Bassisten im Oscar Peterson-Trio

Transcription

Bassisten im Oscar Peterson-Trio
Schriftliche Arbeit zur Erlangung des akademischen Grades
„Master of Arts“
Universität für Musik und darstellende Kunst Graz
Institut 3, Saiteninstrumente
Thema:
Bassisten im Oscar Peterson-Trio
vorgelegt von:
Albert Wassermann
Die vorliegende Arbeit wurde unter der Betreuung von
O. Univ. Prof. Dr. Franz Kerschbaumer verfasst.
Graz, Oktober 2015
Inhaltsverzeichnis:
Vorwort..........................................................................................................4
1. Oscar Peterson
1.1. Kurzbiographie...................................................................................5
1.2. Ausgewählte Diskographie................................................................7
1.3. Jazz At The Philharmonic & Norman Granz......................................9
2. Ray Brown
2.1. Kurzbiographie.................................................................................16
2.2. Transkription „Mumbles“.................................................................20
2.2.1. Analyse und Fazit zu „Mumbles“...................................................24
2.3. Ausgewählte Diskographie mit Oscar Peterson...............................25
2.4. Kompositionen.................................................................................33
3. Sam Jones
3.1. KurzKurzbiographie.........................................................................35
3.2. Transkription „Sandy’s Blues“..........................................................37
3.2.1. Analyse und Fazit zu „Sandy’s Blues“..........................................38
3.3. Ausgewählte Diskographie mit Oscar Peterson...............................39
2
3.4. Kompositionen.................................................................................47
4. Niels-Henning Orsted Pedersen
4.1. Kurzbiographie.................................................................................50
4.2. Transkription „Chicago Blues“..........................................................55
4.2.1. Analyse und Fazit zu „Chicago Blues“..........................................56
4.3. Ausgewählte Diskographie mit Oscar Peterson...............................58
4.4. Kompositionen.................................................................................65
5. George Mraz
5.1. Kurzbiographie.................................................................................66
5.2. Transkription „Gays Blues“..............................................................69
5.2.1. Analyse und Fazit zu „Gays Blues“..............................................70
5.3. Ausgewählte Diskographie mit Oscar Peterson..............................71
5.4. Kompositionen.................................................................................74
6. Schlussbemerkungen...................................................................................75
7. Danksagung............................................................................................76
8. Hörbeispielverzeichnis..........................................................................77
9. Literaturverzeichnis...............................................................................78
3
Vorwort
Das Oscar Peterson-Trio war in all seinen verschiedenen Besetzungen eines der
wichtigsten Ensembles in der Musikgeschichte des vergangenen Jahrhunderts. Nicht
zuletzt durch den Frontman selbst, sondern auch durch seine kongenialen Kollegen an
Bass, Schlagzeug und/oder Gitarre erlangte diese Formation im Laufe der Zeit
Ikonenstatus. So ist es auch höchstwahrscheinlich kein Zufall, dass vier der wichtigsten
Jazzbassisten mit diesem Ensemble fast jedes Land weltweit bereisten und sämtliche
großen Konzerthallen füllten. Warum aber harmonierte diese Formation so wunderbar
und was unterscheidet die vier im Folgenden herausgearbeiteten Bassisten? Ray Brown
ist einer der einflussreichsten Bassisten im Bebop und in seine Fußstapfen treten heute
zahlreiche junge, erfolgreiche Bassisten wie beispielsweise Christian McBride oder
Avishai Cohen. Mit Niels-Henning Orsted Pedersen folgt ihm jedoch ein Bassist mit
einer ganz anderen Spielweise und atemberaubender Virtuosität ins Oscar PetersonTrio. Ihm scheint am Instrument nichts unmöglich zu sein. Was aber qualifiziert Sam
Jones und den gebürtigen Tschechen George Mraz dazu, im wahrscheinlich besten
Jazz-Trio der Bebop-Geschichte spielen zu dürfen? Als klassischer Kontrabassist ist
man vielleicht prädestiniert dafür, sich auch für Jazz zu interessieren, da dieses
Instrument aus dem Jazz nicht wegzudenken ist. Gerade in dieser ganz anderen
Zugangsweise zu ein- und demselben Instrument habe ich im Laufe meines Studiums
eine sehr schöne und spontane Art des Musizierens entdeckt. Die vier genannten
Bassisten sind keinesfalls eine vollständige Aufzählung der Bassisten mit denen Oscar
Peterson musiziert hat, doch halte ich sie für stilbildende Persönlichkeiten in der
Geschichte des Jazzkontrabass. In der vorliegenden Arbeit habe ich versucht, die
unterschiedlichen
Qualitäten
der
einzelnen
Musiker
herauszuarbeiten
und
zu
verdeutlichen, um den oben gestellten Fragen auf den Grund zu gehen. Das
Hauptaugenmerk liegt dabei in der Art und Weise der Begleitung, für die der Bass als
solcher hauptsächlich im Ensemble dient.
4
1. Oscar Peterson (1925 – 2007)
1.1. Kurzbiographie
Oscar (Emanuel) Peterson wurde am 15. August 1925 in Montreal, Kanada, geboren.
Seine Eltern waren aus der Karibik eingewandert. Er war das vierte von fünf Kindern
und da sein Vater auf eine musikalische Ausbildung der Kinder großen Wert legte,
erlernte Oscar Trompete und spielte zunächst mit seinen Geschwistern in einer
Familienband. Da er aber sehr bald an Tuberkulose erkrankte, was das Trompetenspiel
unmöglich machte, wechselte er zum Klavier. Als Pianisten-Vorbilder nennt er u.a.
Vladimir Horovitz, Arturo Benedetti Michelangeli, Nat „King“ Cole, Duke Ellington, Count
Basie, und Glenn Gould. In einem späteren Interview erklärt er selbst:
„In der Klassik? Viele. Horovitz war einer meiner Lieblinge. Und Glenn Gould, als er
noch lebte. An ihm mochte ich, daß er etwas nach seinem eigenen Temperament
formte. Vladimir Horovitz hatte das gewisse Etwas am Klavier, das ich nur bei sehr
wenigen Pianisten empfinde. Und er verstand das Instrument so gut, daß er fast alles
auf
ihm
machen
konnte.
Dasselbe
mag
ich
an
Benedetti
Michelangeli.
Selbstverständlich höre ich auch Duke Ellington, Count Basie, Art Tatum und Nat Cole.“1
Zuerst unterrichtete ihn sein Vater, später seine Schwester und als klar wurde, dass sein
außerordentliches Talent professionelleren Unterricht benötigte, folgte klassischer
Unterricht bei Lou Hooper und danach beim ungarischen Konzertpianisten Paul de
Marky. Autodidakt eignete er sich einige Jazzkenntnisse an und gewann prompt als
Jazzpianist 1939 einen landesweiten Klavier-Amateurwettbewerb, woraufhin er die
Möglichkeit bekam, eine wöchentliche, lokale Radiosendung zu gestalten. 1947
gründete er sein erstes Trio mit dem Bassisten Bert Brown und dem Schlagzeuger
Frank Gariepy. Die Gruppe spielte unter anderem in der Alberta-Lounge in Montreal.
1
WernerStiefle, JazzPodium Mai 1999, Seite 3ff
5
Regelmäßig wurden diese Auftritte von einer lokalen Radiostation gesendet. Im Rahmen
eines solchen Konzertes wurde Norman Granz, der Organisator der Jazz At The
Philharmonic-Konzerte, auf das junge Talent aufmerksam und brachte ihn als
Überraschungsgast zu einem der JATP-Gigs in die New Yorker Carnegie-Hall.
"1945 unterzeichnete Peterson einen Schallplattenvertrag mit RCA Victor, seine ersten
Aufnahmen stellten, insb. mit den Boogie-Woogie-artigen Baßfiguren (Genesis, 19451950), virtuose Klaviertechnik in den Vordergrund. Dies frühen Trioeinspielungen (mit
Kb. und Schlgz.), allen voran die Interpretationen von The Sheik of Araby und I Got
Rhythm, wurden sehr populär. Die in den folgenden Jahren dominierende Besetzung mit
Kontrabaß und Schlagzeug, an dessen Stelle auch die Gitarre trat, spiegelt das Nat
>King< Cole Trio wider, das in jener Zeit eines der wichtigen Vorbilder für Peterson
war.2
In einem Artikel der Zeitschrift Jazz Podium schreibt der Autor im Zuge einer
Schallplattenkritik:
„Herb Ellis bestätigt: "Das Stratford-Album kommt dem am nächsten, wie wir damals
wirklich klangen." Peterson, Ellis und Ray Brown überbieten sich in einer swingenden
tour-de-force. Das Repertoire besteht aus up-tempo-Standards und Balladen - von
"Falling in love with love" über "Flamingo" bis zu "How high the moon" und dem "52nd
street theme"....Das Trio mit Ellis und Brown gehörte zu den am besten funktionierenden
kammermusikalischen Ensembles der 50er Jahre - relativ frei von musikalischen
Klischees und weit entfernt von der kühlen Perfektion Petersons in den 60er Jahren. Am
faszinierendsten ist die Einheit der Gruppe, das völlige Aufeinander-Eingespieltsein,
aber auch jenes Moment eines mehr oder minder spontanen Jazz-Kontrapunktes, den
das Trio beherrschte wie - vom MJQ einmal abgesehen - in jener Zeit wohl kaum ein
anderes.“3
2
Franz Krieger und Manfred Straka, MGG Personenteil, Spalte 389
3
Wolfram Knauer, JazzPodium, Nr. 9 September 1993, S. 88 "Schallplattenbesprechung"
6
1.2. Ausgewählte Diskographie
Eine vollständige Aufzählung aller Aufnahmen, die von Peterson eingespielt wurden,
würde den Rahmen der vorliegenden Arbeit sprengen. Als einige seiner wichtigsten
Alben wären zu nennen (siehe www.wikipedia.at/wiki/Oscar_Peterson):

