sgm-spiegel - the striped mouse

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sgm-spiegel - the striped mouse
Nr. 2, Januar bis März 2005
SGM-SPIEGEL
StriemenGrasMaus
TITELTHEMA:
DIE STRIEMENGRASMAUS
Review – Ein Poem zum Abschied
Diplomarbeit in Goegap – und die Vorteile für
Studenten
Mäuseporträt: Männchen BlackBlackBlack
Schlangensommer
Spendenaufruf
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IMPRESSUM
Bestellen kann man den SGM-Spiegel,
indem man eine Email schreibt an:
[email protected]. In die
Betreffzeile „SGM Abo“ eingeben, es ist
kein weiterer Text erforderlich. Der SGMSpiegel wird dann automatisch vier mal im
Jahr als Email Anhang an Sie geschickt.
Der SGM-Spiegel ist kostenlos. Es wird
jedoch um eine Spende von 10 Euro pro
Jahr gebeten. Größere Spenden sind
natürlich herzlich willkommen. Zur
Abbestellung schicken Sie eine Email an
[email protected] und geben in die
Betreffzeile „Abo ENDE“ ein .
REDAKTION
Dr. Carsten Schradin, Gastwissenschaftler
an der School of Animal, Plant and
Environmental Sciences, University the
Witwatersrand, Johannesburg, Südafrika.
Annette Wiedon, Universität Münster,
Deutschland.
KONTAKTADRESSE
Goegap Nature Reserve, Succulent Karoo
Research Station, Private Bag X1,
Springbok 8240, South Africa.
[email protected]
INTERNETADRESSE
COPYRIGHT UND HAFTUNGSAUSSCHLUSS
Sämtliche im SGM-Spiegel
veröffentlichten Beiträge sind
urheberrechtlich geschützt. Kein Teil des
SGM-Spiegels darf ohne schriftliche
Genehmigung der Redafktion in
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Sach- und Vermögensschäden ist
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http://www.stripedmouse.com
ERSCHEINUNGSWEISE
Der SGM-Spiegel erscheint vierteljährlich,
im Januar, April, Juli und Oktober jeden
Jahres. Der SGM-Spiegel wird als Email
Anhang im PDF Format verschickt.
ABBONENTEN-SERVICE UND BEZUGSPREIS
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INHALT DIESER AUSGABE
WILLKOMMEN BEI DER ZWEITEN AUSGABE DES SGM-SPIEGELS
LESERBRIEFE
SPRINGBOK – DIE HAUPTSTADT VON NAMAQUALAND
NAMAQUALAND-WETTER
PERSONALIEN
Review – ein Poem
Diplomarbeit in Goegap – und die Vorteile für Studenten
Gewußt wie
Ein Goegap Erlebnis
TITEL:
DIE STRIEMENGRASMAUS
INTERESSANTES ÜBER DIE TIER- UND PFLANZENWELT
Mäuseporträt: Männchen BlackBlackBlack
Käfer oder Vespa?
Vogelporträt: Der Felsenbussard
Schlangensommer
Pflanzenportät: Der Pinkelbusch
BESUCHER
KONFERENZEN, VORTRÄGE, PUBLIKATIONEN
FORSCHUNGSFÖRDERUNG:
SPENDEN AN DIE FORSCHUNGSSTATION
AUS DIE MAUS: DIE LETZTE SEITE
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WILLKOMMEN BEI DER ZWEITEN AUSGABE
DES SGM-SPIEGELS!
Es war ganz
schön
anstrengend, den
ersten SGMSpiegel auf den
Weg zu bringen.
Das Verfassen
der Artikel war
dabei die
geringste Arbeit.
Aber Korrigieren,
Formatieren, ein ansprechendes Layout
finden und schließlich alles als PDF
umzuwandeln, das war gar nicht so einfach.
Und dann passierte auch noch das, wovon
ich immer ausging, dass es gar nicht
passieren kann: die meisten Emails mit dem
SGM-Spiegel im Anhang kamen gar nicht
an. Aber schlussendlich war es dann doch
geschafft, der SGM-Spiegel und seine
englische Schwester, die SM-TIMES, waren
hinaus in alle Welt verschickt.
Aber war es die ganze Arbeit wert
gewesen? In der ersten Ausgabe hatte ich
zwei Ziele für den SGM-Spiegel formuliert:
1. Populärwissenschaftlich über die Arbeit
an der Forschungsstation in
Namaqualand zu informieren.
2. Geldmittel für kleinere
Forschungsvorhaben über Spenden
einzutreiben.
Inzwischen hat der SGM-Spiegel über 80
Abonnenten aus 20 Ländern! Das erste Ziel
ist damit meiner Meinung nach bereits
erreicht, die Arbeit hier in Namaqualand
scheint weltweit Interesse zu finden. Zwar
wäre es sicher schön, noch mehr Leser zu
begeistern, aber die Abonnentenzahl wird im
Laufe des Jahres sicher noch steigen. Dabei
bin ich auch auf Ihre Hilfe angewiesen. Ich
möchte Sie noch einmal bitten, den SGMSpiegel an alle weiterzuleiten, die potentiell
Interesse haben. Das zweite Ziel war,
Spenden für die Forschungsarbeit in
Namaqualand zu erhalten. Da es bisher
noch kein Spendenkonto gab, konnten
natürlich auch noch keine Spenden
gesammelt werden. Das führte zu einigen
Komplikationen, denn viele Abonnenten
waren derart von der Arbeit hier begeistert,
Land
Australien
Argentinien
Belgien
Benin
Deutschlan
d
Frankreich
Italien
Kanada
Kolumbien
Kongo
Namibia
Niederlande
Peru
Philippinen
Schweiz
Sri Lanka
Südafrika
UK
USA
Zambia
unbekannt
SGM-Spiegel SM-TIMES
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daß sie diese sofort unterstützen wollten
Allerdings waren sie dann entäuscht, daß
noch nicht gespendet werden konnte. Eine
Dame in Springbok war nur schwer davon
abzuhalten, mir gleich ein paar Geldscheine
zuzustecken. Das ist natürlich die richtige
Einstellung und ich habe die gute Nachricht
für Sie, daß Sie ab jetzt spenden können.
Mehr darüber im Spendenaufruf in diesem
SGM-Spiegel. Das Team in Goegap und ich
sind für jede Spende für die
Forschungsarbeit hier in Namaqualand
äußerst dankbar und wir hoffen, daß Sie mit
dieser Ausgabe des SGM-Spiegels auch
etwas zurück bekommen
Ihr
Carsten Schradin
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LESERBRIEFE
Mit großem Vergnügen und Interesse habe
ich den ersten StriemenGrasMaus-Spiegel
gelesen - freue mich schon auf die nächste
Nummer. Toll, was Sie da in den letzten
Jahren alles auf die Beine gestellt haben,
sowohl wissenschaftlich als auch
organisatorisch! Und prima, mit welch
originellen Ideen Sie "Reklame" für Ihr
Projekt machen.
Dein SGM Spiegel ist wirklich supi! Ich
habe zwar noch nicht alles gelesen. Aber
das wird ganz offensichtlich eine
gemütliche Bettlektüre. Ich bin, wie immer,
beeindruckt, was für Ideen Du hast und
wie Du sie dann auch in die Tat umsetzt.
Wirklich super.
Dr. Jennifer Pastorini, Rajagiriya (Sri
Lanka)
Prof. Barbara König, Zürich
Klasse Idee, Dein Newsletter. Und
sicherlich eine ganze Menge Arbeit. Ich
werd`s (und hab schon) auf alle Fälle an
meine Kollegen weiterleiten.
Vielen lieben Dank für den SGM-Spiegel,
den ich echt sehr gelungen finde. Ich
würde mich freuen, wenn Du mir diesen
weiterhin mailen könntest. Es ist nämlich
sehr schön zu erfahren, was für Projekte
Ihr dort unten gerade oder demnächst
durchführt.
Dr. Heiko Rödel, Bayreuth
Daniela Fischer, Münster
DIE UNTERSCHIEDLICHEN SCHAUPLÄTZE
Südafrika: Ist, wie der Name schon sagt, das südlichste Land in Afrika, am Kap der guten
Hoffnung gelegen. Südafrika besteht aus einem Völkergemisch, ca. 75% Schwarze, 12% Weiße,
8% Farbige („Mischlinge“), sowie Inder, Malaien, einige Nachkommen der San (Buschmänner)
und andere. Es ist die einzige Industrienation Afrikas mit einer sehr guten Infrastuktur und
hervorragenden Versorgungsmöglichkeiten. Probleme stellen hingegen die hohe Rate an AIDSInfizierten und die starke Kriminalität dar. Südafrika ist aber groß, und in Namaqualand, wo wir
arbeiten, gibt es diese Probleme nicht.
Sukkulentenkaroo: Dies ist ein sogenanntes Biom, beschreibt also eine Pflanzengesellschaft,
genauso wie tropischer Regenwald, Savanne oder Tundra Biome sind. Die Sukkulentenkaroo ist
ein Biodiversitätshotspot. Tatsächlich ist hier die Artenvielfalt genauso hoch wie in einem
tropischen Regenwald. Die Sukkulentenkaroo umfasst Namaqualand und Teile des südlichen
Namibias. Im SGM-Spiegel werden die Wörter Namaqualand und Sukkulentenkaroo daher häufig
synonym verwendet.
Namaqualand: Ist der Teil Südafrikas, welcher im Nordwesten liegt, zwischen Kapstadt und der
Grenze zu Namibia. Heutzutage vor allem für seine Wildblumen bekannt, war Namaqualand
Anfang des 20. Jahrhunderts eines der weltweit wichtigsten Abbaugebiete von Kupfer.
Inzwischen spielen die Diamantenmienen eine wichtige Rolle. Namaqualand ist keine offizielle
Provinz, sondern gehört zum Nordkap. Namaqualand ist eine der am dünnsten besiedelten
Gegenden Südafrikas und eine der ärmsten. Dies liegt u.a. am trockenen, wüstenartigen Klima.
Springbok: Die inoffizielle Hauptstadt von Namaqualand. Sie hat nur etwa 20 000 Einwohner,
aber ganz Namaqualand kommt am Wochenende hierher um Einzukaufen. Dementsprechend
bekommt man in Springbok fast alles, was man braucht. Es gibt auch zwei gut bestückte
Supermärkte.
Goegap Naturreservat: Goegap wird ausgesprochen als „Guchap“. Dieses Naturreservat liegt
nur 20 km außerhalb von Springbok. Im Frühling kommen Tausende von Touristen hierher, um
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die Wildblumen zu bestaunen. Ansonsten ist es eher ruhig und Oryx-Antilope, Springbok,
Erdwolf, Mäuse und Mäuseforscher haben ihre Ruhe.
Field Site: Das Untersuchungsgebiet. Dies ist der Ort im Freiland, wo der Wissenschaftler seine
Daten aufnimmt. Hier beobachten wir also die Mäuse.
Wie sich jedoch bald herausstellte, hatte ich
SPRINGBOK – DIE HAUPTSTADT VON
NAMAQUALAND
als kleiner Europäer mal wieder viel zu
schnell geurteilt und schon binnen weniger
Tage stellte ich fest, daß Springbok
Von Melanie Schubert
eigentlich ziemlich viel zu bieten hatte:
Springbok, das ursprünglich noch
Ich erwachte von einem sanften Rütteln und
Springbokfontein genannt wurde,
bemerkte, daß der Bus sein Tempo
entwickelte sich aus einer einfachen Farm.
verringert hatte. Verschlafen öffnete ich
Gründe hierfür sind im 19. Jahrhundert zu
mein linkes Auge und konnte gerade noch
suchen, als die ersten Kupfervorkommen in
das Ortsschild mit der Aufschrift „Welcome
Namaqualand entdeckt wurden. Im Jahre
to Springbok“ erspähen. Nun war es endlich
1852 wurde von Philips und King die erste
soweit! Voller kindlicher Neugier klebte mein
Kupfermine eröffnet und aus der kleinen
Gesicht an der schmutzigen Fensterscheibe
verschlafenen Farm entwickelte sich ein
und ich beobachtete mit großen und
stetig wachsendes Dorf, das heute als
wachsamen Augen die an mir
Hauptstadt von Namaqualand das Zentrum
vorbeiziehende Umgebung. Doch schon
für Verwaltung, Handel und Industrie
bald überkam mich ein Gefühl des
darstellt. Somit gibt es hier zwei große
Unbehagens und Enttäuschung machte sich
Supermärkte und viele Geschäfte, in denen
breit. Diese kleine, von sandfarbenen
man das meiste kaufen kann. Weiterhin
Steinbergen umgebende Stadt, schien nur
lockt Springbok auch mit seinen zahlreichen
aus einer höchstens einen Kilometer langen
historischen Attraktionen. Beispielsweise
Hauptstraße zu bestehen. Und wo waren die
kann man hier alte Minenschächte, Gräber
ganzen bunten afrikanischen Farben in
aus dem „Anglo-Boer war3“ und den ältesten
dieser trockenen Einöde?
Schmelzofen im südlichen Afrika besuchen.
Mit hängenden Schultern verließ ich den
Zudem kann man sich im Namaqualand
Bus und erblickte sogleich eine Gruppe von
Museum noch einen Einblick in die
Buren1, die verschmitzt an ihrem Biltong2
Geschichte Springboks verschaffen. Wer
knabberten und lautstark über die letzten
mehr an Flora und Fauna interessiert ist,
Rugby Ergebnisse debattierten. Und meine
wird hier im Frühling/Sommer ein Paradies
Enttäuschung wuchs und wuchs ...
1
2
auf Erden finden, wenn viele hundert
3
Buren: Afrikans sprechende weiße Afrikaner
Biltong: getrocknetes Fleisch
Anglo-Boer war: Aufstand der Buren gegen die
Briten
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verschiedene Wildblumen die sandige
an das Verkehrssystem und die zahlreichen
Oberfläche bedecken und junge Antilopen
Übernachtungsmöglichkeiten machen
ihre ersten Lebenserfahrungen sammeln.
Springbok zu einem unvergesslichen Stop in
Springbok gehört zu der Provinz „Northern
ihrem Südafrika Urlaub.
Cape“ und befindet sich 550 km nördlich von
Kapstadt an der N7. Die zentrale Anbindung
Hauptstraße in Springbok (Bild: P. Wiedman)
Mehr dazu und zu Namaqualand im nächsten SGM-Spiegel mit dem
Titelthema: Urlaub und Reisen in Namaqualand.
