Sylt ist für alle da, findet Lifestyle
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Sylt ist für alle da, findet Lifestyle
SONNABEND / SONNTAG, 15. / 16. MAI 2010 20 2010 Unterwegs: Ausflug nach Amrum › Insel-Gespräch: Surflegende Robby Naish › Titel-Thema: Shoppen & Schlemmen auf Sylt – mit Karte Lokal-Termin: Johannes King kocht königlich › Gestern & Heute: Bestseller-Autorin Dora Heldt in der Sansibar › Handgemacht: Strandkörbe Unsere Insel Sylt ist für alle da, findet LifestyleExpertin INGA GRIESE. Ein Essay über Demut, Übermut und Jodluft. I ronie oder Wink mit dem Zaunpfahl? Seit die Aschewolke Reisende ängstigt und nötigt, gab es besonders viele schöne Sonnenuntergänge auf Sylt. Nicht, dass Abendhimmel wie aus der Kitschtapeten-Abteilung im hohen Norden ein völlig ungewöhnliches Naturphänomen wären, doch in diesem aufgewühlten Frühjahr könnte man schon auf die Idee kommen, dass die Inszenierung uns mahnt, besser an Orte zu reisen, die sich ohne Luftzufuhr erreichen lassen. Sicher, die Entdeckung des Westerländer Flughafens hat einen enormen Aufschwung gebracht und, abgesehen von den Bewohnern der Einflugschneise, erhöhte Lebensqualität, weil plötzlich auch München keine Ewigkeit mehr entfernt ist. Aber es ist noch gar nicht so lange her, dass wir „klassisch“ auf die Insel reisten. Per Auto und Bahn oder Schiff oder sogar nur per Bahn. Wobei es zu den unlösbaren Rätseln der Schienenverantwortlichen gehört, warum es möglich ist, in eineinhalb Stunden von Hamburg nach Berlin zu fahren, man aber weiterhin mehr als drei relativ unbequeme Stunden bis Westerland braucht. Sobald man allerdings tief die Jodluft atmet, gilt so und so: Der Weg ist egal, wir sind am Ziel. Nun. Es soll Leute geben, die grundsätzlich nicht verstehen, was an Sylt so reizvoll ist. Und wie soll man das auch logisch erklären mit nüchternem Blick auf die 60er- und 70er-Jahre-Bausünden in Westerland, die den Ankömmling begrüßen, oder auf die neureichen Klischeefotos, die sich an gewissen Tagen auf der Kampener „Whiskymeile“ machen lassen. Wobei – ist Lebensfreude mit Papis Porsche ein Zeichen für schlechte Kinderstube? Auch die, die nur zahlen und nicht zählen, wie viele Wodkaflaschen sie im „Pony“ bestellen, leisten womöglich nicht nur sich, sondern generell eine Menge. Wer den Insel-Eindruck auf dieses kleine Fenster verengt, hat keinen Überblick. Und überhaupt: Sylt liebt man. Oder man lässt es. Im Moment ist wieder besonders viel Liebe zu verzeichnen. „Saison“ ist mittlerweile fast ganzjährig, an diesem Wochenende beginnt die betörende Zeit. Alle haben wieder auf, die Läden, die Zimmer, die Herzen, die Kassen. Pfingsten wird es bestimmt wieder zu voll, weil dann alle kommen, wie Ende Juli/Anfang August, und noch ein paar Party-People mehr. Aber wollen wir das wirklich beklagen? Bestimmt wird der Rasen endlich sattgrün, der Lavendel sein graues Kleid ablegen, der Ginster in den Gärten strahlen, nur leider haben die wilden Verwandten am Straßenrand den harten Winter schlecht verkraftet, wie so manche Kiefer. Aber dafür bleiben Heide und Rosen unverwüstlich und künden vom großen gesunden Sommergefühl. Synonym für die steigende Zuneigung sind die beiden neuen Hotels, die die schlaksige Insel umklammern. Im Süden in Hörnum das Fünf-Sterne-Superior-Hotel „Budersand Golf & Spa“, im Norden in List das gerade erst eröffnete „Spa Resort A-Rosa Sylt“, ein klassisch mondänes Grandhotel im modernen Gewand. Riesig für Sylter Verhältnisse. Très chic. Beide Häuser sind Leuchttürme im TourismusZeitgeist. Wie auch der Club „Rotes Kliff“ in Kampen, das Betreiber Peter Kliem im Jubiläumsjahr so stylish renoviert hat, dass New Yorker neidisch werden könnten. Alles andere Wichtige bleibt. Auch deswegen darf sich die Inselliebe geborgen fühlen. Die Luft, das Meer, die Heide, die vertrauten Orte vom Sansibar bis Gosch, von H.B. Jensen bis zum Feinkost in Wenningstedt und Fisch-Blum, vom Keitumer Einkaufsparadies bis zu Mylins Möbeln und Fliesen in List, vom Getöse der Friedrichstraße zur Ruhe des Ellenbogens. Rolf Seiche steht verlässlich im Eingang zum Gogärtchen und „Greta“ im Rauchfang, auch wenn es nun definitiv ihre letzte Saison sein wird. Es wird weiter gebaut und renoviert, von Krise wenig Spuren. Sylt ist Deutschland minimundus. Haus- oder Hapimag-Besitzer, Sugardaddys oder Familien, Dieter Bohlen oder die Begum, Campingfreunde mit Propangaswärme oder Anwesenbesitzer, die eine Heizung in den Briefkasten einbauen lassen, damit die Post nicht feucht wird. Pensionen für 20 Euro die Nacht, Immobilien für 20 Millionen am Watt. Von Kik bis Hermès, von Fischbrötchen auf die Hand über Austern zum Champagner: alles da, alles verträgt sich. Das Klischee von der Insel der Schönen und Reichen wird spätestens an der Hörnum-Odde fortgespült, verliert sich auf dem Minigolfplatz von Wenningstedt. Richtig ist daran nur, dass Sylt ein Ort ist, an dem Wohlhabende wohlhabend sein dürfen. Man spielt Golf, trinkt auch mal Dom Pérignon im Strandkorb. Nirgends in Deutschland stehen mehr Luxusautos im Stau – Richtung Kampen. Das regt hier nur die auf, die im Stau stehen. Jetzt kommt die Zeit, da man mindestens weitere fünf Monate bleiben möchte. Sich vertragen und verbünden mit der Natur, dieser Macht über unsere Emotionen. Nirgends ist man wahrscheinlich bei schönem Wetter glücklicher. Weil es keine Selbstverständlichkeit ist. Der Norden lehrt Demut, die Natur gewinnt immer, das prägt Insulaner und Gäste mehr als Partynächte. Übermut ist erlaubt. Meistens jedenfalls. Und solange die Hunde angeleint sind … Ja, manches nervt auch auf der Insel. In der Sansibar, diesem schier unglaublich anziehenden Ort, wähnt man sich tagsüber wie vor zwanzig Jahren an der Berliner Mauer: so ein Ansturm. Viertausend Essen bestimmt – am Tag. „Könnt ihr nicht mal einen Zaun ziehen?“ Die fassungslose Frage eines Stammkunden verweht unbeantwortet im Dünengras. Abends, klar, da geht es nur mit Reservierung, zwei Schichten, manche müssen bis November warten, aber tagsüber herrscht zwischen Strand und Spielplatz die große Freiheit. Andere folgen froh dem Ruf der Sterne der Michelin-Küchen, für die Sylt mittlerweile auch berühmt ist, oder schlafen gleich selig und tief, weil der Kureffekt sie überrascht. Johannes King vom Söl’ring Hof hat einen Kutter für seine Gäste gekauft. Und die Krise? Ja, es rumort auf der Insel. Auch weil sie so gut besucht ist und die Saison immer länger wird. Die alte Regel, dass Sylter Familien deswegen einen anderen Ferienkalender als das Festland brauchen, wird vom Kieler Kultusministerium trotz umtriebiger Eltern-Initiative weiterhin unnötig stur ignoriert. Manche kaufen jetzt Häuser, ohne genau zu wissen, wie und ob sie sie nutzen. Sylter Steine verlieren nicht an Wert, die in Kampen schon gar nicht, aber plötzlich boomt eben auch List. Und Schnäppchenmarkt ist Hörnum auch nicht mehr. Aber dennoch gilt weiterhin: Sylt ist nicht nur für Reiche da, sondern für alle. Jedenfalls alle, die den Friesenschwur verstehen: rüm hart – klaar kiming. Reines Herz und klarer Horizont. Wahrzeichen am Strand: Zwei von 12 000 Strandkörben, die auf Sylt vor Sonne und Wind schützen. FOTO: HAUKE DRESSLER/GETTYIMAGES S. 4/5 – Sylter Inselzauber: Große Karte mit den schönsten Orten. Plus: Shopping- und Ausgeh-Tipps. II › WOCHENENDE Sonnabend / Sonntag, 15. / 16. Mai 2010 Irene Schulte-Hillen FOTO: PRIVAT FOTOS: GRAFIKANSTALT, THOMAS LEIDIG Ab nach Amrum KARTE: GRAFIKANSTALT Eine Wunderwelt: Im Erlebniszentrum Naturgewalten kann man mit Wind und Wasser spielen. Unten: Geschäftsführer Dr. Strasser. 7 Norddorf Mein perfekter Sonntag 4 12 Uhr Noch eine Runde über den „Sylt-Markt“ in Wenningstedt oder Hörnum. Gegründet vor Jahren vom Antiquar „Bouquiniste“ werden dort Krimskrams, aber auch antiquarische Bücher, Silber und Porzellan angeboten: Ein kurioses Milchkännchen aus den 30er-Jahren nehme ich mit nach Hause. 14 Uhr Zum Weststrand: rein in die Wellen. Herrlich! 16 Uhr Ausruhen in Kampen: die Apfeltorte in Rolf Seiches Gogärtchen oder der Rhabarberkuchen in der Kupferkanne sind seit 30 Jahren ein Traum! 17 Uhr Eine andere Welt: Im Westerländer „Syltaquarium“ begeistern mich immer wieder die normalerweise unsichtbaren Bewohner unserer Küste – Wattwürmer, Krabben, Butts und Schollen und vor allem eine kluge Krake. 19 Uhr Wenn Herbert Seckler noch einen Tisch frei hat, geht es weiter zur Sansibar. Steinbutt in allen Variationen und die „Caprifischer“ zum Sonnenuntergang machen die Familie glücklich. Oder wir bleiben einfach zu Hause. Während ich versuche, den wilden Garten in Form zu bringen, bereitet der beste Pastakoch der Welt Spaghetti alla Gisella, die wir auf der Gartenbank verzehren, begleitet von geheimnisvollen Lauten aus dem Watt. 867955 Besucher waren 2009 auf Sylt und buchten 6,95 Mio. Übernachtungen. Dazu kommen ca. 16 000 WahlSylter, die hier einen Zweithaushalt haben. Dem gegenüber stehen 21 000 Insulaner und 3000 Schafe. d 10 Uhr Gottesdienst in der alten Seefahrerkirche St. Severin zu Keitum. Nach dem Sylter Urgestein Traugott Giesen versammelt heute Pastorin Susanne Zingel eine treue Gemeinde aus Syltern und Sommergästen. Kirchenmusikdirektor Alexander Ivanov ist dem großen Organisten Matthias Eisenberg gefolgt und führt die schöne Tradition der „Mittwochskonzerte“ fort. Ich freue mich schon auf den letzten Freitagabend im Juli, wenn hier zum zehnten Mal das Sommerkonzert mit den jungen Stipendiaten der Deutschen Stiftung Musikleben stattfinden wird. san 7 Uhr Kaffee kochen und Tisch im Garten decken. Zum Familienfrühstück hören wir Lieblingsmusik: Violinund Klavierkonzerte von Joseph Haydn, gespielt von den „Rising Stars“ Augustin Hadelich und Caspar Frantz. iep Sylts kleine Schwester 2 Nebel Kn INSEL-HOPPING 5.30 Uhr In der Morgendämmerung barfuß weit ins Watt hinauslaufen, die Strahlen der aufgehenden Sonne im Gesicht, die Rufe der Vögel im Ohr – schöner kann ein Tag auf Sylt nicht beginnen. Das findet auch mein alter Hund, der immer wieder die spinnenbeinigen Krebse unter den Steinen zu fangen versucht. 5 3 Irene Schulte-Hillen, Präsidentin Deutsche Stiftung Musikleben, lebt in Hamburg und auf Sylt. 6 Süddorf Steenodde Amrum, südlich von Sylt, ist nicht so schmal und glamourös wie die Große, sondern eher der gemütliche Typ – und auch eine Reise wert. Amrum ist „die Geliebte des Blanken Hans“: Was das Meer anderswo abknabbert, etwa von Sylt, wird hier am Kniepsand wieder angespült. Der feine weiße Sandstrand ist 15 Kilometer lang, sagenhafte 1,5 Kilometer breit – das ist Europarekord! Verwaltungstechnisch gehört der Kniepsand, der langsam um die Nordspitze der Insel herumwandert, allerdings nicht zu Amrum, sondern gilt als Meeresgebiet. Erdgeschichtlich gesehen ist Amrum relativ jung: Erst vor etwa 200 000 Jahren, in der Saaleeiszeit, entstand aus Gletscherablagerungen der Inselkern. Die Dünen wurden erst im 14. bis 18. Jahrhundert aufgeweht. Einst war Amrum Heimat von Wikingern, wie Relikte von Wohn- und Feuerstätten zeigen. Im frühen Mittelalter wurde die Insel von den Friesen besiedelt. Sie lebten von Landwirtschaft, Wal- und Fischfang sowie der Handelsschifffahrt. Legendär ist der Seefahrer Hark Olufs, der 1724 in die Sklaverei der Algerier geriet, dort zum General aufstieg und 1736 nach Amrum zurückkehrte. Sein Grabstein mit der Kurzbiografie steht auf dem Friedhof von Nebel. Doch viele Amrumer verließen ihre Heimat für immer: Im 19. Jahrhundert wanderte mehr als ein Viertel der Bevölkerung aus, meistens in die USA. Heute leben mehr Amrum-Stämmige in den USA als auf der Insel selbst mit ihren circa 2300 Einwohnern. Entsprechend friedlich geht es auf der 20,5 Quadratkilometer großen Insel zu: Das Nachtleben beschränkt sich auf „Die Blaue Maus“ mit rund 100 Whisky-Sorten und die Disco in der Kniepsandhalle. Anders als auf Sylt ist man nicht mit PS-starken Statussymbolen unterwegs, sondern per Fahrrad: Es gibt zahlreiche Verleiher und ein hervorragendes Wegenetz – die östliche Hauptroute führt durch die Dörfer, die westliche durch den windgeschützten Waldgürtel. Der etwa 180 Hektar große Forst wurde ab 1948 gepflanzt, um die Dünenwanderung nach Osten zu stoppen. In den ausgedehnten Schutzgebieten fühlen sich Vögel besonders wohl. Amrum gehört zu den wichtigsten Brutgebieten für Seevögel in Deutschland, die Insel ist zum Beispiel die Kinderstube der Eiderente. Die will nicht gestört werden – ein Wunsch, den Besucher und Einheimische gut verstehen. Auch deshalb ist die Insel um einiges entspannter als ihre schlanke Schwester im Norden. INSELLEBEN Watt in vier Wänden Besser als Kino: Die Kinder bauen draußen Deiche, während Vater drinnen Poseidon spielt und Mutter sich eine Sturmfrisur zulegt. Modern, spielerisch und unterhaltsam bringt uns das „Erlebniszentrum Naturgewalten“ in List das Wattenmeer nahe. N TEXT: KIRSTEN RICK ur einmal im Leben Meeresgott sein? Nichts leichter als das: Im Wellenkanal kann man unterschiedliche Wellen- und Windstärken entfesseln und im Sturmraum seine Haare flattern lassen. Ein Modell führt vor, mit welchen Maßnahmen Sylts Küste geschützt wurde, ein Video zeigt, wie ein Seestern eine Miesmuschel frisst. Es gibt Filmmaterial von der NASA und Interviews mit Zeitzeugen von Sturmfluten. Kurz: Im „Erlebniszentrum Naturgewalten“ kann man eintauchen in eine brillante multimediale Wunderwelt. „Achten Sie auf den Holunderbusch“, sagt Geschäftsführer Matthias Strasser, 44, und kurbelt mit Verve an seinem Lieblingsexponat, der Fotoanimation einer Wanderdüne. Die Düne setzt sich in Bewegung und verschüttet den Strauch – doch am Ende wächst er wieder durch den Sand hindurch. Rund 3,5 Meter pro Jahr bewegen sich die Wanderdünen auf Sylt – in ähnlichem Tempo hat sich auch das Projekt „Erlebniszentrum Naturgewalten“ entwickelt. 