1955 – At Zardi’s

1956 – Oscar Peterson Trio at the Stratford Shakespearean Festival

1958 – Tenderly

1962 – Night Train

1962 – West Side Story

1971 – Great Connection

1973 – The Trio

1974 – The Oscar Peterson Big 6 At Montreux

1974 – The Giants

1974 – Count Basie encounters Oscar Peterson – Satch And Josh

1976 – Porgy and Bess

1978 – Count Basie & Oscar Peterson

1980 – Skol

1981 – Nigerian Marketplace

1982 – Freedom Song
7

1983 – A Tribute To My Friends

1996 – Oscar Peterson meets Roy Hargrove and Ralph Moore

1999 – A Summer Night in Munich

1999 – The Very Tall Band Live at the Blue Note

...
Eine detaillierte und vollständige Diskographie von Peterson findet man unter
www.jazzdisco.org/oscar-peterson/discography.
8
1.3. Jazz at the Philharmonic & Norman Granz
Als im Jahre 1944 einigen Migranten mexikanischer Herkunft ein ungerechter
Mordprozess angehängt wurde, der sehr viel Aufsehen in der Öffentlichkeit und in den
Medien erregte, nutzte ein Mann namens Norman Granz die Publicity und veranstaltete
ein Konzert mit namhaften Musikern zugunsten der Angeklagten. Granz war ein
geschickter Verhandler und hatte auch während seiner Zeit beim Militär seine Kontakte
zur Jazzszene gepflegt und des Öfteren Jamsessions organisiert. Ursprünglich hätte der
Name der Veranstaltung „Jazz Concert At The Philharmonic“ lauten sollen, da aber die
Drucktechnik einen derart langen Titel nicht erlaubte, ließ Granz das Wort "Concert"
kurzerhand weg und es wurde daraus „Jazz At The Philharmonic“. Es folgten monatliche
Konzerte mit namhaften Musikern wie Nat „King“ Cole, Lee Young, Charlie Parker,
Lester Young uvm. Granz' Bedingungen für diese Konzerte in der größten Konzerthalle
von Los Angeles, dem Philharmonic Auditorium, waren:
- fixe Bezahlung der Musiker
- kein Tanzen während der Konzerte
- keine Rassentrennung im Publikum
Granz' antirassistische Ideologie reichte soweit, dass er es bevorzugte, Konzerte zu
stornieren anstatt sich auf eine (vom Veranstalter vorgeschriebene) Rassentrennung bei
den Musikern oder auch im Publikum einzulassen. Das erste Konzert dieser Reihe im
Philharmonic Auditorium fand im April 1946 statt. Unter dem offiziellen Argument, dass
Leute sich nicht vom Tanzen abhalten ließen, ließ das Civic Auditorium eine Fortsetzung
der Konzertreihe nicht mehr zu. Da die Rassentrennung in den Vereinigten Staaten
damals jedoch noch alltäglich war, vermutete Granz, dass man es missbilligte, wenn
Musiker anderer ethnischer Herkunft mit „Weißen“ zusammen auftraten. Da die
Konzertreihe große Erfolge in L.A. verzeichnete, war es Norman Granz möglich,
Konzerttourneen durch Kalifornien und in späterer Folge auch nach Chicago und New
York zu organisieren. Er legte immer Wert darauf, dass die Musiker in guten Hotels
9
logieren und wenn möglich mit dem Flugzeug reisen konnten. Im Jahr 1949 wurde er auf
den damals noch blutjungen Pianisten Oscar Peterson aufmerksam und nahm ihn dann
auch unter Vertrag. Peterson war daraufhin aus der JATP-Konzertreihe nicht mehr
wegzudenken und avancierte zu einem fixen Mitglied der Touren. Durch sein
Organisationstalent und zähe Verhandlungen wuchs das Projekt und war in den 1950er
Jahren bereits so populär, dass jährlich an die 150 Konzerte in internationalen
Konzertsälen stattfanden. Die monatelangen Tourneen führten durch die USA, Kanada,
Europa, Australien und Japan.
Eine Medienreaktion auf Petersons Debut bei JATP:
„Within minutes, according to Mike Levin's report in Downbeat, Oscar Peterson had
“stopped the Norman Granz Jazz at the Philharmonic dead cold in its tracks.” The show
of technique was astonishing. "Balancing a large and bulky body at the piano much in
the fashion of Earl Hines," Levin wrote, "Peterson displayed a flashy right hand, a load of
bop and Shearing-Styled ideas, as well as a good sense of harmonic development...”4
Oscar Peterson selbst schrieb in einem Artikel mit der Überschrift „Norman Granz who
used Jazz for Justice“ über seinen Freund und Manager Norman Granz:
„...Norman Granz represents a truly unbridled and honest love for jazz. The world
benefited tremendously from his recordings and concerts. But Norman should be noted
not only for his great contribution to the jazz world musically but also for his unbiased
treatment of the players, regardless of their racial background. He sanctioned his
musical belief in jazz by hiring the people whose playing he admired, regardless of their
race.[...] One of my foremost memories of this man I so revere was his fearless
4
http://books.google.at/books?id=2rtJAgAAQBAJ&pg=PT221&lpg=PT221&dq=oscar+peterson+downbeat&source=bl
&ots=2nNbHCq9ZT&sig=LJj-R8VhHYKkjHaoDSdmiPd550&hl=de&sa=X&ei=md99VOaHM8GvygPH2ID4Dg&ved=0CGIQ6AEwCQ#v=onepage&q=osc
ar%20peterson%20downbeat&f=false
10
presentation of what he believed to be true jazz. He mixed everything from Italy to Africa
to Jerusalem to Canada. His musical legacy to the world is the unbiased truth with which
he presented truly talented jazz players, some of whom would not have reached the top
of the mountain without his belief and help.[...] He presented musicians and made
recordings knowing that even though they would never bring financial gain, they were
important musically. To this day I also don't believe that Norman has been and is truly
recognized for the great influence he had racially on people of that era. His dedication to
and belief in equality caused him many moments of confrontation. he never wavered in
standing up for this strong beliefs, even in the face of danger to himself.[...] God bless
him, and may the world learn a lesson from him in truth and tolerance.
Oscar Peterson
August 2007“
5
5
http://books.google.at/books?id=z3SxH9ybqdMC&pg=PT475&lpg=PT475&dq=oscar+peterson+downbeat&source=
bl&ots=U4qscGjUQ&sig=rqY5mFdh4qR3LrH7_A1tBJGWdWU&hl=de&sa=X&ei=md99VOaHM8GvygPH2ID4Dg&ved=0CF0Q6AEw
CA#v=onepage&q=oscar%20peterson%20downbeat&f=false
11
In späterer Folge übernahm Granz neben der Organisation der JATP-Konzerte auch das
Management von Oscar Peterson und wirkte als Produzent von vielen seiner
Platteneinspielungen.
„...Seit 1950 bildete Peterson gemeinsam mit dem Bassisten Ray Brown ein Duo, das
1952 zu einem Trio erweitert wurde, zuerst mit dem Schlagzeuger Charlie Smith, dann,
12
an dessen Stelle, mit dem Gitarristen Irving Ashby. Auf diesen folgte für ein Jahr Barney
Kessel und ab 1953 Herb Ellis...“ 6
Neben den wechselnden Schlagzeugern und Gitarristen spielte Peterson auch mit
verschiedenen Bassisten im Trio. Im Folgenden soll auf vier namhafte Persönlichkeiten
in der Geschichte des Jazz-Kontrabass eingegangen werden: Ray Brown, Sam Jones,
Niels-Henning Orsted Pedersen und George Mraz. In den 1980er Jahren verstärkte
Peterson seine Kompositionstätigkeit und wurde Professor für Musik an der Universität
von New York und in späterer Folge auch deren Rektor. Wie schon oben erwähnt, erlitt
Oscar Peterson im Jahr 1993 einen folgenschweren Schlaganfall, woraufhin er eine
zweijährige Konzertpause wegen einer Lähmung seiner linken Hand einlegen musste.
Um die angeschlagene linke Hand zu entlasten, bevorzugte er es nun, neben Drums
und Bass auch eine Gitarre im Ensemble zu haben. Gitarristen, die mit ihm musizierten,
waren u.a. Joe Pass, Ulf Wakenius, Herb Ellis und Lorne Lofsky. Peterson vereinte in
seinem Klavierspiel eine exzellente klassisch-technische Basis und viele verschiedene,
bisher gewesene Jazzstile wie z.B. Stride-Piano, Swing und Bebop. Typisch für
Peterson sind neben der offensichtlichen Virtuosität auch häufige Blockakkorde und
„klassische Klangschönheit“. Nicht selten lässt er auch seine Erfahrungen mit
Klassischer Musik in Soli bzw. Intros einfließen („Salute to Bach“).
„Peterson hat seit den 1950er Jahren unzählige Ehrungen erhalten, darunter 13 Down
Beat-Awards als bester Jazzpianist (1950 - 1972), 16 Ehrendoktorate (1973 - 1999),
acht Grammy Awards (1974 - 1991), den Glenn Gould Prize (1993), den Lifetime
Achievement Award (199), den Internat. Music Council/UNESCO Music Prize (2000)
sowie acht Hall of Fame-Nennungen (1978 - 2001).”7
1952 formierte Peterson sein Trio neu. Er engagierte den Bassisten Ray Brown und den
Gitarristen Barney Kessel. Kessel blieb aber nur ein Jahr in dieser Formation und wurde
6
MGG Personenteil, Spalte 389
7
MGG Personenteil, Spalte 390
13
danach durch Herb Ellis ersetzt.
„Nach dem Austritt von Ellis 1958 nahm Peterson mit Ed Thigpen wieder einen
Schlagzeuger in seine Band auf, die bis 1965 in dieser Formation bestehen blieb, wie
besonders eindrucksvoll in den Alben „Night Train“ von 1962 und „We Get Requests“
von 1965 zu hören. Diese beiden Trios gehören bis heute zu den erfolgreichsten der
Jazzgeschichte.“ 8
8
http://de.wikipedia.org/wiki/Oscar_Peterson
14
Im Jahr 1993 erlitt Peterson während eines Konzerts im New Yorker Blue Note-Club
einen folgenschweren Schlaganfall, woraufhin seine linke Hand gelähmt war. Peterson
