Thailand Today and Tomorrow

Transcription

Thailand Today and Tomorrow
THAILAND-Rundschau
der Deutsch-Thailändischen Gesellschaft e.V.
Jahrgang 13
Juli 2000
Bonn-Bad Godesberg
Nr. 1/2
THAILAND- Rundschau
Impressum
Inhalt
und
Inhalt
Nr. 1/2 – 2000
Vorwort
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Frauke Kraas
DEUTSCH-THAILÄNDISCHE
GESELLSCHAFT e.V.
Ehrenpräsident:
Der Botschafter des Königreiches Thailand in der Bundesrepublik Deutschland
Ehrenpräsidentin:
Frau Gerta Tzschaschel
Präsident:
Prof. Dr. Helmut Eggers
stellvertretende Präsidentin:
Priv.-Doz. Dr. Frauke Kraas
Schatzmeister:
Karl Weber
Vorstandsmitglied:
Dr. Wolf Donner
RUNDSCHAU -IMPRESSUM
Herausgeber und Verlag:
Deutsch-Thailändische Gesellschaft e.V.,
Bonn
Redaktion:
Priv.-Doz. Dr. Frauke Kraas, 53125 Bonn
(ViSdP)
unter Mitarbeit von
Dr. Wolf Donner, 51145 Köln
ISSN: 0934-8824
Geschäftstelle, Bibliothek
und Redaktionsbüro
Koblenzer Str. 89, 53177 Bonn,
! 0228 / 35 16 73, Fax: 0228 / 35 19 09
Internet: http://www.dtg-bonn.de
Thailand-Rundschau, die Zeitschrift der
Deutsch-Thailändischen Gesellschaft e.V.,
erscheint dreimal im Jahr im Umfang von
je ca. 40 Seiten. Der Bezugspreis ist durch
den Mitgliedsbeitrag abgegolten
Eine Hommage an Carl-Werner Drewes
Karl Weber
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Thailand Today and Tomorrow
H.E. Kasit Piromya
7
Armut und Aufbruch in Nordostthailand
Paul Reuber
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Thailands Bevölkerung vor 70 Jahren
Volker Grabowsky
29
„Form scratch“: Thai food systems and
„public eating“
Gisèle Yasmeen
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Die Verwaltungsgerichtsbarkeit
als Teil der Justizreform in Thailand
Reinhard Lehr
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Politische Bildung in Thailand –
Zum Gedenken an Erich Reinhold
Arnd D. Kumerloeve
56
Auf dem Fluß der Könige
Franz Lerchenmüller
59
Politische Ursachen der Asienkrise Buchbesprechung
Arnd D. Kumerloeve
64
Rezensionen in der Thailand-Rundschau
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Thailand als Forschungsgegenstand
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Aus dem Leben der DTG und Ihrem Umfeld
71
Thailand im Spiegel der Weltpresse
72
Survey Reveals Unusually High Biodiversity
in Dry Dipterocarp Forests of
Northwest Thailand
Andy Gillison and Nining Liswanti
78
Titelfoto: Die Thai-Sala in München
Namentlich gekennzeichnete oder aus anderen Publikationen
übernommene Beiträge dienen ausschließlich der
Information unserer Leser und geben nicht unbedingt die
Meinung der Redaktion oder der Gesellschaft wieder.
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Vorwort
Liebe Mitglieder und Freunde der DTG,
die Deutsch-Thailändische Gesellschaft hat im Umfeld der diesjährigen Mitgliederversammlung
mit ihrem Zweiten Bonner Thailand-Symposium einen besonderen Höhepunkt erlebt: Ausgezeichnete Vorträge, großes Echo bei den Mitgliedern der Gesellschaft und Gästen sowie ein hohes
Niveau der lebhaften Diskussion unterstrichen erneut, wie sehr die DTG ein Forum für Geschichte, Kultur und Gegenwartsfragen sowie der Verständigung zwischen Thailand und
Deutschland ist. Das Zweite Bonner Thailand-Symposium war der Erinnerung an unseren unvergessenen früheren Präsidenten, Herrn Botschafter a.D. Dr. Hans Christian Lankes, gewidmet und
behandelte das Rahmenthema „Thailand und seine Nachbarn“. Alle Vortragenden, zu denen vor
allem S.E. der Botschafter Thailands in Deutschland, Kasit Piromya, die Botschafter Gerd
Berendonck und Ulrich Dreesen sowie Dr. Dietrich Mahlo, ehemaliges Mitglied des Deutschen
Bundestages, gehörten, unterstrichen die Bedeutung historischer und kultureller Einflußfaktoren
auf die heutigen Beziehungen zwischen Thailand und seinen Nachbarstaaten, betonten die zentrale Frage der Identitätsfindung und die Notwendigkeit einer sich langsam entwickelnden
regionalen Zusammenarbeit zwischen den Staaten. Der Vorstand möchte auch an dieser Stelle
nochmals den Referenten für ihre exzellenten Analysen und Betrachtungen danken und den Zuhörerinnen und Zuhörern für Ihr engagiertes Interesse.
Sehr zu danken ist auch Herrn Diplomgeographen Markus Heynen, der drei Jahre lang ehrenamtlich Formatierung und Layout der Thailand-Rundschau übernommen hat und im Frühjahr kurzfristig eine Stelle in München angetrat, die mit erheblichem Zeitaufwand und vielen Auslandsreisen verbunden ist. Aus diesem Grund kann er nun die Thailand-Rundschau nicht mehr länger
betreuen, wird aber Thailand und der DTG weiter verbunden bleiben. Herr Heynen hat mit vielen
neuen Ideen und der Professionalisierung der technischen Erstellung der Thailand-Rundschau ein
neues gestalterisches Profil gegeben, das wir uns bemühen, auch weiterhin beizubehalten. Dabei
wird in jetzt Frau Anke Dick, Diplomandin am Geographischen Institut der Universität Bonn, zur
Seite stehen, die bereits die Gestaltung der vorliegenden Thailand-Rundschau vorgenommen hat.
