Abstracts - Gesellschaft für Kinder

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Abstracts - Gesellschaft für Kinder
Abstracts in alphabetischer Reihenfolge
Thomas Bitterlich (Leipzig)
Was man über Wesen der Nacht wissen muss: Zur Popularisierung des Sachbuches
Bis heute wird in der Diskussion um das Kinder- und Jugendsachbuch eine Definition
von Klaus Doderer zitiert, nach der sich das Sachbuch unter anderem dadurch von
anderen Gattungen unterscheide, dass der Autor seinen Gegenstand in der Welt
bereits vorfände und der dort wissenschaftlich erforscht werde. In den letzten Jahren
sind vermehrt (Kinder-)Sachbücher erschienen, die Gegenstände in den Mittelpunkt
rücken, die nicht der Alltags-, wohl aber der Medienerfahrung zugänglich sind, z. B.
Vampire, Werwölfe und Zombies. Es handelt sich um konstruierte Gegenstände, die
in verschiedenen Publikationen aus einer Sachperspektive betrachtet werden. Nicht
nur hinsichtlich des Realitätsgehalts der Gegenstände unterscheidet sich der neue
Trend vom tradierten Sachbuchformat. Sie verfolgen auch nicht länger das Ziel,
Wissenschaft zu vermitteln. Die Konzepte für die populäre Wissensvermittlung
kommen weder aus den Medien- noch aus den Kulturwissenschaften.
In meinem Beitrag möchte ich diese Bücher näher vorstellen und im Kontext der
allgemeinen und speziellen Gattungstheorie diskutieren. Wenn Gattungen als soziale
Institutionen verstanden werden, rückt damit auch die Frage nach ihren Funktionen
in den Mittelpunkt. Was leisten sie für den Alltag ihrer Rezipienten? Welche Bedürfnisse erfüllen sie? Auf welche Diskurse beziehen sie sich?
Ziel des Beitrages ist es dann, neue Definitionsansätze anzuregen und über die
kleine Stichprobe hinaus den Blick für Verschränkungen von fiktionaler und nichtfiktionaler Literatur zu öffnen. Für Bobo Siebenschläfer über die Connie-Bücher hinweg bis hin zum Drachen Kokosnuss lassen sich reihenweise ganz ähnliche Fälle
der Gattungsgrenzüberschreitung feststellen.
Literatur
Bamberger, Richard: Jugendlektüre. Jugendschriftenkunde, Leseunterricht, Literaturerziehung. Wien 1965.
Doderer, Klaus: Das Sachbuch als literaturpädagogisches Problem. Frankfurt/Main
1961.
Maier, Karl Ernst: Jugendliteratur. Formen, Inhalte, pädagogische Bedeutung. Bad
Heilbrunn: Julius
Klinkhardt 1993.
Hink, Walter: Textsortenlehre, Gattungsgeschichte. Heidelberg 1977.
Hussong, Martin: Das Sachbuch. In: Haas, Gerhard: Kinder- und Jugendliteratur.
Stuttgart 1984.
Zymner, Rüdiger: Probleme und Positionen der Literaturwissenschaft. Paderborn
2003.
Brooks, Max: The Zombie Survival Guide. München: Goldmann 2010.
Curran, Robert: Geheimwissen Werwölfe. Mannheim: Sauerländer 2008.
Duncan, Ritch; Powers, Bob: Ein Werwolf. Ein Buch. München: Goldmann 2010.
Heitz, Markus: Vampire! Vampire! Alles über Blutsauger. München: Piper 2008.
Klell, Christine; Deutsch, Reinhard: Dracula – Mythen und Wahrheiten. Ein Handbuch der Vampire. Wien: Styria Verlag 2010.
Regan, Sally: Vampire. München: Dorling Kindersley 2010.
Werwölfe. Wie sie leben, wer sie sind. München: ars edition 2010.
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Jan M. Boelmann (PH Ludwigsburg)
Kinder‐ und Jugendliteratur als Hörbuch – Kommerzialisierung auf Kosten des
Anspruchs?
Finanziell gesehen gehören Hörbücher zu positiven Entwicklungen des Buchmarkts.
Neben stetig steigenden Verkaufszahlen physischer Hörbücher entwickelt sich auch
der Downloadmarkt mit Zuwachszahlen im zweistelligen Prozentbereich beachtlich
weiter. Weit verbreitet sind neben Originalhörbüchern, die das gesamte Werk abbilden, wie etwa die Lesung der Harry Potter Romane durch Felix von Manteuffel,
sogenannte gekürzte Fassungen, in denen Romane auf einen Umfang von fünf bis
acht Stunden Spielzeit heruntergebrochen werden.
Am Beispiel des Buchs „Percy Jackson – Diebe im Olymp“ von Rick Riordan (2006)
und der gekürzten Hörbuchfassung aus dem Verlag Lübbe Audio (2010) soll gezeigt
werden, welche redaktionellen Einschnitte bei gekürzten Hörbuchfassungen vorgenommen werden und wie sich diese Kürzungen auf die Komplexität des Textes
auswirken. Hierbei ist zu fragen ob die grundlegenden Einschnitte an Plot, Struktur
und stilistischen Ausdrucksmitteln rein aus ökonomischen Gründen vorgenommen
werden, wie etwa Diehm (2010, 45ff.) oder ob es sich zudem um akkommodative
Veränderungen im Sinne Hans Heino Ewers‘ (2012, 171) handelt, die Kürzungen
also eine verstehens-erleichternde Funktion übernehmen. Auch vor dem Hintergrund
von Inklusion und schwachen Lese-Leistungen, insbesondere von Jungen, muss
diskutiert werden, ob sich diese Texteditionen folglich für den Einsatz im Unterricht
eignen.
Im Rahmen des Vortrags, der sich an der Schnittstelle von Mediendidaktik und
Literaturwissenschaft verortet, sollen die ersten Ergebnisse eines empirischen
Forschungsvorhabens, die ihm Rahmen der Pilotierung des Analyseinstrumentariums gesammelt wurden, präsentiert werden. Hierbei werden an konkreten Beispielen Kürzungsstrategien besprochen und die Projektkonzeption mit den Teilnehmern der Tagung diskutiert werden.
Literatur
Rick Riordan (2006): Percy Jackson – Diebe im Olymp. Carlsen: Hamburg.
Rick Riordan (2011): Percy Jackson – Diebe im Olymp. Lübbe Audio: Köln.
Binczek, Natalie (Hg.) (2012): Das Hörbuch. Audioliteralität und akustische Literatur.
Paderborn: Fink.
Binczek, Natalie (2012): Literatur und Hörbuch. München: Ed. Text + Kritik im
Richard‐ Boorberg‐ Verlag (Text +Kritik, H. 196).
Diehm, Angelika (2010): Lesen Sie noch oder hören Sie schon? Die Kürzungsproblematik beim Hörbuch.
Marburg: Tectum‐ Verl.
Ewers, Hans‐ Heino (2012): Literatur für Kinder und Jugendliche. München: W. Fink
Verlag (Uni‐ Taschenbücher, 2124).
Häusermann, Jürg; Janz‐ Peschke, Korinna; Rühr, Sandra (2010): Das Hörbuch. Medium, Geschichte, Formen.
Konstanz: UVK‐ Verl.‐ Ges (Medienwissenschaft).
Rühr, Sandra (2008): Tondokumente von der Walze zum Hörbuch. Geschichte ‐
Medienspezifik ‐ Rezeption.
Göttingen: V & R unipress.
Schwethelm, Matthias (2010): Bücher zum Hören. Intermediale Aspekte von Audioliteratur. Göttingen,
Erlangen: Niedersächsische Staats‐ und Universitätsbibliothek; Buchwiss., Univ.
Erlangen‐ Nürnberg (Alles Buch, 38).
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Ute Dettmar (Frankfurt am Main)
Kinder- und Jugendliteratur und Populärkultur: Eine Beziehungsgeschichte
Der Vortrag wird sich mit dem spannungsreichen Verhältnis von Kinder- und
Jugendliteratur und Populärkultur beschäftigen. Der Fokus richtet sich dabei
insbesondere auf aktuelle Entwicklungen, die sich derzeit im Feld der populären
Kinder- und Jugendliteratur bzw. -medien abzeichnen. Der Schwerpunkt liegt dabei
auf den Dynamiken des seriellen und transmedialen Erzählens; diese sollen im
kulturellen und theoretischen Horizont entlang aktueller Beispiele diskutiert werden.
Den Ausgangspunkt der Überlegungen bilden zunächst einige Beobachtungen zu
den Austauschprozessen, insbesondere den intertextuellen und intermedialen Verflechtungen, die in ihren unterschiedlichen Formen und Funktionen vorgestellt
werden.
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Gianna Dicke (Köln)
Rebellion und Kommerz. Gegensätzliche Aspekte von Pop in jugendliterarischen Dystopien nach 2000
Unter Berücksichtigung der Ambivalenz, die den Begriffen Pop bzw. Populärkultur
zugrundeliegt, sollen popkulturelle Phänomene im Rahmen aktueller dystopischer
Jugendromane herausgestellt werden. Ziel ist dabei, eine kritische Reflexion des
Begriffs Pop(ulär)kultur, der einerseits für subversive und innovative Jugendkulturen
steht und andererseits mit Mainstream, Kommerz und (seichter) Unterhaltung in
Zusammenhang gebracht wird. Die Begriffe sollen kritisch hinterfragt werden.
Texte, wie die Tribute-von-Panem-Trilogie (2009-2011) der Autorin Suzanne Collins
und andere dystopische Mehrteiler der letzten Jahre bewegen sich in eben jenem
Spannungsfeld von Subversion und Affirmation, und zwar gleich auf mehreren
Ebenen. Die in der histoire gestaltete Widerstandsbewegung gegen ein jeweils als
totalitär zu bezeichnendes Gesellschaftssystem hat ihren Ausgang im nonkonformen
Verhalten einer jugendlichen Protagonistin, die schließlich zur Symbolfigur des
Protests avanciert. Die Entwicklung der Unangepasstheit einer Einzelnen hin zur
Massenbewegung der Unterdrückten wird dabei auch durch popkulturelle Symbolträger wie Kleidung (Mode) und Musik (’Mockingjay-Melodie‘) forciert. Auf der
anderen Seite steht das, vom Staatsapparat inszenierte, medial verbreitete Spektakel der Hungerspiele, das als pervertierte Reality-TV-Show (unserer Zeit) zur
Kontrolle der Bevölkerung dient und in der Kultur als Ware einer Kulturindustrie im
Sinne Adornos korrumpiert wird.
Divergierende Aspekte von Populärkultur lassen sich im Falle der im Vortrag zu
betrachtenden Dystopien aber nicht nur auf inhaltlicher Ebene ausmachen, sondern
zeigen sich auch im Rahmen von Produktion und Rezeption der Werke. So steht die
kommerzielle multimediale Vermarktung der Texte im Gegensatz zu ihrem gesellschaftskritischen Inhalt. Aspekte populärer Kultur wie Serialisierung, Hybridisierung,
Verfilmung und Crossover-Vermarktung sind hier zu nennen. Betrachtet man die
discours-Ebene, zeichnen sich die Texte einerseits durch konventionelle Erzählmuster wie Linearität, Kohärenz und Einsträngigkeit aus; die Hauptfiguren allerdings
sind komplex gestaltete widersprüchliche Charaktere.
Primärliteratur
Suzanne Collins: Tödliche Spiele. Hamburg 2009. – Orig.-Ausg.: The Hunger
Games, 2008.
Suzanne Collins: Gefährliche Liebe. Hamburg 2010. – Orig.-Ausg.: Catching Fire,
2009.
Suzanne Collins: Flammender Zorn. Hamburg 2011. – Orig.-Ausg.: Mockingjay,
2010.
