Working Paper Die langfristigen Auswirkungen des Klima

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Working Paper Die langfristigen Auswirkungen des Klima
Allianz Dresdner Economic Research
Working Paper
Nr.: 93, 04.10.2007
Autoren:
Werner Heß, Hans-Peter Muntzke, Christoph Partisch, Rolf Sandvoß
Die langfristigen Auswirkungen des Klimaschutzes auf die sektorale Struktur der deutschen Wirtschaft
Inhalt
1. Einleitung
2. Indikatorensystem zur Erfassung der „Umweltbetroffenheit“ von Branchen
3. Auswirkungen des Klimawandels auf ausgewählte Branchen in Deutschland
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
3.6
3.7
3.8
3.9
3.10
3.11
Energieversorgung vor schwierigen Herausforderungen
Land- und Forstwirtschaft schädigen und schützen zugleich das Klima
Verkehr: Trotz verschärften Klimaschutzes weiterhin starkes Wachstum
Fahrzeugbau: Autohersteller unter Handlungsdruck
Bergbau mit sinkender Produktion
Mineralölversorgung: Nachfragerückgang bei nahezu allen Produkten
Bauwirtschaft: Impulse durch energetische Gebäudesanierung
Mineralienverarbeitung (Erzeugung von Baustoffen): Hohe Energieintensität belastet
Recycling und Entsorgung: Politik und hohe Rohstoffpreise stimulieren
Elektrotechnik und Maschinenbau: Klare Profiteure des Klimaschutzes
Dienstleistungen für Unternehmen mit leichten Zugewinnen
4. Schlussfolgerungen und Ausblick
1. Einleitung
Die Diskussion über Klima und Energie ist in letzter Zeit immer stärker in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. Niemals zuvor wurden die Gefahren einer globalen Umweltkatastrophe, die durch den Klimawandel langfristig drohen, so dramatisch debattiert. Die in jüngster
Zeit veröffentlichten Nachrichten geben in der Tat Anlass zur Sorge: So prognostizieren etwa die
Experten der Vereinten Nationen einen Temperaturanstieg um durchschnittlich bis zu 6½ Grad bis
zum Ende des Jahrhunderts – und als Folge regelmäßige Unwetter, lange Dürreperioden sowie einen Anstieg des Meeresspiegels um über einen halben Meter. Es überrascht daher nicht, dass der
Klimawandel nach einer Umfrage des Allensbach-Instituts mit Abstand das größte Problem darstellt, das nach Meinung der deutschen Bevölkerung in den nächsten Jahrzehnten zu bewältigen
ist.
Niemand bestreitet heute ernsthaft, dass der Anstieg der globalen Mitteltemperatur vor allem durch
die Verbrennung fossiler Brennstoffe verursacht wird. Kontrovers diskutiert wurde aber, ob eine
ambitionierte Reduktion der Treibhausgasemissionen auch ökonomisch zu rechtfertigen sei. Lange
Zeit waren viele Ökonomen der Meinung, Klimaschutz sei in erster Linie eine ökonomische Last.
Getreu diesem Votum verweigerten z.B. die USA die Ratifizierung des Kyoto-Protokolls, eine völkerrechtlich verbindliche Vereinbarung zur Reduktion von Treibhausgasen. Klimaschutz – so die
Behauptung – koste Wirtschaftswachstum, was vor allem gegenüber den Entwicklungsländern
nicht zu rechtfertigen sei.
Diese Position wurde inzwischen von der Realität aus zwei Gründen eingeholt. Zum einen sind die
Kosten der Verminderung von Emissionen aufgrund des technischen Fortschritts und wegen der
erreichten Größenvorteile bei den Umwelt- und Klimaschutztechnologien heute wesentlich geringer
einzuschätzen als noch vor wenigen Jahren. Zum anderen sind die drohenden Schäden eines
ungebremsten Klimawandels höher als bisher vermutet. Nach einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung könnte der Klimawandel allein die deutsche Wirtschaft bis zum Jahr
2050 fast 800 Milliarden EUR kosten und das jährliche Wachstum um bis zu 0,5 Prozentpunkte
dämpfen. Auch der neue Klimabericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses zum Klimawandel
(IPCC) verdeutlicht, dass die Folgen eines ungebremsten Klimawandels für Mensch und Umwelt
erheblich wären. Der britische Ökonom Nicolas Stern erwartet, dass damit volkswirtschaftliche
Schäden in Milliardenhöhe verbunden sein werden: Wird nicht gegengesteuert, könnte dies nach
seinen Schätzungen bis zum Jahr 2050 zwischen 5 und 20% des Weltsozialprodukts kosten.
Vor diesem Hintergrund räumt auch die politische Führung weltweit dem Klimaschutz inzwischen
einen viel höheren Stellenwert ein als noch vor wenigen Jahren. So wurden auf dem EUKlimagipfel im März 2007 diesbezüglich sehr ehrgeizige Ziele festgelegt. Erstens sollen die Treibhausgasemissionen der EU bis 2020 um 30% unter das Niveau von 1990 sinken, sofern andere
Großemittenten mitziehen. Andernfalls ist die EU nur zu einer Minderung um 20% bereit. Zweitens
sollen die Industrieländer gemeinsam bis 2050 ihre Emissionen um 60 bis 80% gegenüber 1990
2
verringern. Drittens wird zur Umsetzung dieser Ziele bis 2020 angestrebt, die Energieeffizienz um
20% zu steigern und den Anteil der erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch auf 20%
zu verdreifachen. Die Bundesregierung setzt sich noch ehrgeizigere Ziele. Sie hat kürzlich einen
Acht-Punkte-Plan vorgestellt, wie Deutschland bis 2020 den Ausstoß von Kohlendioxid um 40%
gegenüber 1990 verringern könnte (siehe Tabelle 1). Da 18% des Einsparvolumens bereits erreicht
sind, verbleibt ein Einsparziel von 270 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Das neue Umwelt- und
Energieprogramm der Bundesregierung, welches das Kabinett Ende August auf den Weg gebracht hat, umfasst dazu einen Maßnahmenkatalog von 30 Einzelpunkten, um vor allem den Energieverbrauch beim Heizen, von Haushaltsgeräten, Autos und in Gewerbebetrieben zu senken.
Wichtige Teile des Programms sind entsprechend die Verschärfung der Gebäudesanierung, die
Umstellung der Kfz-Steuer auf eine CO2-Basis, schärfere Grenzwerte für Pkws und der Ausbau erneuerbarer Energien im Strom- und Wärmebereich. Nach Angaben des Bundesumweltministeriums könne mit dem Programm eine Minderung der CO2-Emissionen bis 2020 von etwa 35% realisiert werden. Inwieweit letztlich dieses Ziel mit dem Maßnahmenkatalog auch tatsächlich erreicht
werden kann, bleibt abzuwarten. Umweltverbände und auch Wirtschaftsexperten bezweifeln dies
und rechnen mit einer deutlichen Verfehlung der Einsparziele.
Tabelle 1
Acht-Punkte-Plan der Bundesregierung
zur Minderung von Emissionen
Maßnahme
Einsparziel von
Kohlendioxid bis 2020
(Millionen Jahrestonnen)
Erneuerung des Kraftwerksparks
30
Verdoppelung des Anteils der Kraft-Wärme-Kopplung
an der Stromerzeugung
20
Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien an der
Stromerzeugung von 12 auf 27 %
55
Senkung des Stromverbrauchs um 11 % durch
Steigerung der Energieeffizienz
40
Wärmeeinsparung durch Gebäudesanierung, effiziente
Heizungsanlagen und in Produktionsprozessen
41
Verdoppelung des Anteils erneuerbarer Energien zur
Wärmeerzeugung
14
Mehr Effizienz und erneuerbare Energien im Verkehr
30
Maßnahmen im Nicht-Energie-Bereich
40
Insgesamt
270
Quelle: Bundesumweltministerium.
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Die Realisierung all dieser Ziele bedeutet für die Industriegesellschaften einen tiefgreifenden Umbau. Wir stehen am Beginn der „dritten industriellen Revolution“, einer umweltgetriebenen Phase des Strukturwandels, in dessen Zentrum die Energie- und Ressourceneffizienz steht. Neue
Werkstoffe, bessere Technologien, optimierte Produktionsverfahren und intelligente Produkte müssen dazu beitragen, globale Umweltprobleme zu lösen und die Folgen des Klimawandels zu begrenzen. Auch ohne das Klimaproblem wäre dieser Modernisierungsschub wirtschaftlich sinnvoll.
Der Klimawandel ist somit der Motor für eine wirtschaftliche Erneuerung, die ohnehin in
Angriff zu nehmen wäre.
Diese wirtschaftliche Erneuerung wird nicht ohne Auswirkungen auf die Wirtschaftsstruktur in
Deutschland bleiben. Welche Branchen zählen zu den Gewinnern und welche zu den Verlierern
eines verstärkten Klimaschutzes? Diese Frage wollen wir im vorliegenden Working Paper beantworten. Grundlage dafür ist ein von uns entwickeltes System von Indikatoren. Dessen Aufbau
und die Ergebnisse, die es liefert, beschreibt Abschnitt 2. Anschließend gehen wir in Abschnitt 3
auf ausgewählte Branchen näher ein, denen beim Thema Klimaschutz eine wichtig Rolle zufällt.
Zum Abschluss ziehen wir ein Fazit aus unserer Analyse und gehen der Frage nach, von welchen
Faktoren das Tempo des umweltgetriebenen Strukturwandels entscheidend beeinflusst wird.
2. Indikatorensystem zur Erfassung der „Umweltbetroffenheit“ von
Branchen
Um zu erfassen, inwiefern einzelne Branchen in Deutschland vom Klimawandel betroffen sind und
von Maßnahmen des Klimaschutzes positiv oder negativ tangiert werden, haben wir ein System
Grafik 1
Indikatorensystem zur Ermittlung der
„Umweltbetroffenheit“ einzelner Branchen
Energieintensität
relativer
Wasserverbrauch
weitere umweltrelevante Kriterien
Treibhausgasemissionen
30%
Wettbewerbsfähigkeit
30%
10%
30%
Innovationsfähigkeit
Begünstigung durch
Umweltschutzmaßnahmen
30%
15%
25%
Fähigkeit zur
Energieeinsparung
15%
Fähigkeit zur
Treibhausgasreduzierung
15%
Anpassungsdruck
Wachstumspotenzial
(Tabelle 3)
(Tabelle 4)
+
Ausmaß der positiven / negativen „Umweltbetroffenheit“
(Tabelle 5)
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von Indikatoren entwickelt, das sich grob in zwei Gruppen gliedert (Grafik 1).
2.1 Indikatoren zum Anpassungsdruck
Die erste Gruppe von Indikatoren soll den Anpassungsdruck ermitteln, dem einzelne Branchen
durch ihre verursachte Umweltbelastung unterliegen (siehe Tabelle 2 im Anhang). Die absoluten
Emissionen von Treibhausgasen eines Wirtschaftszweiges und dessen Anteil an den gesamten
Treibhausgas-Emissionen in Deutschland zeigen die Bedeutung auf, die diese Branche für den
Klimawandel hat. Diese beiden Spalten dienen nur zur Information und gehen nicht in die Bewertung ein. Nachrichtlich werden die Emissionen der Privaten Haushalte ausgewiesen, die diese bei
der Wärmeerzeugung und der privaten Mobilität verursachen.
Maßgeblich für die Bewertung der Umweltbetroffenheit einer Branche sind nicht die absoluten,
sondern die spezifischen Treibhausgas-Emissionen, also die Emissionen bezogen auf die jeweilige Bruttowertschöpfung. Die Annahme hierbei ist, dass eine Branche von einer Verschärfung
des Umweltschutzes umso mehr betroffen sein wird, je höher dieser Wert ist.
Auch eine hohe Energieintensität (Energieverbrauch je Einheit Bruttowertschöpfung) deutet bei
einer Verschärfung des Umweltschutzes auf eine starke Betroffenheit einer Branche hin. Zum einen ist der Energieverbrauch eng mit der Emissionsbelastung verbunden und zum anderen ist bei
einer strengeren Klimaregie mit deutlich steigenden Energiepreisen zu rechnen. Dies trifft energieintensive Branchen.
Wasser ist im Produktionsprozess eine kostbare Ressource und die Reserven werden durch den
Klimawandel in Zukunft stark beeinträchtigt. Je höher der Wasserverbrauch einer Branche bezogen auf die eigene Bruttowertschöpfung ist, desto mehr wird die Branche von dem künftig knapper
und teurer werdenden Rohstoff betroffen sein.
In der Tabelle 3 (siehe Anhang) sind diese drei Indikatoren nach einem einheitlichen Bewertungsschema ausgewiesen. Die Bewertung kann dabei von einem Minuszeichen bei einer geringen Betroffenheit bis hin zu fünf Minuszeichen für eine starke Betroffenheit reichen.
Als Ergänzung zu den drei Indikatoren werden weitere umweltrelevante Kriterien berücksichtigt,
für die zwar keine quantitativen Daten vorliegen, die aber dennoch wichtig für die Einschätzung der
Umweltbetroffenheit einer Branche sind. Bewertet wird hier unter anderem die Umweltschädlichkeit
bei der Nutzung des Produktes, das in dem Wirtschaftszweig produziert wird. Außerdem wird die
Frage gestellt, ob es gesellschaftliche oder politische Vorbehalte gegen das Produkt gibt. Gehen in
die Produkte der Branche Stoffe ein, die aus gesundheitlicher Sicht bedenklich sind? Untersucht
wird des Weiteren, ob der Produktionsprozess toxische und andere schwer zu entsorgende Abfallstoffe generiert. In Anlehnung an den Umweltindikator des volkswirtschaftlichen Branchenratings
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von Allianz Dresdner Economic Research werden diese Fragen anhand eines Fragebogens qualitativ beantwortet, durch ein Punktesystem bewertet und untereinander vergleichbar gemacht. Die
Einschätzung kann von einem Pluszeichen (positive Auswirkungen) bis hin zu fünf Minuszeichen
für eine starke negative Betroffenheit reichen.
In die Gesamtbewertung gehen die Indikatoren Treibhausgasintensität, Energieintensität und die
weiteren umweltrelevanten Kriterien mit einem Gewicht von jeweils 30% ein, der Indikator Wasserverbrauch mit einem Gewicht von 10%.
2.2 Indikatoren zum Wachstumspotenzial
Die zweite Gruppe von Indikatoren soll ermitteln, inwieweit eine Branche grundsätzlich in der Lage
ist, auf exogene Veränderungen – wie durch den Klimaschutz erzwungen – zu reagieren (siehe
Tabelle 4 im Anhang). Dabei treffen wir die Annahmen, dass dies einer Branche umso besser gelingt, je stärker ihre internationale Wettbewerbsposition ist, je größer ihre Innovationsfähigkeit ist
und je mehr sie bereits in der Vergangenheit Treibhausgasemissionen reduziert sowie Energie
eingespart hat. Unabhängig von der Anpassungsfähigkeit an Maßnahmen des Klimaschutzes haben wir in einem weiteren Indikator diejenigen Branchen identifiziert, die von einem verstärkten
Umweltschutz grundsätzlich profitieren. Diese Einschätzung bezieht sich auf keine bestimmte
Kenngröße, sondern dient zur Erfassung all jener Aspekte, die in den bereits genannten anderen
Indikatoren noch nicht erfasst sind. Dies schließt auch strukturelle Veränderungseffekte mit ein, so
profitiert der Verkehrssektor zum Beispiel von Verlagerungen des Individualverkehrs hin zum öffentlichen Verkehr.
Die Einschätzung der Wettbewerbsfähigkeit einer Branche erfolgt in Anlehnung an das volkswirtschaftliche Branchen-Rating von Allianz Dresdner Economic Research. Die Wettbewerbsfähigkeit
auf Auslandsmärkten wird dabei gemessen durch die Entwicklung des Weltmarktanteils einer
Branche, indem ihre Exporte zu den weltweiten Exporten dieser Branche ins Verhältnis gesetzt
werden. Als Indikator der Wettbewerbsfähigkeit auf dem Inlandsmarkt dient die Entwicklung der
Importquote. Der Wettbewerbsindikator errechnet sich dann als der mit der Exportquote gewichtete
Mittelwert aus diesen beiden Größen.
Zur Beurteilung der Innovationsfähigkeit einer Branche dienen drei verschiedene Indikatoren, die
in den „Indikatorenberichten zur Innovationserhebung“ des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) jährlich ermittelt werden. Erstens der Anteil der kontinuierlich Forschung und
Entwicklung treibenden Unternehmen an der Gesamtzahl der Unternehmen einer Branche.
