Zukunft bei Kaffee und Kuchen. Eine Utopie

Transcription

Zukunft bei Kaffee und Kuchen. Eine Utopie
»Lust und Frust«
»Hautnah am Redaktionsalltag«
Alles über Jugendpresse-Betten.
Seite 19
Die „JMT - on the roads“.
Seite 10
22. bis 24. Oktober 2004
München
Zeitung zu den JugendMedienTagen 2004
»Knackig und attraktiv«
Ein Querschnitt durch die Workshops. Seite 14
Zukunft bei Kaffee und Kuchen. Eine Utopie
Schon lange sind sie vorbei, die Jugendmedientage 2004. Wir schreiben das Jahr 2019. Die Chronik der
JMT reicht über zwei Jahrzehnte zurück. So richtig glücklich ist aber niemand. Zeit für einen Neuanfang.
Von Mareike Engels und Michael Metzger
W
ir sitzen im Berliner Büro der
Jugendpresse Deutschland. Dreißig Leute sind gekommen, drängen sich
bis an die Türe. Die, die keinen Sitzplatz
mehr ergattern konnten, hocken auf dem
Boden. Es herrscht Aufbruchsstimmung:
Krisentreffen. Diskussionsgegenstand
sind die Jugendmedientage. Seit 17 Jahren
finden sie regelmäßig statt, so richtig
zufrieden mit dem Konzept ist allerdings
niemand mehr. Julia vom Landesvorstand
der Jungen Presse Niedersachsen führt
durch die Diskussion. Als Aufhänger
wählt sie die Jugendmedientage 2004:
„Damals fiel die Entscheidung: Jugendlich
spritzig oder erwachsen trocken? Weiß
oder Schwarz? Jung oder Alt? Es waren
Grundsatzfragen.“
Groß. Wichtig. Bekannt. So
sollte es sein. Das
Programmheft:
Voll
>> JMT 2020:
Frisch gebrüht
statt aufgewährmt.
mit namhaften Referenten und reichen
Sponsoren. Besonderer Bonus: In Kooperation mit den Profi- Medientagen fand
die Auftaktveranstaltung in der Münchner
Messe statt. Die jungen Medienmacher genossen es, sich im Glamour der
Branche zu suhlen. Auch die Zahlen
sprachen für sich: Die JMT schafften es
mit knapp 700 Teilnehmer, der größte
Nachwuchs-Medienkongress Europas zu
werden. Damit erhielten sie ungekannte
Aufmerksamkeit innerhalb der deutschen
Medienlandschaft.
Die Entscheidung war gefallen, die Richtung eingeschlagen. Jetzt gab es kein Zurück
mehr. In den folgenden Jahren überboten
sich die Organisatoren an Professionalität.
Schnell sprengte die Teilnehmeranzahl die
Tausender-Marke. Noble Hotelbetten traten an die Stelle
von schäbigen Iso-
matten auf Turnhallenböden. Der öffentliche Personennahverkehr war nicht mehr
spektakulär genug. Statt dessen: Ein
eigener Fahrservice. Gulaschkanonen
und Bierbänke lagen unterm angepeilten
Niveau. Gegen Aufpreis gab es edles
Essen vom Cateringservice. Wer das Geld
nicht investieren wollte, musste sich selbst
verpflegen. Die Visionen der allerersten
Jugendmedientage waren längst vergessen.
„Selbstbestimmt statt fremdbespaßt“ hatte
ausgedient. Immer höher, immer schneller,
immer besser – und dabei erlag man längst
dem Rausch der Geschwindigkeit.
Eine Veranstaltung von Jugendlichen
für Jugendliche waren die JMT zu diesem
Zeitpunkt nicht mehr. Ausbildung, Dialog,
Medienkritik, Vernetzung. Jedes Jahr wurde
dieses Prinzip unter einem neuen Motto
versteckt. „Wissen ist Macht“ – der Titel
der Münchner JMT. Ist Wissen Macht? Wer
macht Wissen? Wer hat Macht? Besitzen
Machthaber Wissen? Antworten darauf gab
es nicht. „Wissen ist Macht“- das schöne
Motto, das hunderte junge Medienmacher
nach München lockte, wurde nicht analysiert, nicht kritisch bewertet, nicht einmal
aufgegriffen. Man ließ es einfach im Raum
stehen. Die gesamte Konzeption ging
schlichtweg an der Zielgruppe vorbei. Was
zählte, war die professionelle Verpackung.
Zwar wurden die JMT größer, wichtiger
und bekannter, darüber hinaus waren sie
aus der deutschen Medienlandschaft nicht
mehr wegzudenken. Doch im Jahr 2019
stellt sich uns die Frage: Ist die Verpackung
wichtiger als der Inhalt?
Nein. Die Jugendpresse-Delegierten
sind sich einig. Die JMT
hatten zwar immer mehr
Teilnehmer. Doch diese
wurden immer unzufriedener. Gleichzeitig
die grenzenlose Selbstüberschätzung der Organisatoren.
Besser, teurer, edler. Die
Anekdoten, die die Teilnehmer sich von JMT zu
JMT weitererzählten,
handelten von organisatorischen Missgeschicken. Wo es kaum
Inhalte gibt, kann man
über keine Inhalte philosophieren. Da bleiben nur
Themen wie die fehlende
Freizeit, die Verspätung der
Reisebusse, sowie die Verzögerungen bei Terminen. Der endgültige
Schnitt: Die JMT 2019. Schlafentzug.
Überteuertes Essen. Unzufriedene Teilnehmer die vorzeitig abreisen. Gereizte
Teamer.
Deswegen wollen wir die Jugendmedientage 2020 ganz neu machen. Wir wollen
Substanz: Inhalte. Freiräume. Gut gelaunte
Teilnehmer. Und gut gelaunte Teamer. Wir
legen im Bundesbüro der Jugendpresse
Deutschland den Grundstein für eine neue
Epoche der Jugendmedientage. Und darum
finden die Jugendmedientage 2020 in keiner
Medienmetropole statt. Nein: Wir fahren
aufs Land! Die Location erfüllt die Erwartungen, die wir auch an das Programm
stellen: Es gibt Freiräume. Außerdem
müssen keine weiten Wegstrecken zwischen
den einzelnen Veranstaltungsorten mehr
zurückgelegt werden. Man geht nicht unter
in der Anonymität. Statt dessen können wir
uns auf die Bedürfnisse und Wünsche der
Teilnehmer konzentrieren. Wir wollen sie
fesseln. Und zwar mit Inhalten. Inhalte,
die sowohl den Schülerzeitungsmacher aus
der Mittelstufe als auch den fast professionellen, als freien Journalisten arbeitenden
Studenten begeistern.
Bei Kaffee und Kuchen sitzen wir beieinander und errichten auf den Scherben
der alten JMT das Konzept für einen neuen
Jugendmedienkongress. Auferstanden aus
Ruinen. Im nächsten Jahr, da sind wir uns
sicher, werden wir alles anders machen.
Anders, und besser. Jeder, der mitorganisiert, wird eingebunden. Es ist unsere
Veranstaltung, und sie gehört jedem zu
gleichen Teilen. Aber es ist gleichzeitig
die Veranstaltung der Teilnehmer. Bei den
nächsten Jugendmedientagen werden wir
sie nicht durch ein von oben aufgesetztes
Programm treiben. Die jungen Medienmacher sollen durch ihre aktive Beteiligung
die Jugendmedientage mitgestalten. Nur
die Teilnehmer können das Konzept mit
Leben füllen.
Junge Medienmacher sind kreative
Individualisten. Zu schade, wenn sie ihre
Energie damit verschwenden, von einem
Ort der Stadt zum anderen und wieder
zurück zu gelangen. Deshalb planen wir
die JMT 2020 an einem zentralen Ort,
der gleichzeitig zur Tagungs-, Schlaf- und
Partylocation taugt. Die Referenten wollen
wir nicht aus der Promi-Riege, sondern aus
dem Jugendpresse-Netzwerk gewinnen. Es
sollen junge und jung gebliebene Referenten sein, die in der selben Welt leben wie
unsere Teilnehmer.
Motiviert und guter Dinge beenden wir
unser erstes Vortreffen und räumen unsere
Kaffeetassen weg. Ist Wissen Macht?
Manchmal schon. Gut, wenn man weiß,
dass man etwas ändern sollte. Besser, wenn
man auch die Macht hat, es zu tun.
02 grüss gott
saftig
Soft Skills. Von Themen wie
Karriere, Job oder Bewerbung
sind sie nicht mehr weg zu
denken. Zusätzlich zum tollem
Studienfach oder spannender
Ausbildung in Rekordzeit sollen
wir neben Auslandsaufenthalten auch noch Teamfähigkeit,
Belastbarkeit, Flexibilität und
viele Erfahrungen mit in den Job
bringen. An diesem Wochenende
haben wir im Team gearbeitet
– ohne Frühstück und auch
noch nachts um drei – und
dabei sogar akzeptiert, dass
die Besetzung des Teams immer
wieder wechselte. Von anderen
Leuten wurde auf den Jugendmedientagen noch sehr viel mehr
geleistet. Spätestens nach diesem
Wochenende hat jeder von uns
auch einige Erfahrungen gesammelt. Und vorher hatten wir ja
eh schon welche. Wir sind der
Traum eines jeden Personalchefs.
Dummerweise nehmen wir nicht
jeden Job – wir haben unsere
Ideale und Wunschvorstellungen: Irgendwann mal Journalist
bei einer guten Zeitung sein.
Womöglich wäre auch was Politisches akzeptabel. Und wer kann
schon wissen, ob der eine oder
die andere nicht doch Taxifahrer
werden wird. Unsere Lebensläufe
sind nicht deshalb interessant,
weil es jemand von uns erwartet. Wir können gar nicht ohne
Engagement und politisches
Interesse. Also sind wir hier. Es
geht uns gar nicht darum, dass
manche uns die Zukunft dieses
Landes nennen. Das ist uns im
Moment herzlich egal. Wir sind
jung und haben Spaß daran
Medien und Politik zu erleben und vor allem auch zu machen.
Wir sind überzeugt von dem was
wir tun. Wir sind glücklich damit.
Und wir werden uns weiterhin
die Wochenenden um die Ohren
schlagen. In diesem Sinne: Bis
bald!
beim wort genommen!
Markus Tirok, Moderator der
Auftaktdiskussion:
Eig entlich merkt man doch
ziemlich schnell, ob man das Zeug
zum Moderator hat: Wenn man
evangelisch ist, wird man Klassenoder Schülersprecher, und wenn man
katholisch ist, geht man ministrieren.
Michael Ebert, Redaktionsleiter
NEON-Magazin:
Nach meinem Volontariat wurde
mir g esagt, dass ich noch zu
unstrukturiert schreibe, und deshalb
etwas studieren solle, bei dem ich
systematisches Denken lerne. Das
Fachwissen, das ich in meinem
Jurastudium gelernt habe, kann ich
allerdings kaum anwenden.
Michael Hallermayer, Samstag
morgen am Telefon:
Schickt mal schnell einen
Fotografen hier in der Turnhalle
vorbei. Frauen sind größere
Schweine als Männer! Die
haben hier eine Epilierparty
veranstaltet!
Marlena:
…zwischen Busankunft
und Frühstück hatte ich
dann nicht mal 2 Stunden
Schlaf.
Gesche:
Ja , i ch h a b nu r 7
Stunden geschlafen.
Jona:
So kann ich nicht
a r b e i t e n ! D i e A r t i ke l
kommen spät, die Bilder
sind schlecht und vor allem:
Meine Schokolade ist alle.
Dortje:
Für die Redaktion
Gesche und Mareike
Ich hab als Helfer nicht so
viel zu tun, ich kann locker noch
’nen Artikel schreiben.
Anne:
Essen? Ich glaub ich bin wieder
wach!
Musik – es läuft der Schlagersänger
Michael Holm:
Stefan: Oh toll, jetzt kommen
meine Kopfschmerzen wieder. Ich
hab heute schon zwei Mal gekotzt.
Jona:
Woher soll ich wissen, was mit
„Wissen ist Macht“ gemeint ist?
Ich hab dieses Büro bisher nur zum
Schlafen verlassen.
Jochen:
Hallo? Du layoutest die
Veranstaltungszeitung!
Mit Edding hat irgendjemand
auf die durchsichtigen Plastikhüllen
der Sandwiches die geschmeckten
Inhaltsstoffe geschrieben:
E211, E 212, E213; E215, E 240,
E 253, E261, Taurin, Koffein, Alkohol
(43%), Gen Mais- und –Soja, Glukose,
Milchpulver.
Gesche hat im Büro gepennt. Mareike
weckt sie: Frühstücke erst Mal.
Gesche: Was?
Mareike: Na, koch dir erst mal ’nen
Kaffee.
Gesche:
Und dann kam ich so um 10 in
mein Zimmer weil ich duschen wollte.
Christine lag in ihrem Bett – is ja ok.
Aber in meinem Bett lag auch wer.
Kannte ich aber nicht. Ich hab dann
geduscht und bin gegangen.
Anne:
Ich könnte schon wieder….
schlafen!
Michael:
Ich werd hier noch voll zum NichtAlkoholiker. Eine Redaktion ohne
Alkohol – gibt’s doch gar nicht!
Benjamin fragt die Bauarbeiter vor
dem Redaktionsgebäude:
Können wir hier ein Gruppenfoto
machen?
Bauararbeiter: Was? Gruppensex?
besserwisser 03
Zeitung zu den JugendMedienTagen 2004
22. bis 24. Oktober 2004, München
Vorhang auf für Wissen pur
Generationswechsel: Die Münchener „Medientage 2004“ münden in
die „Jugendmedientage 2004“. Von Julian Flohr und Michael Metzger
E
Eine Suche nach dem richtigen Rezept für die journalistische Karriere.
Von Ariane Rogge
„W
ine von der Medienkrise gebeutelte
Erwachsenengeneration übergibt
das Ruder an eine motivierte, wenn
auch über nächtigte Jug end. 600
junge Teilnehmer und ein Event im
„Inter nationalen Kong resscenter
München“ unter dem Motto „Wissen
ist Macht“. Was sollte man wissen? Was
macht man aus dem Wissen?
Und wie macht man aus dem Wissen
Macht?
Das Opening wird moderiert von
der 21-jährigen frisch gebackenen
Moderatorin Nadine Kotré. Sie
als Ude noch ein kleiner Knabe war,
habe es die Zensur bei Schülerzeitungen
gegeben. „Ich wollte euch nicht mit
meinen Kindheitserinnerungen nerven,
doch dann habe ich festgestellt: Die
Zensur gibt es in Bayern sogar noch
heute!“ Im weiteren Verlauf seiner Rede
versucht Ude den Nachwuchsjournalisten
einzuprägen: „Der Jugendjournalismus
in Print- und Online-Medien darf nicht
lediglich ein Spielfeld darstellen, sondern
soll die öffentlichen Kontroversen
förder n. Jug endmedien sind ein
Sprachrohr für unabhängige Kritik.“
issen ist Macht!“. Das
behaupten zumindest
die Veranstalter der JugendmedienTage 2004 in ihrem Slogan. Ich werde
neugierig, denn das will ich ja auch:
Macht! Doch wie kriege ich das Wissen,
um sie zu erlangen? Um diese Frage zu
beantworten, entscheide ich mich, selbst
zu den JMT nach München zu fahren.
Bei der Eröffnungs-Veranstaltung der
JMT müsste ich fündig werden können.
Immerhin sitzen dort einige Männer,
die sich in diesem Bereich auskennen
sollten. Zum Beispiel Markus Tirok,
kann ich mein Wissen an andere weiter
vermitteln. Denn das ist schließlich die
Rolle des Journalisten - er ist Vermittler
seines eigenen Wissens.
Doch auch das kann doch nicht alles
sein. Es reicht doch niemals, das ich mich
täglich über sämtliche Zeitungen und
Bücher hermache, die mir in die Finger
gelangen - oder doch? Natürlich nicht.
Man muss auch noch andere Fähigkeiten
mitbringen. Diese werden von Ulrich
Brenner, dem Leiter der Deutschen
Journalistenschule in München, erläutert.
„Schnittstellenkompetenz“ ist das
weiß, worauf sie sich einlässt, und
moderiert locker und motivierend.
Die übernächtigten Teilnehmer sind
ihr dankbar – genauso wie dem
Auftaktredner Karl Freller, Staatssekretär
und Vertreter des Ministers Erwin Huber.
Er erntet seinen ersten Applaus für den
Verzicht auf eine ursprünglich 20-seitige
Rede. Statt dessen unterstützt Freller
die jungen Medienmacher mit einem
Appell an Verlage und Redaktionen:
„Gebt den jungen Menschen eine
Chance! Ermöglicht ihnen Praktika und
Ausbildungen!“
Münchens Oberbürg er meister
Christian Ude schwelgt zu Beginn
seiner Grußworte in Erinnerungen.
Stolz und mit einem Lächeln auf den
Lippen rühmt er sich als Erfinder der
Miet-Zeitung für fünf Pfennig. „Als ich
im Familienkreis eine Zeitung vertreiben
wollte, scheiterte das am fehlenden
Kopiergerät. Der BILD-Zeitung hat
meine Erfindung jedoch nie ernsthaft
Konkurrenz gemacht.“ Schon damals,
Freudig lüftet anschließend Frau Dr.
Susanne Kastner, Vizepräsidentin des
Deutschen Bundestages in Berlin, ein
Geheimnis: Die Jugendmedientage
2006 sollen im Bundestag stattfinden.
Optimistisch stimmt ihre gesamte
Rede: Sie distanziert sich deutlich von
der These der Null-Bock-Generation,
der eine entsprechend miserable
Zukunft vorhergesagt wird. Von
wegen „no future“! Und sie findet
schnell Fürsprache beim nächsten
Redner. Nach Ansicht des Präsidenten
der „Bundeszentrale für politische
Bildung“(bpb), Thomas Krüger, stellt
der Slogan der „Jugendmedientage 2004“
ein regelrechtes Gegenprogramm dar zu
„Nichts wissen, macht nichts“. Recht hat
er: Ohne zumindest ein bisschen mehr
Wissen mitgenommen zu haben, wird
niemand die JMTs am Sonntag Mittag
verlassen. Auch wenn es jetzt noch
nicht danach aussieht: Vorne rechts im
Publikum schlummern momentan zwei
von der Anreise erschöpfte Mädchen.
der trotz Schulabbruch Karriere als
Moderator in der ARD gemacht hat.