Beiden danken wir herzlich. Aufgrund dieses Wechsels in der Layout-Betreuung erscheint die
jetzige Ausgabe der Thailand-Rundschau als Doppelnummer mit entsprechend erweitertem Umfang. Die nächste Ausgabe wird im November folgen. Die Redaktion sieht Ihren Beiträgen mit
Interesse entgegen und möchte ausdrücklich dazu ermuntern!
Ihnen allen einen guten, auch erholsamen Sommer und die besten Wünsche, im Namen des gesamten Vorstands,
Ihre Frauke Kraas
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Eine Hommage an Carl-Werner Drewes
Karl Weber
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eit ich Schatzmeister der DTG bin,
gehe ich jedes Jahr im Januar zur Bank
und kassiere die Zinsen für eine
Spende, die uns Carl-Werner Drewes vor beinahe zwanzig Jahren gemacht hat. Jahr für
Jahr ermöglichte er damit der DTG, die Beziehungen zwischen Deutschland und Thailand zu vertiefen. Und Jahr für Jahr frage ich
mich, was war das für ein Mann, der uns
soviel Geld geschenkt hat und damit unzähligen jungen Thailändern einen dreimonatigen
Aufenthalt in Deutschland ermöglicht hat. Ich
hätte ihn gern kennen gelernt, doch er starb
schon 1987.
Fast eine Drittelmillion Mark hat er uns geschenkt und er hat uns wenige Auflagen gemacht. Wir sollen die Beziehungen zwischen
den beiden Ländern, die er so liebte, fördern,
wir sollen persönliche Kontakte schaffen zwischen Thailändern und Deutschen. Die jungen
Thais, seien es Studenten, Handwerker oder
Künstler sollten unsere Sprache lernen, unsere Kultur erleben, aber auch unsere Arbeitswelt. Er wollte das Wissen über Thailand
in Deutschland fördern. So sind viele unserer
Publikationen, unsere Schriftenreihe und andere Aktivitäten zum Teil mit seinem Geld
bezahlt worden.
Carl-Werner Drewes mit zwei thailändischen Stipendiatinnen
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Bisher haben wir nur die Zinsen der Spende
genommen, das Vermögen liegt noch unangetastet auf der Bank. Da Zinsen sich ändern,
können wir mal mehr, mal weniger Geld ausgeben. Wir begannen mit Einladungen an
einzelne Stipendiaten, dann wurden es zwei
und in manchen Jahren waren es sogar fünf.
Im Moment sind die Zinsen eher gering und
wir müssen uns mit einzelnen Stipendiaten
begnügen. Auch wird es immer schwerer,
Gasteltern zu finden, die die Verantwortung
für einen jungen Menschen übernehmen
wollen. Die Zeiten haben sich geändert, der
Lebensunterhalt der Stipendiaten ist teurer
geworden. Wenige Stipendiaten haben aber
auch den Vorteil, dass wir uns sorgfältiger um
sie kümmern können. Es ist ein großer Vorzug, dass das Auswärtige Amt uns einen einmonatigen Deutschkurs an einem deutschen
Goethe-Institut bezahlt. Ohne diesen Kurs
würde das Programm viel von seinem Inhalt
verlieren.
Das Stipendiaten-Programm läuft weiter, wir
passen es den veränderten Bedingungen an.
Manch junger Student aus Thailand kommt
aus besseren Verhältnissen und kann sich
seine Deutschlandreise selbst finanzieren.
Dann legen wir das Geld eben anders an.
Immer orientieren wir uns dabei an dem Gedanken von Carl-Werner Drewes, die Verständigung zwischen Thais und Deutschen zu
vertiefen. Viele Stipendiaten fragen nach ihm
und auch bei uns in der DTG wissen nur noch
wenige Mitglieder von ihm.
Ich wurde immer neugieriger auf ihn und so
begann ich mich zu erkundigen, wer er war,
was ihn wohl zu seinen Spenden und
Stiftungen bewogen hat und wie er zu seinem
Erfolg kam. Das war nicht ganz einfach, denn
viele Zeitzeugen in Deutschland und Thailand
kannten ihn zwar, wussten aber wenig von
seinem normalen Leben. Er war einfach da,
sagten mir viele seiner Bekannten in Thai-
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land, er war geistreich und ein charmanter
Gastgeber, er zitierte Goethe und Morgenstern frei aus dem Kopf. Doch er war auch
hanseatisch kühl und sprach nicht von seinen
Erfolgen. Zweimal war er glücklich verheiratet. Mit Clare Drewes, seiner ersten Frau,
die 1982 verstarb. Später heiratete er Edeltraud E. Drewes-Strieve, deren Charme wir
bei unserer letzten Mitgliederversammlung in
Bonn erleben durften. Er lebte über fünfzig
Jahre in Thailand und gehörte einfach zum
inneren Kreis der Bangkok-Deutschen. Doch
das war nicht immer so. Lange Jahre hörte
man wenig von ihm. Er arbeitete hart und
lebte bescheiden in den ersten Jahrzehnten
seiner Zeit in Thailand. Er brauchte lange, bis
er zu dem angesehenen Mitglied der
Bangkok-Gemeinde wurde, das er später war.
Er kam aus einfachen Verhältnissen nach
Bangkok. 1910 wurde er in Hamburg geboren
und genoss eine strenge, hanseatischprotestantische Erziehung. Er erlernte den
Beruf
eines
Kaufmanns
und
hatte
offensichtlich schon früh den Wunsch, aus
diesen ihm zu engen konservativen
Verhältnissen auszubrechen. Dabei blieb er
sein Leben lang geprägt vom hanseatischen
Konservatismus. Er war sechsundzwanzig
Jahre alt, als er nach Bangkok ging. Lange
Jahre arbeitete er als Kaufmann für
verschiedene Firmen, so für die HamburgSiam-Company, für Agfa und für die Firma
Kosmos Ltd. Partners, in die er später als Gesellschafter eintrat. Daraus entstand 1976 die
Eurothai Industrial Supply Co., Ltd., die sich
neben anderem mit dem Handel von Hopfen
und Malz befasste. Auch importierte er
Brauereimaschinen und Zubehör, wobei ein
enger Kontakt zur Singha Brauerei bestand.
