periodische Anregung und intrazelluläre Antwort
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periodische Anregung und intrazelluläre Antwort
Fakultät für Physik Bachelorarbeit Mikrofluidik basierende Untersuchungen der eukaryotischen Chemotaxis: periodische Anregung und intrazelluläre Antwort Microfluidic Study of Eukaryotic Chemotaxis: periodic stimulation and intracellular response angefertigt am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation, Abteilung Hydrodynamik, Strukturbildung und Nanobiokomplexität von Rabea Sandmann aus Lemgo Bearbeitungszeit: 24. April 2009 bis 31. Juli 2009 Betreuer: Christian Westendorf Erstgutachter: Prof. Dr. Eberhard Bodenschatz Zweitgutachterin: Prof. Dr. Sarah Köster ii Zusammenfassung Eukaryotische Zellen können während des Prozesses der Chemotaxis den Konzentrationsgradienten eines Chemoattraktors entlang ihrer Plasmamembran wahrnehmen. In dieser Bachelorarbeit soll untersucht werden, wie präzise die räumliche Auflösung bei der Detektion des Konzentrationsgradienten (vor dem Hintergrund einer periodischen Stimulation) in Zellen des phagozytotischen, zellulären Schleimpilzes Dictyostelium discoideum ist. Dazu wird die Mutante LIME-GFP der axenischen Stämme AX2 und AX3 während der Phase der Aggregation1 durch periodische Stimulation2 mit dem als Chemoattraktor wirkenden cAMP (zyklisches Adenosinmonophosphat) untersucht. Dabei wird ein zusätzlicher, kurzer, räumlicher Konzentrationsgradient3 entlang der Plasmamembran 4 erzeugt. Bei Zellen des Stamms AX2 ergibt sich für einen Gradienten von 42 Prozent in x−Richtung und einen Gradienten von sieben Prozent in y−Richtung folgendes Verhalten: Die Zellen bewegen sich zunächst entgegen der Richtung des y−Gradienten, ändern dann aber ihre Richtung und bewegen sich in Richtung des y-Gradienten. Die Richtungsänderung erfolgt durch einen Randeffekt, der durch die finite Länge des eigentlichen Konzentrationsgradienten erzeugt wird. Dieser Randeffekt erzeugt ein starkes Konzentrationsgefälle in y−Richtung. Für einen Gradienten in x−Richtung von 32 Prozent und einen Gradienten in y−Richtung von zehn Prozent, bewegen sich die Zellen gleich zu Beginn der Stimulation auf den Bereich höherer Konzentration in y−Richtung zu. Die Zellen können einen zusätzlichen Gradienten in y−Richtung erst wahrnehmen, wenn er im Verhältnis zum Gradienten in x−Richtung stark genug ist. Zusammenfassend kann man sagen, dass sie den globalen Gradienten wahrnehmen, der sich gleich einer Vektoraddition aus den beiden Gradientenkomponenten (in x− und in y−Richtung) zusammensetzt. Bei Zellen des Stamms AX3 ergibt sich für einen Gradienten von etwa sieben Prozent in y−Richtung und 42 Prozent in x−Richtung ein Verhalten ähnlich dem, das schon bei AX2-Zellen beobachtet werden kann. Die beiden Stämme unterscheiden sich im Verhalten auf einen zusätzlichen, räumlichen Gradienten entlang ihrer Plasmamembran nicht. Die Reaktion auf diese Stimuli erfolgt mit einer Frequenz von 0, 1 Hz. Dieses Verhalten konnte schon in Experimenten selben Typs ohne zusätzlichen, räumlichen Gradienten beobachtet werden. Die benötigten Zeiträume für die intrazelluläre Antwort 5 , ändern sich durch einen zusätzlichen Gradienten also nicht. Bei Stimulation durch cAMP-Wellen, die einen fünffach verlängerten Amplitudenbereich aufweisen, zeigen die Zellen folgendes Verhalten: Zunächst erfolgt eine 1 fünf bis acht Stunden nach Beginn des Nahrungsmangels mit einer Periode von 10 Sekunden 3 Im Folgenden wird der Konzentrationsgradient auch als Gradient bezeichnet. 4 in einem horizontalen Zellquerschnitt, x-y-Ebene 5 zumindest der Prozesse, die indirekt durch LIME-GFP beobachtet werden können, also das Verhalten des F-Aktins 2 iii Bewegung auf die Signalquelle zu, die ab dem Eintreffen der zweiten Welle allerdings in eine deutlich reduzierte Bewegung übergeht. Dies zeigt, dass die Zellen zur Detektion eines Signals den positiven Gradienten in der Wellenfront wahrnehmen. iv Vorwort Der zelluläre phagozytotische Schleimpilz Dictyostelium discoideum wurde von den ’National Institutes of Health’ (U.S.A) als Teil ihrer Modellorganismus-Initiative gewählt, da an diesem Organismus viele zentrale Prozesse, die in eukaryotischen Zellen stattfinden, unter relativ einfachen Bedingungen beobachtet werden können - unter anderem werden die Zytokinese, die Beweglichkeit, die Phagozytose, die Chemotaxis, die Signaltransduktion und verschiedene Aspekte der Entwicklung der Eukaryonten untersucht.[35] Die Entwicklung, die zu der Fähigkeit der Wahrnehmung von cAMP führt, wird durch Nahrungsmangel ausgelöst. Herrscht dieser, so reagieren D. discoideum-Zellen chemotaktisch auf zyklisches Adenosinmonophosphat (cAMP)6 und bilden im Verlauf der Chemotaxis Aggregate, die zu einer Entwicklung vom Einzeller zum Vielzeller führen. Der Übergang vom Einzeller zum Vielzeller stellt die Basis für eine Entwicklung höherer Lebewesen dar und seine Grundlagen sind somit ein äußerst interessantes Forschungsgebiet. Bei der Beobachtung chemotaktischer Bewegungen ergibt sich das chemotaktische Paradoxon: Bei einer wellenförmigen Konzentrationsänderung sollte keine effektive Bewegung stattfinden. Die Zellen sollten sich in Richtung der voranschreitenden Welle bewegen, solange sie sich in der Wellenfront mit einem positiven Gradienten befinden, und entgegen dieser Richtung, wenn sie in den Bereich eines negativen Gradienten in der Wellenrückseite gelangen. Diese Reaktion wird jedoch nicht beobachtet: Die Zellen bewegen sich ausschließlich während der Zeit, in der sie sich in der Wellenfront befinden. Es ist nicht klar, wie die Zellen in ihrer Wahrnehmung negative und positive Gradienten unterscheiden können bzw. welche Art von Gradienten sie wahrnehmen können. Daher wird unter anderem dieser Aspekt der Chemotaxis an D. discoideum genauer untersucht und soll Thema dieser Bachelorarbeit sein. 6 Im Folgenden wird das in der Phase der Aggregation als Chemoattraktor wirkende cAMP auch als ’der Chemoattraktor cAMP’ bezeichnet. v Vorwort Die chemotaktische Reaktion der D. discoideum-Zellen auf cAMP kann in zwei Bereiche unterteilt werden: Die Reorganisation des Zytoskeletts mit nachfolgender Bewegung und die Sekretion von cAMP-Pulsen. Daher werden in Kapitel 2 die Grundlagen des Zytoskeletts und der Beweglichkeit eukaryotischer Zellen, die Eigenschaften der für die Experimente verwendeten Zellen, die Signalübertragung eines cAMP-Pulses sowie die nachfolgende Reaktion der Zellen erläutert. Weiterhin folgt eine Beschreibung des Mikroskops, mit dem die Zellen während der chemotaktischen Reaktionen beobachtet werden, sowie der Mikrofluidikkanäle, in denen die Experimente durchgeführt werden und der ’uncaging’-Technik, die zur Freisetzung des cAMP verwendet wird. Den Hintergrund der chemotaktischen Bewegung stellt stets die ungerichtete Zufallsbewegung (englisch: ’random motion’) dar, die von den Zellen in Abwesenheit eines Stimulus durchgeführt wird. Diese ’random motion’ wird in Anwesenheit eines Stimulus von einer chemotaktische Bewegung überlagert. Modelle, die diese chemotaktische Bewegung beschreiben, werden in Kapitel 3 aufgeführt und dienen in der Diskussion (Kapitel 6) zur Erklärung der gemessenen chemotaktischen Reaktionen. Die experimentelle Vorgehensweise sowie die numerische Berechnung des Konzentrationsprofils, das die Reaktion der Zellen beeinflusst, findet sich in Kapitel 4. Die gemessenen Daten werden mit MATLAB® ausgewertet und mit statistischen Methoden analysiert (Kapitel 5). Die Resultate werden in chemotaktische Zellbewegung und erfolgende intrazelluläre Antwort auf chemotaktische Stimuli unterteilt dargestellt. Zuletzt werden die erhaltenen Resultate im Vergleich mit anderen Daten sowie mit Hilfe der numerisch berechneten Konzentrationsprofile erklärt (Kapitel 6) und zusammengefasst (Kapitel 7). Alle verwendeten biologischen Fachbegriffe, Formelzeichen und Abkürzungen finden sich im Nomenklaturverzeichnis. Die verwendeten Geräte, Materialien und Chemikalien sowie alle Abbildungen und Tabellen sind im Anhang aufgelistet. vi Inhaltsverzeichnis Vorwort v Nomenklatur xi 1 Einleitung 1 2 Grundlagen 3 2.1 Das Zytoskelett und zelluläre Beweglichkeit eukaryotischer Zellen . . 3 2.2 Dictyostelium discoideum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Die Mutante LIME-GFP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Zyklisches Adenosinmonophosphat und die Signalübertragungswege . 7 2.3.1 Reaktion der Zellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.3.2 Signalweg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 2.2.1 2.3 2.4 Konfokale Laser-Scanning Mikroskopie . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.4.1 Fluoreszenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.4.2 Aufbau und Funktionsweise eines konfokalen Laser-Scanning Mikroskops . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 3 Theoretische Modelle der chemotaktischen Bewegung 19 3.1 ’Random motion’ eukaryotischer Zellen . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 3.2 ’Gradient sensing’-Modelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 3.2.1 3.3 LEGI -Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Polarisationsmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 4 Experimentelle Vorgehensweise 4.1 23 Verwendete Materialien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 4.1.1 Wafer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 4.1.2 Mikrofluidikkanäle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 4.1.3 Zellkultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 vii Inhaltsverzeichnis 4.1.4 4.2 4.3 Der Fluss im Kanal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Experimente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 4.2.1 Vorbereitung eines Experiments . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 4.2.2 Durchführung eines Experiments . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Flussprofil im Kanal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 4.3.1 Numerische Berechnungen mit COMSOL® . . . . . . . . . . . 32 4.3.2 Fehler in der numerischen Berechnung . . . . . . . . . . . . . 34 5 Ergebnisse 5.1 5.2 5.3 39 Auswertung mit MATLAB ® 5.1.1 Kennzeichnung der Zelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 5.1.2 Intensitätsverläufe und die Zellbewegung . . . . . . . . . . . . 40 5.1.3 Frequenzanalyse der intrazellulären Antwort . . . . . . . . . . 41 5.1.4 Parameter der chemotaktischen Reaktion . . . . . . . . . . . . 41 Analyse der Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 5.2.1 Kontrollen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 5.2.2 Histogramme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Resultate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 5.3.1 Zellbewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 5.3.2 Intrazelluläre Antwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 6 Diskussion 61 6.1 Normierte Histogramme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 6.2 Vergleich der Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 6.2.1 Experimentreihe Nr.1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 6.2.2 Experimentreihe Nr.2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 6.2.3 Experimentreihe Nr.3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 6.2.4 Experimentreihe Nr.4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 6.2.5 Intrazelluläre Antwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 6.3 Experimentreihe Nr.5 6.4 Fehleranalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 6.5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 6.4.1 Durch den Experimentaufbau verursachte Fehler . . . . . . . . 72 6.4.2 Durch die Zelleigenheiten verursachte Fehler . . . . . . . . . . 73 6.4.3 Durch die Experimentdurchführung verursachte Fehler . . . . 74 Erklärungsansätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 6.5.1 viii . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Berechnete Konzentrationsprofile . . . . . . . . . . . . . . . . 75 Inhaltsverzeichnis 6.6 Vergleich mit dem LEGI-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 7 Zusammenfassung 85 7.1 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 7.2 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 A Weitere Grafiken 87 A.1 Histogramme des ’half-population’-Tests . . . . . . . . . . . . . . . . 87 A.2 Frequenzspektren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 B Zellspezifische Konzentrationsprofile für reale Zellen 99 C Vergleichsdaten 103 C.1 Daten ohne Gradient in y−Richtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 D Verwendete Geräte und Materialien D.1 Der Reinraum . . . . . . . . . . . D.2 Das Weißlichtinterferometer . . . D.3 Der Plasma-Cleaner . . . . . . . . D.4 Parameter des Mikroskops . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 . 110 . 111 . 111 . 112 E Verwendete Chemikalien 115 Literaturverzeichnis 119 Abbildungsverzeichnis 125 Tabellenverzeichnis 129 ix Inhaltsverzeichnis x Nomenklatur Formelzeichen Symbol Bedeutung Einheit α α1 c D f F.N. n N.A. λ P ys v W.D. ω Winkel Winkelbeschleunigung Konzentration Diffusionskonstante Frequenz F-Zahl Brechungsindex Numerische Apertur Wellenlänge Leistung Schiefe (einer Verteilung) Geschwindigkeit ’working distance’ Umdrehungsgeschwindigkeit ◦ 1 1 2 Upm/s = b 60 /s 1/l m2/s Hz nm W µm/s mm 1 1 b 60 /s Upm = Tab. 0.1: Formelzeichen Abkürzungen Abkürzung Bedeutung Abb. AC Abbildung Adenylylzyklase xi Nomenklatur Abkürzung Bedeutung ACA ADP ATP au bzw. ca. cAMP ccAMP CCD cGMP CMF D. discoideum DFT FFT GBL GC GDP GFP GPCR GTP i.e. / d.h. LEGI m m (als Präfix) min M µ (als Präfix) n (als Präfix) PAKa PDE PDI PDMS PH-Domänen PI3K ’adenylyl cyclase of aggregation’ Adenosindiphosphat Adenosintriphosphat ’arbitrary unit’ beziehungsweise circa zyklisches Adenosinmonophosphat ’caged’ Form des zyklischen Adenosinmonophosphats ’charge-coupled device’ zyklisches Guanosinmonophosphat ’conditioned medium factor’ Dictyostelium discoideum diskrete Fouriertransformation ’fast fourier transformation’ γ-Butyrolacton Guanylyl Zyklase Guanosindiphosphat ’green fluorescent protein’ G-Protein-gekoppelte Rezeptoren Guanosintriphosphat id est / das heißt ’local excitation, global inhibition’ Meter Milli-, 10−3 Minute molar Mikro-, 10−6 Nano-, 10−9 p21-activated kinase a Phosphodiesterase Inhibitor von PDE Polydimethylsiloxan ’Pleckstrin Homology’-Domänen Phosphoinositid-3-kinase xii Nomenklatur Abkürzung Bedeutung PtdIns(3,4,5)P3 PtdIns(4,5)P2 PTEN s sGC s.u. Tab. TORC2 VCA-Domäne vgl. WASP/SCAR WASP z.B. Phosphatidylinositol(3,4,5)-triphosphat Phosphatidylinositol(4,5)-biphosphat ’Phosphatase and Tensin homolog’; 3’-phosphatase Sekunde ’soluble guanylyl cyclase’ siehe unten Tabelle ’target of rapamycin complex 2’ ’verprolin homology domain’ vergleiche ’supressor of cAMP receptor’ ’Wiskott-Aldrich syndrome protein’ zum Beispiel Tab. 0.2: Abkürzungen Biologische und chemische Begriffe Begriff Erklärung Adaptor-Protein Protein, dient zur Verbindung anderer Proteine [10] ADF/Cofilin Protein, bindet Aktin und sorgt für die Abbau von AktinFilamenten [48] Aktin Protein, Teil des Zytoskeletts, bildet Filamente in eukaryotischen Zellen, monomere Form: G-Aktin (’globular actin’), polymere Form: F-Aktin (’filamentous actin’), Filamentende, an dem die Polymerisation stattfindet, wird (+)-Ende genannt, gegenüberliegendes Ende (-)-Ende Arp2/3Komplex Proteinkomplex aus den Proteinen Arp2 und Arp3 sowie mehreren Untereinheiten, erzeugt verzweigte Aktinfilamentnetzwerke axenisch kultiviert ohne Anwesenheit eines anderen Organismus (z.B. als Nahrungsquelle) [28] xiii Nomenklatur Begriff Erklärung ’coiled-coil’Domäne Domäne mit einer stabförmigen Protein-Struktur, die aus zwei umeinander gedrehten α-Helizes besteht ’de novo Nukleation’ neu beginnende Anfangsphase der Aktin-Polymerisation, mehrere Monomere aggregieren in der Form, dass sie ein Polymer bilden können Dissoziation, dissoziieren Zerfall eines Salzes in seine Ionen Domäne Teil eines Proteins, Tertiärstruktur Doppelzinkfingermotiv Motiv (s.u.), besteht aus einer Schleife einer Polypeptidkette, die am Wendepunkt durch zwei Zinkatome fixiert wird Effektor Protein, aktiviert ’second messenger’ Endozytose Aufnahme eines Partikels in die Zelle durch Einstülpung der Plasmamembran und Lagerung in einem membrangebundenen Vesikel Enzym Protein, katalysiert eine bestimmte chemische Reaktion Eukaryont, eukaryontisch Lebewesen, das aus einer oder mehreren Zellen besteht und einen definierten Kern besitzt, schließt nur Prokaryonten aus Filamin Protein, verbindet zwei sich kreuzende Aktin-Filamente an der Stelle der Überkreuzung Filopodium lange Form der microspikes, die aus einem losen Bündel von etwa 20 Aktinfilamenten bestehen, deren (+)-Ende zum äusseren Rand orientiert ist Formin Protein, assoziiert mit dem (+)-Ende von Aktinfilamenten [48] Fruchtkörper hier: Zusammenschluss von bis zu 100.000 Zellen als Reaktion auf Nahrungsmangel in Amöben; Chemotaxis, Aggregation und Zelldifferenzierung in Sporen- und Stielzellen wird benötigt [42] Glykoprotein Protein, enthält eine oder mehrere kovalent-vebundene Oligosaccharid-Ketten G-Protein heterotrimeres GTP-bindendes Protein, aktiviert durch die Bindung eines Liganden an ein Rezeptorprotein mit sieben Transmembrandomänen / Helizes ’homology’ gleiche Struktur in einem Protein xiv Nomenklatur Begriff Erklärung hydrophil Eigenschaft eines polaren Moleküls / Molekülbestandteils, das genug Hydrogenbindungen mit Wasser bildet, um sich in Wasser zu lösen Hydrolyse Aufbrechen eines kovalenten Bandes unter Zugabe von Wasser kovalente Bindung stabile Bindung zweier Atome, dabei werden ein oder mehrere Elektronen geteilt ’Knock-Out’Mutanten Mutanten, bei denen ein bestimmtes Gen ausgeschaltet ist Lammelipodium flache, langgezogene Ausstülpung des Aktin-Cortex, deren Inneres aus einem dichten Netzwerk von Aktin-Filamenten besteht LIM-Domäne zweifache Zinkfingerstruktur, dient der Protein-Bindung [18] ’messenger, first’ Molekül, das nur an eine bestimmte Seite eines Proteins oder anderen Moleküls bindet, im Folgenden auch Ligand genannt ’messenger, second’ Molekül, im Zytosol gebildet / ins Zytosol befördert als Antwort auf ein extrazelluläres Signal Mechanotaxis hier: Reaktion von Zellen auf Scherkräfte im Fluss7 Mitose, mitotisch Teilung des Zellkerns in einer eukaryotischen Zelle Monomer kleines Molekül, kann mit anderen Monomeren des gleichen Typs zu einem Polymer verbunden werden Morphogenese griechisch: morphê = Gestalt, genesis = Erschaffung, Prozess der Gestaltbildung in Lebenwesen Motiv kleine strukturierte Domäne in Proteinen Mutagen Stoff, der eine vererbliche Veränderung in der NucleotidAbfolge eines Chromosoms bewirkt Myosin II größere Form der Myosine (Motorproteine), benutzt ATP um Bewegungen entlang von Aktinfilamenten zu steuern, formt breite Filamente N-Ende / C-Ende Ende einer Polypeptid-Kette, das eine freie α-Aminogruppe / α-Carbonylgruppe trägt Oligomer Polymer aus wenigen Aminosäuren 7 nicht aus [6] entnommen xv Nomenklatur Begriff Erklärung Phagozytose, phagozytotisch Prozess der Endozytose Phosphorylation Reaktion, bei der eine Phosphatgruppe kovalent an ein anderes Molekül gebunden wird pH-Wert Wert für den Säuregehalt einer Lösung, definiert als negativer Logarithmus der Konzentration von Hydrogen-Ionen (in Mol) pro Liter, pH 3 ist sauer, pH 9 ist alkalisch Plasmamembran Membran, die eine lebende Zelle umgibt, besteht aus einer Doppellipidschicht Polymerisation, polymerisieren Verbindung von Monomeren durch kovalente Bindungen ’positiv-feedback loop’ entstehende Produkte einer Reaktion verstärken diese Profilin Protein, bindet Aktin-Monomere (G-Aktin) Protein ein längliches Polymer aus Aminosäuren, die durch Peptidbindungen verbunden sind Pseudopodium breite Ausstülpung des Aktin-Cortex Rezeptor Protein, bindet Liganden, initiiert Reaktion der Zelle auf ein externes Signal Substrat Molekül, Reaktionspartner eines Enzyms Tertiärstruktur dreidimensionale Struktur eines Proteins trophische Phase griechisch: trophé = Nahrung Vesikel kleines, membran-gebundenes, kugelförmiges Organell im Zytoplasma einer eukaryotischen Zelle Wildtyp nicht mutierte Form eines Lebewesens, durch natürliche Evolution entstanden Zellcortex aktin-reiche Schicht des Zytoplasmas, liegt zwischen Plasmamembran und Zytosol Zytokinese Teilung des Zytoplasmas Zytoplasma Zellbestandteile innerhalb der Plasmamembran, aber außerhalb des Zellkerns 8 nicht aus [6] entnommen xvi 8 Nomenklatur Begriff Erklärung Zytoskelett Komposition aus Protein-Filamenten im Zytoplasma einer eukaryotischen Zelle, bestimmt die Zellgestalt Zytosol Inhalt des Zytoplasmas ohne membran-gebundene Organellen Tab. 0.3: Sofern nicht anders gekennzeichnet, sind alle Definitionen aus [6] entnommen. xvii Nomenklatur xviii 1 Einleitung Als Chemotaxis (griechisch: ’chêmeia’ = Chemie, ’taxis’ = Ordnung, Aufmarsch) wird die Beeinflussung der Zellbewegung durch den Konzentrationsgradienten eines Moleküls bezeichnet. Erfolgt die Bewegung in Richtung des Gradienten, so spricht man von positiver Chemotaxis und das Molekül wird als Chemoattraktor bezeichnet. Im umgekehrten Fall wird der Prozess als negative Chemotaxis durch einen Repellor bezeichnet.[25] Die in dieser Arbeit dargestellten Experimente dienen der Untersuchung der Chemotaxis als Reaktion auf periodische Stimulation mit cAMP während der Phase der Aggregation und werden in Mikrofluidikkanälen durchgeführt. Die Mikrofluidik stellt ein wichtiges Mittel zur Untersuchung lebendiger Zellen in Fluiden dar. Durch die Verwendung von luftdurchlässigen Bestandteilen und Lösungen, die ein geeignetes Milieu für eukaryotische Zellen bilden, können Zellen in vivo unter kontrollierten Bedingungen beobachtet werden. Mit Hilfe von Photolyse durch einen Laserstrahl kann die zunächst biologisch inaktive Form (’caged’) des cAMP gezielt periodisch freigesetzt werden, so dass die äußeren Parameter des chemotaktischen Signals genau reguliert werden können. Es konnte bereits gezeigt werden, dass D. discoideum-Zellen einen räumlich-zeitlichen cAMP-Gradienten wahrnehmen können (siehe [7]). In den durchgeführten Experimenten wird dieser räumlich-zeitliche Gradient um einen zusätzlichen Gradienten während des Photolyse-Prozesses erweitert. Diese Veränderung dient der Analyse des räumlichen Auflösungsvermögens der Zellen gegenüber einem cAMP-Gradienten und soll den Prozess der Signalübertragung näher untersuchen. 