Ganz schön beeindruckend. Aber er
selbst sagt auch, dass dies heute absolut
nicht mehr ratsam ist. Wie aber schaffe
ich es dann an die Macht? Maximilian
Kall, einer der Vorstandssprecher der
Jugendpresse Deutschland, sagt, wir
jungen Medienmacher hätten die Macht.
„Denn euch gehört die Zukunft.“ Bingo!
Ich bin doch jung und will Medien
machen. Wie jedoch komme ich nun an
das Wissen? Karl Freller, Staatsekretär
im bayrischen Staatsministerium
für Unterricht und Kultus, scheint
eine Lösung parat zu haben: „Seid
herausfordernd!“, sagt er mit Nachdruck.
„Bin ich doch!“, denke ich. Aber reicht
das auch? Oder muss ich noch mehr
tun und fordern? Bernd Gäbler vom
Grimme-Institut scheint meine Fragen
wie durch Telepathie zu verstehen.
„Wer schreiben will, muss auch lesen“,
wirft er ein. Mir wird klar: Nur wenn
ich selbst genau weiß, worum es geht,
Zauberwort. Es reicht nicht, gut zu
schreiben. Der Autor muss auch mit
der Technik umgehen können – nicht
nur im Rundfunk. Außerdem ist soziale
Kompetenz wichtig: Pünktlichkeit,
Zuverlässigkeit und ein gepflegtes
Aussehen. Außerdem sollte ich wissen,
wie ich ein gutes Gespräch führe,
immerhin will ich ja auch mal Interviews
machen.
Angenommen, ich habe all diese
Hürden überwunden: Bin ich dann
endlich am Ziel angekommen? „Nein“,
ist die eindeutige Antwort, denn die
wichtigste Voraussetzung, um als
Medienmacher aktiv zu sein, finde
ich nur bei mir selbst: meine eigene
Überzeugung. Spaß und Leidenschaft
lerne ich nicht an der Uni. Die muss ich
mitbringen. Endlich habe ich Antworten
auf meine Fragen gefunden. Und für die
eigene Motivation schließen wir doch mit
einem weisen Rat aus dem Munde eines
bekannten, kleinen, grünen Mannes:
„Möge die Macht mit dir sein!“
fruchtfleisch | was hat dir in den medien zuletzt überhaupt nicht gefallen?
„Vermischung von PR und
Journalismus“
Andreas Menn
(23), z.Zt. Prag
Das war die
Titel-Schlagzeile in
einer Münchener
Boulevardzeitung.
Dort wurde in
großen Lettern für
das 5-Euro Angebot des Münchener
Hofbräuhauses geworben. Eine
unglückliche Vermischung von
Journalismus und PR.
„Castingshows sind
Prostitution“
Gesche Schifferdecker
(21), Köln
Die Castingshows! Weil
ich finde, dass
es Prostitution
ist. Ich kann
einfach nicht nachvollziehen,
dass sich Menschen für einen
Funken Berühmtheit so erniedrigen können.
„Europa ist zu wenig
offensiv in den Medien“
Thomas Krüger (45),
Präsident der BpB
Was mich besonders
stört, ist, dass in Zeitungen und im Radio
das Thema Europa zu
wenig offensiv angegangen wird. Thematisiert wird nur die Brüsseler Bürokratie,
aber nicht die offensichtlichen Chancen
einer europäischen Einigung für die
Menschen, die hier leben.
04 ersatzfamilie
Lecker, reichhaltig und sättigend!
Junge Medienmacher möchten Essen und Trinken – morgens, mittags und abends!
Weitere Anforderung: viel und lecker. Aber ob die Teilnehmer zufriedenstellend
beköstigt wurden steht anfangs in den Sternen. Von Christoph Mers
in der morgendlichen Kälte und waren
hungrig. Doch dem Catering kann kein
Vorwurf gemacht werden, denn es war
ein Fehler des Organisationsteams. Erst
mit dreißig - minütiger Verspätung trafen
zwei Lieferwagen mit
den Lunchpaketen ein.
Und heißer Kaffee
und Tee – zwar nicht
ganz so stark wie
erwartet- wurde auch
ausgeschenkt. Doch
den Hunger konnte
dieses Frühstück nicht
stillen. Eine Stulle
und entweder eine zu
harte Birne oder ein
zu großer Apfel waren
den Teilnehmern zu
wenig.
Hilfe vom Forum
am Deutschen
Museum
>> Gnocchi:
Anstehen lohnt
sich doch!
F
sie sich trotz stundenlanger Fahrt - mit
oder ohne Panne - gar nicht richtig
ausschlafen. Die Hoffnung auf ein ausgewogenes Frühstück inklusive starkem
Kaffee tröstete die übermüdeten Teilnehmer. Aber anstatt frische Brötchen
zu verzehren, stand eine Menschentraube
rühstück ist die wichtigste Mahlzeit, dies behaupten zumindest
Ernährungswissenschaftler. Das sehen
die Zuständigen auf dem Jugendmedientagen allerdings anders.
Nach der nächtlichen Ankunft der
letzten Teilnehmer mit dem Bus konnten
D
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Da s Fo r um a m
Deutschen Museum
sponserte das Essen
und die Getränke. Auf
die Wahl der „Menüs“
und Getränke, Menge
und Qualität hatte das Organisationsteam um Christian Beilborn keinen
Einfluss. „Ich hätte ein umfangreicheres
und reichhaltigeres Angebot erwartet.
Aber wenn man die Ausgaben beachtet,
war dieses Frühstück dem Preis angemessen.“ meint Christian Beilborn.
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er Dreißig-Stunden-Tag ist leider
immer noch nicht eingeführt
worden. Und so bleiben mehr als zwei
Stunden Schlaf eine Rarität. Auch
die Teilnehmer müssen dies zu ihrem
Leidtragen feststellen. Spätestens
nachdem sie die erste Zwei-StundenNacht überstanden haben, ist auch
ihnen klar: Dauerwachsein gehört hier
zu den wichtigsten Disziplinen. Die
Organisatoren – liebevoll Orgas genannt
- haben darin bereits einen großen
Trainingsvorsprung, manche praktizieren
die Kein- Schlaf- Methode bereits seit
Dienstag, die Hauptverantwortlichen
schon viele Wochen. Vor so einer
Veranstaltung müssen schließlich
Unterkünfte, Catering, Referenten
und Ähnliches organisiert werden.
Nacht und Nebelaktionen in denen 600
Teilnehmertaschen mit Zeitschriften,
Infomaterial und Werbegeschenken,
sowie noch schnell zusammengestellten
Tagungsmappen gefüllt werden, gehören
ebenso dazu. Ganz schön anstrengend,
besonders wenn einem dafür nur ein
Raum im sechsten Stock ohne Fahrstuhl
zur Verfügung steht. Das heißt, abends
Kartons hoch schleppen und morgens
mit einer Personenkette die vollen
Der große Knüller sollte dann beim
Mittag folgen. Aber es kam ganz anderes.
Koordinationsschwierigkeiten bei
Mittagessen
Statt einer warmen Mahlzeit gab es
kalte Sandwiches. Außerdem konnten
viele JMT Teilnehmer diese Mittagspause aufgrund eines engen Terminplanes nicht wahrnehmen. „Es waren zu
wenig Sandwiches und keine Getränke
da. Die Ausgabe der Toastbrote war
auch chaotisch organisiert.“ Positiv
erwähnenswert ist, dass die Sandwichs
besser geschmeckt haben, als die morgendlichen Lunchpakete.
Doch am Abend sollte alles besser
werden. Schon eine halbe Stunde vor
Beginn des Abendbrots herrschte ein riesengroßer Andrang, denn alle Tische und
Stühle waren besetzt. Und schließlich
bildete sich eine endlos lange Schlange.
Doch das Warten hatte sich gelohnt. Für
die ausgehungerten Teilnehmer standen
Gnocchi, Tomatensoße und Blattsalat
auf dem Speiseplan. Damit wurde alles
gut. Eine Auswahl an reichhaltiger Nahrung und Getränke – gegen Bezahlung
- gab es auch.
Trotz anfänglicher Schwierigkeiten
waren alle Teilnehmer im Endeffekt
gesättigt. Nun konnten sie zufrieden
und guten Mutes ins Abendprogramm
starten, denn die Laune stieg parallel zur
Qualität der Beköstigung.
schon die Invasion der Teilnehmer. Die
ganze Nacht sorgen sie dafür, dass die
Verantwortlichen an den mobilen CheckInns ordentlich zu tun haben. Schließlich
soll auch jeder Teilnehmer eine mühselig
gepackte Teilnehmertasche in den
Händen halten. Und einen Überblick,
wer angekommen ist und wer nicht,
braucht man ja auch.
Nächtliche Überstunden
Noch kurz vor der offiziellen
Aufstehzeit herrscht Höchstbetrieb.
Und nebenbei müssen noch jede Menge
Transportjobs erledigt und natürlich
tausende von Fragen beantwortet
werden. Keine leichte Aufgabe. Mehr
als zwei Stunden Schlaf ist eigentlich für
niemanden drin. Bereits kurz vor sechs
macht sich das Weckkommando an seine
Aufgabe und schmeißt die Teilnehmer
gnadenlos aus dem Bett oder besser aus
ihren Schlafsäcken. Völlig übermüdet
starten so an die 600 Leute in den Tag.
Wie eine Maschine
Geistig in einer Art Trance, körperlich
ständig in Aktion funktionieren die
Orgas wie Maschinen. Zu einem klaren
Gedanken sind sie kaum noch fähig,
aber als Wegweiser
am Umsteig e platz
ist das auch nicht
wirklich nötig. Von
Der erste Morgen der Jugendmedientage in München:
der Veranstaltung
s e l b s t b e ko m m e n
Erschöpfte Teilnehmer aller Orten. Das JMT-Opening gleicht
dabei leider nicht
mehr einer Schlaforgie als einer Eröffnungsveranstaltung zum sie
mehr viel mit. Dafür
ist das Glücksgefühl
größten Jugendmedienkongress Europas. Von Anne Spies
bei Rückkehr ins eigene
Taschen wieder runter. Das Resultat: Ein Zuhause und Anblick des eigenen Bettes
Dutzend Helfer mit Rückenschäden und einfach gigantisch. Allein schon für
Muskelkater.
dieses Erlebnis haben sich die Strapazen
Kaum ist alles fertig, folgt auch wieder einmal gelohnt.
Die neuen Leiden des jungen Helfers
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schläfer 05
Zeitung zu den JugendMedienTagen 2004
22. bis 24. Oktober 2004, München
Ruhelos auf dem Westfriedhof
Während der Jugendmedientage wurden die Teilnehmer in
den Turnhallen einer Schule im Münchener Stadtteil Moosach
untergebracht. Um das gut durchzustehen brauchte man Kreativität,
Nervenstärke, Atemmasken und Ohropax. Von Julian Wilckens
N
ur mal umdrehen. Sofor t
mur render Protest vom
Nachbarn. Sowohl links als auch rechts
neben einem. Nachbarschaftsprobleme
sind ja seit Regina Zindlers
Maschendrahtzaun durchaus bekannt,
aber doch bitte nicht um 2 Uhr nachts!
Existentielle Fragen und dringende
Bedürfnisse jagen mir durch den Kopf.
Ruhe. Licht aus. In den Schlafsack
kuscheln. Frische Luft.
Nichts davon passiert. Hin und her
gerissen zwischen dem Bedürfnis nach
frischer Luft und Wärme finde ich keine
Ruhe. Im geschlossenen Schlafsack
ersticke ich, aber aufmachen will ich
meine Penntüte auch nicht. Das ist
doch etwas zu kühl und ich fühl mich
beobachtet. Endlich geht immerhin das
Licht aus.
Für fünf Sekunden. Dann gehen
die am weitesten von mir entfernten
Deckenstrahler wieder an. Und wieder
aus. Plötzlich wird es über mir blendend
hell. Es ist zum Verzweifeln.
Auch scheint innerhalb der gepeinigten
M e u t e n o ch we n i g e r E i n i g ke i t
zu herrschen als am gemeinsamen
Frühstückstisch von Angela Merkel
und Edmund Stoiber. Zum einen
Jubelbekundungen bei Dunkelheit aus
der einen Ecke, zum anderen genervter
Protest aus der anderen.
Ich fühle mich an den Film „Das
Experiment“ erinnert, suche aber
vergeblich nach Kameras, die nur darauf
warten, dass irgendjemand durchdreht.
Das ist jedoch höchst unwahrscheinlich.
Die meisten der hier Anwesenden haben
stundenlang in Reisebussen und Zügen
zugebracht. Vor Erschöpfung sind sie
nicht in der Lage menschliche Reaktionen
zu zeigen. Endlich entschließt sich der
selbsternannte Petrus im blauen HelferT-Shirt nach einer endlos erscheinenden
Deadline von zwei Minuten, für
Dunkelheit zu sorgen.
Ruhe - Zumindest in der Nachbarschaft eines Friedhofes wäre die zu
erwarten. Von wegen. Eine Minderheit
unausgelasteter mutmaßlicher
Kurzstreckengereister penetriert die
Nerven der Schlafsuchenden in meiner
Turnhalle. Zumindest kann man die
unverständlich in den Schlafsack
gemurmelten Voodoo-Flüche dahingehend interpretieren.
Ich ziehe meinen Überlebenswillen
aus der Hoffnung, dass auch bei diesen
Menschen irgendwann eine For m
der Ermüdung eintreten könnte. Die
Hoffnung stirbt nach einer kurzen
Ruhephase mit einem Plop-Geräusch. Die
Damen und Herren haben die erweiterten
Funktionen ihres Mundwerkes entdeckt
und beginnen nun mit Schnalzen und
Ploppen zu kommunizieren. Witzig. Ich
denke an den Westfriedhof in direkter
Nachbarschaft der Turnhallen.
Turnhallen dienen zumindest meiner
Erfahrung nach dazu, schlaffe Menschen
zu quälen. Oft in meiner Schulzeit erlebte
ich in diesen Höhlen des Grauens die
Abgründe menschlicher Existenz in
Form meiner Sportlehrer. Sie sahen den
Sinn ihres Lebens anscheinend darin,
Schüler von unüberwindlichen Barren
mit einem Unterschwung auf den harten
Boden der Tatsachen fallen zu lassen.
Turnhallen sind eben so.
Dieser harte Boden wurde mir bzw.
meinem Schlaf wieder zum Verhängnis.
Aber das macht einen stärker, weil es
einen zumindest nicht umbringt. Was
der harmlose Satz „Unterbringung
erfolgt in Turnhallen“ in einer der
Emails wirklich bedeutet, wurde den
Teilnehmern erst am nächsten Morgen
klar. Wäre dies ein Comic würde man
die dampfenden Kaffeebecher über den
Köpfen der gepeinigten Teilnehmer
schweben sehen. Am nächsten Morgen
warten sie verzweifelt auf den rettenden
Koffeintr unk. Etwa sechshundert
Menschen, die eigentlich nur etwas über
ihre journalistische Zukunft erfahren
wollten, werden an die Grenzen ihrer
Belastbarkeit geführt. Menschen wie du
und ich.
Zumindest in meiner Halle war die zweite
Nacht im Vergleich deutlich angenehmer.
Mal abgesehen von Schnarchern und
einigen wenigen Quasselstrippen. Die
letzte durchgemachte Nacht forderte
ihren Tribut von den Ruhelosen.
>> Turnhalle:
Bei dem Geräuschpegel hilft Augen
zuhalten auch
nichts.
Tornado fegt durch Turnhalle
Die Organisation der Jugendmedientage gleicht einer Wettervorhersage: in der Nacht schwere Gewitter,
im Tagesverlauf klart der Himmel auf. Von Christina Werneke und Christoph Köckerling
E
s war einmal ein Idyll. Der Himmel
war blau. Keine Wolke verdeckte
die strahlende Sonne der Motivation.
Die Jugendmedientage 2004 in München
waren wie ein Sommernachtstraum. Das
war vor knapp einem Jahr.
Doch plötzlich wehte
ein frischer Herbstwind.
Als die Blätter fielen,
flatterten die ersten EMails in die Postfächer.
Leider nicht bei allen.
Manche Teilnehmer
erhielten keine Mails,
andere fehlerhafte.
Der Link zu den
Wunsch-Workshops
funktionierte nicht
i m m e r. O d e r a u s
Dominik wurde auf
einmal Sabine. Er und
alle anderen nahmen es
gelassen, informierten
die Organisatoren. Der
Fehler wurde nach zwei
Tagen behoben, und
jeder bekam erneut eine
Mail, dieses Mal mit
richtigem Namen und
vollständigem Link.
Die Anreise war
für die meisten wie
ein Herbststurm. Er
>> Organisation:
Die Halle wird vom
Chaos regiert.
fegte über die Autobahnen von Essen,
Nürnberg und Hannover Richtung
München. Die Kölner hatten noch
Glück, sie kamen „schon“ um 23:30
Uhr an und verpassten „nur“ eine halbe
Stunde der angekündigten Kino-Preview.
Ihr Busfahrer hatte jedoch Pech, da er bis
drei Uhr nachts nach einem Hotelzimmer
suchen musste. Seine Reservierung war
offenbar vom Winde verweht.
Die Teilnehmer waren derweil an
den Schlafquartieren angekommen
und freuten sich alle auf eine Portion
Schlaf. Doch das Wetter spielte nicht
mit. In den Hallen sah es aus, als hätte
dort ein Tornado gewütet. Koffer und
Rucksäcke lagen verstreut in allen Ecken.
Bevor sich die Teilnehmer Ruhe gönnen
konnten, hieß es erstmal Taschen suchen
und Schlafplatz erkämpfen. Um circa
3 Uhr war die Rangelei zu Ende, und
das Licht wurde ausgeknipst. Kaum
waren die Augen zu, stolperten die
ersten Neuankömmlinge herein, und
die Ruhe war vorbei. Das setzte sich im
Halbstundentakt fort.
Um 6 Uhr zog ein kräftiges Gewitter
auf, das alle aus den Schlafsäcken riss.
