Die "Kinderwunschpraxis"

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Die "Kinderwunschpraxis"
Die „Kinderwunschpraxis“
– eine angemessene
Antwort auf ungewollte
Kinderlosigkeit?
Ethische Überlegungen zur
reproduktionsmedizinischen Praxis
Eine Arbeit von:
Katja Fischer
Schülerin des Sankt Meinrad-Gymnasiums Rottenburg
Religionslehrer:
Dr. Stefan Meißner
Inhaltsverzeichnis:
I. Einleitung
S. 4
II. Vorstellung der Kinderwunschpraxis Dr. Ulrich Göhring
S. 6
III. Ursachen für nicht erfüllten Kinderwunsch
S. 6
III.1 Ursachenverteilung Mann – Frau
S. 7
III.2 Ursache: Alter
S. 7
III.3 Ursache: Rauchen
S. 7
III.4 Ursache: Gewicht
S. 8
III.5 Verbindung mit der heutigen Lebensweise
S. 8
III 6 Ursache: (Unbewusste) Zweifel
S. 8
•
III.6.1 Speziell bei der Frau
S. 9
•
III.6.2 Fehlende Kommunikation
S. 9
•
III.6.3 Richtiger Zeitpunkt
S. 9
•
III.6.4 Vorstellung von Partnerschaft
S. 10
III.7 Folge der Zweifel
S. 10
III.8 Vermeidungsverhalten
S. 11
III.9 Stress (heutige Gesellschaft)
S. 11
•
III.9.1 Reaktion: Männer
S. 11
•
III.9.2 Reaktion: Frauen
S. 11
III.10 Zusammenhang von Sexualität und Fruchtbarkeit
S. 12
III.11 Physische Ursachen
S. 13
III.12 Teufelskreis
S. 13
IV. Vorstellung der Arbeit einer reproduktionsmedizinischen
Praxis am Beispiel der Kinderwunschpraxis Dr. Ulrich Göhring S. 14
IV.1 Diagnostik
S. 14
•
IV.1.1 Spermauntersuchung
S. 14
•
IV.1.2 Zyklusmonitoring
S. 14
•
IV.1.3 Eileiterdurchgängigkeit
S. 15
•
IV.1.4 Gebärmutterspiegelung
S. 16
•
IV.1.5 Spezialdiagnostik bei wiederholten Fehlgeburten
S. 16
IV.2 Therapie
S. 16
•
IV.2.1 Zyklusoptimierung/ Gezielter Geschlechtsverkehr
S. 17
•
IV.2.2 Hormonstimulation
S. 17
•
IV.2.3 Insemination
S. 17
•
IV.2.4 Fremdsperma-Insemination/ Donogene Insemination
S. 18
•
IV.2.5 Hodenbiopsie
S. 18
•
IV.2.6 IVF
S. 18
•
IV.2.7 ICSI
S. 20
•
IV.2.8 Behandlungszyklus mit kryokonservierten Vorkernstadien
(sog. Kryozyklus)
•
IV.2.9 Therapie/Blastozystenkultur
S. 20
S. 21
IV.3 Erfolg und Risiko
S. 21
IV.4 Für wen?/Kosten
S. 23
V. Inwiefern ist die Hilfestellung der Kinderwunschpraxis
(ethisch gesehen) eine gute Sache?
S. 25
V.1 Hinführung
S. 25
V.2 Rahmenbedingungen
S. 25
•
V.2.1 Freiheit in der Forschung - mit Grenzen verbunden
S. 25
•
V.2.2 Der Mensch in der Bibel- Ebenbild Gottes
S. 26
V.3 Unfruchtbarkeit in der Realität
S. 26
V.4 Die Kinderwunschpaare im Mittelpunkt
S. 27
V.5 Die heutige Einstellung: Recht auf ein Kind
S. 28
V.6 PID - notwendige Weiterführung der Evolution oder krankhafter
Perfektionismus?
V.7 Die Wunschkinder im Mittelpunkt
S. 29
S. 30
•
V.7.1 Das Ideal: Offenheit von Anfang an
S. 30
•
V.7.2 Die Realität: Die Eltern schweigen häufig zu lange
S. 30
•
V.7.3 Die Bekanntgabe - Sowohl Bestätigung unbestimmter
Kindheitsahnungen, als auch Schock
S. 31
•
V.7.4 Der Blick in den Spiegel
S. 32
•
V.7.5 Die rechtliche Situation: Das fehlende Gesetz
S. 32
V.7.6 Die Antwort der Betroffenen: Organisationen
S. 33
V.8 Mögliche Alternativen zur reproduktionsmedizinischen Praxis
S. 33
•
•
V.8.1 Der Weg des bewussten Nichtstuns
S. 34
•
V.8.2 Die Adoption
S. 34
V.9 Der Moment der Entscheidung
S. 37
VI. Schluss
S. 38
VII. Quellenverzeichnis
S. 40
VIII. Erklärung
S. 44
IX. Arbeitsprozessbericht
S. 45
Die „Kinderwunschpraxis“ - eine angemessene Antwort auf ungewollte
Kinderlosigkeit?
Ethische Überlegungen zur reproduktionsmedizinischen Praxis
I. Einleitung
Wir leben in einer klar durchstrukturierten Gesellschaft. Alles verläuft nach festen
Mustern. Ein Tagesablauf muss perfekt organisiert sein, denn Zeit ist knapp. Egal ob als
gut bezahlter Manager, der von einem Meeting zum nächsten eilt, der von einer
Großstadt in die andere „jettet“ und der selbst im Flugzeug über den Laptop immer
erreichbar sein muss. Oder als berufstätige Eltern: Noch bevor sie zur Arbeit fahren
müssen sie das Pausenbrot für die Kinder hinrichten und das Mittagessen vorbereiten.
Dann, Punkt 13 Uhr wieder aus dem Büro zurück sein, denn die Kinder kommen
hungrig aus der Schule. Essen machen, Haustiere versorgen, mit den Kindern zum Arzt
oder zum Frisör hetzen, Vokabeln abfragen, Mathe erklären, einkaufen und auch der
Haushalt macht sich nicht von alleine. An solchen Tagen ist die Zeit genau berechnet
und alles ist top organisiert. Doch lässt sich wirklich alles im Leben organisieren,
berechnen, durchstrukturieren und planen?
Es scheint so, als wäre selbst die körperliche Fruchtbarkeit mithilfe modernster
Verhütungsmittel steuerbar. Und wenn man sich für ein Kind entscheidet, hört man
einfach mit der Verhütung auf. Alles durchdacht und planbar. Doch der Schein trügt:
Fruchtbarkeit lässt sich zwar beeinflussen, jedoch weder komplett ausschalten, noch auf
Kommando herbeirufen, denn sowohl Verhütung, als auch Zeugung haben hinsichtlich
ihrer Planbarkeit ihre Grenzen. Da wird so manch ein Paar mit Kinderwunsch
schmerzlich in die Realität zurückgeholt, denn oftmals genügt es nicht, einfach nur nicht
zu verhüten.1
Bei 85 % aller Paare wird nach einem Jahr regelmäßigem Geschlechtsverkehr ohne
Verhütung die Frau schwanger.2 Das bedeutet, dass bei 15 % keine Schwangerschaft
eintritt. Diese 15 % gelten dann als ungewollt kinderlos. 15 %, das heißt, dass fast jeder
jemanden kennt, sei es aus der Verwandtschaft, aus dem Kollegen-, Bekannten- oder
1
2
Vgl. zu diesem Abschnitt HOFFMANN 2007, S. 9-10.
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/beratung.htm.
Freundeskreis, der betroffen ist. Deshalb ist es ein Thema, das uns alle angeht. Und
deshalb ist es wichtig sich damit auseinanderzusetzen.
Für viele Paare beginnt mit der Feststellung ungewollter Kinderlosigkeit ein langer,
schmerzlicher
Weg,
gekennzeichnet
von
Hoffnungen,
Enttäuschungen
und
Verzweiflung. Das für andere Paare so selbstverständliche Glück von einer eigenen
Familie, bleibt für sie sehnlicher Wunsch. Ein Wunsch, den sie sich häufig nicht selbst
erfüllen können. Ein Wunsch, bei dem sie auf die Hilfe anderer angewiesen sind.
Reproduktionsmedizinische3 Praxen bieten genau an diesem Punkt Hilfestellung an. Für
die am Kinderwunsch verzweifelnden Paare werden die Reproduktionsmediziner zu
Rettern in der Not. Sie werden zu Göttern in weißen Kitteln. Und genau hier beginnt die
Problematik: Im Horizont christlichen Glaubens betrachtet ist jeder Mensch und somit
auch jedes Neugeborene Ebenbild Gottes und von Gott, dem Schöpfer geschaffen. Was
also gibt dem Menschen das Recht in diesen Prozess einzugreifen? Wenn man annimmt,
der eine, der allwissende Gott entscheide über Leben und über Tod, entscheide über
gezeugt oder nicht gezeugt werden, über geboren oder nicht geboren werden, stellen
sich diese reproduktionsmedizinischen Forscher und Ärzte dann nicht über Gott? Indem
sie sich selbst all dieses Recht zusprechen, sprechen sie es dann nicht im selben
Moment Gott ab?
Es ist schwer auf derartige Fragen sinnvolle Antworten zu finden, geschweige denn die
allgemeingültige Antwort. Dennoch soll meine Arbeit einen Einblick in diese
komplizierte Thematik geben.
Ausgehend von der Vorstellung der Tübinger Kinderwunschpraxis Dr. Ulrich Göhring
möchte ich nach einer Einführung in die Ursachen für eine ausbleibende
Schwangerschaft, an diesem Beispiel die Arbeit einer reproduktionsmedizinischen
Praxis im Allgemeinen beleuchten. Anschließend erörtere ich aus verschiedenen
Blickwinkeln, inwiefern die Hilfestellung einer reproduktionsmedizinischen Praxis
ethisch gesehen eine sinnvolle und unterstützenswerte Sache ist und welche Folgen die
Entscheidung für oder gegen Hilfestellung beim Kinderwunsch mit sich bringen kann.
Dieses
Kapitel
beinhaltet
ebenfalls
mögliche
Alternativen
zur
reproduktionsmedizinischen Behandlung und bringt abschließend die Erörterung der
Problematik ergebnishaft zusammenfassend zum Abschluss.
3
Reproduktionsmedizin= Teilgebiet der Medizin, welches sich auf Fortpflanzung und
Fortpflanzungsprobleme bezieht. Vgl. hierzu http://de.wikipedia.org/wiki/Reproduktionsmedizin.
II. Vorstellung der Kinderwunschpraxis Dr. Ulrich Göhring
In Baden-Württemberg allein gibt es mittlerweile 21 Kliniken und Praxen, die sich
schwerpunktmäßig mit dem unerfüllten Kinderwunsch beschäftigen.4 Ein typisches
Beispiel
für
eine
solche
reproduktionsmedizinische
Einrichtung
ist
die
Kinderwunschpraxis Dr. Ulrich Göhring in Tübingen. Gegründet im April 2002, hat
sich die Praxis schnell einen Namen gemacht und gehört mittlerweile zu den größten
Reproduktionszentren Baden-Württembergs.5 Den Kern der Praxis bildet ein
dreiköpfiges Ärzteteam: Zum einen Dr. Ulrich Göhring. Er ist Facharzt für
Frauenheilkunde und arbeitet seit 1995 in der Kinderwunschtherapie. Ausgebildet in
Bielefeld, wechselte er 1999 nach Tübingen und leitete dort bis März 2002 den Bereich
Endokrinologie6 im Fachbereich Reproduktionsmedizin an der Universitätsfrauenklinik.
Zum anderen Dr. Inés Göhring. Sie ist Fachärztin für Frauenheilkunde und
vervollständigte an der Universitätsfrauenklinik Tübingen ihre, in Berlin begonnene
Ausbildung. Seit 2004 arbeitet sie unter der Leitung ihrer Mannes Dr. Ulrich Göhring in
der
Kinderwunschpraxis
auf
dem
Gebiet
der
Endokrinologie
und
Reproduktionsmedizin.
Des Weiteren arbeitet Dr. Saskia Möckel seit 2006 in der Praxis. Sie erhielt im Jahr
2005 die Anerkennung zur Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Seit dieser
Zeit widmet sie sich der Reproduktionsmedizin und begann im Centrum für In-vitroFertilisation7 Gießen (CIF) ihre Weiterbildung für gynäkologische8 Endokrinologie und
Reproduktionsmedizin.9
III. Ursachen für nicht erfüllten Kinderwunsch
Gerade weil heutzutage so viele Paare von Unfruchtbarkeit betroffen sind, wurde die
Kinderwunschpraxis im Laufe der letzten Jahre zu einer immer häufiger frequentierten
Einrichtung.
4
Vgl. hierzu http://www.wunschkinder.net/zentren/baden-wuerttemberg/.
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/gualitaetsmanagement.htm.
6
„Lehre von den Hormonen“. Vgl. hierzu http://de.wikipedia.org/wiki/Endokrinologie.
7
Methode der künstlichen Befruchtung (lateinisch für „Befruchtung im Glas“),
wird im Kapitel IV. 2 „Therapie“ näher erklärt. Vgl. hierzu http://de.wikipedia.org/wiki/In-vitroFertilisation.
8
Spezialgebiet der Medizin, welches sich mit der Behandlung der Erkrankungen des weiblichen Sexualund Fortpflanzungstraktes beschäftigt. Vgl. hierzu http://de.wikipedia.org/wiki/Gyn%C3%A4kologie.
9
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/teamaerzte.htm.