In diesen Jahren wurde er vermögend. Er
sagte später einmal: ‘Ich habe in meinem
Leben so viel Glück gehabt und das Geld, das
ich in Thailand verdient habe, soll auch
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diesem Lande zu Gute kommen’. Und diesen
Wunsch setzte er Stück für Stück um. Er half
unendlich vielen Menschen und langsam
reifte in ihm ein großer Gedanke. Er kaufte
1983 ein Grundstück für die Thai-Deutsche
Kulturstiftung und auf diesem Grundstück
wurde 1987 mit einem zinslosen Darlehen
von Carl-Werner Drewes das dortige GoetheInstitut gebaut. Die Mitarbeiter des Instituts
und die Studierenden verdanken ihm ein
herrliches Haus inmitten von Bangkok, aber
dennoch in ruhiger Lage. Neben einem
schönen alten Thai-Haus, das bereits auf dem
Grundstück stand und völlig renoviert wurde,
entstand ein erheblich größerer Neubau im
gleichen traditionellen Stil mit schattigen
Veranden und Freitreppen. Eine Tafel in der
Eingangshalle erinnert an die Gründung des
Hauses, die in Anwesenheit des deutschen
Bundeskanzlers stattfand. Heute erinnert in
der Deutschen Kulturstiftung eine Büste von
Carl-Werner Drewes an sein Mäzenatentum.
Er liebte das Schöne und er wollte gerne den
Menschen in Deutschland die Schönheit
Thailands zeigen. So finanzierte er den Bau
der Thai-Sala auf dem Gelände der Internationalen Gartenbauausstellung in München.
Er stiftete dafür eine halbe Million Mark.
Alles wurde in Thailand gebaut und durch
thailändische Handwerker in München aufgebaut. Bei aller Liebe zum Schönen blieb er
immer praktisch. So sollen noch heute unter
dem Dach Schindeln versteckt sein, falls
diese einmal erneuert werden müssen.
Die Hauptkirche St. Michaelis, Wahrzeichen
seiner Heimatstadt Hamburg, hatte lange
unter dem starken Verkehr und den damit
verbundenen Umweltbelastungen zu leiden.
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Besonders der Turm war betroffen. Dessen
Nordseite war schon ganz schwarz und bedurfte einer gründlichen Renovierung. CarlWerner Drewes gab mit einer großen Spende
den Anstoß zur völligen Erneuerung des
Turmes. Eine Tafel auf der Plattform hoch im
Turm von St. Michaelis erinnert die Besucher
des ‘Michels’ an diese Spende: ‘Ein
Hamburger Kaufmann aus Übersee schenkte
der Gemeinde St. Michaelis im Jahre 1983
den Betrag von 4 Millionen für die Reparatur
des Kirchturmes.’
Noch heute gehen über achthundert bedürftiger Kinder in Thailand, an der Grenze zu
Kambodscha zur Schule, ohne zu wissen,
dass sie diese Chance Carl-Werner Drewes
und seiner Frau Edeltraud Drewes-Strieve
verdanken. Er war ein Philanthrop der zwei
Länder liebte, seine Heimat Deutschland und
Thailand, das Land in dem er glücklich
wurde.
Carl-Werner Drewes wurde in Thailand hoch
geehrt, auch in Deutschland fand sein Wirken
große Beachtung und Würdigung, die in der
Verleihung des Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse Ausdruck fand.
Es hat sich für mich gelohnt, nach CarlWerner Drewes zu fragen, einem Mann, der
einen Traum hatte und ihn in die Wirklichkeit
umsetzte. ‘An adopted son of Thailand’
schrieb die Bangkok Post über ihn, dessen
Engagement wir in seiner deutschen Heimat
nicht vergessen sollten.
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Vorträge des Ersten Bonner Thailand- Symposiums
Am 24. und 25. April 1998 wurde das Erste Bonner Thailand-Symposium durchgeführt,
welches unter dem Titel „Die "Five Faces" von Thailand 1998“ stand. Dieses Symposium fand
zu Ehren des 75. Geburtstags von unserem seit langen Jahren im Vorstand der DTG arbeitenden
Mitglied Dr. Wolf Donner statt, der 1978 ein vielbeachtetes Buch "The five faces of Thailand"
geschrieben hatte. Zwanzig Jahre danach hat sich das Königreich enorm verändert: Ein doppelter
ökonomischer Umbruch - seit 1987/88 enormer Wirtschaftsboom, dann 1997 Einbruch der sog.
Asienkrise - und erhebliche gesellschaftliche Veränderungen fanden statt. Vor diesem Hintergrund war es das Ziel des Symposiums, eine aktuelle Bestandsaufnahme der "five faces", d.h. der
fünf Regionen Thailands - Norden, Nordwesten, Zentralthailand, Süden und Greater Bangkok - zu
unternehmen. Ursprünglich war es vorgesehen, die Sammlung der Vorträge als eigenen Band der
Schriftenreihe der DTG zu veröffentlichen, doch erlauben uns die derzeit geringen finanziellen
Spielräume dies nicht. Um die Vorträge dennoch nun den Mitgliedern zugänglich zu machen,
werden sie in dieser und den folgenden Ausgaben der Thailand-Rundschau nacheinander publiziert.
Thailand Today and Tomorrow
lecture given at the „1. Bonn Thailand Symposium“ on 24-25 April 1998 organized
by the German Thai Society
H.E. Kasit Piromya, Ambassador of Thailand
T
he subject given to me to deliver is
short and simple, but difficult to
tackle. To talk about Thailand today
is very subjective and will definitely bring
about the challenges from the experts and
more knowledgeable persons present at this
gathering. To forecast Thailand Tomorrow
may put me in the company of fortune tellers
and futurists. What to do, I ponder. May be I
have to go back to the past, to my childhood
in order to come to the todays and to the tomorrows.
