Sylt ist für alle da, findet Lifestyle

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Sylt ist für alle da, findet Lifestyle
SONNABEND / SONNTAG, 15. / 16. MAI 2010
20
2010
Unterwegs: Ausflug nach Amrum › Insel-Gespräch: Surflegende Robby Naish › Titel-Thema: Shoppen & Schlemmen auf Sylt – mit Karte
Lokal-Termin: Johannes King kocht königlich › Gestern & Heute: Bestseller-Autorin Dora Heldt in der Sansibar › Handgemacht: Strandkörbe
Unsere
Insel
Sylt ist für alle da, findet LifestyleExpertin INGA GRIESE. Ein Essay
über Demut, Übermut und Jodluft.
I
ronie oder Wink mit dem Zaunpfahl? Seit die Aschewolke
Reisende ängstigt und nötigt, gab es besonders viele schöne Sonnenuntergänge auf Sylt. Nicht, dass Abendhimmel
wie aus der Kitschtapeten-Abteilung im hohen Norden
ein völlig ungewöhnliches Naturphänomen wären, doch
in diesem aufgewühlten Frühjahr könnte man schon auf
die Idee kommen, dass die Inszenierung uns mahnt, besser an Orte zu reisen, die sich ohne Luftzufuhr erreichen
lassen. Sicher, die Entdeckung des Westerländer Flughafens hat einen enormen Aufschwung gebracht und, abgesehen von den
Bewohnern der Einflugschneise, erhöhte Lebensqualität, weil plötzlich
auch München keine Ewigkeit mehr entfernt ist. Aber es ist noch gar
nicht so lange her, dass wir „klassisch“ auf die Insel reisten. Per Auto und
Bahn oder Schiff oder sogar nur per Bahn. Wobei es zu den unlösbaren
Rätseln der Schienenverantwortlichen gehört, warum es möglich ist, in
eineinhalb Stunden von Hamburg nach Berlin zu fahren, man aber weiterhin mehr als drei relativ unbequeme Stunden bis Westerland braucht.
Sobald man allerdings tief die Jodluft atmet, gilt so und so: Der Weg ist
egal, wir sind am Ziel.
Nun. Es soll Leute geben, die grundsätzlich nicht verstehen, was an
Sylt so reizvoll ist. Und wie soll man das auch logisch erklären mit nüchternem Blick auf die 60er- und 70er-Jahre-Bausünden in Westerland, die
den Ankömmling begrüßen, oder auf die neureichen Klischeefotos, die
sich an gewissen Tagen auf der Kampener „Whiskymeile“ machen lassen. Wobei – ist Lebensfreude mit Papis Porsche ein Zeichen für schlechte Kinderstube? Auch die, die nur zahlen und nicht zählen, wie viele
Wodkaflaschen sie im „Pony“ bestellen, leisten womöglich nicht nur
sich, sondern generell eine Menge. Wer den Insel-Eindruck auf dieses
kleine Fenster verengt, hat keinen Überblick. Und überhaupt: Sylt liebt
man. Oder man lässt es.
Im Moment ist wieder besonders viel Liebe zu verzeichnen. „Saison“
ist mittlerweile fast ganzjährig, an diesem Wochenende beginnt die betörende Zeit. Alle haben wieder auf, die Läden, die Zimmer, die Herzen,
die Kassen. Pfingsten wird es bestimmt wieder zu voll, weil dann alle
kommen, wie Ende Juli/Anfang August, und noch ein paar Party-People
mehr. Aber wollen wir das wirklich beklagen? Bestimmt wird der Rasen
endlich sattgrün, der Lavendel sein graues Kleid ablegen, der Ginster in
den Gärten strahlen, nur leider haben die wilden Verwandten am Straßenrand den harten Winter schlecht verkraftet, wie so manche Kiefer.
Aber dafür bleiben Heide und Rosen unverwüstlich und künden vom
großen gesunden Sommergefühl.
Synonym für die steigende Zuneigung sind die beiden neuen
Hotels, die die schlaksige Insel umklammern. Im Süden in Hörnum das
Fünf-Sterne-Superior-Hotel „Budersand Golf & Spa“, im Norden in
List das gerade erst eröffnete „Spa Resort A-Rosa Sylt“, ein klassisch
mondänes Grandhotel im modernen Gewand. Riesig für Sylter Verhältnisse. Très chic. Beide Häuser sind Leuchttürme im TourismusZeitgeist. Wie auch der Club „Rotes Kliff“ in Kampen, das Betreiber
Peter Kliem im Jubiläumsjahr so stylish renoviert hat, dass New
Yorker neidisch werden könnten.
Alles andere Wichtige bleibt. Auch deswegen darf sich die Inselliebe
geborgen fühlen. Die Luft, das Meer, die Heide, die vertrauten Orte vom
Sansibar bis Gosch, von H.B. Jensen bis zum Feinkost in Wenningstedt
und Fisch-Blum, vom Keitumer Einkaufsparadies bis zu Mylins Möbeln
und Fliesen in List, vom Getöse der Friedrichstraße zur Ruhe des Ellenbogens. Rolf Seiche steht verlässlich im Eingang zum Gogärtchen und
„Greta“ im Rauchfang, auch wenn es nun definitiv ihre letzte Saison sein
wird. Es wird weiter gebaut und renoviert, von Krise wenig Spuren.
Sylt ist Deutschland minimundus. Haus- oder Hapimag-Besitzer,
Sugardaddys oder Familien, Dieter Bohlen oder die Begum, Campingfreunde mit Propangaswärme oder Anwesenbesitzer, die eine Heizung
in den Briefkasten einbauen lassen, damit die Post nicht feucht wird.
Pensionen für 20 Euro die Nacht, Immobilien für 20 Millionen am
Watt. Von Kik bis Hermès, von Fischbrötchen auf die Hand über Austern
zum Champagner: alles da, alles verträgt sich.
Das Klischee von der Insel der Schönen und Reichen wird spätestens
an der Hörnum-Odde fortgespült, verliert sich auf dem Minigolfplatz
von Wenningstedt. Richtig ist daran nur, dass Sylt ein Ort ist, an dem
Wohlhabende wohlhabend sein dürfen. Man spielt Golf, trinkt auch
mal Dom Pérignon im Strandkorb. Nirgends in Deutschland stehen
mehr Luxusautos im Stau – Richtung Kampen. Das regt hier nur die
auf, die im Stau stehen.
Jetzt kommt die Zeit, da man mindestens weitere fünf Monate bleiben möchte. Sich vertragen und verbünden mit der Natur, dieser Macht
über unsere Emotionen. Nirgends ist man wahrscheinlich bei schönem
Wetter glücklicher. Weil es keine Selbstverständlichkeit ist. Der Norden
lehrt Demut, die Natur gewinnt immer, das prägt Insulaner und Gäste
mehr als Partynächte. Übermut ist erlaubt. Meistens jedenfalls. Und solange die Hunde angeleint sind … Ja, manches nervt auch auf der Insel.
In der Sansibar, diesem schier unglaublich anziehenden Ort, wähnt
man sich tagsüber wie vor zwanzig Jahren an der Berliner Mauer: so ein
Ansturm. Viertausend Essen bestimmt – am Tag. „Könnt ihr nicht mal
einen Zaun ziehen?“ Die fassungslose Frage eines Stammkunden verweht unbeantwortet im Dünengras. Abends, klar, da geht es nur mit Reservierung, zwei Schichten, manche müssen bis November warten, aber
tagsüber herrscht zwischen Strand und Spielplatz die große Freiheit.
Andere folgen froh dem Ruf der Sterne der Michelin-Küchen, für die
Sylt mittlerweile auch berühmt ist, oder schlafen gleich selig und tief,
weil der Kureffekt sie überrascht. Johannes King vom Söl’ring Hof hat
einen Kutter für seine Gäste gekauft. Und die Krise? Ja, es rumort auf der
Insel. Auch weil sie so gut besucht ist und die Saison immer länger wird.
Die alte Regel, dass Sylter Familien deswegen einen anderen Ferienkalender als das Festland brauchen, wird vom Kieler Kultusministerium
trotz umtriebiger Eltern-Initiative weiterhin unnötig stur ignoriert.
Manche kaufen jetzt Häuser, ohne genau zu wissen, wie und ob sie sie
nutzen. Sylter Steine verlieren nicht an Wert, die in Kampen schon gar
nicht, aber plötzlich boomt eben auch List. Und Schnäppchenmarkt ist
Hörnum auch nicht mehr. Aber dennoch gilt weiterhin: Sylt ist nicht nur
für Reiche da, sondern für alle. Jedenfalls alle, die den Friesenschwur
verstehen: rüm hart – klaar kiming. Reines Herz und klarer Horizont.
Wahrzeichen am Strand:
Zwei von 12 000 Strandkörben, die auf
Sylt vor Sonne und Wind schützen.
FOTO: HAUKE DRESSLER/GETTYIMAGES
S. 4/5 – Sylter Inselzauber:
Große Karte mit den schönsten Orten.
Plus: Shopping- und Ausgeh-Tipps.
II
› WOCHENENDE
Sonnabend / Sonntag, 15. / 16. Mai 2010
Irene
Schulte-Hillen
FOTO: PRIVAT
FOTOS: GRAFIKANSTALT, THOMAS LEIDIG
Ab nach Amrum
KARTE: GRAFIKANSTALT
Eine Wunderwelt:
Im Erlebniszentrum Naturgewalten kann man mit Wind
und Wasser spielen. Unten:
Geschäftsführer Dr. Strasser.
7
Norddorf
Mein perfekter
Sonntag
4
12 Uhr Noch eine Runde
über den „Sylt-Markt“ in
Wenningstedt oder Hörnum.
Gegründet vor Jahren vom
Antiquar „Bouquiniste“ werden dort Krimskrams, aber
auch antiquarische Bücher,
Silber und Porzellan angeboten: Ein kurioses Milchkännchen aus den 30er-Jahren
nehme ich mit nach Hause.
14 Uhr Zum Weststrand:
rein in die Wellen. Herrlich!
16 Uhr Ausruhen in Kampen: die Apfeltorte in Rolf
Seiches Gogärtchen oder der
Rhabarberkuchen in der Kupferkanne sind seit 30 Jahren
ein Traum!
17 Uhr Eine andere Welt: Im
Westerländer „Syltaquarium“
begeistern mich immer wieder die normalerweise unsichtbaren Bewohner unserer
Küste – Wattwürmer, Krabben, Butts und Schollen und
vor allem eine kluge Krake.
19 Uhr Wenn Herbert Seckler noch einen Tisch frei hat,
geht es weiter zur Sansibar.
Steinbutt in allen Variationen
und die „Caprifischer“ zum
Sonnenuntergang machen die
Familie glücklich. Oder wir
bleiben einfach zu Hause.
Während ich versuche, den
wilden Garten in Form zu
bringen, bereitet der beste
Pastakoch der Welt Spaghetti
alla Gisella, die wir auf der
Gartenbank verzehren, begleitet von geheimnisvollen
Lauten aus dem Watt.
867955
Besucher waren 2009
auf Sylt und buchten
6,95 Mio. Übernachtungen. Dazu kommen ca. 16 000 WahlSylter, die hier einen
Zweithaushalt haben.
Dem gegenüber stehen 21 000 Insulaner
und 3000 Schafe.
d
10 Uhr Gottesdienst in
der alten Seefahrerkirche St.
Severin zu Keitum. Nach dem
Sylter Urgestein Traugott
Giesen versammelt heute
Pastorin Susanne Zingel eine
treue Gemeinde aus Syltern
und Sommergästen. Kirchenmusikdirektor Alexander
Ivanov ist dem großen Organisten Matthias Eisenberg
gefolgt und führt die schöne
Tradition der „Mittwochskonzerte“ fort. Ich freue mich
schon auf den letzten Freitagabend im Juli, wenn hier zum
zehnten Mal das Sommerkonzert mit den jungen Stipendiaten der Deutschen Stiftung
Musikleben stattfinden wird.
san
7 Uhr Kaffee kochen und
Tisch im Garten decken. Zum
Familienfrühstück hören
wir Lieblingsmusik: Violinund Klavierkonzerte von
Joseph Haydn, gespielt von
den „Rising Stars“ Augustin
Hadelich und Caspar Frantz.
iep
Sylts kleine
Schwester
2
Nebel
Kn
INSEL-HOPPING
5.30 Uhr In der Morgendämmerung barfuß weit ins
Watt hinauslaufen, die Strahlen der aufgehenden Sonne
im Gesicht, die Rufe der Vögel
im Ohr – schöner kann ein
Tag auf Sylt nicht beginnen.
Das findet auch mein alter
Hund, der immer wieder
die spinnenbeinigen Krebse
unter den Steinen zu fangen
versucht.
5
3
Irene Schulte-Hillen, Präsidentin
Deutsche Stiftung Musikleben,
lebt in Hamburg und auf Sylt.
6
Süddorf
Steenodde
Amrum, südlich von Sylt, ist nicht so schmal
und glamourös wie die Große, sondern eher der
gemütliche Typ – und auch eine Reise wert.
Amrum ist „die Geliebte des Blanken Hans“: Was das
Meer anderswo abknabbert, etwa von Sylt, wird hier am
Kniepsand wieder angespült. Der feine weiße Sandstrand
ist 15 Kilometer lang, sagenhafte 1,5 Kilometer breit – das ist Europarekord!
Verwaltungstechnisch gehört der Kniepsand, der langsam um die Nordspitze der
Insel herumwandert, allerdings nicht zu Amrum, sondern gilt als Meeresgebiet.
Erdgeschichtlich gesehen ist Amrum relativ jung: Erst vor etwa 200 000 Jahren,
in der Saaleeiszeit, entstand aus Gletscherablagerungen der Inselkern. Die Dünen
wurden erst im 14. bis 18. Jahrhundert aufgeweht.
Einst war Amrum Heimat von Wikingern, wie Relikte von Wohn- und Feuerstätten
zeigen. Im frühen Mittelalter wurde die Insel von den Friesen besiedelt. Sie lebten von
Landwirtschaft, Wal- und Fischfang sowie der Handelsschifffahrt. Legendär ist der
Seefahrer Hark Olufs, der 1724 in die Sklaverei der Algerier geriet, dort zum General
aufstieg und 1736 nach Amrum zurückkehrte. Sein Grabstein mit der Kurzbiografie
steht auf dem Friedhof von Nebel. Doch viele Amrumer verließen ihre Heimat für
immer: Im 19. Jahrhundert wanderte mehr als ein Viertel der Bevölkerung aus,
meistens in die USA. Heute leben mehr Amrum-Stämmige in den USA als auf der
Insel selbst mit ihren circa 2300 Einwohnern.
Entsprechend friedlich geht es auf der 20,5 Quadratkilometer großen Insel zu: Das
Nachtleben beschränkt sich auf „Die Blaue Maus“ mit rund 100 Whisky-Sorten und
die Disco in der Kniepsandhalle. Anders als auf Sylt ist man nicht mit PS-starken
Statussymbolen unterwegs, sondern per Fahrrad: Es gibt zahlreiche Verleiher und ein
hervorragendes Wegenetz – die östliche Hauptroute führt durch die Dörfer, die westliche durch den windgeschützten Waldgürtel. Der etwa 180 Hektar große Forst wurde
ab 1948 gepflanzt, um die Dünenwanderung nach Osten zu stoppen.
In den ausgedehnten Schutzgebieten fühlen sich Vögel besonders wohl. Amrum
gehört zu den wichtigsten Brutgebieten für Seevögel in Deutschland, die Insel ist
zum Beispiel die Kinderstube der Eiderente. Die will nicht gestört werden – ein
Wunsch, den Besucher und Einheimische gut verstehen. Auch deshalb ist die Insel
um einiges entspannter als ihre schlanke Schwester im Norden.
INSELLEBEN
Watt in vier Wänden
Besser als Kino: Die Kinder bauen draußen Deiche, während Vater drinnen Poseidon
spielt und Mutter sich eine Sturmfrisur zulegt. Modern, spielerisch und unterhaltsam
bringt uns das „Erlebniszentrum Naturgewalten“ in List das Wattenmeer nahe.
N
TEXT: KIRSTEN RICK
ur einmal im Leben Meeresgott sein? Nichts
leichter als das: Im Wellenkanal kann man
unterschiedliche Wellen- und Windstärken
entfesseln und im Sturmraum seine Haare flattern
lassen. Ein Modell führt vor, mit welchen Maßnahmen Sylts Küste geschützt wurde, ein Video zeigt, wie
ein Seestern eine Miesmuschel frisst. Es gibt Filmmaterial von der NASA und Interviews mit Zeitzeugen
von Sturmfluten. Kurz: Im „Erlebniszentrum Naturgewalten“ kann man eintauchen in eine brillante
multimediale Wunderwelt.
