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Der Prebound-Effekt: die Schere zwischen errechnetem und tatsächlichem Energieverbrauch Von Minna Sunikka-Blank und Ray Galvin, Department of Architecture, University of Cambridge Zusammenfassung Die deutschen Vorschriften für energetische Sanierung von Bestandsgebäuden basieren auf hohen thermischen Standards, deren Erfüllung die Regierung für technisch und wirtschaftlich machbar hält. Das vorliegende Papier untersucht die verfügbaren Daten von 3400 deutschen Gebäuden. Ihre theoretisch errechneten Energiekennwerte werden den tatsächlich gemessenen Verbräuchen gegenübergestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Bewohner durchschnittlich 30% weniger verbrauchen als es dem errechneten Energiekennwert des Gebäudes entspricht. Dieses Phänomen wird Prebound-Effekt genannt, wobei der Effekt umso stärker auftritt, je schlechter der Energiekennwert ist. Das gegenteilige Phänomen, der Rebound-Effekt, ist bei Niedrigenergiehäusern zu beobachten. Hier verbrauchen die Bewohner mehr als der Energiekennwert des Gebäudes zulässt. Ähnliche Phänomene wurden in verschiedenen kürzlich veröffentlichten Studien aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Großbritannien festgestellt. Daraus ergeben sich politische Folgerungen in zwei Richtungen. Erstens, dass die Nutzung theoretischer Energiekennwerte zur Vorhersage von Energieverbrauch und CO2-Einsparung tendenziell die Einsparmöglichkeiten überschätzt, die Amortisationszeit unterschätzt und eventuell kostengünstige und aufwachsende Sanierungsschritte verhindert. Zweitens, dass das Potenzial von Energie- und CO2-Einsparung durch nicht-technische Maßnahmen wie etwa Bewohnerverhalten viel größer ist als allgemein angenommen, so dass Politiker ein besseres Verständnis dafür entwickeln müssen, was die Entscheidungen von Bewohnern antreibt oder behindert. Der vorliegende Text ist die Übersetzung eines Artikels von Minna Sunikka-Blank & Ray Galvin (2012): Introducing the prebound effect: the gap between per-formance and actual energy consumption, Building Research & Information, 40:3, 260-273. Die Autoren lehren an der Universität Cambridge. Die Übersetzung des Textes und seine Verwendung erfolgt mit ihrer ausdrücklicher Genehmigung. Der Originaltext ist unter http://dx.doi.org/10.1080/09613218.2012.690952 erreichbar. Verantwortlich: Rainer Scheppelmann, Leitstelle Klimaschutz, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Hamburg Übersetzung: Dieter Schmidt Einführung Wenn Politiker und die Privatwirtschaft erfolgreich ehrgeizige CO2-Einsparziele erreichen wollen, dann muss die Energiepolitik ausdrücklich den Gebäudebestand ins Blickfeld nehmen (Boardman et al., 2005; Sunikka, 2006). Deutschland ist ein Vorreiter in Sachen energetischer Sanierung gewesen. Dies drückt sich in eindeutigen Vorschriften und umfassenden Maßnahmenkatalogen aus, die den Energieverbrauch bei den privaten Haushalten senken sollen (Sunnika, 2006; Meijer et al., 2009). Da der Heizenergieverbrauch der privaten Haushalte in Deutschland von 2002 bis 2010 um 15% fiel (vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) 2010), wurde Deutschland zum Modell für andere Länder (de T’Serclaes, 2007; International Energy Agency, 2008). Die Energieeinsparverordnung (EnEV) (Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), 2009b), zuletzt 2009 aktualisiert, ist der Stützpfeiler der langfristigen Kampagne, mit der die Bundesregierung die thermische Instandsetzung voranbringen will. (BMVBS, 2009a; Deutsche Energieagentur, 2011). Diese Verordnung verlangt, dass bei der thermischen Instandsetzung von Bestandsgebäuden hohe Standards eingehalten werden. Die Parameter der EnEV basieren auf dem Energieeinspargesetz. Es schreibt vor, dass die EnEV nur thermische Standards formulieren dürfe, die wirtschaftlich seien. Dies wird so interpretiert, dass die durch die Maßnahmen erzielten Energieeinsparungen hoch genug sein müssen, um die Amortisation der Kosten für Sanierung oder Neubau innerhalb der Lebensdauer der ergriffenen Maßnahme zu erreichen. Trotz erheblicher Probleme bei der thermischen Sanierung vieler Gebäude (Galvin, 2010, 2011) werden Energieeinsparungen bei den privaten Haushalten durch technische Verbesserungen in der Energiepolitik immer noch als „easy gain“ betrachtet. Aber sind die vorgeschriebenen Standards für Bestandsgebäude wirklich einhaltbar? In der wissenschaftlichen Literatur geht man übereinstimmend davon aus, dass das Verhalten der Bewohner ein determinierender Faktor für den Heizenergieverbrauch ist (Stern, 200; Guerra-Santin et al., 2009; Gram-Hansen, 2010, 2011). In den entsprechenden Veröffentlichungen untersucht man kulturelle Aspekte des Lifestyles von Bewohnern (z.B. Chappells and Shove, 2004, 2005; Cupples et al., 2007), das Sozialverhalten (z.B. Gram-Hansen, 2008a, 2008b) oder psychologische Aspekte, etwa ob man die Bewohner trainieren kann, ihr Heizsystem effektiv zu nutzen (z.B. Martiskainen, 2008). Angesichts des Einflusses des Faktors Verhalten können Heizenergieeinsparungen durch energetische Sanierung erheblich geringer sein als angenommen (Hass und Biermayr, 2000). Die vorliegende Studie baut auf der Beobachtung von Walberg (2011, p.115) auf, der für Deutschland feststellt: 2 „Für realistische Annahmen zur thermischen Struktur des umbauten Raumes darf nur die Analyse des tatsächlich gemessenen Energieverbrauches herangezogen werden... Theoretisch berechnete Energiekennwerte vermitteln uns ein unrealistisches Bild des Energieeinsparpotenzials, das durch thermische Sanierung erreicht werden kann.