Traktoren: Auf dem Weg zum Hightech-Produkt - neue
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Traktoren: Auf dem Weg zum Hightech-Produkt - neue
In der Praxisx Hydraulik ▲ 5/2005 Bus-System Traktoren: Auf dem Weg zum Hightech-Produkt Datenverarbeitung und Kommunikation auf dem Traktor, Teil 2 Diesen Beitrag können Sie sich im Internet unter www.fluid.de downloaden Eine Analyse der Produktneuigkeiten der vergangen Jahre und aktuelle Entwicklungstendenzen auf dem Landmaschinensektor verdeutlichen den Trend hin zum High-Tech-Produkt. Elektrohydraulik und zunehmende digitale Verarbeitungskapazitäten nämlich erlauben einen hohen Grad an Prozeßautomation zu.Schlußteil des Berichtes. ▲ ▲ ▲ Das im ersten Teil dieses Artikels (siehe fluidmarkt 2005, Seite 66) beschriebene landwirtschaftliche Bus-System LBS konnte sich allerdings nicht auf dem Markt durchsetzen, da die internationale Unterstützung fehlt: Einigen Traktorherstellern war das LBS unter anderem mit einer Übertragungs-rate von 125 kBaud zu langsam. Somit forcierten sie stattdessen die Entwicklung eines anderen, international anerkannteren Busses. Es entstand der ISOBUS, genormt in der ISO 11783, Teil 1-11. Tabelle 1 beschreibt die Schichten, aus denen der ISOBUS besteht. Zum Groß-teil basiert der ISOBUS auf dem LBS. Aber dennoch gibt es folgende, essen-tielle Änderungen in Vergleich zum LBS: Die ISO-Norm definiert andere Basiskomponenten: die Auftragsbearbeitung, auch Task Controller genannt, die Benutzerschnittstelle (Virtual terminal), der Traktorrechner und der Ge-räterechner (siehe Bild 2). Die ISO-Norm geht hierbei von einer Trennung von Traktor- und Gerä- Bild 1:Sämaschine und Traktor [Pöttinger]. Bild 3: Aufbau eines Geräteterminals auf dem Traktor [Amazone]. 30 te-Bus aus. Das LBS faßt beide zusammen. Der ISOBUS verwendet den CAN 2.0b mit 250 kbaud Übertragungsrate. Die Identifier der Datenpakete auf dem Bus ist 29Bit lang (LBS 11Bit). Zudem wurde der Aufbau des Identifer exakt dem Aufbau des Identifer aus der SAE J1939 angepaßt. Die SAE spezifiziert die Datenkommunikation in Antriebs-strang (z.B. Motorsteuerung) und ist somit für den Traktorbus die Grundlage. Durch die Anpassung der Identifer werden Adreßkonflikte zwischen Traktor und Gerätebus vermieden. Somit können die Datenpakete für Kommunikation im Antriebsstrang und Kommunikation zwischen Traktor und Arbeitsgerät auf demselben Bus versendet werden. Regelkreis erforderlich Die Automatisierung eines Prozesses bedeutet in der Regel auch den Aufbau einer Steuerung oder einer Regelung. Vorteil- Hydraulik haft an einer Steuerung ist die hohe Geschwindigkeit und das geringe Kostenniveau, da die Regelgröße nicht zurückgeführt wird. Allerdings ist die fehlende Rückmeldung in der Landwirtschaft gleichzeitig ein Nachteil, da oftmals eine Rückkopplung notwendig ist, um die Parameterschwankungen bei den landwirtschaftlichen Prozessen erfassen und ausregeln zu können. Für einen optimalen Arbeitsprozeß ist somit die Installation eines Regelkreises notwendig. Für interne Baugruppen wie das Hubwerk sind diese schon auf dem Traktor aufgebaut. Soll eine dieser Komponenten in einen vom Gerät geregelten Arbeitsprozeß einbezogen werden, ist nur noch die Sollwertvorgabe notwendig. Komplizierter wird der Aufbau eines Regelkreises, der über die genannten Funktionen hinausgeht. Dies ist häufig der Fall, wenn Anbaugeräte in die Regelung mit einbezogen werden. Dann müssen die Daten, die für den Regelungsprozeß notwendig sind, über den Bus versendet werden. Remote Control Messages Zu diesen Zweck bietet der ISOBUS die Systematik der ‘Remote Control Messages’ (RCM), bestehend aus dem Gerätebefehl ‘Remote Control Command’ (RCC) und der Traktorantwort ‘Remote Control Response’ (RCR). Interessant ist besonders der