selbst spricht über den Schlaganfall in einem Interview in Jazz Podium:
„Sie (Die linke Hand, Anm. des Autors) ist noch an meinem Arm. Also geht es ihr gut.
Wären beide Hände steif, wäre ich nicht auf die Bühne gegangen. Mein erstes Konzert
nach dem Schlaganfall war eine Herausforderung. Konnte ich mit einer Hand spielen,
was ich spielen wollte? So lange ich mit der Antwort zufrieden bin, bin ich glücklich.
Heute schreiben Journalisten, ich hätte mich selbst wieder-erfunden, das stimmt nicht.
Ich versuche einfach, mit einer medizinischen Angelegenheit zurechtzukommen. Wenn
eine Straße blockiert ist, nimmt man eine andere. Es ist so einfach.“9
Nach einiger Zeit schaffte er es wieder ins Studio und veröffentlichte 1995
Platteneinspielungen mit Clark Terry und Benny Carter. Da die Bewegungs- und
Spielmöglichkeiten seiner linken Hand nach diesem Schlaganfall sehr eingeschränkt
waren, erweiterte er sein Trio gern um einen Gitarristen, der die Harmoniearbeit der
linken Hand unterstützte. Am 28. August 2005 gab er sein letztes Konzert in
Deutschland zusammen mit Alvin Queen (Drums), William Young (Bass) und Ulf
Wakenius (Gitarre). Zwei Jahre später, am 23. Dezember 2007, verstarb er zuhause in
Missisauga, Kanada. Aus seinen vier Ehen entstammen insgesamt sieben Kinder.
9
JazzPodium Mai 1999, S. 3ff
15
2. Ray Brown
2.1. Kurzbiographie
Ray Brown, eigentlich Raymond Mathews Brown, wurde 1926 in Pittsburgh,
Pennsylvania, geboren und erhielt, wie sein späterer Musikerkollege Oscar Peterson,
bereits im Kindesalter Klavierunterricht. Auf der Highschool wechselte er zum
Kontrabass, da im Schulorchester noch ein Platz im Bassregister frei war. Er lernte das
Bassspielen autodidakt, und konnte sich sehr bald Geld mit dem Musizieren verdienen.
Mit dem Jimmy Hinsley-Sextett und als Mitglied im Snookum Russel-Orchester tourte er
durch die bekannten amerikanischen Jazzclubs, wo Kritiker und andere Musiker auf den
jungen Bassisten aufmerksam wurden. 1945 wurde Brown vom Pianisten Hank Jones
dem Trompeter Dizzy Gillespie vorgestellt, welcher ihn gleich engagierte. Durch dieses
Engagement lernte er bereits namhafte Künstler wie Max Roach, Milt Jackson und
Charlie Parker kennen. Gillespie, Theolonoius Monk, Charlie Christian und Charlie
Parker waren treibende Kräfte, die in der Jazzgeschichte zur Entwicklung des Bebop
beitrugen. Musiker, die hauptsächlich in den mittlerweile schon „veralteten“ SwingOrchestern spielten, trafen sich in ihrer Freizeit und verwendeten bereits bestehende
Harmoniefolgen und Melodien, ergänzten den bisher bekannten Swing durch größere
Freiheiten in Bass und Drums, steigerten die Tempi der Stücke und solierten über
längere Strecken, was im bisher gespielten Swing nicht der Fall war. Jazz war nun nicht
mehr nur Unterhaltungsmusik, sondern wurde durch den Bebop zur Kunstmusik. Aus
historischer Sicht können durchaus mehrere Gründe für die Entstehung des Bebop
genannt werden. Der Swing war zu einem gut funktionierenden Wirtschaftszweig
verkommen, die kreativen Köpfe unter den Musikern waren von ihrer Arbeit in den
Swingorchestern oft gelangweilt und man könnte auch vermuten, dass der Bebop als
Reaktion der afroamerikanischen Musiker auf die Dominanz der Weißen im Jazz
entwickelt wurde.
16
Durch die Zusammenarbeit mit den oben genannten Persönlichkeiten wuchs Ray Brown
zu einem der bedeutendsten und auch gefragtesten Bassisten in dieser Zeit. Im Jahr
1949 fand der erste Auftritt des Duos Oscar Peterson und Ray Brown im Rahmen eines
JATP-Konzerts in der Carnegie Hall in New York statt. Ein Jahr lang musizierten diese
beiden im Duo, in den Jahren von 1951 bis 1966 im Trio. Dieses Trio zählte seit seinen
ersten Tagen zu einem der beliebtesten Ensembles in der Jazzgeschichte. Da Brown
die weltweiten Konzerttourneen und täglichen Auftritte in diesem Rahmen zu
anstrengend wurden, entschloss er, sich im Jahr 1966 in Kalifornien sesshaft zu
machen. Von dort aus arbeitete er als Studiomusiker. Neben dieser Arbeit gibt es aus
dieser Zeit einige Produktionen mit Milt Jackson, und Duke Ellington und weltweite
Konzerte mit Cedar Walton, Monty Alexander, Gene Harris, Benny Green u.v.m.
Wie auch jeder andere Musiker bzw. Künstler zeichnete sich Ray Brown durch seine
einzigartige Spielweise aus. Time – das erste Wort das jedem Bassisten einfällt wenn er
seinen Namen hört. Tatsächlich legte Ray Brown größten Wert auf exaktes Timing
seiner Basslinie. Hört man genau hin, stellt man fest, dass Browns Vierteln immer eine
Spur vor dem Beat sind. Diese Art des Timings gibt der Musik einen besonderen
„Drang“. Aber nicht nur sein Drive fällt auf – auch ein großer und prägnanter Ton, vor
allem in den tiefen Lagen des Instruments, spielte für ihn eine enorm große Rolle. Als
Vorbilder nannte Ray Brown selbst Jimmy Blanton und Oscar Pettiford. Zur Würdigung
Blantons spielte er zusammen mit Duke Ellington im Jahr 1972 das Album „This One’s
for Blanton“ ein. Ganz im Stile seiner Bebop-Kollegen zeigen sich seine Soli in Form von
schnellen Akkordzerlegungen.
„Brown etablierte sich mit dem Oscar Peterson Trio als einer der bedeutendsten
Bassisten des Jazz, was sich auch in den Publikumsumfragen niederschlug: Er wurde
bester Jazz-Bassist in den Down Beat Reader Polls in den Jahren 1953 ununterbrochen
bis 1963 und wieder 1966 und 1967 sowie 1999. Eines der vielen erfolgreichen
Konzerte des Oscar Peterson Trios, das auch auf Schallplatte dokumentiert wurde, war
17
das At the Stratford Shakespearean Festival im Jahre 1956...“10
Ray Brown im Gespräch mit einem Autor der deutschsprachigen Jazz-Zeitschrift Jazz
Podium vom Februar 1985. Er spricht über seine Klangvorstellung, Time und Bass-Soli:
Mit dem Bass-Sound packen
„Gestern Abend bei Ihrem Auftritt in der Dixieland Hall in Stuttgart herrschte eine
wunderbare Atmosphäre, der Swing, die Musizierfreude, die Vitalität - all das war
deutlich zu spüren.“
„Ich konnte das auch an den Gesichtern der Zuhörer ablesen, es waren freudige,
lächelnde Gesichter. Das ist auch einer der Vorteile, den das Spielen in einem kleinen
Rahmen bietet. In einem großen Konzertsaal mag vielleicht der Bass gleich klingen,
aber du kannst ihn nicht so genau und direkt fühlen wie in einem kleinen Club, denn du
bist als Zuhörer nicht nahe genug. Letzte Nacht war alles so greifbar nah, daß ich die
Hörer mit meinem Bass-Sound packen konnte. Und dann sind sie durch den Klang
fasziniert. Ich lege größten Wert darauf, daß mein Instrument wie ein Bass und nicht wie
ein Verstärker klingt. Mein Bass muß wie ein Bass klingen und wenn das der Fall ist,
dann ist das für viele Leute eine ganz neue Erfahrung. Sie hören meistens nur die
Verstärkung des Basses, doch wenn sie diesen ureigenen Sound des Basses
wahrnehmen dann horchen sie auf...“
„Und der Sound Ihres Basses ist auch ungeheuer warm, voluminös und eigenständig.
Hatten Sie diesen Bass-Sound schon gleich zu Beginn Ihrer Laufbahn?“
„Als ich Bass-Spielen lernte, orientierte ich mich an einem Bassisten, der die mir
vorschwebende Art des Sounds hatte: Jimmy Blanton. Einen großen, fetten Sound.“
...
„"...unterrichtete Sie Blanton dann auch?“
„Nein, nein, ich spielte zuvor Klavier und als ich mich für den Bass entschied und
Ellington-Aufnahmen hörte, da fand ich heraus, daß all diese Platten, die ich besonders
10
MGG Personenteil, Spalte 1018
18
liebte, die mit Jimmy Blanton waren. Wenn du andere Platten der Enddreißiger und
Anfangvierziger Jahre hörst, dann ist der Bass manchmal kaum auszumachen. Als ich
Ellington zum ersten Mal live hörte, da stand Blanton direkt vor der Band, er stand nicht
hinten in der Mitte, sondern vorne und sein Bass war allgegenwärtig. Ich wußte: das ist
der Sound, den auch ich haben möchte. Blanton mußte gar nicht solo spielen, um
gehört zu werden, er mußte nur ,time' zu spielen und zu swingen. Das ist meiner Ansicht
nach auch wichtiger als das Solospielen, denn du spielst viel öfter in der Gemeinschaft.“
...
„Wie sehen Sie die Entwicklungsgeschichte des Basses im Jazz. Steht die ExtremEntwicklung, daß Bassisten etwa eine Stunde lang solo auf der Bühne agieren, dem
Wesen der Jazzmusik entgegen?“
„Das können Sie besser beurteilen! Ich bin Partei. Ich frage Sie: Haben Sie auf Dauer
Interesse daran, einen Bassisten endlos lange solo spielen zu hören ...?“11
Im Jazz Podium Nr. 4 vom April 1994 schreibt der Autor über die Platte „Bassface“ von
Ray Brown und vergleicht die beiden Ensembles:
„...Manches erinnert deutlich an Oscar Peterson Trio („Bassface“, „Makin' Whoopee“),
anderes ist weit davon entfernt („Milestones“, „Phineas can be“). Eine kurze ArcoEinleitung signalisiert die gedankenverlorene, wehmütige Stimmung von „In the wee
small hours“, und auch am Schluß greift Ray noch einmal zum Bogen. Wunderschön!
Das gute Einvernehmen erlaubt viel Filigranarbeit; Dynamik und Stille bilden wichtige
Komponenten. Jeff Hamilton ist fast so gut wie früher Ed Thigpen bei Peterson, und das