“ Dieses Konzept wird nun in dieser Studie weiterentwickelt, indem die Implikationen der Differenzen bei den tatsächlichen Energieverbräuchen in thermisch vergleichbaren Gebäuden untersucht werden. Deutschland und seine in der EnEV geregelten Effizienzvorschriften dienen als Beispiel. Die Studie diskutiert die technischen Beschränkungen von Bestandsgebäuden (Galvin, 2010; GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V., 2011; Greller et al., 2010), das von Bundespolitikern genutzte Bilanzierungssystem zur Kalkulation der Kosten (Pöschk, 2009; Galvin, 2011) sowie die Kosten für umfassende thermische Sanierung (Tschimpke et al., 2011). Dies sind wichtige Themen, die über den Erfolg oder Misserfolg der energetischen Sanierungspolitik entscheiden, denn diese tendiert dazu, sich nur auf die Investitionen zu konzentrieren und zu ignorieren, was denn passiert, bevor und nachdem Energiemaßnahmen stattfinden (IEA, 2008; Tambach et al., 2010; Schröder et al., 2010, 2011; Walberg et al., 2011). Die Studie will einerseits die technische und ökonomische Machbarkeit und das Energieeinsparungspotenzial energetischer Sanierung von Bestandsgebäuden verdeutlichen, andererseits aufzeigen, welches Potenzial nicht-technische Maßnahmen, insbesondere Verhaltensänderung, haben, zu den energiepolitischen Einsparungszielen beizutragen. Auf der Basis vorliegender deutscher Datensätze, die sowohl die Energiekennwerte als auch die tatsächlich gemessenen Energieverbräuche von rund 3400 Gebäuden beinhalten, beschreibt diese Studie, wie sich die Unterschiede zwischen dem errechneten Energiekennwert und dem tatsächlich gemessenen Verbrauch proportional verteilen. Sie versucht folgende Fragen zu beantworten: - Wie verteilt sich der tatsächliche Verbrauch für Heizung und Warmwasser in deutschen Gebäuden im Vergleich zu den errechneten Energiekennwerten der Gebäudeeffizienzklassen? - Was können wir über das Energieeinsparpotenzial in deutschen Gebäuden lernen, wenn wir diese beiden Parameter zueinander in Beziehung setzen? - Was sind die politischen Implikationen, wenn man große Heizenergie- und CO2-Einsparungen durch energetische Sanierung erreichen will? Die Studie gliedert sich wie folgt: Teil 2 analysiert deutsche Veröffentlichungen, in denen der theoretisch errechnete Heizenergieverbrauch von Gebäuden mit dem tatsächlich gemessenen Energieverbrauch verglichen wird (zur Struktur der gemessenen Energiedaten siehe Tafel 1). Teil 3 diskutiert die Gründe für die Lücke zwischen den errechneten und den tatsächlichen Energieverbräuchen. Teil 4 entwickelt eine neue Begrifflichkeit für Heizintensität, den die Autoren den Prebound-Effekt nennen. Teil 5 vergleicht die Ergebnisse der Studie mit neueren Forschungsergebnissen in vier anderen westeuropäischen Ländern. Teil 6 macht Vorschläge für politische Folgerungen. Der siebte Teil bringt eine Zusammenfassung und abschließende Bemerkungen. Die Studie baut auf früheren Studien auf, die Politiken zur Verbesserung der energetischen Qualität des europäischen Gebäudebestandes (Sunikka, 2006; SunikkaBlank et al., 2012) und die deutsche energetische Sanierungspolitik (Galvin, 2010, 2011; Galvin and Sunikka-Blank, 2012) untersuchten. Es muss hervorgehoben werden, dass die hier beschriebenen politischen Entwicklungen auf der Situation der Jahre 2011-2012 basieren und sich inzwischen verändert haben können. Tatsächlich gemessene Energieverbräuche deutscher Gebäude Im letzten Jahrzehnt erschienen in Deutschland eine Reihe von Untersuchungen, die den errechneten Energieverbrauch von Gebäuden mit dem tatsächlich gemessenen Energieverbrauch verglichen (Kaßner et al., 2010; Knissel et al., 2006; Knissel and Loga, 2006; Greller et al., 2010; Loga et al., 2011; Erhorn, 2007; Jagnow und Wolf, 2008; Schloman et al., 2004; Schroöder et al., 2010, 2011; Walberg et al., 2011). Im Vergleich dieser Untersuchungen versucht die vorliegende Studie, konsistente Strukturen zu identifizieren. Die Datenreihen belegen die Diskrepanzen zwischen den Annahmen zur Gebäudetechnik und dem, was wirklich passiert, wenn Menschen in ihnen wohnen. Die Autoren gehen dieser Fragestellung jedoch meist aufgrund technischer Fragestellungen nach: ob die gemessenen Daten ein preisgünstiger Weg sind, die Energiekennwerte nachzujustieren (z.B. Knissel et al., 2006; Knissel and Loga, 2006); wie unterschiedliche Gebäudetypen sich in der realen Praxis verhalten (Greller et al., 2010; Loga et al., 2011); oder wie Energieberater die Bewohner besser bezüglich des Energieeinsparpotenzials ihrer Häuser beraten können (Erhorn, 2007). Eine Reihe neuerer empirischer Studien quantifiziert die durchschnittlichen Energieverbräuche unterschiedlicher Klassen von Wohngebäuden (Schloman et al., 2004; Schröder et al., 2010; Walberg et al., 2011) und des Gesamtgebäudebestandes (Schröder et al., 2011). Gleichwohl scheint es keine deutsche Studie zu geben, die die Frage stellt, was die gemessenen Diskrepanzen zwischen errechneten und tatsächlichen Energieverbräuchen bezüglich der Entwicklung von Politiken bedeuten könnten, welche die Anforderungen an energetische Sanierung im Hinblick auf das Verhalten der Bewohner optimieren und so die besten Ergebnisse erzielen wollen. Diese Studie gleicht die Datensätze auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede ab. Auf der Basis dieser Analyse entwickelt sie politische Richtlinien für energetische Sanierung im Gebäudebestand, die das Verhalten der Bewohner einbeziehen und so zielgenauer und kostengünstiger sind als die gegenwärtige Herangehensweise. Die untersuchten Studien decken die Messung der tatsächlichen Energieverbräuche in über 1 Million Gebäuden ab. Darunter sind 3400 Gebäude, für die genaue Informationen zum Energiekennwert vorliegen und bei denen daher direkte Vergleiche möglich sind. Diese Studie basiert also auf 3400 Gebäuden als Primärquelle. Darüber hinaus werden die belegten Daten über den Energieverbrauch von 1 Million Gebäuden, für die keine Informationen zum Energiekennwert vorliegen, als Hintergrundmaterial genutzt. Tabelle 1 fasst die gemessenen Energiedaten aller in dieser Studie genutzten Untersuchungen zusammen. Die Studien werden beschrieben anhand ihrer Schlüsseldaten wie Größe der Datenreihe und Erfassungsmethode. Die gemessenen Daten beziehen sich auf Messreihen zwischen einem und vier Jahren. Gebäudekühlung ist dabei nicht enthalten. Tabelle 1 zeigt den durchschnittlichen Energiekennwert und den durchschnittlichen gemessenen Verbrauch (in kWh/m2a) für jede Veröffentlichung. Sie belegt auch den Heizfaktor und den Prebound-Effekt, der in