Zweitens die Innovationsintensität gemessen als Verhältnis von Innovationsaufwendungen und
Umsatz aller Unternehmen, also einschließlich des Umsatzes der nichtinnovativen Unternehmen.
Drittens der Umsatzanteil mit neuen Produkten, d.h. der Anteil des Umsatzes einer Branche, der
auf die in den letzten drei Jahren neu geschaffenen oder deutlich verbesserten Güter bzw. Dienst6
leistungen entfällt. Der Indikator zur Einschätzung der Innovationsfähigkeit errechnet sich als einfacher Mittelwert dieser drei Indikatoren.
Um zu beurteilen, wie erfolgreich eine Branche in der Vergangenheit bereits Treibhausgasemissionen reduziert und Energie eingespart hat, verwenden wir als Indikatoren die Entwicklung der
Treibhausgasemissionen einer Branche bezogen auf ihren Energieverbrauch und die Primärenergieintensität (Energieeinsatz pro Einheit Bruttowertschöpfung einer Branche) im Zeitraum 1991 bis 2004.
In die Gesamtbewertung schließlich gehen die Indikatoren zur Beurteilung der Innovationsfähigkeit mit 25%, zur Erfassung der Profiteure eines verstärkten Umweltschutzes mit 30% sowie die
übrigen drei Indikatoren zur Einschätzung der Wettbewerbsfähigkeit, zur historischen Entwicklung
des Energieverbrauchs und der Treibhausgasemissionen jeweils mit einem Gewicht von 15% ein.
2.3 Gesamtbewertung: Ausmaß der „Umweltbetroffenheit“
Tabelle 3 und Tabelle 4 liefern damit am Ende jeweils einen Gesamtindikator für den durch verschärften Klimaschutz ausgelösten Anpassungsdruck einer Branche und für die Fähigkeit dieser
Branche, auf solche Herausforderungen zu reagieren. Diese beiden Indikatoren werden addiert
und ergeben die Gesamtbewertung einer Branche (siehe Tabelle 5 im Anhang). Sie spiegelt letztlich wider, in welchem Ausmaß eine Branche durch verschärften Klimaschutz positiv oder negativ
tangiert wird.
Dieses Ausmaß der „Umweltbetroffenheit“ einer Branche bildet die Richtschnur um einzuschätzen,
wie sich der Anteil dieses Wirtschaftszweigs an der gesamten Bruttowertschöpfung in Deutschland
auf längere Sicht verändern wird. Als Basisszenario hierfür haben wir die von uns für den Zeitraum 2004 bis 2020 prognostizierte jahresdurchschnittliche Veränderung der Bruttowertschöpfung einzelner Branchen ohne verschärften Klimaschutz zugrunde gelegt, um anschließend von
diesen Veränderungsraten gemäß der Gesamtbewertung Zuschläge oder Abschläge vorzunehmen. Die auf diese Weise modifizierten Veränderungsraten gelten für das Szenario eines verschärften Klimaschutzes (Klimaszenario), so wie er von der Bundesregierung in ihrem neuen Energie- und Umweltprogramm beschlossen wurde (siehe Einleitung). Die damit gleichzeitig vorgezeichnete Entwicklung der Bruttowertschöpfungsanteile für die einzelnen Branchen ist durch entsprechende Pfeile angedeutet. Dabei ist in Anlehnung an das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) unterstellt, dass die verstärkten Klimaschutzmaßnahmen des Energieprogramms der
Bundesregierung bis zum Jahr 2020 zu volkswirtschaftlichen Wachstumsverlusten von jahresdurchschnittlich etwas mehr als 0,1 Prozentpunkten führen. Allerdings kommt es nach Angaben
des DIW aber nur zu einer Emissionsminderung von 32% gegenüber dem Jahr 1990.
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3. Auswirkungen des Klimawandels auf ausgewählte Branchen in
Deutschland
In diesem Kapitel konzentrieren wir uns auf diejenigen der in den Tabellen ausgewiesenen Branchen, denen beim Thema „Klimaschutz“ eine wichtige Rolle zufällt. Dies sind zum Teil Wirtschaftszweige, welche die Umwelt in hohem Maße belasten und deshalb im Fokus der Klimaschutzpolitik
stehen (Energieversorgung, Verkehr, Fahrzeugbau, Bergbau, Mineralölversorgung). Daneben gibt
es aber auch Branchen, die von einem verschärften Klimaschutz profitieren (Bauwirtschaft, Erzeugung von Baustoffen, Recycling und Entsorgung, Elektrotechnik und Maschinenbau). Wie wird sich
die Bruttowertschöpfung der betrachteten Sektoren bis zum Jahr 2020 in einem „Klimaszenario“
mit verschärftem Klimaschutz gegenüber dem Basisszenario ohne verschärfte Klimaschutzpolitik
voraussichtlich entwickeln?
3.1 Energieversorgung vor schwierigen Herausforderungen
Der Sektor Energieversorgung ist mit einem Anteil von 37% bei weitem der größte Emittent von
Treibhausgasen in Deutschland. Im Zeitraum von 1990 bis 1999 konnten die Unternehmen der
Energieversorgung ihre Emissionen um insgesamt 16% reduzieren. Seitdem war aber wieder ein
Anstieg von 5% bzw. über 30 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalent zu beobachten. Zurückzuführen ist dies vor allem auf die Mängel des EU-Emissionshandelssystems. Die Verschmutzungsrechte waren zu üppig bemessen und wurden zudem kostenlos zugeteilt. Die Energieerzeuger erhielten zuletzt Emissionsrechte für 11 Millionen Tonnen mehr Kohlendioxid als sie tatsächlich benötigten. Somit war der Anreiz, in Klimaschutzmaßnahmen zu investieren, relativ gering. Im Gegenteil: Die Einpreisung des Marktwertes der Emissionsrechte in den Strompreis sorgte bei den
Stromversorgern für zusätzliche Gewinne. Der Verband der industriellen Energie- und Kraftwirtschaft beziffert diese "Windfall Profits" auf über 5 Mrd. EUR pro Jahr.
Der Energiesektor nimmt bei all unseren Indikatoren zur Ermittlung des Anpassungsdrucks bei verschärftem Klimaschutz die führende Position ein. Gleichzeitig konnte die Branche bei der Bewertung der Anpassungsfähigkeit an verschärften Klimaschutz kaum punkten. Insgesamt nimmt damit
die Energieversorgung neben dem Bergbau in unserer Gesamtbewertung die Spitzenposition im
Hinblick auf die Klimabetroffenheit ein.
Vor diesem Hintergrund zeichnet sich künftig eine deutliche Verschärfung des Klimaschutzes im
Energiesektor ab. Strengere Auflagen im EU-Emissionshandel sind bereits beschlossene Sache.
Für die zweite Handelsphase 2008 bis 2012 erhalten Energiekonzerne und Industrie deutlich weniger Zertifikate als zuvor. Insgesamt hat die EU Deutschland einen Ausstoß von Treibhausgasen
von jährlich 453 Millionen Tonnen zugebilligt. Im Jahr 2006 lag der Ausstoß der am Emissionshandel beteiligten Sektoren bei 477 Millionen Tonnen. Knapp 10% der Zertifikate werden in der zweiten Handelsperiode nicht mehr kostenlos zugeteilt. Zunächst werden sie zum Marktpreis verkauft
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und dann ab 2010 versteigert. Die Zertifikate, die entgeltlich abgegeben werden, kommen dabei
nicht aus dem Topf der Industrie, sondern werden dem Kontingent der Energieerzeuger entnommen. Damit sinkt die Menge der ihnen kostenlos zugeteilten Zertifikate um insgesamt 17%.
Die Verknappung von Emissionszertifikaten ist nur ein erster Schritt, weitergehende Maßnahmen
sind abzusehen und auch notwendig. So ist der Energiesektor Schwerpunkt des Maßnahmenkatalogs der Bundesregierung (Acht-Punkte-Plan). Mehr als die Hälfte des dort genannten Einsparvolumens soll der Energiesektor tragen.
Grafik 2
Bruttostromerzeugung in Deutschland
- Anteile der Energieträger in Prozent (2006) Erdgas 11,5 %
Braunkohle 24 %
Heizöl 2 %
Windkraft 5 %
Wasserkraft 3,5 %
Sonstige 6,5 %
Kernenergie 26 %
Steinkohle 21,5 %
Quelle: Statistisches Bundesamt.
Langfristig sinkende Wertschöpfung bei verschärftem Klimaschutz
In Deutschland ist langfristig auch ohne verschärften Klimaschutz mit einem kaum mehr als stagnierenden Stromverbrauch zu rechnen. Die Verbesserung der Energieeffizienz in der Produktion,
der Bedeutungsverlust energieintensiver Branchen, Einsparmaßnahmen im Wärmebereich und ein
generell bewussteres Verbraucherverhalten überlagern den zu erwartenden Verbrauchszuwachs,
der durch den steigenden Ausstattungsgrad mit elektrischen Geräten, durch die Entwicklung neuer
elektrizitätsgebundener Anwendungsmöglichkeiten und durch das Wirtschaftswachstum hervorgerufen wird. Die Nachfrage nach Erdgas wächst im Basisszenario dagegen deutlich, bis zum Jahr
2020 erwarten wir einen Anstieg um rund 30%. Wichtigste Ursachen dafür sind das weitere Vor-
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dringen von Erdgas im Wärmemarkt, die verstärkte Umstellung der Industrie auf Gas, vor allem
aber deutliche Absatzzuwächse im Kraftwerksbereich.
Wir erwarten deshalb insgesamt selbst in unserem Basisszenario – hier treffen wir die Annahme,
dass die Politik keinen verschärften Klimaschutz betreibt – bis zum Jahr 2020 nur noch eine jahresdurchschnittliche Steigerung der realen Bruttowertschöpfung in der Energieversorgung von etwa 0,5%. Dieser Zuwachs liegt bereits deutlich unter dem Trendwachstum der deutschen Wirtschaft von real etwa 1,8%.
In dem von uns für wahrscheinlich erachteten Szenario eines verschärften Klimaschutzes wird der
Stromverbrauch in Deutschland im langfristigen Durchschnitt sinken. Denn ohne eine massive
Steigerung der Stromeffizienz sind die anvisierten Einsparziele von Kohlendioxid nicht zu erreichen. Dies dämpft zwangsläufig die Wachstumsaussichten der Stromversorger, auf die gut 80%
der Umsätze des Sektors Energieversorgung entfallen.
Unterstützt werden die Bestrebungen zur Steigerung der Stromeffizienz durch voraussichtlich steigende Strompreise. So dürften die Verschmutzungsrechte vermutlich immer teurer werden: Zum
einen durch die stetige Verknappung des Angebots und zum anderen durch die ab 2013 geplante
vollständige Versteigerung der Zertifikate. Auch Investitionen in modernere, kohlendioxidärmere
Kraftwerke verteuern den Strompreis tendenziell. Außerdem ist zu erwarten, dass der massive
Ausbau der erneuerbaren Energien weiterhin mit hohen Subventionen einhergeht. Auch diese Kosten werden nach bisheriger Förderpolitik (Erneuerbare-Energien-Gesetz) von den Stromverbrauchern zu tragen sein. Hinzu kommt die allgemeine Verteuerung der Brennstoffkosten (Gas, Kohle).
Im „Klimaszenario“ ist unterstellt, dass die durch verschärften Klimaschutz verursachten Preissteigerungen trotz des künftig stärkeren Wettbewerbs im Energiesektor von den Stromversorgern an
ihre Kunden weitergegeben werden können. Mittelfristig ist zu erwarten, dass mit dem Ausstieg
aus der Atomenergie die Klimaziele in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern
nur unter höheren Kosten zu erreichen sind. Dies dürfte den Strompreis in Deutschland überproportional erhöhen. Zusammen mit einer Intensivierung des Wettbewerbs im europäischen Strommarkt, den die EU-Kommission vorantreibt, dürften deshalb die Stromimporte auf Dauer steigen.
Dies wird die Produktion der heimischen Stromversorger zusätzlich dämpfen.
Auch die Gasversorgung – der zweitgrößte Bereich der Energieversorgung - wird Abstriche von ihren bislang überaus günstigen Wachstumsperspektiven machen müssen. Im Wärmemarkt wird der
Gasabsatz – trotz Ausweitung der zu beheizenden Wohnflächen und Marktanteilsgewinnen gegenüber dem Heizöl – kaum noch zunehmen. Die Gründe hierfür liegen in den verstärkten Bemühungen bei der energetischen Gebäudesanierung, in der Verschärfung der Effizienzanforderungen
bei Neubauten durch modernere Heizungsanlagen und in dem forcierten Einsatz von erneuerbareren Energien bei der Beheizung. Zudem sollen nach dem Klimaschutzprogramm der Bundesregierung zukünftig bis zu 10% des Erdgasverbrauchs durch Biogas ersetzt werden. Demgegenüber
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nimmt die Nachfrage nach Gas im Kraftwerksbereich bei verschärftem Klimaschutz stärker zu als
im Basisszenario. Insgesamt bleibt die Gasversorgung damit zwar auf Wachstumskurs, allerdings
mit einer geringeren Dynamik als im Basisszenario.
Zunehmen wird auch die Wertschöpfung im Bereich der Wärmeversorgung durch den notwendigen
Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung. So soll sich der Anteil von Strom aus Kraft-Wärme-KopplungsAnlagen nach dem Willen der Bundesregierung bis zum Jahr 2020 auf 25% verdoppeln. Doch die
Umsatzzuwächse in den Sparten Gasversorgung und Wärmeversorgung können angesichts der
geringen Bedeutung, die beide Sektoren an der gesamten Energieversorgung haben, nicht verhindern, dass die Wertschöpfung der Energieversorgung insgesamt zurückgeht. Im Klimaszenario
rechnen wir daher bis 2020 mit einem jahresdurchschnittlichen Rückgang der realen Bruttowertschöpfung des Sektors Energieversorgung um 0,5%.
Erneuerbare Energien und Erdgas gewinnen zu Lasten der Braunkohle
Wie wirkt sich nun eine verschärfte Klimaschutzpolitik auf die künftige Struktur der Energieträger
(Energiemix) in Deutschland aus? Klarer Gewinner sind in jedem Fall die erneuerbaren Energien.
Mit dem Beschluss der EU, den Anteil erneuerbarer Energien am Primärenergieverbrauch bis 2020
auf 20% (2006: 6,5%) festzuschreiben, ist deren verstärkter Einsatz bei der Stromerzeugung unabdingbar. Die Bundesregierung plant den Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung
von derzeit 12% bis zum Jahr 2020 auf 25 bis 30% mehr als zu verdoppeln. Der Bundesverband
Erneuerbare Energien hält sogar einen Anteil von 35% für erreichbar. Das Hauptaugenmerk dürfte
dabei auf dem weiteren Ausbau der Windenergie und der Verstromung von Biomasse liegen. Die
Nutzung von Wasserkraft dagegen lässt sich in Deutschland kaum noch steigern. Sonnenenergie
Grafik 3
Kohlendioxidemission bei der Stromerzeugung
- In Gramm je erzeugter Kilowattstunde -
B raunkohle
1153
S teinkohle
949
E rdgas
428
S olarz ellen
101
W asserkraft
40
Atomkraft
32
W indkraft
24
Quelle: Öko-Institut.
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und Geothermie haben ein sehr hohes Potenzial, sie stehen aber erst am Anfang ihrer Entwicklung
und sind von einer rentablen Nutzung noch weit entfernt. Sie werden zwar hohe Zuwachsraten erzielen, aber auch im Jahr 2020 nur einen geringen absoluten Beitrag zur Stromerzeugung leisten.
Auch der Einsatz von Erdgas bei der Stromerzeugung profitiert von einem verschärften Klimaschutz. Die Ziele bei der Reduktion von Treibhausgasen lassen sich nur erreichen, wenn Gaskraftwerke zunehmend Kohlekraftwerke ersetzen. Bleibt es bei dem Ausstieg aus der Kernenergie,
müssen massiv Gaskraftwerken gebaut werden. In diesem Fall müsste sich der Anteil von Erdgas
an der Stromerzeugung fast verdreifachen. Bei insgesamt geringerem Strombedarf bedeutet dies
mehr als eine Verdoppelung des Erdgaseinsatzes in der Stromerzeugung.
