18 | 2015 - Deutscher Industrie
Transcription
18 | 2015 - Deutscher Industrie
18 | 2015 18.05.2015 18 | 1 18.05.2015 Inhaltsverzeichnis Editorial ............................................................................................................................................................... 2 Reform der europäischen Gesetzgebung: So einfach wie möglich ....................................................................... 2 Wirtschafts- und Währungsunion ................................................................................................................... 3 EUROCHAMBRES-Konferenz zu Better regulation ..................................................................................................... 3 EU-Kommission beschließt Länderspezifische Empfehlungen ................................................................................ 3 Europas Wirtschaft den Rücken stärken – Small Business Act weiterentwickeln ........................................... 4 Kurz notiert ......................................................................................................................................................... 5 Europas Wachstum zieht leicht an .................................................................................................................................. 5 Industrieproduktion im Euroraum um 0,3% gefallen ................................................................................................ 5 Europäische Agenda zur Migrationspolitik ................................................................................................................... 6 Karlspreis für Martin Schulz .............................................................................................................................................. 6 Gipfeltreffen Östliche Partnerschaft in Riga ................................................................................................................ 6 Termine ................................................................................................................................................................ 7 Sitzungen der EU-Institutionen ........................................................................................................................................ 7 18 | 2 18.05.2015 Editorial Reform der europäischen Gesetzgebung: So einfach wie möglich Zum Better-Regulation-Paket des Kommissions-Vizepräsidenten Timmermans Dr. Günter Lambertz, Leiter der Vertretung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages bei der EU So einfach wie möglich und nur so weitgehend wie nötig soll die EUGesetzgebung in Zukunft gestaltet werden. Die Kommission kann und soll sich nicht um jedes europäische Thema kümmern, fordert der erste Vizepräsidenten Frans Timmermans in seiner Agenda zur Besseren Rechtsetzung, die in einer vorläufigen Fassung vorliegt. Die Gesetzgebung soll künftig nach dem Prinzip der Proportionalität angemessen und entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip notwendig sein. Worum die EU-Kommission sich kümmert, soll auch von den bürokratischen Kosten einer solchen Regulierung abhängen – Umweltschutz ja, Verbraucherschutz ja, aber nur, wenn die Kosten der Regulierung berücksichtigt werden und nicht unnötig belasten. Konsultationen sollen künftig auch bei nachgeordneten Rechtsakten und Verordnungen eingeführt werden – ein großer Fortschritt! Nur halb befriedigend ist dagegen, dass die Kontrolle der Gesetzesfolgenabschätzung – das Impact Assessment - künftig durch ein Normenkontrollgremium erfolgen soll, das zur Hälfte aus externen Experten besteht.. Der DIHK setzt sich dafür ein, in der EU einen unabhängigen Normenkontrollrat ähnlich dem deutschen Gremium zu installieren. Das Regulatory Scrutinity Board ist nicht unabhängig, sondern bleibt ein Teil der Kommission. Auch Rat und Parlament zur Verantwortung zu ziehen, wenn es um neue und möglicherweise teure Änderungen an Gesetzgebungsentwürfen geht, ist ein guter, wenn auch nicht neuer Vorsatz. Doch Timmermans will ihn nun überzeugend umsetzen und beide Institutionen zu mehr Kooperation beim Bürokratieabbau verpflichten. Kritiker bemängeln, dass die EU-Gesetzgebung durch mehr Folgenabschätzungen selbst teuer und bürokratisch wird. Die deutschen Erfahrungen sagen anderes, vorausgesetzt, es gibt effiziente Verfahren und verlässliche Datenquellen. Insgesamt enthält das Paket zur Besseren Rechtsetzung mutige Ansätze. Die neue Kommission wäre mit diesen Regeln die erste, die sich als Dienstleister für die Bürger der EU versteht und die weniger und nicht mehr Brüsseler Gesetze