„Achten Sie auf den Holunderbusch“, sagt Geschäftsführer Matthias Strasser, 44, und kurbelt mit
Verve an seinem Lieblingsexponat, der Fotoanimation einer Wanderdüne. Die Düne setzt sich in Bewegung und verschüttet den Strauch – doch am Ende
wächst er wieder durch den Sand hindurch.
Rund 3,5 Meter pro Jahr bewegen sich die Wanderdünen auf Sylt – in ähnlichem Tempo hat sich auch
das Projekt „Erlebniszentrum Naturgewalten“ entwickelt. 1995 kam Matthias Strasser, Meeresbiologe
aus Hamburg, auf die Insel, um für seine Diplomarbeit das „Verbreitungsmuster der Sandklaffmuschel“
zu erforschen. Er blieb und stiefelte für seine Dissertation ins Watt – wo er so häufig von Touristen mit
Fragen nach Ebbe und Flut, Flora und Fauna gelöchert wurde, dass er davon dem Bürgermeister er-
zählte: Die Idee zum Erlebniszentrum war geboren.
Über zehn Jahre reifte die gemeinnützige Einrichtung, zu der 13 Partnerverbände ihr Knowhow beisteuern, vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und
Meeresforschung über den Heimatverein „Söl’ring
Foriining“ bis zum WWF. Im Februar 2009 wurde
das Erlebniszentrum mit 1500 Quadratmetern Ausstellungsfläche eröffnet. Dazu kommt ein 800 Quadratmeter großer Außenbereich mit Wasserspielplatz, auf dem Kinder selbst Deiche bauen können.
Bereits im ersten Jahr erschienen 120000 Besucher.
Schon beim Betreten ist zu erkennen: Der Bau orientiert sich an der Ausstellung und nicht umgekehrt:
Um eine Luftaufnahme von Sylt sind die drei Themenbereiche „Kräfte der Nordsee“, „Klima, Wetter,
Klimaforschung“ und „Leben mit Naturgewalten“
gruppiert, bei einem Exponat sieht man wie ein Astronaut von oben auf die sich drehende Erde. Das große Foyer ist gleichzeitig eine Begegnungsstätte, wo
auch Konzerte und Preisverleihungen stattfinden.
Seit März 2010 gibt es ein neues Kinder- und Jugendprogramm. An Stationen laufen Wissensshows:
kurze, von Schülern gedrehte Clips, z.B. zum CoriolisEffekt. „Die Idee ist“, sagt Strasser, „dass die Ausstellung emotionalisiert, begeistert und überrascht.
Denn dann kommt der sorgsame Umgang mit der
Natur ganz von alleine.“ Die Jungs hinter ihm sind
zu beschäftigt, um seinen Worten zu folgen – sie vergnügen sich gerade am „Salzpflanzen-Flipper“.
TIPPS & TERMINE
Service
» Erlebniszentrum Naturgewalten
Hafenstraße 37, 25992 List / Sylt,
Tel. 04651 / 83 61 90,
Öffnungszeiten: täglich 10 – 18 Uhr
(Juli /August 10 – 20 Uhr),
Erwachsene ab 11 Euro, Kinder
von 4 bis 15 Jahren 7,50 Euro,
www.naturgewalten-sylt.de
DER GRÜNE PUNKT Im Watt leben auf einem Quadratmeter bis zu zwei Millionen Organismen. Bei
einer Wanderung durch den platten Dschungel erklärt Manfred Sturm die artenreiche Pflanzen- und
Tierwelt. Termine: 19.5., 10.30, 24.5., 12 Uhr. Anmeldung: Tel. 04651/447-0, www.wenningstedt.de
1 LEUCHTTURM Insgesamt 295 Stufen muss man erklimmen: 123 führen die Düne
hoch zum Turm, 172 zu dessen Spitze – dann ist man auf dem größten Leuchtturm
der deutschen Nordseeküste. 41,8 Meter misst er, einschließlich Düne sogar 66
Meter. Seit dem 1. Januar 1875 weist er Schiffen den Weg, bei guter Sicht kann
man mit dem Fernglas bis nach Helgoland gucken.
» Öffnungszeiten Mo–Fr 8.30–12.30 Uhr.
An Feiertagen geschlossen.
2 ÖÖMRANG HÜS Der „Öömrang Ferian“ (Amrumer
Verein), der sich der Brauchtums- und Sprachpflege
sowie dem Naturschutz widmet, hat das alte Friesenhaus in Nebel erworben und zu einem Museum
ausgebaut. Im Wohnteil des Kapitänshauses aus
dem 18. Jahrhundert kann man „a Dörnsk“ (die
Wohnstube) mit Beilegerofen und Alkovenbetten
besichtigen. Die Ausstellung „Willkommen in der Amrumer Vergangenheit“ zeigt
historische Funde. Am Wochenende kann man in der original Friesenstube heiraten.
» Amrumer Archiv & Museum, Waaswai 1, 25946 Nebel, Öffnungszeiten: Mo–Fr
10.30–12.30, Mo–Sa 15–17 Uhr, www.oeoemrang-hues.de
KULTUR ERLEBEN
3 NORDIC WALKING VON AMRUM NACH FÖHR Am 16. Mai ist in Deutschland
Nordic-Walking-Tag – und von Amrum aus kann man eine einmalige Strecke gehen:
Ein Wattführer begleitet die Gäste (auch Anfänger) quer durch das Nordfriesische
Wattenmeer nach Föhr. Unterwegs gibt es Erfrischungen und Snacks, zurück geht
es mit der Fähre. Bitte Walking-Stöcke mitbringen.
» Nordic Walking, 16. Mai, 9 Uhr, Treffpunkt: Norddorf, Hüttmannwiese.
Schönes
neues Sylt
4 RADTOUR MIT LESUNG Ein Kunstdieb kehrt auf die Nordseeinsel zurück, auf der
er vor 20 Jahren ein geraubtes Gemälde zurücklassen musste. Der Amrum-Krimi
„Flucht übers Watt“ von Krischan Koch ist ein Mix aus Spannung und Comedy.
Heiter bis aufregend soll auch die Radtour werden, bei der der Autor an verschiedenen Schauplätzen seines Krimis hält und dort Szenen aus dem Buch liest.
» „Flucht übers Watt“, Radtour und Lesung, 20. Mai, Treffpunkt: Haus des Gastes,
Nebel. Anmeldung: Buchhandel Quedens, Norddorf, Tel. 04682/4115 (8 Euro).
Das Event „Frühlingserwachen“
in der Kunstgalerie „Länge*Breite“
lädt ein zum Poetry-Slam – und
vereint Malerei, Bildhauerei, Design,
und Wohnkultur mit Reimkunst.
F
Bilder einer Ausstellung:
Statuen, Möbel aus Beton und
Hamburg-Gemälde von Hans
Nordmann (u.) sorgen für ein
schönes Frühlingserwachen.
FOTO: PR
6 JAZZ-INSEL AMRUM Vom 19. bis zum 25. Juli jazzt und swingt es auf der Insel.
Internationale Jazzgrößen spielen an verschiedenen Orten: Beim Konzert „Happy
Birthday Django Reinhardt“ im Norddorfer Gemeindehaus ist Wawau Adler an der
Gitarre dabei, in die Kniepsandhalle lockt „The World Famous Glenn Miller Orchestra“.
» Jazz-Insel Amrum, 19.–25. Juli., Programm unter www.amrum.de
TEXT: VERA HOFF
rech und irgendwie anders – zumindest für
die Insel Sylt“: So beschreibt die Industriedesignerin und Schweißerin Helge Schleper
das Konzept ihrer Galerie „Länge*Breite“, mit der sie
den Jungen und Kreativen seit Dezember 2006 einen
Raum gibt. Unbekümmert setzt sie sich dabei über
alle kulturellen Grenzen hinweg: Die Ausstellung
„Frühlingserwachen“ präsentiert an diesem Wochenende in Wenningstedt Gemälde, Skupturen, Wasserspiele, Möbeldesign – und wer sich auf diese Mischung keinen Reim machen kann, dem wird beim
Poetry-Slam am Sonnabend geholfen.
Am traditionellsten noch ist die Ausstellung des
norddeutschen Malers Hans Nordmann, der eine
Auswahl maritimer Werke zeigt: Sylter Motive, Hamburger Wahrzeichen und Segeln sind seine Themen.
Das Team von „werkraum2“, einer Manufaktur von
der schwäbischen Alb, will mit Wohnobjekten, Windund Wasserspielen aus poliertem Edelstahl einen
blendenden Eindruck hinterlassen. Ähnliches hatte
wohl auch Industriedesigner Reimer Wilke im Sinn,
als er „Ein Stück Lampe – der kürzeste Weg zum elektrischen Licht“ konzipierte: eine nackte Glühbirnen-
5 AMRUMER LAMMTAGE Sie sind ja so niedlich, die kleinen Schäfchen – doch bei
den Lammtagen geht es mehr um ihre kulinarischen Vorzüge: Zum Eröffnungsfest
werden diverse Lammgerichte gereicht. Dazu spielen das Amrumer Folkduo Querbeet und das Akkordeon-Orchester Ostseekrabben, die Kinder-Trachtengruppe tanzt
und um 12.15 Uhr lauschen alle der Ansprache der Nordfriesischen Lammkönigin.
» Eröffnungsfest am Sonnabend, 5. Juni, 11.30 Uhr, Norddorf, Hüttmannwiese.
7 HARK OLUFS Als Sklave verkauft, als General zurückgekehrt – bei einer Führung
des „Öömrang Ferian“ über Seefahrt, Piraterie und Sklaverei erfährt man viel über
das erstaunliche Leben des Inselhelden Hark Olufs.
» Hark-Olufs-Führung, 28.5., 10 Uhr, Norddorf, Maritur/Naturzentrum.
AMRUMTOURISTIK 25946 Wittdün auf Amrum, Tel. 04682/940 30,
www.amrum.de – Fährverbindung Sylt–Amrum: www.adler-schiffe.de
fassung mit Ein- und Ausschalter. Zudem gibt es
Wohnaccessoires aus dem neuen Trendwerkstoff
Beton von Betoniu, witzige Papiermobiles von Illustrator Martin Graf und das Sylter Modelabel „Liebe
Sonne – Sylt“ stellt seine bunten Entwürfe vor. Stille
Gäste beim „Frühlingserwachen“ sind die überall
präsenten Statuen und Plastiken von Künstlern des
Wenningstedter Skulpturenparks „Meerseits“.
Am Sonnabend um 19.30 Uhr wird es laut, wenn
bei der „Slamschlacht Sylt“, dem einzigen PoetrySlam der Insel, das Mikrofon offen für jeden und alles
ist – ob Lyrik, Prosa, Comedy oder Rap, Lustiges und
Ernstes. Einzige Vorgaben: sechs Minuten Zeitlimit,
nur selbst verfasste Texte. Tabu sind ausufernde Gesangseinlagen und Background-Musik – denn das
kennt man schon aus Castingshows Länge mal Breite.
Service
» Wenningstedter Galerie
„Länge*Breite“ Westerlandstr. 2 a,
25980 Wenningstedt,
Tel. 04651 / 299 90 54,
www.laengemalbreite.de
» Frühlingserwachen Sa/So.,
15. / 16. Mai, ab 14 Uhr. Finissage:
So, 16. Mai, 17 Uhr.
» Slamschlacht Sylt Sa, 15. Mai,
Einlass 19.30, Beginn 20.30 Uhr,
Eintritt: 5 Euro.
Museum: das „Öömrang Hüs“ auf Amrum.
FOTOS:QUEDENS/NORDSEEBILDER.DE
III
Sonnabend / Sonntag, 15. /16. Mai 2010
› INSELGESPRÄCH
Der
Wellenbrecher
Brigitte Steinmetz trifft Robby Naish
Alter viel geselliger geworden und haue ich nicht mehr sofort
ab, sobald der Pflichtteil erfüllt ist.
MAGAZIN: Wo findet die Kür auf Sylt statt?
NAISH: Wo immer Nici Kreis mich hin entführt. Ich wohne seit
vielen Jahren im Miramar Hotel in Westerland und bin gut
befreundet mit der Besitzer-Familie. Manchmal gehe ich mit
Nici ins American Bistro. Es gibt ein Thai-Restaurant, das ich
mag, und Bella Italia, gleich die Straße herunter.
MAGAZIN: Haben Sie eigentlich schon mal Labskaus probiert?
NAISH: Nein. Hier ist mein Geheimnis: Was Essen betrifft, bin
ich immer noch wie ein kleines Kind. Ich gehe am liebsten zu
McDonald’s. Mir schmecken Hamburger und Pommes am
besten und Fisch mag ich überhaupt nicht.
MAGAZIN: Ausgerechnet.
NAISH: Es bringt meine Sylter Freunde zur Verzweiflung, dass
ich eine Institution wie Gosch nicht zu schätzen weiß. Aber
ich mag keinen Fisch. Keine Nordseekrabben, kein Labskaus,
kein Haifischsteak.
MAGAZIN: Viele Surfer essen aus Karmagründen keine Raubfische. Fress ich dich nicht, frisst du mich nicht.
NAISH: So sehe ich das auch. Haie gehören zu meiner natürlichen Umwelt auf Hawaii. Drei Freunde von mir haben einen
Haiangriff überlebt und surfen nach wie vor. Man darf nie
vergessen, dass wir uns in ihrem Territorium aufhalten und
nicht umgekehrt.
R
FOTO: SVEN HOFFMANN / RED BULL PHOTOFILES
obby Naish klingt wie vierzehn.
Vielleicht wirkt sich das RestAdrenalin verjüngend auf seine
Stimme aus, denn zwischen zwei
Gesprächen ist der 47-Jährige mal
schnell von Maui nach Fidschi
und zurück geflogen, um dort zu Werbezwecken
eine Zehn-Meter-Welle auf einem Steh-Paddleboard zu reiten. Er strahlt, während im Hintergrund seine dreijährige Tochter Christina
gluckst. Seine neueste Leidenschaft soll nur ein
Hobby bleiben, beeilt er sich gleich zu sagen,
denn noch einmal erfinden müsse er sich nach
beispiellosen Erfolgen als Wind- und Kitesurfer
nun wirklich nicht. „Ich bin der glücklichste
Mann auf der Welt“, sagt er, und man glaubt es
ihm gern. Seine ältere Tochter lebt als Surflehrerin in Costa Rica und machte ihn vor sieben
Monaten zum Großvater. Seine Jüngste hat
schon ein winziges pinkfarbenes Board, mit
dem sie im häuslichen Pool paddelt. Seine Frau,
Ex-Model Katie, hat das 670 Quadratmeter
große Heim im windigen Norden Mauis nach
Vorbild eines historischen Hawaii-Hotels derart
stilecht dekoriert, dass es in Architekturmagazinen gewürdigt wird. Jetzt geht es nur noch
um die pure Lebensfreude und – ja, auch um
das Geschäft damit. Naish gewann seinen ersten
Weltmeistertitel als 13-jähriger Amateur und
avancierte zum Superstar von Sylt, seit er dort
1984 den ersten Worldcup gewann. Obwohl er
sich in den 90ern mit 24 Titeln aus dem aktiven
Wettkampf zurückzog, kommt der Hawaiianer
immer noch mindestens einmal im Jahr an die
Kurpromenade. Die Nordsee lässt ihn nicht los.
MAGAZIN: Mal ehrlich, kann Sylt es mit Ihren geliebten Südseeinseln aufnehmen?
ROBBY NAISH: Sie erwischen mich in einem schwachen Moment.
Ich hatte gerade auf den Fidschis den besten Stand-up-Paddleboard-Ritt meines Lebens und bin leicht euphorisch. Aber in
aller Fairness: Sylt hat einen ganz besonderen Platz in meinem
Herzen. Seit ich vor 30 Jahren das erste Mal mit meiner Familie an die Nordsee reiste. Es ist eine lebenslange Liebesaffäre.
MAGAZIN: Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Mal?
NAISH: Es muss Sommer gewesen sein, denn ich weiß noch, dass
ich in Shorts an der Kurpromenade stand. Surf-Pionier Jürgen
Hönscheid hatte mich und meine Familie dort zum Urlaub
eingeladen. Ich kannte Jürgen vom Pan-Am-Cup aus Hawaii,
er war einer der Exoten, die Windsurfen nach Kailua brachten,
als wir alle noch Wellen ritten. Der Spot an der Kurpromenade
hat mich gleich beeindruckt. Das Wasser ist sogar im Sommer
kalt, dazu heftige Unterströmungen und eine unordentliche
Welle, die über einer vorgelagerten Sandbank bricht ...