5
Die Ursachen für eine ausbleibende Schwangerschaft auf natürlichem Weg sind
vielfältig und sowohl physischen, als auch psychischen Ursprungs.
III.1 Ursachenverteilung Mann - Frau
Wenn nach Ursachen für eine ausbleibende Schwangerschaft gesucht wird, stoßen
Beziehungen häufig an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Nicht selten wird sich
gegenseitig die Schuld dafür gegeben, dass es einfach „nicht klappt“. Vor allem bei
Männern ist die Zeugungs(un)fähigkeit eng mit dem Selbstbewusstsein und
Selbstwertgefühl verknüpft und gerade sie suchen die Gründe, vielleicht aus Angst sich
eingestehen zu müssen, dass manche Dinge in ihrem Körper nicht nach Plan laufen,
häufig bei der Partnerin. Wissenschaftler und Ärzte vermuten jedoch, dass die Ursachen
nicht häufiger bei der Frau, als beim Mann liegen: In 40% der Fälle kann beim Mann
der Grund gefunden werden, in ebenfalls 40% bei der Frau. Bei den verbleibenden 20%
liegen die Ursachen bei beiden oder es können überhaupt keine Ursachen gefunden
werden.10
III.2 Ursache: Alter
Beginnt man nun mit der Suche, ist der häufigste Grund für das Ausbleiben einer
Schwangerschaft das Alter. Auch hier sind beide Partner betroffen, die Frau jedoch
stärker. Bei Frauen sinkt die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden schon ab dem
25. Lebensjahr, demnach haben Frauen zwischen 19 und 24 Jahren die höchste
Fruchtbarkeit. Wobei hingegen bei Männern die Zeugungsfähigkeit erst zwischen dem
40. und 50. Lebensjahr sinkt. Selbstverständlich lassen sich solche Durchschnittswerte
nicht auf jeden Fall übertragen, jedoch zeigen sie, dass Männer im Allgemeinen viel
länger, oftmals bis ins hohe Alter zeugungsfähig sein können.11
III.3 Ursache: Rauchen
Auch das Rauchen kann ein Grund für das Nicht-Schwanger-Werden sein. Bei
rauchenden Männern sinkt die Qualität der Samenflüssigkeit und der Spermien um etwa
15 bis 20%. Bei Frauen spiegelt sich der Nikotingenuss in einer Reduzierung der
Schwangerschaftschancen um die Hälfte wieder. Rauchen wird bei der Ursachensuche
10
11
Vgl. hierzu HOFFMANN 2007, S. 201-202.
Vgl. hierzu HOFFMANN 2007, S. 202.
oftmals unterschätzt, hat jedoch einen enorm langfristigen Einfluss auf die
Fruchtbarkeit. Erst nach fünf Jahren Nikotinentzug ist ein Raucher bzw. eine Raucherin,
was seine bzw. ihre Fruchtbarkeit betrifft, wieder dort angekommen, wo er bzw. sie vor
dem Griff zum Glimmstängel ursprünglich einmal war. Deshalb ist es wichtig, bei einer
ausbleibenden Schwangerschaft sofort mit dem Rauchen aufzuhören, denn auch wenn
bis zur vollständigen Wiederherstellung der individuellen Fruchtbarkeit fünf Jahre
vergehen, steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft schon nach einigen
Wochen Nikotinentzug langsam wieder an.12
III.4 Ursache: Gewicht
Ein weiterer Faktor für körperliche Fruchtbarkeit ist das ideale Gewicht. Die Eierstöcke
der Frau können bei Übergewicht große Mengen Fett speichern. Dadurch reduziert sich
ihre Funktion, es kommt zu keinem Eisprung und eine Schwangerschaft ist somit
ausgeschlossen. Aber auch Untergewicht, z.B. aufgrund von Magersucht oder Bulimie
lässt die Regelblutung ausbleiben. Der Körper versucht dann Energie zu sparen, eine
Schwangerschaft zu verhindern und die Hormondrüsen stellen die Produktion von
Hormonen fast vollständig ein. Eine Normalisierung des Gewichts ist deshalb für das
Eintreten einer Schwangerschaft von enormer Bedeutung und reduziert auch die Gefahr
einer Fehlgeburt.13
III.5 Verbindung mit der heutigen Lebensweise
Viele der eben genannten Gründe sind untrennbar mit der heutigen Lebensweise
verknüpft. Rauchen und Über- sowie Untergewicht sind häufig Folgen von ständigem
Terminstress und dem steigenden Leistungsdruck.
III.6 Ursache: (Unbewusste) Zweifel
Oftmals bleibt eine Schwangerschaft auch aus, weil sich ein Partner, vielleicht ohne es
zu wissen, einfach nicht sicher ist, ob genau diese Beziehung für ihn die richtige ist.
Oder das Paar ist sich, ebenfalls häufig unbewusst, eigentlich gar nicht im Klaren
darüber, ob es wirklich ein Kind haben möchte. Diese Frage nach dem Kinderwunsch
wird sich auch nie ganz eindeutig und sicher beantworten lassen. Dazu bringt sie viel zu
12
13
Vgl. hierzu HOFFMANN 2007, S. 203.
Vgl. hierzu HOFFMANN 2007, S. 203-204.
viele Widersprüche, Ängste, Vorstellungen, Wünsche und Sehnsüchte mit sich. Auch
wenn man sich für ein Kind entschieden hat, werden trotzdem immer Zweifel bleiben.
Doch trotz dieser widersprüchlichen Gefühle werden die meisten Menschen trotzdem
problemlos Mutter oder Vater. Jedoch nur die meisten und nicht alle: Jedes siebte Paar
in Deutschland bleibt ungewollt kinderlos. Früher kam die Frage „Kind ja oder nein?“
gar nicht erst auf. Zu jeder Ehe gehörten Kinder, man wünschte sich Erben und speziell
für Frauen war es die wichtigste Aufgabe, Kinder zu bekommen, zu versorgen und zu
erziehen.14
III.6.1 Speziell bei der Frau
Heute finden etwa 80% der deutschen Frauen im gebärfähigen Alter es wichtig, eigene
Kinder zu haben, wie eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
belegt.15 Doch unsere heutige Gesellschaft macht es, vor allem den Frauen, nicht immer
leicht, dies auch zu verwirklichen. Oftmals müssen sie sich entscheiden, Kind oder
Karriere. Beides miteinander zu vereinbaren gleicht einem Drahtseilakt. Denn bei einem
Leben zwischen PC und Windelwechseln ist perfektes Zeitmanagement und
unglaubliche Kraft und Ausdauer gefragt - und das gelingt nur den Wenigsten.
III.6.2 Fehlende Kommunikation
Außerdem ist die fehlende Kommunikation ein entscheidender Grund für das lange
Zögern bei der Beantwortung der Kinderwunschfrage. Selbst in einer Partnerschaft
tauscht man sich immer weniger über seine Wünsche, Vorstellungen und Bedürfnisse
aus. Teilweise weiß der eine Partner gar nichts vom sehnlichen Kinderwunsch des
anderen. Oder umgekehrt: Spricht sich der Eine für ein Kind aus, traut sich der Andere
nicht, offen und ehrlich seine möglichen Zweifel am Kinderwunsch zu äußern und ist
deshalb psychisch nicht in der Lage ein Kind zu zeugen bzw. zu empfangen.
III.6.3 Richtiger Zeitpunkt
Auch über den richtigen Zeitpunkt Eltern zu werden, sind sich Partner häufig nicht
einig. Für den Einen steht der Hausbau, der Beruf oder die finanzielle Absicherung an
14
15
Vgl. hierzu HOFFMANN 2007, S. 179-180.
Vgl. hierzu HOFFMANN 2007, S. 179.
erster Stelle, während für den Anderen das Bedürfnis nach einem eigenen Kind ins
Unermessliche wächst.
III.6.4 Vorstellung von Partnerschaft
Für die meisten gehören eigene Kinder nach wie vor zu der Vorstellung von einer
glücklichen Partnerschaft. Für manche wiederum bedeuten z.B. lange Reisen in ferne
Länder und möglichst viel Zeit für sich als Paar die Erfüllung ihrer Vorstellung von
Partnerschaft. Alles Dinge, die mit Kindern teilweise zu kurz kommen und ohne
wesentlich leichter zu verwirklichen sind.
Viele Paare merken erst an diesem Punkt, wie verschieden doch ihre Vorstellungen,
Wünsche und Träume von der Zukunft sind. Eine Trennung ist dann zwar sehr
schmerzlich, jedoch besser, als wenn die eigenen Bedürfnisse in der Beziehung
vollkommen untergehen.
III.7 Folge der Zweifel
Ein Kind zu bekommen verändert das komplette Leben eines Paares: Es bereichert es
ungemein, fordert aber auch Kompromisse und oftmals müssen die eigenen Bedürfnisse
an verschiedenen Stellen zurückstehen.
Kein Wunder also, dass die Entscheidung für oder gegen ein eigenes Kind so schwer ist.
Ist die Welt, in der wir heute leben, was Zukunftschancen angeht für ein Kind überhaupt
lebenswert? Kann ich persönlich dem Kind den nötigen Luxus bieten? Bin ich mir bei
meinem Partner bzw. meiner Partnerin auch wirklich sicher, ob es der oder die richtige
ist? Wird mein Berufsleben nicht zu sehr unter dem Kind leiden? Und wenn doch,
verkraftet das unsere finanzielle Lage und ist es mir das überhaupt wert? Die Folge der
Ungeklärtheit solcher wichtigen Fragen ist, dass die Entscheidung für Kinder immer
länger vor sich hergeschoben wird und sich die meisten Paare immer später für Kinder
entscheiden. Das Durchschnittsalter von Müttern bei der Geburt ihres ersten Kindes
stieg in Deutschland von 25 Jahren im Jahr 1977 auf 31 Jahre im Jahr 2005.16 Das
erklärt, warum der Hauptgrund für einen nicht erfüllten Kinderwunsch mittlerweile das
zu hohe Alter der beiden Partner ist. Haben sie sich endlich für ein Kind entschieden, ist
es manchmal leider zu spät.
16
Vgl. hierzu HOFFMANN 2007, S. 181.
III.8 Vermeidungsverhalten
Neben -nicht selten von Stress bedingten- sexuellen Problemen wie sexueller
Lustlosigkeit, Erektionsstörungen und Orgasmusschwierigkeiten, handelt es sich bei
psychisch bedingter Unfruchtbarkeit teilweise ganz einfach um ein klassisches
Vermeidungsverhalten: Manche Paare haben unbewusst trotz Kinderwunsch eigentlich
nie Geschlechtsverkehr während der fruchtbaren Phase und es besteht somit keine
Chance für eine Schwangerschaft. Viele Paare bemerken dies erst nach einiger Zeit und
teilweise liegt auch hier der Grund in der fehlenden Entschlossenheit.17
III.9 Stress (heutige Gesellschaft)
Unsere heutige Gesellschaft ist geprägt von Stress, vollen Terminkalendern und bis ins
kleinste Detail durchstrukturierten Tagesabläufen, wie sie schon in der Einleitung
angesprochen wurden. Diese allgemeine „Gestresstheit“ kann so weit gehen, dass man
sich nicht einmal mehr beim Geschlechtsverkehr entspannen und abschalten kann.
III.9.1 Reaktion: Männer
Vor allem bei Männern kann sich Stress negativ auf die Fortpflanzungsfähigkeit
auswirken, denn die Spermien von Männern, die sich gestresst fühlen, zeigen häufig
Einschränkungen, sowohl in ihrer Anzahl, als auch in ihrer Beweglichkeit.18
III.9.2 Reaktion: Frauen
Auch bei Frauen kann Stress oder besondere Anspannung den Zyklus verändern. Nicht
nur in körperlichen Extremsituationen wie z.B. in Krieg und Hungersnöten reagieren
Frauen mit verzögerten oder ausbleibenden Regelblutungen oder Eisprüngen. Schon
Urlaub, Prüfungen, übermäßige Hektik oder eine für die Frau unbefriedigende
Allgemeinsituation sind nicht selten Grund genug für das Ausbleiben der Regelblutung.
Das ist auf jeden Fall ein ernst zu nehmendes Alarmzeichen: Der Zyklus antwortet auf
das, was die Frau momentan in Kopf und Herz bewegt, und zeigt an, wenn sie etwas
„aus dem Rhythmus“ bringt. Das ist durchaus als positiv zu bewerten, denn es macht
17
18
Vgl. hierzu HOFFMANN 2007, S. 209.
Vgl. hierzu HOFFMANN 2007, S. 208.
die Frau auf etwas aufmerksam, was sie oftmals unbewusst belastet und zwingt sie
etwas daran zu ändern.19
III.10 Zusammenhang von Sexualität und Fruchtbarkeit
Neben dem eben genannten Stress ist der Zusammenhang von Sexualität und
Fruchtbarkeit eine weitere Ursache für ungewollte Kinderlosigkeit.
Früher waren diese beiden Bereiche untrennbar miteinander verknüpft. Es bestand
aufgrund fehlender Verhütungsmöglichkeiten im Gegensatz zu heute keine Möglichkeit
den Faktor Fruchtbarkeit beim Geschlechtsverkehr auszuschalten und deshalb bedeutete
sexuelle Verantwortung immer das Bewusstsein, die Folgen einer eventuellen
Schwangerschaft tragen zu müssen. Heute sind dank effektiver Verhütungsmethoden
Sexualität und Fruchtbarkeit im Bewusstsein der Menschen, vor allem in den
industrialisierten Erdteilen, weit voneinander entfernt. Sexualität ist ein selbstständiger
Lebensinhalt geworden, mit all ihren Freiheiten, Spielen, Erfüllungen und Vorlieben.
