DIG informativ Heft 02/2015 - Deutsch

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DIG informativ Heft 02/2015 - Deutsch
DIG informativ März 2015
Junges Forum sucht Blogger
In diesem Jahr jährt sich die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland zum 50. Mal. Anlässlich dieses Jubiläums ruft das Junge Forum in Kooperation
mit der DIG Hamburg einen Blog ins Leben: „Mischpoke und so“.
Wir wollen allen eine Stimme geben, die sich mit dem jüdischen
Staat verbunden fühlen. Für den Blog sind wir deshalb auf der
Suche nach Beiträgen von Menschen, deren Leben auf besondere Weise mit Israel in Beziehung steht, egal ob die Verbindung
persönlicher, religiöser oder politischer Natur ist. Ein Beitrag
DIG informativ März 2015
sollte sich an folgenden Fragen orientieren: Was bedeutet Israel
für mich? Was verbinde ich persönlich mit Israel? Welche Erlebnisse oder Begegnungen habe ich in Israel gemacht? Woran
denke ich, wenn ich „Israel“ höre? Ein Beitrag sollte eine A4Seite nicht überschreiten. Die Texte werden mit einem Foto des
Autors/der Autorin, Name, Beruf und Stadt versehen. „Mischpoke und so“ wird im April/Mai starten, alle paar Tage soll ein
neuer Beitrag erscheinen. Auf den Blog und die Beiträge wollen
wir über soziale Medien und über die Webseite der DIG aufmerksam machen. Fertige Beiträge und Nachfragen bitte an:
[email protected].
Wir freuen uns auf Ihre Texte!
Partnerschule für Israel gesucht
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft Hamburg (DIG), die DavidBen-Gurion-Stiftung sowie die Annie und Walter Robinsohn Stiftung suchen eine weiterführende Schule in der Hansestadt, die
eine feste Partnerschaft mit einer israelischen Schule begründen
möchte. Zu diesem Zweck wurden 4000 Euro als Anschubfinanzierung ausgelobt. „Wir möchten damit nicht nur Besuche und Gegenbesuche unterstützen“, sagt Stefan Hensel, Vorsitzender der
DIG Arbeitsgemeinschaft Hamburg. „Gemeinsame Projekte, die
sich in virtuellen Lernräumen und Foren vernetzen, sollen die Zusammenarbeit vertiefen.“ Anlass ist das 50-jährige Jubiläum der
diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel,
das im Sommer mit einem Festakt im Rathaus gewürdigt werden
soll. Bei dieser Gelegenheit soll dann auch die Hamburger Partnerschule ausgezeichnet werden.
Bewerben können sich alle weiterführenden Schulen Hamburgs
durch ein Motivationsschreiben; wesentliches Bewertungskriterium
ist vor allem die Möglichkeit einer langfristigen Partnerschaft. Der
Bewerbungsschluss ist im Mai.
Informationen unter: www.davidbengurion-stiftung.de oder
www.dighamburg.de
PT Convention 2014
Im vergangenen Dezember fand in Maastricht zum sechsten Mal die PT Convention
der Jewish Agency for Israel statt. Das Event
zählt zu einer der bedeutendsten deutschsprachigen Veranstaltungen für junge jüdische
Erwachsene aus Europa.
„100 Jahre Erster Weltkrieg – seine Bedeutung
für die Juden damals wie heute“ war das Thema
2014. Der Vorsitzende der Jewish Agency, Nathan Sharansky, eröffnete die Veranstaltung. Zu
den zentralen Fragen gehörten: Welchen Einfluss
hat der Erste Weltkrieg auf die heutige Welt? Ist
der Erste Weltkrieg der Trigger des Antisemitismus? Und: Welche Werte sind „wert“ genug, um
zu ihrer Verteidigung Waffen in die Hand zu nehmen? In den drei Tagen haben sich die Teilnehmer
in
Workshops,
Vorträgen
und
Expertengesprächen intensiv damit auseinandergesetzt und eigene Erkenntnisse erarbeitet.
Durch das breit gefächerte Angebot konnten Formen des formellen und informellen Lernens
sinnvoll miteinander verbunden werden. Ein weiteres Highlight war die
MASA-Programmmesse, auf der sich die
Besucher über einen individuellen Aufenthalt in
Israel informieren konnten, etwa in Form eines
Studiums, Praktikums
oder „Gap Years“ .
Abgerundet wurde die
Convention mit einer
Stadtführung
durch
Maastricht, einem LiveKonzert der Gruppe
„Grenzgänger“ und einer
spektakulären
Abschlussparty in einer unterirdischen Grotte.
Sándor Grohmann
Wir gratulieren allen Jubilaren des ersten Quartals 2015 und
wünschen alles Gute
Birgit Scholing-Prümm (20.10./Nachtrag)
Erhard Glashoff (1.1.)
Roland Issen (7.1.)
Regine Schünemann (18.1.)
Elsara Lübinska (19.1.)
Günther Hansch (21.1.)
Bettina Gehle (26.1.)
Harald Freter (26.1.)
Helga M. Edens (9.2.)
Beate Gashon-Stoltenberg (9.2.)
