Dok Weller/Gündel - Altes Oelsnitz im Vogtland

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Dok Weller/Gündel - Altes Oelsnitz im Vogtland
Reg.-Nr.
S076
Reg.-Name: Rathsvorwerk
Dok-Stand: 30.03.2015
Namen:
Gasthof „Zum Löwen“
Rathsvorwerk (Vorwerk)
Adressen:
ehemaliger Handelsweg nach Asch über Oberhermsgrün
Original: Federzeichnung von Richard Jahn , Vorwerk aus dem Jahr 1887,
Kopie mit freundlicher Unterstützung von Michael Schilbach, Drogeriemuseum Oelsnitz
Besitzer:
Städtisches Eigentum
Schnitzlein
Johann Gottlob Pelz
Christiane Caroline verw. Pelz
Franz Julius Wehner
Moritz Petzold
Friedrich Wilhelm Klemm
Otto Krauße
Krause und Bialeck
Eduard Schwind
Wirte/Pächter: Peter Wolfram
Johann Georg Schmidt
Johann Gottfried Roth
Johann Gottfried Roth jun.
Johann Adam Schwab
Johann Friedrich Eichelkraut
Johann Erhardt Büttner
Johann Gottlieb Keilhack
Johann Michael Wunderlich
Johann Gottlob Pelz
Friedrich Eduard Buchheim
Friedrich Wilhelm Klemm
Eduard Schwind
Daten:
1716 - am 12.06. Beschluss des Rates zur Errichtung eines Vorwerkes1
1717- Errichtung des Ratsvorwerkes Fertigstellung vor Wintereinbruch1
- am 08.11. beschließt der Stadtrat die Verpachtung des Vorwerkes1
1718 - am 11.01. ersucht der Rat um die Konzession für Wirtschaft und Gastung beim Herzog Moritz-Wilhelm von Sachsen-Zeitz1
- der Rat erhält die auf dem 24.02. datierte Konzessionsurkunde1
- Peter Wolfram aus Vogtsberg wird von1718 bis 1727 erster Pächter des Vorwerkes1
1727 - Johann Georg Schmidt, vormaliger Pächter vom Wirtshaus zum Rosental, wird zweiter Pächter bis 1739 1
1739 - Fleischhackermeister Johann Gottfried Roth aus Oelsnitz folgt als dritter Pächter bis 1763 1
1763 - Nachfolger als vierter Pächter wird Johann Gottfried Roth jun. Von 1763 bis 17671
1767 - Johann Adam Schwab, bisher Pächter vom Gasthof Raschau (s. S093), wird fünfter Pächter bis 17991
1799 - Johann Friedrich Eichelkraut aus Taltitz übernimmt als sechster Pächter bis 18041
1804 - am 18.04. wird zwischen Eichelkraut, Johann Erhardt Büttner und dem Stadtrat vereinbart, dass Johann Erhardt
Büttner in die Pacht eintritt. Büttner bleibt bis 1819 Pächter.1
1819 - Fertigstellung der Chaussee nach Bayern über Lauterbach, die alte Straßenverbindung über das Vorwerk verliert
an Bedeutung1
- Johann Gottlieb Keilhack aus Untermarxgrün (Sohn des dortigen Rittergutsbesitzers) wird achter Pächter bis 18281
1828 - Johann Michael Wunderlich wird neunter und letzter Pächter des Ratsvorwerkes bis 18351
1835 - Das Ratsvorwerk wird mit Schankgerechtigkeit an den Kommune-Braumeister Schnitzlein verkauft.2
1837 - Johann Gottlob Pelz aus Falkenstein ist Eigentümer des Vorwerkes. Wann der Kauf von Schnitzlein erfolgte, ist
nicht bekannt.
