Dabei greift er auf die Formsprache des Unterbewusstseins zurück: nämlich die Symbolsprache des Traums. Guillaume lässt uns teilhaben an erlebten Bedrohungen: zB durch einen – malerisch fein ausformulierten – schwarzen Drachen. In typischer Weise laden die Bildsymbole – die Hand, die Wasser vergießende Schale, und das Auge in der Schale – zur Interpretation ein; ohne sich jedoch dem Betrachter vollständig zu erschließen. Gerade diese Distanz bei aller Deutlichkeit der gemalten Symbole zeigt uns den Reichtum, die Tiefe und den Gehalt der Arbeiten. Sehr gelungen – gerade auch in diesem Bild ­ ist das feine Spiel dem Licht und Lichtreflexen. Tiergerippe und Vanitassymbole stehen für die Vergänglichkeit. Spielzeuge und bunte Blumen drücken Guillaumes Harmoniesuche aus. Das christliche Symbol der Himmelsleiter, das Einhorn und der in halber Bildhöhe schwebende Heimatort – in Chagallscher Manier ­ verheißen uns Paradiesisches oder einfach nur Geborgenheit. Der Regenbogen vermittelt ein positives Lebensgefühl. Seine persönliche körperliche Anfälligkeit und Verletzbarkeit drückt Guillaume durch ein gemaltes Herz aus. Der Mensch verbrennt wie eine Kerze. Er ist einsam, wie ein herrenlos herumstehender Koffer. Aber der Betrachter findet auch Freude und lebensbejahende Sinnbezüge: zB im Spiel – das Leben ist ein Spiel ­; natürlich auch in der Sexualität und in der Befriedigung seiner sonstigen Bedürfnisse. All das drückt der Künstler symbolhaft aus. Er lässt uns durch Farbgebung an seinen Stimmungen teilhaben. Innere Anspannung äußert sich in einigen Arbeiten durch den heftigen Pinselstich und die dynamische Malweise aus. Etwa in farbexperimentellen , impulsive Gemälden in der Drop­painting Technik Jackson Pollocks. Meist jedoch sind die Bilder in sorgfältiger und bedachter, fast filigran zu nennender Malweise entstanden. Sie lassen einen Zustand innerer Entspanntheit vermuten. Die zarten Verästelungen im Farbverlauf der Aquarelle sind ein ästhetischer Hochgenuss. Die Bildsprache erinnert stark an jene Salvador Dalis oder de Giricos. Die Maltechnik ist ausgefeilt; egal ob in Acryl, Aquarell oder der fast reliefartig­plastisch dick aufgetragenen Ink­jet­Farbe. So verwöhnt uns der Künstler mit einer technisch kunstfertigen, tiefgründig ausformulierten und ästhetisch anspruchsvollen Ausstellung seiner Werke der letzten 4 Jahre. Dafür bedanken wir uns bei ihm. Ihnen liebe Besucher dieser Vernissage wünsche ich nun viel Freude beim Betrachten der Objekte und eine persönliche Bereicherung in der gedanklichen Auseinandersetzung mit den Inhalten. Und natürlich nette Gespräche und einen erholsamen sonnigen Sonntagnachmittag.