Teil 4 dieser Studie diskutiert wird. Zwar basiert unsere Analyse auf Sekundärquellen, doch ist sicher gestellt, dass die Quellenqualität und die korrekte Interpretation der Ergebnisse verifiziert wurden. Nur offizielle statistische Quellen, Veröffentlichungen etablierter Forschungsinstitute und gleichwertiger 3 Tabelle 1: Datenquellen der Studie Quelle Art der Datenquelle Gebäudetyp Knissel und Loga (2006) Nationale Statistik mit 4670 Gebäuden Gebäude unter 8 Wohnungen Gebäude über 8 Wohnungen Gemischte Statistik, Umfang unklar Alle Gebäudetypen Loga et al. (2011) Kaßner er al. (2010) Jagnow und Wolf (2008) Schröder et al. (2010) Schröder et al. (2010) Schröder et al. (2010) Schröder et al. (2010) Walberg et al. (2011) Erhorn (2007) Nationale Statistik Probe aus nationaler Statistik OPTIMUS Auszug aus Brunata-Metrona Aus Heizmessungsquelle Aus Heizmessungsquelle Auszug aus Brunata-Metrona 2005-2010 Nationale Statistiken auf Basis verschiedener Erhebungen Bundesweite DENA-Studie Alle Gebäudetypen Nicht gekennzeichnet Ölheizung Gasheizung Fernwärme Gesamt Mietwohnung gebaut vor 1995er Vorschriften Mietwohnung gebaut vor 1995er Vorschriften Alle Typen, alle Gruppen, Daten gewichtet Einzehäuser Doppelhäuser Etagenhäuser mit 3-7 Wohnungen Einzelhäuser Mehrfamilienhäuser Anzahl der Entstehung des Gebäude in der EnergiekennProbe wertes 1178 113 1702 Errechnet Errechne Durchschnitt Energiekennwert (kWh/m2a) Durschnitt gemessener Verbrauch (kWh/m2a) Heizfaktor: gemessen/ errechneter Verbrauch Prebound-Effekt (% zum Energiekennwert Raumheizung Warmwasser oder beides 261 184 150 135 0,57 0,73 43 27 Beides 220 0,69 31 Beides 44 Errechnet 209 153 0,73 27 Beides rund 100 rund 100 Errechnet Errechnet 220 200 135 148 0,61 0,74 39 26 Beides 250.000 Nicht berücksichtigt 230.000 Nicht berücksichtigt 143.000 250.000 Etwa 1.000.000 Etwa 1.000.000 50 70 141 156 109 148 Beides 145 Beides Nicht berücksichtigt 118 Nur Heizung Nicht berücksichtigt 148 Beides 172 Beides Nicht berücksichtigt Nicht berücksichtigt Errechnet Errechnet 240 175 Anmerkung: Die Energieeffizienzklassen (EPR) der Gebäude wurden entsprechend DIN V 4018-6:2003 berechnet. Veröffentlichungen wurden als Datenquellen genutzt. Dabei wurden nur Veröffentlichungen genutzt, deren Datenerhebungsmethode und deren Berechnungsweisen transparent waren. In einigen wenigen Fällen, wo es keine Rohdaten gab, basiert diese Studie auf den veröffentlichten statistischen Darstellungen und der graphischen Umsetzung statistischer Erhebungen. Die früheren Veröffentlichungen der Autoren zur deutschen Energiepolitik (Galvin, 2010, 2011; Galvin and Sunikka-Blank, 2012), gute Sprachkenntnisse und Experteninterviews halfen dabei, die Quellen kritisch zu nutzen und die Ergebnisse angemessen zu interpretieren. Die Untersuchung der Datenquellen (Kaßner et Al., 2010; Knissel et Al., 2006; Knissel and Loga, 2006; greller et Al., 2010; Loga et Al., 2011; Erhorn, 2007; Jagnow und Wolf, 2008; Schloman et Al., 2004; Schößer et Al., 2010, 2011; Walberg et Al., 2011), lässt vier Grundmerkmal ins Auge springen. 4 152 Erstens gibt es, in Übereinstimmung mit dem Ergebnis mehrerer neuerer Untersuchungen, für jede Energieeffizienzklasse ein breites Spektrum gemessener Heizenergieverbräuche. Dabei sind Varianzen von bis zu über 600% typisch, d.h. dass ein Gebäude sechsmal mehr Heizenergie verbraucht als ein anderes derselben Energieeffizienzklasse (Erhorn, 2007; Knissel und Loga, 2006; Loga et Al., 2011). Dies ist kein spezifisch deut- 145 170 140 0,71 0,80 29 20 Beides Beides Beides sches Phänomen, sondern auch beispielsweise in der Schweiz (Jakob, 2007), in Frankreich (Carey et Al., 2011; Carla, 2010), in Österreich (Roth and Engelmann, 2010), den Niederlanden (Tigerpaar and mendelnd, 2011), und in Dänemark (Erhorn, 2007) zu beobachten. Zweitens zeigt die Analyse eine Lücke zwischen dem errechneten Heizenergieverbrauch, der sich aus den Energiekennwert ergibt, und dem gemessenen Heizenergieverbrauch. Der Energiekennwert (so nennt man in Deutschland die Energy Performance Rate EPR) ist eine Zahl, die den vermuteten Heizenergieverbrauch eines Gebäudes beschreibt, und zwar auf Basis physikalischer Faktoren wie der thermischen Qualität der Gebäudehülle, dem Heizungssystem und dem Standort. Der durchschnittliche Energiekennwert für deutsche Gebäude liegt bei 225 kWh/m2a, wobei die Spannbreite von 15 kWh/m2a bis über 400 kWh/m2a geht. Der Energiekennwert wird benutzt, um potenzielle Energieeinsparungen durch energetische Sanierung vorherzusagen. Im Gegensatz zum durchschnittlichen Energiekennwert liegt der durchschnittliche gemessene Heizenergieverbrauch der privaten Haushalte in Deutschland bei etwa 150 kWh/m2a, z.B. bei 149 kWh/m2a in Untersuchungen von Schröder et al. (2011) und bei 152 kWh/m2a bei Walberg et al. (2011). Dies bedeutet, dass er 30% niedriger liegt als der durchschnittliche Energiekennwert. Drittens zeigen die Datenreihen einen Trend bezüglich des Verhältnisses von Energieverbräuchen und Energiekennwerten. Je höher der Energiekennwert, umso geringer ist der tatsächliche Verbrauch im Verhältnis zum Energiekennwert. So liegt beispielsweise der gemessene Verbrauch eines Hauses mit einem Energiekennwert von 300 kWh/m2a etwa 40% unter dem errechneten Wert. Hingegen haben Häuser mit einem errechneten Energiekennwert von 150 kWh/m2a einen tatsächlichen Energieverbrauch, der 17% unter dem errechneten Wert liegt. Diese Ergebnisse werden in Grafik 1 gezeigt. Die beiden Punktdiagramme zeigen auf der vertikalen Achse den tatsächlichen Energieverbrauch und auf der horizontalen Achse die Energiekennwerte. Die Daten stammen aus einer Erhebung der Deutschen Energieagentur und einer Analyse von Erhorn (2007), wobei links die Werte für Einfamilienhäuser und rechts die für Mehrfamilienhäuser abgebildet sind. In den beiden Teilgrafiken entspricht die durchgehende Linie der tatsächlichen Regressionlinie aller Werte, während die von den Autoren hinzugefügte gestrichelte Linie y=x die Regressionslinie in dem Fall wäre, wenn alle Punkte, die den tatsächlichen Verbrauch darstellen, genau dem