Jugendgruppen

Transcription

Jugendgruppen
Jugendgruppen
1
In der Gruppe sein
a Sieh dir die Fotos an und beschreib die Jugendlichen.
Was machen sie? Wie sehen sie aus?
A
C
D
B
52 zweiundfünfzig
32
F
E
G
Am Ende dieser Lektion
präsentieren wir
eine Jugendszene
oder -kultur.
20
b Hör bitte die Dialoge.
Zu welchem Foto passen sie?
c Was denkt ihr über die
Jugendlichen auf den Fotos?
Diskutiert im Team.
Was wir lernen:
f Informationen über Jugendszenen verstehen
f sich über Formen der Selbstdarstellung
austauschen
f Zeitungsartikeln wichtige Informationen
entnehmen
f eine Diskussion führen
Was wir brauchen:
f Redepartikeln in Gesprächen
f Indefinitartikel: wenige, ein paar, einige,
manche
f sich-Verben mit Dativ und Akkusativ
f Adjektive und Partizipien als Nomen
dreiundfünfzig 53
Jugend in Szene
2
Wir sind anders!
Überlegt euch gemeinsam fünf Merkmale, die eine Jugendszene definieren.
Die Wörter im Kasten können euch helfen.
Symbole f Musikrichtung f Kleidung f Alter f Läden f Treffpunkte f Partys f
Klubs f Rituale f Events f Festivals f Magazine f Tanzstil f Sprache f Spiele f
Kultur f Outfit f Stil f Lebensmotto f politische Einstellung f …
Das Outfit, das ist
doch ein besonders
klares Merkmal!
Meiner Meinung nach ist die
Musikrichtung sehr wichtig. In der
Szene hören alle …
Ich denke, auch das
Alter spielt eine große
Rolle …
3
21
Meine Szene
Jugendszene: ? ?
a Jörg erzählt von der Jugendszene, der er angehört.
Welche Merkmale erwähnt er? Hör zu und notiere.
b Hör bitte das Gespräch noch einmal und füll den
Szenesteckbrief aus.
22
c Hör die Sätze. Was möchte Jörg mit den Wörtchen
denn, ja, aber und doch ausdrücken?
Ordne bitte die Bedeutungen zu.
1. Jörg denkt, dass Uwe die Antwort
auf die Frage wissen sollte.
2. Jörg begründet etwas.
3. Andy ist überrascht.
4. Andy fragt interessiert nach.
a) Das ist aber
interessant!
b) Das sieht man doch,
wenn wir skaten …
54 vierundfünfzig
Herkunft: ? ?
Szenezentren in D:
??
Alter der Szenemitg
lieder: ? ?
Kleidung: ? ?
Symbole: ? ?
Lebensmotto: ? ?
c) Wie alt sind denn die
Skateboarder so durchschnittlich?
d) Hier in München
waren ja damals viele
Kalifornier stationiert.
4
Comicszene
32
a Lest den Chat der Jugendlichen. Bringt ihn in die richtige Reihenfolge und lest ihn laut vor.
Eine Jugendgruppe beschreiben
Décrire un groupe de jeunes
1
Hi Tiziano! Hab mir eure Comicwebsite angesehen, Kompliment! ☺
Danke für die Blumen! Gehörst du denn auch zur Szene?
Oh ja, das habe ich auf eurer Website gesehen!
Das ist aber ziemlich schwierig, oder?
Mit einem guten Computerprogramm kann man viel zaubern! ;))
Das hat sich mittlerweile aber ziemlich geändert, oder?
Comics, das ist doch klar! Wir haben gerade den zweiten Teil von
HiggiPig herausgebracht.
Das Outfit spielt eine Rolle.
Ganz wichtig ist ein gemeinsames Motto.
Die Musikrichtung ist ein
typisches Merkmal.
Die Jugendlichen verbindet
ein bestimmtes Lebensgefühl.
Viele Jugendliche gehören der
Technoszene an.