Die Sexualität und ihr Ausleben werden ganz von den eigenen Phantasien und
Bedürfnissen geprägt. Dies zeigt sich nicht zuletzt in den „One-Night-Stands“, bei
denen Menschen ausschließlich der Sexualität und ihrer damit verbundenen Lust wegen,
unabhängig von Sympathien, Gemeinsamkeiten und erst recht der Tatsache, dass beim
Geschlechtsverkehr ein Kind entstehen kann, miteinander schlafen.
Die Fruchtbarkeit wird da, abgesehen von der Verhütung, erst mal außer Acht gelassen.
Doch die Fruchtbarkeit fordert sich ihre Aufmerksamkeit erbarmungslos ein. Nämlich
genau dann, wenn sie nicht mehr so funktioniert, wie es gewünscht wird. Entweder,
wenn
trotz
Verhütung
eine
Schwangerschaft
eintritt,
bei
sogenannten
„Verhütungspannen“. Oder eben, wenn sich der Kinderwunsch, obwohl schon lange
nicht mehr verhütet wird, nicht so einfach ohne weiteres verwirklichen lässt. Dann wird
das Paar vor die Herausforderung gestellt, Sexualität und Fruchtbarkeit miteinander zu
verbinden - bestenfalls ohne dass die Sexualität dabei nur „Mittel zum Zweck“ wird.20
19
20
Vgl. hierzu HOFFMANN 2007, S. 37-39.
Vgl. hierzu HOFFMANN 2007, S. 10-12.
III.11 Physische Ursachen
Habe ich bisher die grundlegenden Voraussetzungen wie Alter, Gewicht etc., sowie die
psychischen Ursachen für ungewollte Kinderlosigkeit aufgezeigt, werde ich nun zu den
physischen Gründen kommen.
Denn gynäkologische und urologische Ursachen sind keineswegs selten. Zu den
häufigsten gynäkologischen Ursachen bei der Frau, die die Erfüllung des
Kinderwunsches verhindern, gehören Zyklen ohne Eisprung, bei denen keine
befruchtungsfähige Eizelle vorhanden ist. Bei einer eingeschränkten Zervixflüssigkeit
oder einer gestörten Funktion der Gebärmutterschleimhaut können die Spermien nicht
in die Gebärmutter vordringen oder die befruchtete Eizelle kann sich nicht in der
Gebärmutter niederlassen. Ist die Funktion der Eileiter gestört, können die Spermien gar
nicht erst mit der Eizelle in Kontakt treten oder die befruchtete Eizelle kann sich nicht
auf den Weg zur Gebärmutterhöhle machen. Wenn der Gelbkörper in seiner Funktion
oder Lebensdauer eingeschränkt ist, fehlen für eine Schwangerschaft unverzichtbare
Hormone.
Urologische Erkrankungen können ein Grund für die Fortpflanzungsunfähigkeit des
Mannes sein. Wenn nicht genügend Spermien vorhanden oder die Spermien in ihrer
Bewegungsfähigkeit stark eingeschränkt sind, kann keine Befruchtung der Eizelle
stattfinden.21
III.12 Teufelskreis
Ist es erst einmal soweit und eine Schwangerschaft bleibt trotz wiederholten Versuchen
über einen längeren Zeitraum hinweg aus, befindet sich das Paar in einem
„Teufelskreis“, aus dem es ohne professionelle Hilfe nur sehr schwer wieder
herauskommt. Der eigene, innere, sowie der äußere Druck, ausgeübt von einer
Gesellschaft, in der alles nach Plan laufen muss und Abweichungen von der Norm als
inakzeptabel gelten, führt zu weiteren und immer größeren psychischen Blockaden,
welche die Fruchtbarkeit immer stärker einschränken.
21
Vgl. hierzu HOFFMANN 2007, S. 206.
IV. Vorstellung der Arbeit einer reproduktionsmedizinischen Praxis am Beispiel
der Kinderwunschpraxis Dr. Ulrich Göhring
In diesem Kapitel werden nun nacheinander die verschiedenen Formen der Diagnostik
und der Therapie, die in reproduktionsmedizinischen Praxen zum Einsatz kommen,
besprochen. Anschließend geht es um eine Abwägung von Erfolg und Risiko der
einzelnen Behandlungsformen. Am Schluss dieses Kapitels kläre ich die Frage, für wen
derartige Leistungen, auch finanziell gesehen, in Frage kommen.
IV.1 Diagnostik
In einem ersten Gespräch, am besten mit dem Partner, wird die „Vorgeschichte“ der
Frau bzw. des Paares mit Hilfe eines Fragebogens erhoben. In diesem Gespräch wird
den
eben
genannten,
Kinderwunsches
möglicherweise
nachgespürt.
psychischen
Anschließend
steht
Gründen
eine
des
große
unerfüllten
Auswahl
an
Untersuchungen zur Verfügung, um physische Ursachen für die ausbleibende
Schwangerschaft zu ergründen.22
IV.1.1 Spermauntersuchung
Nach einer Vielzahl von Laboruntersuchungen kommt es zur Spermauntersuchung beim
Mann.
Das Team der Kinderwunschpraxis versucht den Männern diese, für viele unangenehme
Situation, durch einen separaten Spenderaum, in dem einschlägige Zeitungen ausliegen,
zu erleichtern. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit, dass die Partnerin ihren Mann bei
der Spermagewinnung begleitet.
Anschließend findet im Labor die Spermauntersuchung statt, bei der unter dem
Mikroskop die Anzahl, Beweglichkeit und Form der Spermien beurteilt wird. Dieser
Spermiogrammbefund ist die Grundlage für die Therapieempfehlung.23
IV.1.2 Zyklusmonitoring
Wenn es notwendig erscheint, das Follikelwachstum bei der Frau zu überprüfen, wird
bei einem Zyklusmonitoring beobachtet, ob es zum Heranreifen eines Eibläschens
(Follikel), zum Eisprung und zur Gelbkörperbildung kommt.
22
23
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/beratung.htm.
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/spermauntersuchung.htm.
Bei einer Ultraschalluntersuchung (durch die Scheide) wird die Dicke der
Gebärmutterschleimhaut und der Follikel an den Eierstöcken rechts und links gemessen.
Wenn ein größerer Follikel sichtbar ist (ein sprungreifer Follikel misst etwa 20mm),
findet eine Blutentnahme zur Bestimmung der Gehalte von E2 (Estadiol)24 und LH
(Luteinsierendes Hormon)25 statt. Der Estadiolgehalt stimmt mit der Reife der Eizelle
überein und der LH-Anstieg löst den Eisprung aus. Wächst wiederholt kein Eibläschen,
wird eine Hormonstimulation empfohlen.26
IV.1.3 Eileiterdurchgängigkeit
Die
Eileiterdurchgängigkeit
(Spermauntersuchung)
(Zyklusmonitoring)
und
eine
ist
dem
neben
der
Wachstum
wichtige
Spermaqualität
des
Eibläschens
Voraussetzung
für
den
des
bei
Mannes
der
Eintritt
Frau
einer
Schwangerschaft.
Heutzutage gibt es zwei gängige Methoden diese zu prüfen:
1.Chromopertubation:
Bei einer Bauchspiegelung wird farbige Flüssigkeit durch die Gebärmutter in die
Eileiter gespritzt. Auf dem Monitor wird verfolgt, wie sie anschließend in die freie
Bauchhöhle gelangt. Diese Methode wird meist ambulant in Vollnarkose durchgeführt
und bringt das sicherste Ergebnis über die Durchgängigkeit der Eileiter.
2.Sonographie:
Durch einen kleinen Plastikkatheter wird harmlose Zuckerlösung (im Ultraschall gut
erkennbar) in die Gebärmutter gespritzt.
Über Ultraschall kann dann das Abfließen dieser Flüssigkeit über die Eileiter verfolgt
werden. Da diese Methode ohne jegliche Narkose durchgeführt wird, ist sie am
geringsten körperlich belastend.27
24
natürliches Estrogen. Estrogene (oder Östrogene) sind wichtige weibliche Sexualhormone, die
hauptsächlich in den Eierstöcken, in Follikel und Gelbkörper produziert werden. Vgl. hierzu
http://de.wikipedia.org/wiki/Estrogen.
25
Geschlechtshormon, welches den Eisprung und die Gelbkörperbildung fördert. Vgl. hierzu
http://de.wikipedia.widearea.org/wiki/Luteinisierendes_Hormon.
26
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/zyklusmonitoring.htm.
27
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/eileiter.htm.
IV.1.4 Gebärmutterspiegelung
Um beurteilen zu können, ob Gebärmutterveränderungen vorliegen, findet eine
Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) statt, bei der man mit einem dünnen
Kamerainstrument in die Gebärmutterhöhle geht. Damit sich die Gebärmutterhöhle
entfaltet, wird eine Kochsalzlösung hineingespült. Auf dem Monitor können dann
eventuell vorliegende Auffälligkeiten erkannt werden, die möglicherweise das Eintreten
einer Schwangerschaft verhindern und operativ entfernt werden können.
Die Untersuchung, die mit und ohne Narkose angeboten wird, dauert wenige Minuten
und wird in der ersten Hälfte des Menstruationszyklus durchgeführt.28
IV.1.5 Spezialdiagnostik bei wiederholten Fehlgeburten
In 11-15 % aller Schwangerschaften treten Fehlgeburten auf. Das Risiko für diese
sogenannten Frühaborte steigt mit dem Alter der Frau und erreicht im Alter von 45
Jahren etwa 50%.
Bei 1% aller Schwangerschaften kommt es zu drei Fehlgeburten in Folge, man spricht
dann von wiederholten Aborten. Teilweise können auch bei diesen Patientinnen
Störungen gefunden werden, die auf eine Behandlung ansprechen. In solchen Fällen
sind weitere Untersuchungen, wie z.B. eine Blutentnahme für eine Chromosomen29bzw. Hormonanalyse zum Ausschluss angeborener genetischer Ursachen bei den
Partnern bzw. zum Ausschluss hormoneller Ursachen, notwendig.
Jedoch kann nicht bei allen Patientinnen eine Ursache für wiederholte Aborte gefunden
werden und auch im Falle der Behandlung einer gefundenen Störung besteht weiterhin
das Risiko einer erneuten Fehlgeburt. Erfahrungen zu Folge, kann aber auch vielen
dieser Patientinnen bei ihrem Wunsch zum eigenen Kind geholfen werden.30
IV.2 Therapie
Ist man sich nun über die Gründe und Ursachen im Klaren, kann eine erste individuelle
Therapieempfehlung gegeben werden. Es liegt dann am Paar, ob und gegebenenfalls
wann es einer bestimmten Therapie zustimmt.
28
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/gebaermutter.htm.
Strukturen, die Gene und damit Erbinformationen enthalten. Vgl. hierzu
http://de.wikipedia.org/wiki/Chromosomen.
30
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/spezialdiagnostik.htm.
29
IV.2.1 Zyklusoptimierung/ Gezielter Geschlechtsverkehr
Bei den meisten Paaren bringt schon eine Zyklusbeobachtung (Zyklusmonitoring) den
gewünschten Erfolg. Der optimale Zeitpunkt für den Geschlechtsverkehr wird festgelegt
und zur Unterstützung der Eizellreifung werden Clomifentabletten gegeben. Wenn am
10. Zyklustag beim Ultraschall ein Eibläschen mit der Größe 18-22 mm zu sehen ist,
wird durch die Gabe von Medikamenten der Eisprung ausgelöst und in der zweiten
Zyklushälfte die Gelbkörperfunktion unterstützt.31
IV.2.2 Hormonstimulation
Hat das Zyklusmonitoring gezeigt, dass die Follikelbildung ausbleibt, kann bei einer
Hormonstimulation durch die Gabe von Medikamenten (Hormonen) diese Störung
ausgeglichen werden.
Die einfachste und meist schon ausreichende Methode der Hormonstimulation ist die
Einnahme von Clomifentabletten. Eine Spritzentherapie mit FSH (follikelstimulierendes
Hormon) ist die zweite Möglichkeit. FSH ist im natürlichen Zyklus für das
Follikelwachstum verantwortlich und ein Hormon der Hirnanhangsdrüse.
Auch bei der Hormonstimulation wird ab dem 10. Zyklustag mit dem Ultraschall das
Follikelwachstum kontrolliert. So besteht die Möglichkeit, den günstigsten Termin für
den Geschlechtsverkehr oder für Inseminationen32 festzulegen.33
IV.2.3 Insemination
Wenn bei der Spermauntersuchung leichte Einschränkungen (z.B. eine verminderte
Spermienanzahl
bzw.
–beweglichkeit)
festgestellt
wurden,
ist
eine
Inseminationsbehandlung sinnvoll. Die nur wenige Minuten dauernde Behandlung ist
für die Patientin kaum spürbar. Das speziell aufbereitete Ejakulat34 wird mit einem
Plastikschlauch in die Gebärmutterhöhle gespritzt, so dass die Spermien nicht den
schleimgefüllten Gebärmutterhalskanal überwinden müssen.35
31
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/zyklusoptimierung.htm.
jede Übertragung des männlichen Samens in den Genitaltrakt der Frau, ohne stattfindenden
Geschlechtsverkehr; gängigste Methode der künstlichen Befruchtung. Vgl. hierzu
http://de.wikipedia.org/wiki/Insemination.
33
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/hormonstimulation.htm.
34
Samen des Mannes. Vgl. hierzu http://de.wikipedia.org/wiki/Sperma.