Philip Schroeder (11.2.)
Eckhard Schupeta (16.2.)
Irmgard Engel (20.2.)
Martin Willich (24.2.)
Julian Schwiderski (25.2.)
Hermann Rauhe (6.3.)
Janina Schlüter (7.3.)
Dirk Schwitzke (11.3.)
Hans-Joachim Nöh (18.3.)
Markus Lemke (22.3.)
18. März, 19 Uhr,
Yu Garden - Chinesisches Teehaus,
Feldbrunnenstraße 67
China und Israel - eine schweigende Freundschaft. Die unbekannte Geschichte einer vielfältigen Beziehung
Referentin: Marianna Levtov,
Entsandte des Staates Israel,
Doktorandin an der FU Berlin
Denkt man an Beziehungen zwischen China und
Israel, so scheinen beide Länder zunächst wenig
gemein zu haben. Doch bei näherer Betrachtung,
vor allem in historischer und ökonomischer Hinsicht, finden sich Zusammenhänge. In diesem
Vortrag wird die interessante und vielfältige Geschichte der Beziehungen beider Staaten beleuchtet. Eine gemeinsame Veranstaltung der
DIG AG Hamburg, des Konfuzius-Instituts an der
Universität Hamburg und der Chinesisch-Deutschen-Gesellschaft. Für die Teilnahme ist eine
Anmeldung über www.ki-hh.de erforderlich.
29. März, 15.30 Uhr,
Talmud-Tora Schule,
Grindelhof 30
Israel und die Medien
Referent: Claudio Casula,
Journalist, Autor des Blog „Spirit of Entebbe“, Mitglied des Autorennetzwerks
„Die Achse des Guten“ Claudio Casula ist einer
der bestinformierten Medienkenner in Bezug auf
Israel. Seit Jahren beobachtet er das von den
Medien kolportierte Bild über Israel. Selten findet
er Beiträge, die das Attribut „objektiv“ verdienen.
In seinem Blog „Spirit of Entebbe“ und dem Autorennetzwerk „Die Achse des Guten“ hat er dazu
pointiert Stellung genommen. Gerade die Berichte und Kommentare zum Anschlag auf eine
Jerusalemer Synagoge im Herbst 2014 geben
Anlass, die Berichterstattung zu hinterfragen. Erfahren Sie von einem profunden Israelkenner, wie
die zum Teil irreführenden Bilder entstehen, was
sie bewirken und wie wir damit umgehen können.
Eine Veranstaltung der Jüdischen Gemeinde
Hamburg in Kooperation mit der DIG Hamburg.
Für die Teilnahme ist eine Anmeldung über das
Hamburger DIG-Büro oder unter [email protected] notwendig.
Christoph Heumann (26.3.)
Detlev Landgrebe (27.3.)
Silke Frank (5.4.)
Ingrid Clausen (5.4.)
Mirjam Mikoleit (13.4.)
Dorothee Vöpel (14.4.)
Inge Hutton (23.4.)
Friedhelm Grundmann (24.4.)
Benno Schepp (25.4.)
Mareike Enghusen (30.4.)
Anmerkung: Wir nennen nur die Geburtstage, deren Lebensalter auf 0 oder 5 endet.
16. April, 19 Uhr,
Offiziersheimgesellschaft der
Universität der Bundeswehr Hamburg,
Rodigallee 98
Der Yom-Kippur-Krieg 1973.
Die Existenz Israels
auf der Schneide
Referent: Dr. Martin Nassua,
Historiker und Leiter
des Akademischen Auslandsamts der HelmutSchmidt-Universität/Universität der Bundeswehr
Hamburg.
Seit der Gründung Israels und dem Unabhängigkeitskrieg1948 war die Existenz des jüdischen
Staates nie so gefährdet wie in den ersten Tagen
des Yom-Kippur-Krieges, der vom 6. Oktober bis
zum 26. Oktober 1973 dauerte. Die israelische
Armee besiegte schließlich die arabischen
Feinde…. Die Veranstaltung wird vom Arbeitskreis
Israel an der Helmut-Schmidt-Universität gemeinsam mit der DIG AG Hamburg durchgeführt. Eine
Anmeldung über unser Büro ist notwendig.
23. April, 20 Uhr,
Vereinsöffentliche Vorstandssitzung der DIG
Arbeitsgemeinschaft
Hamburg
Eine Anmeldung über [email protected]
ist erforderlich, um Zeit und Ort der Sitzung zu erfahren.
20. Mai – 19 Uhr,
Ort wird noch bekanntgegeben
(Bitte schauen Sie auf unsere Website)
50 Jahre Diplomatische Beziehungen
und nun?
Michael Mertes, ehemaliger Leiter des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Jerusalem und Rogel Rachman, Leiter der
Öffentlichkeitsarbeit der Botschaft des Staates Israel in Deutschland diskutieren über 50 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland
und Israel.