Redepartikeln
Les locutions adverbiales
Nee, ich bin nur ein Fan (Manga). Was machen denn Leute wie du,
die zur Szene gehören?
Ja, schon. Seit Ende der 1970er ist der Comic ja eine eigene
Kunstform!
Du zeigst Interesse:
Habt ihr denn auch einen
Zeichner?
Klar, ohne Computer läuft sicher nix. Habt ihr denn auch einen
Zeichner?
Du begründest etwas:
Es gibt ja nicht so viele Frauen
in unserer Szene.
Wichtig waren die Übersetzungen der US-Comic-Serien in den 1990ern
und die Verfilmungen von Comics. Heute ist die asiatische Comicindustrie
ziemlich stark … Oh, sorry – muss jetzt, tschüss!
Du bist überrascht:
Das finde ich aber toll!
Ein Mädchen, das finde ich aber toll!! Wie alt sind denn die
Szenemitglieder durchschnittlich?
Du erinnerst den anderen an
etwas Bekanntes:
Das ist doch klar!
Bei uns um die 16. Können aber auch jünger oder älter sein …
Früher waren Comics ja für ältere Leute Schundlektüre …
i AB: 2, 3
Kunstform – wow! Wie kam es denn dazu?
Nee, eine Zeichnerin. Es gibt ja nicht so viele Frauen in unserer
Szene und da ist eine Zeichnerin schon was Besonderes!
Schade, es war gerade interessant! Das nächste x erzählst
du mir mehr!! ☺
b Sucht die Informationen im Text und erstellt einen Steckbrief zur Comicszene.
5
Reportage für die Schülerzeitung
a Verfasse zu einer der beiden Jugendszenen eine Kurzreportage.
Stell die Szene vor und benutze die Textbausteine.
Ich möchte euch heute die … szene … vorstellen.
Die Szene gibt es / schon / erst / seit …
Jugendliche im Alter von … gehören dieser Szene an.
Die Bewegung kommt aus …
Was die Jugendlichen verbindet, sind …
Was sicher auch noch interessant ist: …
b Sucht einen Partner / eine Partnerin, der / die die andere Szene
gewählt hat. Tauscht eure Texte und kontrolliert sie gegenseitig.
fünfundfünfzig 55
Vor Publikum
6
Ta g d e r o ff e n e
Wir möchten uns zeigen
Ihr habt bestimm
t eini
Gedichte in der Sc ge
hublade.
Oder ihr kennt ei
n paar
gute Zaubertrick
s.
Manche Mädchen
tanzen
sicher besser als
Shakira.
Und manche Jung
s können
singen wie Robb
ie Williams.
Dann zeigt euch
!
Die Bühne ist of
fen für Löwendompteure, Schl
agzeuger,
T-Shirt-Designer
…
a Lest den Aufruf. Worum geht es
beim „Tag der offenen Bühne“?
b Hättet ihr Lust, mit einem
eigenen Beitrag mitzumachen?
Sammelt Ideen und diskutiert
wie im Beispiel.
im
JU ZE !
n Bühne
• Ich kann leider nur wenige Zauber-tricks, aber die könnte ich zeigen.
• Ich finde manche Songs von dir
super, du könntest ein Konzert
geben.
Am 12. Mai um
10 Uhr im
ist es so weit.
• Einige Jungs aus unserer Klasse
Es sind nur noch
könnten doch …
wenige Termine
frei! Wir planen
au
ch Ausstellungen
• Ich könnte ein paar …
! Also melde
JUZE!
t euch bei
kretariat an, Tel.
030/8389713
Frau Keller im Se
7
um
Gespräch vor dem Jugendzentrum
25
a Hör bitte das Gespräch. Über welche Beiträge sprechen die Jugendlichen?
Fotopräsentation f Breakdance f Film f Modenschau f Zaubertrick f Konzert
b Wer macht was? Ergänze bitte die Namen.
Kevin
Maren
Timo
?
möchte sich die Fotopräsentation anschauen.