ist als Lob gemeint...“12
11
JazzPodium Nr. 2/XXXIV Februar 1985, S. 17
12
Horst Schade, JazzPodium Nr. 4, April 1993, S. 66
19
13
2.3. Transkription „Mumbles”
Im Folgenden ist jedem der hier besprochenen Bassisten im jeweiligen Kapitel eine
kurze Transkription gewidmet. Um einen möglichst objektiven Vergleich zu erlangen
habe ich mich dazu entschieden, einen möglichst ähnlichen Blues in der jeweiligen
Besetzung zu transkribieren. Es gibt zwar sicherlich auch andere Standards, die
Peterson mit jedem der Bassisten gespielt haben wird, der Einfachheit und Klarheit
halber habe ich mich jedoch für die einfache Bluesform entschieden. Einzig die
Aufnahme mit Ray Brown („Mumbles“) ist kein 16taktiger Blues, sondern ein Blues in AA-B Form, komponiert vom Trompeter Clark Terry. Ein objektiver Vergleich ist dennoch
13
http://ecx.images-amazon.com/images/I/51P6bKHEAIL._SY300_.jpg
20
nicht leicht zu schaffen, da jeder der Bassisten rhythmisch, musikalisch und die
Intonation betreffend ohnehin keine Kritik aufkommen lässt. Die Unterschiede der
Spielweise liegen vielmehr in der Gestaltung der Basslinien, der Verwendung von
chromatischen Durchgängen, die Verwendung der höheren Lagen, Glissandi, Sound,
Reaktionen auf Solisten usw...
21
22
23
2.3.1. Analyse und Fazit zu „Mumbles“
Aufnahmedatum: Helsinki, Finnland, 23. März 1965
Besetzung:
Oscar Peterson, Piano
Ray Brown, Bass
Clark Terry, Trompete
Ed Thigpen, Drums
Link:
https://www.youtube.com/watch?v=WYzjw5QKrxI
Die Komposition im treibenden Medium Swing-Tempo stammt vom Trompeter Clark
Terry, der in dieser Aufnahme vom OPT begleitet wird. Clark Terry entwickelte eine
eigene Art Scat-Gesang, den er „Mumbles“ taufte – daher der Titel des Stücks. Ziemlich
typisch für Ray Brown ist der etwas muffige, aber deswegen nicht minder kraftvolle Ton.
Im Gegensatz zu seinen Kollegen verwendet er eher größere Intervalle, was das
Hörgefühl etwas „auflockert“. Die Stop-Time im B-Teil während des Scat-Solos ist im
Leadsheet von Terry vorgegeben, bevor es zurück zum A-Teil geht. Ray Brown
verwendet in dieser Aufnahme häufiger Akkordtöne als Durchgangschromatik, was die
jeweilige Tonart sehr gut hörbar macht. Die bis auf einige Ausnahmen in Vierteln
gehaltene Walking-Bass-Linie springt im zweiten Takt in sehr hohe Lagen und erreicht
im dritten Takt des wiederholten A-Teils die Quinte der Grundtonart auf der Zählzeit
Eins, bevor der Bassist in gewohnt trittsicherer Brown’scher Manier wieder in tiefere
Gefilde absteigt. Auffällig dabei ist, dass er einen am Bass nicht sehr angenehm
liegenden Quartsprung aufwärts vom Grundton (Bb) der Dominante zum Grundton der
Tonika (Eb) vornimmt, von wo aus er die ersten paar Takte relativ hoch spielt. Typisch
für Ray Brown ist die Triebkraft seines Timings. Beim ersten Hinhören möchte man
meinen, dass Drums und Bass dem Stück den gewissen Drive bei dem man sich das
Mitschnippen kaum verkneifen kann geben, das Tempo und Feeling legt aber Peterson
bei seinem Solo-Intro vor. Brown und Thigpen übernehmen gekonnt und auch der Solist
24
Terry phrasiert sehr schwungvoll mit den wenigen Silben seines Scat-Alphabets. Gegen
Ende des kurzen Stücks (ab Takt 60) erreicht Brown mit seiner Basslinie wieder höhere
Lagen und anstatt diesmal abwärts zu walken springt er gewohnt effektvoll innerhalb
einer Viertel vom hohen Bb über die leere D-Saite zum Kontra-C und setzt dort die Linie
fort, um dem Stück in den letzten paar Takten noch die notwendige Klangfülle des
„mitteltiefen“ Bassregisters zu verleihen.
Fazit Ray Brown:
Ray Brown ist gewohnt kraftvoll, mit gutem Drive und etwas dunklerem Ton als seine
späteren Kollegen. Auf den Punkt gebracht: diese Rhythmusgruppe swingt gnadenlos.
2.4. Ausgewählte Diskographie mit Oscar Peterson
Ray Brown war zweifelsfrei derjenige Bassist, mit dem Oscar Peterson die meisten
Einspielungen veröffentlicht hat. Nachfolgend werden einige der wichtigsten dieser
Einspielungen aufgelistet: Eine vollständige Auflistung der Aufnahmen würde den
Rahmen der vorliegenden Arbeit überschreiten.
25
Lester Young with the Oscar Peterson
Trio14
Aufnahme: 4. August 1952, New York
Produzent: Norman Granz
Label:
Norgran Records
...
Lester Young, Tenor Sax, Vocals bei
“Two to Tango”
Oscar Peterson, Piano
Ray Brown, Bass
J.C. Heard, Drums
Trackliste (2 Seiten):
1. Ad Lib Blues (Oscar Peterson, Lester Young)
2. I Can’t Get Started (Vernon Duke, Ira Gershwin)
3. Just You, Just Me (Jesse Greer, Raymond Klages)
4. Almost Like Being in Love (Alan Jay Lerner, Frederik Loewe)
5. There Will Never Be Another You (Irving Caesar, Vincent Youmans)
6. Te For Two (Irving Caesar, Vincent Youmans)
7. There Will Never Be Another You (Mack Gordon, Harry Warren)
8. On The Sunny Side Of The Street (Dorothy Fields, Jimmy McHugh
9. Stardust (Hoagy Carmichael, Mitchell Parish)
14
vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/Lester_Young_with_the_Oscar_Peterson_Trio
26
10. I’m Confessin’ (Doc Doaugherty, Al J. Neiburg, Ellis Reynolds)
11. I Can’t Give You Anything But Love (Fields, McHugh)
12. These Foolish Things (Harry Link, Holt Marvell, Jack Strachey)
13. It Takes Two to Tango (Al Hoffmann, Dick Manning)
14. I Can’t Get Started (Bonus Track)
....................
27
Oscar Peterson Plays Count Basie15
Aufnahme:
27. Dezember 1955
Label:
Clef
Produzent:
Norman Granz
...
Oscar Peterson, Piano
Ray Brown, Bass
Herb Ellis, Gitarre
Buddy Rich, Drums
Trackliste:
1. Lester Leaps In (Lester Young)
2. Easy Does It (Sy Oliver, Young)
3. 9:20 Special (William Engvick, Earle Warren)
4. Jumping at the Woodside (Count Basie)
5. Blues for Basie (Oscar Peterson)
6. Broadway (Billy Bird, Teddy McRae, Henri Woode)
7. Blue and Sentimental (Basie, Mack David, Jerry Livingston)
8. Topsy (Edgar Battle, Eddie Durham)
9. One O’ Clock Jump (Basie
10. Jive at Five (Basie, Harry “Sweets” Edison)
15
vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/Oscar_Peterson_Plays_Count_Basie
28
Oscar Peterson at the Stratford
Shakespearean Festival16
Aufnahme:
8. August 1956
Label:
Verve
Produzent:
Norman Granz
...
Oscar Peterson, Piano
Ray Brown, Bass
Herb Ellis, Gitarre
Trackliste:
1. Falling In Love with Love (Lorenz Hart, Richard Rodgers)
2. How About You? (Ralph Freed, Burton Lane)
3. Flamingo (Edmund Anderson, Ted Grouya)
4. Swinging on a Star (Johnny Burke, Jimmy Van Heusen)
5. Noreen’s Nocturne (Oscar Peterson)
6. Gypsy in My Soul (Oscar Peterson)
7. Nuages (Django Reinhardt)
8. How High The Moon (Nancy Hamilton, Morgan Lewis)
9. Love You Madly (Duke Ellington)
10. 52nd Street Theme
11. Daisy’s Dream (Peterson)
16
vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/Oscar_Peterson_at_the_Stratford_Shakespearean_Festival
29
The Sound of the Trio17
Aufnahme:
28./29. Juli 1961
Label:
Verve
Produzent:
Norman Granz
...
Oscar Peterson, Piano
Ray Brown, Bass
Ed Thigpen, Drums
Trackliste:
1. Tricotism (Oscar Pettiford)
2. On Green Dolphin Street (Bronislaw Kaper, Ned Washington)
3. Thag’s Dance (Oscar Peterson)
4. Ill Wind (Harold Arten, Ted Koehler)
5. Kadota’s Blues (Peterson)
6. Scrapple from the Apple (Charlie Parker)
7. Jim (Caesar Petrillo, Milton Samuels, Nelson Shawn)
8. Band Call (Duke Ellington)
9. The Night We Called it a Day (Tom Adair, Matt Dennis)
10. Billy Boy (Traditional)
17
vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/The_Sound_of_the_Trio
30
Night Train18
Aufnahme:
16. Dezember 1962
Label:
Verve
Produzent:
Norman Granz
...
Oscar Peterson, Piano
Ray Brown, Bass
Ed Thigpen, Drums
Trackliste (2 Seiten + Bonustracks):
1. Night Train (Duke Ellington)
2. C Jam Blues (Duke Ellington)
3. Georgia on My Mind (Hoagy Carmichael, Stuart Gorrell)
4. Bag’s Groove (Milt Jackson)
5. Moten Swing (Benny Moten)
6. Easy Does It (Sy Oliver, Trummy Young)
7. Honey Dripper (Joel Liggins)
8. Things Ain’t What They Used to Be (Mercer Ellington, Ted Parsons)
9. I Got It Bad and That Ain’t Good (Ellington, Paul Francis Webster)
10. Band Call (Ellington)
18
vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/Night_Train_%28Oscar_Peterson_album%29
31
11. Hymn to Freedom (Oscar Peterson)
12. (Bonus) Happy Go Lucky Local (Ellington)
13. (Bonus) Volare (Francesci Migliacci, D. Modugno, M. Parish)
14. (Bonus) My Heart Belongs to Daddy (Cole Porter)
15. (Bonus) Moten Swing (Benny Motenn)
16. (Bonus) Now’s the Time (Charlie Parker)
17. (Bonus) This Could Be the Start of Something Big (Steve Allen)
.......................................
32
2.5. Kompositionen
Neben der Arbeit als Bassist war Ray Brown auch als Komponist tätig. Sein Werk
umfasst an die 130 Kompositionen, von denen „Gravy Waltz“ Verwendung als
Titelmelodie einer amerikanischen Fernsehshow fand. Für dieses Stück erhielt er einen
Grammy Award. Viele bekannte Jazzmusiker wie Ella Fitzgerald, Charlie Parker, Dizzy
Gillespie, Mile Davis, Stan Getz, Quincy Jones, usw... spielten seine Stücke auf ihre
Schallplatten ein. Eine Auswahl der Stücke:

Ray’s Idea

One Bass Hit

Shaw `Nuff

Real Blues

Custard Puff
33
34
3. Sam Jones
3.1. Kurzbiographie
Sam (Samuel) Jones wurde 1924 in Jacksonville, Florida, geboren. Bevor er Mitte der
1950er Jahre nach New York zog, spielte er als Kind in einer Kapelle Schlagzeug und
Gitarre und wechselte später zum Bass – angeblich nachdem er eine Aufnahme von
Oscar Pettiford gehört hatte. Bekannt war Jones vor allem für seine solide Arbeit als
Begleiter. Besonders in seiner späteren Laufbahn bei der Zusammenarbeit mit Louis
Hayes und Billy Higgins zeigte sich sein enormes Potential in der Rhythmusgruppe.
Während seiner Zeit in New York spielte er mit Größen wie Theolonious Monk, Dizzy
Gillespie, Bill Evans, Ray Charles, Miles Davis, Stan Getz, Art Blakey, Kenny Droham,
Cannonball Adderly u.v.m. Wie sein Vorgänger beim Oscar Peterson Trio, war auch er
einer der ersten, die das Cello im Jazz verwendeten. Sam Jones profilierte sich nicht nur
als Bassist, sondern auch als Komponist. So schrieb er unter anderem die Standards:
„Del Sasser“, „Unit 7“, „Blue Funk“, „O.P.“ und „Seven Minds“.
„But it would be with the Cannonballs Adderley Quintet, from 1959 to 1966, where he
would establish his reputation. Paired up with stellar drummer Louis Hayes, in what has
proven to be a benchmark rhythm section for being “in the pocket.” There have been few
better.“19
Jones war also durch die Arbeit mit Cannonball Adderleys Quintett der Sprung in die
High Society des Jazz gelungen. Im Jahr 1966 folgte prompt das Engagement ins Oscar
Peterson-Trio.
„In 1966, Jones replaced Ray Brown in Oscar Peterson’s trio where he would remain
until 1970. On March 26, 1966, Sam performed with Peterson at the 11th Annual San
Remo Jazz Festival in Italy. The concert was recorded and was released as the
19
http://musicians.allaboutjazz.com/samjones
35
Peterson Album Canadian Giant….In April 1968, Jones appeared with Peterson on the
album Mellow Mood, which was recorded in Villingen, Germany. Throughout 1968 until
1970”20
Weitere Platteneinspielungen folgten mit Dexter Gordon, James Moody, Cedar Walton,
Billy Higgins, Hank Mobley und nicht zuletzt mit Niels-Henning Orsted Pedersen (Album
„Double Bass“), der ihm in späterer Folge als Bassist im Oscar Peterson-Trio folgen
sollte. Jones war sehr lange als Musiker aktiv, musste aber aufgrund einer
Lungenkrebs-Diagnose seine Konzerttätigkeit aufgeben und leitete in seinen letzten
Lebensjahren die semiprofessionelle „Twelve Piece Bigband“ in New York bevor er im
Dezember 1981 verstarb. Ungeachtet seiner Fähigkeiten erreichte er nie den
Bekanntheitsgrad vieler seiner Kollegen, doch seine Aufnahmen sprechen für sein
Talent:
„The under-estimation of Jones’s talent is surprising in view of his contribution to a
number of excellent bands, including those of Cannonball Adederley (1955-56 and
1959-66), Oscar Peterson 1966-69) and Cedar Walton from 1971.“ 21
20 http://www.jazz.com/encyclopedia/jones-sam-samuel
21
The Encyclopedia of Popular Music, S. 2885
36
3.2. Transkription „Sandy’s Blues“
37
3.2.1. Analyse und Fazit zu „Sandy’s Blues”
Album:
The Way I Really Play
Besetzung: Oscar Peterson, Piano
Sam Jones, Bass
Bobby Durham, Drums
Zum Verwechseln ähnlich ist der Ton von Sam Jones und Ray Brown. Einen kleinen
Unterschied entdeckt man anfangs in der Tonlänge. Doch schon nach ein paar Takten
im ersten Chorus wird die Walking-Linie durch ein längeres Sustain dichter. Im Vergleich
mit Ray Brown scheint Jones‘ Ton ein wenig wärmer und dunkler zu sein als der seines
Vorgängers. Sam Jones bewegt sich mit Vorliebe im tiefen Register des Instruments.
Besonders in den tiefen Lagen wirken die Halbtondurchgänge und –vorhalte besonders
kräftig und bluesig. Eine Voraussetzung dafür, dass er die Chromatik in den tiefen
Lagen so wirkungsvoll einsetzen kann, ist sicherlich die glasklare Intonation und
eventuell ein sehr starker Fingeraufsatz der linken Hand. Das relativ langsame Tempo
der
Einspielung
ermöglicht
ihm
auch
einige
geschmackvolle
Achtel-
und
Triolenpassagen, die er gekonnt und mit Bravour einwirft. Bereits im zweiten Chorus, als
Durham an den Drums von den Besen zur HiHat wechselt, erklimmt er auch die höheren
Lagen am Instrument und beweist auch dort intonationstechnische Sicherheit. Im Laufe
der Aufnahme hört man ihn immer wieder auch in den hohen Registern, wo er wiederum
keine Schwächen erkennen lässt. Wie auch bei anderen Einspielungen lässt sich ein
sehr schöner Spannungsaufbau des Trios erkennen. Das Intro gestaltet Peterson
alleine, dann steigen Bass und Drums ein. Zwei Chorusse lang spielt der Drummer mit
Besen, im dritten wechselt er zu Stick und HiHat. Wieder zwei Chorusse später
wechseln Durham und Peterson zur DoubleTime. Jones begleitet unterdessen
ungehindert weiter im alten Tempo (das nun als HalfTime erscheint) und folgt den
beiden bewusst erst einen Chorus später ins doppelte Tempo. Gegen Schluss des
Piano-Solos kehrt das Ensemble zurück zum ursprünglichen Tempo. Durham und Jones
38
verzichten hier auf Soli und unterstützen Peterson. Anhand dieser Aufnahme lässt sich
sehr deutlich erkennen, wie gut ein Schlagzeuger die Stimmung eines Stücks steuern
kann.
Die
Aufnahme
stammt
aus
einem
Live-Konzert.
Bei
einer
derartig
geschmackvollen Spannungssteigerung kann beim Publikum keine Langeweile
aufkommen.
Leider
kann
man
nicht
wirklich
erraten,
ob
diese
Art
des
Spannungsaufbaus vorher bei Proben besprochen wurde, jedoch lassen spätere
Aussagen von Niels-Henning Orsted Pedersen eine Absprache anzweifeln. Meistens
spielte Oscar Peterson was ihm gerade einfiel und der Rest der Band folgte ihm, legte
ein Fundament und schmückte aus.
Fazit Sam Jones:
Bei dieser Aufnahme hinterlässt Jones einen bodenständigen Eindruck. Andere
Aufnahmen zeugen aber von einem für die damalige Zeit außerordentlich modernen,
kreativen und durchaus zu virtuoser Soloarbeit fähigen Musiker. Ein gutes Beispiel dafür
ist die Aufnahme „Seven Minds“ auf der LP „Sam Jones – Something In Common“. Sam
Jones hat zwar nie den Bekanntheitsgrad eines Ray Brown erreicht, doch das liegt
wahrscheinlich daran, dass er nur relativ kurz (wahrscheinlich gesundheitsbedingt) in
der Promiliga gespielt hat. Oscar Peterson hat sich auch sicherlich keinen „Nobody“ an
Bord seines Trios geholt sondern sehr bewusst Musiker ausgesucht, die dazu beitrugen,
dass er seine Vorstellungen realisieren konnte.
3.3. Ausgewählte Diskographie mit Oscar Peterson
Nachfolgend die Auflistung der Aufnahmen mit dem Oscar Peterson-Trio. Aus dieser
Epoche ist erwähnenswert, dass einige der Aufnahmen in Villingen, im damaligen
„West-Detschland“ im Studio des deutschen „Technik-Freaks“ Hans Georg BrunnerSchwer entstanden sind. Eine bemerkenswerte Leistung, wenn man bedenkt, dass
Oscar Peterson kein Deutsch sprach und H.G. Brunner-Schwer angeblich ebenfalls der
englischen Sprache nicht mächtig war.
39
Blues Etude22
Aufnahme: 3. Dezember 1965, 4. Mai 1966
Label:
Limelight
Pruduzent: Richard S. Sherman
...
Oscar Peterson, Piano
Sam Jones & Ray Brown, Bass
Louis Hayes, Drums
Trackliste:
1. Blues Etude (Oscar Peterson)
2. Shelley’s World (Billy Traut)
3. Let’s Fall in Love (Harold Arlen, Ted Koehler)
4. The Shadow of Your Smile (Johnny Mandel, Paul F. Webster)
5. If I Were a Bell (Frank Loesser)
6. Stella by Starlight (Ned Washington, Victor Young)
7. Bossa Beguine (Peterson)
8. L’impossible (Peterson)
9. I Know You Oh So Well (Peterson)
22
vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/Blues_Etude
40
Soul Español23
Aufnahme: 12. – 14. Dezember 1966
Label:
Limelight
Produzent: Hal Mooney
...
Oscar Peterson, Piano
Sam Jones, Bass
Louis Hayes, Drums
Henley Gibson, Conga
Harold Jones, Percussion
Marshall Thompson, Timbales
Trackliste:
1. Mas Que Nada (Jorge Ben Jor)
2. Manha de Carnaval (Luiz Bonfá, Vinicius de Moraes)
3. Call me (Tony Hatch)
4. How Insensitive (de Moraes, Norman Gimbel. A.C. Jobim)
5. Carioca (Edward Eliscu, Gus Kahn, Vincent Youmans)
6. Soulville Samba (Oscar Peterson)
7. Amanha (Phil Bodner)
8. Meditation (Gimbel, Jobim, Newton Mendonca)
9. Samba Sensitive (Peterson)
10. Samba de Orfeu (Bonfá, de Moraes)
23
vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/Soul_Espa%C3%B1ol
41
The Way I Really Play24
Aufnahme: April 1968
Label:
MPS
Produzent: Hans Georg Brunner-Schwer
...
Oscar Peterson, Piano
Sam Jones, Bass
Bobby Durham, Drums
Trackliste:
1. Waltzing Is Hip (Ray Brown, Johnny Wayne)
2. Satin Doll (Duke Ellington, Johnny Mercer, Billy Strayhorn)
3. Our Love Is Here to Stay (George Gershwin, Ira Gershwin)
4. Sandy’s Blues (Oscar Peterson)
5. Alice In Wonderland (Sammy Fain, Bob Hillard)
6. Noreen’s Nocturne (Oscar Peterson)
24
vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/The_Way_I_Really_Play
42
Mellow Mood25
Aufnahme: April 1968
Label:
MPS
Produzent: Hans Georg Brunner-Schwer
...
Oscar Peterson, Piano
Sam Jones, Bass
Bobby Durham, Drums
Trackliste:
1. In a Mellow Tone (D. Ellington, Milt Gabbler)
2. Nica’s Dream (Horace Silver)
3. On Green Dolphin Street (B. Kaper, Ned Washington)
4. Summertime (Gershwin, DuBose Heyward)
5. Sometimes I’m Happy (Irving Caesar, Vincent Youmans)
6. Who Can I Turn To (Leslie Bricusse, Anthony Newley)
25
vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/Mellow_Mood
43
Tristeza on Piano26
Aufnahme: 1970
Label: MPS
Produzent: Hans Georg Brunner-Schwer
...
Oscar Peterson, Piano
Sam Jones, Bass
Bobby Durham, Drums
Trackliste:
1. Tristeza (Haroldo Lobo, Nitinho)
2. Nightingale (G. Gershwin, Gene Lees)
3. Porgy (George Gershwin, DuBose Heyward)
4. Triste (A. C. Jobim)
5. You Stepped Out of a Dream (Nacio Herb Brown, Gus Kahn)
6. Watch What Happens (Michel LeGrand, Norman Gimbel)
7. Down Here on the Ground (Lalo Schiffrin, Gale Garnett)
8. Fly Me to the Moon (Bart Howard)
26
vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/Tristeza_on_Piano
44
Travelin’ On27
Aufnahme: April 1968, Villingen, BRD
Label:
MPS
Produzent: Hans Georg Brunner-Schwer
...
Oscar Peterson, Piano
Sam Jones, Bass
Bobby Durham, Drums
Trackliste:
1. Travelin‘ On (Traditional)
2. Emily (Johnny Mandel, Johnny Mercer)
3. Sax No End (Francis Boland)
4. When Lights Are Low (Benny Carter, Spencer Williams
27
vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/Travelin%27_On
45
Hello Herbie28
Aufnahme:
5./6. November 1969
Label:
MPS, Pausa Records
Produzent:
Schwer
Hans Georg Brunner-
...
Oscar Peterson, Piano
Herb Ellis, Guitar
Sam Jones, Bass
Bobby Durham, Drums
Trackliste:
1. Napton Blues (Wes Montgomery)
2. Exactly like You (Dorothy Fields, Jimmy McHugh)
3. Seven Come Eleven (C. Christian, B. Goodman, F. Henderson)
4. Hamp’s Blues (Hampton Hawes)
5. Blues for H.G. (Oscar Peterson)
6. A Lovely Way to Spend an Evening (Harold Adamson, McHugh)
7. Day by Day (Sammy Cahn, Axel Stordahl, Paul Weston)
28
vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/Hello_Herbie
46
3.4. Kompositionen
Wie die meisten erfolgreichen Jazzmusiker war auch Sam Jones als Komponist tätig.
Eine Auswahl seiner Kompositionen:

Del Sasser

Unit Seven (Unit 7)

Blue Funk

O.P.