Veronica Roth: Die Bestimmung. München 2012. – Orig.-Ausg.: Divergent, 2011.
Veronica Roth: Die Bestimmung – Tödliche Wahrheit. München 2012. – Orig.-Ausg.:
Insurgent, 2012.
Veronica Roth: Die Bestimmung – Letzte Entscheidung. München 2014. – Orig.Ausg.: Allegiant, 2013.
Scott Westerfeld: Ugly – Verlier nicht dein Gesicht. Hamburg 2007. Orig.-Ausg.:
Uglies, 2005.
Scott Westerfeld: Pretty – Erkenne dein Gesicht. Hamburg 2007. Orig.-Ausg.:
Pretties, 2006.
Scott Westerfeld: Special – Zeig dein wahres Gesicht. Hamburg 2008. Orig.-Ausg.:
Specials, 2006.
Sekundärliteratur
Bittner, Christian: Literarizität und Komplexität der Jugendliteratur zur Jahrtausendwende. Frankfurt a.M. 2012.
Claeys, Gregory: Ideale Welten: die Geschichte der Utopie. Darmstadt 2011.
Faulstich, Werner/ Knop, Karin (Hgg.): Unterhaltungskultur. München 2006.
Frizzoni, Brigitte/ Tomkowiak, Ingrid (Hgg.): Unterhaltung. Konzepte – Formen –
Wirkungen. Zürich 2006.
Gansel, Carsten: Der Adoleszenzroman. In: Günter Lange (Hgg.):Taschenbuch der
Kinder- und Jugendliteratur. Bd 1: Grundlagen, Gattungen. Baltmannsweiler
2000. S. 359-385.
Glasenapp, Gabriele von / Gina Weinkauf: Kinder- und Jugendliteratur. 2. Aufl. Paderborn 2014.
Glasenapp, Gabriele von: Apokalypse now! Future-Fiction-Romane und Dystopien
für junge LeserInnen. Unveröffentlichter Vortrag, 2012.
Hecken, Thomas: Theorien der Populärkultur. Dreißig Theorien von Schiller bis zu
den Cultural Studies. Bielefeld 2007.
Hienger, Jörg (Hg.): Unterhaltungsliteratur. Zu ihrer Theorie und Verteidigung.
Göttingen 1976.
Hügel, Hans Otto: Lob des Mainstreams. Zu Begriff und Geschichte von Unterhaltung und Populärer Kultur. Köln 2007.
Kausch, Michael: Kulturindustrie und Populärkultur. Fischer 1988.
Kleiner, Marcus S./ Rappe, Michael (Hgg.): Methoden der Populärkulturforschung.
Interdisziplinäre Perspektiven auf Film, Fernsehen, Musik, Internet und Computerspiele. Berlin 2012. (Populäre Kultur und Medien. 3.)
Layh, Susanna: Finstere neue Welten. Gattungsparadigmatische Transformationen
der literarischen Utopie und Dystopie. Würzburg 2014. (Text & Theorie. 13.)
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Sabine Fuchs (Pädagogische Hochschule Steiermark)
„Klassiker reloaded“ am Beispiel der Manga-Serie „Snow White & Alice“
Gerade die AutorInnen und IllustratorInnen der bei Jugendlichen beliebte Form der
Mangas nutzen die genreübergreifende Präsenz von transmedialen Inhalten und/
oder verknüpfen klassische Motive der Kinder- und Jugendliteratur, wobei sie dabei
auch deren mediale Transformationen. Am Beispiel der 2015 auf Deutsch erschienen
neuen Manga-Serie von Pepu können mehrere Aspekte präsentiert werden: Hybridisierung, Popularisierung und Serialisierung von Klassikern. Wesentliche Fragestellungen sind dabei, wie mit den bekannten Figuren verfahren wird (Charakter, Sex,
Äußerlichkeiten), welche Handlungsstrukturen noch erkennbar sind, was inhaltlich
Neues angeboten wird, wie die Serialität die Narration beeinflusst und wie die
mediale Präsentation konkretisiert wurde.
Diese Form von Klassiker-Lektüre fordert von ihren Rezipienten wesentliche Kompetenzen, wie etwa das Lesen von Bildern, ein. Das Potential dieser Lektüre für eine
Literaturdidaktik, die ebenso Mulitmodal Lliteracy anstrebt, sollen gezeigt werden.
Primärliteratur
Pepu (2015) Snow White & Alice. Egmont 2015 (Teil 1-7)
Sekundärliteratur
Arnold, Heinz Ludwig (Hg.) (2009):Comics, Mangas, Graphic Novels. Edition text +
kritik. (=Sonderband V/09)
Rajewsky, Irina O. (2002): Intermedialität. Francke 2002 (=UTB 2261)
Serafini, Frank (2014): Reading the Visual. An Introduction to Teaching Multimodal
Literacy. Teachers College Press
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Carolin Führer / Alexander Wagner (Bergische Universität Wuppertal)
Formen der Wissenspopularisierung im zeitgenössischen Bilderbuch
Technik-, Geschichts-und Medienwissen in Torben Kuhlmanns Maulwurfstadt
und Lindbergh. Die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden Maus
Torben Kuhlmanns bisher erschienene Bücher Lindbergh und Maulwurfstadt unternehmen jeweils Versuche, komplexe Wechselwirkungsbeziehungen zwischen (nicht
nur narrativem) Text- und (nicht nur graphischem) Bild-Material herzustellen. Beide,
von der Kritik hochgelobte, Publikationen widmen sich zudem spezifischen historischen 'Stoffen', der Geschichte der ersten Nonstop-Solo-Atlantiküberquerung per
Flugzeug (durch eine Maus, die zur Vorgeschichte des Atlantikflugs Charles Lindberghs wird), sowie der Darstellung des technischen, sozialen, zunehmend umweltfeindlichen Entwicklungsprozesses einer ersten Siedlung hin zur industrialisierten
Großstadt.
Das geplante Vorhaben möchte speziell das System verschiedener Formen der
Wissenspopulariserung in beiden Büchern in den Blick nehmen. Interessant werden
hier vor allem medienkooperative Verfahren, in denen beispielsweise bestimmte Formen von Bildlichkeit, der typographischen und graphischen Gestaltung des Buches,
mit dem angelagerten Text in Aushandlungsprozesse um verschiedene Wissensformen treten. 'Wissen' wird innerhalb dieser Prozesse auf verschiedene Weisen
gleichsam „im Spiel“ gehalten, sei es durch explizite 'Darstellung', implizite 'Veranschaulichung' (im wörtlichen Sinn) oder etwa suggestive 'Andeutung', deren Aufschlüsselung an ein textäußeres (im Falle Lindberghs aber zugleich buchimmanentes in Form eines Glossars!) Referenzsystem delegiert werden kann. Vordergründig
sollen hierbei die Unterschiede zwischen beiden Büchern untersucht werden. Hinsichtlich der Gegenüberstellung einer Individualperspektive, durchgängiger Begleitung von Bild und Text oder des Settings eines tierischen Protagonisten innerhalb
des von Menschen bewohnten Hamburg der vorletzten Jahrhundertwende (Lindbergh) mit der Darstellung kollektiver Erfahrungen, nur vereinzelten Textstücken und
der geschlossenen 'Tierwelt'-Diegese (Maulwurfstadt) lassen sich verschiedene Formen der bildliterarisch hybriden Inszenierung historischer Ereignisse nachverfolgen.
Ziel des Vortrags soll sein, Kuhlmanns Bücher als reichweitenstarke, gleichsam
'populäre' Bild/Text-Kooperationen für eine annähernde und zunächst nur exemplarische Bestimmung von möglichen Verfahren zur Herstellung, Repräsentation und
Diskursivierung von 'Geschichtlichkeit' und 'Wissen' innerhalb des sogenannten
'Populären' kontexualisierend in Stellung zu bringen. Dabei wird ein erster Katalog
von Darstellungsoptionen entstehen, der einen umfassenden Einblick in die Möglichkeiten der Wissenspopularisierung im Medienkomposit 'populäres Bilderbuch' vorbereitet. Ein Seitenblick auf historische und zeitgenössische Varianten der dargestellten
Phänomene ist ebenfalls Teil des Vorhabens.
Literatur
Benthie, Claudia/Brigitte Weingart (Hg.): Handbuch Literatur und visuelle Kultur.
Berlin u.a. 2014.
Grünewald, Dieter: „Die Kraft der narrativen Bilder“. In: Susanne Hochreiter u.a.
(Hg.): Bild ist Text ist Bild. Narration und Ästhetik in der Graphic Novel.
Bielefeld 2014. S. 17-51.
Hügel, Hans-Otto (Hg.): Handbuch Populäre Kultur. Begriffe, Theorien und Diskussionen. Stuttgart 2003.
Kleiner, Marcus S./Michael Rappe (Hg.): Methoden der Populärkulturforschung.
Interdisziplinäre Perspektiven auf Film, Fernsehen, Musik, Internet und Computerspiele. Berlin 2012.
Kuhlmann, Torben: Lindbergh. Die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden
Maus. Zürich 2014.
Kuhlmann, Torben: Maulwurfstadt. Zürich 2015.
Tthiele, Jens: „Im Bild sein … zwischen den Zeilen lesen. Zur Interdependenz von
Bild und Text in der Kinderliteratur“. In: Mareile Oetken (Hrsg.): Texte lesen –
Bilder sehen. Beiträge zur Rezeption von Bilderbüchern. Oldenburg 2005. S.
11-29.
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Felix Giesa / Andre Kagelmann (Köln)
‚Wahlverwandtschaften’.
Johanna Spyris Heidi
Aktuelle
audio-visuelle
(Re-)Präsentationen
von
Johanna Spyris Heidi kann als eine der populärsten Kinderbuchfiguren überhaupt
bezeichnet werden, sie ist sowohl interkulturell als auch generationenübergreifend
präsent. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass sie und ihre – teilweise an Goethes
Wilhelm Meister angelehnte (vgl. Hurrelmann 1997) – Geschichte fortlaufend
ästhetisch und inhaltlich modifiziert/aktualisiert und so immer wieder neu in die
Bildwelt ihrer jeweiligen Gegenwart eingeschrieben werden. Diese Prozessualisierung einer ‚medialen Wahlverwandtschaft‘ vollzieht sich im „Zeitalter der Wiederholung“ (Eco 1989: 302) allerdings mitunter um den Preis der Tilgung der psychologischen und religiösen Tiefenschicht der beiden Romane (1880/1881).
Der Vortrag möchte einerseits diesem Verlustgeschäft anhand der Analysen ausgewählter aktueller audio-visueller Re-Formulierungen der ‚Legende Heidi‘ nachspüren
und fragt andererseits danach, für was sie in der im vergangenen Jahr erschienenen
computeranimierten Serie (2015) sowie im jüngsten Realfilm (2015) steht und
welches ‚x‘ an die Stelle von Spyris ‚religiösem Regressionsmechanismus‘ (vgl.
Hurrelmann 1995, S. 212) gesetzt wird.
Primärliteratur
Heidi (F/AUS/D/B 2015, Studio 100)
Heidi (D/CH 2015, Alain Gsponer)
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. In: ders.: Werke:
Hamburger Ausg. Bd. 7. München: Beck. 152005.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Wanderjahre. In: ders.: Werke:
Hamburger Ausg. Bd. 8. München: Beck. 152005.
Spyri, Johanna: Heidis Lehr- und Wanderjahre. Eine Geschichte für Kinder und auch
für Solche, welche die Kinder lieb haben. Gotha: Perthes 1880.
Spyri, Johanna: Heidi kann gebrauchen, was es gelernt hat. Eine Geschichte für
Kinder und auch für Solche, welche die Kinder lieb haben. Gotha: Perthes
1881.