produziert – gute Aussichten für die Menschen, die etwas unternehmen wollen in Europa! Ihr Günter Lambertz 18 | 3 18.05.2015 Wirtschafts- und Währungsunion EUROCHAMBRES-Konferenz zu Better regulation Das Timmermans-Konzept in der Diskussion Schon vor seiner offiziellen Veröffentlichung am 19. Mai hat das Vorhaben des Kommissions-Vizepräsidenten Frans Timmermans, ein Konzept zu „Better Regulation“ zu entwickeln, die Stakeholder inspiriert. Denn schließlich gehören der Abbau von Bürokratie und eine bessere Rechtsetzung zu den Kernanliegen der Wirtschaft. Wie vorab bekannt wurde, ist einer der Schwerpunkte des Timmermans-Konzepts eine bessere Folgenabschätzung von geplanten Gesetzesvorhaben im Verlauf des Gesetzgebungsprozesses. Der Europäische Kammerdachverband EUROCHAMBRES möchte zu diesen Themen eine breite Diskussion eröffnen – mit dem zuständigen Kommissions-Vizepräsidenten Frans Timmermans sowie zahlreichen EU-Parlamentariern und Vertretern aus dem Rat. Unter dem Motto “Lightning the load – National experiences and best practices for a new EU better-law-making agreement” lädt EUROCHAMBRES am 3. Juni deshalb zu einer eintägigen Konferenz ins Europäische Parlament ein. Anmeldungen sind hier möglich. (gw) EU-Kommission beschließt Länderspezifische Empfehlungen Arbeitsplätze schaffen – Wachstumsanreize setzen Noch trägt das Wachstum in Europa sich nicht selbst, dafür müssen die EU-Staaten noch mehr tun – das ist der Tenor der Länderspezifischen Empfehlungen zur Wirtschaftspolitik, die die EU-Kommission am vergangenen Mittwoch (13.5.) beschlossen hat. Die Mitgliedstaaten müssen nach Ansicht der EU-Kommission mehr Maßnahmen ergreifen, um Arbeitsplätze zu schaffen und Wachstumsanreize zu setzen. Zusammenfassend empfiehlt die EU-Kommission dem EuroWährungsgebiet sowie 26 EU-Mitgliedstaaten folgendes: Zur Stützung des Wachstums müssen Investitionen stärker gefördert werden, auch durch die schnelle Umsetzung der 315-Milliarden-Euro-Investitionsoffensive der Kommission. Die EU-Staaten sollten Strukturreformen auf den Produkt-, Dienstleistungs- und Arbeitsmärkten anstreben, um Produktivität, Wettbewerbsfähigkeit und Investitionstätigkeit zu steigern. Durch Reformen im Finanzsektor sollen Investitionen leichter finanzierbar werden. Insgesamt mahnt die EU-Kommission eine verantwortungsvolle Fiskalpolitik an. Mitgliedstaaten mit hohem Defizit oder 18 | 4 18.05.2015 hohen Schulden müssen weitere Anstrengungen unternehmen, um ihre Haushalte auszugleichen. Mitgliedstaaten wie Deutschland mit haushaltspolitisch größerem Spielraum sollten diesen zur Förderung produktiver Investitionen nutzen und mehr Wachstumsimpulse setzen. Schließlich fordert die EU-Kommission eine Verbesserung der Beschäftigungspolitik und des sozialen Schutzes. Die Europäische Kommission hat das Verfahren des sogenannten Europäischen Semesters, dem Kalender für die wirtschaftspolitische Koordinierung auf EU-Ebene, insofern verändert, als die europäischen und nationalen Entscheidungsträger verstärkt gemeinsame politische Verantwortung wahrnehmen müssen. Dazu gehört unter anderem, dass die detaillierten länder- und euroraumspezifischen Analysen früher veröffentlicht werden, um Probleme mit allen Beteiligten schneller zu klären. (gw) Europas Wirtschaft den Rücken stärken – Small Business Act weiterentwickeln Unternehmen nehmen Stellung zu neuen Maßnahmen des SBA Kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU) sind das Rückgrat der europäischen Wirtschaft: 21 Millionen Betriebe und damit 99,8 Prozent aller Firmen, die zwei Drittel aller Arbeitsplätze schaffen. Mit dem sogenannten Small Business Act (SBA) hat sich die EU seit 2008 in bislang 92 Maßnahmen zum Ziel gesetzt, die Wettbewerbsbedingungen für den Mittelstand zu sichern und zu stärken. Nun hat die EU-Kommission 42 neue Maßnahmen vorgeschlagen und um Stellungnahme gebeten. Die Ergebnisse geben aus Sicht des DIHK wichtige Hinweise für die künftige EU-Mittelstandspolitik. Diese müsste - angesichts der hohen Bedeutung des Mittelstands für die europäische Wirtschaft - deutlich gestärkt werden. Eine Mitteilung der Kommission zum „Small Business Act 2.0“, der im aktuellen Arbeitsprogramm leider fehlt, wäre dafür ein wichtiges Signal. Aus den 1.800 Unternehmer-Antworten lässt sich ein klares Stimmungsbild erstellen: Das Thema Fachkräftesicherung ist für die Unternehmen elementar, denn die demographische Entwicklung stellt viele vor große Herausforderungen. Rund 90 Prozent der Unternehmen sehen deshalb die duale Ausbildung als wichtiges künftiges Element im SBA. Nahezu alle teilnehmenden Unternehmen befürworten eine EU-weite Kampagne zum Bürokratieabbau