sirène - new.heimat.de

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sirène - new.heimat.de
Liedmatinee
sirène
anna Prohaska
Sopran
Eric Schneider
klavier
23. Oktober 2011
anna Prohaska Sopran
eric schneider Klavier
Sirène
in Anlehnung an Die kleine Seejungfrau
von Hans Christian Andersen
Claude Debussy
1862–1918
La mer est plus belle
Joseph Haydn
1732–1809
The Mermaid’s Song
Henry Lawes
1596–1662
Slide Soft, you Silver Floods
Franz Schubert
1797–1828
Der Fischer D 225
Am See D 746
Des Fischers Liebesglück D 933
Gabriel Fauré 1845–1924
La f leur qui va sur l’eau
Karol Szymanowski
Pieśń o fali op. 31/5
Taniec op. 31/4
Pau s e
1882–1937
programm
Gustav Mahler
1860–1911
Phantasie
Robert Schumann
1810–1856
Loreley op. 53/2
Der Himmel hat eine Träne geweint op. 37/1
Die Meerfee op. 125/1
Hugo Wolf
1860–1903
Nixe Binsefuß
Erstes Liebeslied eines Mädchens
Die Geister vom Mummelsee
Hector Berlioz
1803–1869
La mort d’Ophélie
Arthur Honegger
1892–1955
Chanson des sirènes
Berceuse de la sirène
Felix Mendelssohn Bartholdy
hans christian andersen
Porträt von Albert Küchler, Rom, 1834
1809–1847
Schilf lied op. 71/4
John Dowland
1563–1626
Sorrow, Sorrow Stay
Antonín DvoŘák
1841–1904
Měsíčku na nebi hlubokém (Arie der Rusalka)
Sonntag | 23. Oktober 2011 | 11 Uhr | Schiller Theater
liedtexte
Claude Debussy
La mer est plus belle
Das Meer ist schöner
Text: Paul Verlaine (1844-1896)
Die kleine Seejungfrau, Fritz Hass, Berlin 1922
La mer est plus belle
Que les cathédrales;
Nourrice fidèle,
Berceuse de râles;
La mer sur qui prie
La Vierge Marie!
Das Meer ist schöner
Als die Kathedralen,
Es ist die treue Amme,
Das Wiegenlied der Rallen,
Das Meer, auf dem
Die heilige Maria betet!
Elle a tous les dons,
Terribles et doux.
J’entends ses pardons,
Gronder ses courroux;
Cette immensité
N’a rien d’entêté.
Es hat alle Gaben,
Die schrecklichen und die zarten.
Ich höre seine Entschuldigungen,
Das Grollen seines Zorns.
Diese Unermesslichkeit
Hat nichts von Sturheit.
Oh! Si patiente,
Même quand méchante!
Un souff le ami hante
La vague, et nous chante:
»Vous, sans espérance,
Mourez sans souffrance!«
Oh! Es ist so geduldig,
Wenn auch bösartig!
Ein freundlicher Hauch geistert
In der Welle und singt uns:
»Ihr hoffnungslosen
Werdet ohne Leiden sterben!«
Et puis, sous les cieux
Qui s’y rient plus clairs,
Elle a des airs bleus,
Roses, gris et verts …
Plus belle que tous,
Meilleure que nous!
Und dann erscheint es
Unter dem Himmel,
Der sich dort heller spiegelt,
Blau, rosa, grau und grün …
Schöner als alle,
Besser als wir!
Übersetzung: Robert Grady
liedtexte
Joseph Haydn
The Mermaid’s Song
Lied der Meerjungfrau
Text: Anne Hunter (1742-1821)
Now the dancing sunbeams play
On the green and glassy sea,
Come, and I will lead the way
Where the pearly treasures be.
Strahlen der Sonne spielen tanzend
Auf dem grünen und gläsernen Meer,
Komm, ich will den Weg dir weisen
Zu den perlenen Schätzen fern.
Come with me, and we will go
Where the rocks of coral grow.
Follow, follow, follow me.
Komm mit mir, wir werden gehen,
Wo Korallenfelsen wachsen.
Folge, folge, folge mir.
Come, behold what treasures lie
Far below the rolling waves,
Riches, hid from human eye,
Dimly shine in ocean’s caves.
Ebbing tides bear no delay,
Stormy winds are far away.
Komm und sieh, welch Schätze liegen
Unterhalb der Wellen Schlag,
Reichtum blitzt, dem Aug verborgen,
In des Meeres Höhle tief.
Unbeirrt sind Ebbe und Flut,
Weit entfernt der stürmische Wind.
Come with me, and we will go
Where the rocks of coral grow.
Follow, follow, follow me.
Komm mit mir, wir werden gehen,
Wo Korallenfelsen wachsen.
Folge, folge, folge mir.
Übersetzung: Valeska Stern,
Benjamin Wäntig
Die kleine Seejungfrau, Maria Želibska, Prag 1973
liedtexte
liedtexte
Henry Lawes
Slide Soft you Silver Floods
Franz Schubert
Text: anonym
Sanft gleitet hin,
ihr silbernen Fluten
Slide soft you silver f loods
And ev’ry Spring
Within these shady woods;
Let no bird sing,
But from this grove a turtle dove
Be seen to couple with his love:
Sanft gleitet hin, ihr silbernen Fluten,
Auch jeder Quell
Inmitten der schattigen Wälder;
Lasst keinen Vogel singen,
Doch im Gehölz eine Turteltaube
Seh ich mit ihrem lieben Weibchen:
But silence on each dale and mountain dwell,
Whilst that I weeping bid my love farewell.
