Allgäuer Zeitung, Marktoberdorf vom 01.04.2015
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Allgäuer Zeitung, Marktoberdorf vom 01.04.2015
MARKTOBERDORFER LANDBOTE | OBERGÜNZBURGER NACHRICHTEN ... A llgäuer Zeitung Jürgen Drews Vom Bett im Kornfeld auf den Thron von Mallorca Porträt Seite 2 MITTWOCH, 1. APRIL 2015 Sturmtief Verletzte, umgestürzte Bäume und umgekippte Lastwagen Allgäu-Rundschau Immer noch kein Vergnügen Der Wind lässt nach, aber dafür wird es kalt und es schneit bis ins Tal Wetter www.all-in.de NR. 76 Euro-Rebell Gauweiler geht im Streit PREIS ¤ 1,60 Wütender „Niklas“ Blickpunkt Lokales Für mehr Lebensfreude Die neue Einrichtung für Senioren in Marktoberdorf kommt gut an. Es wird bereits über eine Erweiterung der Öffnungszeiten nachgedacht. »Seite 29 CSU Stellvertretender Parteichef tritt zurück und verlässt den Bundestag. Spitzen gegen Seehofer Augsburg/München Der stellvertretende CSU-Vorsitzende Peter Gauweiler gibt im Dauerstreit mit Parteichef Horst Seehofer alle politischen Ämter auf. Der 65-Jährige zieht sich aus der CSU-Führung zurück und legt sein Bundestagsmandat nieder. Gauweiler begründete den überraschenden Schritt unter anderem damit, dass die Parteispitze von ihm verlangt habe, gegen seine persönliche Überzeugung für die Verlängerung der GriechenlandHilfen zu stimmen. „Dies ist mit meinem Verständnis der Aufgaben eines Abgeordneten unvereinbar.“ Gauweiler, für den Wahlkreis München-Stadt seit 2002 im Bundestag, ist seit Jahren ein offener Kritiker der Euro-Rettungspolitik und zog deswegen auch mehrfach vor das Bundesverfassungsgericht. Der Jurist war 2013 auf Initiative Seehofers in die Parteispitze gewählt worden, um vor der Europawahl auch europakritischen CSU-Anhängern eine Stimme zu geben. Beate Merk (Neu-Ulm) musste damals ihren Platz im Vorstand räumen. Seehofer sagte gegenüber unserer Zeitung, der Rücktritt Gauweilers sei „kein schöner Moment“. „Aber ich habe für mich respektiert, dass die Entscheidung irreversibel ist.“ Die CSU, betonte Seehofer, liege voll auf ihrem europapolitischen Kurs. „Ich habe keinen Anlass, eine Richtungsänderung vorzunehmen.“ Gauweiler hatte in seiner Rücktrittserklärung – mit Seitenhieben gegen Seehofer – dagegen detailliert aufgezählt, wo das CSU-Parteiprogramm im Widerspruch zur realen CSU-Europapolitik steht. Der CSU-Ehrenvorsitzende und frühere Bundesfinanzminister Theo Waigel (Seeg) sagte, der Rücktritt sei ein „konsequenter Schritt“. Gauweiler habe in der Europapolitik der CSU immer eine Minderheitenmeinung vertreten. Waigel: „Ich respektiere seine Haltung, aber ich Nachspielzeit für Iran-Gespräche Lausanne Die Atomgespräche mit dem Iran gehen in die Verlängerung. Es seien genügend Fortschritte erzielt worden, um eine Fortsetzung bis Mittwoch zu rechtfertigen, sagte US-Außenministeriumssprecherin Marie Harf am Dienstagabend wenige Stunden vor dem Ablauf der ursprünglich gesetzten Frist in Lausanne. Es gebe jedoch weiterhin „mehrere schwierige Themen“. Zuvor hatte der französische Außenminister Laurent Fabius gesagt, die Gespräche machten Fortschritte, seien aber „lang, kompliziert und schwierig – ich fürchte, wir verbringen dort die Nacht“. Aus deutschen Diplomatenkreisen verlautete, es habe „den ganzen Tag über schwierigste Verhandlungen der Minister über die entscheidenden Fragen“ gegeben. Die Stimmung sei „wechselhaft“. »Politik halte sie für falsch.“ Der Kurs Seehofers liege in der Tradition der CSU. „Das Ergebnis der Europawahl hat gezeigt, dass die Partei keine Doppelstrategie fahren darf.“ Schwabens CSU-Chef Markus Ferber zeigte sich vom Schritt Gauweilers überrascht. Wenngleich er davon ausgegangen sei, dass der Münchner bei den Wahlen im Herbst nicht mehr angetreten wäre. „Gauweiler zum Partei-Vize zu machen, war falsch“, sagte Ferber. Gerd Müller (Kempten), Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, sagte, es wäre besser gewesen, „wenn sich Gauweiler innerparteilich der Diskussion gestellt hätte. Das hat er nicht getan.