I remember vividly that my very young life
was with and around waters of the klongs,
ponds and rivers, vegetations and fruit trees,
timber-houses, mosquito-nets, charcoal ovens
and kerosene-lamps. Snakes, toads and butterflies were familiar sights. I went to school by
sampans and samlors. Temples and temple-
schools, school-uniforms, national flags and
anthem as well as recitations of Buddhist precepts were part of my daily life. My toys were
made of wood and banana trunks and leaves,
tyre-tubes, can-covers and yam-sockets. The
market was always nearby. Chinese drama,
open air movies and Thai likees were performed on holidays and festive days. Our
playgrounds were rice fields, fish ponds and
canals. We also played a lot with fireworks
and trapped crickets.
Around the mid 1950's, television made its
appearance. American and British cars ruled
the roads, but Japanese ones started to make
an inroad. Cowboy movies made us dream of
shootouts and undauntedness. Field marshals
seemed to be associated with the position of
prime ministers. Communism was painted as
the evil. The Soviet Union and China looked
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so fearful and awesome. Political parties and
struggles meant death, exiles and imprisonments for some, awards and success for
others. Tanks were on the streets and marshall
songs were on radio and television. Thais
endangered and antagonized one another.
Rice, tin, rubber and timber were no longer
the only export items of Thailand. Agriculture
was diversified, the whole economy was diversified. Archaeological sites, beaches and
ways of life became tourist items and commercialized commodities. Moral values
declined, money in exchange for anything,
principles and integrity of politicians and officials, female dignity for prostitution, child
labor and bondage for economic competition
and progress. Depletion of the environment
and human values was made in the name of
development and modernization.
The Buddhist Order seemed weak. Buddhist
intellect seemed non-existent. People went for
more religious outwards practices and rewards more than for inner calm and tranquillity. But the society did not move without
its conscience and intellectual quest. M.R.
Kukrit Pramoj as a writer and journalist took
up the military gauntlet and touted them. Dr.
Puey Unghakorn became the moral reminder
of the goodness and justness of the Thai society. He was talking about decency, about
shame, about moderation. He exemplified
what a responsible Thai personality should be
and should avoid. Sulak Srivalak, in his
younger days, initiated and pushed intellectual outburst for Thainess and values. His
works on the publication „Sangkomsat
Prarithat“ and his involvement in the Siam
Society brought the Thais to their roots and
quest. Chitr Bhumisak questioned unquestioned assumptions and accepted nonns and
searched deeply with conviction for Thai
authenticity and appropriateness. Kukrit and
Chitr departed. Dr. Puey has left the active
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scene while Sulak remains but seemingly
rigid and uncompromising and without a dear
cause. Is he out of touch? Former Prime
Minister Anand Panyarachun rises above and
seems to be playing the voice of conscience
very well. Dr. Praves needs new thinking to
reach the masses. Khun Therayud should gain
more wisdom with age in order to advise the
society more. The rest of the field seems quite
barren.
Thailand today stands on the threshold of becoming a modern and civil society. We can
pride ourselves of being a free and open society. We have succeeded in having a political change and power transfer. The sounds of
rolling tanks and armed vehicles have been
silenced. Political life has become more
transparent and accountable. We are more
concerned and we pay more attention on the
plight of the poor and unfortunate, on the
women and child rights and on the minorities
as well as displaced persons coming from
across the borders. Bureaucrats have begun to
learn and practice the word service and
monitoring and to discard the term control
and discretionary power and judgement. The
society has reconciled itself. Conflicting
views and elements have come to accept
compromise and tolerance, have learned to
appreciate the fact that we can work together
and live together with different opinions and
views. Politics and life both need compromise
and tolerance. It is not a Western demand and
practice, but it is a very basic Buddhist
thinking that we tend to forget and were
therefore reminded by Westerners.
What about the present difficulty of Thailand.
I believe the first thing is to blame no one else
but ourselves. The whole society has been
enjoying conspicuous consumption at all
levels. We have lived beyond our means. We
have striven for far more and more material
wellbeings. We, particularly the leadership in
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political arena, bureaucracy and business
sector, have taken the country and society on
a fast track without going into a pit-stop to
reflect, to reexamine and to introspect. During
the
premiership
of
General
Prem
Tinsulanonda with Khun Sommai Huntrakul
at the helm of the Ministry of Finance, we
knew how much money we had and where it
went and how much we were able to borrow
and spend. There was framework, ceiling and
guideline. With the release of land price and
speculation, with easy cheap money from
abroad, we went astray. In the mid 90's, we
knew somewhat of the difficulty booming,
but the leadership was afraid to spoil the rosy
picture or afraid to face reality and tackle the
difficult reality. In mid 1997, we panicked.
We made hasty decisions and were unprepared for eventualities. We did not and were
not prepared for the eventualities. We have
fallen down from the celestial realm.
But we have matured politically. The change
of leadership was peaceful and the new leadership knew that it only had to go on or
attempt to do so. The people rendered support, they are also more matured. Lord
Protector of Siam, Phra Siam Thevathirat, has
borne the burden and still looked kindly on
Thailand. The agriculture sector was not
affected. Commodity prices overall were excellent. The leadership with good intention,
integrity, along with internal and domestic
support with solid agricultural bone could
process to rebuild Thailand. I am optimistic
with the provison that they continue to be
receptive to other ideas and initiatives.
For the future, it would be presumptuous to
predict what Thailand would be like, I can
only wish. I wish that it can continue to be the
land of the free, to welcome foreigners, to be
able to assimilate as well as to respect what
can be retained as different. Ever since the
early periods of Thai people, especially, the
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Sukhothai era, Thai society has been able to
learn from foreigners, to adopt and to adapt.