?
sehen sich die Modenschau an.
?
sieht sich den Film von Kevin an.
?
besorgen sich etwas zu trinken.
?
überlegt sich das mit der Fotopräsentation noch einmal.
?
hört sich auf jeden Fall das Konzert der Black Mosquitos an.
Lisa
Ich würde mir … kaufen.
c Was würde dich interessieren? Sprich wie im Beispiel.
Ich würde mir … anhören!
Ich würde mir … ansehen.
56 sechsundfünfzig
8
Poetry Slam
32
Was ist Poetry Slam? Lest bitte den Text und beantwortet die Fragen.
Indefinitartikel
Aktuelles
Konzept
Team
Termine
s
Workshop
So funktioniert`s:
Die Publikumsjury ermittelt
mit Stimmtafeln
und Applaus
die besten drei
Poeten aus jeder
Vorrunde. Wer
hier weiterkommt, startet
im bundesweiten
Finale im Oktober
2008.
U20-P
Les pronoms indéfinis
oetry
Slam
wenige Termine
ein paar Zaubertricks
einige Gedichte
manche Mädchen
2008
Berliner Meisterschaft startet jetzt!
i AB: 8
U20-Poetry Slam 2008 – Du machst Poeten
zu Meistern!
Poesie lebendig und jugendlich erleben und
noch dazu mit der Klasse Jury sein. Beim
Berliner Poetry Slam ist das möglich:
In Berlin finden die spannenden Vorrunden
zum deutschsprachigen Poetry Slam-Festival statt. Kinder und Jugendliche zwischen
11 und 19 Jahren tragen ihre selbst verfassten Texte auf der Bühne einem breiten
Publikum vor. Gedichte, Kurzgeschichten
oder Teamtexte werden in eindrücklicher
Performance präsentiert.
sich-Verben mit Dativ und
Akkusativ
Les verbes pronominaux suivis du datif
et de l’accusatif
ich höre mir das Gedicht an
du hörst dir das Gedicht an
er hört sich das Gedicht an
wir hören uns das Gedicht an
ihr hört euch das Gedicht an
sie hören sich das Gedicht an
sich etwas anhören
sich etwas ansehen
sich etwas überlegen
sich etwas kaufen
sich etwas besorgen
Wer nimmt teil? Was tragen die Teilnehmer vor? Wer bewertet die
Beiträge und wie?
9
26
i AB: 9, 10, 11
Gedichte vortragen
a Hör bitte die zwei Gedichte von einem Poetry Slam und beschreib deine Eindrücke.
Ich finde, die Stimme klingt sehr angenehm / sympathisch / ernst …
Sie spricht sehr schnell / tief / …
Ich glaube der Text ist lustig / traurig / …
Man
b Hör die Gedichte noch einmal und ergänze sie.
Morgens kann ich nichts essen,
Mittags
?
?
?
.
, weil ich an Dich denke.
?
mich immer nur lachen,
ich mache immer nur lustige
doch mir ist zum
was wohl
?
?
?
,
,
dazu meinen?!
.
Und nachts kann ich nicht
?
, weil ich Hunger habe!
c Ihr seid die Jury. Bewertet die Gedichte mit Applaus und Stimmtafeln.
10
Minuten-Assoziationen
Schreibt ein Wort auf eine Karte. Mischt die Karten und zieht eine.
Sprecht eine Minute ohne Pause über das Wort auf der Karte.
Ihr könnt euch dabei ruhig wiederholen. Die anderen bewerten
eure Assoziationen mit Applaus.
Geschwister
Himmel
Gold
Abschied
siebenundfünfzig 57
Süchtig nach?
11
Ist er abhängig? Das Leben von Alex P.
a Sieh dir die Zeichnungen an. Was macht Alex P.? Ordne die Aktivitäten den Bildern zu.
Mountainbike fahren
Wieder nur 200g!
Gleich
nochmal!