Stille aber wohnt in jedem Berg und Tal,
Da ich nun meiner Liebe weinend sag Ade.
You nymphs of Thetis’ train,
You mermaids fair
That on these shores do plane
Your seagreen hair,
As you in trammels knit your locks
Weep ye, and force the craggy rocks
Ihr Nymphen aus dem Zug der Thetis,
Ihr gerechten Nixen,
Die ihr auf diesen Stränden glättet
Das seegrüne Haar,
Die ihr in Fesseln knüpft die Locken,
Weint und zwingt die schroffen Felsen,
In heavy murmurs through broad shores tell
How that I weeping bid my love farewell.
Über die breiten Strände zu raunen,
Wie ich nun meiner Liebe weinend sag Ade.
Übersetzung: Valeska Stern,
Benjamin Wäntig
Der Fischer
Text: Johann Wolfgang von Goethe
(1749-1832)
Das Wasser rauscht’, das Wasser schwoll,
Ein Fischer saß daran,
Sah nach dem Angel ruhevoll,
Kühl bis ans Herz hinan.
Und wie er sitzt und wie er lauscht,
Teilt sich die Flut empor:
Aus dem bewegten Wasser rauscht
Ein feuchtes Weib hervor.
Sie sang zu ihm, sie sprach zu ihm:
»Was lockst du meine Brut
Mit Menschenwitz und Menschenlist
Hinauf in Todesglut?
Ach wüsstest du, wie’s Fischlein ist
So wohlig auf dem Grund,
Du stiegst herunter, wie du bist,
Und würdest erst gesund.
Labt sich die liebe Sonne nicht,
Der Mond sich nicht im Meer?
Kehrt wellenatmend ihr Gesicht
Nicht doppelt schöner her?
Lockt dich der tiefe Himmel nicht,
Das feuchtverklärte Blau?
Lockt dich dein eigen Angesicht
Nicht her in ew’gen Tau?«
Das Wasser rauscht’, das Wasser schwoll,
Netzt’ ihm den nackten Fuß;
Sein Herz wuchs ihm so sehnsuchtsvoll
Wie bei der Liebsten Gruß.
Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm;
Da war’s um ihn geschehn;
Halb zog sie ihn, halb sank er hin
Und ward nicht mehr gesehn.
Am See
Text: Franz Seraph Ritter von Bruchmann
(1798-1867)
In des Sees Wogenspiele
Fallen durch den Sonnenschein
Sterne, ach, gar viele, viele,
Flammend leuchtend stets hinein.
Wenn der Mensch zum See geworden,
In der Seele Wogenspiele
Fallen aus des Himmels Pforten
Sterne, ach, gar viele, viele.
liedtexte
Des Fischers Liebesglück
Text: Karl Gottfried von Leitner (1800-1890)
Dort blinket durch Weiden
Und winket ein Schimmer
Blassstrahlig vom Zimmer
Der Holden mir zu.
Und tauschen wir Küsse
So rauschen die Wellen,
Im Sinken und Schwellen
Den Horchern zum Trotz.
Es gaukelt wie Irrlicht
Und schaukelt sich leise,
Sein Abglanz im Kreise
Des schwankenden Sees.
Nur Sterne belauschen
Uns ferne, und baden
Tief unter den Pfaden
Des gleitenden Kahns.
Ich schaue mit Sehnen
Ins Blaue der Wellen
Und grüße den hellen,
Gespiegelten Strahl.
So schweben wir selig
Umgeben vom Dunkel,
Hoch überm Gefunkel
Der Sterne einher.
Und springe zum Ruder
Und schwinge den Nachen
Dahin auf den f lachen,
Kristallenen Weg.
Und weinen und lächeln,
Und meinen enthoben
Der Erde schon oben,
Schon drüben zu sein.
Fein Liebchen schleicht traulich
Vom Stübchen herunter
Und sputet sich munter
Zu mir in das Boot.
Die kleine Seejungfrau, Edward Ardizzone, New York 1979
Gelinde dann treiben
Die Winde uns wieder
Seeeinwärts zum Flieder
Des Ufers hin dann.
Die blassen Nachtnebel
Umfassen mit Hüllen
Vor Spähern den stillen,
Unschuldigen Scherz.
liedtexte
Gabriel Fauré
liedtexte
Text: Catulle Mendès (1841-1909)
L’eau s’en est jouée,
Dans ses noirs sillons;
C’est une bouée
Pour les papillons
Sur la mer voilée
D’un brouillard amer
La Belle est allée,
La nuit, sur la mer!
Et l’embrun, la Houle
Depuis cette nuit,
Les brisants où croule
Un sauvage bruit,
Elle avait aux lèvres
D’un air irrité,
La Rose des Fièvres,
La Rose Beauté!
L’alcyon, la voile,
L’hirondelle autour;
Et l’ombre et l’étoile
Se meurent d’amour,
D’un souff le farouche
L’ouragan hurleur
Lui baisa la bouche
Et lui prit la f leur!
Et l’aurore éclose
Sur le gouffre clair
Pour la seule rose
De toute la mer!
La fleur qui va sur l’eau
Dans l’océan sombre,
Moins sombre déjà,
Où le trois mâts sombre,
La f leur surnagea.
Die Blume, die über das Wasser ging
Über das Meer, verschleiert
Von bitterem Nebel,
Zog die Schöne aus,
Bei Nacht, übers Meer.
Zwischen ihren Lippen
Hielt sie erregt,
Die Rose des Fiebers,
Die Rose der Schönheit!