Eindeutiger Verlierer unter den Energieträgern wird die Kohle sein – trotz der derzeitigen Begünstigung beim Emissionshandel. Diese dürfte in der Handelsperiode ab 2012 entfallen. Betroffen davon ist mit der höchsten Kohlendioxid-Intensität in erster Linie die Braunkohle. Die Produktion von
Strom aus Braunkohle wird sich daher künftig erheblich verteuern. Allerdings hat die heimische
Braunkohle einen Preisvorteil gegenüber Steinkohle und Gas. Dieser Vorteil entfällt Schätzungen
zufolge erst bei einem Zertifikatepreis von 35 EUR je Tonne Kohlendioxid. Spätestens wenn dieser
Preis mittelfristig erreicht wird, stehen viele Investitionsentscheidungen für neue Braunkohlekraftwerke auf der Kippe. Die unsicheren Rahmenbedingungen beeinträchtigen aber bereits heute die
geplanten Investitionen.
Neue Chancen eröffnen sich für die Kohle, wenn es gelingt, bei der Kohleverstromung das Kohlendioxid abzuscheiden und unterirdisch zu lagern. Nach Einschätzung des Umweltbundesamtes ist
diese Technik aber erst ab 2020 für den kommerziellen Einsatz verfügbar. Sie ist zudem mit hohen
Kosten verbunden. Dazu kommt die zusätzliche Energie, die zur Abtrennung der Treibhausgase
notwendig ist, und der Transport in die unterirdischen Lagerstätten. Das Wuppertal-Institut rechnet
beim Einsatz der neuen Technik mit einer Erhöhung des Strompreises um 50 bis 70%.
Bei der Entwicklung der künftigen Struktur der Energieträger in Deutschland ist als Sondereffekt zu
berücksichtigen, dass Deutschland den Ausstieg aus der Kernenergie definitiv beschlossen hat. Im
Jahr 2021 wird nach der mit der Stromwirtschaft getroffenen Vereinbarung der letzte Meiler vom
Netz gehen. Die dadurch entstehende Lücke bei der Stromversorgung soll nach den Plänen der
Bundesregierung durch Einsparungen beim Stromverbrauch, dem verstärkten Einsatz von erneuerbaren Energien und dem Zubau von Gaskraftwerken geschlossen werden.
Allerdings wird im Regierungslager angesichts der gegenwärtig hohen Strompreise und der intensiven Klimaschutzdiskussion über eine Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke nachgedacht. In
diesem Fall würde sich die Struktur der Energieträger für die Stromerzeugung weniger stark verschieben. Würden die Laufzeiten der Kernkraftwerke verlängert, könnte die Branche nach Angaben
der Kraftwerksbetreiber zudem Investitionen in Höhe von bis zu 10 Mrd. EUR einsparen. Damit wäre Zeit gewonnen, um den Kraftwerkspark bei einer in der Zwischenzeit gestiegenen Wettbewerbs12
fähigkeit erneuerbarer Energien schneller auf klimafreundliche Strukturen umzustellen. Unter den
gegenwärtigen Rahmenbedingungen erfolgen Ersatzinvestitionen dagegen vorwiegend in Kohleund Gaskraftwerke. Die deutsche Kraftwerksstruktur ist damit über Jahrzehnte hinaus auf diese
klimaschädlichen Energieträger fixiert.
Erhöhtes Investitionsrisiko für Kraftwerksbetreiber
Alles in allem steht die deutsche Elektrizitätswirtschaft in den nächsten Jahren vor einer schwierigen Herausforderung. Die Branche ist sehr kapitalintensiv und kalkuliert üblicherweise mit Investitionszyklen von 30 bis 40 Jahren. Angesichts der gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen hat sich das Investitionsrisiko dramatisch erhöht. In den nächsten Jahren steht die
Stromwirtschaft vor einem neuen Investitionszyklus. Für den Ersatz stillzulegender Atomkraftwerke
und der Erneuerung veralteter Kohlekraftwerke sind bis zum Jahr 2020 Investitionen in der Größenordnung von 68 bis 100 Milliarden EUR notwendig, je nachdem welche Energieträger zum
Einsatz kommen. Die künftige Kraftwerksstruktur in Deutschland ist aufgrund der vielfältigen Einflussfaktoren und des nicht vorhersehbaren technischen Fortschritts kaum seriös vorherzusagen.
Einen Königsweg bei der Erneuerung des Kraftwerksparks gibt es nicht, alle Optionen für die Stromerzeugung sind weiter zu verfolgen, zumal neben dem Ziel einer möglichst klimaneutralen Elektrizitätsversorgung auch Aspekte der Effizienz und der Versorgungssicherheit zu berücksichtigen
sind.
3.2 Land- und Forstwirtschaft schädigt und schützt zugleich das Klima
Die Land- und Forstwirtschaft wird in dreifacher Hinsicht von dem Thema Klimawandel tangiert.
Erstens ist sie direkt betroffen von den zu erwartenden Änderungen des Klimas. Denn langfristig
führt der Temperaturanstieg dazu, dass die Winter wärmer und feuchter werden und die Sommer
heißer und trockener. Die Gefahr von Dürren und Waldbränden steigt infolgedessen. Auch der
Schädlingsbefall bei Feldfrüchten und Obst nimmt zu. In der Forstwirtschaft ist eine noch stärkere
Verbreitung des vor allem die Fichtenbestände bedrohenden Borkenkäfers zu befürchten. Schätzungen zufolge könnten in der Land- und Forstwirtschaft durch den Klimawandel in den nächsten
50 Jahren Schäden in Höhe von bis zu 3 Mrd. EUR entstehen. Zweitens beeinflusst die Land- und
Forstwirtschaft aber auch selbst das Klimageschehen, denn sie steuert rund 7½% zur Emission
von Treibhausgasen in Deutschland bei. Insbesondere bei der Viehhaltung wird Methan freigesetzt
– ein Gas, das um ein Vielfaches schädlicher ist als Kohlendioxid. Drittens ruhen aber auch große
Hoffnungen auf der Land- und Forstwirtschaft, dass sie einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung
des Klimaproblems leisten kann. Denn Wälder, Böden, Pflanzen und bestimmte Mikroorganismen
(so genannte Kohlendioxid-Senken) sind in der Lage, der Atmosphäre Kohlendioxid zu entziehen
und es in ihrer Biomasse zu speichern. Außerdem kann die Land- und Forstwirtschaft durch Bereitstellung kohlendioxidneutraler Energieträger (Biomasse) Kohlendioxid-Emissionen vermindern,
indem fossile Rohstoffe ersetzt werden.
13
Wenn also Aussagen zur Klimarelevanz von Land- und Forstwirtschaft getroffen werden sollen,
müssen einerseits ihre klimaschädigende Wirkung (Emission von Treibhausgasen) und andererseits ihre klimaschützende Wirkung (Ersatz fossiler Energieträger durch Biomasse) gegenseitig
abgewogen werden.
Landwirtschaft: Klimawandel führt zu steigenden Preisen für Agrarprodukte
In der Landwirtschaft verändert der Klimawandel die wirtschaftlichen und ökologischen Rahmenbedingungen deutlich. Er schafft zusätzliche Chancen, aber natürlich auch Risiken. Der zu erwartende Temperaturanstieg und die Zunahme der jährlichen Niederschlagsmengen verbessern
grundsätzlich die Produktionsbedingungen. Die Vegetationsperiode verlängert sich und das Pflanzenwachstum wird gefördert. Getreide und andere Feldfrüchte bringen mehr Ertrag und der Wald
liefert größere Holzmengen. Gleichzeitig ermöglicht der Klimawandel die Kultivierung neuer Pflanzen.
Die Risiken liegen in einer Zunahme extremer Klimaereignisse. Stürme und Schlagregen sowie
Hitze- und Trockenperioden dürften zunehmen. Derart extreme Wetterereignisse führen zu Ernteausfällen, die in der Kosten-Nutzen-Rechnung der Landwirte immer stärker zu Buche schlagen.
Deshalb sind größere Schwankungen bei den Ernteerträgen sehr wahrscheinlich. In welchem
Ausmaß die landwirtschaftlichen Erträge durch den Klimawandel beeinflusst werden, ist stark von
der Fruchtart und der Wasserversorgung abhängig. So ist vor allem in trockenen Gebieten Ostund Südwestdeutschlands eine vermehrte Gefährdung landwirtschaftlicher Erträge zu erwarten.
Außerdem besteht für die Landwirte weniger Planungssicherheit, da die Witterungsbedingungen
von Jahr zu Jahr stärkeren Schwankungen unterliegen. Die zunehmende Trockenheit erfordert
auch einige Anpassungsmaßnahmen in der Feldbewirtschaftung. Durch eine Umnutzung der Böden kann Weizen zum Teil durch Getreide wie Hirse und Mais ersetzt werden, die höhere Temperaturen vertragen. Um Trockenperioden zu überbrücken, müssen künftig immer mehr Äcker bewässert werden.
Es ist absehbar, dass im Zuge des Klimawandels die Preise für Agrarprodukte tendenziell steigen
werden. Ein Grund dafür ist, dass die Bewässerungslandwirtschaft massiv an Bedeutung gewinnen
wird. Die hierfür notwendigen umfangreichen Investitionen verteuern landwirtschaftliche Erzeugnisse. Außerdem führt der vermehrte Wasserverbrauch in der Landwirtschaft zu einem Nutzungskonflikt der knappen Ressource Wasser. Ein weiterer Grund für steigende Agrarpreise ist der durch
den Klimawandel zu erwartende vermehrte Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln. Da die
Preissteigerungen auch Futterpflanzen betreffen, dürften Fleischerzeugnisse ebenfalls teurer werden.
Längerfristige Preiserhöhungen bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen sind nicht zuletzt durch die
zunehmende Bedeutung von Bioenergien vorgezeichnet. Die Verknappung fossiler Rohstoffe und
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klimapolitische Entscheidungen haben einen regelrechten Boom für Biomasse ausgelöst. Hierunter
versteht man ganz allgemein die Gesamtheit der in einem Lebensraum vorkommenden organischen Substanz. Zu unterscheiden ist dabei zwischen schon vorhandenen Rückständen, Nebenprodukten und Abfällen (z.B. Rest- und Abfallholz, Stroh oder organische Abfälle aus Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe) und eigens für die energetische Nutzung angebauten Energiepflanzen (nachwachsende Rohstoffe). Beide Arten von Biomasse lassen sich auf sehr unterschiedliche
Weise aufbereiten und in feste, flüssige oder gasförmige Veredelungsprodukte (Bioenergie) umwandeln. Die Möglichkeiten der energetischen Nutzung von Biomasse sind damit im Gegensatz zu
anderen erneuerbaren Energien besonders vielfältig: Sie eignet sich nicht nur zur Erzeugung von
Strom und Wärme (feste Biomasse, Biogas), sondern auch zur Gewinnung von biogenen Kraftstoffen, die herkömmliche fossile Treibstoffe ersetzen können. Ein weiterer Vorteil von Biomasse und
daraus erzeugter Energieträger ist, dass die Energie aufgrund ihrer guten Lagerfähigkeit zeitlich
und räumlich flexibel bereitgestellt werden kann.
Seit der Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im Jahr 2004 investieren immer mehr
Landwirte in Biogasanlagen und bauen – mit staatlicher Unterstützung – nachwachsende Rohstoffe wie Raps, Mais oder Getreide an. Dies beschert den Landwirten zwar neue Einnahmequellen,
bringt aber auch neue Probleme mit sich. So ist das Potenzial nachwachsender Rohstoffe dadurch
begrenzt, dass landwirtschaftliche Produktionsflächen nicht uneingeschränkt zur Verfügung stehen.
Es besteht ein Nutzungskonflikt zwischen Pflanzen, die der Nahrungs- und Futtermittelproduktion
dienen, und solchen, die für die Energieerzeugung gedacht sind. Darüber hinaus darf der Anbau
von Biomasse nur im Einklang mit den Erfordernissen des Schutzes von Natur und Landschaft weiter ausgedehnt werden. Trotz dieser Einschränkungen ist in Deutschland bis zum Jahr 2030 eine
Ausweitung der landwirtschaftlichen Flächen zum Anbau von Biomasse von derzeit 1,6 Millionen
Hektar auf 3 bis 4 Millionen Hektar möglich. Damit lassen sich aber nur etwa 10% des Primärenergieverbrauchs decken. Da Biomasse also eine knappe Ressource ist, sollte sie möglichst wirksam
für den Klimaschutz eingesetzt werden.
Die Europäische Union plant den Anteil an erneuerbaren Energien am Primärenergieeinsatz bis
zum Jahr 2020 auf 20% zu erhöhen. Die Bundesregierung hat dieses Ziel dahin gehend konkretisiert, dass erneuerbare Energien bis 2020 einen Anteil von 14% bei der Erzeugung von Wärme,
17% bei Kraftstoffen und 27% bei Strom erlangen sollen. Um diese ambitionierten Ziele zu erreichen, muss der Einsatz von Biomasse, der innerhalb der erneuerbaren Energien mit 70% bereits
jetzt den höchsten Anteil hat, weiterhin stark steigen. Die wachsende Nachfrage wird dazu führen,
dass Biomasse knapper wird und sich die Preise dafür erhöhen. Deshalb könnten künftig Importe
an Bedeutung gewinnen, obwohl noch längst nicht alle Biomassepotenziale in Deutschland erschlossen sind.
Wenn Biomasse teurer wird, gefährdet dies die Wirtschaftlichkeit der industriellen und energetischen Verwertung. Auch aus diesem Grund gilt es, die verfügbaren Biomassen so einzusetzen,
dass daraus der größtmögliche Vorteil für den Klimaschutz erwächst. Dies ist mit dem eingeschla15
genen Weg zu einer möglichst hohen Beimischung von Biosprit in Kraftstoffen aber nicht gewährleistet. In letzter Zeit mehren sich kritische Stimmen, die auf die schlechte Energieeffizienz und
damit den geringen Beitrag der Biokraftstoffe zur Verminderung des Kohlendioxidausstoßes hinweisen. So hat der Sachverständigenrat für Umweltfragen kürzlich in einem Sondergutachten belegt, dass Biomasse in der Wärme- sowie gekoppelten Wärme- und Stromerzeugung bis zu dreimal effizienter und wesentlich kostengünstiger eingesetzt werden kann als bei der Erzeugung der
derzeit genutzten Biokraftstoffe Biodiesel und Bioethanol (Biokraftstoffe der ersten Generation).
Deshalb sollten Wärme und Strom bei der Förderung von Biomasse vor Biokraftstoffen den Vorzug
erhalten.
Forstwirtschaft: Verbesserte Absatzmöglichkeiten für Holz
Auch die Forstwirtschaft wird in Zukunft von der zunehmenden Bedeutung der staatlich geförderten
Bioenergien profitieren. In den letzten Jahren wurden angesichts der gestiegenen Öl- und Gaspreise viele Heizungsanlagen auf Holz umgestellt. Auftrieb erhielt die Verbrennung von Holz durch
technische Innovationen. Neben der traditionellen Stückholzbefeuerung (z.B. im offenen Kamin)
werden im häuslichen Bereich zunehmend die als besonders zukunftsträchtig geltenden innovativen Pelletheizungen eingesetzt. Die Nachfrage nach Holz ist infolgedessen erheblich gestiegen.
Zusätzliche Impulse kamen durch den erhöhten Holzbedarf der Industrie. Es besteht deshalb
schon seit mehreren Jahren ein Trend, mehr Rohholz einzuschlagen. Im Jahr 2005 lag in Deutschland der Holzeinschlag der Forstbetriebe mit fast 57 Millionen Kubikmetern um knapp 5% über dem
Vorjahresstand. Im Vergleich zum durchschnittlichen Einschlag der letzten 10 Jahre (41,3 Millionen
Kubikmeter) ist dies eine Steigerung um fast 38%. Vor dem Hintergrund des drohenden Klimawandels dürften sich die Absatzmöglichkeiten für Holz weiter verbessern. Allerdings ist bei nachhaltiger
Holzbewirtschaftung eine natürliche Begrenzung der Produktionskapazität durch das Pflanzenwachstum vorgegeben.
Da die Nachfrage nach Holz als Energieträger zunehmen wird und das Angebot (z.B. über Aufforstung brachliegender Flächen) nur langsam angepasst werden kann, zeichnen sich für die nächsten
Jahre weiter steigende Holzpreise ab. Selbst bei minderen Holzqualitäten (z.B. Sturmholz) ist ein
dramatischer Preisverfall wie in früheren Jahren kaum zu befürchten. Bereits in den letzten Jahren
haben in Deutschland die Preise für Brennholz aufgrund der gestiegenen Nachfrage angezogen.