MAGAZIN: ... klingt verführerisch.
NAISH: Es sind schwierige Bedingungen, aber gerade deshalb
habe ich so viele Erfolge auf Sylt gefeiert wie kaum anderswo.
Als Athlet bevorzuge ich raues, stürmisches Wetter. Je ungemütlicher es wird, desto mehr Spaß habe ich. Ich fühle mich
wirklich zu Hause auf Sylt. Das liegt auch daran, dass ich dort
Freunde gefunden und Deutsch sprechen gelernt habe.
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– nicht perfekt, aber es geht schon. Es macht mir Spaß,
Deutsch zu reden. Das hat unserem Familienunternehmen
Naish Hawaii sehr geholfen. Deutschland ist einer der größten Märkte für Wind-und Kitesurfen. Außerdem habe ich
2009 in Hamburg den ersten Worldcup im Stand-up-Paddlesurfen unterstützt, das wollen wir dieses Jahr wiederholen.
MAGAZIN: Windsurf-Legende, Kitesurf-Pionier und jetzt StehPaddler. Sie können es einfach nicht lassen.
NAISH: Ich plane keine dritte Profi-Karriere, das überlasse ich
leichten Herzens den Jüngeren. Steh-Paddeln ist eine tolle
Ergänzung zum Wellenreiten und Windsurfen, denn es lässt
sich unabhängig von Wind oder Dünung praktizieren. Man
braucht nicht einmal besonders in Form dafür zu sein.
MAGAZIN: Bei mir zu Hause in Malibu werden die Stand-upPaddlesurfer eher angefeindet. Die Wellen sind eh schon voll
genug und jetzt paddeln auch noch schmerbäuchige Amateure
auf Riesenflößen dazwischen.
NAISH: Sie haben aber auch das Pech, an einem der populärsten
Breaks der Welt zu surfen. Ich glaube, Stand-up-Paddeln wird
sich mehr auf Seen und Flüssen ausbreiten. Da ist Platz für alle.
MAGAZIN: Fremde, die in einheimische Wellenreviere eindringen,
werden überall argwöhnisch angeschaut. Ist es Ihnen vor Sylt
auch so ergangen?
NAISH: Nein, nie. Als ich als Junge das erste Mal an der Kurpromenade surfte, war ich ja schon Weltmeister. Wer will sich
mit so einem schon anlegen? Aber Sie haben Recht, viele
Hardcore-Shortboarder dulden keine anderen Bretter neben
sich. Das halte ich für Blödsinn. Je mehr Varianten es gibt von
unserem Sport, desto mehr wird sich die Masse verteilen. Ich
bin da sehr offen, die Natur gehört uns doch allen.
MAGAZIN: Als Inselmensch verstehen Sie bestimmt die Umweltsorgen der Sylter.
NAISH: Klar, uns erwischt es als Erste, wenn das Meer verschmutzt und das Wasser steigt. Aber im Vergleich zu Hawaii
ist Sylt wirklich vorbildlich. Ich versuche seit zwei Jahren ein
Windrad genehmigt zu bekommen, um meine Farm auf Maui
mit Strom zu versorgen. Es ist unvorstellbar, was für ein bürokratischer Kraftakt das ist. Die Mehrheit der Hawaiianer
findet immer noch, Windräder zerstörten das Landschaftsbild. Das ist doch verrückt, gerade Maui ist einer der windigsten Orte der Welt, wir könnten schon längst vom Netz sein.
Da sind uns die Deutschen Jahre voraus. Immer wenn ich
durch Norddeutschland nach Sylt fahre, bewundere ich das.
Ich glaube, bei euch hat jeder Bauernhof sein eigenes Windrad.
MAGAZIN: Ihr ehemaliger Kite-Designer Don Montague kooperiert mit den Google-Gründern Larry Page und Sergey Brin und
experimentiert mit riesigen Segeln zur Stromerzeugung.
NAISH: Ich bin nicht an seiner Firma Makani Power beteiligt,
aber ich stelle mein Grundstück für seine Experimente zur
Verfügung. Sie befinden sich noch in der Testphase. Als jemand, der mit Wind und Wellen lebt, bin ich alternativen
Energien aufgeschlossen.
MAGAZIN: Andererseits sind Sie berühmt für Ihren Wagenpark
inklusive Monster-Truck und einem zum Surfmobil umgebauten Stretch-Leichenwagen.
NAISH: Ja, meine Spielzeuge habe ich immer noch, auch den
kanariengelbenFerrari.AberimGrundestehendieschlimmsten Schluckspechte, der Leichenwagen und der Ferrari, nur
noch zur Zierde in meiner Garage. Die wenige Freizeit, die
mir bleibt, verbringe ich mit meiner dreijährigen Tochter
Christina.
MAGAZIN: Was verstehen Sie unter Freizeit?
NAISH: Stimmt, das war falsch formuliert. Ich sollte sagen, die
Zeit, die ich nicht auf dem Wasser verbringe oder im Flugzeug.
MAGAZIN: Als Sie noch aktiver Wettkämpfer waren, lag Ihr
Durchschnitt bei 300 Tagen auf dem Wasser.
NAISH: Das ist heute noch so. Und 65 Tage im Flieger.
MAGAZIN: Viel Zeit für Strandpartys bleibt da nicht.
NAISH: Nein, aber ich war sowieso nie ein Party-Animal. Als
junger Mann noch viel weniger – ich war sehr introvertiert
und bin nach den Wettkämpfen sofort nach Hause gegangen.
MAGAZIN: Wozu Deutsch lernen auf Hawaii?
NAISH: Weil ich damals schon auf Sylt gewesen war und wusste,
dass ich eine lange Beziehung mit dieser deutschen Insel eingehen würde.
MAGAZIN: Ihr Freund Jürgen Hönscheid berichtet in seinen Memoiren vom ersten Worldcup 1984. In der Nacht davor brannte
die Hütte von Sansibar-Gründer Herbert Seckler ab, die als
Headquarter dienen sollte.
NAISH: Davon habe ich nichts mitbekommen. Natürlich erinnere ich mich an die bescheidenen Anfänge der Sansibar und
ich finde es faszinierend, wie aus dieser kleinen Strandkneipe
ein weltberühmtes Unternehmen mit Gourmet-Restaurant
und eigener Modelinie werden konnte. Aber als Teenie und
junger Mann nahm ich am Nachtleben nicht teil. Alles, was
mich interessierte, lag am Ende der Kurpromenade.
MAGAZIN: Sie haben einen fast plattdeutschen Akzent.
NAISH: (auf Deutsch) Ja, nech? Es ist langsam besser geworden
MAGAZIN: Und heute?
NAISH: Ich hab mich über die Jahre schon verändert. Ich bin im
MAGAZIN: Das wollen wir doch gleich mal überprüfen.
NAISH: (spricht Deutsch) Gern. Ich habe Deutsch schon auf der
Highschool gelernt.
am 23. April 1963 im kalifornischen
La Jolla geboren und wuchs in Kailua,
Hawaii, auf. Als Achtjähriger entdeckte
er das Wellenreiten, mit 13 errang er auf
den Bahamas seinen ersten Titel und
wurde jüngster Windsurf-Weltmeister
aller Zeiten. Als 24-maliger Champion
dominierte er den Sport wie kein Zweiter,
auch als Kitesurfer gewann er 1998
den Weltmeister-Titel im Slalom und
stellte 2001 mit 70,37 km/h einen
Geschwindigkeitsrekord auf. Zudem
war Naish an zahlreichen technischen
Innovationen beteiligt und ist Eigentümer dreier Firmen für Wind-, Kiteund Stand-up-Paddle-Surfing-Artikel.
Seit er 1984 auf Sylt erstmalig den
Worldcup gewann, ist die Insel für
Naish, der fließend Deutsch spricht, zu
einer zweiten Heimat geworden. Die
Surf-Legende lebt mit seiner Frau Katie,
mit der er seit 19 Jahren verheiratet ist,
auf Maui und hat zwei Töchter: Nani,
geb. 1983, und Christina, geb. 2007.
WWW.ST-EMILE.DE
Mit 21 gewann er auf Sylt den
Windsurf-Worldcup, und wird
dort verehrt wie ein Rockstar:
Robbie Naish über Labskaus,
Haiangriffe und Plattdeutsch.
MAGAZIN: Waren Sie nie in Gefahr?
NAISH: Tatsächlich habe ich mich noch nie ernsthaft verletzt.
Klar bin ich oft durch den Schleudergang vor Sylt gegangen,
habe verlorene Finnen und zerbrochene Boards zu beklagen.
Aber nur einmal, in Japan, als ein Hai genau zwischen meinem
Brett und dem meines Kumpels hindurchglitt, seine Flosse 20
Zentimeter von meiner Nase entfernt, dachte ich: „Whoa!“
Kurz-Biografie
» Robert Staunton Naish wurde
ST. EMILE STORE HAMBURG | NEUER WALL 80 | 20354 HAMBURG | TEL. +49_40_27144998
ST. EMILE STORE SYLT | BRADERUPER WEG 1 | 25999 KAMPEN | TEL. +49_4651_446488
IV
› THEMA DER WOCHE
Sonnabend / Sonntag, 15. / 16. Mai 2010
Inselzauber
SYLT zum Mitnehmen: Die schönsten, spannendsten und
interessantesten Orte der Insel, von kulinarisch bis kurios,
von historisch bis himmlisch, von der Hörnum-Odde bis zum
Ellenbogen – alle auf einen Blick. Dazu Tipps zum Essen
und Trinken, Ausgehen und Ausruhen, Shoppen und Schauen.
Bam-Bus
Seitdem Bambus-Klaus eine Bushaltestelle
in Strandnähe zur Reggae-Pinte umgebaut
hat, finden dort von Mai bis Oktober regelmäßig Vollmondpartys statt. Weststrand
13, List, www.bam-bus.de
Buhne 16
An dem rund 200 Meter breiten Beach „Buhne 16“ befand
sich in den 60ern und 70ern Deutschlands berüchtigster
Nacktbadestrand – dabei gehörte im intellektuell-aufgeklärten Kampen das textilfreie Sonnen bereits in den 20ern zum
guten Ton. Heute sorgen weder die
Ferraris auf dem nahen Parkplatz,
noch der eine oder andere Nackte
im Sand für besonderes Aufsehen.
Das Strandbistro „Buhne 16“ lockt
ein gemischtes Publikum, das gern
bis zum Sonnenuntergang entspannt. Manchmal auch länger.
Weststrand Kampen, ca. 15 Minuten Fußweg durch die Dünen,
Tel. 04651/4996, tgl. ab 10 Uhr,
www.buhne16.de
ESSEN & FEIERN
Königshafen
Austern
SchleswigHolsteinisches
Wattenmeer
109 Stufen bis zum Gipfel: Eine Holztreppe führt seit den 1920er-Jahren auf
eine Aussichtsplattform auf der UweDüne, die mit 52,5 Metern die höchste
natürliche Erhebung der Insel ist. Benannt wurde der stattliche Sandhaufen
nach dem Unabhängigkeitskämpfer Uwe
Jens Lornsen (1793–1838).
Braderuper Heide
Im Sommer ist sie ein einziges violettes Blütenmeer: Die Braderuper
Heide ist eine Art Lüneburger Heide
mit Meerblick und mit 140 Hektar die
größte insulare Heide. Das Naturschutzgebiet zwischen Ortskern und
Kliff darf seit über 70 Jahren nicht
mehr bebaut werden.
Kampen
Wenningstedt
Montblanc
Stilvolle Postkarte an die Daheimgebliebenen? Die passenden Schreibgeräte
gibt es bei Montblanc.
» Braderuper Weg 2, Kampen
St. Emile
Damenmode voller Poesie und Persönlichkeit findet man bei St. Emile, einem
der erfolgreichsten deutschen Labels, in
ihrem wunderschönen und gerade neu
eröffneten Shop.
» Braderuper Weg 1, Kampen
Tod’s
Von den legendären Mokassins mit
ihren 133 Gumminoppen über Taschen
aller Art bis Accessoires, findet man
bei dem „Edelitaliener“ alles aus Leder.
» Strönwai 7, Kampen
Iris von Arnim
Die unverwechselbaren Strickkollektionen
der Hamburger Mode-Designerin.
» Strönwai 14, Kampen
Louis Vuitton
Das 1854 gegründete Pariser LuxusLabel lädt unterm Reetdach zu längeren
Shopping-Aufenthalten ein.
» Strönwai 7, Kampen
Wempe
Das Hamburger Traditionsunternehmen
steht für höchste Kompetenz in der
Schmuck- und Uhrmacherkunst.
» Strönwai 16, Kampen
Wunderkind
„Mit Wunderkind kommt etwas Boheme
und Romantik nach Sylt, genau der richtige Spirit für die Insel“, sagt Wolfgang
Joop über die Boutique seines Labels.
» Strönwai 8, Kampen
DB
Keitum
Friedhof der Heimatlosen
Er liegt hinter einem weißen Holztürchen;
weder Name noch Geburtsdatum zieren
die 55 rosenumrankten Holzkreuze:
Denn dieser kleine Friedhof von 1855
wurde eigens für die namenlosen Seeleute angelegt, die auf See starben und
die das Meer an die Strände gespült hat.
Käpt’n-Christiansen-Straße / Elisabethstraße, Westerland
Hünengrab Denghoog
FOTOS: DIMITRIJ LELTSCHUK, PICTURE-ALLIANCE/HB-VERLAG (5), PICTURE-ALLIANCE/ROLF KOSECKI, PICTURE-ALLIANCE/KPA/HINZE, PICTURE-ALLIANCE/DPA, JANA EBERT, SYLTSURFING, GRAFIKANSTALT, MICHAEL MACH, PR
Marc O’Polo
Klassik, Tradition und echte Werte sind
Marc O’Polo wichtig. Und bei der Mode
achtet man auf nachhaltige Produktion.
» Strandstr. 3–5, Westerland
Im April 1972 importierte
Calle Schmidt das erste Windsurfing-Brett aus den USA und
kämpfte sich damit vor Sylt
durch die Wellen. Eine Woche
später überquerte Deutschlands erster Surfer auf seinem
Brett die Außenalster in Hamburg und machte damit die
Presse auf sich aufmerksam. In Munkmarsch gründete er seine Surfschule „Syltsurfing“, www.syltsurfing.de, und ließ in jahrelanger Arbeit die Bucht am Weißen Kliff zu „Calles Beach“ aufschütten.
Tinnum
Erst bei einem glutroten Sonnenuntergang wird
das Kliff seinem Namen wirklich gerecht – dann aber
bietet die bis zu 30 Meter hohe Steilküste ein funkelndes Naturschauspiel. Bei Sturmfluten kommt es hier
immer wieder zu spektakulären Abbrüchen.
Koko von Knebel
Trends für treue Begleiter: „Every dog is
a star“ ist Motto des Hundeausstatters.
» Strandstr. 3–5, Westerland
Loro Piana
Eine Kollektion aus edelstem Tuch und
feinster Wolle gibt es bei dem italienischen Cashmere-Spezialisten.
» Gurtstig 17, Keitum
Westerland
Rotes Kliff
Hermès
Designer Jean-Paul Gaultier ließ sich für
die Hermès-Sommerkollektion von Retro-Tennismode und Deauville inspirieren.
» Zur Uwe-Düne 1, Kampen
Braderup
Munkmarsch
Whiskymeile
Tagsüber brennen auf dem Strönwai, Kampens
Shopping-Promenade, die Kreditkarten, gelöscht
wird dann nachts mit Bier, Schaumwein und
Hochprozentigem – in den Bars und Discotheken
wie dem Rauchfang (Hausnummer 5), PonyClub (Nr. 6) oder Gogärtchen (Nr. 12).
Donna & Lottchen
Hier gibt es klassische und angesagte
Lifestyle-Labels für Kids bis 14 Jahre.
» Hauptstr. 2, Kampen
Willkommen in der Unterwelt: Älter als die
Pyramiden von Gizeh ist das begehbare und gut
erhaltene Großsteingrab in Wenningstedt – nämlich aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. Findlinge mit
einem Gewicht von bis zu 1,8 Tonnen wurden zu
einer 5 mal 3 Meter großen Familiengrabkammer getürmt, die sich heute
unter einem kleinen Grashügel verbirgt.