6
NAMAQUALAND-WETTER
Von Carsten Schradin
Die letzten 3 Monate
Minimaltemperaturen
Nachts
Tags
Maximaltemperaturen
Nachts
Tags
Regenfall in mm
Regentage
Oktober
November
Dezember
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22.5
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0.2
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36
0
0
Kurzlebigen Pflanzen wie Wildblumen und
Kräuter starben ab, das Land wurde wieder
trocken und staubig: eine Wüste eben! Zur
Erleichterung für uns Menschen kam
danach aber wieder eine Kaltfront, welche
die Temperaturen erträglich machte. Im
Dezember, also im Hochsommer, war es an
manchen Tagen so kalt, daß man abends
beim Grillen sogar einen Pulli anziehen
mußte. Gegrillt haben wir aber trotzdem und
dabei an all die armen Menschen in Europa
gedacht, denen diese Freude noch mehrere
Monate lang fehlen wird.
Der Frühling hielt dieses Jahr sehr lang. Im
Oktober war das Land schön grün, und
selbst im November, eigentlich ja schon
Sommer, gab es noch zahlreiche
Wildblumen zu bewundern. Insgesamt hatte
es im Winter und Frühling aber zu wenig
geregnet und die Pflanzendecke war
entsprechend dünn. Den Rest erledigte
dann eine heiße Periode im
November/Dezember. Tagelang stieg das
Quecksilber über 35 Grad, die Hitze war nur
schwer erträglich. Nicht nur für die
Menschen, auch für die Pflanzen.
Der Field Site im Dezember: Es ist wieder sehr trocken!
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PERSONALIEN
Von Carsten Schradin
Die letzten drei Monate war wieder ziemlich
viel los. Melanie, Christina und Carola
haben die Datenaufnahme für ihre
Diplomarbeiten beendet. Die sechs Monate
harter Arbeit haben sich aber auch gelohnt.
Es wurden viele Daten aufgenommen und
Antworten zu zahlreichen interessanten
wissenschaftlichen Fragen gefunden.
Derzeit schreiben die drei ihre
Diplomarbeiten fertig und wir werden Ihnen
die Zusammenfassungen in den
kommenden Ausgaben des SGM-Spiegels
präsentieren.
So viel Arbeit konnte nur bewältigt werden,
weil die Diplomandinnen intensive Hilfe von
den Feldassistentinnen bekamen. In den
letzten drei Monaten waren dies Annette
Wiedon von der Universität Münster und
Eva Krause von der Universität Erlangen.
Annette fiel durch außergewöhnlich hohe
Hilfsbereitschaft auf, wodurch nicht nur die
Forschung profitierte, sondern auch die
Studentenküche, welche plötzlich nicht mehr
unter Bergen dreckigen Geschirrs
verschwand. Die Nächte verbrachte sie
unter dem funkelnden Sternenhimmel
Namaqualands, da sie Christina beim
Fangen half. Aber sie führte auch
Pflanzenkartierungen für mich durch, half
beim Fangen, Beobachten und
Telemetrieren der Mäuse. Schließlich führte
sie noch ein Projekt alleine durch und fing
etwas abseits vom Field Site
Elefantenspitzmäuse. Die Populationsdichte
ist sehr gering, doch wissen wir jetzt
immerhin, daß es hier genügend Tiere für
eine zukünftige Studie gibt. Eva war
ebenfalls eine große Hilfe. Sie telemetrierte
die Territorien zahlreicher Mäuse, half beim
Fangen und Beobachten. Zwei wichtige
Pilotstudien führte sie selbständig durch: Auf
einer benachbarten Farm stellte sie Fallen
auf, um herauszufinden, ob auch dort
Mäuse leben. Diese Arbeit war sicherlich
etwas deprimierend, da fast keine Mäuse in
die Fallen gehen wollten. Aber kurz vor ihrer
Abreise fand sie doch noch eine Stelle auf
der Farm, wo eine gesunde
Mäusepopulation zu leben scheint. In
Zukunft können wir diese in unsere Studien
miteinbeziehen. Zudem maß sie
Temperaturen in Mäusemodellen an
natürlichen Sonnenplätzen der Mäuse.
Dabei stellte sie fest, daß sich die Modelle
durch die Strahlung um 7 Grad mehr
erwärmen, als die Umgebungstemperatur
beträgt. Sonnenbaden scheint für die Mäuse
also eine gute Strategie zu sein, um sich
aufzuwärmen.
Am 6. Dezember verließen die
beiden Feldassistentinnen die
Forschungstation und am 15. Dezember
gingen auch die drei Diplomandinnen.
Goegap drohte gerade schon etwas
auszusterben da traf ich zwei etwas
niedergeschlagene Gestalten im
Internetcafe: Lars Müller und Daniel
Weidner von der Fachhochschule Dresden.
Eigentlich waren beide auf dem Weg nach
Namibia, um dort ihre Diplomarbeit über die
Himba zu schreiben, ein Nomadenvolk im
Norden Namibias. Da sie aber kein
Studienvisum hatten, ließ man sie nicht über
die Grenze. Jetzt sind sie in Goegap, helfen
beim Beobachten der Mäuse, planen ihre
Studien in Namibia und warten auf ihr
Visum. Im nächsten SGM-Spiegel werden
die beiden berichten, welchen Eindruck die
Mäuse auf sie gemacht haben.
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Annette Wiedon (links) und Eva Krause halfen als Feldassistentinnen tatkräftig mit.
Wir folgen ihr bis in das Gras,
sie wundert sich: “Was soll denn das?“
REVIEW
Ein Poem von Annette, Carola, Christina,
Eva und Melanie über ihre Zeit in Goegap
Man weiß ja nicht ob sie`s versteht,
erklärte man ihr worum es geht.
Sie wär` dann sicher hilfsbereiter
und wir kämen mit unseren Studien weiter.
Brennend heißer Wüstensand,
Fern, so fern vom Heimatland
Liegt das Goegap Naturreservat,
das uns ein neues zu Hause gab.
So müssen wir uns ganz schön mühen,
ständig die sample size erhöhen,
damit wir am Ende aller Plagen
wenigstens ein sinnvolles Ergebnis haben.
Zwischen Straußen und Antilopen
können wir uns im Feld austoben.
Doch beim Fangen und Telemetrieren
arbeiten wir mit viel kleineren Tieren.
Da kommt schon mal Verzweiflung auf
und nimmt in Heimweh ihren Lauf.
Ein Windhoek-Bier und gemütliches Essen
lassen uns solche Gedanken wieder
vergessen.
Von Sonnenauf- bis Untergang Mensch wirklich, so ein Tag ist lang Spiel`n wir bei Mäusen den Spion,
ein bißchen crazy ist das schon!
Man kann den Weg zum Zähne putzen
dann für Reptilienstudien nutzen.
Für Adrenalin sorgt ungelogen
ein Exemplar, das kriecht am Boden.
Schwarz gestreift ist diese Maus.
Sie lockt uns täglich aus dem Haus.
9
So paßt man auf nicht ungebeten,
auf eine Puffotter zu treten.
Und rückt dann doch der Abschied ran
klingt auch so was wie Wehmut an.
Es ist zu spät! Der Bus verläßt bereits das
Land
mit dem brennend heißen Wüstensand.
Das könnte nämlich leicht passieren,
da wir nur in den Himmel stieren,
um stumm die Sterne anzusehen,
die 1000-fach am Himmel stehen.
geschrieben werden. Eine gute Übung für
das spätere Arbeitsleben, denn welcher
Wissenschaftler muß keine Anträge
schreiben?! In Goegap angekommen, lernt
man nicht nur eine Diplomarbeit zu
schreiben, sondern auch organisieren +
improvisieren, arbeiten im Team und
Flexibilität in allen Lebenslagen, um nur
einige Dinge zu nennen. Durch Besuch von
Wissenschaftlern aus aller Welt erhält man
Einblicke in verschiedene
Forschungsgebiete und hat die Möglichkeit
zum Erfahrungsaustausch. Da die
Menschen im Namaqualand meistens nur
Afrikaans und Englisch sprechen, spricht
man hier neben Deutsch auch immer
Englisch. Dies hat einen eindeutigen Vorteil,
denn wissenschaftliche Paper werden fast
nur noch auf englisch publiziert und das
Schreiben der Diplomarbeit auf englisch
wird auch immer beliebter. Nebenbei erhält
man noch Einblick in das Leben der
Namaquaianer und hat die Möglichkeit,
durch Ausflüge in die Umgebung
faszinierende Landschaften zu entdecken.
Natürlich ist die Arbeit hier in Goegap
körperlich recht anstrengend und die Geduld
wird oft auf die Probe gestellt. Aber wenn
man nach einem harten Tag im Dezember
bei 20 C° an einem offenen Feuer hinter
dem Haus sitzt und einen wunderschönen
Sternenhimmel betrachten kann... ist das
nicht allein schon Grund genug für eine
Diplomarbeit im Goegap Nature Reserve?!
DIPLOMARBEIT IN GOEGAP – UND DIE
VORTEILE FÜR STUDENTEN
Von Carola Schneider
Wenn das Ende der Studienzeit naht, stellt
sich irgendwann die Frage „Wo mache ich
meine Diplomarbeit?“. Für mich war auf
diese Frage schnell eine Antwort gefunden,
denn ich hatte ein Jahr vor Beginn der
Diplomarbeit schon ein achtwöchiges
Praktikum in Goegap gemacht. Nachdem
ich die Entscheidung getroffen hatte, stellte
sich aber schnell die Realität ein. Ein Teil
der Arbeit sollte selbst finanziert werden, die
Anreise und die Aufenthaltsgenehmigung
muß organisiert werden und man ist sechs
Monate weit weg von zu Hause. Wo also
liegen die Vorteile? Schon bei der
Organisation im heimischen Deutschland
wurde mir schnell klar, daß man in der Lage
sein muß, viele Dinge (wie z.B.
Behördengänge, Arztbesuche, Besorgung
von Flugticket + Visum, Bescheinigungen
von der Uni usw.) in relativ kurzer Zeit unter
einen Hut zu bekommen. Ein wichtiger
Punkt, wenn man später als Wissenschaftler
arbeiten will. Um Gelder zu beschaffen (da
es für Diplomarbeiten im Ausland keine
Gelder von deutschen Unis gibt und die
südafrikanischen Unis verständlicher Weise
nicht gerne die Ausbildung deutscher
Studenten bezahlen), mußten Anträge
backen, Improvisationskochen, Toiletten
putzen, Wäsche waschen ohne
Waschmaschine, wie man mit Giftschlangen
umgeht und Schnarcher vom Schnarchen
abbringt. Außerdem natürlich diverse
Forschungsmethoden, die auf das Objekt
unseres Interesses, die Striemengrasmaus
angewendet werden.
Standard für jeden, der hier arbeitet, ist die
Nestbeobachtung. Oft teilen sich mehrere
GEWUßT WIE
Von Eva Krause
In den zwei Monaten als Feldassistentin im
Goegap Nature Reserve habe ich mehr
gelernt, als ich für möglich gehalten hätte:
Aufstehen vor dem Morgengrauen, Brot
10
sich Geduld eher lohnt als übereiltes
Umherlaufen. Von entscheidender
Bedeutung ist auch, zu wissen wo man
suchen muß, denn alle Telemetrie?kunst
nützt nichts, wenn die Maus sich in einer
ganz anderen Gegend befindet. Die
Reichweite der Sender ist begrenzt und liegt
je nach Gelände und Alter der Batterie
zwischen 50 und 100 Meter.
Um einer Maus einen Sender anlegen zu
können, muß man sie natürlich erst einmal
fangen. Gleiches gilt für das Markieren der
Tiere. Unsere Mausefallen sind kleine
Kästen aus Metall oder Kunststoff. Tritt das
Opfer ein, fällt eine Klappe herunter und
verschließt den Ausgang. Als Lockmittel
dient eine Mischung aus Bran Flakes,
Rosinen, Salz und Öl, der kaum eine Maus
widerstehen kann und viele immer wieder in
die Fallen lockt, trotz der nachfolgenden
Unannehmlichkeiten. Zunächst wird der
Inhalt der Falle in eine durchsichtige
Plastiktüte entleert. Nun kann das Tier
begutachtet und nach Entfernen des
restlichen Köders mitsamt Tüte gewogen
werden. Herausnehmen läßt sich die Maus
am Besten, wenn man sie mit dem Kopf
voran in eine Ecke der Tüte drängt, von
oben hereingreift und sie an den
Schulterblättern festhält. Zwei Dinge sollte
man dabei dringend vermeiden: die Maus zu
weit hinten anzufassen und zu weit um sie
herum zu greifen. Beides gibt dem Tier die
Möglichkeit, den Kopf so zu bewegen, daß
ein Finger in Reichweite seiner scharfen
Nagezähne kommt. Für die Maus ist das der
Schlüssel zur schnellen Flucht, für den
Gebissenen Anlaß zu Beschimpfungen und
Flüchen. Wenn man aber alles richtig macht,
liegt die Maus gut in der Hand und kann
markiert werden. Das geschieht durch einen
sogenannten Eartag, einen Metallclip, in den
eine Nummer eingraviert ist und der mit Hilfe
einer Zange am Ohr befestigt wird.
Um das Tier auch aus größerer Entfernung,
zum Beispiel bei der Nestbeobachtung
identifizieren zu können, wird die Eartag–
Nummer zusätzlich mit schwarzer Haarfarbe
beidseitig auf das Fell geschrieben. Für eine
schnelle Geschlechtsbestimmung
bekommen die Weibchen noch einen
schwarzen Kopf und die Männchen ein
schwarzes Hinterteil. Die meisten lassen die
ganze Prozedur stillschweigend über sich
ergehen, und nur wenige protestieren mit
heftigem Zappeln und Piepen entschieden
Mäuse ein Nest, in dem sie gemeinsam die
Nacht verbringen. Diese Schlafplätze
befinden sich gewöhnlich in einem Busch.
Positioniert man sich jeweils vor
Sonnenaufgang und Sonnenuntergang vor
dem betreffenden Gewächs, kann man
feststellen, welche Tiere dort schlafen und
sie beim Sonnen, Fressen und bei sozialen
Interaktionen beobachten. Die
Nestbeobachtung bietet auch eine gute
Gelegenheit, die weiblichen Mäuse zu
wiegen. Deren Gewicht wird so oft wie
möglich kontrolliert. Nehmen sie innerhalb
kurzer Zeit stark zu, läßt sich daraus
schließen, daß sie trächtig sind. Rapide
Gewichtsabnahme zeigt die kürzlich erfolgte
Geburt der Jungen an.
Das Verfahren ist einfach und vorteilhaft für
alle Beteiligten. Man stellt eine
Küchenwaage vor das Nest, die mit etwas
Erdnußbutter bestrichen ist und der Rest
erledigt sich von selbst. Problematisch wird
es, wenn etwa die Männchen auch
unbedingt Erdnußbutter fressen wollen und
Frustration stellt sich ein, wenn man nach
einer geschlagenen Stunde noch immer
keine einzige Maus gesehen hat.