Eine Gemeinsame Veranstaltung der KonradAdenauer Stiftung Hamburg und der DIG Hamburg
• Innovative
Gut besucht: Die PT Convention in Maastricht
lückwunsch
Herzlichen G
t Same'ach
Yom Hulede
DIG informativ
Termine
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21. Mai, 19 Uhr,
Jüdisches Kulturhaus,
Flora-Neumann-Straße 1
Die Sprache der Judenfeindschaft
im 21. Jahrhundert
Referentin: Prof. Dr. Monika Schwarz-Friesel,
Antisemitismusforscherin, Leiterin des Fachgebietes Allgemeine Linguistik an der Technischen
Universität Berlin
Wie artikuliert sich im 21. Jahrhundert judenfeindliches Gedankengut? Und wann ist eine Äußerung antisemitisch? Mit diesen Fragen
beschäftigen sich die Sprachwissenschaftlerin
Monika Schwarz-Friesel und der Historiker Jehuda Reinharz anhand einer datenreichen Untersuchung
des
aktuellen
judenfeindlichen
Sprachgebrauchs. Eine Kooperation der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
Hamburg, der Liberalen Jüdischen Gemeinde
Hamburg und der DIG AG Hamburg. Für die Teilnahme ist eine Anmeldung unter [email protected] notwendig.
Impressum
Herausgeber:
Deutsch-Israelische Gesellschaft,
Arbeitsgemeinschaft Hamburg
Verantwortlich:
Stefan Hensel
Anschrift:
Deutsch-Israelische Gesellschaft,
Arbeitsgemeinschaft Hamburg
Krayenkamp 8
20459 Hamburg
Tel.: (040)37 678-138
(mit Anrufbeantworter)
Fax: (040)37 678-238
E-Mail: [email protected]
Internet: www.dighamburg.de
Bürozeiten:
mittwochs und freitags
Von 11 bis 13 Uhr
Redaktion:
Thorsten Büchner, Ina Dinslage,
Sándor Grohmann, Stefan Hensel,
Inge Kruse, Roberto Lehmann,
Sebastian Reuter, Ute Schupeta
Layout:
Immo Anzeiger Verlag GmbH
Namentlich gekennzeichnete Beiträge
entsprechen nicht zwangsläufig
der Meinung der Redaktion
DEUTSCH-ISRAELISCHE GESELLSCHAFT
Arbeitsgemeinschaft Hamburg
Liebe Freunde und Mitglieder,
viele von uns sind immer noch fassungslos angesichts der Geschehnisse in Dänemark, Frankreich und
des islamistischen Terrors in der gesamten Welt. Die Suche nach Strategien gegen diese Bedrohung läuft
auf Hochtouren, doch ob diese
Suche Erfolg haben wird, bleibt
fraglich.
Der Anschlag auf die Redaktion von
Charlie Hebdo und auf einen koscheren Supermarkt sowie auf eine
Diskussionsveranstaltung und eine
Bar Mitzwa waren ein Angriff auf
unsere Freiheit und Demokratie. Es
waren Anschläge wie sie jederzeit
auch in Deutschland stattfinden
könnten. Anstatt aber den engen
Schulterschluss mit den Betroffenen
zu suchen und Juden sowie dem
Staat Israel seine Solidarität auszudrücken, wurde vielerorts beteuert,
dass man nicht den Islam verurteilen
solle und besonders die Muslime in
die Arme schließen müsse.
In Hamburg riefen islamische Verbände wie die Schura mit zu Demonstrationen gegen Terror und
Ausgrenzung auf. Es waren genau
die Organisationen, die seit Jahren
von liberalen Muslimen beschuldigt
werden, Terrorismus, Israelfeindlichkeit und Antisemitismus zu schüren. So war etwa der zurzeit
amtierende Vorsitzende der Hambuger Schura bis zu deren Verbot Vorsitzender der so genannten
Internationalen Humanitären Hilfsorganisation (IHH), die 2010 vom
Bundesinnenministerium wegen Unterstützung der terroristischen Hamas
verboten wurde.
Wenn wir genauer hinschauen, ist
Paris keine Überraschung, sondern
Teil einer Auseinandersetzung, die
seit langem läuft. Es ist eine Auseinandersetzung, die der Staat Israel
seit seiner Gründung führt. Ein
Kampf, den auch die Kurden gegen
den IS führen und den Menschenund Frauenrechtlerinnen in der ganzen islamischen Welt austragen müssen. Die Ideologie der Terroristen
von Paris ist identisch mit der von
Hamas, Hisbollah, IS, Boko Haram
oder den Taliban.
Die Frage lautet also: Geben wir unsere Werte auf oder kämpfen wir
diesen Kampf mit unseren Mitteln den Mitteln der Demokratie, der
Weltoffenheit und der Toleranz -, die
wir gegen eben jene islamistische
Barbarei verteidigen müssen. Dabei
muss uns klar werden, dass wir für
etwas stehen, das sich zu verteidigen
lohnt. Deshalb dürfen wir gerade
jetzt nicht vereinfachen und müssen
Partnerschaften schließen mit Menschen die unsere Gesellschaft voranbringen wollen. Wir dürfen unser
Gemeinwesen nicht Xenophobie und
Verschwörungstheorien preisgeben.