Seven Minds

Jeanie

Sam’s Tune

Spectacular (mit Nat Adderley)
Die Leadsheets von „Del Sasser“ und „Unit Seven“ finden Sie auf den beiden folgenden
Seiten.
47
48
49
4. Niels-Henning Orsted Pedersen
4.1. Kurzbiographie
NHOP, wie er selber seinen Namen gern abkürzte, wurde am 27. Mai 1946 in Orsted,
Dänemark in eine Musikerfamilie geboren. Seine Mutter war Kirchenorganistin und sein
Vater arbeitete als Musiklehrer. Wie sein Kollege Ray Brown bekam er als Kind
zunächst Unterricht im Klavierspiel und wechselte später zum Bass. In einem Interview
der deutschen Zeitschrift Jazz Podium im Jahr 1999 erzählt er:
„In unserer Band „Family Dance“ mit meinem Bruder und Ole Kock Hansen, dem
Pianisten und Freund seit Kindheitstagen [...] Wir wurden beide in Orsted geboren,
wuchsen dort auch auf. Wir waren Nachbarn. Er ist der bessere Pianist von uns beiden.
Mein Bruder meinte, daß uns ein Bassist fehlt, und da ich der Jüngste war, hatte ich
keine Wahl [...] Es war gar keine Entscheidung. Damals plante ich eigentlich ganz
gewissenhaft eine Karriere als Fußball-Profi.“29
Bereits nach sehr kurzer Zeit beherrschte er das Bassspiel nahezu perfekt, und wurde
bald als Hausbassist und Nachfolger von Oscar Pettiford im damals bekanntesten
Jazzclub
Dänemarks
engagiert
–
dem
Montmarte-Jazzhus.
Seine
erste
Plattenveröffentlichung erfolgte im Jahr 1961 und bald darauf, im Jahr 1963, folgte eine
LP mit Archie Shepp. Sein Talent sprach sich schnell herum und neben seiner Arbeit im
Montmarte-Jazzhus hatte er die Ehre, amerikanische Jazzmusiker, darunter Bill Evans,
Ben Webster, Dexter Gordon, Kenny Drew, Quincy Jones, John Lewis, Stuff Smith,
Charlie Mariano, Frank Foster und Lee Konitz auf ihren Europatourneen begleiten zu
dürfen. Es folgten weitere Aufnahmen mit Jean-Luc Ponty, Kenny Dorham, Johnny
Griffin, Albert Ayler, Ben Webster und der Radio Big Band, um nur einige davon zu
nennen. Count Basie wurde auf den jungen Bassisten aufmerksam und wollte ihn für
29
JazzPodium Juni 1999, Seite 12ff
50
seine weltweit bekannte Big Band engagieren, was Niels aber ablehnte, da er vorher
sein Studium abschließen wollte. Neben seiner Tätigkeit als Jazzbassist musizierte
NHOP auch in Orchestern, er hatte eine klassische Ausbildung als Kontrabassist:
„Ich bin klassisch ausgebildet. Der Bogen ist aber problematisch. Zunächst aber, ich
spiele nicht mehr oft mit dem Bogen. Der Grund dafür liegt darin, daß sich gestrichene
Klänge so schlecht verstärken lassen. Pizzicato ist – ich meine, ich habe an meinem
System jahrelang gefeilt – das, was ich beherrsche. ich habe meinen Sound gefunden
und damit keine Probleme. Wenn du den Bogen benutzt, wird’s kratzig, der Sound luftig,
verliert sich.“30
Was den Bassisten weltberühmt machte, war die Virtuosität mit der er am Kontrabass
musizierte. Möglich machte dies seine für damals revolutionäre Vier-Finger-Technik:
„Während die meisten Bassisten drei Finger ihrer rechten Hand einsetzen, verwendet er
bei seiner virtuosen Soloarbeit vier, und zwar nicht nur mit gleichmäßiger Kraft, sondern
sogar mit wechselnden verschiedenen Attacks…Er ist eine der herausragenden JazzPersönlichkeiten europäischer Herkunft und markiert in der Geschichte seines
Instrumentes einen Quantensprung, den erst in den neunziger Jahren eine jüngere
Generation von Bassisten auf Teilgebieten nachzuvollziehen vermochte.“31
Nicht nur stupide Virtuosität zeichnet seine Spielweise aus sondern auch seine sehr
melodische, manchmal ein wenig melancholisch wirkende Tonbildung. 1971 folgte er
Ray Brown als Bassist im Oscar Peterson-Trio, was für NHOP den endgültigen
Durchbruch bedeutete.
Die Konzerte mit dem Oscar Peterson-Trio scheinen recht spontan gewesen zu sein.
Eigenen Aussagen zufolge gab es kaum Proben vor den Konzerten. Die Konzerte
machten eher den Eindruck einer Kommunikation als einer strikt einstudierten Setlist.
30
Jazz Podium Juni 1999, Seite 17ff
31
Jazzlexikon, Martin Kunzler
51
Auf die Frage ob es Proben für die Konzerte gäbe antwortet NHOP:
„Manchmal schon, aber er gibt dir nichts schriftlich. In den letzten Jahren hat er eine
Menge neu komponiert. Deshalb sendet er mir oft ein Band mit den Stücken, die er auf
der nächsten Tour spielen möchte. Oder wir haben sogar eine kleine Probe, was wir
sonst nie gemacht haben. Wir spielen viel seine Musik, und trotzdem spielt er
zwischendurch über alles Mögliche. Mein Part ist es, das zu ermöglichen, sonst wäre ich
fehl am Platze. Ich bin nicht sein Stolperstein, sondern dazu da, um ihm zu helfen, seine
Ideen umzusetzen. Wenn du mit ihm spielst, spielst du für ihn, nicht unbedingt für dich.
Das finde ich auch nicht so wichtig.“32
Dennoch gibt es einige Aufnahmen, auf denen ein streichender NHOP zu hören ist.
Selbiges gilt auch für Ray Brown (z.B. „In the wee small hours“). 1977 standen sogar
beide, also Ray Brown und Niels-Henning Orsted Pedersen, gemeinsam mit Oscar
Peterson auf der Bühne:
„Ray Browns bedrückend warmer Sound ist ebenso unerreicht wie Niels Pedersens
wieselflinke Leichtigkeit und so ging das Bassisten-Match unentschieden aus. Die Ruhe
eines Ray Browns konnte und wollte der flinke Däne wohl nicht ausstrahlen. Wo andere
Solisten bei langsamen Stücken zur Spannungssteigerung in die Doubletime gehen,
ging er zunächst einmal ganz gemütlich in die Tripletime…Ja, er konnte schon Balladen
spielen und selbstlos begleiten, zur Hochform lief er aber dort auf, wo er in boppiger
Rasanz und funkigem Feeling die Schwerelosigkeit eines Rennpferdes erreichte.“ 33
Ray Brown selbst empfahl Peterson seinen Nachfolger Niels-Henning mit den Worten:
„Das ist wahrscheinlich der Einzige den ich kenne, der vielleicht mit dir mithalten kann.“
Zitat (http://de.wikipedia.org/wiki/Niels-Henning_%C3%98rsted_Pedersen)
32
JazzPodium Juni 1999, Seite 17ff
33
http://www.jazzzeitung.de/jazz/2005/06/farewell.shtml
52
Ein Ausschnitt aus seiner Diskographie

Duo (1973, mit Kenny Drew)

The Good Life (1973, mit Joe Pass und Oscar Peterson)

Jaywalkin‘ (1975)

Double Bass 1976 (mit Sam Jones)

Pictures 1976 (mit Kenny Knudsen)