Zur Grundausstattung gehört auch das
Telemetrieren, auf englisch radio tracking
genannt. Mit Hilfe dieser Technik kann man
ein ganz bestimmtes Tier im Gelände finden
und ihm wenn nötig auch über längere
Strecken folgen. Dazu bedarf es eines
kleinen Senders, den die Maus an einem
Halsband trägt, sowie eines
Empfangsgerätes mit Antenne und
Kopfhörern. Gibt man die Frequenz des
gesuchten Senders ein und befindet man
sich nicht zu weit von Selbigem entfernt,
ertönt ein gleichmäßiges tok-tok-tok aus den
Kopfhörern. Je mehr man sich dem Sender
nähert, desto weiter kann man die
Empfangsfrequenz senken, ohne das Signal
zu verlieren und so seine Quelle schließlich
ausfindig machen. Doch diese Methode hat
ihre Tücken. Ein starkes Signal kommt
immer scheinbar aus mehreren Richtungen
gleichzeitig. Daß man den falschen Weg
eingeschlagen hat, erkennt man erst, wenn
der Empfang irgendwann unvermittelt
abbricht. Es kommt auch vor, daß der
Forschende verzweifelt suchend umher irrt
und schließlich ein Signal an einer Stelle
bekommt, an der er doch gerade eben
schon einmal gestanden und nichts
empfangen hatte. Die Erfahrung lehrt, daß
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gegen diese Behandlung. Trotzdem sitzen
viele von ihnen am nächsten Tag wieder in
der Falle.
Wichtig für alle Forschungsarbeiten ist die
Beherrschung technischen Geräts. An erster
Stelle steht natürlich der PC zur Eingabe
und Auswertung der gesammelten Daten.
Doch auch eine Videokamera kann im
Auftrag der Wissenschaft gute Dienste
leisten, zum Beispiel zur Beobachtung
nächtlicher Geschehnisse im Nest. Da
natürliche Nester dem Kameraauge nur
schwer erschließbar sind, werden
Nestboxen aufgestellt, die mit einer
durchsichtigen Plexiglasscheibe abgedeckt
sind, auf der man die Kamera positionieren
kann. Zur Raffung der Aufnahmen wird im
Zeitraffer gefilmt. Auf den Videos kann man
sehen, wann die Mäuse ins Nest kommen,
ob sie schlafen oder wachen, ob sie
während der Nacht das Nest verlassen, ob
sie die gegenseitige Nähe suchen oder
lieber Abstand halten und einiges mehr.
Was nützt mir nun dieser reiche
Wissensschatz in Deutschland? Dort werde
ich wohl kaum Gelegenheit haben, Mäuse
zu fangen oder zu telemetrieren. Zu Hause
gibt auch es keine Giftschlangen, statt
dessen eine Waschmaschine. Doch viele
Dinge lassen sich allgemein anwenden, wie
der Umgang mit den Tieren, die Methoden
zur Datenaufnahme, die Fähigkeit zur
Improvisation und die Erkenntnis, daß alles
geht, wenn man sich erst mal traut.
Selbständiges Arbeiten ist somit das
Wichtigste, was man in Goegap lernt und
später überall anwenden kann.
WIE WIRD MAN EIGENTLICH
FELDASSISTENT?
Als FeldassistentInnen kommen nur Leute
mit biologischen Vorkenntnissen in Frage.
Dies sind vor allem BiologiestudentInnen,
aber auch Studierende ähnlicher
Fachbereiche wie Tiermedizin können sich
bewerben. Aufgaben der FeldassistentInnen
sind: Fangen und Markieren von Mäusen,
Telemetrieren, Verhaltensbeobachtungen,
Hilfe bei der Instandhaltung der
Forschungsstation und vieles mehr.
Wer Interesse daran hat, eventuell trotz all
der Unannehmlichkeiten für 2-3 Monate
nach Goegap als FeldassistentIn zu
kommen, schreibt an Email an:
[email protected] (in den Betreff „FA“
schreiben). Ich werde dann weiteres
Informationsmaterial zuschicken.
Daniela Fischer war 2003 als
Feldassistentin da. (Bild C. Schradin).
primitiv, aber wenn man es genau nimmt,
braucht man diese Sachen gar nicht.
EIN GOEGAP ERLEBNIS
Wir haben Solarstrom für das Licht,
Autobatterien für die Computer,
Leitungswasser zum Trinken vom Office (ca.
5 km entfernt) oder Mineralwasser aus
Springbok. Grundwasser wird abgepumpt
für die Duschen, der Boiler und der Herd
werden mit Gas betrieben. Und mal ganz
ehrlich: das Wasser wird genauso warm,
das Essen schmeckt genauso gut, wie wenn
man all das mit Elektrizität machen würde.
Es gibt kein Telefon, man muß zum
Telefonieren entweder zum Office oder zum
Emailen nach Springbok fahren. Das wäre
vermutlich für viele undenkbar, aber hier
Von Brigitte Britz
In der letzten Ausgabe wurde Ihnen erzählt,
wie die Forschungsstation aussieht und wie
das Leben dort von sich geht. Manche Leute
bevorzugen das einfache Leben, wenn alles
schnell erhältlich und zugänglich ist. Goegap
ist ganz anders und für manche Leute wäre
es sicherlich eine Zumutung, für andere
aber ist es ein Abenteuer. In der letzten
Ausgabe erfuhren Sie, daß es hier keinen
Strom gibt, kein Telefon und keine
Wasserleitung. Das ist natürlich sehr
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werden wir nicht durch klingelnde Telefone
gestört. Stattdessen schätzen wir ein
Telefonat, eine Email oder gar einen Brief
sehr, was in der Massengesellschaft der
Städte leider oft nicht mehr der Fall ist.
Zimmer ihre Sonnenblumenkerne abholt,
und auch beim Weihnachtsgrillen draußen
mit dabei war: sie fraß von einem Stück
Speck, das dreimal so groß war wie sie
selber. Während der Nestbeobachtungen
lernt man auch die unterschiedlichen
Striemengrasmäuse kennen. Hat man die
Waage mit Erdnußbutter vergessen (diese
dient dazu, die Tiere zu wiegen), springt z.B.
Männchen 141 ganz aufgeregt zu einem hin,
sucht nach der Erdnußbutter und man hat
den Eindruck, die Enttäuschung auf seinem
Gesicht lesen zu können. Der
atemberaubende Sternenhimmel ist ein
weiterer Höhepunktund macht jedes Grillfest
zum Erlebnis. Danach einfach auf die
Matratze fallen und unter freiem Himmel
schlafen, dabei die Erhabenheit der Natur
um einen herum zu fühlen, wo kann man
das sonst? (Natürlich darf man hierbei nicht
an das ganze Krabbelzeug denken, das
womöglich zu einem ins Bett kommen will.)
Während Goegap einige
Unannehmlichkeiten hat, bietet es seinen
Besuchern aber auch bezaubernde
Erlebnisse, welche ein Leben lang in
Erinnerung bleiben. Es gibt hier so viel zu
sehen und zu lernen! Morgens um 5.30 Uhr
aufzustehen ist nicht gerade schön, aber die
Morgenluft zu riechen und zu sehen, wie
das Land erwacht, machen es trotzdem zu
einer angenehmen Erfahrung. Während der
Nestbeobachtungen am Abend kann man
manchmal unerwartet ansonsten scheue
und seltene Tiere sehen, zum Beispiel
Bergzebras oder eine Wildkatze. Selbst für
Leute, die nicht Biologie studieren, ist es
erstaunlich zu sehen, wieviele
Eigenschaften die Tiere mit uns teilen. Die
Erlebnisse mit den Tieren sind es, die jeden
Tag einzigartig machen und uns oft zum
Lachen bringen. Da war zum Beispiel das
Mäuseweibchen 560, welche mit Carsten
nach Springbok fahren „wollte“: er fand sie
plötzlich auf dem Beifahrersitz. Oder die
Zwergmaus, welche jeden Abend bei uns im
Dies sind nur einige der Sachen, welche
Goegap zu einem besonderen Erlebnis
machen. Leider können wir diese Erlebnisse
nur beschreiben, aber nicht per Email zu
Ihnen schicken: Sie müssen schon selber
einmal nach Goegap kommen!
TITEL
DIE STRIEMENGRASMAUS
Von Annette Wiedon und Carsten Schradin
noch bevor die schnurgerade Asphaltstraße
in einem Schotterweg endet, das Goegap
Nature Reserve. Das etwa 150 km2 große
Naturreservat befindet sich im nördlichen
Teil des Namaqualandes, eine für ihre
Wildblumen bekannte und sehr trockene
Gegend im Westen Südafrikas. Die
Jahresniederschläge liegen im Mittel bei 160
mm, weshalb das Gebiet bereits als Wüste
klassifiziert werden kann. Das Reservat
beherbergt neben den schön gezeichneten
Oryxantilopen, Springböcken und
Bergzebras noch viele weitere sehenswerte
Tierarten. Darunter auch die für den
Besucher nicht leicht zu entdeckende und
Soziale Interaktionen bei Tieren gehören zu
den interessantesten Themen der
Verhaltensforschung. Häufig werden nahe
verwandte Arten untersucht, um die Gründe
für Sozialverhalten zu erschließen. Einige
Arten zeigen sogar innerartliche
Unterschiede in ihrem Sozialsystem, so daß
ein unmittelbarer Vergleich möglich wird. Die
Striemengrasmaus ist eine solche Art.
Maus mit Modellcharakter
Verläßt man das kleine Städtchen Springbok
und fährt landeinwärts, so erreicht man,
13
doch hoch interessante Striemengrasmaus
(Rhabdomys pumilio). Diese etwa 10 cm
große und 30 bis 80 g schwere Nagerart ist
die einzige ihrer Gattung und durch die
auffälligen vier schwarzen Streifen auf dem
Rücken leicht zu identifizieren. Seit nunmehr
vier Jahren wird ihr Sozialverhalten in
Goegap untersucht. Hierbei geht es vor
allem darum zu verstehen, warum Tiere in
Gruppen leben, Väter sich an der
Jungenaufzucht beteiligen und warum Tiere
mit unterschiedlichen sozialen Strategien
auf unterschiedliche Umweltbedingungen
reagieren. Die Striemengrasmaus eignet
dazwischen liegenden offenen sandigen
Flächen besteht.
Da die Striemengrasmaus in Afrika weit
verbreitet ist, kann man sie in recht
unterschiedlichen Habitaten antreffen. So
besiedelt sie außer dem trockenen
Namaqualand auch Wälder, Sümpfe oder
Grasländer. Ihre Fähigkeit zur Adaption an
diese ökologisch höchst unterschiedlichen
Gebiete, macht die Striemengrasmaus zu
einem geeigneten Studienmodell, um
Einflüsse verschiedener Umweltfaktoren auf
das Sozialsystem von Säugetieren zu
untersuchen.
Gruppenleben in Namaqualand
Ein Weibchen trägt ihr Junges zum neuen Nest.
sich hervorragend, um diese Fragen zu
untersuchen. Eine wichtige Voraussetzung,
um das natürliche Verhalten untersuchen zu
können, ist die Möglichkeit einer direkten
Beobachtung der Tiere in ihrem natürlichen
Habitat. Bei den meisten Nagerarten ist
diese Möglichkeit leider nicht gegeben, da
sie nachtaktiv sind und ein verstecktes
Leben führen. Nicht so die
Striemengrasmaus. Sie ist tagaktiv und
bewohnt in Goegap einen gut einsehbareb
Lebensraum, der aus Büschen und
14
Das Beobachten der Schlafbüsche im
Goegap Nature Reserve ergab, daß
nicht nur eine Striemengrasmaus von
den ersten Sonnenstrahlen aus ihrem
Nest gelockt wird, sondern bis zu 29
weitere! Die Mäuse leben also nicht
allein, sondern in Gruppen. Alle
Mäuse, die sich ein Nest teilen,
werden als Mitglieder einer Gruppe
betrachtet. Die Gruppenmitglieder
verbringen zunächst eine
gemeinsame Zeit vor dem Nest, in der
sie sich sonnen und gegenseitig das
Fell pflegen, bevor sie anschließend
allein auf Nahrungssuche gehen. Als
Nahrungsquelle dienen überwiegend
Büsche, einjährige krautige Pflanzen
und Sukkulenten. Wildblumen stellen
für die Striemengrasmäuse eine
wichtige Nahrungsquelle dar, die für
die Fortpflanzung eine bedeutende
Rolle spielt. Wahrscheinlich enthalten
diese frischen Pflanzentriebe
besonders viel Protein. Da die
Wildblumen erst nach dem
Winterregen und nur für kurze Zeit
erscheinen, erstreckt sich auch die
Fortpflanzungssaison nur über die drei
Frühjahrsmonate von September bis
November. Die Nachkommen sind ihrerseits
nach anderthalb bis zwei Monaten und ab
einem Gewicht von etwa 25 g
fortpflanzungsfähig. Nach dieser Zeit gehen
die Proteinressourcen aber bereits wieder
zur Neige, so daß es für die meisten jungen
Mäuse zu spät ist, sich noch im selben Jahr
fortzupflanzen. Ebenso ist das Überleben
einer dritten Generation durch die
einige Sukkulente vorhanden. Dieses
ganzjährig zur Verfügung stehende
Nahrungsangebot ermöglicht eine hohe
Überlebenswahrscheinlichkeit des
Nachwuchses – in der Sukkulentenkaroo
beträgt sie über 20%, während in anderen
Gegenden nur 2-3% der Jungen ein Jahr alt
werden. Zu diesem hohen Prozentsatz
tragen vermutlich auch der Verzicht auf
Fortpflanzung zugunsten der Anlage von
Fettvorräten sowie die zahlreichen Vorteile
des Gruppenlebens bei. Die Vorteile, die
das Gruppenleben dem einzelnen
Individuum bietet, sind vielfältig. Da die
Temperaturen in Winter- und
Frühjahrsnächsten unter 0°C fallen können,
ist der Nutzen durch gegenseitiges Wärmen
im Nest ein extrem wichtiger Faktor. Mäuse,
welche in einer Gruppe schlafen,
abnehmende Futterqualität gefährdet. Die
Nachkommen verbleiben daher als junge
Erwachsene in der Gruppe und pflanzen
sich erst im nächsten Frühling fort. Statt in
Fortpflanzung investieren sie ihre Energie in
Fettvorräte, um Reserven für die trockenen
Sommermonate zu haben. Ein weiterer
Faktor, der diese Strategie begünstigt, ist
die begrenzte Anzahl an Büschen, die dicht
genug sind, um als Schlafplätze dienen zu
können. Diese Büsche sind häufig bereits
von Buschkaroo-Ratten (Otomys
unisulcatus) besetzt, welche mit 120 g
deutlich größer als die Mäuse sind und
diese deshalb einfach von ihren Nestern
fortjagen können.