Auch gegenüber der holzverarbeitenden Industrie wird die Forstwirtschaft höhere Preise durchsetzen können.
Den höheren Preisen auf der Verkaufsseite stehen allerdings steigende Kosten für Anpassungsmaßnahmen an die klimatischen Änderungen gegenüber, die sich in der Forstwirtschaft in den
nächsten Jahren bemerkbar machen werden. Neben einer Zunahme von Sturmschäden dürfte europaweit die Gefahr von Waldbränden steigen. Darüber hinaus erfordern die sich wandelnden klimatischen Bedingungen eine veränderte Bewirtschaftung von Wäldern. So ist der Anbau von
Baumsorten stärker an die jeweiligen Standortbedingungen (Niederschläge, Bodenbeschaffenheit,
16
Temperatur, Höhe) anzupassen. Auch Maßnahmen zur Bekämpfung von Baumschädlingen werden künftig eine größere Rolle spielen. Vielfach werden die Vorzüge von Mischwäldern betont, die
weniger anfällig gegenüber klimatischen Änderungen sind. Allerdings sind die Erntekosten bei
Mischwäldern höher als bei Monokulturen. Die Baumsorten Eiche und Buche gelten im Gegensatz
zur Fichte als relativ unempfindlich gegenüber Änderungen des Klimas. Infolgedessen dürfte die
Fichte in Deutschland an Bedeutung verlieren, da sie ein feuchtes und relativ kühles Klima bevorzugt.
Alles in allem werden sich nach unserer Einschätzung die von der Land- und Forstwirtschaft ausgehenden klimaschädigenden und klimaschützenden Auswirkungen weitgehend die Waage halten,
so dass das Gewicht dieses Wirtschaftszweigs an der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung
bis 2020 in etwa konstant bleiben wird.
3.3 Verkehr: Trotz verschärften Klimaschutzes weiterhin starkes Wachstum
Der Verkehrsektor trägt in hohem Maße zur Belastung der Umwelt bei. Zu den klimaschädlichen
Emissionen kommen vor allem Lärmbelastungen sowie der Verbrauch von Flächen und Ressourcen. In strenger statistischer Abgrenzung verursacht der Wirtschaftsbereich rund 5% der Treibhausgasemissionen in Deutschland. Erfasst ist dabei aber nur der gewerbliche Verkehr, also der
Straßengütertransport, der Schienenverkehr, die Binnenschifffahrt sowie der nationale See- und
Luftverkehr. Mit den Emissionen des Individualverkehrs (private Nutzung des Automobils), die dem
Haushaltssektor zugeordnet sind, und des Werkverkehrs, der in den jeweiligen Wirtschaftszweigen
erfasst wird, liegt der Anteil des Verkehrs an den Treibhausgasemissionen bei 20%. Davon entfallen 12% auf den Pkw-Verkehr, 7% auf den Lkw- und Omnibusverkehr und 1% auf den sonstigen
Verkehr.
Unberücksichtigt bleiben die Emissionen des grenzüberschreitenden Luft- und Seeverkehrs, da sie
gemäß internationaler Vereinbarungen nicht in die nationalen Emissionen einbezogen werden. Allerdings sind diese Sektoren im Hinblick auf das Weltklima keineswegs zu vernachlässigen, denn
der Weltluftverkehr und die internationale Seeschifffahrt sind jeweils für rund 3% der globalen Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich. Zudem emittieren Schiffe 10% des weltweiten Schwefeldioxids und bis zu einem Viertel der globalen Stickoxide.
Auch ohne den Individualverkehr und den internationalen Luft- und Seeverkehr gehört der Verkehrssektor zu den umweltschädlichsten Wirtschaftszweigen in Deutschland. Bei fast allen der für
unsere Messung der Umweltbelastung herangezogenen Indikatoren nimmt der Verkehr einen Spitzenplatz ein, bei den entlastenden oder positiven Kriterien liegt er dagegen unter dem Durchschnitt
aller Wirtschaftsbereiche. Da die Nachfrage nach Verkehrsleistungen in Zukunft noch deutlich steigen wird, verschärft sich das Umweltproblem. Allein für den internationalen Luftverkehr rechnet
17
man bis zum Jahr 2020 ohne Gegenmaßnahmen mit einer Zunahme des Anteils an den weltweiten
Kohlendioxid-Emissionen von 3 auf 6%.
Der gesamte Verkehrsbereich (einschließlich Individualverkehr und Werkverkehr) ist einer der wenigen Wirtschaftszweige in Deutschland, der seine Emissionen gegenüber 1990 noch gesteigert
hat. Der Straßenverkehr verzeichnete im Zeitraum 1990 bis 2004 einen Zuwachs der KohlendioxidEmissionen um 7%. Allerdings war nur bis 1999 ein Anstieg zu beobachten (plus 16%), seitdem
gehen die Emissionen zurück. Ohne diese Emissionsminderung im Straßenverkehr (minus 8% seit
1999) wäre die Kohlendioxid-Gesamtbilanz Deutschlands zwischen 1999 und 2004 sogar ins Negative gekippt. Der starke Anstieg von 1990 bis 1999 beruhte auf dem enormen Zuwachs des Verkehrsvolumens, ausgelöst durch den rapiden Anstieg der individuellen Mobilität der ostdeutschen
Bevölkerung, den zunehmenden Güterverkehr nach der Wiedervereinigung und den Anstieg der
Verkehrsströme durch die Öffnung Mittel- und Osteuropas. All dies hatte die Effizienzsteigerungen
im Verkehrssektor überkompensiert. Mit den geringeren Verkehrszuwächsen ab 1999 kamen dessen Effizienzsteigerungen zum Tragen, die zurückzuführen sind auf den sinkenden spezifischen
Kraftstoffverbrauch im Pkw-Bereich und die Verbesserung der organisatorischen Abläufe im Straßengüterverkehr. Auch der verstärkte Tanktourismus dürfte zu der zuletzt besseren KohlendioxidBilanz beigetragen haben. Denn tanken Deutsche im Ausland, schlägt sich dies in der Emissionsbilanz des Landes nieder, in dem der Treibstoff versteuert wird.
Verkehr im Fokus der Klimaschutzpolitik
In der Klimaschutzpolitik steht der Verkehr aufgrund seiner starken Umweltbeanspruchung ganz
oben auf der Agenda. Nach den Plänen der Bundesregierung sollen hier durch mehr Effizienz und
den stärkeren Einsatz erneuerbarer Energien bis 2020 rund 30 Millionen Jahrestonnen Kohlendioxid eingespart werden (Gesamtemissionen 2004: 171 Millionen Tonnen). Beispielsweise sollen
technische Verbesserungen (geringere Motorleistung, Leichtbauweise) und eine kraftstoffsparende
Fahrweise die spezifischen Kohlendioxid-Emissionen bei Pkw um bis zu 40% senken. Außerdem
ist vorgesehen, die Kohlendioxid-Grenzwerte für Pkw zu verschärfen, die Kraftfahrzeugsteuer am
Kohlendioxid-Ausstoß zu orientieren und den Einsatz von Biokraftstoffen zu erhöhen. Beabsichtigt
ist zudem, die Transportströme – insbesondere im Güterverkehr – stärker von der Straße auf die
Schiene oder auf Binnenschiffe zu verlagern. Die Effizienz des Güterverkehrs ist generell zu
verbessern. Dabei müssen logistische Abläufe optimiert und Engpässe an den Schnittstellen des
Verkehrs beseitigt werden. Die Politik plant zudem, die Wettbewerbsposition der Bahn zu stärken.
Konkrete Maßnahmen sind bereits für den Luftverkehr vorgeschlagen. Ab 2011 sollen Flüge innerhalb der EU in den Emissionshandel einbezogen werden und ein Jahr später auch sämtliche internationalen Füge von und nach Europa. Auch die Schifffahrt soll spätestens ab 2013 in den
Emissionshandel einbezogen werden.
Im Basisszenario unterstellen wir für den Verkehrssektor bis zum Jahr 2020 einen durchschnittlichen Anstieg der realen Bruttowertschöpfung von 2,2%. Dieser Zuwachs liegt deutlich über dem
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Trendwachstum der gesamten deutschen Wirtschaft. Die wesentlichen Impulse für dieses Wachstum kommen von der fortschreitenden nationalen und internationalen Arbeitsteilung, der Integration
der osteuropäischen Volkswirtschaften und den wachsenden Mobilitätsansprüchen der Bevölkerung.
Allerdings wird sich Mobilität in Zukunft durch verschärfte Klimaschutzpolitik verteuern. Zum einen
wird der Transport an sich kostenträchtiger, zum Beispiel über die Einführung einer KohlendioxidSteuer, über eine höhere Mineralölsteuer oder über die Einbindung einzelner Verkehrssektoren in
den Emissionshandel. Zum anderen wird das Transportmittel selbst aufgrund verbrauchssenkender Investitionen teurer. Im Ergebnis sinkt das Wachstum der Verkehrsleistung durch Einschränkung von Mobilität stärker als der von uns unterstellte moderate Rückgang des allgemeinen Wirtschaftswachstums durch verstärkten Klimaschutz.
Grafik 4
Güterverkehr in Deutschland
- Anteile der Landverkehrsträger in % (Tonnen in 2006) -
Eisenbahn 15 %
Binnenschiff 11 %
Straße (> 50 km) 70 %
Rohrleitungen 4 %
Quelle: BVU Beratergruppe Verkehr + Umwelt GmbH.
Umweltschonende Verkehrsträger gewinnen an Bedeutung
Veränderungen erwarten wir insbesondere bei der privaten Nutzung des Pkw. Einerseits werden
hier aus Kostengründen vermutlich Wege eingespart. Andererseits ist das Mobilitätsbedürfnis in
der Bevölkerung aber so ausgeprägt, dass sich diese Einsparungen auch angesichts des kurzen
Prognosezeitraums in Grenzen halten werden. Im Güterverkehr sind nennenswerte Einsparungen
von Verkehrswegen aufgrund der weiter voranschreitenden Arbeitsteilung noch schwieriger. Insge19
samt wird aber die Transportnachfrage durch Veränderungen in der Verkehrsträgerstruktur
(Modal Split) zunehmend umweltschonender bedient. Im Personenverkehr werden Fahrten im Pkw
durch umweltschonendere öffentliche Verkehrsmittel ersetzt, die sich weniger verteuern werden.
Im Güterverkehr findet eine Verlagerung von der Straße auf die Schiene und das Binnenschiff statt.
Im einzelnen zeichnen sich bei den Verkehrsträgern folgende Entwicklungen ab:
Eindeutiger Verlierer einer verschärften Klimapolitik ist der Straßenverkehr, der eine der schlechtesten Umweltbilanzen aufweist und entsprechend teurer wird. Verlagerungen im Personen- und
Güterverkehr hin zu anderen Verkehrsträgern und die allgemein geringere Verkehrsnachfrage führen zu spürbaren Wachstumsverlusten. Mit der geringeren Nutzung des Automobils wird auch das
Wachstum bei den Herstellern (einschließlich Zulieferern), bei Tankstellen, im Handel, bei den
Werkstätten und den Kfz-Versicherungen beeinträchtigt.
Kaum Auswirkungen eines verschärften Klimaschutzes sind dagegen auf das Wachstum der Seeschifffahrt zu erwarten. Zwar verteuert sich der Schiffstransport ebenfalls. Mit Verkehrsverlagerungen ist aber nicht zu rechnen, da auch die anderen Verkehrsträger belastet werden und es im
interkontinentalen Warenverkehr – 95% entfallen hier auf die Seeschifffahrt – ohnehin kaum Ausweichmöglichkeiten gibt. Die deutschen Reeder sehen die Klimadebatte deshalb mit Gelassenheit,
zumal ihre Flotte zu den weltweit modernsten und umweltfreundlichsten gehört und damit eher
Wettbewerbsvorteile entstehen würden. Allerdings nur, wenn es zu einer international abgestimmten Klimastrategie kommt.
Auch für den Luftverkehr erwarten wir keine nennenswerten negativen Auswirkungen. Zwar ist
dieser Bereich besonders umweltschädlich und dürfte entsprechend höhere Kosten zu tragen haben. Allerdings führte das Aufkommen der Billigflieger und die damit einhergehende verbraucherfreundliche Preisentwicklung dazu, dass die Konkurrenzposition zumindest auf den internationalen
Strecken relativ unangefochten ist. Inzwischen werden Überlegungen angestellt, das Billigkonzept
auch auf der Langstrecke zu etablieren, was zu einem weiteren deutlichen Preisrückgang führen
würde. Bei Einbeziehen des Luftverkehrs in den Emissionshandel würde der Preisaufschlag eines
Retourtickets nach Angaben der EU-Kommission im Jahr 2020 bei schätzungsweise 4,60 bis 39,60
EUR liegen. Das sind Größenordnungen, in denen sich derzeit die Kerosinzuschläge der Luftfahrtgesellschaften bewegen, die das Wachstum des Luftverkehrs in letzter Zeit kaum begrenzt haben.
Alles in allem dürfte eine Verteuerung des Luftverkehrs durch erhöhte Umweltkosten kaum zu wesentlichen Verkehrsverlagerungen führen.
Gewinner einer verschärften Klimapolitik ist der Schienenverkehr, der sowohl beim Personenverkehr als auch im Güterverkehr Marktanteile gewinnen dürfte. Eine Autofahrt verursacht rund drei
mal so hohe externe Kosten wie eine Fahrt mit dem Zug, beim Flugzeug liegen sie etwa doppelt so
hoch. Mit umweltbedingten Zuwächsen kann auch der Öffentliche Personennahverkehr rechnen.
Gerade in Ballungsgebieten, wo er bereits jetzt konkurrenzfähig ist, sollte es zu spürbaren Verkehrsverlagerungen kommen.
20
Auch die Binnenschifffahrt dürfte von Verkehrsverlagerungen profitieren, allerdings in einem eher
bescheidenen Maße. Sie ist auf den Transport von Massengütern über lange Strecken spezialisiert. Der Güterstrukturwandel unserer Volkswirtschaft verlangt aber andere Konzepte. Aufgrund
der hohen Witterungsanfälligkeit ist sie zudem für logistische Gesamtkonzepte weniger geeignet.
Grafik 5
Personenverkehr in Deutschland
- Anteile der Landverkehrsträger in % (Fahrten in 2006) -
Bus/U-Bahn/Straßenbahn 14 %
Eisenbahn 3 %
Individualverkehr 83 %
Quelle: BVU Beratergruppe Verkehr + Umwelt GmbH.
Alles in allem erwarten wir im Sektor Verkehr bei einer verschärften Klimaschutzpolitik folgende
Entwicklungen. Zunächst einmal wird die Nachfrage nach Verkehrsleistungen aufgrund des
durch Klimaschutzmaßnahmen verminderten gesamtwirtschaftlichen Trendwachstums entsprechend gedämpft. Darüber hinaus wird durch die überproportionale Verteuerung von Verkehrsleistungen die Mobilität eingeschränkt. Dies gilt vor allem für die private Nutzung des Autos. Da jedoch der Individualverkehr im Verkehrssektor statistisch nicht erfasst wird (siehe dazu auch die
Ausführungen im Abschnitt „Fahrzeugbau“), hat dies keine Auswirkungen auf die Wertschöpfung.
Im Gegenteil: Durch Verkehrsverlagerungen auf die Bahn oder den öffentlichen Personennahverkehr ergeben sich zusätzliche Wachstumseffekte, welche die negativen Einflüsse einer Einschränkung der Mobilität und eines schwächeren Wirtschaftswachstums überkompensieren dürften. Im
Güterverkehr kommt es allerdings zu Wachstumseinbußen. Die Möglichkeiten, Transportnachfrage
einzusparen, sind aber eng begrenzt. Im übrigen erwarten wir eine Verlagerung des Werkverkehrs
hin zum gewerblichen Verkehr, sodass sich auch im Güterverkehr Wertschöpfungsgewinne ergeben. Die jüngsten Kostensteigerungen im Straßentransport (Lkw-Maut, Kraftstoffpreise) hatten be21
reits viele Unternehmen veranlasst, ihren Werkverkehr verstärkt auf den gewerblichen Güterverkehr zu verlagern.
