jp - an der Fakultät für Mathematik und Physik!
Transcription
jp - an der Fakultät für Mathematik und Physik!
ERASMUS-Erfahrungsbericht: GRANADA 2006/2007 Hallo, mein Name ist Jens Preiss, studiere Physik in Freiburg und ich habe ein Jahr (2 Semester) in Granada, Spanien verbracht als ERASMUS-Student. Die Universität nennt sich „Universidad de Granada“ (UGR) und der Fachbereich Physik befindet sich in der „Facultad de Ciencias“, welche sich im Zentrum Granadas befindet („Plaza Einstein“). Nun zum Erfahrungsbericht: Anmeldung An der Physik ist Prof. Rüdiger Brenn der Erasmus-Beauftragte und kümmert sich um die Vergabe von den Plätzen und regelt die wichtigsten Sachen. Um viele Sachen muss man sich aber selber kümmern und sich selber in Kontakt mit der Partneruni setzen.. In Granada muss man sich zuerst allgemein an der Uni anmelden beim „Oficina de Relaciones Internacionales“ (ORI), beim „Plaza de Triunfo“. Dort bekommt man die Ankunftsbestätigung und den Studentenausweis. Mit diesem muss man sich speziell an seiner Fakultät anmelden, in meinem Fall musste ich zu einem anderen ORI, der meiner Fakultät am „Plaza Einstein“. Dort werden alle restlichen Fragen geklärt (Learning Agreement, Transcript of Records, ...), Informationen weitergegeben und einem geholfen, zur Not auch in Englisch. Vorbereitung Vor meiner Reise hatte ich 2 Spanischkurse an der Universität und diese haben gereicht um die erste Zeit in Granada gut zu überstehen. Mehr Sprachkenntnisse sind aber natürlich besser, weniger sollten es aber nicht sein. Mit Hilfe von Erfahrungsberichten und ehemaligen Erasmus-Studenten von Granada konnte ich mich vorab informieren. Für meine Vorlesungen habe ich mich über die Uni-Homepage informiert: www.ugr.es/~decacien . Belegte Vorlesungen Wintersemester Teoría de la Probabilidad (Angulo Ibañez): Eine Mathevorlesung für mein Wahlpflichtfach 2. Die Vorlesung war gut strukturiert und somit verständlich. Vom Stoff nicht so anspruchsvoll wie WT1 und man besteht durch einen Vortrag oder eine kleine Klausur. Teoría Cuántica de Campos (Aguila Gimenez): Anspruchsvolle Vorlesung und der Prof hatte Probleme den Stoff rüberzubringen, sodass man zum Buch greifen musste. Die Vorlesung besteht man, indem man am Ende einen Vortrag hält. Durch diesen Vortrag lernte man die Materie besser verstehen. Relatividad General (Janssen): ART auf einfacherem Niveau mit viel rechnen. Gut verständliche Vorlesung mit tollem Skript. Bestehen durch eine finale Klausur, die mit Hilfe von Übungsklausuren (Klausuren von letzten Jahren) gut zu bestehen ist. Mecánica Cuántica I (Masip Mellado): Da es noch eine QM-Vorlesung gibt (Física Cuántica), die der hier voraus geht, kann man es nicht mit QM1 bei uns vergleichen. Thema: DiracSchreibweise, Symmetrie, identische Teilchen, Kollision von Teilchen. Gut strukturiert und verständlich. Bestehen durch eine finale Klausur. Mecánica Cuántica II (Salcedo Moreno): Schwerpunkt: Mehrteilchen-Systeme, Symmetrie, relativist. QM. Der Prof war so gut wie gar nicht zu verstehen (auch für die Spanier) und man hat somit nicht viel in der Stunde gelernt. Die (benoteten) Übungsblätter dienen sehr zum Verständnis. Mehrteilchen-System liest ein Assistent. Finale Klausur. Sommersemester Física Matemática III (Mannigfaltigkeiten und Differentialgeometrie) (Sanchez Caja): Mathe für Physiker, aufbauend auf Topologie. Fand ich eine sehr interessante Vorlesung, in der von einem nur der Umgang und nicht das tiefe Verständnis von der Materie verlangt