Kein Meteorologe konnte erklären,
warum es so kam. Im Halbschlaf
musste das Gepäck in einen dunklen
Raum gebracht werden, da die Halle
für den Sportunterricht frei sein sollte.
Die Teilnehmer flüchteten vor Blitz
und Donner in die sichere Kälte. Zwei
Stunden mussten sie dort ausharren, um
endlich eine Mahlzeit zu bekommen.
Anschließend marschierte die gesamte
Truppe zum Opening in der Messehalle.
Von dort aus sollte um 15 Uhr die „On
the roads“-Tour starten. Das stellte
sich aber als ein Problem heraus. Die
Gruppen suchten ihre Leiter, die Leiter
ihre Gruppen. Erst, als eine große
Schar gegangen war, konnten sich
die anderen finden. Doch die nächste
Unwetterwarnung ließ nicht lange auf
sich warten. Denn: Endlich auf dem
Weg, merkten viele Betreuer, dass
sie selber kaum über Location und
Ansprechpartner informiert waren. Oder
die Medienpartner wussten nichts von
ihrem Besucher-Glück und schickten die
Gäste kurzerhand wieder zurück. Der
Himmel war zu diesem Zeitpunkt für
viele Teilnehmer grau und bedrohlich.
Zitternd erwarteten sie die nächste
Wettervorhersage. Was würde noch
kommen?
Da geschah plötzlich das Unerwartete:
Die Wolkendecke riss auf, die Sonne
brach hervor und vom Himmel fielen
Gnocchi in Käse-Sahne-Sauce. Die
Katastrophe blieb aus, der Hurrikan
drehte ab. Die Teilnehmer atmeten
erleichtert auf und fielen nach dem
Abendprogramm übermüdet auf den
Turnhallenboden.
06 wortsalat
Ausbildung zum Menschenbändiger
in nur 18 Monaten
Die HAML bildet als einzige Akademie in Deutschland senderunabhängig Moderatoren aus.
Die Ausbildung ist breit gefächert, doch aufgenommen wird nicht jeder. Von Michael Metzger
N
adine Kotré hatte an diesem
Freitagmorgen keine leichte
Au f g a b e. A l s M o d e r a t o r i n d e r
Auftaktveranstaltung musste sie
ein Publikum von 600 jugendlichen
JMT-Teilnehmer fesseln. Eine große
Herausforderung: Am Vortag zehn
Stunden im Bus verbracht. Nachts
in der Turnhalle mehr gefeiert als
Unter freiem
Himmel:
Moderieren ist
nicht nur Arbeit
geschlafen, morgens um halb sieben
aus dem Schlaf gerissen. „Als ich das
erfahren habe, verabschiedete ich mich
schnell von der Überlegung, eine seriössteife Moderation hinzulegen“, meint
die 21jährige Nachwuchsmoderatorin.
„Mir war klar: Um dieses Publikum
zu begeistern, muss es eine frische,
spritzige und interaktive Moderation
sein.“ Im Vorfeld zu wissen, welchem
Publikum man gegenüber stehen wird,
sei wichtig für einen Moderator, sagt
Nadine Kotré. Das hat sie an der
„Hanseatischen Akademie der Medien
Lübeck“ (HAML) gelernt – der einzigen
Akademie die sender unabhängig
zum Moderator ausbildet. Einer ihrer
Dozenten ist Markus Tirok. Neben
seiner Dozententätigkeit an der HAML
arbeitet er unter anderem für die ARD
und gibt Moderations-Crash-Kurse.
Von ihm wurden nahezu alle JMTDiskussionsleiter geschult. In den
Moderatorenberuf ist er hineingeschlittert
– klassisch für die Branche: „Schon
während der Schulzeit habe ich Artikel
für unsere Lokalzeitung verfasst“,
erzählt er. „Dann entstanden Kontakte
zu einem regionalen Radiosender, wo
ich irgendwann eine eigene Sendung
bekam. Als ich einige Zeit später vor der
Kamera landete, merkte ich: Hey, das ist
mein Ding.“
Persönliches Coaching:
Kritikfähigkeit ist ein Muss
Hinzu kommen Praxiseinsätze wie die
Moderation der Jugendmedientage.
An der HAML unterrichten keine
Professoren, sondern Menschen aus dem
Berufsleben, wie Markus Tirok. Für die
Studenten sind die Verbindungen zu den
Dozenten oft die ersten Maschen eines
eigenen Karrierenetzwerkes, bei dessen
weiterer Knüpfung sie durch Kontakte der
akademieeigenen Moderatorenagentur
und die Ehemaligenbetreuung
unterstützt werden. Ungefähr die Hälfte
der HAML-Studenten haben bereits
während ihrer Ausbildung feste Jobs bei
Radio- oder Fernsehsendern. Viele der
Nachwuchsmoderatoren könnten sich
ohne Nebenjob ihr Studium gar nicht
leisten: Als private Akademie verlangt die
HAML 595 Euro Gebühren pro Monat.
„Eine eigene finanzielle Förderung
können wir bislang noch nicht anbieten“,
erläutert Neff und rät deshalb: „Es
gibt immer noch die Möglichkeit, sich
bei privaten, gesellschaftlichen oder
politischen Stiftungen zu bewerben.“
„Das ist eine in Deutschland nicht
ungewöhnliche Laufbahn“, meint
Carsten Neff, Geschäftsführer der
HAML. „In Deutschland gibt es
kaum Ausbildungsmöglichkeiten zum
Moderator.“ In Deutschland, so Neff,
würden die Sender ihre
Talente selbst entdecken
und in Eigenregie auf
ein spezielles For mat
„zuschneiden“. „Das führt
dazu, dass Moderatoren
schnell verbrannt werden
und dann nicht in der
Lage sind, sich auf andere
Formate anzupassen. Dabei
ist Moderator ein sehr
vielfältiges Berufsbild“,
meint Neff. „Man kann in
verschiedensten Formaten
in Hörfunk oder Fernsehen
unterkommen, aber auch
Tr a i n e e - P r o g r a m m e
anbieten oder durch Events
wie die JMTs führen.“ An
der HAML erhalten die
Nachwuchsmoderatoren
deshalb eine breite
Ausbildung. Neben dem
schon obligatorischen
Sprech- und Schauspielunterricht gibt es zum
Beispiel das Kamera- und
das Sendestudiocoaching.
Dabei handelt es sich um
eine individuelle Beratung,
um die eigenen Stärken und
Schwächen zu erkennen.
Hohe Kritikfähigkeit ist
deshalb ein Muss – wer zu eitel ist,
fällt schon beim Bewerbungsverfahren.
Weitere Teile der Ausbildung: Eine
Einführ ung in die journalistische
Arbeit, eine technische Ausbildung, die
Vermittlung von ganz pragmatischen
Dingen wie Vertrags-, Steuer- oder
Versicherungsrecht.
Ehe sich die Bewerber Gedanken um
die Finanzierung der Ausbildung machen,
müssen sie das Casting überstehen.
Bewerben kann sich prinzipiell jeder,
unabhängig von Schulabschluss oder Alter.
Die Aufnahmekriterien? „Man muss die
deutsche Sprache fehlerfrei beherrschen,
ein gewisses Sendungsbewusstsein haben
und darf nicht unbelehrbar eingebildet
sein.“ Neff spricht aus Erfahrung:
„Medienmenschen sind immer
Individualisten. Uns ist aber wichtig, dass
die Gruppe trotzdem zusammenpasst.“
Sobald in den Castings 20 geeignete
Bewerber gefunden wurden, eröffnet
die Akademie einen neuen Kurs – ganz
spontan und unkonventionell. Ebenso
unbürokratisch verläuft die Ausbildung.
Neff: „Wir reagieren individuell auf
die Bedürfnisse unserer Studenten.
Ursprünglich hat eine Ausbildung 14
Monate gedauert. Doch das Konzept
entwickelt sich kontinuierlich weiter.“
Erste Maschen im
Karrierenetzwerk
Breite Ausbildung als
Alleinstellungsmerkmal
Das Motto während der gesamten
Ausbildung lautet: So wenig Theorie
wie nötig, so viel Praxis wie möglich.
Die Lübecker Akademie bietet den
Nachwuchsmoderatoren genügend
Gelegenheiten, sich selbst auszuprobieren
– in eigenen Fernseh- und Tonstudios, an
digitalen Audio- und Videoschnittplätzen
und bei einem eigenen Campusradio.
Für Nadine Kotré hat sich die
Ausbildung schon gelohnt: „Ich bin
viel selbstsicherer geworden. Durch das
persönliche Training habe ich erfahren,
wo meine Stärken liegen und wie ich
diese ausbauen kann.“ JMT-Teilnehmer
sollten sich ihre Stimme merken – sicher
wird man sie noch oft in Radio und
Fernsehen hören.
Per Casting in die HAML
infokasten
Wer sich zum Moderator berufen fühlt, kann sich im Internet und unter:
http://www.moderator-werden.de für ein Casting der HAML bewerben.
Das nächste Casting findet am Montag, den 15. November statt. Der nächste
Moderations-Studiengang beginnt zum 3. Januar 2005, der übernächste zum
1. April 2005. Die Ausbildung dauert 18 Monate. Pro Monat fallen 595 Euro
Studiengebühren an.
Hanseatische Akademie der Medien Lübeck
in den Media Docks Lübeck
Willy-Brandt-Allee 31a
D - 23554 Lübeck
Telefon: (0451) 2803-4567
Fax: (0451) 2803-4555
EMail: [email protected]
Vier in einem!
Ein Interview mit Carsten Neff
dem Geschäftsführer der HAML,
über die Ausbildung zum Videojournalisten
Ihre Akademie bietet eine Ausbildung
zum Videojournalisten an – in dieser
Form einmalig in Deutschland. Wie kam
es dazu?
Videojournalist ist ein neuartiges
Ber ufsbild. Künftig muss im
Fernsehbereich eine Person das leisten
können, was früher vier Personen getan
haben: Als Redakteur arbeiten, den
Beitrag filmen, der eigene Licht- und
Tonassistent sein und den Beitrag am
Ende nachbearbeiten. Der Beruf des
Videojournalisten vereinigt diese vier
Tätigkeiten miteinander. Darauf haben
wir mit unserem Ausbildungsangebot
reagiert.
Wie kommt es, dass ein Mensch auf
einmal so viel gleichzeitig tun muss?
Diese Entwicklung hat zwei Gründe.
Zum einen ist durch die Digitalisierung
d i e Tech n i k vi el ei n fach er un d
erschwinglicher geworden - um einen
guten Film zu produzieren, braucht es
heute kein großes Team mehr. Zum
anderen zollt die Branche mit dieser
Entwicklung der Medienkrise ihren
Tribut: Früher war die teure Technik
der wesentliche Kostenpunkt für
Fernsehproduktionen, heute liegt das
größte Einsparpotential beim Personal.
Eine gefährliche Entwicklung, oder?
Damit geht einiges an Qualität verloren.
Ich sehe sowohl die Vor- als auch die
Nachteile. Sicher: Dadurch, dass heute
oft nur eine Person einen Fernsehbeitrag
produziert, fehlt das Feedback im Team.
Auf der anderen Seite bietet diese
neue Situation auch große Chancen:
Eine Person mit einer kleinen Kamera
ist näher dran am Geschehen als ein
ganzes Fernsehteam. Und: Dadurch,
dass Technik erschwinglich wird, steht
mehr und mehr die Story, also das
journalistische Können des Autors,
im Vordergrund. Das ist eine positive
Entwicklung: Bei einem Buch fragt auch
niemand, mit welcher Schreibmaschine
es geschrieben wurde.
Wenn die Technik so einfach zu bedienen
ist: Was gibt es an der HAML überhaupt
zu lernen?
Die Mehrarbeit, die ein Videojournalist
leisten muss, bringt eine große Belastung
mit sich. An der HAML lernen die
Studenten, damit umzugehen. Außerdem
bereiten wir auf den erhöhten Marktdruck
vor. Unsere Absolventen erhalten eine
qualitativ hochwertige Ausbildung, so
dass sie am Ende selbstbewusst sagen
können: Ich mache das, was sonst vier
Personen tun. Ich nutze die Chance,
ein Ein-Mann-Team zu sein, und kann
in vielen Situationen sogar flexibler
und besser produzieren, als im Team.
Allerdings – und das ist vielleicht das
Wichtigste der Ausbildung – lernen die
Videojournalisten auch ihre eigenen und
die technischen Grenzen kennen. Denn
genauso, wie es Themen und Formate
gibt, bei denen das One-Man-Team im
Vorteil ist, gibt es auch Situationen, in
denen nach wie vor ein Team benötigt
wird.
Das Gespräch führte Michael
linsensuppe 07
Zeitung zu den JugendMedienTagen 2004
22. bis 24. Oktober 2004, München
Schau mir in die Augen, Kleines!
Bei der Kinopremiere auf den Jugendmedientagen am Donnerstagabend überraschte der französische Film „Schau mich an!“ die Zuschauer.
Von Dominik Fronert
A
nders als womöglich viele
erwartet hatten, gab es keinen
Actionstreifen à la Hollywood sondern
französisches Programmkino. Die
Geschichte über Lolita Cassard, eine
junge Frau aus Paris und zugleich
Tochter eines einflussreichen Verlegers
und Schriftstellers, begeisterte bereits
die Jury bei den Filmfestspielen in
Cannes `04. Dort erhielt
der Film den Preis für
das beste Drehbuch.
Lolita ist mit sich und
der Welt unzufrieden,
weil sie nicht den
Idealvorstellungen ihres
erfolgreichen, eleganten
und exzentrischen
Vaters Etienne Cassard
entspricht.
ihnen gegenüber mit Besorgnis und es
kommt zu zahlreichen Streitereien mit
offenem Ende...
Lolita hingegen verzweifelt an der
jungen Frau ihres Vaters, da diese
oftmals für ihre Schwester gehalten
wird. Außerdem schockiert sie es,
dass Menschen sie ausnutzen um den
einflussreichen Vater kennen zu lernen.
höchstes Ziel ist es ein eigenes Konzert
zu geben. Nach langem Zögern des
Vaters seine Tochter auftreten zu lassen,
tritt Lolita mit der Operetten-Gruppe
in einer Kirche auf. Trotz glänzender
Stimmen schläft das Publikum während
der Vorstellung fast ein. Zum Entsetzen
der Familie verlässt Etienne bereits am
Anfang der Vorstellung den Saal.
Sébastian zu einer Liebesbeziehung. Doch
wegen ihrer Verbittertheit behandelt sie
ihren Freund häufig ungerecht und
abweisend.
Der Film glänzt durch viel
Humor, Sarkasmus und kreative
Dialoge zwischen den verschiedenen Monolog:
Charakteren. Für französische Filme Etienne ist nur mit
geradezu klischeehaft spielen viele sich beschäftigt
Sie steigert sich in Selbsthass und bricht
regelmäßig in Weinkrämpfen zusammen,
bedingt durch den Druck ihrer Familie.
Sie gründet eine Gesangsgruppe und ihr
Französisches Programmkino
Szenen an typischen Orten wie dem
familieneigenen Landhaus oder einem
Pariser Café. Der spielerische Umgang
mit dem „typisch Französischem“,
Unterhaltsame
Familientragik
Lolita versucht
hoffnungslos Schauspielerin oder Sängerin zu
werden. Um dieses Ziel
zu erreichen, nimmt sie
bei der Gesangslehrerin
Sylvia Miller Unterricht.
Diese ist ebenso
wie Etienne von
der Unfähigkeit ihrer
Schülerin überzeugt.
Allerdings bringt die
Bekanntschaft zu Lolitas
Vater -Sylvias Manneinem chancenlosen
Schriftsteller – schnellen
E r f o l g. I m Ve r l a u f
d e s F i l m s z e i ch n e t
sich immer mehr die
Gleichgesinntheit der
zwei erfolgsberauschten
Männer ab. Sowohl Pierre
als auch Etienne haben
abseits ihrer typisch
französischen Tugenden einen Hang
zur Exzentrik und Selbstdarstellung.
Beide Ehefrauen betrachten das
entfremdende Verhalten ihrer Männer
Nach dem Konzert ändert sich Lolitas
Freundschaft mit dem jungen Journalisten
Irgendwo zwischen Big Brother und den Autobahnrasern
Auf den Jugendmedientagen sind junge Journalisten nicht nur in eigener Bildungssache
unterwegs, sondern werden teilweise selbst zum Thema der Berichterstattung. Von Anna Schraven
M
it Michael begeben sich eine
Redakteurin, eine Kamerafrau
und ein Tonassistent auf journalistische
Spurensuche. Das Filmteam der afk
heftet sich an diesem Wochenende an
die Fersen des JMT-Teilnehmers. Doch
wer verbirgt sich hinter dem Kürzel afk?
Die „Aus- und Fortbildungskanäle“ sind
Auf Schritt und Tritt:
Michael und „sein“ Team
eine gemeinnützige GmbH gefördert
von PRO7, Sat1, dem Mediencampus,
der Bayerischen Landeszentrale für
neue Medien (BLM) und vielen anderen
Medienunternehmen.
Wer nach Abi oder Studium mal
für einige Monate in die Fernseh- und
Hörfunkproduktion reinschnuppern
möchte, kann dies bei afk tv und den
zwei Radiosendern afk m94.5 und afk
max tun. Den zurzeit 13 Praktikanten
stehen technisches Equipment und
professionelle Unterstützung zur
Verfügung, um ihre Projekte von der Idee
bis zum Beitrag selbständig umzusetzen.
„Rausgehen und üben, üben, üben“
lautet die Devise.
Eva Schuderer ist die Redakteurin
des Beitrags „Auf den Spuren eines
J M T-Te i l n eh m e r s “ . O bwo h l s i e
schon seit über drei Monaten bei afk
dabei ist, eröffnen sich in den letzten
Tagen ganz neue Dimensionen der
Berichterstattung für sie. „Ich komme
mir hier manchmal vor wie bei einer
Spiegel-tv-live-Reportage!“ Wie die
Autobahnraser jagt das Kamerateam von
einem Ende Münchens zum anderen,
um jeden Termin ihres „Spurenlegers“
live mitzuschneiden. Sonja Heinrichs
und Sebastian Loschert sind dabei für
Kamera und Ton verantwortlich. Eine
Minikamera haben sie dabei, die mit
Hilfe eines futuristisch anmutenden
Konstrukts auch bei Kamerabewegung
in ruhiger Position gehalten wird.