1995 kam Matthias Strasser, Meeresbiologe aus Hamburg, auf die Insel, um für seine Diplomarbeit das „Verbreitungsmuster der Sandklaffmuschel“ zu erforschen. Er blieb und stiefelte für seine Dissertation ins Watt – wo er so häufig von Touristen mit Fragen nach Ebbe und Flut, Flora und Fauna gelöchert wurde, dass er davon dem Bürgermeister er- zählte: Die Idee zum Erlebniszentrum war geboren. Über zehn Jahre reifte die gemeinnützige Einrichtung, zu der 13 Partnerverbände ihr Knowhow beisteuern, vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung über den Heimatverein „Söl’ring Foriining“ bis zum WWF. Im Februar 2009 wurde das Erlebniszentrum mit 1500 Quadratmetern Ausstellungsfläche eröffnet. Dazu kommt ein 800 Quadratmeter großer Außenbereich mit Wasserspielplatz, auf dem Kinder selbst Deiche bauen können. Bereits im ersten Jahr erschienen 120000 Besucher. Schon beim Betreten ist zu erkennen: Der Bau orientiert sich an der Ausstellung und nicht umgekehrt: Um eine Luftaufnahme von Sylt sind die drei Themenbereiche „Kräfte der Nordsee“, „Klima, Wetter, Klimaforschung“ und „Leben mit Naturgewalten“ gruppiert, bei einem Exponat sieht man wie ein Astronaut von oben auf die sich drehende Erde. Das große Foyer ist gleichzeitig eine Begegnungsstätte, wo auch Konzerte und Preisverleihungen stattfinden. Seit März 2010 gibt es ein neues Kinder- und Jugendprogramm. An Stationen laufen Wissensshows: kurze, von Schülern gedrehte Clips, z.B. zum CoriolisEffekt. „Die Idee ist“, sagt Strasser, „dass die Ausstellung emotionalisiert, begeistert und überrascht. Denn dann kommt der sorgsame Umgang mit der Natur ganz von alleine.“ Die Jungs hinter ihm sind zu beschäftigt, um seinen Worten zu folgen – sie vergnügen sich gerade am „Salzpflanzen-Flipper“. TIPPS & TERMINE Service » Erlebniszentrum Naturgewalten Hafenstraße 37, 25992 List / Sylt, Tel. 04651 / 83 61 90, Öffnungszeiten: täglich 10 – 18 Uhr (Juli /August 10 – 20 Uhr), Erwachsene ab 11 Euro, Kinder von 4 bis 15 Jahren 7,50 Euro, www.naturgewalten-sylt.de DER GRÜNE PUNKT Im Watt leben auf einem Quadratmeter bis zu zwei Millionen Organismen. Bei einer Wanderung durch den platten Dschungel erklärt Manfred Sturm die artenreiche Pflanzen- und Tierwelt. Termine: 19.5., 10.30, 24.5., 12 Uhr. Anmeldung: Tel. 04651/447-0, www.wenningstedt.de 1 LEUCHTTURM Insgesamt 295 Stufen muss man erklimmen: 123 führen die Düne hoch zum Turm, 172 zu dessen Spitze – dann ist man auf dem größten Leuchtturm der deutschen Nordseeküste. 41,8 Meter misst er, einschließlich Düne sogar 66 Meter. Seit dem 1. Januar 1875 weist er Schiffen den Weg, bei guter Sicht kann man mit dem Fernglas bis nach Helgoland gucken. » Öffnungszeiten Mo–Fr 8.30–12.30 Uhr. An Feiertagen geschlossen. 2 ÖÖMRANG HÜS Der „Öömrang Ferian“ (Amrumer Verein), der sich der Brauchtums- und Sprachpflege sowie dem Naturschutz widmet, hat das alte Friesenhaus in Nebel erworben und zu einem Museum ausgebaut. Im Wohnteil des Kapitänshauses aus dem 18. Jahrhundert kann man „a Dörnsk“ (die Wohnstube) mit Beilegerofen und Alkovenbetten besichtigen. Die Ausstellung „Willkommen in der Amrumer Vergangenheit“ zeigt historische Funde. Am Wochenende kann man in der original Friesenstube heiraten. » Amrumer Archiv & Museum, Waaswai 1, 25946 Nebel, Öffnungszeiten: Mo–Fr 10.30–12.30, Mo–Sa 15–17 Uhr, www.oeoemrang-hues.de KULTUR ERLEBEN 3 NORDIC WALKING VON AMRUM NACH FÖHR Am 16. Mai ist in Deutschland Nordic-Walking-Tag – und von Amrum aus kann man eine einmalige Strecke gehen: Ein Wattführer begleitet die Gäste (auch Anfänger) quer durch das Nordfriesische Wattenmeer nach Föhr. Unterwegs gibt es Erfrischungen und Snacks, zurück geht es mit der Fähre. Bitte Walking-Stöcke mitbringen. » Nordic Walking, 16. Mai, 9 Uhr, Treffpunkt: Norddorf, Hüttmannwiese. Schönes neues Sylt 4 RADTOUR MIT LESUNG Ein Kunstdieb kehrt auf die Nordseeinsel zurück, auf der er vor 20 Jahren ein geraubtes Gemälde zurücklassen musste. Der Amrum-Krimi „Flucht übers Watt“ von Krischan Koch ist ein Mix aus Spannung und Comedy. Heiter bis aufregend soll auch die Radtour werden, bei der der Autor an verschiedenen Schauplätzen seines Krimis hält und dort Szenen aus dem Buch liest. » „Flucht übers Watt“, Radtour und Lesung, 20. Mai, Treffpunkt: Haus des Gastes, Nebel. Anmeldung: Buchhandel Quedens, Norddorf, Tel. 04682/4115 (8 Euro). Das Event „Frühlingserwachen“ in der Kunstgalerie „Länge*Breite“ lädt ein zum Poetry-Slam – und vereint Malerei, Bildhauerei, Design, und Wohnkultur mit Reimkunst. F Bilder einer Ausstellung: Statuen, Möbel aus Beton und Hamburg-Gemälde von Hans Nordmann (u.) sorgen für ein schönes Frühlingserwachen. FOTO: PR 6 JAZZ-INSEL AMRUM Vom 19. bis zum 25. Juli jazzt und swingt es auf der Insel. Internationale Jazzgrößen spielen an verschiedenen Orten: Beim Konzert „Happy Birthday Django Reinhardt“ im Norddorfer Gemeindehaus ist Wawau Adler an der Gitarre dabei, in die Kniepsandhalle lockt „The World Famous Glenn Miller Orchestra“. » Jazz-Insel Amrum, 19.–25. Juli., Programm unter www.amrum.de TEXT: VERA HOFF rech und irgendwie anders – zumindest für die Insel Sylt“: So beschreibt die Industriedesignerin und Schweißerin Helge Schleper das Konzept ihrer Galerie „Länge*Breite“, mit der sie den Jungen und Kreativen seit Dezember 2006 einen Raum gibt. Unbekümmert setzt sie sich dabei über alle kulturellen Grenzen hinweg: Die Ausstellung „Frühlingserwachen“ präsentiert an diesem Wochenende in Wenningstedt Gemälde, Skupturen, Wasserspiele, Möbeldesign – und wer sich auf diese Mischung keinen Reim machen kann, dem wird beim Poetry-Slam am Sonnabend geholfen. Am traditionellsten noch ist die Ausstellung des norddeutschen Malers Hans Nordmann, der eine Auswahl maritimer Werke zeigt: Sylter Motive, Hamburger Wahrzeichen und Segeln sind seine Themen. Das Team von „werkraum2“, einer Manufaktur von der schwäbischen Alb, will mit Wohnobjekten, Windund Wasserspielen aus poliertem Edelstahl einen blendenden Eindruck hinterlassen. Ähnliches hatte wohl auch Industriedesigner Reimer Wilke im Sinn, als er „Ein Stück Lampe – der kürzeste Weg zum elektrischen Licht“ konzipierte: eine nackte Glühbirnen- 5 AMRUMER LAMMTAGE Sie sind ja so niedlich, die kleinen Schäfchen – doch bei den Lammtagen geht es mehr um ihre kulinarischen Vorzüge: Zum Eröffnungsfest werden diverse Lammgerichte gereicht. Dazu spielen das Amrumer Folkduo Querbeet und das Akkordeon-Orchester Ostseekrabben, die Kinder-Trachtengruppe tanzt und um 12.15 Uhr lauschen alle der Ansprache der Nordfriesischen Lammkönigin. » Eröffnungsfest am Sonnabend, 5. Juni, 11.30 Uhr, Norddorf, Hüttmannwiese. 7 HARK OLUFS Als Sklave verkauft, als General zurückgekehrt – bei einer Führung des „Öömrang Ferian“ über Seefahrt, Piraterie und Sklaverei erfährt man viel über das erstaunliche Leben des Inselhelden Hark Olufs. » Hark-Olufs-Führung, 28.5., 10 Uhr, Norddorf, Maritur/Naturzentrum. AMRUMTOURISTIK 25946 Wittdün auf Amrum, Tel. 04682/940 30, www.amrum.de – Fährverbindung Sylt–Amrum: www.adler-schiffe.de fassung mit Ein- und Ausschalter. Zudem gibt es Wohnaccessoires aus dem neuen Trendwerkstoff Beton von Betoniu, witzige Papiermobiles von Illustrator Martin Graf und das Sylter Modelabel „Liebe Sonne – Sylt“ stellt seine bunten Entwürfe vor. Stille Gäste beim „Frühlingserwachen“ sind die überall präsenten Statuen und Plastiken von Künstlern des Wenningstedter Skulpturenparks „Meerseits“. Am Sonnabend um 19.30 Uhr wird es laut, wenn bei der „Slamschlacht Sylt“, dem einzigen PoetrySlam der Insel, das Mikrofon offen für jeden und alles ist – ob Lyrik, Prosa, Comedy oder Rap, Lustiges und Ernstes. Einzige Vorgaben: sechs Minuten Zeitlimit, nur selbst verfasste Texte. Tabu sind ausufernde Gesangseinlagen und Background-Musik – denn das kennt man schon aus Castingshows Länge mal Breite. Service » Wenningstedter Galerie „Länge*Breite“ Westerlandstr. 2 a, 25980 Wenningstedt, Tel. 04651 / 299 90 54, www.laengemalbreite.de » Frühlingserwachen Sa/So., 15. / 16. Mai, ab 14 Uhr. Finissage: So, 16. Mai, 17 Uhr. » Slamschlacht Sylt Sa, 15. Mai, Einlass 19.30, Beginn 20.30 Uhr, Eintritt: 5 Euro. Museum: das „Öömrang Hüs“ auf Amrum. FOTOS:QUEDENS/NORDSEEBILDER.DE III Sonnabend / Sonntag, 15. /16. Mai 2010 › INSELGESPRÄCH Der Wellenbrecher Brigitte Steinmetz trifft Robby Naish Alter viel geselliger geworden und haue ich nicht mehr sofort ab, sobald der Pflichtteil erfüllt ist. MAGAZIN: Wo findet die Kür auf Sylt statt? NAISH: Wo immer Nici Kreis mich hin entführt. Ich wohne seit vielen Jahren im Miramar Hotel in Westerland und bin gut befreundet mit der Besitzer-Familie. Manchmal gehe ich mit Nici ins American Bistro. Es gibt ein Thai-Restaurant, das ich mag, und Bella Italia, gleich die Straße herunter. MAGAZIN: Haben Sie eigentlich schon mal Labskaus probiert? NAISH: Nein. Hier ist mein Geheimnis: Was Essen betrifft, bin ich immer noch wie ein kleines Kind. Ich gehe am liebsten zu McDonald’s. Mir schmecken Hamburger und Pommes am besten und Fisch mag ich überhaupt nicht. MAGAZIN: Ausgerechnet. NAISH: Es bringt meine Sylter Freunde zur Verzweiflung, dass ich eine Institution wie Gosch nicht zu schätzen weiß. Aber ich mag keinen Fisch. Keine Nordseekrabben, kein Labskaus, kein Haifischsteak. MAGAZIN: Viele Surfer essen aus Karmagründen keine Raubfische. Fress ich dich nicht, frisst du mich nicht. NAISH: So sehe ich das auch. Haie gehören zu meiner natürlichen Umwelt auf Hawaii. Drei Freunde von mir haben einen Haiangriff überlebt und surfen nach wie vor. Man darf nie vergessen, dass wir uns in ihrem Territorium aufhalten und nicht umgekehrt. R FOTO: SVEN HOFFMANN / RED BULL PHOTOFILES obby Naish klingt wie vierzehn. Vielleicht wirkt sich das RestAdrenalin verjüngend auf seine Stimme aus, denn zwischen zwei Gesprächen ist der 47-Jährige mal schnell von Maui nach Fidschi und zurück geflogen, um dort zu Werbezwecken eine Zehn-Meter-Welle auf einem Steh-Paddleboard zu reiten. Er strahlt, während im Hintergrund seine dreijährige Tochter Christina gluckst. Seine neueste Leidenschaft soll nur ein Hobby bleiben, beeilt er sich gleich zu sagen, denn noch einmal erfinden müsse er sich nach beispiellosen Erfolgen als Wind- und Kitesurfer nun wirklich nicht. „Ich bin der glücklichste Mann auf der Welt“, sagt er, und man glaubt es ihm gern. Seine ältere Tochter lebt als Surflehrerin in Costa Rica und machte ihn vor sieben Monaten zum Großvater. Seine Jüngste hat schon ein winziges pinkfarbenes Board, mit dem sie im häuslichen Pool paddelt. Seine Frau, Ex-Model Katie, hat das 670 Quadratmeter große Heim im windigen Norden Mauis nach Vorbild eines historischen Hawaii-Hotels derart stilecht dekoriert, dass es in Architekturmagazinen gewürdigt wird. Jetzt geht es nur noch um die pure Lebensfreude und – ja, auch um das Geschäft damit. Naish gewann seinen ersten Weltmeistertitel als 13-jähriger Amateur und avancierte zum Superstar von Sylt, seit er dort 1984 den ersten Worldcup gewann. Obwohl er sich in den 90ern mit 24 Titeln aus dem aktiven Wettkampf zurückzog, kommt der Hawaiianer immer noch mindestens einmal im Jahr an die Kurpromenade. Die Nordsee lässt ihn nicht los. MAGAZIN: Mal ehrlich, kann Sylt es mit Ihren geliebten Südseeinseln aufnehmen? ROBBY NAISH: Sie erwischen mich in einem schwachen Moment. Ich hatte gerade auf den Fidschis den besten Stand-up-Paddleboard-Ritt meines Lebens und bin leicht euphorisch. Aber in aller Fairness: Sylt hat einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen. Seit ich vor 30 Jahren das erste Mal mit meiner Familie an die Nordsee reiste. Es ist eine lebenslange Liebesaffäre. MAGAZIN: Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Mal? NAISH: Es muss Sommer gewesen sein, denn ich weiß noch, dass ich in Shorts an der Kurpromenade stand. Surf-Pionier Jürgen Hönscheid hatte mich und meine Familie dort zum Urlaub