Tania Maria

…34
Seine schier endlos lang scheinende Liste von Plattenveröffentlichungen findet man
gesammelt unter http://nordische-musik.de/artikel/niels-henning-oersted-pedersen.php
Neben Aufnahmen als Sideman veröffentlichte NHOP etliche Platten unter seinem
Namen. Besonderen Wert legte er auf die Interpretation traditioneller skandinavischer
Musik:
„…ich habe meine Wurzeln nie verlassen. Ich komme aus dem Volkshochschul-Milieu,
mein Vater war dort Lehrer, und diese Lieder habe ich praktisch seit meiner Geburt
gehört. 1971 habe ich zum ersten Mal ein dänisches Volkslied vertont, zusammen mit
Kenny Drew. Da es das erste mal war, dass da jemand aus dem Trott ausbrach und
Jazzstandards verließ, hatte ich schon ein bisschen Angst vor den Reaktionen. Die
Furcht war aber total unbegründet - wenn man sich für Sachen entscheidet, die einem
selbst wichtig sind, akzeptieren das die Getreue.“35
34
vg. http:/de.wikipedia.org/wiki/Niels-Henning_%C3%98rsted_pedersen
35
http://nordische-musik.de/artikel/niels-henning-oersted-pedersen.php
53
Auch Oscar Peterson selbst war ein großer Bewunderer und guter Freund seines
Kollegen am Bass. Er gab ihm den Spitzamen „Der Wikinger“ und meinte in einem
Interview:
„...and a dear friend of mine, who was a very talented vocalist and pianist - Audrey
Genovese - in Chicago, played me a Dexter Gordon-Record and I asked: >> who's that
bassplayer?<< She said: >>He's Danish, Niels-Henning Orsted Pedersen.<< I had
never heard of him, I never heard him playing. I said >>He's fantastic<< and I kept
playing that thing over and over and over again. And I heard Ray talking about him...he
recommended, he said: >>You know, the only guy I think who can close to be hanging
on with you would be Niels<<. He didn't get an argument from me, I had that mind
anyway... Niels had a natural affinity with the bass, as appose (???) to some other
players around the world - I'm not calling names - that you can say >>Well, he's playing
the bass<<. Niels didn't play the bass. Niels WAS the bass...Musical depth, that's what
Niels set him apart from other players...he had it all: He had harmonic sense, he
certainly had rhythmic sense, he certainly had solo-capacity within him, he could play
almost everything you thought of. I think, I got to know Niels better than many people
did. He was a great humanitarian, he was a very warm and decent human being, which
you can't see with too many people this days, unfortunately...and we had - more or less we had a musical love-affair. We had a personal love affair: it was respect. Because I
respected him for his warmth and for his stature mentally and as a man. And I think he
respected me the same way."36
NHOP starb 58jährig an einem Herzinfarkt am 19. April 2005 in Ishoj, Dänemark.
36
https://www.youtube.com/watch?v=dbR9q-P5WD4
54
4.2. Transkription „Chicago Blues“
55
4.2.1. Analyse und Fazit zu „Chicago Blues“
Aufnahmedatum: 1973, London-House in Chicago
Besetzung:
Oscar Peterson, Piano
Niels-Henning Orsted Pedersen, Bass
Joe Pass, Gitarre
Link:
https://www.youtube.com/watch?v=XzOwrqlVFu4
Ein fulminant-schwermütiges Piano-Intro mit derart vielen Blue-Notes kann nur zu einem
Blues einleiten. Zugunsten der Einfachheit und Übersichtlichkeit bei der Notation steht
die Transkription im 4/4-Metrum. Das Thema spielt Peterson alleine, gekonnt steigen
Bass und Gitarre in die Form ein. Das sehr langsame 6/8-Feeling verleitet NHOP
gewissermaßen dazu, sein Können auszuspielen. Doch hält er sich in den ersten paar
Chorussen dezent zurück und „dient dem Meister“ als Fundament. Sehr schön und
warm gestaltet er seinen Sound. Seine Einwürfe stören nicht im Geringsten, sondern
dienen lediglich zum Füllen der Atempausen zwischen den Phrasen des Pianisten.
Auffällig sind die Glissandi, mit denen er sowohl von unten, als auch von oben Töne
anspielt. Schon im dritten Takt fällt auf, dass er sogar in für Bassisten ganz ungewohnter
Manier zugunsten eines Glissando-Effekts auf Leersaiten verzichtet. Sehr schön baut er
ab Takt 21 der Transkription eine ansprechende Triolen-Aufwärtsbewegung ein, die man
von einigen Ray Brown-Aufnahmen kennt. Das Begleitschema – eine punktierte Viertel
plus zwei Achtel-Triolen als Auftakt – hält der Wikinger einige Chorusse lang konstant
durch. Nach einiger Zeit jedoch, als Peterson beginnt, in seinem Solo auffordernd zu
swingen, reagiert NHOP sofort und beginnt auch seine „Lückenfüller“ etwas flinker zu
gestalten (siehe Takt-Nr. 34ff der Transkription. Die Taktnummern entsprechen nicht der
tatsächlichen Taktnummerierung sondern sollen lediglich Orientierungshilfe sein).
Dasselbe wiederholt sich später im Gitarrensolo von Joe Pass. Die Band nimmt sich am
Anfang des Solos zurück und konstruiert ganz allmählich einen interessanten
56
Spannungsaufbau. Auch NHOP kommt zum Zug und darf nach dem Gitarristen sein
Solo zum Besten geben. Vorerst ganz essentiell, ohne viel Aufwand, übernimmt der
Däne das Ruder. Bis auf ein paar Einwürfe hält er auch die anfängliche Ruhe, lässt die
Spannung aber nicht fallen. Lediglich ein paar Trioleneinwürfe in Form von Ghostnotes
lassen ganz klar erkennen wer hier spielt. In der Reihe der hier besprochenen Bassisten
(und wahrscheinlich in der gesamten Bass-Szene) macht NHOP eine Ausnahme, da er
im Gegensatz zu seinen Kollegen ein scheinbar grenzenlos begnadeter Virtuose an
seinem Instrument zu sein scheint. Wie man aber bei diesem Stück sieht, kann er sich
auch sehr dezent verhalten, ohne gleich Rekorde brechen zu müssen. Es ist
erwähnenswert, dass er auf einem speziell für sich selbst präparierten Instrument
spielte. Das Instrument hatte eine sehr tiefe Saitenlage, die ein weniger kräfteraubendes
und schnelleres Spielen ermöglichte. Außerdem spielte er, beispielsweise im Gegensatz
zu Ray Brown, selten akustisch. Ray Brown bestand darauf, dass er den Ton machte
und nicht der Verstärker. Dies soll jedoch – Gott behüte – keine negative Kritik an
jemandem sein, der am Kontrabass Zeit seines Lebens derart revolutionäre Arbeit
geleistet hat.
Fazit NHOP:
Wie man vielleicht schon vermuten kann, macht NHOP eine gewisse Ausnahme in der
Reihe der Bassisten Brown, Jones und Mraz. In Niels-Henning scheint eine Art Vulkan
zu brodeln, der jeden Moment ausbrechen konnte. Dennoch konnte er sich gut
zurücknehmen und lässt nur durch gelegentliche Einwürfe vermuten zu welchen Taten
er im Stande war. Oscar Peterson hat ihn trotzdem oder vielleicht gerade deshalb in
sein Trio geholt:
„From the first night that my dear friend Audrey Genovese of Chicago played a Dexter
Gordon record that featured Niels Pedersen on bass, I realized that this musical giant
and I might someday have the pleasure and occasion of not just meeting but also
playing together. After hearing this phenomenal talent on bass, I realized that somehow,
someday we should meet, thereby giving me the opportunity to also play with him. This
57
vision and thought took place in the early 1970s, when I was fortunate enough to invite
him to join my trio.”37
Pedersens Ton resultierte wahrscheinlich zu einem großen Teil aus der elektrischen
Verstärkung des Instruments. Um seine musikalisch-virtuosen Vorstellungen realisieren
zu können verwendete Pedersen eine relativ niedrige Saitenlage, damit er mit weniger
Kraftaufwand spielen konnte. Dies bewirkte aber auch, dass er akustisch nicht wirklich
kräftig laut spielen konnte. Außerdem fällt auf, dass sein sonorer Ton einen ziemlich
langen, gleichmäßigen Sustain hat. Pedersens Verstärker- und Instrumenteneinstellung
dürften ziemlich gut durchdacht gewesen sein.
4.3. Ausgewählte Diskographie mit Oscar Peterson
Wie bei den Vorgängern folgt die Diskographie von NHOP mit dem Oscar Peterson-Trio.
Wie auch mit Mraz und Jones führten ihn einige Studioaufnahmen nach Villingen im
damaligen Westdeutschland.
37
www.wikipedia.org - Peterson, Oscar (2006). "Niels-Henning Orsted Pedersen (5.27.46-4.19.05)". Jazztimes.com.
Retrieved 2010-12-09.)
58
Great Connnection38
Aufnahme:
Oktober 1971
Label:
MPS
Produzent:
H.G. Brunner-Schwer
...
Oscar Peterson, Piano
Niels-Henning Orsted Pedersen, Bass
Louis Hayes, Drums
Trackliste:
1. Younger Than Springtime (O. Hammerstein II, R. Rodgers)
2. Where Do I Go from Here? (Jerry Bock, Sheldon Harnick)
3. Smile (Charlie Chaplin, John Turner, Geoffrey Parsons)
4. Soft Winds (Fletcher Henderson, Fred Royal)
5. Just Squeeze Me (Ellington, Lee Gaines)
6. On The Trail (H. Adamson, Ferde Grofé)
7. Wheatland (Peterson)
38
vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/Great_Connection
59
The Trio39
Aufnahme:
16. – 19. Mai 1973
Label:
Pablo
Produzent:
Norman Granz
...
Oscar Peterson, Piano
Niels-Henning Orsted Pedersen, Bass
Joe Pass, Gitarre
Trackliste:
1. Blues Etude (Peterson)
2. Chicago Blues (Peterson)
3. Easy Listening Blues (Nate Robinson)
4. Come Sunday (D. Ellington)
5. Secret Love (Sammy Fain, Paul Francis Webster)
39
vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/The_Trio_%281973_album%29
60
Oscar Peterson and the Bassists40
Aufnahme:
1977
Label:
Pablo
Produzent:
Norman Granz
...
Oscar Peterson, Piano
Niels Henning Orsted Pedersen, Bass
Ray Brown, Bass
Trackliste:
1. There Is No Greater Love (Marty Symes, Isham Jones)
2. You Look Good To Me (Seymour Lefco, Clement Wells)
3. People (Bob Merrill, Jule Styne)
4. Reunion Blues (Milt Jackson)
5. Teach Me Tonight (Sammy Cahn, Gene de Paul)
6. Sweet Georgia Brown (Ben Bernie, Maceo Pincard, K. Casey)
7. Soft Winds (Benny Goodman, Fletcher Henderson)
40
vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/Oscar_Peterson_and_the_Bassists_%E2%80%93_Montreux_%2777
61
Night Child41
Aufnahme:
11./12. April 1979, Toronto
Label:
Pablo
Produzent:
Norman Granz
...
Oscar Peterson, Piano
Niels-Henning Orsted Pedersen, Bass
Joe Pass, Gitarre
Luie Bellson, Drums
Trackliste:
1. Solar Winds (Peterson)
2. Dancin‘ Feet (Peterson)
3. Soliloquy (Blues for Dr. John) (Peterson)
4. Night Child (Peterson)
5. Charlie (Peterson)
6. Teenager (Peterson)
41
vgl http://en.wikipedia.org/wiki/Night_Child
62
Nigerian Marketplace42
Aufnahme:
16. Juli 1981
Label:
Pablo
Produzent:
Norman Granz
...
Oscar Peterson, Piano
Niels-Henning Orsted Pedersen, Bass
Terry Clarke, Drums
Trackliste:
1. Nigerian Marketplace (Peterson)
2. Au Privave (Charlie Parker)
3. Medley: Misty/Waltz for Debby (J. Burke, Eroll Garner; B. Evans, G. Lees)
4. Nancy (Phil Silvers, Jimmy Van Heusen)
5. Cakewalk (Peterson)
6. You Look Good To Me (Seymour Lefco, Clement Wells)
42
vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/Nigerian_Marketplace
63
Oscar Peterson Jam – Montreux ‘7743
Aufnahme:
14. Juli 1977
Label:
Pablo
Produzent:
Norman Granz
...
Oscar Peterson, Piano
Eddie “Lockjaw” Davis, Tenorsaxophon
Dizzy Gillespie, Clark Terry Trompete
Niels-Henning Orsted Pedersen, Bass
Bobb Durham, Drums
Trackliste:
1. Ali and Frazier (Peterson)
2. If I Were a Bell (Frank Loesser)
3. Things Ain’t What They Used to Be (M. Ellington, Ted Persons)
4. Just in Time (Betty Comden, Adolph Green, Jule Styne)
5. Bye Bye Blues (D. Bennett, Chauncey Gray, F. Hamm, Bert Lown)
43
vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/Oscar_Peterson_Jam_%E2%80%93_Montreux_%2777
64
4.4. Kompositionen
Wie die bisher in dieser Arbeit besprochenen Bassisten war auch NHOP als Komponist
und außerdem als Arrangeur verschiedener Dänischer Folksongs tätig. Die
bekanntesten seiner Songs sind:

My Little Anna

Jaywalkin‘

The Puzzle

Future Child

Clouds
65
5. George Mraz
5.1. Kurzbiographie
Jiri Mraz, wie ihn seine Eltern tauften, wurde am 9. September 1944 in Pisek,
Tschechien, geboren. Wie für viele andere war auch für ihn der Kontrabass nicht das
erste Instrument, das er lernte. Vorerst bekam er bereits in seiner Kindheit Unterricht im
Violinspiel und am Saxophon. Nur zufällig, durch ein Wochenend-Engagement, kam er
erst später zum Bass, welchen er dann auch am Prager Konservatorium studierte. 1966
schloss er das Studium ab. Jazz lernte er durch die Radiosendung „Voice Of America“ in
seiner Heimat kennen. Er selbst über seine ersten Eindrücke des Jazz:
„The Voice Of America came on midnight for an hour or so, and my listening equipment
wasn‘t that great, and it was hard to make out the bass. So I was listening to all the
instruments, and how it all worked together, rater than just focusing on the bass. I‘ve
really been influenced by everything I‘ve heard, but of course I paid special attention to
Ray Brown, Scott LaFaro, Paul Chambers, and Ron Carter…By some miracle I finished
with school, and I began working in Munich with people like Benny Bailey and Mal
Waldron. Meanwhile, I‘d received a scholarship to Berklee, and when the Soviet tanks
entered Prague, it seemed like the ideal time to use it.”44
Während seines Aufenthalts in München spielte er dort in verschiedenen Clubs und war
mit Karel Velebny (Modern Jazz) im Studio. Nebenbei tourte er mit Benny Bailey,
Carmel Jones und einigen anderen durch Europa. Aufgrund der russischen Invasion in
der damaligen Tschechoslowakei im Jahr 1968 emigrierte er in die USA und änderte
44
http://www.georgemraz.com/bio.html
66
seinen Vornamen auf George, 1973 erhielt er die dortige Staatsbürgerschaft. Er
arbeitete regelmäßig für Dizzy Gillespie, Oscar Peterson, Ella Fitzgerald und wurde
1973 als Nachfolger von Richard Davis Mitglied der Thad Jones-Mel Lewis Band. Mit
dieser Formation unternahm er vier Jahre lang internationale Tourneen und spielte
mehrere Platten ein. In Amerika angekommen inskribierte er sich im Berklee Kollege of
Music und studierte dort Komposition und Arrangement. In kurzer Zeit sprach sich sein
Name in der amerikanischen Jazzszene herum und vor allem große Pianisten wie
Tommy Flanagan, Bill Evans oder eben Oscar Peterson hatten ihn gerne als Sideman
im Ensemble. Charakteristisch für ihn ist neben seiner rhythmischen Sicherheit auch
sein penetrant-kräftiger, aber dennoch warmer Ton, der ein wenig an Ray Brown
erinnert aber um eine Nuance klarer zu sein scheint.
„Zu den Besonderheiten seines Spiels zählt neben dem unbegrenzten solistischen
Potenzial die schlüssige Einheit von singender Melodik und packendem, geschmackvoll
durch dosierte Drops intensiviertem Drive in seinen Begleitlinien: <<Selbst wenn er
nichts tut als Vier-Viertel-Walking, ist seine Tonauswahl so perfekt, gerade so, als würde
er hinter dem Solisten eine Geschichte erzählen>>, schwärmt der Produzent Todd
Barkan und erklärt damit die Bevorzugung von Mraz vor allem durch große Pianisten
wie Bill Evans, Oscar Peterson, Hank Jones, John Hicks, Tommy Flanagan oder Richie
Beirach, der fand: <<Er spielt den Bass, als hätte er ihn erfunden.>>“45
So unscheinbar sein Naturell auch sein mag - Mraz‘ Bassspiel kann man auf über
neunhundert (!) Platteneinspielungen hören:
„George Mraz has recorded with Oscar Peterson, Tommy Flanagan, Roland Hanna,
Hank Jones, Charles Mingus, Thad Jones/Mel Lewis Orchestra, NYJQ, Lionel Hampton,
Woody Herman, Toshiko Akioshi, Kenny Drew, Barry Harris, Tete Montoliu, Jimmy
Rowles, Larry Willis, Richie Beirach, McCoy Tyner, Adam Makowicz, Jimmy Smith, Stan
Getz, Zoot Sims, Pepper Adams, Art Pepper, Warne Marshe, Phil Woods, Grover
45
Martin Kunzler Jazz Lexikon
67
Washington Jr., Archie Sepp, Dae leibman, Joe Lovano, Jim Hall, John Abercombie,
Kennny Burrell, Larry Coryell, Dizzy Gillespie, Chet Baker, Art Farmer, Jon Faddis,
Jimmy Knepper, Bob Brookmeyer, Jon Hendricks, Carmen McRae, Helen Merrill, Melvin
Jones and many others.“
46
Neben den Einspielungen als Sideman hat er auch unter seinem eigenen Namen als
Bandleader Platten veröffentlicht:
46

Catching up (ALFA Records Jazz)

My Foolish Heart,

Bottom Lines,

Duke‘s Place und

Morava bei Milestones Records

Moravian Gems und

Unison bei Cube-Metier.