„Allerdings fällt mir nach einiger Zeit
fast der Arm ab, so schwer ist diese
neumodische Kamera“, stöhnt Sonja über
ihren Filmeralltag. Auch für Sebastian
sind die schnellen Location-Wechsel
und die Hintergrundbedröhnung in den
Hallen eine ständige Herausforderung.
Selten wird Praktikanten so viel
Eigeninitiative überlassen, doch es heißt
auch eigenständig logistische Arbeit
mit dem Zeitplan zu koordinieren,
was besonders auf den JMT eine
schwierige Aufgabe ist. Nach einer
Woche schneiden und sichten werden
die vier Tage Recherche zu einem 5bis10-minütigen Beitrag verarbeitet. Zu
sehen ist der gesamte Bericht über die
Jugendmedientage am 5. November
von 21 bis 23 Uhr beim Münchner
Sender cityinfo-tv. Reinschauen lohnt
sich bestimmt!
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22.10.2004
11:54 Uhr
Seite 1
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personalabteilung 09
Zeitung zu den JugendMedienTagen 2004
22. bis 24. Oktober 2004, München
Good bye, Niveau
Medienkrise?
Welche Krise?
Die Angst vor einem Qualitätsverlust in den Medien steigt weiter. Von Christoph Mers
T
rash TV boomt. Schon wieder
gehen Stars in den Dschungel,
um so schnell wie möglich wieder
rauszukommen. Und RTL 2 will
demnächst Bewohner lebenslang in den
Container schicken. Die BoulevardPresse zieht eifrig mit und liefert die
gewünschten Schlagzeilen.
Gleichzeitig steigt die Angst vor
einem Qualitätsverlust in den Medien.
Während das Fernsehen trashige Trends
setzt, kämpft die seriöse Presse um
Auflage. Eingespart wird dann auch
beim Personal.
Die Folge: Journalisten stehen unter
zeitlichem und ökonomischem Druck.
Dieser führt sie in ein Dilemma. Sie
haben weniger Zeit, sollen aber genauso
viel recherchieren wie vorher. Und am
besten auch noch neue Leser gewinnen.
So verschieben sich Ziele und Werte.
„Quo vadis, Niveau?“
Dieses Problem diskutierten Vertreter
aus den Medien am Samstagnachmittag.
Sie erörterten unter dem Thema
„Qualität vs. Geldbeutel – Quo vadis,
Niveau?“ Gründe für diese erschreckende
Entwicklung und Möglichkeiten zu deren
Überwindung.
Wie zeichnet sich überhaupt guter
Jour-nalismus aus? Für
Christian Füller von
der „taz“ ist es eine
durchweg provokative
Haltung g eg enüber
den Regiereg enden
sowie auch gegenüber
den Lesern: „Ein
gutes Medium muss
W i d e r s p r u ch b e i m
Leser hervorrufen und
muss für Regierende
sog ar ner vig sein.“
D e r Te x t e r u n d
Kolumnist Reinhard
Siemes definiert das
Ideal des Journalismus
in Form und Inhalten:
„Ich sehe die Sprache
als Transportmittel,
d i e m i t H i l f e vo n
messerscharfen
Recherchen dem Leser eine gute
Geschichte vermitteln soll.“
Ideal hin oder her: Es geht wirtschaftlich
bergab, besonders im Zeitungsgeschäft.
Finanzielle Einbußen entstehen nicht
nur durch zu wenig Werbung, sondern
auch durch die schwindende Leserschaft.
Zudem gibt es immer noch sehr viele
Zeitungen auf dem Markt, die um
Anteile kämpfen.
Der durch knallharte Einsparungen
entstehende Verlust an Qualität äußert
sich in vielfältiger Hinsicht. Angemessene
Recherchen bleiben auf der Strecke,
Tiefgründigkeit weicht Oberflächlichkeit.
Zeit wird zum knappen Gut, in der
möglichst viel zu Papier gebracht werden
muss. Um finanzielle Einbußen so gering
wie möglich zu halten, steigt die Gefahr
von medienübergreifenden Aktionen.
Printmedien preisen häufiger aktuelle
Fernsehproduktionen an. Weitere
Kooperationen werden eingegangen,
um Geld in die Kassen zu spülen
und um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Dass diese oder ähnliche Formen von
Schleichwerbung nichts mehr mit
journalistischen Idealen zu tun haben,
liegt wohl auf der Hand.
Lange bestimmen nicht mehr intensiv
recherchierte, gute Geschichten die
Medienlandschaft, sondern vielmehr
profitorientierte, preisgünstige Formate.
Dabei kommt es nicht selten vor,
dass Menschen zum bloßen Objekt
herabgewürdigt werden. „Die
Menschenwürde ist in den Medien
nicht geschützt“, beklagt Stephan
Weichert, Gründer und Herausgeber
des Medienmagazins „Cover“. Passiert
so etwas tatsächlich, muss man sich
ernsthaft Gedanken über die Funktion
Informationen liefern.“
Das Problem, das Problem zu
lösen
Wie lässt sich diese Entwicklung
a u f h a l t e n ? S t e p h a n We i c h e r t
sieht Möglichkeiten, qualitative
Berichterstattung zu fördern. Er setzt auf
übergeordnete Organisationen. „Es muss
einen Medienrat geben, der Richtlinien
festl egt un d Q ua li tä tssta nda r d s
setzt.“ Dieser müsse Vertreter aus
allen Altersstufen umfassen, um jeder
Zielgruppe gerecht werden zu können.
Uwe Barfknecht hält diesem Vorschlag
jedoch die Gefahr der Zensur entgegen.
„Es darf in einem demokratischen Staat
nicht zu einer Zensur kommen.“ Seiner
Meinung nach müsse Druck nicht von
oben, sondern von unten kommen. „In
einer Demokratie bestimmen wir den
Qualitätslevel, indem wir entscheiden,
was wir kaufen und lesen.“
Viele Fragen werden die nächsten
Jahre prägen: Wird Qualität der Profitgier
weichen? Wird sich das Verhältnis
zwischen objektivem, kritischem
Journalismus und oberflächlichen,
unreflektierten Darstellungen
ausbalancieren? Werden das Fernsehen
und der immer erfolgreichere Online-
Stephan Alexander Weichert ist mit 31 Jahren
bereits Chefredakteur und Herausgeber des von
ihm gegründeten Medienmagazin Cover. Auf den
Jugendmedientagen diskutierte er zum Thema
„Qualität vs. Niveau“.
Herr Weichert, sind Sie wahnsinnig?
Hm, eine gewisse Portion Wahnsinn ist
sicherlich gesund. Das gehört bei kreativer Arbeit
immer dazu. Ich sehe das eher idealistisch.
Sie haben inmitten der großen Medienkrise den
Nerv bewiesen, ein Medienmagazin auf den Markt zu
werfen. Ist das kritische Reflektion oder Mitjammern
auf hohem Niveau?
Das letztere machen wir sicherlich nicht. Ich
sehe die anhaltende Krise eher als eine sehr
gute Chance für ein Fachmagazin. In einer
Taldurchfahrt wie dieser verlangt der Leser nach
Qualität. Diese liefern wir mit Cover.
Cicero, Brand Eins und jetzt Cover. Gibt es also
auch in Krisenzeiten einen Markt für AvantgardeMagazine?
Die Aufzählung in dieser Reihe fasse ich als
großes Lob auf. Cover gibt es schon seit dem
Jahr 2001 an der Hamburger Uni. Der Markt für
Fachmagazine ist zur Zeit sehr gut. Wir bedienen
eher spezielle Interessen als eine breite Masse.
In der Bandbreite dieser neuen Magazine werden
auch formal neue Wege gegangen. Sind die
klassischen Stilformen, wie Reportage, Glosse oder
Kommentar nicht mehr zeitgemäß?
D o c h , n a t ü r l i c h . Vo r a l l e m i n d e n
Qualitätszeitungen. Uns geht es bei Cover
eher um die Meinung der Autoren. Daher
auch unser Ansatz: Wir sind kein typisches
Fachblatt mit großer Leserschaft, sondern eher ein
Autorenmagazin für interessierte Menschen.
Sie schreiben gerade Ihre Doktorarbeit über den
11. September 2001 als Medienereignis. Hat sich
der Umgang der Menschen mit Medien seitdem
grundlegend verändert?
der „vierten Macht im Staate“ machen.
Uwe Barfknecht vom „Focus“ sieht
die Qualität der Medien in der Zukunft
stark gefährdet: „Bestimmen bald
Unternehmensberater die Inhalte der
Medien?“ fragt er.
Reinhard Siemes will diese Tendenz
nicht zu sehr dramatisieren. Er führt die
große Medienvielfalt auf: „Wir haben
eine Vielzahl von Sendern, Zeitungen
und Zeitschriften, die qualitative
Sorgenvoll:
Journalis-mus den Journalisten
Tages-zeitungen bangen um ihre
den Nähr-boden Zukunft
entziehen?
Letztendlich nimmt der Konsument
Einfluss auf die Entwicklung und
bestimmt durch seine Entscheidungen die
Zukunft der Medien in entscheidendem
Maße mit.
Ich glaube schon. In meiner Promotion geht es
jedoch eher um die Medieninhalte. Hier hat sich
viel geändert. Durch die Nachrichten erfahren wir
von Terrorismus täglich. Die Terroristen verstehen
es aber auch neue Kanäle, wie das Internet, zu
instrumentalisieren. Durch den uneingeschränkten
Zugriff auf Erpresservideos und ähnliches
gelangt die Nachricht direkt zum ungeschützten
Zuschauer. Das kann auch eine Gefahr sein.
Das Motto der Jugendmedientage ist „Wissen ist
Macht“. Was bedeutet das für Sie und Ihre Arbeit?
Diesem Motto kann ich nur zustimmen.
Wissen ist eine wichtige Voraussetzung zur
Mitbestimmung. Unser Magazin Cover soll in
diesem Zusammenhang, wie dieser Kongress,
als Wissenspool dienen. Ziel ist es, nicht nur ein
schönes Magazin zu erstellen, sondern kompetent
Informationen und Wissen zu vermitteln auf das
man jederzeit zugreifen kann.
fruchtfleisch | wer waren die interessanten menschen auf den jugendmedientagen?
„Ratschläge für das Studium
bekommen“
Andreas Quaster
(18), Aachen
Es gab schon
einige. Der Direktor
der Münchener
Journalistenschule,
Dr. Brenner,
zum Beispiel. Er
konnte mir sehr gute Ratschläge
für mein geplantes Studium der
Politikwissenschaft in Kombination
mit Journalistik geben.
„Wie aus kleinem
großes wird“
Paul W. Emde
(16), Luwigshafen
Der Andy von
Häfft. Weil
man beim
Häfft-Redaktionsbesuch
sehen konnte, wie aus einer
kleinen Schülerzeitung ein eigener Verlag geworden ist.
„Mehr privat
als berufstechnisch“
Leonie Hesse (17),
Nürnberg
Es gab einige Interessante Menschen,
aber nicht unbedingt
berufstechnisch. Bei
„on the roads“ und
in den Workshops
hat man dennoch sehr viel interessantes über das Leben und Arbeiten von
Medienmachern erfahren.
„Volontärinnen als
Vorbild“
Viktoria
Schneider (17),
Nürnberg
Die beiden Volontärinnen von der
Bundeszentrale für
politische Bildung
waren sehr nett.
Jetzt will ich später unbedingt bei
der bpb arbeiten.
10
road show
Ich wollte mir nie einen
Parmesanschneider kaufen
Ortstermin: JMT on the roads in der NEON-Redaktion.
Von Michael Metzger
G
roß ist der Raum mit den weißen
Wänden und dem blau-melierten
Teppichboden nicht - aber leer. Bis auf
die 35 JMT-On-the-Roads-Teilnehmer gibt
es hier nichts. Keine Stühle, keinen Tisch,
keine Möbel. Nach einigen Minuten betritt
Michael Ebert den Raum. „Sorry, wir sind
so große Besuchergruppen nicht gewohnt
– aber macht es euch doch bequem“,
meint der Redaktionsleiter von NEON,
dem neuen Jugendmagazin des STERN,
während er sich im Schneidersitz auf den
Boden setzt. „Wir haben uns für diese
Redaktionsräume entschieden, weil man
hier durchs Fenster klettern und im Garten
Fußball spielen kann.“
Auf Grund des Schlafentzuges und
dürftiger Verpflegung ist die Stimmung
unter den jung en Medienmacher n
angeschlagen. Ebert ist dies nicht
entgangen: „Wahrscheinlich habt ihr
erstmal andere dringende Bedürfnisse. Soll
ich euch Apfelschorle bringen?“ Damit
trifft er den Nerv der Gruppe. Als er mit
zwei Getränkekästen zurückkehrt, wird er
mit tosendem Applaus empfangen. Ganz
so, als hätte er grade 35 Jugendliche vor
dem Verdursten gerettet. Vielleicht hat er
das ja wirklich.
Kurz umreißt Ebert die Geschichte von
NEON, oder: Die Geschichte vor NEON.
Die Einstellung des jetzt-Magazins, der
Jugendbeilage der Süddeutschen Zeitung,
die eine Welle von Fan-Protesten nach
sich zog. Und vergessen ist das jetztMagazin noch immer nicht. Die lauten
Proteste, so Ebert, haben die Chefetage
des STERN aufmerksam gemacht, die
bald darauf an die mittlerweile arbeitslose
Redaktion herantrat. Ebert und sein
Kollege Timm Klotzek wurden gebeten,
ein neues Magazin zu konzipieren. „Eine
genauere Vorgabe hatten wir nicht. So
verbrachten wir ein halbes Jahr damit,
deutsche und ausländische Magazine zu
analysieren und Marktforschungen zu
studieren.“ Irgendwann haben Ebert
und Klotzek herausgefunden, dass es auf
dem deutschen Markt noch kein Magazin
gibt, das junge Männer und Frauen
gleichermaßen anspricht. Auf der einen
Seite gebe es natürlich die einschlägigen
Frauenzeitschriften mit dem Grundtenor:
Wie besorg ich’s ihm richtig? „Für mich
wäre es viel zu frustrierend, ständig so etwas
zu lesen“, meint Ebert. „Und dann gibt es
auf der anderen Seite Männermagazine à
NEON:
Professionell, doch ohne Stühle
la so bringst du sie dazu, es ihr richtig zu
besorgen. Von der Tendenz liegt mir das
allerdings schon mehr.“ Aber etwas zu
produzieren, das junge erwachsene Männer
und Frauen gleichermaßen anspricht,
ist sehr schwierig, da die Zielgruppe
nicht eindeutig umrissen werden kann:
Student oder Berufstätiger, Städter oder
Dörfler? „Am Ende resignierten wir und
dachten, wir schaffen das nie. Dies war eine
Phase, in der wir sinnlose Besäufnisse als
Geschäftsessen getarnt haben.“ Bei einem
dieser „Geschäftstermine“, im AtomicCafé, schüttete ein Kollege Ebert sein
Herz aus. „Der kam seit Jahren hierher,
um Frauen für eine Nacht aufzureißen.
Auf einmal hatte er keine Lust mehr,
wegen dem Stress hinterher“, erinnert sich
Ebert. „Er merkte, dass er was dauerhaftes
wollte, eine Frau fürs Leben. Und sein Fazit
war: Eigentlich sollte ich mal erwachsen
werden.“ Ein Satz, der wegweisend für
NEON werden sollte. Bei der Zielgruppe,
die das STERN-Jugendmagazin anpeilt,
zieht sich dieses Motto durch den gesamten
Alltag. „Natürlich wollte ich mir niemals
einen Parmesanschneider kaufen. Das kam
mir einfach zu spießig vor.“, führt Ebert als
Beispiel an. „Aber irgendwann stellte ich
fest, dass ein Parmesanschneider doch ganz
praktisch ist, wenn man sich nicht ständig
die Finger abschneiden will.“ Das Konzept
war geboren, die Chefetage zufrieden
– Start frei für das neue Jugendmagazin
des STERN.
Ob die Fotoserie der OrgasmusGesichtsausdrücke in einer der letzten
Ausgaben echt war? Die On-the-RoadsTeilnehmer stellen viele Fragen. „Naja,
wir haben einen New Yorker Fotografen
beauftragt, und in New York sind die
Menschen geil darauf, in Magazinen
abgedruckt zu werden. Allerdings haben die
Männer masturbiert, und die Frauen Dildos
benutzt“, gibt Ebert zu. Einige weitere
Fragen und viele Apfelschorlen später
endet der Termin mit einer Führung durch
die Redaktionsräume. Noch sind die Räume
zwar nicht sehr liebevoll eingerichtet, aber
das wird sich ändern, sobald mal ein
bisschen Luft im Terminkalender ist“,
meint Ebert. Gearbeitet wird auf schicken
Apples, die Mitarbeiter sind aufgeschlossen
und nett. Und es stimmt: Man kann
mühelos aus den Fenstern auf den Rasen
springen, um dort Fußball zu spielen.
n
o
J MT
Wer nicht fragt bleibt dumm
Wie eine Fahrt ins Unbekannte ein spannendes Ende findet.
Von Christina Werneke, Christoph Köckerling und Mareike Engels
S
AE, was ist das? Wir wissen es nicht.
Trotzdem oder gerade deshalb
machen wir uns auf den Weg zu dieser
Station von JMT- On the Roads. Auf der
Fahrt spekulieren wir über die Bedeutung
der Abkürzung. Einer meint zu wissen,
es sei eine Schule für Audiotechnik, ein
anderer denkt, dahinter verbirgt sich eine
Zeitschriftenredaktion. Je näher wir dem
Ziel unseres Ausflugs kommen, umso
größer wird die Spannung.
Dann sind wir endlich da und wollen am
Liebsten sofort unsere Neugierde gestillt
wissen. Der Leiter und Lehrer Oliver
Gesche begrüßt uns erst mal freundlich.
School of Audio Engineering ist die
Antwort auf unsere wilden Spekulationen.
Damit sind wir nicht wirklich weiter
gekommen, weil eigentlich immer noch
keiner von uns weiß, was das denn nun
ist. Aber wir erfahren es umgehend.
Schließlich sind wir hier, um was zu
lernen.