eingeladen. Ich kannte Jürgen vom Pan-Am-Cup aus Hawaii, er war einer der Exoten, die Windsurfen nach Kailua brachten, als wir alle noch Wellen ritten. Der Spot an der Kurpromenade hat mich gleich beeindruckt. Das Wasser ist sogar im Sommer kalt, dazu heftige Unterströmungen und eine unordentliche Welle, die über einer vorgelagerten Sandbank bricht ... MAGAZIN: ... klingt verführerisch. NAISH: Es sind schwierige Bedingungen, aber gerade deshalb habe ich so viele Erfolge auf Sylt gefeiert wie kaum anderswo. Als Athlet bevorzuge ich raues, stürmisches Wetter. Je ungemütlicher es wird, desto mehr Spaß habe ich. Ich fühle mich wirklich zu Hause auf Sylt. Das liegt auch daran, dass ich dort Freunde gefunden und Deutsch sprechen gelernt habe. ANZEIGE – nicht perfekt, aber es geht schon. Es macht mir Spaß, Deutsch zu reden. Das hat unserem Familienunternehmen Naish Hawaii sehr geholfen. Deutschland ist einer der größten Märkte für Wind-und Kitesurfen. Außerdem habe ich 2009 in Hamburg den ersten Worldcup im Stand-up-Paddlesurfen unterstützt, das wollen wir dieses Jahr wiederholen. MAGAZIN: Windsurf-Legende, Kitesurf-Pionier und jetzt StehPaddler. Sie können es einfach nicht lassen. NAISH: Ich plane keine dritte Profi-Karriere, das überlasse ich leichten Herzens den Jüngeren. Steh-Paddeln ist eine tolle Ergänzung zum Wellenreiten und Windsurfen, denn es lässt sich unabhängig von Wind oder Dünung praktizieren. Man braucht nicht einmal besonders in Form dafür zu sein. MAGAZIN: Bei mir zu Hause in Malibu werden die Stand-upPaddlesurfer eher angefeindet. Die Wellen sind eh schon voll genug und jetzt paddeln auch noch schmerbäuchige Amateure auf Riesenflößen dazwischen. NAISH: Sie haben aber auch das Pech, an einem der populärsten Breaks der Welt zu surfen. Ich glaube, Stand-up-Paddeln wird sich mehr auf Seen und Flüssen ausbreiten. Da ist Platz für alle. MAGAZIN: Fremde, die in einheimische Wellenreviere eindringen, werden überall argwöhnisch angeschaut. Ist es Ihnen vor Sylt auch so ergangen? NAISH: Nein, nie. Als ich als Junge das erste Mal an der Kurpromenade surfte, war ich ja schon Weltmeister. Wer will sich mit so einem schon anlegen? Aber Sie haben Recht, viele Hardcore-Shortboarder dulden keine anderen Bretter neben sich. Das halte ich für Blödsinn. Je mehr Varianten es gibt von unserem Sport, desto mehr wird sich die Masse verteilen. Ich bin da sehr offen, die Natur gehört uns doch allen. MAGAZIN: Als Inselmensch verstehen Sie bestimmt die Umweltsorgen der Sylter. NAISH: Klar, uns erwischt es als Erste, wenn das Meer verschmutzt und das Wasser steigt. Aber im Vergleich zu Hawaii ist Sylt wirklich vorbildlich. Ich versuche seit zwei Jahren ein Windrad genehmigt zu bekommen, um meine Farm auf Maui mit Strom zu versorgen. Es ist unvorstellbar, was für ein bürokratischer Kraftakt das ist. Die Mehrheit der Hawaiianer findet immer noch, Windräder zerstörten das Landschaftsbild. Das ist doch verrückt, gerade Maui ist einer der windigsten Orte der Welt, wir könnten schon längst vom Netz sein. Da sind uns die Deutschen Jahre voraus. Immer wenn ich durch Norddeutschland nach Sylt fahre, bewundere ich das. Ich glaube, bei euch hat jeder Bauernhof sein eigenes Windrad. MAGAZIN: Ihr ehemaliger Kite-Designer Don Montague kooperiert mit den Google-Gründern Larry Page und Sergey Brin und experimentiert mit riesigen Segeln zur Stromerzeugung. NAISH: Ich bin nicht an seiner Firma Makani Power beteiligt, aber ich stelle mein Grundstück für seine Experimente zur Verfügung. Sie befinden sich noch in der Testphase. Als jemand, der mit Wind und Wellen lebt, bin ich alternativen Energien aufgeschlossen. MAGAZIN: Andererseits sind Sie berühmt für Ihren Wagenpark inklusive Monster-Truck und einem zum Surfmobil umgebauten Stretch-Leichenwagen. NAISH: Ja, meine Spielzeuge habe ich immer noch, auch den kanariengelbenFerrari.AberimGrundestehendieschlimmsten Schluckspechte, der Leichenwagen und der Ferrari, nur noch zur Zierde in meiner Garage. Die wenige Freizeit, die mir bleibt, verbringe ich mit meiner dreijährigen Tochter Christina. MAGAZIN: Was verstehen Sie unter Freizeit? NAISH: Stimmt, das war falsch formuliert. Ich sollte sagen, die Zeit, die ich nicht auf dem Wasser verbringe oder im Flugzeug. MAGAZIN: Als Sie noch aktiver Wettkämpfer waren, lag Ihr Durchschnitt bei 300 Tagen auf dem Wasser. NAISH: Das ist heute noch so. Und 65 Tage im Flieger. MAGAZIN: Viel Zeit für Strandpartys bleibt da nicht. NAISH: Nein, aber ich war sowieso nie ein Party-Animal. Als junger Mann noch viel weniger – ich war sehr introvertiert und bin nach den Wettkämpfen sofort nach Hause gegangen. MAGAZIN: Wozu Deutsch lernen auf Hawaii? NAISH: Weil ich damals schon auf Sylt gewesen war und wusste, dass ich eine lange Beziehung mit dieser deutschen Insel eingehen würde. MAGAZIN: Ihr Freund Jürgen Hönscheid berichtet in seinen Memoiren vom ersten Worldcup 1984. In der Nacht davor brannte die Hütte von Sansibar-Gründer Herbert Seckler ab, die als Headquarter dienen sollte. NAISH: Davon habe ich nichts mitbekommen. Natürlich erinnere ich mich an die bescheidenen Anfänge der Sansibar und ich finde es faszinierend, wie aus dieser kleinen Strandkneipe ein weltberühmtes Unternehmen mit Gourmet-Restaurant und eigener Modelinie werden konnte. Aber als Teenie und junger Mann nahm ich am Nachtleben nicht teil. Alles, was mich interessierte, lag am Ende der Kurpromenade. MAGAZIN: Sie haben einen fast plattdeutschen Akzent. NAISH: (auf Deutsch) Ja, nech? Es ist langsam besser geworden MAGAZIN: Und heute? NAISH: Ich hab mich über die Jahre schon verändert. Ich bin im MAGAZIN: Das wollen wir doch gleich mal überprüfen. NAISH: (spricht Deutsch) Gern. Ich habe Deutsch schon auf der Highschool gelernt. am 23. April 1963 im kalifornischen La Jolla geboren und wuchs in Kailua, Hawaii, auf. Als Achtjähriger entdeckte er das Wellenreiten, mit 13 errang er auf den Bahamas seinen ersten Titel und wurde jüngster Windsurf-Weltmeister aller Zeiten. Als 24-maliger Champion dominierte er den Sport wie kein Zweiter, auch als Kitesurfer gewann er 1998 den Weltmeister-Titel im Slalom und stellte 2001 mit 70,37 km/h einen Geschwindigkeitsrekord auf. Zudem war Naish an zahlreichen technischen Innovationen beteiligt und ist Eigentümer dreier Firmen für Wind-, Kiteund Stand-up-Paddle-Surfing-Artikel. Seit er 1984 auf Sylt erstmalig den Worldcup gewann, ist die Insel für Naish, der fließend Deutsch spricht, zu einer zweiten Heimat geworden. Die Surf-Legende lebt mit seiner Frau Katie, mit der er seit 19 Jahren verheiratet ist, auf Maui und hat zwei Töchter: Nani, geb. 1983, und Christina, geb. 2007. WWW.ST-EMILE.DE Mit 21 gewann er auf Sylt den Windsurf-Worldcup, und wird dort verehrt wie ein Rockstar: Robbie Naish über Labskaus, Haiangriffe und Plattdeutsch. MAGAZIN: Waren Sie nie in Gefahr? NAISH: Tatsächlich habe ich mich noch nie ernsthaft verletzt. Klar bin ich oft durch den Schleudergang vor Sylt gegangen, habe verlorene Finnen und zerbrochene Boards zu beklagen. Aber nur einmal, in Japan, als ein Hai genau zwischen meinem Brett und dem meines Kumpels hindurchglitt, seine Flosse 20 Zentimeter von meiner Nase entfernt, dachte ich: „Whoa!“ Kurz-Biografie » Robert Staunton Naish wurde ST. EMILE STORE HAMBURG | NEUER WALL 80 | 20354 HAMBURG | TEL. +49_40_27144998 ST. EMILE STORE SYLT | BRADERUPER WEG 1 | 25999 KAMPEN | TEL. +49_4651_446488 IV › THEMA DER WOCHE Sonnabend / Sonntag, 15. / 16. Mai 2010 Inselzauber SYLT zum Mitnehmen: Die schönsten, spannendsten und interessantesten Orte der Insel, von kulinarisch bis kurios, von historisch bis himmlisch, von der Hörnum-Odde bis zum Ellenbogen – alle auf einen Blick. Dazu Tipps zum Essen und Trinken, Ausgehen und Ausruhen, Shoppen und Schauen. Bam-Bus Seitdem Bambus-Klaus eine Bushaltestelle in Strandnähe zur Reggae-Pinte umgebaut hat, finden dort von Mai bis Oktober regelmäßig Vollmondpartys statt. Weststrand 13, List, www.bam-bus.de Buhne 16 An dem rund 200 Meter breiten Beach „Buhne 16“ befand sich in den 60ern und 70ern Deutschlands berüchtigster Nacktbadestrand – dabei gehörte im intellektuell-aufgeklärten Kampen das textilfreie Sonnen bereits in den 20ern zum guten Ton. Heute sorgen weder die Ferraris auf dem nahen Parkplatz, noch der eine oder andere Nackte im Sand für besonderes Aufsehen. Das Strandbistro „Buhne 16“ lockt ein gemischtes Publikum, das gern bis zum Sonnenuntergang entspannt. Manchmal auch länger. Weststrand Kampen, ca. 15 Minuten Fußweg durch die Dünen, Tel. 04651/4996, tgl. ab 10 Uhr, www.buhne16.de ESSEN & FEIERN Königshafen Austern SchleswigHolsteinisches Wattenmeer 109 Stufen bis zum Gipfel: Eine Holztreppe führt seit den 1920er-Jahren auf eine Aussichtsplattform auf der UweDüne, die mit 52,5 Metern die höchste natürliche Erhebung der Insel ist. Benannt wurde der stattliche Sandhaufen nach dem Unabhängigkeitskämpfer Uwe Jens Lornsen (1793–1838). Braderuper Heide Im Sommer ist sie ein einziges violettes Blütenmeer: Die Braderuper Heide ist eine Art Lüneburger Heide mit Meerblick und mit 140 Hektar die größte insulare Heide. Das Naturschutzgebiet zwischen Ortskern und Kliff darf seit über 70 Jahren nicht mehr bebaut werden. Kampen Wenningstedt Montblanc Stilvolle Postkarte an die Daheimgebliebenen? Die passenden Schreibgeräte gibt es bei Montblanc. » Braderuper Weg 2, Kampen St. Emile Damenmode voller Poesie und Persönlichkeit findet man bei St. Emile, einem der erfolgreichsten deutschen Labels, in ihrem wunderschönen und gerade neu eröffneten Shop. » Braderuper Weg 1, Kampen Tod’s Von den legendären Mokassins mit ihren 133 Gumminoppen über Taschen aller Art bis Accessoires, findet man bei dem „Edelitaliener“ alles aus Leder. » Strönwai 7, Kampen Iris von Arnim Die unverwechselbaren Strickkollektionen der Hamburger Mode-Designerin. » Strönwai 14, Kampen Louis Vuitton Das 1854 gegründete Pariser LuxusLabel lädt unterm Reetdach zu längeren Shopping-Aufenthalten ein. » Strönwai 7, Kampen Wempe Das Hamburger Traditionsunternehmen steht für höchste Kompetenz in der Schmuck- und Uhrmacherkunst. » Strönwai 16, Kampen Wunderkind „Mit Wunderkind kommt etwas Boheme und Romantik nach Sylt, genau der richtige Spirit für die Insel“, sagt Wolfgang Joop über die Boutique seines Labels. » Strönwai 8, Kampen DB Keitum Friedhof der Heimatlosen Er liegt hinter einem weißen Holztürchen; weder Name noch Geburtsdatum zieren die 55 rosenumrankten Holzkreuze: Denn dieser kleine Friedhof von 1855 wurde eigens für die namenlosen Seeleute angelegt, die auf See starben und die das Meer an die Strände gespült hat. Käpt’n-Christiansen-Straße / Elisabethstraße, Westerland Hünengrab Denghoog FOTOS: DIMITRIJ LELTSCHUK, PICTURE-ALLIANCE/HB-VERLAG (5), PICTURE-ALLIANCE/ROLF KOSECKI, PICTURE-ALLIANCE/KPA/HINZE, PICTURE-ALLIANCE/DPA, JANA EBERT, SYLTSURFING, GRAFIKANSTALT, MICHAEL MACH, PR Marc O’Polo Klassik, Tradition und echte Werte sind Marc O’Polo wichtig. Und bei der Mode achtet man auf nachhaltige Produktion. » Strandstr. 3–5, Westerland Im April 1972 importierte Calle Schmidt das erste Windsurfing-Brett aus den USA und kämpfte sich damit vor Sylt durch die Wellen. Eine Woche später überquerte Deutschlands erster Surfer auf seinem Brett die Außenalster in Hamburg und machte damit die Presse auf sich aufmerksam. In Munkmarsch gründete er seine Surfschule „Syltsurfing“, www.syltsurfing.de, und ließ in jahrelanger Arbeit die Bucht am Weißen Kliff zu „Calles Beach“ aufschütten. Tinnum Erst bei einem glutroten Sonnenuntergang wird das Kliff seinem Namen wirklich gerecht – dann aber bietet die bis zu 30 Meter hohe Steilküste ein funkelndes Naturschauspiel. Bei Sturmfluten kommt es hier immer wieder zu spektakulären Abbrüchen. Koko von Knebel Trends für treue Begleiter: „Every dog is a star“ ist Motto des Hundeausstatters. » Strandstr. 3–5, Westerland Loro Piana Eine Kollektion aus edelstem Tuch und feinster Wolle gibt es bei dem italienischen Cashmere-Spezialisten. » Gurtstig 17, Keitum Westerland Rotes Kliff Hermès Designer Jean-Paul Gaultier ließ sich für die Hermès-Sommerkollektion von Retro-Tennismode und Deauville inspirieren. » Zur Uwe-Düne 1, Kampen Braderup Munkmarsch Whiskymeile Tagsüber brennen auf dem Strönwai, Kampens Shopping-Promenade, die Kreditkarten, gelöscht wird dann nachts mit Bier, Schaumwein und Hochprozentigem – in den Bars und Discotheken wie dem Rauchfang (Hausnummer 5), PonyClub (Nr. 6) oder Gogärtchen (Nr. 12). Donna & Lottchen Hier gibt es klassische und angesagte Lifestyle-Labels für Kids bis 14 Jahre. » Hauptstr. 