Reglermodus, der vom Traktor per In der Praxis 5/2005 „Für einen optimalen Arbeitsprozeß ist die Installation eines Regelkreises notwendig“ Dipl.Ing. A. Schumacher, Wiss. Mitarbeiter am Institut für Landmaschinen und Fluidtechnik RCR-Telegramm dem Gerät signalisiert wird. In der ISO 11783 sind folgende vier Zustände definiert: – Driver Mode: Der Fahrer kontrolliert den Zielparameter. – Remote Control Mode: Der Traktorrechner versucht dem Zielparameter zu folgen. Dies ist der ‘normale’ Regelungsmodus. – Error driver/system interrupt: Ein Fahrer oder Systemeingriff bedingt den Abbruch der Regelung. – Not available: Der Zielparameter steht zur Zeit einer Regelung nicht zur Verfügung. Somit erfolgt der Aufbau eines Regelkreises zwischen Gerät und Traktor nicht starr und isoliert für sich, sondern die Informationen eines Regelkreis werden über den Bus gesendet, die Sollwerte als Anfrage vom Gerät (RCC) und die tatsächlichen Istwerte als Antwort vom Traktor in der RCR. Es wird deutlich, daß durch ein solches Bus-System eine offene Struktur entstanden ist, die eine flexible Reglerbildung zwischen Gerät und Traktor erlaubt. Mit dieser Regelkreisstruktur lassen sich auf der einen Seite die bereits vorhandenen Kommunikationsmethoden vereinfachen. Verfügt entweder der Traktor oder das Anbaugerät nicht über ein Bus-System, so werden die Anbaugeräte, die über einen eigenen Bordrechner verfügen, mit einem separaten Terminal versehen. Das Terminal muß dann auf dem Traktor während des Gebrauchs des Anbaugerätes installiert werden. Bild 3 zeigt beispielhaft die konventionelle Installation des Terminals. Deutlich werden dabei die Kabelleitungen, die relativ frei vom Gerät zum Traktor geführt werden. Virtuelles Terminal Mit einen Bus-System kann die Installation deutlich vereinfacht werden. Das Anbaugerät wird an den Bus angeschlossen. Auf Bild 4: Virtuelles Kommunikationsterminal [Müller Elektronik]. Bild 2: Schematischer Aufbau des ISOBUS [Freimann]. Bild 5: Vario Terminal für LBS und ISOBUS [Fendt]. 31 In der Praxis Hydraulik ▲ 5/2005 Bus-System „Mit einem Bus-System kann die Installation deutlich vereinfacht werden“ Geräte gleichberechtigt sind. Daher können auch verschiedene Arbeitsgeräte die gleichen Aktoren gleichzeitig in Anspruch nehmen. Dies Prof. Dr.Ing. Dr. h.c. H.H. Harms, Leiter führt naturgemäß zu Kondes Instituts für Landmaschinen und flikten. Um die Konflikte zu vermeiden, muß der TraktorFluidtechnik rechner als Schnittstelle zwischen Gerätebus und traktorinternem Bus dem virtuellen Terminal des Bus-Systems die Priorität der Zugriffe festlegen. Und (Benutzerschnittstelle im Traktor, Bild 4) kontrollieren, ob die Sollwerte innerhalb wird für die Maschine ein spezielles Beder definierten Grenzenliegen. dienlayout ausgegeben, so daß der Fahrer Aufgrund der fortschreitenden Entwikdie Maschine genauso steuern kann, wie klung im Bereich Elektronik und Assistenzüber das firmeneigene Terminal. systeme auf den Traktoren sind die EinAuf der anderen Seite bietet der ISOBUS griffsmöglichkeiten, die dem Arbeitsgerät aber noch deutlich mehr Vorteile. Durch zur Verfügung stehen, mannigfaltig. Mit den Zugriff auf Daten des Traktorbusses den zur Zeit in Serie gehenden Lenkassi(z.B. Motorbetriebszustände) und die stenzsystemen kann das Gerät sogar den Möglichkeit, auch dort Sollwerte vorzugeTraktor bedarfsgerecht navigieren. Da ben, entstehen dem Anbaugerät neue Freiheitsgrade in Bezug auf die Regelung des Arbeitsprozesses. Weitere Parameter erforderlich Beispielsweise hat eine über einen eigenes Terminal gesteuerte Sämaschine als Informationen für ihren Arbeitsprozeß nur die Daten, die ihr die Sensoren liefern. Mit diesen Daten kann sie dann ihre Arbeitsweise einstellen, daß ein – unter diesen Bedingungen – optimales Arbeitsergebnis