...
http//www.georgemraz.com/bio.html
68
5.2. Transkription „Gays Blues“
69
5.2.1. Analyse und Fazit zu „Gays Blues“
Aufnahmedatum: 14. Februar 1973
Besetzung:
Oscar Peterson, Piano
George Mraz, Bass
Bobby Durham, Drums
Link:
https://www.youtube.com/watch?v=gbZg3f2er_Q
Gekonnt antworten Schlagzeug und Bass beim Thema dem Pianisten wie aus einem
Guss. Mraz‘ klarer, deutlicher und kräftiger Ton fällt sofort auf. Kein unsauberes
Gemurmel in tiefen Lagen sondern klar und deutlich artikulierte Töne. Mit soliden
Walking-Vierteln begleitet der intonationstechnisch äußerst sichere Bassist den Solisten
und bildet somit zusammen mit der zweiten Hälfte der Rhythmusgruppe, Bobby Durham,
ein perfektes Fundament für den Pianisten, bevor der Bassist selbst zum Solisten
avanciert. Die Walking-Line bleibt, bis auf einige wenige vorgezogene Vierteln bzw.
Achteln- und Trioleneinwürfe konstant bis zum Schluss des Stücks, wo das Thema in
bekannter Manier mit den bereits erwähnten Kicks wiederholt wird. Mraz scheut sich
nicht davor, am Instrument auch in höhere Lagen zu schreiten, von wo er auch sicher
wieder abwärts marschiert. Im ersten Takt der Form spielt er zwar beim ersten und
zweiten Chorus dasselbe, findet im zweiten Takt des zweiten Chorus aber gleich eine
andere Linie. Bei genauerem Hinhören bemerkt man, dass er sehr oft ähnliche Sachen
in unterschiedlichen Oktaven spielt (besonders auffällig bei Takt 8 der vorliegenden
Transkription). Er scheint auch eine besondere Vorliebe dafür zu haben, neue
Harmonien in Halbtonvorhalten von oben anzuspielen (siehe Takt 4 und 5, 20 und 21,
usw.). Es war also anscheinend keine Voraussetzung für Peterson, dass sein Bassist
ein besonders herausragender Virtuose sein musste. George Mraz lebt derzeit in den
USA und ist nach wie vor als aktiver Musiker tätig.
70
Fazit George Mraz:
Sehr ähnlich ist Mraz in der Spielweise seinen Kollegen Sam Jones und Ray Brown. Er
bildet zusammen mit Drums und/oder Gitarre ein solides Fundament auf dem Peterson
bauen kann. Sicher, klar und deutlich in puncto Rhythmus, Intonation und gelegentlichen
Soli erledigt er seinen Job tadellos.
5.3. Ausgewählte Diskographie mit Oscar Peterson
Mraz begleitete Peterson lediglich für zwei LPs im Rahmen des OPT in Studio, weit
häufiger unterstützte er ihn auf seinen Konzerttourneen in aller Welt. Die beiden
Aufnahmen entstanden, wie viele andere, wiederum im Studio in Villingen, Deutschland.
71
In Tune47
Aufnahme: Juli 1971
Label:
MPS
Produzent: H.G. Brunner-Schwer
...
Oscar Peterson, Piano
Jiri Mraz, Bass
Louis Hayes, Drums
The Singers Unlimited
Trackliste:
1. Sesame Street (Bruce Hart, Joe Raposo, Jon Stone)
2. It Never Entered My Mind (Lorenz Hart, Richard Rodgers)
3. Children’s Game (Billy Blanco, A.C. Jobim)
4. The Gentle Rain (Luiz Bonfá, Matt Dubey)
5. A Child Is Born (Thad Jones)
6. The Shadow Of Your Smile (Johnny Mandel, Paul F. Webster)
7. Catherine (Patrick Williams)
8. Once Upon A Summertime (E. Barclay, M. Leggrand. E. Marnay, J. Mercer)
9. Here’s That Rainy Day (Johnny Burke, Jimmy Van Heusen)
47
http://en.wikipedia.org/wiki/In_Tune_%28album%29
72
Walking The Line48
Aufnahme: 10. – 13. November 1970
Label:
MPS
Produzent: H.G. Brunner-Schwer
...
Oscar Peterson, Piano
Jiri Mraz, Bass
Ray Price, Drums
Trackliste:
1. I Love You (Cole Porter)
2. Rock Of Ages (Jack Fascinato, Tennessee Ernie Ford)
3. Once Upon A Summertime (E. Barclay, M. Legrand, E. Marnay, J. Mercer)
4. Just Friends (John Klenner, Sam M. Lewis)
5. Teach Me Tonight (Sammy Cahn, Gene DePaul)
6. The Windmills Of Your Mind (A. Bergman, M. Bergmann, M. Legrand)
7. I Didn’t Know What Time It Was (Lorenz Hart, Richard Rogers)
8. All Of You (Porter)
48
vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/Walking_the_Line
73
5.4. Kompositionen
Unter anderem stammen folgende Stücke aus Mraz‘ Feder:

Blues for Sarka

Julian

San Felice

What Does It Matter?
74
6. Schlussbemerkungen
Die in dieser Arbeit besprochenen Bassisten sind nur ein Teil derer, mit denen Oscar
Peterson musiziert hat. Diese Musiker waren sich in einem Punkt sehr ähnlich: sie
waren grundsätzlich alle dazu fähig, eine ordentliche Basis für die jeweilige Besetzung
zu legen. Einzig der „Wikinger“ Niels-Henning Orsted Pedersen scheint mit seinen auch
für heutige Maßstäbe noch ungewöhnlichen Möglichkeiten als Solist in der Riege der
hier behandelten Kontrabassisten eine Ausnahme zu machen. Man könnte manchmal
den Eindruck haben, dass das Hauptaugenmerk der diversen Besetzungen auf der
Realisierung von Petersons musikalischen Vorstellungen lag. Jeder von ihnen konnte
aber gewiss seine Vorstellungen einbringen und hatte auch Raum genug um am Bass
zu solieren. Wenngleich auch nicht alle denselben Bekanntheitsgrad eines Ray Brown
oder NHOP erreicht haben,
hätten es auch Sam Jones und George Mraz redlich
verdient, in einer eigenen Arbeit erforscht zu werden. Leider gibt es, wahrscheinlich
auch
aufgrund
der
kürzeren
Laufbahn,
von
Sam
Jones
nur
sehr
wenige
wissenschaftlich-verlässliche Quellen. Doch die Auflistung seiner Diskographie und die
verschiedenen Ensembles, die ihn mit ins Studio nahmen, sprechen für sich. Die besten
Quellen aber hat jeder einzelne der Herren mit seinen Aufnahmen geliefert. Viele
Generationen von Musikern haben von ihnen gelernt und werden noch von ihnen lernen,
sowie sie alle von Vorbildern wie etwa von Jimmy Blanton und Oscar Pettiford und
vielen anderen gelernt haben.
75
7. Danksagung
Diese Arbeit stellt den (zumindest vorläufigen) Abschluss meines Studiums des
klassischen Kontrabass dar und in diesem Zuge möchte ich all meinen Lehrern,
Betreuern und Mentoren für ihre Begleitung, Tipps und vor allem für ihre Geduld durch
diese arbeitsintensiven Jahre
bedanken. Zusammengefasst als erstes bei Franz
Unterpirker, meinem ersten Kontrabasslehrer, ohne den ich nie auf die Idee gekommen
wäre in meinen Mittzwanzigern noch ein Studium zu starten, bei meinem ersten
Professor am Kärntner Landeskonservatorium, Helmut Vallant und bei Uli Langthaler,
bei dem ich Jazzluft schnuppern durfte. Außerdem bei den Professoren Saewon Suh
und Bookjoh Suh-Cho, beide große Motivatoren und Mentoren am Kärntner
Landeskonservatorium, bei Professor Franz Kerschbaumer für die Betreuung bei dieser
schriftlichen Arbeit und nicht zuletzt bei meinem Hauptfachlehrer, Professor Ernst
Weissensteiner für den praxisnahen Unterricht und die von ihm aufgebrachte Geduld,
die ich immer wieder strapazieren durfte.
76
8. Hörbeispielverzeichnis
Aufnahmen der in dieser Arbeit besprochenen Musiktitel sind auf der beiliegenden CD
zu finden.
1. Mumbles (Oscar Peterson – p, Ed Thigpen – d, Ray Brown – b)
2. Chicago Blues (Oscar Peterson – p, Joe Pass – g, NHOP – b)
3. Sandy’s Blues (Oscar Peterson – p, Bobby Durham – d, Sam Jones – b)
4. Gays Blues (Oscar Peterson – p, Bobby Durham – d, George Mraz - b)
77
9. Literaturverzeichnis

Gudrun Endress: „Oscar Peterson“ in: JAZZ PODIUM Nr. 5 Mai 1999, 48.
Jahrgang, ISSN 0021-5686, JAZZ PODIUM Verlags GmbH, Vogelsangstraße 32,
70197 Stuttgart

Franz Krieger und Manfred Straka „Peterson, Oscar (Emanuel)“ in: MGG – Die
Musik in Geschichte und Gegenwart, Personenteil, Band 13, hrsg. Ludwig
Finscher, Personenteil, 2005 Bärenreiter-Verlag, Stuttgart

Wolfram Knauer: „Schallplattenbesprechung“ in: JAZZ PODIUM Nr. 9 September
1993, 42. Jahrgang, ISSN 0021-5686, JAZZ PODIUM Verlags GmbH,
Vogelsangstraße 32, 70197 Stuttgart

www.jazzdisco.org/oscar-peterson/discography

www.wikipedia.org

http://books.google.at/books?id=2rtJAgAAQBAJ&pg=PT221&lpg=PT221&dq=osc
ar+peterson+downbeat&source=bl&ots=2nNbHCq9ZT&sig=LJj-R8VhHYKkjHaoDSdmiPd550&hl=de&sa=X&ei=md99VOaHM8GvygPH2ID4Dg&ved
=0CGIQ6AEwCQ#v=onepage&q=oscar%20peterson%20downbeat&f=false

„Ray Brown“ in: JAZZ PODIUM Nr. 2/XXXIV Februar 1985, ISSN 0021-5686

Horst Schade: „Schallplattenbesprechung“ in: JAZZ PODIUM Nr. 4 April 1993,
42. Jahrgang, ISSN 0021-5686

http://musicians.allaboutjazz.com/samjones

http://www.jazz.com/encyclopedia/jones-sam-samuel
78

The Encyclopedia of Popular Music, Colin Larkin, Fourth Edition published 2006
by Oxford University Press

„Menschen sind mir wichtiger als Instrumentalisten – Niels Henning Orsted
Pedersen“ in: JAZZ PODIUM Nr. 6 Juni 1999, 48. Jahrgang, ISSN 0021-5686

Martin Kunzler, Jazz-Lexikon, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei
Hamburg, Oktober 1988, ISBN 3 499 16512 0

http://www.jazzzeitung.de/jazz/2005/06/farewell.shtml

http://nordische-musik.de/artikel/niels-henning-oersted-pedersen.php

http://www.youtube.com

http://www.georgemraz.com/bio.html
79