2, Kampen Willkommen in der Unterwelt: Älter als die Pyramiden von Gizeh ist das begehbare und gut erhaltene Großsteingrab in Wenningstedt – nämlich aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. Findlinge mit einem Gewicht von bis zu 1,8 Tonnen wurden zu einer 5 mal 3 Meter großen Familiengrabkammer getürmt, die sich heute unter einem kleinen Grashügel verbirgt. Am Denghoog (bei der Friesenkapelle), Wenningstedt, geöffnet Ostern bis Oktober, Mo–Fr, 10–17 Uhr, Sa, So und feiertags 11–17 Uhr, Tel. 0170/697 16 87, www.soelring-foriining.de In Deutschlands einziger Austernzucht reifen auf einer ca. 30 Hektar großen Fläche in der Blidselbucht im Lister Wattenmeer alljährlich zwei bis drei Millionen Austern heran, die als „Sylter Royal“ europaweit vertrieben werden. Neben der Verköstigung vor Ort in der Hafenstraße bietet Dittmeyer’s Austern Compagnie auch Gruppenführungen an (Anmeldung erforderlich). www.sylter-royal.de DB Das Wrack der Mariann Eine schwimmende Teestube sollte aus dem stattlichen Dreimastschoner „Mariann“ werden, dafür ließen zwei Sylter das Schiff 1961 in den Hafen von Munkmarsch schleppen. Doch die Behörden verweigern die Genehmigung. Der abgetakelte Windjammer wechselt mehrmals den Besitzer, der letzte lässt ihn ins Watt vor Braderup schleppen – und verschwindet. Eine Schauspielerin möchte ein Kabarett auf der „Mariann“ einrichten, doch eine Seebrücke vom Schiff zum Land durfte nicht errichtet werden. Souvenirjäger plündern die „Mariann“ restlos aus, am 25. Mai 1981 brennt der alte Kahn. Das Wrack liegt noch immer im Watt. DB Archsum Heimatmuseum Morsum Im historischen Friesenhaus von 1759 wird mit zahlreichen Ausstellungsstücken die Geschichte der Insel ausgebreitet – von der Frühzeit bis ins 19. Jahrhundert. Draußen zeugen Steinsärge von germanischen Bestattungsritualen, drinnen wird mit Trachten, Schmuck und Möbeln friesische Tradition wieder lebendig, und selbstverständlich kommt mit Schiffsmodellen und Walfanggeräten auch die Seefahrt nicht zu kurz. Am Kliff 19, Keitum, Tel. 04651/316 69, von Ostern bis Oktober, Mo–Fr 10–17 Uhr, Sa, So und feiertags 11–17 Uhr, Eintritt 3,50 Euro, www.soelring-foriining.de Rantumbecken Sylt-Strandkörbe Dorint Söl’ring Hof Rantum Tinnumburg SchleswigHolsteinisches Wattenmeer Es muss ein grandioser Anblick gewesen sein: Vor dem Deichbau 1938 war bei Sturmfluten hier Landunter, nur die Tinnumburg ragte noch aus den Wellen. Bis acht Meter hoch sind die rd. 2000 Jahre alten Wallanlagen. Einst befanden sich hier gut geschützt Sodenwandhäuser, ob die „Burg“, die ohne Eintritt besucht werden kann, als Zufluchtsort oder als Kultstätte diente, darüber wird noch gerätselt. Rantum-Becken In den 1930er-Jahren wurde ein etwa 570 Hektar großes Wattgebiet mit einem fünf Kilometer langen Deich abgetrennt, um einen Wasserflugplatz zu schaffen – so entstand das Rantum-Becken. Der Flugplatz wurde kaum genutzt, später wurden die Abwässer Westerlands in das Becken geleitet. 1962 wurde es aufwendig renaturiert und dort ein Seevogelschutzgebiet eingerichtet. Sansibar Dorfkrug Rotes Kliff Seit 1876 zieht diese Institution Urlauber an, die sich über feine Hausmannskost und die antike Einrichtung freuen. Oder über einen Platz im Gastgarten. » Braderuper Weg 3, Kampen, Tel. 04651/435 00, tgl. ab 12 Uhr. Sturmhaube Wie eine Trutzburg in den Dünen – und fast ein Kampener Wahrzeichen. Sylter Royal werden hier traditionell mit Limone, Schalottenvinaigrette und Chesterbrot serviert. Extrakarte für Kinder. » Riperstig 1, Kampen, Tel. 04651/ 99 59 40, tgl. 11.30–23 Uhr. Pony Deutschlands ältester bestehender Discoclub. Gunther Sachs war schon hier und hat Brigitte Bardot mitgebracht. Noch immer treffen sich dort die VIPs! » Strönwai 6, Kampen, Tel. 04651/421 82, tgl. ab 22 Uhr (nur in der Saison). Club Rotes Kliff Noch ein Club-Klassiker der Insel. Seit 30 Jahren schon dauern hier champagner-selige Partys bis zum Morgen. » Braderuper Weg 3, Kampen, Tel. 04651/94 41 10, ab 23 Uhr. Vogelkoje Halbe Ente, Griebenschmalzbrote oder Reibekuchen sind in jeder Hinsicht ein Genuss in dem alten Cafégarten vor der historischen Entenfangstätte. » Lister Str. 100, Kampen, Tel. 04651/952 50, tgl. ab 9.30 Uhr. Wonnemeyer Auf 100 dicken Douglasienstämmen steht das Strandlokal, in dem Currywurst und Austern mit Weitblick serviert werden. » Am Strand 1, Wenningstedt, Tel. 04651/452 99, tgl. ab 11 Uhr. Fisch-Fiete Zwischen wunderschönen alten Kacheln sitzt es sich seit 1954 bei Fischgerichten traditionell friesisch kommod. » Weidemannweg 3, Keitum, Tel. 04651/32150, tgl. 12–14 u. 18–22 Uhr. Die kleine Teestube Ein guter Ort für Teetrinker, besonders auf der Terrasse zwischen Bäumen und Blumen. Dazu: Blaubeerpfannkuchen oder Krabbenbrot mit Spiegelei. » Gurtstig, Ecke Westerhörn 2, Keitum, Tel. 04651/318 62, Fr–Mi 10–18 Uhr. Fährhaus Sylt Wer sich das große Menü nicht leisten möchte, nimmt einen Kaffee. Und entspannt. Denn hier ist die Insel ganz leise. » Heefwai 1, Munkmarsch, Tel. 04651/939 70, tgl. ab 13 Uhr. Hörnum-Odde Hier nagt die Nordsee am heftigsten an der Insel: Das herrliche Stück weißen Strandes, das an drei Seiten vom Meer umgeben ist, wird immer kleiner. Vor ein paar Jahrzehnten dauerte es noch dreieinhalb Stunden, die Odde zu umrunden, heute schafft man es in knapp der Hälfte der Zeit, so viel Strand wurde bei Sturmfluten schon fortgespült. Gogärtchen Die Bar stammt aus den 50ern, der legendäre Ruf aus den 60ern. Und auch heute ist das Restaurant mit dem grünen Sonnengarten ein Hotspot. » Strönwai 12, Kampen, Tel. 04651/412 42, tgl. ab 12 Uhr. Salon 1900 Mittags Bistro, nachmittags Café, abends Restaurant und danach Tanzbar. Mit einem großen Herz für kleine Gäste. » Süderstr. 40, Keitum, Tel. 04651/93 60 00, tgl. 12–23 Uhr. Die Nolde-Lounge Einige Dinge ändern sich nie. Als der Maler Emil Nolde (1867–1956) im Jahr 1930 für über zwei Monate nach Sylt zog, um hier zu arbeiten, notierte er über das Strandleben: „Und die Menschen, die schwammen und tauchten und spielten und liefen umher, fast ganz ihrer Kleider entblößt.“ Die Nolde-Lounge direkt an der Kurpromenade von Westerland erinnert mit Reproduktionen seiner Bilder und historischen Fotos an den Expressionisten und dient heute als Lesesaal. Strandpromenade Westerland (gegenüber der Musikmuschel), geöffnet tägl. von 9–19 Uhr. Gosch Hafendeck Gleich sieben Mal gibt es Gosch in List. Der beste Platz für Matjes und Scholle ist allerdings das Hafendeck – und zwar draußen mit Blick aufs Wattenmeer. » Am Hafen, List, Tel. 04651/8360966, tgl. 11–22 Uhr, www.gosch.de Kupferkanne Bei gutem Wetter kann man auf der Terrasse bis nach Dänemark sehen. Dabei genügt der Blick auf ofenfrischen Obstkuchen schon zum Glücklichsein. » Stapelhooger Wai, Kampen, Tel. 04651/410 10, tgl. 10–18 Uhr. Calles Beach Bogner Sportswear aus innovativen Materialien und in höchster Qualität gibt es im Haus des Münchner Designerpaars Bogner. » Gurtstig 17, Keitum Bulgari Neben edlen Accessoires wie Brillen und Parfum gibt es exquisite Schmuckkollektionen und luxuriöse Uhren. » Hauptstr. 15, Keitum Ellenbogen Noch vier Kilometer bis Rømø: Der Ellenbogen ist Deutschlands nördlichste Landspitze. Bis nach Dänemark schwimmen sollte man nicht, das wäre wegen der tückischen Meeresströmungen (Trekker) lebensgefährlich. Die Halbinsel mit dem weitläufigen Dünengebiet befindet sich seit rund 250 Jahren in Privatbesitz. Wer mit dem Auto zum Ostellenbogen fahren möchte, zahlt am Ellenbogenberg eine Maut. List Uwe-Düne LUXUS & SHOPPING „Wie Gletscher eines Hochgebirges“ erschienen die Dünen dem Dichter Gerhart Hauptmann. Eine einzige in der „Sylter Sahara“ bewegt sich noch. Durchschnittlich 3,5 Meter im Jahr rückt die letzte Wanderdüne Deutschlands vor. Hobokenweg REDAKTION: OLIVER VOM HOFE, KIRSTEN RICK, MANUELA SCHMICKLER Bistro Dittmeyer’s Austern-Compagnie Keine Schönheit ist das Bistro, aber eine echte Perle. Anfänger, die die Sylter Royal nicht knacken können, bekommen Nachhilfe, freundlich und kompetent. » Hafenstr. 10, List, Tel. 04651/877525, tgl. 12–22 Uhr, www.sylter-royal.de Wanderdünen Erlebniszentrum Naturgewalten Wer sein Geld versenken möchte, kann es am besten hier tun: Der Hobokenweg in Kampen ist Deutschlands teuerste Wohnstraße. Bis zu 35 000 Euro pro Quadratmeter bezahlt man hier für die schnuckeligen reetgedeckten Friesenhäuser, die Lage möglichst dicht am Meer ist am begehrtesten. Schlagzeilen machte ein kleines Häuschen, das ein wenig abseits am Sandweg liegt, der sich von Kampen bis Keitum schlängelt: Das „Waterküken“, ein winziger Backsteintraum mit gerade mal 30 Quadratmetern Wohnfläche – und das teuerste Haus der Welt. Erst für 4,8 und kurz darauf gar für 6,3 Millionen Euro wurde es angeboten. Der Haken: Das Küken darf nicht wachsen, Anbauten sind strikt verboten. V Alte Schule Dieses Klassenzimmer, in dem norddeutsche Spezialitäten serviert werden, sorgt nur für gute Erinnerungen. » Dorfstr. 6, Archsum, Tel. 04651/89 15 08, Do–Di 12–14.30 u. 17–23 Uhr. Robbe Willi Sylter Wasser Überall Salzwasser, wohin man blickt – doch südlich von Rantum und mitten im Vogelschutzgebiet sprudelt aus 650 Metern Tiefe besonders jodhaltiges Mineralwasser empor. Die Sylt-Quelle ist aber mehr als eine Abfüllanlage: Besucher werden von einem Skulpturenpark und einem Glaspavillon begrüßt – dem „genuss:raum“. Im „kunst:raum“ finden viele Ausstellungen statt, und in der „event:halle“ Comedy, Konzerte und Theateraufführungen, z.B. das Meerkabarett 2010 vom 12. Juli bis 29. August mit Annett Louisan, Mike Krüger, Götz Alsmann und Revolverheld. Hafenstr. 1, Sylt-Rantum, Tel. 04651/92033, www.sylt-quelle.de und www.kunstraum-syltquelle.de Hörnum Wozu jagen? Robbe Willi hat herausgefunden, dass es viel bequemer ist, sich im Hafenbecken von Hörnum mit Hering und Krabben füttern zu lassen. Die Leckerlis gibt es an der Hörnumer Fischbude Matthiesen. Dafür posiert Willi, die eigentlich eine Dame ist und als Kegelrobbe von Natur her eher schüchtern sein sollte, durchaus selbstbewusst für die Kameras der edlen Fischspender. Hotel Budersand Im 5-Sterne-Superior-Hotel Budersand lässt es sich leben, und zwar auf die Sylter Art: 500 Tropfen auf der Weinkarte, ein 18-LochCourse für Golfer, eine Bibliothek, die von Elke Heidenreich persönlich mit 1200 Büchern eingerichtet wurde, und der Salon Budersand, in dem regelmäßig Lesungen und Konzerte stattfinden: Am Kai 3, 25997 Hörnum, Tel. 04651/46070, DZ ab 300 Euro, Infos und Veranstaltungen unter: www.budersand.de Morsum-Kliff Das farbenprächtige Kliff ist ein einmaliger geologischer Glücksfall: An der farbenreichen Steilküste lassen sich 10 Millionen Jahre Erdgeschichte ablesen.Glimmerton,LimonitsandsteinundKaolinsand wurden zusammengepresst, vom Meer wieder freigespült und sind im Kliff in schräg laufenden Farbabstufungen von weiß bis braun erkennbar. Alte Friesenstube Das älteste noch bestehende Haus Westerlands wurde 1648 erbaut und hat seinen Charme nicht verloren. Die Speisekarten sind übrigens auf Platt. » Gaadt 4, Westerland, Tel. 04651/1228, Di–So ab 18 Uhr. Kap Horn Nur eine Düne vom Strand entfernt liegt das Lokal von Lars Horn, in dem Kinder eine halbe Portion Rumpsteak auch zum halben Preis bekommen. » Süderende 24, Hörnum, Tel. 04651/88 15 48, tgl. ab 11 Uhr. IV › THEMA DER WOCHE Sonnabend / Sonntag, 15. / 16. Mai 2010 Inselzauber SYLT zum Mitnehmen: Die schönsten, spannendsten und interessantesten Orte der Insel, von kulinarisch bis kurios, von historisch bis himmlisch, von der Hörnum-Odde bis zum Ellenbogen – alle auf einen Blick. Dazu Tipps zum Essen und Trinken, Ausgehen und Ausruhen, Shoppen und Schauen. Bam-Bus Seitdem Bambus-Klaus eine Bushaltestelle in Strandnähe zur Reggae-Pinte umgebaut hat, finden dort von Mai bis Oktober regelmäßig Vollmondpartys statt. Weststrand 13, List, www.bam-bus.de Buhne 16 An dem rund 200 Meter breiten Beach „Buhne 16“ befand sich in den 60ern und 70ern Deutschlands berüchtigster Nacktbadestrand – dabei gehörte im intellektuell-aufgeklärten Kampen das textilfreie Sonnen bereits in den 20ern zum guten Ton. Heute sorgen weder die Ferraris auf dem nahen Parkplatz, noch der eine oder andere Nackte im Sand für besonderes Aufsehen. Das Strandbistro „Buhne 16“ lockt ein gemischtes Publikum, das gern bis zum Sonnenuntergang entspannt. Manchmal auch länger. Weststrand Kampen, ca. 15 Minuten Fußweg durch die Dünen, Tel. 04651/4996, tgl. ab 10 Uhr, www.buhne16.de ESSEN & FEIERN Königshafen Austern SchleswigHolsteinisches Wattenmeer 109 Stufen bis zum Gipfel: Eine Holztreppe führt seit den 1920er-Jahren auf eine Aussichtsplattform auf der UweDüne, die mit 52,5 Metern die höchste natürliche Erhebung der Insel ist. Benannt wurde der stattliche Sandhaufen nach dem Unabhängigkeitskämpfer Uwe Jens Lornsen (1793–1838). Braderuper Heide Im Sommer ist sie ein einziges violettes Blütenmeer: Die Braderuper Heide ist eine Art Lüneburger Heide mit Meerblick und mit 140 Hektar die größte insulare Heide. Das Naturschutzgebiet zwischen Ortskern und Kliff darf seit über 70 Jahren nicht mehr bebaut werden. Kampen Wenningstedt Montblanc Stilvolle Postkarte an die Daheimgebliebenen? Die passenden Schreibgeräte gibt es bei Montblanc. » Braderuper Weg 2, Kampen St. Emile Damenmode voller Poesie und Persönlichkeit findet man bei St. Emile, einem der erfolgreichsten deutschen Labels, in ihrem wunderschönen und gerade neu eröffneten Shop. » Braderuper Weg 1, Kampen Tod’s Von den legendären Mokassins mit ihren 133 Gumminoppen über Taschen aller Art bis Accessoires, findet man bei dem „Edelitaliener“ alles aus Leder. » Strönwai 7, Kampen Iris von Arnim Die unverwechselbaren Strickkollektionen der Hamburger Mode-Designerin. » Strönwai 14, Kampen Louis Vuitton Das 1854 gegründete Pariser LuxusLabel lädt unterm Reetdach zu längeren Shopping-Aufenthalten ein. » Strönwai 7, Kampen Wempe Das Hamburger Traditionsunternehmen steht für höchste Kompetenz in der Schmuck- und Uhrmacherkunst. » Strönwai 16, Kampen Wunderkind „Mit Wunderkind kommt etwas Boheme und Romantik nach Sylt, genau der richtige Spirit für die Insel“, sagt Wolfgang Joop über die Boutique seines Labels. » Strönwai 8, Kampen DB Keitum Friedhof der Heimatlosen Er liegt hinter einem weißen Holztürchen; weder Name noch Geburtsdatum zieren die 55 rosenumrankten Holzkreuze: Denn dieser kleine Friedhof von 1855 wurde eigens für die namenlosen Seeleute angelegt, die auf See starben und die das Meer an die Strände gespült hat. Käpt’n-Christiansen-Straße / Elisabethstraße, Westerland Hünengrab Denghoog FOTOS: DIMITRIJ LELTSCHUK, PICTURE-ALLIANCE/HB-VERLAG (5), PICTURE-ALLIANCE/ROLF KOSECKI, PICTURE-ALLIANCE/KPA/HINZE, PICTURE-ALLIANCE/DPA, JANA EBERT, SYLTSURFING, GRAFIKANSTALT, MICHAEL MACH, PR Marc O’Polo Klassik, Tradition und echte Werte sind Marc O’Polo wichtig. Und bei der Mode achtet man auf nachhaltige Produktion. » Strandstr. 