entsteht. Es ist aber klar, daß der Arbeitsprozeß weiter optimiert werden könnte, wenn das Arbeitsgerät Parameter vorgeben kann, die über ihre Systemgrenzen hinaus Einfluß haben. Etwa die Fahrgeschwindigkeit oder Hubwerkshöhe. Kaskadierte Regelung als Lösung Mit dem ISOBUS wurde diese Möglichkeit verwirklicht: Das Anbaugerät kann über die Remote Control Message Gerätebefehle (z.B. für den Motor) an den Traktorrechner senden. Dieser generiert aus dem Gerätebefehl die notwendigen Sollgrößen und sendet dann den Befehl an das entsprechende Steuergerät. Es entsteht somit eine kaskadierte Regelung: Den internen Traktorregelkreisen werden durch die übergeordneten Regelkreise des Anbaugerätes Steuerkommandos vorgegeben. Infolgedessen kann das Anbaugerät auf den Traktor einwirken, es kann den Traktor steuern. Kritisch ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, daß an dem Bus alle 32 aber der ISOBUS sehr neu ist – im Jahre 2002/2003 lagen zum Teil nur Entwürfe für die ISO 11783 vor – ist die Marktdurchdringung noch nicht sehr weit fortgeschritten. Es sind allerdings schon Traktoren verschiedener Hersteller und Anbaugeräte mit ISOBUS verfügbar (Bild 5) oder mit ISOBUS-kompatiblen Geräten ausgestattet, so daß davon ausgegangen werden kann, daß der Trend ‘Gerät steuert Traktor’ in Zukunft weiter umgesetzt werden wird. Webguide www.tu-bs.de TU Braunschweig, IFL Direkter Zugriff unter www.fluid.de Code eintragen und go drücken flu7178 Nummer Titel ISO 11786 Agricultural tractors and machinery – Tractor-mounted sensor interface – Specifications ISO 11783 Tractors, machinery for agriculture and forestry – Part 1 Serial control and communications data network – Part 1: General standard for Agriculture Mobile Data Communications ISO 11783 Tractors, machinery for agriculture and forestry – Part 2 Serial control and communications data network – Part 2: Physical Layer ISO 11783 Tractors, machinery for agriculture and forestry – Part 3 Serial control and communications data network – Part 3: Data Link Layer ISO 11783 Tractors, machinery for agriculture and forestry – Part 4 Serial control and communications data network – Part 4: Network Layer for Agriculture Mobile Data Communications ISO 11783 Tractors, machinery for agriculture and forestry – Part 5 Serial control and communications data network – Part 5: Network Management for Agriculture Mobile Data Communications ISO 11783 Tractors, machinery for agriculture and forestry – Part 6 Serial control and communications data network – Part 6: Virtual Terminal ISO 11783 Tractors, machinery for agriculture and forestry – Part 7 Serial control and communications data network – Part 7: Basic Messages Applications Layer for Agriculture ISO 11783 Tractors, machinery for agriculture and forestry – Part 8 Serial control and communications data network – Part 8: Power Train Applications Layer ISO 11783 Tractors, machinery for agriculture and forestry – Part 9 Serial control and communications data network – Part 9: Data Dictionary for Agriculture Mobile Data Communications ISO 11783 Tractors, machinery for agriculture and forestry – Part 10 Serial control and communications data network – Part 10: Implements Messages Applications Layer for Agriculture ISO 11783 Tractors, machinery for agriculture and forestry – Serial Part 11 control and communications data network – Part 11: Management Computer Messages for Agriculture *) Eine 1:1-Zuordnung zwischen den DIN- und ISO-Normen ist hier nicht möglich. Tabelle 1: Bestandteile der ISONorm 11783 Äquivalenz zu DIN*) DIN 9684-1 – teilweise DIN 9684-2 teilweise DIN 9684-3 teilweise DIN 9684-2 und DIN 9684-3 teilweise DIN 9684-3 E DIN 9684-4 teilweise DIN 9684-3 – teilweise DIN 9684-3 und E DIN 9684-5 teilweise DIN 9684-3 und E DIN 9684-5 E DIN 9684-5