Mit heftigem Atem
Der brüllende Sturm
Küsst’ ihr den Mund
Und nahm ihr die Blume!
Im finsteren Meer,
Schon weniger finster,
Wo der Dreimaster sank,
Schwamm die Blume.
Das Wasser spielte mit ihr
In seinen dunklen Tälern;
Sie war eine Boje
Für die Schmetterlinge.
Und die Gischt, die Brandung,
Seit dieser Nacht,
Die Welle, stürzt ein,
Mit wildem Lärm,
Der Eisvogel, der Segler,
Die Schwalben ringsum;
Und der Schatten und die Sterne
Sterben vor Liebe
Und die Morgensonne geht auf
Über dem hellen Schlund
Für die einzige Rose
Des ganzen Meers.
Die kleine Seejungfrau, Tsukasa Osamu, Tokio 1966
liedtexte
Karol Szymanowski
PieŚŃ o fali
Das Lied der Welle
Text: Zofia Szymanowska
Chciałabym srebrną być falą,
Co burt twej łodzi całuje.
Na harf lie rozwianych grzyw
Tęskne śpiewałabym pieśni.
Ich möchte die silberne Welle sein,
Die deinen Kahn froh umgaukelt.
Die Haare, die wären die Harfe mein,
Und ich sänge dir Lieder.
A gdyby gniewne wichry
Twą łódź rozbiły oskałę,
Na mej piersi białej,
Ukołysałabym cię
Na wieczny sen, na wieczny, wieczny sen!
Und wenn die bösen Winde
Dein Boot zerschellen am Felsen,
Würde ich dein einwiegen
An meiner schneeweißen Brust
Zum ewigen Schlaf, zum ewigen,
ewigen Schlaf!
Übersetzung: Jan Śliwiński
Taniec
Der Tanz
Text: Zofia Szymanowska
Gdy w twym objęciu,
kochanku mój,
na skrzydłach miłości,
jako ptak lekka pląsam w krag,
to wszystkie, wszystkie kwiaty
w moim ogrodzie
wraz z nami radosny wiodą tan!
Wenn deine Arme,
Vielliebster mein,
Mich in Liebe umschließen,
Leicht wie ein Vogel schweb‘ ich dann,
Und alle, alle Blumen
Tanzen im Garten
Beglücket und froh den Reigen mit uns!
Übersetzung: Jan Śliwiński
Die kleine Seejungfrau, Edmund Dulac, London 1911
liedtexte
Gustav Mahler
Phantasie
Text: Ludwig Braunfels (1810-1885)
Das Mägdlein trat aus dem Fischerhaus,
Die Netze warf sie ins Meer hinaus!
Und wenn kein Fisch in das Netz ihr ging,
Die Fischerin doch die Herzen fing!
Die Winde streifen so kühl umher,
Erzählen leis’ eine alte Mär!
Die See erglühet im Abendrot,
Die Fischerin fühlt nicht Liebesnot
Im Herzen! Im Herzen!
liedtexte
Der Himmel hat eine Träne geweint
Hugo Wolf
Text: Friedrich Rückert (1788-1866)
Der Himmel hat eine Träne geweint,
Die hat sich ins Meer verlieren gemeint.
Die Muschel kam und schloss sie ein:
Du sollst nun meine Perle sein.
Du sollst nicht vor den Wogen zagen,
Ich will hindurch dich ruhig tragen.
O du mein Schmerz, du meine Lust,
Du Himmelsträn’ in meiner Brust!
Gib, Himmel, dass ich in reinem Gemüte
Den reinsten deiner Tropfen hüte.
Text: Eduard Mörike
Nixe BinsefuSS
Text: Eduard Mörike (1804-1875)
Des Wassermanns sein Töchterlein
Tanzt auf dem Eis im Vollmondschein,
Sie singt und lachet sonder Scheu
Wohl an des Fischers Haus vorbei.
»Ich bin die Jungfer Binsefuß,
Und meine Fisch’ wohl hüten muss,
Meine Fisch’ die sind im Kasten,
Sie haben kalte Fasten;
Von Böhmerglas mein Kasten ist,
Da zähl’ ich sie zu jeder Frist.
Die Meerfee
Robert Schumann
Loreley
Text: Auguste Wilhelmine Lorenz
(1784-1861)
Es f lüstern und rauschen die Wogen
Wohl über ihr stilles Haus.
Es ruft eine Stimme: »Gedenke mein!
Bei stiller Nacht im Vollmondschein!
Gedenke mein!«
Und f lüsternd ziehen die Wogen
Wohl über ihr stilles Haus.
»Gedenke mein!«
Text: Georg Karl Immanuel Buddeus
(1739-1814)
Helle Silberglöcklein klingen
Aus der Luft vom Meer;
Leise Mädchenstimmen singen
Fröhlich rings umher;
Und auf leichtem Perlenwagen
Fährt die Fee vorbei,
Von der lauen Luft getragen,
Wallt die Melodei.
Lichte Funken rings umglühten
Sie im heitern Spiel,
Düfte, wie von Rosenblüten,
Wehn vom Mast zum Kiel;
Und der Knabe sieht es träumend
An des Schiffes Bord,
Doch die Wellen tragen schäumend
Die Erscheinung fort.
Erstes Liebeslied eines Mädchens
Gelt, Fischermatz? gelt, alter Tropf,
Dir will der Winter nicht in Kopf ?
Komm mir mit deinen Netzen!
Die will ich schön zerfetzen!
Dein Mägdlein zwar ist fromm und gut,
Ihr Schatz ein braves Jägerblut.