Mein
Kopf raucht!!!
fernsehen
SMS schreiben
Uups, viereckige
Augen!
Kaputter
Daumen,
Mist!
lernen
abnehmen
Gameboy spielen
b Welche Folgen haben seine Aktivitäten?
Aktivität
Ergänze bitte die Tabelle.
c Kennt ihr Personen, die abhängig sind?
stundenlanges Fernsehen
Folgen
Augenschmerzen, Müdigkeit
Erzählt in der Gruppe.
12
Suchtphänomene im modernen Alltag
a Lies die Zeitungstitel und überleg, worum es in
den Artikeln gehen könnte.
Wettbewerb: Thema
Kaufrausch
SCHOKOLADE: Nicht nur ein Genuss!
Der Computer ist schuld!
Shoppingtouren als gemeinsames
Erlebnis
Schoko macht einsam?
Der Computer, dein
treuer Freund?
58 achtundfünfzig
1
Tür zu, Computer an – und keiner nervt mehr.
Viele Jugendliche, aber auch Erwachsene, haben den Computer zum besten Freund. Doch
wer viel am PC sitzt, wird immer einsamer. Bis
zum Alter von 20 Jahren ist die Gefahr besonders groß, sich per Mausklick in eine andere
Welt zu flüchten. Neben den Jugendlichen
sind vor allem Arbeitslose gefährdet, zu viel
Zeit vor dem Computer zu verbringen. Dabei
sind Abhängige oft sehr begabt, kreativ und
technisch fit. Aber der Computer ersetzt keine Freunde oder Bekannten. Eins ist klar: Der
Computer ist nicht schuld. Er allein macht
nicht süchtig – er steht ja einfach nur auf
dem Schreibtisch. Er ist oft nur Mittel zum
Zweck, um anderen Problemen zu entkommen.
b Lies bitte die Zeitungsartikel und ordne jedem einen Titel zu.
2
Jugendliche wie Erwachsene
lieben Schokolade über alles:
„Der süße Genuss macht glücklich und hält wach“, sagen
die Schoko-Abhängigen. Im 17.
Jahrhundert wurde Schokolade
nur in Apotheken an Reiche
verkauft. Inzwischen ist sie
vom Luxus- zum Massenartikel geworden. Experten fragen
sich heute immer noch, ob nun
wirklich bestimmte chemische
Substanzen oder einfach nur
der gute Geschmack die „Schokoladensucht“ auslösen. Dass
sich viele Abhängige ihr Leben
nicht mehr ohne den täglichen
Schokogenuss vorstellen können, ist jedenfalls eine Tatsache. Dies zeigt leider auch das
oft starke Übergewicht der Betroffenen.
3
Immer mehr Jugendliche können auf ihre wöchentlichen
Shopping-Touren nur schwer
verzichten und geben dabei
mehr Geld aus, als sie zur Verfügung haben.
Der Wunsch, all das zu besitzen,
was man in Werbung und Magazinen ständig sieht, ist bei manchen so groß, dass sie ihr komplettes Taschengeld für neue
Klamotten und Accessoires ausgeben. Manche machen sogar
bei Freunden und Bekannten
Schulden, um ihre Konsumwünsche zu finanzieren. So kann aus
regelmäßigem Online-Shopping
oder Einkaufsbummeln schnell
eine zwanghafte Sucht werden.
Deshalb ruft jetzt das OnlineMagazin checked4you der Verbraucherzentrale NRW Betroffene dazu auf, einen Beitrag zum
Thema „Kaufrausch“ zu erstellen. Erlaubt ist alles, was zum
Thema passt.
c Ergänze bitte die Tabelle und sprich über die Inhalte der Artikel.