Energiekennwert entsprächen. Die breite vertikale Streuung der Punkte bei jedem beliebigen x-Wert spiegelt die große Varianzbreite im Energieverbrauch unabhängig von der physikalischen Beschaffenheit des Gebäudes wider. Die Verlauf der Regressionslinie zeigt, wie sehr der durchschnittliche Verbrauch von den Energiekennwerten abweicht. Grafiken wie diese zeigen, dass viele Haushalte weniger verbrauchen, als ihre Energiekennwerte vermuten Grafik 1 lassen. Das linke Diagramm in Grafik 1 zeigt, dass einige Einzelhäuser nur zwischen 100-130 kWh/m2a verbrauchen, obwohl deren Energiekennwerte bis zu 400 kWh/m2a betragen. Andere deutsche Untersuchungen kommen zu ähnlichen Ergebnissen (Kaßner et al., 2010; Knissel and Loga, 2006; Knissel et al., 2006; Jagnow und Wolf, 2008; Loga et al., 2011). Für Gebäude mit einem Energiekennwert von mehr als 100 kWh/m2a ist der Effekt in allen diesen Studien belegt. Außerdem variiert der x-Koeffizient der Regressionslinie von 0,2 bis 0,5. Das lässt annehmen, dass jedes Prozent Anstieg bei der thermischen Undichtigkeit deutscher Gebäude einem Anstieg des Heizenergieverbrauches von 0,2 bis 0,5 % entspricht. Viertens scheinen Niedrigenergiehäuser am anderen Ende der Skala im allgemeinen die gegenteilige Tendenz, den Rebound-Effekt aufzuweisen. Das rechte Streudiagramm in Grafik 1 zeigt, dass sich die Mehrheit der Punkte im Bereich niedrigen Energieverbrauchs oberhalb der Linie y=x befinden. Das bedeutet, dass bei Niedrigenergiehäusern die tatsächlichen Verbräuche höher sind als die errechneten Energiekennwerte. Andere Datenreihen bestätigen diese Tendenz. Loga et al. (2011) zeigen, dass der durchschnittliche gemessene Verbrauch bei Gebäuden mit einem Energiekennwert von weniger als 50 kWh/m2a höher als der Energiekennwert. Dies ist noch deutlicher (rund 65%) bei Gebäuden mit einem Energiekennwert unter 75 kWh/m2a in der Untersuchung von Kaßner et al. (2010). Andere Studien zeigen eine vergleichbare, wenn auch weniger ausgeprägte Tendenz (Knissel et al. 2006). Streudiagramme im Vergleich von gemessenen (vertikale Achse) und errechneten Energieverbräuchen (horizontale Achse) in Einfamilienhäusern (links) und Mehrfamilienhäusern (rechts). Quelle: Erhorn (2007) 5 In einer Untersuchung über eine Siedlung mit von Thomsen et al. (2005) so genannten Niedrigenergiesolargebäuden erweist sich der Heizenergieverbrauch als zweimal so hoch wie der Energiekennwert. Greller et al. (2010) haben den tatsächlichen Heizenergieverbrauch deutscher Gebäude nach Baujahren untersucht. Sie stellen fest, dass die Bauvorschriften in den letzten Jahren sukzessive verschärft wurden und dass immer mehr der in den letzten Jahren errichteten Gebäude die erforderlichen Standards realiter nicht erreichen. Eine Ausnahme bildet eine Studie von Enseling und Hinz (2006) über eine kleine homogene Gruppe von Gebäuden, wo der durchschnittliche Verbrauch nach der energetischen Sanierung auf Niedrigenergiestandards sich im Rahmen der Energiekennwerte bewegte. Bei Passivhäusern ist die Tendenz jedoch nicht so konsistent. Berndgen-Kaiser et al. (2007) kontrollierten den Energieverbrauch von 700 Passivhäusern und 370 Niedrigenergiehäusern in Nordrhein-Westphalen. Die gemessenen Heizenergieverbräuche von 57% der Niedrigenergiehäuser und von 41% der Passivhäuser lagen über dem Energiekennwert. In Studien über kleine Passivhaussiedlungen von Maaß et al. (2008) und Peper und Feist (2008) ergab sich, dass der Verbrauch im Durchschnitt im Bereich der errechneten Energiekennwerte lag. Das legt die Schlussfolgerung nahe, dass Gebäude mit Energiekennwerten unter 100 kWh/m2a und herkömmlichen Heizsystemen in der Tendenz mehr verbrauchen als berechnet, und dass der Verbrauch bei Passivhäusern, die nicht mehr solche Heizsysteme haben, sich kongruent zum Energiekennwert verhält. Zudem ist festzustellen, dass sowohl bei Niedrigenergie- wie bei Passivhäusern die Verbrauchsvarianz sehr groß ist. Es wäre ein Forschungsdesiderat, die Gründe dafür zu untersuchen. Ursachensuche: Woher kommt die Lücke? Es kann unterschiedliche Gründe für die breite Lücke zwischen Energiekennwerten und gemessenem Verbrauch geben. Der Energiekennwert basiert auf Standardrechenmethoden nach DIN V 4108-6:2003. Die Annahmen bei dieser Rechenmethode könnten einfach falsch oder unangemessen sein, etwa der Faktor, der für Lüftungsverluste angesetzt wird (0,7 Luftwechselrate pro Stunde) oder die Standardinnentemperatur (19oC). 6 Abweichungen, die bei älteren Gebäuden festgestellt werden, könnten sich aus unkorrekten Annahmen bei der Errechnung der Energiekennwerte erklären. So können Lüftungsverluste durch große Ventilatoren oder Wärmerückgewinnung kompensiert werden, und in Einfamilienhäusern könnte ein großer Teil der Wohnfläche nur wenig genutzt werden. Die Unfähigkeit von Standardrechenmodellen, das Heizverhalten zu berücksichtigen, mag bis zu einem gewissen Grad unvermeidlich sein. Allerdings wird in der Praxis die hohe Diskrepanz zwischen den theoretischen Kennwerten und dem tatsächlichem Verbrauch Verwirrung stiften, wenn etwa ein privater Haushalt die Energiekennwerte nutzen muss, wenn er Förderanträge stellt. Auch wenn der deutsche Bausektor weniger Probleme als etwa der in Großbritannien haben mag, Bauvorschriften korrekt zu erfüllen, könnte es auch in Deutschland einen Unterschied zwischen dem geplanten und dem dann tatsächlichen umgesetzten Gebäudezustand geben. Das kann Dämmung und Kältebrücken ebenso betreffen wie die Gebäudetechnik, die anders als geplant umgesetzt worden ist. Auch Energiekontrollgeräte wie Thermostate können falsch eingestellt sein. Gleichwohl, selbst wenn es verschiedene praktische und technische Gründe für die Lücke zwischen Energiekennwerten und praktischem Verbrauch gibt, liegt es auf der Hand, dass das Heizverhalten der Bewohner zumindest einen Teil der Diskrepanz erklären kann. Erstens gibt es eine große Varianzbreite beim Heizenergieverbrauch bei Gebäuden mit identischen Energiekennwerten. Offenbar heizt eine Reihe von Haushalten ihre Wohnungen weniger, oder in einigen Räumen weniger oder während kürzerer Zeit - oder Kombinationen davon - als in den Berechnungen des Energiekennwertes angenommen wird (vgl. Gram-Hansen, 2010). Zweitens ist ein konsistentes Muster zu erkennen, das die Abnahme der Heizenergieverbrauches in energieineffizienten Gebäuden betrifft. Dieser Effekt wird im folgenden Abschnitt behandelt. Der Prebound-Effekt bei den Haushalten Die oben zitierten deutschen Datenreihen zeigen, dass der tatsächlich gemessene Heizenergieverbrauch der privaten Haushalte im Durchschnitt 30% niedriger als errechnet ist. Die Analyse deutscher Datenquellen, die sowohl den Energiekennwert als auch die real gemessenen Verbräuche wiedergeben, legen die Vermutung nahe, dass die Bewohner sich umso sparsamer beim Heizen verhalten, je schlechter die thermische Qualität des Gebäudes ist. Dieses Phänomen wird von uns in Kontrastierung zum bereits bekannten Rebound-Effekt als Prebound-Effekt bezeichnet. Der Rebound-Effekt ergibt sich bekanntermaßen, wenn nach der Sanierung ein Teil der Energieeinsparung durch zusätzlichen Energieverbrauch wettgemacht wird, z.B. durch „erhöhte Raumtemperatur und Komfortansprüche, oder weil das eingesparte Geld in neue Geräte und erhöhten Energieverbrauch gesteckt wird“ (Barker et al., 2007; Haas und Biermayr, 2000; Holm und Englund, 2009; Sorrell und Dimitropoulos, 2008). Im Gegensatz dazu bezieht sich der Prebound-Effekt auf die Situation vor einer energetischen Sanierung, und er zeigt, wie viel weniger Energie verbraucht wird als vermutet. Da Sanierungen keine Energie einsparen können, die gar nicht verbraucht wird, ergeben sich Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit energetischer Sanierungen. Logo et a.. (2011) hat für Gebäude mit einem Energiekennwert über 100 kWh/m2a eine Darstellung entwickelt, die die Relation zwischen Energiekennwerten und gemessenem Heizenergieverbrauch zeigt. Dabei zeigt sich, dass ein Gebäude mit einem Energiekennwert von 500 kWh/m2a einen tatsächlichen Heizenergieverbrauch von 215 kWh/m2a haben wird. Gebäude mit einem Energiekennwert von 200 kWh/m2a kommen auf einen Heizenergieverbrauch von 145 kWh/m2a. So könnte eine Faustregel entwickelt werden, um die tatsächlichen durchschnittlichen Energieeinsparungen zu berechnen, die sich aus Energieeffizienzmaßnahmen ergeben. Dabei gibt es selbstverständlich Abweichungen aufgrund von Art, Größe und Alter der Gebäude. Auf der Basis der Modellgleichung von Loga et al. kommen wir für den Preboundeffekt auf die Formel: P (%) = 100 [1,2 - 1,3 / (1 + Energiekennwert/500] Wir zeigen dies in Grafik 2. Bei unserem Modell geht der Prebound-Effekt auf Null, sobald ein Energiekennwert von 50 kWh/m2a erreicht ist. Darunter wird er negativ, d.h. es kommt zum Rebound-Effekt. Es muss hervorgehoben werden, dass der PreboundEffekt in der Tendenz ausgeprägter ist, je höher der Energiekennwert ist. Der Prebound-Effekt (nach Loga et al., 2011) Es bedarf sozialwissenschaftlicher Forschung, die dieses Phänomen untersucht und erklärt, wie die Bewohner es schaffen, in solchen energie-ineffizienten Gebäuden zu leben. Außerdem wäre es interessant zu begreifen, warum Haushalte, die sich höhere Heizstandards leisten könnten, es vorziehen, so wenig Heizenergie in ihren nicht sanierten Gebäuden zu verbrauchen. Ein anderes Thema ist die Frage, worin ihre Energieeinsparstrategien bestehen, etwa wann und mit welchen Temperaturen sie welche Räume heizen, welche Heizungseinstellungen sie wählen und wie häufig sie lüften. Aber was nicht so bekannt ist, ist die Motivation: Welche Gründe führen Bewohner privater Haushalte zum sparsamen Umgang mit Energie? Vergleich mit anderen europäischen Ländern Zur Validierung wollen wir unsere Ergebnisse mit den Forschungsergebnissen anderer westeuropäischer Länder vergleichen. Die Literaturrecherche ergibt, dass ähnliche Prebound-Phänomene auch bei niederländischen, britischen, belgischen und französischen Haushalten festgestellt wurden. Die Forschungsergebnisse wurden im Januar 2012 in Amsterdam auf einem Workshop mit Tiglehaar und Menkveld (2011) und Cayre et al. (2011) abgeglichen. Niederländische Haushalte In ihrer Analyse der Daten von 4700 Haushalten in den Niederlanden fanden Tiglehaar und Menkveld (2011) ein dem Prebound-Effekt vergleichbares Phänomen. Sie nannten es „Heizfaktor“ und quantifizierten es umgekehrt (Heizfaktor = 1 - Prebound-Effekt/100). Sie bestimmten einen durchschnittlichen Heizfaktor von 0,7 (entsprechend einem Prebound-Effekt von 30%). Er sank bei weniger energie-effizienten Gebäuden und stieg bis auf 1,0 und höher bei Gebäuden mit höherer Energieeffizienz. Diese Ergebnisse entsprechen dem in Grafik 2 beschriebenen Prebound-Effekt. Tiglehaar und Menkveld (2011, S. 356) stellen fest, dass Prebound-Effekt (%) „Bewohner in energie-effizienten Gebäuden ein energie-intensiveres Verhalten zeigen als Bewohner von Gebäuden mit niedriger Energieeffizienz.“ Dies weist nach ihrem Urteil darauf hin, dass das Einsparpotenzial von Wärmedämmung sehr stark begrenzt ist. Energiekennwert Grafik 2 Der Prebound-Effekt nach Loga et al. (2011) mit Formel P (%) = 100 [1,2 - 1,3 / (1 + Energiekennwert/500] Britische Haushalte In einer Studie zum Gebäudebestand in Großbritannien fand Kelly (2011) eine Korrelation zwischen der Energieeffizienz von Gebäuden und ihrem Energiebedarf. 