Wir als Deutsch-Israelische Gesellschaft müssen weiter neue Partner
finden und diejenigen bestärken, die
mit uns gemeinsam Freiheit und Demokratie verteidigen wollen. In dieser Ausgabe finden Sie ein Beispiel
einer solchen neuen und wichtigen
Partnerschaft. Im Interview beschreibt unser neues Mitglied Ali
Ertan Toprak, der Vorsitzende der
Kurdischen Gemeinde in Deutschland, seine Motivation, unserer Ar-
beitsgemeinschaft beizutreten.
Für uns steht fest: Der Terror in Kopenhagen und Paris beweist einmal
mehr, dass der Staat Israel eine
ewige Zuflucht für Juden aus aller
Welt ist, die wir unter allen Umständen verteidigen müssen. An unserer
Solidarität zu Israel misst sich auch
unser Verständnis und unser Einsatz
für Demokratie und Freiheit.
Ihr Stefan Hensel
Liebe nichtjüdische Mitgliederinnen und Mitglieder der Deutsch-Israelischen-Gesellschaft,
bitte entschuldigen Sie diese politisch inkorrekte Abgrenzung gleich
zu Beginn. Aber es ist mir ein Anliegen, ganz besonders Ihr Engagement an dieser Stelle einmal
hervorzuheben. Denn betrachten
wir den Diskus über Israel in
Deutschland, so zeigt sich, dass es
fast immer Juden sind, die sich verpflichtet fühlen oder verpflichtet
werden, den vorherrschenden Ressentiments, Verunglimpfungen und
Vorbehalten gegenüber Israel entgegentreten. Friedman, Broder,
Wolfssohn, Seligmann oder Vertreter der jüdischen Gemeinde sind
obligatorische Gäste in TV-Talkshows und in den Meinungsspalten
der Presse.
Nicht anders ergeht es einem in privater Runde. Wie oft kippt die gute
Laune beim Abendessen, wenn sich
die Diskussion um Israel dreht und
man sich, meist als einziger Jude
am Tisch, bemüht, die israelische
Perspektive des Nahostkonflikts zu
erläutern. Man weiß in solchen Gesellschaften spätestens dann, mit
wem man es zu tun hat, wenn einem
eine unparteiische Sicht der Dinge
im Palästinenserkonflikt von vornherein abgesprochen wird, mit dem
Hinweis, dass man als Jude schließlich nicht neutral sein könne.
Ich frage mich in diesen Situationen
immer wieder: Wo sind eigentlich
die Deutschen, die keine familiären
Bande nach Israel haben und sich
trotzdem für die Existenz des Staates einsetzen? Wo sind die Deutschen, für die Israel ein
selbstverständlicher Teil auch ihrer
eigenen deutschen Geschichte ist?
Wo sind all die Menschen, denen
bewusst ist, dass der Staat Israel als
Antwort auf die weltweite Bedrohung der Juden durch Antisemitismus, Tod und Vertreibung ins
Leben gerufen wurde? Und wo sind
die Menschen, denen bewusst ist,
dass dieser Staat schon längst zum
Vorposten unserer freiheitlichen,
westlichen Welt geworden ist - in
einer Region, in der unser Wertesystem mit Waffengewalt von religiösen Fanatikern in Frage gestellt
wird? Gelegentlich denkt man, es
gibt sie nicht.
Doch wer diese Menschen sucht,
findet sie in der Deutsch-Israelischen-Gesellschaft! Dafür gebührt
Ihnen allen, und selbstverständlich
auch Ihren jüdischen Mitgliederin-
nen und Mitgliedern, höchste Anerkennung.
Ihr Leeor Engländer
Der Autor schreibt alle 14 Tagen in
der „Welt“ die Kolumne „Schmonzes“ über seine jiddische Mamme
DIG informativ März 2015
DIG informativ März 2015
„Kurdistan und Israel können voneinander profitieren“
Iran und Israel
Stefan Hensel im Gespräch mit Ali Ertan Toprak von der Kurdischen Gemeinde Deutschland
Die vielen Anwesenden machten das große
Interesse am Thema deutlich. Auf Einladung
der DIG AG Hamburg folgten zahlreiche Gäste
am 8. Dezember in der Talmud-Tora-Schule
den Ausführungen der deutsch-iranischen Publizistin Saba Farzan. In Teheran geboren, in
Deutschland aufgewachsen, Theaterwissenschaft, Amerikanistik und Soziologie studiert,
ist sie heute eine kompetente Stimme zum
Thema Iran. „Wie steht die iranische Gesellschaft zu Israel?“, lautete der Titel ihres Vortrags, bei dem sie beeindruckende Sachkenntnis und viel Insiderwissen bewies.
Die Rahmenbedingungen für die Iranpolitik,
so Farzan, seien allerdings bedrückend: Im
einem UN-Bericht vom August 2014 werden
übelste Menschenrechtsverletzungen aufgeführt: vermehrte Hinrichtungen, selbst für geringe Delikte, fünf Millionen Webseiten sind
gesperrt. Im Jahr nach dem Amtsantritt des
vermeintlichen Hoffnungsträgers Hassan Rohani als Präsident wurden 25 Journalisten
festgenommen, mehr als 60 saßen bereits
ohne fairen Prozess im Gefängnis. UN-Delegationen wurde kein Zugang ins Land gewährt. Nur ständige Kontakte - vorbei an den
Organen des Staates - ermöglichen ein ungefähres Stimmungsbild.