Verkehrsdienstleistungen werden deshalb insgesamt weiterhin stärker wachsen als die Gesamtwirtschaft und gegenüber dem Basisszenario auch nur leicht zurückgehen. Trotz der hohen Klimabelastungen erwarten wir für den Verkehrssektor ein jahresdurchschnittlichen Wachstum der realen Bruttowertschöpfung von etwa 2% (statt 2,2% im Basisszenario). Die Branche kann damit
selbst bei verstärktem Klimaschutz ihren Anteil an der Bruttowertschöpfung in Deutschland
bis zum Jahr 2020 fast halten. Der Verkehr wird damit seine Klimaziele nicht über ein schwächeres Wachstum oder einen Rückgang der Mobilität erreichen, sondern in erster Linie durch höhere
Effizienz bei den organisatorischen Abläufen, einen bedarfsgerechteren Ausbau der Infrastruktur,
technisch bedingte Verbrauchsreduzierungen und durch einen umweltschonenderen Einsatz der
Verkehrsmittel. Um Letzteres zu erreichen, wird sich die Struktur der Verkehrsträger ändern.
3.4 Fahrzeugbau: Autohersteller unter Handlungsdruck
Der Fahrzeugbau belastet die Umwelt – allein im Hinblick auf den reinen Produktionsprozess der
Branche – im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen nur unterdurchschnittlich (siehe Tabelle 2).
Nur 0,5% der direkten deutschen Treibhausgasemissionen entfielen zuletzt auf den Fahrzeugbau.
Bezieht man aber das Produkt mit ein, also die Nutzung des Autos oder des Flugzeuges, verändert sich das Bild drastisch. Der Anteil des Verkehrssektors an den deutschen Kohlendioxidemissionen liegt derzeit bei etwa 20%, der größte Teil davon entfällt auf den Straßenverkehr (19%). In
unserer Bewertung des Anpassungsdrucks bei einer verschärften Klimaschutzpolitik liegt die Branche dadurch im Industriedurchschnitt. Bei den Fähigkeiten zur Anpassung an verschärften Klimaschutz sticht aber die hohe Innovationsfähigkeit der Branche hervor. Dies stimmt zuversichtlich,
dass der Fahrzeugbau die hohen Anforderungen, die durch verstärkten Klimaschutz auf ihn zukommen, meistern kann. Trotzdem wird der Wirtschaftszweig bei verschärftem Klimaschutz durch
eine verminderte Mobilität und die damit verbundene geringere Nachfrage nach Fahrzeugen getroffen. Einschränkungen erwarten wir insbesondere bei der privaten Nutzung des Pkw. Durch die
wahrscheinlich überdurchschnittliche Verteuerung des Autofahrens wird es zu Verkehrsverlagerungen und Einsparungen von Wegen kommen. Die Nachfrage nach Lastkraftwagen wird beeinträchtigt durch geringere Fahrleistungen der Transportwirtschaft, Verkehrsverlagerungen hin zu
umweltverträglicheren Verkehrsträgern und Effizienzsteigerungen im Speditionsgewerbe (Abbau
von Leerfahrten, besseres Flottenmanagement).
Autopreise werden deutlich steigen
Da über 85% der Wertschöpfung im Fahrzeugbau auf den Kraftwagenbau und dessen Zulieferer
entfallen, konzentrieren wir uns im Folgenden in erster Linie auf diesen Bereich. Die europäischen
Autohersteller hatten sich 1998 freiwillig verpflichtet, den durchschnittlichen Ausstoß ihrer Fahr22
zeuge von damals über 180 Gramm Kohlendioxid je Kilometer bis 2008 auf 140 Gramm zu senken.
Gemessen wird dieser Wert im Flottendurchschnitt aller abgesetzten Personenwagen im Modellangebot eines Herstellers. Zuletzt lag der Wert in Europa aber noch bei über 160 Gramm, so dass
das selbst gesetzte Ziel nicht mehr zu erreichen ist. Vor allem die deutschen Hersteller, die in der
Vergangenheit im Premiumbereich, also bei Autos mit besonders hohem Benzinverbrauch, große
Wettbewerbserfolge erzielten, liegen mit ihrer Modellpalette zum Teil deutlich über dem angestrebten Wert. Deshalb hat die EU-Kommission beschlossen, die europäischen Autohersteller gesetzlich zu verpflichten, den derzeitigen Wert von 160 Gramm bis zum Jahr 2012 auf 130
Gramm zu senken (bis 2020 soll sich dieser Wert weiter auf 95 Gramm vermindern, was allerdings noch nicht festgelegt ist). Eine weitere Reduzierung um 10 Gramm soll durch verstärkten
Einsatz von Biokraftstoffen und durch zusätzliche Maßnahmen wie umweltfreundlichere Klimaanlagen oder einen optimierten Reifenwiderstand erreicht werden.
Die konkrete Ausgestaltung des Gesetzes ist derzeit noch offen. Dabei geht es insbesondere um
die für deutsche Hersteller entscheidende Frage, ob bei den künftigen Richtwerten nach Fahrzeugsegmenten differenziert wird oder ob es sich um einen Einheitswert handelt, den jeder Hersteller unabhängig von seiner Modellpalette erreichen muss. Wir unterstellen in unserem Klimaszenario eine Differenzierung nach Fahrzeugsegmenten oder nach Gewichtsklassen. Wird dagegen ein Einheitswert vorgeschrieben, würde die deutsche Autoindustrie massiv belastet. Ein Oberklassewagen würde um bis zu 6.000 EUR teurer – mit der Folge, dass die Wertschöpfung aufgrund
der zu erwartenden rückläufigen Nachfrage drastisch sinken würde. Aber selbst bei einer für die
deutschen Autoproduzenten günstigeren Staffelung nach Segmenten kommen auf die Branche
überdurchschnittlich hohe Lasten zu. In diesem Fall ist davon auszugehen, dass die deutschen
Hersteller im Durchschnitt ihrer Modellpalette Einsparungen beim spezifischen Kraftstoffverbrauch
von mindestens 25% bis 2012 erreichen müssen (20% für alle europäischen Hersteller).
Die Unternehmen der Automobilindustrie stehen damit in den nächsten fünf Jahren vor extrem
schwierigen Herausforderungen. Im Zeitraum von 1990 bis 2005 konnte die Branche den je kW
Motorleistung erforderlichen Kraftstoffverbrauch bereits um 36% senken. Dies zeigt, wie schwierig
es sein wird, eine weitere Reduktion um 25% in nur 5 Jahren zu erzielen. Ohne Milliardeninvestitionen wird dies nicht zu bewältigen sein. Der Preis eines Autos wird sich deshalb deutlich erhöhen.
Durch die neuen umweltpolitischen Auflagen hat sich das Risiko für die deutsche Automobilindustrie klar erhöht. Doch die deutliche Senkung des spezifischen Kraftstoffverbrauchs ist vor dem Hintergrund hoher und wahrscheinlich noch steigender Ölpreise ohnehin erstrebenswert. Ohne diese
Verbrauchsreduzierung droht den Herstellern ein herber Verlust an Wettbewerbsfähigkeit.
Bestes Beispiel dafür ist der US-Markt. Hier büßten die großen amerikanischen Automobilkonzerne
General Motors, Ford und Chrysler zuletzt Marktanteile ein, weil ihre „spritfressenden“ Geländewagen, Vans und Pick-Up-Trucks durch die steigenden Benzinpreise in der Gunst der amerikanischen
Verbraucher an Attraktivität verloren haben. Große Erfolge erzielten dagegen die asiatischen Modelle mit geringerem Benzinverbrauch.
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Wertschöpfung im Klimaszenario unverändert
Insgesamt erwarten wir für den Fahrzeugbau folgende Entwicklung: Im Basisszenario erhöht sich
die reale Bruttowertschöpfung bis zum Jahr 2020 jahresdurchschnittlich um etwas über 2% und
damit stärker als bei der gesamten deutschen Wirtschaft. Die Wachstumsimpulse kommen dabei
vor allem aus den Regionen Asien, Lateinamerika und Osteuropa, wo noch ein hoher Bedarf an
Automobilen besteht. Der Schiffbau und der Luftfahrzeugbau profitieren von der weltweit hohen
Mobilitätsnachfrage im Personen- und im Güterverkehr.
Im Szenario mit verschärftem Klimaschutz wird sich unserer Einschätzung nach das Trendwachstum zumindest in der Automobilindustrie bis 2020 abschwächen. Der Bedarf an neuen Personen- und Lastkraftwagen geht gegenüber dem Basisszenario zurück. Dem wirkt allerdings eine
höhere Wertschöpfung aufgrund des vermehrten Einsatzes von verbrauchssparenden Fahrzeugen
entgegen. Ein Großteil der zusätzlichen Investitionen zum Beispiel in verbrauchsärmere Motorentechnik oder Verbesserungen im Getriebebereich entfällt zudem auf die Zulieferindustrie und erhöht dort die Wertschöpfung. Durch die zu erwartende Veränderung der Verkehrsträgerstruktur hin
zu weniger klimaschädlichen Verkehrsträgern wird außerdem die Wertschöpfung in der Bahnindustrie, im Binnenschiffsbau, beim Bau von Nahverkehrsfahrzeugen und bei Omnibussen steigen.
Im Seeschiffsbau und im Luftfahrzeugbau erwarten wir keine nennenswerten Veränderungen gegenüber dem Basisszenario. Alles in allem dürfte der durchschnittliche jährliche Zuwachs der realen Bruttowertschöpfung im gesamten Fahrzeugbau im Klimaszenario dadurch in etwa gleich
bleiben, damit kann der Fahrzeugbau sogar leicht Wertschöpfungsanteile hinzugewinnen.
3.5 Bergbau mit sinkender Produktion
Der Bergbau gehört nach unserem Bewertungsschema zu den Branchen mit der höchsten Umweltbetroffenheit, da die Aktivitäten dieser Branche generell stark umweltbelastend wirken. So fällt
die Energieintensität weit überdurchschnittlich aus, auch wenn diesbezüglich in der Vergangenheit
deutliche Fortschritte erzielt wurden. Gleichzeitig ist die Emissionsintensität in Bezug auf Treibhausgase nach wie vor sehr hoch und auch der Trinkwasserverbrauch übersteigt deutlich das Niveau der meisten anderen Branchen.
Der Abbauprozess stellt einen direkten Eingriff in natürliche Lebensräume dar. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass Abbaugenehmigungen für neue Lagerstätten oder zur Ausweitung
der Exploration bereits vorhandener Lagerstätten mit Blick auf Umweltaspekte immer restriktiver
vergeben werden. Mehr und mehr Landstriche werden zu Naturschutzgebieten oder sogar Bioreservaten erklärt, die besonderen Schutzfunktionen unterliegen. Zudem tangiert auch die Verschärfung der Renaturierungsvorschriften die Branche, indem sie die Gewinnung und Produktion
von Bergbauprodukten nachträglich verteuert. Da aber nur eine geringe Wettbewerbsfähigkeit und
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ein unterdurchschnittliches Innovationspotenzial gegeben sind, lassen sich die genannten negativen Einflüsse nicht kompensieren. Von verstärkten Umweltschutzmaßnahmen profitiert die Branche insgesamt kaum. Ausgenommen hiervon ist im Wesentlichen nur der Abbau von Steinen und
Erden für den Baubereich, der durch den engen Bezug zum Bau mit zusätzlichen Impulsen wie
zum Beispiel aus dem Wärmedämm- oder Überschwemmungsschutz rechnen kann.
Am stärksten werden die negativen Auswirkungen im Bergbau bei Energieträgern zu spüren sein.
Die Wertschöpfung wird hier deutlich zurückgehen. Allerdings ist dies nicht allein auf verstärkte
Umweltschutzmaßnahmen zurückzuführen, auch im Basisszenario ist ein spürbarer Rückgang zu
erwarten. So sollen die Subventionen im Steinkohlenbergbau im Jahr 2018 eingestellt werden.
Dann ist die heimische Steinkohle gegenüber der deutlich günstigeren Importsteinkohle nicht mehr
wettbewerbsfähig. Auch die Erdöl- und Erdgasgewinnung in Deutschland wird unabhängig von
Klimaschutzmaßnahmen an Bedeutung verlieren. Die konventionelle Ölförderung dürfte bis 2020
auslaufen. Dies ist eine Folge der fortschreitenden natürlichen Erschöpfung der betriebenen inländischen Lagerstätten, die zum Teil schon seit Jahrzehnten ausgebeutet werden. Auch die unzureichende Wirtschaftlichkeit bei der Förderung vieler Ölvorkommen steht einer höheren Produktion
entgegen.
Bessere Aussichten bestehen bei Erdgas: So könnte die heimische Erdgasförderindustrie ihren
derzeitigen Beitrag am deutschen Verbrauchsniveau noch in den nächsten 30 Jahren halten. Voraussetzung dafür sind aber verstärkte Anstrengungen der Förderindustrie zur Entwicklung neuer
Techniken oder zur Weiterentwicklung bereits vorhandenen Know-hows. Die Erschließung dieser
Potenziale ist mit einem hohen finanziellen Aufwand verbunden, der die heimischen Produktionskosten künftig stark steigen lässt. Zu bedenken ist ferner, dass bei gegenwärtigem Kenntnisstand
der derzeit wirtschaftlich abbaubaren Reserven die statistische Reichweite der Erdgasreserven nur
noch bei 12 Jahren liegt.
Entscheidend wird der Braunkohlenbergbau von den verschärften Klimaschutzmaßnahmen tangiert. Braunkohle weist im Vergleich zu den anderen Energieträgern die höchste KohlendioxidIntensität auf. Damit wirkt sich der Handel mit Emissionszertifikaten negativ auf den Energieträger
aus, Strom aus Braunkohle wird zukünftig teurer und weniger wirtschaftlich. Viele Investitionsentscheidungen in neue Braunkohlekraftwerke werden überdacht werden müssen. Zudem belastet
der durch die starken Bemühungen um Stromeinsparungen verursachte generelle Rückgang des
Strombedarfs. Im Basisszenario erwarten wir bis 2020 eine in etwa gleichbleibende Produktion –
immerhin ist die Braunkohle der einzig bedeutende heimische Energieträger, der auch ohne Subventionen konkurrenzfähig ist. Im Klimaszenario wird der Braunkohlebergbau aber nun auch wie
die anderen Bergbausparten zurückgehen.
Insgesamt sinkt die jahresdurchschnittliche Bruttowertschöpfung des Bergbaus in unserer Prognose mit verschärftem Klimaszenario bis zum Jahr 2020 um knapp 1% statt um gut 0,5% im Basisszenario.
25
3.6
Mineralölversorgung: Nachfragerückgang bei nahezu allen Produkten
Die Mineralölversorgung ist zwar mit einem Wertschöpfungsanteil von weniger als 10% an dem
Wirtschaftszweig „Chemie/Mineralölverarbeitung“ der kleinere Bereich. Sie wird aber von einer verschärften Klimaschutzpolitik ungleich stärker betroffen sein, weil ihre umweltschädigenden Wirkungen bei der Emission von Treibhausgasen weit überdurchschnittlich ausfallen. Dadurch ist bei
nahezu allen Mineralölprodukten ein deutlicher Nachfragerückgang zu erwarten, zumal sich das
Innovationspotenzial zur Entwicklung umweltverträglicherer Produkte für die Branche als relativ gering erweist.
Bei leichtem Heizöl wird der Absatz bis 2020 vermutlich um über ein Viertel sinken. Hier wirken
sich die bessere Wärmeisolierung der Gebäude, effizientere Heizungssysteme und der rückläufige
Anteil der ölbeheizten Wohnungen zugunsten erneuerbarer Energien (Biomasse) und von Gas
aus. Auch bei schwerem Heizöl ist mit anhaltenden Rückgängen zu rechnen, da sich der umweltbedingte Substitutionsprozess mit Begrenzung des zulässigen Schwefelgehalts im industriellen
Energieverbrauch zulasten dieses Energieträgers fortsetzt. Der Benzinverbrauch in Deutschland
sinkt ebenfalls drastisch, bis 2020 wahrscheinlich um insgesamt rund 50%. Die Gründe sind ein
deutlich geringerer spezifischer Benzinverbrauch, sinkende durchschnittliche Fahrleistungen sowie
ein spürbar abgeflachtes Bestandswachstum bei einem höheren Anteil an Dieselfahrzeugen. Auch
der Dieselabsatz geht bis 2020 um über 10% zurück. Zwar wird die Nachfrage durch die steigende
Transportleistung des Straßengüterverkehrs und den zunehmenden Diesel-Pkw-Bestand stimuliert,
doch dem stehen Effizienzsteigerungen über ein besseres Fuhrparkmanagement, der Abbau von
Leerfahrten sowie der Einsatz sparsamerer Fahrzeuge entgegen.