3–5, Westerland Im April 1972 importierte Calle Schmidt das erste Windsurfing-Brett aus den USA und kämpfte sich damit vor Sylt durch die Wellen. Eine Woche später überquerte Deutschlands erster Surfer auf seinem Brett die Außenalster in Hamburg und machte damit die Presse auf sich aufmerksam. In Munkmarsch gründete er seine Surfschule „Syltsurfing“, www.syltsurfing.de, und ließ in jahrelanger Arbeit die Bucht am Weißen Kliff zu „Calles Beach“ aufschütten. Tinnum Erst bei einem glutroten Sonnenuntergang wird das Kliff seinem Namen wirklich gerecht – dann aber bietet die bis zu 30 Meter hohe Steilküste ein funkelndes Naturschauspiel. Bei Sturmfluten kommt es hier immer wieder zu spektakulären Abbrüchen. Koko von Knebel Trends für treue Begleiter: „Every dog is a star“ ist Motto des Hundeausstatters. » Strandstr. 3–5, Westerland Loro Piana Eine Kollektion aus edelstem Tuch und feinster Wolle gibt es bei dem italienischen Cashmere-Spezialisten. » Gurtstig 17, Keitum Westerland Rotes Kliff Hermès Designer Jean-Paul Gaultier ließ sich für die Hermès-Sommerkollektion von Retro-Tennismode und Deauville inspirieren. » Zur Uwe-Düne 1, Kampen Braderup Munkmarsch Whiskymeile Tagsüber brennen auf dem Strönwai, Kampens Shopping-Promenade, die Kreditkarten, gelöscht wird dann nachts mit Bier, Schaumwein und Hochprozentigem – in den Bars und Discotheken wie dem Rauchfang (Hausnummer 5), PonyClub (Nr. 6) oder Gogärtchen (Nr. 12). Donna & Lottchen Hier gibt es klassische und angesagte Lifestyle-Labels für Kids bis 14 Jahre. » Hauptstr. 2, Kampen Willkommen in der Unterwelt: Älter als die Pyramiden von Gizeh ist das begehbare und gut erhaltene Großsteingrab in Wenningstedt – nämlich aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. Findlinge mit einem Gewicht von bis zu 1,8 Tonnen wurden zu einer 5 mal 3 Meter großen Familiengrabkammer getürmt, die sich heute unter einem kleinen Grashügel verbirgt. Am Denghoog (bei der Friesenkapelle), Wenningstedt, geöffnet Ostern bis Oktober, Mo–Fr, 10–17 Uhr, Sa, So und feiertags 11–17 Uhr, Tel. 0170/697 16 87, www.soelring-foriining.de In Deutschlands einziger Austernzucht reifen auf einer ca. 30 Hektar großen Fläche in der Blidselbucht im Lister Wattenmeer alljährlich zwei bis drei Millionen Austern heran, die als „Sylter Royal“ europaweit vertrieben werden. Neben der Verköstigung vor Ort in der Hafenstraße bietet Dittmeyer’s Austern Compagnie auch Gruppenführungen an (Anmeldung erforderlich). www.sylter-royal.de DB Das Wrack der Mariann Eine schwimmende Teestube sollte aus dem stattlichen Dreimastschoner „Mariann“ werden, dafür ließen zwei Sylter das Schiff 1961 in den Hafen von Munkmarsch schleppen. Doch die Behörden verweigern die Genehmigung. Der abgetakelte Windjammer wechselt mehrmals den Besitzer, der letzte lässt ihn ins Watt vor Braderup schleppen – und verschwindet. Eine Schauspielerin möchte ein Kabarett auf der „Mariann“ einrichten, doch eine Seebrücke vom Schiff zum Land durfte nicht errichtet werden. Souvenirjäger plündern die „Mariann“ restlos aus, am 25. Mai 1981 brennt der alte Kahn. Das Wrack liegt noch immer im Watt. DB Archsum Heimatmuseum Morsum Im historischen Friesenhaus von 1759 wird mit zahlreichen Ausstellungsstücken die Geschichte der Insel ausgebreitet – von der Frühzeit bis ins 19. Jahrhundert. Draußen zeugen Steinsärge von germanischen Bestattungsritualen, drinnen wird mit Trachten, Schmuck und Möbeln friesische Tradition wieder lebendig, und selbstverständlich kommt mit Schiffsmodellen und Walfanggeräten auch die Seefahrt nicht zu kurz. Am Kliff 19, Keitum, Tel. 04651/316 69, von Ostern bis Oktober, Mo–Fr 10–17 Uhr, Sa, So und feiertags 11–17 Uhr, Eintritt 3,50 Euro, www.soelring-foriining.de Rantumbecken Sylt-Strandkörbe Dorint Söl’ring Hof Rantum Tinnumburg SchleswigHolsteinisches Wattenmeer Es muss ein grandioser Anblick gewesen sein: Vor dem Deichbau 1938 war bei Sturmfluten hier Landunter, nur die Tinnumburg ragte noch aus den Wellen. Bis acht Meter hoch sind die rd. 2000 Jahre alten Wallanlagen. Einst befanden sich hier gut geschützt Sodenwandhäuser, ob die „Burg“, die ohne Eintritt besucht werden kann, als Zufluchtsort oder als Kultstätte diente, darüber wird noch gerätselt. Rantum-Becken In den 1930er-Jahren wurde ein etwa 570 Hektar großes Wattgebiet mit einem fünf Kilometer langen Deich abgetrennt, um einen Wasserflugplatz zu schaffen – so entstand das Rantum-Becken. Der Flugplatz wurde kaum genutzt, später wurden die Abwässer Westerlands in das Becken geleitet. 1962 wurde es aufwendig renaturiert und dort ein Seevogelschutzgebiet eingerichtet. Sansibar Dorfkrug Rotes Kliff Seit 1876 zieht diese Institution Urlauber an, die sich über feine Hausmannskost und die antike Einrichtung freuen. Oder über einen Platz im Gastgarten. » Braderuper Weg 3, Kampen, Tel. 04651/435 00, tgl. ab 12 Uhr. Sturmhaube Wie eine Trutzburg in den Dünen – und fast ein Kampener Wahrzeichen. Sylter Royal werden hier traditionell mit Limone, Schalottenvinaigrette und Chesterbrot serviert. Extrakarte für Kinder. » Riperstig 1, Kampen, Tel. 04651/ 99 59 40, tgl. 11.30–23 Uhr. Pony Deutschlands ältester bestehender Discoclub. Gunther Sachs war schon hier und hat Brigitte Bardot mitgebracht. Noch immer treffen sich dort die VIPs! » Strönwai 6, Kampen, Tel. 04651/421 82, tgl. ab 22 Uhr (nur in der Saison). Club Rotes Kliff Noch ein Club-Klassiker der Insel. Seit 30 Jahren schon dauern hier champagner-selige Partys bis zum Morgen. » Braderuper Weg 3, Kampen, Tel. 04651/94 41 10, ab 23 Uhr. Vogelkoje Halbe Ente, Griebenschmalzbrote oder Reibekuchen sind in jeder Hinsicht ein Genuss in dem alten Cafégarten vor der historischen Entenfangstätte. » Lister Str. 100, Kampen, Tel. 04651/952 50, tgl. ab 9.30 Uhr. Wonnemeyer Auf 100 dicken Douglasienstämmen steht das Strandlokal, in dem Currywurst und Austern mit Weitblick serviert werden. » Am Strand 1, Wenningstedt, Tel. 04651/452 99, tgl. ab 11 Uhr. Fisch-Fiete Zwischen wunderschönen alten Kacheln sitzt es sich seit 1954 bei Fischgerichten traditionell friesisch kommod. » Weidemannweg 3, Keitum, Tel. 04651/32150, tgl. 12–14 u. 18–22 Uhr. Die kleine Teestube Ein guter Ort für Teetrinker, besonders auf der Terrasse zwischen Bäumen und Blumen. Dazu: Blaubeerpfannkuchen oder Krabbenbrot mit Spiegelei. » Gurtstig, Ecke Westerhörn 2, Keitum, Tel. 04651/318 62, Fr–Mi 10–18 Uhr. Fährhaus Sylt Wer sich das große Menü nicht leisten möchte, nimmt einen Kaffee. Und entspannt. Denn hier ist die Insel ganz leise. » Heefwai 1, Munkmarsch, Tel. 04651/939 70, tgl. ab 13 Uhr. Hörnum-Odde Hier nagt die Nordsee am heftigsten an der Insel: Das herrliche Stück weißen Strandes, das an drei Seiten vom Meer umgeben ist, wird immer kleiner. Vor ein paar Jahrzehnten dauerte es noch dreieinhalb Stunden, die Odde zu umrunden, heute schafft man es in knapp der Hälfte der Zeit, so viel Strand wurde bei Sturmfluten schon fortgespült. Gogärtchen Die Bar stammt aus den 50ern, der legendäre Ruf aus den 60ern. Und auch heute ist das Restaurant mit dem grünen Sonnengarten ein Hotspot. » Strönwai 12, Kampen, Tel. 04651/412 42, tgl. ab 12 Uhr. Salon 1900 Mittags Bistro, nachmittags Café, abends Restaurant und danach Tanzbar. Mit einem großen Herz für kleine Gäste. » Süderstr. 40, Keitum, Tel. 04651/93 60 00, tgl. 12–23 Uhr. Die Nolde-Lounge Einige Dinge ändern sich nie. Als der Maler Emil Nolde (1867–1956) im Jahr 1930 für über zwei Monate nach Sylt zog, um hier zu arbeiten, notierte er über das Strandleben: „Und die Menschen, die schwammen und tauchten und spielten und liefen umher, fast ganz ihrer Kleider entblößt.“ Die Nolde-Lounge direkt an der Kurpromenade von Westerland erinnert mit Reproduktionen seiner Bilder und historischen Fotos an den Expressionisten und dient heute als Lesesaal. Strandpromenade Westerland (gegenüber der Musikmuschel), geöffnet tägl. von 9–19 Uhr. Gosch Hafendeck Gleich sieben Mal gibt es Gosch in List. Der beste Platz für Matjes und Scholle ist allerdings das Hafendeck – und zwar draußen mit Blick aufs Wattenmeer. » Am Hafen, List, Tel. 04651/8360966, tgl. 11–22 Uhr, www.gosch.de Kupferkanne Bei gutem Wetter kann man auf der Terrasse bis nach Dänemark sehen. Dabei genügt der Blick auf ofenfrischen Obstkuchen schon zum Glücklichsein. » Stapelhooger Wai, Kampen, Tel. 04651/410 10, tgl. 10–18 Uhr. Calles Beach Bogner Sportswear aus innovativen Materialien und in höchster Qualität gibt es im Haus des Münchner Designerpaars Bogner. » Gurtstig 17, Keitum Bulgari Neben edlen Accessoires wie Brillen und Parfum gibt es exquisite Schmuckkollektionen und luxuriöse Uhren. » Hauptstr. 15, Keitum Ellenbogen Noch vier Kilometer bis Rømø: Der Ellenbogen ist Deutschlands nördlichste Landspitze. Bis nach Dänemark schwimmen sollte man nicht, das wäre wegen der tückischen Meeresströmungen (Trekker) lebensgefährlich. Die Halbinsel mit dem weitläufigen Dünengebiet befindet sich seit rund 250 Jahren in Privatbesitz. Wer mit dem Auto zum Ostellenbogen fahren möchte, zahlt am Ellenbogenberg eine Maut. List Uwe-Düne LUXUS & SHOPPING „Wie Gletscher eines Hochgebirges“ erschienen die Dünen dem Dichter Gerhart Hauptmann. Eine einzige in der „Sylter Sahara“ bewegt sich noch. Durchschnittlich 3,5 Meter im Jahr rückt die letzte Wanderdüne Deutschlands vor. Hobokenweg REDAKTION: OLIVER VOM HOFE, KIRSTEN RICK, MANUELA SCHMICKLER Bistro Dittmeyer’s Austern-Compagnie Keine Schönheit ist das Bistro, aber eine echte Perle. Anfänger, die die Sylter Royal nicht knacken können, bekommen Nachhilfe, freundlich und kompetent. » Hafenstr. 10, List, Tel. 04651/877525, tgl. 12–22 Uhr, www.sylter-royal.de Wanderdünen Erlebniszentrum Naturgewalten Wer sein Geld versenken möchte, kann es am besten hier tun: Der Hobokenweg in Kampen ist Deutschlands teuerste Wohnstraße. Bis zu 35 000 Euro pro Quadratmeter bezahlt man hier für die schnuckeligen reetgedeckten Friesenhäuser, die Lage möglichst dicht am Meer ist am begehrtesten. Schlagzeilen machte ein kleines Häuschen, das ein wenig abseits am Sandweg liegt, der sich von Kampen bis Keitum schlängelt: Das „Waterküken“, ein winziger Backsteintraum mit gerade mal 30 Quadratmetern Wohnfläche – und das teuerste Haus der Welt. Erst für 4,8 und kurz darauf gar für 6,3 Millionen Euro wurde es angeboten. Der Haken: Das Küken darf nicht wachsen, Anbauten sind strikt verboten. V Alte Schule Dieses Klassenzimmer, in dem norddeutsche Spezialitäten serviert werden, sorgt nur für gute Erinnerungen. » Dorfstr. 6, Archsum, Tel. 04651/89 15 08, Do–Di 12–14.30 u. 17–23 Uhr. Robbe Willi Sylter Wasser Überall Salzwasser, wohin man blickt – doch südlich von Rantum und mitten im Vogelschutzgebiet sprudelt aus 650 Metern Tiefe besonders jodhaltiges Mineralwasser empor. Die Sylt-Quelle ist aber mehr als eine Abfüllanlage: Besucher werden von einem Skulpturenpark und einem Glaspavillon begrüßt – dem „genuss:raum“. Im „kunst:raum“ finden viele Ausstellungen statt, und in der „event:halle“ Comedy, Konzerte und Theateraufführungen, z.B. das Meerkabarett 2010 vom 12. Juli bis 29. August mit Annett Louisan, Mike Krüger, Götz Alsmann und Revolverheld. Hafenstr. 