Der Australier Tom Misner gründete
1976 die Schule als Ausbildungsstätte
für Audiotechnik. Mittlerweile bildet sie
allerdings auch Fachleute für Computer
Animationen, Interaktive Webauftritte
und mehr aus. Nach gut 30 Jahren sind
ungefähr 40 Schulen weltweit entstanden.
Davon befinden sich allein sieben in
Deutschland.
In diesen Schulen fertigen die Studenten
eigene Homepages an, komponieren
Filmmusik oder basteln Computer
Animationen. Wer engagiert und mit viel
Herzblut mitarbeitet, kann nach seiner
Ausbildung ziemlich groß rauskommen.
So war ein ehemaliger Student der
SAE beispielsweise maßgeblich an
der Entwicklung des Space-Taxis aus
Bully Herbigs „Traumschiff Surprise“
beteiligt.
Die Gr undkenntnisse für derlei
Erfolgsstorys erlernen die Studenten in
kleinen Klassen von max. 20 Personen.
Selbständiges Arbeiten mit dem von
der Schule zur Verfügung gestellten
Equipment wird erwartet. Dadurch
solle das im Unterricht erworbene
Wissen vertieft und ausgebaut werden.
Supervisoren helfen den Lernenden
bei Fragen und Problemen weiter. „So
lernen die Studenten die eigenständige
Arbeitsweise.Im Berufsleben ist das
besonders wichtig“, erklärt uns Oliver
Gesche.
Uns interessiert brennend was für
Vorrausetzungen ein Bewerber bei der SAE
mitbringen muss. Wird Abi oder Fach-Abi
verlangt? Muss man voher Erfahrungen in
Praktikas gesammelt haben? Oder ist sogar
ein abgeschlossenes Studium notwendig?
Zur unserer Überraschung erfahren wir,
dass ein Realschulabschluss vollkommen
ausreicht. Der Bewerber sollte allerdings
durchschnittliche Computerkenntnisse
besitzen und mindestens 18 Jahre alt sein.
„Erst dann hat man genügend eigenen
Willen und Disziplin um einen der drei
Ausbildungsstufen abzuschließen“, meint
Oliver Gesche. Und was sind jetzt die
drei Ausbildungsstufen? Basic Media
Certificate, Diplom-Level und DegreeLevel heißen sie, wie wir kurz darauf
erfahren. Um das Basic Media Certificate
zu bekommen braucht m
Wer das Diplom-Level
dessen Zeit bei der S
Engineering verlängert
9 bis 18 Monate. Wer
nicht von der SAE trenn
weitere 12 Monate ver
Degree-Level absolviere
Dafür, dass wir vor z
noch gefragt haben, wa
Buchstaben verbergen
nun diese Schule alle
Der Haken wird uns alle
schnell bewusst: Die SA
Schule deren Abschlüs
anerkannt sind. Deswe
keine staatlichen Zus
Kosten von bis zu 8000
finanziell absichern
Tatsachen dämpfen uns
mächtig.
Wer jetzt allerdings
eine Menge Geld für
Abschluss ausgeben m
daneben. Dass der A
staatlich anerkannt ist,
dass er in der Industrie k
besitzt. Außerdem arbe
der englischen Middl
in London zusamme
kann man auch den „B
bekommen.
Was bedeutet SAE?
heute erfahren und dazu
Zu unserer eigenen Übe
wir diesen Termin doch
und informativ.
a
o
d
r
s
!
e
th
road show 11
Zeitung zu den JugendMedienTagen 2004
22. bis 24. Oktober 2004, München
Raus aus den Tagungssälen, ab
in den Medienalltag, heißt es für die JMTler am
Freitag Nachmittag. Für ein paar Stunden tauchen sie ein in die Atmosphäre
von Redaktionen, Studios, Journalistenschulen oder Druckereien.
man ca. 3 Monate.
noch dran hängt,
School of Audio
t sich um weitere
sich immer noch
nen will, kann um
rlängern und das
en.
zwei Stunden uns
as sich hinter drei
mag, finden wir
total spannend.
erdings auch sehr
AE ist eine private
sse nicht staatlich
egen gibt es auch
schüsse, die bei
0 € die Studenten
könnten. Diese
sere Begeisterung
denkt, dass man
einen nutzlosen
muss, liegt total
Abschluss nicht
, bedeutet nicht,
keinen Stellenwert
eitet die SAE mit
lesex University
en und darüber
Bachelor of Arts“
? Das haben wir
u noch viel mehr.
erraschung fanden
h sehr interessant
Und es gibt es doch:
Das Licht am Ende des Tunnels
Bin ich jetzt im
Fernsehen?
Von der viel beschworenen Krise der Medien ist bei der Deutschen Journalistenschule nicht viel zu spüren.
Der Besuch in den ehrwürdigen Hallen stimmt optimistisch. Von Anna Schraven
Zu Besuch beim Bayrischen
Fernsehen. Von Julian Wilckens
„N
ur nicht den Mut verlieren!“,
a uch wen n es a uf d em
journalistischen Ausbildungsmarkt im
Moment nicht rosig aussieht. Das ist
doch mal eine Botschaft, die gerade aus
dem Munde von Ulrich Brenner – Leiter
und Geschäftsführer der Deutschen
Journalistenschule e.V. – recht ermutigend
klingt. Er, der schon selbst über 30 Jahre in
der Szene aktiv ist, sollte es wohl wissen.
Viel Zeit nahm sich der Journalist, um mit
uns JMT-Teilis das Gebäude der Deutschen
Journalistenschule in Münchens Innenstadt
vom Dachstuhl bis zum Kellergeschoss zu
erkunden. Computer- und Sitzungsräume,
Cutterplätze und Hörfunkstudio. Den 45
Studenten, die hier in neun Monaten die
Kunst der Zunft erlernen, wird einiges
geboten. Print, Fernsehen, Hörfunk und
Online-Journalismus werden teilweise
in Kooperation mit dem Studiengang
Kommunikationswissenschaften der
Uni München gelehrt. Die Schule wird
heute von 53 Trägern unterstützt, so
dass die Studenten ein kostenloses
Studium absolvieren können. Nach zwei
Semestern Theorie schließt sich eine
halbjährige Praktikumszeit an. Hierbei
profitieren die angehenden Journalisten
von den zahlreichen Kontakten der
traditionsreichen Schule zu Medienhäusern
in ganz Deutschland.
Der Journalismusschule eilt ihr Ruf
voraus. Ehrfürchtiges Schweigen hängt
über der Gruppe, als die Sprache auf
ehemalige Absolventen der renommierten
Lehranstalt kommt. Es fallen Namen
wie Günther Jauch und Barbara
Maischberger. Auch Ulrich Brenner
selbst begann seine journalistische
Karriere in dem verwinkelten Gebäude.
Seine beeindruckende Laufbahn zieren
Stationen wie die Stuttgarter Zeitung, das
Magazin der Süddeutschen Zeitung sowie
das Kundenmagazin von BMW. Seit zwei
Jahren ist er nun Ausbilder in München.
Seit Gründung der Schule im Jahr
1949 haben ca. 1800 Journalisten
ihren Abschluss erworben und den
„Elitecharakter“ der Bildungsstätte
mitgeprägt. Dieser Ruf haben nicht
zuletzt die ber ühmt-ber üchtigten
Aufnahmeprüfungen mitgeprägt. Einen
tagelangen Bewerbungsmarathon mit
Fragebögen und Auswahlgesprächen
müssen die Anwärter über sich ergehen
lassen. Die Tortur lohnt sich. Die DJS
scheint das Sprungbrett in eine glitzernde
Welt zu sein. Das schwarze Brett quillt
über vor verlockenden Jobangeboten und
Spiegel & Co klopfen manchmal sogar
persönlich an, um nach neuen Redakteuren
zu suchen. Ein hilfreiches Netzwerk
spannt sich von diesem unscheinbaren
Gebäude in die Welt und lässt die Schule
zur Jobbörse werden.
Doch steckt sehr viel Arbeit hinter
dem Titel „Diplom-Journalist“, mit
dem man sich am Ende schmücken
darf. In Theorie und Praxis erhalten die
SAE:
Gut ausgestattete Räume. Kein
Wunder bei einer Privatschule
Schüler eine multimediale Ausbildung,
die vollen Einsatz von ihnen fordert.
Abgabetermine und Abschlussarbeiten
prägen oft den Alltag, Nachtschichten und
Wochenendarbeit sind mehr die Regel als
die Ausnahme.
Nach all diesen Informationen gibt es
das eine oder andere betretene Gesicht in
den Reihen der Nachwuchsjournalisten.
So mancher fragt sich: Habe ich überhaupt
eine Chance bei 600 Bewerbern jährlich?
Die sind doch alle bestimmt viel besser als
ich... Doch auch da kann Ulrich Brenner die
Runde beruhigen. Die Journalistenschule
ist „kein Königsweg“, versichert er.
Auch das klassische Volontariat ist
immer noch ein guter Weg gen Zukunft,
doch muss man hier sehr genau auf die
Ausbildungsangebote achten. Man sollte
sich keinesfalls als billige Schreibkraft
ausnutzen lassen! Grundsätzlich gibt
Brenner den jungen Medienmachern den
Rat, ein Studium abzuschließen und zwar
ruhig etwas „fachfremdes“ zu lernen. Ein
Germanistik- oder Journalistikstudium
macht keinen guten Redakteur aus. Spaß
am Fach und journalistische Praktika
nebenbei sind da viel wichtiger.Der
Nachmittag in der Journalisten Schule
stimmt zuversichtlich. So düster schaut’s
doch gar nicht aus. Jeder, der sich engagiert
und kritisch bleibt, wird uns versichert, hat
auch eine Chance seinen Traumberuf zu
verwirklichen.
W
em eine steile K ar riere in
Deutschlands Flimmerkisten
vo r s ch we b t , ko m m t a n d e r d e r
vier tg rößten Fer nsehanstalt, dem
Bayrischen Rundfunk kaum vorbei. Auch
wenn die Zielgruppe auf den ersten
Blick mit einem Durchschnittsalter
von 60 Jahren nicht gerade als die
Erfüllung aller jungjournalistischen
Träume erscheint. Nichtsdestotrotz
bietet der Sender vielfältige Möglichkeiten
für motivierte Journalisten. Von den
gefürchteten Heimatfilmen bis hin zur
Auslandskorrespondenz in Rom oder
Tel-Aviv findet sich hier alles.
Bis zum eigenen Fernsehbeitrag ist es
ein langer, steiniger Weg. Wer in Bayern
Fernsehen machen will, kommt an einer
etwa sechs bis acht Monate dauernder
Hospitation nicht vorbei. Welche mit
Engagement und etwas Glück auch
zu einem bis zu 15 Monate langen
Volontariat und damit zu einem möglichen
beruflichen Einstieg bei diesem Sender
führen kann. Wie eigentlich überall wird
ein abgeschlossenes (Fach)Studium
und natürlich die Beherrschung des
journalistischen Handwerks verlangt.
Für eine spannende Aufgabe im Ausland
sollte man selbstverständlich auch mehr
als eine Fremdsprache beherrschen.
Bayrische Sprachkenntnisse sind zwar zu
empfehlen aber allen Gerüchten zuwider
nicht obligatorisch.
Für JMT-on-the-roads präsentierte der
südlichste öffentlich-rechtliche Sender
neben dem kompetenten Fernsehjournalist
Georg Antretter den „Weltspiegel“Moderator Peter Mezger. Insbesondere für
an der internationalen Arbeit interessierte
Nachwuchs-Journalisten hatte er viele
interessante Ratschläge und Anekdoten
aus seiner abwechselungsreichen
Laufbahn parat. Diese persönliche
Note machte den Besuch für viele
von uns hilfreich bei der Karriereplanung.
A4
13.02.2004
15:08 Uhr
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massen 13
Zeitung zu den JugendMedienTagen 2004
22. bis 24. Oktober 2004, München
fruchtfleisch | Wie
Bereits zum 18. Mal findet das bedeutendste Treffen der Medien- und Kommunikationsbranche in Europa
statt. Dieses Mal lautet das gewöhnungsbedürftige Motto „Merging Media - Potenziale und Konsequenzen
der Digitalisierung“. Von Ory Laserstein
Z
wischen riesigen Fahnenmästen
und blau angezogenen Promotern,
die einem gleich drei Handzettel andrehen
wollen, bahne ich mir meinen Weg durch die
den Eingang versperrende Menschenmasse.
Vorbei an Männern in schwarzen
Anzügen und abgewetzten Cordsakkos
drängle ich mich in die Hallen der
Medientage. Zirka 90 Aussteller und
6000 Besucher treffen sich vom 20. bis
22. Oktober in der Münchener Messe. Im
kleinen öffentlichen Teil der Messe stellen
Fernsehsender, Zeitungen und Radiosender
aus. Für so manchen der Besucher sind die
Stände Nebensache. Denn auf den Podien
werden neuste Trends in der Medienbranche
sowie der Einfluss der Medien auf die
Gesellschaft debattiert. Denkbar kontrovers
und spannend fallen die Diskussionen aus.
Und es diskutiert nicht irgendwer. Die
Eröffnungsrede hielt Dr. Edmund Stoiber
und nach ihm betraten sämtliche Größen der
Medienbranche die Podien.
Deshalb herrscht an den Ständen der
Aussteller Leere. Leere, die durch einen
rot gekleideten Mann mit schwarzem
Zylinderhut dekoriert wird. In seiner linken
Roboter auf. Die so genannten TV-Lounges
erfreuen sich reger Beliebtheit. Bequem
auf Sesseln und auch auf Liegestühlen
lümmelnd, haben Besucher wenig Interesse
für weitere Angebote. Auch der Mann
In seiner eigenen Welt
Hand trägt er einen roten Plastikkoffer. Der
Koffer in seiner Hand bewegt sich nicht wie
man das bei den vereinzelnd schlendernden
Besuchern beobachten kann. Wie ein großer
Roboter schreitet der rote Mann ruckartig
an den verlassenen Ständen vorbei. Auf
seinem Gepäck prangt große Werbung eines
Softwareunternehmens. Er starrt nach vorne
als trüge er Scheuklappen. Sein Blick fixiert
einen Punkt am Ende des Ganges. Selbst an
den gut besuchten Ständen fällt der humane
stellst Du Dir Deinen Weg in
die Medienbranche vor?
„Vom Praktikum direkt
in den Job“
mit dem Zylinder zeigt kein Interesse
am Geschehen. Schließlich kehrt er zu
seinem Stand zurück und erstarrt zu einer
Schaufensterpuppe. Nach wenigen Minuten
geht ein Ruck durch der Glieder angespannte
Stille und er setzt sich wieder in Gang. Der
rotgekleidete Mann geht mechanisch in
die nächste Halle. Auch hier beherrschen
verlassene Stände das Szenario.
Christine Helten
(22), Aachen
Ich habe jetzt ein
2 1/2 monatiges
Praktikum bei einem
Aachener Radiosender gemacht
und hoffe jetzt, dort
freie Mitarbeiterin zu werden. Wenn
nicht, werde ich noch ein weiteres
Praktikum machen.
Höhepunkt am Ende
Doch der Raum ist gefüllt mit Gemurmel,
das mehr verspricht. Dem Raunen des
Menschenschwarms folgend, erreiche ich das
Opening der Jugendmedientage. Über 600
Teilnehmer befinden sich in dem hinteren
Teil dieser zweiten Halle. In dem Gewühl
verliere ich den roten Zylinderträger aus
den Augen. Auf der Bühne wird gerade der
bayrische Schülerzeitungspreis von Karl
Freller verliehen. Anschließend ballen sich die
Menschenmassen an einem langen Tisch um
Essbares zu ergattern. Nach der Einteilung
für die nächsten Workshops verlassen die
Teilnehmer die Messe. Zwischen den nach
draußen strömenden Massen strömt die
Leere herein und ich kann wieder einen
Blick auf die menschliche Maschine werfen.
Der rotgekleidete Werbeträger bewegt sich
nicht. An dem Stand, für den er wirbt ist er
erstarrt. Das ist das Letzte was ich von diesen
Medientagen sehe.
„Ausbildung und Studium als
Qualifikation“
Ina Hiller (18),
Emsdetten
Ich plane, zuerst
eine Journalistenschule zu besuchen,
weil diese eine
praxisnahe Ausbildung anbieten.
Anschließend möchte ich noch ein
Studium absolvieren, um eine bessere Qualifikation zu erreichen.
„Ich bin keine Krankenschwester“
Bascha Mika (50), ist die einzige Chefredakteurin einer überregionalen Tageszeitung in Deutschland. Auf
den Jugendmedientagen diskutierte die taz-Chefin engagiert auf dem Panel „Frauen und Männer im
Journalismus“. Politikorange traf sie anschließend zum Interview.
Das Gespräch führte Stefan Steinacker
Kampfgeist?
Wir sind die beste über regionale
Tageszeitung in Deutschland. Es zahlt sich
vielleicht nicht aus, aber es rechnet sich.
Ist Ihre Motivation also eher persönlicher
Natur? Haben Sie diese in jungen Jahren auch
im Straßenkampf verteidigt?
Frau Mika, sind Sie eigentlich
Masochistin?
(lacht) Nein, weder Sado- noch
Masochistin.
Sie leiten seit sechs Jahren eine überregionale
Tageszeitung, die verzweifelt auf der Jagd nach
Abonnenten ist. Ihre Mitarbeiter arbeiten für
die Hälfte des Tariflohns. Woher kommt Ihr
Also, ich habe mich nie aktiv am
Straßenkampf beteiligt. Ich war aber als
Studentin oft auf Demonstrationen. Zum
Journalismus bin ich auch nicht durch eine
Bürgerinitiative gekommen. Ich habe zuerst
eine Banklehre gemacht und anschließend
Germanistik, Philosophie und Ethnologie
studiert. Zur taz bin ich schließlich gegangen,
weil sie eine unabhängige und vor allem
kreative Zeitung ist. Hier kann man als
Journalistin oder als Journalist viel machen
und viel erreichen.
Sie haben heute an einem Symposium zum
Thema „Männer und Frauen im Journalismus“
teilgenommen. Sehen Sie in Programmen
wie Gender Mainstreaming eine Chance
zur Verbesserung der Chancengleichheit der
Geschlechter im Journalismus?