Abgesehen von den kurzlebigen
proteinreichen Pflanzen sind das ganze Jahr
über Büsche mit grünen Pflanzenteilen und
Eine Mäusegruppe sonnt sich morgens vor ihrem Nest. Die Mäuse sind mittels Haarfarbe individuell
markiert, so daß wir bei Nestbeobachtungen erkennen können, wer zur Gruppe gehört. Eine
Farbmarkierung am Hinterteil bedeutet, daß es sich um ein Männchen handelt, bei einer markierten
Brust ist es ein Weibchen. Vorne sitzen also Männchen 33 und Weibchen 23.
15
verbrauchen weniger Energie, vor allem in
kalten Nächten, denn sie halten sich
gegenseitig warm. Ein weiterer Vorteil des
Gruppenlebens ist wohl die erhöhte
Wachsamkeit. Durch Videoaufnahmen eines
Schlafnestes konnte festgestellt werden,
daß nie alle Gruppenmitglieder gleichzeitig
schlafen. Mindestens ein Individuum sorgt
mit seiner Wachsamkeit ständig für die
rechtzeitige Warnung vor nächtlichen
Angriffen durch Freßfeinde, wie z.B.
Schlangen oder Wildkatzen. Ein weiterer
möglicher Vorteil des Gruppenlebens ist in
der gemeinsamen Aufzucht der Jungen
unter Mithilfe von Tanten, jugendlicher
Gruppenmitglieder und des Vaters zu
sehen.
entsprechend an. Ende des Jahres 2002
wurde sie auf 151 Mäuse pro ha beziffert, in
den Territorien mancher Gruppen waren es
sogar hochgerechnet über 200 Mäuse/ha.
Auch die hohe Populationsdichte zwingt die
jugendlichen Nachkommen in ihren Gruppen
zu verbleiben, da keine freien Gebiete zum
Abwandern vorhanden sind. Alle Gebiete
um das Heimatterritorium herum sind von
fremden Gruppen besetzt, welche äußerst
aggressiv Eindringlinge verjagen. Die
Gruppengröße kann daher bis auf 30
erwachsene Mäuse anwachsen.
Trotz der starken Konkurrenz um
Futterressourcen wird das ganze Territorium
unter den Gruppenmitgliedern geteilt. Das
Gebiet, in dem sich eine Maus bewegt, wird
als ihr Homerange bezeichnet, quasi ihre
Heimat. Die Homeranges der Mäuse einer
Gruppe überlappen zu 91%. Mit den
Da viele der Jungen überleben und zu
Hause bleiben, steigt die Populationsdichte
nach der Fortpflanzungssaison
Bereits im zarten Alter von 12-14 Tagen verlassen die Jungen zum ersten mal das Nest (hier ein
verlassener Bau einer Pfeifratte). Die ersten Tage sonnen sie sich nur vor dem Nest, später werden
erste Exkursionen unternommen.
16
Die Mutter, deren Junge getötet wurden, ist
nämlich immernoch mütterlich motiviert und
produziert Milch, mit der dann die Jungen
des anderen Weibchens gesäugt werden,
wenn diese ein paar Tage später auf die
Welt kommen.
Homeranges von Mäusen einer anderen
Gruppe überlappen sie dagegen nur zu
13%. An den Gebietsgrenzen konnte zudem
aggressives Verhalten gegenüber nicht zur
Gruppe gehörigen Mäusen festgestellt
werden, weshalb die Striemengrasmaus als
territorial bezeichnet werden kann.
Männchen zeigen geschlechtsspezifische
Unterschiede in ihrer Aggression, indem sie
sich gegenüber anderen Männchen
aggressiver verhalten als gegenüber
Weibchen. Die Aggression gegenüber
fremden Weibchen scheint gemildert, da sie
als potentielle Paarungspartner in Frage
kommen. Ein zu heftiges Bekämpfen könnte
die Akzeptanz bei den Weibchen in der
kommenden Fortpflanzungssaison
gefährden. Weibliche Striemengrasmäuse
zeigen dagegen keine
geschlechtsspezifischen Unterschiede in
ihrer Aggression. Besonders aggressiv sind
Striemengrasmäuse, wenn sie eine fremde
Maus direkt vor ihrem Nest antreffen. Selbst
eine deutlich schwerere Maus wird hier
aggressiv vertrieben, während an
Territoriumsgrenzen meist die leichtere der
gewichtigeren Maus ausweicht.
Die in der Gruppe verbleibenden
Nachkommen scheinen in ihrer eigenen
Reproduktion gehemmt. Selbst wenn sie
schon alt und groß genug sind, um sich
selbst fortzupflanzen, tun sie dies nicht. Sie
übernehmen statt dessen eine
Helferfunktion bei der Aufzucht der nächst
jüngeren Generation. Da es sich bei diesen
Nachkommen i.d.R. um Geschwister
handelt, erhöhen sie mit ihrer Fürsorge
wahrscheinlich indirekt ihre eigene Fitness.
Aber nicht nur die Weibchen und deren
Nachkommen sind an der Jungenaufzucht
beteiligt. Es konnte gezeigt werden, daß
auch die männlichen Striemengrasmäuse
ihre Nachkommen umsorgen. Diese
väterliche Fürsorge tritt nur bei 7% der
bisher untersuchten Säugetierarten auf,
erweist sich also als ein eher seltenes
Phänomen. Unter den Nagerarten zeigen
einige zwar in Gefangenschaft väterliches
Verhalten, es gibt aber bisher kaum
Hinweise für dieses Verhalten in freier
Natur. Auch die männlichen
Striemengrasmäuse wurden zunächst in
Gefangenschaftsstudien beobachtet. Dabei
konnten erstaunlicherweise kaum
Unterschiede zum mütterlichen Verhalten
Gemeinsame Jungenaufzucht und
väterliches Verhalten
Eine Besonderheit des Gruppenlebens ist
das Auftreten von gemeinschaftlicher
Jungenaufzucht durch mehrere Weibchen.
So pflanzt sich in der Sukkulentenkaroo
nicht nur ein Striemengrasmausweibchen
pro Gruppe fort, sondern häufig mehrere.
Wie Untersuchungen zu Beginn der
Fortpflanzungssaison gezeigt haben,
bestehen die Gruppen aus einem Männchen
und bis zu vier sich fortpflanzenden
Weibchen. Die Weibchen ziehen die Jungen
gemeinsam im gleichen Nest auf. Allerdings
kann es passieren, daß ein Weibchen vor
der Geburt ihrer Jungen das gemeinsame
Schlafnest verläßt. Es kommt erst zurück,
wenn die Jungen circa 12 Tage alt sind und
schon selber laufen können, wenn auch
noch sehr wackelig. Dieses Verhalten dient
vermutlich dazu, zu verhindern, daß die
anderen Gruppenweibchen, welche noch
keine eigenen Jungen haben, die
Neugeborenen töten, was bei einigen
Mausarten vorkommt. Das kindstötende
Weibchen beutet damit die erste Mutter aus.
Ein Vater und sein jugendlicher Sohn. Beide
kommen offensichtlich sehr gut miteinander
aus.
17
festgestellt werden. Abgesehen von der
fehlenden Fähigkeit zum Säugen, wärmen,
lecken und pflegen die Väter ihre Jungen im
gleichen Ausmaß wie die Mutter. Die Mütter
tragen die Jungen lediglich öfter im Maul als
der Vater. Beide Elternteile verbringen,
wenn sie Junge haben, deutlich mehr Zeit
im Nest als ohne Nachwuchs. Bei
Männchen erhöht sich dieser Zeitanteil um
etwa das Dreifache.
beiden Männchen, die die Jungen nicht
direkt ins Nest sondern nur davor getragen
haben, konnte dabei beobachtet werden,
wie es das Junge geleckt und gewärmt hat –
und damit eine offensichtlich väterliche
Motivation zeigte. Striemengrasmäuse sind
nicht in der Lage ihre eigenen Jungen zu
erkennen und sie von fremden zu
unterscheiden, sofern die Jungen nicht älter
als zehn Tage sind. Eine derartige
Differenzierung wurde evolutiv nicht
begünstigt, da sich die unbeholfenen
Nachkommen ohnehin nicht wesentlich vom
Nest entfernen können.
Zusätzlich zu den Gefangenschaftsstudien
wurde ein Experiment für das Freiland
modelliert. Einer Stichprobe von sieben
Männchen, von denen man annahm, daß
gerade Nachwuchs in ihrem Nest war,
wurden 1-3 Tage alte Junge in einem
Abstand von 2 Metern vor das Nest gelegt.
Daraufhin haben 5 Männchen die Jungen zu
ihrem Nest getragen, wovon 2 die Jungen
sogar direkt in das Nest trugen. Eines der
Väterliche Fürsorge stellt nicht automatisch
eine selbstlose Investition in das Überleben
der Jungen dar. Auch der Vater kann von
seinem fürsorglichen Verhalten profitieren,
denn schließlich wärmt nicht nur er die
Jungen, sondern umgekehrt wärmt er auch
Ein wildes Männchen (rechts) hat ein Junges zu seinem Nest getragen und stellt sich nun
schützend darüber. Auch ein Jugendlicher der Gruppe (links) ist an dem Jungen interessiert,
während 2 weitere Jugendliche nur von hinten zuschauen.
18
gelegenen Graslandschaften. Grasländer
finden sich z.B. in der Nähe von Pretoria
oder in KwaZulu-Natal, eine südafrikanische
Provinz. Diese Gegenden erhalten jährlich
800-1200 mm Niederschlag, der
hauptsächlich als Sommerregen fällt.
Dementsprechend üppig ist die Vegetation:
Das gesamte Gebiet ist mit Gras und
krautigen Pflanzen bedeckt. Der dadurch
entstehende Eindruck einer hohen
Futterverfügbarkeit täuscht jedoch, denn
Gras gehört nicht zum Nahrungsspektrum
der Striemengrasmäuse. Sie fressen
überwiegend Samen, Beeren und Kräuter.
Als Proteinquellen dienen dabei Samen und
Insekten, die während des gesamten
Frühjahrs und Sommers zugänglich sind.
Über diesen Zeitraum von ungefähr sieben
Monaten erstreckt sich auch die
Fortpflanzungssaison. Aufgrund dieser
erheblich längeren Zeitspanne, haben die im
Frühjahr geborenen Nachkommen noch
über mehrere Monate die Möglichkeit, sich
sich selbst an den Jungen. Die wohl
eindeutigste Investition von Seiten der Väter
ist der wesentlich höhere Mehraufwand an
Zeit, die bei Anwesenheit von Jungen im
Nest verbracht wird. Diese Zeit könnte das
Männchen statt dessen nutzen, um auf
Nahrungssuche zu gehen oder weitere
Sexualpartner zu suchen. Auch im Freiland
verbringen die Väter genauso viel Zeit im
Nest wie die Mütter, und auch hier sind sie
gegenüber jugendlichen Mäusen genauso
freundlich, wie es die Weibchen sind. Es
scheint sogar so, daß die Männchen
gegenüber ihren erwachsenen Kindern
freundlicher sind, als die Weibchen.
Andere Länder – andere Sitten
Vollkommen anders als bisher beschrieben
gestaltet sich das Sozialsystem der
Striemengrasmäuse in den fast 1000 km
entfernten, in der Mitte Südafrikas
Die Grasländer Südafrikas zeigen eine vollkommen andere Vegetation als die Sukkulentenkaroo. Auch
die Mäuse leben hier ganz anders: Nicht in Gruppen, sondern als Einzelgänger.
19
In den Grasländern leben die
Striemengrasmäuse also solitär. Ein
Weibchen zieht folglich seine Jungen allein
auf und diese verlassen das mütterliche
Nest dann bereits als Jugendliche, um sich
selber fortzupflanzen. Die Männchen sind
nicht fest an ein Nest gebunden, sondern
folgen einer umherstreifenden Strategie.
Ihre Gebeite überlappen mit denen mehrerer
Weibchen und sie besuchen mehrere
Weibchen hintereinander, um sich mit
diesen zu paaren. Väterliches Verhalten
konnte in den Grasländern nicht beobachtet
werden.
fortzupflanzen. Tatsächlich wurde
festgestellt, daß in den Grasländern die
Mäuse schon als Jugendliche das Nest und
Territorium der Mutter verlassen und
abwandern. Während sich junge Mäuse in
der Sukkulentenkaroo selbst bei einem
Körpergewicht von 40 g und mehr nicht
fortpflanzen, beginnen die Jungen in den
Grasländern schon mit einem Körpergewicht
von nur 25 g mit der Fortpflanzung.
Da die Mäuse das reichlich wachsende Gras
nicht verdauen können (Mäuse sind keine
Kühe!), sind sie auf die nur mühsam zu
findenden Kräuter, Samen und Beeren
angewiesen. Aufgrund des nur spärlichen
Vorkommens dieser Futterquellen wird ein
größeres Gebiet für die Nahrungssuche
notwendig. Die Homeranges sind daher im
Durchschnitt für Weibchen 6 mal und für
Männchen sogar 10 mal so groß wie in der
Sukkulentenkaroo. Weiterhin werden die
Homeranges nicht mit anderen Mäusen
geteilt, sondern exklusiv genutzt. Würde das
Territorium mit etwaigen Gruppenmitgliedern
geteilt, so wäre eine noch größere Fläche
notwendig, um alle zu ernähren. Dies
wiederum würde die Bewältigung weiterer
Strecken erfordern, was letztlich einen
höheren Energieaufwand, damit einen
steigenden Futterbedarf und erneut größere
Territorien bedeuten würde. Das
Gruppenleben im Grasland ist folglich mit
derart hohen Kosten verbunden, daß es für
das Individuum effektiver ist, solitär zu
leben.
Durch die üppige Vegetation sind reichlich
Schlafnester vorhanden. Da aber alles
bewachsen ist und es keine offenen Stellen
gibt, gibt es für die Mäuse auch keinen Ort,
wo sie sich sonnen können, so wie es bei
den Striemengrasmäusen in der
Sukkulentenkaroo zu beobachten ist. Das
Sonnen dient vermutlich dazu, Energie zu
sparen. Da die Striemengrasmäuse der
Grasländer diese Möglichkeit nicht haben,
müssen sie einen größeren Anteil
metabolischer Wärme erzeugen. Damit wird
wiederum mehr Futter notwendig und der
Zirkelschluss über größere Territorien hin zu
dem damit verbundenen steigenden
Energiebedarf beginnt von neuem.