Generell gewinnen alle nicht auf Mineralöl basierenden Kraftstoffe künftig stark an Bedeutung. Insbesondere Biokraftstoffe werden ihren Marktanteil am sinkenden Kraftstoffverbrauch zulasten der
mineralischen Kraftstoffe deutlich ausweiten. Die Herstellung von alternativen Kraftstoffen hat
auch durch den in den letzten Jahren stark gestiegenen Ölpreis Auftrieb erhalten. Die EU schreibt
vor, dass herkömmliche Kraftstoffe bis 2010 insgesamt 5,75% Biosprit (Ethanol und Diesel) enthalten sollen. Bis 2020 strebt die EU-Kommission an, dass 8% des gesamten Kraftstoffbedarfs durch
Biosprit, 10% durch Erdgas und 5% durch Wasserstoff gedeckt werden. Die deutsche Automobilindustrie will die Bio-Beimischung bis 2020 von derzeit 6% sogar auf 20% erhöhen, die Bundesregierung schreibt in ihrem Klimaschutzprogramm einen Anteil von 17% vor. Bei Rohbenzin, der wichtigsten Grundlage für die Petrochemie, ist ebenfalls mit einer anhaltend positiven Entwicklung zu
rechnen. Auch bei Flugkraftstoffen wird die Nachfrage durch den kräftig zunehmenden Flugverkehr trotz technischer Fortschritte bei Flugzeugkonstruktion und Antriebstechnik steigen.
Angesichts einer insgesamt rückläufigen Nachfrage bestehen in den europäischen Ländern im
Raffineriebereich Überkapazitäten. Der Standort Deutschland ist im internationalen Wettbewerb
bis heute durch Sonderlasten benachteiligt. So müssen die heimischen Mineralölverarbeiter wesentlich höhere Umweltschutzkosten tragen als ihre europäische Konkurrenz. Mit der Einführung
26
der Ökosteuer haben sich diese Ungleichgewichte noch einmal verstärkt. Es ist zu befürchten,
dass die notwendigen Anpassungsmaßnahmen in Europa wie schon in der Vergangenheit zum
großen Teil in Deutschland vollzogen werden. Bereits in den achtziger Jahren wurde die Raffineriekapazität in Westdeutschland um die Hälfte reduziert.
Vor dem Hintergrund der rückläufigen Nachfrage nach Mineralölprodukten und den zu befürchtenden überdurchschnittlichen Anpassungslasten des Standorts Deutschland wird die Wertschöpfung in dem Industriezweig bei verschärftem Klimaschutz noch deutlicher zurückgehen als bereits
im Basisszenario unterstellt.
3.7 Bauwirtschaft: Impulse durch energetische Gebäudesanierung
Beim Bausektor halten sich die umweltbelastenden Faktoren in Grenzen. So fallen Energie- und
Wasserverbrauch nur mäßig aus, die Emission von Treibhausgasen ist geringer als im Industriedurchschnitt. In der Vergangenheit wurden sogar leichte Fortschritte beim Energieverbrauch je
Leistungseinheit erreicht, andererseits nahmen die Treibhausgasemissionen zu. Insgesamt ist der
Anpassungsdruck im Rahmen der geplanten Klimaschutzmaßnahmen damit als relativ niedrig
anzusehen, sodass selbst das unterdurchschnittliche Innovationspotenzial und die schwache
Wettbewerbsfähigkeit der Branche im Hinblick auf ihre im internationalen Vergleich hohen Lohnkosten hinnehmbar erscheinen.
Auf der Nachfrageseite sind die Branchenperspektiven günstig: Ein wichtiges Standbein insbesondere der deutschen Klimapolitik besteht in der Renovierung und Sanierung von Altbauten,
um auf diesem Wege erhebliche Energieeinsparpotenziale nutzen zu können. Immerhin entfallen
auf die Beheizung von Bestandsgebäuden weltweit ca. 8% aller Treibhausgasemissionen. Ganz
oben auf der Agenda stehen dabei Maßnahmen der energetischen Gebäudesanierung, zu denen unter anderem Wärmedämmungen, die Umrüstung der vorhandenen Heizungsanlagen, der
Einbau elektrischer Wärmepumpen oder sogar die Totalumrüstung zu Niedrigenergie- und Passivhäusern zählen. Diese Art der Steigerung der Energieeffizienz ist tendenziell mit vergleichsweise
geringen volkswirtschaftlichen Kosten verbunden und verfügt damit über einen sehr hohen politischen Stellenwert.
Seit dem 1. Februar 2002 gilt die seitdem bereits mehrfach novellierte Energieeinsparverordnung
zur Begrenzung des zulässigen Primärenergiebedarfs von Gebäuden mit einer geplanten Senkung
des Heizenergiebedarfs in Neubauten um bis zu 30% sowie Nachrüstpflichten für Altbauten. Inzwischen ist die Vergabe eines Energiepasses für neue Gebäude obligatorisch, wodurch sich die allgemeine Transparenz über die gebäudetechnische Energieeffizienz spürbar erhöht. Zudem sieht
die Novelle der Energieeinsparverordnung zum Jahresanfang 2007 für den Fall eines Mieter- oder
Besitzerwechsels Energieausweise auch bei älteren Gebäuden und Wohnungen im Bestand verpflichtend vor, so dass Umrüstmaßnahmen weiteren Aufwind erhalten sollten.
27
Im aktuellen Klimaschutzprogramm der Bundesregierung ist beschlossen worden, das CO2Gebäudesanierungsprogramm deutlich auszuweiten. So sollen in Neubauten des Wohnungssektors künftig wenigstens 15% der Wärme aus erneuerbaren Energien stammen, bei Altbauten beläuft sich die Untergrenze auf 10%. Allerdings müssen Altbauten nur dann nachgerüstet werden,
wenn ohnehin eine Sanierung ansteht. Dadurch sind Ausnahmen vom Mindeststandard möglich.
Parallel zur Umrüstung auf erneuerbare Energien soll die Energieeffizienz von Neubauten im
Wohnbereich vom Jahr 2008 an um wenigstens 30% erhöht werden. Für 2012 ist ein weiterer
Schritt – mit erneuten Einsparungen von 30% – vorgesehen. Auch Altbauten müssen unter bestimmten Bedingungen effizienzsteigernd nachgerüstet werden. Die Entscheidung darüber, auf
welchem Wege diese vorgegebenen Ziele erreicht werden, ob zum Beispiel durch verstärkte Wärmedämmung, den Austausch von Heizkesseln oder die Erneuerung alter Fenster, bleibt den Hauseigentümern im Regelfall selbst überlassen.
Vorschläge für künftige Maßnahmen sehen neben der anhaltenden Verschärfung der Effizienzanforderungen für Gebäude und dem weiter erhöhten Einsatz erneuerbarer Energien auch die Verkürzung der Austauschzeiten für veraltete Heizkessel, den Ausbau der Energieberatung, die Aufstockung des Gebäudesanierungsprogramms sowie die energetische Sanierung öffentlicher Gebäude vor. Erfüllt ein Vermieter künftig die verschärften Energiestandards nicht, soll der Mieter ein
prozentuales Mietkürzungsrecht erhalten. Insbesondere der Betrieb von Nachtstrom-Speicheröfen
wird massiv eingedämmt werden, in Neubauten kommt ein Einsatz dieser Technologie nicht mehr
infrage. Im gewerblichen Bereich schließlich soll eine bessere Nutzung der im Produktionsprozess
ohnehin anfallenden Abwärme erfolgen.
Energiesenkende Baumaßnahmen rentieren sich in der Regel bereits nach wenigen Jahren und
werden deshalb vom Großteil der Bevölkerung akzeptiert. Die ständig steigenden Energiepreise
liefern Investitionsanreize. Häufig werden flankierend auch staatliche Subventionen gezahlt. Zu
denken ist hier beispielsweise an das KfW-Gebäudesanierungsprogramm. Demgegenüber dürfte der Spielraum für steuerliche Direktförderungen wegen des fortgesetzten Konsolidierungszwangs für die öffentliche Hand stark eingeschränkt bleiben.
Weitere Nachfrageimpulse ergeben sich für den Bausektor durch die Ausweitung von Infrastrukturmaßnahmen, die maßgeblich dem Ausbau von Verkehrsträgerschnittstellen und der Vermeidung
von Staus dienen, sowie durch die Beseitigung von Bauschäden nach extremen Klimaereignissen. Zu derartigen Wettereinflüssen zählen z.B. starke Stürme oder Überschwemmungen. Auch
die Investition in vorausschauende Bauschutzmaßnahmen – wie den Ausbau von Deichen –
schafft regionale Sonderkonjunkturen. Mögliche Dämpfungseffekte resultieren auf der anderen Seite aus verstärkten Naturschutzbestrebungen, die einen merklich restriktiveren Kurs beim Ausweis von neuem Bauland nahe legen.
28
Per saldo ist für den Bau im Klimaszenario mit einer leicht erhöhten jährlichen Zuwachsrate der
Bruttowertschöpfung gegenüber dem Basisszenario zu rechnen, sodass sich der Wertschöpfungsanteil an der leicht schrumpfenden Gesamtwirtschaft ein wenig erhöhen wird. Mögliche
Nachteile wie die überdurchschnittlichen Löhne dürften dabei durch den Standortvorteil heimischer Unternehmen ausgeglichen werden. So profitieren die Anbieter von der regionalen Bindung
verstärkter baubezogener Umweltschutzmaßnahmen auf direktem Wege.
3.8 Mineralienverarbeitung (Erzeugung von Baustoffen): Hohe Energieintensität belastet
Ebenso wie der Bau wird auch die Baustoffindustrie von den zusätzlichen Baumaßnahmen profitieren, die sich aus verstärkten Umweltschutzanstrengungen sowie möglichen Folgewirkungen eines
nachhaltigen Klimawandels ergeben. In Teilsegmenten – hierzu gehört zum Beispiel die Herstellung hochfeiner Quarzsande zur Fertigung von Solarkollektoren oder zur Trinkwasserfiltrierung –
ergeben sich darüber hinaus zusätzliche Wachstumsfelder. Die Verwendungsvielfalt einzelner
Produkte bietet so der Baustoffbranche gegenüber dem Bau einen Vorteil. Allerdings hat die
Branche auch mit einem entscheidenden Nachteil zu kämpfen: Im Vergleich zum Bausektor fallen
Energie- und Wasserverbrauch sehr viel höher aus. Stark umweltbelastend wirken zudem die
umfangreichen Emissionen von Treibhausgasen. So weisen vor allem die Zement- und Kalkindustrie weit überdurchschnittliche Kohlendioxid-Emissionen auf. Die mittleren Innovations- und
Wettbewerbsfähigkeiten der Baustoffunternehmen hierzulande können diesen Negativeffekt zwar
abmildern, aber nicht kompensieren. Unter Umständen besteht sogar die Gefahr, dass die europäischen Baustoffhersteller wegen der erhöhten Produktionskosten gegenüber Anbietern aus Ländern ins Hintertreffen geraten, die nicht am Emissionshandel teilnehmen.
Angesichts der weit überdurchschnittlichen Energieintensität zur Fertigung von Baustoffen wie Zement, Kalk, Gips und auch Bauziegeln muss zur Schonung fossiler Energieträger verstärkt auf
günstige Sekundärbrennstoffe zurückgegriffen werden. Zu diesen Sekundärbrennstoffen gehören
geeignete Fraktionen aus Industrie- und Gewerbeabfällen, Altöl, Altreifen oder chemische Abfallprodukte, die allerdings möglichst frei von schädlichen Beimengungen sein sollten. Der Anteil von
Sekundärbrennstoffen am Brennstoffmix summiert sich hierzulande bereits auf rund die Hälfte.
Trotzdem hat die nach dem Inkrafttreten des Kyoto-Protokolls erfolgte EU-weite Zuteilung von eigentlich kostenlosen Kohlendioxid-Emissionszertifikaten für die energieintensive Zementindustrie durch Einrechnung in die Energiepreise zu einer merklichen zusätzlichen Kostenbelastung geführt. Auch für die Zukunft sind durch die verschärften Umweltschutzmaßnahmen und durch die
fortgesetzte Verteuerung der Energiepreise weitere spürbare Kostensteigerungen absehbar.
Per saldo rechnen wir deshalb für die Erzeugung von Baustoffen bei verschärftem Klimaschutz mit
einer Minderung der jährlichen Wachstumsrate. Als Folge davon wird sich der Wertschöpfungsanteil der Branche an der Gesamtwirtschaft im Gegensatz zum Bausektor ein wenig reduzieren.
29
3.9 Recycling und Entsorgung: Politik und Rohstoffpreise stimulieren
Betrachtet man allein die umweltschädigenden Einflüsse dieser beiden Branche, die im Zusammenhang mit Recycling- und Entsorgungsprozessen entstehen, so erweisen sie sich als vergleichsweise gering: Energie- und Wasserverbrauch halten sich in Grenzen und auch die Emission von Treibhausgasen liegt deutlich unter dem Industriedurchschnitt. Sowohl beim Energieverbrauch je Leistungseinheit als auch bei der Reduzierung von Treibhausgasemissionen wurden
seit 1991 deutliche Fortschritte gemacht, obwohl die Müllverbrennung als Entsorgungsalternative
durch die Schließung von Altdeponien in der jüngeren Vergangenheit an Umfang zugenommen
hat. Das überdurchschnittliche Innovationspotenzial der beiden Branchen verspricht auch für die
Zukunft eine positive Entwicklung. Unterstützt werden diese Aussagen von unseren Rechercheergebnissen für die Branchenaggregate „Sonstige Erzeugnisse inkl. Recycling“ sowie „Dienstleistungen für Unternehmen“, zu denen die Entsorgungswirtschaft zählt.
Auf der Absatzseite profitiert man unmittelbar von den geplanten oder bereits beschlossenen Verschärfungen bei den Umweltschutzbestimmungen, die insbesondere die Senkung des Energieverbrauchs und die Schonung von Primärrohstoffen zum Ziel haben. Immerhin gehört die Recycling-Industrie zusammen mit der Entsorgung zu den am stärksten regulierten Branchen in Deutschland wie auch in der EU. Nach den Vorstellungen des Bundesumweltministeriums soll die Ablagerung von Siedlungsabfällen – das sind vorrangig Hausmüll, Bioabfall sowie Papier und Pappe – bis
2020 auf Null reduziert werden, so dass die Verwertungsmengen weiter kräftig steigen werden.
Das treibt das Wachstum der Recycling-Industrie und reduziert gleichzeitig die Nachfrage nach
Entsorgungsleistungen. Hinzu kommt, dass sich die Preise für Entsorgungsleistungen im Schnitt
erhöhen dürften: Derzeit wird hierzulande ein Großteil des Restmülls in Müllverbrennungsanlagen entsorgt, für die sich im Zuge der Anstrengungen zur Kohlendioxid-Reduzierung der Betrieb
verteuern dürfte. Andererseits profitiert die Entsorgungswirtschaft von den verstärkten Bemühungen, den Ausstoß der Deponiegase Methan und Kohlendioxid durch Nachrüstung oder Neuausweis geeigneter Deponieflächen zu minimieren.
Allerdings sind es nicht nur politische Weichenstellungen, die dem Recycling kräftige Impulse verliehen haben. Auch die in den letzten Jahren kräftig gestiegenen Rohstoffpreise ließen die Verwertung von Altstoffen im ressourcenarmen Deutschland zunehmend rentabler werden. Inzwischen
ist das sogenannte „Urban Mining“, unter dem man die Wiedergewinnung von Sekundärrohstoffen aus Abfall versteht, dadurch zu einem festen Bestandteil der Umweltpolitik geworden. Tendenziell am größten sind die Einspareffekte bei der Wiederverwendung von Stahl durch Reduzierung
des Einsatzes an primärem Rohmaterial und an Energie. Deshalb verwundert es nicht, dass sich
die Wertstoffrückgewinnung hierzulande auf Schrott aus Eisen und NE-Metallen mit einem Produktionsanteil an der Gesamtbranche in Höhe von rund drei Vierteln konzentriert. Der Rest entfällt
auf ein Sammelsurium weiterer Altmaterialien wie Papier, Kunststoffe, Textilien, Glas oder Elektround Elektronikschrott.