Sekundärliteratur
Eco, Umberto (1989): Serialität im Universum der Kunst und Massenmedien. In:
Ders.: Im Labyrinth der Vernunft. Texte über Kunst und Zeichen. Leipzig:
Reclam, S. 301-324.
Hurrelmann, Bettina: Mignons erlöste Schwester. Johanna Spyris Heidi. In: dies.
(Hrsg.): Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur. 9.-11. Tsd. Frankfurt a.M.:
Fischer 1997. S. 191-215.
Wiedmann, Natália: Heidi (2015). In: Filmdienst 2015/25 (online).
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Gabriele von Glasenapp (Köln)
Mensch aus Menschhand. Golemnarrationen in der Populärkultur des 20. und
21. Jahrhunderts
Innerhalb der Vielzahl an künstlichen Menschen, Homunculi, verlebendigten Puppen,
Robotern, Avataren und Cyborgs, die seit dem frühen 19. Jahrhundert Eingang in die
(europäische) Literatur gefunden haben, nimmt die Figur des Golem eine besondere
Position ein. In ihrer bekanntesten Ausprägung ist ihre Entstehung zwar ebenfalls
eng verknüpft mit der Literatur der Romantik, anders als die übrigen von Menschen
erschaffenen künstlichen Menschen ist ihr Wirken auf lange Zeit jedoch ausschließlich auf den jüdischen Kontext bezogen, dem sie ihre Entstehung verdankt:
Ihre Kreation ist daher auch weniger der menschlichen Hybris geschuldet, sondern
vielmehr den beständigen Bedrohungsszenarien, denen sich die jüdische Minderheit
im Laufe ihrer Geschichte ausgesetzt sah.
Vor allem in dieser Funktion als genuine Helferfigur hat die Golemfigur in den letzten
200 Jahren zunächst innerhalb der jüdischen, später auch in der nichtjüdischen
phantastischen Literatur vielfältigen Ausdruck gefunden – in Literaturen, die mehrheitlich sowohl an Erwachsene wie an Heranwachsende adressiert waren. Bereits im
20. Jahrhundert hat die Golemfigur vielfältige Umcodierungen, neue semantische
Besetzungen, aber auch mediale Entgrenzungen sowohl in der Kinder- wie auch in
der allgemeinen Literatur erfahren, die sich nach der Jahrtausendwende vor allem in
innovativen Formaten der Fantasyliteratur manifestieren.
Der Vortrag fokussiert die unterschiedlichen (jüdischen wie nichtjüdischen)
Traditionslinien, die mit der Figur des Golem innerhalb der verschiedenen Literaturen
seit der Romantik in Erscheinung getreten sind, wobei ein besonderes Augenmerk
auf die trans- wie erinnerungskulturellen, aber auch medialen Konfigurationen der
Figur bis in die Gegenwart gelegt werden soll.
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Lena Hoffmann (Münster)
„Dann googelst du einfach.“ Herrndorfs Tschick als intermedialer CrossoverText
Mein Vortragsvorschlag widmet sich Wolfgang Herrndorfs 2010 erschienenem
Roman Tschick, insbesondere dem im Text implementierten intermedialen Referenzbereich, der ihn zu einem mehrfachadressierten, das heißt bei Jugendlichen wie
Erwachsenen populären Text werden lässt. Tschick ist so populär bei unterschiedlichen Generationen, ein Crossover-Text, weil er auf unterschiedliche populäre
mediale Formen referiert, ihre Strukturen inkorporiert sowie wiederholt auf populärkulturelle Formate verweist, die eben generationenübergreifend rezipiert werden.
Dies geschieht auch mittels Genrehybridisierung, die populäre Genres der Literatur
mit Film- und Computerspiel-Narrativen kombiniert, sowie der Implementierung einer
„Hierarchie des Wissens“, die insbesondere das mediale Wissen unterschiedlicher
Generationen strukturiert und zeigt, dass das Wissen der Figuren in Tschick eines
ist, das sich entlang populärer Medien entwickelt. Mittels Close Reading möchte ich
in meinem Vortrag Formen und Funktionen dieser populärkulturellen und multimedialen Referenzen analysieren (das heißt auch, sie hinsichtlich ihres mehrfachadressierenden und damit popularitätssteigernden Potentials zu untersuchen) und
insbesondere auf die Textstrukturen verweisen, die Tschick zu einem immersiven,
interaktiven Text machen.
Diese textuellen Strategien spiegeln sich in den Produktionslogiken wie Rezeptionsweisen des Romans. Die Interferenzen zwischen Tschick und Herrndorfs Weblog
Arbeit und Struktur (der unter anderem den Produktionsprozess des Romans
beschreibt) sowie seinem Romanfragment Bilder Deiner großen Liebe (erschienen
2014) setzen den Text in einen engen Verbund aus Kinder- und Jugend- und
Allgemeinliteratur und popliterarischem Erzählen im Blog, die überaus erfolgreiche
Bearbeitung des Stoffes für das Theater sowie die Verfilmung unter der Regie von
Fatih Akin verorten Tschick in einem multimedialen Verbund. Der Roman inszeniert
seine gleichzeitige Partizipation im kinder- und jugendliterarischen wie allgemeinliterarischen System sowie seinen Schnittstellenstatus zwischen Text und digitalen
Medien und wird somit zu einem Teil „literarischer Massenkunst“, wie Gerhard Lauer
es für Joanne K. Rowlings Harry Potter-Romane postuliert.
Der Vortrag widmet sich also dem Status Tschicks als Crossover-Text und begründet
seine generationenübergreifende Popularität über die Schaffung eines intermedialen
Referenzbereiches. Insbesondere berufen werde ich mich auf Gerhard Lauers
Aufsatz zu Harry Potter, Christoph Jürgensens Aufsatz zur ästhetischen Doppelcodierung Tschicks, Moritz Baßlers Überlegungen zum Populären Realismus,
Claudia Nelsons sowie Poushali Bhadurys Aufsätzen zur Metaisierung in Kinder- und
Jugendliteratur.
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Heidi Lexe (Wien)
Hansel & Gretel go pop
Wenige Märchen stehen so sehr im Zentrum transtextueller und transmedialer
Beziehungsgeflechte wie die Nummer 15 der „Kinder- und Hausmärchen“: Die
Geschichte der Bearbeitungen, Adaptionen, Neu-Illustrierungen und Transformationen von „Hänsel und Gretel“ reicht vom Bilderbuch bis zur Graphic Novel, von der
queeren Parodie bis zum Jugendroman, vom Popsong bis zur Kinderoper, vom
Actionfilm bis zum Horrormovie. In Fernsehserien, Werbeangeboten, Karikaturen und
Kochbüchern („How to cook children“) wird auf Motive und erzählerische Versatzstücke Bezug genommen.
Entstehungsgeschichtlich fällt der Blick (beginnend mit Giambatista Basiles „Pentamerone“) dabei auf die beiden im Wald ausgesetzten Kinder – wobei der Wald bis
heute seine entsprechende illustratorische Inszenierung erfährt. In erzählerischen
Neu-Inszenierungen des Märchens in der zeitgenössischen Kinder- und Jugendliteratur fokussiert der Blick stärker auf die Figur der Hexe, deren Biografie in Werken
wie „Im Zauberkreis“ von Donna Jo Napoli zum eigentlichen Erzählgegenstand wird.
Je näher solche Neu-Inszenierungen an die Populärkultur rücken, desto deutlicher
erhalten die angesprochenen Figuren und Motive den Duktus des Horrors.
Für den Vortrag geplant ist einerseits ein Streifzug durch die Vielzahl transtextueller
und transmedialer Bezugnahmen auf das Märchen (Stichwort: Materialschlacht J );
andererseits aber der Versuch, den biografischen Erweiterungen und Psychologisierungen der Figuren zu folgen und dabei die Bedeutung popkultureller Elemente in
den Blick zu nehmen. Welche Genre der Populärkultur greifen auf Handlungselemente, Motivik und Figuren von „Hänsel und Gretel“ zurück? Worin liegt das
Action- und Horror-Potential des Märchens und mit welchen medialen Mitteln werden
diese Genreaspekte inszeniert?
Literatur
Bachmeier, Max: Märchenextravaganza. Mannheim: Kunstanstifter 2011.
Basile, Giambattista: Das Märchen der Märchen. Das Pentamerone. Hrsg. v. Rudolf
Schenda. Aus dem Italienischen von Hanno Helbling, Alfred Messerli, Johann
Pögl u.a. München: C. H. Beck 2000.
Browne, Anthony: Hansel and Gretel. London: Walker Books 2008.
Brüder Grimm: Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen
Ausgaben veröffentlichter Märchen und Herkunftsnachweisen von Heinz
Rölleke. 3 Bd. Stuttgart: Reclam 1980 (=RUB 3191/3192/3193).
Brüder Grimm / Sybille Schenker: Hänsel und Gretel. Zürich: minedition 2011.
Brüder Grimm: Märchen. Ausgewählt und illustriert von Lisbeth Zwerger. Zürich: minedition 2012.
Gelberg, Hans-Joachim (Hrsg.): Neues vom Rumpelstilzchen und andere HausMärchen von 43 Autoren. Illustriert von Willi Glasauer. Weinheim: Beltz &
Gelberg 1981.
Grimm, Jacob und Wilhelm / Susanne Janssen: Hänsel und Gretel. Rostock:
Hinstorff 2007.
Grimm, Jacob und Wilhelm / Lorenzo Mattotti: Hänsel und Gretel. Hamburg: Aladin
2012.
Howard, Martin / Colin Stimpson: Esmelia Sniff’s HOW TO COOK CHILDREN. A
grisly recipe book for gruesome witches. London: Pavilion 2008.
Lemke, Donald / Sean Dietrich: Hansel und Gretel: The Graphic Novel. Mankato:
Stone Arch Books 2008.
Märchen der Brüder Grimm. Illustriert von Nikolaus Heidelbach. Weinheim: Beltz &
Gelberg 1995.
Moers, Walter: Ensel und Krete. Ein Märchen aus Zamonien von Hildegunst von
Mythenmetz. Aus dem Zamonischen übertragen, illustriert und mit einer
halben Biografie des Dichters versehen von Walter Moers. Mit Erklärungen
aus dem Lexikon erklärungsbedürftiger Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens und Umgebung von Professor Dr. Abdul Nachtigaller. München: Goldmann 2002 [EA Eichborn 2000].
Pullman, Philip: Grimms Märchen. Mit Bildern von Shaun Tan. Aus dem Englischen
von Martina Tichy. Hamburg: Aladin 2013.
Pearce, Jackson: Sweetly. London: Hodder Children’s Books 2012.
Perrault, Charles: Der kleine Däumling. In: Sämtliche Märchen. Mit 10 Illustrationen
von Gustave Doré. Übersetzt und Nachwort von Doris Distelmaier-Haas.
Stuttgart: Reclam 1986 (=RUB 8355).
Medien
Grimm. Fernsehserie. Season 1, Episode 10 – Orange Grinder. Regie: Norberto
Abrba. USA 2011. 45 min.
Hansel & Gretel. Witch Hunters. Film von Tommy Wirkola. D/USA 2013. 88 min.
Hansel & Gretel. Dark Fantasy. Film von YIM Phil-sung. South Korea 2007.
Hansel and Gretel get baked. Film von Duane Journey. USA 2103.
Humperdinck, Engelbert / Herbert von Karajan: Hänsel und Gretel. CD. Merenberg:
Zyx-Classic 2012.
Walter Moers: Ensel und Krete. Ein Märchen aus Zamonien. Gelesen v. Dirk Bach. 6
CDs. Eichborn 2001.
Shrek 2. Film v. Adam Adamson. USA 2004. 93 min.
Trabitsch, Klaus und Freunde: Butzemann – Die schönsten Kinderlieder. CD, 2005.