Die Verfügbarkeit von Futter und freien
Nistplätzen sowie die Möglichkeit zum
Sonnen sind offensichtlich entscheidende
Faktoren, die das Sozialsystem der Tiere
beeinflussen. Trotz der solitären
Lebensweise im Freiland, zeigen die
Grasland-Männchen in Gefangenschaft
väterliches Verhalten – und zwar im selben
Ausmaß wie die Väter der in Gruppen
lebenden Striemengrasmäuse der
Sukkulentenkaroo. Diese Beobachtung
bietet Grund zu der Annahme, daß nur die
unterschiedlichen ökologischen
Gegebenheiten für das unterschiedliche
Verhalten im Freiland verantwortlich sind.
Denn unter vergleichbaren
Laborbedingungen wird vergleichbares
Verhalten gezeigt. Väterliches Verhalten
scheint somit eine reproduktive Strategie zu
sein, die nur unter bestimmten ökologischen
Bedingungen gezeigt wird.
Die Überlebenswahrscheinlichkeit der
Striemengrasmäuse ist in den Grasländern
relativ gering. Nur 2,3% der Mäuse werden
ein Jahr alt. Eine wesentliche Rolle spielen
hierbei der Mangel an Futter und die
niedrigen Temperaturen im Winter. Vorteile
des Gruppenlebens wie etwa gegenseitiges
Wärmen im gemeinsamen Nest können
aufgrund der solitären Lebensweise nicht
genutzt werden. Zudem wird die Energie
nicht in Fettvorräte, sondern in Reproduktion
investiert. Die geringe Überlebensrate
resultiert in einer ebenfalls geringen
Populationsdichte von etwa 10-40 Mäusen
pro ha. Ein Mangel an freien Territorien
besteht somit nicht. Die jungen Mäuse
können abwandern und ein eigenes
Territorium besetzen.
20
und Grasländern: Die Fortpflanzungszeit
war nur 3 Monate lang und damit weniger
als halb so lang wie in den Grasländern.
Das bedeutete, daß auch in diesem Jahr für
die spät geborenen Jungen keine
Möglichkeit bestand, sich selber
fortzupflanzen. Als sie das richtige Alter
erreichten, war die Fortpflanzungssaison
nämlich schon zu Ende. Diese Mäuse
blieben dann zu Hause, wohl um die Vorteile
des Gruppenlebens zu genießen. So
bildeten sich am Ende der
Fortpflanzungssaison wieder
Familiengruppen, auch wenn diese mit 3-9
Mäusen deutlich kleiner waren, als in den
Jahren davor. Diese Gruppen blieben bis
zur nächsten Fortpflanzungssaison stabil
und die Überlebensrate war wieder sehr
hoch: Mehr als 20% der Mäuse überlebten
bis zum Frühling 2004.
Verhaltensflexibilität auch in der
Sukkulentenkaroo
Wenn die unterschiedlichen
Umweltbedingungen die Ursache für das
unterschiedliche Verhalten sind, dann
müßten die Bedingungen der Grasländer –
übertragen auf die Sukkulentenkaroo – auch
dort das Einzelgängerdasein begünstigen.
Diese Hypothese konnte im Jahr 2003 nach
der schlimmsten Dürre seit über 40 Jahren
getestet werden. Aufgrund der großen
Trockenheit nahm die Populationsdichte
rapide ab. Im Jahr 2002 wurden 234 Mäuse
individuell markiert und neun Gruppen
beobachtet. Von diesen hatten bis zum Juli
2003 nur vier Individuen überlebt, bis zur
Fortpflanzungssaison im September nur
noch zwei Die Überlebensrate sank auf 2%..
Alle neun beobachteten Gruppen waren
ausgestorben. Um überhaupt noch
ausreichend Daten über die
Striemengrasmäuse sammeln zu können,
wurde der Field Site von 2 ha auf 30 ha
vergrößert. Anhaltender Regen im August
initiierte das Pflanzenwachstum und
ermöglichte damit einen späten Frühling, so
daß sich die überlebenden Mäuse
fortpflanzen konnten. Die Sozialstruktur der
Mäuse gestaltete sich nach der
Dürrekatastrophe ganz anders als in den
vorherigen Jahren. Die Tiere lebten nicht
mehr in Gruppen, sondern jedes Weibchen
hatte ihr eigenes Nest und Territorium. Die
Männchen blieben nicht mehr bei einem
Nest, sondern vergrößerten ihr Territorium
enorm, so daß sie die Territorien mehrerer
einzelner Weibchen überlappten. Auch
blieben die Jungen nach dem Erreichen des
Erwachsenenalters nicht mehr zu Hause,
sondern wanderten als Jugendliche ab.
Bereits mit einem Gewicht von 25 g fingen
die Jugendlichen an sich fortzupflanzen. In
früheren Jahren wäre dies ein Skandal
gewesen, denn damals blieben die Mäuse
auch als über 40 g schwere Erwachsene zu
Hause, ohne sich fortzupflanzen.
Weitere Studien
Die Striemengrasmaus zeigt extreme
Flexibilität in ihrem Sozialverhalten, sowohl
zwischen als auch innerhalb von
Populationen. Bei ihr kann man daher sehr
gut die Gründe für soziale Flexibilität,
Gruppenleben und väterliches Verhalten
untersuchen. Während wir inzwischen die
ökologischen Gründe für Sozialverhalten
einschließlich väterliches Verhalten und
kommunale Jungenaufzucht verstehen, gibt
es noch viele Bereiche, in denen uns noch
viele Informationen fehlen:
1. Ist das Verhalten der Mäuse wirklich
evolutiv adaptiv, d.h. erhöhen sie dadurch
ihren Fortpflanzungserfolg?
2. Wie bestimmt eine Maus welcher sozialen
Strategie sie folgt und welche Umweltreize
sind dafür zuständig?
3. Welche Einflüsse haben die sozialen
Bedingungen, unter denen die Mäuse
aufwachsen, auf ihr späteres
Sozialverhalten? Verhält sich eine Maus, die
in einer großen Familiengruppe aufwächst
und in dieser auch als Erwachsener bleibt,
im Erwachsenenalter anders, als eine Maus,
welche als Jugendliche auszieht und alleine
lebt? Welche Auswirkungen hat dies auf die
sozialen Fähigkeiten der erwachsenen
Tiere?
Kurz gesagt führte die Dürre zu einer
geringen Überlebenswahrscheilichkeit und
einer sehr geringen Populationsdichte - eine
Situation ähnlich der in den Grasländern.
Entsprechend zeigte sich auch das
Sozialsystem vergleichbar dem der
Grasländer: aus dem Gruppentier wurde ein
Einzelgänger! Aber einen Unterschied gab
es immer noch zwischen Sukkulentenkaroo
21
sollte. Tatsächlich gibt es gute Gründe, dies
zu tun:
4. Welche physiologischen Faktoren gehen
mit der sozialen Flexibilität einher? Wodurch
wird Gruppenleben und väterliches
Verhalten beeinflußt? Hierbei wäre vor allem
die Rolle von Hormonen interessant. Haben
in Gruppen lebende Tiere andere
Hormonwerte als Einzelgänger? Und
welchen Einfluß hat dies auf das
Sozialverhalten?
1. Die Forschung und ihre Ergebnisse sind
äußerst spannend. Viele Menschen
interessieren sich dafür und sind
erstaunt, wozu Mäuse in der Lage sind.
Verhaltensforschung ist an sich ein
Kulturgut, wie z.B. eine Oper. Und
genauso, wie sich nicht alle Menschen
für die Oper interessieren, müssen sich
natürlich auch nicht alle für Tiere
interessieren. Wichtig ist aber, daß es
viele Menschen gibt, die sich dafür
interessieren.
2. Die Striemengrasmäuse können uns
helfen, auch das Verhalten von uns
Menschen besser zu verstehen. Man
möge meinen, dazu solle man doch
Warum Forschung an der
Striemengrasmaus?
Es sind also noch viele Fragen offen, aus
denen sich mögliche Projekte für die Zukunft
ergeben. Aber es stellt sich die Frage,
warum man überhaupt Zeit, Energie und
Geld in eine solche Forschung stecken
Die Striemengrasmaus ermöglicht es uns zu untersuchen, warum Tiere in Gruppen leben,
warum sich Väter an der Jungenaufzucht beteiligen und warum unterschiedliche Tiere
verschiedene soziale Strategien verfolgen. Es ist aber auch schon spannend und interessant,
einfach das Leben dieser Tiere zu verfolgen und zu sehen, wie es selbst bei Mäusen
unterschiedliche Individuen mit eigenem Charakter gibt.
22
besser Affen untersuchen (und ich habe
das früher getan).aber die Mäuse haben
ein Merkmal mit uns gemeinsam,
welches den Affen fehlt: Soziale
Flexibilität! Die Sozialsysteme der Affen
sind meist sehr festgeschrieben. Sie
leben entweder in Familiengruppen (z.B.
Springaffen oder Gibbons), bilden
Harems (z.B. Colobus Affen oder
Gorillas), oder leben in Gruppen aus
mehreren Weibchen und mehreren
Männchen (z.B. Paviane oder
Schimpansen). Aber bei kaum einer
Affenart kommt mehr als eine dieser
Sozialstrukturen vor. Bei uns Menschen
gibt es dagegen die verschiedensten
Strukturen. Die soziale Variabilität ist
nicht nur zwischen den Kulturen enorm,
sondern auch innerhalb unserer
westlichen Kultur: Einzelgänger,
Gruppen, Monogamie, Polygynie
(Vielweiberei), Kernfamilien,
Großfamilien aus mehreren
Generationen, gute Väter, Männer,
welche nur Junge zeugen ohne sich an
deren Aufzucht zu beteiligen und vieles
mehr. Diese Variabilität findet man bei
keiner Affenart, aber bei den
Striemengrasmäusen!
3. Die Striemengrasmäuse ermöglichen es
uns, die Einflüsse der Umwelt auf das
Sozialverhalten und die damit
verbundenen physiologischen Faktoren
zu untersuchen. Da die Menschheit
einer sich ständig wechselnden Umwelt
ausgesetzt ist (wobei sie häufig selber
für die Veränderungen verantwortlich
ist), können wir froh sein, in der
Striemengrasmaus ein Modell gefunden
zu haben, mit dem sich diese
Anpassungen untersuchen lassent. Von
großem Vorteil ist hierbei, daß die
Mäuse nur 1-2 Jahre leben, nicht
Jahrzehnte wie Menschen und Affen.
Man kann also viel schneller Effekte auf
individuelles Verhalten herausfinden.
Die Erforschung der Tiere an sich ist schon
spannend! Es ist bemerkenswert zu sehen,
wie die Tiere im Laufe der Zeit einen
individuellen Charakter erkennen lassen.
Häufig sind wir erstaunt, wie ähnlich die
Mäuse uns Menschen sind. Es ist natürlich
unwissenschaftlich, die Mäuse
vermenschlichen zu wollen, aber trotzdem
sollen den Lesern des SGM-Spiegels in
dieser und den folgenden Ausgaben
einzelne Mäuse und ihre Lebensgeschichten
vorgestellt werden. Lesen Sie das folgende
Mäuseportrait und sehen Sie selbst, wie
spannend so ein Mäuseleben sein kann!
Weiterführende Literatur
Schradin C, 2004. Territorial defense in a group living solitary forager: who, where against whom?
Behavioral Ecology and Sociobiology 55:439-446.
Schradin C, 2005. Nest side competition in diurnal rodents from the succulent karoo of South Africa: The
striped mouse (Rhabdomys pumilio) against the bush karoo rat (Otomys unisulcatus). Journal of
Mammalogy 86 (August).
Schradin C, in press. When to live alone and when to live in groups: ecological determinants of sociality in
the African striped mouse (Rhabdomys pumilio, Sparrman, 1784). Belgian Journal of Zoology
(Proceedings of the 9th African Small Mammal Symposium).
Schradin C, Pillay N, 2003. Paternal care in the social and diurnal striped mouse (Rhabdomys pumilio):
laboratory and field evidence. Journal of Comparative Psychology 117:317-324.
Schradin C, Pillay N, 2004a. Prolactin levels in paternal striped mouse (Rhabdomys pumilio) fathers.
Physiology and Behavior 81:43-50.
Schradin C, Pillay N, 2004b. The striped mouse (Rhabdomys pumilio) from the succulent karoo of South
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Journal of Comparative Psychology 118:37-47.
Schradin C, Pillay N, 2005. Intraspecific variation in the spatial and social organization of the African
striped mouse. Journal of Mammalogy 86 (February).
Schradin C, Pillay N, in press-a. Demography of the striped mouse (Rhabdomys pumilio) in the succulent
karoo. Mammalian Biology.
Schradin C, Pillay N, in press-b. The influence of the father on offspring development in the striped mouse.
Behavioral Ecology.
23
INTERESSANTES ÜBER DIE
TIER- UND PFLANZENWELT
nächsten Falle machte. BlackBlackBlack
war definitiv ein Fallenholiker!
Was BlackBlackBlack so besonders für mich
machte ist, daß er die erste
Striemengrasmaus war, die ich richtig
kennenlernte. So war BlackBlackBlack für
mich das, was die weltberühmte
Schimpansin Flo für die noch berühmtere
Verhaltensforscherin Jane Goodall war. Er
führte mich quasi bei den
Striemengrasmäusen Goegaps ein. Seine
zutrauliche und neugierige Art machten es
einfach, ihm zu folgen und Einblick in sein
Privatleben und somit in das Leben der
Striemengrasmäuse zu bekommen.
Als ich BlackBlackBlack 2001 traf, war es
meine erste Feldsaison in Goegap. Mein
Ziel war es, das Sozialsystem der Mäuse in
Goegap zu erforschen und vor allem die
Rolle der Männchen interessierte mich.
Waren sie soziale, fürsorgliche Väter wie ich
in Gefangenschaft gefunden hatte, oder
waren sie grummelige Einzelgänger, wie es
für diese Art für die Populationen in den
Grasländern beschrieben worden ist? Ich
hatte noch keine Vorstellung, was für
Ergebnisse ich finden würde. Und ich wußte
auch nicht, ob mein Forschungsansatz
Erfolg haben würde. Neben dem
traditionellen Fangen und Markieren wollte
ich die Mäuse auch direkt im Freiland
beobachten, ein Novum in der
Mäuseforschung. Aber ob das klappen
würde, war die kritische Frage. Die positive
Antwort war BlackBlackBlack: Ja, es war
möglich einer Striemengrasmaus über die
Schulter zu schauen!