1, Sylt-Rantum, Tel. 04651/92033, www.sylt-quelle.de und www.kunstraum-syltquelle.de Hörnum Wozu jagen? Robbe Willi hat herausgefunden, dass es viel bequemer ist, sich im Hafenbecken von Hörnum mit Hering und Krabben füttern zu lassen. Die Leckerlis gibt es an der Hörnumer Fischbude Matthiesen. Dafür posiert Willi, die eigentlich eine Dame ist und als Kegelrobbe von Natur her eher schüchtern sein sollte, durchaus selbstbewusst für die Kameras der edlen Fischspender. Hotel Budersand Im 5-Sterne-Superior-Hotel Budersand lässt es sich leben, und zwar auf die Sylter Art: 500 Tropfen auf der Weinkarte, ein 18-LochCourse für Golfer, eine Bibliothek, die von Elke Heidenreich persönlich mit 1200 Büchern eingerichtet wurde, und der Salon Budersand, in dem regelmäßig Lesungen und Konzerte stattfinden: Am Kai 3, 25997 Hörnum, Tel. 04651/46070, DZ ab 300 Euro, Infos und Veranstaltungen unter: www.budersand.de Morsum-Kliff Das farbenprächtige Kliff ist ein einmaliger geologischer Glücksfall: An der farbenreichen Steilküste lassen sich 10 Millionen Jahre Erdgeschichte ablesen.Glimmerton,LimonitsandsteinundKaolinsand wurden zusammengepresst, vom Meer wieder freigespült und sind im Kliff in schräg laufenden Farbabstufungen von weiß bis braun erkennbar. Alte Friesenstube Das älteste noch bestehende Haus Westerlands wurde 1648 erbaut und hat seinen Charme nicht verloren. Die Speisekarten sind übrigens auf Platt. » Gaadt 4, Westerland, Tel. 04651/1228, Di–So ab 18 Uhr. Kap Horn Nur eine Düne vom Strand entfernt liegt das Lokal von Lars Horn, in dem Kinder eine halbe Portion Rumpsteak auch zum halben Preis bekommen. » Süderende 24, Hörnum, Tel. 04651/88 15 48, tgl. ab 11 Uhr. VI › BROT & SPIELE Sonnabend / Sonntag, 15. / 16. Mai 2010 Samurai-Sudoku 8 9 1 8 2 4 6 9 5 4 5 3 7 6 1 Stille Einkehr: Im Söl’ring Hof findet man Ruhe und Speisen, die einen träumen lassen. LOKAL-TERMIN Königliche Küche 7 4 4 7 1 9 7 9 1 4 6 2 8 3 2 6 5 3 6 5 7 7 3 2 9 3 9 1 8 3 8 4 7 5 9 9 3 7 7 6 5 2 4 9 6 8 1 6 5 3 7 2 9 6 Lösungsweg: Beim Samurai-Sudoku sind vier Eck-Sudokus so um ein ZentralSudoku angeordnet, dass jedes der vier Eck-Sudokus sich je 9 10 11 FOTO: GRAFIKANSTALT 49 38 33 13 14 15 51 40 52 55 27 34 39 45 50 54 12 26 32 44 46 47 41 48 53 56 Waagerecht: 1 Sie umspült die Insel Sylt. 8 Das Tempo eines Rennens. 12 Für „leichenblass“ sagt man auch das. 16 Die Zelle für Schnelle. 17 Macht den Killerwahl zur Baleareninsel. 18 Frisst Ratten, Mäuse und Hühner. 19 Büßt von der Kirsche alles Famose ein. 20 Bis auf den letzten Tropfen. 21 Mädel im Schullandheim. 22 Staatliche Endfinanzierung. 24 Ende einer Gastspielreise. 25 Der platte Fisch auf Platt. 26 Kleines Amt für Agrarordnung. 28 Wenn das Stadion Wellen schlägt (La ...). 30 Frisch ans Frisch-Werk! 33 Die Planierraupe tut’s. 35 Der Stoff, der auch Qualle und Fieber benennt. 38 In diesem Nichtsnutz erkennt der Engländer immerhin einen Verbraucher. 40 Ein halbes Nachtschattengewächs. 42 Die nördlichste Fischbude Deutschlands. 44 Osten, weit westlich. 45 Hat man Hunger nach dem Baden, geht man in Westerland in diesen Laden. 49 Großmaul lebt davon. 51 Ist manchmal mehr als viel. 53 Dort schaut man morgens in die Röhre. 54 Rohr, Schilf, Ried. Wie noch? 55 Wovon ein französischer Millionär ziemlich viel hatte. 56 Wenn auf der Fahne ’ne Distel prangt, ist man in dieser Stadt angelangt. Senkrecht: 1 Bei Sodbrennen hiernach rennen. 2 Ausruf bei einem Windstoß. 3 Der Riesentorlauf in aller Kürze. 4 Mit diesem griechischen Buchstaben enden viele Flüsse. 5 Schlägt Alarm. 6 Eine Notlage im Harz. 7 Ameise in der Themsegegend. 8 Traditioneller Vorgesetzter des peccavi. 9 Astronauten-Revier. 10 Er ist der Höhepunkt. 11 Liebt man Aufgussgetränke, ist dieses äußerst erfrischend. 12 Bei ihr ist das Wasser in Hochform. 13 Telamon stützt Gebälk. 14 Rettende Tat oder das Mitwirken. 15 Offensichtlich sehr straff geführte Sportrepräsentanz der gehobenen Ebene. 23 Nach dem Regen ist es dies. 25 Geschlüpftes Geflügel. 27 Eine verkürzte Anmerkung. 29 Für eine Handvoll Dollar kann man sich seine Filme heute in amerikanischen Videotheken ausleihen. 31 Ohlau hieß die Stadt, die heute diesen Namen hat. 32 Gallert um Fleisch- oder Fischgerichte. 34 Ihm verdanken die Berliner ihr Aquarium. 36 Brabbeleinlage beim Jazz, englisch ausgedrückt. 37 Trauriges Portmonee. 39 Odin, Thor, Frigg. 41 Teil zum Verschließen. 42 Das sollten die knusprigen Friesenkekse sein. 43 Die Andeutung eines Hauptbahnhofes. 46 Führungslose Spielklasse. 47 Artiger Stil. 48 Hirschtier mit Lappen. 50 Germaniums Initialen. 52 Das Ende der ehem. franz. Währung. Auflösungen: 6 3 1 9 5 4 2 8 7 5 9 4 7 2 8 6 1 3 8 7 2 6 3 1 4 5 9 3 8 9 5 7 2 1 4 6 7 2 6 4 1 3 5 9 8 4 1 5 8 6 9 7 3 2 1 6 8 2 9 5 3 7 4 1 5 2 9 6 8 5 2 1 7 4 3 2 4 3 1 8 7 9 6 5 4 3 8 2 7 1 9 4 3 6 8 5 1 9 7 6 2 5 3 8 4 4 8 2 3 9 7 6 1 5 6 5 3 8 1 4 7 2 9 9 4 7 1 2 8 5 3 6 2 4 1 8 9 7 5 4 6 3 1 2 1 2 6 9 5 3 7 4 8 5 6 9 1 3 2 7 8 9 5 4 6 8 3 5 7 6 4 2 1 9 7 8 3 4 5 6 2 1 3 7 9 8 6 8 3 1 9 7 2 5 4 6 7 9 2 8 1 3 5 4 2 4 9 8 6 5 1 3 7 2 1 4 5 3 6 9 8 7 7 1 5 4 3 2 6 8 9 5 8 3 4 9 7 6 2 1 9 6 1 3 7 4 8 2 5 7 5 8 3 1 9 4 6 2 3 2 4 6 5 8 9 7 1 3 9 1 6 4 2 8 7 5 5 7 8 9 2 1 4 6 3 4 6 2 8 7 5 1 9 3 FOTO: BJÖRN EIS 43 9 5 7 3 4 6 8 2 1 9 7 6 5 4 3 7 6 8 1 2 9 » NIELSENS KAFFEEGARTEN, Am Kliff 5, Keitum, Tel. 04651/316 85, tgl. ab 8 Uhr, www.nielsens-kaffeegarten-sylt.de 42 3 2 6 4 1 9 8 5 7 » COHIBAR, Bötticher Str. 10, Westerland, Tel. 04651/226 73, tgl. ab 12 Uhr, www.cohibar.eu 37 1 9 7 3 8 5 4 6 2 » LA GRANDE PLAGE, Riperstig, Weststrand, Kampen, Tel. 04651/886078, tgl. ab 11 Uhr, www.grande-plage.de 36 8 5 4 2 7 6 3 9 1 Keitum hat den Ruf, das schönste Fleckchen der Insel zu sein. Wer nach dem Spaziergang einen guten Platz zum Ausruhen sucht, sollte das älteste Café Sylts, das in vierter Generation geführt wird, ansteuern. Gelegen am Grünen Kliff sitzen die Gäste unter alten Bäumen, schauen aufs Watt und bestellen hausgemachte Kuchen. Wer es lieber deftig mag, wählt Labskaus, Matjes oder Steak. Die Form des Türgriffs steht für die Geschichte des Walfangs, der manchem Sylter einst Wohlstand brachte – oder den Tod. Auf dem angrenzenden Friedhof finden sich verwitterte Grabsteine alter Kapitänsfamilien. Nordfriesische Seeleute waren gefragte Harpuniere, Steuerleute und Kommandeure. Die Kronleuchter im Inneren des Gebäudes, das 1240 erstmals urkundlich erwähnt wurde und auf der höchsten Erhebung des Sylter Geestkerns steht, stifteten Kapitäne. Der Turm diente erst als Seezeichen und zeitweilig auch als Gefängnis. 31 4 1 5 6 3 2 9 7 8 Im Sommer spielt die Musik auf der Terrasse, und zwar live. Drinnen im kerzenbeleuchteten Lokal fühlen sich die Westerländer wohl, und weil es sich schon bis aufs Festland herumgesprochen hat, dass es hier viel Rum, gute Cocktails und bezahlbare Kleinigkeiten wie belegte Baguettes gibt, finden auch Touristen den Weg hierher. Urig gemütlich bleibt die kubanischste Ecke Sylts trotzdem. 1 3 7 5 5 2 8 1 4 3 8 5 25 6 8 2 1 9 7 5 3 4 Nicht so berühmt wie die Sansibar, dafür aber direkt am Strand. Das La Grande Plage braucht keine VIPs um zu glänzen. Die kommen hier zwar auch her – um wie alle die tolle Aussicht zu genießen. Die Plätze hinter der nach oben offenen Glasfront sind begehrt. Weil sich hier windgeschützt die Brandung genießen lässt. Je nach Laune und Portemonnaie mit Sylter Royal oder Pommes. 7 8 18 7 3 9 8 5 4 2 1 6 Nielsens Kaffeegarten 8 Irgendwo auf Sylt: Kirche St. Severin in Keitum Cohibar 2 21 30 35 L S A A N M R E N La Grande Plage 7 24 29 H I L F E O E S E CAFÉ 28 A T L A N T P O P BAR 6 23 F L U T B R E H M RESTAURANT 22 E I S T E E I G A Essen und ausgehen 1 9 1 bis 9 aufzufüllen. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile und jeder Spalte sowie in jedem 3 x 3 Feld nur einmal vorkommen. Lösung: siehe unten … 20 C L O U A S P I K 1 Vinaigrette: Aus frischem Rapsöl, Apfelessig, etwas Zitronensaft, Zucker, Meersalz, weißem Pfeffer aus der Mühle, Gemüsefond und etwas brauner Butter ein mildes Dressing herstellen. Die Butter so lange erhitzen, bis diese leicht braun wird und nach Nussbutter riecht. Sofort mit dem Stabmixer kräftig durchmixen, dann nochmals abschmecken. 2 Anrichten: Kartoffeln in schmale Spalten schneiden und mit den Bundmöhren, Spargelstangen, Fenchelund Kohlrabistreifen auf den Teller legen. Die Wiesenkräuter üppig dazwischen verteilen. Mit der Vinaigrette nappieren. Etwas grobes Meersalz und frisch gemahlenen Pfeffer darüberstreuen. 3 Hornhechtstreifen ca. 10 Sekunden in der heißen Pfanne mit etwas geklärter Butter braten und auf dem Gemüsesalat verteilen. 5 19 A L L B R U T N C Wiesenkümmel, Spitzwegerich, Leimkraut, Bachkresse, Taubnessel, Schafgarbe, Schnittlauchspitzen etc. Anrichten: neue, in Meersalz gekochte kleine Kartoffeln mit Schale, einige kleine, gedünstete Bundmöhren, marinierte grüne Spargelstangen, Fenchel-, Kohlrabistreifen 9 7 einen Block mit dem ZentralSudoku teilt! Dabei gelten für jedes der 5 Sudoku-Diagramme die klassischen Spielregeln: Alle Diagramme sind mit den Zahlen 17 P A T E R A S E N Für 6 Personen: 4 Stück Hornhechtfilet in Streifen geschnitten Vinaigrette: 100 ml Rapsöl, 20 ml Apfelessig, Zitrone, Zucker, weißer Pfeffer, Meersalz, 50 ml Gemüsefond, 80 g Butter Wiesenkräuter: pro Pers. 1 Handvoll z.B. gewaschener Giersch, Löwenzahn, Melisse, Sauerampfer, 6 8 3 6 8 16 E M S E O L A W A Wiesenkräuter-Salat mit Hornhecht 4 E L E N D L E E R REZEPT VON JOHANNES KING 3 S I R E N E H B F Sylt, Tel. 04651/83 62 00, Öffnungszeiten Restaurant: Mo–Sa ab 18.30 Uhr, www.soelring-hof.de 2 D E L T A S C A T » DORINT SÖL’RING HOF, Am Sandwall 1, 25980 Rantum/ 1 R T L N A S S G E Johannes King, Jahrgang 1963, ist als eines von zehn Kindern auf einem schwäbischen Bauernhof in der Nähe von Freudenstadt aufgewachsen. Eigentlich wollte er Glasbläser werden – aber zum Glück hat er stattdessen eine Lehrstelle als Koch angetreten. Aus der Notlösung wurde Leidenschaft. Mittlerweile ist er mit zwei Michelin-Sternen gekrönt und einer der besten Köche Deutschlands. Seit zehn Jahren führt er mit Claudia Reichelt den Söl’ring Hof in Rantum auf Sylt. 5 7 2 4 Für scharfe Denker O B O E L E O N E Kurz-Biografie 1 9 3 3 5 4 Irgendwo auf Sylt. Nur wo? N A T R O N G A R D as weiße, reetgedeckte Haus wirkt fast ein bisschen unwirklich, wie es so daliegt, angekuschelt an eine Düne. Der Kiesweg davor knirscht edel unter den Füßen. Dahinter, ein paar Stufen über der hölzernen Terrasse, thront eine Bank. Wer darauf sitzt, hat nicht nur weiten Strand und Wellen vor Augen, sondern in Sylts heimeligstem Hotel eingecheckt. Und in dem mit der besten Küche, gleich doppelt sterngekrönt. Johannes King kocht hier, seit zehn Jahren mittlerweile. Obwohl der gebürtige Schwarzwälder nie auf die Nordseeinsel ziehen wollte. Weil dort die Leute die Nase so hoch tragen, dass es reinregnet. Als er sich dann doch für den „Söl’ring Hof“ entschied, war es mit Leib und Seele – und natürlich mit seiner Frau und den drei Kindern. Aus dem Syltgegner ist ein Rantumer geworden. Der sich bestens mit der örtlichen Feuerwehr versteht, von der er die Makrelen und Meeräschen bezieht. Überhaupt weiß er genau, woher die Dinge stammen, die er verarbeitet. Auf den Tellern liegt vieles, das draußen auf den Wiesen wächst, aber kaum jemand wirklich erkennt: Pimpernelle etwa, Melisse, Spitzwegerich, Bachkresse oder Schafgarbe. Johannes King findet es ganz natürlich, das zu nehmen, was nahe liegt. Nicht nur aus Umweltschutzgründen. Was nicht lange angeliefert oder gekühlt werden muss, schmeckt besser. Und dass saisonal gekocht wird, ist für ihn eine Selbstverständlichkeit. Warmen Spargelschaum gibt es deshalb jetzt. Ganz samtig ist der. Und vor allem: Er schmeckt intensiv frisch. Herr King hat da so seine Tricks, in diesem Fall ein Sahnesiphon, durch den er die Creme auf die kleinen Schüsselchen verteilt, damit sie diese unglaublich weiche Konsistenz erhält. Die Gäste können ihm und seiner Mannschaft bei der Arbeit zusehen. Der Raum ist klein und hell, die Küche offen, es wirkt fast familiär. Alle wissen offensichtlich ganz genau, was sie tun. Und: wann. Jeder Gang ist eine Punktlandung. Ein kurzer Blickkontakt zwischen dem Servicepersonal, schon stehen vor den Gästen gleichzeitig die nächsten Köstlichkeiten. Die sehen aus wie Bilder. Den Wiesenkräuter-Salat möchte man fast mit Acrylharz ausgießen und an die Wand hängen. Dann allerdings würde man einiges verpassen. Den Hornhecht etwa, der sich zart an die Kräuter schmiegt. Und die grandios nussige Vinaigrette. Eine leise, perfekte Begleitung. Die Langostinos kommen in KataifiTeig und ähneln einer hübschen Wasserpflanze – Meeresfrucht in Perfektion. Dazu einen Riesling, ausgewählt von Restaurantleiter Arno Steguweit, der 2004 mit 26 Jahren als Jahrgangsbester die Sommelier-Prüfung bestand. Seit einem Monat arbeitet der Münchner jetzt auf Sylt. Auch er wirkt schon wie ein Familienmitglied des Söl’ring Hofs. Genau das ist es, was das weiße Haus auf dem Dünenkamm ausmacht, abgesehen von der Sterneküche: die Herzlichkeit. Es ist ein wirklich gastlicher Ort. Einer, wie man ihn nur sehr selten findet. 