Roher, Michael / Elisabeth Steinkellner: Wer fürchtet sich vorm lila Lachs? Ein
Märchenbuch. Wien: Luftschacht 2013.
Beiträge
Genette, Gérard: Palimpseste. Die Literatur auf zweiter Stufe. Aus dem
Französischen v. Wolfram Bayer u. Dieter Hornig. Berlin: Suhrkamp 1993
[=edition suhrkamp 1683].
Es war einmal. Die wahren Märchen der Brüder Grimm und wer sie ihnen erzählte.
Illustriert von Albert Schindelhütte. Hg. v. Heinz Rölleke und Albert Schindelhütte. Frankfurt: Eichborn 2011.
Lüthi, Max: Märchen. 10., aktual. Aufl. bearb. v. Heinz Rölleke. Weimar: J.B. Metzler
2004.
Mieder, Wolfgang: Hänsel und Gretel. Das Märchen in Kunst, Musik, Literatur,
Medien und Karikaturen. Wien: Praesens Verlag 2007. S.112f.
Neuhaus, Stefan: Märchen. Tübingen: Francke Verlag 2005 (=UTB 2693). S.17.
Rölleke, Heinz: Die Märchen der Brüder Grimm. Eine Einführung. Stuttgart: Reclam
2004 [RUB 17650].
Die Brüder Grimm – 200 Jahre Grimmsche Märchen: Ein deutscher Welterfolg und
seine Autoren. ZEIT Geschichte 4/2012.
Zöhrer, Marlene: Weltliteratur im Bilderbuch. Wien: Praesens Verlag 2010 (= Kinderund Jugendliteraturforschung in Österreich 12).
u
Christine Lötscher (Universität Zürich)
Sherlocked. Sherlock Holmes und die Liebe im Medienverbund
„Es gibt wohl kaum eine literarische Figur, die so häufig fortgeschrieben, umgedeutet
und parodiert wurde wie Arthur Conan Doyles genialer Logiker“ schrieb Benjamin
Moldenhauer kürzlich auf Spiegel Online in seiner Besprechung der aktuellsten
Adaption mit Ian McKellen als alternder Holmes – und das Guiness-Buch der
Rekorde gibt dem Journalisten Recht: 2012 wurde Holmes der Weltrekord „for the
most portrayed literary human character in film & TV“ zuerkannt. Literarische
Adaptionen und Videospiele sind hier nicht einmal mitgerechnet, von abertausenden
von Fanfictions ganz zu schweigen. Zurzeit laufen zwei Holmes-Serien, welche beide
die Fälle des populärsten aller Detektive in die Gegenwart verlegt haben: Einmal ins
zeitgenössische London (SHERLOCK, seit 2010, mit Benedict Cumberbatch als
Holmes und Martin Freeman als Watson), einmal in New York (ELEMENTARY, seit
2012, mit Jonny Lee Miller als Holmes und Lucy Liu als Joan Watson). Die beiden
Serien haben, zusammen mit den beiden Holmes-Filmen von Guy Ritchie (SHERLOCK
HOLMES, 2009; SHERLOCK HOLMES – A GAME OF SHADOWS, 2011) mit Robert Downey
Jr. und Jude Law in den Hauptrollen, eine neue Popularitätswelle ausgelöst, mit einer
multimedialen, globalen Fankultur, an der Jugendliche und junge Erwachsene
intensiv beteiligt sind. Das hat nicht nur mit Holmes’ genialen Deduktionen zu tun,
sondern vor allem damit, dass der bei Conan Doyle absolut eingefleischte Junggeselle extradiegetisch zum Teenager-Sexsymbol und intradiegetisch zum romantisch Liebenden geworden ist. Eine ganze Reihe von kürzlich erschienenen Romanen für Jugendliche und junge Erwachsene spinnen die in Adaptionen neu entwickelten Erzählstränge weiter und verarbeiten sie mit Tendenzen aus der Fankultur.
In meinem Vortrag möchte ich am Beispiel von Holmes’ Liebesgeschichten das
paradox erscheinende Phänomen untersuchen, dass Transmedia Storytelling (Henry
Jenkins) und das Spiel mit Stars und ihren Images (vgl. Hans-Otto Hügel) eine
populäre Figur am Leben erhalten können, indem es sie, auch und gerade gegen
den Strich des Originals, neu erfinden. Der Einzug der Liebe in den Holmes-Stoff
bringt eine Genrehybridisierung mit sich, die wiederum Auswirkungen auf die Affektpoetik der Adaptionen zeitigt (vgl. Hermann Kappelhoff).
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Stefanie Nosic (Köln)
Fan Fiction als komplexes Phänomen – eine Ausdifferenzierung
Innerhalb der interdisziplinär ausgerichteten Forschung wird Fan Fiction, insbesondere unter Rekurs auf poststrukturalistische Theorien, als ein Textarchiv (Derecho
2006) verstanden. Subjektive Bedeutungszuschreibungen, die sich im Um-, Weiterund Überschreiben unterschiedlichster Medienformate ausdrücken, werden durch die
Nutzung entsprechender Distributionsformen in das Fankollektiv zurückgespielt und
rufen dadurch soziale Beteiligung im Sinne dynamischer Aushandlungsprozesse hervor. Fan Fiction wird dabei auch als Konsequenz zunehmend dominierender, dezidiert konvergenter und populärer Erzähl- und Vermarktungsprinzipien des größtenteils global agierenden Medienmarktes und ubiquitär genutzten Medienverbundes
verstanden (vgl. Jenkins 2006, 93ff). Schaut man auf die in einschlägigen OnlineForen zahlenmäßig dominierende Fan Fiction, zeigt sich ein Um- und Fortschreiben
überproportional häufig bei den „Heldendichtungen unserer Zeit“ (Ewers 2011), also
populären, phantastischen All-Age-Formaten. So evoziert und motiviert insbesondere
dieses Korpus mit seinen textseitig angelegten eskapistischen Impulsen eine große
Interaktions- und Imaginationsbereitschaft sowie ausgeprägte Partizipationswünsche bei den Lesern, welche sich nicht nur in (affirmativen bis subversiven)
Textproduktionen abseits professioneller Schreibroutinen, sondern auch in (in-)offiziellen Online-Foren, Webseiten, News-gruppen, Diskussionsportalen, Podcasts, Video-Mashups und Conventions niederschlagen, die sich allesamt der Archivierung
sowie Ausgestaltung und ‚Möblierung’ der fiktiven Welten widmen.
Der Beitrag untersucht die gegenwärtige Erzählform Fan Fiction und nimmt dabei
Charakteristika und Besonderheiten dieses Subsystems, in erster Linie auf der
Handlungsebene, aus literatur-/ kulturwissenschaftlicher Perspektive in den Blick. Es
wird der Frage nachgegangen, welche Organisationsstrukturen, Handlungsrollen und
Aneignungslogiken mit Blick auf die
1. Produktion (Autorschaft; Schreibroutinen, -haltungen und -gratifikationen),
2. Distribution (‚zine-culture’, prozessuale und ‚serielle’ Publikationskultur) und
3. Rezeption (Leserschaft als „Editor“ Karpovich 2006 bzw. „co-creator“ Pugh 2005,
223)
die Fan Fiction(-szene) ausbildet und stabilisiert.
Weiterhin wird exemplarisch an der (Fan Fiction-)Autorin Judith Rumelt (Pseudonym:
Cassandra Clare) und ihrem literarischen Programm verdeutlicht, wie dieses mittlerweile funktional und sozial differenzierte Subsystem literarische Diskurse demokratisiert sowie an mancher Stelle Hoheitsrollen und Steuerungsdynamiken des konventionellen Literaturbetriebs dekonstruiert.
Literatur
Black, Rebecca W: Adolescents and Online Fan Fiction. New York u. a.: Peter Lang
2008.
Derecho, Abigail: Archontic Literature. A Definition, a History, and Several Theories
of Fan Fiction. Hellekson, Karen/Busse, Kristina: Fan Fiction and Fan Communities in the Age of the Internet: New Essays. Jefferson/London: McFarland
2006, S. 153-171.
Ewers, Hans-Heino: Fantasy - Heldendichtung unserer Zeit: Versuch einer Gattungsdifferenzierung. In: Zeitschrift für Fantastikforschung (2011) H. 1, S. 5-23.
Hellekson, Karin/Busse, Kristina: Fan Fiction Studies Reader. Iowa City: Univ. of
Iowa Press 2014.
Jamison, Anne E.: Fic: Why Fanfiction Is Taking Over the World. Dallas: Smart Pop
2013.
Jenkins, Henry: Convergence Culture. Where Old and New Media collide. New York
and London: New York University Press 2006.
Jenkins, Henry: Textual Poachers: Television Fans and Participatory Culture.
Updated 20. Anniversary Edition. New York: Routledge 2013.
Karpovich, Angelina I: The Audience as Editor. The Role of Beta Readers in Online
Fan Fiction Communities. In: Hellekson, Karen/Kristina Busse: Fan Fiction and
Fan Communities in the Age of the Internet: New Essays. McFarland 2006, S.
171-189.
Pugh, Sheenagh: The Democratic Genre: Fan Fiction in a Literary Context. Bridgend:
Seren 2005.
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Mareile Oetken (Oldenburg)
„Vergesst die Schule, und stellt euch stattdessen einen Wald vor.“ Wie
Felicitas Hoppe Hartmann von Aues Iwein als Kinderroman gestaltet.
Weder in der Forschung noch in der Schule erfährt das Mittelalter zentrale Aufmerksamkeit, doch dient es der Populärkultur als schier unerschöpflicher Erzählvorrat;
denn „die Geschichte sei eine Wunschmaschine“, formuliert der Historiker Valentin
Groebner und „übers Mittelalter zu reden und schreiben heißt, Wünsche zu verhandeln.“ (Groebner 2008)
Hartmann eröffnete mit Iwein (neben Erec) die Artusepik, eine der ergiebigsten
Quellen populärer Erzählstoffe, und greift dafür unmittelbar auf den französischen
Yvain von Chrestien zurück. Doch „Hartmann“, so der Mediävist Hausmann, „erzählt
wieder, was Chrestien erzählt hatte“ und übersetzt ausdrücklich nicht (Hausmann
2001, 94). Ihre Fassung des Iwein Löwenritter (2008) für Kinder versteht Felicitas
Hoppe dagegen explizit als „Übersetzung“ (Hoppe 2001).
Der Vortrag stellt die narrativen Strategien Hoppes ins Zentrum, mit denen sie den
fast 1000 Jahre alten Versroman über einen zwischen Ehe und Ehre, Schuld und
Sühne, Trauer und Trost zerrissenen Helden als Kinderroman gestaltet.
Darüber hinaus wird zu fragen sein, ob und wie diese Form der Übersetzung
komplexer mittelhochdeutscher epischer Dichtung zu einem explizit an Kinder
adressierten Werk als Popularisierung verstanden werden kann, welche Funktionen
dem Verhandeln von Wünschen, dem Erzeugen von Affekten und Fantasien, der
Nähe zum Original und den kräftigen Pinselstriche Sowas zukommen.
Primärliteratur
Hartmann von Aue: Iwein. Aus dem Mittelhochdeutschen von Max Wehrli. Zürich:
Manesse 1988
Hoppe, Felicitas (2011): Iwein Löwenritter. Erzählt nach dem Roman Hartmann von
Aues. 1.A. 2008. Frankfurt a.M.: Fischer
Sekundärliteratur
Büsser, Muriel (2011): Affektstrategien in der Kinderliteratur. Eine rhetorische
Wirkungsanalyse. Frankfurt a.M. u.a.: Peter Lang
Cormeau, Christoph/Störmer, Wilhelm (2007): Hartmann von Aue. Epoche, Werk,
Wirkung. 3.aktualis. A. München: Beck
Curschmann, Michael (2007): Wort, Bild, Text. Studien zur Medialität des Literarischen in Hochmittelalter und früher Neuzeit. Baden-Baden: Valentin Koerner
[Saecvla spiritalia; Bd.43; Bd.44]
Fiske, John (2008): Populäre Texte, Sprache und Alltagsstruktur. In: Texte zur
Theorie des Pop. Hrsg. v. Goer, Charis; Greif, Stefan; Jacke, Christoph.