Am Denghoog (bei der Friesenkapelle), Wenningstedt, geöffnet Ostern
bis Oktober, Mo–Fr, 10–17 Uhr, Sa, So und feiertags 11–17 Uhr, Tel.
0170/697 16 87, www.soelring-foriining.de
In Deutschlands einziger
Austernzucht reifen auf einer
ca. 30 Hektar großen Fläche in
der Blidselbucht im Lister
Wattenmeer alljährlich zwei
bis drei Millionen Austern heran, die als „Sylter Royal“ europaweit vertrieben werden.
Neben der Verköstigung vor
Ort in der Hafenstraße bietet
Dittmeyer’s Austern Compagnie auch Gruppenführungen
an (Anmeldung erforderlich).
www.sylter-royal.de
DB
Das Wrack der Mariann
Eine schwimmende Teestube sollte aus dem
stattlichen Dreimastschoner „Mariann“ werden,
dafür ließen zwei Sylter das Schiff 1961 in den Hafen
von Munkmarsch schleppen. Doch die Behörden
verweigern die Genehmigung. Der abgetakelte
Windjammer wechselt mehrmals den Besitzer, der
letzte lässt ihn ins Watt vor Braderup schleppen –
und verschwindet. Eine Schauspielerin möchte ein
Kabarett auf der „Mariann“ einrichten, doch eine
Seebrücke vom Schiff zum Land durfte nicht errichtet werden. Souvenirjäger plündern die „Mariann“
restlos aus, am 25. Mai 1981 brennt der alte Kahn.
Das Wrack liegt noch immer im Watt.
DB
Archsum
Heimatmuseum
Morsum
Im historischen Friesenhaus von 1759 wird mit zahlreichen Ausstellungsstücken die Geschichte der Insel
ausgebreitet – von der Frühzeit bis ins 19. Jahrhundert.
Draußen zeugen Steinsärge von germanischen Bestattungsritualen, drinnen wird mit Trachten, Schmuck
und Möbeln friesische Tradition wieder lebendig, und
selbstverständlich kommt mit Schiffsmodellen und
Walfanggeräten auch die Seefahrt nicht zu kurz.
Am Kliff 19, Keitum, Tel. 04651/316 69, von Ostern
bis Oktober, Mo–Fr 10–17 Uhr, Sa, So und feiertags
11–17 Uhr, Eintritt 3,50 Euro, www.soelring-foriining.de
Rantumbecken
Sylt-Strandkörbe
Dorint
Söl’ring Hof
Rantum
Tinnumburg
SchleswigHolsteinisches
Wattenmeer
Es muss ein grandioser Anblick gewesen sein: Vor dem Deichbau
1938 war bei Sturmfluten hier Landunter, nur die Tinnumburg ragte
noch aus den Wellen. Bis acht Meter hoch sind die rd. 2000 Jahre
alten Wallanlagen. Einst befanden sich hier gut geschützt Sodenwandhäuser, ob die „Burg“, die ohne Eintritt besucht werden kann, als
Zufluchtsort oder als Kultstätte diente, darüber wird noch gerätselt.
Rantum-Becken
In den 1930er-Jahren wurde ein etwa 570 Hektar großes Wattgebiet mit einem fünf Kilometer langen Deich
abgetrennt, um einen Wasserflugplatz zu schaffen – so
entstand das Rantum-Becken. Der Flugplatz wurde kaum
genutzt, später wurden die Abwässer Westerlands in das
Becken geleitet. 1962 wurde es aufwendig renaturiert und
dort ein Seevogelschutzgebiet eingerichtet.
Sansibar
Dorfkrug Rotes Kliff
Seit 1876 zieht diese Institution Urlauber
an, die sich über feine Hausmannskost
und die antike Einrichtung freuen.
Oder über einen Platz im Gastgarten.
» Braderuper Weg 3, Kampen,
Tel. 04651/435 00, tgl. ab 12 Uhr.
Sturmhaube
Wie eine Trutzburg in den Dünen – und
fast ein Kampener Wahrzeichen. Sylter
Royal werden hier traditionell mit Limone, Schalottenvinaigrette und Chesterbrot serviert. Extrakarte für Kinder.
» Riperstig 1, Kampen, Tel. 04651/
99 59 40, tgl. 11.30–23 Uhr.
Pony
Deutschlands ältester bestehender
Discoclub. Gunther Sachs war schon
hier und hat Brigitte Bardot mitgebracht.
Noch immer treffen sich dort die VIPs!
» Strönwai 6, Kampen, Tel. 04651/421
82, tgl. ab 22 Uhr (nur in der Saison).
Club Rotes Kliff
Noch ein Club-Klassiker der Insel. Seit
30 Jahren schon dauern hier champagner-selige Partys bis zum Morgen.
» Braderuper Weg 3, Kampen,
Tel. 04651/94 41 10, ab 23 Uhr.
Vogelkoje
Halbe Ente, Griebenschmalzbrote oder
Reibekuchen sind in jeder Hinsicht ein
Genuss in dem alten Cafégarten vor der
historischen Entenfangstätte.
» Lister Str. 100, Kampen,
Tel. 04651/952 50, tgl. ab 9.30 Uhr.
Wonnemeyer
Auf 100 dicken Douglasienstämmen
steht das Strandlokal, in dem Currywurst
und Austern mit Weitblick serviert werden.
» Am Strand 1, Wenningstedt,
Tel. 04651/452 99, tgl. ab 11 Uhr.
Fisch-Fiete
Zwischen wunderschönen alten Kacheln
sitzt es sich seit 1954 bei Fischgerichten traditionell friesisch kommod.
» Weidemannweg 3, Keitum, Tel.
04651/32150, tgl. 12–14 u. 18–22 Uhr.
Die kleine Teestube
Ein guter Ort für Teetrinker, besonders
auf der Terrasse zwischen Bäumen und
Blumen. Dazu: Blaubeerpfannkuchen
oder Krabbenbrot mit Spiegelei.
» Gurtstig, Ecke Westerhörn 2, Keitum,
Tel. 04651/318 62, Fr–Mi 10–18 Uhr.
Fährhaus Sylt
Wer sich das große Menü nicht leisten
möchte, nimmt einen Kaffee. Und entspannt. Denn hier ist die Insel ganz leise.
» Heefwai 1, Munkmarsch,
Tel. 04651/939 70, tgl. ab 13 Uhr.
Hörnum-Odde
Hier nagt die Nordsee am heftigsten an der
Insel: Das herrliche Stück weißen Strandes, das
an drei Seiten vom Meer
umgeben ist, wird immer
kleiner. Vor ein paar
Jahrzehnten dauerte es
noch dreieinhalb Stunden, die Odde zu umrunden, heute schafft man es
in knapp der Hälfte der
Zeit, so viel Strand wurde bei Sturmfluten schon
fortgespült.
Gogärtchen
Die Bar stammt aus den 50ern, der
legendäre Ruf aus den 60ern. Und
auch heute ist das Restaurant mit dem
grünen Sonnengarten ein Hotspot.
» Strönwai 12, Kampen,
Tel. 04651/412 42, tgl. ab 12 Uhr.
Salon 1900
Mittags Bistro, nachmittags Café,
abends Restaurant und danach Tanzbar.
Mit einem großen Herz für kleine Gäste.
» Süderstr. 40, Keitum,
Tel. 04651/93 60 00, tgl. 12–23 Uhr.
Die Nolde-Lounge
Einige Dinge ändern sich nie. Als der Maler
Emil Nolde (1867–1956) im Jahr 1930 für
über zwei Monate nach Sylt zog, um hier zu arbeiten, notierte er über das Strandleben: „Und
die Menschen, die schwammen und tauchten
und spielten und liefen umher, fast ganz ihrer
Kleider entblößt.“ Die Nolde-Lounge direkt an
der Kurpromenade von Westerland erinnert
mit Reproduktionen seiner Bilder und historischen Fotos an den Expressionisten und dient
heute als Lesesaal.
Strandpromenade Westerland (gegenüber
der Musikmuschel), geöffnet tägl. von 9–19 Uhr.
Gosch Hafendeck
Gleich sieben Mal gibt es Gosch in List.
Der beste Platz für Matjes und Scholle
ist allerdings das Hafendeck – und zwar
draußen mit Blick aufs Wattenmeer.
» Am Hafen, List, Tel. 04651/8360966,
tgl. 11–22 Uhr, www.gosch.de
Kupferkanne
Bei gutem Wetter kann man auf der
Terrasse bis nach Dänemark sehen.
Dabei genügt der Blick auf ofenfrischen
Obstkuchen schon zum Glücklichsein.
» Stapelhooger Wai, Kampen,
Tel. 04651/410 10, tgl. 10–18 Uhr.
Calles Beach
Bogner
Sportswear aus innovativen Materialien
und in höchster Qualität gibt es im Haus
des Münchner Designerpaars Bogner.
» Gurtstig 17, Keitum
Bulgari
Neben edlen Accessoires wie Brillen
und Parfum gibt es exquisite Schmuckkollektionen und luxuriöse Uhren.
» Hauptstr. 15, Keitum
Ellenbogen
Noch vier Kilometer bis Rømø: Der
Ellenbogen ist Deutschlands nördlichste Landspitze. Bis nach Dänemark
schwimmen sollte man nicht, das wäre
wegen der tückischen Meeresströmungen (Trekker) lebensgefährlich. Die
Halbinsel mit dem weitläufigen Dünengebiet befindet sich seit rund 250
Jahren in Privatbesitz. Wer mit dem
Auto zum Ostellenbogen fahren möchte, zahlt am Ellenbogenberg eine Maut.
List
Uwe-Düne
LUXUS & SHOPPING
„Wie Gletscher eines Hochgebirges“
erschienen die Dünen dem Dichter Gerhart Hauptmann. Eine einzige in der „Sylter Sahara“ bewegt sich noch. Durchschnittlich 3,5 Meter im Jahr rückt die
letzte Wanderdüne Deutschlands vor.
Hobokenweg
REDAKTION: OLIVER VOM HOFE, KIRSTEN RICK, MANUELA SCHMICKLER
Bistro Dittmeyer’s Austern-Compagnie
Keine Schönheit ist das Bistro, aber eine
echte Perle. Anfänger, die die Sylter
Royal nicht knacken können, bekommen
Nachhilfe, freundlich und kompetent.
» Hafenstr. 10, List, Tel. 04651/877525,
tgl. 12–22 Uhr, www.sylter-royal.de
Wanderdünen
Erlebniszentrum
Naturgewalten
Wer sein Geld versenken möchte, kann es am besten hier
tun: Der Hobokenweg in Kampen ist Deutschlands teuerste
Wohnstraße. Bis zu 35 000 Euro pro Quadratmeter bezahlt
man hier für die schnuckeligen reetgedeckten Friesenhäuser,
die Lage möglichst dicht am Meer ist am begehrtesten.
Schlagzeilen machte ein kleines Häuschen, das ein wenig
abseits am Sandweg liegt, der sich von Kampen bis Keitum
schlängelt: Das „Waterküken“, ein winziger Backsteintraum
mit gerade mal 30 Quadratmetern Wohnfläche – und das teuerste Haus der Welt. Erst für 4,8 und kurz darauf gar für 6,3
Millionen Euro wurde es angeboten. Der
Haken: Das Küken
darf nicht wachsen,
Anbauten sind strikt
verboten.
V
Alte Schule
Dieses Klassenzimmer, in dem norddeutsche Spezialitäten serviert werden,
sorgt nur für gute Erinnerungen.
» Dorfstr. 6, Archsum, Tel. 04651/89
15 08, Do–Di 12–14.30 u. 17–23 Uhr.
Robbe
Willi
Sylter Wasser
Überall Salzwasser, wohin man blickt – doch südlich von Rantum und
mitten im Vogelschutzgebiet sprudelt aus 650 Metern Tiefe besonders
jodhaltiges Mineralwasser empor. Die Sylt-Quelle ist aber mehr als eine
Abfüllanlage: Besucher werden von einem Skulpturenpark und einem
Glaspavillon begrüßt – dem „genuss:raum“. Im „kunst:raum“ finden viele
Ausstellungen statt, und in der „event:halle“ Comedy, Konzerte und Theateraufführungen, z.B. das Meerkabarett 2010 vom 12. Juli bis 29. August
mit Annett Louisan, Mike Krüger, Götz Alsmann und Revolverheld.
Hafenstr. 1, Sylt-Rantum, Tel. 04651/92033, www.sylt-quelle.de und
www.kunstraum-syltquelle.de
Hörnum
Wozu jagen? Robbe Willi hat herausgefunden,
dass es viel bequemer ist, sich im Hafenbecken von
Hörnum mit Hering und Krabben füttern zu lassen.
Die Leckerlis gibt es an der Hörnumer Fischbude
Matthiesen. Dafür posiert Willi, die eigentlich eine
Dame ist und als Kegelrobbe von Natur her eher
schüchtern sein sollte, durchaus selbstbewusst für
die Kameras der edlen Fischspender.
Hotel
Budersand
Im 5-Sterne-Superior-Hotel Budersand lässt es sich leben, und
zwar auf die Sylter Art: 500 Tropfen auf der Weinkarte, ein 18-LochCourse für Golfer, eine Bibliothek, die von Elke Heidenreich persönlich mit 1200 Büchern eingerichtet wurde, und der Salon Budersand,
in dem regelmäßig Lesungen und Konzerte stattfinden:
Am Kai 3, 25997 Hörnum, Tel. 04651/46070, DZ ab 300 Euro, Infos und Veranstaltungen unter: www.budersand.de
Morsum-Kliff
Das farbenprächtige Kliff ist ein einmaliger
geologischer Glücksfall: An der farbenreichen Steilküste lassen sich 10 Millionen Jahre Erdgeschichte
ablesen.Glimmerton,LimonitsandsteinundKaolinsand wurden zusammengepresst, vom Meer wieder
freigespült und sind im Kliff in schräg laufenden
Farbabstufungen von weiß bis braun erkennbar.
Alte Friesenstube
Das älteste noch bestehende Haus
Westerlands wurde 1648 erbaut und
hat seinen Charme nicht verloren. Die
Speisekarten sind übrigens auf Platt.
» Gaadt 4, Westerland,
Tel. 04651/1228, Di–So ab 18 Uhr.
Kap Horn
Nur eine Düne vom Strand entfernt liegt
das Lokal von Lars Horn, in dem Kinder
eine halbe Portion Rumpsteak auch zum
halben Preis bekommen.
» Süderende 24, Hörnum,
Tel. 04651/88 15 48, tgl. ab 11 Uhr.
IV
› THEMA DER WOCHE
Sonnabend / Sonntag, 15. / 16. Mai 2010
Inselzauber
SYLT zum Mitnehmen: Die schönsten, spannendsten und
interessantesten Orte der Insel, von kulinarisch bis kurios,
von historisch bis himmlisch, von der Hörnum-Odde bis zum
Ellenbogen – alle auf einen Blick. Dazu Tipps zum Essen
und Trinken, Ausgehen und Ausruhen, Shoppen und Schauen.
Bam-Bus
Seitdem Bambus-Klaus eine Bushaltestelle
in Strandnähe zur Reggae-Pinte umgebaut
hat, finden dort von Mai bis Oktober regelmäßig Vollmondpartys statt. Weststrand
13, List, www.bam-bus.de
Buhne 16
An dem rund 200 Meter breiten Beach „Buhne 16“ befand
sich in den 60ern und 70ern Deutschlands berüchtigster
Nacktbadestrand – dabei gehörte im intellektuell-aufgeklärten Kampen das textilfreie Sonnen bereits in den 20ern zum
guten Ton. Heute sorgen weder die
Ferraris auf dem nahen Parkplatz,
noch der eine oder andere Nackte
im Sand für besonderes Aufsehen.
Das Strandbistro „Buhne 16“ lockt
ein gemischtes Publikum, das gern
bis zum Sonnenuntergang entspannt. Manchmal auch länger.
Weststrand Kampen, ca. 15 Minuten Fußweg durch die Dünen,
Tel. 04651/4996, tgl. ab 10 Uhr,
www.buhne16.de
ESSEN & FEIERN
Königshafen
Austern
SchleswigHolsteinisches
Wattenmeer
109 Stufen bis zum Gipfel: Eine Holztreppe führt seit den 1920er-Jahren auf
eine Aussichtsplattform auf der UweDüne, die mit 52,5 Metern die höchste
natürliche Erhebung der Insel ist. Benannt wurde der stattliche Sandhaufen
nach dem Unabhängigkeitskämpfer Uwe
Jens Lornsen (1793–1838).