35
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/inseminationen.htm.
32
IV.2.4 Fremdsperma-Insemination/ Donogene Insemination
Eine weitere Möglichkeit ist tiefgefrorenes Sperma aus speziellen Samenbanken für
Inseminationen zu verwenden. In der Samenbank wird ein geeigneter Spender gesucht.
Er darf keinerlei Infektionskrankheiten haben und sollte mit dem Partner in gewissen
Merkmalen wie Nationalität, Blutgruppe, Größe, Statur, sowie Haar- und Augenfarbe
übereinstimmen. Das tiefgefrorene Spendersperma wird in der Praxis aufgetaut und
aufbereitet. Anschließend findet die Insemination statt.36
IV.2.5 Hodenbiopsie
Für Männer, bei denen sich im Ejakulat keine Spermien befinden, besteht die
Möglichkeit aus dem Hodengewebe Samenzellen zu gewinnen (Hodenbiopsie). Unter
Narkose wird in einem kurzen operativen Eingriff eine Gewebeprobe aus dem Hoden
entnommen. Lassen sich dort Spermien nachweisen, kann eine ICSI-Behandlung37
folgen.
Diese Methode ist auch für Männer geeignet, die nach einer Sterilisation nun doch einen
Kinderwunsch haben.
Findet man jedoch auch bei der Hodenbiopsie keine Spermien, kann dem Paar nur eine
Insemination mit Spendersperma empfohlen werden.38
IV.2.6 IVF
Wenn alle anderen Therapiemethoden fehlschlagen, besteht die Möglichkeit der Invitro-Fertilisation (IVF). Es ist eine Befruchtung außerhalb des Körpers und diese
besteht aus mehreren Schritten.
1.Stimulation
Vor der Therapie wird zur Zyklusregulation die Anti-Baby-Pille eingenommen. Es gibt
verschiedene Stimulationsprotokolle, bei denen die Frauen z.B. eine Spritze zum
Unterdrücken der körpereigenen Hormone erhalten und anschließend mit der
36
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/donogen.htm.
Methode der künstlichen Befruchtung, bei der das Spermium des Mannes direkt in eine Eizelle der Frau
eingespritzt wird. Vgl. hierzu http://www.fertility-center-hh.de/weg_zum_kind/therapien/ivf_icsi.php.
38
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/hodenbiopsie.htm.
37
Hormonstimulation
begonnen
wird.
Das
andere
Mal
wird
ein
zweites
Spritzenmedikament gegeben, das den vorzeitigen Eisprung verhindern soll.
Die Hormonstimulation durch eine hohe Dosis FSH oder HMG soll bewirken, dass der
Eierstock mehrere (ca. 6-10) Eibläschen bildet. HMG ist ein aus dem Urin gewonnenes
Hormonpräparat, das eine definierte Menge von FSH enthält.39 Ultraschallkontrollen
und Hormonwerte aus einer Blutprobe geben Aufschluss über das Stimulationsergebnis.
Die Hormonstimulation wird 8-16 Tage fortgesetzt, bis die Eizellen bei einer
Follikelgröße von ca. 20 mm reif sind. Noch vor dem medikamentös ausgelösten
Eisprung finden die Eizellentnahme (Follikelpunktion) und die Spermaabgabe statt.
2.Follikelpunktion
Bei der ultraschallgesteuerten Follikelpunktion wird durch die Scheide mit einer dünnen
Hohlnadel in die Follikel eingestochen und die gesamte Follikelflüssigkeit abgesaugt.
3.IVF-Labor
Im Labor werden die sich in der abgesaugten Follikelflüssigkeit befindlichen Eizellen
herausgesucht, gezählt und mit den aufbereiteten Spermien des Partners in einer
Nährlösung zusammengebracht, sodass anschließend automatisch die Befruchtung
stattfindet. Unter dem Mikroskop kann man feststellen, wie viele der Eizellen befruchtet
wurden (ca. 50-70%). Ein Anzeichen für eine Befruchtung ist das Vorhandensein von
zwei Zellkernen (Vorkernstadien), die später miteinander zu einem Embryo
verschmelzen.
Bei den für den Embryotransfer ausgewählten befruchteten Eizellen (Vorkernstadien)
erfolgt im Brutschrank die Zellteilung, bis sie sich im 4- bis 8-Zellstadium befinden,
was zwei bis drei Tage nach der Follikelpunktion der Fall ist. Dann kommt es zum
Embryotransfer.
4.Embryotransfer
Unter Ultraschallsicht werden die 4- bis 8-zelligen Embryonen mit einem weichen
Plastikschlauch in die Gebärmutterhöhle eingesetzt.
39
Vgl. hierzu http://www.ivf-nuernberg.de/index.php?id=34.
5.Schwangerschaftstest
Nun müssen sich die Embryonen weiterentwickeln und in der Gebärmutterschleimhaut
festsetzen. 14 Tage nach dem Embryotransfer wird mit einer Blutprobe beim Frauenarzt
oder in der Kinderwunschpraxis der Schwangerschaftstest durchgeführt.40
IV.2.7 ICSI
Eine spezielle Methode der künstlichen Befruchtung ist die ICSI (Intracytoplasmatische
Spermieninjektion). Sie wird angewendet, wenn die Spermien des Mannes
(Spermauntersuchung) nicht von selbst in die Eizelle der Frau eindringen können und
bei der herkömmlichen IVF-Behandlung somit keine Chance auf eine Befruchtung
bestehen würde. Bei der ICSI-Methode wird deshalb im Labor direkt ein Spermium in
jede
Eizelle
eingebracht.
Vor
der
Therapie
wird
beiden
Partnern
eine
Chromosomenanalyse empfohlen. Die ICSI-Methode unterscheidet sich nur durch einen
zusätzlichen Arbeitsgang im Labor von der IVF-Methode, für das Paar gibt es keinen
Unterschied.
Nach der Follikelpunktion bei der Frau und der Spermaabgabe des Mannes, wird in jede
speziell vorbereitete Eizelle der Frau ein einzelnes Spermium des Partners eingespritzt.
Unter dem Mikroskop wird die Eizelle mit einer Glaskapillare41 angesaugt und
festgehalten. Ein gut bewegliches Spermium wird in eine weitere Glaskapillare
aufgezogen und direkt in die Eizelle eingebracht.42
IV.2.8 Behandlungszyklus mit kryokonservierten Vorkernstadien43 (sog. Kryozyklus)
Es besteht die Möglichkeit bei der IVF-Therapie sowie bei der ICSI-Therapie
überzählige entwicklungsfähige Vorkernstadien einzufrieren, um sie dann vor dem
geplanten Embryotransfer im IVF-Labor wieder aufzutauen. Jedoch überleben etwa ein
Drittel der Zellen nicht. Dann wird zunächst die Weiterentwicklung der befruchteten
Eizellen beobachtet und anschließend erfolgt der Embryotransfer, der dann genau wie
bei der IVF- oder ICSI-Therapie abläuft.
40
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/ivf.htm.
dünnes Röhrchen aus Glas mit einem Innendurchmesser von ca. 0,1 bis 1 mm. Vgl. hierzu
http://flexikon.doccheck.com/Glaskapillare. entnommen am 25.5.08).
42
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/icsi.htm.
43
in flüssigem Stickstoff eingefrorene und auf diese Weise haltbar gemachte Vorkernstadien. Vgl. hierzu
http://de.wikipedia.org/wiki/Kryokonservierung.
41
Da für den Kryozyklus der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut sehr wichtig ist,
werden,
bis
die
Gebärmutterschleimhaut
den
richtigen
Durchmesser
hat,
Östrogentabletten eingenommen. Das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut wird mit
Ultraschallkontrollen beobachtet und drei Tage vor dem Embryotransfer wird mit dem
Einführen von Utrogest-Tabletten in die Scheide begonnen, damit sich die
Gebärmutterschleimhaut umwandelt.44
IV.2.9 Therapie/Blastozystenkultur
Aufgrund modernster Forschungsergebnisse besteht heutzutage die Möglichkeit
Embryonen in vitro (außerhalb des Körpers) fünf bis sechs Tage zu kultivieren. Der
Embryo teilt sich unter optimalen Bedingungen immer weiter, bis er am Tag 5 in ein
64- bis 128-Zellstadium gelangt, was als Blastozyste bezeichnet wird. Durch das spätere
Zurücksetzen kann man die Entwicklung der Embryonen länger beobachten. Man stellt
fest, dass nur etwa jede dritte befruchtete Eizelle das Blastozystenstadium erreicht und
auch diese Unterschiede zeigen. Durch die Kultur mehrerer Embryonen, kann man nun
die mit dem besten Entwicklungspotenzial erkennen. Das ist jedoch nur im Ausland
möglich, denn Vorkernstadien werden in Deutschland nicht geschützt, Embryonen
allerdings durch das Embryonenschutzgesetz schon. Es dürfen maximal drei
Embryonen im Labor entstehen, nur so viele wie auch eingesetzt werden. Die übrigen
Vorkernstadien, die nicht weiter zu Embryonen kultiviert werden sollen, müssen
deshalb in Deutschland nach Absprache mit dem Paar eingefroren (für weitere
Kryotransfers) oder verworfen werden.45
IV.3 Erfolg und Risiko
Es ist eindeutig ersichtlich, dass die Palette an Therapiemöglichkeiten groß ist. Doch sie
ist nicht endlos und auch die vielen Methoden der Kinderwunschmedizin führen nicht
immer
zum
langersehnten
Erfolg.
Inwiefern
ist
die
Hilfestellung
der
Kinderwunschpraxis also auch wirklich reelle Chance und nicht nur leeres
Versprechen?
44
45
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/kryozyklus.htm.
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/blasto.htm.
Von allen Paaren, die wegen unerfülltem Kinderwunsch ein IVF-Zentrum aufsuchen,
kann 70 bis 80 % zu einem eigenen Kind verholfen werden.46
Genaue Angaben zur Wahrscheinlichkeit durch eine Behandlung ein Kind zu
bekommen, können jedoch nicht gemacht werden, da der Erfolg von der individuellen
Ursache der Kinderlosigkeit, sowie den angewendeten Behandlungsmethoden abhängig
ist.47 Außerdem können Erfolgschancen durchaus unterschiedlich interpretiert werden.
Bei Inseminationen mit Spendersperma wird zum Beispiel von „sehr guten
Erfolgschancen“48 gesprochen. Tatsächlich liegen die Schwangerschaftschancen pro
Behandlungszyklus bei 20%.49 Und ob man 20% als „sehr gute“ Chance bezeichnet,
bleibt in der Bewertung jedem selbst überlassen und ist sicherlich auch von der
Situation abhängig, in der man sich gerade befindet.
Bei der IVF-Therapie wird empfohlen beim Embryotransfer zwei Embryonen
zurücksetzen
zu
lassen.
In
Zahlen
ausgedrückt
liegt
die
durchschnittliche
Schwangerschaftswahrscheinlichkeit dann bei ca. 25 bis 30%. Allerdings bekommen
von
den
schwanger
gewordenen
Frauen
ca.
15%
Zwillinge
und
die
Schwangerschaftsrate sinkt ab dem 40. Lebensjahr der Frau. Von der rechtlichen
Situation aus gesehen, dürfen bis zu drei Embryonen transferiert werden. Dadurch
werden die Schwangerschaftschancen jedoch nicht wesentlich verbessert, sondern man
geht viel mehr das Risiko einer Drillingsschwangerschaft ein.50 Für die ICSI-Therapie
gilt das Gleiche. Diese Methode wird laut der Kinderwunschpraxis von Dr. Ulrich
Göhring seit über 10 Jahren „erfolgreich“ angewendet und Untersuchungen zeigen, dass
die Methode selbst nicht zu einer erhöhten Fehlbildungsrate der geborenen Kinder
führt.51
Jedoch dürfen auch die gesundheitlichen Risiken, die eine Kinderwunschbehandlung für
die Frau mit sich bringt, nicht außer Acht gelassen werden.
So ist zum Beispiel ein Kryozyklus mit kryokonservierten Vorkernstadien weitaus
weniger belastend als eine IVF- bzw. ICSI-Therapie mit Embryotransfer mit „frischen
Embryonen“, da die Embryonen ohne vorherige hochdosierte Hormonstimulation mit
46
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/start.htm.
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/start.htm.
48
http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/hodenbiopsie.htm.
49
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/DE/inhalte/leistungen/fragen-insem.htm.
50
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/ivf.htm.
51
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/icsi.htm.
47
Follikelpunktion zurückgesetzt werden. Allerdings stehen hier auch die Chancen,
schwanger zu werden, schlechter.52
Bei der Blastozystenkultur, bei der die Embryonen bis zu fünf Tage außerhalb des
Körpers kultiviert werden und dann als Blastozyste zurückgesetzt werden, konnten
wissenschaftliche Studien in Deutschland keinen Vorteil der verlängerten Kultur zeigen.
Solch ein Vorteil wäre nämlich nur vorhanden, wenn die Möglichkeit bestünde aus
mehreren Embryonen die entwicklungsfähigsten auszusuchen. Da in Deutschland aber
maximal drei Embryonen über das Vorkernstadium hinaus weiterkultiviert werden
dürfen, zeigte eine in Deutschland durchgeführte Studie sogar etwas schlechtere
Schwangerschaftsraten nach Blastozystentransfer im Vergleich zum Embryotransfer am
Tag 2 bis 3.53
Zahlen, Studien und Statistiken hin oder her: Alle Ergebnisse sind Durchschnittswerte,
somit relativ und alles andere als sicher. Nur eins ist sicher: Garantie für eine
Schwangerschaft gibt es keine. Deshalb sollte sich ein Paar gründlich überlegen, ob es
die hohen Kosten und die zweifellos bestehenden Risiken auf sich nimmt, um dann am
Ende vielleicht doch wieder enttäuscht zu werden.