Nun, Gender Mainstreaming wie die
Quotenregelung der taz kann nur eine Krücke
sein. In einer, auf das Geschlechterverhältnis
bezogenen, behinderten Gesellschaft
wie unserer, braucht man aber gerade
diese Krücken, damit die Menschen in
Deutschland wieder laufen lernen. Das
Ziel der Krücke ist ja die Unterstützung der
schnellen Heilung.
Und Sie sind als Chefredakteurin die
Krankenschwester?
Nein. Ich kann und will auch keine
Krankenschwester sein in dieser Hinsicht.
Sie haben aber 1998 eine „kritische
Biographie“ über Alice Schwarzer veröffentlicht.
Wo sehen Sie eine verbesserte Entwicklung im
Geschlechterkampf der letzten zehn Jahre?
Es hat sich sehr viel getan. Durch
Maßnahmen wie Quotenregelungen,
Gender Mainstreaming und diversity
trainings ist ein größeres Bewusstsein für
diese Problematik in einer erweiterten
Bandbreite der Gesellschaftsschichten
entstanden. Die Gleichberechtigung und die
Chancengleichheit, sowie das ausgewogene
Verhältnis zwischen Mann und Frau sind
heute ein wichtiges Erfolgskriterium für
unsere Gesellschaft geworden.
Das Motto der diesjährigen
Jugendmedientage ist „Wissen ist Macht“ – was
bedeutet dieses Motto für Sie persönlich und
gerade für die taz, die jeden Tag als einzige
Zeitung „die Wahrheit“ schreibt?
Wissen ist ein Schlüssel, der viele Tore
öffnet. Es ist ein Schlüssel für unsere
Gesellschaft. Besonders ethnische Gruppen
und Migranten in Deutschland legen viel zu
wenig Wert auf Bildung und Ausbildung,
um sich in unserem Land zu profilieren.
Aber auch in der 3. Welt ist Bildung ein
Machtfaktor. Hier kann Wissen der Schlüssel
zur Welt sein und die Qualifikation zum
Anschluss an den Weltmarkt liefern. Für die
taz ist Wissen ein wichtiges Merkmal ihrer
täglichen Arbeit. Nicht nur Informationen
liefern, sondern Wissen vermitteln, vor
allem über unsere Schwerpunktseiten. Dies
entspricht unserer Auffassung von gutem
Journalismus: Analysen liefern, Debatten
anregen und begleiten, Hintergrundberichte
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Ulrich Meyer
Trotz der üblichen organisatorischen
Schwierigkeiten begann der langjährige
Journalist Bernd Mann den Workshop
„Das Leben als Freier – von der Steuer
bis zum Kontakte knüpfen“ pünktlich.
Sein Vortrag behandelte die aktuelle
Markt- und Jobsituation für freie
Journalisten. Der Slogan „München, die
Medienhauptstadt“ stimme nur noch
bedingt, denn auch hier schreitet der
permanente Abbau von festen Stellen
in den Verlagen voran, sagte Mann. Er
erklärte den schockierten Zuhörern:
„Die Kirch Pleite im Jahr 2003 weitete
sich zur generellen Medienkrise in der
bayrischen Landeshauptstadt aus – mit
dem Verlust von ca. 1.000 Stellen.“ Um
trotz der Krise einen Job als Journalist
zu bekommen, empfiehlt Mann viele
Kontakte zu knüpfen und eine möglichst
gute Ausbildung zu absolvieren.
Journalistenbilder
Hochmütig, hemmungslos und
hartnäckig sollen sie angeblich sein, die
Journalisten von heute. Oft werden sie
von der Gesellschaft auf diese negativen
Eigenschaften reduziert, aber entspricht
das auch der Wahrheit? Sind sie wirklich
bereit, moralische Werte für eine gute
Story über Bord zu werfen? Oder
sehen sie sich als seriöse Informanten
ihren Lesern verpflichtet? Über diese
Fragen machten sich die Teilnehmer
des Workshops „Journalistenbilder in
Literatur und Film“ mit Referenten
Markus Behmer und Senta Pfaff
Gedanken. „Oft werden Journalisten
negativ dargestellt - als gesinnungslose
Opportunisten bei Gustav Freytag,
Schreibtischtäter bei Heinrich Böll oder
für Kommunika-tionswissenschaft
und Medienforschung. Gleichzeitig
muss jedoch der Leser über eine gute
Allgemeinbildung verfügen, um die
Zeichnung decodieren zu können. Denn
schließlich soll ein Karikaturist einen
Beitrag zur Meinungsbildung leisten und
den Leser zeitgleich unterhalten. Aktuelle
Zeichnungen von amerikanischen
Karikaturisten wie Jeff Danziger, David
Horsey und Mike Peters wurden von
den Jugendlichen interpretiert. Knieper
zeigte sich begeistert vom Wissen
und der Urteilungskompetenz der
Jungjournalisten, die sofort jede Karikatur
entschlüsselten, obwohl es meist um
Themen der amerikanischen Politik ging.
In den USA werden häufig Sprechblasen
und Bewegungslinien verwandt, was in
Deutschland noch als „Trivialisierung der
Karikatur“ gilt. Äußerst kreativ zeigten
sich die Teilnehmer bei der Erstellung
einer eigenen Karikatur. Bezüglich des
Klonens entwarfen sie eine imaginäre
Zeichnung, die die Generalversammlung
der Vereinten Nationen zeigen sollte.
„Am Pult steht ein Redner, der einen
Vortrag mit Argumenten gegen das
Klonen hält“, erläuterte Michael B aus
Celle. „Die Zuhörer sehen alle gleich
– also geklont - aus. Gleichzeitig stimmen
sie aber dem Redner zu“, so der 17Jährige. „Leider hatten wir jedoch viel zu
wenig Zeit für diesen Workshop“, sagte
er. Genauso begeistert zeigten sich auch
die anderen Zuhörer, die gerne noch
länger geblieben wären.
Recherche
Für alle journalistischen Stilformen ist
eine gute Recherche das A und O. Denn
eine umfangreiche Recherchearbeit
ist eine wichtige Grundvoraussetzung
reizvoll machen sollte. Anschließend
lauschte das interessierte Publikum den
sieben Tipps für eine perfekte Headline.
Regel eins nannte er „Der andre Dreh“
und präsentierte die Headline der taz
zur Homosexuellen-Ehe: „Homos droht
der Eheknast“ als gutes Beispiel. Als
zweite Regel gilt das kreative Erfinden
von Wortspielen. Der dritte wichtige
Tipp fordert auf, metaphorische Bilder
in neue Zusammenhänge zu stellen,
sprich bildliche Assoziationen und
Zusammenhänge zu erschaffen. So titelte
zum Beispiel eine italienische Tageszeitung
„Monster Schumi verschlingt Formel
1 “ . Au ch Wo r t n e u s ch ö p f u n g e n
(Neologismen) seien mögliche Mittel
für den einfallsreichen Redakteur. Die
sechste Regel behandelt das „Klauen“
aus bekannten Werken. So titelte
beispielsweise die FAZ zeitweise in
ihrem Feuilleton mit Donald DuckZitaten. Als letzte Faustregel gilt es, die
menschlichen Bedürfnisse des Lesers
anzusprechen. Sicherheit, körperliche
und soziale Bedürfnisse würden die
Menschen immer interessieren, so
Jochen. Grundsätzlich gilt: immer kreativ
sein, „Eye-Catcher“ produzieren und
„knackig und attraktiv“ zu titeln. Ebenso
wie die anderen Teilnehmer war die
22-jährige Sibylle Schikora: „Ich fand
es sehr informativ und es wurden viele
gute Beispiele genannt. Für mich war der
Workshop auf jeden Fall inspirierend
und gibt mir neue Ideen“.
Online-Journalismus
Der Workshop „Online-Journalismus“
der zwei jungen Redakteure Michael
Hartung und Janos Burghardt bot dem
Publikum viele konkrete Tipps. Das
Berufsbild eines Online-Journalisten
Sat 1 - Moderator Ulrich Meyer eröffnet
das Wintersemester 2004 der Studiengänge Angewandte Medienwirtschaft
Säufer wie in Tom Wolfes „Fegefeuer
der Eitelkeiten“, erklärte Behmer. Das
Fazit der Teilnehmer besagte, dass es
neben den negativen Beispielen der
Literatur auch in der Realität positive
gibt. Zu welcher Seite sie in Zukunft
zählen werden, müssen sie noch selbst
herausfinden.
Richtig karikieren
Studieren bei Macromedia heißt Umgang
mit professioneller Technik für Aufnahme
und .Nachbearbeitung.
Tel: 0800/macromedia
(gebührenfrei)
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Als brutale Hyänen und gierige Geier
werden Journalisten in zahlreichen
Karikaturen dargestellt, fanden die
jugendlichen Teilnehmer des Workshops
„Richtig karikieren“ heraus. Überzeichnet,
pointiert, böse und zynisch werden die
Stereotypen den Lesern präsentiert.
Doch was macht eigentlich eine gute
Karikatur aus? Aktualität, politischer
Bezug und persönlicher Kommentar
spielen bei der stellungnehmenden,
politischen Karikatur eine große Rolle.
„Zum einen ist es wichtig, dass der
Karikaturist ein Thema, an dem er Kritik
übt, ausführlich recherchiert. Dann kann
er seine Technik festlegen und Symbole
oder Allegorien einbauen“, so Referent
Dr. Thomas Knieper vom Institut
für das Gelingen und die Qualität
eines jeden Textes. Anhand von
Beispielen aus zahlreichen Tages- und
Boulevardzeitungen verglichen die
Teilnehmer des Workshops „Recherche“
die Arbeitsweise der Autoren und
deckten Fehler sowie argumentative
Lücken auf. „Für den eigenen Artikel
ist es essentiell, dass ihr Informationen
gegencheckt und euch auf keine Quelle
hundertprozentig verlasst“, unterstrich
Ingmar Cario, Vorstandsmitglied
des „netzwerk recherche e.V.“. Am
Verlässlichsten seien Mitteilungen aus
erster Hand. Weiterhin gab er den jungen
Schreiberlingen praktische Tipps, wie sie
effektiv und zeitsparend recherchieren
können.
Überschriften
Sehr praxisorientiert ging es
in dem Workshop „Überschriften“
des Studenten Jochen Markett zu.
Das oberste Ziel der Überschrift sei
natürlich, Aufmerksamkeit zu erregen.
Zu den Grundregeln der Überschrift
erklärte Jochen, dass sie den Text nicht
verfälschen, verständlich und zugleich
sowie die Struktur und Erstellung einer
eigenen Homepage wurden ausführlich
besprochen. Zum Online-Journalismus
zählt für die zwei Referenten auf jeden
Fall das Redaktionssystem CMS und
ein geregelter Arbeitsablauf. Ebenso
wurde ein Einblick in die Kosten und
Finanzierungsmöglichkeiten eines eigenen
Online-Angebots gewährt. Zu den
wichtigen Tipps zählt die Interaktivität
der Homepage – O-Töne, Fotos, Foren,
Leserbriefe und Chats mit Experten
binden den User. Die zwei Gründer des
Stuttgarter YAEZ-Verlags boten den
Teilnehmern die Umschreibung eines
aktuellen Tagezeitungsartikels in einen
Online-Artikel an. Die praktische Übung
wurde gerne erledigt, so berichtet die 21jährige Jasmin Bauer: „Der Workshop ist
sehr informativ, praxisorientiert und ich
bin sehr froh, dass ich hier gelandet bin“.
Zu den Regeln des Online-Journalismus
zählen die Impressumspflicht und
das legale Erwerben der Fotos. Die
Referenten waren nach dem Workshop
ebenso zufrieden: „Die Teilnehmer
waren sehr aktiv und haben schon
konkrete Ideen und Planungen“.
djungle kämpfe 15
Zeitung zu den JugendMedienTagen 2004
22. bis 24. Oktober 2004, München
Verlängerung nicht nötig.
Medienstadt München. Aber die Konkurenz schläft nicht.
Über Fortschritt, Fakten und Innovationen. Von Julian Flohr
3
:2. So lautete das Ergebnis der
Bundesliga-Partie zwischen Hertha
BSC und dem FC Bayern München.
Erstaunlicherweise lassen sich Parallelen
zur Welt der Medien erkennen. Auch
hier liefern sich München und Berlin ein
prestigeträchtiges Duell – ohne Fouls.
Ende April diesen Jahres ging die
Bundeshauptstadt in Führung. Denn
der Musiksender MTV verlagerte
seine Europa-Zentrale von München
nach Berlin. Dor t entstand ein
maßgeschneiderter, 4,7 Millionen Euro
teurer Studiokomplex im Rahmen des
Projektes „media spree“. 1:0!
Sony in Berlin?
Der zweite „Global Player“ folgte
sogleich und erhöhte auf 2:0. „Ick bin
een Berliner“ darf fortan auch „Universal
Music“, der größte Medienkonzern
weltweit, von sich sagen. Petra Müller,
Geschäftsführerin der Medienboard
Berlin-Brandenburg GmbH, meinte
gegenüber der Berliner Morgenpost:
„Universal, Sony, Popkomm, MTV und
die spannendste Clubszene Deutschlands
- Berlin ist auf dem besten Weg,
Musikhauptstadt zu werden“. Recht hat
sie: In Berlin trifft sich die Szene auf der
djv_122_184 lay def.
Musikmesse, sowie auf der alljährlichen
„Echo“-Preisverleihung.
In Berlin werden zwar die Trends
geboren, doch im Verhältnis zu anderen
deutschen Städten herrschen preiswerte
Lebensbedingungen und niedrige Mieten,
was wie im Fall Sony ausschlaggebend
für die Standortwahl sein kann. Im
September 2004 wanderte Sony Music,
frisch fusioniert mit BMG, nach München
ab. Somit verkürzte München durch
Sonys Ansiedlung auf 1:2.
Berlin setzt noch einen drauf.
Nirgendwo anders studieren so viele
junge Menschen medienorientierte
Studiengänge. Auch bei Serien und
anderen TV-Produktionen ist der Drehort
Berlin Nummer Eins vor Hamburg und
München. Die Begegnung scheint bei
einem Stand von 3:1 entschieden!
In Sachen Ausbildung konter t
Karl Freller vor der versammelten
Teilnehmerschaft der JMTs mutig:
„Immerhin 60 Ausbildungseinrichtungen
kommen den Jugendlichen hier in
München entgegen.“ Gemeint sind
zum Beispiel die Hochschule für
Fernsehen und Film (HFF), die zwei
universitären Institute sowie zahlreiche
Fachhochschulen und spezifische
Ausbildungsstätten.
21.10.2004
15:04 Uhr
Ko n r a d B ay e r
von der MarketingAgentur „g o to
bavaria“ schließt
sich an: „In
München machen
wir Journalisten
dank der guten
Ausbildung
wirklich fit für
den Markt. Die
Unternehmen
k ö n n e n
somit auf
qualifizierte
Arbeitskräfte
zurückgreifen“. Das
formulierte Ziel der Agentur,
„Bayern in die Welt hinauszutragen
und Unternehmen und Fachpersonal
hineinzunavigieren“ mutet realistisch
an. Schließlich sprechen weitere
Fakten für München, wo über 14 000
Medienunternehmen ihre Heimat
haben. Bayer weiß um den Stellenwert
vor allem der Mini-Unternehmen:
„Für Fernsehproduktionen sind sie
unersetzlich, denn kleine MedienAgenturen liefern beispielweise Specials,
die Sender wie ZDF oder Premiere nicht
allein herstellen.“
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Nicht zu vernachlässigen
sind die g eog rafischen
Faktoren, wobei
sich München etwas
fortgeschrittener präsentiert
als die „Großbaustelle“
Berlin. Nach wie vor ist
Berlin zwar die beliebteste
Location für Film- und
Fe r n s e h p r o d u k t i o n e n .
A l l e r d i n g s wo l l e n d a s
Leben und Arbeiten der
Medienmacher in einer Stadt
vereint werden: „München,“
so summier t Bayer,
„gewinnt an Attraktivität
durch sein üppiges Freizeitund Kulturangebot. Ein
Ausgleich von Stress im
Beruf und Entspannung
in der Freizeit ist absolut
gewährleistet.“ In Sachen
Infrastr uktur kann sich
München sehen lassen. „Der
gut angebundene Bahnhof
und der nahe Flughafen
sowie kurze Distanzen im
Allgemeinen erleichtern
die Zusammenarbeit der
Medienunternehmen
enor m. Die Belohnung
für gut geplante
Rahmenbedingungen:
Unter europaweit 3000
Wirtschaftsregionen hat
das „Empirica Institut“
der Stadt München das
Prädikat „Attraktivster
Standort“ verliehen. Laut
Umfrage sind 87 Prozent
der Medienunternehmen mit
ihrem Standort München
sehr zufrieden oder
zufrieden. Immerhin 23
der 100 größten deutschen
Unternehmen haben ihren
Sitz im Freistaat.
Ähnliche Zufriedenheit
herrscht in der Informations- und Blätterwald:
Telekommunikationstechnologie (IT), Auch in München
der in Bayern eine große Bedeutung wird es Herbst.
zukommt. Dr. Otto Wiesheu, Bayerischer
Staatsminister für Wirtschaft, sagt im
„Media Guide Bayern 2005“: „IT-Firmen
können von diesen Rahmenbedingungen
profitieren und tun dies erfolgreich“. Der
Nachwuchs erkennt dies und InformatikStudiengänge im IT-Bereich erfreuen
sich heute großer Beliebtheit. Wiesheu
erklärt: „Bayern gehört zu den Top-ITStandorten weltweit. Über 20 000 ITUnternehmen beschäftigen circa 350 000
Mitarbeiter. Microsoft, Motorola, Apple,
General Electric: Auch im IT-Sektor
lockt München die Global-Players“.
Starke Konzentration
Nachdem Berlin in Bezug auf
Film und Fernsehen gegenüber dem
Konkurrenten aus dem Süden erstmalig in
knappen Rückstand geraten ist, übertrifft
München sämtliche Städte Deutschlands
auf anderem Terrain umso deutlicher.
München ist beispielsweise die Nummer
Eins der Verlagsstandorte. Die circa 90
Redaktionen bieten eine unglaublich
vielfältige Auswahl an Zeitungen und
Zeitschriften. Namentlich seien hier
die Süddeutsche Zeitung, Bild und der
Münchner Merkur genannt. Nirgendwo
sonst in Deutschland existieren so viele
Buchverlage. Übrigens: Allein New York
kann den Bayern das Wasser reichen.