Und was machte BlackBlackBlack so? Z.B.
wurde er von einer Buschkarooratte von
ihrem Nest weggejagt. Später sollte diese
Art von Beobachtungen zu einer Publikation
über Konkurrenz zwischen den beiden Arten
um Nistplätze führen. Er wurde auch von
den Weibchen einer Nachbargruppe verjagt,
während er mit den Weibchen seiner
Gruppe eine sehr positive Beziehung hatte
und sich die Tiere häufig gegenseitig das
Fell pflegten oder einfach gemeinsam eng
aneinander gekuschelt dasaßen. Auch diese
MÄUSEPORTRAIT
Von Carsten Schradin
BlackBlackBlack
Wenn ich mir nun die Daten von damals
anschaue, scheint es, als wüßte ich gar
nicht viel über das Mäusemännchen
BlackBlackBlack. Ich weiß weder wann er
geboren wurde, noch warum er gestorben
ist. Beobachtet habe ich ihn zum letzten mal
am 16. September 2001, am nächsten Tag
war er noch einmal in einer Falle. Aber
danach war er verschwunden. Da er erst vor
kurzem sein Territorium gewechselt hatte
und erfolgreich bei der Gruppe 6
eingewandert war, bin ich mir aber sicher,
daß er nicht einfach abgewandert ist.
Irgendein Unglück muß ihm widerfahren
sein, eine Schlange oder ein Felsenbussard
sind die wahrscheinlichsten Gründe für sein
Verschwinden. Wieviel Kinder er genau
hatte, weiß ich auch nicht. Es scheint
tatsächlich so, als ob ich nicht viel von ihm
weiß.
Und trotzdem ist BlackBlackBlack eine ganz
besondere Maus für mich, geradezu die
Personifikation der Striemengrasmaus in
Goegap. Er war freundlich, sowohl seinen
Gruppenmitgliedern gegenüber als auch mir
gegenüber. Er war aktiv, liebte die Fallen,
ohne es mir übel zu nehmen, daß sie
zugingen und er danach in eine Plastiktüte
geschüttelt wurde (so bekommen wir die
Mäuse aus den Fallen). Tatsächlich könnte
man sagen, BlackBlackBlack hatte ein
Problem mit den Fallen, das andere nur mit
Alkohol haben: Er war süchtig danach.
Stellte ich irgendwo eine Falle auf, so hörte
BlackBlackBlack das Klappern, und wenige
Minuten später war er drin! Nahm ich ihn
raus, ging er sofort in die nächste. Wir
waren so aneinander gewöhnt, daß ich
einfach die Falle aufmachte, woraufhin
BlackBlackBlack ausstieg, auf meine Hand
und dann meinen Arm kletterte, von dort auf
den Boden sprang und sich auf den Weg zur
24
beiden Beobachtungen wurden später in
zwei Publikationen aufgegriffen.
BlackBlackBlack war außerdem sehr
freundlich gegenüber den Jungen an seinem
Nest Er begrüßte diese eifrig, wenn er sie
abends am Nest traf und kraulte deren Fell.
Dieses Verhalten der Männchen wurde in
einer zusätzlichen Publikation besprochen.
Das wichtigste, BlackBlackBlack mir zeigte,
war, daß Striemengrasmäuse in sozialen
Gruppen leben und welche Rolle die
Männchen hierbei spielen. Auch die
Männchen sind sozial, ja scheinen fast
sozialer als die Weibchen. Sie haben gute
Beziehungen zu allen anderen
Gruppenmitgliedern. Und BlackBlackBlack
war einfach ein prima Kerl. Das mag
unwissenschaftlich klingen und ist es auch;
aber darüber habe ich ja auch keine
wissenschaftliche Publikation geschrieben.
Obwohl: Seit ich BlackBlackBlack kennen
gelernt habe, schwebt mir eine
wissenschaftliche Arbeit über die
Individualität der Striemengrasmäuse vor!
Zuletzt noch: Wie kam BlackBlackBlack zu
seinem auffälligen Namen? Auf Deutsch
würde er ja SchwarzSchwarzSchwarz
heißen. Schon damals markierte ich die
Mäuse individuell mit Haarfarbe, aber noch
nicht mit Nummern. Statt dessen bekamen
die Mäuse mehrere Streifen
unterschiedlicher Haarfarben hintereinander,
Blond, Rot, Violett oder Schwarz. Und
BlackBlackBlack bekam eben drei schwarze
Streifen, sah daher ganz schwarz aus. Ob er
mir auch so gut im Gedächtnis geblieben
wäre, wenn sein Name BlondRotViolett
gewesen wäre? Mit seiner Persönlichkeit
sicher, aber vielleicht habe ich ihm auch
gerade deswegen unbewußt diese
einprägsame Markierung gegeben?!
BlackBlackBlack war eine frei lebende Maus, aber nicht wirklich wild. Er führte mich ein in das
Leben der Striemengrasmäuse in Goegap, doch er hatte ein Problem mit Fallen, die ihn magisch
anzogen: Er war Fallenholiker!
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Publikationen mit Beobachtungen, die zuerst bei BlackBlackBlack gemacht wurden:
Schradin C, 2004. Territorial defense in a group living solitary forager: who, where against whom? Behav
Ecol Sociobiol 55:439-446.
Schradin C, 2005. Nest side competition in diurnal rodents from the succulent karoo of South Africa: The
striped mouse (Rhabdomys pumilio) against the bush karoo rat (Otomys unisulcatus). J Mammal
86 (August).
Schradin C, Pillay N, 2003. Paternal care in the social and diurnal striped mouse (Rhabdomys pumilio):
laboratory and field evidence. J Comp Psychol 117:317-324.
Schradin C, Pillay N, 2004. The striped mouse (Rhabdomys pumilio) from the succulent karoo of South
Africa: A territorial group living solitary forager with communal breeding and helpers at the nest.
J Comp Psychol 118:37-47.
konnte zu diesem Zeitpunkt mit Sicherheit
ausgeschlossen werden.
KÄFER ODER VESPA?
Von Annette Wiedon
Wie so oft in der Natur, hat auch hier
schließlich der Mensch in den Lauf der
Dinge eingegriffen. Mit einem kleinen Stock
haben wir versucht ein bißchen Action in
das Geschehen zu bringen. Hm, keiner der
Teilnehmer ließ sich davon beeindrucken.
Das Insekten-Bestimmungsbuch brachte
schließlich Licht ins Dunkel. Nachdem wir
zunächst die Spinne vergebens darin
gesucht haben (???), wurden wir doch noch
unter dem Kapitel „Wespen“ fündig. Und
siehe da, unser blau schimmernder Käfer
entpuppte sich als Spinnen jagende Wespe
vom Typ Batozonellus fuliginosus. Tja, wer
hätte das gedacht! Wie so oft war mal
wieder nicht die Größe allein entscheidend...
„Wow! Guckt Euch mal den Käfer an!“ rief
eine Feldassistentin – deren Name hier nicht
genannt werden soll – begeistert aus und
zeigte auf die vor ihr liegende Wespe. Das
metallic blau schimmernde, etwa 4 cm lange
Insekt hing mit einer viel größeren haarigen
Spinne vom phobie-auslösenden TarantelTyp zusammen. Die Spinne bewegte sich
kaum, die Wespe summte – vielleicht
zufrieden – vor sich hin. Es schien noch
nicht klar, was das Ganze zu bedeuten
hatte, wer hier wen und ob überhaupt
gerade frißt. Lediglich eine Begattung
Eine blaue Wespe hat eine große Spinne gestochen und mit ihrem Gift gelähmt. Sie wird diese
fortschleppen, vergraben und darauf ein Ei legen. Die noch lebende aber gelähmte Spinne dient
somit als Frischfutter für die Wespenlarve.
26
steilen Stelle eines Hügels wächst. Wenn
eine besenderte Maus vermißt wird, ist dies
eine gute Stelle zum Suchen. Schon so
mancher Sender wurde hier in einem
Gewölle der Vögel gefunden: Der
Felsenbussard ist eine Mäusekiller! Unsere
Studientiere sind aber meist sicher vor ihm.
Der Bussard hat Angst vor Menschen und
da meistens irgend jemand am Field Site ist,
um Daten aufzunehmen, jagt er lieber
woanders.
VOGELPORTRÄT: DER FELSENBUSSARD
(BUTEO RUFOFUSCUS)
Von Carsten Schradin
Hoch über dem Land der Mäuse kreist ein
großer Raubvogel. Es ist ein Felsenbussard,
welcher hier relativ häufig vorkommt. Nicht
weit vom Field Site entfernt ist sein Horst,
gebaut in einem kleinen Baum, der an einer
Der Felsenbussard ist der häufigste Raubvogel in Goegap. Er ist auch ein gefährlicher Feind der
Mäuse. Das hier gezeigte Tier wurde als Jungvogel Wilderern abgenommen und im Goegap
Naturreservat großgezogen.
meinem Bürofenster, lebt eine
Mäusegruppe. Sie gehört zwar nicht zu
unseren Studiengruppen, aber da es zum
Field Site nicht weit ist, markieren wir sie
trotzdem. Könnte ja sein, daß mal eine
Haus-Maus dorthin abwandert.
Die Mäuse am Haus haben zwei Nestboxen.
Diese dienen dazu, das Verhalten der
SCHLANGENSOMMER
Von Carsten Schradin
An einem Wochenende im Oktober war ich
dabei, die Mäuse um die Forschungsstation
herum zu fangen. Denn auch hier, direkt vor
27
Mäuse im Nest zu filmen. Ich hatte die
Fallen um die gerade bewohnte Nestbox
herum aufgestellt und einige jugendliche
Mäuse markiert. Ich schaute aber noch in
die Nestbox hinein und sah vier ganz kleine
Mäuse, höchstens 10 Tage alt,
hinaushuschen. Ich wollte auch diese
Kleinen markieren. Da ich wußte, daß diese
Winzlinge sicher bald zurück ins Nest gehen
würden – denn zum weit herumlaufen waren
sie noch viel zu klein – kam ich eine halbe
Stunde später zurück. Ich hielt eine
Plastiktüte vor den Eingang der Nestbox und
hob den Deckel an, um die Kleinen dort
hinein zu scheuchen.
Selten bin ich so erschrocken: Als ich den
Deckel der Nestbox anhebe, wird eine
Giftwolke in mein Gesicht gesprüht. Anstatt
der Kleinen liegt eine pechschwarze, ca. 1,5
Meter lange Speikobra in der Nestbox! Die
Kobra kann ihr Gift bis zu 2,5 m weit aus
ihren Giftzähnen rausspritzen. Das schafft
sie, indem sie starken Druck auf die
Giftdrüsen ausübt, wodurch das Gift durch
die Giftzähne aus dem Maul heraus
gespritzt wird. Und dies immer in Richtung
des Gesichtes des Angreifers. Denn die
Schlange spuckt nicht aus reiner Bosheit,
sondern nur um sich zu verteidigen. Und
damit ihr selber möglichst nichts passiert,
spuckt sie lieber aus sicherer Entfernung
anstatt näher herangehen zu müssen um zu
beißen, wobei sie sich selber in Gefahr
bringen würde. Das Gift ist nur gefährlich,
wenn es in die Blutbahn kommt oder in die
Augen, aber nicht auf der Haut. Zum Glück
bin ich Brillenträger, denn ansonsten würden
meine Augen nun ganz unangenehm
brennen. Das Gift der Speikobra kann sogar
zu Erblindung führen.
Die elegante Speikobra kann ihr Gift bis zu 2,5 Meter weit spritzen, beißt aber so gut wie nie. Sie
ist in Goegap relativ häufig.
28
Trotzdem bin ich der Schlange dankbar, daß
sie mich nur angespuckt und nicht gebissen
hat. Der Biß einer Speikobra ist äußerst
schmerzhaft, führt zum Absterben des
Gewebes und greift das Nervensystem an.
40 mg des Giftes genügen, um einen
Menschen zu töten und ein Biß entlädt ca.
200-350 mg: genug für 5-8 Tote!
Nun ja, meine Dankbarkeit hat Grenzen. So
eine Speikobra direkt neben meiner
Eingangstüre, das gefällt mir nicht. Ich hole
also einen langen Stock und jage die
Schlange aus der Box heraus. Sie spuckt
ganz giftig und wie verrückt und meine Arme
sind schon ganz feucht vom Schlangengift.
Vorsichtshalber wasche ich es doch lieber
ab, bevor ich den Kampf wieder aufnehme.
Der nächste Treffer geht direkt ins Gesicht:
Nun weiß ich, daß Kobragift sehr bitter
schmeckt!
Aber ich lasse nicht mit mir spaßen, treibe
die Schlange vom Haus weg. Sie sucht
Schutz bei einem Baum, das ist mir aber
noch zu nahe am Haus. Sie spuckt immer
noch, aber irgendwie scheint ihr die Munition
auszugehen. Schließlich gelingt es mir,
meinen Stock unter die Schlange zu
schieben. Ich hebe ihn schnell hoch; die
Schlange liegt wie ein übergroßer
Regenwurm darüber und ich schmeiße das
arme Tier über den Zaun vom Haus weg. Da
liegt sie nun und bedroht mich mit ihrem
Kobraschild, was ihr gutes Recht ist. Sie
sieht mich und sie mag mich
augenscheinlich nicht. Mit erhobenem Schild
kommt sie drohend wieder auf mich zu,
greift mich direkt an. Auch das ist nicht
Bosheit, sondern Sicherheit für die Kobra:
Eine fliehende Schlange kann von jedem
Feind einfach getötet werden, eine
angreifende aber nicht. Bei der Kobra ist
Angriff also die beste Verteidigung. Ich kann
das verstehen und als ich daher ein paar
Schritte zurück gehe, fühlt sich die Schlange
sicherer. Sie klappt ihren Schild ein und legt
endlich den Rückwärtsgang ein. Schließlich
verschwindet sie in einem Busch.
Zwei Wochen später komme ich morgens
gerade von der Nestbeobachtung zurück, da
sehe ich sie wieder, wie sie am Haus
entlang kriecht. Ich muß wieder den Stock
holen und sie fliegt wieder über den Zaun.
Mir macht das nicht Spaß, aber für die
Kobra ist das besser, als was jeder andere
hier in Namaqualand machen würde: sie
töten. Ihr gefällt der Flug sichtlich gar nicht
und ich hoffe, daß sie daher nicht
wiederkommt.
Aber 3 Wochen später, als ich von einer
Einkaufsfahrt nach Springbok zurück zur
Forschungsstation komme, hängt ein Schild
an meiner Tür: „Vorsicht: Speikobra in der
Nestbox“, haben die Feldassistenten
geschrieben. Also wieder den Stock holen.