13
27
Sucht
Betroffene
Shopping
Jugendliche
Folgen
32
Adjektive / Partizipien als Nomen
Adjectifs/participes passés employés comme
noms
der Jugendliche
die Jugendliche
die Jugendlichen
ein Jugendlicher
eine Jugendliche
Jugendliche
reich b der / die Reiche
abhängig b der / die Abhängige
erwachsen b der / die Erwachsene
bekannt b der / die Bekannte
betroffen b der / die Betroffene
i AB: 13, 14
Diskussionsfloskeln
Les formules pour intervenir dans une discussion
Das stimmt, aber …
Das stimmt nicht ganz.
Da hast du Recht!
Dazu möchte ich noch etwas
sagen, …
Da muss ich dir widersprechen.
Entschuldige, dass ich dich unterbreche …
Würdest du mich bitte ausreden
lassen!
Im ersten / zweiten / dritten Artikel geht es um …
Die Betroffenen sind vor allem Jugendliche, …
Interessant / bemerkenswert / überraschend ist, dass
Jugendliche und Erwachsene …
Sprechtraining: Diskussionsbeiträge einleiten
a Nachdrücklich und energisch oder freundlich und nachgiebig? Hör die Diskussionsfloskeln und ordne zu.
1. Das stimmt, aber kann man es nicht auch so sehen?
2. Das stimmt nicht ganz! Das kann ich so nicht stehen lassen.
3. Dazu möchte ich noch etwas sagen: Man kann das doch auch positiv sehen.
4. Da muss ich dir leider widersprechen: Ganz so einfach ist es nicht.
5. Da hast du völlig Recht! Da kann ich dich nur unterstützen.
6. Entschuldige, dass ich dich unterbreche. Aber so kann man das nicht sagen.
7. Würdest du mich bitte ausreden lassen!
nachdrücklich /
energisch
nachgiebig /
freundlich
?
?
b Hör noch einmal und sprich nach. Imitiere die Sprecher.
14
Was kann man gegen Sucht tun?
Bildet Teams und wählt eine Sucht. Diskutiert Alternativen und verwendet die Diskussionsfloskeln.
neunundfünfzig 59
-Magazin
Expressionismus – Eine Jugendkultur
Sie sind jung. Sie haben reiche Väter und sie sollen etwas
Ordentliches studieren – Jura oder Medizin am besten.
Sie sind jung. Sie sind unsicher. Sie finden den strengen
Tagesablauf ihrer Väter und das Leben in Deutschland unter
Kaiser Wilhelm II langweilig. Sie sind wütend und sie wollen
alles andere als einen ordentlichen Beruf lernen. Sie wollen
Neues.
Sie sind einsam in den großen, lauten, schnellen, modernen
Städten, in denen Menschen wie Maschinen leben. Sie lieben
und hassen die Metropolen, in denen Menschen keine Menschen
mehr sein können - Metropolen wie Berlin, in denen Millionen
Menschen leben und trotzdem jeder allein ist.
Sie wollen sich ausdrücken. Sie wollen die Welt verändern. Die
Welt ihrer Väter finden sie schrecklich. Sie schreiben und malen.
Sie sind die Expressionisten.
Sie treffen sich im Nachtleben von Berlin. Man sieht und hört
sie in Cafés, Bars und Varietés. Sie schreiben Romane, Gedichte,
Theaterstücke. Sie drucken Zeitungen.
Ernst Ludwig Kirchner, Interieur (1915)
Fabriken, Massen, Wissenschaft und Technik machen ihnen Angst, weil sie den Menschen
unmenschlich machen. Sie lieben Berlin. Sie hassen Berlin. Das moderne Berlin mit seinen grünen
Gaslampen, dem wilden Nachtleben, lautem Verkehr, Krankheit, Drogen, Dreck und Armut ist ihr
Thema. Sie wollen das Hässliche zeigen. Alte, Kranke, Verrückte, Bettler, Diebe und Betrunkene
sind Motive für ihre Gedichte und Bilder. Schönheit hat keinen Platz in ihrer Kunst, denn sie
wollen das Stadtleben zeigen, wie es wirklich ist.
Anfang des 20. Jahrhunderts: Die Welt wird schneller.