Drum häng’ ich ihr, zum Hochzeitsstrauß,
Ein schilfen Kränzlein vor das Haus,
Und einen Hecht, von Silber schwer,
Er stammt von König Artus her,
Ein Zwergen-Goldschmids-Meisterstück,
Wer’s hat, dem bringt es eitel Glück:
Er lässt sich schuppen Jahr für Jahr,
Da sind’s fünfhundert Gröschlein bar.
Ade, mein Kind! Ade für heut!
Der Morgenhahn im Dorfe schreit.«
Was im Netze? Schau einmal!
Aber ich bin bange;
Greif’ ich einen süßen Aal?
Greif’ ich eine Schlange?
Lieb’ ist blinde
Fischerin;
Sagt dem Kinde,
Wo greift’s hin?
Schon schnellt mir’s in Händen!
Ach Jammer! O Lust!
Mit Schmiegen und Wenden
Mir schlüpft’s an die Brust.
Es beißt sich, o Wunder!
Mir keck durch die Haut,
Schießt’s Herze hinunter!
O Liebe, mir graut!
Was tun, was beginnen?
Das schaurige Ding,
Es schnalzet da drinnen,
Es legt sich im Ring.
Gift muss ich haben!
Hier schleicht es herum,
Tut wonniglich graben
Und bringt mich noch um!
liedtexte
Die Geister am Mummelsee
Text: Eduard Mörike
Hörst du?
Sie singen ihn unten zur Ruh.
Vom Berge was kommt dort
um Mitternacht spät
Mit Fackeln so prächtig herunter?
Ob das wohl zum Tanze, zum Feste noch geht?
Mir klingen die Lieder so munter.
Die Wasser, wie lieblich sie brennen
und glühn!
Sie spielen in grünendem Feuer;
Es geisten die Nebel am Ufer dahin,
Zum Meere verzieht sich der Weiher.
O nein!
So sage, was mag es wohl sein?
Nur still!
Ob dort sich nichts rühren will?
Das, was du siehest, ist Totengeleit,
Und was du da hörest, sind Klagen.
Dem König, dem Zauberer, gilt es zu Leid,
Sie bringen ihn wieder getragen.
Es zuckt in der Mitten – o Himmel! ach hilf!
Nun kommen sie wieder, sie kommen!
Es orgelt im Rohr und es klirret im Schilf;
Nur hurtig, die Flucht nur genommen!
O weh!
So sind es die Geister vom See!
Davon!
Sie wittern, sie haschen mich schon!
Sie schweben herunter in’s Mummelseetal –
Sie haben die See schon betreten –
Sie rühren und netzen den Fuß nicht einmal –
Sie schwirren in leisen Gebeten –
Illustration zu Andersens Märchen Die kleine Seejungfrau
von Theodor Hosemann, Berlin, um 1840
O schau
Am Sarge die glänzende Frau!
Jetzt öffnet der See das grünspiegelnde Tor;
Gib Acht, nun tauchen sie nieder!
Es schwankt eine lebende Treppe hervor,
Und drunten schon summen die Lieder.
liedtexte
liedtexte
Hector Berlioz
La mort d’Ophélie
Text: Ernest-Wilfrid Legouvé (1807-1903) nach
William Shakespeare (1564-1616)
Auprès d‘un torrent, Ophélie
Cueillait tout en suivant le bord,
Dans sa douce et tendre folie,
Des pervenches, des boutons d‘or,
Des iris aux couleurs d‘opale,
Et de ces f leurs d‘un rose pâle,
Qu‘on appelle des doigts de mort.
Puis élevant sur ses mains blanches
Les riants trésors du matin,
Elle les suspendait aux branches,
Aux branches d‘un saule voisin;
Mais, trop faible, le rameau plie,
Se brise, et la pauvre Ophélie
Tombe, sa guirlande à la main.
Quelques instants, sa robe enf lée
La tint encor sur le courant,
Et comme une voile gonf lée,
Elle f lottait toujours, chantant,
Chantant quelque vieille ballade,
Chantant ainsi qu‘une naïade
Née au milieu de ce torrent.
Mais cette étrange mélodie
Passa rapide comme un son;
Par les f lots la robe alourdie
Bientôt dans l‘abîme profond;
Entraïna la pauvre insensée,
Laissant à peine commencée
Sa mélodieuse chanson.
Arthur Honegger
Ophelias Tod
Chanson des Sirènes
Lied der Sirenen
Text: René Morax (1873-1963)
An einem Bach pf lückte Ophelia
Entlang des Ufers,
In ihrem sanften, zarten Wahn,
Immergrün, goldne Blütenblätter,
Iris in der Farbe eines Opals,
Und diese Blumen in blassem Rosé,
Die man auch Finger des Todes nennt.
Dann hebt sie mit ihren weißen Händen
Die heitren Schätze des Morgens empor,
Sie breitet sie über die Äste,
Die Äste eines angrenzenden Weidenbaums;
Aber, zu geschwächt, der gebogene Ast,
Bricht, und die arme Ophelia
Fällt, ihre Blumenkränze in der Hand.
Ein paar Augenblicke noch
hielt ihr aufgeblähtes Gewand sie
auf dem Strom,
Und wie ein aufgeblasenes Segel,
Trieb sie allezeit auf dem Wasser, singend,
Alte Weisen singend,
Singend wie eine Flussnymphe,
Geboren inmitten dieses Bachs.
Doch diese unbekannte Melodie
Verhallte so schnell wie ein Laut;
Ihr Gewand ist schwer geworden
durch die Flut
Bald ist sie in der abgründigen Tiefe;
Mitgerissen wird die arme Irrsinnige,
Und beginnt unter Schmerzen
Ihr melodiöses Lied.