Braderuper Heide
Im Sommer ist sie ein einziges violettes Blütenmeer: Die Braderuper
Heide ist eine Art Lüneburger Heide
mit Meerblick und mit 140 Hektar die
größte insulare Heide. Das Naturschutzgebiet zwischen Ortskern und
Kliff darf seit über 70 Jahren nicht
mehr bebaut werden.
Kampen
Wenningstedt
Montblanc
Stilvolle Postkarte an die Daheimgebliebenen? Die passenden Schreibgeräte
gibt es bei Montblanc.
» Braderuper Weg 2, Kampen
St. Emile
Damenmode voller Poesie und Persönlichkeit findet man bei St. Emile, einem
der erfolgreichsten deutschen Labels, in
ihrem wunderschönen und gerade neu
eröffneten Shop.
» Braderuper Weg 1, Kampen
Tod’s
Von den legendären Mokassins mit
ihren 133 Gumminoppen über Taschen
aller Art bis Accessoires, findet man
bei dem „Edelitaliener“ alles aus Leder.
» Strönwai 7, Kampen
Iris von Arnim
Die unverwechselbaren Strickkollektionen
der Hamburger Mode-Designerin.
» Strönwai 14, Kampen
Louis Vuitton
Das 1854 gegründete Pariser LuxusLabel lädt unterm Reetdach zu längeren
Shopping-Aufenthalten ein.
» Strönwai 7, Kampen
Wempe
Das Hamburger Traditionsunternehmen
steht für höchste Kompetenz in der
Schmuck- und Uhrmacherkunst.
» Strönwai 16, Kampen
Wunderkind
„Mit Wunderkind kommt etwas Boheme
und Romantik nach Sylt, genau der richtige Spirit für die Insel“, sagt Wolfgang
Joop über die Boutique seines Labels.
» Strönwai 8, Kampen
DB
Keitum
Friedhof der Heimatlosen
Er liegt hinter einem weißen Holztürchen;
weder Name noch Geburtsdatum zieren
die 55 rosenumrankten Holzkreuze:
Denn dieser kleine Friedhof von 1855
wurde eigens für die namenlosen Seeleute angelegt, die auf See starben und
die das Meer an die Strände gespült hat.
Käpt’n-Christiansen-Straße / Elisabethstraße, Westerland
Hünengrab Denghoog
FOTOS: DIMITRIJ LELTSCHUK, PICTURE-ALLIANCE/HB-VERLAG (5), PICTURE-ALLIANCE/ROLF KOSECKI, PICTURE-ALLIANCE/KPA/HINZE, PICTURE-ALLIANCE/DPA, JANA EBERT, SYLTSURFING, GRAFIKANSTALT, MICHAEL MACH, PR
Marc O’Polo
Klassik, Tradition und echte Werte sind
Marc O’Polo wichtig. Und bei der Mode
achtet man auf nachhaltige Produktion.
» Strandstr. 3–5, Westerland
Im April 1972 importierte
Calle Schmidt das erste Windsurfing-Brett aus den USA und
kämpfte sich damit vor Sylt
durch die Wellen. Eine Woche
später überquerte Deutschlands erster Surfer auf seinem
Brett die Außenalster in Hamburg und machte damit die
Presse auf sich aufmerksam. In Munkmarsch gründete er seine Surfschule „Syltsurfing“, www.syltsurfing.de, und ließ in jahrelanger Arbeit die Bucht am Weißen Kliff zu „Calles Beach“ aufschütten.
Tinnum
Erst bei einem glutroten Sonnenuntergang wird
das Kliff seinem Namen wirklich gerecht – dann aber
bietet die bis zu 30 Meter hohe Steilküste ein funkelndes Naturschauspiel. Bei Sturmfluten kommt es hier
immer wieder zu spektakulären Abbrüchen.
Koko von Knebel
Trends für treue Begleiter: „Every dog is
a star“ ist Motto des Hundeausstatters.
» Strandstr. 3–5, Westerland
Loro Piana
Eine Kollektion aus edelstem Tuch und
feinster Wolle gibt es bei dem italienischen Cashmere-Spezialisten.
» Gurtstig 17, Keitum
Westerland
Rotes Kliff
Hermès
Designer Jean-Paul Gaultier ließ sich für
die Hermès-Sommerkollektion von Retro-Tennismode und Deauville inspirieren.
» Zur Uwe-Düne 1, Kampen
Braderup
Munkmarsch
Whiskymeile
Tagsüber brennen auf dem Strönwai, Kampens
Shopping-Promenade, die Kreditkarten, gelöscht
wird dann nachts mit Bier, Schaumwein und
Hochprozentigem – in den Bars und Discotheken
wie dem Rauchfang (Hausnummer 5), PonyClub (Nr. 6) oder Gogärtchen (Nr. 12).
Donna & Lottchen
Hier gibt es klassische und angesagte
Lifestyle-Labels für Kids bis 14 Jahre.
» Hauptstr. 2, Kampen
Willkommen in der Unterwelt: Älter als die
Pyramiden von Gizeh ist das begehbare und gut
erhaltene Großsteingrab in Wenningstedt – nämlich aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. Findlinge mit
einem Gewicht von bis zu 1,8 Tonnen wurden zu
einer 5 mal 3 Meter großen Familiengrabkammer getürmt, die sich heute
unter einem kleinen Grashügel verbirgt.
Am Denghoog (bei der Friesenkapelle), Wenningstedt, geöffnet Ostern
bis Oktober, Mo–Fr, 10–17 Uhr, Sa, So und feiertags 11–17 Uhr, Tel.
0170/697 16 87, www.soelring-foriining.de
In Deutschlands einziger
Austernzucht reifen auf einer
ca. 30 Hektar großen Fläche in
der Blidselbucht im Lister
Wattenmeer alljährlich zwei
bis drei Millionen Austern heran, die als „Sylter Royal“ europaweit vertrieben werden.
Neben der Verköstigung vor
Ort in der Hafenstraße bietet
Dittmeyer’s Austern Compagnie auch Gruppenführungen
an (Anmeldung erforderlich).
www.sylter-royal.de
DB
Das Wrack der Mariann
Eine schwimmende Teestube sollte aus dem
stattlichen Dreimastschoner „Mariann“ werden,
dafür ließen zwei Sylter das Schiff 1961 in den Hafen
von Munkmarsch schleppen. Doch die Behörden
verweigern die Genehmigung. Der abgetakelte
Windjammer wechselt mehrmals den Besitzer, der
letzte lässt ihn ins Watt vor Braderup schleppen –
und verschwindet. Eine Schauspielerin möchte ein
Kabarett auf der „Mariann“ einrichten, doch eine
Seebrücke vom Schiff zum Land durfte nicht errichtet werden. Souvenirjäger plündern die „Mariann“
restlos aus, am 25. Mai 1981 brennt der alte Kahn.
Das Wrack liegt noch immer im Watt.
DB
Archsum
Heimatmuseum
Morsum
Im historischen Friesenhaus von 1759 wird mit zahlreichen Ausstellungsstücken die Geschichte der Insel
ausgebreitet – von der Frühzeit bis ins 19. Jahrhundert.
Draußen zeugen Steinsärge von germanischen Bestattungsritualen, drinnen wird mit Trachten, Schmuck
und Möbeln friesische Tradition wieder lebendig, und
selbstverständlich kommt mit Schiffsmodellen und
Walfanggeräten auch die Seefahrt nicht zu kurz.
Am Kliff 19, Keitum, Tel. 04651/316 69, von Ostern
bis Oktober, Mo–Fr 10–17 Uhr, Sa, So und feiertags
11–17 Uhr, Eintritt 3,50 Euro, www.soelring-foriining.de
Rantumbecken
Sylt-Strandkörbe
Dorint
Söl’ring Hof
Rantum
Tinnumburg
SchleswigHolsteinisches
Wattenmeer
Es muss ein grandioser Anblick gewesen sein: Vor dem Deichbau
1938 war bei Sturmfluten hier Landunter, nur die Tinnumburg ragte
noch aus den Wellen. Bis acht Meter hoch sind die rd. 2000 Jahre
alten Wallanlagen. Einst befanden sich hier gut geschützt Sodenwandhäuser, ob die „Burg“, die ohne Eintritt besucht werden kann, als
Zufluchtsort oder als Kultstätte diente, darüber wird noch gerätselt.
Rantum-Becken
In den 1930er-Jahren wurde ein etwa 570 Hektar großes Wattgebiet mit einem fünf Kilometer langen Deich
abgetrennt, um einen Wasserflugplatz zu schaffen – so
entstand das Rantum-Becken. Der Flugplatz wurde kaum
genutzt, später wurden die Abwässer Westerlands in das
Becken geleitet. 1962 wurde es aufwendig renaturiert und
dort ein Seevogelschutzgebiet eingerichtet.
Sansibar
Dorfkrug Rotes Kliff
Seit 1876 zieht diese Institution Urlauber
an, die sich über feine Hausmannskost
und die antike Einrichtung freuen.
Oder über einen Platz im Gastgarten.
» Braderuper Weg 3, Kampen,
Tel. 04651/435 00, tgl. ab 12 Uhr.
Sturmhaube
Wie eine Trutzburg in den Dünen – und
fast ein Kampener Wahrzeichen. Sylter
Royal werden hier traditionell mit Limone, Schalottenvinaigrette und Chesterbrot serviert. Extrakarte für Kinder.
» Riperstig 1, Kampen, Tel. 04651/
99 59 40, tgl. 11.30–23 Uhr.
Pony
Deutschlands ältester bestehender
Discoclub. Gunther Sachs war schon
hier und hat Brigitte Bardot mitgebracht.
Noch immer treffen sich dort die VIPs!
» Strönwai 6, Kampen, Tel. 04651/421
82, tgl. ab 22 Uhr (nur in der Saison).
Club Rotes Kliff
Noch ein Club-Klassiker der Insel. Seit
30 Jahren schon dauern hier champagner-selige Partys bis zum Morgen.
» Braderuper Weg 3, Kampen,
Tel. 04651/94 41 10, ab 23 Uhr.
Vogelkoje
Halbe Ente, Griebenschmalzbrote oder
Reibekuchen sind in jeder Hinsicht ein
Genuss in dem alten Cafégarten vor der
historischen Entenfangstätte.
» Lister Str. 100, Kampen,
Tel. 04651/952 50, tgl. ab 9.30 Uhr.
Wonnemeyer
Auf 100 dicken Douglasienstämmen
steht das Strandlokal, in dem Currywurst
und Austern mit Weitblick serviert werden.
» Am Strand 1, Wenningstedt,
Tel. 04651/452 99, tgl. ab 11 Uhr.
Fisch-Fiete
Zwischen wunderschönen alten Kacheln
sitzt es sich seit 1954 bei Fischgerichten traditionell friesisch kommod.
» Weidemannweg 3, Keitum, Tel.
04651/32150, tgl. 12–14 u. 18–22 Uhr.
Die kleine Teestube
Ein guter Ort für Teetrinker, besonders
auf der Terrasse zwischen Bäumen und
Blumen. Dazu: Blaubeerpfannkuchen
oder Krabbenbrot mit Spiegelei.
» Gurtstig, Ecke Westerhörn 2, Keitum,
Tel. 04651/318 62, Fr–Mi 10–18 Uhr.
Fährhaus Sylt
Wer sich das große Menü nicht leisten
möchte, nimmt einen Kaffee. Und entspannt. Denn hier ist die Insel ganz leise.
» Heefwai 1, Munkmarsch,
Tel. 04651/939 70, tgl. ab 13 Uhr.
Hörnum-Odde
Hier nagt die Nordsee am heftigsten an der
Insel: Das herrliche Stück weißen Strandes, das
an drei Seiten vom Meer
umgeben ist, wird immer
kleiner. Vor ein paar
Jahrzehnten dauerte es
noch dreieinhalb Stunden, die Odde zu umrunden, heute schafft man es
in knapp der Hälfte der
Zeit, so viel Strand wurde bei Sturmfluten schon
fortgespült.
Gogärtchen
Die Bar stammt aus den 50ern, der
legendäre Ruf aus den 60ern. Und
auch heute ist das Restaurant mit dem
grünen Sonnengarten ein Hotspot.
» Strönwai 12, Kampen,
Tel. 04651/412 42, tgl. ab 12 Uhr.
Salon 1900
Mittags Bistro, nachmittags Café,
abends Restaurant und danach Tanzbar.
Mit einem großen Herz für kleine Gäste.
» Süderstr. 40, Keitum,
Tel. 04651/93 60 00, tgl. 12–23 Uhr.
Die Nolde-Lounge
Einige Dinge ändern sich nie. Als der Maler
Emil Nolde (1867–1956) im Jahr 1930 für
über zwei Monate nach Sylt zog, um hier zu arbeiten, notierte er über das Strandleben: „Und
die Menschen, die schwammen und tauchten
und spielten und liefen umher, fast ganz ihrer
Kleider entblößt.“ Die Nolde-Lounge direkt an
der Kurpromenade von Westerland erinnert
mit Reproduktionen seiner Bilder und historischen Fotos an den Expressionisten und dient
heute als Lesesaal.
Strandpromenade Westerland (gegenüber
der Musikmuschel), geöffnet tägl. von 9–19 Uhr.
Gosch Hafendeck
Gleich sieben Mal gibt es Gosch in List.
Der beste Platz für Matjes und Scholle
ist allerdings das Hafendeck – und zwar
draußen mit Blick aufs Wattenmeer.
» Am Hafen, List, Tel. 04651/8360966,
tgl. 11–22 Uhr, www.gosch.de
Kupferkanne
Bei gutem Wetter kann man auf der
Terrasse bis nach Dänemark sehen.
Dabei genügt der Blick auf ofenfrischen
Obstkuchen schon zum Glücklichsein.
» Stapelhooger Wai, Kampen,
Tel. 04651/410 10, tgl. 10–18 Uhr.
Calles Beach
Bogner
Sportswear aus innovativen Materialien
und in höchster Qualität gibt es im Haus
des Münchner Designerpaars Bogner.
» Gurtstig 17, Keitum
Bulgari
Neben edlen Accessoires wie Brillen
und Parfum gibt es exquisite Schmuckkollektionen und luxuriöse Uhren.
» Hauptstr. 15, Keitum
Ellenbogen
Noch vier Kilometer bis Rømø: Der
Ellenbogen ist Deutschlands nördlichste Landspitze. Bis nach Dänemark
schwimmen sollte man nicht, das wäre
wegen der tückischen Meeresströmungen (Trekker) lebensgefährlich. Die
Halbinsel mit dem weitläufigen Dünengebiet befindet sich seit rund 250
Jahren in Privatbesitz. Wer mit dem
Auto zum Ostellenbogen fahren möchte, zahlt am Ellenbogenberg eine Maut.
List
Uwe-Düne
LUXUS & SHOPPING
„Wie Gletscher eines Hochgebirges“
erschienen die Dünen dem Dichter Gerhart Hauptmann. Eine einzige in der „Sylter Sahara“ bewegt sich noch. Durchschnittlich 3,5 Meter im Jahr rückt die
letzte Wanderdüne Deutschlands vor.
Hobokenweg
REDAKTION: OLIVER VOM HOFE, KIRSTEN RICK, MANUELA SCHMICKLER
Bistro Dittmeyer’s Austern-Compagnie
Keine Schönheit ist das Bistro, aber eine
echte Perle. Anfänger, die die Sylter
Royal nicht knacken können, bekommen
Nachhilfe, freundlich und kompetent.
» Hafenstr. 10, List, Tel. 04651/877525,
tgl. 12–22 Uhr, www.sylter-royal.de
Wanderdünen
Erlebniszentrum
Naturgewalten
Wer sein Geld versenken möchte, kann es am besten hier
tun: Der Hobokenweg in Kampen ist Deutschlands teuerste
Wohnstraße. Bis zu 35 000 Euro pro Quadratmeter bezahlt
man hier für die schnuckeligen reetgedeckten Friesenhäuser,
die Lage möglichst dicht am Meer ist am begehrtesten.
Schlagzeilen machte ein kleines Häuschen, das ein wenig
abseits am Sandweg liegt, der sich von Kampen bis Keitum
schlängelt: Das „Waterküken“, ein winziger Backsteintraum
mit gerade mal 30 Quadratmetern Wohnfläche – und das teuerste Haus der Welt. Erst für 4,8 und kurz darauf gar für 6,3
Millionen Euro wurde es angeboten. Der
Haken: Das Küken
darf nicht wachsen,
Anbauten sind strikt
verboten.