Stuttgart: Reclam 2013, S.166-223 [RUB; Bd. 19035]
Groebner, Valentin (2008): Das Mittelalter hört nicht auf. München: Beck
Hausmann, Albrecht (2001): Mittelalterliche Überlieferung als Interpretationsaufgabe.
Laudines Kniefall und das Problem des ganzen Textes. In: Text und Kultur.
Mittelalterliche Literatur 1150-1450. Hrsg. v. Peters, Ursula. Stuttgart, Weimar:
Metzler, S.72-95
Hoppe, Felicitas (2010): Abenteuer – was ist das? Göttingen: Wallstein
Hügel, Hans-Otto (Hrsg.) (2003): Handbuch Populäre Kultur. Stuttgart, Weimar:
Metzler
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Niels Penke (Siegen)
Populäre Fortschreibungen. Historische Varianten der Fan Fiction
Aus dem Bereich der Fan Fiction stammen quantitiativ höchst umfangreiche literarische Korpora. Zu Harry Potter, Twilight oder Hunger Games existieren Hunderttausende oder sogar Millionen Texte. Vor allem im Internet haben sich diese
spielerischen Fortschreibungs- und Interpretationspraktiken geschlossener literarischer Systeme bedient und diese zum shared universe, zum nahezu grenzenlosen
Experimentierfeld ausgebaut. Sowohl die Ausgangstexte als auch die neu entstehenden richten sich an ein vorwiegend an jugendliche Leser/innen und junge Erwachsene, von denen auch viele der Texte verfasst sind.
Während die gegenwärtige Fan Fiction bereits einige Aufmerksamkeit der Forschung
bekommen hat, ist die Frage, wann und wo Fan Fiction eigentlich anfängt, noch nicht
gestellt worden. Wie verhalten sich die zahlreichen Robinsonaden, Wertheriaden,
Wilhelm Meister oder Faust-Dichtungen dazu, wie ‚klassische‘ serielle Erzählungen/Reihen, die ebenfalls auf (zunächst) nicht lizensierten Fortsetzungen anderer
Autor/innen basierten – und in einigen Fällen auch für ein explizit kind- bzw. jugendliches Publikum aufbereitet wurden?
Mein Beitrag möchte diesen historischen Vorläufern nachgehen, um zum einen die
konkreten Adaptionen (wer adaptiert was wie) in den Blick zu nehmen und dabei die
Frage zu diskutieren, wann die ‚hochkulturelle‘ (und damit immer implizit ‚legitime‘)
Fortschreibung zu lediglich noch im Rahmen populärkultureller Vermittlung legitimierter Fan Fiction wird, und welche ästhetischen Wertungen damit einhergehen.
Schwerpunkte: Rezeption und Aneignung, partizipative Kulturen, Fan Fiction /
Serien, Serialisierung, Serialität
[Behandelte Fragen u. Texte: Begriff des Fans: Hochkulturelle Adaption vs. Stigmatisierendes Fandom / Verbreitungsmedien: Zeitschriften, anonyme Drucke vs. Fanzines, Internet / Texte: Robinsonaden, Faust, Dracula, Harry Potter, Twilight]
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Andreas Peterjan (Klagenfurt)
Von der Chronologie zur Topographie? Walter Moers‘ räumliches Erzählmodell
„Zamonien“
Es scheint, als hätte Walter Moers in seinen phantastischen Zamonien-Romanen der
Chronologie eine definitive Absage erteilt. Die mittlerweile sechs Romane lassen sich
in keinem linearen Vor- oder Nachfolgeverhältnis zueinander positionieren, inhaltliche Berührungspunkte zwischen den Handlungen der Einzelbände ergeben sich nur
in marginaler Form. Eine kontinuierliche Aneinanderreihung der Romane zu einem
fortgesetzten Gesamtgeschehen lässt sich also definitiv nicht bewerkstelligen.
Vielmehr verfolgt Moers offenbar die Intention, den Leser über die zeitliche Situierung der Geschehnisse bewusst im Unklaren zu lassen.
Letztlich wird sogar der Erscheinungszeitpunkt der Romane am Buchmarkt
spielerisch relativiert: laut Para- und (feuilletonistischem) Epitext entspringt nicht
einmal die Reihenfolge ihrer Veröffentlichung dem Willen des Autors, sondern wird
als Resultat eines willkürlichen Selektionsprozesses seitens eines fiktiven Übersetzers ausgewiesen.
Erst diese strikte Disqualifikation von Linearität ermöglicht es Moers, sein Konzept
eines verstärkt räumlich gedachten Erzählmodells umzusetzen: „Für mich war
schon beim ersten Buch der eigentliche Held […] der Kontinent Zamonien. Dessen
Geschichte […] möchte ich weitererzählen, in alle möglichen Richtungen.“1 Das
Resultat dieser Überlegungen ist ein Romankonvolut, das seinen inneren Zusammenhalt nicht durch inhaltliche Fortführung oder Beibehaltung des Figureninventars
erzeugt, sondern durch den gemeinschaftlich Rekurs auf einen universellen MetaCode: Die Romane teilen sich abseits identischer kosmologischer Rahmenbedingungen insbesondere (formale) Techniken der Darstellung von Wissen. Diese
bestehen etwa in der detaillierverliebten Simulation einer umfassenden „akademischen Kultur“ in Zamonien – welche sich in zahlreichen Fußnoten, Querverweisen
oder Zitaten aus fiktiven Lexikonartikeln innerhalb der Texte niederschlägt – oder der
Paraphrasierung realer künstlerischer Vorbilder, die in sämtlichen ZamonienRomanen als versteckte oder offen zitierte Referenzen auftauchen.
Obwohl jeder Zamonien-Band unterschiedliche Erzählinteressen und Inhalte verfolgt,
zeichnet sich das Konvolut somit durch ein hohes Maß an literarischer Kohärenz aus.
Zamonien ist kohärent, ohne stringent zu sein. Hierfür bietet der von Deleuze und
Guattarri entwickelte Begriff des „Rhizoms“ das passende Vergleichsbild: ein
Wurzelgeflecht ohne Ende und Anfang, dessen Blüten – obwohl aus derselben
Wurzel sprießend – an unterschiedlichsten Stellen zu Tage treten.2 Jeder Band ist
somit als einzelner Teil in einem „topographisch organisierte(n) Netzwerk aus isolierten narrativen Einheiten“3 zu verstehen, durch das der Leser sich seinen Weg zu
bahnen hat.
Obwohl diese bewusste Verrätselung den Rezeptionsgewohnheiten des (vorwiegend) jugendlichen Lesepublikums der Zamonien-Romane zu widersprechen
scheint, haben sich die Bücher unter Kindern und Jugendlichen zu beachtlichen Verkaufserfolgen entwickelt.
Der Vortrag erläutert, wie in Moers‘ Zamonien-Komplex chronologische Ordnungsbegriffe spielerisch relativiert, aufgelöst und in eine topographisch geprägte Erzählweise überführt werden. Hierfür werden literaturwissenschaftliche (Poststrukturalismus, Hyperfiction und Mehrfachadressierung von KJL) und raumwissenschaftliche
Theorien (insbesondere das Rhizom-Konzept als postmoderne Form der Wissensorganisation) herangezogen. Bezüge zum Tagungsprogramm ergeben sich vor allem
zu den Punkten „Serien, Serialisierung, Serialität“ und, aufgrund der Mehrfachadressierung und intertextuellen Dimension der Zamonien-Texte, zum Thema
„Crosswriting / Crossover“.
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Walter Moers im Zamonienkurier. Unter: http://www.zamonien.de/pdf/zamonienkurier.pdf Zugriff 02.12.2015.
Vgl. Giles Deleuze und Felix Guatarri: Tausend Plateaus: Kapitalismus und Schizophrenie. Berlin: Merve 1993.
Jörg Helbig: Wie postmodern ist Hyperfiction? Formen der Rezeptionslenkung in fiktionalen Hypertexten. In: Jan Alber und Monika
Fludernik: Moderne / Postmoderne. Trier: Wissenschaftlicher Verlag Trier 2003, S. 299 – 315, zit. S. 309. 1
2
3
Ina Schenker (Bremen)
Bibi Blocksberg – Figur der Macht. Eine Analyse der Erzählformen
Das populäre und serielle Kinder- und Jugendhörspiel ist ein Genre von besonderer
Spezifik im deutschsprachigen Raum. In nur wenigen anderen Hörkulturen finden
sich vergleichbare Verkaufszahlen für vom Rundfunk losgelöste, elektroakustisch
vermittelte Geschichten, die darüber hinaus ausgeprägte transmediale Erzählformen
und eine Figurenentwicklung im Medienverbund aufweisen. So konzentrieren sich
Forschungsfragen an diesen Gegenstand neben einer pädagogischen Ausrichtung
auch vor allem auf diese crossmedialen Perspektiven. Grundlagen, die dieser Beitrag
nutzen und durch eine Blickrichtung auf kulturtheoretische Fragestellungen erweitern
wird.
Das spezifische deutschsprachige popkulturelle Phänomen Bibi Blocksberg wird aus
den über einen gemeinsamen Fokus auf Dominanz- und Gewaltfragen eng miteinander verzahnten theoretischen Blickwinkeln der Gender- und Postcolonial
Studies in Bezug auf seine Erzählformen, Narrative und Figuren betrachtet. Bibi
Blocksberg ist neben Benjamin Blümchen, den Drei Fragezeichen und Fünf
Freunden die wohl bedeutendste Kinderhörspielfigur. Als Hexe schreibt sie sich in
eine der ältesten Archetypen traditioneller Erzählformen ein und prägt diese Figur in
einer zeitgenössischen Ausrichtung entscheidend mit. Ihre Hexenkraft verleiht ihr
darüber hinaus Verfügungsgewalt über Mensch, Tier und Umwelt und setzt sie damit
in eine anarchistische Machtposition, die zu analysieren ist. Die These lautet, dass
die Figur Bibi Blocksberg strukturelle Ambivalenz auf verschiedenen Hierarchisierungsebenen verkörpert. Einsatz für Geschlechtergerechtigkeit und Manifestation von
Kolonialrassismen sind zugleich in der transmedialen Figur und ihren Erzählformen
verankert. Somit geht der Beitrag folgenden Fragen nach: Welche Identitätsangebote
stellt Bibi Blocksberg für ihre HörerInnen aus Gender-perspektive bereit? Welche
Imaginationsangebote generieren Bibis magische Fähigkeiten in Bezug auf Machtgefüge im Kulturkontakt aus postkolonialer Sicht? Fungiert die Hexenfigur als ein
Archiv kulturellen Geschlechterwissens und Machtpraxen?
Methodisch stützt sich die Analyse auf hörspielnarratologische Detailuntersuchungen, die mit Hilfe einer kritischen Diskursanalyse in einen größeren Kontext gesetzt
werden können, der auch den Medienverbund einbezieht.
Literatur
Baier, Andrea Christine. "Bibi Blocksberg – Medienverbund für Kinder: Untersuchungen zur Konzeption und zur medienübergreifenden Vermarktung."
http://hdms.bsz-bw.de/frontdoor/index/index/docId/7, (2003) Print.
Bender-Wittmann, Uschi. "Gender in der Hexenforschung: Ansätze und Perspektiven." Geschlecht, Magie und Hexenverfolgung / hrsg. von Ingrid AhrendtSchulte (2002): 13-37. Print.