1 1 Einleitung 2 2 Grundlagen 2.1 Das Zytoskelett und zelluläre Beweglichkeit eukaryotischer Zellen Ein wesentlicher Bestandteil der chemotaktischen Reaktion ist die Bewegung der Zelle. Diese lässt sich in vier Schritte unterteilen: Die Bildung eines Zellfortsatzes, die Adhäsion am Substrat, die Retraktion des rückseitigen Zellendes und die Ablösung vom Substrat (De-Adhäsion). Diese Möglichkeit der zielgerichteten Bewegung ist eine Eigenschaft der Lamellipodien. Diese Fortsätze einer eukaryotischen Zelle sind durch ein verzweigtes Netzwerk an Aktin-Filamenten gekennzeichnet. Die Lamellipodien sind breiter und flacher als die Filopodien, in denen die Aktinfilamente parallel gebündelt angeordnet sind. Aktin-Filamente bestehen aus zwei helixförmig angeordneten Polymeren, die aus Aktin-Monomeren (G-Aktin) zusammengesetzt sind. Diese Monomere sind an Profilin gebunden, befinden sich im Zytosol und werden stets mit gleicher Orientierung angeordnet, so dass das entstehende Filament polar ist. Das vordere Ende ((+)Ende) wird auch ’barbed end’ genannt, da es aufgrund des angelagerten Myosins wie ein Pfeilende aussieht. Das hintere Ende ((-)-Ende) wird auch ’pointed end’ genannt. Polymerisation des Aktins und damit Wachstum des Filaments findet am (+)-Ende des Filaments statt, welches innerhalb der Zelle stets in Richtung der Zelloberfläche orientiert ist. Die Polymerisation wird durch ’capping’-Proteine beendet. Diese lagern sich an den (+)-Enden der Filamente an und verhindern somit eine weitere Polymerisation. Durch die Hydrolyse von ATP zu ADP+Pi 1 und der nachfolgenden Dissoziation des γ-Phosphats2 wird die Depolymerisation eingeleitet. Daraufhin wird ADF/Cofilin an das Filament gebunden und setzt die Dissoziation von ADP-Gruppen vom (-)-Ende in Gang. Die abgeschiedenen ADP-Gruppen werden mit Profilin wieder zu ATP-Aktin-Profilin-Komplexen (G-Aktin) kombiniert, 1 2 mit einer Halbwertszeit von zwei Sekunden mit einer Halbwertszeit von sechs Minuten 3 2 Grundlagen die erneut an Filamente angelagert werden können.[48] Damit kontinuierlich neue Aktin-Filamente gebildet werden können, muss genügend G-Aktin zur Verfügung stehen. Eine zusätzliche Voraussetzung für die Polymerisation stellt die Bereitstellung von genügend neuen (+)-Enden dar. Diese können auf drei verschiedene Arten erzeugt werden: Indem bestehende Filamente aufgetrennt werden, (+)-Enden bestehender Filamente geöffnet werden oder eine ’de novo Nukleation’ erfolgt. Die Möglichkeit der ’de novo Nukleation’ ist die Führende und wird durch Formine oder den Arp2/3-Komplex verursacht. Dieser Komplex, der verzweigte Aktinfilamentnetzwerke erzeugt, besteht aus den Proteinen Arp2 und Arp3, sowie fünf zusätzlichen Untereinheiten. Arp2/3 verschließt das (-)-Ende des Filaments und setzt das Wachstum eines neuen Filaments im 70◦ Winkel3 in Richtung des (+)-Endes in Gang. Die Aktivierung des Arp2/3-Komplexes erfolgt durch das WASP/SCAR (’supressor of cAMP receptor’)-Protein. Dieses bindet mit einer VCA-Domäne am C-Ende an den Arp2/3-Komplex. Existierende Aktin-Filamente fördern die Reaktion von Arp2/3 mit dem WASP/SCAR-Protein, in deren Verlauf Arp2, Arp3 und das Filament einen stabilen Trimer bilden.[48] Die Fortbewegung der Zellen erfolgt durch das Vorantreiben der Plasmamembran in Lamellipodien. Am vorderen Ende dieser Fortsätze befindet sich ein schmaler Bereich (0, 1 − 0, 2 µm Ausdehnung) aus sehr vielen kurzen, verzweigten AktinFilamenten (die Anzahl liegt bei etwa 100 Filamenten pro µm). Vom Einsetzen der Polymerisation bis zum Verschließen durch ’capping’-Proteine vergeht etwa eine Sekunde und die Filamente wachsen mit einer Geschwindigkeit von 0, 3 µm/s. Die Länge der entstehenden Filamente kann allerdings variieren. Die resultierenden kurzen Aktin-Filamente sind gut geeignet, um eine vorwärtstreibende Kraft auf die Plasmamembran auszuüben, da sie steifer sind als lange Filamente und außerdem zahlreicher gebildet werden können4 . Die einzelnen Filamente werden sowohl durch den Arp2/3-Komplex als auch durch Filamin verbunden.[48] Obwohl sich die (+)-Enden der Filamente so dicht an der Membran befinden, dass sie bei der Polymerisation direkt auf die Membran treffen und dabei eine Kraft auf diese ausüben, kann dennoch eine Polymerisation am (+)-Ende stattfinden. Die Filamente sind nicht in Ruhe, sondern vibrieren, so dass sie zu gewissen Zeitpunkten genügend Abstand von der Membran haben, damit die Polymerisation eines neuen 3 4 4 bezogen auf das anfängliche Filament aufgrund der beschränkten Anzahl an Monomeren in einer Zelle 2.2 Dictyostelium discoideum Monomers stattfinden kann.[48] Das verzweigte Aktin-Filament-Netzwerk stellt nur einen schmalen Bereich direkt hinter der Plasmamembran dar, der von einer Anordnung einzelner AktinFilamente gefolgt wird. Der Umbau der vernetzten Bereiche in Bereiche einzelner Aktin-Filamente erfolgt durch Phosphat-Dissoziation.[48] 2.2 Dictyostelium discoideum Der in den Experimenten untersuchte Organismus Dictyostelium discoideum ist ein zellulärer Schleimpilz. Dieser Eukaryont lebt im Erdboden und teilt sich während seiner trophischen Phase, in der er sich von Bakterien ernährt, mitotisch. Innerhalb der trophischen Phase reagieren die Zellen chemotaktisch auf Folsäure. Diese wird als Nebenprodukt von Bakterien synthetisiert und führt die Zellen des Schleimpilzes somit zu ihrer Nahrungsquelle. Versiegt diese Nahrungsquelle, so bildet der Schleimpilz Aggregate, die sich zu einem multizellulären Organismus mit typischen Merkmalen wie Zellteilung, Differentiation und Morphogenese entwickeln. D. discoideum bildet in diesem Fall Fruchtkörper, die aus Sporen bestehen, welche auf einem Stängel sitzen. Dieses Entwicklungsstadium unterteilt sich in zwei Phasen: die Aggregation und die Ausbildung des Fruchtkörpers. Der Nahrungsmangel bewirkt die Aktivierung neuer Gene in den Zellen, die zu einer Änderung des chemotaktischen Verhaltens führen: die Zellen reagieren nun chemotaktisch auf cAMP. Die Aggregation und die Bildung des Fruchtkörpers erfolgen mit Hilfe von metabolischen Reserven aus der trophischen Phase. Nach etwa ein bis zwei Stunden des Nahrungsmangels beginnen einige Zellen cAMP freizusetzen. Daraufhin reagieren die Zellen im Umfeld ihrerseits mit Freisetzung von cAMP5 und einer Bewegung entlang des cAMP-Gradienten. Die Zellen bewegen sich solange die Steigung des cAMP-Gradienten, den sie wahrnehmen, positiv ist und wandern dabei auf das Aggregationszentrum zu.[42] Die Form der ausgesendeten cAMP-Pulse im extrazellulären Raum hängt dabei von der Zelldichte ab: bei geringer Zelldichte6 bildet sich eine spiralförmige Struktur (’spiral pattern’), bei hoher Zelldichte7 bildet sich eine zirkuläre Struktur (’target pattern’) aus.[20] Im Verlaufe der Aggregation geht die ’spiral pattern’ in die ’target pattern’ über.[3] Der Signalweg, der durch den Chemoattraktor aktiviert wird, dient dazu eine Aggregation zu fördern, die aufgrund ihres Ausmaßes und ihrer Anordnung, 5 in Pulsen mit einer Periode von ca. sechs Minuten in [20] mit ρ = 21, 8 · 105 Zellen/cm2 angegeben 7 in [20] mit ρ = 7, 3 · 105 Zellen/cm2 angegeben 6 5 2 Grundlagen die Ausbildung eines Fruchtkörpers erlaubt. Nach etwa acht Stunden8 hat sich ein loses, sehr flaches Aggregat gebildet. Danach erfolgen die verschiedenen Stufen der Differentiation zum Fruchtkörper, innerhalb derer sich die Zellen anhand ihrer Art (’prespore’ oder ’prestalk’-Zellen) in verschiedenen Bereichen anordnen. Die ’prespore’-Zellen bilden später die Sporen des Fruchtkörpers und die ’prestalk’-Zellen den Stiel des Fruchtkörpers.[42] In den durchgeführten Experimenten werden ausschließlich Zellen verwandt, die sich im Stadium der Aggregation befinden (fünf bis acht Stunden nach Beginn des Nahrungsmangels), um die chemotaktische Reaktion zu untersuchen. Abb. 2.1: Rasterelektronenmikroskop-Aufnahme der Entwicklungsstadien der Fruchtkörperbildung bei Dictyostelium discoideum Die Stadien der Fruchtkörperbildung sind nach Zeitpunkt ihres Vorkommens nummeriert. Die verschiedenen Stadien sind in ein Bild eingefügt. Adaptiert nach einem Bild von M.J. Grimson & R.L. Blanton, Biological Sciences Electron Microscopy Laboratory, Texas Tech University 2.2.1 Die Mutante LIME-GFP Für die Experimente wird die Mutante LIME-GFP der axenischen Kulturen AX2 und AX3 verwendet. AX2 und AX3 unterscheiden sich in der Art und Weise ihrer Züchtung. Der AX2-Stamm wurde ohne Mutagene gezüchtet, wohingegen beim AX3-Stamm zur Kultivierung das Mutagen N-methyl- N’-nitro- N-nitrosoguanidin 8 6 seit Einsetzen des Nahrungsmangels 2.3 Zyklisches Adenosinmonophosphat und die Signalübertragungswege verwendet wurde. In diesen Mutanten kann die Verteilung des F-Aktins (indirekt) durch konfokale Laser-Scanning-Mikroskopie beobachtet werden. Axenische Kulturen sind nicht auf Bakterien als Nahrungsquelle angewiesen, sondern können in Nährmedien wachsen. Die erste dokumentierte axenische Kultur (AX1) von D. discoideum wurde von Maurice und Raquel Sussman aus dem Stamm DdB (NC-4) kultiviert. Die Stämme AX2 und AX3 wurden unabhängig voneinander aus dem Stamm AX1 gezüchtet. Diese Stämme haben den Vorteil, dass sie - anders als AX1 - in HL-5 (Formedium, B79 ) wachsen können. Dieses Medium besteht aus 7 g/l Hefeextrakt, 14 g/l Pepton, 0, 5 g/l KH2 P O4 und 0, 5 g/l N a2 HP O4 , wohingegen für den AX1-Stamm ein komplexeres Medium aus verschiedenen Nährstoffen benötigt wird. [22] LIME-GFP LIM-Domänen bestehen aus einem Peptidring, der von einem DoppelzinkfingerMotiv stabilisiert wird. Proteine, die LIM-Domänen enthalten, wirken als Regulatoren, indem sie Aktin binden. DdLIME in D. discoideum-Zellen enthält eine LIMDomäne am N-Ende, in der Mitte ein Glycerin-reiches-Segment und eine ’coiled-coil’Domäne am C-Ende. In LIME-GFP-Mutanten ist DdLIME am N- Ende mit GFP (’green fluorescent protein’) verbunden. Experimente mit ’Knock-out’-Mutanten ergaben, dass DdLIME den aktinreichen Zellcortex mit der Mitotischen Spindel verbindet. Das LIME-GFP stellt eine Möglichkeit der indirekten Markierung des FAktins in Zellen dar. Somit kann das Verhalten des F-Aktins in den durchgeführten Experimenten durch die Beobachtung von GFP gezeigt werden.[31] 2.3 Zyklisches Adenosinmonophosphat und die Signalübertragungswege 2.3.1 Reaktion der Zellen Die Chemotaxis der D.discoideum-Zellen erfolgt in der Phase der Aggregation als Reaktion auf cAMP. cAMP wirkt als ’second messenger’ in Säugetieren, Bakterien und dem zellulären Schleimpilz D. discoideum. Es wird unter Anwesenheit von M g 2+ durch Adenylylzyklase (AC) aus Adenosintriphosphat (ATP) synthetisiert.[5] In den durchgeführten Experimenten liegt das cAMP zunächst in der ’caged’ Form vor. 9 Die genauen Artikelnummern und Spezifikationen aller Chemikalien und Geräte finden sich aufgelistet im Anhang unter den angegebenen Nummern. 7 2 Grundlagen Abb. 2.2: D. discoideum-Zelle der Mutante LIME-GFP, aufgenommen mit dem Laser-Scanning Mikroskop Fluoview FV 1000 (Olympus, A6), Objektiv ULSAPO 60XO (Olympus, A8), Bildgebung: 4096 Grauwerte (12 bit) Die hellen Bereiche sind Bereiche starker sekundärer Fluoreszenz und damit starker Anreicherung von LIME-GFP. Diese ist durch die Bindung des cAMP an DMNB (4,5-dimethoxy-2-nitrobenzyl) biologisch inaktiviert (Invitrogen, B3). Durch eine direkte Bestrahlung mit Licht der Wellenlänge λ = 405 nm setzt die Photolyse ein und das cAMP kann gezielt freigesetzt werden [5], um so die chemotaktische Reaktion hervorrufen zu können. Abb. 2.3: Der Verlauf der Photolyse von cAMP Die DMNB(4,5-dimethoxy-2-nitrobenzyl)-Gruppe wird unter Bestrahlung mit Licht der Wellenlänge λ = 405 nm abgespalten und das biologisch aktive cAMP wird freigesetzt. Die Rezeption von extrazellulärem cAMP führt unter anderem zur Bildung und Sekretion von cAMP. Dabei können D. discoideum-Zellen extrazelluläre cAMPKonzentrationen zwischen 1 nM und 1 µM mit einem Konzentrationsgradienten von 8 2.3 Zyklisches Adenosinmonophosphat und die Signalübertragungswege 2% wahrnehmen.[38] Reagieren die Zellen auf extrazelluläres cAMP, so ziehen sie sich zunächst zusammen (’cringing’).[45] Dabei wird F-Aktin innerhalb weniger Sekunden zur Plasmamembran befördert. Danach wird es depolymerisiert und innerhalb einer Zeitspanne, die ebenso nur wenige Sekunden beträgt, erneut gebunden.[47] Nachdem das cAMP-Signal die Zelle erreicht hat, wird Calcium über Kanäle in die Zelle hinein [16] und Protonen sowie Kalium aus der Zelle heraus befördert [46]. Das Calcium wird für die Funktion vieler Enzyme während der Chemotaxis benötigt. 60 Sekunden nach Eintreffen des Signals wird intrazelluläres cAMP produziert, das von den Zellen wiederum als Signal ausgesandt, jedoch nicht in den Zellen gespeichert wird.[30] Allerdings sind noch andere Möglichkeiten der chemotaktischen Bewegung denkbar. So können z.B. Bläschen an bestimmten Stellen der Plasmamembran gebildet werden. Dazu löst sich die Membran vom Cortex ab und bewegt sich durch den hydrostatischen Druck vorwärts. Die Zellbewegung resultiert in diesem Fall nicht aus der gezielten Aktinpolymerisation.[40] Eine Aggregation von D. discoideum erfolgt erst ab einer bestimmten Zelldichte, die von den Zellen mit Hilfe von extrazellulärem CMF (’conditioned medium factor’) gemessen wird.[24] CMF ist ein Glykoprotein [41] und bindet an einen Rezeptor auf der Zelloberfläche, wodurch es die Reaktion von cAMP mit seinen Rezeptoren (cAR1 - cAR4) erlaubt [37]. Ist die Zelldichte zu gering, wird nicht genügend CMF von den hungernden Zellen produziert und eine globale Reaktion auf extrazelluläres cAMP kann nicht stattfinden.[11] Ab einer Zellzahl von ca. 100 Zellen wird ein Aggregat gebildet. Dazu sind in etwa 20 Abfolgen, der oben beschriebenen Reaktionszyklen nötig.[42] Die deutlichste Reaktion zeigen die Zellen bei einem cAMP-Gradienten von 25 nM/mm mit einem Mittelwert von 25 nM. Bei geringeren cAMP-Konzentrationen wird ein steilerer Gradient benötigt, damit die Zellen den Gradienten auflösen können.[39] Die Aggregation wird unter natürlichen Umständen durch Wellen von cAMP reguliert. Die cAMP-Wellen haben im Gegensatz zu einem künstlich erzeugten stabilen Gradienten ein steileres Differential. Diese Wellen zeigen einen Unterschied von 10−6 M − 10−8 M in der Konzentration zwischen Amplitude der Welle und ihrer Sohle. Die Periode der Wellen liegt bei sechs bis acht Minuten.[21] Eine Bewegung der Zellen bei Stimulation durch cAMP-Wellen findet nur statt, solange sie sich im Bereich eines positiven Gradienten10 befinden. Dabei bewegen sie sich pro eintreffender Welle in etwa 20 − 30 µm weit. Erreicht der Scheitelpunkt der Welle die Zellen, so 10 für eine Zeitspanne von etwa 150 Sekunden, bei einer Periodendauer von sieben Minuten 9 2 Grundlagen sinkt der Gradient auf null. Die Zelle bewegt sich während dieser Zeit (in etwa 60 Sekunden) nicht und bildet keinerlei Pseudopoden aus. Trifft die Rückseite der Welle mit einem negativen Gradienten auf die Zellen11 , so bilden sie zwar Pseudopoden aus; die Verteilung der Pseudopoden entlang der Membran ist allerdings zufällig, so dass keine Bewegung stattfindet. Dieses Phänomen wird als chemotaktisches Paradoxon bezeichnet. Ein Lösungsansatz für das chemotaktische Paradoxon könnte die Phosphorylation der Serinreste in der Carboxyldomäne des cAMP-Rezeptors sein. Die Phosphorylation erfolgt während der Zeit, in der sich die Zellen in der Wellenfront befinden. Dies könnte dazu führen, dass die Rezeptoren in der Zeit, in der sich die Zellen in der Wellenrückseite befinden, inaktiv sind und keine Signalübertragung stattfinden kann.[9] 2.3.2 Signalweg Während der chemotaktischen Reaktion erfolgt eine Polarisation der Zelle, in deren Verlauf sich verschiedene Proteine vermehrt in bestimmten Regionen ansammeln. Der Bereich, in dem eine verstärkte Ansammlung von Phosphoinositid 3-Kinase (PI3K) stattfindet, wird als vorderes Ende der Zelle definiert. Als hinteres Zellende wird der Bereich der verstärkten Ansammlung von ’adenylyl cyclase of aggregation’ (ACA) und ’Phosphatase and Tensin homolog’ (PTEN; eine 3’-phosphatase) definiert.[1] Der Signalweg, der - unter anderem - zu dieser Reaktion führt, soll im Weiteren näher erläutert werden. Der bisher bekannte Weg der Signaltransduktion in D. discoideum ist in Abbildung 2.4 schematisch dargestellt. Im Falle von D. discoideum wirkt extrazelluläres cAMP zunächst als Ligand, im Verlauf des Signalwegs allerdings auch als ’second messenger’. Im Zuge des Entwicklungszyklus, der auf den Nahrungsmangel folgt, bildet sich innerhalb von vier bis fünf Stunden der Mechanismus der Chemotaxis um. Nun wirkt cAMP als Chemoattraktor.[1] Die neu gebildeten Rezeptoren gehören zur Familie der G-Protein-gekoppelten Rezeptoren (GPCR). Die GPCR bestehen aus einer extrazellulären N-End-Domäne, gefolgt von sieben Transmembran-Helizes und einem intrazellulären C-End-Abschnitt und regulieren ihre Effektoren überwiegend über heterotrimere G-Proteine12 .[1] Als Rezeptor für cAMP wirken cAR1, cAR2, cAR3 und cAR4. Die vier unterschiedlichen cAMP-Rezeptoren kommen in verschiedenen Abschnitten des Über11 12 für eine Zeitspanne von etwa 180 Sekunden, bei einer Periodendauer von sieben Minuten Allerdings gibt es auch Effektoren, die nicht über G-Proteine reguliert werden. 10 2.3 Zyklisches Adenosinmonophosphat und die Signalübertragungswege gangs der trophischen Phase zum endgültig ausgebildeten Fruchtkörper zur Wirkung. [19] Während des - im Folgenden betrachteten - Abschnitts der Chemotaxis und Aggregation ist der Rezeptor cAR1 von entscheidender Bedeutung, während die übrigen drei Rezeptoren eher in späteren Phasen eine Rolle spielen.[19] cAR1 ist mit dem trimeren G-Protein Gα2 βγ verbunden13 und gleichmäßig über den gesamten Zellcortex verteilt (Abb. 2.4(a), 1.). Bindet cAMP an cAR1 so dissoziiert Gα2 βγ in α- und βγ-Untereinheiten (Abb. 2.4(a), 2.). Dabei wird GDP in der α-Untereinheit durch GTP ersetzt. Der βγ-Heterodimer wird durch die γ-Einheit an die Plasmamembran gebunden, so dass er auch nach der Dissoziation des G-Proteins mit dieser verbunden bleibt. Die Dissoziation des G-Proteins bewirkt außerdem die Aktivierung von PI3K am vorderen Ende der Zelle (Abb. 2.4(b), 4a.). Die Aktivierung wird über das monomere G-Protein Ras gesteuert (Abb. 2.4(a), 3a.).[1] PI3K überführt PtdIns(4,5)P2 (Phosphatidylinositol(4,5)-biphosphat) in PtdIns(3,4,5)P3 (Phosphatidylinositol(3,4,5)triphosphat) (Abb. 2.4(b), 5a.).[1] PtdIns(3,4,5)P3 wird nur am vorderen Ende der Zelle gebildet, da sich an den Seiten und am Ende der Zelle PTEN (’Phosphatase and Tensin homolog’, eine 3’phosphatase) befindet, die eine Bildung verhindert. Am PtdIns(3,4,5)P3 können die PH(’Pleckstrin Homology’)-Domänen verschiedener Proteine binden (z.B. von CRAC). Diese Proteine binden somit ausschließlich auf der Seite der Zelle, die der höheren Konzentration an cAMP ausgesetzt ist. Wenn das extrazelluläre cAMP entfernt wird oder gleichmäßig verteilt ist, erfolgt z.B. keine gerichtete Verteilung von CRAC. CRAC reguliert die Chemotaxis und ist zusätzlich für die Aktivierung von ACA zuständig (siehe unten). Es gibt allerdings zusätzliche parallel wirkende Signalwege, die z.B. P LA2 (Phospholipase A2 ), GC (Guanylyl Zyklase) oder Komponenten von TORC2 (’target of rapamycin complex 2’) als Effektoren enthalten.[1] Die Bewegung der Zelle wird durch die Reorganisation des Aktinzytoskeletts (siehe Kapitel 2.1) erzeugt. Dabei werden neue (+)-Enden von Arp2/3-Komplexen14 erzeugt (Abb. 2.4(c), 7b.). SCAR/WAVE-Proteine am vorderen Ende der Zelle binden Rac-Proteine (Abb. 2.4(c), 6b.), die wiederum die dortige F-Aktin Ansammlung stimulieren (Abb. 2.4(c), 8.). Die Retraktion am hinteren Zellende wird durch cGMP (zyklisches Guanosinmonophosphat) bewirkt. Dazu wird sGC (’soluble guanylyl cyclase’) aktiviert (Abb. 2.4(c), 3b) und erzeugt cGMP, das die Myosin II13 14 der Folsäure-Rezeptor hingegen mit G α4 βγ kontrolliert durch Adaptor-Proteine des WASP (’Wiskott-Aldrich synodrome protein’ und SCAR/WAVE) 11 2 Grundlagen Phosphorylation (Abb. 2.4(c), 5b.) verstärkt. Eine Ansammlung von Myosin II erfolgt durch PAKa (’p21-activated kinase a’), das sich am hinteren Ende der Zelle befindet (Abb. 2.4(c), 4b.).[1] Die Sekretion von cAMP wird durch ACA bewirkt. Diese Adenylyl-Zyklase befindet sich am hinteren Ende der Zellen und wird durch CRAC und TORC2 aktiviert (Abb. 2.4(b), 6a.). Die Sekretion von cAMP am hinteren Zellende führt zu einer Weiterleitung des ersten cAMP-Signals (Abb. 2.4(b), 7a.). Des Weiteren können sich die Zellen dadurch so anordnen, das jeweils das vordere Ende der nachfolgenden Zelle am hinteren Ende der vorangehenden liegt. So bewegen sie sich während der Aggregation in Strömen.[1] (a) Prozess der Rezipierung von cAMP, sowie der Aktivierung von RAS 12 (b) Prozess der Produktion und Sekretion von cAMP 2.3 Zyklisches Adenosinmonophosphat und die Signalübertragungswege (c) Prozess der Reorganisation des Zytoskeletts (d) Legende Abb. 2.4: Schematischer Ablauf der Rezeption eines cAMP-Reizes Die Zahlen geben die Reihenfolge der Reaktionen an. Gleiche Zahlen, mit Buchstaben unterteilt, geben simultane Reaktionen an. Die Proportionen sind nicht massstabsgetreu, die gewählte Form der einzelnen Effektoren dient nur der Skizzierung. Adaption der Rezeptoren Die Zellen adaptieren an konstante extrazelluläre cAMP-Konzentrationen. Für die chemotaktische Reaktion ist daher nur der relative Unterschied15 der aktivierten cAMP-Rezeptoren entlang der Zelloberfläche entscheidend. Die Adaption erfolgt durch Phosphorylation der cAMP-Rezeptoren oder Phosphorylation des verbundenen G-Proteins. Die Adaption besteht, sobald das cAMP aus dem extrazellulären Raum entfernt wird, für weitere 15 Minuten und hängt nicht von der Konzentration des intrazellulären cAMP ab.[2] 15 dieser hängt vom Konzentrationsgradienten des cAMP ab 13 2 Grundlagen Die Konzentration an extrazellulärem cAMP wird durch die gezielte Produktion von PDE (Phosphodiesterase) und ihrem Inhibitor PDI (’phosphodiesterase inhibitor’) reguliert. Ist die Konzentration an extrazellulärem cAMP hoch, so wird PDE in den extrazellulären Raum abgesondert [26] oder in Mikrodomänen auf der Zelloberfläche gelagert [49]. Dadurch wird die cAMP-Konzentration reguliert und die Adaption aufgehoben. PDI, das vor allem bei geringer extrazellulärer cAMP-Konzentration produziert wird, bindet an PDE, so dass die Bindung von cAMP verhindert wird.