Und das überrascht: Dem staatlich verordne-
Bei der Bundesdelegiertenkonferenz in Leipzig wurde auf Initiative der DIG AG Hamburg eine Resolution beschlossen, Kurden,
Jesiden und allen Minderheiten die in Deutschland von Islamisten in Deutschland bedroht sind, in ihrem Kampf für Demokratie
und Freiheit zu unterstützen. Die DIG Hamburg arbeitet bewusst mit Migrantenorganisationen zusammen. Für uns ist der Dialog
auch eine Frage nach der Zukunftsfähigkeit der Israel-Solidarität. In Hamburg leben rund 50 Prozent der Schüler in einem Elternhaus mit Migrationshintergrund. Sie werden in wenigen Jahren Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft sein. Dieser
Herausforderung wollen wir uns stellen, indem wir offen und mit klaren pro-israelischen Positionen mit allen Menschen und
besonders der Jugend ins Gespräch kommen. In der Vergangenheit haben wir intensiv mit der persischen und kurdischen Gemeinschaft zusammengearbeitet. Am Anfangwar das oft ein Dialog hinter verschlossenen Türen, der sich dann zu einer umfassenden Zusammenarbeit ausgeweitet hat. Als Resultat unserer Anstrengung und auch der Leipziger Resolution ist nun der
Vorsitzende der Kurdischen Gemeinde in Deutschland (KGD), Ali Ertan Toprak, Mitglied der DIG geworden.
Herr Toprak, zunächst möchte ich Sie
herzlich als neues Mitglied der
Deutsch-Israelischen Gesellschaft
begrüßen. Wie kommt es, dass ein
deutscher Kurde Mitglied der DIG
wird?
Vielen Dank. Ich würde mich freuen,
wenn ich zur Zukunftsfähigkeit der Israel-Solidarität in Deutschland beitragen kann. Zu Ihrer Frage möchte ich
zunächst als Deutscher mit Migrationsgeschichte antworten. Als NeuDeutscher trage ich zwar keine
Verantwortung für die Vergangenheit,
aber eine alltägliche Verantwortung
für die Verteidigung des freiheitlichdemokratischen Wertekanons in unserem Land. Dazu gehört vor allem,
dass die aus den dunklen Kapiteln
deutscher Geschichte gezogenen
Schlüsse auch künftig Gültigkeit
haben. Nie wieder darf dem jüdischen Volk ein Unrecht wie in der
Vergangenheit geschehen, und
Deutschland muss immer an vorderster Front das Existenzrecht Israels
verteidigen. Das gebietet nicht zuletzt
unsere historische Verantwortung für
den Holocaust.
Als Mensch alevitisch-kurdischer
Herkunft, der weiß, was Ausgrenzung, Staatenlosigkeit und Heimatlosigkeit bedeutet, kann ich die
Sehnsucht, Beharrlichkeit und das
Eintreten für eine freie Heimat der
Juden nur allzu gut verstehen. Das
Eintreten der Juden für einen eigenen
Staat, die aufopferungsvolle und mutige Verteidigung ihres Staates empfand ich immer als vorbildlich auch für
andere entrechtete Völker. Deswegen habe ich, seit ich denken kann,
immer Sympathie für Israel empfunden. Und im Grunde erschien mir die
Einseitigkeit der Kritik an Israel immer
ungerecht, weil sie leider zumeist undifferenziert ist. Durch meine Mitgliedschaft in der DIG möchte ich in dieser
Frage vor allem für die jungen Menschen mit Migrationsgeschichte aus
dem Nahen Osten ein Vorbild sein.
Können Sie uns die aktuelle Situation
der Kurden in Deutschland beschreiben?
In Deutschland leben über eine Million Menschen kurdischer Herkunft.
Sie sind nach den türkischstämmigen
Bürgern die zweitgrößte Migranten-
gruppe. Mehr als die Hälfte besitzt
bereits die deutsche Staatsbürgerschaft. Und die meisten, die sich länger in Deutschland aufhalten, sind
relativ gut integriert. Die Identifikation
mit Deutschland ist besonders hoch,
weil die Kurden noch keinen eigenen
Staat haben und hier die Demokratie
in vollen Zügen genießen. Allerdings
ist ihre kurdische Identität leider in
Deutschland offiziell nicht anerkannt.
Das bedeutet, dass Kurden entweder
als Türken, Iraker, Iraner oder Syrer
erfasst oder angesehen werden.
Zudem werden Kurden wegen des
über 20-jährigen PKK-Verbots in der
öffentlichen und staatlichen Wahrnehmung immer wieder diskriminiert.
Erst ihr Kampf gegen die Barbaren
des IS hat dazu geführt, dass sich
das negative Image nach über zwanzig Jahren langsam wieder zum Positiven wandelt.
Die Kurden müssen von der Bundesregierung in den integrationspolitischen Dialog miteinbezogen werden.