“ Die bayerische Opposition sieht nach dem Rückzug Gauweilers Seehofer in einer Krise. „Das System Seehofer bröckelt an allen Ecken und Enden. Es wird einsam um den Regierungschef“, sagte SPD-Landtagsfraktionschef Markus Rinderspacher. Gauweilers Nachrückerin im Bundestag kommt aus Schwaben. Die 56-jährige Studienrätin Iris Eberl (Aichach) hatte 2013 für die Frauenunion auf der CSU-Landesliste kandidiert und zieht nun ins Berliner Parlament ein. (mit dpa) »Kommentar, Leitartikel Seite 2 und Die Dritte Seite Zur Person ● Peter Gauweiler, 65, gehörte dem Bundestag seit 2002 an. 2013 wurde er zum stellvertretenden CSU-Vorsitzenden gewählt. Von 1990 bis 1994 war der promovierte Jurist Bayerischer Staatsminister für Landesentwicklung und Umweltfragen. Zuvor war er ab 1986 Staatssekretär im bayerischen Innenministerium. Von 1982 bis 1986 arbeitete Gauweiler als berufsmäßiger Stadtrat und Kreisverwaltungsreferent in München. (AZ) VON JÖRG SIGMUND » [email protected] Gauweiler wird der CSU fehlen D Der Stamm eines vom Sturm „Niklas“ umgeworfenen Baumes wurde von einem Triebwagen des Regionalexpresses Bayreuth – Nürnberg bei Pegnitz regelrecht aufgespießt. Zwei Personen wurden dabei leicht verletzt. Foto: Klaus Altmann-Dangelat, dpa Orkan legt Bahnverkehr in Bayern lahm Sturm Münchner Hauptbahnhof wurde gesperrt. Auch heute noch nicht alle Strecken frei. Außerhalb des Freistaats gab es fünf Tote München/Berlin Ausnahmezustand auf Bahnstrecken, Orkan-Chaos auf den Straßen und mehrere Tote: Mit Böen von bis zu 192 Stundenkilometern ist Orkantief „Niklas“ quer über Deutschland gefegt. In Rheinland-Pfalz starben am Dienstag zwei Männer, als ein Baum auf ein Dienstfahrzeug der Straßenmeisterei krachte. In Sachsen-Anhalt wurde ein Mann von einer Mauer erschlagen. In Österreich und der Schweiz gab es zwei Unwettertote. In Bayern fuhren keine Fernzüge mehr, auch zahlreiche Regionalund S-Bahn-Strecken mussten stundenlang gesperrt werden. Der Münchner Hauptbahnhof wurde geschlossen, nachdem sich in der Haupthalle Dachfenster durch den Sturm verschoben hatten und herabzustürzen drohten. Bei Pegnitz in Oberfranken fuhr ein mit 140 Passagieren besetzter DB-Regionalexpress auf im Gleis liegende Baumstämme. Der Lokführer und ein weiterer Bahnmitarbeiter wurden leicht verletzt. Die Fahrgäste blieben unverletzt. Die Münchner S-Bahn will am heutigen Mittwochmorgen ihren Betrieb nur auf vier Strecken wieder aufnehmen: S8 Westkreuz – Pasing – Flughafen, S2 Riem – Ostbahnhof – Dachau, S4 Ebersberg – Geltendorf sowie auf der Stammstrecke zwischen Riem und Pasing. Auf den übrigen Strecken sollen im morgendlichen Berufsverkehr teilweise Ersatzbusse fahren. Weltpremiere am Herzen Medizin Ulmer Chirurgen gelingt neuartige Operation VON KARIN SEIBOLD Ulm/Augsburg Atemnot und Müdigkeit nach kleinsten Anstrengungen – wenn Herzklappen verschleißen oder verkalken, leidet der Patient sehr. Eine klassische Operation, bei der der Brustkorb geöffnet, das Herz zum Stillstand gebracht und der Patient über eine Herz-Lungen-Maschine versorgt wird, ist gerade für ältere Menschen oft zu riskant. Bei der Katheter-Methode wird deshalb nur ein kleiner Zugang unterhalb des Herzens oder an der Leiste gelegt. Ulmer Chirurgen haben nun mit dieser Methode zum ersten Mal zwei HerzFoto: Fotolia VON JÖRG SIGMUND Kommentar klappen gleichzeitig eingesetzt – am schlagenden Herzen. „Weltweit zum ersten Mal“ sei solch eine Operation am Donnerstag geglückt, meldete die Uniklinik Ulm gestern. Der Schnitt, den die Ärzte dafür am Herzen setzen mussten, ist kleiner als ein Zentimeter. Der Eingriff dauerte eineinhalb Stunden. Bei der 59-jährigen schwer kranken Patientin waren beide Klappen des linken Herzens verengt. Die künstlichen Herzklappen, bestehend aus einem Metallgeflecht und dem Klappenmaterial aus Rinderherzbeuteln, werden in einen bleistiftdicken Katheter gefüllt. Über den Schnitt zwischen fünfter