Der Klangdom
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Der Klangdom
Report Klang-Gigant Der Klangdom Buchtipp Hans Leitner / Wolfgang Eisenbarth / Dionys Asenkerschbaumer: Weit im Südosten der Republik gibt es ein Wunder zu bestaunen: In Passau ertönt die größte Dom- Die Passauer Domorgel Das umfangreichste Werk zum KlangEreignis in der Dreiflüsse-Stadt. Allen historischen Quellen wird nachgegangen, die Geschichte, das immense Wachstum der Orgel in Einzelschritten aufgezeigt. Zudem angereichert mit herausragenden Fotos und technischen Basisdaten – unter anderem vom aktuellen Orgelbaumeister. orgel der Welt – mit Zauberklängen an der Grenze des Hörbaren. (Schnell + Steiner, ISBN 3-7954-1469-5) 26 27 02I2009 Report Klang-Gigant „Wichtiger ist mir, dass ich über das Instrument die Menschen erreiche.“ D ieser Klang trifft nicht nur die Ohren. Per CD dabei Klang, Raum, Dom – Orgelmusik aus drei Jahrhunderten Diese Orgel kann erheben, niederschmettern, säuseln, jubilieren – das Instrument kennt faktisch keine Grenzen. Was es für Tontechniker unendlich schwer macht. Hier ist eine Aufnahme, die das Potenzial nicht begrenzt – weder in der extremen Dynamik noch in der Spannbreite der Frequenzen. Das Programm wurde vom aktuellen Domorganisten Ludwig Ruckdeschel bewusst weit gewählt, vom kleinen, sanften Frescobaldi-Hymnus bis zum mächtigen Choral von Cesar Franck. (Symicon CD/SACD 143) Er ist allgegenwärtig und lässt selbst den Atem stocken. Der tiefste Ton erfasst das Zwerchfell – mit Macht und gewaltiger Tiefe. Die Orgel im Passauer Dom ist ein Wunderwerk. Entstanden aus berechnetem Zufall – ein Patchwork durch die Jahrhunderte. Zum Lobpreis Gottes und berauschend in ihrer technischen Umsetzung. Vor allem interessiert die Frage: Warum Passau? Heute wirkt die Stadt wie eine schlummernde Idylle, vor Jahrhunderten aber beherrschte sie eine gewaltige Fläche im Herzen Europas. Der Fürstbischof von Passau regierte bis nach Wien hinein. Der berühmte Stephansdom dort war eine Dependance des ebenfalls nach dem heiligen Stephan benannten Doms von Passau. In der Stadt treffen sich nicht nur drei Flüsse (Donau, Inn und Ilz). Hier weht auch der vielfältige Wind der neueren und älteren Geschichte – Tschechien und Österreich sind den berühmten Steinwurf entfernt, die Nibelungen haben hier übergesetzt, die Römer wählten Passau früh als strategischen Stützpunkt. Viel Geschichte. Die unter jedem Neubau auftaucht und die Archäologen anlockt. Der Dom von Sankt Stephan ruht beispielsweise auf den Resten einer Kirche von 450 nach Christus. Die gotischen Elemente sieht man noch heute vom Residenzplatz aus. Nach den gleichen Spielregeln ist auch die Orgel im Innern entstanden. Die Bischöfe von Passau liebten die Musik und sparten nicht. Mit jedem neuen prunkvollen Umbau musste auch die Orgel erweitert werden. Die neuen Stuckelemente veränderten die Akustik in dem über hundert Meter langen Kirchenschiff. Der heutige Domorganist beschreibt es perfekt: „Es ist, als ob man in einen Samtvorhang hineinspielt“, sagt Ludwig Ruckdeschel. Eben dieser „Samtvorhang“ aus Tausenden Stuckverzierungen schluckt einerseits Reflexionen, zum anderen lässt er eine klangliche Pracht zu, die kein anderer Kirchenbau auf der Welt bieten kann. Selbst der Petersdom zu Rom kann es nicht mit dem Wunderklang an Donau, Inn und Ilz aufnehmen. Der Papst müsste neidisch sein. Über die Jahrhunderte haben Bischöfe und Bürger die Orgel geliebt und stetig erweitert. Der letzte große Eingriff fand von 1976 bis 1981 statt. Die renommierten Passauer Orgelbauer Ludwig und Wolfgang Eisenbarth vollendeten eine Gigantenarbeit. Sie fügten insgesamt fünf eigenständige Orgeln zusammen, die über den gesamten Kirchenraum verteilt erklingen. Direkt über dem Eingang zum Domplatz liegt die Hauptorgel mit Spieltisch. Links und rechts von ihr tönen die Evangelien- sowie die Epistelorgel – gewaltige Pfeifenversammlungen, von denen jede allein ein Kirchenschiff mit Klang fluten könnte. Doch neben der puren Macht fasziniert an der Orgelkonstruktion von Passau die Räumlichkeit – über das komplette Kirchenschiff hinweg kann der Organist eine vierte Orgel neben dem Chorgestühl ansteuern. Damit nicht genug: In der höchsten