Bovenschen, Silvia. "Die aktuelle Hexe, die historische Hexe und der Hexenmythos:
Die Hexe: Subjekt der Naturaneignung und Objekt der Naturbeherrschung."
Der Hexenstreit / hrsg. von Claudia Opitz (1995): 36-98. Print.
Chancer, Lynn S., and Beverly Xaviera Watkins. Gender Race and Class: an overview. Malden, Mass.: Blackwell, 2006. Print.
Castro Varela, María do Mar, und Nikita Dhawan. Postkoloniale Theorie: Eine
Kritische Einführung. Bielefeld: Transcript, 2005. Print.
Ette, Ottmar. ZusammenLebensWissen. Berlin: Kulturverl. Kadmos, 2010. Print.
Huwiler, Elke. Erzähl-Ströme im Hörspiel: Zur Narratologie der elektroakustischen
Kunst. Paaderborn: Mentis, 2005. Print.
Jäger, Siegfried. Kritische Diskursanalyse: Eine Einführung. Münster: Unrast-Verl.,
2009. Print.
Kleiner, Marcus S., und Michael Rappe. Methoden der Populärkulturforschung: Interdisziplinäre Perspektiven auf Film, Fernsehen, Musik, Internet und Computerspiele. Berlin [u.a.]: Lit, 2012. Print.
McGillis, Roderick. Voices of the Other: Children’s Literature and the Postcolonial
Context. New York, NY [u.a.]: Garland Publ., 2000. Print.
Rudolph, Andrea, Marion George, and Valérie de Daran. Hexen: Historische Faktizität und fiktive Bildlichkeit. Dettelbach: Röll, 2004. Print.
Strohmeier, Gerd. "Politik bei Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg." Aus Politik
und Zeitgeschichte / hrsg. von der Bundeszentrale für politische Bildung 55.41
(2005): 7-15. Print
Andere Medien
Donnelly, Elfie. Bibi Blocksberg - Das Feuerrote Nashorn. Berlin: Kiddinx, 1995.
Audio. Bibi Blocksberg; 62.
---. Bibi Blocksberg - Im Orient. Berlin: Kiddinx, 2006. Audio. Bibi Blocksberg; 50.
--- Bibi Blocksberg - Der Kleine Hexer. Berlin: Kiddinx, 2008. Audio. Bibi Blocksberg;
17.
---. Bibi Blocksberg - Oma Grete Sorgt für Wirbel. Berlin: Kiddinx, 2008. Audio. Bibi
Blocks-berg; 90.
Royce Ramos. Bibi Blocksberg - Im Orient. Berlin: Kiddinx, 2009. Film.
http://www.bibiblocksberg.de
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Ludger Scherer (Bonn)
Märchenfilme und Populärkultur. Zur kinematographischen Inszenierung von
Volkskultur im Chronotopos ‹Märchenzeit›
Märchen haben als kinderliterarische Schlüsselgattung auch zunehmende Bedeutung im Bereich der Young Adult-Medien und weisen eine lange historische Entwicklung auf, die auf die Volkskultur der Frühen Neuzeit und deren Neuentdeckung in der
Romantik verweist. So gehen zahlreiche in den Grimmschen Fassungen weltweit
bekannt gewordene Märchen auf erstmals in der Romania literarisierte Texte zurück,
die vor allem aus Giovan Francesco Straparolas Novellensammlung Le piacevoli
notti (1550/1553), Giambattista Basiles als Pentamerone bekanntem Werk Lo cunto
de li cunti overo lo trattenemiento de’ peccerille (1634-36) und Charles Perraults
Histoires ou contes du temps passé (1697) stammen. Im hier vorgeschlagenen
Vortrag soll der Frage nachgegangen werden, welche Inszenierungen von Volkskultur in neueren Märchenfilmen auszumachen sind.
Dabei wird der Schwerpunkt zunächst auf den Neuverfilmungen deutscher Fernsehanstalten liegen, so der Reihe Sechs auf einen Streich der ARD (seit 2008) und der
entsprechenden Serie Märchenperlen des ZDF (seit 2005). Aus Sicht einer literaturwissenschaftlichen Populärkulturforschung sind hierbei nicht nur die medialen Transformationen der ‹Volksmärchen› interessant, die sich überwiegend auf die Buchmärchen der Brüder Grimm stützen, sondern auch Aspekte der Folklorisierung im
Setting, die im Bereich Location, Kostüm und Figurenkonstellation zu beobachten
sind. Die regional produzierten Märchenfernsehfilme inszenieren damit einen eigenen, zugleich unscharfen und evokativen Chronotopos, der als ‹Märchenzeit›
bezeichnet werden kann. Darüber hinaus sollen (rezente) Verfilmungen der ältesten
europäischen Märchensammlungen auf ihre populärkulturellen Inszenierungen hin
untersucht werden, so Le piacevoli notti (1966) von Armando Crispino und Luciano
Lucignani nach Straparola und die beiden auf Basile basierenden Filme C’era una
volta (1967) von Francesco Rosi und Il racconto dei racconti – Tale of Tales (2015)
von Matteo Garrone. Diese im Vergleich zu den zahlreichen Verfilmungen von
Grimms Märchen raren Beispiele einer Bezugnahme auf literarisierte Märchentexte
verfolgen zeitbedingt unterschiedliche Strategien der Selektion, Adaption und Popularisierung, die abschließend mit der ‹deutschen› Märchenwelt verglichen werden
sollen.
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Teresa Scheubeck (Regensburg)
Videos sehen, Literatur verstehen?
Zum Stellenwert audiovisueller Medien der Populärkultur für die Entwicklung
des literarischen und medienästhetischen Verstehens bei Jugendlichen
Populäre Kultur wurde lange Zeit vor allem durch ihren Platz in einer Werthierarchie
definiert. Im Gegensatz zur hohen Kultur galt sie als unterlegen, trivial, einfach.
Mittlerweile etablierten sich allerdings Ansätze, die populärkulturelle Werke als
eigenständig, komplex und voraussetzungsreich wertschätzen (vgl. Hecken 2007 u.
2012) und als ebenso geeignet für ästhetische Erfahrungen ansehen wie kanonisch
anerkannte Werke (vgl. Caspers 2011: 8).
Diese Auffassung zeigt sich anschaulich am Beispiel der Werbung: Aktuelle
Werbespots erzählen oft eigenständige Geschichten, unterhalten den Zuschauer mit
unerwarteten Wendungen, sind voller Anspielungen, erschließen sich nicht sofort.
Entsprechend werden sie als eigenständige Werke rezipiert: Spots wie beispielsweise #heimkommen von Edeka werden in verschiedensten Medien diskutiert,
analysiert und parodiert. Zugleich sind solche audiovisuellen Texte ein Massenphänomen, ein einflussreicher Teil der Populär- und Jugendkultur, wie die KlickZahlen bei Youtube belegen: Millionen von Menschen lassen sich nicht nur von Werbung ‚berieseln‘, sondern suchen aktiv nach solchen Videos, sehen sie bewusst an.
Aus einer solchen Auffassung von Populärer Kultur ergibt sich aus didaktischer
Perspektive besonders auch die Frage nach der Nutzbarkeit solcher überwiegend
audiovisueller Werke für die Entwicklung literarischer und medienästhetischer
Verstehenskompetenzen bei Heranwachsenden.
Mein Beitrag geht der Fragestellung nach, inwiefern audiovisuelle Medien aus dem
alltäglichen medialen Umfeld von Jugendlichen einen Beitrag dazu leisten können,
deren Fähigkeiten im Bereich des literarischen und medienästhetischen Verstehens
im Allgemeinen zu entwickeln. Es wird ein empirisches Studiendesign vorgestellt,
das es ermöglicht, dies zu untersuchen: Dabei wird eine Schülergruppe der 9. Jahrgangsstufe an einem Training teilnehmen, in dem Strategien der Literaturanalyse
anhand audiovisueller Medien der Populärkultur – speziell Werbespots – eingeübt
werden. Der Fokus beim Aufbau der literarischen Kompetenz liegt dabei besonders
auf dem Bereich der semantischen Räume in Verbindung mit der Analyse hinsichtlich
der Eigenschaften von Figuren (vgl. Schilcher / Pissarek 2013). Sie werden im Training durch einzelne domänenspezifische Strategien erschlossen. Eine Vergleichsgruppe wird nicht am Training, sondern am regulären Deutschunterricht teilnehmen,
in dem ebenfalls literarische Texte behandelt werden. Durch einen Prä- und Posttest,
den beide Gruppen bearbeiten, wird der Erfolg des Trainings überprüft.
Primärliteratur
Edeka: Werbespot #heimkommen: https://www.youtube.com/watch?v=V6-0kYhqoRo
(letzter Zugriff: 10.01.2016)
Sekundärliteratur
Batemann, John A. / Kepser, Matthis / Kuhn, Markus [Hg.]: Film, Text, Kultur. Beiträge zur Textualität des Films. Marburg: Schüren 2013.
Caspers, Markus: Pop. Köln: DuMont Buchverlag 2011.
Hecken, Thomas: Theorien der Populärkultur. Dreißig Positionen von Schiller bis zu
den Cultural Studies. Bielefeld: transcript 2007.
Hecken, Thomas: Avant Pop. Von Susan Sontag über Prada und Sonic Youth bis
Lady Gaga und zurück. Berlin: Posth 2012.
Hügel, Hans-Otto: Zugangsweisen zur populären Kultur. Zu ihrer ästhetischen
Begründung und zu ihrer Erforschung. In: Populäre Kultur als repräsentative
Kultur. Die Herausforderung der Cultural Studies. Hrsg. von Udo Göttlich,
Clemens Albrecht und Winfried Gebhardt. 2. Auflage. Köln: Halem 2010. S.
54-79.
Maiwald, Klaus: Wahrnehmung - Sprache - Beobachtung. Eine Deutschdidaktik
bilddominierter Medienangebote. München: Kopaed 2005.
Schilcher, Anita / Pissarek, Markus (Hg.): Auf dem Weg zur literarischen Kompetenz.
Ein Modell literarischen Lernens auf semiotischer Grundlage. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren 2013.
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Sebastian Schmideler (Chemnitz)
Anschauungsbildung als adressatenspezifische Wissenschaftspopularisierung
im visualisierenden Diskurs der Kinder- und Jugendliteratur des 18. und 19.
Jahrhunderts – Theorien, Konzepte, Praxis
Spätestens seit der Studie von Andreas Daum über Wissenschaftspopularisierung im
19. Jahrhundert (vgl. Daum [1995] 2002) ist die besondere Bedeutung des Phänomens der populärästhetischen Transformation von Naturwissenschaft für die
deutschsprachige historische Populärkulturforschung erkannt worden. Weitgehend
unerforscht ist bislang – bis auf sozialhistorisch orientierte Vorstudien zu speziellen
Themen der Wissenschaftsvermittlung (vgl. Pech 1998) und vereinzelte kulturhistorische Arbeiten (te Heesen 1997) –, welchen adresssatenspezifischen Anteil die
Kinder- und Jugendliteratur an diesem Prozess hatte und durch welche Strategien,
Theorien und Praxen die Wissensvermittlung in diesem literarischen Feld vollzogen
wurde.