V
Alte Schule
Dieses Klassenzimmer, in dem norddeutsche Spezialitäten serviert werden,
sorgt nur für gute Erinnerungen.
» Dorfstr. 6, Archsum, Tel. 04651/89
15 08, Do–Di 12–14.30 u. 17–23 Uhr.
Robbe
Willi
Sylter Wasser
Überall Salzwasser, wohin man blickt – doch südlich von Rantum und
mitten im Vogelschutzgebiet sprudelt aus 650 Metern Tiefe besonders
jodhaltiges Mineralwasser empor. Die Sylt-Quelle ist aber mehr als eine
Abfüllanlage: Besucher werden von einem Skulpturenpark und einem
Glaspavillon begrüßt – dem „genuss:raum“. Im „kunst:raum“ finden viele
Ausstellungen statt, und in der „event:halle“ Comedy, Konzerte und Theateraufführungen, z.B. das Meerkabarett 2010 vom 12. Juli bis 29. August
mit Annett Louisan, Mike Krüger, Götz Alsmann und Revolverheld.
Hafenstr. 1, Sylt-Rantum, Tel. 04651/92033, www.sylt-quelle.de und
www.kunstraum-syltquelle.de
Hörnum
Wozu jagen? Robbe Willi hat herausgefunden,
dass es viel bequemer ist, sich im Hafenbecken von
Hörnum mit Hering und Krabben füttern zu lassen.
Die Leckerlis gibt es an der Hörnumer Fischbude
Matthiesen. Dafür posiert Willi, die eigentlich eine
Dame ist und als Kegelrobbe von Natur her eher
schüchtern sein sollte, durchaus selbstbewusst für
die Kameras der edlen Fischspender.
Hotel
Budersand
Im 5-Sterne-Superior-Hotel Budersand lässt es sich leben, und
zwar auf die Sylter Art: 500 Tropfen auf der Weinkarte, ein 18-LochCourse für Golfer, eine Bibliothek, die von Elke Heidenreich persönlich mit 1200 Büchern eingerichtet wurde, und der Salon Budersand,
in dem regelmäßig Lesungen und Konzerte stattfinden:
Am Kai 3, 25997 Hörnum, Tel. 04651/46070, DZ ab 300 Euro, Infos und Veranstaltungen unter: www.budersand.de
Morsum-Kliff
Das farbenprächtige Kliff ist ein einmaliger
geologischer Glücksfall: An der farbenreichen Steilküste lassen sich 10 Millionen Jahre Erdgeschichte
ablesen.Glimmerton,LimonitsandsteinundKaolinsand wurden zusammengepresst, vom Meer wieder
freigespült und sind im Kliff in schräg laufenden
Farbabstufungen von weiß bis braun erkennbar.
Alte Friesenstube
Das älteste noch bestehende Haus
Westerlands wurde 1648 erbaut und
hat seinen Charme nicht verloren. Die
Speisekarten sind übrigens auf Platt.
» Gaadt 4, Westerland,
Tel. 04651/1228, Di–So ab 18 Uhr.
Kap Horn
Nur eine Düne vom Strand entfernt liegt
das Lokal von Lars Horn, in dem Kinder
eine halbe Portion Rumpsteak auch zum
halben Preis bekommen.
» Süderende 24, Hörnum,
Tel. 04651/88 15 48, tgl. ab 11 Uhr.
VI
› BROT & SPIELE
Sonnabend / Sonntag, 15. / 16. Mai 2010
Samurai-Sudoku
8
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1
Stille Einkehr:
Im Söl’ring Hof
findet man Ruhe
und Speisen, die
einen träumen
lassen.
LOKAL-TERMIN
Königliche Küche
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Lösungsweg:
Beim Samurai-Sudoku sind vier
Eck-Sudokus so um ein ZentralSudoku angeordnet, dass jedes
der vier Eck-Sudokus sich je
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FOTO: GRAFIKANSTALT
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53
56
Waagerecht:
1 Sie umspült die Insel Sylt. 8 Das Tempo eines
Rennens. 12 Für „leichenblass“ sagt man auch
das. 16 Die Zelle für Schnelle. 17 Macht den
Killerwahl zur Baleareninsel. 18 Frisst Ratten,
Mäuse und Hühner. 19 Büßt von der Kirsche
alles Famose ein. 20 Bis auf den letzten Tropfen.
21 Mädel im Schullandheim. 22 Staatliche
Endfinanzierung. 24 Ende einer Gastspielreise.
25 Der platte Fisch auf Platt. 26 Kleines Amt
für Agrarordnung. 28 Wenn das Stadion Wellen
schlägt (La ...). 30 Frisch ans Frisch-Werk!
33 Die Planierraupe tut’s. 35 Der Stoff, der auch
Qualle und Fieber benennt. 38 In diesem Nichtsnutz erkennt der Engländer immerhin einen Verbraucher. 40 Ein halbes Nachtschattengewächs.
42 Die nördlichste Fischbude Deutschlands.
44 Osten, weit westlich. 45 Hat man Hunger
nach dem Baden, geht man in Westerland in
diesen Laden. 49 Großmaul lebt davon. 51 Ist
manchmal mehr als viel. 53 Dort schaut man
morgens in die Röhre. 54 Rohr, Schilf, Ried. Wie
noch? 55 Wovon ein französischer Millionär
ziemlich viel hatte. 56 Wenn auf der Fahne ’ne
Distel prangt, ist man in dieser Stadt angelangt.
Senkrecht:
1 Bei Sodbrennen hiernach rennen. 2 Ausruf
bei einem Windstoß. 3 Der Riesentorlauf in aller
Kürze. 4 Mit diesem griechischen Buchstaben
enden viele Flüsse. 5 Schlägt Alarm. 6 Eine
Notlage im Harz. 7 Ameise in der Themsegegend.
8 Traditioneller Vorgesetzter des peccavi.
9 Astronauten-Revier. 10 Er ist der Höhepunkt.
11 Liebt man Aufgussgetränke, ist dieses äußerst
erfrischend. 12 Bei ihr ist das Wasser in Hochform. 13 Telamon stützt Gebälk. 14 Rettende
Tat oder das Mitwirken. 15 Offensichtlich sehr
straff geführte Sportrepräsentanz der gehobenen
Ebene. 23 Nach dem Regen ist es dies. 25 Geschlüpftes Geflügel. 27 Eine verkürzte Anmerkung.
29 Für eine Handvoll Dollar kann man sich
seine Filme heute in amerikanischen Videotheken
ausleihen. 31 Ohlau hieß die Stadt, die heute
diesen Namen hat. 32 Gallert um Fleisch- oder
Fischgerichte. 34 Ihm verdanken die Berliner ihr
Aquarium. 36 Brabbeleinlage beim Jazz, englisch
ausgedrückt. 37 Trauriges Portmonee. 39 Odin,
Thor, Frigg. 41 Teil zum Verschließen. 42 Das
sollten die knusprigen Friesenkekse sein. 43 Die
Andeutung eines Hauptbahnhofes. 46 Führungslose Spielklasse. 47 Artiger Stil. 48 Hirschtier mit
Lappen. 50 Germaniums Initialen. 52 Das Ende
der ehem. franz. Währung.
Auflösungen:
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FOTO: BJÖRN EIS
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9
» NIELSENS KAFFEEGARTEN, Am Kliff 5,
Keitum, Tel. 04651/316 85, tgl. ab 8 Uhr,
www.nielsens-kaffeegarten-sylt.de
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» COHIBAR, Bötticher Str. 10,
Westerland, Tel. 04651/226 73,
tgl. ab 12 Uhr, www.cohibar.eu
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» LA GRANDE PLAGE, Riperstig,
Weststrand, Kampen, Tel. 04651/886078,
tgl. ab 11 Uhr, www.grande-plage.de
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1
Keitum hat den Ruf, das schönste
Fleckchen der Insel zu sein. Wer nach
dem Spaziergang einen guten Platz zum
Ausruhen sucht, sollte das älteste Café
Sylts, das in vierter Generation geführt
wird, ansteuern. Gelegen am Grünen Kliff
sitzen die Gäste unter alten Bäumen,
schauen aufs Watt und bestellen hausgemachte Kuchen. Wer es lieber deftig
mag, wählt Labskaus, Matjes oder Steak.
Die Form des Türgriffs steht für die Geschichte des
Walfangs, der manchem Sylter einst Wohlstand
brachte – oder den Tod. Auf dem angrenzenden
Friedhof finden sich verwitterte Grabsteine alter
Kapitänsfamilien. Nordfriesische Seeleute waren
gefragte Harpuniere, Steuerleute und Kommandeure. Die Kronleuchter im Inneren des Gebäudes,
das 1240 erstmals urkundlich erwähnt wurde und
auf der höchsten Erhebung des Sylter Geestkerns
steht, stifteten Kapitäne. Der Turm diente erst als
Seezeichen und zeitweilig auch als Gefängnis.
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Im Sommer spielt die Musik auf der
Terrasse, und zwar live. Drinnen im kerzenbeleuchteten Lokal fühlen sich die
Westerländer wohl, und weil es sich schon
bis aufs Festland herumgesprochen hat,
dass es hier viel Rum, gute Cocktails
und bezahlbare Kleinigkeiten wie belegte
Baguettes gibt, finden auch Touristen
den Weg hierher. Urig gemütlich bleibt
die kubanischste Ecke Sylts trotzdem.
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Nicht so berühmt wie die Sansibar,
dafür aber direkt am Strand. Das La
Grande Plage braucht keine VIPs um zu
glänzen. Die kommen hier zwar auch her
– um wie alle die tolle Aussicht zu genießen. Die Plätze hinter der nach oben
offenen Glasfront sind begehrt. Weil sich
hier windgeschützt die Brandung genießen lässt. Je nach Laune und Portemonnaie mit Sylter Royal oder Pommes.
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Nielsens Kaffeegarten
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Irgendwo auf
Sylt:
Kirche St. Severin
in Keitum
Cohibar
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La Grande Plage
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CAFÉ
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BAR
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RESTAURANT
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Essen und
ausgehen
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9
1 bis 9 aufzufüllen. Dabei darf
jede Zahl in jeder Zeile und jeder
Spalte sowie in jedem 3 x 3 Feld nur einmal vorkommen.
Lösung: siehe unten …
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K
1 Vinaigrette: Aus frischem Rapsöl, Apfelessig, etwas
Zitronensaft, Zucker, Meersalz, weißem Pfeffer aus
der Mühle, Gemüsefond und etwas brauner Butter
ein mildes Dressing herstellen. Die Butter so lange
erhitzen, bis diese leicht braun wird und nach
Nussbutter riecht. Sofort mit dem Stabmixer kräftig
durchmixen, dann nochmals abschmecken.
2 Anrichten: Kartoffeln in schmale Spalten schneiden
und mit den Bundmöhren, Spargelstangen, Fenchelund Kohlrabistreifen auf den Teller legen. Die
Wiesenkräuter üppig dazwischen verteilen. Mit der
Vinaigrette nappieren. Etwas grobes Meersalz und
frisch gemahlenen Pfeffer darüberstreuen.
3 Hornhechtstreifen ca. 10 Sekunden in der heißen
Pfanne mit etwas geklärter Butter braten und auf
dem Gemüsesalat verteilen.
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Wiesenkümmel, Spitzwegerich, Leimkraut, Bachkresse,
Taubnessel, Schafgarbe,
Schnittlauchspitzen etc.
Anrichten:
neue, in Meersalz gekochte
kleine Kartoffeln mit Schale,
einige kleine, gedünstete
Bundmöhren, marinierte
grüne Spargelstangen,
Fenchel-, Kohlrabistreifen
9
7
einen Block mit dem ZentralSudoku teilt! Dabei gelten für
jedes der 5 Sudoku-Diagramme
die klassischen Spielregeln: Alle
Diagramme sind mit den Zahlen
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Für 6 Personen:
4 Stück Hornhechtfilet in
Streifen geschnitten
Vinaigrette:
100 ml Rapsöl, 20 ml Apfelessig, Zitrone, Zucker, weißer
Pfeffer, Meersalz, 50 ml
Gemüsefond, 80 g Butter
Wiesenkräuter:
pro Pers. 1 Handvoll z.B. gewaschener Giersch, Löwenzahn, Melisse, Sauerampfer,
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Wiesenkräuter-Salat mit Hornhecht
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REZEPT VON JOHANNES KING
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Sylt, Tel. 04651/83 62 00, Öffnungszeiten Restaurant:
Mo–Sa ab 18.30 Uhr, www.soelring-hof.de
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» DORINT SÖL’RING HOF, Am Sandwall 1, 25980 Rantum/
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Johannes King, Jahrgang
1963, ist als eines von zehn
Kindern auf einem schwäbischen Bauernhof in der
Nähe von Freudenstadt aufgewachsen. Eigentlich wollte
er Glasbläser werden – aber
zum Glück hat er stattdessen eine Lehrstelle als Koch
angetreten. Aus der Notlösung wurde Leidenschaft.
Mittlerweile ist er mit zwei
Michelin-Sternen gekrönt
und einer der besten Köche
Deutschlands. Seit zehn
Jahren führt er mit Claudia
Reichelt den Söl’ring Hof
in Rantum auf Sylt.
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Für scharfe Denker
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Kurz-Biografie
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Irgendwo auf Sylt. Nur wo?
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as weiße, reetgedeckte Haus wirkt fast ein
bisschen unwirklich, wie es so daliegt, angekuschelt an eine Düne. Der Kiesweg davor
knirscht edel unter den Füßen. Dahinter, ein paar
Stufen über der hölzernen Terrasse, thront eine Bank.
Wer darauf sitzt, hat nicht nur weiten Strand und
Wellen vor Augen, sondern in Sylts heimeligstem Hotel eingecheckt. Und in dem mit der besten Küche,
gleich doppelt sterngekrönt. Johannes King kocht
hier, seit zehn Jahren mittlerweile. Obwohl der gebürtige Schwarzwälder nie auf die Nordseeinsel ziehen wollte. Weil dort die Leute die Nase so hoch tragen, dass es reinregnet. Als er sich dann doch für den
„Söl’ring Hof“ entschied, war es mit Leib und Seele –
und natürlich mit seiner Frau und den drei Kindern.
Aus dem Syltgegner ist ein Rantumer geworden.
Der sich bestens mit der örtlichen Feuerwehr versteht, von der er die Makrelen und Meeräschen bezieht. Überhaupt weiß er genau, woher die Dinge
stammen, die er verarbeitet. Auf den Tellern liegt vieles, das draußen auf den Wiesen wächst, aber kaum
jemand wirklich erkennt: Pimpernelle etwa, Melisse,
Spitzwegerich, Bachkresse oder Schafgarbe. Johannes King findet es ganz natürlich, das zu nehmen, was
nahe liegt. Nicht nur aus Umweltschutzgründen. Was
nicht lange angeliefert oder gekühlt werden muss,
schmeckt besser. Und dass saisonal gekocht wird, ist
für ihn eine Selbstverständlichkeit.
Warmen Spargelschaum gibt es deshalb jetzt. Ganz
samtig ist der. Und vor allem: Er schmeckt intensiv
frisch. Herr King hat da so seine Tricks, in diesem Fall
ein Sahnesiphon, durch den er die Creme auf die kleinen Schüsselchen verteilt, damit sie diese unglaublich weiche Konsistenz erhält. Die Gäste können ihm
und seiner Mannschaft bei der Arbeit zusehen. Der
Raum ist klein und hell, die Küche offen, es wirkt fast
familiär. Alle wissen offensichtlich ganz genau, was
sie tun. Und: wann. Jeder Gang ist eine Punktlandung. Ein kurzer Blickkontakt zwischen dem Servicepersonal, schon stehen vor den Gästen gleichzeitig
die nächsten Köstlichkeiten. Die sehen aus wie Bilder. Den Wiesenkräuter-Salat möchte man fast mit
Acrylharz ausgießen und an die Wand hängen. Dann
allerdings würde man einiges verpassen. Den Hornhecht etwa, der sich zart an die Kräuter schmiegt.
Und die grandios nussige Vinaigrette. Eine leise, perfekte Begleitung. Die Langostinos kommen in KataifiTeig und ähneln einer hübschen Wasserpflanze –
Meeresfrucht in Perfektion. Dazu einen Riesling,
ausgewählt von Restaurantleiter Arno Steguweit, der
2004 mit 26 Jahren als Jahrgangsbester die Sommelier-Prüfung bestand. Seit einem Monat arbeitet der
Münchner jetzt auf Sylt. Auch er wirkt schon wie ein
Familienmitglied des Söl’ring Hofs.