[43] 14 2.4 Konfokale Laser-Scanning Mikroskopie 2.4 Konfokale Laser-Scanning Mikroskopie Die Reaktion der LIME-GFP-Mutanten während der Chemotaxis wird mit Hilfe eines konfokalen Laser-Scanning Mikroskops aufgezeichnet, das mit der Aussendung von Fluoreszenz durch die Probe arbeitet. 2.4.1 Fluoreszenz Abb. 2.5: Das Reaktionsschema der Fluoreszenz, Jablonski-Schema Die Übergänge, die zur Fluoreszenz führen, sind in hellblau und die, die der Phosphoreszenz zugrunde liegen, sind in grün gekennzeichnet. Die Übergänge zwischen Singulettzuständen (links) und Triplettzuständen (rechts) sind mit grauen Pfeilen markiert. Die Ausrichtungen der Spins der äußeren Elektronen sind in Kastenschemaform links und rechts angegeben, wobei ein Kasten je einen Energiezustand bezeichnet. Treffen Photonen auf ein Molekül eines Fluorophors, so können sie von diesem absorbiert werden. Je nach Energiebereich der auftreffenden Strahlung wird das Molekül entweder zur Rotation oder Schwingung angeregt16 oder seine äußeren Elektronen werden in eins der niedrigsten elektronischen Anregungsniveaus (z.B. S2) befördert17 . Die äußeren Elektronen werden aus dem Grundzustand S0 in den Singulett-Anregungszustand S2 befördert (siehe Abb. 2.5, a). Dieser Zustand ist sehr 16 17 bei Strahlung im Mikrowellen- oder Infrarotbereich bei Strahlung im Bereich von sichtbarem Licht oder im Ultraviolettbereich 15 2 Grundlagen instabil und geht ohne Aussendung von Strahlung relativ schnell (10−13 − 10−12 s) in das Anregungsniveau S1 über (siehe Abb. 2.5, b1 bis b3 ). Dieser Singulett-Zustand ist stabiler als S2 und hat eine Lebensdauer von 10−11 − 10−7 s. Der Übergang in den Grundzustand S0 erfolgt unter Abgabe von Energie in Form von Strahlung (als Fluoreszenz bezeichnet) oder Wärme (siehe Abb. 2.5, b3 ). Die Photonen der ausgesendeten Strahlung haben eine kleinere Energie als die anregenden Photonen und somit auch eine größere Wellenlänge.[27] Der Übergang zwischen Singulett und Triplett-Strukturen ist verboten (siehe Abb. 2.5, d), das heißt, dass er nur sehr langsam stattfindet (innerhalb von 10−5 − 10 s). Bei diesem Übergang klappt der Spin eines Elektrons um und die Multiplizität wird erhöht. Der Übergang vom Triplettzustand T2 in den ersten angeregten Triplettzustand erfolgt ohne Aussendung von Strahlung. Der nachfolgende Übergang in den Grundzustand (siehe Abb. 2.5, e) ist mit einer Energieabgabe in Form von Strahlung verbunden, die als Phosphoreszenz bezeichnet wird. [27] 2.4.2 Aufbau und Funktionsweise eines konfokalen Laser-Scanning Mikroskops Ein konfokales Laser-Scanning-Fluoreszenz-Mikroskop besteht aus einem Anregungslaser, einem Detektor, Objektiven, einer Scan-Einheit und einem Computer zur Datensicherung und -verarbeitung. Die Abtastung der Probe durch den Anregungslaser, sowie die Abtastung zur Erfassung der ausgesendeten sekundären Fluoreszenz wird durch die Scan-Einheit gesteuert. Diese Scan-Einheit besteht aus einer Laserquelle, Fluoreszenzfiltern, dichromatischen Spiegeln, einem Raster-Scanning System, variablen Lochblenden und einem Detektor.[32] Die Laserquelle ist über Glasfasern mit der Scan-Einheit verbunden. Der Laserstrahl wird von einem Strahlaufweiter aufgeweitet, so dass er die komplette rückwärtige Apertur des Objektivs ausfüllen kann. Der so erzeugte Laserpunkt tastet die Probe in einem bestimmten Muster ab (’Point-scan’). Kontrolliert wird das Abtasten durch zwei sehr schnell oszillierende Spiegel, die von Galvanometer-Motoren betrieben werden. Dabei definiert ein Spiegel die x−Position und der andere die y−Position des Laserpunktes. Kohärentes Licht, das vom Anregungslaser erzeugt wird, tritt durch eine Lochblende, trifft auf einen dichromatischen Spiegel, wird reflektiert, durch ein Objektiv gebündelt und trifft auf die Probe. Die Lochblende bildet mit einer definierten fokalen Ebene der Probe und einer zweiten 16 2.4 Konfokale Laser-Scanning Mikroskopie Abb. 2.6: Schematischer Aufbau des Strahlengangs in einem konfokalen LaserScanning Mikroskop Durch die Verwendung einer Lochblende wird nur der blauen gekennzeichnete Strahl auf dem CCD-Chip abgebildet. Dieser stammt aus sekundärer Fluoreszenz der markierten fokalen Ebene der Probe. Die Definition der Raumrichtungen ist im Kasten (unten rechts) dargestellt. Lochblende vor dem Detektor eine konfokale Ebene. Das auftreffende Laserlicht regt innerhalb einer definierten fokalen Ebene in der Probe sekundäre Fluoreszenz an, die durch das Objektiv gebündelt, den dichromatischen Spiegel passiert und durch die Blende auf den Detektor trifft. Fluoreszenz, die von Punkten der Probe ausgesendet wird, die nicht fokal mit dem Objektiv sind (und daher nicht konfokal mit der Blende vor dem Detektor), bildet Beugungsringe in der Ebene der Lochblende. Dadurch tritt kaum Fluoreszenz von diesen Punkten durch die Lochblende und trägt 17 2 Grundlagen somit nicht zum Bild bei. So entsteht ein scharfes Bild der fokalen Ebene.[32] Durch die Reduktion der zum Bild beitragenden Fluoreszenz werden zur Bildaufnahme hochsensitive Photonendetektoren benötigt, die schnell und sehr sensibel auf eine kontinuierliche, veränderliche Lichtintensität reagieren. Diese Detektoren bestehen meist aus Photomultipliern oder CCD(’charge coupled device’)-Chips. In diesen CCD-Chips werden durch das auftreffende Licht und den photoelektrischen Effekt innerhalb einer Photokathode Elektronen freigesetzt und eine Spannung erzeugt. Die Bildgebung kann durch den ’Gain’, den ’Offset’ und die Dynodenspannung (ein Elektronenverstärker) reguliert werden. Durch Einstellung der Dynodenspannung kann die allgemeine Empfindlichkeit des Detektors reguliert werden. Mit Hilfe des ’Offsets’ und des ’Gains’ können alle zur Verfügung stehenden Graustufen ausgenutzt werden, so dass der Kontrast verbessert wird. Bei der Einstellung des ’Offsets’ wird ein negativer oder positiver Spannungswert addiert, so dass das kleinste Signal gerade über dem detektierbaren Grenzwert des Detektors liegt. Die Einstellung des ’Gains’ multipliziert die erzeugte Spannung mit einem konstanten Wert, so dass das maximale Signal gerade unterhalb der Sättigung des Detektors liegt.[32] 18 3 Theoretische Modelle der chemotaktischen Bewegung Ohne direkten externen Stimulus führen die Zellen eine Zufallsbewegung (englisch: ’random walk’) durch. Gelangt die Zelle aufgrund der resultierenden Bewegung in einen Bereich, in dem sich ein Chemoattraktor befindet, nimmt sie dessen Konzentration wahr. Die während dieses ’temporal sensing’ detektierten Konzentrationsunterschiede beeinflussen ihre weitere Bewegung. Eukaryotische Zellen sind allerdings auch zu einer weiteren Art der Detektion von externen Stimuli fähig, dem sogenannten ’spatial sensing’. Liegt ein statischer Stimulus an, so werden die Zellen durch das ’spatial sensing’ polarisiert (siehe auch Kapitel 2.3.1), wobei die Polarisation in Richtung der höchsten Konzentration des Chemoattraktors erfolgt. Erst wenn der Chemoattraktor aus dem extrazellulären Raum gänzlich entfernt wird, verschwindet die Polarisation, ansonsten bleibt sie bestehen. Bereits polarisierte Zellen, drehen sich in Richtung des Gradienten, behalten aber die anfängliche Polarisation bei. Apolare Zellen, die einem Chemoattraktor ausgesetzt werden, reagieren mit der Ausbildung von Pseudopoden in Richtung des Gradienten. Bei einer uniformen extrazellulären Verteilung des Chemoattraktors reagieren die Zellen zunächst auf das Signal (innerhalb einer Zeitspanne von fünf bis zehn Sekunden). Danach adaptieren sie allerdings (siehe Kapitel 2.3.2), so dass die Reaktion innerhalb der nächsten 30 Sekunden abklingt.[36] 3.1 ’Random motion’ eukaryotischer Zellen Die Größe eukaryotischer Zellen schließt eine passive Bewegung durch ’Brownian motion’ aus: Sie sind zu groß, um durch die geringen thermisch bewirkten Kräfte bewegt zu werden. Liegt kein externes Signal vor, so bewegen sich die Zellen des D. discoideum nicht gerichtet d.h. mit einer ’random motion’. Wird die Bewegung der Zellen über längere Zeit analysiert, so ergibt sich eine ballistische Bewegung 19 3 Theoretische Modelle der chemotaktischen Bewegung (geradlinig, mit konstanter Geschwindigkeit) während der ersten halben Stunde. Danach geht die Bewegung in einen ’random walk’ über, bei dem die auftretenden Geschwindigkeiten einer Gaußverteilung folgen. Die Zellen zeigen dabei eine lange Persistenzzeit von etwa zehn Minuten bezüglich der groben Bewegungsrichtung und bewegen sich auf einem ’Zick-Zack’-förmigen Pfad.[23] Die Zeitentwicklung dieser ’Zick-Zack’-förmigen Bewegung kann durch einen durch Rauschen getriebenen harmonischen Oszillator beschrieben werden, dessen Resonanzfrequenz f0−1 = 2, 4 (±0, 1) Minuten mit einer Persistenzzeit von acht Minuten beträgt. Das weiße Rauschen stammt aus den verschiedenen externen Signalen, die von allen Pseudopoden der Zelle ’aufgezeichnet’ werden. Außerdem wird eine oszillierende Kraft von dem ’führenden’ Pseudopod erzeugt, der die Zelle vorantreibt. Diese oszillierende Kraft bildet zusammen mit dem weißen Rauschen das farbige Rauschen, das den oben beschriebenen Oszillator betreibt. Durch die Verbindung der beiden Bewegungen - zunächst der gradlinigen Bewegung gefolgt von der ’Zick-Zack’-förmigen Bewegung - wird eine große Fläche abgedeckt, so dass es sich als gute Suchstrategie für Nahrungsquellen in Abwesenheit eines externen Stimulus erweist.[23] 3.2 ’Gradient sensing’-Modelle Die verschiedenen Modelle für die Bewegung von eukaryotischen Zellen in Anwesenheit eines äußeren Signals sind in [36] dargestellt und werden im Folgenden zusammengefasst. Die ’gradient sensing’-Modelle gehen von einer verstärkten, anhaltenden intrazellulären Antwort auf statische externe Stimuli (eine uniforme Verteilung oder ein stabiler Gradient des Chemoattraktors) und einer veränderlichen Antwort auf uniforme, nicht statische Stimuli (zeitlich veränderliche Gradienten, die z.B. von propagierenden Wellen des Chemoattraktors erzeugt werden) aus. 3.2.1 LEGI-Modell Die einfachste Form eines solchen Modells ist das LEGI (lokale Anregung, globale Hemmung; englisch: ’local excitation, global inhibition’)-Modell: Die Aktivierung der Rezeptoren durch Moleküle des Chemoattraktors bewirkt ein lokal begrenztes Signal auf einer kurzen Zeitskala, das die nachfolgenden Effektoren anregt. Zusätzlich 20 3.3 Polarisationsmodelle wird allerdings auch ein globales Signal auf einer langen Zeitskala ausgelöst, das die Aktivierung der nachfolgenden Effektoren behindert.[36] Im Falle der D. discoideum-Zellen kann die Reaktion auf cAMP durch ein ’twoLEGI’-Modell beschrieben werden. Dabei werden durch zwei parallel agierende Mechanismen, die dem LEGI -Prinzip folgen, die Bindungsstellen für P I3K und P T EN reguliert. Die intrazelluläre Verteilung dieser Moleküle auf der Plasmamembran reguliert die Bildung des PI(3,4,5)P3 (siehe Kapitel 2.3.2) und sorgt so für eine polare Verteilung der PH-Domäne-bindenden Regionen innerhalb der Zelle.[36] Das LEGI -Modell kann noch durch eine zusätzliche Komponente erweitert werden. Ein membran-gebundener Inaktivator dient dabei zur lokalen Inaktivierung der Effektor-Proteine.[36] 3.3 Polarisationsmodelle Die Polarisationsmodelle basieren auf dem LEGI -Modell. Allerdings wird durch die intrazelluläre Antwort eine positive Rückkopplung (englisch:’positiv-feedback loop’) erzeugt, die die Umsetzung des Signals erhöht. Die ’positiv-feedback loop’ kann durch autokatalytische Prozesse, Prozesse der Substratverteilung, sowie durch den verhinderten Abbau der Effektoren erzeugt werden. Durch diese Verstärkung werden geringe Inhomogenitäten des anfänglichen Signals verstärkt und resultieren in der Polarisation der Zelle.[36] Allerdings wurde durch experimentelle Messungen der Rezeptorbesetzung der Zellen bei uniformen Stimuli eine statistische Fluktuation der Besetzungszahlen festgestellt, die zu einem Unterschied gegenüber einer uniformen Rezeptorbesetzung von bis zu 11% führt1 . Da die Zellen aber Unterschiede in der Chemoattraktor-Konzentration ab 2% wahrnehmen können, muss es einen internen Filter geben, der ihnen die Unterscheidung von statistischen Fluktuationen und einem anliegenden Gradienten ermöglicht. Tatsächlich benutzen die Zellen eine räumliche und zeitliche Filterung der Rezeptorbesetzung bei der Signalübertragung. [36] 1 bezogen auf das vordere und hintere Ende der Zelle 21 3 Theoretische Modelle der chemotaktischen Bewegung 22 4 Experimentelle Vorgehensweise 4.1 Verwendete Materialien 4.1.1 Wafer Die Herstellung der verwendeten Mikrofluidikkanäle, in denen die Experimente durchgeführt werden, erfolgt mit Hilfe einer Negativform - dem strukturierten Wafer. Herstellung der strukturierten Wafer Das Aufbringen der Struktur auf die Siliziumwafer (Si-Mat, A27) erfolgt in einem Reinraum1 der Klasse ISO6. Die Struktur der ’Wafer’ besteht aus SU-8 25 (B12) der Firma Microchem. Dieser Negativfotolack setzt sich aus drei Bestandteilen zusammen: dem Grundharz EPON-Resin, dem Lösungsmittel γ-Butyrolacton (GBL) und dem fotoempfindlichen Triarylsulfoniumhexafluoantimonat (Fotoinitiatorsalz). Etwa 4 g des SU-8 25 werden auf einen Siliziumwafer aufgebracht und mit einer Belackungsschleuder (englisch: ’spin coater’, Ramgraber GmbH, A4) gleichmäßig auf diesem verteilt. Die Höhe der Struktur kann mit Hilfe der Winkelgeschwindigkeit und der Radialbeschleunigung reguliert werden, da diese durch die Fliehkraft die Verteilung des SU-8 25 beeinflussen. Zunächst wird der Drehteller der Belackungsschleuder auf ω = 500 Upm mit α1 = 100 Upm/s beschleunigt und für acht Sekunden mit dieser Winkelgeschwindigkeit betrieben. Im nächsten Schritt wird der Drehteller auf ω = 1425 Upm mit α1 = 400 Upm/s für 35 Sekunden beschleunigt. Bei Verwendung dieser Parameter entsteht eine Schichthöhe von 26, 4 ± 0, 5 µm. Der beschichtete Wafer wird in zwei Stufen bei 65◦ Celsius und bei 95◦ Celsius jeweils für fünf Minuten gebacken, so dass das SU-8 25 aushärtet. Zur Erzeugung der Struktur wird ein ’Maskaligner’ (EVGroup, A12) verwendet. In diesem wird der Wafer durch eine Chrommaske (A13) mit UV-Licht bestrahlt. Das Fotoinitiatorsalz initiiert bei Bestrahlung mit UV-Licht eine Kettenreaktion im 1 Eine genauere Beschreibung findet sich im Anhang D.1. 23 4 Experimentelle Vorgehensweise Fotolack. Dabei werden Wasserstoffionen vom EPON -Molekül abgetrennt und die Lackmoleküle werden während des Backens über die freiwerdenden Bindungsstellen verbunden. Dazu wird der Wafer in kleinen Schritten von 65◦ Celsius auf 95◦ Celsius über einen Zeitraum von etwa zehn Minuten langsam erwärmt und wieder abgekühlt. Die unfixierten Reste werden mit Entwickler (MicroChem, B13) und 2-Propanol (Merck, B8) entfernt. Abb. 4.1: Foto eines strukturierten Wafers Die Struktur der Kanäle erscheint dunkel auf dem helleren Hintergrund des Siliziumwafers. Unterteilt ist die Struktur in sieben Segmente mit je drei Negativformen der Kanalstrukturen. Die einzelnen Negativformen haben einen breiten Anfangs- und Endpunkt, die die Möglichkeit für spätere Einströmöffnungen bieten. Vermessung der Wafer Um die exakte Höhe der Struktur zu bestimmen wird der strukturierte Wafer in einem Weißlichtinterferometer (Veeco, Metrology Group, A38)2 vermessen. Diese Höhe ist wichtig, da sie die Höhe der Kanäle und damit die maximale Flussgeschwindigkeit vmax in diesen bestimmt. Um vergleichbare Daten zu erhalten muss 2 Eine genauere Beschreibung findet sich im Anhang D.2. 24 4.1 Verwendete Materialien die Flussgeschwindigkeit, die zwei unterschiedlichen Datensätzen zu Grund liegt, im Rahmen der Messfehler identisch sein. Die Kanalstruktur auf dem verwendeten Wafer weist folgende Parameter auf: Höhe: a = 26, 4 (±0, 5) µm Breite: b = 500 (±0, 5) µm Länge: c = 30.000 (±0, 5) µm Damit hat ein Kanal das Volumen: V = a · b · c = (3, 96 ± 0, 08) · 10−10 m3 = 3, 96 · 10−4 ml (4.1) 4.1.2 Mikrofluidikkanäle Die Herstellung der PDMS-Schicht Der ’Wafer’ wird vor Gebrauch mit Aceton (Merck, B1), Isopropanol (Merck, B8) und destilliertem Wasser (B6) gereinigt und mit Stickstoff (Air Liquid, B11) getrocknet. In einem Waageschälchen (Omnilab, A36) werden 60, 0 g PDMS sowie 6, 0 g ’Curing Agent’ (beide Sylgard 184, Dow Corning, B9 & B4) vermischt und auf dem ’Wafer’ verteilt. Die vorhandenen Luftblasen werden mit Hilfe einer Vakuumkammer (Ilmvac GmBH und Pyrex U.S.A, A34) entfernt. Anschließend wird die PDMS-Schicht bei 75◦ Celsius für zwei Stunden gebacken, um das PDMS auszuhärten. Herstellung der Mikrofluidikkanäle Aus der PDMS-Schicht werden die strukturierten Bereiche ausgeschnitten. Die ’Inlets’ und ’Outlets’ aller drei Kanäle werden mit einer Kanüle (19 gauge × 1 inch, McMaster, A9) durchstochen, so dass im Nachhinein an diesen Stellen Schläuche eingeführt werden können. In einem ’Plasma-Cleaner’ (Harrick Plasma, A24)3 wird sowohl der ausgeschnittene Bereich der PDMS-Schicht als auch ein Deckgläschen ((24 × 60) mm, No. 1, Gerhard Menzel Glasbearbeitungswerk GmbH & Co. KG, A5) gereinigt und hydrophil gemacht. Dadurch verbindet sich das PDMS bei der Abdeckung durch das Deckgläschen mit diesem. Einer der drei so hergestellten Kanäle wird befüllt, indem durch einen Teflonschlauch (Novodirekt, A32) aus einer Spritze (Hamilton, A30a) Phosphatpuffer (pH-Wert: 6, 0 , B10) in den Kanal überführt wird. Dadurch wird 3 Eine genauere Beschreibung findet sich im Anhang D.3. 25 4 Experimentelle Vorgehensweise eine mögliche Ansammlung von Luftbläschen im Kanal verhindert, die die Strömung später behindern könnte. Der hergestellte Mikrofluidikkanal wird während des Experiments so auf dem Mikroskoptisch platziert, dass das Deckgläschen auf dem Immersionsobjektiv aufliegt. Abb. 4.2: Foto eines hergestellten Mikrofluidikkanals Die Struktur der drei Kanäle eines Segments erscheint dunkel im helleren PDMS. Über eine Einströmöffnung (englisch ’inlet’) am Ende des Kanals können die Kanäle mit Suspensionen befüllt werden. Abb. 4.3: Aufbau eines Mikrofluidikkanals Der Bereich des Glases bzw. des Deckgläschens ist in blau gekennzeichnet, der Bereich des PDMS in grün. Die Orientierung der Raumrichtungen (rechts), sowie die Kanalgeometrie (mit Höhe, Breite und Länge) sind gekennzeichnet. Die Methode der Messung der Maximalgeschwindigkeit vmax wird in Kapitel 4.1.4 erklärt. 26 4.1 Verwendete Materialien 4.1.3 Zellkultur Die Zellen werden drei Tage in einer mit HL-5 (Formedium, B7) befüllten Petrischale (Falcon, A21) kultiviert. Die Zellen werden aus der Nährlösung (HL-5) entnommen und in Phosphatpuffer in einem Schüttelinkubator (Barnstead, A17) gelagert. Innerhalb dieser Zeit beginnen die Zellen aufgrund der fehlenden Nahrungsquelle cAMP-Rezeptoren auszubilden und cAMP abzusondern. Um diese Reaktionen zu verstärken und die Zellen in ihrer chemotaktischen Reaktion zu synchronisieren, werden den Zellen durch eine Peristaltikpumpe (Rainin, A20) alle sechs Minuten 20 µl cAMP (18 µM) hinzugefügt. Diese Pulsfrequenz entspricht der natürlichen Pulsfrequenz der D. discoideum-Zellen. Nach fünf Stunden des Pulsens werden 10 ml der Zelllösung entnommen und drei Mal bei 4◦ Celsius und einer Umdrehungsgeschwindigkeit von 1000 Upm für drei Minuten zentrifugiert. Das verbliebene Zellpellet wird zuletzt in 2 ml Phosphatpuffer gelöst. Somit wird das vorhandene cAMP entfernt. Die Lösung - mit den enthaltenen Zellen - wird nun mit Hilfe der zuvor verwendeten Spritze (A30a) aufgezogen und in den Kanal überführt, so dass sie den Phosphatpuffer ersetzt. Die durchschnittliche Zellzahl vor Beginn der Zentrifugation liegt bei 1, 5−2·106 1/ml4 . Da die Flüssigkeit, die die Zellen umgibt von 10 ml auf 2 ml reduziert wird, befinden sich nach der Überführung in den Kanal 2970(±60) bis 3960(±80) Zellen im Volumen eines Kanals (vgl. Gleichung (4.1)). Die tatsächliche Zellzahl liegt deutlich niedriger, da sowohl durch die Schritte der Zentrifugation als auch durch den im Nachfolgenden eingestellten Fluss im Kanal Zellen ’verloren’ gehen bzw. aus dem Kanal ’herausgewaschen’ werden. Die im Kanal befindlichen Zellen zeigen nicht alle fluoreszente Eigenschaften bzw. nicht alle das gleiche Maß an Fluoreszenz, da diese genetisch bestimmte Eigenschaft einer statistischen Verteilung unterliegt (siehe auch Kapitel 6.4.2). 4.1.4 Der Fluss im Kanal Aus 500 µM ’caged’ cAMP (ccAMP) Aliquot (Invitrogen, B3) und Phosphatpuffer (B10) wird 10 µM ccAMP angesetzt. Das ccAMP kann bei einer Lagertemperatur von 4◦ Celsius maximal über einen Zeitraum von zehn Tagen für die Experimente verwendet werden, da es selbst bei dieser niedrigen Temperatur relativ instabil ist. Das 10 µM ccAMP wird unter Ausschluss von Licht in eine mit Aluminium4 ausgezählt mit einer Neubauer-Zählkammer (Optik Labor, A14) 27 4 Experimentelle Vorgehensweise folie ummantelte5 Spritze (Hamilton, A30b) aufgezogen. Die Spritze wird in eine ’Syringe Pumpe’ (Harvard Appartus, A31) gespannt und über einen Teflonschlauch (A32) mit dem Kanal verbunden. Um den Zellen genügend Zeit zur Adherierung am Deckgläschen zu geben, wird der Fluss erst nach 15 Minuten angestellt. Danach wird der Kanal über etwa 30 Minuten mit 10 µM ccAMP-Lösung bei einer Flussgeschwindigkeit von 10 µl/h durchflossen, um sicherzustellen, dass der gesamte Kanal mit ccAMP gefüllt ist. Danach wird der Fluss auf 5 µl/h reduziert und das Experiment wird gestartet. Die resultierende maximale Flussgeschwindigkeit6 für die mit dem verwendeten strukturierten Wafer hergestellten Kanäle wird gemessen, indem ’caged’ Fluorescein durch einen kurzen Puls von 1 s des ’uncaging’-Lasers freigesetzt wird. Das Flussprofil im Kanal kann durch ein Gaußprofil angenähert werden, so dass durch den zeitlichen Verlauf des Maximum dieses Profils die maximale Flussgeschwindigkeit errechnet werden kann. Innerhalb der verwendeten Kanäle beträgt die maximale Flussgeschwindigkeit in der Mitte des Kanals vmax = 112 (±30) µm/s . 4.2 Experimente Für die Messungen wird das Mikroskop Fluoview FV 1000 (Olympus, A6) mit dem Immersionsobjektiv7 ULSAPO 60XO (Olympus, A8)8 verwendet9 , das zwei Laser enthält, deren Strahlen über Galvanometer unabhängig voneinander bewegt werden können.[33] Ein Laser - der ’scanning’-Laser (siehe Tab. D.4) - dient der Aufnahme des Bildes, nach dem im Kapitel 2.4.2 erläuterten Prinzip. Dabei wird eine Region der Probe aufgezeichnet, die im Folgenden als ’imaging’-Region bezeichnet wird (vergleiche Abbildung 4.4). Der zweite Laser - der ’uncaging’-Laser (siehe Tab. D.4) - setzt durch Photolyse ’caged’ cAMP gezielt frei (siehe Abb. 2.3). Es ist bereits bekannt, dass Zellen auf einen räumlich-zeitlichen Gradienten in x−Richtung10 reagieren können.