2 5 7 3 Ein Paradies in den Rantumer Dünen. Im „Söl’ring Hof“ begeistert Johannes King mit kreativer Kochkunst. TEXT: MANUELA SCHMICKLER • FOTOS: THOMAS LEIDIG 1 8 4 2 5 4 6 9 1 4 5 8 3 4 9 3 7 IMPRESSUM Chefredaktion: Claus Strunz (V.i.S.d.P.) Redaktion: Anika Riegert (verantwortlich) Art Direction: Julia Wagner Mitarbeiter dieser Ausgabe: Albrecht Barke, Inga Griese, Dora Heldt, Sonni Hönscheid, Oliver vom Hofe, Vera Hoff, Karola Kostede, Thomas Leidig, Karin Lübbe, Peter Maus, Julia Marten, Norman Raap, Kirsten Rick, Maike Schiller, Manuela Schmickler, Brigitte Steinmetz, Josephine Warfelmann, Yvonne Weiß Danke an Sylt Marketing GmbH für die Unterstützung Konzeption & Realisation: mar10 media GmbH Geschäftsführer: Nikolas Marten Anzeigen (verantwortlich): Dirk Seidel, Tel. 040/34 72 25 56 Verlag & Druck: Axel Springer AG, Axel-Springer-Platz 1, 20350 Hamburg VII Sonnabend / Sonntag, 15. / 16. Mai 2010 › GESTERN & HEUTE Sonderbar: Wirt Herbert Seckler, der alles, „bloß keinen Gourmet-Tempel“ aufziehen wollte, heute in seinem Gourmet-Tempel. Links: Seckler mit seiner Frau Helga (vorne rechts) und dem Sansibar-Team Ende der 80er-Jahre. FOTOS: SANSIBAR (5) GESCHICHTE DER SANSIBAR Papa und die Die Sansibar ist mehr als nur ein Schicki-Treff. Das musste auch Bestseller-Autorin DORA HELDT einsehen. Sie war mit ihrem Vater dort – in Deutschlands bekanntester Holzhütte. S FOTO: PICTURE-ALLIANCE/DPA Kiesweg zu bewältigen, deshalb sind wir schneller. ylter meiden Szenelokale. Vielleicht Mein Vater lächelt, und endlich taucht das berühmte nicht alle Sylter, aber meine Eltern. Strandlokal vor uns auf. Beim ersten Anblick klingt Szenelokale sind diejenigen, vor deselbst das Wort „Strandlokal“ übertrieben. Es ist eine nen man sich nicht traut zu parken, Holzhütte. Zwar eine große, aber trotzdem eine Holzaus lauter Angst, dass die eigene kleihütte, wenn auch mit einer schönen Terrasse davor. ne silberne A-Klasse von den grimEigentlich ähnelt es mehr einer Skihütte, vermutlich migen Cayennes und den arroganten lächelt mein Vater aus diesem Grund, eins der weniTouaregs einfach platt gedrückt wird, gen Dinge, die er auf Sylt vermisst, sind die Berge und falls man das Auto überhaupt wiederfindet. Es sind das Skifahren. Man kann nicht alles haben, hier sieht die Lokale, wo blonde Schauspielerinnen mit engen es wenigstens ähnlich aus. Jeans und kurzen Lederjacken neben bekannten MoWir finden tatsächlich einen freien Tisch auf der deratoren in blauem Polohemd und rosa KaschmirTerrasse, haben die Sonne im Gesicht und freien Blick pullover stehen. Wo jeder jeden kennt und wo man auf den Dünenweg zum Meer. Obals Nichtpromi bestenfalls einen wohl fast alle Tische besetzt sind, Stehplatz am Tresen bekommt. dauert es keine fünf Minuten, bis Sylter gehen in solche Lokale uns eine sehr hübsche und sehr nicht hinein. Nie. Weil diese Gäste gut gelaunte Bedienung mit einem so tun, als gehöre die Insel ihnen. fröhlichen „Moin, alles gut?“ die Das stimmt einfach nicht, sie sind Speisekarte reicht und dabei wie Gäste. Und die Sylter wollen keibeiläufig den Tisch abwischt. nen Streit. Deshalb werden be„Schon was zu trinken?“ stimmte Lokale einfach gemieden. Mein Vater lächelt weiter, beUmso überraschter war ich, als stellt genauso fröhlich ein Pils und mein Vater sich ausdrücklich die sieht ihr begeistert hinterher. „Sansibar“ wünschte. Ich wollte „Charmant, nicht?“ ihn zum Mittagessen einladen, er „Beim Schaulaufen der Ich stimme zu und vertiefe sollte das Restaurant bestimmen. Schönen und Reichen mich in die Speisekarte. Mein VaUnd er sagte: „Sansibar.“ gewinnt die Currywurst.“ ter setzt eine Sonnenbrille auf und „Papa, du gehst doch nie in Proerklärt: „Die Bedienungen sind almilokale.“ Dora Heldt, 48, ist Autorin („Urlaub le so freundlich. Hier hat sich ein„Stimmt.“ mit Papa“) und gebürtige Sylterin. mal eine junge Frau beworben. Sie „Die Sansibar ist eines.“ hat gefragt, was sie für Vorrausset„Nicht nur. Ich denke, ich kann zungen braucht, da hat Herbert Seckler gesagt: ‚Gute es mir aussuchen? Also: Sansibar.“ Laune.‘ Das merkt man. Sehr gutes Personal.“ IrriDie Sansibar liegt am gleichnamigen Strandabtiert sehe ich meinen Vater an. „Herbert Seckler?“ schnitt zwischen Rantum und Hörnum im Sylter Sü„Der Inhaber.“ Ungläubig schüttelt er den Kopf. den, der Strandabschnitt war schon vorher da und hat „Jeder kennt Herbert Seckler. Das ist eine tolle Karte, dem Lokal seinen Namen gegeben. Vom Parkplatz aus oder? Kannst jedes Gericht bestellen, es ist alles gut.“ läuft man zehn Minuten über den Dünenweg bis zum Ich habe gerade einmal die Hälfte gelesen, schwanLokal. Schon auf dem Hinweg überholen wir ganze ke schon zwischen Angeldorsch im Gemüsesud geGruppen von durchgestylten Gästen, die Damen hagart mit Senfsauce und Salzkartoffeln oder der Knobben größere Schwierigkeiten, mit ihren Absätzen den lauchbutter-Pfanne von Edelfischen. Mein Vater schiebt die Karte zur Seite. „Der Seckler ist gelernter Koch. Der hat auch schon in der Schweiz und in England gekocht. Eigentlich kommt er von der Schwäbischen Alb, aber ist schon seit 1974 auf Sylt. Da war er Anfang zwanzig. Lange her.“ „Aha.“ Ich lese weiter. Oder Sansibars kleine Sushiauswahl? „Aber heute kocht er nicht mehr selbst. Jetzt hat er 160 Mitarbeiter, allein in der Küche 40 bis 50. Lauter gute Köche. So, hast du dich endlich entschieden?“ Die fröhliche Bedienung ist zurück und lächelt uns an. Mein Vater lächelt zurück. „Ich nehme Leberkäse mit Kartoffelsalat und Spiegelei.“ „Papa. Nimm doch was Schönes.“ „Das ist schön. An den einfachen Sachen merkst du, ob die Küche gut ist.“ Das ist ein Argument, zumal ich mich zwischen den ganzen wunderbaren Fischgerichten nicht entscheiden kann. „Dann nehme ich die Currywurst mit Bratkartoffeln und Sansibars Currysauce.“ „Gute Wahl“, nickt mein Vater. Ich entdecke einen TV-Moderator, dessen Begleitung ebenfalls kiesweguntaugliches Schuhwerk trägt. Weiter rechts eine Schlagersängerin, bekannt aus Funk und Fernsehen. Sie isst auch Currywurst. „Papa, hier ist jede Menge Prominenz.“ Er nickt und guckt in eine andere Richtung. „Natürlich. Die müssen auch irgendwo Mittag essen. Die stören mich hier nicht. Das war hier früher übrigens eine richtige Pommesbude. So ein einfacher Kiosk, wo man Sonnenöl und Kinderschaufeln kaufen konnte. Erinnern Du Dich nicht? Wir waren damals mal hier.“ „Wann?“ Er überlegt. „Ende der Siebziger. Da hat der Seckler noch selber Erbsensuppe gekocht. Wenn man ihm damals gesagt hätte, dass er heute so ein Lokal führt, der hätte dich ausgelacht. Wusstest du, dass er ‚Restaurateur des Jahres 2009‘ geworden ist? Vom ‚Gault Millau‘ gewählt. Tja.“ Ich bekomme zwar jede Menge Information, aber nichts zu trinken. Habe ich überhaupt ein Getränk bestellt? Ich weiß es nicht, trinke einfach aus dem Bierglas meines Vaters. Er merkt es nicht, er lässt seine Blicke schweifen und erzählt weiter: „Als Herbert nach Sylt gekommen ist, hat er erst in Munkmarsch gearbeitet, im ‚Moby Dick‘.“ Jetzt sagen wir schon „Herbert“, denke ich und beobachte vier Frauen in Pastelljäckchen, die am Nebentisch eine Flasche Champagner bestellt haben. Ihre goldenen Armbänder und Ringe blitzen in der Sonne. Ich deute in ihre Richtung und sage leise: „Champagner. Mittags. Und guck dir mal den ganzen Schmuck an.“ „Ja.“ Er wirft nur einen kurzen Blick in die Richtung. „Hoffentlich lassen die nicht die Ringe im Klo liegen. Dann gibt es wieder Geschrei. Jedenfalls hat er, also Herbert, dann den Campingplatz in Tinnum gepachtet. Das muss ganz furchtbar gewesen sein. Nur schlimme Gäste, Alkohol, Schlägereien. Das war da nichts für ihn. Hat er auch nicht lange gemacht, ein Jahr oder so, dann kam schon die Hütte hier. Und 30 Jahre später ist sie berühmt.“ Mein Vater kommt in Fahrt. Die guten alten Zeiten. Die beringten Damen lachen immer lauter und sehen sich neugierig um, ob nicht noch mehr berühmte Schöne hier sitzen. Unser Essen kommt, mein Vater lächelt kurz, dann sieht er sein leeres Bierglas. „Noch ein Pils?“ Die gutgelaunte Bedienung ist schneller. Ich bestelle mir jetzt endlich ein Wasser, ich muss noch fahren. Mein Vater sieht seinen Leberkäse zufrieden, mich verständnislos an. „Hier liegen 30 000 Flaschen Wein im Keller, fast 1100 Sorten, und du trinkst Wasser. Wo war ich? Ach ja, die Hütte. Langsam fing alles an zu laufen, und dann, 1984, stell dir mal vor, war hier ein Surfcup, Secklers Hütte sollte das Hauptquartier für die Wettkämpfe werden und in der Nacht davor brannte die Hütte ab. Alles zerstört. Da konnte er wieder von vorn anfangen. Schrecklich.“ Mit gerunzelter Stirn schüttelt er den Kopf. Ich greife zu meinem Besteck. „Er hat es ja geschafft. Guten Appetit.“ Es ist tatsächlich eine der besten Currywürste, die ich je bekommen habe. Mein Vater sieht es und freut sich. „Siehst du, sag ich doch. Aber er hat auch viel gearbeitet, der Seckler. Hier den ganzen Tag gekocht, nebenbei auf Butterschiffen gearbeitet und dabei immer normal geblieben. Das ist schon eine Leistung. Und so ganz nebenbei verkauft er auch noch eigene Klamotten, er liefert Wein an die Bahn und Essen an die Fluggesellschaften, also das soll ihm erst mal jemand nachmachen. Das hat wohl was mit dem Schwäbischen zu tun. Aber jetzt ist er Sylter, er will überhaupt nicht mehr von der Insel weg. Wie ich. Guter Mann.“ Ich entdecke schon wieder einen Schauspieler und auch einen Fernsehkoch. Sie benehmen sich völlig unauffällig, setzen sich an einen Tisch dazu und gucken fröhlich. Es scheint anzustecken. Plötzlich bleibt die Gabel meines Vaters in der Luft. Seine Augen werden groß, seine Stimme ist eine Mischung aus Ehrfurcht und Stolz. „Da ist er. Guck schnell hin. Nicht so starren.“ In Jeans, mit engem Hemd und rundem Bauch steht der Meister am Eingang. Entspannt lässt er seine Blicke wandern. Dann geht er ein paar Schritte über die Terrasse und sieht sich um. Er grüßt zu allen Seiten, nickt in unsere Richtung: „Moin, alles gut?“ Mein Vater lächelt. Er hält die Sansibar nicht nur für ein Promilokal. Es ist mehr. Wunderbar: der Strandkiosk, die Keimzelle des späteren KultLokals, und darunter der Umbau zur Strandbar (beides 1982). Unten: „Wenn bei der Sansibar die rote Sonne im Meer versinkt ...“ SERVICE » Restaurant Sansibar Hörnumer Str. 80, 25980 Sylt/Ortsteil Rantum, Tel. 04651/96 46 46 (Reservierung ab 12.30 Uhr), geöffnet tägl. von 10.30 bis 24 Uhr, www.sansibar.de » Das echte Sansibar ist eine ostafrikanische Tropeninsel vor der Küste von Tansania. Flüge ab Frankfurt/Main kosten z.B. zwischen dem 23. Mai und 1. Juni 348 Euro (www.fluege.de). Infos über Bars, Strände, Tauchplätze, Historie, Sehenswürdigkeiten u.m. finden Sie unter: www.zanzibar.net » Das Buch zum Kult-Lokal von Sansibar-Wirt Herbert Seckler und Magazin-Autorin Inga Griese erzählt die Geschichte der Strandbar mit dem gleichen Charme, der sie so berühmt gemacht hat: von den Anfängen als Strandkiosk, den Seckler zur maritimen Skihütte umbaute, bis zum vom „Gault Millau“ prämierten Gourmet-Tempel. Eine Reise durch 30 Jahre Inselleben. Das große Sansibar-Buch, 296 Seiten, mit zahlreichen, teils farbigen Fotos, Collection Rolf Heyne, 29,90 Euro. Ab dem 28.5. im Buchhandel. » Das Lifestyle-Imperium Sansibar umfasst heute ein Modelabel, einen Weinhandel, einen Geschenkeshop, eine Strandkorbvermietung u.v.m. Klassiker sind die Currywurst-Sauce (420 g/4,90 Euro) und diverse Gewürze – z.B. das rote Pacificsalz oder das Chili-Salz mit Flor de Sal (jeweils 200 g/17,90 Euro). Infos: www.sansibar.de ANZEIGE TRAUT EUCH – AUF DIE INSEL! EUCH ERWARTEN DIE SCHÖNSTEN RINGE IN GOLD, PLATIN... UND VIEL MEHR! INFOS UNTER: www.marrying.de/sylt oder www.hochzeitsplaner-sylt.de 25999 KAMPEN/SYLT BERGENTENWEG 1 TEL.: (0 46 51) 4 49 27 48 VIII › STIL & LEBEN Sonnabend / Sonntag, 15. / 16. Mai 2010 HANDGEMACHT FOTOS: PRIVAT (2) Ein Platz an der Sonne Und ab ins Körbchen! Die handgefertigten Sylt-Strandkörbe bieten Schutz vor Wind und Wetter und jahrzehntelangen Komfort. A SONNI HÖNSCHEID, 29, lebt seit 1986 mit ihren Eltern auf dem Kanaren-Eiland Fuerteventura. Die zweifache Weltmeisterin im SUP (Stand-up-Paddle) bleibt im Herzen Sylterin. TEXT: KIRSTEN RICK • FOTOS: THOMAS LEIDIG m liebsten würde ich alle nehmen, die hier rumstehen!