Allgäuer Zeitung, Füssen vom 25.04.2015
Transcription
Allgäuer Zeitung, Füssen vom 25.04.2015
FÜSSENER BLATT | SEIT 1838 HEIMATZEITUNG FÜR FÜSSEN UND UMGEBUNG ... A llgäuer Zeitung „Der Fänger im Roggen“ Wie der Mythos um Autor J.D. Salinger neu belebt wird Feuilleton SAMSTAG/SONNTAG, 25./26. APRIL 2015 Ungewöhnliche Geburt Familie klingelt an fremder Wohnungstür und bringt im Hausflur Kind zur Welt Allgäu-Rundschau Typisch April Sonne, Schauer, Gewitter Es wird ungemütlicher Wetter www.all-in.de NR. 95 PREIS ¤ 2,00 Blickpunkt Lokales Wo ist der Notfall? Hausnummern können lebenswichtig sein. Sind sie verblasst, eingewachsen oder gar nicht vorhanden, erschwert das die Arbeit der Rettungskräfte. »Seite 37 Kommentar VON ULI BACHMEIER » [email protected] Das Volksfest braucht Ideen Was wir erben T Wie viel Erbschaftssteuer ist gerecht? » Leitartikel Wenn aus dem Segen ein Fluch wird » Die Dritte Seite Kann man auch Schulden erben? » Wirtschaft Was macht das ganze Geld mit uns? » Wochenend-Journal Foto: Imago Union will „Soli“ nun doch abschaffen Seehofer verspricht große Steuersenkung Andechs Die Union hat sich nach Angaben von CSU-Chef Horst Seehofer auf eine stufenweise Abschaffung des Solidaritätszuschlags bis 2029 geeinigt. CDU und CSU wollen das Thema mit der SPD beim Koalitionsgipfel am Sonntag besprechen. Seehofer sprach bei einer CSU-Klausur in Kloster Andechs von der „größten Steuersenkung aller Zeiten“ mit einem Volumen von 20 Milliarden Euro. Laut Seehofer hat sich die Unionsführung am Mittwochabend bei einem vertraulichen Treffen verständigt. Seehofer forderte die SPD zur Zustimmung auf: „Wir wollen die Abschaffung, die Bevölkerung will es. Ansonsten wird das ein Mittelpunktthema der politischen Auseinandersetzung.“ Der Ministerpräsident forderte zudem „dringend“ ein Wohnungsbauprogramm, damit keine Konkurrenz am Wohnungsmarkt zwischen Deutschen und Flüchtlingen entstehe. Dies müsse Thema beim Flüchtlingsgipfel am 8. Mai im Kanzleramt sein. (dpa, afp) »Politik Westernreiter Fred Rai tot Dasing Western-City-Gründer Fred Rai ist tot. Der Gründer und Chef der Western-City Dasing (Landkreis Aichach-Friedberg) stürzte am Freitagabend bei einem Ausritt von seinem Pferd und erlag seinen schweren Verletzungen. Rai, der sich auch als Sänger und Reitlehrer einen Namen gemacht hatte, wurde 73 Jahre alt. Er hatte mit Fred Rai dem „Rai-Reiten“ einen eigenen Stil entwickelt, der auf Peitsche und Sporen verzichtet. In den Dasinger Karl-MayFestspielen trat er regelmäßig als Darsteller auf. (AZ) »Bayern Immer mehr kleine Volksfeste bedroht Brauchtum Veranstalter klagen, dass sich viele Feste wegen Anwohnerklagen, strenger Vorschriften und steigender Kosten kaum noch lohnen. Jetzt kündigt die bayerische Regierung Unterstützung an VON CAROLIN OEFNER UND HENRY STERN Augsburg Bayern ohne Volksfeste, diese Vorstellung ist kaum denkbar. Der bayerische Schaustellerverband warnt, dass vor allem kleine Feste immer mehr in ihrer Existenz bedroht sind: fehlende Besucher, unzeitgemäße gesetzliche Öffnungszeiten und Klagen von Anwohnern wegen Lärmstörungen. „Es muss sich etwas ändern“, sagte Geschäftsführer Jürgen Wild unserer Zeitung. Er kritisierte, dass die meisten gerichtlichen Klagen dabei von Zugezogenen kämen, die schon zu Absagen ganzer Feste geführt hätten: „Sie wollen aus der Stadt in eine ruhige Umgebung ziehen und stören sich dann an dem Karussell vor ihrer Haustüre“, sagte Wild. Der Bayerische Landtag hat diese Woche beschlossen, dass die Lärmschutzbestimmungen zugunsten der Festveranstalter gelockert werden sollen. Die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner sagte unserer Zeitung: „Die Volksfestkultur in Bayern muss bewahrt werden. Sie schafft Heimat, Zusammenhalt und Identität.