[8] Dieser Gradient kann erzeugt werden, indem der Strahl des ’uncaging’-Laser entlang 5 damit nicht durch Lichteinwirkung schon vor Beginn des Experiments cAMP freigesetzt wird bei einer Flussgeschwindigkeit von 5 µl/h 7 verwendetes Immersionsöl: Immersionsöl Typ F (Olympus, A7), n = 1, 518 8 NA: 1, 35; WD: 0, 15 mm; FN: 26, 5 9 gesteuert über das zugehörige Computer-Programm (Olympus) 10 Die Definition der x−Richtung ist in Abbildung 4.4 zu sehen. 6 28 4.2 Experimente (a) Konfiguration: ’gerade Linie’ (b) Konfiguration: ’schräge Linie’ Abb. 4.4: Abmessung und Ausrichtung der ’uncaging’-Region bezüglich der ’imaging’-Region im Mikrofluidikkanal Die Flussrichtung ist in grau gekennzeichnet. Die ’imaging’-Region, die das Bild bildet ist in schwarz dargestellt. Die Linie, entlang derer sich der Strahl des ’uncaging’-Laser bewegt, ist in rot gekennzeichnet. einer ’geraden Linie’ (siehe Abb. 4.4) bewegt wird. In y−Richtung11 liegt in diesem Fall nahezu kein Gradient vor. Im Weiteren soll untersucht werden, ob die Zellen des D. discoideum in der Lage sind eine zusätzliche Gradientenkomponente wahrzunehmen, die in y-Richtung orientiert ist. Dieser Gradient kann erzeugt werden, indem der Strahl des ’uncaging’-Lasers entlang einer ’schrägen’ Linie bewegt wird (siehe Abb. 4.4). Dazu werden verschiedene Experimentreihen (siehe Tab. 5.2) durchgeführt, die sich durch den Winkel α sowie die Abmessungen der bildgebenden ’imaging’-Region unterscheiden. Über die Veränderung des Winkels α wird die Stärke des Gradienten reguliert. Durch die Größe der ’imaging’-Region wird die mögliche Beobachtungsdauer der Zellen beschränkt, da diese sich im Mittel mit einer Geschwindigkeit von 10 µm/min bewegen. Es ist allerdings nicht möglich die y−Abmessung der ’imaging’-Region zu vergrößern ohne gleichzeitig auch die Abmessungen der ’uncaging’-Linie zu verändern: Die ’uncaging’-Linie muss sich stets entlang der gesamten y−Abmessung der ’imaging’Region erstrecken, da ansonsten Randeffekte innerhalb der ’imaging’-Region entste11 Die Definition der y−Richtung ist in Abbildung 4.4 zu sehen. 29 4 Experimentelle Vorgehensweise hen. Eine Verlängerung der ’uncaging’-Linie bewirkt aber ebenso eine Veränderung des Konzentrationsgradienten und ist somit nicht möglich, sofern die Vergleichbarkeit mit zuvor aufgenommenen Daten (siehe Kapitel 6.2) gewahrt werden soll. Aus diesem Grund können nicht alle Zellen für dieselbe Dauer beobachtet werden. Es werden allerdings im Folgenden nur Datenreihen zur Auswertung benutzt, die mindestens aus 100 Aufnahmen bestehen. Es wird ein Bild pro Sekunde aufgenommen. Nr. Stamm α 1 2 3 4 5 [◦ ] 25 25 41 25 0 AX2 AX2 AX2 AX3 AX2 ’imaging’Region [µm] 48 x 48 48 x 96 48 x 48 48 x 48 48 x 48 Pulslänge [s] 1 1 1 1 5 Tab. 4.2: Durchnummerierte Experimentreihen Die zugehörigen Geometrien sind in Abb. 4.4 erläutert. Die verschiedenen Experimentreihen sind durch die Parameter gekennzeichnet, in denen sie sich unterscheiden. Die Dauer des ’uncaging’-Prozesses liegt in den ersten vier Experimentreihen bei einer Sekunde. In der letzten Experimentreihe wird sie auf fünf Sekunden verlängert. Die resultierende cAMP-Welle hat bei einer ’uncaging’-Dauer von fünf Sekunden einen deutlich verlängerten Maximumsbereich. Dieses Experiment dient der Klärung der Frage, ob die Zellen den positiven Gradienten in der Wellenfront oder den negativen Gradienten in der Wellenrückseite wahrnehmen und wird mit der Konfiguration einer ’geraden’ ’uncaging’-Linie (siehe Abb. 4.4) durchgeführt. 4.2.1 Vorbereitung eines Experiments Für die Aufnahmen mit dem konfokalen Laser-Scanning-Mikroskop wird der diskontinuierliche Scan-Modus (siehe Abb. 4.5) gewählt. Die Ausrichtung des Bildes erfolgt so, dass der Kanalrand parallel zum Bildrand liegt, um Winkelfehler in der Auswertung auszuschließen. Die Intensität des ’scanning’-Lasers (λ = 488 nm) ist auf 8% der ursprünglichen Laserleistung reguliert (siehe Tab. D.4). Der Durchmesser der Lochblende beträgt 105 µm. 30 4.2 Experimente Abb. 4.5: Ausrichtung der Probe bezüglich der ’imaging’-Region sowie der ScanModus. Der grüne Punkt gibt den Anfangspunkt des Scans an, der rote Punkt den Endpunkt. Die Ausrichtung der Kanalwand erfolgt parallel zum oberen bzw. unteren Rand der ’imaging’-Region. Das ’scanning’ erfolgt im diskontinuierlichen Scan-Modus. Die Zeit zwischen den einzelnen Aufnahme der 340 Bilder beträgt eine Sekunde. Die Geometrie der ’imaging’ - und ’uncaging’-Region ist in Abb. 4.4 skizziert. Die Bilder werden in zwei Kanälen aufgenommen: dem Fluoreszenz-Kanal und dem Durchlichtkanal. Bezüglich des Fluoreszenskanals wird der ’Gain’ (1 x) und der ’Offset’ (7 %) während des gesamten Experiments konstant gehalten. Der HVWert bzw. die Dynodenspannung wird so eingestellt, dass die gesamte Zelle gut sichtbar ist12 . 4.2.2 Durchführung eines Experiments Zu Beginn der Aufnahme wird das Bild am Mikroskoptisch scharf gestellt, so dass ein Querschnitt13 der zu untersuchenden Zelle in der konfokalen Ebene liegt. Die Zelle muss ein ausreichendes Maß an sekundärer Fluoreszenz aussenden, um im Bereich der Dyodenspannung ein klares Bild im Fluoreszenzkanal darzustellen. Zunächst wird geprüft, ob die Zellen auf eine Freisetzung des cAMP durch den ’uncaging’Laser reagieren. Dazu wird eine Bildsequenz aufgenommen, während derer der ’uncaging’-Laser mehrere Male aktiviert wird. Ist eine Reaktion14 (siehe Kapitel 2.3.1) zu erkennen, so kann das eigentliche Experiment gestartet werden. Bei den eigentlichen Messungen wird der ’uncaging’-Laser in festgelegten Inter12 typischerweise Werte zwischen 535 V und 660 V in etwa in der halben Höhe der Zelle 14 d.h. eine Translokation von LIME-GFP zum Cortex 13 31 4 Experimentelle Vorgehensweise vallen für zuvor eingestellte Zeiträume aktiviert. Vor Beginn der ersten Aktivierung wird die Bewegung der Zelle ohne externes Signal für 30 Bilder und nach der letzten Aktivierung für 70 Bilder dokumentiert. Dies dient dem Vergleich und der Kategorisierung der Reaktion. Zusätzlich werden Kontrollen aufgenommen, in denen die Bewegung der Zellen ohne externe Stimuli aufgezeichnet wird. Es werden Kontrollen in einer Region von (48 × 48) µm mit 340 Bildern sowie in einer Region von (120 × 120) µm mit 600 Bildern aufgezeichnet. 4.3 Flussprofil im Kanal Der Fluss im Kanal bestimmt das Konzentrationsprofil, das die Zellen während des Experiments wahrnehmen und somit ihre Reaktion. 4.3.1 Numerische Berechnungen mit COMSOL® Mit Hilfe des Softwareprogramms COMSOL® Multiphysik-Simulationen kann die Entwicklung des Konzentrationsprofils von cAMP innerhalb des Kanals über die Zeit dargestellt werden15 . In den Berechnungen wird nicht die allgemeinere NavierStokes-Gleichung gelöst, sondern lediglich die Diffusions-Konvektionsgleichung: ∂c − = −→ v · ∇c + D · ∇2 c ∂t (4.2) Als Randbedingungen werden die Abmessungen der Kanalwände angegeben16 . Das Konzentrationsprofil wird 1 µm oberhalb des Kanalbodens17 berechnet, als Approximation für den Aufenthaltsort der Zellen. Der Prozess des ’uncaging’ wird durch eine Quelle berechnet, die der Geometrie der Linie entspricht (siehe Abb. 4.4), entlang derer der Strahl des ’uncaging’-Laser während des Experiments verläuft. An der Position dieser Quelle herrscht von der Zeit t = 0 s bis t = 1 s18 die auf c = 1 normierte Konzentration c0 (in ’arbitrary units’). Die Geschwindigkeit in 15 Alle hier dargestellten Berechnungen wurden von Christian Westendorf durchgeführt. In den Berechnungen kann eine Kanalbreite von 300 µm angenommen werden, anstatt des realen Werts von 500 µm, weil die Experimente stets mit einigem Abstand zum Kanalrand durchgeführt werden. 17 bzw. des Deckgläschens 18 also für die Dauer des ’uncaging’-Prozesses im realen Experiment 16 32 4.3 Flussprofil im Kanal x−Richtung (siehe Abb. 4.3) wird als parabolisches Profil vorgegeben. Im ersten Teil der Berechnung wird für alle Punkte eines zugrunde gelegten Gitters im Bereich des Kanals die Konzentration zu verschiedenen Zeiten errechnet (Zeitschritte 0, 01 s, Dauer: 0−1 s). Für die Berechnung in den nachfolgenden Zeiträumen wird die Randbedingung der Quelle verändert: Die Konzentration an der Position der Quelle wird auf c = 0 gesetzt, da der Laser im realen Experiment pro Periode nur eine Sekunde aktiviert ist. So kann berechnet werden wie sich das anfänglich erzeugte Konzentrationsprofil verändert. Die Güte der Berechnung wurde zuvor getestet, indem diese für eine Berechnung mit der Diffusionskonstante von Fluorescein durchgeführt und nachfolgend mit experimentellen Ergebnissen19 für Fluorescein verglichen werden. Die in Abb. 4.7, 4.8 und 4.9 gezeigten Eigenschaften des Konzentrationsverlaufs im Mikrofluidikkanal dienen der generellen Einschätzung der Effekte verschiedener Winkel α sowie des Effekts des Abstands von der Signalquelle. Es ist zu erkennen, dass die Konzentrationsdifferenz zwischen den Punkten x = +10 µm und y = +20 µm sowie y = −20 µm für einen Winkel von α = 41◦ mit 50 Prozent wesentlich höher als für einen Winkel von α = 25◦ (mit 40 Prozent) ist. In der doppelten Entfernung (i.e. bei x = +20 µm) hat der Unterschied zwischen diesen Punkten auf 26 Prozent abgenommen. Der Abstand zwischen +20 µm und −20 µm ist für die Betrachtung einzelner Zellen viel zu ungenau, da diese einen wesentlich geringeren Durchmesser haben. Deshalb werden die Konzentrationsprofile für Entfernungen, die den Ausdehnungen einer Zelle entsprechen, ausgewertet. Diese finden sich in der Diskussion. Deshalb sei für eine weitere Beschreibung der Profile auf diese verwiesen (Kapitel 6.5.1). 19 Die Ergebnisse stammen aus ’uncaging’-Experimenten mit ’caged’ Fluorescein. 33 4 Experimentelle Vorgehensweise Abb. 4.6: Definition der Richtungen in den COMSOL® -Berechnungen, bezogen auf die ’imaging’-Region im Mikrofluidikkanal Gezeigt sind die positive y−Richtung in grün, die positive x−Richtung in blau, die ’imaging’-Region in schwarz, die ’uncaging’-Region in rot und die Flussrichtung in grau. 4.3.2 Fehler in der numerischen Berechnung Nicht nur die Zellgeometrie stellt potentielle Fehlerquellen in der Berechnung der Konzentrationsgradienten dar. Die numerischen Berechnungen werden stets mit dem Modell eines perfekten Kanals ohne die Anwesenheit von Zellen durchgeführt. Die Zellen verändern das Flussprofil in ihrer Umgebung aber stark. Sie können als impermeable Objekte im Fluss der cAMP-Lösung angesehen werden. Mit Hilfe von numerischen Berechnungen und theoretischen Betrachtungen, die in [8] beschrieben sind, kann dieser Effekte abgeschätzt werden. Da sich der Chemoattraktor an der Seite der Zelle anlagert, die in Richtung der höheren Konzentration weist und die Konzentration auf der gegenüberliegenden Seite verringert wird, wird der ursprünglich angelegte Konzentrationsgradient verändert. In [8] wurde berechnet in welchen Bereichen der Flussgeschwindigkeiten20 der angelegte Konzentrationsgradient durch die im Kanal befindlichen Zellen kaum verändert wird. Für die verwendete Kanalhöhe liegt die gemessene Flussgeschwindigkeit von v = 112 (±30) µm/s in diesem Bereich. In [4] wurde berechnet, dass auch höhere Flussgeschwindigkeiten innerhalb der verwendeten Zeitskalen des ’uncaging’Prozesses und für die verwendete Kanalgeometrie einen angelegten Konzentrationsgradienten nicht verändern. 20 für eine bestimmte Kanalhöhe 34 4.3 Flussprofil im Kanal (a) Konzentrationsverlauf über die Zeit (b) Differenz der Konzentrationsverläufe an unterschiedlichen Punkten (c) Zeitlicher Gradient des Konzentrationsverlaufs Abb. 4.7: COMSOL® -Daten für eine ’imaging’-Region von (48 × 48) µm und einen Winkel α = 25◦ Die Definition der Richtungen ist in Abbildung 4.6 dargestellt. a)Der Konzentrationsverlauf über die Zeit mit verschiedenen Entfernungen von der Signalquelle x, für y = 20 µm (oben) und y = −20 µm (unten) b)Die zeitliche Entwicklung der Differenz der Konzentrationen zwischen y = 20 µm und y = −20 µm für verschiedene Entfernungen von der Signalquelle x c) Der zeitliche Gradient der Konzentrationsentwicklung in der Entfernung von x = 20 µm von der Quelle für y = 20 µm und y = −20 µm 35 4 Experimentelle Vorgehensweise (a) Konzentrationsverlauf über die Zeit (b) Differenz der Konzentrationsverläufe an unterschiedlichen Punkten (c) Zeitlicher Gradient der Konzentrationsverlaufs Abb. 4.8: COMSOL® -Daten für eine ’imaging’-Region von (48 × 96) µm und einen Winkel α = 25◦ Gleiche Darstellung wie in Abb. 4.7 36 4.3 Flussprofil im Kanal (a) Konzentrationsverlauf über die Zeit (b) Differenz der Konzentrationsverläufe an unterschiedlichen Punkten (c) Zeitlicher Gradient der Konzentrationsverläufe Abb. 4.9: COMSOL® -Daten für eine ’imaging’-Region von (48 × 48) µm und einen Winkel α = 41◦ Gleiche Darstellung wie in Abb. 4.7 37 4 Experimentelle Vorgehensweise 38 5 Ergebnisse 5.1 Auswertung mit MATLAB® Die Auswertung der Rohdaten erfolgt mit Hilfe von Programmen1 , die unter dem kommerziellen Programmpaket MATLAB® geschrieben wurden. 5.1.1 Kennzeichnung der Zelle Um das Hintergrundrauschen aus den Bildern herauszufiltern, wird über die Verteilung der Grauwerte (die Intensitätsverteilung) des ersten aufgenommenen Bildes eine Summe aus zwei Gaußfunktionen gefittet. Die erste Gaußfunktion stellt den Intensitätsverlauf der Zelle - typischerweise mit einer höheren Intensität als der Hintergrund selbst - dar. Die zweite Gaußfunktion beschreibt den Intensitätsverlauf des Hintergrundes. Der Schwellenwert für die Gesamtintensität wird knapp oberhalb des kleineren Mittelwerts der beiden Gaußfunktionen angesetzt, so dass im Weiteren nur der Intensitätsverlauf der Zelle betrachtet wird. Mit Hilfe des MATLAB® -internen Skripts bwlabeln 2 werden zusammenhängende Regionen in den Bildern gekennzeichnet. So werden einzelne Zellen markiert und in einer Zeitreihe weiterverfolgt. Daraus ergibt sich die Position der Zellen in jedem Bild. Der Rand3 der gekennzeichneten Region wird als Cortex gekennzeichnet. Das Innere der Region wird als Zytosol gekennzeichnet und in den weiteren Auswertungen vom Cortex getrennt betrachtet. 1 Diese wurden von Prof.Dr. Carsten Beta, Gabriel Amselem, Albert J. Bae, Matthias Theves und Christian Westendorf geschrieben und von mir an die speziellen Ansprüche adaptiert. 2 Diesem unterliegt ein der Programmiersprache C entnommener Code. Eine genaue Beschreibung ist in [44] zu finden. 3 Die Auswertungen werden für einen Durchmesser des ’Randes’ von 4 Pixeln (=1, ˆ 6 µm) sowie für einen Durchmesser von 3 Pixeln (=1, ˆ 2 µm) durchgeführt. 39 5 Ergebnisse 5.1.2 Intensitätsverläufe und die Zellbewegung Die x− und y−Koordinaten des Massenschwerpunkts der Zelle werden für die Bilder einer Zeitreihe berechnet. Die Darstellung der Bewegung des Massenschwerpunktes im zeitlichen Verlauf wird im Weiteren als Zelltrack bezeichnet. Die Intensität (getrennt für Zytosol und Cortex) wird pro Bild gemittelt und in ihrem zeitlichen Verlauf dargestellt. Die Zeitpunkte der Stimuli werden gekennzeichnet, um eine Korrelation zwischen Intensitätsverlauf und Stimulus feststellen zu können. Abb. 5.1: Ein typisches Bild der Intensitätsverläufe im Zytosol (rot) und im Cortex (blau) Die Intensität ändert sich in den ersten 30 Sekunden im Zytosol nicht, da kein externer Stimulus anliegt. Während der periodischen Stimulation hat die Intensität im Zytosol einen kreisperiodischen Verlauf. Die Schwingung der Zytosol-Intensität klingt in den letzten 70 Sekunden ab, da kein externer Stimulus mehr vorliegt. Anhand der Intensitätsverläufe kann entschieden werden, welche Zellen eine klare Reaktion auf die Stimuli zeigen. Bei diesen Zellen zeigt die Intensitätsschwingung im Zytosol den in Abb. 5.1 gezeigten charakteristischen Verlauf an. 40 5.2 Analyse der Ergebnisse 5.1.3 Frequenzanalyse der intrazellulären Antwort In der Frequenzanalyse werden nur die Datensätze der reagierenden Zellen weiterverarbeitet. Diese werden zuvor im Bezug auf die speziell verwendeten Parameter der Aufnahme wie z.B. die Dyodenspannung gefittet. Die Anwendung eines Hochpassfilters entfernt die Fehler, die von langsamen Fluktuationen der Intensität4 hervorgerufen werden. Die so bereinigten Datensätze werden überlagert und einer schnellen Fouriertransformation (FFT) unterzogen. Diese Transformation ist eine beschleunigte Variante der diskreten Fouriertransformation (DFT). Die DFT kann auf zeitdiskrete, periodische Signale angewandt werden, die so als Superposition eines Gleichwerts, einer Grundschwingung und der Oberschwingungen dargestellt werden können.[14] Bei der Anwendung auf die Intensitätsverläufe im Zytosol und im Cortex werden die Frequenzen und die Amplituden der Zellreaktionen errechnet. Diese Daten können mit bereits bekannten Daten aus anderen Experimenten oder Literaturdaten zur chemotaktischen Reaktion von eukaryotischen Zellen (siehe Kapitel 2.1) verglichen werden und zeigen auf in welchen Zeiträumen die Zellen auf cAMP-Signale reagieren. 5.1.4 Parameter der chemotaktischen Reaktion Es werden Histogramme der Geschwindigkeitskomponenten in x− und y−Richtung und der Winkel der Bewegungsrichtung erstellt, um die Bewegung der Zellen5 zu charakterisieren. Diese Bewegung gibt Aufschlüsse über die chemotaktische Reaktion der Zellen. Die Histogramme werden aus je zwei aufeinanderfolgenden Bildern mit einem Abstand von je einer Sekunde berechnet6 . 5.2 Analyse der Ergebnisse Für die Messungen werden LIME-GFP-Mutanten aus zwei unterschiedlichen Stämmen verwendet (siehe Kapitel 2.2.1). Es ist bislang nicht bekannt, in welchen Eigenschaften sich die beiden Stämme unterschieden, da sie auf unterschiedliche Weise aus dem AX1-Stamm gezüchtet wurden. Daher muss in der Auswertung zwischen 4 Diese Fluktuationen werden vor allem durch das Hintergrundrauschen hervorgerufen. Genau genommen, wird nicht die Bewegung der Zellen, sondern die Bewegung ihres Massenschwerpunktes verfolgt.Für die potentielle Fehlerquelle, die dieses Vorgehen darstellt siehe Kapitel 6.4.1. 6 Für die potentielle Fehlerquelle, die dieses Vorgehen darstellt siehe Kapitel 6.4.1. 5 41 5 Ergebnisse den Messungen an verschiedenen Stämmen unterschieden werden und es kann gezeigt werden, inwiefern sich beide Stämme in ihrer Reaktion auf die in Kapitel 4.2.2 dargestellten Stimuli unterscheiden. 5.2.1 Kontrollen Die Kontrollen (Nr.K1 & Nr.K2)7 kennzeichnen die Bedingungen, die der chemotaktischen Bewegung zugrunde liegen. Damit dienen die Kontrollen einerseits dem Vergleich der chemotaktischen Bewegung mit der ’random motion’ ohne externen Stimulus (siehe Kapitel 3.1), andererseits kann aber durch sie auch ein Fehler in den Daten durch mechanotaktische Reaktionen ausgeschlossen werden. Eine mechanotaktische Reaktion der Zellen erfolgt, wenn die Scherkräfte auf die Zellen durch den Fluss im Kanal so groß sind, dass die Zellen sich gezielt in oder entgegen der Richtung der Flussgeschwindigkeit bewegen. 5.2.2 Histogramme Abb. 5.2: Definition der Geschwindigkeiten und des Winkels im Mikrofluidikkanal Die ’imaging’-Region ist in blau gekennzeichnet, die Flussrichtung in grau, die positive Richtung von vx in grün und die positive Richtung von vy in schwarz (links). Die Definition der Winkel erfolgt im Uhrzeigersinn (rechts). Die Definition der Winkel und Geschwindigkeiten ist in Abbildung 5.2 dargestellt. In den Histogrammen der Winkel ist der Winkel 180◦ in rot besonders hevorgehoben, in den Histogrammen der Geschwindigkeiten die Geschwindigkeit 0 µm/min. Die Histogramme der Winkel basieren auf einer Unterteilung der Winkel in 10◦ -Abschnitte, 7 Pro Experimenttag werden zwei bis drei Kontrollen (unter gleichen Bedingungen wie die Experimente) aufgenommen und zur Auswertung nur diejenigen Kontrollen verwendet, in deren zugehörigen Experimenten die Zellen auf externe Stimuli reagiert haben. 42 5.3 Resultate die Histogramme der Geschwindigkeit auf einer Unterteilung der Geschwindigkeiten in 1 µm/min-Abschnitte. Um die Verteilung der Winkel bzw. der Geschwindigkeiten zu kategorisieren, wird die Schiefe (englisch: ’skewness’) der Histogramme, sowie der Mittelwert berechnet. Dabei berechnet sich die ’skewness’ (ys ) einer Verteilung wie folgt (Definition aus [29]): ys = E(x − µ)3 σ3 (5.1) Wobei x die Variable der Verteilung, E(x) der Erwartungswert von x, µ der Mittelwert von x und σ die Standardabweichung von x ist. Ist der Wert für die ’skewness’ positiv, so liegen mehr Werte oberhalb des Mittelwerts als unterhalb, umgekehrtes gilt für einen negativen Wert der ’skewness’. ’half-population’-Test Da die Daten ein relativ großes Rauschen enthalten (siehe Kapitel 6.4.1) müssen die auftretenden Maxima in den folgenden Histogrammen auf ihre statistische Signifikanz geprüft werden. Dazu werden die zugrunde liegenden Daten einem ’halfpopulation’-Test8 unterzogen: Die Daten einer gesamten Experimentreihe werden zufällig auf zwei Teilmengen verteilt. Zeigen die Histogramme der jeweiligen Teilmengen dieselben Maximumspositionen wie das Histogramm der Gesamtmenge, so kann davon ausgegangen werden, dass tatsächlich ein Maximum vorliegt9 . 5.3 Resultate In der Tabelle 5.2 sind noch einmal alle durchgeführten Experimentreihen zusammengefasst, die sich durch den Winkel α der angelegten ’uncaging’-Linie sowie durch die Abmessungen der ’imaging’-Region unterscheiden. Zusätzlich ist der Anteil der Zellen, die auf den angelegten Stimulus reagiert haben10 und deren Daten in die Auswertung einfließen, aufgeführt. Die mit der Nummer K1 und K2 gekennzeichneten Experimentreihen entsprechen den in Kapitel 5.2.1 beschriebenen Kontrollen. Da 8 Dieser Test wurde von Albert J. Bae entwickelt. Gleiches gilt für ein Minimum. 10 Eine Reaktion ist durch eine Translokation von LIME-GFP zum Cortex gekennzeichnet (wie in Abb. 5.1 zu sehen). 9 43 5 Ergebnisse Nr. Stamm α 1 2 3 4 5 K1 K2 [◦ ] 25 25 41 25 0 - AX2 AX2 AX2 AX3 AX2 AX2 AX3 ’imaging’Region [µm] 48 x 48 48 x 96 48 x 48 48 x 48 48 x 48 120 x 120 48 x 48 Pulslänge [s] 1 1 1 1 5 - Anteil der reagierenden Zellen 35/69 26/50 23/28 27/44 15/17 Kontrolle Kontrolle Tab. 5.2: Anteil der reagierenden Zellen in den verschiedenen durchnummerierten Experimentreihen. Die zugehörigen Geometrien sind in Abb. 4.4 erläutert. kein ’uncaging’ stattfindet, sind weder der Winkel α noch die Pulslänge angegeben - beide dienen zur Beschreibung des ’uncaging’. 