Einen entscheidenden Einfluss übte in diesem Prozess der adressatenspezifischen
Akkomodation von Wissensstrukturen die Umsetzung des aus der Theorie der
Realienpädagogik entwickelten Konzepts der Anschauungsbildung für die Wissen
vermittelnde Kinder- und Jugendliteratur aus, die traditionell als sog. Sachliteratur
bezeichnet wird. Der Vortrag möchte zunächst rekonstruieren, wie die theoretische
Debatte des 18. Jahrhunderts durch Lieberkühns Versuch über die anschauende
Erkenntniß. Ein Beytrag zur Theorie des Unterrichts (vgl. Lieberkühn 1782) und
Stuves Ueber die Nothwendigkeit, Kindern zu anschauender und lebendiger
Erkenntniß zu verhelfen und über die Art, wie man dies anzufangen habe (vgl. Stuve
1788) die adressatenspezifische Wissenschaftspopularisierung in der Wissen vermittelnden Kinder- und Jugendliteratur in Gang setzte. In einem zweiten Schritt soll
gezeigt werden, wie der Popularisierungsprozess der Anschauungsbildung durch
Pestalozzi und andere Pädagogen des 19. Jahrhunderts auf die Entwicklung der
adressatenspezifischen Wissensvermittlung in einem sich etablierenden visualisierenden Diskurs der Kinder- und Jugendliteratur Einfluss genommen hat und wie
daraus innovative Formate kinder- und jugendliterarischer Wissensdarstellungen
entstanden, die als Phänomene der Populärkultur beschrieben werden können.
Das Verhältnis von Anschauungsbildung und ästhetischer Visualisierung als adressatenspezifische Popularisierung von Wissensstrukturen soll daher in einem dritten
Schritt an besonders eindrücklichen exemplarischen Texten der Wissen vermittelnden Kinder- und Jugendliteratur gezeigt werden. – Hierbei spielen die Anschauungsbilderwerke des Verlags von Schreiber in Esslingen mit Blick auf den materialen
Diskurs der Praxis und der konkreten populärästhetischen Umsetzung der Theorie
der Anschauungsbildung eine besondere Rolle. Sie wurden als Popularisate der
Anschauungsbildung für Kinder und Jugendliche zu einem der international am
weitesten verbreiteten deutschen „Exportschlager“ der Wissen vermittelnden Literatur für „Jugend und Haus“. Durch ihre spezifischen Distributionsstrategien sind sie
nicht nur ein Beleg für den Export und Transfer von erfolgreicher pädagogischer
Popularisierung von Wissensformationen im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur
sondern auch Belege für die ebenso professionalisierte wie strategische Kommerzialisierung von Kinder- und Jugendliteratur. Die vielfach bearbeiteten und langanhaltend distribuierten Bilderatlanten der „Bilder zum Anschauungsunterricht für die
Jugend“ und der „Naturgeschichte für die Jugend“ zeigen eindrücklich auf, welche
Strategien der Visualisierung von Anschauungsbildung den Prozess der Wissenschaftspopularisierung der Kinder- und Jugendliteratur des 19. Jahrhunderts bestimmten.
Primärliteratur
Bilder zum Anschauungs-Unterricht für die Jugend. 3 Bde. Eßlingen 1841 u.ö.
Naturgeschichte der Säugethiere. Mit 150 colorirten Abbildungen auf 30 Tafeln. Zum
Anschauungs-Unterricht für die Jugend in Schulen und Familien. Mit einer
Vorrede von Dr. Gotthilf Heinrich Schubert, Professor und geheimer Hofrath in
München. Sechste Auflage. Eßlingen 1871.
Sekundärliteratur
Daum, Andreas: Wissenschaftspopularisierung im 19. Jahrhundert. Bürgerliche
Kultur, naturwissenschaftliche Bildung und die deutsche Öffentlichkeit, 1848–
1914. 2. ergänzte Auflage. Oldenbourg, München 2002 (EA 1995].
Heesen, Anke te: Der Weltkasten. Die Geschichte einer Bildenzyklopädie aus dem
18. Jahrhundert. Göttingen 1997.
Lieberkühn, Philipp Julius: Versuch über die anschauende Erkenntniß. Ein Beytrag
zur Theorie des Unterrichts. Züllichau: Waisenhaus und Frommannische
Buchhandlung 1782.
Pech, Klaus-Ulrich: Technik im Jugendbuch. Sozialgeschichte populärwissenschaftlicher Jugendliteratur im 19. Jahrhundert. Weinheim 1998
Schmideler, Sebastian: Der visualisierende Diskurs. In: Ders.: Vergegenwärtigte
Vergangenheit – Geschichtsbilder des Mittelalters in der Kinder- und
Jugendliteratur. Vom 18. Jahrhundert bis 1945. Würzburg 2012, S. 620-665.
Schmidt, Paul Viktor: Geschichte des Anschauungsunterrichtes. In: Geschichte der
Methodik des Volksschulunterrichtes. Hrsg. v. C. Kehr. Bd. 2. Gotha 1879, S.
256-327.
Schmitt, Hanno: Vernunft und Menschlichkeit. Studien zur philanthropischen
Erziehungs-bewegung. Bad Heilbrunn 2007.
Stuve, Johann: Ueber die Nothwendigkeit, Kindern zu anschauender und lebendiger
Erkenntniß zu verhelfen und über die Art, wie man dies anzufangen habe. In:
Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens von einer
Gesellschaft praktischer Erzieher. Hrsg. von Joachim Heinrich Campe. 10.
Teil. Wien: Gräffer; Wolffenbüttel: Schulbuchhandlung 1788, S. 163-444.
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Michael Staiger (Freiburg)
Quality Teen TV? Annäherung an die Ästhetik populärer Jugendfernsehserien
am Beispiel von VERONICA MARS
Sowohl in der Kinder- und Jugendliteraturforschung als auch in der Literaturdidaktik
sind in den vergangenen drei Jahrzehnten zahlreiche Studien zum Adoleszenzroman
entstanden. Motivisch und thematisch verwandten Jugendfernsehserien wurde
hingegen weit weniger Aufmerksamkeit geschenkt, obwohl diese im alltäglichen
Medienhandeln von Jugendlichen eine wichtige Rolle spielen. Erklären lässt sich
diese Kluft zwischen Popularität bei der Zielgruppe und Absenz in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem generellen Trivialitäts- und Manipulationsverdacht, unter dem Serien – neben Fernsehserien auch Buchreihen – aus Perspektive der Literaturwissenschaften lange Zeit standen.
Der Vortrag will einen Beitrag leisten, um die Forschungslücke in Bezug auf Jugendserien zu schließen. Als theoretische Grundlage dient hierbei die aktuelle kultur- und
medienwissenschaftliche sowie deutschdidaktische Forschung zur populären
Serialität (vgl. Kelleter 2012; Anders/Staiger 2016). Nach einem Überblick über die
Entwicklung der Ästhetik neuerer Jugendfernsehserien seit der Jahrtausendwende
steht die Kultserie VERONICA MARS (USA 2004-2007, Showrunner: Rob Thomas) im
Fokus, an der sich zeigen lässt, dass sich das in den letzten Jahren viel beschworene „Quality TV“ nicht nur auf Serien beschränkt, die an ein erwachsenes Publikum
adressiert sind.
Die Jugendserie VERONICA MARS erfüllt beispielhaft viele der Anforderungen, die an
Qualitätsserien gestellt werden (vgl. Blanchet 2011), z. B.: Genre-Crossover (Schulund Familienserie, Film Noir, Melodram), narrative Komplexität (Kombination aus
vertikalen und horizontalen Erzählsträngen), Selbstreflexivität (zahlreiche Anspielungen auf andere populärkulturelle Phänomene), kritischer Umgang mit Themen wie
soziale Ungleichheit, sexuelle Gewalt, Diskriminierung, Homosexualität, Gender,
Religion u. v. a. m. Die Serie ist zudem ein Beispiel für neue Formen der Verflechtung von Medienproduktion und -rezeption (z. B. extensive Anschlusskommunikation
in Fanforen – auch in Form von Fanfiction, Fortführung der Serienerzählung in einem
durch Crowdfunding finanzierten Kinofilm) und für transmediales Erzählen (z. B.
Romane, Spin-off als Webserie).
Literatur:
Anders, Petra/Staiger, Michael (Hg.): Serialität in Literatur und Medien. 2 Bde.
Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren 2016.
Blanchet, Robert: Quality TV: Eine kurze Einführung in die Geschichte und Ästhetik
neuer amerikanischer Fernsehserien. In: ders. u.a. (Hg.): Serielle Formen: Von
den frühen Film-Serials zu aktuellen Quality-TV- und Online-Serien. Marburg:
Schüren, S. 37-70.
Kelleter, Frank (Hg.): Populäre Serialität: Narration – Evolution – Distinktion. Zum
seriellen Erzählen seit dem 19. Jahrhundert. Bielefeld: transcript 2012.
Wilcox, Rhonda/Turnbull, Sue (Hg.): Investigating Veronica Mars. Essays on the
Teen Detective Series. Jefferson, N.C.: McFarland 2011.
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Ingrid Tomkowiak (Zürich)
Zur Peinlichkeit des Populären
Populäres kann peinlich sein und die Rezeption von Populärem bzw. das Vergnügen
daran bedarf zuweilen besonderen Schutzes und besonderer Rechtfertigung. Auch in
Zeiten wie diesen, in denen es in der Literatur von populärkulturellen Zitaten nur so
wimmelt und Intellektuelle sich mit der produktiven Rezeption des ›Illegitimen‹ nicht
nur schmücken, sondern profilieren – aber auch provozieren –, ist es vielen Menschen unangenehm, wenn sie bei der Lektüre eines Bestsellers ›erwischt‹ werden
oder in der Kinopause meinen erklären zu müssen, warum sie nun doch in den
neusten Superheldenfilm gegangen sind.
Hinter solchen Erklärungen oder Ausreden stehen kulturelle Einprägungen: tiefgreifende Prozesse kultureller Delegitimierung, Disziplinierung und Selbstzivilisierung.
Die Geschichte der Wahrnehmung des Populären bis in die Gegenwart hinein ist
nicht zu verstehen ohne die Geschichte der Widerstände dagegen. Der Kampf gegen
vermeintlich schädliche Literatur ist als Machtkampf in Form des »sozialen Theaters«
(Erving Goffman) zu deuten: Im Konflikt um politische, ökonomische und moralische
Macht, gesellschaftliche Anerkennung und kulturelle wie persönliche Freiheit positionieren sich die Aktionspartner im sozialen Raum. Damit verbundene Wahrnehmungs-, Deutungs- und Handlungsmuster aus dem 18. und 19. Jahrhundert reproduzieren sich zum Teil bis heute und regeln, ohne dass man sich dessen immer
bewusst wäre, kulturelles Handeln .
Ingrid Tomkowiak ist Professorin für Populäre Literaturen und Medien mit dem
Schwerpunkt Kinder- und Jugendmedien am Institut für Sozialanthropologie und
Empirische Kulturwissenschaft (ISEK), Abt. Populäre Kulturen, an der Universität
Zürich. Sie ist Mitglied im Vorstand der GKJF, Mitherausgeberin der Zeitschriften
interjuli (www.interjuli.de) und kids+media (www.kids-media.uzh.ch) sowie der Bände
Kinder- und Jugendliteratur in Medienkontexten (2014), An allen Fronten. Kriege und
politische Konflikte in Kinder- und Jugendmedien (2013), Kinderliterarische MythenTranslation (2013) sowie Herausgeberin der Reihe Populäre Literaturen und Medien.
Neueste Buchbeiträge: „,Ein Grinsen ohne Katze!‘ Materialität, Medialität und
Metamorphose in Alice-Animationsfilmen“; „,all this is going to fade into myth.‘“ Gore
Verbinskis Relektüren des alten US-amerikanischen Westens“ (erscheinen beide
2016).