Momentan sind sie aus vielen Bereichen des politischen Dialogs ausgeschlossen. So ist z.B. die kurdische
Gemeinde Deutschland e.V. vom Integrationsgipfel
ausgeschlossen.
Dies sollte sich schnellstens ändern,
da die Deutsch-Kurden eine derartige
Behandlung nicht verdient haben.
Damit sich diese Situation ändert,
brauchen wir die Unterstützung aller
demokratischen Gruppen.
Die Mehrheit der Kurden sind Muslime. In der Diskussion um neuen Antisemitismus liegt ein starker Fokus
auf muslimischen Antisemitismus.
Wie erleben Sie das Thema Antisemitismus bei Kurden in Deutschland?
In der Tat sind die Kurden mehrheitlich Muslime, aber dennoch religiös
sehr heterogen. So gibt es unter den
Kurden neben dem Islam eine Bandbreite an Religionen, von Jesidentum,
über Alevitentum bis hin zum Judentum. Deswegen würde ich behaupten, dass der Antisemitismus, bis auf
die radikalen islamistischen Gruppen,
die es sicherlich marginal auch unter
Kurden gibt, keinen breiten Platz hat.
Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass die Kurden neben den
vielen kleinen religiösen Minderheiten
das einzige Volk im Nahen Osten
sind, das das Existenzrecht Israels
nicht bestreitet.
Welche Gemeinsamkeiten sehen Sie
zwischen Kurdistan und Israel und
welche Korporationen gibt es bereits?
Beide haben sehr lange für Eigenstaatlichkeit gekämpft. Israel existiert
zwar schon länger als Staat, ist aber
bis heute in seiner Existenz akut bedroht. Kurdistan ist immer noch in vier
Teile geteilt, doch es gibt einen Hoffnungsschimmer. Im Nordirak stehen
die Kurden kurz davor, ihre Unabhängigkeit auszurufen.
Weder die Araber, noch die Perser,
noch die Türken sind Israel und Kurdistan gegenüber friedlich gesinnt.
Aufgrund dieser Lage ist eine Zusammenarbeit zwischen Israel und Kurdistan auf allen Gebieten dringend
geboten. Wir wissen, dass Israel vor
allem im Sicherheitsbereich in Südkurdistan/Nordirak mit der Regionalregierung eng zusammen arbeitet.
Das ist gut so und sollte ausgebaut
werden. Israel sollte vor allem auch
die syrischen Kurden unterstützten.
Das würde Israels Ansehen unter den
Kurden noch mehr steigern.
Nichts zu vergessen sind die Tausenden kurdischen Juden, die heute Bürger des Staates Israel sind. Sie sind
eines der wichtigsten Bindungsglieder zwischen Kurdistan und Israel.
Ein unabhängiges Kurdistan wäre
unter diesem Aspekt der einzige
Staat im Nahen Osten, der keine Bedrohung für Israel darstellt. Wenn wir
die
wissenschaftlich-technische
Überlegenheit Israels mit dem Mut
und dem Freiheitsdrang der Kurden
zusammenbringen, könnten beide
davon nur profitieren.
Derzeit leisten die Kurden einen
enormen Beitrag, um im Nahen
Osten den Vormarsch des Islamismus zu stoppen. Wie schätzen Sie
die Bedrohung der kurdischen Gebiete und Israels durch den Islamischen Staat ein?
Der Islamische Staat ist eine existenzielle Bedrohung für Kurden und Israel zugleich. Zuerst sind die Kurden
an der Reihe. Sollten sie besiegt werden, wäre Israel als nächstes dran.
Die Barbaren des IS sind eine Bedrohung für die freie Welt als Ganzes.
Daher dürfen die Kurden in ihrem
Kampf gegen diese Bestien nicht allein gelassen werden. Jede Unterstützung der Kurden im Kampf gegen
den IS ist eine Verteidigung unserer
Zivilisation.
Was wünschen Sie sich für eine zukünftige Zusammenarbeit zwischen
der kurdischen Gemeinde in
Deutschland und der Deutsch-Israelischen Gesellschaft?
Wir Demokraten müssen mehr denn
je zusammenrücken! Es ist an der
Zeit, dass wir uns auf unsere gemeinsamen Werte von Demokratie und
Freiheit konzentrieren und unsere
Kräfte gegen Antisemitismus und Islamismus bündeln. Dazu müssen wir
uns offener begegnen und auf allen
Ebenen einen Dialog beginnen, der
uns noch näher bringen sollte. Wir,
die Kurdische Gemeinde Deutschland e.V./KGD, sind dazu bereit und
freuen uns auf die Zusammenarbeit.
Die DIG und die Jüdische Gemeinde
in Deutschland können sich der Solidarität der KGD in Zukunft immer gewiss sein.
Herr Toprak, wir danken Ihnen für das
Gespräch uns wünschen Ihnen und
der kurdische Gemeinde alles Gute.