5.3.1 Zellbewegung Die Grafiken des ’half-population’-Tests finden sich im Anhang (A.1), da sie nur der Bestätigung der gezeigten Histogramme dienen. AX2-Experimente Anhand der Geschwindigkeitsverteilung (Abb. 5.3) der Kontrolldaten (Nr.K1) in x− und y−Richtung, kann eine Mechanotaxis in den durchgeführten Experimenten im Bereich des Messfehlers ausgeschlossen werden, da die Geschwindigkeiten in diesen nahezu isotrop verteilt sind. Dies kann in Abb. 5.3 an der überlagerten Gaußfunktion gesehen werden. Zunächst werden die Experimente mit der Konfiguration ’schräge Linie’ (siehe Abb. 4.4b) in einer ’imaging’-Region von (48 × 48) µm betrachtet (Nr.1). Einige Zellen bewegen sich von der Signalquelle weg11 . Es ist allerdings deutlich zu erkennen, dass sich die reagierenden Zellen im Mittel mit Winkeln im Bereich zwischen 90◦ und 180◦ bewegen. Einer der besonders langen Zelltracks (hellblau) zeigt jedoch ein leicht anderes Verhalten. Die Zelle bewegt sich zunächst in diesem Winkelbereich, ändert dann aber ihre Bewegungsrichtung. Dieses Verhalten wird im 11 i.e. im Winkel von 270◦ bis 90◦ 44 5.3 Resultate (a) normierte vx -Verteilung der Kontrollen (b) normierte vy -Verteilung der Kontrollen Abb. 5.3: Die normierten Geschwindigkeitsverteilungen in x− und y−Richtung der Kontrollen (Nr.K1) Die rote Kurve stellt eine Gaußverteilung dar. Die zugehörigen Parameter sind in beiden Fällen ein Mittelwert von 0, 1338 und eine Varianz von 9, 1360 (berechnet mit MATLAB® ). Die rote vertikale Linie zeigt die Geschwindigkeit 0 µm/min an. Die Unterteilung der x−Achse erfolgt in 1 µm/min Schritten. Anhand der Isotropie der Verteilungen lässt sich eine mechanotaktische Reaktion ausschließen. Folgenden weiter untersucht, indem die ’imaging’-Region auf (48×96) µm vergrößert wird (Nr.2). So kann die Reaktion der Zellen für eine längere Zeit beobachtet werden (siehe Kapitel 4.2.2). Allerdings befinden sich die Zellen dadurch im Mittel zu Beginn der Stimulation deutlich weiter von der Signalquelle entfernt. Um die Bewegungsrichtung der Zellen genau zu untersuchen werden Histogramme der Winkel und der Geschwindigkeiten in x− und y−Richtung betrachtet. Die 45 50 50 40 40 30 30 20 20 10 10 y [µ m] y [µ m] 5 Ergebnisse 0 0 −10 −10 −20 −20 −30 −30 −40 −40 −50 −50 −40 −30 −20 −10 0 10 x [µ m] 20 30 40 −50 −50 50 −40 (a) Experimentreihe Nr.1 −30 −20 −10 0 10 x [µ m] 20 30 40 50 (b) Experimentreihe Nr.2 100 80 60 40 y [µ m] 20 0 −20 −40 −60 −80 −100 −100 −80 −60 −40 −20 0 20 x [µ m] 40 60 80 100 (c) Experimentreihe Nr.K1, Kontrollen Abb. 5.4: Überlagerter Zelltrack der Experimentreihen Nr.1, Nr.2 und der zugehörigen Kontrollen ( Nr.K1) Dargestellt ist die Bewegung des Massenschwerpunktes. Das ∇-Zeichen zeigt die Endpunkte der Zellbewegungen an, das 4-Zeichen die Startpunkte, die alle artifiziell auf einen Punkt gelegt werden. Die Grösse der abgebildeten Region entspricht nicht der Grösse der ’imaging’Region12 . Die uncaging-Region hat eine Länge von 48µm in y-Richtung (siehe auch Abb. 4.4). Die Zelltracks verschiedener Zellen sind durch unterschiedliche Farben gekennzeichnet und die roten Punkte kennzeichnen die Zeitpunkte der Stimuli. 46 5.3 Resultate folgenden Histogramme zeigen die Verteilung der Winkel13 . Auf der y−Achse sind die Anzahlen der auftretenden Winkel und auf der x−Achse die Winkel abgetragen. In der Experimentreihe Nr.1 zeigt sich ein Maximum unterhalb von 180◦ ebenso wie im Bereich von 320◦ . Das erste Maximum deutet auf eine leichten Trend der Bewegung in negative y−Richtung hin. Das zweite Maximum deutet an, dass einige Zellen in die positive x−Richtung laufen. Der Wert der ’skewness’ liegt bei 0, 1 und der Mittelwert bei 182, 58◦ . Dies zeigt an, dass die Winkelverteilung leicht zu Winkeln oberhalb von 182, 58◦ verschoben ist. Das deutet im Gegensatz zu der vorherigen Beobachtung eine leichte Bewegung in negative y−Richtung an. Allerdings liegt das am Einfluss der Zellen, die in positive x−Richtung laufen. Die Zellen, die auf die Signalquelle zulaufen bewegen sich in negative y−Richtung (vergleiche Abb. 5.4a) In der Experimentreihe Nr.2 zeigt sich ein Maximum oberhalb von 180◦ . Der Mittelwert liegt bei 175, 19◦ und die ’skewness’ bei 0, 67. Dieses deutet auf einen leichten Trend der Bewegung in positive y−Richtung hin. Diese Trends sind auch in den zugehörigen überlagerten Zelltracks zu erkennen (Abb. 5.4). Die Kontrolldaten (Nr.K1) hingehen sind nahezu gleichverteilt. Eine nähere Betrachtung durch den ’half-population’-Test (siehe Kapitel 5.2.2) zeigt, dass diese Maxima auch in den Teilmengen der Experimentreihen auftreten (siehe Abb. A.1, Abb. A.2). Die Verteilung der Geschwindigkeiten in x−Richtung14 zeigt eine leichte Verschiebung zu negativen Geschwindigkeiten in den Experimentreihen Nr.1 & Nr. 2, sowie eine Gleichverteilung in den Kontrollen Nr. K1. Der Mittelwert in der Experimentreihe Nr.1 beträgt −2, 58 µm/s mit einer skewness von 1, 14. Der Mittelwert in der Experimentreihe Nr.2 beträgt −2, 62 µm/s mit einer skewness von 1, 33. Dies impliziert eine verstärkte Bewegung der Zellen in negative x−Richtung im Fall der Stimulierung, sowie eine ungerichtete Bewegung im Fall ohne Stimulierung: Die Zellen bewegen sich in den Experimentreihen Nr.1 & Nr. 2 auf die Signalquelle zu. Gleiches ist im ’half-population’-Test (siehe Abb. A.7, Abb. A.6) zu sehen, obwohl die Ausprägung in der Experimentreihe Nr.2 deutlich stärker ist als in der Experimentreihe Nr.1. Die Verteilung der Geschwindigkeiten in y−Richtung15 zeigt zunächst keine deutliche Abweichung der Experimentreihen Nr.1 & Nr.2 von den Kontrolldaten Nr. K1. unterteilt in Bereiche von 10◦ unterteilt in Bereiche von 1 µm/min 15 unterteilt in Bereiche von 1 µm/min 13 14 47 5 Ergebnisse 160 250 140 200 120 Anzahl Anzahl 100 80 150 100 60 40 50 20 0 0 50 100 150 200 250 Winkel [Grad] 300 (a) Experimentreihe Nr.1 350 0 0 50 100 150 200 250 Winkel [Grad] 300 350 (b) Experimentreihe Nr.2 (c) Kontrollen, Experimentreihe Nr. K1 Abb. 5.5: Vergleich der Winkelverteilung der AX2-Experimente (Nr.1 & 2) und der zugehörigen Kontrollen (Nr.K1) Die rote vertikale Linie stellt den Winkel 180◦ dar (zur Definition der Winkel siehe Abb. 5.2). Die Unterteilung der x−Achse erfolgt in 10◦ -Schritten. In den Daten der Experimentreihe Nr.1 sind aufgrund des starken Rauschens keine Maxima zu erkennen. Der Mittelwert der Experimentreihe Nr.1 liegt bei −0, 55 µm/s mit einer skewness von 1, 3. Dies deutet auf eine leichte Bewegung in negative y−Richtung hin. Der Mittelwert der Experimentreihe Nr.2 liegt bei −0, 48 µm/s mit 48 5.3 Resultate 180 160 250 140 200 Anzahl number 120 100 80 150 100 60 40 50 20 0 −40 −20 0 vx [µ m/min] 20 (a) Experimentreihe Nr.1 40 0 −40 −20 0 vx [µ m/min] 20 40 (b) Experimentreihe Nr.2 (c) Kontrollen, Experimentreihe Nr.K1 Abb. 5.6: Vergleich der Geschwindigkeitsverteilung in x−Richtung der AX2Experimente (Nr.1 & Nr.2) und der zugehörigen Kontrollen (Nr.K1). Die rote vertikale Linie stellt die Geschwindigkeit 0 µm/min dar. Die Unterteilung der x−Achse erfolgt in 1 µm/min- Schritten. Der Geschwindigkeitsverteilung der Kontrollen ist in rot eine Gaußfunktion überlagert, deren Mittelwert 0, 1338 und Varianz 9, 1360 beträgt. Der Mittelwert des Histogramms der Kontrollen beträgt −0, 58. einer skewness von 1, 51. Dies deutet ebenso auf eine leichte Bewegung der Zellen in negative y−Richtung hin. 49 5 Ergebnisse 200 300 250 150 Anzahl Anzahl 200 100 150 100 50 50 0 −40 −20 0 vy [µ m/min] 20 (a) Experimentreihe Nr.1 40 0 −40 −20 0 vy [µ m/min] 20 40 (b) Experimentreihe Nr.2 (c) Kontrollen, Experimentreihe Nr.K1 Abb. 5.7: Vergleich der Geschwindigkeitsverteilung in y−Richtung der AX2Experimente (Nr.1 & Nr.2) und der zugehörigen Kontrollen (Nr.K1) Die rote vertikale Linie stellt die Geschwindigkeit 0 µm/min dar. Die Unterteilung der x−Achse erfolgt in 1 µm/min- Schritten. Der Geschwindigkeitsverteilung der Kontrollen ist in rot eine Gaußfunktion überlagert, deren Mittelwert 0, 1338 und Varianz 9, 1360 beträgt (ebenso wie in der Verteilung der Geschwindigkeiten in x−Richtung, berechnet mit MATLAB® ). Der Mittelwert des Histogramms der Kontrollen beträgt −0, 07. 50 5.3 Resultate Zur weiteren Untersuchung des räumlichen Auflösungsvermögen der Zellen wird der Winkel α von 25◦ auf 41◦ deutlich vergrößert16 , und somit der Konzentrationsgradient in y-Richtung verstärkt. Die Zellen bewegen sich verstärkt in negative x−Richtung und präferieren dabei einen Winkel von θ zwischen 180◦ und 210◦ . 50 40 30 20 y [µ m] 10 0 −10 −20 −30 −40 −50 −50 −40 −30 −20 −10 0 10 x [µ m] 20 30 40 50 Abb. 5.8: Überlagerter Zelltrack der Experimentreihe Nr.3 Symbolik analog zu Abb. 5.4 Die Winkelverteilung zeigt ebenso ein Maximum im Bereich zwischen 170◦ und 210◦ , sowie ein zusätzliches Maximum im Bereich von 330◦ bis 360◦ . Das erste Maximum deutet eine leicht in positive y−Richtung verschobene Vorwärtsbewegung an, das zweite eine Bewegung in negative x−Richtung. Diese Ergebnisse werden durch den ’half-population’-Test (siehe Abb. A.3) bestätigt. Der Mittelwert liegt bei 183, 73◦ mit einer ’skewness’ von 1, 27. Diese Werte bestätigen die Bewegung in positive y−Richtung. Die Geschwindigkeitsverteilung in x−Richtung zeigt eine deutliche Verschiebung zu negativen Werten an. Der Mittelwert liegt bei −3, 14 µm/min mit einer ’skewness’ von 1, 22. Die Zellen bewegen sich sehr gezielt auf die Signalquelle17 zu. Diese Ergebnisse werden durch den ’half-population’-Test (siehe Abb. A.8) bestätigt. Die Geschwindigkeitsverteilung in y−Richtung zeigt eine deutliche Verschiebung zu positiven Geschwindigkeiten. Der Mittelwert liegt bei 0, 05 µm/min mit einer ’skewness’ von 1, 64. Die Zellen bewegen sich in positive y−Richtung. Diese Ergebnisse werden durch den ’half-population’-Test (siehe Abb. A.13) bestätigt. 16 17 bis nahezu zum maximal möglichen experimentell ansetzbaren Winkel von 45◦ i.e. in negative x−Richtung 51 5 Ergebnisse In einer weiteren Experimentreihe wird die Dauer des Stimulus bei gleichbleibender Periode erhöht. Dadurch wird die Dauer der konstanten Konzentration im Scheitelpunkt der Welle fünffach erhöht. Die ’uncaging’-Region entspricht dabei der Konfiguration der ’geraden Linie’ (siehe Abb. 4.4 a). Die Länge der aufgenommenen Reaktionen beträgt in etwa 340 Sekunden. Eine direkte Invertierung der Zeiten18 führt dazu, dass die Zellen sich durch die andauernde Stimulation sehr stark zusammenziehen (’cringing’) und somit die Adhäsionsfläche stark verringert wird. Aufgrund dieses Umstandes ist ein Kräftegleichgewicht zwischen Adhäsionskraft und der Scherkraft, die die strömenden Flüssigkeit auf die Zelle ausübt, nicht mehr gegeben und die Zelle wird fortgespült. Setzt man voraus, dass durch die verwendete ’uncaging’-Technik das gesamte ccAMP freigesetzt wird, so herrscht eine Konzentration von 10 µM cAMP, während der Dauer des ’uncaging’. Diese Konzentration ist zehn Mal höher als die maximale übliche Konzentration von 1 µM (siehe Kapitel 2.3.1, [38]) und führt vermutlich zu der starken Reaktion der Zellen (dem ’cringing’). Wird die Aktivierungsdauer allerdings auf fünf Sekunden bei einer Periode von zehn Sekunden verringert, bleibt das Kräftegleichgewicht erhalten. Anhand des überlagerten Zelltracks (Abb. 5.10) wird deutlich, dass die Zellen auch dieses Signal detektieren können: Sie bewegen sich auf die Signalquelle zu. Außerdem zeigen nahezu alle beobachteten Zellen eine Reaktion auf das Signal; dies ist bei einer kürzeren Aktivierungsdauer nicht der Fall (siehe Tab. 5.2). Die Zellen bewegen sich insgesamt deutlich weniger19 als bei der ursprünglichen Aktivierungsdauer von einer Sekunde (siehe auch Abb. 5.11). Ab der zweiten Aktivierungsperiode bewegen sich die Zellen sehr langsam. In den Histogrammen sind keine klaren Maxima zu erkennen. Die Anwendung des ’half-population’-Tests (siehe Abb. A.5, Abb. A.10 und Abb. A.15) ist in diesem Fall kritisch, da die Anzahl der Datensätze (siehe Tab. 5.2) sehr gering ist. 18 19 i.e. eine Aktivierungsdauer von neun Sekunden bei einer Periode von zehn Sekunden maximal 35 µm in x−Richtung 52 5.3 Resultate 200 160 140 150 100 Anzahl Anzahl 120 80 100 60 50 40 20 0 −40 −20 0 vx [µ m/min] 20 0 −40 40 (a) Geschwindigkeitsverteilung in x−Richtung −20 0 vy [µ m/min] 20 40 (b) Geschwindigkeitsverteilung in y−Richtung 180 160 140 Anzahl 120 100 80 60 40 20 0 0 50 100 150 200 250 Winkel [Grad] 300 350 (c) Winkelverteilung Abb. 5.9: Histogramme der Experimentreihe Nr.3 Die rote vertikale Linie stellt die Geschwindigkeit 0 µm/min bzw. den Winkel 180◦ dar. Die Unterteilung der x−Achse erfolgt in 1 µm/min- bzw. 10◦ Schritten. 53 5 Ergebnisse 50 40 30 20 y [µ m] 10 0 −10 −20 −30 −40 −50 −50 −40 −30 −20 −10 0 10 x [µ m] 20 30 40 50 Abb. 5.10: Überlagerter Zelltrack der Experimentreihe Nr.5 Symbolik analog zu Abb. 5.4 54 5.3 Resultate (a) Verteilung der totalen Geschwindigkeit in der Experimentreihe Nr.5 (b) Verteilung der totalen Geschwindigkeit in den zugehörigen Kontrollen Nr.K1 (c) Differenz der normierten Verteilung der totalen Geschwindigkeiten der Experimentreihen Nr.5 und Nr.K1 Abb. 5.11: Vergleich der Verteilung der totalen Geschwindigkeiten in der Experimentreihe Nr.5 und der zugehörigen Kontrollen Nr.K1 Die Unterteilung der x−Achse erfolgt in 1 µm/min Schritten. a) & b) Die Geschwindigkeitsverteilungen in Experimentreihe Nr.5 und Nr.K1 c) Die Differenz der totalen Geschwindigkeiten, wobei von der normierten Geschwindigkeitsverteilung der Experimentreihe Nr.5 die normierte Geschwindigkeitsverteilung der Kontrollen Nr.K1 abgezogen wurde. Es ist zu erkennen, dass die Differenz für Geschwindigkeiten ab 7 µm/min stark negativ wird. Dies zeigt, dass die Zellen sich relativ langsam gegenüber ihrer durchschnittlichen Geschwindigkeit in den Kontrollen (16, 74 µm/min) bewegen. 55 5 Ergebnisse 250 250 200 Anzahl Anzahl 200 150 150 100 100 50 50 0 −40 −20 0 vx [µ m/min] 20 40 (a) Geschwindigkeitsverteilung in x−Richtung 0 −40 −20 0 vy [µ m/min] 20 40 (b) Geschwindigkeitsverteilung in y−Richtung (c) Winkelverteilung Abb. 5.12: Histogramme der Experimentreihe Nr.5 Die rote vertikale Linie stellt die Geschwindigkeit 0 µm/min bzw. den Winkel 180◦ dar. Die Unterteilung der x−Achse erfolgt in 1 µm/min- bzw. in 10◦ -Schritten. 56 5.3 Resultate AX3-Experimente 50 50 40 40 30 30 20 20 10 10 y [µ m] y [µ m] Im Zelltrack der Kontrolldaten (Nr.K2) lässt sich keine Beeinflussung der Zellbwegung in x−Richtung erkennen. Allerdings findet kaum eine Bewegung in y−Richtung statt. 0 0 −10 −10 −20 −20 −30 −30 −40 −40 −50 −50 −40 −30 −20 −10 0 10 x [µ m] 20 30 40 50 −50 −50 −40 −30 −20 −10 0 10 x [µ m] 20 30 40 50 (a) Überlagerter Zelltrack der Experimentrei- (b) Überlagerter Zelltrack der Kontrolldaten he Nr.4 Nr.K2 Abb. 5.13: Überlagerter Zelltrack der Experimentreihe Nr.4 und der zugehörigen Kontrollen (Nr.K2) Symbolik analog zu Abb. 5.4 Die Zellen der Experimentreihe Nr.4 bewegen sich im Mittel leicht in negative y−Richtung. Allerdings ist die x−Richtung der Bewegung nicht eindeutig. Es bewegen sich wesentlich mehr Zellen in positive x−Richtung als bei allen anderen Experimentreihen. Die Winkelverteilung der Experimentreihe Nr.4 hat ein leichtes Maximum im Bereich von 120◦ bis 200◦ . Der Mittelwert liegt bei 176, 75◦ mit einer ’skewness’ von −0, 72. Dies deutet auf eine Bewegung der Zellen in negative y−Richtung hin, was sich auch in dem ’half population’-Test (siehe Abb. A.4) der Winkelverteilung zeigt. Die Kontrolldaten (Nr.K2) zeigen ein Maximum im Bereich von 300◦ bis 340◦ . Die Geschwindigkeitsverteilungen in x− und y−Richtung zeigen keine klaren Maxima. Der Mittelwert der vx -Verteilung liegt bei −2, 03 µm/min mit einer ’skewness’ von 1, 37. Der Mittelwert der vy -Verteilung liegt bei −0, 34 µm/min mit einer ’skewness’ von 1, 56. Diese Werte deuten eine Bewegung in negative x−Richtung sowie 57 5 Ergebnisse (a) Experimentreihe Nr.4 (b) Kontrollen, Experimentreihe Nr.K2 Abb. 5.14: Der Vergleich der Winkelverteilungen der Experimentreihe Nr.4 und der zugehörigen Kontrollen (Nr.K2) Die rote vertikale Linie stellt den Winkel 0◦ dar. Die Unterteilung der x−Achse erfolgt in 10◦ -Schritten. eine leichte Bewegung in negative y−Richtung an. Die Geschwindigkeitsverteilungen der Kontrollen zeigen jeweils eine Präferenz in positive Richtung. (a) Experimentreihe Nr.4 (b) Kontrollen, Experimentreihe Nr.K2 Abb. 5.15: Vergleich der Geschwindigkeitsverteilungen in x−Richtung der AX3Experimente (Nr.4) und der zugehörigen Kontrollen (Nr.K2) Die rote vertikale Linie stellt die Geschwindigkeit 0 µm/min bzw. den Winkel 180◦ dar. Die Unterteilung der x−Achse erfolgt in 1 µm/min- bzw. in 10◦ -Schritten. Der Geschwindigkeitsverteilung ist in rot eine Gaußfunktion überlagert, deren Mittelwert 0, 9219 und Varianz 8, 8746 beträgt (berechnet mit MATLAB® ). Der Mittelwert des Histogramms beträgt 0, 92. 58 5.3 Resultate (a) Experimentreihe Nr.4 (b) Kontrollen, Experimentreihe Nr.K2 Abb. 5.16: Vergleich der Geschwindigkeitsverteilung in y−Richtung der AX3Experimente (Nr.4) und der zugehörigen Kontrollen (Nr.K2) Die rote vertikale Linie stellt die Geschwindigkeit 0 µm/min dar. Die Unterteilung der x−Achse erfolgt in 1 µm/min Schritten. Der Geschwindigkeitsverteilung ist in rot eine Gaußfunktion überlagert, deren Mittelwert 0, 9219 und Varianz 8, 8746 beträgt (ebenso wie in der Verteilung der Geschwindigkeiten in x−Richtung, berechnet mit MATLAB® ). Der Mittelwert des Histogramms beträgt 0, 55. 5.3.2 Intrazelluläre Antwort Das Frequenzspektrum, das aus den gemessenen Intensitätsverläufen getrennt für den Cortex und das Zytosol berechnet wurde, weist stets ein deutliches Maximum bei der Frequenz f = 0, 1 Hz auf. Der Verlauf im Zytosol und im Cortex unterscheiden sich kaum. Als beispielhaftes Frequenzspektrum sei nur das Frequenzspektrum der Experimentreihe Nr.1 dargestellt. Alle übrigen Frequenzspektren finden sich im Anhang (A.2). 59 5 Ergebnisse (a) Frequenzspektrum der Reaktion des Cortex (b) Frequenzspektrum der Reaktion des Zytosols Abb. 5.17: Frequenzspektren der Reaktionen der Experimentreihe Nr.1 Angegeben ist der jeweilige absolute Amplitudenwert zu den auftretenden Frequenzen der intrazellulären Antwort (getrennt für Cortex und Zytosol). Betrachtet wurde die Zeitspanne von 44 s − 150 s nach Beginn des Experiments. 60 6 Diskussion 6.1 Normierte Histogramme Um eine deutlichere Aussage über die Verteilung der Winkel und Geschwindigkeiten treffen zu können, werden von den normierten Histogrammen der Experimente die normierten Histogramme der Kontrollen abgezogen. Der kleinste Wert der resultierenden Differenz wird auf null gesetzt. Dadurch ergeben sich Histogramme der chemotaktischen Reaktionen, die um die ’random motion’ ’bereinigt’ sind. Diese zeichnen sich durch eine deutlich stärkere Ausprägung der Maxima, die jedoch an denselben Positionen wie in den unnormierten Histogrammen auftreten, aus. Allein bei der Experimentreihe Nr.2 zeigt sich in den normierten Histogrammen noch ein zusätzliches Maximum in der Winkelverteilung im Bereich von 90◦ sowie in den Geschwindigkeitsverteilungen der Experimentreihe Nr.5 ein Maximum im Bereich von 0◦ . Für einen Winkel von α = 25◦1 bewegen sich die Zellen zunächst in einem Winkelbereich knapp unterhalb von 180◦ , ändern bei längeren Beobachtungszeiten2 jedoch ihre Richtung und präferieren Winkel von 160◦ bis 230◦ (siehe Abb. 6.1). Die Verteilung der Geschwindigkeiten zeigt für kürzere Beobachtungsdauern kaum bevorzugte Geschwindigkeiten - weder in x−, noch in y−Richtung. Für längere Beobachtungszeiten werden deutlich negative x− und y−Geschwindigkeiten bevorzugt (siehe Abb. 6.2 und Abb. 6.3). Wird der Winkel α auf 41◦3 vergrößert, so bewegen sich die Zellen auch bei kürzeren Beobachtungszeiten im Winkelbereich von 170◦ bis 210◦ (siehe Abb. 6.4c). Die Geschwindigkeitsverteilungen zeigen eine leichte Bevorzugung der positiven y−Richtung sowie eine deutliche Bevorzugung der negativen x−Richtung (siehe Abb. 6.4a, b). Für eine verlängerte Pulsdauer von fünf Sekunden zeigen die Zellen eine Verringerung der Geschwindigkeit, bewegen sich aber dennoch auf das Signal zu. Die Anzahl 1 Experimentreihe Nr.1 Experimentreihe Nr.2 3 Experimentreihe Nr.3 2 61 6 Diskussion (a) Experimentreihe Nr.1 (b) Experimentreihe Nr.2 Abb. 6.1: Normierte Winkelverteilung der AX2-Experimente (Nr.1 & Nr.2) abzüglich der Histogramme der zugehörigen Kontrollen (Nr.K1) Indem die normierten Histogramme der Kontrollen von den Histogrammen der Winkel abgezogen werden, ergibt sich die Winkelverteilung der chemotaktischen Reaktion ohne die ’random motion’. Der kleinste vorkommende Wert für den normierten Anteil wird auf 0 gesetzt. Die Unterteilung der Winkel erfolgt in 10◦ -Abschnitten. (a) Experimentreihe Nr.1 (b) Experimentreihe Nr.2 Abb. 6.2: Normierte Geschwindigkeitsverteilung in x−Richtung der AX2Experimente (Nr.1 & Nr.2), Die rote vertikale Linie stellt die Geschwindigkeit 0 µm/min dar. Die Unterteilung der x−Achse erfolgt in 1 µm/min Schritten. Für weitere Angaben siehe Abb. 6.1 der reagierenden Zellen liegt bei nahezu neunzig Prozent (siehe Tab. 5.2). Die Zellen des Stamms AX3 bewegen sich bevorzugt in Winkelbereichen von 120◦ bis 200◦ (siehe Abb. 6.6c). Dies ist allerdings aufgrund des starken Rauschens in dem Histogramm der Winkelverteilung nicht eindeutig. Die Geschwindigkeitsverteilungen 62 6.1 Normierte Histogramme (a) Experimentreihe Nr.1 (b) Experimentreihe Nr.2 Abb. 6.3: Normierte Geschwindigkeitsverteilung in y−Richtung der AX2Experimente (Nr.1 & Nr.2). Die rote vertikale Linie stellt die Geschwindigkeit 0 µm/min dar. Die Unterteilung der x−Achse erfolgt in 1 µm/min Schritten. Für weitere Angaben siehe Abb. 6.1 zeigen eine deutliche Bevorzugung der negativen x− und y−Richtung (siehe Abb. 6.6a, b). 