“, schwärmt eine Kundin mit rheinischem Dialekt. Sie meint damit nicht die anwesenden Herren, ihr eigener steht ja ratlos daneben, sondern die verschiedenen Strandkorb-Modelle im Laden und in der Werkstatt. Willy Trautmann, Tischlermeister und Inhaber, führt durch die Manufaktur in Rantum: Im ersten Raum flechten zwei Korbmacher mit schnellen Handgriffen das Band um das Grundgerüst der Körbe. Kunststoffband, das dem Naturmaterial nachempfunden ist, aber viel länger hält. „Handarbeit ist teuer, wir stellen hier ein sehr hochwertiges Produkt her, das wäre doch schade, wenn das nach kurzer Zeit schon wieder hin wäre“, erklärt Trautmann. Ein bis zwei Körbe schafft ein Flechter pro Tag, doch damit ist es nicht getan. Zuerst stellen die Tischler in der Werkstatt nebenan das Grundgerüst her, 124 verschiedene Holzleisten sind in einem Strandkorb verarbeitet, allein eine der Fußstützen besteht aus 12 Holzteilen. Dann wird der Korb geflochten und gepolstert, innen mit Stoff ausgekleidet und die Beschläge werden angebracht. Rund 14 Mitarbeiter hat die Firma, die 800 bis 1000 Strandkörbe pro Jahr herstellt. Die Kunden können durch die Werkstatt gehen und sich alles ansehen, das gehört zur Philosophie. Wenn man einmal erlebt hat, wie aufwendig die Produktion ist, kommt einem der Preis – ab 1100 Euro – angemessen vor. „Die Leute haben die Nase voll von Billigprodukten, sie schätzen wieder sorgfältig gearbeitete Dinge“, weiß Trautmann. Der sonnengegerbte, drahtige 58-Jährige fürchtet die Konkurrenz mit billiger Importware nicht. Als abschreckendes Beispiel hat er einen Strandkorb aus China auf dem Hof stehen, der ist gerade mal ein Jahr alt und bereits schrottreif. Ein von ihm produzierter Strandkorb dagegen kann zehn Jahre im Freien stehen, ohne dass er Schaden nimmt, weitere zehn Jahre, in denen er langsam Altersspuren bekommt. Auf Wunsch kann man ihn dann frisch aufpolstern und neu beziehen lassen. Pflege braucht das gute Stück keine: „Man soll sich doch darin wohlfühlen und nicht arbeiten!“ Schon mit 5 Jahren kam ich nach Fuerteventura, mein Vater war Profiwindsurfer und meine Familie und ich begleiteten ihn zu Wettbewerben um die ganze Welt: Hawaii, Japan, Karibik … Meine Eltern hatten damals die Möglichkeit, auch nach Hawaii zu ziehen, aber das war ihnen viel zu weit weg von Sylt. Dafür packten sie damals unseren Toyota Landcruiser mit den wichtigsten Sachen und uns Kindern voll und fuhren Richtung Cadiz, um die Fähre nach Fuerteventura zu nehmen, ohne Sylt definitiv den Rücken zu kehren. Es war kein „Auswandern“ sondern eher eine „Entdeckungsreise“. Vater & Tochter: Willy und Svenja Trautmann leiten den 1945 gegründeten Familienbetrieb. Langlebige Bestseller: Gute 20 Jahre trotzen die Sylt-Strandkörbe der Natur ohne größere Schäden. Jedoch bei der Arbeit kommt der Chef, der zugleich ein Tüftler ist, auf die besten Ideen. Mehrere Patente hat er bereits angemeldet. Eine komfortable Innovation ist der Softlifter: damit kann man die Neigung der Rückenlehne mit sanftem Druck der Fingerspitzen variieren. Dass man die Rückenlehne, die beim Ur-Strandkorb der Ostsee noch starr war, überhaupt verstellen kann, ist Trautmanns Stiefvater Paul Schardt zu verdanken: „Alles, was den klassischen Westküstenstrandkorb ausmacht, wurde hier entwickelt.“ Ein Familienbetrieb ist die 1945 gegründete Firma geblieben. Trautmann übernahm sie vom Stiefvater, seit 2002 arbeitet seine Tochter Svenja, 29, Tischlerin wie ihr Vater, mit – sie ist die Juniorchefin. Der Sohn und die Ehefrau sind ebenso mit eingespannt. Der Betrieb ist der einzige Hersteller von Strandkörben auf Sylt. Strandkorb ist nicht gleich Strandkorb, es gibt Unterschiede in Form und Funktion. Die Basis-Modelle sind der Sylter Horizontalstrandkorb, dessen Lehne sich bis 90 Grad verstellen lässt – man kann wie im Bett darin liegen –, und der Original-Westküstenstrandkorb, dessen Lehne sich nur bis 45 Grad neigt. Es gibt 1-, 2- oder 3-Sitzer, die etwas breitere Komfortgröße, die Gosch-Lounge, in der sechs Personen um einen Tisch sitzen, auf Wunsch mit Lichtleiste, Heizung und Kühlbox, kleinere Strandkörbe für Kinder oder sogar welche für Hunde, mit Futternapf in der Fußstütze. Die Stoffauswahl ist groß: Von den klassischen Blockstreifen bis hin zu Mustern des Designers Guild ist alles möglich. Man kann auch seine eigenen Stoffe mitbringen. Beim Geschmack gibt’s regionale Unterschiede. Trautmann zeigt auf einen orange-braun-gestreiften Markisenstoff: „Das ist Castrop-Rauxel deluxe. Die Hamburger bevorzugen Blau-Weiß, die Sylter haben eine Vorliebe für Gelb-Weiß.“ Sylt-Strandkörbe werden in die ganze Welt geliefert, bis nach Australien und Cape Cod. Eine Reklamation kam per E-Mail aus der Schweiz: Ein Kunde monierte einen länglichen Fleck auf dem Stoff. Wie man den denn entfernen könne? Es war die Silhouette von Sylt, das Markenzeichen der Insel und des Strandkorb-Herstellers. Kontakt » Sylt-Strandkörbe, Willy Trautmann, Hafenstraße 10, 25980 Rantum / Sylt, Mo – Fr 10 – 16.30, Sa 11 – 13 Uhr, Tel. 04651 / 228 43, www.sylt-strandkoerbe.de MEIN STYLE-TRIO SCHILLERS INSELGEFLÜSTER Frischer Wind Schiffbruch Schauspielerin Anja Schüte, 45, hat ihre Sylter Glücksformel gefunden: Seide & Cashmere, Seife & Thalasso und Schokolade & Bonbons. J Seife Sylter Thalasso, Sylter Seifen Manufaktur, Bahnhofstr. 11, Morsum, ca. 11 Euro. Ihr Motto für einen gepflegten Party-Auftritt auf der Insel? Seit Jahren bin ich ein großer Fan der Cashmere-Pullover von Jutta Ibing und ihrem Design-Label „Heartbreaker“. Besonders begeistert bin ich in dieser Saison von dem mit reiner Seide gefütterten Cashmere-Windbreaker. Ideal bei einem Strandspaziergang oder auf dem Golfplatz. Cardigan aus Cashmere von Heartbreaker, Hauptstr. 7, Kampen, ca. 550 Euro. Schokolade, Sylter Schokoladenmanufaktur, Café Wien, Strandstr. 13, Westerland, Tafel ab 3 Euro. FOTOS: PR FOTO: PICTURE-ALLIANCE/SCHROEWIG Schokolade macht glücklich und Glück schön … … ja, daher gehört die Sylter Schokoladenmanufaktur zu meinen Style-Tipps. Ob hochwertige Schokoladen oder handgemachte Pralinen, Teegebäck, Bonbons – hier ist alles eine Sünde wert. Wenn ich mich gar nicht entscheiden kann, gehe ich ins dazugehörige Café Wien in Westerland. Die Wochenvorschau MONTAG DIENSTAG SPAZIERGANG: Kampen für Individualisten. Kapitän Falk Eitner zeigt bei einer dreistündigen Führung sein „Paradies am Meeresstrand“. Kaamp-Hüs, Kampen, 11 Uhr. MEUTEREI: „Entert das Schiff“, heißt es für kleine Piraten, die mit der Gret Palucca in See stechen. Heuerstelle: Hafen List, 16.15 Uhr. Reservierung: Tel. 01805/123344. VORLESUNG: Ist das schöne Sylt noch zu retten? fragt Prof. Jürgen Newig vom Geographischen Institut der Universität Kiel. Vortragsreihe „Uni auf Sylt“, genuss:raum sylt quelle, Rantum, 20 Uhr. DIAVORTRAG: Sylt im Orkan – Werner Mansen zeigt erschreckende und faszinierende Dias, die von der Macht der Naturgewalten zeugen. Kursaal Rantum, 20 Uhr. eder Mensch ist eine Insel, behauptet ein Sprichwort. Da ist ja was dran. Wenige sind ein Kontinent, die glücklicheren sind Teil einer Inselgruppe. Man findet, wenn man sich so umschaut im Freundes- und Kollegenkreis eigentlich alle Exemplare. Die Einsamen sind eine Hallig, die Zögerlichen nur eine Landzunge, sehr Eitle ein Atoll. Da steckt die eingeforderte Bewunderung schon in der Selbstbezeichnung. Du bist das also, ah, toll. (Auch auf der einsamsten Insel hausen die Kalauer.) Ja, jeder Mensch ist eine Insel. Mehr oder weniger jedenfalls. Mancher ist nur eine Bohrplattform. Penetrant, ölig und nicht sehr subtil. Mit den Cholerikern (siehe Island) hat man bisweilen unerwartet eruptiven Ärger, einige sind, wie Zypern, schizophren. Andere, wie Sylt, werden trotz aller Bodenständigkeit für hochnäsig gehalten, was oft an ihrem Umgang liegt. Wieder andere, wie Mallorca, werden entweder ständig vor die Kameras gezerrt oder inbrünstig verleugnet. Ein Schicksal übrigens, das Mallorca und Sylt, also: die echten Inseln, teilen. Erstaunlich viele Menschen, die dort Zeit verbringen, schämen sich ihrer. Sie nuscheln, wenn man sie nach ihren Urlaubsplänen fragt, und sagen dann ganz ungefragt Sätze wie „Och, da ist es gar nicht so“. Oder „Es gibt dort auch sehr schöne Ecken“. Es gibt dort auch sehr Mittlerweile „pendeln“ wir seit 24 Jahren zwischen Sylt und Fuerte. Wir haben einen sehr großen Bezug zu Sylt, haben auch unser Haus dort behalten. Meine ältere Schwester Bitsy wohnt da mit ihren beiden Kindern. Und ich versuche sie, so oft wie es nur geht, zu besuchen. Abgesehen davon, gibt es nichts Schöneres als einen Strandspaziergang bei einem ordentlichen Sturm oder mit den Sylter Jungs surfen zu gehen. Es ist wie „nach Hause kommen“. Hier auf Fuerte habe ich den Vorteil, das ganze Jahr für meine Wellenreit- und SUP-Wettkämpfe trainieren zu können. Wenn ich hier nicht trainiere, arbeite ich in unserem Surfshop North Shore. Wir wohnen in einem Haus direkt am Meer an einem der besten Surfspots. Meine Sponsoren Roxy, North Shore, Planet Sports und Naish geben mir die Möglichkeit, viel zu reisen. Gerade komme ich aus Australien zurück – natürlich wieder mit einen Zwischenstop auf Sylt. Mit der Nord-Ostsee-Bahn ankommen, das „Moin“, Sylter Milch, alte Freunde treffen, Sturmwind, Krabbenbrötchen, die Luft, die Syltrose – das alles ist Heimat. Ich freue mich schon jetzt auf meinen nächsten Sylt-Besuch im August. Dann werde ich für den Jever SUP in der Nordsee trainieren, der Ende August in der Hamburger HafenCity stattfindet. schöne Ecken?! Puh. Ein Satz, der ja an Gemeinheit kaum zu überbieten ist. Wie das Lob an den Schauspieler, dem man nach der Premiere versichert: „Wirklich, du, so schlecht wie alle sagen, warst du gar nicht.“ Das liegt natürlich an Flachware wie dem König von Mallorca, der ja in Wahrheit höchstens König vom Ballermann ist. Ist der Ruf erst ruiniert, kann man ihn (Ruf und König) genauso gut ignorieren und auf Sylt wie auf Mallorca entdecken, dass nämlich die Schönheit die Regel ist und der Rest leicht vermeidbar. Oder man ruft gleich bei Hamburgs Inselmakler Farhad Vladi an und ordert endlich ein eigenes Eiland. Griechische Ware steht noch immer kurz vorm Krisenschlussverkauf. Und ist man erst mal König von Korfu, kann man es halten wie einst Hölderlin: „Was kümmert mich der Schiffbruch der Welt“, hat der entspannt gesagt, „ich weiß von nichts als meiner seligen Insel.“ ILLUSTRATION: JOSEPHINE WARFELMANN Sylter Jodluft macht nicht schön allein. Was noch? Etwas ganz Besonderes sind für mich die handgemachten Seifen von Kirstin Deppe aus der Sylter Seifen Manufaktur. Eine meiner Lieblingsseifen ist die Thalasso-Seife mit Schlick aus dem Wattenmeer und Sylter Quellwasser, weil meine Haut durch den Peeling-Effekt wunderbar zart wird. Fuerteventura MADE IN SYLT Kolumne » An dieser Stelle schreiben im wöchentlichen Wechsel die Abendblatt-Redakteure Maike Schiller und Joachim Mischke. Auf Sylt wird dafür gesorgt, dass sich sogar Bier-Trinker wie feine Schampus-Genießer fühlen dürfen. Der Hopfen für das edle Gebräu wird in Keitum angebaut und mit ChampagnerHefe gebraut. Jede Flasche ist einzeln nummeriert. Bier Sylter Hopfen (0,75 l), z.B. bei Feinkost Meyer, Osterweg 1 – 5, Wenningstedt, ca. 20 Euro. 17.–23. MAI MITTWOCH AUSFLUG: Wattwanderung zwischen Amrum und Föhr. Trockenen Fußes landet man zunächst mit der Adler-Express auf Amrum. Von Föhr geht es abends wieder zurück nach Sylt. Hörnum Hafen, 10 Uhr. Reservierung: Tel. 01805/123344. KONZERT: Himmlischer Musikgenuss mit dem Organisten Alexander Ivanov. Kirche St. Severin, Keitum, 20.15 Uhr. DONNERSTAG FREITAG SONNABEND NATUR: Einzigartig präsentiert sich die Landschaft des MorsumKliffs. Die Naturschutzgemeinschaft Sylt führt durch die Dünenund Heidelandschaft. Parkplatz Nösse, Morsum, 14 Uhr. RADTOUR: Mit dem Blick durch die Lesebrille – mit Silke von Bremen quer durch Kampen radeln: Die LiteRADtour auf den Spuren von Thomas Mann, Peter Suhrkamp etc. Kaamp-Hüs, Kampen, 11 Uhr. BEACH POLO: Zum dritten Mal wird der World Cup Sylt in Hörnum ausgespielt. Enge Wendungen, artistische Schläge und rasante Galoppaden im Sand am Fuße des Leuchtturms. Oststrand, 14 Uhr. KABARETT: Leben auf der Goldstaubinsel. Unglaubliche Stories von und mit Manfred Degen. Alter Kultursaal, Westerland, 20 Uhr. KULTUR: Elke Heidenreich und Marc Aurel Floros treffen „Worte und Töne“ im Rahmen der Veranstaltungsreihe Salon.budersand im Hotel Budersand, Hörnum, 19 Uhr. GENUSS: Beim KunsthandwerkerMenü werden kulinarische Köstlichkeiten und Kreationen der Sylter Kunsthandwerker serviert. BenenDiken-Hof, Keitum, 18 Uhr. SONNTAG MARKT: Der Name „Komm und Kiek“ ist Programm – auf dem Sylt Markt in Wenningstedt verkaufen Privatleute alles. Fast alles. Wiese am Minigolfplatz, 10 Uhr. PFINGSTKONZERT: Auftritt des Westerländer Musikvereins in der Musikmuschel. Von klassischen Seemannsliedern über Walzermelodien bis hin zu Rockklängen. Promenade Westerland, 11 Uhr.