7 Kelly nutzte Daten von 2531 Gebäuden des English House Condition Survey (EHCS) und entwickelte eine Strukturgleichung, mit der interdependente Korrelationen einer Reihe von Faktoren mit dem Heizenergiebedarf in Beziehung gesetzt werden konnten. Er benutzt dabei die Begrifflichkeit, „Bereitschaft, mehr (oder weniger) Energie zu verbrauchen“, für Faktoren, die nicht von den physikalischen Parametern der Gebäude abhängen (Raumtemperatur, Wohnfläche, Zahl der Bewohner und Einkommensniveau). Alle diese Faktoren stehen nach Kelly in positiver Korrelation zum Energieverbrauch. Gebäude mit einem hohen SAP-Wert haben die „Bereitschaft, mehr Energie zu verbrauchen“, während das Gegenteil der Fall ist für Gebäude mit einem niedrigen SAP-Wert. Anders ausgedrückt: je schlechter die Energieklasse, umso niedriger der Energieverbrauch im Verhältnis dazu - ähnlich wie in deutschen Haushalten. Kelly folgert daraus , dass einerseits die Kosten für weitere thermische Verbesserungen in Gebäuden mit einem hohen SAP-Wert entsprechend dem Gesetz sinkender Amortisation (vgl. Jakob, 2006) hoch sein werden. Andererseits geht er davon aus, dass energetische Sanierungen in Gebäuden mit einem niedrigen SAP-Wert zu einem Rebound-Effekt führen: zum Anstieg der durchschnittlichen Raumtemperatur anstatt zu verringertem Energieverbrauch. Belgische Haushalte Hens et al. (2010) analysierte eine Datenreihe mit Gebäudedaten und gemessenem Heizenergieverbrauch von 964 belgischen Gebäuden, deren Heizverlustwerte bekannt waren. Er drückte die Energieklassen nicht in kWh/m2a aus, sondern wählte als unabhängige Variable „spezifische Wärmeverluste per m3 umfassten Volumens“ (STV) und drückte dies als W/m3K aus. Dies ist der durchschnittliche U-Wert der Gebäudehülle, geteilt durch ihr Volumen und multipliziert mit der Fläche der Gebäudehülle. Man kann dies mit dem deutschen Energiekennwert vergleichen, wobei der Vorteil dabei ist, dass es hier keine impliziten Annahmen zum Standardheizverhalten gibt. Als abhängige Variable wählten Hens et al. „Heizenergieverbrauch pro Volumenseinheit“ anstelle pro m2 Wohnfläche. Dies schließt Varianzen beim Energieverbrauch in Abhängigkeit von der Deckenhöhe ein. Die Autoren setzen die Ergebnisse zum STV der 964 Gebäude in Beziehung. 8 Wir beobachten eine Ähnlichkeit in diesem Vorgehen und dem Vergleich von verbrauchter Heizenergie und Energiekennwerten deutscher Gebäude (Grafik 1). Hens et al. entwickeln in einer Kurvendiskussion eine Gleichung für den Rebound-Effekt . So nennen sie ihr Ergebnis, obwohl es an sich der Prebound-Effekt ist, den wir weiter oben beschrieben haben. Er zeigt nämlich genau den Prozentsatz, zu dem der tatsächliche Heizenergieverbrauch unter dem errechneten Wert liegt: P (MJ/a) = 100 [1,355 (U/C)0,16 - 1] Dabei ist U der Transmissionsverlust (W/m2K) und C die Kompaktheit des Gebäudes, d.h. Volumen/Fläche der Gebäudehülle. Die Kurve gleicht der in Grafik 2, die nach Loga et al. (2011) berechnet wurde. Je höher die Wärmeverluste pro m3 (im Vergleich zu den Energiekennwerten) sind, umso stärker weichen die gemessenen Verbräuche ab. Die hier genutzte Gleichung kann auch darstellen, inwieweit die geringen Wärmeverluste (= hohe Energieeffizienz) den Prebound-Effekt ins Negative bringen, wo also der Rebound-Effekt einsetzt. Prebound-Effekt und Transmissionsverluste - Belgien Prebound-Effekt (%) Die Energieeffizienz von Gebäuden werden in Großbritannien durch die Standard Assessment Procedure (SAP) auf einer Skala von 1 bis 100 beschrieben. Dabei ist in Umkehrung der Skalierung des deutschen Energiekennwertes der Wert 100 das energie-effizienteste und 1 das energie-ineffizienteste Gebäude. Grafik 3 Darstellung des Prebound-Effekts für 964 belgische Gebäude, nach Hens et al. (2010), P (MJ/a) = 100 [1,355 (U/C)0,16 - 1] Französische Haushalte Cayre et al. (2011) setzten den gemessenen Heizenergieverbrauch in Bezug zum Diagnostic de performance énergetique (DPE). Dieser Wert wird in Frankreich für den Heizenergieverbrauch in privaten Haushalten genutzt. Anstelle von kWh/m2a gibt der DPE die MWh pro Gebäude und Jahr an (MWh/dw.y). Dies erbringt mehr Informationen über die Bewohner, denn die Heizkosten hängen sowohl von der Größe des Gebäudes als auch von dem Verbrauch pro Quadratmeter ab. So ist ein direkter Vergleich von Ausgaben und der Gesamtenergieeffizienzklasse des Gebäudes möglich. Zusätzlich setzten Cayre et al. den DPE (Energiekennwert) nicht nur zu den absoluten Heizenergiekosten in Bezug, sondern auch zum Heizkostenanteil am Gesamteinkommen des Haushalts. Sie setzten dies in Bezug zur „Energieintensität“, wobei dieser Begriff dem „Heizfaktor“ bei Tiglehaar und Menkveld (2011) entspricht. Die Ergebnisse zeigen, dass französische Haushalte im Schnitt 2 bis 5 % des Haushaltseinkommens für Heizenergie ausgeben und eine Energieintensität von 0,6 erreichen (entsprechend einem Prebound-Effekt von 40%). In einigen Fällen, wo das Haushaltseinkommen niedrig ist, erreichen die Haushalte nicht einmal eine Energieintensität von 0,5, obwohl sie bis zu 5% ihres Einkommens dafür aufbringen. Haushalte in besseren Gebäuden, oder die höhere Einkommen haben, erreichen eine Energieintensität von 0,8 bis 1,0 (mit einer Varianz von Prebound-Effekten von 20% bis zu Rebound-Effekten von 10%). Die mittlere Energieintensität beträgt 0,6 (entsprechend einem Prebound-Effekt von 40%), und die Haushalte verbrauchen im Schnitt 3% ihres Einkommens für Heizenergie. Energetische Sanierungen führen dazu, dass die Haushalte einen geringeren Teil ihres Einkommens für Heizzwecke ausgeben und gleichzeitig die Raumtemperatur erhöhen. Bei Haushalten mit niedrigem Einkommen in thermisch defizitären Gebäuden könnte eine maßvolle energetische Sanierung die Energieintensität auf einen Wert von 0,6 bringen und den Anteil am Haushaltseinkommen auf 3% senken. Für alle anderen Haushalte ergibt sich, dass jegliche Art energetischer Sanierung zu unterschiedlichen Ausprägungen erhöhter Energieintensität und einem geringeren Heizkostenanteil am Haushaltseinkommen führt. Dieses Szenario steht im Gegensatz zur deutschen Politik, deren Annahme es ist, dass alle Gebäude sich bereits auf einer Energieintensität von 1 (als gäbe es keinen Prebound-Effekt) bewegen und dass nach einer energetischen Sanierung auf einen bestimmten Standard die Haushalte ihren Heizenergieverbrauch proportional zum Energieeffizienzgewinn verringern würden. Man könnte jedoch einwenden, dass die beschriebenen Effekte (im französischen Fall, Anm.d.