63 6 Diskussion (a) Geschwindigkeitsverteilung x−Richtung in (b) Geschwindigkeitsverteilung y−Richtung in (c) Winkelverteilung Abb. 6.4: Normierte Histogramme der Experimentreihe Nr.3. Die rote vertikale Linie stellt die Geschwindigkeit 0 µm/min bzw. den Winkel 180◦ dar. Die Unterteilung der x−Achse erfolgt in 1 µm/min Schritten bzw. in 10◦ -Schritten. Für weitere Angaben siehe Abb. 6.1 64 6.1 Normierte Histogramme (a) Geschwindigkeitsverteilung x−Richtung in (b) Geschwindigkeitsverteilung y−Richtung in (c) Winkelverteilung Abb. 6.5: Normierte Histogramme der Experimentreihe Nr.5. Die rote vertikale Linie stellt die Geschwindigkeit 0 µm/min dar. Die Unterteilung der x−Achse erfolgt in 1 µm/min Schritten. Für weitere Angaben siehe Abb. 6.1 65 6 Diskussion (a) Geschwindigkeitsverteilung x−Richtung in (b) Geschwindigkeitsverteilung y−Richtung in (c) Winkelverteilung Abb. 6.6: Normierte Histogramme der Experimentreihe Nr.4. Die rote vertikale Linie stellt die Geschwindigkeit 0 µm/min dar. Die Unterteilung der x−Achse erfolgt in 1 µm/min Schritten. Für weitere Angaben siehe Abb. 6.1 66 6.2 Vergleich der Daten 6.2 Vergleich der Daten 6.2.1 Experimentreihe Nr.1 Die Daten aus der Experimentreihe Nr.1 können mit Daten verglichen werden, die aus Experimenten mit periodischer Stimulation gleicher Periode4 , gleichen Abmessungen der ’imaging’-Region, gleichem Zellstamm, aber ohne zusätzlichen Gradienten in y-Richtung stammen5 . Dieser Vergleich zeigt direkt die Veränderungen auf, die sich in der Reaktion durch einen zusätzlichen Gradienten in y−Richtung ergeben. In Experimenten ohne den zusätzlichen Gradienten in y−Richtung (siehe Anhang C.1) ergibt sich keine Beeinflussung der Bewegung in y−Richtung. Die Bewegung ist lediglich in negative x−Richtung beeinflusst, so dass die Zellen auf die Signalquelle zu wandern. Die Winkelverteilung zeigt ein sehr breites Maximum um den Wert 180◦ . Die Geschwindigkeiten in x−Richtung sind deutlich zu den Bereichen negativer Geschwindigkeit verschoben, d.h. die Zellen bewegen sich auf die Signalquelle zu. In y−Richtung ist keine Beeinflussung zu erkennen. 6.2.2 Experimentreihe Nr.2 In der Experimentreihe Nr.2 wird die Ausdehnung der ’imaging’-Region verändert, deshalb werden die Ergebnisse dieser Reihe nur mit denen der Experimentreihe Nr.1 verglichen. Die Zellen können im Mittel länger beobachtet werden. Es tritt eine deutlich verstärke Bevorzugung negativer Geschwindigkeiten in x− und y−Richtung auf. Der Anteil der reagierenden Zellen ist nahezu gleich dem Anteil in Experimentreihe Nr.1 (52, 0% im Vergleich zu 50, 7%, siehe Tab. 5.2). Es zeigt sich, dass ein Richtungswechsel im Verlauf der Beobachtung eintritt. Dieser Richtungwechsel erfolgt, wenn sich die Zellen am äußeren negativen y−Punkt der ’imaging’-Region befinden. Selbiges Verhalten zeigt sich auch für die Experimente der Experimentreihe Nr.1, sobald die Zellen in den Bereich des oben genannten Randeffekts kommen6 . Da die ’uncaging’-Linie aber in y−Richtung die gleiche Ausdehnung wie die ’imaging’-Region hat, treten an diesem Punkt Randeffekte durch laterale Diffusion auf. Diese Randeffekte erzeugen also einen zusätzlichen Gradienten am Rand der ’imaging’-Region. Diesen scheinen die Zellen deutlich zu spüren, so dass eine Richtungs4 zehn Sekunden Diese Daten wurden zuvor von Christian Westendorf aufgenommen, siehe Anhang C.1. 6 also sowohl am oberen als auch am unteren horizontalen Rand der ’imaging’-Region 5 67 6 Diskussion änderung zum Bereich der höheren Konzentration (i.e. in positive y−Richtung) erfolgt. Um dieses Verhalten näher zu untersuchen, werden Histogramme für die verschiedenen Bewegungsanteile erstellt. Der durchschnittliche Zeitpunkt der Richtungsänderung liegt bei 180 Sekunden nach Beginn des Experiments bzw. 150 Sekunden nach dem ersten Puls. Daher werden Histogramme für den Zeitraum von 90 − 179 Sekunden, sowie für den Zeitraum von 180 − 270 Sekunden erstellt. Beide Angaben beziehen sich auf den Startpunkt des Experiments. Die Unterteilung wird so gewählt, dass beide Zeiträume die gleiche Länge haben, damit sie vergleichbar sind. Allerdings muss erwähnt werden, dass der zweite Zeitraum weniger Datenpunkte enthält, da nicht alle Zellen für 270 Sekunden beobachtet werden konnten (siehe Kapitel 4.2). Dabei zeigt sich, dass die Präferenz für negative x−Geschwindigkeiten vor der Richtungsänderung der Zellen deutlich größer ist, d.h. sie wandern auf die Signalquelle zu. Nach der Richtungsänderung der Zellen ergibt sich eine Bevorzugung von positiven x−Geschwindigkeiten, d.h. die Zellen entfernen sich von der Signalquelle. Die Verteilung der y−Geschwindigkeiten zeigt ein nicht so klares Bild. Allerdings sind die negativen y−Geschwindigkeiten eher im ersten Zeitraum enthalten, die positiven eher im zweiten Zeitraum, d.h. nach der Richtungsänderung. Spüren die Zellen also noch keine Randeffekte wandern sie in negative y−Richtung auf die Signalquelle zu. Der starke Gradient, der durch die Randeffekte erzeugt wird, scheint die Zellen deutlich zu beeinflussen. Bei der Wanderung in den Bereich der höheren Konzentration ab dem Richtungswechsel, i.e. in positive y−Richtung, scheint kaum eine Bewegung in negative x−Richtung zu erfolgen. Die Zellen sind also eher bestrebt in den Bereich zu gelangen, in dem ein Gradient durch die ’uncaging’-Linie erzeugt wird, als direkt auf die Quelle zuzuwandern. Dies erscheint aufgrund des stärkeren Gradienten, der durch die Randeffekte erzeugt wird, eine sinnvolle Interpretation zu sein. Die Winkelverteilung ist nicht eindeutig, scheint allerdings eine Bevorzugung von Winkeln zwischen 140◦ und 190◦ sowie zwischen 220◦ und 270◦ im Zeitraum vor der Umkehr zu zeigen, was einer Bewegung in negative x−Richtung und im ersten Fall in negative y-Richtung sowie im zweiten Fall in positive y−Richtung zeigt. Die Winkel zwischen 0◦ bis 40◦ sind stärker ab dem Zeitpunkt der Richtungsumkehr vertreten. Diese Verteilung deutet auf eine Bewegung in negative x− und y−Richtung ab dem Zeitpunkt der Richtungsumkehr hin. Da diese Beobachtung aber den Beobachtun- 68 6.2 Vergleich der Daten (a) Differenz der Geschwindigkeitsverteilungen in x−Richtung (b) Differenz der Geschwindigkeitsverteilung in y−Richtung (c) Differenz der Winkelverteilung Abb. 6.7: Vergleich der Zeitskalen in Experimentreihe Nr.2 Die rote vertikale Linie stellt die Geschwindigkeit 0 µm/min bzw. den Winkel 180◦ dar. Die Unterteilung der x−Achse erfolgt in 1 µm/min- bzw. 10◦ Schritten. Die normierten Histogramme des zweiten Zeitraums - i.e. von 180 − 270 Sekunden, also ab dem Umkehrzeitpunkt der Zellen - werden von den normierten Histogrammen des ersten Zeitraums - i.e. von 90 − 179 Sekunden, also vor dem Umkehrzeitpunkt - abgezogen. Eine positive Differenz zeigt, dass die jeweiligen Werte vor der Umkehr stärker vertreten waren. Eine negative Differenz zeigt, dass die Werte nach der Umkehr stärker vertreten sind. gen aus den Geschwindigkeitshistogrammen und den Zelltracks widersprechen und außerdem nicht sehr ausgeprägt in der Winkelverteilung zu sehen sind, sollte eine Beschreibung der Zellbewegung eher auf der Grundlage der Geschwindigkeitshistogramme erfolgen. 69 6 Diskussion 6.2.3 Experimentreihe Nr.3 Die Reaktionen der Zellen in Experimentreihe Nr.3 und Experimentreihe Nr.1 weisen deutliche Unterschiede auf. In Experimentreihe Nr.3 zeigen die Zellen kaum eine Richtungsänderung in ihrer Bewegung, sondern wandern gleich zu Beginn der Stimulation in leicht positive y-Richtung. Auch die Geschwindigkeitsverteilungen zeigen wesentlich deutlichere Maxima. Die Anzahl der reagierenden Zellen liegt deutlich höher (82, 1% im Vergleich zu 50, 7%, siehe Tab. 5.2). 6.2.4 Experimentreihe Nr.4 In der Experimentreihe Nr.4 wird ein anderer Stamm (AX3, siehe Kapitel 2.2.1) verwendet. Die Stämme AX2 und AX3 wurden auf verschiedene Arten aus dem Stamm AX1 gezüchtet. Daher ist nicht klar, in welchen Eigenschaften sich die beiden Stämme unterscheiden. Die Experimentreihe Nr.4 wird daher nur mit der Experimentreihe Nr.1 verglichen. Es zeigt sich, dass die Stämme AX2 und AX3 im Bereich des Fehlers keinen Unterschied in ihrem Verhalten gegenüber einem zusätzlichen Gradienten in y-Richtung aufweisen. Kontrollen Die Kontrollen Nr. K2 aus der Experimentreihe Nr.4 scheinen nicht gänzlich isotrop verteilt zu sein. Allerdings liegen die Bereiche der Beeinflussung innerhalb der Fehlerintervalle, so dass eine mechanotaktische Reaktion unwahrscheinlich erscheint. Außerdem wird ebenso wie in den Kontrollen Nr. K1 festgestellt, dass die Zellen sich vermehrt parallel zum Fluss bewegen. Eine tangentiale Bewegung findet in den Kontrollen kaum statt. Der Grund für dieses Verhalten ist nicht bekannt. 6.2.5 Intrazelluläre Antwort Eine Frequenzanalyse der intrazellulären Antwort zeigt dasselbe Bild wie in Experimenten mit einer Periode von zehn Sekunden und einem Winkel von α = 0◦ . Die bevorzugte Frequenz liegt bei 0, 1 Hz. Wird der Verlauf der gemittelten Intensität des Zytosols und somit die Reaktion von LIME-GFP7 betrachtet, so ist zu sehen, dass das Maximum nicht zum Zeitpunkt 7 und dadurch indirekt F-Aktin 70 6.3 Experimentreihe Nr.5 Abb. 6.8: Verlauf der zellulären Antwort des Zytosols der Experimentreihe Nr.1 Die ∆-Symbole stellen die Zeit in Sekunden dar. In lila ist der Zeitpunkt des einsetzenden Pulses gekennzeichnet, der eine Sekunde anhält und mit einer Periode von zehn Sekunden auftritt. Die gemittelte Intensität erreicht ihr Maximum nicht zum Zeitpunkt des Pulses, sondern in etwa zwei Sekunden nach Einsetzen des Signals. des Pulses, sondern in etwa zwei Sekunden nach Einsetzen des Signals, erreicht wird (Abb. 6.8). Diese Phasenverschiebung der Antwort wurde ebenso in Experimenten mit α = 0◦ und einer Periode von zehn Sekunden beobachtet. Allerdings setzt dort das Maximum erst fünf Sekunden nach dem Puls ein (vergleiche Abb. C.3). Die Gründe für die Phasenverschiebung der intrazellulären Antwort sind nicht bekannt und sind Bestandteile der aktuellen Forschung. Den maximalen Absolutwert haben alle durchgeführten Experimentreihen nach einer FFT bei einer Frequenz von 0, 1 Hz. Dies konnte auch bei Experimenten ohne zusätzlichen y−Gradienten beobachtet werden (siehe Abb. C.4). Hierzu ist allerdings anzumerken, dass vor allem die Frequenzanalyse der Experimentreihe Nr.1 auf einer geringen Datendichte basiert, da die Zellen in dieser Experimentreihe nur für kurze Zeiträume beobachtet werden konnten (siehe auch Kapitel 6.4.1). 6.3 Experimentreihe Nr.5 Die Zellen zeigen bei einem verlängerten Puls von fünf Sekunden, d.h. einer deutlich verlängerten Plateauphase des Konzentrationsgradienten, eine deutliche Reaktion. Für die Detektion eines Signals scheint daher der positive Gradient der einlaufen- 71 6 Diskussion den Welle entscheidend zu sein; dieser wird nicht durch eine längere Plateauphase beeinflusst. Die verminderte Bewegung kann auf die verstärkte Adaption durch die verlängerten hohen Konzentrationen in der Plateauphase zurückgeführt werden. Die Rezeptoren befinden sich dadurch beständig in der Refraktionsphase, d.h. sie können kaum neues cAMP binden und die erneuten cAMP-Wellen können nur schlecht detektiert werden (siehe Kapitel 2.3.1). 6.4 Fehleranalyse Die Fehler in den numerischen Berechnungen des Konzentrationsprofils wurden schon in Kapitel 4.3.2 erläutert. Daher sei hier nur auf diese verwiesen. 6.4.1 Durch den Experimentaufbau verursachte Fehler Rauschen des Massenschwerpunkts Durch die geringe Zeit von einer Sekunde zwischen zwei Aufnahmen ist die Beeinflussung der Daten durch das Rauschen des Massenschwerpunkts sehr stark. Dieses Rauschen wird dadurch erzeugt, dass die Zellen sich in drei Raumrichtungen bewegen8 , die konfokale Laser-Scanning-Mikroskopie aber nur die Bewegung in zwei Raumrichtungen abbilden kann. Durch die zusätzliche Bewegung in der dritten Raumrichtung verschiebt sich der Massenschwerpunkt in der x-y-Ebene leicht, obwohl in dieser Ebene keine Bewegung stattfindet. Dieses Rauschen zeigt sich deutlich in den erstellten Histogrammen. Diese wurden erneut mit einer Differenz von fünf Sekunden zwischen den Bildern berechnet, lieferten allerdings bezüglich der Position der Maxima dieselben Ergebnisse. Größere Abstände zwischen den Bildern erscheinen aufgrund der geringen Anzahl der Bilder pro Sequenz9 nicht sinnvoll. Dauer der Aufnahmen Die geringe Dauer der Aufnahmen (maximal 340 Sekunden) ist nicht lang genug, um eine eindeutige Reaktion der Zellen beobachten zu können, die nicht von der anfänglichen Polarisation der Zellen abhängt (siehe auch Kapitel 6.4.2). Außerdem fließt durch eine kurze Aufnahmezeit das Rauschen des Massenschwerpunktes stark in die Auswertung ein. Die Dauer der Aufnahmen bildet auch eine Fehlerquelle für 8 9 Sie bewegen sich nur begrenzt in z−Richtung, da sie am Deckgläschen adheriert sind. während der Stimulation maximal 240 72 6.4 Fehleranalyse die erstellten Frequenzspektren. Für diese wurden Zeiträume von etwa 100 Sekunden verwendet. Dauer des Signals Die Anregungsperiode von zehn Sekunden liegt an der unteren Grenze, bis zu welcher periodische Signale für die Zellen auflösbar sind. Eine Periodendauer von acht Sekunden kann von den Zellen noch wahrgenommen werden, kleinere Periodendauern werden nicht mehr wahrgenommen. Um Effekte auszuschliessen, die sich durch diese kurzen Perioden ergeben könnten, sollte die Periodendauer erhöht werden. Damit wird ausgeschlossen, dass den Zellen die Zeit fehlt reagieren zu können. Randeffekte durch Ausdehnung der ’uncaging’-Region Die Effekte durch die finite Ausdehnung der ’uncaging’-Region wurden in Kapitel 6.2.2 gezeigt. Um die Effekte des Gradienten, der durch Randeffekte erzeugt wird und die Effekte des Gradienten in y−Richtung konkret vergleichen zu können und gegeneinander abzugrenzen, müssten zwei Experimentreihen durchgeführt werden: Eine Experimentreihe ohne Gradienten in y−Richtung, aber mit Randeffekten und eine Experimentreihe ohne Randeffekte. In der durchgeführten Experimentreihe kann nur vermutet werden, welche der einzelnen Effekte durch die Randeffekte und welche durch den y−Gradienten entstanden sind. 6.4.2 Durch die Zelleigenheiten verursachte Fehler Stochastische GFP-Expression Die Expression von LIME-GFP ist stochastisch verteilt, d.h. nicht alle Zellen weisen in den Experimenten das gleiche Maß an sekundärer Fluoreszenz auf. Daher können nicht alle Zellen im konfokalen Laser-Scanning-Mikroskop beobachtet werden. Es findet eine Beschränkung auf Zellen statt, die genügend sekundäre Fluoreszenz aussenden. Allerdings kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, dass diese Zellen repräsentativ für die gesamte Population sind. Daher könnte in der Beschränkung der untersuchbaren Zellen eine Fehlerquelle liegen. 73 6 Diskussion Stochastische Reaktionsfähigkeit der Zellen Auch die Reaktionsfähigkeit der Zellen auf cAMP ist stochastisch verteilt. Nicht alle Zellen reagieren gleich stark auf cAMP. In der Auswertung werden zwar nur Zellen verwendet, die ein gewisses Maß an Reaktion aufweisen, jedoch ist der Unterschied zwischen diesen Zellen immer noch recht groß. Deshalb entfernen sich stets einige Zellen von der Signalquelle und wandern nicht, wie man es erwarten würde, auf diese zu. Außerdem führt die unterschiedliche Reaktionsfähigkeit dazu, dass die Ergebnisse deutlich von den Zellen beeinflusst werden, die eine starke Reaktion zeigen. Diese Zellen müssen aber nicht unbedingt repräsentativ für die gesamte Population sein. Zudem beeinflusst die Geometrie der Zellen den Konzentrationsgradienten entlang ihrer Plasmamembran sehr stark (siehe B). Da die Zellgeometrien sehr unterschiedliche Formen haben können - von nahezu einem Kreis bis zu einem sehr langgestreckten Ellipsoid - und außerdem die Orientierung der Zellen bezüglich des Flusses unterschiedlich ist, kann die Reaktion der einzelnen Zellen sehr stark variieren. Anfängliche Polarisation der Zellen In der Phase des Nahrungsmangels setzt eine Polarisation der Zellen (siehe Kapitel 2.3.2) ein. Diese Polarisation zeigen die Zellen zu Beginn des Experiments und sie verändert sich erst allmählich unter der Beeinflussung durch das eingesetzte cAMPSignal. In Experimenten mit verschiedenen Gradienten10 zeigt sich, dass die Zellen zu Beginn der Beobachtung sehr oft entgegen der Richtung des Gradienten wandern und erst allmählich ihre Richtung ändern und sich in Richtung der höheren Konzentration bewegen. Da die Aufnahmezeit in den durchgeführten Experimenten jedoch sehr kurz ist, werden die Messergebnisse stark von dieser anfänglichen Polarisation beeinflusst. 6.4.3 Durch die Experimentdurchführung verursachte Fehler Die Zellen werden stets zufällig aus einer Population ausgewählt, so dass diese Auswahl Einfluss auf die Ergebnisse haben könnte. Zusätzlich kann nicht garantiert werden, dass die ccAMP-Suspension, die in den Kanal eingefüllt wird, stets denselben Gehalt an ccAMP hat. Anteile des ccAMP können schon vor Beginn des Experiments durch geringe Lichteinwirkungen freigesetzt werden. Zwar adaptieren 10 Diese wurden von Matthias Theves durchgeführt. 74 6.5 Erklärungsansätze die Zellen an eine konstante cAMP-Konzentration, jedoch kann in diesem Fall nicht immer die gleiche Menge an ccAMP während des Experiments freigesetzt werden. Dadurch kann die Reaktion der Zellen beeinflusst werden. Außerdem ist die Position der Zellen zu Beginn der Stimulation nicht immer gleich. Daher nehmen die Zellen verschiedene Konzentrationsprofile wahr, da die Konzentration in größerer Entfernung zur Quelle durch laterale Diffusion beeinflusst wird. 6.5 Erklärungsansätze 6.5.1 Berechnete Konzentrationsprofile Zellspezifische-Konzentrationsprofile für eine standardisierte Zelle Die Auswertung der Konzentrationsprofile in Kapitel 4.3.1 mit einem Abstand zwischen 20 µm und −20 µm ist für die Betrachtung einzelner Zellen viel zu ungenau, da diese einen wesentlich geringeren Durchmesser haben. Um die numerischen Berechnungen des Konzentrationsgradienten entlang der Plasmamembran in y−Richtung aussagekräftiger zu gestalten, wird dieser für vier Position einer repräsentativen Zelle berechnet. Die Berechnungen werden für einen Kanal durchgeführt, der nur Suspension - d.h. keine Zellen - enthält (siehe auch Kapitel 4.3.2). Die ausgewählte repräsentative Zelle wurde während eines Experiments beobachtet und die vier gekennzeichneten Positionen entsprechen den Positionen, die die ’Pole’ der Zelle zu Beginn der Stimulation also 30 Sekunden nach Beginn der Aufnahme hatten. Für die verschiedenen Experimentreihen wird dieselbe repräsentative Zelle11 mit definiertem Abstand zur Signalquelle für die Berechnung des Konzentrationsgradienten verwendet. Diese wird im Folgenden als ’Modell’-Zelle bezeichnet, um sie von den unterschiedlichen Zellen in Anhang B abzugrenzen. Werden die Berechnungen für verschiedene Zellen mit unterschiedlichen Zellgeometrien durchgeführt, so zeigt sich, dass die Positionen der Pole der Zelle einen sehr starken Einfluss auf den Konzentrationsgradienten entlang ihrer Plasmamembran haben. Außerdem ist die Entfernung von der Signalquelle für das sich ergebende Konzentrationsprofil entscheidend, da das Profil durch Diffusionseffekte in größerer Entfernung zur Quelle stark verändert wird. Um einen besseren Vergleich der Konzentrationsprofile für ein unterschiedliches α zu ermöglichen, wird daher auf eine ’Modell’-Zelle (siehe oben) zurückgegriffen. Allerdings sei hier auf den Anhang 11 Die Parameter dieser Zelle sind in Abbildung 6.9 gekennzeichnet. 75 6 Diskussion Abb. 6.9: Konturplot einer repräsentativen Zelle während eines Experiments im Mikrofluidikkanal, erstellt mit MATLAB® Die Position der Zelle und ihr Umriss ist zum Zeitpunkt t = 30 s i.e. zu Beginn der Stimulation dargestellt. Die ’Pole’ der Zelle sind mit a = (18, 6/1, 6) µm, b = (29, 1/9, 3) µm, c = (39, 6/6, 9) µm und d = (29, 1/−2, 4) µm gekennzeichnet, wobei die erste Angabe der x−Koordinate und die zweite Angabe der y−Koordinate entspricht. Für eine Definition der Richtungen siehe Abb. 4.6. verwiesen (B). Dort werden die Berechnungen für je eine real vorgefundene Zelle aus den einzelnen Experimentreihen durchgeführt, so dass gezeigt werden kann, wie groß der Einfluss der Position der Polpunkte sowie des Abstands zur Signalquelle im Vergleich zu α ist. Es findet für den Winkel α = 0◦ nur ein Vergleich der Konzentrationsgradienten zwischen den Punkten a und c sowie b und d statt, da der zeitliche Konzentrationsverlauf an den einzelnen Punkten stets eine sehr ähnliche Form für die verschiedenen Winkel α hat. Die Form des zeitlichen Verlaufs der cAMP-Konzentration an den einzelnen Polen (Abb. 6.10a) ist für alle vier Pole sehr ähnlich. Allein die maximale Konzentration und der Zeitpunkt des einsetzenden Gradientens unterscheidet sich. Die maximale Konzentration am Pol a ist am größten, da dieser Punkt am nächsten zur Signalquelle liegt, und nimmt von d über b bis hin zu c ab. Selbst in der Phase, in der eine konstante Konzentration an den Punkten a und c herrscht, ist die Konzentration an diesen beiden Punkten nicht identisch. Dies wird durch laterale Diffusion bewirkt, die das Konzentrationsprofil mit zunehmender Entfernung zur Quelle stark aufweitet. 