Übersetzung: Bojena Todorow
Dans le vent et dans le f lot
Dissous toi fragile écume
Dissous toi dans un sanglot
Pauvre cœur rempli d‘amertume
In dem Wind und in der Flut
Zersetz’ dich zerbrechlich wie Gischt
Zersetz’ dich in einem Schluchzen
Armes Herz, mit Verbitterung ausgefüllt,
Prends ton vol dans le ciel bleu
Vois la mort n‘est pas cruelle.
Tu auras la paix de Dieu
Viens à nous âme immortelle …
Nimm deinen Flug im blauen Himmel auf,
Sieh ein, dass der Tod nicht grausam ist,
Du wirst den Frieden bei Gott finden,
Komm zu unserer unsterblichen Seele …
Übersetzung: Benjamin Wäntig
Berceuse de la Sirène
Wiegenlied der Sirene
Text: René Morax
Danse avec nous dans le bel Océan
Le matin ou le soir sous la lune d’argent.
Plonge avec nous dans le f lot transparent,
Chante au soleil dans l’écume et le vent.
Mer berce nous dans tes bras caressant
Mer berce nous sur ton cœur frémissant.
Tanze mit uns auf dem schönen Ozean,
Morgens oder abends unter dem Mond
aus Silber.
Tauche mit uns in die durchsicht’ge Flut,
Sing für die Sonn’ in der Gischt und im Wind.
Meer, wieg’ uns in den liebkosenden Armen,
Meer, wieg’ uns auf deinem bebenden Herzen.
Übersetzung: Benjamin Wäntig
Die kleine Seejungfrau, Albin Brunovský, Bratislava 1967
liedtexte
liedtexte
Felix Mendelssohn Bartholdy
John Dowland
Antonín Dvořák
Schilflied
Sorrow stay
MěsíČku ne nebi hlubokém
Text: Nikolaus Lenau (1802-1850)
Text: anonym
(Arie der Rusalka)
Text: Jaroslav Kvapil (1868-1950)
Auf dem Teich, dem Regungslosen,
Weilt des Mondes holder Glanz,
Flechtend seine bleichen Rosen
In des Schilfes grünen Kranz.
Sorrow stay, lend true repentant tears,
To a woeful wretched wight,
Hence, despair with thy tormenting fears:
O do not my poor heart affright.
Pity, help now or never,
Mark me not to endless pain,
Alas I am condemned ever,
No hope, no help there doth remain,
But down, down, down, down I fall,
Down and arise I never shall.
Hirsche wandeln dort am Hügel,
Blicken durch die Nacht empor;
Manchmal regt sich das Gef lügel
Träumerisch im tiefen Rohr.
Weinend muss mein Blick sich senken;
Durch die tiefste Seele geht
Mir ein süßes Deingedenken,
Wie ein stilles Nachtgebet.
Bleib’ bei mir, Kummer
Bleib’ bei mir, Kummer, und verleih mir
gramgebeugten Wicht
Aufrichtige Tränen der Reue,
Fort mit dir, Verzweif lung, mit deinen
quälenden Ängsten:
Versetz’ mein armes Herz
nicht so in Furcht.
Mitleid, hilf, jetzt oder nie,
Verschone mich vor grenzenloser Pein,
Oh weh, verdammt bin ich für immer,
Und weder Hoffnung oder Hilfe bleibt,
Doch immer weiter in die Tiefe
führt mein Sturz
Und ein Entrinnen gibt es nicht.
Übersetzung: Christian Kelnberger
Měsíčku ne nebi hlubokém,
Světlo tvé daleko vidí,
Po světě bloudíš širokém,
Dívaš se v přibytky lidí.
Měsíčku, postůj chvíli,
Řekni mi, kde je můj milý!
Řekni mu, stříbrný měsíčku,
Mé že jej objímá rámě,
Aby si alespoň chviličku
Vzpomenul ve snění ne mě.
Zasvět’ mu do daleka,
Řekni mu kdo tu naň čeká!
O mně-li duše lidská sní,
Ať se tou vzpomínkou vzbudí!
Měsíčku, nezasni!
Lied an den Mond
Silberner Mond, du am Himmelszelt,
Strahlst auf uns nieder voll Liebe.
Still schwebst du über Wald und Feld,
Blickst auf der Menschheit Getriebe.
Oh Mond, verweile, bleibe,
Sage mir doch, wo mein Schatz weile.
Sage ihm, Wandrer im Himmelsraum,
Ich würde seiner gedenken: Mög’ er,
Verzaubert vom Morgentraum,
Seine Gedanken mir schenken.
O leucht ihm, wo er auch sei,
Leucht ihm hell, sag ihm, dass ich ihn liebe.
Sieht der Mensch mich im Traumgesicht,
Wach’ er auf, meiner gedenkend.
O Mond, entf liehe nicht, entf liehe nicht!
Sirène
Von Seejungfrauen und
den Menschen an Land
Detlef Giese
»Weit draußen im Meer ist das Wasser so blau wie die Blätter der schönsten
Kornblume und so klar wie das reinste Glas. Aber es ist sehr tief, tiefer als
irgendein Ankertau reicht. Viele Kirchtürme müssten aufeinandergestellt
werden, um vom Grund bis über das Meer zu reichen. Dort unten wohnt
das Meervolk.«
Was so traumverloren-poetisch beginnt, ist das Märchen von der kleinen Seejungfrau, 1837 geschrieben von Hans Christian Andersen. Die mit
viel Phantasie und Einfühlungsvermögen erzählte Geschichte hat Generationen von jungen wie älteren Lesern fasziniert. Durch Andersens sprachliche Meisterschaft gewinnt die präsentierte Handlung eine enorme Eindringlichkeit, einen wahren Sog – nicht selten vermittelt sich das Gefühl,
als ob man nicht nur passiver Beobachter des Geschehens ist, sondern es
Bronzestatue der kleinen Seejungfrau
im Hafen von Kopenhagen
teilnehmend mitverfolgt. Das Schicksal der kleinen Seejungfrau lässt wohl
niemanden unberührt.