30
Auf EU-Ebene ist in den nächsten Jahren von der Einbeziehung weiterer Wirtschaftssektoren in
den Wiedergewinnungskreislauf auszugehen, die alle im Endeffekt die Schließung von Wertstoffkreisläufen beabsichtigen. Kräftige Wachstumsimpulse sind auf längere Sicht unter anderem
beim Pkw-Recycling zu erwarten. Bislang werden schätzungsweise 75% der ausrangierten Autos
recycelt, ab 2015 erhöht sich die vorgeschriebene Wiederverwertungsquote innerhalb der EU auf
95%. Darüber hinaus eröffnet sich grenznahen Anbietern ein neuer Recycling-Markt in den osteuropäischen EU-Beitrittsländern, da diese ihre Umweltschutzbestimmungen nach und nach dem
europäischen Standard anpassen müssen. Generell bestehen für deutsche Recycler und ebenso
für die Entsorger wegen ihres Technologievorsprungs gegenüber den Wettbewerbern gute Wachstumschancen im Ausland. Weit überdurchschnittliche Zuwachsraten versprechen dabei automatische Sortier- und Stofftrennungsanlagen, die eine getrennte Sammlung der Altstoffe überflüssig
machen. Im Kontrast zu den erwähnten Wachstumssegmenten wird die Verwertung traditioneller
Altmaterialien wie Rohstahl, Papier, Glas, Textilien und Holz im Hinblick auf die bereits erreichten
hohen Recyclingquoten langfristig nur stagnieren können. Die Menge an Restabfall bleibt dabei in
etwa gleich.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass für die Recycling-Branche im Klimaszenario insgesamt mit einer moderaten Steigerung der jährlichen Zuwachsrate bei der Bruttowertschöpfung gerechnet
werden kann, während der Entsorgungssektor durch die sinkenden Abfallmengen und steigenden
Preise mit Einbußen rechnen muss. Als Folge davon sollte sich der Wertschöpfungsanteil der
Recycling-Industrie an der Gesamtwirtschaft erhöhen, derjenige der Entsorgungswirtschaft entsprechend reduzieren.
3.10
Elektrotechnik und Maschinenbau: Klare Profiteure des Klimaschutzes
Der Anpassungsdruck, der sich aus der Verschärfung der Klimaschutzmaßnahmen ergibt, fällt für
beide Branchen gering aus. Seit 1991 wurden umfangreiche Maßnahmen getroffen, welche die
Emission von Treibhausgasen ebenso wie die Nutzung von Primärenergie drastisch reduziert haben. Der Energieverbrauch und auch die Treibhausgasemissionen je Wertschöpfungseinheit
zählen dadurch heute jeweils zu den niedrigsten in der deutschen Industrie. Gleichzeitig verfügen
die Elektrotechnik und der Maschinenbau gleichermaßen über hervorragende Zukunftsaussichten,
da sie eine ausgesprochen hohe Innovationskraft besitzen und von den zusätzlichen Umweltschutzmaßnahmen überall in der Welt trotz eines zum Teil sehr starken internationalen Wettbewerbsdrucks sowohl direkt als auch indirekt profitieren können.
Weit überdurchschnittliche Wachstumsimpulse versprechen vor allem der Kraftwerks- und der
Großanlagenbau, da die Stromwirtschaft in den nächsten Jahren vor einem neuen Investitionszyklus steht. So fällt bis 2020 rund die Hälfte der derzeitigen Kraftwerkskapazitäten weg. Insbesondere für den Ersatz abzuschaltender Atomkraftwerke, die Erneuerung veralteter Kohlekraftwerke und die Verlagerung der Stromproduktion vom Süden an die Küsten im Norden sind hierzulande
31
enorme Investitionen in den Kraftwerkspark notwendig. Darüber hinaus soll der derzeitige Anteil
der Kraft-Wärme-Kopplung mit paralleler Erzeugung von Strom und Heizwärme von aktuell 10%
bis 2020 auf mindestens 20% ausgebaut werden.
Die geplanten Klimaschutzziele lassen sich nicht ohne einen massiven Neu- bzw. Ausbau von Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energien erreichen. Hierzu zählen hauptsächlich die Wind-,
die Bio- und die Solarenergie sowie die Geothermie. Insgesamt soll der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung – wie schon in Abschnitt 3.1 erwähnt – von gegenwärtig 12% bis
2020 auf 27% steigen. Des weiteren beabsichtigt die Bundesregierung, den Einbau regenerativer
Heizungsanlagen zukünftig zur Pflicht zu machen. So sollen bei Wohnneubauten nach den derzeitigen Plänen mindestens 15% der Wärme mittels Wärmepumpen, Solar-, Holzpellet- oder Biomasseanlagen erzeugt werden, bei Altbauten soll der Wert bei wenigstens 10% liegen.
Ein weiteres wichtiges Maßnahmebündel, von denen Elektrotechnik und Maschinenbau unmittelbar
profitieren können, ist die beabsichtigte Steigerung der Energieeffizienz, die vergleichsweise einfach und kostengünstig realisiert werden kann. Gefragt sind in diesem Zusammenhang Technologien, die einen verringerten Brennstoffverbrauch, weniger Emissionen bei der Stromerzeugung, geringere Übertragungsverluste und bessere Energiesteuerungskonzepte erlauben. Durch die Steigerung der Energieeffizienz soll der Stromverbrauch bis 2020 um 11% gesenkt werden. Die wichtigsten Ansatzpunkte, die man derzeit identifiziert hat, liegen in einer wirksameren Heiz- und Klimatechnik bei Gebäuden, der Umrüstung auf energiesparende Motoren, der Abschaffung von
Stand-by-Schaltungen bei elektronischen Geräten, der technischen Verbesserung von elektrischen Haushaltsgeräten wie Kühl- und Gefrierschränken sowie Umstellungsmaßnahmen in der Beleuchtungstechnik.
Zu denken ist im letztgenannten Fall unter anderem an die Verwendung von Energiesparlampen
statt Glühbirnen oder sogar den vollständigen Verzicht auf Lampen durch Verwendung von
Leuchtdioden. Unter den Leuchtdioden versprechen besonders Weißlicht-LEDs mit hoher Lichtausbeute, geringem Energieverbrauch und langer Lebensdauer vielfältige neue Einsatzmöglichkeiten in der Allgemeinbeleuchtung. Leuchtdioden aus organischem Material (sog. OLEDs) gelten ferner als potenzielle Nachfolger der Flüssigkristalle (LCDs). Schritt für Schritt werden die LEDs herkömmliche Lichtquellen ersetzen. Bei Pkw-Heckleuchten, Ampelanlagen oder großen Anzeigetafeln ist dies beispielsweise schon der Fall. Der große Vorteil der neuen Lichttechniken besteht nicht
zuletzt auch darin, dass sich die elektronische Lichtsteuerung ganzer Baukomplexe spürbar
verbessern lässt.
Aber nicht nur bei den privaten Haushalten sind Prozesse zur Steigerung der Energieeffizienz geplant. Im Industriesektor wird eine bessere Nutzung von Abwärme angestrebt. Ebenso soll die
Gestaltung von Kühlprozessen, wie sie zum Beispiel in großen Rechnerzentren notwendig sind,
deutlich effizienter gestaltet werden. Bei der Speicherung von Energie – hier ist die Brennstoffzelle auf dem Vormarsch – und beim Energietransport – meist sind die Orte von Energieerzeugung
32
und Energieverbrauch weit voneinander entfernt – bieten sich noch Potenziale zur Erhöhung des
Wirkungsgrades.
Insgesamt werden die geplanten Anreize zur Einrichtung effizienter Energiemanagementsysteme
die Nachfrage nach entsprechenden Produkten der Elektrotechnik und des Maschinenbaus spürbar steigern. Dabei ist nicht nur an High-Tech-Apparate, sondern auch an ergänzende Beratungsleistungen zu denken. Gerade die zunehmende Ergänzung bestehender Erzeugungszentren durch dezentrale Energieversorgungssysteme sowie die wachsende Bedeutung des intelligenten Energiemanagements sorgen für Impulse im Service- und Komponentengeschäft. Nutznießer der erhöhten Anforderungen an die Verbrauchsoptimierung von Fertigungsprozessen ist ferner
der Bereich Mess-, Steuer- und Regelungstechnik.
Ausgesprochen günstig sind zudem die Exportchancen beider Branchen, weil Deutschland einen
der weltweit führenden Forschungsstandorte für Umwelttechnologien darstellt. Die Infrastrukturinvestitionen werden in Europa weiter zunehmen, wobei besonders die EU-Osterweiterung erhebliche Nachfrageimpulse auslöst. Erheblicher Nachholbedarf besteht ferner in Russland, China und
Indien. Schließlich werden auch vermehrte Schäden an der Infrastruktur (z.B. Sturmschäden an
Oberleitungen), die sich aus extremen Wetterereignissen ergeben, zu Ersatzinvestitionen und damit Nachfragesteigerungen führen.
Vor diesem Hintergrund ist summa summarum in beiden Branchen eine kräftige Steigerung der
jährlichen Zuwachsraten bei der Bruttowertschöpfung um jeweils mehr als 10% zu erwarten. Zusammen mit dem Maschinenbau dürfte die Elektrotechnik damit zu den größten Profiteuren der
geplanten Umweltschutzmaßnahmen zählen. Der jeweilige Wertschöpfungsanteil beider Branchen an der Gesamtwirtschaft wird sich daraufhin merklich erhöhen.
3.11
Dienstleistungen für Unternehmen mit leichten Zugewinnen
Die Umweltbelastungen des Dienstleistungssektors, der das Schwergewicht der deutschen Wirtschaft stellt, sind insgesamt als niedrig anzusehen, sodass der Anpassungsdruck sehr gering
ausfällt. Treibhausgasemissionen und Energieintensität liegen jeweils weit unter dem Industriedurchschnitt. Seit 1991 konnten sie klar gesenkt werden. Weitere umweltrelevante Kriterien, die
die Branchenentwicklung behindern könnten, sind nicht auszumachen. Ganz im Gegenteil: Eher
wird man vom zunehmenden klimainduzierten Beratungsbedarf profitieren können. Auch die
Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten werden in den Bereichen Energie und Umweltschutz
spürbar ausgeweitet werden. Zudem eröffnen sich völlig neue Arbeitsfelder. So dürften beispielsweise Umweltökonomen an Bedeutung gewinnen. Die unternehmensnahen Dienstleister profitieren im Klimaschutzszenario zudem davon, dass wichtige Industriebranchen angesichts des hohen
Warenanteils der Umweltschutzgüter im Klimaszenario an Gewicht gewinnen werden. Denn gera-
33
de in der Umwelt- und Klimaschutztechnik ist die Anreicherung von Hardware mit produktbegleitenden Dienstleistungen für die Wettbewerbsdifferenzierung sehr wichtig.
Insgesamt verfügt der Dienstleistungssektor über eine durchschnittliche Innovationsfähigkeit. Da
seine Wettbewerbsfähigkeit leicht überdurchschnittlich ausfällt, sind die Aussichten per saldo als
positiv zu beurteilen. Die Wachstumsimpulse resultieren allerdings verstärkt aus abgeleiteter
Nachfrage. Dadurch fallen die Zuwächse gemäßigt aus. Die Wachstumsrate der Bruttowertschöpfung dürfte im Klimaszenario demnach lediglich um rund 5% zunehmen. Der Wertschöpfungsanteil der Branche an der Gesamtwirtschaft wird sich moderat erhöhen.
4. Schlussfolgerungen und Ausblick
Im vorigen Kapitel haben wir die zu erwartenden künftigen Entwicklungen in ausgewählten Branchen beschrieben, die durch eine verschärfte Klimaschutzpolitik in besonderer Weise positiv oder
negativ tangiert werden. Diese „Umweltbetroffenheit“ kommt in der Spalte „Gesamtbewertung“ der
Tabelle 5 zum Ausdruck. Für fünf Wirtschaftsbereiche ist demnach bis zum Jahr 2020 mit deutlichen Veränderungen ihrer Anteile an der gesamten Bruttowertschöpfung in Deutschland zu
rechnen. Auf der Gewinnerseite stehen dabei das Holzgewerbe, der Maschinenbau sowie die
Elektrotechnik. So dürfte es im Klimaszenario in den beiden letztgenannten Branchen zu einem
Anstieg der jährlichen Wachstumsrate um jeweils mehr als ein Zehntel kommen, im Holzgewerbe
beschleunigt sich das Wachstum aufgrund des niedrigen Basiswertes sogar um rund ein Fünftel.
Stark negativ betroffen sind dagegen der Bergbau und die Energieversorgung. Ersterer muss –
ebenfalls aufgrund seines niedrigen Ausgangsniveaus – einen Anstieg seiner jährlichen Wachstumsverluste von etwa der Hälfte hinnehmen. In der Energieversorgung schließlich wechselt sogar
das Vorzeichen, von einem leichten Wachstum im Basisszenario hin zu Rückgängen im Klimaszenario.
Bei allen anderen Wirtschaftszweigen – und damit bei immerhin rund 90% der gegenwärtigen Bruttowertschöpfung in Deutschland - halten sich die Auswirkungen eines verstärkten Klimaschutzes
gemäß unserer Berechnungen eher in Grenzen. Insgesamt zeigt sich deshalb auch, dass sich
– über alle Branchen betrachtet – das Ausmaß des sektoralen Strukturwandels im Klimaszenario gegenüber der Entwicklung im Basisszenario nicht wesentlich verstärkt. Dies war zu erwarten, ist doch der Prognosezeitraum bis 2020 für signifikante Strukturveränderungen relativ kurz.
Auf dieses Datum stellt allerdings das Umwelt- und Klimaprogramm der Bundesregierung ab, so
dass wir es als Bezugsgröße gewählt haben. Im Übrigen vollziehen sich Veränderungen auf der für
diese Untersuchung gewählten Branchenaggregationsebene (sogenannte „2-Steller“ der Wirtschaftszweigklassifikation) eher träge.
34
Tabelle 6
Die Top Gewinner *
Regenerative Energien
Umwelttechnologiegüter
Energieberater/Umweltökonomen
Heizungsbauer/Elektroinstallation/Klimahandwerk
Anlagenbau
Eisenbahn
Öffentlicher Personennahverkehr
Dämmstoffhersteller/Baudämmung
Sägewerke
MSR-Technik
Kfz-Teileindustrie
Anbau nachwachsender Rohstoffe
Schienenfahrzeugbau
Leuchtenindustrie
Fensterglashersteller/Glaser
* Ausgewählte Branchen in beliebiger Reihenfolge, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Unterhalb dieser Branchenebene ergeben sich aber bereits bis 2020 zum Teil gravierende Veränderungen. So lassen sich bei einer tieferen Branchengliederung eindeutige Gewinner und Verlierer herausfiltern, deren Bedeutung durch den Klimaschutz schon bis 2020 entweder stark
zunehmen oder abnehmen wird (siehe Tabellen 6 und 7: Die Top Gewinner und die Top Verlierer). Auf dieser tiefer gegliederten Branchenebene und in einzelnen Märkten findet also im Klimaszenario tatsächlich ein tiefgreifender Umbau bereits in den nächsten vierzehn Jahren
statt.
35
Tabelle 7
Die größten Verlierer *
Braunkohlenbergbau
Elektrizitätserzeugung
Mineralölversorgung
Straßenverkehr
Kraftwagenbau
Tankstellen
Kfz-Handel
Zementindustrie
Deponien
Sand- und Kiesabbau
* Ausgewählte Branchen in beliebiger Reihenfolge, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Unsere Expertise zeigt aber auch, dass die deutsche Wirtschaft im Allgemeinen und die Industrie insbesondere keine Angst vor einem verschärften Klimaschutz haben muss. Denn
sie hat in der Vergangenheit ein hohes Maß von Anpassungsfähigkeit an verschärfte Anforderungen – wie den Zwang zur Einsparung von Energie und zur Reduktion von Treibhausgasen –
sowie eine hohe Innovationskraft bewiesen. Außerdem verfügt sie angesichts der Konzentration
auf wachstumsstarke Regionen und Produkte sowie aufgrund erheblicher Restrukturierungserfolge
über eine hohe internationale Wettbewerbsfähigkeit. Auch dies wird ihr die erforderlichen Anpassungsleistungen im Klimaszenario zukünftig erleichtern. Darüber hinaus entfallen mehr als zwei
Drittel der Umweltschutzgüter auf Waren, womit wichtige Bereiche der Industrie unmittelbar vom
Klimaschutz profitieren. Ein verstärkter Klimaschutz wird das gesamtwirtschaftliche Gewicht
des industriellen Sektors am Standort Deutschland im Prognosezeitraum entgegen vielfach
geäußerten Befürchtungen eher leicht erhöhen als reduzieren. Der langjährige Trend zur
„Deindustrialisierung“, der bereits in den letzten beiden Jahren hierzulande durchbrochen
worden war, könnte damit dauerhaft gestoppt sein.