IV.4 Für wen?/Kosten
Bleibt noch die Frage zu klären, für wen solch eine Behandlung möglich ist.
In der Kinderwunschpraxis Dr. Ulrich Göhring stehen auch unverheirateten Paaren alle
Behandlungsmöglichkeiten offen, auch Spendersamen.54 Jedoch muss das Paar vor
Therapiebeginn einen Notar aufsuchen und die gemeinsame Elternschaft des
zukünftigen Kindes anerkennen und damit den Samenspender von eventuellen späteren
Unterhaltsansprüchen entlasten.55 Doch wer kann sich diese Therapie überhaupt leisten?
Bei allen Therapien muss vor Beginn zunächst ein Antrag auf Kostenübernahme bei der
jeweiligen Krankenkasse gestellt werden.56 Fremdsperma-Inseminationen gehören zum
Beispiel nicht zu den Leistungen der Krankenkassen57 und man muss mit Kosten in
52
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/kryozyklus.htm.
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/blasto.htm.
54
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/leistungen.htm.
55
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/donogen.htm.
56
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/ivf.htm.
57
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/donogen.htm.
53
Höhe von ca. 2800 Euro rechnen.58 Die Kryokonservierung von Samenzellen,
imprägnierten Eizellen oder Embryonen gehört ebenfalls nicht in den Leistungskatalog
der Krankenkassen. Das Einfrieren inklusive sechsmonatiger Lagerung kostet 480 Euro,
jeder Auftauzyklus mit Zyklusmonitoring in der Praxis von Dr. Ulrich Göhring 535
Euro, zuzüglich Medikamente.59 Die Kosten für das Erstgespräch, sowie für die
Diagnostik bis zur Festlegung einer Therapie werden von den Krankenkassen
übernommen. Bei reproduktionsmedizinischen Leistungen wie Inseminationen, IVF und
ICSI übernimmt bei gesetzlich Versicherten die Krankenkasse 50% der Kosten. Jedoch
ist die Anzahl der Versuche eingeschränkt. Außerdem müssen für eine Kassenerstattung
einige Voraussetzungen erfüllt sein, zum Beispiel muss das Paar verheiratet sein, das
Alter der Frau zwischen 25 und 39 Jahren und das Alter des Ehemannes zwischen 25
und 49 Jahren liegen. Zusätzlich müssen beide Ehepartner HIV-negativ sein und nach
einer Sterilisation besteht kein Anspruch auf Leistungen zur künstlichen Befruchtung,
nach Geburt eines Kindes hat das Ehepaar jedoch erneuten Anspruch auf eine
Kassenerstattung. Auf ein gesetzlich versichertes Paar kommen so Kosten von ca. 100
Euro bei einer spontan Insemination bis zu ca. 1700 Euro bei einer ICSI-Therapie zu,
wobei die Kosten für Medikamente sehr unterschiedlich sein können.
Bei privaten Krankenversicherungen können die vertraglichen Regelungen stark
variieren. Auf jeden Fall sollte vor Behandlungsbeginn geklärt werden, ob und welche
Maßnahmen der künstlichen Befruchtung bezahlt werden, vor allem wenn ein Partner
gesetzlich und der andere privat versichert ist.
Bei sogenannten Selbstzahlern, Patienten ohne Kostenübernahmemöglichkeit durch
eine Krankenkasse, betragen die Gesamtkosten für ein Paar zwischen ca. 300 Euro für
eine spontan Insemination und ca. 4200 Euro für eine ICSI-Therapie.60
58
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/fragen-insem.htm.
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/fragen-kryo.htm.
60
Vgl. hierzu http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/kosten.htm.
59
V. Inwiefern ist die Hilfestellung der Kinderwunschpraxis (ethisch gesehen) eine
gute Sache?
V.1 Hinführung
Wenn man sich die Frage stellt, ob die Hilfeleistung der Kinderwunschpraxis (ethisch)
als sinnvoll anzusehen ist oder nicht, muss erst geklärt werden, ob man generelle
Hilfestellung beim Kinderwunsch befürwortet oder nicht.
Wissenschaft und Forschung sind nicht „wertfrei“, vor allem nicht in diesem speziellen
Fall. Im Horizont christlichen Glaubens wird Gott als Schöpfer, als Herr der Welt und
damit als Herr des Lebens gesehen. Er hat alles Leben erschaffen, auch und vor allem
das menschliche Leben. Ein menschliches Eingreifen in diesen Prozess der
„Lebensschaffung“, in diesen „Schöpfungsprozess“, stellt sittliche Werte wie
„menschliches Leben“, „Würde der Person“ und „persönliche Identität“ in Frage.61
Wenn man nicht davon ausgeht, dass menschliches Leben mit der ersten Zellteilung
nach der Vereinigung von Eizelle und Samenzelle beginnt, sondern man annimmt,
menschliches Leben beginne schon beim „Zusammenkommen“, beim „SichVereinigen“ der Ei- und Samenzelle und dieses „Sich-Vereinigen“ künstlich
herbeigeführt wird, stellt dieser Prozess dann nicht einen Eingriff in das menschliche
Leben dar? Vielleicht ist „Eingriff in das menschliche Leben“ der falsche Ausdruck.
Vielmehr wird die wichtigste Voraussetzung, die Grundvoraussetzung für die
Entstehung eines Menschen, das Zusammenfinden von Ei- und Samenzelle manipuliert.
Was gibt dem Menschen das Recht aus der Entstehung eines Menschen, aus diesem
Wunder der Natur, ein Wunder der Wissenschaft, der Forschung und der Medizin zu
machen?
V.2 Rahmenbedingungen
V.2.1 Freiheit in der Forschung - mit Grenzen verbunden
„GG Art. 5, Abs. 3 garantiert die Freiheit von Wissenschaft und Forschung.“62 Doch
auch Freiheit ist mit Grenzen verbunden. Es gibt in der Realität keine grenzenlose
Freiheit. Im Horizont christlichen Glaubens stellen Werte und Normen wie
Verantwortung für das eigene Leben, das eigene Handeln, die Mitmenschen, den
Lebensraum oder das Leben überhaupt solche Grenzen dar. Freiheit eines Forschers
61
62
Vgl. hierzu FREUDENBERG/GOßMANN 1988, S. 211.
FREUDENBERG/GOßMANN 1988, S. 212.
bedeutet auch Selbstbeschränkung. Selbstbeschränkung dort, wo die Gefahr droht
ethische Grenzen zu überschreiten, dort wo die Würde des (werdenden) menschlichen
Lebens in Gefahr ist.63
V.2.2 Der Mensch in der Bibel- Ebenbild Gottes
Nach der Überlieferung von Gen 1, 26 ff. erschuf Gott die Menschen als sein Ebenbild,
als Mann und Frau. Er gab ihnen die Herrschaft über die Welt, sie sollten sich
vermehren, die Erde füllen und sie sich untertan machen.64 Doch hat Gott den
Menschen damit jegliches Recht des Gestaltens und Umgestaltens „übertragen“?
Welche Ziele, welche gemeinsamen Ziele der gesamten Menschheit sollen dann verfolgt
werden und welche Wertmaßstäbe gelten? Wo liegen Grenzen dieser Herrschaft? Oder
sind diese Grenzen schlichtweg nicht vorhanden? Im Horizont christlichen Glaubens
betrachtet, darf diese Herrschaft auf keinen Fall ausgenutzt werden. Man muss mit dem
von Gott Geschaffenen verantwortungsbewusst umgehen, es ehren und respektieren.
Gott erschuf den Menschen als sein Ebenbild. Bedeutet das, dass alles „natürlich
Gegebene“ einer menschlichen Person eine göttliche Gabe darstellt? Bedeutet das, dass
man die Unfruchtbarkeit akzeptieren sollte, vielleicht sogar ehren anstatt zu
manipulieren?65
V.3 Unfruchtbarkeit in der Realität
Die Realität sieht anders aus. Unfruchtbarkeit bedeutet Andersartigkeit. Und
Andersartigkeit wird nicht akzeptiert. Meistens weder von den Betroffenen, noch von
ihrem Umfeld. Seit 50 Jahren zeugen Wissenschaftler und Ärzte Kinder mit
Spendersamen. Bis heute sind in Deutschland rund 100 000 Kinder mit Spendersamen,
auf diese Art und Weise gezeugt worden. Seit 30 Jahren besteht die Möglichkeit einer
Schwangerschaft mit fremden Eizellen. Es ist ein komplizierter Weg der
Reagenzglasbefruchtung, doch modernste Technik und Methoden machen ihn
möglich.66
63
Vgl. hierzu FREUDENBERG /GOßMANN 1988, S. 212-213.
Vgl. hierzu http://www.die-bibel.de/nc/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-im-bibeltext.
65
Vgl. hierzu FREUDENBERG/GOßMANN 1988, S. 212-213.
66
Vgl. hierzu „Ich suche meinen Samenspender“. In: Brigitte, S. 112-114.
64
Aus Sicht der betroffenen Paare, die sich für die Hilfestellung durch die
Kinderwunschpraxis entschieden haben, ist klar: Kinderwunschbehandlungen sind eine
gute Sache, sonst hätten sie sich nicht bewusst dafür entschieden. Für sie ist die
moderne Medizin die letzte Hoffnung, ihre Vorteile überwiegen die Nachteile bei
weitem.
Doch nimmt man den Blickwinkel der so entstandenen Kinder ein, erscheint die
Kinderwunschpraxis in einem ganz anderen Licht. Aus dem rosaroten Traum der Paare
wird ein schwarzer Albtraum der Kinder, die mit ihrer Entstehung nicht
zurechtkommen.
In den folgenden Kapiteln meiner Arbeit möchte ich mich deshalb mit diesen beiden
Perspektiven getrennt voneinander beschäftigen, um so eine Antwort auf die Frage zu
finden, ob die Einrichtung von reproduktionsmedizinischen Praxen sinnvoll ist oder
nicht. Die bei „Rahmenbedingungen“ bereits kurz angesprochene Perspektive der
Forscher und Mediziner möchte ich bewusst nicht weiter vertiefen, da deren Sichtweise
neue Maßstäbe ins Spiel bringen würde. Nicht mehr nur das Wohl des Paares und des
Wunschkindes stünde im Mittelpunkt, sondern vielmehr ginge es um Themen wie Geld,
Ruhm, Erfolg und Ansehen.
V.4 Die Kinderwunschpaare im Mittelpunkt
Für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch mögen Aussagen wie „Vielleicht ist es
Schicksal“, „Gott will es nicht“ oder „Es soll halt einfach nicht sein“ wie purer Hohn
klingen. Nach langen Überlegungen begeben sie sich oftmals auf den komplizierten
Weg, entscheiden sich für eine Kinderwunschbehandlung. Wurde dieser Weg
erfolgreich beschritten, liegen in den meisten Fällen eine Zeit des Schmerzes und
Momente voller Verzweiflung hinter dem Paar. Doch sie konnten sich ihren
sehnlichsten Herzenswunsch, ein eigenes Kind, erfüllen. Wenn man dann die
glücklichen Eltern sieht, wie sie ihr so sehnlich erwartetes Kind im Arm halten, das
perfekte Familienglück nach einem so harten „Kampf“ endlich vollständig ist, ist es
schwierig, Argumente gegen die Hilfestellung beim Kinderwunsch zu finden. Auch
viele Christen, die prinzipiell gegen Kinderwunschbehandlungen sind, sind dann der
Meinung, das muss doch der Wille Gottes sein, dass Menschen glücklich auf der Welt
leben. Und er gab ihnen die Aufgabe sich zu vermehren, wenn es ohne Hilfe eben nicht
klappt, warum soll man sich dann nicht die moderne Medizin zu nutze machen?
Zumal diese Kinder wahre Wunschkinder sind. Sie sind der extreme Gegensatz zu
ungewollten Kindern, im Volksmund als sogenannte „Unfälle“ bezeichnet, die
schlimmstenfalls in verdreckten Kinderzimmern verwahrlosen. Nein, diese Kinder sind
gewollt. Diese Eltern sind reiflich überlegte und überzeugte Eltern. Sie ließen sich von
keinen Kosten und Mühen abschrecken und diesen „Wunschkindern“ steht meistens
eine glückliche Kindheit mit liebevollen Eltern bevor.
V.5 Die heutige Einstellung: Recht auf ein Kind
Doch auf der anderen Seite unterstützen solche reproduktionsmedizinischen Praxen die
heutige, durchaus als negativ zu betrachtende Einstellung in der Gesellschaft, alles sei
planbar und durch Geld käuflich. Selbst Kinder, Geschenke Gottes, Geschenke der
Natur werden zu Geschenken der Medizin und mit Geld käuflich.
1990 formulierte die World Health Organisation (WHO) die heutige Sichtweise von
Fruchtbarkeit: „Jedes Paar hat das Recht auf ein Kind.“ Nicht das Schicksal bestimmt
das Kinderkriegen, es ist längst eine Frage der fortschrittlichen Medizin geworden.
Jeder darf mit Hilfe moderner Kinderwunschzentren dieses ihm zugesprochene „Recht“
in Anspruch nehmen, egal ob sich Körper oder Geist -vielleicht auch unbewusstdagegen wehren.