Höhe, in der Mitte des Schiffs, direkt über den Gläubigen, liegt eine Fernorgel. Von der man nichts sieht, aber zauberhaft beeindruckt wird – der Klang dringt aus einem kompakten, goldumrandeten „Heiliggeistloch“ auf die Gemeinde hinab. Die heilige Stimme aus der Höhe. Dieses Klangfest muss erlebt werden. Es verschlägt den Atem. Vielleicht hält man sich deshalb wieder an der Erde fest – mit Zahlen. Die das Wunderwerk in Ziffern fassen. Zahlen, die die Ausmaße, die Kraft des Klangs ahnen lassen. Der Organist herrscht über fünf Manuale, 233 Register und 17.974 Pfeifen. Deren größte ist über elf Meter hoch und wiegt 306 Kilogramm. Die Hauptorgel allein kann mit 80 Kubikmetern Luft pro Minute versorgt werden. Ein Sturm des Klangs wird hier auf Partner im Klang: Die Orgel sorgt für Ludwig Ruckdeschel wurde 2003 als Organist an den „Hohen Dom St. Stephan in Passau“ berufen. Eines der gefragtesten Ämter unter Kirchenmusikern. Zuvor ließ der heute 41-Jährige seine Kunst in der Wallfahrtsstadt Altötting hören. Seine Geburtsstätte und seine musikalische Heimat liegen weiter westlich – in München: An der dortigen Hochschule studierte Ruckdeschel bei legendären Organisten wie Franz Lehrndorfer, Edgar Krapp und Klemens Schnorr. Live dabei Orgelkonzerte Jeden Werktag, Beginn: 12:00 bis 12:30 Uhr Saison: 2. Mai bis 31. Oktober sowie 27., 28., 30. und 31. Dezember Abend-Orgelkonzerte Jeden Donnerstag*, Beginn: 19:30 Uhr Saison: 2. Mai bis 31. Oktober (ausgenommen Donnerstage, an denen geistl. Konzerte stattfinden) * außer an Feiertagen Details und weitere Termine unter: www.bistum-passau.de Hoch hinaus, tief hinunter in den Bass: In den 20er Jahren des vorigen Jahr- eindrucksvolle Musik. Auch beim Lautsprechersystem entschied man sich für höchste Qualität. Bose verhilft im Hohen Dom zu Passau mit Elektronik und Lautsprechern der Predigt zu höchster Verständlichkeit – im gesamten Hauptschiff von beachtlichen 100 Metern Länge. hunderts wurde die Orgel runderneuert. Von Hans Steinmeyer – der seine damaligen Meister und Lehrlinge für ein Foto um die und auf der größten Orgelpfeife sammelte. 28 29 02I2009 Report Klang-Gigant Aus Luft wird Klang Dieses Klangfest muss erlebt werden. Es verschlägt den Atem. Von wegen „Tisch“: Der Hauptspieltisch der Passauer Orgel gleicht einer Machtzentrale – mit fünf Manualen und 233 verfügbaren Registern. Auf Knopfdruck lassen sich sogar vier Glockenspiele zuschalten. Beeindruckende Zahlen Die größte Domorgel der Welt 233 Register • 333 Pfeifenreihen (davon 4 Glockenspiele mit 134 Resonanzkörpern) • 17.974 Pfeifen Länge der größten Pfeife: 11 Meter (306 Kilogramm) Länge der kleinsten Pfeife: 5,5 Millimeter Höchster Ton: um 16.000 Hertz • Tiefster Ton: um 16 Hertz Gewicht der Hauptorgel allein: 35 Tonnen 5 Magazinbälge • 52 Windladenbälge Luftleistung: 160 Kubikmeter in der Minute Gesamtlänge aller verlegten Kabel: 120.000 Meter Aus Luftbewegung großen Klang formen – das haben Orgel und WAVE® Music System gemeinsam. Knopf- und Tastendruck entfesselt. Vor dem der Passauer Schriftsteller Reinhard Raffalt warnte: „Wenn ich mich über zweihundert verschiedenen Klangfarben gegenübersehe, die in Ausdehnung und Lautstärke die Grenzen der menschlichen Fassungskraft erreichen, ist mir eine Macht in die Hand gegeben, der ich nicht erliegen darf. Ein orgelspielender Mensch ist ein haltloses, furchtbaren Anfechtungen ausgesetztes Wesen, wenn nicht der Geist ihn regiert. Keine Empfindung und keine Erinnerung gibt es, der die Orgel nicht eine Stimme leihen könnte – eine Stimme, die mächtiger ist als jede andere Art von Musik. Ein Mensch, der diese Orgel spielt, bleibt nicht der, der er war.“ Heute beherrscht Ludwig Ruckdeschel diese Klangmacht. Hat sie ihn verändert? Muss es nicht der Ritterschlag sein, das Maximum der Karriereleiter? „Das war nicht mein Ziel. Es ist sicherlich weltweit eine renommierte Stelle. Aber wichtiger ist mir, dass ich über das Instrument die Menschen erreiche.