Es stellt sich heraus, daß es diesmal ein
anderes Individuum ist, denn diese
Schlange ist nur 1 Meter lang. Aber spucken
kann sie! Das arme Tier ist ganz verzweifelt,
als ich versuche sie rauszujagen. Sie will
doch nur in einen sicheren Schlupfwinkel.
Den findet sie schließlich in einer kaputten
Mausefalle, welche neben der Nestbox
steht. Erstaunlich, daß diese große
Schlange da überhaupt reinpaßt. Eine
Studentin holt ein kleines Terrarium und
vorsichtig schiebe ich die Falle dort hinein.
Als Brigi in die Stadt fährt, bekommt sie die
Aufgabe, die Schlange mitzunehmen und 5
km von der Forschungsstation entfernt
hinter einem Bergrücken im Reserve
freizulassen. Brigi ist von der ihr
übertragenen Aufgabe nicht begeistert, die
Kobra aber auch nicht: wütend bespuckt sie
die ganze Wand des Terrariums. Aber die
beiden haben sich dann doch friedlich
voneinander getrennt und die Schlange
wurde nie mehr an der Forschungsstation
gesehen.
29
Die Kobra fliegt über den Zaun.
Es gibt in Goegap nur eine andere
Schlangenart, die ebenso gefährlich ist wie
die Speikobra: die Puffotter. Auch von
denen hat sich ein Exemplar von nicht ganz
einem Meter Länge Ende Oktober zu uns
verlaufen, direkt auf die Veranda vor die
Eingangstüre. Während Speikobras äußerst
schnelle und gewandte Schlangen sind, sind
Puffottern sehr langsam und gemächlich. So
war es einfach, sie mittels eines Stockes in
ein Terrarium zu heben und auch sie ein
paar Kilometer entfernt im Reserve wieder
freizulassen. Die Gemächlichkeit der
Puffotter ist es, was sie so gefährlich macht:
denn sie mag sich langsam fortbewegen
und selten beißen, aber wenn sie zum Biß
zuschlägt, dann so schnell wie keine andere
Schlangenart in Afrika! Sie wird also leicht
unterschätzt und das mag mit ein Grund
sein, warum die meisten Schlangenbisse in
Südafrika von ihr stammen. Jedes Jahr gibt
es Todesfälle. Ich beruhige die Studenten
aber immer, daß es viel wahrscheinlicher ist,
daß sie in Springbok von einem Auto
überfahren werden, als daß sie eine
Schlange beißt. Eine zweite Babypuffotter
wird ein paar Tage später von den
Studentinnen auf der Veranda aufgelesen
und auch abtransportiert.
Es gibt aber nicht nur Giftschlangen bei uns,
sondern auch eine braune Plastikschlange.
In einen Schrank gelegt oder auf einem Bett
kann man mit ihr anderen Menschen schöne
Streiche spielen. Carola ist aber gar nicht
zum Spaßen zu Mute, als sie eines morgens
ihre Mäuse auf der Veranda füttern geht. Sie
hält dort Mäuse für eine
Gefangenschaftsstudie unter natürlichen
Witterungsbedingungen. In einem
Mäusekäfig liegt anstatt der Maus die
braune Schlange und Carola will gerade
anfangen, über diesen üblen Scherz zu
schimpfen, da .... bewegt sich die Schlange!
Tatsächlich ist es eine braune
Hausschlange, die nachts in den Käfig
gekrochen ist und den Bewohner verzehrt
hatt. Mit der Maus im Magen paßt sie aber
nicht mehr durch die Gitterstäbe durch. Die
Hausschlange ist ungiftig und kann also
einfach ins Feld gebracht werden. Am
selben Tag wird noch eine Sandnatter
gesichtet, die sich auf einem Busch vor der
Veranda, keine 5 Meter von Carolas
Mäusen entfernt, sonnt. Sie ist mit der
Hausschlange verwandt und gänzlich
30
ungiftig, aber verdammt schnell. Mir gelingt
es trotzdem, sie zu fangen und auch diese
Schlange wird im Reserve umquartiert. Wir
wollen die natürlichen Bedingungen, unter
denen wir unsere Mäuse halten, ja nicht
übertreiben.
Man könnte meinen, in Goegap zu leben
muß sehr gefährlich sein, mit all den
Giftschlangen. Dies ist aber nicht der Fall!
Jedes Jahr kommen viele Tausende
Besucher nach Goegap und noch nie wurde
einer von einer Schlange gebissen. Kobras
sind sehr schnell und gehen dem Menschen
aus dem Weg. Ottern sind langsam, machen
aber ein zischendes Geräusch, wenn sie die
Fußtritte von Menschen wahrnehmen. Damit
warnen sie davor, auf sie zu treten. Keine
Schlange beißt, wenn sie nicht muß! Ich
sage den Studenten immer, wenn sie
schauen wo sie hinlaufen, feste Schuhe
tragen und am besten lange Hosen, kann
nichts passieren. Vor allem sollen sie nicht
versuchen, Schlangen zu fangen. Der
einzige, der sich nicht an diese Regel hält,
bin ich. Viele Studenten, die hierher
kommen, haben noch nie eine Schlange in
Freiheit gesehen und haben fürchterlich
Angst vor ihnen. Mein Freundin Brigi wurde
früher geradezu von Entsetzen gepackt,
wenn sie eine Schlange sah. Aber nachdem
sie und die Studenten Kobras und Puffottern
– zwei der weltweit giftigsten
Schlangenarten – im Freiland gesehen
haben, wurde die Angst ersetzt durch
Respekt und Bewunderung für diese
eleganten und schönen Kreaturen aus
Namaqualand, die vor allem eines wollen: in
Ruhe gelassen werden!
Busch bietet also guten Schutz und da er
meist recht dicht wächst, wohl auch Isolation
gegen die Kälte der Nacht.
Ein weiterer Punkt macht den Pinkelbusch
wohl noch wichtiger für die Mäuse: er bietet
ihnen Nahrung, und dies das ganze Jahr
hindurch. Wenn im Sommer die meisten
Pflanzen absterben, dann fruchtet der
Busch. Er trägt zwar nur kleine
unscheinbare stecknadelkopfgroße Früchte,
aber groß genug für die Mäuse, und sehr
zahlreich. Auch wenn keine Früchte mehr da
sind, fressen die Mäuse immer noch die
Blätter dieses Busches. Dabei sind diese
giftig und unscheinbar klein, auch nur
Stecknadelkopf groß. Haustiere wie Ziegen
und Schafe können diese nicht fressen.
Aber die viel kleineren Mäuse können aus
der Vielzahl der kleinen Blätter scheinbar
diejenigen auswählen, die nur einen recht
geringen Giftanteil haben Der Pinkelbusch
ist die Hauptnahrungsquelle der Mäuse
während der schlimmsten Trockenzeit im
Spätsommer. Daß er aber nicht nur als
Notfallnahrung dient sieht man daran, daß
die Mäuse das ganze Jahr über Blätter
dieses Busches fressen, selbst wenn es
saftige Wildblumen und Kräuter gibt. Der
Pinkelbusch mag unscheinbar aussehen
und einen komischen Namen haben, aber
für die Mäuse ist er sicher etwas ganz
Besonderes.
PFLANZENPORTRÄT: DER
PINKELBUSCH, ZYGOPHYLLUM
RETROFRACTUM
Von Carsten Schradin
„Wie heißt der Busch”, fragte ich verdutzt
auf Englisch meine beiden südafrikanischen
Feldassistenten: “Pissbosch”, war die
Antwort, das war der Name in Afrikaans.
Nun ist Afrikaans dem Deutschen recht
ähnlich und auf Nachfrage kam heraus, daß
dies wirklich Pinkelbusch bedeutet, vornehm
übersetzt. Woher dieser Name kommt will
ich gar nicht wissen, aber einprägsam ist er
ja!
Der Pinkelbusch wird bis zu 1,5 Meter hoch
und kann einen Umfang von über 12 Meter
erreichen. Meist ist er aber nur 60 cm hoch,
mit einem Umfang von 5 Metern. Er ist eine
sehr wichtige Art an unserem Field Site,
tatsächlich ist der Pinkelbusch die
dominante Pflanzenart. Um ein trockenes
Flußbett herum wächst eine ganze Gruppe
dieser Büsche und in ihnen wohnen die
Mäuse. Sie bauen ihre Nester im
geschützten Inneren der Büsche. Die Äste
des Pinkelbusches sind sehr hart und kaum
elastisch, eher wie lange Dornen. Will man
einen verlorenen Transmitter aus einem
solchen Busch herausholen, zieht man
besser Handschuhe an, wird sich aber
trotzdem Hände und Arme zerkratzen. Der
31
Der Pinkelbusch (vorne, hinten, überall) ist unscheinbar, aber wichtig für die Mäuse. Er bietet
sichere Nistplätze und Nahrung das ganze Jahr hindurch.
Quadrat und in dessen unmittelbarer
Umgebung (Braun-Blanquet-Methode).
Schnell legte sich hierbei meine
Zurückhaltung gegenüber der Botanik.
Pflanzen haben Tieren gegenüber
eindeutige Vorteile, stellte ich schon bei
meinen ersten Vegetationsaufnahmen fest.
Im Gegensatz zu Nagern laufen sie nicht
weg, sie beißen nicht und sie pinkeln einen
nicht an. So war jedenfalls mein erster
Eindruck, als ich gemütlich in meinem
Quadrat zwischen den Blümchen saß und
die Pflanzen im Bestimmungsbuch
nachschlug.
Die Kehrseite der Medaille entdeckte ich bei
meinem nächsten Teilprojekt. Hier verglich
ich die Vegetation rund um bewohnte bzw.
unbewohnte Bush-Karoo-Rattennester. Ich
begriff, daß man auch Pflanzen
hinterherlaufen muß, wenn man einen
bestimmten Busch sucht und nicht weiß wo
er steht, z.B. einen mit einem Rattennest.
Hatte ich so einen Busch dann endlich
ZOOLOGIN AUF BOTANISCHEN
ABWEGEN
Von Christina Keller
Ein bißchen skeptisch war ich schon als ich
mich für eine Diplomarbeit mit ökologischen
Schwerpunkt entschied. Schließlich bin ich
mit Leib und Seele Zoologin und die
Vorstellung mich auch mit der komplexen
Flora Namaqualands auseinanderzusetzen
behagte mir wenig. Allerdings war es ja
grade die enorme Artenvielfalt der Region,
die ich untersuchen wollte. Um möglichst
viele Pflanzenarten in die Studie
aufzunehmen, wählte ich zehn sehr
unterschiedliche Gebiete im Reservat aus
und führte dort jeweils fünf
Vegetationsaufnahmen durch. Hierzu
steckte ich ein Quadrat von 2x2 m ab und
bestimmte Art und Anzahl aller Pflanzen im
32
Herrschaften zückten sofort ihre Ferngläser
und deuteten mit vielen „Aaahhhs“ und
„Ooohhs“ in meine Richtung. Erst da wurde
mir bewußt was für einen seltsamen Anblick
ich vermutlich bot. Auf dem Kopf meinen
breitkrempigen Cowboyhut, in der einen
Hand ein Seil, in der anderen ein
Klemmbrett, auf dem Rücken einen
Rucksack voll Bestimmungsbücher und in
den Gürtelschlaufen die sperrigen
Eisenstangen zum Abstecken der Gebiete.
So kniete ich über ein winziges Pflänzchen
gebeugt im Sand. So fühlen sich also Tiere
im Zoo. Wenigstens war ich außer
Reichweite von Fotoapparaten, aber
vielleicht erzählt ja demnächst eine Oma
ihrem Enkel von den seltsamen Kreaturen
die im Goegap Nature Reserve umher
kriechen.
gefunden, mußte ich erstmals herausfinden,
ob das Nest möglicherweise bewohnt ist.
Hierzu griff ich buchstäblich in die Sch.......
auf der Suche nach frischem Kot. Nicht
selten zerkratzte ich mir dabei an den
Dornen der Büsche gehörig die Arme. Auch
nicht besser als Mäusebisse! Die Aussage,
daß Pflanzen einen nicht anpinkeln,
relativiert sich sobald man zu dicht an einer
Euphorbie vorbei geht und sich mit dem
klebrigen (und giftigen) Milchsaft die
Klamotten ruiniert.
Für eine Gruppe Touristen jedenfalls war
meine Arbeit offensichtlich sehr erheiternd.
Ich war gerade mit dem Mountainbike in ein
vielversprechendes Rattengebiet gefahren
und hockte unweit der Touristenstraße im
Sand. Plötzlich kam ein ganzer Bus voll
Senioren angefahren. Die älteren
BESUCHER
letzte Ladung schon gebraten und
geschmort ist, also nach 2-3 Stunden, geht
es endlich los. Denn erst, wenn alles fertig
ist, darf man essen und alle fangen
gemeinsam an. So hat man vorher viel Zeit,
bei Bier und Wein in Partylaune zu kommen.
Eingeladen zum Braai waren die Arbeiter
von Goegap. Diese helfen uns häufig bei
vielen kleinen und größeren Problemen, z.B.
wenn die Wasserleitung geplatzt oder der
Gießer verstopft ist. So ist es einmal im Jahr
Zeit, sich dafür bei allen zu bedanken.
Von Carsten Schradin
Anfang November hatten wir unseren
traditionellen großen Braai an der
Forschungsstation. Braai nennen die
Südafrikaner ihr Grillen. Der größte
Unterschied zu deutschen Grillfesten
besteht darin, daß man hier nicht einfach ein
Stück Fleisch essen darf, wenn es fertig
gegrillt ist. Nein, erst wird eine Ladung
gegrillt, das fertige Fleisch dann in einem
Topf warm gehalten bis die zweite Ladung
fertig ist und wenn dann auch die dritte und
33
Johan und Koekoes übernahmen das Braaien.
Anfang Dezember kam dann noch einmal
Mike Scantlebury von der Universität
Pretoria kurz zu Besuch. Mike war von
unserer Arbeit und der Striemengrasmaus
so begeistert, daß er in Zukunft auch gerne
diese Art untersuchen möchte. Hierbei ist es
wichtig sich abzustimmen, um zu einer
Kooperation anstatt Wettbewerb zu
kommen. Gemeinsam mit Mike kam
Frede?rik Dalerum von der Universität
Stockholm in Schweden. Fred hatte am
anderen Ende der Welt, nämlich in Alaska,
Vielfraße für seine Doktorarbeit untersucht.
Derzeit ist er hier in Südafrika in der
Kalahari um beim Erdmännchenprojekt von
Tim Clutton-Brock mitzuhelfen und seine
Doktorarbeit fertig zu schreiben.