Doch dieser Slogan enthält nichts weiter als leere Versprechen, aufgeblasen wie große
Seifenblasen. Er gibt unzähligen Paaren die Hoffnung, ihr Wunsch vom eigenen Kind
sei realisierbar. Doch nicht selten platzen diese Seifenblasen und der Schmerz und die
Enttäuschung darüber sind umso größer, sind die Paare doch überzeugt davon, ihr
vermeintliches „Recht“ stehe ihnen eindeutig zu. Denn selbst die hoffnungsvollsten und
vielversprechendsten Methoden der Kinderwunschpraxen können längst nicht jedem
Paar zu einem Kind verhelfen. Und das ist aus diesem Blickwinkel betrachtet vielleicht
auch ganz gut. Natürlich wünscht man niemandem diese unglaubliche Enttäuschung,
wie sie die Paare, die trotz Kinderwunschbehandlung kinderlos bleiben, spüren. Doch
das zeigt, dass selbst heute im 21. Jahrhundert eben nicht alles planbar und käuflich
ist.67
67
Vgl. hierzu HOFFMANN 2007, S. 186-187.
V.6 PID - notwendige Weiterführung der Evolution oder krankhafter
Perfektionismus?
Ein weiterer zu prüfender Sachverhalt ist, dass dem durch eine in-vitro-Fertilisation
(IVF) gezeugten Embryo Zellen entnommen werden können, deren DNA (Erbgut) auf
genetische Schäden untersucht werden kann. Die entnommenen Zellen werden dabei,
aufgrund des Untersuchungsverfahrens, zerstört. Liegt eine schwere genetische
Schädigung vor, wird der Embryo unter Umständen nicht in die Gebärmutter
übertragen. Man nennt dieses Verfahren Präimplantationsdiagnostik (PID). Die
schwerwiegende grundsätzliche ethische Entscheidung, den Embryo in den mütterlichen
Organismus zu übertragen, liegt zunächst in der Verantwortung des betroffenen Paares
und dann, bedingt durch das durchzuführende medizinische Verfahren, ebenfalls beim
Arzt. Dieser wird in diesem Falle vom „Schöpfer“ (neuen menschlichen Lebens) zum
„Henker“ (wenn das „neue Leben“ nicht den Erwartungen entspricht). In Deutschland
ist dieses Verfahren, im Gegensatz zu anderen Ländern, nicht zugelassen.
Die Befürworter der PID sind der Meinung, dass für Familien mit Erbkrankheiten dies
die einzige Hoffnung sei, ein gesundes Kind mit künstlicher Hilfe in die Welt zu setzen.
Der Konflikt der Ärzte besteht darin, dass PID nach geltendem Gesetz zwar zulässig ist,
nach geltendem Berufsrecht jedoch nicht.
Die Gegner der PID argumentieren, dass es kein absolutes Recht auf ein gesundes Kind
gibt und das Lebensrecht des Embryos Vorrang hat. Außerdem besteht die Gefahr, dass
PID Gesundheit und Fitness zur gesellschaftlichen Norm macht. Behinderten und
chronisch Kranken wird dadurch die Menschenwürde abgesprochen und es wäre ein
entscheidender Schritt in Richtung „Züchtung von Wunschmenschen“ bis hin zum
„hochleistungsfähigen, hochintelligenten Arbeitsmenschen“. Bislang dient PID der
Ausschließung von Erbkrankheiten, doch Kritiker befürchten, dass irgendwann auch die
Intelligenz, die Funktionsfähigkeit, die sportliche Leistungsfähigkeit und das Aussehen
nach Wunsch „gezüchtet“ werden.
Man kann solch ein Verfahren als „notwendige Weiterführung der Evolution“ sehen.
Der Mensch nützt seine, im Verlauf der bisherigen Evolution gewonnenen und
erworbenen Fähigkeiten aus, die „Weiterführung der Evolution“ jetzt selbst in die Hand
zu nehmen.
Doch andererseits stellt sich die Frage, ob nicht genau hier die Menschheit ein Recht auf
„Ungewissheit“ und „Unsicherheit“ hat.68 Das macht das Leben doch aus, macht es
lebenswert, macht es spannend und unterscheidet es von einem programmierbarem
Computerspiel: die Ungewissheit, die unvorhersehbaren Höhen und Tiefen eines jeden
Einzelnen. Und jeder, der einmal mit Behinderten oder chronisch Kranken gearbeitet
oder (zusammen)gelebt hat, wird von deren unglaublicher Kraft, ihrem Lebensmut,
ihrer Ausgelassenheit und ihrer Offenheit gegenüber anderen begeistert sein. Und er
wird merken, dass gerade diese Menschen, wenn man offen und unvoreingenommen auf
sie zugeht, einem unglaublich viele unvergessliche Erlebnisse und Erfahrungen
schenken und das menschliche Zusammenleben enorm bereichern können. Was gibt uns
also das Recht, diesen Menschen ihr „Lebensrecht“ abzusprechen?
V.7 Die Wunschkinder im Mittelpunkt
V.7.1 Das Ideal: Offenheit von Anfang an
Viel wissenschaftlicher Aufwand wurde betrieben, was die künstliche Befruchtung
angeht. Doch kaum ein Gedanke wurde an den Umgang mit den auf diese Weise
entstandenen Kindern „verschwendet“.
Psychologen warnen immer wieder: Beziehungen kann man nicht auf einer Lüge
aufbauen
und
es
ist
bewiesen,
dass
Familiengeheimnisse
der
Persönlichkeitsentwicklung schaden. Die Eltern sollten von Anfang an offen und ehrlich
gegenüber ihren Kindern sein und es sollte so früh wie möglich mit der spielerischen
Aufklärung der Kinder über ihre Entstehung (z.B. über bereits erschienene
Bilderbücher) begonnen werden. Doch diese Ratschläge nehmen sich bislang leider nur
die wenigsten Eltern zu Herzen- sehr zu Lasten des Kindes.69
V.7.2 Die Realität: Die Eltern schweigen häufig zu lange
Thomas Katzorke ist Leiter der größten deutschen Samenbank in Essen und er schätzt,
dass von den 100 000 Spenderkindern mindestens 90 000 nicht wissen, wie sie gezeugt
wurden.
Die Eltern schweigen aus verschiedenen Gründen: Manchen ist es einfach peinlich vor
dem Kind die Zeugungsunfähigkeit eingestehen zu müssen. Andere wollen das Kind
68
69
Vgl. hierzu http://www.gyn.de/kinderwunsch/pid.php3.
Vgl. hierzu „Ich suche meinen Samenspender“. In: Brigitte, S. 114-116.
nicht „unnötig“ belasten, wollen vermeiden, dass es zum Außenseiter wird. Die
Befürchtung, der soziale Vater werde nicht anerkannt, ist ein weiterer Grund für das
Schweigen und teilweise bangen die Eltern um ihre makellose Familiengeschichte.
Oftmals ist es aber einfach nur Hilflosigkeit, die richtigen Worte zu finden.
Wenn die Spenderkinder dann doch von ihrer „Entstehung“ erfahren, zieht die
Information ihnen oftmals den Boden unter den Füßen weg.
Die britische Psychologin Amanda Turner erfuhr im Alter von 19 Jahren, dass ihr
biologischer Vater ein Samenspender war. Sie startete eine Unfrage unter
„Spenderkindern“ zwischen 25 und 55 Jahren. Das Ergebnis ist erschütternd: Fast allen
wurde ihre „Entstehungsgeschichte“ jahrelang verschwiegen und sie erfuhren von ihrer
künstlichen Zeugung unter widrigen Umständen, wie bei einem Familienstreit, der
Trennung, dem Tod der Eltern oder als sie selber erkrankten.
Erfährt das Kind erst spät, meist im jungen Erwachsenenalter von seiner künstlichen
Zeugung, führt dies häufig zu schwerwiegenden Identitätsproblemen bis hin zur
Lebenskrise.70
V.7.3 Die Bekanntgabe - Sowohl Bestätigung unbestimmter Kindheitsahnungen, als
auch Schock
Nicht selten finden „Spenderkinder“ in der Information über ihre „Entstehung“ die
Antwort auf unbestimmte Kindheitsahnungen, wie den Zweifel an der Ähnlichkeit mit
den restlichen Familienmitgliedern, dem Gefühl, dass sich der Vater ihnen gegenüber
im Vergleich zu den Geschwistern distanzierter verhält oder sie haben nun den Grund
für ausweichende Antworten und irritierte Blicke der Eltern auf existenzielle Fragen.
Auf jeden Fall ist für die betroffenen Kinder die Information ein Schock und oftmals
kommt ihnen ihr bisheriges Leben wie eine einzige große Lüge vor. Jeder Mensch hat
das Bedürfnis zu wissen, woher er kommt, von wem er abstammt und wo seine Wurzeln
liegen und will dieses Wissen auch an seine eigenen Kinder weitergeben. Bei einem
Großteil der „Spenderkinder“ befindet sich an der Stelle dieses Wissens eine große
Leerstelle, es klafft eine dunkle Lücke, ein schwarzes Loch.71
70
71
Vgl. hierzu „Ich suche meinen Samenspender“. In: Brigitte, S. 114-116.
Vgl. hierzu „Ich suche meinen Samenspender“. In: Brigitte, S. 114-117.
V.7.4 Der Blick in den Spiegel
Beim Blick in den Spiegel kommen bei den „Spenderkindern“ Fragen auf, wie „Wer bin
ich wirklich?“, „Wo komme ich eigentlich her?“ oder „Was habe ich von dem
Unbekannten?“.
Auf der einen Seite erscheinen in ihren Köpfen Wunschbilder, z.B. dass sich der
Unbekannte über ihre Bekanntschaft sicherlich freuen würde, er vielleicht sogar selber
auf der Suche nach ihnen wäre und er bestimmt einen guten Charakter und ähnliche
Interessen wie sie selbst hätte.
Auf der anderen Seite herrscht in ihnen ein einziges Gefühlschaos, oftmals zuerst pure
Verzweiflung, später dann blinde Wut. Wut auf die Eltern, von denen sie so lange
betrogen und belogen wurden. Wut auf die Kinderwunschklinik, die häufig alle Daten
über den Spender vernichtet hat und Wut auf den Gesetzgeber, der das Recht der Kinder
auf Kenntnis ihrer Abstammung nicht unterstützt.72
V.7.5 Die rechtliche Situation: Das fehlende Gesetz
1989 legte das Bundesverfassungsgericht fest, dass Kinder ein Recht auf Information
über ihre eigene Abstammung haben, ein Gesetz dafür fehlt jedoch in Deutschland. Die
Richtlinie der Bundesärztekammer zur „Durchführung der assistierten Reproduktion“
regelt in Deutschland seit 2006 die Samenspende. Sie empfiehlt, die persönlichen
Spenderdaten zu dokumentieren und aufzubewahren. Doch nach wie vor ist ungeklärt
unter welchen Voraussetzungen Kinder Zugang zu diesen Informationen bekommen
sollen.
Für Eltern,
die auf
Offenheit
bestehen,
ist
das
Aufsuchen
einer
reproduktionsmedizinischen Praxis, die den Wunsch nach Offenheit respektiert und die
anschließende vertragliche Festlegung beim Notar die bislang einzige Möglichkeit.
Reproduktionsmediziner und Samenbankbetreiber sind gegenüber solchen Regelungen
eher skeptisch eingestellt. Sie bangen um ihr Geschäft, befürchten, dass sich nicht mehr
genug Spendenwillige finden ließen. Deshalb ist in den meisten Ländern die anonyme
Samen- und Eizellspende vorgeschrieben.73
72
73
Vgl. hierzu „Ich suche meinen Samenspender“. In: Brigitte, S. 114-117.
Vgl. hierzu „Ich suche meinen Samenspender“. In: Brigitte, S. 114-117.
V.7.6 Die Antwort der Betroffenen: Organisationen
Doch die Wunschkinder fordern ihr Recht ein, zu wissen von wem sie abstammen und
vereinigen sich in Organisationen wie den „Donor Kids“ (= „Spenderkinder“). Das
britische „Donor Conception Network“, eine Elternorganisation mit über 1 000
Mitgliedern, die meisten Eltern von „Spenderkindern“, unterstützt die „Donor Kids“.
Das Netzwerk brachte das Thema an die Öffentlichkeit und enttabuisierte es damit. Mit
Erfolg: Seit 2005 gibt es in England keine anonyme Keimzellspende mehr. Die
persönlichen Daten jedes Samenspenders und jeder Eizellspenderin werden in einem
nationalen Register dokumentiert und Kinder ab 18 Jahren können, wenn sie es wollen,
ihre genetische Abstammung erfahren. Jedoch müssen auch hier die Eltern die Kinder
zunächst einmal über ihre „Entstehung“ aufklären. Doch Großbritannien bildet mit
seinem „Prinzip der Offenheit“ bislang eine Ausnahme. „Spenderkinder“ in anderen
Ländern wie Deutschland haben kaum eine Möglichkeit ihren genetischen Vater oder
eventuelle Halbgeschwister zu finden. Meistens können sie nur im Internet ihr Glück
versuchen. Zum Beispiel hat sich der britische „Donor Link“ die Zusammenführung
von „Spenderkindern“ untereinander, sowie mit ihren genetischen Eltern zum Ziel
gesetzt. Voraussetzung für die Zusammenführung ist eine DNA-Probe, damit das
Erbgut im Labor miteinander verglichen werden kann. Im amerikanischen „Donor
Sibling Registry“ sind 15 500 Menschen registriert, die mit Hilfe von SpenderIdentifikationsnummern, dem Namen der Samenbank oder der Eizell-Agentur ihre
genetischen Verwandten finden wollen.74
V.8 Mögliche Alternativen zur reproduktionsmedizinischen Praxis
Macht man sich solche Gedanken über die Probleme dieser Kinder, erscheint einem die
reproduktionsmedizinische Praxis in einem ganz anderen Licht. Es mag sein, dass sie
die Eltern wunschlos glücklich macht, doch andererseits die so entstandenen Kinder
vielleicht todunglücklich. Sicher nicht immer, einige trösten sich mit dem Gedanken,
dass man ja auch Menschen mit einem anderen Erbgut, wie zum Beispiel den Partner
oder die Partnerin lieben kann.75 Doch für viele stellt dies, zumindest zunächst, keinen
Trost dar.