“ Die Fraktionen im Landtag beschlossen, dass die Kommunen die „Freizeitlärmrichtlinie“ künftig bei ihren Genehmigungen großzügiger anwenden können: Demnach soll der Beginn der Nachtzeit von 22 auf 24 Uhr verschoben werden. CSU-Ministerin Aigner will sich nach eigenen Angaben so schnell wie möglich darum kümmern, dass die Richtlinie vor Ort im Sinne der Festbetreiber angewendet wird. Hintergrund des Landtagsbeschlusses ist die Absage eines Volksfestes in Unterfranken. In Kahl am Main waren Anwohner vor Gericht gezogen, weil ihnen die „Kerb“ zu laut ist. Die Veranstalter sagten daraufhin das Fest ab. Diese Streitigkeiten sollen mit der neuen Richtlinie in Zukunft vermieden werden. Schaustellervertreter Wild begrüßte den Vorstoß des Landtags: „Die Leute arbeiten immer länger“, sagte er. „Bis die um neun Uhr mal auf dem Fest sind, macht das Fest um zehn schon wieder zu.“ Die Lärmklagen seien für die Schausteller jedoch nicht das einzige Problem. Auch zahlreiche andere Vor- schriften und steigende Kosten machten kleine Feste immer schwieriger. Auch der gesellschaftliche Wandel auf dem Land mache den Festveranstaltern zu schaffen. „Das Gefühl für ländliche Zusammengehörigkeit geht immer mehr verloren, dazu gehört die familiäre Tradition, gemeinsam zu essen und dann auf das dorfeigene Fest zu gehen“, sagte Die Lärmschutzrichtlinie ● Grund Bei der Genehmigung von Volksfesten spielt unter anderem der Lärmschutz eine Rolle. In der bisherigen Richtlinie darf es auf den Festen nur bis 22 Uhr lauter sein. ● Inhalt Die neue Richtlinie enthält Erleichterungen für den Lärmschutz auf Volksfesten. Dort darf es damit bis 24 Uhr lauter sein. ● Geltungsbereich Die Richtlinie ist für die Kommunen nicht verbindlich. Wenn sie vor Ort befolgt wird, soll die Ermessensentscheidung rechtmäßig sein. Damit sollen Streitigkeiten vermieden werden. (cao) Schneller, als die Polizei erlaubt Verkehr Fast 26 000 Temposünder in einer Woche in Bayern erwischt VON TILL HOFMANN Augsburg Liebhaber des Gaspedals werden wohl keine Freunde des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann. Auch nach dem einwöchigen „Blitzmarathon“, der in der Nacht von Donnerstag auf Freitag zu Ende ging, kündigte der CSUPolitiker im Freistaat „weiterhin verstärkte Geschwindigkeitskontrollen“ an. Zwar hat die Zahl der Verkehrstoten kontinuierlich abgenommen: 2014 verloren 619 Menschen auf bayerischen Straßen ihr Leben. Zehn Jahre zuvor waren es noch 1112 Verkehrstote. Aber fast jedes dritte Opfer ging vergangenes Jahr auf Raser zurück. Landstraßen stellen sich dabei als besonders unfallträchtig heraus. Alle zweitausend Messstellen in Bayern waren über das Internet eine Woche vor der Aktion bekannt gegeben worden. Aber längst nicht jeder hat diese Vorabinformation genutzt. Bei rund 876 000 kontrollierten Fahrzeugen stellte die Polizei 26 000 Geschwindigkeitsverstöße fest. „Spitzenraser“ war ein Motorradfahrer nahe des mittelfränki- schen Allersberg mit 206 Stundenkilometern statt der erlaubten 100. Der Mann hat nun Zeit zum Nachdenken: Für drei Monate wird ihm der Führerschein entzogen. Obendrein bekommt er zwei Punkte in Flensburg und eine saftige Geldbuße in Höhe von 1200 Euro. „Beifang“ machte die Polizei bei den Kontrollen ebenfalls: 52 Strafverfahren wurden eingeleitet – etwa wegen Trunkenheit am Steuer und Fahrens ohne Führerschein. Was Minister Herrmann zum Blitzmarathon sagt, lesen Sie auf Bayern. Wild. Er erlebe als Schausteller in kleinen Orten die Veränderungen seit Jahren. Der Rückgang der Volksfeste sei eine deutschlandweite Entwicklung, sagt auch der Geschäftsführer des Bundesverbands deutscher Schausteller, Werner Hammerschmidt. Die Volksfeste müssten