Twin_Quick_Testbericht
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top Journal Warum Praktiker auf Radialschwader setzen Wie „aus der Versenkung aufgetaucht“ findet man wieder verstärkt Schwader mit Sternrädern in unseren Betrieben. Warum entscheiden sich Landwirte für diese Alternative zum Kreiselschwader? Wir haben Praktiker befragt. Johann Scheffenacker schwadet mit seinem 7,4 m-Gerät Heu selbst an Hängen problemlos mit dem 30 PS-Traktor. Links das gleiche Modell am Betrieb Barth in Transportstellung. I ch wollte zum Schwaden der Luzerne und des Strohs ein Gerät, dass gut und vor allem schnell arbeitet“, so Fred Zehetner, der vor gut zwei Jahren einen 320 haBetrieb in Wildendürnbach gepachtet hat. Gemeinsam mit Freundin Daniela Wintereder bewirtschaftet er die „BOA-Farm“ mit 150 Mutterkühen der Rassen Galloway, Shorthorn und Aberdeen Angus in Reinzucht und Kreuzung. In Amerika erstmals gesehen Auf einer Kanada-Reise vor rund zwei Jahren sah Zehetner dann, dass dort viele Landwirte ihre Luzerne mit großen, bo- 34 top Journal 9/2004 denangetriebenen Sternradgeräten schwaden. Eine Technik, die hier zu Lande schon vor vielen Jahren in Form kleinerer Geräte namens Heuma o. ä. eingesetzt, dann aber von den zapfwellengetriebenen Kreiselschwadern verdrängt wurde. Zehetner überzeugte die in Kanada gesehene Arbeitsweise der Radialschwader genannten Geräte. Sofort nach der Rückkehr aus Übersee hielt er Ausschau nach dieser Technik in Österreich. Fündig wurde er bei der Firma Amselgruber, die die amerikanische Technik bei uns vertreibt. Seit Frühjahr letzten Jahres setzt Zehetner den 12 m Radialschwader Twin Quick Vario ein. Bei diesem Gerät sind je 10 Sternräder an zwei hydraulisch klappbaren, auf sechs Rädern laufenden Rah- men befestigt. Das Gerät kann auf eine Transportbreite von 2,50 m zusammengeklappt werden. Nach inzwischen zwei Saisonen mit dem Schwader in Stroh und Luzerne ist der Landwirt von der Leistung des Gerätes überzeugt: „Bei einer Arbeitsgeschwindigkeit von 15 bis 17 km/h schwade ich zwischen 12 und 14 ha in der Stunde. Dabei kann ich die Breite des Gerätes exakt und schnell hydraulisch steuern, je nachdem, wie die Schwade liegen.“ Zudem sei aufgrund des Bodenantriebes nur ein sehr geringer Zugkraftbedarf notwendig. Von Amselgruber werden weniger als 5 PS pro Arbeitsbreite als Leistungsbedarf angegeben. Johann Scheffenacker aus Seekirchen im Flachgau setzt gar nur einen alten 30 PS-Traktor vor seinem Radialschwader ein. Der Twin Quick 12 hat 7,40 m Arbeitsbreite. Die insgesamt 12 einzeln aufgehängten Sternräder sind an zwei hydraulisch hochklappbaren Armen angebracht. „Mit dieser Kombination schwade ich selbst an steileren Flächen“, so der Landwirt, der einen 50 ha Grünlandbetrieb mit 30 Kühen bewirtschaftet. Geringer Verschleiß Für Robert Ethofer spielte neben der Arbeitsgeschwindigkeit vor allem auch die robuste Bauweise eine Rolle für den Kauf eines Radialschwaders. Der Landwirt bewirtschaftet in Mannersdorf einen 100 ha-Ackerbaubetrieb sowie einen weiteren in Ungarn. Zudem presst er in Lohn Stroh in Quaderballen von insgesamt rund 3 000 ha. „Da wir alle Flächen vor dem Pressen schwaden, haben wir bis heuer immer fünf Kreiselschwader im Einsatz gehabt“, so Ethofer. „Das Problem dabei: Diese Geräte sind sehr filigran gebaut und deshalb für den Großeinsatz weniger geeignet.“ Zum Teil seien die Geräte aufgrund der starken Beanspruchung bereits nach einer Saison verschlissen gewesen. Ethofers Radialschwader, ebenfalls M E S S E - S C H W E R P U N K T ein 12 m Vario wie der von Zehetner, hat jetzt die erste „Stroh- und Luzernesaison“ hinter sich. Und der Verschleiß an dem Gerät ist laut Ethofer gleich null. Zur Sicherheit hatte er beim Kauf gleich ErsatzSternräder mitgeordert. „Die werden wohl noch eine ganze Weile auf ihren Einsatz warten können“, lobt der Landwirt die robuste Bauweise des Gerätes. Vor allem auch der starke Rahmen überzeugt Ethofer: „Dem konnten bisher selbst die zum Teil sehr holprigen Schläge und vor allem Feldwege in Ungarn nichts anhaben.