Ü.) lediglich das aktuelle Verhalten der privaten Haushalte wiedergeben und nicht darauf abstellen, wie sich das Verhalten nach einer energetischen Sanierung verändern könnte. Politische Implikationen In Deutschland stehen die Vorschriften der thermischen Standards der EnEV im Vorbehalt ihrer Wirtschaftlichkeit, so dass die Amortisationsdauer 25 Jahre nicht überschreiten sollte. Eine Reihe deutscher Wissenschaftler beginnen indes Kritik daran zu üben, wie politische Entscheider in Deutschland die Wirtschaftlichkeit berechnen: sie basierten auf den Energiekennwerten aufgrund der falschen Annahme, dass diese den tatsächlichen Verbräuchen entsprechen (GdW, 2011; Gerth et al., 2011; Schröder et al., 2010, 2011; Walberg, 2011; Walberg et al., 2011). Die vorliegende Studie kommt zu dem Schluss, dass der tatsächliche Heizenergieverbrauch im Durchschnitt 30% niedriger ist, als die Energiekennwerte der Gebäude annehmen ließen. Daraus ergibt sich, dass der Unterschied zwischen tatsächlichem Verbrauch und Energiekennwerten wahrscheinlich die errechneten Energieeinsparungen energetischer Sanierung wettmachen. Dies zeigen wir schematisch in Grafik 4. Heizenergieverbrauch kWh/m2a Energiekennwert vor Sanierung errechnete Energieeinsparung Energiekennwert nach Sanierung tatsächliche Energieeinsparung PreboundEffekt ReboundEffekt Grafik 4 Begrenzung des theoretischen Energieeinsparpotenzials durch den Prebound-Effekt und den Rebound-Effekt Die deutsche Politik zielt darauf ab, den Heizenergieverbrauch bis 2050 um 80% zu reduzieren (Umweltbundesamt (UBA), 2007; Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), 2007; Tiefensee, 2006). Das bedeutet, dass der tatsächliche Heizenergieverbrauch bis auf einen Durchschnitt von 30 kWh/m2a gesenkt werden muss. Die Grenzkosten einer Sanierung auf diesen Standard können extrem hoch sein (Galvin, 2010; Jakob, 2006; Tschimpke et al., 2011). Schröder et al. (2010, 2011) haben gezeigt, dass ökomisch machbare Energieeinsparungen durch maßvolle energetische Sanierungen auf einen Wert von etwa 25% bis 35% hinausliefen (ähnlich Sunikka-Blank and Galvin, 2012), und nicht auf 70% bis 80%, wie es die deutsche Politik postuliert (BMVBS, 2009a; DENA, 2011). Vor diesem Hintergrund ist die politische Frage nach den Kosten von CO2-Vermeidung zu stellen. Beim dem von der EnEV verlangten Sanierungsstandard entspre9 chen die Kosten pro eingesparter kWh über die Laufzeit der Sanierung dem Energiepreis, gegenwärtig also 0,069 € pro kWh. Bei einer CO2-Emissionsrate von 0,26 kg pro eingesparter kWh ergäbe das 265€ für jede eingesparte Tonne CO2. Wenn die Energieeinsparung aber tatsächlich nur die Hälfte der errechneten Einsparung ausmacht (wie es unsere Analyse vielfach zeigt), würden sich die Kosten pro eingesparter kWh auf 0,138 € verdoppeln, und die eingesparte Tonne CO2 würde 530€ kosten. Da die Hälfte der Kosten durch Energieeinsparungen aufgewogen würde, beliefen sich die Nettokosten pro eingesparter Tonne CO2 auf 265€. Dies sind zehnmal höhere Kosten als beispielsweise bei der Modernisierung eines gasbetriebenen Elektrokraftwerkes in Westeuropa pro Tonne entstünden, und 20 mal mehr als der gleiche Vorgang in Osteuropa kosten würde(Sinn, 2008). Empirische Studien zeigen jedoch, dass es möglich ist, deutsche Gebäude in bescheidenem Umfang, also unter EnEV-Standards, zu renovieren, und dass dabei positive Einsparungen erreicht werden können (Michelsen and Müller-Michelsen, 2010). So sind in der jüngsten Zeit bei politischen Planungen, die die Sanierung von Dachböden auf einen gewissen Standard vorsahen, deutsche Politiker von der harten Linie abgewichen und haben schrittweise Dämmmaßnahmen für den Fall erlaubt, wo die Gebäudestruktur den Standard von 22cm-Dämmung unmöglich machte (GdW, 2010) . Dies ist ein Beispiel dafür, wie Vorschriften für den Gebäudebestand besser an die Gebäudestruktur und die Bewohner angepasst werden könnten. Der nächste Schritt bestünde darin, die Vorschriften für energetische Sanierung wie in der EnEV so zu formulieren, dass anstatt drakonischer Vorschriften ökonomisch effiziente und aufwachsende Maßnahmen möglich würden, die dem tatsächlichen Zustand der Gebäude entsprechen und die Heizmuster optimieren. In Ergänzung zum Ordnungsrecht erweisen sich Steueranreize und wirtschaftliche Zwänge als Schlüsselantriebsfaktoren beim Heizverhalten. In einer Untersuchung von Hacke (2007) wird klar, das für einkommensschwache Bewohner in Deutschland die Heizenergiekosten der entscheidende Parameter für das Heizverhalten ist. Rehdanz (2007) vergleicht Untersuchungen zur Energiepreisflexibilität in den Niederlanden, Dänemark und Großbritannien und bemerkt eine durchschnittliche Flexibilität von -0,35% auf -0,65%. Dies bedeutet, dass für jedes Prozent Energiepreiserhöhung der Energieverbrauch um 0,35% auf 0,65% sank. Die Studie von Rehdanz über Ausgaben deutscher Haushalte für Heizung und Warmwasser kommt zu vergleichbaren Ergebnissen. 10 Für Großbritannien belegt eine Studie von Summerfield et al. (2010), dass der Energieverbrauch hier relativ unelastisch ist. Die durchschnittliche Preiselastizität beträgt nur -0,20. Ein 50-prozentiger Anstieg der Energiepreise (wie er 2008 beim Gaspreis innerhalb nur eines Jahres stattfand) führte zu einem etwa 10-prozentigen Rückgang in der Energienachfrage. Dies wird bei Hunt et al. (2003) bestätigt. Die aktuellen Untersuchungen der Autoren zu Heiztrends in deutschen Haushalten für die Jahre 20022010 legen nahe, dass die jährliche Preiselastizität insgesamt -0,50 betrug, und für Haushalte ohne energetische Sanierungsmaßnahmen -0,49 (SunikkaBlank und Galvin, 2012). Es könnte eine Korrelation zwischen dem PreboundEffekt und dem Haushaltseinkommen, Energieabrechnungen daraus folgenden Energiepreisen geben. Im Durchschnitt geben deutsche Haushalte jährlich etwa 880€ für Raum- und Warmwasserheizung aus (Galvin und Sunikka-Blank, 2012). Die Analyse deutscher Datenreihen zeigt, dass die Verteilung des Heizenergieverbrauches pro Quadratmeter Wohnfläche eine kleinere Standardvarianz hat (40%) als die der Energiekennwerte (60%). Dies legt nahe, dass die Bewohner bewusstermaßen ihr Haushaltseinkommen so ausgeben, dass ein konsistenter Mittelwert für die Energieausgaben bei allen Energiekennwerten entsteht. Es würde Sinn machen zu untersuchen, in welchem Maße sowohl der PreboundEffekt als auch der Rebound-Effekt zumindest partiell auf einer festen Entscheidung der Haushalte beruht, einen definierten Teil ihres Einkommens für Heizenergie