mit der Zeit gehen und sich auf jüngere Generationen einstellen. „Die Öffnungszeiten passen nicht mehr zum Freizeitverhalten, vor allem bei den jungen Leuten“, sagte er. Die würden immer später auf die Kirmes gehen. „Die Leute müssen aber nicht nur kommen, sondern auch Geld ausgeben“, appellierte Hammerschmidt auch an die Menschen vor Ort. Dies dürfe nicht nur für Essen und Bier gelten, da andere Schausteller sonst nicht überleben könnten. „Wir sind nur noch Dekoration, aber wenn wir weg wären, würde sich auch jeder beschweren“, sagte Schaustellersprecher Wild. Er verwies auf eine Studie bei der Erlanger Bergkirchweih, wonach nur rund zehn Prozent der Besucher ein Fahrgeschäft besucht oder an einer Bude Geld ausgegeben hätten. »Kommentar Bayern treffen auf Barcelona Nyon Der FC Bayern München trifft im Halbfinale der Champions League auf den FC Barcelona und damit auf den Ex-Klub von Trainer Pep Guardiola, der dort als Spieler und Trainer tätig war. Im anderen Halbfinale treffen Italiens Rekordmeister Juventus Turin und Titelverteidiger Real Madrid aufeinander. Zunächst aber steht am Pep Guardiola heutigen Samstag das Bundesliga-Heimspiel gegen Berlin an. Bei einem Sieg wären die Bayern schon Meister, wenn Verfolger Wolfsburg in Mönchengladbach nicht gewinnt. (AZ) raditionen müssen geschützt werden – zur Not auch mit einer Freizeitlärmrichtlinie. Darüber sollte es gerade in Bayern keinen Dissens geben. Was bei Traditionsbiergärten möglich war, das sollte genauso für jahrzehnte-, teilweise jahrhundertelang etablierte Volksfeste möglich sein. Wenn im Extremfall ein einziger Anwohner ein auf wenige Tage im Jahr begrenztes Volksfest vor Gericht verhindern kann, dann bleibt bald nichts mehr übrig von der ohnehin schwindenden Dorfkultur. Traditionen müssen aber, um bestehen zu können, auch gelebt werden. Das ist das schwierigere Problem. Schiffschaukel und Autoskooter konkurrieren längst mit modernen Freizeitparks und anderen Verlockungen für Kinder und Jugendliche. Und so ein Bierzelt macht jungen Leuten auch nur Spaß, wenn es voll ist und die Post abgeht. Auf dem Wege der Verordnung ist da nicht viel zu machen. Das Volksfest im Ort kann nur im Ort selbst gerettet werden. Dazu muss erstens ein Wille da sein und zweitens Ideen. Mit Losbude und Zuckerwatte allein ist es nicht getan. Vielerorts wird nur noch die Frage gestellt, machen wir weiter oder nicht. Die Frage, was besser oder anders gemacht werden und wer sich außer Festwirt und Schausteller noch beteiligen könnte, wird viel zu selten gestellt. Heute in Ihrer Zeitung Marine im Flüchtlingseinsatz Mit zwei Schiffen der Marine beteiligt sich Deutschland an der Aktion der EU. Sie werden von privaten Reedern bereits erwartet. »Politik Ärger auf Gut Aiderbichl Die Stiftung Gut Aiderbichl ist ein Erfolgsprojekt für den Tierschutz: Auf 26 Gnadenhöfen haben tausende Tiere Platz gefunden. Doch jetzt haben die Tierschützer Ärger mit der Justiz wegen des Verdachts der Erbschleicherei. »Panorama Kontakt Redaktionsleitung Allgäu (0831) 206-439 [email protected], Fax (0831) 206-123 Lokales Tel. (08362) 5079-71, Fax -10 [email protected] Anzeigen Tel. (08362) 5079-0, Fax -39 [email protected] Abo-Service Tel. (08362) 5079-40, Fax -47 [email protected] AZ Service-Center Luitpoldstraße 6, Füssen 3. 60017 4 190107 302001 Ihre Heimatzeitung 2 Wochen gratis ! Gehen Sie bestens informiert in den Tag – mit Ihrer Heimatzeitung Zwei Wochen kostenlos und völlig unverbindlich. Sie genießen jeden Morgen interessante Informationen und aktuelle Nachrichten aus Ihrer Umgebung, dem Allgäu und der ganzen Welt. Gleich anfordern! Anrufen: Faxen: Mailen: Internet: 08 31/2 06-4 98 08 31/2 06-3 99 [email protected] www.all-in.de/probe