An der allertiefsten Stelle der See, dort wo sich das Schloss des Meerkönigs befindet, leben sechs schöne Seejungfrauen. An ihrem fünfzehnten
Geburtstag wird es ihnen zum ersten Mal erlaubt, an die Wasseroberf läche
zu steigen, um im Mondschein auf den Klippen zu sitzen, den vorbeifahrenden Schiffen zuzusehen und dabei überirdisch schön zu singen. Vor allem
die jüngste der Seejungfrauen sehnt sich danach, einen Blick auf die Länder
und Menschen der oberen Welt zu werfen. Bislang kannte sie nur aus den
Erzählungen ihrer älteren Schwestern jene wundersame Stimmung, die
einführung
einführung
sich einstellt, wenn von den Städten nahe der Küste die Laute der Bewoh-
Seejungfrau den Tod bringen. Sie erwartet ihn; die Prophezeiung der Meer-
ner zu vernehmen sind und die Kirchenglocken feierlich herüberklingen,
hexe erfüllt sich indes nicht: Statt zu vergänglichem Schaum auf den Wel-
bevor die Stille der Nacht und der Schein des Mondes wieder alles umfängt.
len zu werden, verwandelt sie sich in einen Luftgeist. Durch ihr gutes Herz
Als die kleine Seejungfrau ihr fünfzehntes Lebensjahr vollendet hat,
entgeht sie nicht nur dem völligen Verschwinden, sondern vermag sogar
darf auch sie aus dem Meer emportauchen. Das Erste was sie sieht, ist ein
eine unsterbliche Seele erringen – auch wenn dies erst nach dreihundert
großes Schiff mit Hunderten von bunten Lichtern. Ein glänzendes Fest wird
Jahren möglich sein wird.
gefeiert, mit Gesang und Instrumenten, mit aller Pracht. Die Erscheinung
Andersens motiv- und nuancenreiches Märchen hat zahlreiche Kompo-
eines jungen, schönen Prinzen nimmt sie voll und ganz gefangen – es ist die
nisten zu Liedern animiert. Die Gestalt der Seejungfrau, ihr träumerischer
viel beschworene »Liebe auf den ersten Blick«.
Blick über das Meer zu den Menschen an Land und die überwältigende
Die weitere Entwicklung, die das Märchen nimmt, ist bekannt: Der
Schönheit ihres Singens standen dabei häufig im Mittelpunkt. Aber auch
Prinz und seine Mannschaft erleiden in bösem Wetter Schiffbruch, die klei-
eindrucksvolle Schilderungen von Naturphänomen oder Betrachtungen
ne Seejungfrau rettet den Ertrinkenden und bringt ihn wohlbehalten ans
aus der Perspektive von Personen, die – bewusst oder unbewusst – in den
Ufer, gibt sich ihm aber nicht zu erkennen. Ihre Zuneigung und ihr Verlan-
Bann des geheimnisvollen Wesens der Seejungfrau geraten, klingen in so
gen wachsen ins Unermessliche, so dass sie sich Hilfe bei der unheimlichen
manchen Liedern an. In vielen Fällen werden durch das Zusammenwir-
Meerhexe verschafft: Diese allein ist mit ihrem magischen Trank imstande,
ken von Singstimme und Begleitung, von Wort und Ton besondere atmo-
der Seejungfrau Menschengestalt zu geben, damit es ihr möglich werde,
sphärische Tönungen erreicht, die der Stimmung von Andersens Märchen
dem Prinzen auf der Erde zu begegnen und sein Herz zu gewinnen. Um von
auf hervorragende Weise entsprechen – etwa in Passagen wie diese, die
der einen in die andere Welt wechseln zu können, muss sie jedoch einen
vom betörenden Gesang der Meerjungfrauen berichten: »Herrliche Stim-
hohem Preis bezahlen: Sie verliert ihre zauberhafte Stimme, die schönste,
men hatten sie, schöner als irgendein Mensch. Und wenn dann ein Sturm
die je eine Seejungfrau besessen hat, auch kann sie niemals wieder sich zu
heraufzog, so dass sie vermuten konnten, es würden Schiffe untergehen,
einem Meereswesen zurück verwandeln. Und sollte der Prinz eine andere
schwammen sie den Schiffen voran und sangen so lieblich, wie schön es
als sie zur Frau erwählen, wird sie am Tag nach der Hochzeit zu weißem
auf dem Meeresgrund sei, und baten die Seeleute, sich nicht zu fürchten,
Schaum auf dem Meer. Sollte er ihr aber die Hand reichen, erlangt sie wie
dort hinunterzukommen.« Grenzenlose Schönheit und bitterer Tod liegen
die Menschen eine unsterbliche Seele.
so dicht beieinander.