“ Und die Menschen kommen. Täglich bis zu 1400 Besucher zu den mittäglichen Konzerten. Im Jahr erreicht der Domorganist mit seiner Kunst über 150.000 Menschen. Die in der Regel niemals ihren Musiklieferanten sehen. Denn Ludwig Ruckdeschel sitzt seitlich von der Hauptorgel am Spieltisch, hoch auf einer eigenen Empore und uneinsehbar von den Menschen im Kirchenschiff. Die Finger jagen über die Tasten, die Füße steuern die Spezialeffekte und tiefsten Bassläufe – oftmals eine furiose Kraftarbeit. Der Klang okkupiert den Raum – und keiner sieht den eigentlichen Klangproduzenten. Beneidet der Domorganist manchmal die großen Dirigenten, die offen auf dem Konzertpodium bejubelt werden und sich zeigen dürfen – die Musikdarsteller? „Nein. Und so unsichtbar bin ich hier gar nicht. Oft kommen Kollegen aus anderen Ländern, die hier oben zuhören und zuschauen.“ Umgekehrt hilft Ruckdeschel den internationalen Kollegen in deren Gastkonzerten auch bei der „Registrierung“. Die Klangfarben der Orgel werden auf die Kompositionen und den Raum ausgelotet. Eine knifflige, hochkomplexe Arbeit im Passauer Dom. Was man leicht nachvollziehen kann: Hoch oben drückt der Organist eine Taste, an der wiederum mehrere Pfeifen in unterschiedlichen Klangfarben hängen. Wichtiger noch: in unterschiedlicher Entfernung. Anders als beim Klavier ertönt bei einer Orgel eine Pfeife eben nicht rechts, wenn auf der Tastatur rechts eine Taste sich senkt. Von seinem Spieltisch aus ist der Organist in Passau mit nahezu 18.000 Pfeifen verbunden. Die zu erreichen, brachte dem Passauer Dom einen weiteren Superlativ ein: 120 Kilometer Kabel wurden bei der jüngsten Umgestaltung der Orgel verlegt. Wann steht die nächste Neudefinition an, wann legt die Passauer Orgel abermals zu? Ludwig Ruckdeschel winkt ab: Es geht nicht um die pure Größe allein. Ein Wettrennen mit anderen Kirchen oder gar Konzertsälen sei alles andere als gottgefällig oder musikalisch sinnvoll. Der Dom zu Passau beherbergt nicht nur die größte Domorgel, sondern auch den eindrucksvollsten Klang. Nur zwei weitere Orgeln nehmen weltweit in Anspruch, die größten zu sein: Die Wanamaker-Orgel in einem Shopping-Center in Philadelphia und die Boardwalk-Hall-Orgel in einer Veranstaltungshalle in Atlantic City. Beides Riesengeschöpfe aus den frühen Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Geschaffen, um die Masse mit Masse zu beeindrucken; bildlich gesprochen der Wettkampf zwischen Empire State Building und Trump Tower. Ein rein weltliches Kräftemessen, aus dem sich der Dom zu Passau heraushält. Der aktuelle Bischof, Wilhelm Schraml, sagt es am schönsten: Hier in Passau werde das Orgelspiel „zum Brückenschlag zwischen Mensch und Gott“. Raumfüllender Klang aus einem erstaunlich kompakten Gehäuse. Das Wave® Music System – in seinem Inneren wurden zwei 66 Zentimeter lange Waveguides präzise abgestimmt, um die Kraft der Membranen direkt in satten, raumfüllenden Klang aus einem sehr kleinen Gehäuse zu verwandeln. Die Waveguides entsprechen einem den Orgelpfeifen physikalisch verwandten Prinzip – die Luftsäule wird genutzt, um tiefen Tönen größeres Volumen zu verleihen. Der spannende Unterschied: Während eine Orgelpfeife diesen „Hubraum“ in der Senkrechten, in einem starren, geraden Gehäuse nutzt, haben die Bose Ingenieure die Waveguides als zwei gewundene, hochkomplex berechnete Kanäle konstruiert. Was Platz spart und dennoch satte Bässe entstehen lässt. Es kommt nicht auf die äußere Größe an. Wer ein Bose® Wave® Music System einmal erlebt hat, staunt und freut sich – über großen Klang bei kompakter Form. Das Wissenschafts-Magazin Popular Science nannte das originale Wave® Radio ein „akustisches Wunder“. Das Wave® Music System baut auf den Errungenschaften seines preisgekrönten Vorgängers auf. Dieses innovative „Klangwunder“, wie es auch kritische Fachjournalisten der Verbraucher-Zeitschrift „Guter Rat“ nennen, liefert satten, raumfüllenden Klang von einem unglaublich kleinen und einfach zu handhabenden System, das sich überall integrieren lässt. Die Schutzheilige aller Musiker: Direkt unter der großen Orgelempore schwebt Santa Caecilia mitsamt Engeln im himmlischen Reigen des Malers Carlo Antonio Bussi. Innenansicht des WAVE® Music Systems Von Wellen und Windungen: Die patentierte Waveguide Speaker Technology liegt direkt hinter dem linken und rechten Lautsprecher – über den präzise berechneten Kanal kann ein Bose® Wave® Music System den Spielraum über das gesamte Klang-Spektrum nutzen. 30 31 02I2009