76 6.5 Erklärungsansätze Die Steigung an den Punkten a und c (siehe Abb. 6.10c) verläuft unterschiedlich. Am Punkt a ist die Steigung deutlich höher als am Punkt c, da die Welle dort schon durch Diffusionseffekte verändert worden ist. Die Steigung am Pol c setzt erst mit einer Verzögerung von 0, 08 Sekunden ein. Der Verlauf beider Steigungen ist asymmetrisch bezüglich der Steigung null. Der Steigungsverlauf an den Punkten a und c ist für die übrigen verwendeten Winkel α ähnlich, deshalb wird er nicht weiter erläutert. Für eine doppelte Entfernung von der Signalquelle (Abb. 6.12c) ist der Steigungsverlauf lediglich flacher als in Abbildung 6.10. Im Folgenden wird der zeitliche Verlauf der Differenz (Abb. 6.10b) zwischen den Polen a und c bei einem Winkel von α = 25◦ (siehe Abb. 4.4) und einer ’imaging’Region von (48 × 48) µm beschrieben. Zunächst ist die Konzentration am Punkt a sehr viel größer als am Punkt c und die Differenz steigt bis zu ihrem Maximum von 42 Prozent. Erreicht die Welle nach 0, 3 Sekunden den Pol c so nimmt die Differenz wieder ab und ein Plateau bildet sich: an beiden Punkten besteht eine konstante Konzentration. Durch laterale Diffusion ist allerdings die Konzentration am Punkt c selbst bei diesen stabilen Konzentrationen geringer (siehe Abb. 6.10a). Beginnt die Welle am Punkt a auszulaufen, so fällt die Differenz bis zum negativen Maximum von −27 Prozent. Nach 1, 1 Sekunden ist die Welle auch am Punkt c komplett ausgelaufen und die Differenz ist null. Der gesamte Prozess dauert 2, 5 Sekunden. Dieser Differenzverlauf entlang der Plasmamembran einer Zelle erfolgt in x−Richtung. In y−Richtung ist die Differenz deutlich geringer. Die maximale positive Differenz beträgt sieben Prozent, ebenso wie die maximale negative Differenz. Läuft die Welle am Punkt b ein, so steigt die Differenz bis zu ihrem positiven Maximum. Die Steigung setzt später ein als in x−Richtung und erreicht früher das Maximum. Alle nachfolgenden Phasen werden in y−Richtung ebenso früher erreicht als in x−Richtung. Beginnt die Welle auch am Punkt d einzulaufen, fällt die Differenz ab. Ist die Welle an beiden Punkten b und d vollständig eingelaufen, i.e. ist die Konzentration an beiden Punkten stabil, so ist auch die Differenz nahezu konstant mit −1, 2 Prozent. Läuft die Welle am Punkt b aus, steigt die Differenz bis auf −7 Prozent an. Danach beginnt die Welle auch am Punkt d auszulaufen, so dass nach insgesamt zwei Sekunden keine Differenz mehr vorliegt. Der gesamte Prozess ist asymmetrisch bezüglich dem Zeitpunkt 0, 8 Sekunden. Für die Experimente, in denen eine ’gerade’ ’uncaging’-Linie (siehe Abb. 4.4) verwendet wurde, also ohne zusätzlichen Gradienten in y−Richtung, ergeben sich im Vergleich folgende Unterschiede für den zeitlichen Verlauf der Differenz (Abb. 6.11) 77 6 Diskussion zwischen den Polen a und c bei einer ’imaging’-Region von (48 × 48) µm: Der Verlauf der Differenz zwischen den Punkten a und c ist relativ ähnlich dem Verlauf in Abbildung 6.10b, also mit einem Winkel von α = 25◦ . Die maximale positive Konzentrationsdifferenz zwischen a und c liegt allerdings bei 57 Prozent (also 15 Prozent höher). Die maximale negative Konzentrationsdifferenz liegt bei −37 Prozent (also 10 Prozent höher). Die Tatsache, dass die Unterschiede in den maximalen positiven und negativen Konzentrationsdifferenzen zwischen der ’geraden’ und um 25◦ verkippten ’uncaging’-Linie nicht identisch sind, kann an den unterschiedlichen Skalen und somit Ablesefehlern liegen. Insgesamt ist der Konzentrationsunterschied jedoch für α = 0◦ größer. Dies liegt daran, dass bei einem Winkel von α = 25◦ der Punkt a bereits weiter von der Quelle entfernt ist als bei einem Winkel von α = 0◦ , so dass die laterale Diffusion einen stärkeren Effekt hat. Die Differenz zwischen den Punkten b und d resultiert daraus, dass die y−Koordinate des Punkts d näher am Zentrum der ’uncaging’-Region liegt, also der Effekt der lateralen Diffusion am Punkt d geringer ist. Ansonsten ist kein Gradient in y−Richtung zu erkennen. Für eine vergrößerte ’imaging’-Region von (48 × 96) µm wird eine Zellposition mit verdoppeltem Abstand zur Signalquelle12 angenommen. Hierbei zeigt sich im Vergleich mit einer ’imaging’-Region von (48 × 48) µm, dass die Gradienten durch laterale Diffusion kleiner werden, je weiter sich die Zelle von der ’uncaging’-Region entfernt. Dieser Effekt ist für den Gradienten in y−Richtung wesentlich stärker als für den Gradienten in x−Richtung. Außerdem scheint der Effekt für die positive Differenz, also die einlaufende Welle, deutlich stärker zu sein, als für die auslaufende Welle. Die Dauer der negativen Differenz ist deutlich länger als bei einer kleineren ’imaging’-Region. In größerer Entfernung zur Signalquelle sind die Eigenschaften der Welle also deutlich verändert. Für einen Winkel von α = 41◦ (siehe Abb. 4.4) und eine ’imaging’-Region von (48 × 48) µm weist die Differenz folgende Unterschiede zur Anordnung mit einem Winkel von α = 25◦ auf. Im Vergleich der Differenzen zwischen den Punkten a und c sowie b und d bei den verschiedenen Winkeln α zeigt sich, dass die maximale Konzentrationsdifferenz mit 32 Prozent und −20 Prozent zwischen den Polen a und c in etwa 10 Prozent geringer ist als bei einem Winkel von 25◦ , da bereits der Punkt a sehr viel weiter von der ’uncaging’-Region entfernt ist (siehe oben). Die generelle Form ist jedoch gleich. Die maximale Konzentrationsdifferenz zwischen den 12 i.e. mit Polpositionen von a = (37, 2/1, 6) µm, b = (58, 2/9, 3) µm, c = (79, 2/6, 9) µm und d = (58, 2/ − 2, 4) µm 78 6.5 Erklärungsansätze Punkten b und d ist allerdings höher (10 Prozent und −8 Prozent). Die Konzentrationsdifferenz ist nicht mehr symmetrisch bezüglich null, dies bedeutet, dass bei einem Winkel von α = 41◦ wesentlich stärkere Unterschiede zwischen dem Gradienten in der Wellenfront und dem Gradienten in der Wellenrückseite auftreten. Anhand dieser Ergebnisse zeigen sich die Unterschiede, die sich für die cAMPKonzentrationsprofile durch Änderung verschiedener Parameter ergeben. Wie im Anhang B gezeigt, haben die Form der Zelle sowie die Entfernung von der Quelle einen wesentlich größeren Einfluss als der Winkel α. Daher sollten die Unterschiede der chemotaktische Reaktion der Experimentreihen Nr.1 und Nr.3 nicht überbewertet werden. Die Zellen scheinen in der Experimentreihe Nr.1 in den Bereich der niedrigeren Konzentration zu laufen. Dies lässt sich allerdings eher mit dem in Kapitel 6.4.2 beschriebenen Verhalten der Zellen erklären, als durch die Reaktion der Zellen auf Konzentrationsgradienten. Die Zellen scheinen den Konzentrationsgradienten in Nr.3 deutlicher wahrzunehmen, da sie sich in den Bereich höherer Konzentration bewegen. Der Gradient in x−Richtung ist in diesem Fall schwächer, der Gradient in y−Richtung aber stärker. Daher vermute ich, dass das Verhältnis der Gradienten entscheidend für die Detektionsfähigkeit eines Gradienten in y−Richtung ist. Ist der Gradient in x−Richtung sehr viel stärker, als der Gradient in y−Richtung, so zeigen die Zellen keine Reaktion auf den y−Gradienten. Sie werden durch den Gradienten in x−Richtung zu stark beeinflusst, um den Gradienten in y−Richtung wahrnehmen zu können. Diese Vermutung lässt sich dadurch bestätigen, dass die Bewegungsrichtung in den Experimenten mit verstärktem y−Gradienten aber schwächerem x−Gradienten (Experimentreihe Nr.3) sehr viel eindeutiger ist als für die Experimentreihe Nr.1. Der globale Gradient scheint für die Detektion entscheidend zu sein. Dieser könnte nach dem Prinzip der Vektoraddition beschrieben werden. Dabei addieren sich die beiden Komponenten des Gradienten zu einem resultierenden Gradienten, der die Bewegung beeinflusst. Die Tatsache, dass der zusätzliche Gradient in y−Richtung sich über die Zeit verändert, hat anscheinend keinen Einfluss auf die Wahrnehmung durch die Zellen. Dies könnte ein weiterer Hinweis darauf sein, dass die Zellen nur den Gradienten der positiven Wellenfront wahrnehmen, so dass die spätere Veränderung keinen Einfluss hat. 79 6 Diskussion (a) Zeitlicher Konzentrationsverlauf der in Abb. 6.9 gekennzeichneten Pole (b) Zeitlicher Verlauf der Differenz zwischen den Polen b und d, sowie den Polen a und c (c) Zeitlicher Gradient des Konzentrationsverlaufs an den Polen a und c Abb. 6.10: COMSOL® -Daten für eine ’Modell’-Zelle ’imaging’-Region: (48 × 48) µm, α = 25◦ a) Der zeitliche Verlauf der Konzentration an cAMP wird an jedem der vier Pole dargestellt. Die Form des Verlaufs ist an allen Polen dieselbe, allein die Amplitude sowie der Zeitpunkt des Nullpunkts der Konzentration unterscheiden sich. b) Die Differenz der Pole a und c ist deutlich höher als die Differenz der Pole b und d. Der erste Teil der Kurve wird durch die Welleneigenschaften bestimmt (ca cc , cb cd ). Gefolgt wird dieser von einem Bereich, der ein Plateau aufweist (ca > cc , cb ≈ cd ). Dieser Bereich wird durch laterale Diffusion bestimmt. Der letzte Bereich ist erneut durch die Welle bestimmt (ca cc , cb cd ). 80 c) Die Steigung am Pol a ist deutlich höher als die Steigung am Pol c, da die Welle am Pol c schon durch Diffusionseffekte verändert worden ist. Außerdem setzt die Steigung am Pol c erst mit Verzögerung ein, da die Welle dort erst später ankommt. Die Definition der Pole erfolgt in Tab. B.2. Die Definition der Raumrichtungen ist in Abbildung 4.6 zu sehen. 6.5 Erklärungsansätze Abb. 6.11: COMSOL® -Daten für eine ’Modell’-Zelle ’imaging’-Region: (48 × 48) µm, α = 0◦ Zeitlicher Verlauf der Differenz zwischen den Polen b und d, sowie den Polen a und c Für eine nähere Beschreibung siehe Abb. 6.10b 81 6 Diskussion (a) Zeitlicher Konzentrationsverlauf an den Polen (b) Zeitlicher Verlauf der Differenz zwischen den Polen b und d, sowie den Polen a und c (c) Zeitlicher Gradient des Konzentrationsverlaufs an den Polen a und c Abb. 6.12: COMSOL® -Daten für eine ’Modell’-Zelle ’imaging’-Region: (48 × 96) µm, α = 25◦ Polpositionen: a = (37, 2/1, 6) µm, b = (79, 2/6, 9) µm und d = (58, 2/ − 2, 4) µm Für eine nähere Beschreibung siehe Abb. 6.10 82 (58, 2/9, 3) µm, c = 6.5 Erklärungsansätze (a) Zeitlicher Konzentrationsverlauf der in Abb. 6.9 gekennzeichneten Pole (b) Zeitlicher Verlauf der Differenz zwischen den Polen b und d, sowie den Polen a und c (c) Zeitlicher Gradient des Konzentrationsverlaufs an den Polen a und c Abb. 6.13: COMSOL® -Daten für eine ’Modell’-Zelle ’imaging’-Region: (48 × 48) µm, α = 41◦ Für eine nähere Beschreibung siehe Abb. 6.10 83 6 Diskussion 6.6 Vergleich mit dem LEGI-Modell Vor dem Hintergrund des LEGI-Modells erscheint die obige Interpretation sinnvoll. Die chemotaktische Antwort wird in diesem Modell durch den Unterschied der Besetzungszahlen der Rezeptoren entlang der Plasmamembran ausgelöst. Ist der Gradient in x−Richtung sehr viel stärker als der Gradient in y−Richtung, so zeigt der resultierende globale Gradient eher in x−Richtung. Es findet eine sehr starke Rezeptorbesetzung am vorderen Ende der Zelle statt13 . Dadurch wird eine Diffusion des Inhibitors zu allen übrigen Stellen der Plasmamembran ausgelöst, so dass dort die chemotaktischen Reaktionen gehemmt werden. Insgesamt nimmt die Zelle also nur die Aktivierung der Rezeptoren an ihrem vorderen Ende wahr und bewegt sich bevorzugt in Richtung des x−Gradienten. Dominiert der Gradient in x−Richtung14 nicht so deutlich, wird der resultierende globale Gradient stärker durch den Gradienten in y−Richtung beeinflusst. Die Aktivierung findet in Richtung des resultierenden Gradienten statt, so dass die Bewegung auch durch die y−Komponente des Gradienten beeinflusst wird. In den Experimenten der Experimentreihe Nr.2 wird durch die Randeffekte ein sehr starker Gradient in y−Richtung erzeugt (siehe Kapitel 6.2.2). Die Zellen reagieren deutlich stärker auf diesen Gradienten als auf den Gradienten in x−Richtung. Dieses Ergebnis bestätigt die oben beschriebene Theorie. 13 14 Für eine Definition des vorderen Zellendes siehe Kapitel 2.3.2 im Verhältnis zur Stärke des y−Gradienten 84 7 Zusammenfassung 7.1 Ergebnisse Somit konnte gezeigt werden, dass Zellen auf einen zusätzlichen sehr kurzen, räumlichen Gradienten reagieren können, sofern die Detektion nicht durch einen anderen zu starken, räumlichen Gradienten behindert wird. Dies legt nahe, dass der globale resultierende Gradient von den Zellen detektiert wird. Dieser kann ähnlich einer Vektoraddition beschrieben werden. Selbst die Tatsache, dass der zusätzliche Gradient sich über die Zeit verändert, behindert diese Fähigkeit anscheinend nicht. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Zellen nur den positiven Gradienten der Wellenfront detektieren, so dass die spätere Veränderung des Gradienten keinen Einfluss auf die Reaktion hat. Zellen des Stamms AX3 zeigen im Vergleich zu Zellen des Stamms AX2 keinen Unterschied in der oben beschriebenen Fähigkeit der Signaldetektion eines globalen Gradienten. Experimente mit einer verlängerten Plateauphase der Welle zeigen, dass die Zellen den positiven Gradienten der Wellenfront für die Detektion eines Signals benötigen. Der negative Gradient in der Wellenrückseite scheint nicht von Bedeutung zu sein. Die Zeitskala der intrazellulären Prozesse1 , ändert sich durch einen zusätzlichen Gradienten nicht. 7.2 Ausblick Um konkrete Aussagen über die chemotaktische Reaktion auf einen zusätzlichen Gradienten in y−Richtung treffen zu können, müssten Experimente mit einer deutlich vergrößerten ’uncaging’-Region durchgeführt werden. Dadurch könnten die Randeffekte, die durch die finite Ausdehnung der ’uncaging’-Region entstehen, ausgeschlossen werden (Kapitel 6.2.2). Zusätzlich sollte die Aufnahmezeit pro Experiment erhöht werden, so dass die Bewegungen der Zellen länger beobachtet werden können. Mit diesem Ansatz könnte die Zeitspanne zwischen den einzelnen Datensätzen für 1 die indirekt durch LIME-GFP beobachtet werden können, also das Verhalten des F-Aktins 85 7 Zusammenfassung die Berechnung der Histogramme deutlich vergrößert werden, so dass die Fehler, die durch das Rauschen des Massenschwerpunkts der Zellen erzeugt werden, minimiert werden können. Durch eine Erhöhung der Datendichte in den Kontrollen könnte die Persistenzzeit für die ’random motion’ berechnet werden, um diese zu beschreiben. Die Persistenzzeit wurde für die aufgenommenen Kontrollen mit einer Dauer von 600 Sekunden bereits untersucht. Allerdings war aufgrund der geringen Datendichte keine Aussage möglich. Anhand einer größeren Datenmenge könnte somit ein Modell entwickelt werden, um die Reaktion der Zellen und den Prozess der Signaldetektion für einen zusätzlichen y−Gradienten zu beschreiben. Die Frequenz der Signale sollte auf Perioden oberhalb von zehn Sekunden erhöht werden. Denn diese Periodendauer liegt nah an der unteren Grenze, ab der die Zellen noch auf periodische Signale reagieren können. Um eine genauere Erkenntnis zu erhalten, welchen Einfluss die Form der Zelle (z.B. ihre Länge) auf den resultierenden Gradienten entlang ihrer Plasmamembran hat, könnten detaillierte numerische Berechnungen durchgeführt werden. Zusätzlich könnte das Verhältnis zwischen der Stärke des Gradienten in x−Richtung und in y−Richtung variiert werden, so dass gezeigt werden kann, ob die Zellen sich tatsächlich in die Richtung bewegen, die durch den resultierenden globalen Gradienten vorhergesagt wird. 86 A Weitere Grafiken A.1 Histogramme des ’half-population’-Tests (a) Experimentreihe Nr.1, Teilmenge 1 (b) Experimentreihe Nr.1, Teilmenge 2 Abb. A.1: ’half-population’-Test der Winkelverteilung der Experimentreihe Nr.1 Die Datensätze werden zufällig auf zwei Teilmengen verteilt und in Histogrammen dargestellt. Die rote vertikale Linie stellt den Winkel 180◦ dar. Die Unterteilung der x−Achse erfolgt in 10◦ Schritten. 87 A Weitere Grafiken (a) Experimentreihe Nr.2, Teilmenge 1 (b) Experimentreihe Nr.2, Teilmenge 2 Abb. A.2: ’half-population’-Test der Winkelverteilung der Experimentreihe Nr.2 Für eine genauere Beschreibung siehe Abb. A.1 (a) Experimentreihe Nr.2, Teilmenge 1 (b) Experimentreihe Nr.2, Teilmenge 2 Abb. A.3: ’half-population’-Test der Winkelverteilung der Experimentreihe Nr.3 Für eine genauere Beschreibung siehe Abb. A.1 88 A.1 Histogramme des ’half-population’-Tests (a) Experimentreihe Nr.4, Teilmenge 1 (b) Experimentreihe Nr.4, Teilmenge 2 Abb. A.4: ’half-population’-Test der Winkelverteilung der Experimentreihe Nr.4 Für eine genauere Beschreibung siehe Abb. A.1 (a) Experimentreihe Nr.2, Teilmenge 1 (b) Experimentreihe Nr.2, Teilmenge 2 Abb. A.5: ’half-population’-Test der Winkelverteilung der Experimentreihe Nr.5 Für eine genauere Beschreibung siehe Abb. A.1 89 A Weitere Grafiken (a) Experimentreihe Nr.1, Teilmenge 1 (b) Experimentreihe Nr.1, Teilmenge 2 Abb. A.6: ’half-population’-Test der Geschwindigkeitsverteilung in x−Richtung der Experimentreihe Nr.1 Die Datensätze werden zufällig auf zwei Teilmengen verteilt und in Histogrammen dargestellt. Die rote vertikale Linie stellt die Geschwindigkeit 0 µm/min dar. Die Unterteilung der x−Achse erfolgt in 1 µm/min-Schritten. (a) Experimentreihe Nr.2, Teilmenge 1 (b) Experimentreihe Nr.2, Teilmenge 2 Abb. A.7: ’half-population’-Test der Geschwindigkeitsverteilung in x−Richtung der Experimentreihe Nr.2 Für eine genauere Beschreibung siehe Abb. A.6 90 A.1 Histogramme des ’half-population’-Tests (a) Experimentreihe Nr.3, Teilmenge 1 (b) Experimentreihe Nr.3, Teilmenge 2 Abb. A.8: ’half-population’-Test der Geschwindigkeitsverteilung in x−Richtung der Experimentreihe Nr.3 Für eine genauere Beschreibung siehe Abb. A.6 (a) Experimentreihe Nr.4, Teilmenge 1 (b) Experimentreihe Nr.4, Teilmenge 2 Abb. A.9: ’half-population’-Test der Geschwindigkeitsverteilung in x−Richtung der Experimentreihe Nr.4 Für eine genauere Beschreibung siehe Abb. A.6 91 A Weitere Grafiken (a) Experimentreihe Nr.5, Teilmenge 1 (b) Experimentreihe Nr.5, Teilmenge 2 Abb. A.10: ’half-population’-Test der Geschwindigkeitsverteilung in x−Richtung der Experimentreihe Nr.5 Für eine genauere Beschreibung siehe Abb. A.6 (a) Experimentreihe Nr.1, Teilmenge 1 (b) Experimentreihe Nr.1, Teilmenge 2 Abb. A.11: ’half-population’-Test der Geschwindigkeitsverteilung in y−Richtung der Experimentreihe Nr.1 Für eine genauere Beschreibung siehe Abb. A.6 92 A.1 Histogramme des ’half-population’-Tests (a) Experimentreihe Nr.2, Teilmenge 1 (b) Experimentreihe Nr.2, Teilmenge 2 Abb. A.12: ’half-population’-Test der Geschwindigkeitsverteilung in y−Richtung der Experimentreihe Nr.2 Für eine genauere Beschreibung siehe Abb. A.6 (a) Experimentreihe Nr.3, Teilmenge 1 (b) Experimentreihe Nr.3, Teilmenge 2 Abb. A.13: ’half-population’-Test der Geschwindigkeitsverteilung in y−Richtung der Experimentreihe Nr.3 Für eine genauere Beschreibung siehe Abb. A.6 93 A Weitere Grafiken (a) Experimentreihe Nr.3, Teilmenge 1 (b) Experimentreihe Nr.3, Teilmenge 2 Abb. A.14: ’half-population’-Test der Geschwindigkeitsverteilung in y−Richtung der Experimentreihe Nr.4 Für eine genauere Beschreibung siehe Abb. A.6 (a) Experimentreihe Nr.5, Teilmenge 1 (b) Experimentreihe Nr.5, Teilmenge 2 Abb. A.15: ’half-population’-Test der Geschwindigkeitsverteilung in y−Richtung der Experimentreihe Nr.5 Für eine genauere Beschreibung siehe Abb. A.6 94 A.2 Frequenzspektren A.2 Frequenzspektren (a) Frequenzspektrum der Reaktion des Cortex (b) Frequenzspektrum der Reaktion des Zytosols Abb. A.16: Frequenzspektren der Reaktionen der Experimentreihe Nr.2 Betrachtet wurde die Zeitspanne von 44 s − 213 s nach Beginn des Experiments. Für eine genauere Beschreibung siehe Abb. 5.17 95 A Weitere Grafiken (a) Frequenzspektrum der Reaktion des Cortex (b) Frequenzspektrum der Reaktion des Zytosols Abb. A.17: Frequenzspektren der Reaktionen der Experimentreihe Nr.3 Betrachtet wurde die Zeitspanne von 53 s − 174 s nach Beginn des Experiments. Für eine genauere Beschreibung siehe Abb. 5.17 96 A.2 Frequenzspektren (a) Frequenzspektrum der Reaktion des Cortex (b) Frequenzspektrum der Reaktion des Zytosols Abb. A.18: Frequenzspektren der Reaktionen der Experimentreihe Nr.4 Betrachtet wurde die Zeitspanne von 53 s − 163 s nach Beginn des Experiments. Für eine genauere Beschreibung siehe Abb. 5.17 97 A Weitere Grafiken (a) Frequenzspektrum der Reaktion des Cortex (b) Frequenzspektrum der Reaktion des Zytosols Abb. A.19: Frequenzspektren der Reaktionen der Experimentreihe Nr.5 Betrachtet wurde die Zeitspanne von 56 s − 136 s nach Beginn des Experiments. Für eine genauere Beschreibung siehe Abb. 5.17 98 B Zellspezifische Konzentrationsprofile für reale Zellen Die Konzentration wird an den in Tabelle B.2 angegebenen Polen der Zelle berechnet. Die Positionen der Zellpole stammen aus den einzelnen Experimentreihen, so wie sie in den Aufnahmen zum Zeitpunkt t = 30 s - also zu Beginn der Stimulation - vorgefunden werden. Es zeigt sich im Vergleich mit den Daten einer ’Modell’-Zelle in Kapitel 6.5.1 für die verschiedenen Winkel α und die unterschiedliche Ausdehnung der ’imaging’-Region, dass die verschiedenen Zellgeometrien und Abstände der Zelle zur Signalquelle einen sehr großen Einfluss auf den Gradienten in y−Richtung haben. Die verwendete ’Modell’-Zelle ist eine Zelle, die der Experimentreihe Nr.1 entstammt. Daher werden die Abbildungen für Experimentreihe Nr.1, die sich schon in Kapitel 6.5.1 finden, nicht erneut aufgeführt. Die maximale negative Differenz beträgt für die Zelle aus der Experimentreihe Nr.2 −10 Prozent, allerdings gibt es kein positives Maximum. In Kapitel 6.5.1 konnte für diese Experimentreihe schon die deutliche Asymmetrie zwischen positiver Differenz und negativer Differenz sowohl in ihrer Dauer als auch in ihrer Ausprägung beobachtet werden. Das Fehlen des positiven Maximums könnte an der Form der Zelle liegen, da diese nicht parallel zur Flussrichtung liegt. Die Größenordnung der Differenz ist allerdings dieselbe wie für die ’Modell’-Zelle in Kapitel 6.5.1. Für die Experimentreihe Nr.3 - also einen Winkel von α = 41◦ - ist die maximale Differenz zwischen den Punkten b und d mit 5, 5 Prozent deutlich geringer als für die ’Modell’-Zelle und liegt dabei sogar unterhalb der Differenz, die sich für die ’Modell’-Zelle in Experimentreihe Nr.1 ergibt. Dies zeigt wie groß die Einflüsse der Zellform und des Abstands zur Signalquelle auf den Gradienten in y−Richtung sind. Die Unterschiede, die sich für verschiedene Winkel α ergeben, sind im Gegensatz dazu nicht sehr aussagekräftig. Es zeigt sich, dass die Position der Polpunkte sowie der Abstand zur Signalquelle 99 B Zellspezifische Konzentrationsprofile für reale Zellen Experimentreihe Nr. 1 Nr. 2 Nr. 3 Pol a [µm] Pol b [µm] Pol c [µm] Pol d [µm] (18,6 / 1,6) (37,2 / -11,7) (12,5 / 8,5) (29,1 / 9,3) (50,9 / -14,1) (26,2 / 6,9) (39,6 / 6,9) (64,7 / -2,4) (40,0 / 2,4) (29,1 / -2,4) (50,9 / -0,8) (25,8 / 0,8) Tab. B.2: Pole der repräsentativen Zellen für die Experimentreihen Nr.1, Nr.2 und Nr.3 Die erste Angabe bezeichnet die x−Position, die zweite Angabe die y−Position. Der Punkt (0 / 0) ist in Abb. 4.6 definiert. einen wesentlich größeren Einfluss als der Winkel α haben. 100 (a) Zeitlicher Konzentrationsverlauf der in Tab. B.2 aufgeführten Pole (b) Zeitlicher Verlauf der Differenz zwischen den Polen b und d, sowie den Polen a und c (c) Zeitlicher Gradient des Konzentrationsverlaufs an den Polen a und c Abb. B.1: COMSOL® -Daten für eine repräsentative Zelle der Experimentreihe Nr.2 Für eine nähere Beschreibung siehe Abb. 6.10 101 B Zellspezifische Konzentrationsprofile für reale Zellen (a) Zeitlicher Konzentrationsverlauf der in Tab. B.2 aufgeführten Pole (b) Zeitlicher Verlauf der Differenz zwischen den Polen b und d, sowie den Polen a und c (c) Zeitlicher Gradient des Konzentrationsverlaufs an den Polen a und c Abb. B.2: COMSOL® -Daten für eine repräsentative Zelle der Experimentreihe Nr.3 Für eine nähere Beschreibung siehe Abb. 6.10 102 C Vergleichsdaten C.1 Daten ohne Gradient in y−Richtung Abb. C.1: Überlagerter Zelltrack der Experimente ohne zusätzlichen y−Gradienten Symbolik analog zu Abb. 5.4 103 C Vergleichsdaten (a) Geschwindigkeitsverteilung in x−Richtung (b) Geschwindigkeitsverteilung in y−Richtung (c) Winkelverteilung Abb. C.2: Histogramme der Experimente ohne zusätzlichen y-Gradienten Die rote vertikale Linie stellt die Geschwindigkeit 0 µm/min bzw. den Winkel 180◦ dar. Die Unterteilung der x−Achse erfolgt in 1 µm/min- bzw. in 10◦ Schritten. 