34
KONFERENZEN, VORTRÄGE,
PUBLIKATIONEN
in den nächsten drei Monaten zwei Artikel in
wissenschaftlichen Fachzeitschriften
erscheinen. Wir bringen bereits hier die
übersetzten Zusammenfassungen dieser
Artikel. Wenn Sie Zugang zu einer
wissenschaftlichen Bibliothek haben,
können Sie danach Ausschau halten. In der
nächsten Ausgabe des SGM-Spiegels
werden wir die genauen Refernzen zu den
Artikeln angeben.
Von Carsten Schradin
In der Januar Ausgabe der Rodentia
erschien ein Artikel von mir über
Namaqualand: „.Namaqualand – Ein
Biodiversität- und Kleinsäugerhptspot“.
Die Rodentia ist ein Liebhabermagazin über
Kleinsäuger und kann in größeren
Zoofachgeschäften erworben werden.
Neben diesem Beitrag zur
populärwissenschaftlichen Literatur werden
Innerartliche Variation in der räumlichen und sozialen Organisation der afrikanischen
Striemengrasmaus
(Schradin C, Pillay N, 2005 (in press). Intraspecific variation in the spatial and social organization
of the African striped mouse. Journal of Mammalogy 86, Februar)
Soziale Flexibilität, d.h. verschiedene Sozialsysteme innerhalb einer Art, wurde bisher von
verschiedenen Säugetierarten beschrieben, darunter auch Nagetiere. Nagetiere wurden jedoch
häufig ausschließlich in Gefangenschaft untersucht, so daß nicht sicher war, ob das beobachtete
Verhalten natürlich oder ein Artefakt war. Hier präsentieren wir Daten aus dem Freiland für zwei
Populationen der Striemengrasmaus, einer tagaktiven Mausart aus dem südlichen Afrika. Die
beiden Populationen leben unter unterschiedlichen ökologischen Bedingungen und
unterscheiden sich in ihrer sozialen Organisation. In der trockenen Sukkulentenkaroo lebt die Art
in sozialen Gruppen, welche aus erwachsenen Mäusen beider Geschlechter bestehen, die sich
ein Nest und ein Territorium teilen. In den feuchten Grasländern Südafrikas ist dieselbe Art
hingegen solitär, d.h. ein Einzelgänger. Weibchen haben exklusive Territorien, welche sie mit
keinem anderen Weibchen teilen. Die Territorien der Männchen überlappen hingegen die
Territorien mehrerer Weibchen. Männchen und Weibchen scheinen sich nur zur Paarung zu
treffen. Die Aufenthaltsbereiche der Weibchen sind in den Grasländern 6mal so groß wie in der
Sukkulentenkaroo, die der Männchen sogar 10mal größer. Mäuse in den Grasländern pflanzen
sich zum ersten Mal mit einem jüngeren Alter und geringerem Körpergewicht fort als in der
Sukkulentenkaroo. In der Sukkulentenkaroo bleiben die erwachsenen Nachkommen hingegen in
ihrer Geburtsgruppe ohne sich fortzupflanzen. Wir vermuten, daß Gruppenleben in der
Sukkulentenkaroo vorkommt, weil dort keine Territorien frei sind, in welche die Nachkommen
abwandern könnten, und weil Gruppenleben Vorteile mit sich bringt. Geringere
Nahrungsverfügbarkeit in den Grasländern zwingt die Mäuse dort hingegen womöglich zu einer
einzelgängerischen Lebensweise.
Der Einfluß des Vaters auf die Entwicklung der Jungen bei der Striemengrasmaus
(Schradin C, Pillay N, 2005 (in press). The influence of the father on offspring development in the
striped mouse. Behavioral Ecology)
Männchen ein- und derselben Art können sich in ihrem Sozialverhalten unterscheiden, wenn sie
in unterschiedlichen Umwelten leben. Ein hervorragendes Modell, um den Zusammenhang
zwischen Sozialverhalten und Umwelt zu untersuchen, bietet die Striemengrasmaus, welche in
unterschiedlichen Lebensräumen des südlichen Afrikas vorkommt. Diese Art lebt als
Einzelgänger in den feuchten Grasländern. Dort besuchen die Männchen mehrere einzelne
Weibchen, um sich mit ihnen zu paaren. Sie beteiligen sich aber nicht an der Jungenaufzucht. Im
35
Gegensatz dazu lebt dieselbe Art in der trockenen Sukkulentenkaroo in Gruppen. Hier sind die
Männchen permanente Mitglieder von Gruppen und beteiligen sich an der Jungenaufzucht.
Väterliches Verhalten kommt also nur in der Sukkulentenkaroo vor, nicht in den Grasländern. Wir
vermuteten, daß Unterschiede in der nächtlichen Tieftemperatur ein Grund sein könnten, warum
sich Männchen in der Sukkulentenkaroo an der Jungenaufzucht beteiligen, aber nicht in den
Grasländern. Nächte in der Sukkulentenkaroo sind kälter, so daß sich die Anwesenheit des
wärmenden Vaters positiv auf die Entwicklung der Jungen auswirken könnte, während in den
wärmeren Grasländern dies nicht so wichtig wäre. Wir führten gleichzeitig in der
Sukkulentenkaroo und in den Grasländern Experimente durch. Wir hielten Mäuse in beiden
Lebensräumen unter natürlichen Witterungsbedingungen und maßen, wie sich die Jungen
entwickelten. In der Hälfte der Fälle mußte die Mutter die Jungen alleine großziehen, in den
anderen Fällen wurde der Vater bei der Familie gelassen und konnte bei der Jungenaufzucht
helfen. In der Sukkulentenkaroo entwickelten sich die Jungen besser wenn der Vater anwesend
war, d.h. sie nahmen stärker an Gewicht zu. In den Grasländern hatte die Anwesenheit des
Vaters hingegen keinen Einfluß auf die Entwicklung der Jungen. Unsere Schlußfolgerung ist, daß
väterliches Verhalten in der Sukkulentenkaroo dazu dient, die Jungen zu wärmen und dadurch
deren Entwicklung positiv zu beeinflussen. In den warmen Grasländern ist hingegen die alleinige
Anwesenheit der Mutter ausreichend für eine gute Entwicklung der Jungen. Die Anwesenheit des
Vaters bringt keine weiteren Vorteile.
FORSCHUNGSFÖRDERUNG:
SPENDEN AN DIE FORSCHUNGSSTATION
Forschung ist teuer und eine der
Hauptaufgaben eines Wissenschaftlers
besteht darin, Anträge zu schreiben um
Forschungsgelder zu erhalten. Um unsere
Arbeit hier in der Sukkulentenkaroo
fortführen zu können, sind wir also auf
Geldgeber angewiesen. Ein Ziel des SGMSpiegels ist es somit, Ihnen die Möglichkeit
zu geben, mit einer Spende die
Verhaltensforschung an Kleinsäugern zu
unterstützen. Wir bitten daher alle
Abonnenten des SGM-Spiegels, 10 Euro im
Jahr zu spenden. Größere Spenden sind
natürlich herzlich willkommen und bei ganz
großen Geldbeträgen können Sie selber
aussuchen, wofür die Gelder verwendet
werden sollen (siehe unten: Sponsoren).
Um Spenden anzunehmen, sollten wir
idealerweise entweder eine Stiftung oder
einen Verein für die Striemengrasmaus
gründen. Für eine Stiftung bräuchte man ein
Grundkapital von mehreren Tausend Euro,
so daß diese Option nicht in Frage kommt.
Zur Gründung eines Vereins braucht man 7
Personen und muß einen Vorstand wählen,
der sich mindestens einmal im Jahr trifft.
Dies wäre ebenfalls ein großer Aufwand und
ein jährliches Vorstandstreffen würde
wahrscheinlich bereits einen Großteil der
Spenden verschlingen. Da bisher schwer
abzusehen ist, wieviel Spenden wir
bekommen und 1000 Euro im Jahr schon
ein Erfolg wären, möchten wir jetzt am
Anfang eine Möglichkeit bieten,
unkompliziert zu spenden und dabei sicher
zu gehen, daß die Spendengelder der
Forschung dienen und nicht der
Administration.
Unsere Lösung des Problems besteht nun
darin, daß wir an der Stiftungsstelle der
University of the Witwatersrand ein Konto für
die Striemengrasmaus-forschung
eingerichtet haben. Diese Universität hat
eine Abteilung, welche Spendengelder
einsammelt und verwaltet, sowie
Spendenquittungen erstellt. Das kostet uns
nichts, sondern bringt sogar Zinsen! Wenn
dort eine Spende auf das Konto „Striped
Mice“ eingeht, können wir dieses Geld für
unsere Forschung verwenden. Da dies
offiziell über die Universität geht, besteht
auch kein rechtliches Problem.
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Trotzdem ist es natürlich ein Aufwand, aus
dem Ausland Geld nach Südafrika zu
überweisen, was zudem noch mit
Überweisungskosten verbunden ist. Deshalb
bieten wir Ihnen noch zwei weitere
Möglichkeiten zu spenden an, und zwar auf
Konten in Deutschland und in der Schweiz.
Diese Konten laufen auf meinen
Privatnamen, aber alle Spenden von Ihnen
werden ausschließlich für die Forschung in
Südafrika verwendet.
Ich möchte mich auf jeden Fall schon jetzt
für Ihre Bereitschaft bedanken, unsere
Projekte zu unterstützen. Vielleicht
bekommen wir ja bald so viele Freunde der
Striemengrasmaus, daß wir unsere eigene
Stiftung gründen können!
SPENDENKONTEN
10 EURO SPENDE!
Die Abonnenten des SGM-Spiegels
werden gebeten, pro Jahr 10 Euro für
die Forschungsstation zu spenden.
Spenden von mehr als 10 Euro sind
natürlich herzlich willkommen.
Spender von 50 Euro oder mehr
werden namentlich im SGM-Spiegel
erwähnt.
Das Geld wird für folgende Zwecke
verwendet:
1. Hilfe bei der Finanzierung von
Forschungsarbeiten, speziell auch
kleineren Arbeiten wie Diplom- oder
Doktorarbeiten.
2. Kauf von Infrastruktur für die
Forschungsstation.
3. Laufende Kosten der Forschungsstation.
Am Ende eines jeden Jahres wird im
SGM-Spiegel veröffentlicht, wieviel
Spenden eingegangen sind und wie
diese Gelder verwendet wurden.
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Südafrika
Standard Bank
Filiale: Braamfontein
Konto (account name): Wits University
Foundation
Konto Nr.: 002900076
Branch code: 004805
Swift code: SB ZAZ AJJ 00480502
Bitte L.2112 als Verwendungszweck
(reference) angeben.
Deutschland
Carsten Schradin, KSK Esslingen,
BLZ 611 500 20, Konto Nr. 7434686
(Verwendungszweck: Maus).
Schweiz
Carsten Schradin, ZKB, Konto Nr.
117-0028.726.
(Verwendungszweck: Maus).
GRÖßERE SPENDEN UND
SPONSOREN
Wer größere Geldbeträge spenden
will, kann selber aussuchen, wofür
diese verwendet werden sollen.
Folgende Sponsormöglichkeiten
stehen zur Auswahl:
Stationssponsor: Spenden ab 150
Euro können dazu benutzt werden,
die Infrastruktur der
Forschungsstation zu verbessern. Vor
allem Schränke, Regale und Betten
fehlen noch.
Autosponsor: Mit einer sehr
großzügigen Spende könnte ein
geländetaugliches Auto (4x4)
angeschafft werden, welches allen
Wissenschaftlern an der
Forschungsstation zur Verfügung
stehen würde.
Computersponsor: Durch eine
Spende von 650 Euro kann ein
Computer oder Laserdrucker für die
Forschungsstation angeschafft
werden.
Solarsponsor: Ein großes Problem an
der Forschungsstation ist der Engpaß
in der Stromversorgung. Durch eine
Spende von 1000 Euro könnten neue
große Solarzellen angeschafft werden
Studentenpate: Mit einer Spende von
1000 Euro wird eine Diplom- oder
Doktorarbeit über die Ökologie von
Kleinsäugern gesponsert. Mehrere
Themen stehen zur Auswahl (bei
Interesse bitte nachfragen).
Wer Sponsor werden will, schreibt eine Email an: [email protected]
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AUS DIE MAUS
riesengroßen Ohren. Später beim Grillen
konnten wir auch beobachten, wie
Fledermäuse unter dem Dach der Veranda
vor dem Bad verschwinden. Wahrscheinlich
hatte sich unser Badbesucher deshalb
verflogen.
FLEDERMAUS
Im Oktober fanden wir eine große
Fledermaus in unserem Badezimmer, wohl
von der Art Ägyptische Fledermaus
(Egyptian slit-faced bat, Nycteris thebaica).
Eine recht große Art, 10 cm lang und mit
Gruppen der Hartman Bergzebras in
Goegap. Diese Art kommt sonst nur in
Namibia vor. Wie der Name schon sagt,
halten sich diese Tiere normalerweise in den
Bergen auf. Wir hatten zwar schon vorher
ihre Spuren am Field Site gesehen, was
darauf hindeutet, daß sie dort manchmal
nachts vorbeischauen. Dies war aber das
erste mal, daß wir sie hier tatsächlich zu
Gesicht bekamen.
BERGZEBRAS
Eines Abends nach der Nestbeobachtung
rief Brigi ganz aufgeregt die beiden
Diplomandinnen Carola und Christina. Diese
waren aber in Gedanken wohl schon im Bad
und hörten sie nicht. Alle anderen, d.h.
Melanie, Annette und ich erfuhren aber den
Grund der Aufregung: Hinten am Field Site
stand eine Herde Bergzebras. Es gibt 3-5
rüttelnde Auto nicht gefiel. Beherzt griff ich
zu, an der Ohrmarke erkannte ich Weibchen
560, die am Haus wohnt. Die Maus in der
Hand drehte ich um, um sie
zurückzubringen und an ihrem, ich meine
unserem Haus freizulassen.
AUTOMAUS
Als ich Ende Dezember auf dem Weg nach
Springbok war, sah ich plötzlich, daß ich
eine Mitfahrerin hatte: Auf dem Beifahrersitz
saß eine Striemengrasmaus, und ihr
„Gesichtsausdruck“ verriet, daß ihr das
SM-TIMES
Den SGM Spiegel gibt es auch auf Englisch, als die SM TIMES. Diese kann unter
http://www.stripedmouse.com heruntergeladen werden.
IM NÄCHSTEN SGM SPIEGEL:
geht es um Urlaub und Reisen in Namaqualand. Wir stellen Ihnen die schönsten
Reiseziele vor, verraten unsere Geheimtips, geben Ratschläge zur Planung und
Informationen zu Unterkunft und Restaurants.
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