74
75
Vgl. hierzu „Ich suche meinen Samenspender“. In: Brigitte, S. 116-117.
Vgl. hierzu „Ich suche meinen Samenspender“. In: Brigitte, S. 114.
Angesichts dieser Tatsache sollten sich Paare mit einem, auf natürlichem Wege
unerfüllten Kinderwunsch nach möglichen Alternativen umsehen und vielleicht eine
andere Lebensaufgabe, einen anderen Bereich, in dem sie ihre Erfüllung finden, suchen.
Doch sicherlich prägt und bereichert einen nichts so sehr wie die Geburt, die Erziehung
und das Aufwachsen der eigenen Kinder.
V.8.1 Der Weg des bewussten Nichtstuns
Wenn
sich
Paare
mit
bisher
unerfülltem
Kinderwunsch
gegen
eine
Kinderwunschbehandlung entscheiden, heißt das nicht, dass sie somit keine Hoffnung
auf ein eigenes Kind haben. Denn auch der Weg des bewussten Abwartens und
Nichtstuns ist ein Weg. Viele Paare würden an dieser Stelle sicherlich behaupten, sie
hätten doch schon ewig gewartet, jeden Monat von neuem das bange Warten, ob die
Regelblutung der Frau endlich ausbleibt oder nicht. Und jedes Mal von neuem die
unbeschreibliche Enttäuschung, verbunden mit tiefer Verzweiflung. Gerade diese Paare
sollten versuchen Abstand zu gewinnen. Abstand von allem Hoffen und Bangen,
Abstand von allen negativen Schwangerschaftstests. Sie sollten, so schwer das auch
klingen mag, zumindest versuchen, sich neue Perspektiven, neue Ziele zu eröffnen. Und
vielleicht tritt gerade dann, wenn man sich von dem ständigen „Daraufwarten“
verabschiedet hat, doch noch eine Schwangerschaft ein. Ganz ohne Forschung und
Medizin,
einfach
durch
„Loslassen“
und
Abstand
gewinnen.
Denn
dieses
„Daraufwarten“ ist mit enormem Stress und Druck verbunden, was sich wiederum
negativ auf die Schwangerschaftschancen auswirken kann. Und einerseits tut es zwar
gut, jede medizinische Chance zu nutzen und die Verantwortung in die Hände der
Fortpflanzungsmediziner zu legen. Doch andererseits steigt die Hoffnung auf ein Kind
enorm- und damit auch die Enttäuschung, wenn es, wie in vielen Fällen, trotzdem nicht
klappt.76
V.8.2 Die Adoption
Eine weitere mögliche Alternative für die Kinderwunschbehandlung ist die Adoption.
Gerade in Anbetracht dessen, dass so viele Kinder in überfüllten Kinderheimen auf
76
Vgl. hierzu HOFFMANN 2007, S. 212-214.
liebevolle Adoptiveltern warten, erscheint die Adoption als eine ausgesprochen
sinnvolle Alternative.
1. Verschiedene Adoptionsformen mit ihren Vor- und Nachteilen
- Inkognito-Adoption
Man unterscheidet zwischen drei Adoptionsformen. Zum einen die Inkognito-Adoption.
Die Daten der Adoptivfamilie bleiben anonym, es besteht jedoch über die
Adoptionsstelle oder das Jugendamt eine Kontaktmöglichkeit. Ab dem vollendeten 16.
Lebensjahr dürfen die Jugendlichen auch ohne die Zustimmung ihrer Adoptiveltern die
Vermittlungsakte lesen.77 Die Adoptiveltern haben hier den Vorteil sich nicht mit der
Herkunftsfamilie des Kindes auseinandersetzen zu müssen und das Kind gerät in keinen
Loyalitätskonflikt.78
- Halboffene-Adoption
Bei der halboffenen Adoption besteht die Möglichkeit, den Kontakt zwischen den
leiblichen Eltern und dem Kind über die jeweilige Adoptionsvermittlungsstelle
aufrechtzuerhalten.79
- Offene Adoption
Eine andere Form der Adoption ist die offene Adoption. Hier treten die leiblichen
Eltern, die Adoptiveltern und das Kind von Anfang an in privaten Kontakt und treffen
sich regelmäßig. Die leiblichen Eltern können so den Werdegang des Kindes verfolgen
und die Adoptiveltern erhalten ein realistisches Bild von der Persönlichkeit der
leiblichen Eltern. Das Kind lernt seine „ursprüngliche Herkunft“ kennen, was sich
positiv auf die Identitätsfindung auswirken kann.80
77
Vgl. hierzu http://de.wikipedia.org/wiki/Adoption.
Vgl. hierzu http://www.uni-bielefeld.de/psychologie/ae/AE09/HOMEPAGE/Wild/Adoption.ppt.
79
Vgl. hierzu http://de.wikipedia.org/wiki/Adoption.
80
Vgl. hierzu http://de.wikipedia.org/wiki/Adoption.
78
2. Vergleich: Adoption und Kinderwunschbehandlung
In Deutschland ist die Zahl der Adoptionen in den letzten Jahren kontinuierlich
gesunken,81 denn eine Adoption kann neben dem häufig sehr langen und
nervenaufreibenden Weg der Bürokratie für beide Seiten noch weitere Probleme mit
sich bringen. Lernen sich die Eltern nicht kennen, ist die Verarbeitung der Adoption für
die leiblichen Eltern häufig sehr schwer und die Adoptiveltern haben Angst, dass die
leiblichen Eltern vielleicht irgendwann einfach vor der Tür stehen. Und dem Kind
fehlen in gewissem Maße seine „Wurzeln“.
Doch bei der offenen Adoption kommen die Kinder nicht selten in Loyalitätsprobleme
und wissen nicht, wen sie als „wirkliche“ Eltern ansehen sollen.82
Wenn die Kinder erst spät von ihrer Adoption erfahren, kommen dieselben
Identitätsprobleme, dieselbe Wut und Verzweiflung wie bei „Spenderkindern“ auf.
Deshalb ist auch hier, genau wie bei künstlich gezeugten Kindern, der offene Umgang
mit
der
Tatsache
der
Adoption
gegenüber
dem
Kind
für
dessen
Selbstvertrauensentwicklung und Identitätsfindung sehr wichtig.
Ebenfalls identisch ist die Tatsache, dass sowohl bei einem durch Spendersamen
gezeugten Kind, als auch bei einem adoptierten Kind, das Bedürfnis des männlichen
Partners, sich fortzupflanzen, nicht erfüllt wurde.83 Da dies bei der Adoption auch für
die Frau gilt, ist dies ein Argument, das für ein „Spenderkind“ und gegen ein
Adoptivkind spricht. Denn zumindest ein Elternteil hat im Falle einer künstlichen
Befruchtung eine biologische und genetische Verbindung zu dem Kind. Und das
Erlebnis einer Schwangerschaft und einer Geburt ist für beide Partner, jedoch natürlich
vor allem für die Frau, ein unvergleichbares und unvergessliches Erlebnis, die
wahrscheinlich eindrücklichste Erfahrung ihres gesamten Lebens. Wenn man als Frau
nicht darauf verzichten will, im eigenen Körper zu spüren wie ein Kind heranwächst, es
mit eigener Anstrengung und Kraft auf die Welt zu bringen und als Partner sowohl
Schwangerschaft, als auch Geburt „hautnah“ zu verfolgen und mitzuerleben, stellt die
Adoption keine Alternative zur Kinderwunschbehandlung dar.
81
Vgl. hierzu http://de.wikipedia.org/wiki/Adoption.
Vgl. hierzu http://www.uni-bielefeld.de/psychologie/ae/AE09/HOMEPAGE/Wild/Adoption.ppt.
83
Vgl. hierzu http://www.kiwu-wuki.de/2005/10/hi_vor_und_nachteile.html.
82
V.9 Der Moment der Entscheidung
Die Auseinandersetzung mit den Vor- und Nachteilen reproduktionsmedizinischer
Praxen, sowie mit den möglichen Alternativen ist unerlässlich für Paare mit unerfülltem
Kinderwunsch. Doch auch das gründlichste und sorgfältigste Informieren erspart einem
die eigentliche Entscheidung nicht. Irgendwann ist die Zeit dafür gekommen. Die Zeit
für eine Entscheidung, die so viele Konsequenzen mit sich bringt. Dann helfen auch die
gutgemeintesten Ratschlägen von den besten Freunden oder von anderen Paaren mit
ähnlichen Schicksalen nichts. Denn dies ist eine Entscheidung, die auf den
verschiedensten Ebenen, seien es religiöse, finanzielle, physische oder psychische,
stattfinden muss. Diese Entscheidung muss jedes Paar für sich selbst treffen.
Nach Abwägen all dieser Argumente liegt der Schluss nahe, dass man auf dem Weg zur
Entscheidung die Formen der Kinderwunschbehandlung klar unterscheiden muss. Zum
einen Therapien, bei denen sowohl die Eizelle, als auch der Samen vom Paar stammt. In
diesem Fall ist das Kind das „eigen Fleisch und Blut“ des Paares. Zwar wäre ohne die
medizinische Hilfe unter Umständen keine Schwangerschaft eingetreten, sprich das
Kind ist künstlich gezeugt. Jedoch wird es, wenn es von seiner Entstehungsgeschichte
erfährt, weitaus weniger Probleme damit haben, denn seine Eltern sind eindeutig und
ohne jegliche Zweifel seine leiblichen Eltern und es gibt keinen „großen Unbekannten“.
In Gegensatz dazu stürzt ein „Spenderkind“ die Information über seine „Entstehung“,
wie bereits beschrieben, oft in eine tiefe Lebenskrise.
Man sollte sich deshalb bei der Frage nach dem Sinn oder Unsinn einer
Kinderwunschbehandlung nicht nur mit den, sicherlich nicht außer Acht zu lassenden
psychischen und physischen Problemen des Paares, sowie den religiösen Hintergründen
und der hohen finanziellen Belastung befassen. Das Paar sollte sich vor allem auch über
die eventuellen späteren Probleme des so entstandenen Kindes im Klaren sein, speziell
im Falle einer Samen- bzw. Eizellspende. Egal wie und wann das „Spenderkind“ von
seiner „Herkunft“ erfährt, es wird ein Schock sein. Doch ihm diese existenzielle
Information vorzuenthalten ist aus psychologischer Sicht noch schlimmer, denn wie
bereits erwähnt, eine funktionierende Beziehung auf einer Lüge aufzubauen ist
unmöglich. Das Kind wird es bewusst oder unbewusst immer spüren - und enorm
darunter leiden.
Das Paar muss sich also überlegen, ob es die Kraft und den Mut aufbringen kann und
will, vor sich selbst, in der Öffentlichkeit und vor allem aber vor dem Kind zu seiner
Entscheidung, in diesem Fall für eine Kinderwunschbehandlung zu stehen - egal welche
Konsequenzen dies haben kann, möge es ihr öffentliches Ansehen betreffen, oder aber
noch viel wichtiger, das Verhältnis zwischen ihnen und dem Kind.
VI. Schluss
Eltern, bei denen der Wunsch nach einem eigenen Kind immer ein Wunsch bleiben
wird, sei es, weil sie sich gegen eine Kinderwunschbehandlung entschieden haben,
bestehende Alternativen für sie nicht in Frage kommen oder aber weil auch eine
Kinderwunschbehandlung ihnen nicht zu ihrem erhofften Kind verholfen hat, müssen
irgendwann beginnen, sich dieser Tatsache zu stellen. Sie müssen sich mit dem Verlust
innerlich auseinandersetzen und dürfen die Trauer um das Kind, das es nie geben wird,
nicht länger hinter Hoffnungen verstecken. Und sie werden merken, dass auch ein
Leben ohne Kinder lebenswert sein kann.84
Nicht nur wenn sich eine andere, erfüllende Lebensaufgabe finden lässt, kann ein
Kinderwunsch, der unerfüllt bleibt, auch eine positive Seite haben, sondern auch, wenn
zum Beispiel der Partner zeugungsunfähig ist, eine Kinderwunschbehandlung mit
Spendersamen für das Paar aber nicht in Frage kommt. Dann steht die Frau häufig vor
einer Entscheidung. Verlässt sie ihren bisherigen Partner um sich mit einem neuen
Mann den Kinderwunsch zu erfüllen? Oder spürt sie, dass die Liebe zu ihrem Partner
stärker als der Kinderwunsch ist? Und wenn sich die Frau dann bewusst gegen den
Kinderwunsch und für den Partner entscheidet, kann man ohne zu übertreiben von
wahrer Liebe sprechen und einer glücklichen Zukunft steht nichts im Wege.
Und die Liebe ist schließlich die christliche Grundnorm, die dem Menschen als
Wertmaßstab zur Betrachtung allen menschlichen Handelns aufgegeben ist. Hat man
sich als Christ die Grundnorm „Du sollst deinen Nächsten lieben!“ zu eigen gemacht, ist
das zunächst freilich zu allgemein, zu abstrakt, um es als wirklich handlungsleitend und
wegweisend anzusehen. Doch man kann versuchen, das Liebesgebot auf die konkrete
Problematik zu übertragen.