“ Deutlich günstiger als Kreiselschwader Ein weiteres schlagendes Argument für den Kauf eines Radialschwaders waren für alle von uns befragten Landwirte die geringen Anschaffungskosten. Die Listenpreise der bei uns angebotenen drei Modelle: Twin Quick 12 (hochklappbar) mit 7,40 m Arbeitsbreite 5 400 €, Twin Quick Vario R 4/14 (auseinanderklappbar) mit 8 m 8 100 € und der Twin Quick Vario R 6/20 mit 11,80 m 14 690 € (alles inkl. MwSt.). Damit liegen diese Geräte deutlich unter dem Preisniveau von Kreiselschwadern. Dazu Robert Ethofer: „Für einen mit meinem Radialschwader in der Breite vergleichbaren 12 m Kreiselschwader müsste ich sicher 30 000 € und mehr hinlegen. Hinzu kommt, dass ich für so ein Gerät wohl einen 120 PS-Traktor bräuchte. Vor unserem 12 m Radialschwader setze ich einen 70 PS-Traktor ein.“ Bleibt die Frage, wie die Betriebe die Arbeitsqualität des Radialschwaders beurteilen. Franz Barth, der im oberös-terreichischen Munderfing einen 40 ha-Heubetrieb mit 24 Kühen biologisch bewirtschaftet, ist mit der Rechenarbeit seines Twin Quick 12 sehr zufrieden. „Der Schwader läuft heuer die zweite Saison bei mir. Das Heu wird sehr sauber geschwadet. Dazu tragen die einzelaufgehängten Sternräder bei, die sich allen Bodenunebenheiten gut anpassen. Und je schneller man Johann Scheffenacker, Seekirchen: „Mit dem 7,4 m-Schwader könnte ich auch zwei Rundballen-Pressen bedienen.“ Rund 150 ha Stroh schwadet Fred Zehetner aus Wildendürnbach pro Jahr. Mit dem 12 m-Gerät schafft er nach eigener Aussage 12 bis 14 ha/Stunde. Fotos: Altmann fährt, desto besser heut der Schwader.“ Bei seinem Bruder hat er zudem auch schon Silage mit dem Gerät geschwadet und auch dies habe problemlos funktioniert. Aufgefallen ist Barth: „Ab und zu heut der Schwader fast zu sauber. Er nimmt teilweise Futter mit, was der Zetter z. B. in Senken nicht erwischt hat.“ Weiters hat er festgestellt, dass die Rundballenpresse beim ersten Schnitt manchmal Probleme mit der Aufnahme habe. Denn dem Traktor fehle die nötige Bodenfreiheit für die großen Schwade. Die Befürchtung, dass die Sternräder „eine Wurst“ formen würden wie von den früheren Geräten bekannt, hat sich bei den von uns befragten Landwirten nicht bestätigt. Ein Grund dafür dürfte sein, dass bei den neuen Schwadern der Abstand von Sternrad zu Sternrad mit rund 20 cm deutlich größer ist als bei den alten. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, „dass die Schwadbreite der Futtermenge angepasst wird“, so Barth. Dazu bedarf es natürlich der richtigen Einstellung des Gerätes. Dazu meint Johann Scheffenacker: „Man muss sich anfangs entsprechend Zeit nehmen. Der Schwader sollte vorher auf Asphalt und nicht unter dem Heuen eingestellt werden.“ Robert Ethofer, Mannersdorf: „Die robusten Radialschwader sind für den Großeinsatz bestens geeignet.“ Josef Schindler, Münchendorf: „Der Schwader arbeitet sauber. Probleme gibt es nur bei kleinen Stücken in den Ecken.“ Nur positive Erfahrungen mit der Arbeitsqualität des Schwaders hat Fred Zehetner bisher gemacht: „Das Gerät arbeitet sehr schonend. Die Ergebnisse bei der Luzerne sind sensationell. Das Heu ist nach dem Schwaden wie luftgetrocknet.“ Zehetner mäht die insgesamt 200 ha Luzerne mit Quetschaufbereiter, schwadet nach zwei Tagen und lässt nach fünf Tagen pressen. Vario mit Lenkung kommt Gröbere Mängel bzw. Nachteile haben die von uns befragten Landwirte an den Radialschwadern kaum entdeckt. Zu verbessern sind nach Aussage von Robert Ethofer und von Josef Schindler aus Münchendorf (NÖ) die Räder an dem VarioSchwader. Sie seien sowohl für recht unebene Flächen als auch für den Straßentransport zu klein. „Wenn ich schneller als 25 km/h auf der Straße fahre, fängt das Gerät an zu hupfen“, so Schindler. Zudem wünschen sich die Landwirte für das VarioModell eine bessere Wendigkeit. Dafür will die Firma Amselgruber sorgen. Denn spätestens im nächsten Jahr soll der Vario mit Lenkung auf den Markt kommen. Torsten Altmann Franz Barth, Munderfing: „Für mich war der Preis ein Kaufgrund. Der Radial- kostet nur ca. die Hälfte vom Kreiselschwader.“ Fred Zehetner, Wildendürnbach: „Die Luzerne ist nach dem Schwaden qualitativ wie luftgetrocknet.“ top Journal 9/2004 35