Kämpfer für Demokratie und einer
freiheitliche Gesellschaft: Ali Ertan
Toprak
Neuer Israel-Arbeitskreis an BW-Uni
ten Hass zum Trotz hegen viele Iraner Sympathien für die Israelis. Weltoffenheit, Lebensstil und wirtschaftlicher Erfolg Israels sind für
mehr als 50 Prozent der Iraner attraktiv, vermutet Saba Farzan. Viele würden die Partnerschaft beider Länder aus der Zeit vor der
„Islamischen Revolution“ kennen und schätzen.
Das Verhältnis beider Staaten sei freilich vom
Streben des Iran nach der Atombombe dominiert. Der inzwischen zwölf Jahre andauernde
Konflikt mit der Internationalen Atomenergiebehörde führte wegen mangelnder Kooperation zu Sanktionen. Mit spürbaren Folgen:
Irans Wirtschaft lag am Boden, die Bevölkerung litt und die Hoffnung auf den Sturz des
Mullah-Regimes schien begründet. Vor gut
einem Jahr jedoch vereinbarten die Außenminister der Sicherheitsratsmitglieder sowie
Deutschlands eine „Übergangslösung“, bei
der einige Wirtschaftssanktionen aufgehoben
wurden. Ziel war ein Vertragsabschluss bis
November 2014, der jedoch nicht zustande
kam. Stattdessen gab es eine Verhandlungsverlängerung bis zum 1. Juli 2015. Saba Farzan schilderte, wie eine veränderte
Sicherheitslage in der iranischen Nachbarschaft dem Regime in die Hände spielt: Der
Vormarsch des so genannten Islamischen
„Der Iran hat großes Demokratie-Potenzial“
Warum findet der Atomkonflikt mit
dem Iran keine Lösung?
Saba Farzan: Weil die Weltgemeinschaft irrtümlich glaubt, den Konflikt
einfrieren zu können. Das Genfer Interimsabkommen vom November
2013 kann man mittlerweile als permanenten Zustand beschreiben,
das iranische Regime kurz unterhalb der atomaren Bewaffnung zu
besänftigen. Doch es ist lediglich
eine Verwaltung des Status Quo
und ein zudem sehr gefährlicher
Pfad. Die iranische Diktatur begeht
furchtbare Menschenrechtsverletzungen, sie ist der größte Förderer
des islamistischen Terrorismus und
wirkt massiv destabilisierend. Das
Regime ist auf vielfältige Art böse
und menschenverachtend, und deshalb wird es nie die Option auf
Atomwaffen aufgeben. Und auch
darum findet der Atomstreit keine
Lösung: Die Weltgemeinschaft ist
nicht bereit, die iranische Zivilgesellschaft zu unterstützen, damit ein
friedliches und demokratisches Kapitel ohne Nuklearwaffen für ihr
Land beginnen kann. Das ist ein historischer Fehler.
Wie würden Sie die deutsch-israelischen Beziehungen beschreiben?
Deutschland und Israel verbindet
eine Partnerschaft, die in vielerlei
Hinsicht mehr als solide ist – wirtschaftlich, kulturell, militärisch und
DIG informativ März 2015
auch politisch. Jedoch gibt es unterschiedliche Wahrnehmungen der
Probleme: Israel sieht richtigerweise
das iranische Regime als große Gefahr an und wachsendes Chaos in
der unmittelbaren Nachbarschaft.
Für Deutschland hat der Nahostkonflikt eine zentrale Bedeutung. Aber
unsere Perspektive verkennt, dass,
so unangenehm dieser ungelöste
Konflikt auch ist, er lediglich eine regionale Rolle spielt. In Zeiten von
enorm strapazierten amerikanischisraelischen Beziehungen erfährt
das deutsch- israelische Verhältnis
ein noch größeres Gewicht. Wünschenswert ist es, dass in unserem
Land Solidarität und Freundschaft
mit Israel nicht nur ein Projekt der
Elite bleibt, sondern auch der Zivilgesellschaft. Viele hoffnungsvolle
Entwicklungen dazu gibt es, aber
Initiativen sollten beständig weiter
gestaltet werden – auch um den Antisemitismus, den Teufel der niemals
stirbt, konsequent zu bekämpfen.
Welches persönliche Verhältnis
haben Sie zu Israel?
Ich habe Israel als weltoffenes und
sehr warmherziges Land kennen
lernen dürfen. Meine deutsch-iranischen Wurzeln prägen mein Verhältnis zu Israel: Da ist die historische
Verantwortung aus der deutschen
Geschichte, der ich mich verpflichtet
fühle. Und da ist eine tiefe histori-
-
Staates (IS) in Syrien und im Irak. Er zwingt
die politisch Handelnden zu neuen Strategien, bei denen auch der Iran neu einzuordnen ist. Eine Destabilisierung erscheint nun
nicht mehr wünschenswert. Die Hoffnungen
vieler leidender Iraner, nach all den Entbehrungen eines Tages wieder frei atmen zu können, sind damit in ebenso weite Ferne
gerückt wie der Wunsch Israels nach einem
Ende der Bedrohung.
Ute Schupeta
Auf Initiative von Studenten wurde in
den vergangenen Wochen der Arbeitskreis Israel an der Helmut-SchmidtUniversität ins Leben gerufen.