Therefore it must be able to retain its openmindedness, openness and its tolerant way of
life. I wish that our leaders as well as ordinary
Thai on the streets act with satti or mindfulness. I wish that the people become more
concerned not only with their immediate
needs but that of their community and surroundings so that decentralization is not only
in words but in practice. Vested interest and
selfish intent that have plagued and hindered
progress will hopefully be no longer the norm
and practice. Transparency, accountability
and good governance will be the rule of the
game. Politics is not a game but a life work,
and participation in the societal wellbeing is a
privilege and an obligation for every single
Thai.
A new Thai society entering the 21st century
and approaching B.E. 2550 needs a thorough
examination of Buddhist humanity teaching.
The Thai society needs to reexamine itself
and to draw upon Buddhist teachings and precepts. A soul-searching period needs to come
by. It needs to become a real civil society
when people do not enjoy pictures and stories
of deaths, accidents, calamities and angers in
newspapers and on television; when people
do not only go for economic development and
money-making; when the sense of family,
community and responsibility gain a rebirth
and acceptance.
I believe that the recent liberalization of the
educational system and decentralization of
educational facilities coupled with accessibility to media means would be bearing
fruits in the form of a more knowledgeable
population, thus narrowing the gap between
the urban and rural area as well as that of
haves and have-nots. Investment incentives
and promotion of industries in the hinterland
would mean that factories could be set up
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away from Bangkok, thus providing employment and utilization and processing of raw
materials at sources. Owing to this, Thailand
will emerge as a more balanced society with
enlarged middle dass in terms of both education and well beings. Thailand will inevitably
become a more resource-poor country. In this
sense, it will have to resort to better utilization of the environment. It would have to put
more minds and efforts into research and
development to make the best use of what it
has. Better yield per area of cultivation and
better transformation of raw materials would
be the name of the game as Thailand will
have a larger population with less land and
less natural endowments. With research and
development Thailand would be able to
maintain its leading role in the food industry.
With enlarged middle dass and better com-
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munication network, there would be more
urbanization and more urban areas and thus
the question of life quality would be a top
priority. And with urbanity implied the spread
of local self-government and decentralization.
Municipalities arc likely to replace provinces
and both will have as their mayors and governors, elected ones.
I believe and wish that the society debates
more on Buddhist thinking and reads more of
its precepts so that it can become more calm
and matured. I wish that we read more of the
writings of Phra Buddhadasa, Phra Udom
Sankwomwisutthiweth (Phra Ajam Wan
Uttamo), Phra Dharmapitaka (Prayudh
Prayudho), Phra Khantipalo and Phra
Phoyanathera (Phra Ajam Cha) and debate as
well as adapt their teachings as our guidelines
for the conduct of our daily life.
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Armut und Aufbruch in Nordostthailand
Entwicklungsunterschiede und Konfliktpotentiale in einer thailändischen
Peripherregion
Paul Reuber
1. Armenhaus Nordostthailand?
Wer heute nach Isan1 fährt und auf dem
Friendship-Highway in die Regionalmetropolen und Universitätsstädte Khorat oder
Khon Kaen gelangt, der sieht dort ein Nordostthailand vor sich, das sich seit den 80er
Abb. 1
Abb.1
Jahren fast explosionsartig entwickelt hat. Es
trägt heute ein Gesicht, das Wolf DONNER zu
der Zeit, als er sein Buch über die „Five Faces
of Thailand“ schrieb, noch nicht kennen,
vielleicht noch nicht einmal erahnen konnte.
Die Eckpfeiler dieser Dynamik zeigen sich
auch im Stadtbild: Aufwendige, neue Hotelbauten der Superklasse dominieren die Skyline, am See von Khon Kaen entsteht eine
gestaltete Parklandschaft und in den am
Stadtrand gelegenen, oft umzäunten und
bewachten Villensiedlungen der neuen
Mittel- und Oberschicht bilden die Kopien
amerikanischer oder westeuropäischer Wohnkultur die Symbole des Fortschritts und des
neuen Reichtums, bis hin zum SwimmingPool und zum klimatisierten Fitness-Studio.
„Nordostthailand ist im Aufbruch“, so sehen
es heute viele der regionalen Akteure und
blicken sehr viel optimistischer in die Zukunft
als noch vor 20 - 30 Jahren.
Wer jedoch heute nach Isan fährt und sich
etwas abseits der ausgefahrenen großen Verbindungsstraßen bewegt, der kann, zum Beispiel im Grenzbereich der Nationalparks, auf
Dörfer wie Sam Phak Nam stoßen, wo 10 - 50
Kleinbauernfamilien z.T. noch am Existenzminimum leben. Die Bewohner sind sogenannte „illegale Siedler“, die ohne schriftliche
Landrechte,
im
Angesicht
drohender
Zwangsumsiedlungen und kärglicher landwirtschaftlicher Bedingungen versuchen, eine
wirtschaftliche Basis für ihre Familien aufzubauen. Die oftmals über Nacht errichteten
Häuser haben noch Wände aus Bambus,
selbst die „öffentlichen“ Einrichtungen, wie
provisorische Schulen oder Kindergärten,
sind anfangs nicht mehr als ein Notbehelf.
Armut in Nordost-Thailand, das ist ein
Aspekt, den Wolf Donner bereits in den 70´er
Jahren als das prägende Gesicht der Region
beschrieben hat und der auch heute noch in
vielen Teilen Isans zum Alltag der Bevölkerung gehört.
1
Isan, oder zuweilen: „Phak Isan“ ist die transkribierte Bezeichung
für die Nordostregion des Landes.
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Natürlich sind solche Beispiele extrem gewählt, sie markieren eher die polaren Eckpunkte eines in der Realität sehr breiten
Feldes von Chancen und Problemen im heutigen Nordostthailand. Armut und Aufbruch das sind zwei Schlagworte, die die ganze
Spannweite der Entwicklung umreißen, die
sich dort mit einer lokal sehr unterschiedlichen Dynamik vollzieht. Armut und Aufbruch sind aber auch zwei Begriffe, die eine
in die Zukunft gerichtete Perspektive aufweisen. Sie deuten auf Veränderungen hin,
die nicht nur eine ökonomische, sondern
ebenso eine politische Dimension beinhalten.