Plötzlich gibt es Autos, Motorräder und Flugzeuge.
Die meisten Menschen arbeiten nicht mehr auf dem
Land, sondern in riesigen Fabriken. Kino und Radio
werden geboren. Physiker haben herausgefunden,
dass auch die Atome aus noch kleineren Teilen
bestehen. Die Menschen fragen: Was passiert mit
den Menschen? Was ist noch sicher? Fällt die Welt
auseinander?
Die Expressionisten drücken diese Fragen in
ihrer Kunst aus. In Gedichten, Romanen und
Theaterstücken benutzen sie schnelle und kurze
Hauptsätze. Vieles passiert nicht mehr nacheinander
sondern gleichzeitig. Menschen sind Dinge und
keine Personen. In der Malerei explodieren grelle
Farben und Formen. Häuser sind rot, der Himmel
grün und Menschen haben gelbe Gesichter.
Franz Marc, Das blaue Pferdchen (1912)
f Was charakterisiert die Expressionisten und ihre Welt? Sucht die wichtigen Wörter im Text und gestaltet im
Team einen Wortigel.
sechzig
se
ech
chzi
ziig
6600 sech
Den Expressionismus gibt es von 1910 bis 1925 hauptsächlich in Berlin. Seine großen
Ideen und viele Vertreter sterben schon 1914 im ersten Weltkrieg. Die Expressionisten
wollten die alte Welt zerstören und eine neue Welt bauen. Der Krieg zerstört nicht nur die
alte Welt, sondern auch die Hoffungen und Utopien. Der Expressionismus war für kurze
Zeit eine Jugendbewegung. Er hat Väter und die Kunstwelt schockiert.
Expressionismus in der Literatur
Am besten kann man expressionistische Gedanken in der Lyrik ausdrücken.
Gedichte sind kurz und expressiv. Man trifft sich in Varietés und Nachtclubs und
veranstaltet Lesereihen. Heute würde man wohl von Poetry Slams sprechen. Zu
den jungen Autoren gehören Georg Heym (1887 – 1912), Alfred Lichtenstein
(1889 – 1914) und viele mehr.
Eine Fratze (Georg Heym)
Unsere Krankheit ist unsere Maske.
Unsere Krankheit ist grenzenlose Langeweile.
Unsere Krankheit ist wie ein Extrakt aus Faulheit und ewiger Unrast1.
Unsere Krankheit ist Armut.
Unsere Krankheit ist, an einen Ort gefesselt zu sein.
Unsere Krankheit ist, nie allein sein können.
Unsere Krankheit ist, keinen Beruf zu haben, hätten wir einen,
einen zu haben. […]
1 Unrast : Unruhe
Der Bureaukrat (Alfred Lichtenstein)
Um 8 sitzt er am Kaffeetisch,
Bleibt bis halb 9 zu Hause.
Um 9 Uhr kommt er ins Bureau,
Um 10 Uhr macht er Pause.
Um 11 holt er sein Leibblatt2 vor,
Um 12 Uhr macht er Pause.
Um 1 Uhr tritt er schnell mal aus3
Und geht zu Tisch nach Hause.
Nachmittags treibt4 er‘s ebenso.
Ich sprach nicht übertrieben.
[...]
2 Leibblatt: Zeitung 3 austreten : auf die Toilette gehen 4 treiben : tun
f Worüber schreiben die beiden Dichter? Beschreibt jedes Gedicht in einem Satz.
f Ihr könnt auch Gedichte schreiben! Schreibt in kleinen Teams über das, wovor ihr Angst habt oder was
euch stört oder etwas, was ihr mögt oder das ihr euch wünscht.
Expressionismus in der Malerei
Die expressionistische Malerei ist bekannter als die Lyrik. Wer kennt sie nicht, die klaren Farben und Formen. Auch
in der Malerei sind die Themen die Großstadt und der Gegensatz zwischen schön und hässlich.