- am 08.07. erwirbt Pelz die Gasthofsgerechtigkeit auf einer Versteigerung.1
- Pelz lässt 1837 einen Saal anbauen. 3
1846 - am 02.05. verstirbt Johann Gottlob Pelz1
1847 - am 06.11. kauft Christiane Caroline verw. Pelz das Vorwerk1
1853 - Zwangsversteigerung des „Vorwerks“, neuer Eigentümer ist l. Grundbuch ab 18.01. Bürgermeister Franz Julius
Wehner aus Auerbach.1
- ab August pachtet Friedrich Eduard Buchheim das Vorwerk von Wehner 1
1854 - Friedrich Eduard Buchheim lädt zur Kirmes
- Moritz Petzold aus Lengenfeld kauft das „Vorwerk“ von Wehner und verkauft es am 07.03. an Friedrich Wilhelm
Klemm, den ältesten Sohn vom Garküchen-Besitzer Friedrich Wilhelm Klemm1
1885 - am 08.09. übernimmt Richard Jahn, der Schwiegersohn von Wilhelm Klemm, das „Vorwerk“1
1887 - Kaufmann Otto Krauße aus Zwickau kauft am 01.10. das „Vorwerk“1
- F.A. Zimmermann übernimmt pachtweise den „Gasthof zum Vorwerk“, Eigentümer sind zu diesem Zeitpunkt laut
einer Leser-Zuschrift die Herren Krause und Bialeck4
1889 - Eduard Schwind aus Zwönitz/Erzg. kauft am 17.10. den Gasthof von Krauße1 für 32.000 M5, er inseriert Tanz und
Gartenkonzert6
1890 - am 25.08. gegen 4 Uhr brennt kurz nach Beendigung einer Tanzveranstaltung das Vorwerk total nieder7
1
Der Erzähler an der Elster – Wochenendbeilage zur Vogtländischen Zeitung und Tageblatt 1935(Nr. 24 ,26,-29), 1940(Nr. 15-17), siehe auch Anmerkungen
2
Vogtländische Zeitung und Tageblatt (Örtliches) vom 23.06.1904
3
Vogtländische Zeitung und Tageblatt (Örtliches) vom 26.08.1890
4
Vogtländische Zeitung und Tageblatt (Inserat) vom 10.02.1887; *4.0* 2. Beilage vom 13.03.1887
5
Vogtlandarchiv, Oelsnitzer Akten RdS Oe 8520 Schreiben vom 26.01.1901
6
Vogtländische Zeitung und Tageblatt (Inserat) erstes Datum nicht erfasst
7
Vogtländische Zeitung und Tageblatt (Örtliches) vom 26.08.1890
Anmerkungen:
Die Daten und Anmerkungen zum Ratsvorwerk entstammen überwiegend den Artikelserien „Von der Errichtung
eines Gasthofbetriebes auf dem Ratsvorwerk und dem deshalb entbrannten Konkurrenzstreit“ von Paul Fanghänel und „Pächter und Besitzer des ehem. Ratsvorwerks“ von Bruno Neydel.8
Der Name „Zum Löwen“ ist nie gebräuchlich geworden, auch die Bezeichnung „Rathsvorwerk“ wurde üblicherweise
durch das kürzere „Vorwerk“ ersetzt.
Folgende Beschreibung aus dem heimatkundlichen Oelsnitzer Lesebuch 9 verdeutlicht die Lage:
An der Scheune, die hinter dem Vorwerke [dem späteren Kaffeehaus] steht, stehen wir am Kreuzungspunkte der alten
Hofer und Roßbacher Straße. Die Roßbacher Straße führt heute noch als Fußweg nach Hermsgrün. Zum Teil ist sie schon
von Gras überwuchert. Nach der Stadt zu führt sie an dem Abhange hinunter, den wir als Mittelweg jetzt bezeichnen
Nur nannten wir diesen Weg damals alte Hoferstraße. Diesen Namen führte sie ja auch. Sie war eben das gemeinsame
Stück dieser beiden alten Straßen.
Ab 1718 bis 1835 war das Vorwerk stets verpachtet:
Der dritte Pächter Johann Gottfried Roth war vor 1739 Gastwirt vom Gasthof „Zu den drei Rosen“, vormals „Gelber
Strumpf“ (s.S034).
1766 bittet Johann Gottfried Roth jun. um Pachtnachlass, da nach Verlegung der Hofer Landstraße über Lauterbach der
Gasthof keinen Gewinn mehr bringt. Die Fertigstellung als Chaussee erfolgte erst 1819.