wird. Es gibt ein sehr gutes Skript, den Prof konnte man aber nicht gut verstehen. Übungen und Klausur. Electrónica I (Roldan Aranda): Gut strukturierte Vorlesung und verständlicher Prof mit Thema Halbleiter, Dioden und MOS(FET). Der Prof hat ein Buch zur Vorlesung, man kann die Vorlesung aber auch ohne das Buch bestehen. Es gibt ein Praktikum ohne jeglichen Anspruch und eine Abschlussklausur. Físisca Nuclear y de Partículas: Eine absolut schlecht organisierte Vorlesung. Beide Teile sind komplett getrennt aufgebaut, ein Prof weiß nicht, was der andere macht. Es gibt ein Praktikum, bei dem man nur einen Tag rumsitzen muss, dafür bei einem 3. Prof noch eine Vorlesung hat. Ich habe die Vorlesung nach kürzester Zeit abgebrochen, ich habe darin keinen Sinn gesehen. Allgemein Vorlesungen in Spanien Das Niveau ist erheblich einfacher als in Deutschland, es gibt selten anspruchsvolle Vorlesungen. Es gibt keine Extrazeiten für Übungen, diese werden ab und zu statt der Vorlesung von Assistenten gehalten. Die Übungen werden meistens nicht bewertet und man braucht keine Vorraussetzung, um die Klausur schreiben zu dürfen. Man kann innerhalb der ersten 3 Wochen die Vorlesungen wechseln. Läuft alles über das ORI. Würde ich auch machen, da man vor Ort von tollen Vorlesungen erfährt, zB Gruppentheorie soll eine super Vorlesung sein oder Symmetrien der Alhambra. Zuerst gibt es eine Vorlesungszeit bis Ende Januar, gefolgt von einer Klausur- und Lernzeit bis Ende Februar. Ohne Ferien beginnt Ende Februar schon das Sommersemester, die Klausurenzeit geht Anfang Juni los. Da ich als 7. Semester nach Spanien kam, war es schwieriger Vorlesungen zu finden, die mir in Deutschland weiterhelfen. Auf der anderen Seite werde ich diese Vorlesungen in Deutschland wiederholen, da das Niveau in Spanien nicht prüfungstauglich in Deutschland ist. Angebote der Universität Granada Jedem Erasmus-Student (nicht free-mover) steht ein gratis Sprachkurs à 60 Stunden zu. Dazu gibt es einen Einstufungstest (nicht verpassen!), der dein Level einschätzt. Man darf nicht zu schlecht sein (sich vorstellen und kleine Sätze bilden sollte man schon können) und auch nicht zu gut (es wird kein Superior-Kurs angeboten). Zur Not kann man das Level wechseln. Der Sprachkurs hat sehr viel gebracht. Wir haben alle Zeiten, Subjuntivo und viele weitere Grammatik sowie Sprachübungen und Redewendungen durchgemacht. Der ASEE bietet viele Reisen und Partys für ausländische Studenten an. Man muss sich anmelden, der Sitz ist bei den Comodores (=Mensa) Fuentenueva, ca 8 Minuten weg von der Ciencias. Für weitere Erasmuspartys gibt es die Organisation GoErasmusGo, die sich auch d um Wohnungssuche kümmert: www.goerasmusgo.eu . Die Comodores bieten nur ein Essen an (nicht vegetarisch) und kostet 3 Euro. Enthält eine Vorspeise, ein Hauptgericht, Nachtisch und ein Glas Wein oder Bier. Macht auf jeden Fall satt, Nachschlag gibts auch. Es gibt auch ein Sportprogramm für Studenten. Mit der Uni-Sportkarte (kostet 10 Euro fürs Semester) gibt es erhebliche Vergünstigungen und die Möglichkeit Kurse zu belegen (zB Salsa- oder Flamencokurs). Im Park Fuentenueva hinter der Ciencias gibt es Fußball-, Volleyball-, Basketballfelder, Schwimmbad etc. Sportvereine habe ich in Granada nicht gefunden. Fitnessstudios (=Gimnasio) sind recht günstig (ab 30 EUR im Monat). Möglichkeiten zum Joggen sind kaum gegeben in Granada. Anreise nach Granada und öffentliche Verkehrsmittel Anreise ist hauptsächlich mit Billigfliegern. Zum