36
Ausmaß und Tempo eines umweltgetriebenen Strukturwandels sind auch in entscheidendem Maße davon abhängig, wie schnell sich Innovationen zur Vermeidung von Treibhausgasen auf dem
globalen Markt durchsetzen. Bisher ist dies noch nicht geschehen, weil es dort für Kohlendioxid
noch keinen Preis gibt. Ein solcher Preis würde mit der Einführung eines globalen Emissionshandelssystems etabliert. Dieses muss jedoch erst durch internationale Vereinbarungen geschaffen werden.
Der europäische Emissionshandel leidet derzeit noch an Kinderkrankheiten. Viele der gegenwärtigen Mängel ließen sich beheben, wenn man ab 2012 die Emissionsrechte nicht wie bisher überwiegend kostenlos zuteilen, sondern vollständig versteigern würde. Erst durch die Auktionierung
eines größeren Anteils von Zertifikate werden die Betreiber von Kraftwerken gezwungen, ihre
Investitionsentscheidungen zu überdenken. Wenn die ersteigerten Rechte dann zu teuer sind, werden sie ihre alten Anlagen stilllegen und dafür emissionsärmere Systeme in Betrieb nehmen. Durch
die derzeit praktizierte größtenteils kostenlose Zuteilung von Emissionsrechten ist es dagegen
möglich, dass in den kommenden Jahren neue Kohlekraftwerke ans Netz gehen, die nicht mit
Techniken zur Kohlenstoffabscheidung und -deponierung ausgerüstet sind.
Europa muss zuerst die Funktionsfähigkeit seines Systems des Emissionshandels nachweisen,
wenn es erreichen will, dass sich der Rest der Welt – der heute für 85% des Kohlendioxidausstoßes steht – ebenfalls an einem globalen Emissionshandel beteiligt. Ansonsten wird es kaum möglich sein, dass die Welt langsam, aber stetig auf einen Kurs mit geringeren Treibhausgasemissionen einschwenkt. Erst ein globaler Markt für Emissionsrechte wird einen technologischen Wandel einleiten, der die Abkopplung des Energieverbrauchs und der Emissionen vom Wirtschaftswachstum ermöglicht.
Der Handel mit Emissionszertifikaten für Kohlendioxid allein wird allerdings nicht ausreichen, um
das Kostensenkungspotenzial bei erneuerbaren Energien zu realisieren. Es ist daher vernünftig,
auch für erneuerbare Energieträger ein Mengenziel vorzugeben. Um dieses Ziel zu minimalen
volkswirtschaftlichen Kosten zu erreichen, ist ein europaweiter Wettbewerb um die besten
Standorte für erneuerbare Energieträger notwendig. Zu diesem Zweck benötigt Europa ein gut
ausgebautes und integriertes Stromnetz, das in der Lage ist, einen steigenden Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung zu bewältigen. Um die Eigentumsrechte und die Finanzierung dieses Ausbaus des europäischen Stromnetzes wird im Augenblick heftig gerungen. So will
z.B. die EU die Trennung von Netzbetrieb und Stromerzeugung durchsetzen. Die Analyse solcher ordnungspolitischen Optionen unter den Aspekten Emissionsminderung, Energiesicherheit
und Wettbewerb gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Klima- und Energieökonomen.
Der Beitrag Deutschlands zur Lösung des Weltklimaproblems liegt daher vor allem in der Schaffung eines funktionsfähigen Marktes für Emissionsrechte und der Initiierung eines europäischen Wettbewerbsmarktes für erneuerbare Energien. Beides führt letztlich zur Entwicklung effizienter Technologien, die Kohlendioxid vermeiden helfen. Mit der Schaffung dieser Märkte schickt
37
sich Europa an zu zeigen, dass Wirtschaftswachstum und Emissionsminderungen miteinander
vereinbar sind. Erst wenn dies gelingt, werden auch China und Indien bereit sein, dieses Modell zu
übernehmen. Für die deutsche Wirtschaft kann dies die Erschließung neuer Exportmärkte für
kohlenstoffarme Technologien bedeuten. Global gesehen haben Europa und Deutschland also
die Möglichkeit, den entscheidenden Impuls zur Schaffung einer langfristig klimaverträglichen und
gleichzeitig kostengünstigen Energieversorgung zu geben. Dabei kann die europäische Klimapolitik
nur gelingen, wenn ganz Europa gemeinsam sein innovatives Potenzial realisiert.
38
Tabelle 2
Indikatoren zur Ermittlung der Umwelt- und
Klimaschädlichkeit einzelner Branchen in Deutschland
1)
Wirtschaftszweig
Land- und Forstwirtschaft
Bergbau
Ernährung, Tabakverarbeitung
Textil-, Bekleidungs-, Ledergewerbe
Holzgewerbe
Papier-, Druck- und Verlagsgewerbe
Chemie und Mineralölverarbeitung
Gummi- und Kunststoffwaren
7)
Mineralienverarbeitung
Metallerzeugung und -verarbeitung
Maschinenbau
Elektrotechnik
Fahrzeugbau
8)
Sonstige Erzeugnisse inkl. Recycling
Industrie insgesamt
Energieversorgung
Baugewerbe
Handel
Gastgewerbe
Verkehr
Nachrichtenübermittlung
Banken und Versicherungen
Dienstleistungen für Unternehmen
Alle Produktionsbereiche
Private Haushalte
Summe total
Emission von Treibhausgasen
in Relation
Anteil am
zur
GesamtBruttowertwert
schöpfung
2)
3)
4)
absolut
in %
der Branche
73.185
7,3
3.015,4
20.585
2,0
5.095,3
12.051
1,2
308,6
1.563
0,2
180,5
1.280
0,1
174,6
11.560
1,2
370,4
61.003
6,1
1.212,5
1.975
0,2
90,6
46.525
4,6
3.342,3
15.236
1,5
262,0
3.591
0,4
53,5
2.404
0,2
35,5
4.545
0,5
62,2
1.555
0,2
137,0
163.288
16,3
363,1
374.260
37,4
9.503,8
9.607
1,0
116,1
19.439
1,9
92,6
2.895
0,3
91,8
49.809
5,0
694,9
1.603
0,1
35,9
2.675
0,3
26,4
70.481
7,0
75,4
787.825
78,7
395,1
205.087
20,5
1.001.579 100,0
Energieintensi5)
tät
5.484,4
20.249,5
6.337,8
5.079,7
5.376,5
8.646,9
35.029,6
4.416,8
19.084,5
14.707,1
1.765,6
1.351,4
2.132,4
4.048,0
8.877,0
88.654,4
2.944,7
1.950,8
2.883,5
11.291,2
946,4
651,9
1.032,7
5.177,8
Intensität des
Wasser6)
verbrauchs
17,5
429,7
12,2
4,8
1,9
12,4
67,6
4,0
12,4
9,4
1,4
1,4
1,0
0,5
12,0
623,8
0,5
0,3
2,3
0,5
0,1
0,1
4,9
18,5
1) Direkte Emissionen im Inland. Als Treibhausgase sind Kohlendioxid, Distickstoffoxid und Methan
einbezogen. Sie sind mit Hilfe von Umrechnungsfaktoren zu Kohlendioxid-Äquivalenten
zusammengefasst. 2) In Tausend Tonnen Kohlendioxid-Äquivalent. 3) Anteilssumme geringer als 100 %,
da der Saldo aus den Emissionen der im Inland ansässigen Produktionseinheiten in die übrige Welt und
den Emissionen der nicht im Inland ansässigen Produktionseinheiten mit eingerechnet ist. 4) In Tonnen je
100.000 Euro. 5) In Terajoule je Euro. 6) In 100.000 Kubikmeter je Euro. 7) Zement, Kalk, Beton, Glas
und Keramik. 8) Möbel, Schmuck, Spielwaren etc.
Quellen: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen.
Tabelle 3
Bewertung des Anpassungsdrucks auf deutsche
Branchen durch eine verschärfte Klimaschutzpolitik
Wirtschaftszweig
Land- und Forstwirtschaft
Bergbau
Ernährung, Tabakverarbeitung
Textil-, Bekleidungs-, Ledergewerbe
Holzgewerbe
Papier-, Druck- und Verlagsgewerbe
Chemie und Mineralölverarbeitung
Gummi- und Kunststoffwaren
4)
Mineralienverarbeitung
Metallerzeugung und -verarbeitung
Maschinenbau
Elektrotechnik
Fahrzeugbau
Sonstige Erzeugnisse inkl.
5)
Recycling
Industrie insgesamt
Energieversorgung
Baugewerbe
Handel
Gastgewerbe
Verkehr
Nachrichtenübermittlung
Banken und Versicherungen
Dienstleistungen für Unternehmen
Alle Produktionsbereiche
Treibhausgasemis1)
sionen
weitere
umweltIntensität
Energie- des Wasser- relevante
2)
intensität verbrauchs Kriterien
Gesamt3)
bewertung
––––
–––––
–––
––
––
–––
––––
–
––––
–––
–
–
–
––
–––
––––
–––
–––
–––
–––
–––––
––
––––
––––
–
–
––
––
–––
–––––
–––
––
–
––
––––
––
–––
–––
–
–
–
–
0
––––
–
––
+
––
––––
––
–
–––
–
––
–––––
––
––
––––
––
––
–
–––
––––
––
–––
–––
–
–
–––
––
–––
–––––
–
–
–
––––
–
–
–
–––
–––
–––––
––
–
––
––––
–
–
–
–––
–––
–––––
–
–
–
–
–
–
––
–––
–––
–––––
–
–
0
–––––
–
0
0
–––
–––
–––––
–
–
–
––––
–
–
–
–––
Legende: Das Ranking reicht in der Regel von „0“ für fehlenden Anpassungsdruck bis „-––––“ für
höchsten Anpassungsdruck (einzige Ausnahme: ein „+“ für das Holzgewerbe bei den weiteren
umweltrelevanten Kriterien wegen überwiegend positiver Umweltschutzwirkungen).
1) Je Bruttowertschöpfung. 2) Hierzu zählen insbesondere Aspekte der Produktnutzung, gesellschaftliche
und politische Vorbehalte gegen das Produkt, Eigenschaften des Produktionsprozesses im Hinblick auf
gesundheitsbedenkliche Stoffe und der mögliche Anfall schwer zu entsorgender Abfallprodukte. 3)
Gewichteter Durchschnitt der vier aufgeführten Bewertungsfaktoren (Treibhausgasemissionen 30 %,
Energieintensität 30 %, weitere umweltrelevanten Faktoren 30 %, Wasserverbrauch 10 %). 4) Zement,
Kalk, Beton, Glas und Keramik. 5) Möbel, Schmuck, Spielwaren etc.
Quellen: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen.
40
Tabelle 4
Bewertung des Anpassungs- und Wachstumspotenzials
deutscher Branchen im Hinblick auf eine verschärfte
Klimaschutzpolitik
Wirtschaftszweig
Land- und Forstwirtschaft
Bergbau
Ernährung, Tabakverarbeitung
Textil-, Bekleidungs-, Ledergewerbe
Holzgewerbe
Papier-, Druck- und Verlagsgewerbe
Chemie und Mineralölverarbeitung
Gummi- und Kunststoffwaren
4)
Mineralienverarbeitung
Metallerzeugung und -verarbeitung
Maschinenbau
Elektrotechnik
Fahrzeugbau
5)
Sonstige Erzeugnisse inkl. Recycling
Industrie insgesamt
Energieversorgung
Baugewerbe
Handel
Gastgewerbe
Verkehr
Nachrichtenübermittlung
Banken und Versicherungen
Dienstleistungen für Unternehmen
Alle Produktionsbereiche
Wettbewerbsfähigkeit
Innovationsfähig1)
keit
Fähigkeit
zur Einsparung
von
2)
Energie
Fähigkeit zur
Reduktion von
Treibhausgasemis2)
sionen
––
––
+
–––
0
++
++
0
++
++
+++
+
+++
0
++
++
–
––
––
++
++
++
+++
++
+
+
++
++
++
++
++++
+++
++
+++
++++
+++++
+++++
+++
++++
+
+
0
0
+
++++
++
++
++
+++
++++
++
––––
++++
0
0
++
0
+
+++++
+++++
+++
+++
+++
0
+
+++
++++
+
+
+++
++
+++
––
––––
++
++++
++++
++
+++
+++++
+
++
++++
+++++
++++
+++
+++
+
––
+
+++
++
0
+
++
++
Begünstigung
durch
Umweltschutzmaßnahmen
+++
0
0
+
++++
0
0
++
0
0
++++
+++++
++
+
+
0
+++++
0
0
+++
++
+++
+
+
Gesamtbewer3)
tung
+
0
+
0
+++
+
++
++
+
++
++++
++++
+++
++
+++
+
++
0
+
++
++
++
++
++
Legende: Das Ranking reicht in der Regel von „0“ für fehlende positive Voraussetzungen bis „+++++“ für
größtmögliche Begünstigung (Ausnahmen: bei einigen Branchen ergeben sich Minuszeichen wegen
überwiegend negativer Einflüsse / Entwicklungen).
1) Berücksichtigung finden die Kriterien Innovationsintensität, der Umsatzanteil mit neuen Produkten und
der Anteil der kontinuierlich Forschung und Entwicklung treibenden Unternehmen, wie sie vom ZEW
zusammen mit infas und ISI jährlich erhoben werden. 2) Einschätzung basierend auf dem historischen
Entwicklungstrend von 1991 bis 2004. 3) Gewichteter Durchschnitt aus den fünf aufgeführten
Bewertungsfaktoren (Begünstigung durch Umweltschutzmaßnahmen 30%, Innovationsfähigkeit 25%, die
drei restlichen Kriterien jeweils 15%). 4) Zement, Kalk, Beton, Glas und Keramik. 5) Möbel, Schmuck,
Spielwaren etc.
Quellen: Statistisches Bundesamt, ZEW Innovationserhebungen, eigene Berechnungen.
41
Tabelle 5
Verschärfter Klimaschutz: Zusammengefasste Auswirkungen
auf Branchenwachstum und -wertschöpfung in Deutschland
Bruttowertschöpfung
jahresdurchschnittliche
Veränderung
2006 bis 2020 in %
Wirtschaftszweig
Land- und Forstwirtschaft
Bergbau
Ernährung, Tabakverarbeitung
Textil-, Bekleidungs-, Ledergewerbe
Holzgewerbe
Papier-, Druck- und Verlagsgewerbe
Chemie und Mineralölverarbeitung
Gummi- und Kunststoffwaren
2)
Mineralienverarbeitung
Metallerzeugung und -verarbeitung
Maschinenbau
Elektrotechnik
Fahrzeugbau
3)
Sonstige Erzeugnisse inkl. Recycling
Industrie insgesamt
Energieversorgung
Baugewerbe
Handel
Gastgewerbe
Verkehr
Nachrichtenübermittlung
Banken und Versicherungen
Dienstleistungen für Unternehmen
Alle Produktionsbereiche
Gesamtbewertung
Klima1)
einfluss
–
––––
–
––
++
––
––
+
––
––
+++
+++
0
0
0
––––
+
–
0
––
+
+
+
–
Anteile
2006
in %
1,0
0,2
2,0
0,4
0,4
1,6
2,6
1,1
0,7
3,0
3,6
3,6
3,8
0,6
23,4
2,1
4,0
10,7
1,6
3,6
2,4
5,0
46,0
100,0
Basisszenario
– 0,1
– 0,6
0,7
– 1,2
1,0
1,0
2,0
1,2
0,2
1,0
2,3
3,4
2,1
0,5
1,8
0,5
0,4
0,9
0,3
2,2
2,3
1,9
2,1
1,8
Klimaszenario
– 0,1
– 0,9
0,7
– 1,5
1,2
0,9
1,8
1,3
0,1
0,8
2,6
3,8
2,1
0,5
1,8
– 0,5
0,5
0,8
0,3
2,0
2,4
2,0
2,2
1,7
Änderung
der
Anteile
Î
Ð
Î
Ô
Ï
Ô
Ô
Ò
Ô
Ô
Ï
Ï
Ò
Ò
Ò
Ð
Ò
Ô
Ò
Ô
Ò
Ò
Ò
Î
1) Summe aus den Gesamtbewertungen der Tabellen 2 und 3. 2) Zement, Kalk, Beton, Glas und Keramik.
3) Möbel, Schmuck, Spielwaren etc.
Quellen: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen.
42