84
Vgl. hierzu HOFFMANN 2007, S. 221.
Im speziellen Fall der Kinderwunschbehandlung muss sich ein Christ also fragen, ob die
Kinderwunschbehandlung mit Forderungen wie „Beachtung der Geschöpflichkeit des
Menschen“ in Konflikt gerät.
Und er muss individuell nach bestem Wissen und Gewissen für sich entscheiden, ob
sein Tun und Lassen mit dem christlich verstandenen Liebesgebot verträglich ist. Ob
sich sein Handeln mit seinen eigenen „Normen“, für die er sich entschieden hat, sie zu
beachten und sich ihnen gemäß zu verhalten, vereinbaren lässt.85
Denn unser Gewissen ist ein Gefühl - geprägt von der eigenen Erziehung, den
verschiedensten persönlichen Erfahrungen sowie der Kultur und Gesellschaft, in der wir
leben-, das uns den Eindruck vermittelt, dass ein bestimmtes Handeln richtig oder falsch
ist.
Es vermittelt zwischen uns und der Welt, denn es erinnert uns ständig daran, dass wir
keine
unabhängigen
Individuen
sind,
sondern
in
einem
unauflösbaren
Beziehungsgeflecht mit anderen Menschen stehen. Nur die Beziehungen zu unseren
Mitmenschen machen das Leben lebenswert. Deshalb ist es von so großer Bedeutung,
nach bestem Gewissen zu handeln, denn nur dann kann man das, was man tut, vor den
Menschen verantworten und vertreten, die einem wichtig sind, die einem etwas
bedeuten. Vor denen, die für einen Autoritäten sind und vor den Menschen mit denen
man zusammen leben möchte - und vor allem, vor sich selbst.86
85
86
Vgl. hierzu FREUDENBERG/GOßMANN 1988, S. 213.
Vgl. hierzu http://www.antjeschrupp.de/gewissen.htm.
VII. Quellenverzeichnis
Bücher:
-
FREUDENBERG, Hans/GOßMANN, Klaus (Hrsg.): Schritte auf dem Weg zu
einer ethischen Urteilsbildung. Sachwissen Religion. Ein Begleit- und
Arbeitsbuch für den Religionsunterricht in der Sekundarstufe II und für die
Erwachsenenbildung. Göttingen 1988, S. 211-214.
-
HOFFMANN, Simone: Verhütung Zyklus Kinderwunsch. München 2007, S. 912, S. 37-39, S. 179-181, S. 186-187, S. 201-204, S. 206, S. 208-209, S. 212214, S. 221.
Internet:
-
Adoption. 25.07.2008, entnommen am 01.08.2008 http://de.wikipedia.org/wiki/Adoption.
-
Chromosom. 31.07.2008, entnommen am 02.08.2008 http://de.wikipedia.org/wiki/Chromosomen.
-
Endokrinologie. 18.07.2008, entnommen am 02.08.2008 http://de.wikipedia.org/wiki/Endokrinologie.
-
Estrogene. 16.07.2008, entnommen am 02.08.2008 http://de.wikipedia.org/wiki/Estrogen.
-
Gynäkologie. 25.07.2008, entnommen am 02.08.2008 http://de.wikipedia.org/wiki/Gyn%C3%A4kologie.
-
Insemination. 02.07.2008, entnommen am 02.08.2008 http://de.wikipedia.org/wiki/Insemination.
-
In-vitro-Fertilisation. 07.07.2008, entnommen am 02.08.2008 http://de.wikipedia.org/wiki/In-vitro-Fertilisation.
-
Kryokonservierung. 05.05.2008, entnommen am 02.8.2008 http://de.wikipedia.org/wiki/Kryokonservierung.
-
Reproduktionsmedizin. 19.06.2008, entnommen am 02.08.2008 http://de.wikipedia.org/wiki/Reproduktionsmedizin.
-
Sperma. 25.06.2008, entnommen am 02.08.2008 http://de.wikipedia.org/wiki/Sperma.
-
Luteinisierendes Hormon. 01.07.2008, entnommen am 02.08.2008 http://de.wikipedia.widearea.org/wiki/Luteinisierendes_Hormon.
-
Glaskapillare. Entnommen am 25.05.2008 http://flexikon.doccheck.com/Glaskapillare.
-
Interview im „Liechtensteiner Vaterland“. 04.12.2002, entnommen am
01.08.2008 - http://www.antjeschrupp.de/gewissen.htm.
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-
Künstliche Befruchtung durch IVF / ICSI. Entnommen am 30.07.2008 http://www.fertility-center-hh.de/weg_zum_kind/therapien/ivf_icsi.php.
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Entnommen am 18.03.2008 - http://www.gyn.de/kinderwunsch/pid.php3.
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Kontrollierte ovarielle Stimulationstherapie mit Gonadotropinen. Entnommen
am 02.08.2008 - http://www.ivf-nuernberg.de/index.php?id=34.
-
Qualitätsmanagement. Entnommen am 10.10.2007 http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/gualitaetsmanagement.htm.
-
Kosten. Entnommen am 10.10.2007 http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/kosten.htm.
-
Diagnostik. Entnommen am 10.10.2007 http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/beratung.htm.
-
Therapie. Entnommen am 10.10.2007 http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/blasto.htm.
i
-
Therapie. Entnommen am 10.10.2007 http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/donogen.htm.
-
Diagnostik. Entnommen am 10.10.2007 http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/eileiter.htm.
-
Häufige Fragen. Entnommen am 10.10.2007 http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/fragen-insem.htm.
-
Häufige Fragen. Entnommen am 10.10.2007 http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/fragen-kryo.htm.
-
Diagnostik. Entnommen am 10.10.2007 http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/gebaermutter.htm.
-
Therapie. Entnommen am 10.10.2007 http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/hodenbiopsie.htm.
-
Therapie. Entnommen am 10.10.2007 http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/hormonstimulation.
htm.
-
Therapie. Entnommen am 10.10.2007 http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/icsi.htm.
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Therapie. Entnommen am 10.10.2007 http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/inseminationen.htm.
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Therapie. Entnommen am 10.10.2007 http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/ivf.htm.
-
Therapie. Entnommen am 10.10.2007 http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/kryozyklus.htm.
-
Unsere Leistungen. Entnommen am 10.10.2007 http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/leistungen.htm.
-
Diagnostik. Entnommen am 10.10.2007 http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/spermauntersuchung.
htm.
-
Diagnostik. Entnommen am 10.10.2007 http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/spezialdiagnostik.
htm.
-
Diagnostik. Entnommen am 10.10.2007 http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/zyklusmonitoring.
htm.
-
Therapie. Entnommen am 10.10.2007 http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/leistungen/zyklusoptimierung.
htm.
-
Herzlich Willkommen! Entnommen am 10.10.2007 http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/start.htm.
-
Unser Team. Entnommen am 10.10.2007 http://www.kinderwunschpraxis.com/de/inhalte/teamaezte.htm.
-
KONNY: HI – Vor- und Nachteile. 16.10.2005, entnommen am 19.03.2008 http://www.kiwu-wuki.de/2005/10/hi_vor_und_nachteile.html.
-
GRAPENTHIN, Hella/HENKE, Bettina/RITTSCHER, Marion:
Adoptivfamilien. Entnommen am 02.08.2008 - http://www.unibielefeld.de/psychologie/ae/AE09/HOMEPAGE/Wild/Adoption.ppt.
-
Baden-Württemberg. 25.11.2007, entnommen am 02.08.2008 http://www.wunschkinder.net/zentren/baden-wuerttemberg/.
Zeitschriftenartikel:
-
SCHINDELE, Eva/ZIMMERMANN, Imke: „Ich suche meinen
SAMENSPENDER“. In: Brigitte, Nr. 1/2008, S. 112-117.
VIII. Erklärung
Hiermit versichere ich, dass ich die Arbeit selbstständig angefertigt, keine anderen als
die angegebenen Hilfsmittel benutzt und die Stellen der Arbeit, die im Wortlaut oder im
wesentlichen Inhalt aus anderen Werken entnommen wurden, mit genauer
Quellenangabe kenntlich gemacht habe.
Tübingen, den 26.08.2008
(Katja Fischer)
Arbeitsprozessbericht:
Zu Beginn der 11. Klasse informierte mein Religionslehrer Herr Dr. Meißner unsere
Klasse über den Wettbewerb „Christentum und Kultur“. Mein Interesse war sofort
geweckt, denn ich empfand es als Chance, ohne vorgegebene Zeiteinteilung, mich über
einen längeren Zeitraum mit einem konkreten Thema zu beschäftigen. Das Themenfeld
„Christliches Handeln in der Wissenschaft“ reizte mich. Außerdem sah ich in dem
Wettbewerb eine sinnvolle Alternative zum einjährigen Seminarkurs, während der
ohnehin schon ziemlich anspruchsvollen zwölften Klasse. Diese Gründe waren
letztendlich
ausschlaggebend
für
meine
Entscheidung,
an
dem
Wettbewerb
teilzunehmen.
Zum Abschluss meiner Arbeit möchte ich nun meinen gesamten Arbeitsprozess noch
einmal rückblickend betrachten und reflektieren. Wie sind die einzelnen Arbeitsschritte
verlaufen? Entspricht das inhaltliche Ergebnis meinen Vorstellungen? Mit was bin ich
besonders zufrieden und wo lagen Schwierigkeiten?
Zunächst stand die Themenfindung an. Durch mein Themenfeld war ein gewisser
Bereich abgesteckt, dennoch war es nicht ganz einfach ein konkretes Thema zu finden.
Doch sowohl Herr Meißner, als auch meine Mitschüler/-innen waren mir bei diesem
ersten
Arbeitsschritt
behilflich.
Ich
hatte
mich
zuvor
noch
nie
mit
reproduktionsmedizinischen Praxen beschäftigt, doch genau das war es, was mich
neugierig machte.
Nach ersten Recherchen im Internet blieben zwar noch meine Zweifel, ob sich
ausreichend geeignetes Material für eine Arbeit von solchem Umfang finden lassen
würde, doch ich hatte genug positive Eindrücke gesammelt und mich bereits mit dem
Thema angefreundet. Nach der Erstellung einer ersten (es sollte nicht die einzige
bleiben) Gliederung machte ich mich an die eigentliche Arbeit.
Ich sammelte weitere Informationen, zunächst im Internet. Dort stieß ich auf die
Homepage der Tübinger „Kinderwunschpraxis“, der ich wichtige Details zur Arbeit
einer reproduktionsmedizinischen Praxis entnehmen konnte. Doch es zeigte sich
schnell, dass mir noch einiges Hintergrundwissen, z.B. zu den Ursachen für eine
ausbleibende Schwangerschaft fehlte. In der Buchhandlung fand ich glücklicherweise
ein passendes Buch. Mit Hilfe von weiteren Quellen konnte ich so meine ersten Kapitel
schreiben. Nach dem Verfassen von diesem Teil, dem Lesen weiterer Texte und durch
Fernsehreportagen hatte ich einen Einblick in die Thematik bekommen und ich wagte
mich an die Frage nach dem Sinn bzw. Unsinn reproduktionsmedizinischer Praxen.
Dabei halfen mir nicht nur theologische Quellen, sondern auch ein Zeitschriftenartikel,
der die Perspektive der künstlich gezeugten Kinder gut veranschaulichte.
Wie schon in meiner Einleitung erwähnt, war es nicht einfach eine allgemeingültige
Meinung zu reproduktionsmedizinischen Praxen zu finden, denn je nachdem welche
Perspektive
man
einnimmt,
erscheinen
diese
Einrichtungen
in
vollkommen
unterschiedlichem Licht.
Doch ich bin nun nach Abschluss meiner Arbeit optimistisch, dass sich der Zeitaufwand
gelohnt hat. Für mich persönlich war das Anfertigen dieser Arbeit auf alle Fälle eine
positive und sicherlich auch für weitere Arbeiten sehr nützliche Erfahrung. Ich konnte
anders als üblicherweise in der Schule, ohne genauen Zeitplan von Seiten der Lehrer,
mich einem, von mir selbst gewählten Thema widmen. Je mehr ich mich eingearbeitet
hatte, desto mehr fesselte mich mein Thema und das Schreiben ging mir trotz großem
Umfang leicht und auch mit Freude von der Hand. Es gelang mir recht gut, meinen
Zeitplan für die Recherche und das eigentliche Schreiben einzuhalten. Dafür stellte sich
heraus, dass die letzten „Kleinigkeiten“ größer als erwartet waren. Ich hatte mir zwar
während des Schreibens Notizen zu den Quellen gemacht, doch die genauen Angaben
korrekt in den Text einzufügen erwies sich als sehr zeitaufwändig. Ich hatte mir zu
Beginn des Schuljahres vorgenommen meine Arbeit vor den Sommerferien fertig zu
stellen, was mir jedoch nicht gelang. Doch Mitte der Ferien ist meine Arbeit nun
abgeschlossen und ich bin sehr froh, diese Chance genutzt zu haben.
Abschließend möchte ich an dieser Stelle noch meinem Religionslehrer Herrn Meißner
danken, der mich während des gesamten Arbeitsprozesses unterstützte und mir nicht nur
während der Schulzeit, sondern selbst in den Ferien jederzeit mit sehr hilfreichen und
motivierenden Tipps und Ratschlägen zur Seite stand.