Mit rund 3,6 Milliarden Euro trugen die
bayerischen Rundfunkunternehmen in
2002 ganze 25 Prozent zum Gesamtertrag
der deutschen Rundfunkwirtschaft
bei. Dies belegt, dass Bayern als
Rundfunkstandort die Tabellenführung
inne hat.
Schlägt man die Fernsehzeitung auf,
so darf man sich sicher sein, dass ein
Großteil der Programme in München
entsteht. Die Liste ist schier unendlich:
Mit dem Bayerischen Fernsehen, einem
großen ZDF-Landesstudio, Pro 7, Kabel
1, Premiere, RTL 2, Neun live, DSF, Tele
5, Home Shopping Europe, MGM etc.
konzentrieren sich neben einer Vielzahl
an lokalen und regionalen Rundfunkund Fernsehanstalten auch Prominenzen
der Branche in der Medienstadt.
Karl Freller konstatiert kühl auf dem
JMT-Opening: „In München sind wir
besser als die in Berlin.“ Konrad Bayer
wirkt entspannt: „München hat einfach
den kulturellen Mehrwert.“
So sprechen wohl nur Fans, dessen
Medienmetropole ihren Sieg letztendlich
souverän herausgearbeitet hat. 4:3 - die
Revanche für das Hinspiel ist geglückt.
tutti frutti 17
Zeitung zu den JugendMedienTagen 2004
22. bis 24. Oktober 2004, München
,,Ich hätt da ma ein Problem“
Workshop der besonderen Art: 20 Teilnehmer durften im Funkhaus von Antenne Bayern in die Rolle
von Radiokomikern schlüpfen – und dabei selbst hinter dem Mikro stehen. Von Christoph Steinbach
„K
FZ-Notdienst Poguntke,
schönen guten Tag“ „Ja,
Müller mein Name, ich hätt da ma
ein Problem. Ich hoffe, Sie können
mir helfen. Wie bekomme ich einen
ausgelösten Airbag wieder ins Lenkrad?
Ich wollte ihn ausprobieren, habe eine
Matratze in meiner Garage an die Wand
gestellt und bin mit dem Auto dagegen
gefahren.“
Das Muster ist bekannt: Ein
kurioses Problem, ein Opfer und ein
„verzweifelter“ Anrufer. Wer kennt
die lustigen Telefonate, bei denen
irgend ein ahnungsloser Bürger einem
durchgeknallten Radiocomedian auf den
Leim geht, nicht? Telefonverarschung
i s t b e i d e n H ö r e r n d e u t s ch e r
Radiostationen sehr beliebt. In die
Rolle dieser telefonierenden ,,Spinner“,
wie die kreativen Radiomacher im
Fachjargon genannt werden, durften in
dem Workshop ,,Comedy-Seminar bei
Antenne Bayern“ 20 JMT-Teilnehmer
schlüpfen. Unter der Leitung der
Antenne-Moderatoren Johannes
Ott und Philipp Melzer standen die
Jugendlichen dabei selber im Studio und
führten zum Beispiel Telefongesprächs
im oben angedeuteten Stil. Oder
produzierten, inspiriert durch Artikel
der aktuellsten Bild-Ausgabe, Gags
im Stile der Bullyparade. Allerdings
nicht für die Augen sondern für
die Ohren. ,,Kino für die Fantasie“
eben, wie Johannes Ott Radiocomedy
bezeichnet. ,,Man muss versuchen,
ein Bild in den Köpfen der Hörer zu
erzeugen. So können verschiedene
Geräusche des täglichen Lebens eine
bestimmte Umgebung darstellen“,
erklärt der 25-jährige Ravensburger,
der seit März diesen Jahres bei
Deutschlands größtem Privatsender
mit durchschnittlich 700.000 Hörern
pro Stunde hinter dem Mikro steht,
in einem theoretischen Vorgespräch
den jungen Medienmachern. Eine
Anleitung, wie man Comedy macht,
gäbe es allerdings nicht. ,,Man muss
einfach ein Gespür dafür entwickeln“.
Die ,,Radiokomiker für acht Stunden“
versuchten dies umzusetzen. So
bekamen sie, neben dem tollen
Gefühl, einmal selbst in einem echten
Radiostudio stehen zu dürfen, mit
aufgesetzten Kopfhörern und einem
Mikrofon unter der Nase, am Ende
des ganztägigen Workshops noch ihr
Produkt auf CD gebrannt um auch
ihre Mitmenschen damit zu erfreuen.
So wird dieser interessante Workshop
nicht nur im Gedächtnis, sondern
auch in den Ohren bleiben. Und
vielleicht sieht man ja einen der jungen
Nachwuchsjournalisten in zehn Jahren
als den neuen Michael Mittermeier in
der Olympiahalle München.
Die Frau am anderen Ende der
Leitung klingt sauer. „Herr Richter“,
sagt die Dame vom Bundespresseamt
zu Mit-Organisator Björn Richter,
„die Frau Ministerin steht ja noch gar
nicht auf ihrer Homepage.“ Es ist der
Vorabend der Jugendmedientage, und
sollte die Dame Recht haben, so wäre
das in der Tat unangenehm. Doch Björn
Richter stutzt. Die Frau Ministerin?
Es muss Bundesfamilienministerin
Renate Schmidt gemeint sein. Aber
ihr Staatssekretär hat doch schon
vor Wochen abgesagt! Und Björn
kann sich kaum vorstellen, dass nun
die Ministerin als Vertretung des
Staatssekretärs anreist. Doch die Dame
am Hörer lässt sich nicht abwimmeln:
„Das Bundesjugendministerium hat
„MEDIEN UND DEMOKRATIE –
(UN)GELIEBTE BEZIEHUNGEN?“
medienpolitischer Workshop beim Deutschen
Bundestag, 29.11. – 03.12.2004 in Berlin
40 junge Journalisten blicken eine Woche lang hinter
die Kulissen der Berliner Mediendemokratie. Sie
hospitieren in Redaktionen, begleiten Hauptstadtkorrespondenten, diskutieren mit Spitzenpolitikern
und besuchen Ausschuss- und Plenarsitzungen im
Bundestag.
Mehr Infos: http://bundestag.jugendpresse.de.
100 junge Medienmacher aus Sachsen-Anhalt
kommen drei Tage zusammen. Sieben Workshops
laden mit hochkarätigen Referenten von
Mitteldeutscher Zeitung, Volksstimme oder
Journalistenverband ein, Neues zu lernen und
Erfahrungen auszutauschen. Dazu gibt es
Diskussionsrunden und den Jugendpresseball,
auf dem auch die „Goldene Feder“, der
Jugendpressepreis für Sachsen-Anhalt, verliehen
wird. Mehr Infos: www.jugendmedientreffen.de.
sich bei mir beschwert.“ Björn ist ratlos.
Hat die Organisation da was versäumt?
Plötzlich hat er eine Idee: „Sagen
Sie, kann es sein, dass Frau Schmidt
nicht zu den Jugendmedientagen,
sondern zu den Medientagen fährt!“
Missverständnisse lösen sich manchmal
sehr leicht auf.
Kaiser Franz Joseph
JMT on the roads – das bedeutet:
junge Medienmacher auf dem Weg zu
den verschiedenen Medienanstalten
Münchens. Voraussetzung dafür ist
allerdings, dass man weiß, wo sich die
Redaktionen befinden. Das gelingt
leider nicht bei allen Gruppen. Ein
Team sucht vergeblich das Gebäude
von Radio Gong. Letzte Hoffnung: ein
Anruf beim Orga-Team.
„Ja, wir finden das hier
nicht. Das muss doch hier
irgendwo sein!“
„Wo seid ihr denn
jetzt?“
„Wir sind in der
Kaiserstraße.“
(Lachen im Hörer)
„Das ist falsch. Ihr müsst
in die Franz-JosephStraße.“
Kaiserstraße oder FranzJoseph-Straße! Ist das
i n B ay e r n n i ch t e h
dasselbe?
Verwechselt:
Medientage oder
Jugendmedientage?
kommt nach den jugendmedientagen?
JUGENDMEDIENTREFFEN IN
SACHSEN ANHALT
26.11. – 28.11.2004 in Halle
Verrückt, was so alles passiert …
Frau Ministerin fehlt
termine | was
Nettes Empfangskomitee
Ein ICE aus dem
Norden ist auf Gleis
sieben angekommen.
Ein groß gewachsener
Junge im blauen T-Shirt steht mit
einem Plakat „Jugendmedientage“
als Empfangskomitee am Info Point.
Ein Mädchen kommt vom Gleis
getrottet und blickt suchend um sich.
Sie ist schwer bepackt mit Rucksack,
Tasche und Tüte. Als sie den Jungen
sieht, zeigen ihre Augen Erkennen. So
gut es so schwer bepackt eben geht,
beschleunigt sie ihre Schritte. Ihre
Augen strahlen. Er sieht sie und lacht.
Sie fallen sich um den Hals. Er dreht
sie in der Luft. Sie lacht. „Jetzt kann’s ja
nur noch nett werden“ sagt er.
JUGENDPRESSELOUNGE AUF DEM
BUNDESKONGRESS DER CDU
05.12. – 07.12.2004 in Düsseldorf
Selten war es so spannend vor einem CDUBundesparteitag. In der Union gärt es, nicht
nur im Streit mit der Schwesterpartei CSU. In
Bundestag und Bundesrat ringen die großen
Volksparteien um den richtigen Reformkurs.
30 junge Journalisten berichten live vom CDUParteitag und produzieren eine „politikorange“Veranstaltungszeitung.
Mehr Infos: http://jpl.jugendpresse.de.
Wundersame SMS
Es ist Freitag Nachmittag. Nach einigen
Turbulenzen sind in der vorigen Nacht
alle Teilnehmer der JMT in München
angekommen. Die Veranstaltung
läuft inzwischen seit einigen Stunden,
die Eröffnungsdiskussion ist längst
beendet, die Lunchpakete sind verteilt.
Da bekommt Teamleiter Andreas
Weiland eine SMS auf sein Handy.
„Hallo. Wollte mal fragen, ob ich auch
erst in Mannheim in den Bus zu den
JMT einsteigen kann. Sitze zuhause in
Koblenz und warte auf deine Antwort.
Danke!“
Der Bus und die Brücke
Im Bus von Hannover nach
München. Die Leute im Bus sind
ziemlich laut, hören Musik, rufen durch
die Reihen. Plötzlich verlangsamt der
Bus die Fahrt, der Busfahrer greift zum
Mikro und macht eine Durchsage: „So,
jetzt sind mal alle ruhig! Wir fahren jetzt
unter einer niedrigen Brücke durch. Ich
muss hören, wann er anschrabbt!“
BUNDESWEITE JUGENDZEITUNG
„SCHÜLER HELFEN LEBEN“
19.11.2004 bis 21.11.2004 in Hannover
Die Jugendzeitung wird Informationen über
die Balkanregion, Projekte von SHL sowie den
Möglichkeiten ehrenamtlichen Engagements
für Hilfsprojekte enthalten und an alle Schulen
Deutschlands geschickt.
Und DU kannst dabei sein! DU kannst mit einem
Artikel an allen Schulen Deutschlands erscheinen,
ein intensives Redaktionswochenende mit SHLAktiven und einem jungen Profijournalisten
verbringen und dabei eine Menge lernen und
Spass haben.
Du solltest schon ein bisschen journalistische
Erfahrung mitbringen und Lust und Zeit haben,
vom 19. - 21.11.04 ein Redaktionswochenende in
Hannover zu verbringen!
Bewerb dich möglichst schnell mit Infos zu deiner
Person und einem Ausschnitt deiner Tätigkeit mit
einer Mail an [email protected].
Veranstalter: Jugendpresse Deutschland
Weitere Infos: www.jugendpresse.de
18 kontaktanzeige
impressum
politikorange – frisch, fruchtig, selbstgepresst
[email protected]
Die Politiktage der Bundesregierung
im März 2002 werden niemals in
Vergessenheit geraten. Weil sie so
super organisiert waren? Das nicht,
aber weil 20 junge Medienmacher
aus ganz Deutschland aus der Idee,
einer begleitenden Zeitung zur Veranstaltung, eine eigene, jugendliche
Beteiligungsbewegung ins Leben
riefen. politikorange - von Jugendlichen für Jugendliche, politikorange
- ein Netzwerk zur Demokratieoffensive mit den Schlagworten informieren, motivieren und aktivieren.
> Wer ist politikorange?
Du bist politikorange! Du und viele
andere engagierte junge Menschen,
die an Medien machen und mitbestimmen interessiert sind. Bisher sind
die Jugendpresse Deutschland, die
Servicestelle Jugendbeteiligung, das
Hausaufgabenheft „Häfft“, die KinderRÄchTsZänker und die BundesschülerInnenvertretung dabei. Aber
schon viele andere Initiativen und
Verbände haben Interesse bekundet,
bei politikorange mitzuwirken. Nach
der Gründung der europäischen
Jugendpresse EYP ist politikorange
auch im Ausland bekannt geworden.
Der Gedanke dahinter hat junge
Medienmacher in ganz Europa zu
eigenen Initiativen inspiriert. Und
wenn du mitmachen willst, egal ob
als Einzelperson oder als Initiative, bist du herzlich willkommen.
Politikorange lebt von deinen jungen
Gedanken. Viele Jugendliche aus
ganz Deutschland haben politikorange bereits mitgestaltet und teilen
gern ihre Erfahrungen mit dir. Frische
Ideen sind bei uns immer willkommen – trau dich!
> Was ist politikorange?
> politikorange.de - ist die Plattform für politikinteressierte, junge
Menschen mit Datenbanken mit
interessanten Projekten und Organisationen, Hilfen bei der Projektorganisation, Diskussionsforen zu
verschiedenen Themen.
> politikorange gibt es auch als
Magazinbeilage in der Berliner
Tageszeitung „taz“ - mit Artikeln aus
Politik, Lifestyle, Szene, Medien und
vielen wichtigen Infos zu Beteiligungsmöglichkeiten. Ihr seid dabei:
Als Redakteure, Layouter oder
Fotografen.
> politikorange - die Zeitung. Bei
Veranstaltungen entsteht innerhalb
weniger Tage eine Zeitung, die die
Veranstaltung kommentiert und
begleitet. Noch vor Ort erhalten die
Teilnehmer die fertige Zeitung. So
zum Beispiel haltet ihr gerade die
Zeitung zu den Jugendmedientagen
2004 in Händen. Veranstaltungszeitungen hat es zu Parteitagen, Messen
und anderen interessanten Events
gegeben. Unter politikorange.de und
der Veranstaltungsrubrik auf Seite 17
erfahrt ihr, wo die nächste politikorange gemacht wird. Dort könnt
ihr euch auch als Redakteure oder
Teilnehmer anmelden.
> politikorange - die Veranstaltungen. Veranstaltungen, die von
Jugendlichen selbst organisiert und
konzipiert sind, sollen nicht länger
nebeneinander stattfinden, sondern
in einen Zusammenhang gestellt
werden. politikorange hat einen
politischen Anspruch, will Jugendlichen die Möglichkeit geben, sich
eine Meinung zu bilden und diese
natürlich frei zu äußern.
Wenn du diese Ideen spannend
findest und Lust hast, dich mit
einzuklinken, melde dich einfach bei
[email protected]. Ums
mitmachen geht‘s. Bis bald.
Das PolitikOrange-Team
Die Zeitung zu den Jugendmedientagen 2004 ist ein
Projekt des bundesweiten Netzwerks „politikorange“. Die
namentlich gekennzeichneten Beiträge spiegeln nicht
zwingend die Meinung der Redaktion wieder. Die Verantwortung für die Anzeigen obliegt unseren Anzeigenpartnern
und spiegelt nicht die politische Meinung der Redaktion
wieder.
Herausgeber und Redaktion:
politikorange – Netzwerk Demokratieoffensive
c/o Jugendpresse Deutschland e.V. (JPD)
Grolmanstr. 52, 10623 Berlin
Tel. (030) 39 69 519, Fax (030) 39 69 736
www.politikorange.de, [email protected]
www.jugendpresse.de, [email protected]
Chefredaktion (V.i.S.d.P.):
Gesche Roy (Saarbrücken), Mareike Engels (Leer) und
Jochen Markett (Dortmund)
Redaktion:
Julian Flohr (Wahrenholz), Dominik Fronert (Düsseldorf),
Christoph Köckerling (Köln), Ory Daniel Laserstein (Berlin),
Benjamin Liese (Kassel), Christoph Mers (Stülow),
Michael Metzger (Würzburg), Julian Michel (Wohratal),
Ariane Rogge (Soest), Sarah Schmitt (Zornheim),
Anne Spies (Hamburg), Stefan Steinacker (Köln),
Christoph Steinbach (Kassel), Christina Werneke (Verl),
Julian Wilckens (Hamburg)
Layout: Jona Hölderle (Berlin)
Bildredaktion: Christoph Köckerling, Michael Metzger
Druck: Süddeutscher Verlag
Auflage: 20.000 Exemplare
Unser Dank geht an den Südeutschen Verlag, insbesondere an Herrn Klaus Josef Lutz (Geschäftsführer), Herrn
Boguschewsky, Herrn Lorenz und die Unternehmenskommunikation.
Und weiterhin vielen Dank an Mama Christian, der uns
kulinarisch versorgt hat. Wobei kulinarisch Phillip nicht
zu vergessen ist, womit wir beim dank an das gesammte
Clash Team sind.
erfüllungen 19
Zeitung zu den JugendMedienTagen 2004
22. bis 24. Oktober 2004, München
In gewissen Fernsehserien schleppen junge, gut aussehende dauerrollige Tusen ständig Männer ab. Ich will auch. Ein Selbstversuch.
ersuch mal, auf den Jugend- wieder enttäuscht.