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Karin Vach (PH Heidelberg)
Fusion texts – Chancen für Rezeptionsprozesse im Deutschunterricht
Im Mittelpunkt des Vortrags stehen drei Bilderbücher, die von dem erfolgreichen
Produktionsteam Neil Gaiman (Text) und Dave McKean (Bild) hervorgebracht wurden: Es handelt sich um die drei Bilderbücher: The Day I Swapped My Dad for Two
Goldfish (1997), The Wolves in the Wall (2003) und Crazy Hair (2009), wovon nur
das Buch Die Wölfe in den Wänden (2010) in deutscher Sprache vorliegt. Die
Bilderbücher zeichnen sich dadurch aus, dass sie kuriose Themen verarbeiten und
die Leser eintauchen lassen in ein ausgeklügeltes Wechselspiel von Realität und
Imagination. Herausragend ist die bildliche Gestaltung. Konventionen und Genregrenzen werden überschritten sowie Elemente und Formen des Erzählens verschiedener Medien und Genres neuartig miteinander verbunden. Die Bilderbücher von
Neil Gaiman und Dave McKean sind in der angelsächsischen Kinderliteraturforschung als innovative fusion texts eingeordnet worden, ein Begriff, der auf die Verschmelzung von Comic, Grafic Novel und Bilderbuch abhebt.
Im Rahmen dieser Tagung sollen die Bilderbücher unter Rückgriff auf die Radical
Change Theory (Dresang 2008; Pantaleo 2004, 2009) vorgestellt werden. Die
Radical Change Theory ist in den 1990er Jahren entwickelt worden. Sie betrachtet
die Veränderungen in der zeitgenössischer Kinder- und Jugendliteratur unter dem
Einfluss der digitalen Medienentwicklung.
Dabei werden die grundlegenden Veränderungen in der Kinder- und Jugendliteratur
auf die Wirkung der digitalen Prinzipien der Interaktivität (interactivity), der Vernetzung (connectivity) und der Zugänglichkeit (acces) zurückgeführt. Das Prinzip der
Interaktivität, das den räumlich und zeitlich unbegrenzten und individuell jederzeit
verfügbaren Informationsaustausch charakterisiert, erfordert auch bei der Rezeption
von zeitgenössischen Bilderbüchern eine höhere interaktive Beteiligung. Dies offenbart sich in der Rezeption von neuartigen Gestaltungsweisen und Formaten (z.B.
grafische und typografische Gestaltungsweisen, Synergien von Wort und Bild,
nonlineare und nonsequenzielle Erzählformen). Das Prinzip der Vernetzung, das auf
die Konstruktion und Ausweitung (globaler) sozialer Netzwerke, auf erweiterte
individuelle und kooperative Ausdrucksmöglichkeiten und globale Verständigungsformen abhebt, manifestiert sich auch im Bilderbuch (z.B. in verschiedenen Sichtweisen auf Probleme, Themen und Figuren). Das Prinzip der Zugänglichkeit, das
sich auf den niederschwelligen Zugriff auf vielfältige Informationen, Medienangebote, Meinungen und Möglichkeiten bezieht, wird z.B. durch kontroverse Themen
umgesetzt.
Wie Kinder auf diese Bilderbücher reagieren und sie verarbeiten, soll an Ergebnissen
von Rezeptionsstudien im Deutschunterricht der Grundschule gezeigt werden.
Primärliteratur
Gaiman, Neil; McKean, Dave (1997): The Day I Swapped My Dad for Two Goldfish.
New York: HarperCollins.
Gaiman, Neil; McKean, Dave (2003): The Wolves in the Wall. New York: Harper
Collins.
Gaiman, Neil; McKean, Dave (2009): Crazy Hair. New York: HarperCollins.
Sekundärliteratur:
Dresang, Eliza T. (2008): Radical Change Theory, Postmodernism, and Contemporary Picturebooks. In: Sipe, Lawrence R.; Pantaleo, Sylvia (Ed.): Postmodern
Picturebooks. Play, Parody, and Self-Referentiality. New York, London: Routledge, 41-54.
Evans, Janet (2015): Fusion texts – the new kid on the block: What are they and
where have they come? In: Evans, Janet (Ed.): Challenging und controversial
Picturebooks. Creative and Critical Responses to Visual Texts. New York:
Routledge, London, 97-120.
Panou, Petros; Michaelides, Frixos (2011): Dave Kean’s art: Transcending limitations
of the graphic genre. In: Bookbird 49 (4), 62-67.
Pantaleo, Sylvia (2004): Young children and Radical Change charakteristics in
picture books. In: International Reading Assosiation, 178-187.
Pantaleo, Sylvia (2009): Exploring children’s responses to the postmodern picturebook Who’s afraid of the Big Bad Bood. In: Evans, Janet (Ed.): Talking Beyond
the Page. Reading and responding to Picturebooks. New York, London: Routledge.
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Tamara Werner (Zürich)
«Freaky just got fabulous» – Grusel, Intertextualität und Diversität in „Monster
High“ (2011–)
Monster High lautet der Name einer ganz besonderen und vermeintlich grusligen
High-School, denn hier schlagen sich nicht ‚normale‘ Jugendliche mit Problemen des
Heranwachsens herum, sondern junge, monströse Gestalten. Diese sind allesamt
Ab-kömmlinge berühmter Monster des Horror-Genres sowie fantastischer Figuren
aus verschiedenen Mythologien bis hin zu Urban Legends. Vampire, Zombies, Werwölfe, Geister, Minotauren, Voo-doo-Puppen und viele mehr drücken hier gemeinsam die gruslige Schulbank – geeint durch ihre Andersartigkeit und die herausfordernde Lebensphase der Adoleszenz. Monster verkörpern hier nicht das negativ
konnotierte Fremde oder Andere, denn ihre Monstrosität wird positiv zur extravaganten Individualität umgewertet – wie die Protagonistinnen im Intro der Webisodes
singen: «freaky just got fabulous».
Grusel, Diversität und Intertextualität spielen bei der Betrachtung des Medienverbunds von Monster High – der von Mattel 2010 auf den Markt gebracht wurde und
ein breites Repertoire von Spielzeugen, Merchandising-Artikeln und verschiedenen
Medienprodukten umfasst – in mehrfacher Hinsicht eine zentrale Rolle.
Innerhalb von bisher zwölf computeranimierten TV-Filmen und über 150
Zeichentrick-Webisodes lassen sich mehrere Ebenen des Spiels mit intertextuellem
Wissen erkennen, denn narrative Strukturen und Figuren sind mitbestimmt durch
vielfältige populäre Referen-zen, die von mythologischen Anleihen bis zu HorrorEinflüssen reichen. Die vari-antenreichen intertextuellen Bezüge und Wortspiele
sowie das (re-)aktivierende und herausfordernde Spiel mit dem kulturellen
Gedächtnis führen zu einer Mehradres-sierung, was diesen Medienverbund für ein
breites Publikum interessant macht.
Im Vortrag soll das Spiel mit vermittelnden und aktivierenden intertextuellen
Wissensbeständen (etwa in Bezug auf Genres und Monsterfiguren) erläutert werden;
besonders mit Blick auf gendertheoretische Aspekte sollen dabei auch die Möglichkeiten und Grenzen des Medienverbunds beleuchtet werden. Nicht zuletzt soll
gefragt werden, welche Bedeutung dem Konstrukt ‚Grusel‘ bei der Analyse dieser
Medienprodukte zukommt.
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Gesa Woltjen (Lüneburg)
Wird mein lesbischer Headcanon jemals Canon werden?
Femslash vs. Mainstream
Kafka schrieb in einem Brief an Oskar Pollak am 27. Januar 1904 sinngemäß, dass
er die Bücher bevorzugte, die ihm Schmerzen bereiteten und aufrüttelten, “[…] und
solche Bücher, die uns glücklich machen, könnten wir zur Not selber schreiben.“
Doch es gibt diverse Gruppen, die sich in den Medien des Mainstreams wie Bücher,
Filme und Serien nur langsam differenziert dargestellt und selten in der Form einer
der Hauptfiguren repräsentiert sehen. So stellt z.B. Epstein in ihrer Studie Are the
Kids All Right? über die Darstellung von LGBTQIA-Charakteren in Kinder- und
Jugendliteratur fest, dass zwar die Zahl der Publikationen mit diesem Themenschwerpunkt wächst, jedoch die Darstellung der Charaktere noch immer sehr
undifferenziert ist. In ihrem Schlusskapitel ruft sie auf, mehr Bücher mit
differenzierten LGBTQIA-Inhalten zu schreiben. Lässt sich also das Kafka-Zitat wie
folgt umkehren? „Solche Bücher, die uns glücklich machen, MÜSSEN wir in der Not
selber schreiben.“
In diesem Vortrag sollen vor allem lesbische Figuren im Fokus stehen. Tatsächlich
werden viele Geschichten geschrieben, die lesbische Mädchen und junge Frauen
glücklich machen – doch kaum im Mainstream sondern hauptsächlich in den verschiedenen Fandoms zu Büchern, Graphic Novels, Serien, Filmen und Games. Die
Zahl der Slash-Geschichten und damit Femslash ist hoch.
Im Rahmen dieses Vortrags soll vor dem theoretischen Hintergrund der Fan Studies
und Studien zu queerer Kinder- und Jugendliteratur diskutiert werden, in wie weit der
wahrgenommene Mangel an differenzierten lesbischen Inhalten in der Populärkultur
im Zusammenhang mit den Aktivitäten in den jeweiligen Fandoms stattfinden. Dies
soll anhand der Webserie Carmilla im Kontrast zu der TV-Serie Marvels’s Agent
Carter und speziell deren Fandom der Cartinelli-Shipper geschehen. Beide Serien
haben gemeinsam, dass die Macher stark mit ihren Fans interagieren, entweder über
Social Media oder auf Conventions. Doch während bei der Webserie von Anfang an
der Headcanon dem Canon entsprach, müssen die Cartinelli-Fans der TV-Serie, die
aktuell in die zweite Staffel geht, trotz großer Bemühungen ihre Hoffnung auf die
dritte Staffel setzen.
Primärliteratur
Carmilla (2014–). Darst. Elize Bauman, Natasha Negovanlis. Smokebomb Entertainment.
Le Fanu, Joseph Sheridan (2013). Carmilla: A Critical Edition [1872]. Herausgegeben von Kathleen Costello-Sullivan. Syracuse, NY: Syracuse University
Press.
Marvel’s Agent Carter (2015–). Darst. Hayley Atwell, Lyndsy Fonseca. ABC Studios,
Marvel Television.
Sekundärliteratur
Abate, Michelle Ann und Kenneth B. Kidd, Hrsg. (2011). Over the Rainbow: Queer
Children’s and Young Adult Literature. Ann Arbor, Mich.: Univ. of Michigan
Press.
Epstein, B. J. (2013). Are the Kids All Right?: The Representations of LGBTQ
Characters in Children’s and Young Adult Literature. HammerOn Press:
Bristol.
Hellekson, Karen, Hrsg. (2006). Fan Fiction and Fan Communities in the Age of the
Internet: New Essays. Jefferson, NC [u.a.]: McFarland.
Hellekson, Karen und Kristina Busse, Hrsg. (2014). The Fan Fiction Studies Reader. Iowa City: University of Iowa Press.
Hutcheon, Linda und Siobhan O’Flynn (2013). A Theory of Adaptation [2006]. 2.
erw. Aufl. London; New York: Routledge.
Jenkins, Henry (2013). Textual Poachers: Television Fans and Participatory
Culture [1992]. Erw. Aufl. New York, NY [u.a.]: Routledge.
Lothian, Alexis, Kristina Busse und Robin Anne Reid (2007). „Yearning Void and
Infinite Potential”: Online Slash Fandom as Queer Female Space“. English
Language Notes 45 (2) (Oktober): 103–111.
Maggs, Sam (2015). The Fangirl’s Guide to the Galaxy: A Handbook for Geek
Girls. Philadelphia: Quirk Books.
Tosenberger, Cathrine (2008). „Homosexuality on the Online Hogwarts: Harry Potter
Slash Fanfiction“. Children’s Literature: Annual of the Modern Language
Associations Division on Baltimore, Md. Johns Hopkins University Press
36: 185–207.