104 C.1 Daten ohne Gradient in y−Richtung Abb. C.3: Verlauf der zellulären Antwort des Zytosols der Experimente ohne zusätzlichen y-Gradienten Die ∆-Symbole stellen die Zeit in Sekunden dar. In lila ist der Zeitpunkt des einsetzenden Pulses gekennzeichnet, der eine Sekunde anhält und mit einer Periode von zehn Sekunden auftritt. Die gemittelte Intensität erreicht ihr Maximum nicht zum Zeitpunkt des Pulses, sondern in etwa fünf Sekunden nach Einsetzen des Signals. Abb. C.4: Frequenzspektren der Reaktionen der Experimente ohne zusätzlichen yGradienten Für eine genauere Beschreibung siehe Abb. 5.17 105 C Vergleichsdaten 106 D Verwendete Geräte und Materialien Nr. Gerät Hersteller A1 A2 A3 15ml-Röhrchen 10ml-Pipettenspitze Absaugepumpe A4 Belackungsschleuder Greiner Greiner Integra Biosciences Ramgraber GmbH A5 Deckgläschen A6 A7 A8 A9 Fluoview FV1000 Immersionsöl Immersionsobjektiv Kanüle A10 Kanüle, spitz A11 Magic-Klebeband A12 Maskaligner Artikelnummer Spezifikation Artnr. 188271 Artnr. 607180, Cellstar Vacuboy Vacusafe Comfort Nasschemie Arbeitsplatz, Artnr. 305018 Gerhard Menzel (24 × 60) mm, N o.1 Glasbearbeitungswerk GmbH & Co. KG Olympus Olympus Typ F , Artnr. N2673200 Olympus ULSAPO 60XO McMaster 19 gauge × 1 inch, stainless Heiland (0, 6 × 25) mm, Sonderkanüle, Artnr. 370-224 Scotch Artnr. 11257, 19 mm × 33 m EVGroup EVG620 Automated Mask Aligner 107 D Verwendete Geräte und Materialien Nr. Gerät Hersteller Artikelnummer Spezifikation A13 Maske Chrommaske A14 Neubauerzählkammer CNF, Universität Cornell, NY, U.S.A. Optik Labor A15 Nitril-Handschuhe Microflex A16 Memmert A17 Ofen (Universalschrank) Open Air Shaker A18 Optischer Tisch Barnstead International TMC A19 Pasteurpipetten Omnilab A20 A21 A22 Peristaltik-Pumpe Petridish Pipetboy A23a A23b A24 A25 A26 A27 Pinzette Pinzette Plasma Cleaner Reaktionsgefäß Research Pipetts Silizium-Wafer Rainin Falcon Integra Biosciences Granit EAEM Harrick Greiner Eppendorf Si-Mat A28 A29 Sicherheitswerkbank Skalpell Sorvall Heraceus Swann-Morton 108 Tiefe: 0, 100 mm, 0, 0025 mm2 Supreno, Examination Gloves, Powder-free, Artnr. EN 455/ ASTM D6319 UNB200 MaxQ 2000 Vibration Isolation System Gesamtlänge: 145 mm, Spitzenlänge: 45 mm, Artnr. 5411015 Primaria, Artnr. 353803 Pipetboy Acu Artnr. 2AB.sa Artnr. 40CSA, stainless PDC Artnr. 002051012 1,5 ml, Artnr.616201 Femto Jet Express Durchmesser: 100 mm, Dicke: 525(±25) µm , einseitig poliert, Typ: P/Bor Klasse 2, Typ HS15 stainless, Artnr. BS 2982 Nr. Gerät Hersteller Artikelnummer Spezifikation A30a Spritze Hamilton A30b Spritze Hamilton A31 Syringe Pump A32 Teflonschlauch Harvard Apparatus Novodirekt 250 µl, Artnr. 1725, Gastight 100 µl, Artnr. 1710, Gastight PHD 2000 A33 A34 Temperaturreglergerät Vakuumpumpe und Vakuumkammer WEMA Ilmvac GmBH und Pyrex U.S.A A35 A36 A37 A38 Waage Waageschälchen Wasserbad Weißlichtinterferometer A39 Zentrifuge Acculab Omnilab Memmert Veeco, Metrology Group Eppendorf PTFE Schlauch, Artnr. 39241 Artnr. WTD-35 M1 Feinvakuum / Adsorptionsfalle (Artnr. 700156-2) Econ, EC-211 (140 × 140) mm WB/OB 7-45, WBU 45 Wyko NT1100 5810 R Tab. D.1: Verwendete Geräte und Materialien 109 D Verwendete Geräte und Materialien D.1 Der Reinraum Der verwendete Reinraum hat die Klasse ISO61 . Dies bedeutet, dass die folgende Anzahl von Partikeln im gesamten Reinraum unterschritten werden muss. Der direkte Arbeitsbereich hat eine erhöhte Reinraumklasse von ISO5. Reinraumklassen ISO 5 ISO 6 0, 1 µm 100000 1000000 Partikel 0, 2 µm 23700 237000 (mit jeweiligem Durchmesser) je m3 0, 3 µm 0, 5 µm 1, 0 µm 1, 5 µm 10200 3520 832 29 102000 35200 8320 293 Tab. D.2: Klassifikation der Reinraumklassen, nach ISO 14644-1 Für die Arbeit im Reinraum sind bestimmte Arbeitsregeln zu beachten. Es wird versucht, ein Einbringen von Partikeln in den Reinraum bestmöglich zu verhindern, damit die sehr reine Arbeitsumgebung erhalten bleibt. Die Arbeitskleidung besteht aus einem Schutzanzug mit Kopfhaube aus eng gewebten Polyesterfasern. Die Stoffstruktur ist so gewählt, dass sie möglichst viele Partikel zurückhält, trotzdem aber eine Wasserdurchlässigkeit des Anzugs ermöglicht. Außerdem werden Mundschutz, Nitrilhandschuhe und Überzieher für die sauberen Laborschuhe verwendet. Mit diesen Maßnahmen kann der Effekt der großen Partikelquelle, die jeder Mensch darstellt, minimiert werden. Des Weiteren sollten schnelle Bewegungen vermieden werden, da ansonsten eine Strömungsschleppe erzeugt wird, in der sich Partikel ansammeln können.[15] Der Reinraum, in dem Temperatur, Luftdruck und -feuchtigkeit konstant gehalten werden, besteht aus einem schalenförmigen Aufbau. Der äußerste Bereich wird als Schwarzbereich bezeichnet. Im Schwarzbereich befindet sich die Umkleide, die mit Außenluft gefüllt ist. Dieser Bereich führt durch eine Schleuse in den Graubereich, der mit Reinstluft gefüllt ist und in dem Schutzkleidung getragen werden muss. Eine weitere Schleuse führt in den Arbeitsbereich - den Weißbereich. Durch den Luftdruck wird die Strömung der Luft kontrolliert, so dass diese immer von den inneren Bereichen nach außen strömt und nicht umgekehrt.[15] Die Reinstluft wird mit Hilfe von Faserfiltern aus der Außenluft erzeugt und in den Reinraum geleitet. Die im Reinraum befindlichen Partikel werden mit einem Fortluftsystem nach außen geleitet und von dort aus umweltgerecht entsorgt. Darüber hinaus wird im Reinraum nur Reinstwasser benutzt, dass nahezu keine anderen 1 nach ISO 14644-1 110 D.2 Das Weißlichtinterferometer Bestandteile außer H2 0 beinhaltet. Die Lampen im Reinraum sind Gelblichtlampen, damit eine vorzeitige Aktivierung des verwendeten Fotolacks durch U V -Anteile im Weißlicht vermieden wird.[15] Das Gebäude, in dem sich der Reinraum befindet, besteht aus drei Ebenen: Dem Plenum, in dem die Luftverteilung stattfindet, der Reinraumebene, in der sich die Arbeitsanlagen befinden und der Rückführebene, die der Rückführung der Reinstluft und des Reinstwassers dient.[15] Zusätzlich zur turbulenten Verdünnungs- oder Mischströmung, in der die Partikelkonzentration beständig verdünnt wird, gibt es speziell für den Arbeitsbereich den sogenannten ’laminar flow’. Dieser Luftstrom ist turbulenzarm, erfolgt meist vertikal und dient der geringen Kontamination von sensiblen Bereichen mit Verunreinigungen aus dem übrigen Reinraum.[15] D.2 Das Weißlichtinterferometer Ein Interferometer dient unter anderem zur Vermessung von Oberflächen. Das verwendete Weißlichtinterferometer (A 38) gehört zur Kategorie der ’vertical scanning white light’-Interferometer. Licht aus einer Glühlampe trifft auf das Objektiv des integrierten Mikroskops, nachdem es ein Strahlteilerprisma passiert hat. Ein Teil des Lichtstrahls trifft auf eine Referenzoberfläche, der zweite auf die Probe. Die Reflexionen beider Strahlanteile werden wieder zusammengeführt und treffen auf einen CCD-Chip, der die resultierende Intensität in ein elektronisches Signal überführt.[34] Die Besonderheit eines Weißlichtinterferometers gegenüber üblichen Interferometern, die zumeist stark kohärentes Licht in Form eines Laserstrahls nutzen, ist, dass Interferenzeffekte nur sehr deutlich erscheinen, wenn der Wellenlängenunterschied zwischen beiden Strahlanteilen null ist. Somit kann die Höhe der Probe direkt aus der Position des Referenzspiegels abgelesen werden.[17] D.3 Der Plasma-Cleaner Als Plasma wird ein teilweise ionisiertes Gas bezeichnet, das aus Elektronen, Ionen und neutralen Atomen bzw. Molekülen besteht. Erzeugt wird es in diesem Fall durch ein oszillierendes elektrisches Feld mit Frequenzen im Radiobereich. Bei niedrigen Drücken werden die Elektronen des Gases durch die Beschleunigung im elektrischen 111 D Verwendete Geräte und Materialien Feld und den nachfolgenden elastischen Stößen mit neutralen Atomen oder Feldlinien erhitzt. Die daraufhin ionisierten Elektronen können wiederum neutrale Atome ionisieren, Bindungen in Molekülen brechen, Atome und Moleküle anregen, sowie die Oberfläche des Substrats erwärmen. Die Reinigung der Oberfläche erfolgt durch Ablation. Dabei werden die schwachen kovalenten C-H-Bindungen der verunreinigenden Stoffe Bindung für Bindung durch das Auftreffen hochenergetischer Ionen oder Elektronen aufgebrochen. Infolgedessen ist das Molekulargewicht der einzelnen Bestandteile so gering, dass sie im Vakuum verdampfen.[13] Zusätzlich werden die Oberflächen des PDMS und des Deckgläschens chemisch aktiviert, so dass sie hydrophil werden und sich beim Aufeinanderlegen verbinden. Die Aktivierung erfolgt durch die Dissoziation des Plasmagases, das Polymergruppen der Oberfläche durch stark reaktive Carbonyl-,Carboxyl- oder Hydroxy-Gruppen ersetzt.[13] D.4 Parameter des Mikroskops Laser Ausführung Eigenschaften ’scanning’-Laser Multi Argon-Ionen Laser λ = 488 nm P = 30 mW Preduziert = 2, 4 mW ’uncaging’-Laser Dioden-Laser, blau λ = 405 nm P = 6 mW Tab. D.4: Verwendete Laser, Fluoview FV1000 (Olympus) [33] 112 D.4 Parameter des Mikroskops ’imaging’-Region (120 x 120) Pixel (120 x 240) Pixel (300 x 300) Pixel Objekt Dauer ’imaging’-Region 176 ’uncaging’-Linie2 3, 144 ms ’imaging’-Region 207 ’uncaging’-Linie 3, 144 ms ’imaging’-Region 526 ms ms ms Tab. D.6: Benötigte Scan-Zeit für verschiedene ’imaging’-Regionen, Fluoview FV 1000 (Olympus) 113 D Verwendete Geräte und Materialien 114 E Verwendete Chemikalien Nr. Chemikalie Hersteller Eigenschaften B1 B2 B3 B4 Aceton cAMP ccAMP Curing Agent Merck Sigma Invitrogen Dow Corning B5 Fluorescein B6 H2 0, destilliert B7 HL-5 Fisher Scientific (Acros) destilliert durch Ultrapure Watersystem, Barnstead Formedium Artnr. 1.00013.2500 Artnr. A9501 Artnr. D1037 Sylgard 184 Silicone Elastomer Kit, Härtemittel Artnr. AC 11924-100 B8 B9 B10 Isopropanol PDMS Phosphatpuffer B11 B12 Stickstoff SU-8 25 Merck Dow Corning nach Sörensen [35] Air Liquid MicroChem B13 SU-8 Developer MicroChem Thermolyne NANOpure Diamond 7 g/l Hefeextrakt, 14 g/l Pepton, 0, 5 g/l KH2 P O4 , 0, 5 g/l N a2 HP O4 Artnr. 1009952500 Sylgard 184 2 g/l KH2 P O4 , 0, 36 g/l N a2 HP O4 × 2 H2 O, pH-Wert 6, 0 verdichtet, Reinheitsklasse: 5.0 Negativfotolack1 , Viskosität: 2500 mm2/s Tab. E.1: Verwendete Chemikalien 1 Die Zahl 25 ist eine firmeneigene Viskositätsangabe. 115 E Verwendete Chemikalien (a) Aceton (c) γButyrolacton (b) Fluorescein (d) Isopropanol (e) Polydimethylsiloxan (PDMS) 116 (f) Triarylsulfoniumhexafluoroantimonat(Fotoinitatorsalz) (g) zyklisches Adenosinmonophosphat (h) zyklisches Adenosinmonophosphat, ’caged’ Form 117 E Verwendete Chemikalien 118 Literaturverzeichnis [1] A. Bagorda and C.A. Parent: Eukaryotic chemotaxis at a glance. In: Cell Science at a glance 121 (2008), S. 2621 – 2624 [2] A. Theibert and P.N. Devreotes: Cyclic 3’,5’-AMP relay in Dictyostelium discoideum: adaptation is independent of activation of adenylate cyclase. In: The Journal of Cell Biology 97 (1983), S. 173 – 177 [3] A.A. Polezhaev, C. Hilgardt, T. Mair and S.C. Müller : Transition from an excitable to an oscillatory state in Dictyostelium discoideum. In: IEE Proceedings - Systems Biology 152 (2005), S. 75 – 79 [4] A.J. Bae, C. Beta and E. 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Blanton, Biological Sciences Electron Microscopy Laboratory, Texas Tech University 6 Aufnahme einer Zelle der Mutante LIME-GFP . . . . . . . . . . . . . 8 Photolyse von cAMP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Signalweg während der Chemotaxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Reaktionsschema der Fluoreszenz, Jablonski-Schema . . . . . . . . . . 15 Strahlengang eines Laser-Scanning-Mikroskops . . . . . . . . . . . . . 17 Foto eines strukturierten Wafers . . . . . . . . . . . . . . . Foto eines Mikrofluidikkanals . . . . . . . . . . . . . . . . Schematischer Aufbau eines Mikrofluidikkanals . . . . . . . Geometrie der ’uncaging’ und ’imaging’-Regionen . . . . . Scan-Modus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Definition der Richtungen in den COMSOL® -Berechnungen COMSOL® -Daten für eine ’imaging’-Region von (48 × 48) einen Winkel α = 25◦ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . COMSOL® -Daten für eine ’imaging’-Region von (48 × 96) einen Winkel α = 25◦ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . COMSOL® -Daten für eine ’imaging’-Region von (48 × 48) einen Winkel α = 41◦ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . µm und . . . . . µm und . . . . . µm und . . . . . Typischer Intensitätsverlauf einer reagierenden Zelle . . . . . . . . . Definition der Geschwindigkeiten und des Winkels . . . . . . . . . . Die normierten Geschwindigkeitsverteilungen in x− und y−Richtung der Kontrollen (Nr.K1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Überlagerter Zelltrack der Experimentreihen Nr.1, Nr.2 und der zugehörigen Kontrollen (Nr.K1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Winkelverteilung der Experimentreihen Nr.1, Nr.2 & Nr.K1 . . . . . . . . . . 24 26 26 29 31 34 . 35 . 36 . 37 . 40 . 42 . 45 . 46 . 48 125 Abbildungsverzeichnis 5.6 Geschwindigkeitsverteilung in x−Richtung der Experimentreihen Nr.1, Nr.2 & Nr.K1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 5.7 Geschwindigkeitsverteilung in y−Richtung der Experimentreihen Nr.1, Nr.2 & Nr.K1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 5.8 Überlagerter Zelltrack der Experimentreihe Nr.3 5.9 Histogramme der Experimentreihe Nr.3 . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 . . . . . . . . . . . 51 5.10 Überlagerter Zelltrack der Experimentreihe Nr.5 . . . . . . . . . . . . 54 5.11 Vergleich der Verteilung der totalen Geschwindigkeiten in der Experimentreihe Nr.5 und den zugehörigen Kontrollen Nr.K1 . . . . . . . 55 5.12 Histogramme der Experimentreihe Nr.5 . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 5.13 Überlagerter Zelltrack der AX3-Experimente . . . . . . . . . . . . . . 57 5.14 Winkelverteilung der AX3-Experimente (Nr.4) und der zugehörigen Kontrollen (Nr.K2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 5.15 Geschwindigkeitsverteilung in x−Richtung der AX3-Experimente (Nr.4) und der zugehörigen Kontrollen (Nr.K2) . . . . . . . . . . . . . . . . 58 5.16 Geschwindigkeitsverteilung in y−Richtung der AX3-Experimente (Nr.4) und der zugehörigen Kontrollen (Nr.K2) . . . . . . . . . . . . . . . . 59 5.17 Frequenzspektren der Reaktionen der Experimentreihe Nr.1 . . . . . 60 6.1 Normierte Winkelverteilung der AX2-Experimente (Nr.1 & Nr.2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 6.2 Normierte Geschwindigkeitsverteilung in x−Richtung der AX2-Experimente (Nr.1 & Nr.2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 6.3 Normierte Geschwindigkeitsverteilung in y−Richtung der Experimentreihen Nr.1 & Nr.2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 6.4 Normierte Histogramme der Experimentreihe Nr.3 . . . . . . . . . . 64 6.5 Normierte Histogramme der Experimentreihe Nr.5 . . . . . . . . . . 65 6.6 Normierte Histogramme der Experimentreihe Nr.4 . . . . . . . . . . . 66 6.7 Vergleich der Zeitskalen in Experimentreihe Nr.2 . . . . . . . . . . . 69 6.8 Verlauf der zellulären Antwort des Zytosols der Experimentreihe Nr.1 71 6.9 Konturplot einer repräsentativen Zelle, erstellt mit MATLAB® . . . . 76 6.10 COMSOL® -Daten für eine ’Modell’-Zelle ’imaging’-Region: (48 × 48) µm, α = 25◦ . . . . . . . . . . . . . . . . 80 6.11 COMSOL® -Daten für eine ’Modell’-Zelle ’imaging’-Region: (48 × 48) µm, α = 0◦ . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 126 Abbildungsverzeichnis 6.12 COMSOL® -Daten für eine ’Modell’-Zelle ’imaging’-Region: (48 × 96) µm, α = 25◦ . . . . . . . . . . . . . . . . 82 6.13 COMSOL® -Daten für eine ’Modell’-Zelle ’imaging’-Region: (48 × 48) µm, α = 41◦ . . . . . . . . . . . . . . . . 83 A.1 ’half-population’-Test der Winkelverteilung der Experimentreihe Nr.1 87 A.2 ’half-population’-Test der Winkelverteilung der Experimentreihe Nr.2 88 A.3 ’half-population’-Test der Winkelverteilung der Experimentreihe Nr.3 88 A.4 ’half-population’-Test der Winkelverteilung der Experimentreihe Nr.4 89 A.5 ’half-population’-Test der Winkelverteilung der Experimentreihe Nr.5 89 A.6 ’half-population’-Test der Geschwindigkeitsverteilung in x−Richtung der Experimentreihe Nr.1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 A.7 ’half-population’-Test der Geschwindigkeitsverteilung in x−Richtung der Experimentreihe Nr.2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 A.8 ’half-population’-Test der Geschwindigkeitsverteilung in x−Richtung der Experimentreihe Nr.3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 A.9 ’half-population’-Test der Geschwindigkeitsverteilung in x−Richtung der Experimentreihe Nr.4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 A.10 ’half-population’-Test der Geschwindigkeitsverteilung in x−Richtung der Experimentreihe Nr.5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 A.11 ’half-population’-Test der Geschwindigkeitsverteilung in y−Richtung der Experimentreihe Nr.1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 A.12 ’half-population’-Test der Geschwindigkeitsverteilung in y−Richtung der Experimentreihe Nr.2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 A.13 ’half-population’-Test der Geschwindigkeitsverteilung in y−Richtung der Experimentreihe Nr.3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 A.14 ’half-population’-Test der Geschwindigkeitsverteilung in y−Richtung der Experimentreihe Nr.4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 A.15 ’half-population’-Test der Geschwindigkeitsverteilung in y−Richtung der Experimentreihe Nr.5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 A.16 Frequenzspektren der Reaktionen der Experimentreihe Nr.2 . . . . . 95 A.17 Frequenzspektren der Reaktionen der Experimentreihe Nr.3 . . . . . 96 A.18 Frequenzspektren der Reaktionen der Experimentreihe Nr.4 . . . . . 97 A.19 Frequenzspektren der Reaktionen der Experimentreihe Nr.5 . . . . . 98 127 Abbildungsverzeichnis B.1 COMSOL® -Daten Nr.2 . . . . . . . B.2 COMSOL® -Daten Nr.3 . . . . . . . für . . für . . eine repräsentative . . . . . . . . . . . eine repräsentative . . . . . . . . . . . Zelle der Experimentreihe . . . . . . . . . . . . . . . . 101 Zelle der Experimentreihe . . . . . . . . . . . . . . . . 102 C.1 Überlagerter Zelltrack der Experimente ohne zusätzlichen y−Gradienten103 C.2 Histogramme der Experimente ohne zusätzlichen y-Gradienten . . . . 104 C.3 Verlauf der zellulären Antwort des Zytosols der Experimente ohne zusätzlichen y-Gradienten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 C.4 Frequenzspektren der Reaktionen der Experimente ohne zusätzlichen y-Gradienten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 128 Tabellenverzeichnis 0.1 0.2 0.3 Formelzeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . xi Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . xiii Biologische und chemische Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . xvii 4.2 Durchnummerierte Experimentreihen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 5.2 Anteil der reagierenden Zellen in den verschiedenen durchnummerierten Experimentreihen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 B.2 Pole der repräsentativen Zellen für die Experimentreihen Nr.1, Nr.2 und Nr.3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 D.1 D.2 D.4 D.6 Verwendete Geräte und Materialien . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klassifikation der Reinraumklassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verwendete Laser, Fluoview FV1000 (Olympus) . . . . . . . . . . . Benötigte Scan-Zeit für verschiedene ’imaging’-Regionen, Fluoview FV 1000 (Olympus) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 . 110 . 112 . 113 E.1 Verwendete Chemikalien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 129 Tabellenverzeichnis 130 Danksagung Danken möchte ich Herrn Prof. Dr. Eberhard Bodenschatz dafür, dass er die entscheidende Idee zum Thema dieser Bachelorarbeit lieferte, dass er stets bereit war mir bei der Lösung kleinerer und größerer Probleme zu helfen, für die konstruktiven Verbesserungsvorschläge sowie für die Hilfe bei der Interpretation einiger Daten. Weiterhin möchte ich Frau Prof. Dr. Sarah Köster für die Ermutigung meine Ergebnisse herauszustellen und innovative Interpretationen dieser durchzuführen, danken. Ein besonderer Dank gilt Herrn Christian Westendorf, der mit seinem Einsatz (selbst an vielen Wochenenden) und der Organisation sowie Koordination der Bachelorarbeit diese erst möglich gemacht hat. Dadurch, dass er seine Messdaten zur Verfügung stellte sowie Simulationen der Konzentrationsgradienten durchführte, konnte die Erklärung meiner Messergebnisse entscheidend verbessert werden. Frau Dr. Noriko Oikawa möchte ich für die Erklärung der cAMP-Signalwellen des D. discoideum danken. Frau Dr. Azam Gholami danke ich für die Erklärung der Aktin-Netzwerke. Ebenso gilt mein Dank Herrn Albert J. Bae, Herrn Gabriel Amselem und Herrn Matthias Theves für die Hilfe bei experimentellen Problemen, die Hilfe bei der Programmierung mit MATLAB® und diverse beratende Gespräche. Zu allerletzt möchte ich mich noch bei dem gesamten technischen Team und allen Mitarbeitern und Wissenschaftlern der Abteilung Dynamik und Selbstorganisation, die ich in der Eile vergessen habe, bedanken. Besonders hervorzuheben ist dabei Frau Katharina Schneider, die die Zellkulturen verwaltete und mir bei Fragen zu sämtlichen Geräten stets gerne zur Verfügung stand. Mein persönlicher Dank gilt meinen Eltern und Freunden. Einerseits für das unermüdliche Korrektur lesen, andererseits aber auch für die Aufheiterung in den Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit gezweifelt habe. Vielen Dank, dass ihr mich auch in den letzten sehr arbeitsintensiven Phasen nicht vergessen habt, ohne euch wäre diese Arbeit nicht möglich gewesen. 131 Erklärung nach §13(8)der Prüfungsordnung für den Bachelor-Studiengang Physik und den Master-Studiengang Physik an der Universität Göttingen: Hiermit erkläre ich, dass ich diese Abschlussarbeit selbständig verfasst habe, keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe und alle Stellen, die wörtlich oder sinngemäß aus veröffentlichten Schriften entnommen wurden, als solche kenntlich gemacht habe. Darüberhinaus erkläre ich, dass diese Abschlussarbeit nicht, auch nicht auszugsweise, im Rahmen einer nichtbestandenen Prüfung an dieser oder einer anderen Hochschule eingereicht wurde. Göttingen, den 30. Juli 2009 (Rabea Sandmann)