Ab 1766 wird aber dafür das „Vogelschießen“ der Oelsnitzer Schützengesellschaft auf das Feld nördlich vom Vorwerk
verlegt und bringt bis 1799 in den Sommermonaten den Pächtern offenbar gute Einnahmen10
In einem Beitrag in der Vogtländischen Zeitung wird vermerkt, dass das Wirtschaftsgebäude um 1790 an Stelle eines
älteren Wirtschaftsgebäudes erbaut worden sei. Das Grundstück entstand aus nicht verkäuflichen Resten des alten
Göllnitzhofes, eines ehemaligen Rittergutes.12
1798 bewerben sich um die Pacht 11 Bieter, darunter Johann Gottlob Dörfel, Gastgeber aus Oelsnitz. Die zunächst an
Johann Paul Roth, den Bruder von Johann Gottfried Roth jun., vergebene Pacht wird auf Einspruch seiner Ehefrau zurück
genommen.
Streng genommen endet die Geschichte des „Rathsvorwerkes“ 1835 mit dem Verkauf der Grundstücke an verschiedene
Personen. Die Gebäude gingen in den Besitz von Kommune-Braumeister Schnitzlein und behielten den Namen „Vorwerk“. Aber auch die Bezeichnung „Ratsvorwerk“ war noch längere Zeit in Gebrauch.
In einem Beitrag der Vogtländischen Zeitung von 1890 wird vermerkt, dass der 1837 unter Pelz angebaute Saal längere
Zeit als Schützenhaus diente.11 Dies erscheint fragwürdig, da zu dieser Zeit bereits ein steinernes Schützenhaus der
Schützengesellschaft existierte (s. S071).
Aus dem Pelz’schen Nachlass von 1846 geht die Vorwerks-Wirtschaft auf Wilhelm Klemm über, der Gasthof an Caroline
verw. Pelz.12
1860 verweist Carl Julius Reuter in einem Gesuch darauf hin, „dass ich bereits früher viele Jahre hindurch das mit Realgastgerechtigkeit versehene Vorwerk bei Oelsnitz erpachtet … (hatte). 13
Friedrich Wilhelm Klemm inseriert regelmäßig für das „Vorwerk“ Tanz, Kirmes Schlachtfeste bis 1885.
Unter Richard Jahn, der 1879 bis 1885 als Farmer in Nordamerika lebte, wurden mehrere Blockhütten errichtet, die im
Sommer den Gartengästen als Unterkunft dienten. 14
Richard Jahn, der Schwiegersohn von Friedrich Wilhelm Klemm war der letzte Wasserröhrenmeister der Stadt.
Der Wiederaufbau eines Gasthauses an der alten Stelle durch den letzten Besitzer Eduard Schwind wurde nicht genehmigt. Die Konzession erlischt nach dem Verzicht von Schwind.
Erst 1898 entstand näher zur Stadt hin, ein neues Kaffee, das wenig später die Bezeichnung „Vorwerk“ in den Namen
übernahm (s. S077).
8
Der Erzähler an der Elster – Wochenendbeilage zur Vogtländischen Zeitung und Tageblatt 1935 (Nr. 24 ,26,-29), 1940 (Nr. 15-17)
Heimatkundliches Lesebuch von Bruno Schott, II.Heft viertes Schuljahr, Verlag Julius Klinkhardt Leipzig 1910
10
Der Erzähler an der Elster – Wochenendbeilage zur Vogtländischen Zeitung und Tageblatt 1941 Nr.9
11
Vogtländische Zeitung und Tageblatt (Örtliches) vom 26.08.1890
12
Vogtländische Zeitung und Tageblatt (Örtliches) Beitrag vom 23.06.1904
13
Akten Stadtarchiv Oelsnitz (bis1989) Tit:XVIII no.70, Schreiben vom 03.04.1860
14
Festschrift der Vogtländischen Zeitung vom 26.10.1933/ 14. Beilage Beitrag von Kurt Jahn
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