1905 treffen sich in Dresden junge Künstler, die später unter dem Namen Die Brücke bekannt werden. Viele BrückeMitglieder ziehen bald nach Berlin. Mitglieder sind zum Beispiel Ernst Ludwig Kirchner und Otto Mueller.
1911 gründen Wassily Kandinsky und Franz Marc in München eine expressionistische Gruppe. Weil beiden die
Farbe Blau gefällt, nennt sich die Gruppe Der blaue Reiter. Auch August Macke und Paul Klee gehören dazu.
f Sicher kennt ihr die Maler Wassily Kandinsky und Paul Klee. Welche Bilder kennt ihr von diesen Künstlern?
Welche sind in eurem Kunstbuch abgebildet?
August Macke, Garten am Thuner See (1913)
Otto Mueller, Drei Mädchen im Wald (1913)
einundsechzig 61
-Magazin
Mediensucht – macht der Computer krank?
Eltern, Wissenschaftler und Ärzte kennen eine neue
Krankheit – die Mediensucht.
In Deutschland gibt es seit 2008 den Fachverband Medienabhängigkeit e.V. Auf der Internetseite des Fachverbandes www.fv-medienabhängigkeit.de kann man lesen, dass
9% der Jugendlichen im Alter von 15 Jahren mehr als
4,8 Stunden täglich Computerspiele spielen. 5% zeigen
Symptome für Computerspielabhängigkeit. Das heißt, sie
werden schlechter in der Schule und haben weniger Zeit
für ihre echten Freunde. Aber nicht nur Computerspieler
sondern auch Chatter sind gefährdet. Sie vergessen die
reale Welt und beginnen in virtuellen Welten zu leben,
heißt es.
Dank Internet und Handy gab es eine Kommunikationsexplosion, aber Jugendliche und auch Erwachsene reden
immer noch mit Menschen. Heutzutage nicht nur auf der
Straße, sondern eben auch per E-Mail, Handy, SMS oder
ganz klassisch per Festnetztelefon. Man trifft sich mit
Freunden in Cafés, im Schwimmbad, in Chatrooms, Foren
oder Onlinecommunitys.
Der Fernsehsender MTV hat 2008 in seiner Studie Circuits
of Cool 18.000 Jugendliche zwischen 8 und 24 Jahren in
16 Ländern gefragt, womit sie ihre Freizeit verbringen. Die
Ergebnisse sind interessant:
– Die Jugendlichen von heute können gleichzeitig fernsehen, telefonieren, chatten und Musik hören.
– 83% der Befragten können sich ein Leben ohne Internet nicht vorstellen.
– 53% gehen gleich nach der Schule ins Internet.
– Über 50% der Jugendlichen haben mindestens in einer
Community* ein Profil.
– Die befragten deutschen Jugendlichen haben im
Durchschnitt 35 Internetfreunde.
– Jeder Vierte macht seinen Computer fast nie aus.
Wer nur noch zu Hause vor dem Computer sitzt und nervös
und agressiv wird, sobald er nicht mehr online ist, sollte
sich Gedanken machen. Abwechslung, Bewegung und frische Luft waren schon immer wichtig.
Sind alle Jugendlichen computerabhängig oder süchtig
nach Handy oder Internet? Leben über 50% der Jugendlichen in einer virtuellen Welt und haben die Realität vergessen?
Die Studie sagt: Nein! Die beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der Jugendlichen sind noch immer: Musik hören, mit Freunden zusammen sein, Essen gehen, ins Kino
gehen, fernsehen oder relaxen. Internet und Handy sind
moderne Kommunikationsmittel. Die Jugendlichen kommunizieren aber noch immer mit echten Menschen. Die
meisten der circa 35 Internetfreunde kennen sie aus der
echten Welt, das heißt aus der Schule, aus dem Café, aus
dem Klub oder aus dem Urlaub.
f Führ eine Woche lang ein Medientagebuch. Wie oft hörst du Musik?