Und auch in dieser Lesart passen sie zu den
jüngeren Entwicklungen in Isan: Nordostthailand hat sich in den letzten Jahren, wohl
gerade wegen seiner vielfältigen Probleme, zu
einem Zentrum des Engagements „von unten“
entwickelt: Grassroot-Bewegungen, Peoples
Organisations und NGO´s leisten eine eigenständige Aufbauarbeit innerhalb der Region
und treten auch in Bangkok immer deutlicher
für die lokalen Interessen der Bevölkerung
ein.
Damit deuten sich die zwei Schwerpunkte2
an, die bei einem Blick auf das Nordostthailand der 90er Jahre in den Mittelpunkt der
Betrachtung rücken müssen:
1. Die großen regionalen Disparitäten innerhalb der Region, die das Ergebnis einer
sich immer noch fortsetzenden Auseinanderentwicklung der Zentren und Peripherien Isans sind. Diese innerregionalen
Passiv- und Aktivräume stellen heute sehr
unterschiedliche räumliche Potentiale für
einen „Aufbruch aus der Armut“ bereit.
Sie sollen nach einer kurzen Skizze der
jüngeren Entwicklungsimpulse exempla-
2
Die Grundlagen für diese Ausführungen wurden auf drei Lehrund Forschungsaufenthalten in Nordostthailand 1995-97
gesammelt, v.a. im Rahmen zweier Gastdozenturen des Autors an
der Khon Kaen University 1996 und 1997.
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risch anhand der Bevölkerungsverteilung
und der Wirtschaftsstruktur dargestellt
werden vgl. auch (REUBER 1998).
2. Die derzeit typischen Konflikte in
Nordostthailand, an denen sich zunehmend
auch die lokale Bevölkerung - oftmals
unterstützt und/oder mobilisiert von NonGovernmental Organisations (NGO´s) - in
einer Art politischen Aufbruchs „von
unten“ aktiv beteiligt.
Diese beiden Aspekte werden auch zeigen,
daß Nordostthailand heute eine vielgestaltige
Region mit vielen Gesichtern ist. Anstelle des
in der Literatur noch weitverbreiteten, uniformen Bildes vom „Armenhaus“ zeigt sich
der Isan in den 90er Jahren als eine Region, in
der sich Teilräume mit Wachstumsansätzen
und guten Zukunftschancen und Teilräume
mit großen ökologischen und ökonomischen
Problemen gegenüberstehen.
2. Entwicklungsimpulse für Nordostthailand seit den 60´er Jahren
Noch vor 30 Jahren war der Nordosten infrastrukturell und ökonomisch kaum an Zentralthailand und die Hauptstadt Bangkok angebunden. Entsprechend sind die wirtschaftlichen und sozialen Unterschiede zwischen
dem aufblühenden Zentrum und dem peripheren Isan gewaltig. Dies spiegelt sich in der
Dominanz Bangkoks (KRAAS 1995, 1996)
und im Primatcharakter der StadtgrößenRangfolgen genauso eindrucksvoll wieder
wie in der Entwicklung der Bevölkerungsdichte, die beispielhaft für viele andere ökonomische und demographische Indikatoren
zeigen mag, daß sich dieser Trend sogar noch
verschärft (vgl. Abb. 2).
Es darf daher nicht verwundern, daß noch in
den siebziger Jahren der thailändische Nordosten aus der Perspektive der Bangkoker
Zentrale und erst recht aus dem Blickwinkel
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ausländischer Investoren
Abb. 2:
Entwicklung der Bevölkerungsdichte in Bangkok und
Nordostthailand im Vergleich Bangkok und Nord
in vieler Hinsicht eine
Tabula Rasa bildete. Erst
mit dem Vietnamkrieg
begann der Isan stärker ins
Bewußtsein nationaler und
internationaler Akteure zu
rücken. Als Grenzregion
zu den Kriegsschauplätzen
Abb.3
in Indochina war der
Nordosten die wohl am
meisten in den Konflikt
involvierte Region Thailands, und zwar in mehrer
Hinsicht. In erster Linie
diente sie den Amerikanern als Aufmarschwo der Genozid der Pol-Pot-Kommunisten
platz. In vielen Städten, z.B. Udon Thani und
eine Massenflucht der Bevölkerung auslöste,
Ubon Ratchathani, errichtete man Stützsondern sickerten auch als illegale Siedler in
punkte und Flughäfen für die Bombergedie damals noch dicht bewaldeten Gebiete der
schwader, die von hier aus ihre Einsätze nach
Dhom Rek-Randschwelle und der PetchabunVietnam und z.T. auch nach Laos und KamBerge. Für Flüchtlinge aus dem benachbarten
bodscha flogen. Mit amerikanischer UnterLaos waren die Integrationshemmnisse sogar
stützung baute man auch den „Friendshipnoch geringer: Sie konnten sich aufgrund der
Highway“ als schnelle Transportverbindung
gemeinsamen ethnischen und sprachlichen
nach Bangkok aus, zwischen Khorat und
Wurzeln, sowie aufgrund einer jahrhunderteKhon Kaen stellenweise sogar in einer
langen politischen Zusammengehörigkeit
Dimension, daß auch hier Bomber starten und
nahezu übergangslos im thailändischen
landen konnten. Neben den Amerikanern
Nordosten zurechtfinden. Da viele von ihnen
beeinflußten auch die anderen Kriegsparteien
über die „grüne Grenze“ der Waldgebiete
den Isan, insbesondere die unwegsameren
oder des Mekhong kamen, ist eine exaktere
Grenz- und Berggebiete der Region. Diese
Schätzung der Größenordnungen nicht
dienten vielfach als Rückzugs- und Sammelmöglich.
gebiete für kommunistische Partisanen. Als
Während der Rückzug der Amerikaner das
Folge entstanden dort, z.B. in den PetchabunEnde des Indochina Krieges einläutete, bilBergen (LUTHER 1970), Keimzellen des
deten die Folgen des Krieges für Nordostkommunistischen Widerstands, an denen sich
thailand jedoch eine Reihe von Impulsen, die
auch Teile der Bevölkerung ebenfalls aktiv
die Entwicklung der Region bis heute prägen,
beteiligten.