einen gibt es Ryanair von Frankfurt/Hahn direkt nach Granada oder sonst fliegen fast alle Linien nach Málaga. Vom Flughafen Málaga muss man die Buslinie 19 in die Stadt nehmen bis zum Busbahnhof oder Zugbahnhof, für die Weiterfahrt nach Granada. Zug fährt man in Spanien kaum, das Schienennetz ist nicht besonders ausgebaut. Finde ich trotzdem eine angenehme Art zu reisen. Meistens fährt man mit den Autobussen (=Reisebusse). Man muss immer vorher die Fahrkarten am Schalter lösen, nicht im Bus. Innerhalb Andalusiens fährt hauptsächlich die Firma Alsina Graells ( www.alsinagraells.es ), also auch Málaga-Granada. Für weitere Reisen nimmt man oft Alsa ( www.alsa.es ) . Ist oft günstig, für Málaga-Granada, ca. 2 Stunden zahlt man 9,11 EUR. Innerhalb Granadas gibt es Linienbusse, eine Fahrt kostet 1 Euro. Es lohnt sich eine Mehrfahrtenkarte in Form von einer Chipkarte zu holen. Diese Chipkarte kostet 2 EUR Pfand und kann man jederzeit aufladen. Die Autobusse sind sehr zuverlässig und recht pünktlich und es gibt einen Fahrplan. In der Stadt gibt es keinen Fahrplan und die Busse fahren etwa alle 15 Minuten. Wegen dem vielen Verkehr und dem Innenstadtkern ohne Busse ist es zu Fuß fast immer schneller. Fahrrad fährt so gut wie keiner, dafür gibt es umso mehr Rollerfahrer. Fahrräder werden sehr gerne geklaut. Wohnen in Granada Wohnung sind in Granada noch billig, werden aber teurer. Es gibt Wohnungen ab 100 EUR aufwärts und sind kaum teurer als 230 EUR. Fast alle Wohnungen sind mit Gas, man muss sich große, orangene Gaskartuschen kaufen. Die Häuser sind kaum isoliert, sodass man im wirklich kalten (!!!) Winter daheim friert (mein Zimmer hatte nie mehr als 13 Grad!!!). Man muss sich also seine Heizung selber kaufen. Die Miete wird im Allgemeinen bar bezahlt. Zur Wohnungssuche am besten in das Stadtviertel gehen, welches einem am meisten gefällt. Dort hängen dann vor allem an Telefonzellen Handzettel mit den Angeboten („Se busca chico para compartir piso“) und Nummern. Bis Anfang September gibt es viele gute Angebote, danach wird es schon schwieriger etwas zu bekommen. Es gibt meist Erasmus-WGs, der „Traum“, nur mit Spaniern zusammen zu wohnen geht oft nicht in Erfüllung. Anders als in Deutschland: Bei großen Wohnblocks (ca. 90 % werden in sowas wohnen) stehen keine Namen an den Klingeln oder am Briefkasten, sondern nur die Wohnungsnummer (zB 4b derecha). Durch die niedrigen Wohnkosten und Lebenshaltungskosten (nur Nahrungsmittel und Handy sind etwas teurer als in Deutschland) kann man mit 400 Euro in Monat leben. Durch meine vielen Reisen und Veranstaltungen kam ich auf etwa 600 Euro im Monat. Telefon und Internet Festnetz gibt es kaum daheim, Internet aber bisschen mehr. Es gibt aber Möglichkeiten sich einen Anschluss zu holen (zB ONO, am Eingang der Ciencias ist ein Stand). Ist auch nicht zu teuer. Internetzugang gibt es an der Uni, auch mit Wireless LAN (auf spanisch Wifi). Fürs Wifi muss man sich an der Uni einen eMail-Account einrichten. Das ORI gibt dafür ein Passwort, beim Wifi Einrichten hilft die Bibliothek. In Spanien läuft alles über Handy, ist aber recht teuer. Anbieter sind Orange, Movistar (haben die meisten) und Vodafone. Für ein Jahr lohnt sich nur eine Prepaid-karte, Handy muss man selber mitbringen. Ein Anruf kostet so 20 Cents pro Minute, sowie eine Verbindungsgebühr von ca. 20 Cent (!!!), SMS etwas billiger. Konto und Versicherung Ich habe keine zusätzlichen Versicherungen abgeschlossen, da man EU-weit krankenversichert