Genau das ist es, was das weiße Haus auf dem Dünenkamm ausmacht, abgesehen von der Sterneküche: die Herzlichkeit. Es ist ein wirklich gastlicher
Ort. Einer, wie man ihn nur sehr selten findet.
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Ein Paradies in den Rantumer Dünen. Im „Söl’ring Hof“ begeistert Johannes King mit kreativer Kochkunst.
TEXT: MANUELA SCHMICKLER • FOTOS: THOMAS LEIDIG
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IMPRESSUM
Chefredaktion: Claus Strunz (V.i.S.d.P.)
Redaktion: Anika Riegert (verantwortlich)
Art Direction: Julia Wagner
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Albrecht Barke, Inga
Griese, Dora Heldt, Sonni Hönscheid, Oliver vom Hofe,
Vera Hoff, Karola Kostede, Thomas Leidig, Karin Lübbe,
Peter Maus, Julia Marten, Norman Raap, Kirsten
Rick, Maike Schiller, Manuela Schmickler, Brigitte
Steinmetz, Josephine Warfelmann, Yvonne Weiß
Danke an Sylt Marketing GmbH für die Unterstützung
Konzeption & Realisation:
mar10 media GmbH
Geschäftsführer: Nikolas Marten
Anzeigen (verantwortlich): Dirk Seidel,
Tel. 040/34 72 25 56
Verlag & Druck: Axel Springer AG,
Axel-Springer-Platz 1, 20350 Hamburg
VII
Sonnabend / Sonntag, 15. / 16. Mai 2010
› GESTERN & HEUTE
Sonderbar: Wirt Herbert
Seckler, der alles, „bloß
keinen Gourmet-Tempel“
aufziehen wollte, heute in
seinem Gourmet-Tempel.
Links: Seckler mit seiner
Frau Helga (vorne rechts)
und dem Sansibar-Team
Ende der 80er-Jahre.
FOTOS: SANSIBAR (5)
GESCHICHTE DER SANSIBAR
Papa
und die
Die Sansibar ist mehr als nur ein Schicki-Treff. Das musste
auch Bestseller-Autorin DORA HELDT einsehen. Sie war mit
ihrem Vater dort – in Deutschlands bekanntester Holzhütte.
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FOTO: PICTURE-ALLIANCE/DPA
Kiesweg zu bewältigen, deshalb sind wir schneller.
ylter meiden Szenelokale. Vielleicht
Mein Vater lächelt, und endlich taucht das berühmte
nicht alle Sylter, aber meine Eltern.
Strandlokal vor uns auf. Beim ersten Anblick klingt
Szenelokale sind diejenigen, vor deselbst das Wort „Strandlokal“ übertrieben. Es ist eine
nen man sich nicht traut zu parken,
Holzhütte. Zwar eine große, aber trotzdem eine Holzaus lauter Angst, dass die eigene kleihütte, wenn auch mit einer schönen Terrasse davor.
ne silberne A-Klasse von den grimEigentlich ähnelt es mehr einer Skihütte, vermutlich
migen Cayennes und den arroganten
lächelt mein Vater aus diesem Grund, eins der weniTouaregs einfach platt gedrückt wird,
gen Dinge, die er auf Sylt vermisst, sind die Berge und
falls man das Auto überhaupt wiederfindet. Es sind
das Skifahren. Man kann nicht alles haben, hier sieht
die Lokale, wo blonde Schauspielerinnen mit engen
es wenigstens ähnlich aus.
Jeans und kurzen Lederjacken neben bekannten MoWir finden tatsächlich einen freien Tisch auf der
deratoren in blauem Polohemd und rosa KaschmirTerrasse, haben die Sonne im Gesicht und freien Blick
pullover stehen. Wo jeder jeden kennt und wo man
auf den Dünenweg zum Meer. Obals Nichtpromi bestenfalls einen
wohl fast alle Tische besetzt sind,
Stehplatz am Tresen bekommt.
dauert es keine fünf Minuten, bis
Sylter gehen in solche Lokale
uns eine sehr hübsche und sehr
nicht hinein. Nie. Weil diese Gäste
gut gelaunte Bedienung mit einem
so tun, als gehöre die Insel ihnen.
fröhlichen „Moin, alles gut?“ die
Das stimmt einfach nicht, sie sind
Speisekarte reicht und dabei wie
Gäste. Und die Sylter wollen keibeiläufig den Tisch abwischt.
nen Streit. Deshalb werden be„Schon was zu trinken?“
stimmte Lokale einfach gemieden.
Mein Vater lächelt weiter, beUmso überraschter war ich, als
stellt genauso fröhlich ein Pils und
mein Vater sich ausdrücklich die
sieht ihr begeistert hinterher.
„Sansibar“ wünschte. Ich wollte
„Charmant, nicht?“
ihn zum Mittagessen einladen, er
„Beim Schaulaufen der
Ich stimme zu und vertiefe
sollte das Restaurant bestimmen.
Schönen und Reichen
mich in die Speisekarte. Mein VaUnd er sagte: „Sansibar.“
gewinnt die Currywurst.“ ter setzt eine Sonnenbrille auf und
„Papa, du gehst doch nie in Proerklärt: „Die Bedienungen sind almilokale.“
Dora Heldt, 48, ist Autorin („Urlaub
le so freundlich. Hier hat sich ein„Stimmt.“
mit Papa“) und gebürtige Sylterin.
mal eine junge Frau beworben. Sie
„Die Sansibar ist eines.“
hat gefragt, was sie für Vorrausset„Nicht nur. Ich denke, ich kann
zungen braucht, da hat Herbert Seckler gesagt: ‚Gute
es mir aussuchen? Also: Sansibar.“
Laune.‘ Das merkt man. Sehr gutes Personal.“ IrriDie Sansibar liegt am gleichnamigen Strandabtiert sehe ich meinen Vater an. „Herbert Seckler?“
schnitt zwischen Rantum und Hörnum im Sylter Sü„Der Inhaber.“ Ungläubig schüttelt er den Kopf.
den, der Strandabschnitt war schon vorher da und hat
„Jeder kennt Herbert Seckler. Das ist eine tolle Karte,
dem Lokal seinen Namen gegeben. Vom Parkplatz aus
oder? Kannst jedes Gericht bestellen, es ist alles gut.“
läuft man zehn Minuten über den Dünenweg bis zum
Ich habe gerade einmal die Hälfte gelesen, schwanLokal. Schon auf dem Hinweg überholen wir ganze
ke schon zwischen Angeldorsch im Gemüsesud geGruppen von durchgestylten Gästen, die Damen hagart mit Senfsauce und Salzkartoffeln oder der Knobben größere Schwierigkeiten, mit ihren Absätzen den
lauchbutter-Pfanne von Edelfischen. Mein Vater
schiebt die Karte zur Seite. „Der Seckler ist gelernter
Koch. Der hat auch schon in der Schweiz und in England gekocht. Eigentlich kommt er von der Schwäbischen Alb, aber ist schon seit 1974 auf Sylt. Da war er
Anfang zwanzig. Lange her.“
„Aha.“ Ich lese weiter. Oder Sansibars kleine Sushiauswahl?
„Aber heute kocht er nicht mehr selbst. Jetzt hat er
160 Mitarbeiter, allein in der Küche 40 bis 50. Lauter
gute Köche. So, hast du dich endlich entschieden?“
Die fröhliche Bedienung ist zurück und lächelt uns
an. Mein Vater lächelt zurück. „Ich nehme Leberkäse
mit Kartoffelsalat und Spiegelei.“
„Papa. Nimm doch was Schönes.“
„Das ist schön. An den einfachen Sachen merkst
du, ob die Küche gut ist.“
Das ist ein Argument, zumal ich mich zwischen
den ganzen wunderbaren Fischgerichten nicht entscheiden kann. „Dann nehme ich die Currywurst mit
Bratkartoffeln und Sansibars Currysauce.“
„Gute Wahl“, nickt mein Vater.
Ich entdecke einen TV-Moderator, dessen Begleitung ebenfalls kiesweguntaugliches Schuhwerk trägt.
Weiter rechts eine Schlagersängerin, bekannt aus
Funk und Fernsehen. Sie isst auch Currywurst.
„Papa, hier ist jede Menge Prominenz.“
Er nickt und guckt in eine andere Richtung. „Natürlich. Die müssen auch irgendwo Mittag essen. Die
stören mich hier nicht. Das war hier früher übrigens
eine richtige Pommesbude. So ein einfacher Kiosk, wo
man Sonnenöl und Kinderschaufeln kaufen konnte.
Erinnern Du Dich nicht? Wir waren damals mal hier.“
„Wann?“
Er überlegt. „Ende der Siebziger. Da hat der Seckler noch selber Erbsensuppe gekocht. Wenn man ihm
damals gesagt hätte, dass er heute so ein Lokal führt,
der hätte dich ausgelacht. Wusstest du, dass er ‚Restaurateur des Jahres 2009‘ geworden ist? Vom ‚Gault
Millau‘ gewählt. Tja.“
Ich bekomme zwar jede Menge Information, aber
nichts zu trinken. Habe ich überhaupt ein Getränk
bestellt? Ich weiß es nicht, trinke einfach aus dem
Bierglas meines Vaters. Er merkt es nicht, er lässt seine Blicke schweifen und erzählt weiter:
„Als Herbert nach Sylt gekommen ist, hat er erst in
Munkmarsch gearbeitet, im ‚Moby Dick‘.“
Jetzt sagen wir schon „Herbert“, denke ich und
beobachte vier Frauen in Pastelljäckchen, die am
Nebentisch eine Flasche Champagner bestellt haben.
Ihre goldenen Armbänder und Ringe blitzen in der
Sonne. Ich deute in ihre Richtung und sage leise:
„Champagner. Mittags. Und guck dir mal den ganzen
Schmuck an.“
„Ja.“ Er wirft nur einen kurzen Blick in die Richtung. „Hoffentlich lassen die nicht die Ringe im Klo
liegen. Dann gibt es wieder Geschrei. Jedenfalls hat
er, also Herbert, dann den Campingplatz in Tinnum
gepachtet. Das muss ganz furchtbar gewesen sein.
Nur schlimme Gäste, Alkohol, Schlägereien. Das war
da nichts für ihn. Hat er auch nicht lange gemacht, ein
Jahr oder so, dann kam schon die Hütte hier. Und 30
Jahre später ist sie berühmt.“
Mein Vater kommt in Fahrt. Die guten alten Zeiten. Die beringten Damen lachen immer lauter und
sehen sich neugierig um, ob nicht noch mehr berühmte Schöne hier sitzen.
Unser Essen kommt, mein Vater lächelt kurz, dann
sieht er sein leeres Bierglas.
„Noch ein Pils?“ Die gutgelaunte Bedienung ist
schneller.
Ich bestelle mir jetzt endlich ein Wasser, ich muss
noch fahren. Mein Vater sieht seinen Leberkäse zufrieden, mich verständnislos an. „Hier liegen 30 000
Flaschen Wein im Keller, fast 1100 Sorten, und du
trinkst Wasser. Wo war ich? Ach ja, die Hütte. Langsam fing alles an zu laufen, und dann, 1984, stell dir
mal vor, war hier ein Surfcup, Secklers Hütte sollte
das Hauptquartier für die Wettkämpfe werden und in
der Nacht davor brannte die Hütte ab. Alles zerstört.
Da konnte er wieder von vorn anfangen. Schrecklich.“
Mit gerunzelter Stirn schüttelt er den Kopf. Ich
greife zu meinem Besteck.
„Er hat es ja geschafft. Guten Appetit.“
Es ist tatsächlich eine der besten Currywürste,
die ich je bekommen habe. Mein Vater sieht es und
freut sich. „Siehst du, sag ich doch. Aber er hat auch
viel gearbeitet, der Seckler. Hier den ganzen Tag gekocht, nebenbei auf Butterschiffen gearbeitet und
dabei immer normal geblieben. Das ist schon eine
Leistung. Und so ganz nebenbei verkauft er auch
noch eigene Klamotten, er liefert Wein an die Bahn
und Essen an die Fluggesellschaften, also das soll ihm
erst mal jemand nachmachen. Das hat wohl was mit
dem Schwäbischen zu tun. Aber jetzt ist er Sylter, er
will überhaupt nicht mehr von der Insel weg. Wie ich.
Guter Mann.“
Ich entdecke schon wieder einen Schauspieler und
auch einen Fernsehkoch. Sie benehmen sich völlig
unauffällig, setzen sich an einen Tisch dazu und gucken fröhlich. Es scheint anzustecken.
Plötzlich bleibt die Gabel meines Vaters in der
Luft. Seine Augen werden groß, seine Stimme ist eine
Mischung aus Ehrfurcht und Stolz. „Da ist er. Guck
schnell hin. Nicht so starren.“
In Jeans, mit engem Hemd und rundem Bauch
steht der Meister am Eingang. Entspannt lässt er seine Blicke wandern. Dann geht er ein paar Schritte
über die Terrasse und sieht sich um. Er grüßt zu allen
Seiten, nickt in unsere Richtung: „Moin, alles gut?“
Mein Vater lächelt. Er hält die Sansibar nicht nur
für ein Promilokal. Es ist mehr.
Wunderbar: der Strandkiosk,
die Keimzelle des späteren KultLokals, und darunter der Umbau
zur Strandbar (beides 1982).
Unten: „Wenn bei der Sansibar die
rote Sonne im Meer versinkt ...“
SERVICE
» Restaurant Sansibar
Hörnumer Str. 80,
25980 Sylt/Ortsteil Rantum,
Tel. 04651/96 46 46
(Reservierung ab 12.30 Uhr),
geöffnet tägl. von 10.30 bis 24 Uhr,
www.sansibar.de
» Das echte Sansibar ist eine
ostafrikanische Tropeninsel vor der
Küste von Tansania. Flüge ab Frankfurt/Main kosten z.B. zwischen
dem 23. Mai und 1. Juni 348 Euro
(www.fluege.de). Infos über Bars,
Strände, Tauchplätze, Historie,
Sehenswürdigkeiten u.m. finden
Sie unter: www.zanzibar.net
» Das Buch zum Kult-Lokal von
Sansibar-Wirt Herbert Seckler
und Magazin-Autorin Inga Griese
erzählt die Geschichte der Strandbar mit dem gleichen Charme, der
sie so berühmt gemacht hat: von
den Anfängen als Strandkiosk, den
Seckler zur maritimen Skihütte umbaute, bis zum vom „Gault Millau“
prämierten Gourmet-Tempel. Eine
Reise durch 30 Jahre Inselleben.
Das große Sansibar-Buch,
296 Seiten, mit zahlreichen, teils
farbigen Fotos, Collection Rolf
Heyne, 29,90 Euro. Ab dem 28.5.
im Buchhandel.
» Das Lifestyle-Imperium
Sansibar umfasst heute ein Modelabel, einen Weinhandel, einen
Geschenkeshop, eine Strandkorbvermietung u.v.m. Klassiker sind die
Currywurst-Sauce (420 g/4,90
Euro) und diverse Gewürze –
z.B. das rote Pacificsalz oder
das Chili-Salz mit Flor de Sal
(jeweils 200 g/17,90 Euro).
Infos: www.sansibar.de
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TRAUT EUCH – AUF DIE INSEL!
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25999 KAMPEN/SYLT BERGENTENWEG 1
TEL.: (0 46 51) 4 49 27 48
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› STIL & LEBEN
Sonnabend / Sonntag, 15. / 16. Mai 2010
HANDGEMACHT
FOTOS: PRIVAT (2)
Ein Platz an
der Sonne
Und ab ins Körbchen! Die handgefertigten
Sylt-Strandkörbe bieten Schutz vor Wind und
Wetter und jahrzehntelangen Komfort.
A
SONNI HÖNSCHEID, 29, lebt
seit 1986 mit ihren Eltern auf dem
Kanaren-Eiland Fuerteventura.
Die zweifache Weltmeisterin im
SUP (Stand-up-Paddle) bleibt
im Herzen Sylterin.