und zwar sowohl in fördernder wie hemSchließlich diente der thailändische Nordmender Hinsicht:
osten vielen Flüchtlingen aus Indochina als
Ziel. Sie landeten nicht nur in den Auffang• Bis heute fruchtbar für die wirtschaftliche
lagern entlang der Grenze zu Kambodscha,
Entwicklung ist die von den Amerikanern
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mitfinanzierte Verbesserung der infrastrukturellen Anbindung nach Bangkok bei
einem gleichzeitigen Ausbau der innerregionalen Hauptverkehrsachsen (z.B. der
Ost-West-Tangente von Khorat bis zur
Airbase in Ubon Ratchathani, genauso
zwischen Khon Kaen und Ubon etc). Darauf wird bei einer Erklärung des Musters
der regionalen Differenzierung zurückzukommen sein.
• Ambivalent muß man aus heutiger Sicht
die Erschließung der Berggebiete bewerten. Auch sie begann zur Zeit des
Vietnamkrieges mit dem Zweck der Bekämpfung kommunistischer Aktivisten und
Partisanen. Aus Furcht vor Unterwanderung baute damals die thailändische
Regierung ein Netz von Allwetterstraßen,
daß die militärische und politische Kontrolle solcher „infiltrierter“ Regionen
verbessern sollte. Diesen Straßen folgend,
beuteten jedoch nach dem Krieg nationale
und internationale Holzhändler die Waldbestände aus, ausgestattet mit den damals
großzügig vergebenen Einschlagkonzessionen für Edelhölzer. Den Schneisen ihrer
Raupen und Transportmaschinen folgten,
auch noch lange nach dem „logging ban“,
Abb. 3
Abb.2
in einer dritten Stufe der Sukzession landlose Kleinbauern, die auf der Suche nach
Siedlungsland und Anbaufläche innerhalb
weniger Jahrzehnte mit ihrem Brandrodungsfeldbau die Waldfläche Nordostthailands noch einmal dramatisch verringerten (Abb. 3). Die Konflikte zwischen
den wirtschaftlichen Belangen der autochtonen Bevölkerung und den allochtonen ökologischen Erhaltungsinteressen
bilden seitdem ein bis heute aktuelles
Spannungsfeld für Auseinandersetzungen
(s.u.).
Den wichtigsten Entwicklungsimpuls in den
achtziger Jahren bildete anschließend die Regionalförderung des thailändischen NESDB3.
Die bis dahin vornehmlich zentralistische
Planungspolitik förderte in ihrem 4. und 5.
Fünfjahresplan in den Jahren von 1977 bis
1986 (SCHÄTZL 1992, SCHLÖRKE 1992,
JANISCH 1988) erstmalig eine Palette von
Regionalstädten, mit dem Ziel, einerseits die
überquellende Hauptstadt zu entlasten, anderseits in den Peripherregionen des Landes
Impulse für eine wirtschafltiche Dezentralisierung zu setzen. Zu den geförderten Städten
gehörte auch Khon Kaen als regionales Oberzentrum Isans. Der damit verbundene Aufund Ausbau von Universität, Verwaltung und
Infrastruktur schaffte hier einen deutlichen
Entwicklungsschub und die Rahmenbedingungen für die Ansiedlung von Gewerbeund Dienstleistungsbetrieben. Die Förderung
in dieser Höhe dauerte jedoch nicht lange an.
Bereits in seinem 6. Entwicklungsplan (ab
1987) kehrte Thailand zurück zu einer wachstumsorientierten Schwerpunktförderung der
Hauptstadtregion zurück (SCHÄTZL 1992), um
diese für den Wettbewerb der asiatischen
Metropolen auf dem globalen Markt auszubauen.
3
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National Economical and Social Development Board.
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3. Regionalentwicklung und regionale Unterschiede in der Wirtschafts- und Bevölkerungsstruktur
Nordost-Thailands in den
neunziger Jahren
All diese Aspekte haben dazu geführt, daß die
einheitliche Formel vom „Armenhaus“, die
Nordosthailand früher im Fremdimage vieler
Akteure hatte, und die manche Reiseführer
bis heute als eine Art „geographical imagination“ (i.S.v. GREGORY 1994) tradieren, in den
90er Jahren nicht mehr zutrifft. Der Schein
einer relativ homogenen Peripherregion existiert höchstens noch aus der Außenperspektive
einer
national-makroskopischen
Betrachtung. Ein genauerer Blick enthüllt ein
sehr viel heterogeneres Bild. Er zeigt innerregionale Unterschiede, die in ihrem relativen
Ausmaß beträchtlich sind und zu einer deutlichen räumlichen Differenzierung geführt
haben.
Bereits die naturräumliche Gliederung Nordostthailands bildet eine erste Grundlage für
die unterschiedliche Entwicklung verschiedener Teilräume, die bereits von DONNER
1978, KUBINIOK 1990, LÖFFLER & MAAS
1992 u.a. beschrieben worden ist und
deswegen an dieser Stelle nur stichwortartig
resumiert werden soll. Obwohl das KhoratPlateau oft als vergleichsweise wenig gegliederte, teilweise „eintönige“ Landschaft
geschildert wird, lassen sich doch bereits auf
den ersten Blick verschiedene Landschaftseinheiten herausgliedern, allen voran die
Grenzgebirge der Petchabun-Berge nach Westen und die Dhom Rek Randschwelle nach
Süden, wo auch die politische Grenze zu
Kambodscha verläuft. Im Zentralbereich des
Plateaus muß man dann die Beckenlandschaften der großen Flußsysteme von Mun,
Chi und Songkram herausgliedern, die sich
mit ihren jungen Flußterrassen- und Auenbereichen vom sonstigen flachwelligen Relief
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R u n d s c h a u
unterscheiden. Auch der Mekhong, der heute
die Grenze zu Laos und Teilen Kambodschas
markiert, bildet eine eigenständige Teilregion,
nicht nur in naturräumlicher, sondern auch in
politisch-geographischer und wirtschaftsgeographischer Hinsicht.