Durch ihr anmutiges Wesen, ihren schwebenden Gang und ihre schö-
Auf engem Raum sind in diesem Liederabend auch Komponisten und
nen Augen gewinnt die verwandelte Seejungfrau die Sympathie des Prin-
musikalische Stile versammelt, die ansonsten nicht von vornherein in ei-
zen – der Gedanke, sie zu seiner Königin zu machen, kommt ihm jedoch
nen direkten Zusammenhang gebracht werden. Altenglische Meister wie
nicht. Die letzte Hoffnung schwindet, als der Prinz in einem benachbar-
John Dowland und Henry Lawes, die an der Schnittstelle zwischen Renais-
ten Königreich einem Mädchen begegnet, in dem er seine Retterin zu er-
sance und Barock neuartige expressive Töne in die Musik hineinbrachten,
blicken glaubt. Ohne Zögern entschließt er sich dazu, die fremde Schöne
stehen neben dem österreichischen Klassiker Joseph Haydn und den Kom-
zu heiraten. Der erste Sonnenstrahl nach dem Hochzeitstag soll der kleinen
positionen des Wiener Liedmeisters Franz Schubert, der mit seiner Kunst
einführung
biographien
einer besonders sensiblen Textvertonung ein neues Kapitel in der Geschich-
Anna Prohaska
te dieses Genres aufschlug. Hinzu kommen raffiniert ausgestaltete, mit
Anna Prohaska, die einer angesehenen Wiener Musikerfamilie entstammt
vielerlei Nuancen und Schattierungen arbeitende Gesänge der Franzosen
(ihr Urgroßvater war der Komponist Carl Prohaska, ihr Großvater der Diri-
Claude Debussy und Gabriel Fauré sowie des polnischen Modernisten Karol
gent und Pädagoge Felix Prohaska), studierte an der Hochschule für Musik
Szymanowski – vor allem jene Wirkungen, die rätselhafte Naturerschei-
»Hanns Eisler« Berlin. Ihr Debüt gab sie 2002 an der Komischen Oper Berlin
nungen auf die sinnliche Wahrnehmung und das seelische Empfinden der
in Harry Kupfers Inszenierung von Benjamin Brittens The Turn of the Screw
Menschen ausüben, werden bei diesen Liedern zu zentralen Motiven.
und trat dann in Willy Deckers Inszenierung von Brittens Albert Herring
Der zweite Teil des Recitals lebt wiederum von einer interessanten
auf. Nachdem sie kurzfristig die Rolle der Frasquita in Carmen unter Daniel
Mischung von Liedern, die verwandte Themen in sehr unterschiedlichen
Barenboim an der Berliner Staatsoper Unter den Linden übernommen hatte,
Stilen behandeln. Mit Gustav Mahler, Felix Mendelssohn Bartholdy, Robert
wurde sie dort als Ensemblemitglied engagiert. Zu ihren Rollen zählten u.a.
Schumann und Hugo Wolf sind vier bedeutende deutschsprachige Kompo-
Blonde (Die Entführung aus dem Serail), Despina (Così fan tutte), Poppea (Agrippina)
nisten vertreten, die in ihren Liedern eine qualitativ neue Einheit von Wort
und Oscar (Un ballo in maschera). Im Dezember 2010 sang sie an der Staats-
und Ton anstrebten, indem sie immer wieder nach Möglichkeiten such-
oper Anne Trulove in einer Neuinszenierung von The Rake’s Progress unter der
ten, den ausgewählten Texten mithilfe einer punktgenau gesetzten, durch
Leitung von Ingo Metzmacher. Bei den Salzburger Festspielen war sie erst-
und durch stimmigen Musik zusätzliche Sinn- und Verstehensebenen zu
mals 2008 in Rusalka unter Franz Welser-Möst zu hören, im Jahr darauf in
geben. Eine solche Praxis war jedoch keine alleinige Domäne der deutschen
Luigi Nonos Al gran sole, carico d’amore; 2010 sang sie dort ihre erste Zerlina.
Früh- und Spätromantiker, wie Hector Berlioz’ nach einer Szene aus Shake-
Anna Prohaska hat Konzerte mit dem Deutschen Symphonie-Orchester
speares Hamlet 1842 komponiertes Lied Le mort d’Ophélie zeigt. Zwei Lieder
und dem Konzerthausorchester Berlin gegeben und arbeitet seit 2007 eng
von Arthur Honegger, in denen der verführerische, nicht selten todbrin-
mit den Berliner Philharmonikern zusammen, beispielsweise bei der Ur-
gende Gesang der Sirenen ref lektiert wird, repräsentieren desgleichen die
aufführung eines Werks von Wolfgang Rihm im Rahmen einer Feier für
reichhaltige französische Liedkultur. Und mit dem anrührenden Lied an
Claudio Abbado. Mit den Berliner Philharmonikern hat sie 2008 Orches-
den Mond aus Antonín Dvořáks Oper Rusalka bildet nicht zufällig eine Arie
terlieder von Webern unter Leitung von Sir Simon Rattle und 2009 die
den Ausklang des Liederabends, die auf eindrucksvolle Weise verschiedene
Uraufführung von Rihms Mnemosyne unter Matthias Pintscher gesungen.
Themen bündelt: Naturschönheit und Liebe, Sehnsucht und Traum, einge-
2010 war sie Solistin in Bergs Lulu-Suite mit dem Simón Bolívar Symphony
bettet in eine Szenerie purer Romantik und eine Musik von bezwingendem
Orchestra unter Leitung von Claudio Abbado in Venezuela und Luzern.
Zauber – die Parallele zu Andersens Märchen liegt hier gleichsam auf der
Hand.