auszugeben. Das so gewonnene Wissen könnte bei der Formulierung von Energiepolitik dafür verwandt werden, auf Verhalten und Energieeinsparung Einfluss zu nehmen. Die Forschungsergebnisse dieser Studie wurden im Januar 2012 in Berlin mit einer Reihe von politischen Entscheidern diskutiert: Bundestagsabgeordneten von CDU und SPD, wissenschaftlichen Mitarbeitern von Abgeordneten der Grünen, Mitarbeitern der GdW (Gemeinschaft der Wohneigentümer), mit einem Gebäudeexperten der DENA und wissenschaftlichen Mitarbeitern des NABU. Das Ergebnis dieser Gespräche zeigt: allmählich wächst das Verständnis dafür, dass die deutschen CO2-Reduktionsziele im Bereiche der Heizenergie nicht durch immer höhere Standards bei der Dicke der Dämmschichten erreicht werden können. Die Sanierungsstandards sollten 2012 um weitere 30% verschärft werden, doch unsere Gespräche ergaben, dass die politischen Entscheider immer größere Abneigung entwickeln, dies zuzulassen. In der Tat hat eine neuere Studie von Tschimpke et al. (2011) ergeben, dass die Kosten, wenn es denn technisch möglich wäre, den gesamten Gebäudebestand doppelt so stark zu sanieren wie bisher, um ein Vielfaches höher wären, als der Staat und die Hausbesitzer es sich leisten könnten. Gleichzeitig würden so Mittel von ökonomisch sinnvolleren CO2-Einsparprojekten abgezogen. Einige Politiker sehen dies als Chance, alternativ darüber nachzudenken, wie andere Konzepte wie etwa ein Mix bescheidenerer Sanierungsmaßnahmen und zielgerichtete Verhaltensänderungskampagnen die Einsparung erhöhen könnten. Die dominierende Sichtweise scheint jedoch noch immer folgende zu sein: Wenn der technische Lösungsweg nicht adäquat funktioniert, muss eben umso stärker versucht werden, ihn in Gang zu bringen. Diese Sichtweise wird durch die staatliche Förderpolitik unterstützt. Schlussfolgerungen Diese Studie untersuchte existierende Datenreihen, die sowohl Werte für den errechneten Heiz- und Warmwasserenergieverbrauch deutscher Gebäude enthielten (Energiekennwerte) als auch die tatsächlich gemessenen Verbräuche. Auf der Basis der Energiekennwerte und der realen Verbräuche von 3400 deutschen Gebäuden (siehe Tabelle 1) bringt unsere Analyse vier Kernergebnisse, die ähnlich auch in den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Großbritannien zu beobachten sind: • Erstens ist eine große Varianz beim Heizenergieverbrauch (kWh/m2a) von Gebäuden mit identische Energiekennwerten zu beobachten. • Zweitens liegt der durchschnittlich gemessene tatsächliche Energieverbrauch 30% unter dem Energiekennwert. Diese Lücke zwischen errechneten und gemessenen Energieverbräuchen kann technisch erklärt werden, etwa durch fehlerhafte Annahmen bei den Algorithmen der Energieklassifizierung nach DIN (DIN V 4108-6:2003). Es ist jedoch wahrscheinlich, dass diese Lücke zumindest teilweise auf unterschiedliches Heizverhalten zurückzuführen ist. • Drittens scheint diese Lücke zwischen errechnetem und tatsächlichem Verbrauch mit der Höhe des Energiekennwertes zuzunehmen. Die Lücke beträgt 17% bei einem Energiekennwert von 150 kWh/m2a und 60% bei einem Energiekennwert von 500 kWh/m2a (PreboundEffekt) • Viertens ergibt sich für Gebäude mit einem Energiekennwert unter 100 kWh/m2a, dass sich dieser Trend umkehrt und die Bewohner mehr verbrauchen, als dem Energiekennwert entspräche (Rebound-Effekt). Die Analyse der deutschen Datenreihen zeigt, dass sich die Bewohner im Allgemeinen umso energiebewusster bezüglich ihres Heizenergieverbrauches verhalten, je schlechter ihr Gebäude in thermischer Hinsicht ist. Da durch Sanierungsmaßnahmen keine Energie eingespart werden kann, die in Wahrheit gar nicht verbraucht wird, wird dieses Phänomen als Prebound-Effekt bezeichnet. Hierbei wird weniger Energie verbraucht als errechnet, und das hat Implikationen für die ökonomische Machbarkeit von thermischen Sanierungsmaßnahmen. Die Ergebnisse sind eine Herausforderung für die vorherrschende politische Sichtweise in Deutschland, derzufolge erhebliche Energieeinsparungen erreicht werden können, wenn man sich nur auf die technischen Aspekte energetischer Sanierung konzentriert und extrem hohe thermische Standards einfordert. Die von uns identifizierte Lücke zwischen theoretischem und tatsächlichem Energieverbrauch zeigt, dass ökonomisch sinnvolle Energieeinsparungen beim Heizenergieverbrauch privater Haushalte ein erheblich kleineres Potenzial haben, als es der politische Diskurs in Deutschland annimmt. Die verbreitete Praxis, die Energieeinsparungen durch energetische Sanierungen auf der Basis des theoretischen Energiekennwertes zu berechnen, führt dazu, dass das Einsparungspotenzial überschätzt wird. Dies liegt an den Annahmen, die zur Ermittlung des Energiekennwertes herangezogen werden. Selbst wenn es der deutschen Regierung gelingen würde, alle Bestandsgebäude auf EnEV-Standards zu ertüchtigen, würde die von uns festgestellte Lücke dazu führen, dass in Wahrheit nur die Hälfte der erhofften Energieeinsparung erzielt wird, und dass wegen zahlreicher technischer Schwierigkeiten bei vielen Gebäuden die Kosten für die privaten Haushalte inakzeptabel hoch wären. Unsere Analyse der deutschen Politik auf Bundesebene und die Gespräche mit politischen Entscheidern im Januar 2012 zeigten uns, dass nicht-technische Faktoren wie Verhalten vermutlich nicht ausreichend bei der Formulierung effektiver energetischer Sanierungsvorschriften berücksichtigt wurden. Die EnEV enthält rigide Vorschriften für thermische Sanierung im Gebäudebestand, und in manchen Fällen wird sie Hauseigentümer davon abhalten, ihre Sanierungsabsichten an das angesichts ihrer Heizgewohnheiten und Einkommensverhältnisse für sie ökonomisch Machbare anzupassen. Ausgesprochen drakonische thermische Standards können real die Menge eingesparter Energie bei den privaten Haushalten verringern. 11 12 Literaturverzeichnis Barker, T., Ekins, P. and Foxton, T. (2007) The macro-economic rebound effect and the UK economy. Energy Policy, 35(10), 4935–4946. Berndgen-Kaiser, A., Fox-Kämper, R., Holtmann, S. and Frey, T. 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