TEXT: KIRSTEN RICK • FOTOS: THOMAS LEIDIG
m liebsten würde ich alle nehmen, die hier rumstehen!“, schwärmt eine Kundin mit rheinischem
Dialekt. Sie meint damit nicht die anwesenden
Herren, ihr eigener steht ja ratlos daneben, sondern die
verschiedenen Strandkorb-Modelle im Laden und in der
Werkstatt. Willy Trautmann, Tischlermeister und Inhaber,
führt durch die Manufaktur in Rantum: Im ersten Raum
flechten zwei Korbmacher mit schnellen Handgriffen das
Band um das Grundgerüst der Körbe. Kunststoffband, das
dem Naturmaterial nachempfunden ist, aber viel länger
hält. „Handarbeit ist teuer, wir stellen hier ein sehr hochwertiges Produkt her, das wäre doch schade, wenn das nach
kurzer Zeit schon wieder hin wäre“, erklärt Trautmann. Ein
bis zwei Körbe schafft ein Flechter pro Tag, doch damit ist
es nicht getan. Zuerst stellen die Tischler in der Werkstatt
nebenan das Grundgerüst her, 124 verschiedene Holzleisten
sind in einem Strandkorb verarbeitet, allein eine der Fußstützen besteht aus 12 Holzteilen. Dann wird der Korb geflochten und gepolstert, innen mit Stoff ausgekleidet und
die Beschläge werden angebracht. Rund 14 Mitarbeiter hat
die Firma, die 800 bis 1000 Strandkörbe pro Jahr herstellt.
Die Kunden können durch die Werkstatt gehen und sich alles ansehen, das gehört zur Philosophie. Wenn man einmal
erlebt hat, wie aufwendig die Produktion ist, kommt einem
der Preis – ab 1100 Euro – angemessen vor. „Die Leute haben die Nase voll von Billigprodukten, sie schätzen wieder
sorgfältig gearbeitete Dinge“, weiß Trautmann. Der sonnengegerbte, drahtige 58-Jährige fürchtet die Konkurrenz
mit billiger Importware nicht. Als abschreckendes Beispiel
hat er einen Strandkorb aus China auf dem Hof stehen, der
ist gerade mal ein Jahr alt und bereits schrottreif.
Ein von ihm produzierter Strandkorb dagegen kann zehn
Jahre im Freien stehen, ohne dass er Schaden nimmt, weitere zehn Jahre, in denen er langsam Altersspuren bekommt.
Auf Wunsch kann man ihn dann frisch aufpolstern und neu
beziehen lassen. Pflege braucht das gute Stück keine: „Man
soll sich doch darin wohlfühlen und nicht arbeiten!“
Schon mit 5 Jahren kam ich
nach Fuerteventura, mein Vater
war Profiwindsurfer und meine
Familie und ich begleiteten ihn
zu Wettbewerben um die ganze
Welt: Hawaii, Japan, Karibik …
Meine Eltern hatten damals die
Möglichkeit, auch nach Hawaii
zu ziehen, aber das war ihnen viel
zu weit weg von Sylt. Dafür packten sie damals unseren Toyota
Landcruiser mit den wichtigsten
Sachen und uns Kindern voll und
fuhren Richtung Cadiz, um die
Fähre nach Fuerteventura
zu nehmen, ohne Sylt
definitiv den Rücken
zu kehren. Es war kein
„Auswandern“ sondern eher eine „Entdeckungsreise“.
Vater & Tochter:
Willy und Svenja
Trautmann leiten den
1945 gegründeten
Familienbetrieb.
Langlebige Bestseller: Gute 20 Jahre trotzen die
Sylt-Strandkörbe der Natur ohne größere Schäden.
Jedoch bei der Arbeit kommt der Chef, der zugleich ein
Tüftler ist, auf die besten Ideen. Mehrere Patente hat er
bereits angemeldet. Eine komfortable Innovation ist der
Softlifter: damit kann man die Neigung der Rückenlehne
mit sanftem Druck der Fingerspitzen variieren. Dass man
die Rückenlehne, die beim Ur-Strandkorb der Ostsee noch
starr war, überhaupt verstellen kann, ist Trautmanns Stiefvater Paul Schardt zu verdanken: „Alles, was den klassischen Westküstenstrandkorb ausmacht, wurde hier entwickelt.“ Ein Familienbetrieb ist die 1945 gegründete Firma
geblieben. Trautmann übernahm sie vom Stiefvater, seit
2002 arbeitet seine Tochter Svenja, 29, Tischlerin wie ihr
Vater, mit – sie ist die Juniorchefin. Der Sohn und die Ehefrau sind ebenso mit eingespannt. Der Betrieb ist der einzige Hersteller von Strandkörben auf Sylt.
Strandkorb ist nicht gleich Strandkorb, es gibt Unterschiede in Form und Funktion. Die Basis-Modelle sind der
Sylter Horizontalstrandkorb, dessen Lehne sich bis 90 Grad
verstellen lässt – man kann wie im Bett darin liegen –, und
der Original-Westküstenstrandkorb, dessen Lehne sich nur
bis 45 Grad neigt. Es gibt 1-, 2- oder 3-Sitzer, die etwas breitere Komfortgröße, die Gosch-Lounge, in der sechs Personen um einen Tisch sitzen, auf Wunsch mit Lichtleiste, Heizung und Kühlbox, kleinere Strandkörbe für Kinder oder
sogar welche für Hunde, mit Futternapf in der Fußstütze.
Die Stoffauswahl ist groß: Von den klassischen Blockstreifen bis hin zu Mustern des Designers Guild ist alles
möglich. Man kann auch seine eigenen Stoffe mitbringen.
Beim Geschmack gibt’s regionale Unterschiede. Trautmann
zeigt auf einen orange-braun-gestreiften Markisenstoff:
„Das ist Castrop-Rauxel deluxe. Die Hamburger bevorzugen
Blau-Weiß, die Sylter haben eine Vorliebe für Gelb-Weiß.“
Sylt-Strandkörbe werden in die ganze Welt geliefert, bis
nach Australien und Cape Cod. Eine Reklamation kam per
E-Mail aus der Schweiz: Ein Kunde monierte einen länglichen Fleck auf dem Stoff. Wie man den denn entfernen könne? Es war die Silhouette von Sylt, das Markenzeichen der
Insel und des Strandkorb-Herstellers.
Kontakt
» Sylt-Strandkörbe,
Willy Trautmann, Hafenstraße 10,
25980 Rantum / Sylt,
Mo – Fr 10 – 16.30, Sa 11 – 13 Uhr,
Tel. 04651 / 228 43,
www.sylt-strandkoerbe.de
MEIN STYLE-TRIO
SCHILLERS
INSELGEFLÜSTER
Frischer Wind
Schiffbruch
Schauspielerin Anja Schüte, 45, hat ihre Sylter
Glücksformel gefunden: Seide & Cashmere,
Seife & Thalasso und Schokolade & Bonbons.
J
Seife Sylter Thalasso, Sylter
Seifen Manufaktur, Bahnhofstr. 11, Morsum, ca. 11 Euro.
Ihr Motto für einen gepflegten Party-Auftritt auf der Insel?
Seit Jahren bin ich ein großer Fan der Cashmere-Pullover
von Jutta Ibing und ihrem Design-Label „Heartbreaker“.
Besonders begeistert bin ich in dieser Saison von dem mit
reiner Seide gefütterten Cashmere-Windbreaker. Ideal bei
einem Strandspaziergang oder auf dem Golfplatz.
Cardigan aus Cashmere von
Heartbreaker, Hauptstr. 7,
Kampen, ca. 550 Euro.
Schokolade, Sylter Schokoladenmanufaktur, Café Wien,
Strandstr. 13, Westerland,
Tafel ab 3 Euro.
FOTOS: PR
FOTO: PICTURE-ALLIANCE/SCHROEWIG
Schokolade macht glücklich und Glück schön …
… ja, daher gehört die Sylter Schokoladenmanufaktur
zu meinen Style-Tipps. Ob hochwertige Schokoladen oder
handgemachte Pralinen, Teegebäck, Bonbons – hier ist
alles eine Sünde wert. Wenn ich mich gar nicht entscheiden
kann, gehe ich ins dazugehörige Café Wien in Westerland.
Die Wochenvorschau
MONTAG
DIENSTAG
SPAZIERGANG: Kampen für Individualisten. Kapitän Falk Eitner
zeigt bei einer dreistündigen Führung
sein „Paradies am Meeresstrand“.
Kaamp-Hüs, Kampen, 11 Uhr.
MEUTEREI: „Entert das Schiff“,
heißt es für kleine Piraten, die
mit der Gret Palucca in See stechen.
Heuerstelle: Hafen List, 16.15 Uhr.
Reservierung: Tel. 01805/123344.
VORLESUNG: Ist das schöne
Sylt noch zu retten? fragt Prof.
Jürgen Newig vom Geographischen
Institut der Universität Kiel. Vortragsreihe „Uni auf Sylt“, genuss:raum
sylt quelle, Rantum, 20 Uhr.
DIAVORTRAG: Sylt im Orkan –
Werner Mansen zeigt erschreckende und faszinierende Dias, die
von der Macht der Naturgewalten
zeugen. Kursaal Rantum, 20 Uhr.
eder Mensch ist eine Insel, behauptet ein Sprichwort. Da ist ja
was dran. Wenige sind ein Kontinent, die glücklicheren sind Teil einer
Inselgruppe. Man findet, wenn man
sich so umschaut im Freundes- und
Kollegenkreis eigentlich alle Exemplare. Die Einsamen sind eine Hallig, die
Zögerlichen nur eine Landzunge, sehr
Eitle ein Atoll. Da steckt die eingeforderte Bewunderung schon in der
Selbstbezeichnung. Du bist das also, ah,
toll. (Auch auf der einsamsten Insel
hausen die Kalauer.)
Ja, jeder Mensch ist eine Insel. Mehr
oder weniger jedenfalls. Mancher ist
nur eine Bohrplattform. Penetrant, ölig
und nicht sehr subtil.
Mit den Cholerikern (siehe Island)
hat man bisweilen unerwartet eruptiven Ärger, einige sind, wie Zypern, schizophren. Andere, wie Sylt, werden trotz
aller Bodenständigkeit für hochnäsig
gehalten, was oft an ihrem Umgang
liegt. Wieder andere, wie Mallorca, werden entweder ständig vor die Kameras
gezerrt oder inbrünstig verleugnet.
Ein Schicksal übrigens, das Mallorca
und Sylt, also: die echten Inseln, teilen.
Erstaunlich viele Menschen, die dort
Zeit verbringen, schämen sich ihrer. Sie
nuscheln, wenn man sie nach ihren Urlaubsplänen fragt, und sagen dann ganz
ungefragt Sätze wie „Och, da ist es gar
nicht so“. Oder „Es gibt dort auch sehr
schöne Ecken“. Es gibt dort auch sehr
Mittlerweile „pendeln“ wir
seit 24 Jahren zwischen Sylt und
Fuerte. Wir haben einen sehr
großen Bezug zu Sylt, haben auch
unser Haus dort behalten. Meine
ältere Schwester Bitsy wohnt da
mit ihren beiden Kindern. Und
ich versuche sie, so oft wie es nur
geht, zu besuchen. Abgesehen davon, gibt es nichts Schöneres als
einen Strandspaziergang bei einem ordentlichen Sturm oder mit
den Sylter Jungs surfen zu gehen.
Es ist wie „nach Hause kommen“.
Hier auf Fuerte habe ich den
Vorteil, das ganze Jahr für meine
Wellenreit- und SUP-Wettkämpfe
trainieren zu können. Wenn ich
hier nicht trainiere, arbeite ich in
unserem Surfshop North Shore.
Wir wohnen in einem Haus direkt
am Meer an einem der besten
Surfspots. Meine Sponsoren
Roxy, North Shore, Planet Sports
und Naish geben mir die Möglichkeit, viel zu reisen. Gerade komme ich aus Australien zurück –
natürlich wieder mit einen
Zwischenstop auf Sylt. Mit der
Nord-Ostsee-Bahn ankommen,
das „Moin“, Sylter Milch, alte
Freunde treffen, Sturmwind,
Krabbenbrötchen, die Luft, die
Syltrose – das alles ist Heimat.
Ich freue mich schon jetzt auf
meinen nächsten Sylt-Besuch im
August. Dann werde ich für den
Jever SUP in der Nordsee trainieren, der Ende August in der Hamburger HafenCity stattfindet.
schöne Ecken?! Puh. Ein Satz, der ja an
Gemeinheit kaum zu überbieten ist.
Wie das Lob an den Schauspieler, dem
man nach der Premiere versichert:
„Wirklich, du, so schlecht wie alle sagen,
warst du gar nicht.“ Das liegt natürlich
an Flachware wie dem König von Mallorca, der ja in Wahrheit höchstens
König vom Ballermann ist. Ist der Ruf
erst ruiniert, kann man ihn (Ruf und
König) genauso gut ignorieren und auf
Sylt wie auf Mallorca entdecken, dass
nämlich die Schönheit die Regel ist und
der Rest leicht vermeidbar.
Oder man ruft gleich bei Hamburgs
Inselmakler Farhad Vladi an und ordert
endlich ein eigenes Eiland. Griechische
Ware steht noch immer kurz vorm Krisenschlussverkauf. Und ist man erst
mal König von Korfu, kann man es halten wie einst Hölderlin: „Was kümmert
mich der Schiffbruch der Welt“, hat der
entspannt gesagt, „ich weiß von nichts
als meiner seligen Insel.“
ILLUSTRATION: JOSEPHINE WARFELMANN
Sylter Jodluft macht nicht schön allein. Was noch?
Etwas ganz Besonderes sind für mich die handgemachten
Seifen von Kirstin Deppe aus der Sylter Seifen Manufaktur.
Eine meiner Lieblingsseifen ist die Thalasso-Seife mit
Schlick aus dem Wattenmeer und Sylter Quellwasser, weil
meine Haut durch den Peeling-Effekt wunderbar zart wird.
Fuerteventura
MADE IN SYLT
Kolumne
» An dieser Stelle schreiben
im wöchentlichen Wechsel die
Abendblatt-Redakteure Maike
Schiller und Joachim Mischke.
Auf Sylt wird dafür
gesorgt, dass sich sogar
Bier-Trinker wie feine
Schampus-Genießer
fühlen dürfen. Der
Hopfen für das edle
Gebräu wird in Keitum
angebaut und mit
ChampagnerHefe gebraut.
Jede Flasche
ist einzeln
nummeriert.
Bier Sylter Hopfen
(0,75 l), z.B. bei Feinkost Meyer, Osterweg
1 – 5, Wenningstedt,
ca. 20 Euro.
17.–23. MAI
MITTWOCH
AUSFLUG: Wattwanderung zwischen Amrum und Föhr. Trockenen Fußes landet man zunächst mit
der Adler-Express auf Amrum. Von
Föhr geht es abends wieder zurück
nach Sylt. Hörnum Hafen, 10 Uhr.
Reservierung: Tel. 01805/123344.
KONZERT: Himmlischer Musikgenuss mit dem Organisten
Alexander Ivanov. Kirche St. Severin, Keitum, 20.15 Uhr.
DONNERSTAG
FREITAG
SONNABEND
NATUR: Einzigartig präsentiert
sich die Landschaft des MorsumKliffs. Die Naturschutzgemeinschaft Sylt führt durch die Dünenund Heidelandschaft. Parkplatz
Nösse, Morsum, 14 Uhr.
RADTOUR: Mit dem Blick durch
die Lesebrille – mit Silke von
Bremen quer durch Kampen radeln:
Die LiteRADtour auf den Spuren
von Thomas Mann, Peter Suhrkamp
etc. Kaamp-Hüs, Kampen, 11 Uhr.
BEACH POLO: Zum dritten Mal
wird der World Cup Sylt in Hörnum
ausgespielt. Enge Wendungen,
artistische Schläge und rasante
Galoppaden im Sand am Fuße des
Leuchtturms. Oststrand, 14 Uhr.
KABARETT: Leben auf der Goldstaubinsel. Unglaubliche Stories
von und mit Manfred Degen. Alter
Kultursaal, Westerland, 20 Uhr.
KULTUR: Elke Heidenreich und
Marc Aurel Floros treffen „Worte
und Töne“ im Rahmen der Veranstaltungsreihe Salon.budersand im
Hotel Budersand, Hörnum, 19 Uhr.
GENUSS: Beim KunsthandwerkerMenü werden kulinarische Köstlichkeiten und Kreationen der Sylter
Kunsthandwerker serviert. BenenDiken-Hof, Keitum, 18 Uhr.
SONNTAG
MARKT: Der Name „Komm und
Kiek“ ist Programm – auf dem
Sylt Markt in Wenningstedt verkaufen Privatleute alles. Fast alles.
Wiese am Minigolfplatz, 10 Uhr.
PFINGSTKONZERT: Auftritt des
Westerländer Musikvereins in der
Musikmuschel. Von klassischen
Seemannsliedern über Walzermelodien bis hin zu Rockklängen.
Promenade Westerland, 11 Uhr.