sowie einfachere Steuervorschriften für Existenzgründer. Ein wirksamer KMU-Test für alle EU-Vorhaben, ein 18 | 5 18.05.2015 unabhängiger Normenkontrollrat auf EU-Ebene sowie ein echter Subsidiaritätscheck als Teil der Folgenabschätzung wären wichtige Elemente, um dem Mittelstand zu signalisieren: Die EU tut etwas für Euch. Großen Zuspruch der Befragten erhält die Idee, den EU-Ländern das Ziel vorzugeben, „Unternehmertum“ stärker im Lehrplan zu verankern, um einem drohenden Unternehmermangel entgegenzuwirken. Bei der KMU-Finanzierung besteht der Wunsch nach einfacheren EUFörderinstrumenten (93 Prozent) und einem besseren Zugang zu privatem Beteiligungskapital (92 Prozent). Der DIHK schlägt vor, dass die Kommission dabei auch die guten Erfahrungen aus Deutschland mit dem klassischen Drei-Säulen-System aus Banken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken im Blick hat. (Ev, gw) Kurz notiert Europas Wachstum zieht leicht an Wie das europäische Statistikamt Eurostat am Mittwoch (13.5.) berichtete, wächst Europas Wirtschaft leicht. Das BIP im Euroraum ist von Januar bis März 2015 im Vergleich zu den drei Monaten davor um 0,4 Prozent gestiegen. Im Vorquartal hatte das Wachstum noch 0,3 Prozent betragen. In Italien wächst die Wirtschaft um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal – nach 14 aufeinanderfolgenden Quartalen ohne Wachstum. In Frankreich erreichte das BIP um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorquartal, in dem Frankreichs Wirtschaft stagnierte. In Griechenland und Finnland dagegen schrumpfte die Wirtschaft in den letzten beiden Quartalen. Industrieproduktion im Euroraum um 0,3% gefallen Auch zur Industrieproduktion hat Eurostat in der vergangenen Woche Zahlen präsentiert: So ist im März 2015 die saisonbereinigte Industrieproduktion gegenüber Februar 2015 im Euroraum um 0,3 Prozent gefallen. In der gesamten EU der 28 blieb sie dagegen stabil, meldete Eurostat. Noch im Februar 2015 hatte die Industrieproduktion um 1,0 Prozent im Euroraum beziehungsweise um 0,8 Prozent in der EU zugenommen. 18 | 6 18.05.2015 Europäische Agenda zur Migrationspolitik Am Mittwoch (13.5.) hat die EU-Kommission in einer Europäischen Agenda zur Migrationspolitik einige Sofortmaßnahmen vorgestellt, mit denen sie dem Flüchtlingsstrom über das Mittelmeer begegnen will. Unter anderem sollen die Kapazitäten und Ressourcen für die gemeinsamen Frontex-Operationen Triton und Poseidon in den Jahren 2015 und 2016 verdreifacht werden. Außerdem will sie noch im Mai einen zeitlich befristeten Verteilungsmechanismus für Personen einführen, die eindeutig internationalen Schutz in der EU benötigen und einen Vorschlag für ein EU-weites Neuansiedlungssystem für 20 000 Vertriebene vorlegen. Die Pläne für einen solchen Verteilungsmechanismus stoßen in einigen Mitgliedstaaten auf große Kritik, ebenso wie der Plan, im Rahmen von Operationen im Mittelmeer Schleuserboote zu zerstören. An diesem Montag (18.5.) berieten auch die Außen- und Verteidigungsminister in Brüssel über die EU-Migrationspolitik. Karlspreis für Martin Schulz EU-Parlamentspräsident Martin Schulz hat am Donnerstag (14.5.) in Aachen den Internationalen Karlspreis erhalten. Schulz habe sich als Vordenker um die Stärkung des Parlaments verdient gemacht, betonte das Direktorium des Karlspreises. Acht Staatsoberhäupter und zahlreiche hochrangige Persönlichkeiten aus den EU-Institutionen nahmen an der Verleihung teil. Seit 1950 wird der Internationale Karlspreis zu Aachen für besondere Verdienste um die europäische Einigung verliehen. Er ist nach Karl dem Großen benannt. Berühmte Preisträger sind unter anderem Konrad Adenauer, Francois Mitterand, Vaclav Havel, Bill Clinton, Helmut Kohl und auch Angela Merkel. Gipfeltreffen Östliche Partnerschaft in Riga In dieser Woche (21./22.5.) findet zum vierten Mal das Gipfeltreffen der Östlichen Partnerschaft statt. Dabei geht es um die Stärkung der Beziehungen zwischen der EU und den Ländern Georgien, Moldawien, Ukraine, sowie Armenien, Aserbaidschan und Weißrussland. Die Östliche Partnerschaft wurde im Jahr 2009 ins Leben gerufen und soll die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Beziehungen mit den Partnerländern fördern und zugleich deren politische und sozioökonomische Reformen unterstützen. 18 | 7 18.05.2015 Termine Sitzungen der EU-Institutionen 18.05. - 22.05.2015 Agenda zu den Sitzungen der EU-Institutionen 18.05. - 22.05.2015 Plenartagung des EP 01.01. - 30.06.2015 lettische Ratspräsidentschaft Verantwortlich für die Endredaktion: Daphne Grathwohl (gw) Ansprechpartner für die einzelnen Beiträge: Ev= Dr. Marc Evers; gw= Daphne Grathwohl