Von Gesche Roy
medientagen einen attraktiven Langsam empfinde
V
Mann abzuschleppen. Geht gar nicht. Ich
befinde mich im Mediendickicht München
auf der Jagd nach frischem Fleisch
für eine schlaflose Nacht. Folgendes
begegnet mir Donnerstagabend im
Großstadtdschungel: Die Organisatoren
– alt genug, attraktiv und niveauvoll
– haben keine Zeit. Und wenn sie Zeit
hätten, bräuchten sie erst mal eine
heiße Dusche, viele Stunden Schlaf und
Körperpflege. Ich bin wollüstig, aber
nicht wahllos. Bei den Helfern sieht dies
nicht anders aus. Erschwerend kommt
hinzu, dass Helfer grundsätzlich nur
in Rudeln auftreten. Wie soll man da
erfolgreich flirten? Als sich bei mir der
erste Frust einstellt, kommen die ersten
Teilnehmer mit den Zügen an. Die sind
aber deutlich zu jung für mich. Außerdem
haben sie eher Lust auf Essen als auf
Frauen. Nach meinem frustrierenden
Streifzug durch den Bahnhof und einem
erfolglosen Besuch am Check- Inn
fahre ich zur Jugendherberge und in
die Turnhalle. Die ersten Busse sind da.
Neugierig recke ich den Hals – und werde
ich mich weder als gut aussehend noch
als dauer-rollig. Eigentlich hätte ich der
viel gelobten Jungen Partnervermittlung
Deutschland (Deckname: Jugendpresse
Deutschland) mehr zugetraut. Sonst ergibt
sich doch auch immer irgendwas. Auf
jedem Seminar, jeder Reportagefahrt und
allen Mitgliederversammlungen gibt es
immer ein inoffizielles Abendprogramm.
Das fängt irgendwo bei Flirten an, hat
dann Zwischenetappen wie Kuscheln
und Knutschen, und unter Umständen
hört es erst am nächsten Morgen wieder
auf. Das Minimum dazu: zwei Leute
und ein Bett. Muss man alles mal erlebt
haben. Nur ich anscheinend nicht. Nicht
dieses Wochenende.
So ganze ohne Erfolgserlebnis macht
das alles keinen Spaß. Ich geh jetzt ins
Bett – Gute Nacht.
neidisch. Jedenfalls sitze ich hier im
Redaktionsraum irgendwo am Arsch
von München im höchsten Stock des
Hauses und höre Mozart. Und im Rest
der Stadt geht die Lutzie ab. Selten – aber
immerhin - klingelt hier das Telefon.
Dann ist jemand dran, der gerade
frisch verliebt oder erfreulicherweise
in einem fremden Bett aufgewacht ist.
Säuselnde Stimmen erzählen mir, wie
sie sich nicht nur der Jugendmedientage
erfreuen. Ganz, ganz selten kommt
dann mal jemand hier vorbei. Pärchen.
Kuschelnd, flirtend, turtelnd. Hallo
– hier wird gearbeitet! Nein, ich will das
junge Glück nicht stören – aber haltet
euer Vorspiel bitte woanders ab. Mir
reicht’s jetzt. Ich suche nach dem letzten
Satz und will diesen Text dem Layouter
geben – eh alles egal. Moment mal. Der
Layouter ist über zwanzig, talentiert und
gut aussehend. Schlafen wir nicht eh im
selben Zimmer?
Na bitte – die Nacht ist gerettet.
Michael, Martin,
Manuel?
Hab ich schon mal
gesehen!
Unbefriedigt!
Schuld sind immer die anderen
Es ist Freitagmorgen. Ich bin gut
gelaunt und ausgeschlafen. Doch noch
vor dem Mittagessen ändert sich mein
Gemütszustand. Ich bin entsetzt. Oder
Mittermeiers großer Bruder
Sven Kemmler über den Spaß für andere Gags zu schreiben.
Von Benjamin Liese
A
ls am Freitag Morg en die
Artikelthemen für die Reporter
verteilt wurden, ahnte ich noch nicht,
mit welch bekannter Person mir ein
Interview bevor stand. Beim Sammeln
der Informationen bekam ich langsam
einen Eindruck mit welchem Star ich
reden würde.
Sven Kemmler: 36 jähriger Stand-up
Comedian, ehemaliger Biologiestudent
und seit 1998 Gag-Autor für keinen
Geringeren als Michael Mittermeier,
Wetten Dass...? und den Quatsch Comedy
Club – um nur Einige zu nennen. Im Juli
diesen Jahres war die Premiere seines
eigenen Programms „Moderne Zeiten
– der Trug scheint“.
Spätestens nach diesen Informationen
sollte jedem klar sein, in welcher Liga hier
gespielt wird. Ich brauche euch deshalb
auch nicht mitzuteilen, wie ich mich
vor diesem, meinem ersten, Interview
fühlte. Nach einer lockeren Begrüßung
an der Bar des Forums des Deutschen
Museums, bei der er mir sofort sagte,
dass ich ihn duzen solle, interviewte ich
ihn zu seinem sehr abwechslungsreichen
Leben.
„Glück, Gesundheit, Geld!“
Wie bist du dazu gekommen Comedian
zu werden?
Studieren war für mich zwecklos, das
habe ich schnell gemerkt. Ich wurde
Werbetexter und bin dann über den
Quereinstieg zum Schreiben gekommen.
Das war alles purer Zufall. Stand-up
Comedian reizte mich schon als Kind.
Wenn du schon immer ein Faible für
Comedians hattest, warum hast du Biologie
studiert?
In der Biologie gibt es viele lustige
Dinge. Da haben die mal einer Maus
ein menschliches Ohr auf den Rücken
transplantiert. Ich verstehe nicht, warum
die nicht was Nützliches tun. Ein Arm
für Hunde wäre doch viel praktischer
– da könnten sie im Haushalt helfen.
Warum hast du dein Biologie-Studium
aufgegeben?
Du bist Apnoetaucher. Ist diese zum
Teil gefährliche Sportart ein Ausgleich zu
deinem Beruf?
Es tötet das Denken ab (lacht). Ich
tauche nur in ungefährlichen Regionen
und es ist eine super Entspannung.
Es war mir zu eingleisig. Noch
heute gibt es in der Schule und im
Studium keine Offenheit im Denken.
Man sollte sagen, dass Erkenntnisse
nicht unwiderruflich sind, sondern nur
Momentaufnahmen. Jetzt bin ich in
meinem Beruf ungebunden und habe
viel Spaß.
Glück, Gesundheit, Geld! Dass mein
eigenes Programm gut läuft und es mir
Spaß macht. Und weiterhin tollen Sex mit
meiner Freundin. Wie alle eben.
Warum verkaufst du anderen Künstlern
deine Ideen?
Cáfe Ringelnatz und später zum Feiern
dann ins Atomiccáfe.
Ich brauche das Geld. Ohne einen
bekannten Namen geht das nicht.
Außerdem macht es mir Spaß für andere
zu schreiben, denn ich weiß, dass ich
den Gag nicht so witzig rüberbringen
könnte. Andere hingegen, das weiß ich,
bringen das geil rüber. Dazu muss man
volle Kraft aufwenden, sonst klappt das
nicht.
Bist du privat eher der ernste Typ?
So ein Mittelding. Ich wache morgens
nicht mit einem Witz auf der Zunge
auf. Von der Mitte aus gesehen bin ich
eher ernster.
Wie beeinflussen dich die Medien in
deiner Arbeit?
Sowohl positiv als auch negativ sind
sie meine Inspirationsquelle. Sie sind ein
Fass ohne Boden.
Denkst du, dass du von den Medien
abhängig bist?
Oh (denkt nach). Gute Frage (denkt
noch immer). Ich versuche es nicht zu
sein. Ich lasse mich nicht mehr als andere
beeinflussen. Vielleicht siehst du das
morgen aber auch schon anders. Wenn’s
um Fußball geht, beeinflussen sie mich
sicherlich.
Einen Satz zu den Wahlen in den USA?
D a s s e i n e W i e d e r wa h l B u s h s
überhaupt möglich ist, übersteigt mein
intellektuelles Fassungsvermögen. Ich
finde das absurd. Das ist als ob man im
Tal steht und auf eine Lawine wartet, der
man nicht ausweichen kann.
Was wünscht du dir für die Zukunft?
Als gebürtiger Münchner ein Ausgehtipp
zum Schluss...
Während Svens Auftritt am
Freitagabend bot das Forum leider keine
schöne Atmosphäre, da der Blick vieler
Teilnehmer auf die Bühne durch Säulen
versperrt wurde.
Nach einer kurzen Vorstellung
begann er mit seinem Programm,
wobei ihm die Zuhörer einen schweren
Anfang bereiteten. Der erste Beifall
ließ 10 Minuten auf sich warten und
das Publikum, welches nur langsam
warm wurde, gönnte ihm nicht den
entscheidenden Zuspruch.
Sehr schade, denn sein Talent für Standup Comedy war nicht zu übersehen. Sein
Programm war gut gewählt. Es war
gespickt mit gut platzierten Höhepunkten
und die Themen gingen fließend
ineinander über. Die lauten Zuschauer
ließen die aufkommende Stimmung
immer wieder abflachen, wobei zum
Ende hin die „Lachlautstärke“ deutlich
zunahm.
Sein Themengebiet umfasste die
obligatorischen Alltagssituationen,
allerdings lag sein Schwerpunkt auf Politik
und Zeitgeschichte. Von Toll Collect,
über unseren Lieblingspräsidenten Bush,
der ja eigentlich auch nur geliebt werden
möchte, bis zu sächsisch sprechenden
Göttern bekamen alle ihr Fett weg.
Leider schaffte er es nicht, kontroverse
Themen, wie Rassismus, das 3.Reich und
Religion feinfühlig zu behandeln. Damit
traf er jedoch ziemlich genau den Nerv
der Zuhörer und erntete viel Applaus.
Ich konnte mir nicht den Gedanken
verkneifen, dass seine Sprache sehr
an Mittermeier erinnert. Jedoch ist zu
bedenken: Mittermeiers Gags stammen
zum Teil aus der Feder Kemmlers.
Im Gegensatz zu Mittermeier kam
Kemmler auf der Bühne sehr natürlich
rüber. In der schweren Anfangsphase
seiner Vorführung bewahrte er Ruhe
und gewann, wenn auch nur langsam,
das Publikum für sich. Alles in allem
war es ein guter Auftritt, der nur durch
die Trägheit der Zuschauer ausgebremst
wurde.
Ich weiß nicht, ob ihr einen guten
Eindruck von Sven Kemmler habt
oder nicht. Jedoch habe ich euch noch
etwas verschwiegen. Er hat es mir beim
Interview verraten: Er ist Fan von Bayern
München!
Vielleicht habe ich damit jetzt seine
Karriere versaut, vielleicht mögt ihr ihn
aber nun umso mehr (ich hab gehört es
soll noch Bayern Fans außerhalb von
München geben :-) .
Aber mal ehrlich: Mehr als ein
Münchner kann ein Mensch ja nicht
werden.
On stage?
Bush möchte doch
auch nur geliebt
werden.
20 bummeln
Der Bus fährt und fährt und fährt...
Da sein oder nicht da sein... eine Frage der Zeit und der Organisation.
Von Anne Spies und Julian Michel Verspätung am Treffpunkt eintraf um
D
en ersten Rang in der Kategorie
„gelungenste Organisation“
belegten in diesem Jahr eindeutig
die Busanreisen. Völlig utopische
Zeitplanungen, wie die Bewältigung
der Strecke Hamburg-München in
acht Stunden (mindestens 770 km),
sorgten effektiv dafür, dass die Nacht
für die meisten Teilnehmer kurz ausfiel.
Daneben gab es noch eine Reihe anderer
Pannen, die sich mehr oder weniger
negativ auf die Laune der Businsassen
auswirkten.
Keiner bleibt verschont
Die Sachsen beispielsweise mussten
ihren Betreuer erst aus dem Bett
klingeln, bevor dieser mit einstündiger
sich dann noch eine halbe Stunde auf
Parkplatzsuche zu begeben. Besser
erging es den Hamburgern - sie starteten
pünktlich. Trotzdem: Fünf Stunden
Verspätung. Wer hätte auch mit Stau auf
der A 7 rechnen können?
Die Nürnberger kämpften nur mit
vermeintlich harmlosen Startproblemen
technischer Art. Kurz vor der Unterkunft
zeigte sich jedoch, dass die Probleme
gravierender waren als angenommen.
Der Bus kam vollständig zum Erliegen
und musste mit vereinten Kräften von
der Straße geschafft werden.
Nicht besser traf es die Essener, die
gleich zwei Pannen zu bewältigen hatten.
Doch noch bevor der Bus sie erreichte,
ereilte diesen ein Lkw – Totalschaden.
Mit einer Stunde Verspätung startete der
in aller Eile herbeigerufene Ersatzbus.
Leider war auch dieser nicht gerade mit
Glück gesegnet. Eine überraschende
Polizeikontrolle verzögerte erneut die
Weiterfahrt und machte alle Hoffnungen
auf einen Kinobesuch um 22:30 Uhr in
München zunichte.
München oder Mannheim?
Besonders übel erwischte es die Truppe
aus Mannheim. Dem der deutschen
Sprache nicht mächtigen Busfahrer
musste erst einmal klar gemacht werden,
dass es sich nicht um eine Stadttour
zum City Kino Mannheim handelte,
sondern um eine 350 km Busreise nach
München. Nicht verwunderlich, dass
der Fahrer das Ausladen des Gepäcks
bei der Ankunft vergaß und mit der
Hälfte der Sachen wieder davon fuhr.
Pünktlich zum Mittagessen am nächsten
Tag waren Schlafsack und Zahnbürste
nach langwierigen Wiederbeschaffungsmaßnahmen endlich zur Stelle.
Pünktlich zum Frühstück
Die Überraschung der Teilnehmer war
groß, als sie am Check-Inn, morgens
gegen fünf Uhr, plötzlich noch andere
Busse erblickten, die den Weg zur
Unterkunft suchten. Doch nicht die
letzten? Nein! Im Zweifelsfalle waren
die Hannoveraner immer später dran.
Mit 5:50 Uhr Ankunftszeit brachen sie
alle Rekorde. Aber auch ohne die oben
genannten Pannen wäre es unmöglich
gewesen das Ziel rechtzeitig zu erreichen.
Ein Bus ist eben kein SLK. Das müssen
nach diesen Ereignissen auch die
Organisatoren einsehen.
Sportwagen und Bus:
Dichtung und Wahrheit
Oh I`m still waiting for you!
Einem Teilnehmer auf der Spur. Von Julian Michel
E
s ist Donnerstag. Acht Uhr.
Morgens, versteht sich. Der
Wecker scheppert - „will der denn nie
Ruhe geben?“ fragt sich Benny. Benjamin
L., 17 Jahre, aus Kassel ist einer von
insgesamt sechshundert Teilnehmern
der Jugendmedientage 2004 in München.
Doch die Tatsache, dass er an diesem
Nachmittag in die Landeshauptstadt
von Bayern fahren wird, scheint noch
unwirklich, zu grässlich rasselt der
Wecker.
Am Fr ühstückstisch erwachen
Benjamins Lebensgeister. Langsam
realisiert er die baldige Abreise. Um
12:30 soll es losgehen. Natürlich noch
nicht richtig, nur halb. Halb heißt, dass
der Weg vom Heimatort zum Treffpunkt
nach Fulda bevorsteht, denn hier wird
der Bus einen Teil der Teilnehmer aus
Hessen einladen.
Wie bestimmt jeder das vor einer
Veranstaltung kennt, pr üft auch
Benjamin ein letztes Mal sein Gepäck.
„Schlafsack?... hab ich. Isomatte?... hab
ich. Zahnbürste?... hab ich auch.“
Dem Zufall will er diesmal keine Chance
geben. Da im letzten Anschreiben nicht
explizit der Abfahrtstermin angegeben
worden war, hatte Benny im Laufe
der Woche noch ein Mal nach gefragt.
„Abfahrt ist am 21.10. um 15 Uhr.
Spätestens“, hieß es.
Klappe. Die Erste
Um 14:30 – nicht zu früh, nicht zu spät
- steht er abfahrbereit mit Reisetasche
und Rucksack am Infopoint der
deutschen Bahn am Fuldarer Bahnhof,
dem Sammelplatz. Die 30 Minuten gehen
schnell vorüber, was wohl mit einer
gewissen Neugier für andere Reisende
zu erklären ist. Schnell ist es 15:15 Uhr,
dann 15:30 Uhr, 15:45 Uhr. Benjamin
lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Er
wartet weiter und ruft jemanden im aus
Hamburg kommenden Bus an.
Die Antwort, dass der Bus planmäßig
erst um 19 Uhr in Fulda abfahren soll,
ärgert ihn zwar, doch was kann man
ändern? Achselzuckend, aber mit leicht
genervtem Gesichtsausdruck geht er in
den nächsten Kiosk. Er kauft sich ein
Magazin „der unterhaltsamste Freund
wenn man sich langweilt. Und das Wetter,
das ist ja auch nicht gerade schlecht“.
Und so genießt er die freie Zeit mit
Sonne, „Neon“ und einem großen Latte
Macchiato.
Zu früh gefreut
Gegen 19 Uhr erreichen dann auch
die ersten Mitreisenden den Treffpunkt.
Mit nettem Geplauder vergeht die Zeit
und wieder wird es 19:15, dann 19:30,
19:45. Einer aus der Gruppe greift zu
seinem Handy und kurz darauf wissen
es alle: „Ciraa drei Stunden Verspätung,
wir standen im Stau, sorry“. Für Benny
bedeutet das insgesamt sieben Stunden
Warten in Fulda. Doch auch diese
Tatsache lässt ihn nicht seine Fassung
verlieren.
Die Kälte treibt den Trupp schließlich
in ein Restaurant, wo sie bald zu einem
Kartenspiel greifen. In netter Atmosphäre
vergeht mal wieder viel Zeit...
Kurz vor 22 Uhr ist es dann endlich
soweit - die Türen des Busses öffnen
sich. Schön ist das Gefühl, sich nach den
sieben Stunden in Fulda nun in einen
gepolsterten Sitz fallen zu lassen. Nach
6 Stunden Fahrt passiert der Bus endlich
das Ortsschild von München, die Uhr
zeigt 3:42. Endlich ist der Schlafplatz
zum Greifen nahe, nur der Check-Inn
steht noch zwischen Benny und der
verdienten Ruhe.
Als um kurz vor sechs alle Teilnehmer
geweckt werden, wird auch Benjamin
wach. „Puh, die Nacht war aber nicht
lang...“.