ist. Bei einem Krankheitsfall muss man zu einem „Centro de Salud“ in der Nähe und ins Krankenhaus an der „Avenida de la Constitución“ gehen. Man muss nur sein Versicherungskärtchen vorzeigen (ich sollte noch eine Kopie davon da lassen), es fallen keine Kosten an. Man muss jedoch mit erheblichen Wartezeiten rechnen, so 3 bis 4 Stunden. Ein Konto habe ich vorher bei der Deutschen Bank in Deutschland eröffnet, da man bei allen Deutsche Bank Filialen in Spanien umsonst abheben kann und jede größere Stadt besitzt eine Bank, in Granada sitzt die Filiale mitten im Zentrum bei der „Puerta Real“. Es gibt auch die Möglichkeit vor ein Ort ein Konto zu eröffnen, die Santander Bank bietet umsonst ein Studentenkonto mit Kreditkarte, es ist nur ein Personalausweis erforderlich. Ich habe das Konto nicht gebraucht, da man eh keine Überweisungen in Spanien tätigen brauch. Freizeitgestaltung Hauptattraktion in Granada ist die Alhambra, ein maurischer Palast und wirklich sehenswert. Kostet 10 EUR. Es lohnt sich noch das Araberviertel Albaicín mit einem tollen Aussichtspunkt (Mirador San Nicolas) anzuschauen. In die Kathedrale würde ich nicht gehen, die 3 EUR Eintritt lohnen sich nicht. Das Besondere in Granada sind die Tapas, die es gratis zu jedem Getränk (Bier, Tinto de Verano[Art Weinschorle], Cola, ...) in Granada gibt, das Getränk kostet um die 1,70 EUR. So trifft man sich meistens abends zum Tapas-Essen, um danach in Bars zu gehen und am Ende in Diskos. Im Winter kann man in der Sierra Nevada Skifahren. Das Gebiet hat eine Gesamtlänge von ca. 80 km, besitzt aber keine anspruchsvollen Pisten. Dafür so gut wie immer Sonne und bei sehr guter Sicht mit Blick auf das Meer. Mit dem Bus kommt man in einer ¾ Stunde nach oben. Das Meer ist von Granada 80 km entfernt, der Bus braucht eine Stunde. Am ehesten würde ich zum Strand nach Salobreña gehen, der trotz den feinen Kieselsteinen schöner ist als die Sandstrände von Motril und Almuñécar. Etwas weiter weg und besser ist der Strand von Nerja. Es sind nicht die schönsten Strände bei Granada, die schöneren liegen bei Almería und Cádiz. Sonstiges Granada liegt in Andalusien, dem Süden Spaniens und ist am typischsten für Spanien. Es wird noch relativ traditionell gelebt: Der Stierkampf hat noch eine große Bedeutung, es gibt mehrere Male im Jahr Stierkämpfe zu sehen am „Plaza de Toros“. Diese sind leider blutig und der Stier wird am Ende umgebracht. In Granada gibt es viele Möglichkeiten Flamenco zu sehen und ist sehr beeindruckend. Gute Shows gibt es in den „Cuevas“ (Höhlen) bei Sacromonte (Stadtteil von Granada). Im Winter wie im Sommer wird die Siesta gehalten und zwar von 14 Uhr bis 17 Uhr. In dieser Zeit sind viele Läden zu, es gibt kaum Vorlesungen und kaum ein Mensch ist auf der Straße anzutreffen. In Andalusien kommt kein Stress auf, die Menschen machen alles sehr gemächlich und nehmen sich lieber Zeit für ein Gespräch, fürs Shoppen gehen und für Cafés und Bars. Fazit: Das Jahr hat mir sehr gut gefallen und ich habe viel fürs Leben und über mich selber gelernt. Man kann viele tolle Sachen erleben und man lernt Menschen aus der ganzen Welt kennen. Unitechnisch hat mich das Jahr nicht viel weitergebracht, da das Niveau in Granada nicht sehr hoch war, aber es gab einige interessante Vorlesungen. Ich kann jedem empfehlen ein Jahr im Ausland zu verbringen und als Erasmus-Student ist Granada ein schöner Ort, da es viele Austauschstudenten aus aller Welt gibt, man aber auch gut Kontakt zu Spaniern aufbauen kann.