Wann siehst du fern? Wie oft bist du online? Vergleicht die Ergebnisse
in der Klasse und stellt eine Klassenstatistik auf.
f Kann man von Computer, Internet oder Handy abhängig werden? Was
denkt ihr? Sammelt Argumente und diskutiert.
62 zweiundsechzig
Suchtgefahr? Im 18. Jahrhundert warnte man vor der
Lesesucht. Diese zeigte sich durch exzessives Bücher lesen. Heute sind die technischen Möglichkeiten neu. Erwachsene und Jugendliche müssen sich an die neuen Medien gewöhnen und lernen mit ihnen umzugehen.
* Bekannte Onlinecommunitys in und aus Deutschland sind: StudiVZ,
MySpace.de, SchülerVZ, Stayfriends.de,
Die Wohngemeinschaft – Die 68er erfinden eine Wohnform neu.
Das Konzept Wohngemeinschaft ist relativ jung. Bis in die 60er Jahre wohnte man in den
DACH-Ländern entweder bei seinen Eltern, allein oder mit seinem Ehepartner. Ende der 60er
Jahre begannen Jugendliche zu protestieren. Die Studentenproteste aus dieser Zeit wurden
in vielen Ländern als die 68er-Bewegung bekannt. In dieser Zeit zog in Berlin eine Gruppe
junger Menschen zusammen in eine Wohnung. Am 1. Januar 1967 entstand so die erste WG.
Sie nannte sich Kommune 1. Die WG-Bewohner hatten politische Ziele. Sie protestierten gegen
alte Strukturen: die Ehe, die Kleinfamilie und vieles mehr. Unverheiratete Männer und Frauen
lebten in der Kommune 1 – das war ein Skandal. In den 60er Jahren waren Wohngemeinschaften
deshalb exotisch, ja, revolutionär. Trotzdem entstanden immer mehr WGs. Bereits Ende der
70er Jahre waren sie normal. Heute sind WGs eine beliebte Wohnform in den DACH-Ländern.
Viele Jugendliche in den DACH-Ländern lernen oder studieren nicht in ihrer Heimatstadt. Ein
Hamburger wohnt plötzlich in München. Ein Baseler studiert in Berlin. Eine Dresdnerin macht
in Wien ihre Gesangsausbildung. Weit weg von zu Hause fühlt man sich schnell allein. Zum Glück
gibt es WGs. Die Mitbewohner sind eine Ersatzfamilie. Außerdem lebt man in der WG billiger.
Kein Wunder, dass Wohngemeinschaften bei Jugendlichen in Deutschland, Österreich und in der
Schweiz sehr beliebt sind. Auch Singles und ältere Menschen fühlen sich in Wohngemeinschaften
besser. Revolutionär ist das schon lange nicht mehr.
f Was weißt du von der 68er-Bewegung in Frankreich? Vielleicht hilft dir die Internetseite
www.media68.net
f Kannst du dir vorstellen, in einer WG zu leben?
Wir präsentieren eine
Jugendszene oder
-kultur.
Dazu brauchen wir …
Jugendszene – Wir erklären unsere Welt
f Internet
f Fotos und Zeitschriften
f Stifte, Kleber, Papier
Emo, Gothik, Hip-Hop, Hippie, Metal, Öko, Punk, Rapper, Raver, Skater,
t
Straight Edge, Streetart … Es gibt viele Jugendszenen und Jugendkulturen. Manche,
wie die Hippies, sind schon Jugend-Szene-Klassiker. Andere kommen neu hinzu.
a Zu welcher Jugendszene gehörst du? Welche gefällt dir besonders gut? Bildet
Teams nach Interessen.
b Sammelt Fotos und Informationen über eure Jugendszene.
c Jede Gruppe gestaltet ihr Plakat, danach gestaltet ihr eine große Klassencollage
unter dem Titel „Wir erklären unsere Welt“.
d Gibt es eure Szene auch in Deutschland? Sucht im Internet.
dreiundsechzig 63