und sechster Rippe schoben die Chirurgen diesen Schlauch zu der lin- ken Herzspitze. Dort verankerten sie die künstliche Herzklappe so, dass sie die Arbeit der kranken Mitralklappe übernahm. Weil es standardmäßig keine künstlichen Mitralklappen gibt, nutzten die Ärzte dafür eine große künstliche Aortenklappe. Über den gleichen Zugang ersetzten sie später auch die Aortenklappe. „Diese Methode könnte auch anderen Patienten sehr helfen“, sagt Prof. Dr. Robert Bauernschmitt, für den der kathetergestützte Herzklappenersatz seit über acht Jahren den Schwerpunkt seiner Tätigkeit darstellt. Der Patientin in Ulm jedenfalls gehe es „blendend“. Sobald sich ihr Herz an die neuen Klappen gewöhnt hat, wird sie auch wieder stärker belastbar sein. Zu den gesperrten Strecken in Bayern zählten am Dienstag auch die ICE-Strecke Augsburg – München und München – Ingolstadt. Kurz vor 20 Uhr fuhr wieder der erste Zug von Augsburg nach München. Laut Bahn kann es auf dieser Strecke auch heute Behinderungen geben. Zwischen Hamburg und Berlin musste auf freier Strecke ein ICE evakuiert werden, nachdem ein Baum auf eine Oberleitung gestürzt war. Der Bahnverkehr kam in beide Richtungen zum Erliegen. Probleme meldete auch der Flughafen in Frankfurt am Main: Am Abend sprach der Betreiber Fraport von 180 ausgefallenen Starts und Landungen. (dpa) »Bayern Lufthansa wusste von Depression Frankfurt/Main Der Co-Pilot der abgestürzten Germanwings-Maschine hat die Lufthansa bereits im Jahr 2009 als Flugschüler über eine „abgeklungene schwere depressive Episode“ informiert. Das teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Demnach hatte der Co-Pilot im Zusammenhang mit der Wiederaufnahme seiner für mehrere Monate unterbrochenen Pilotenausbildung entsprechende medizinische Unterlagen übersandt. Lufthansa erklärte, die Unterlagen seien der Staatsanwaltschaft Düsseldorf „nach weiteren internen Recherchen“ übergeben worden. Gleichzeitig betonte das Unternehmen, dass der 27-jährige Co-Pilot zum Zeitpunkt des Germanwings-Absturzes in der vergangenen Woche „ein voll gültiges Tauglichkeitszeugnis der Klasse 1“ besessen habe. (afp) »Panorama er Rückzug Peter Gauweilers von seinen politischen Ämtern hat die CSU überrascht, aber nicht bis ins Mark erschüttert. Und jetzt sofort von einem Machtverlust oder einer Krise Horst Seehofers zu sprechen, wie es die bayerische Opposition tut, ist sicher verfrüht. Richtig ist dagegen, dass Seehofers Strategie, mit der Wahl Gauweilers zum stellvertretenden Parteivorsitzenden den erzkonservativen, Europa-kritischen Flügel in der CSU-Spitze mit einzubinden, gescheitert ist. Gauweiler, der erklärte Euro-Skeptiker, sollte die von der „Alternative für Deutschland“ ausgehende Gefahr eindämmen. Das Experiment ist gründlich danebengegangen. Resultat war im Mai 2014 das schlechteste CSU-Europawahlergebnis ihrer Geschichte, weil die Wähler nicht mehr wussten, für welchen Kurs die Partei wirklich steht. Auch danach machten viele in der CSU ihrem Unmut über den Nörgler Gauweiler Luft. Geradezu verschreckt hat sie Gauweilers offene Kritik an der Russland-Politik Angela Merkels, die er eine „gefährliche Kraftmeierei“ nannte. Gauweiler hat sich in der Partei isoliert. So besehen ist er seiner Abwahl als CSU-Vize im Herbst mit seinem Rücktritt zuvorgekommen. Fehlen wird einer wie Gauweiler der CSU gleichwohl – nicht nur als BierzeltRedner. Rufen Sie uns an Haben Sie Fragen und Anregungen? Sprechen Sie mit der Redaktion. Heute ist für Sie zwischen 14 und 15 Uhr am Telefon: Manuela Mayr(Bayern) Rufnummer (08 21) 7 77-22 99 In dieser Ausgabe » Wochenblatt extra mit: Leute vor der Kamera, Horoskop und vielen Informationen aus der Region. Kontakt Redaktionsleitung Allgäu (0831) 206-439 [email protected], Fax (0831) 206-123 Lokales Tel. (08342) 9696-70, Fax -79 [email protected] Anzeigen Tel. (08342) 9696-77, Fax -89 [email protected] Abo-Service Tel. 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