Neben der Gegenwartsmusik und dem Standardrepertoire widmet
Anna Prohaska sich auch der Alten Musik und hat mit dem RIAS Kammerchor, dem Innsbrucker Ensemble Moderntimes_1800, der Akademie für
Alte Musik Berlin und Concerto Köln gearbeitet. Sie hat Recitals in der Berliner Staatsoper Unter den Linden gegeben, bei den Bregenzer Festspielen,
im Salzburger Mozarteum und im Wiener Musikverein.
biographien
Zu ihren jüngsten Verpf lichtungen und zukünftigen Projekten gehörten und gehören Blonde in Die Entführung aus dem Serail an der Bayerischen
Staatsoper; Despina in Così fan tutte unter Marc Minkowski bei den Salzburger Festspielen; Susanna in Le nozze di Figaro unter Daniel Barenboim
in Berlin; Zerlina in Don Giovanni unter Barenboim in Mailand und Berlin
sowie unter Gustavo Dudamel in Los Angeles, Bergs Lulu-Suite mit den Wiener Philharmonikern unter Pierre Boulez und mit den Berliner Philharmonikern unter Claudio Abbado; Mahlers Sinfonie Nr. 8 mit den Berliner
Philharmonikern unter Sir Simon Rattle; Bachs Messe in h-Moll unter René
Jacobs in Leipzig und Zürich, Mendelssohns Musik zum Sommernachtstraum
unter Daniel Harding in München und unter Vladimir Jurowski beim
Lucerne Festival, Solorecitals mit Eric Schneider bei der Schubertiade
Schwarzenberg, in der Wigmore Hall und in Wien sowie mit Maurizio
Pollini in Paris und Luzern. Mit Daniel Barenboim und der Staatskapelle
Berlin sang sie 2010/11 in Jens Joneleits neuer Oper Metanoia und Elliott
Carters neuen Liederzyklus What Are Years?. Anna Prohaska erhielt den
Daphne-Preis 2008 und den Schneider-Schott-Musikpreis 2010.
Ihre Diskographie umfasst Aufnahmen von Pergolesis Stabat Mater
mit Bernarda Fink für Harmonia Mundi und eine DVD für Accentus Music
mit Bergs Lulu-Suite mit dem Simon Bolivar Youth Orchestra of Venezuela unter Claudio Abbado. Im Januar 2011 unterzeichnete Anna Prohaska
einen Exklusivvertrag mit der Deutschen Grammophon. Kürzlich erschien
ihre erste Studio-Aufnahme mit dem Titel Sirène. Bei dieser Einspielung
wird Anna Prohaska von dem Pianisten Eric Schneider und dem Lautenisten Simon Martyn-Ellis begleitet.
biographien
Eric Schneider
Aus dem Bergischen Land stammend, studierte Eric Schneider Klavier
und Mathematik. Mit 22 Jahren bestand er an der Hochschule für Musik
in Köln seine Reifeprüfung mit Auszeichnung. Nach ersten Wettbewerbspreisen und Klavierabenden entschied er sich für ein Aufbaustudium im
Fach Liedgestaltung bei Hartmut Höll. Wegweisende Impulse für seine
Laufbahn erhielt er von Pianisten wie Bruno Leonardo Gelber, Paul BaduraSkoda und Alfred Brendel sowie den Sängern Elisabeth Schwarzkopf und
Dietrich Fischer-Dieskau. In den 1990er Jahren studierte Eric Schneider bei
Rolf Reuter in Berlin Dirigieren.
Mit Sängern wie Matthias Goerne, Christine Schäfer und Christiane
Oelze verbindet Eric Schneider seit Jahren eine intensive Zusammenarbeit.
Gemeinsame Liederabende sorgen in den Konzertsälen Europas, Amerikas
und Asiens für musikalische Höhepunkte. Bei bedeutenden Festivals wie
der Schubertiade Schwarzenberg, den Salzburger Festspielen oder dem
Tanglewood Summer Music Festival ist Eric Schneider oft zu Gast. Neben
hoch gelobten Aufnahmen mit Christiane Oelze und Hans-Peter Blochwitz
erschien 2006 Franz Schuberts Winterreise, 2007 Apparition (Gesänge von
Henry Purcell und George Crumb) jeweils mit der Sopranistin Christine
Schäfer, An mein Herz, Lieder von Franz Schubert in einer Aufnahme mit
Matthias Goerne, sowie zuletzt Sirène mit Anna Prohaska.
Seit einiger Zeit wendet sich Eric Schneider wieder solistischen Auftritten zu. In der jüngsten Vergangenheit gab er erfolgreiche Recitals im
Festspielhaus Baden-Baden und beim Kissinger Sommer. Seine aktuelle
Solo-CD enthält Werke von Leoš Janáček, Ludwig van Beethoven und Robert
Schumann. 2009 wurde er als Lehrer für Liedrepertoire an die Universität
der Künste Berlin berufen.
impressum
Herausgeber Staatsoper Unter den Linden
Bismarckstraße 110 | 10625 Berlin
Intendant Jürgen Flimm
Generalmusikdirektor Daniel Barenboim
Geschäftsführender direktor Ronny Unganz
Redaktion Dr. Detlef Giese
Gestaltung | Layout Dieter Thomas
Abbilungen Jens Andersen: Hans Christian Andersen. Eine Biographie, Frankfurt a. M./
Leipzig 2005; Per Eilstrup: Danmarkbogen, Kopenhagen o. J.; Heinz Wegehaupt:
Hundert Illustrationen aus anderthalb Jahrhunderten zu Märchen von Hans Christian Andersen,
Hanau o. J.; Heinz Barüske: Hans Christian Andersen in Berlin, Berlin 1999.
Fotos der mitwirkenden Patrick Walter (Prohaska), Bodo Vitus (Schneider)