Sprecher Julian Roth (M.): „Unser Arbeitskreis steht allen Angehörigen der
Bundeswehr und der BundeswehrHochschule offen, die Interesse an Is-
rael haben.“ Der Vorsitzende der DIG
Hamburg, Stefan Hensel (2.v.r),
durfte den Prozess der Gründung begleiten. „Hier finden sich Studenten
zusammen, die begeistert sind vom
Staat Israel und sich vertieftes Wissen
aneignen wollen“, sagt Hensel. „Natürlich unterstützen wir diesen An-
satz.“ Die DIG Hamburg wird deshalb
eng mit dem Arbeitskreis kooperieren
und bereits am 16. April eine gemeinsame Veranstaltung zum Yom-Kippur-Krieg mit Dr. Martin Nassua (r.)
im Offiziersheim durchführen.
Stefan Hensel im Gespräch mit Saba Farzan
sche Bindung, die es zwischen Persern und Juden gibt. Iran und Israel
sind natürliche Partner im Nahen
Osten, und der Iran hat ein großes
Demokratie-Potenzial. Ich wünsche
mir – und dafür arbeite ich – dass
wir in Deutschland einen großen
Beitrag hin zur iranisch-israelischen
Partnerschaft leisten. Dazu muss
sich jedoch unsere Iranpolitik fundamental ändern. Wir müssen als
Deutsche endlich erkennen, das wir
nicht auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen können. Wir sind es uns
selbst schuldig, eine Diktatur, deren
Grundpfeiler der Antisemitismus ist,
zu isolieren.
Wo liegen die größten sicherheitspolitischen Herausforderungen im
Nahen Osten?
In der Abwesenheit von Demokratie.
Daraus ergeben sich Risiken wie
Gewalt, Chaos, Korruption und gravierende Menschenrechtsverletzungen. Zudem führt das Defizit an
Demokratie zu einer schwierigen Sicherheitslage für Israel als einziges
demokratisches Land im Nahen
Osten. Ganz aktuell hinterlässt der
Rückzug Amerikas aus der Region
ein großes Machtvakuum – gefüllt
wird es von Despoten wie dem iranischen Regime, ISIS oder anderen
Terrorgruppen. Mag sein, dass sich
ihre Ideologie unterscheidet, aber in
ihrer Brutalität nehmen sie sich
nichts. In Europa müssen wir viel
weitsichtiger und stabilisierend den
Nahen Osten unterstützen: echte
Kooperation mit demokratischen
Dissidenten und Zivilgesellschaften,
das heißt ökonomische Programme,
militärische Ausrüstung. Dazu konsequente Isolation von destabilisierenden
Akteuren.
Unsere
Unterstützung der Kurden im Nordirak ist ein Anfang – nicht mehr, aber
auch nicht weniger.
Saba Farzan: „Wir sind es uns
selbst schuldig, Diktaturen zu isolieren.“
Pädagogischer Austausch zwischen Hamburg und Israel
Seit einigen Jahren besteht schon der Austausch eines Hamburger Trägers mit einem Kinderheim in Israel. Jetzt soll dieser
erweitert werden.
chen,
eigene Grenzerfahrungen
zu machen,
das Gefühl
von Fremdheit zu erleben
und
auch die Erfahrung, mit
der eigenen
deutschen
Sprache
nicht überall
verstanden
zu werden.
Israel bietet
mit seiner
Der israelische Erzieher Yaron im Gespräch mit
Einwandereiner deutschen Kollegin
kultur einen
guten
Ort
In vielen Kitas in Hamburg gibt es Kinder
mit Migrationshintergrund und sprachli- zum Lernen. Der Geschäftsführer der Pedia
chen Problemen bei der Integration in den gGmbH, Frank Dorschel, sagt dazu: „Wir
Kindergartenalltag. Der Hamburger Kita- können natürlich viel Zeit darauf verwenträger Pedia möchte Erziehern ermögli- den, Menschen zu erklären, wie sie mit
einem Fahrrad fahren sollen. Wir glauben
aber an die direkte Erfahrung. Oder – anders gesagt – daran, Menschen auf ein
Fahrrad zu setzen und ihnen dabei zu helfen, fahren zu lernen. Wer selbst einmal das
Gefühl hatte, fremd gewesen zu sein, wird
künftig anders mit Fremdheit umgehen.“
Die Aufenthalte in Israel leisten dazu einen
wertvollen Beitrag.
Und es gibt auch Gegenbesuche: Im vergangenen November kam ein Erzieher aus
dem Kinderheim Neve Hannah in Kirijat Gat
auf Einladung von Pedia eine Woche nach
Hamburg, um das deutsche Bildungs- und
Kitasystem kennenzulernen. Auf dem Programm standen Besuche in mehreren Kitas
und Jugendhilfeeinrichtungen, dazu Bildungsveranstaltungen sowie auf Einladung
der Jüdischen Gemeinde auch der Israeltag
in der Carlebach-Schule.
2015 werden zwei Erzieher aus Hamburg
nach Israel reisen. Mittlerweile ist ein weiterer Hamburger Kitaträger als Partner
dabei. Und auch die Deutsch-Israelische
Gesellschaft unterstützt diesen Austausch.