Wichtiger als die landschaftliche Großgliederung sind jedoch die geoökologischen Probleme, die sich aus der naturgeographischen
Situation in Isan ergeben und bis heute die
Entwicklung der Region hemmen. Drei davon
müssen besonders erwähnt werden, weil sie
sich insbesondere auf den Haupterwerbszweig Isans, die Landwirtschaft, beschränkend auswirken. Es handelt sich um
1. die weitgehende Entwaldung(HIRSCH
1987, COLCHESTER & LOHMANN 1993), die
unter den wechselfeuchten tropischen
Bedingungen in kürzester Zeit zu massiver
Bodenzerstörung führen kann,
2. die Versalzung der Böden, die v.a. auf
einer Mobilisierung fossiler Salzvorkommen im Zuge einer unangepaßten Landwirtschaft beruht (vgl. PANICHAPONG 1985,
LÖFFLER & KUBINIOK 1988),
3. die Problematik der Wasserverfügbarkeit,
die sich in Isan saisonal sehr unterschiedlich ausprägen kann: in einem zuviel an
Wasser in Form großflächiger Überschwemmungen während der Regenzeit
bzw. in extremer Wasserknappheit während der Trockenzeit.
Aufgrund der oben angesprochenen Entwicklungen und Probleme haben sich die verschiedenen Teilräume Isans in den letzten 2030 Jahren erheblich auseinanderentwickelt.
Dies zeigen exemplarisch Bevölkerungs- und
Wirtschaftsdaten aus der ersten Hälfte der
90er Jahre. Um eine kleinräumigere Regionalisierung durchzuführen, sind die in der Literatur teilweise verwendeten Daten auf
Changwat-Ebene (Provinzen) ungeeignet.
15
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Man muß stattdessen auf Datenmaterial aus
den Amphoe (Distrikte) zurückgreifen. Mit
seiner Hilfe kann man ein genaueres Verteilungsmuster von Aktiv- und Passivräumen
herausarbeiten und es mit der natur- und kulturgeographischen Ausstattung und Geschichte begründen.
Das dabei verwendete Datenmaterial muß
jedoch, den Rahmenbedingungen der statistischen Berichterstattung Thailands entsprechend, kritisch betrachtet werden. Zwar
liegen aus (fast) allen Amphoe die erforderlichen Daten vor, aber z.B. für manche
Grenz- und Bergregionen Nordostthailands
können sie sicher nur Näherungswerte darstellen. Das liegt an einer Reihe von Einflußgrößen, die selbst für die örtlichen Beamten
der Distriktverwaltungen kaum genau zu kalkulieren sind, z.B.
− das Ausmaß der Bevölkerungsmobilität in
den unübersichtlichen, semipermeablen
Grenzregionen;
− das Ausmaß „illegaler“ Siedlungs- und
Rodungstätigkeit in Berggebieten, Forest
Reserve Areas oder entlang der Grenzsäume zu den Nationalparks, sowie, damit
verbunden,
− die Anzahl der Bevölkerung, die Größe
ihrer landwirtschaftlichen Nutzfläche etc.;
und natürlich auch
− die multiplen, oft zumindestens teilweise
informellen
Beschäftigungsverhältnisse,
die die statistische Zuordnung eines Haushaltes zu einem Berufszweig bzw. Beschäftigungssektor fragwürdig erscheinen
läßt.
Die nachfolgende Auswertung versucht, diese
Einschränkungen dahingehend zu berücksichtigen, daß sie die Daten nur im Sinne von
Größenordnungen, d.h. in stark generalisierter, klassifizierter Form interpretiert. Sie
16
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verzichtet bewußt auf die ansonsten etablierten Verfahren multivariater Regionalanalysen, um einer Überinterpretation vorzubeugen.
Bereits die Daten zur Bevölkerungsdichte
enthüllen erhebliche Unterschiede innerhalb
der Region (vgl. Abb. 4). Sie sind zwar in
ihrer Größenordnung bei weitem nicht mit
den Relationen zwischen Nordostthailand und
der Bangkok Metropolis vergleichbar, dennoch kann man anhand der relativen Unterschiede
deutliche
Schwerpunkte
der
Bevölkerungsverteilung in Nordostthailand
erkennen. Zunächst weist die Bevölkerungsdichte ein Kern-Rand-Gefälle auf. Dem
stärker besiedelten Zentrum stehen die bevölkerungsärmeren Peripherien der Region gegenüber. Besonders dünn besiedelt sind die
östlichen Grenzgebiete zu den lange Jahre
abgeschotteten sozialistischen Nachbarstaaten
Laos und Kambodscha. Dies gilt auch für die
Bergregionen der Petchabun-Kette, die das
nordostthailändische Khorat-Plateau von
Zentralthailand trennen.
Doch auch das bevölkerungsreichere Zentrum
Isans läßt sich räumlich weiter differenzieren.
Es weist zwei Bevölkerungsschwerpunkte
auf:
− einen größeren zentral-südlichen Bevölkerungsschwerpunkt, sowie
− einen nördlichen, kleineren Bevölkerungsschwerpunkt, (am Mekhong entlang, südlich bis Udon Thani).
Aus dieser Matrix regional höherer Bevölkerungsdichtewerte treten noch einmal
eine Reihe dichter besiedelter Amphoe hervor. Sie sind bandartig verbunden und bilden
auf diese Weise ein Dreieck zwischen den
Regionalzentren Khon Kaen, Khorat und
Ubon Ratchathani, und eine Linie von Khorat
im Südwesten über Khon Kaen und Udon
Thani bis nach Nong Khai, dem nördlichen
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R u n d s c h a u
Abb. 4
Abb.4
Grenzübergang nach Laos. Als Knoten an
diesen „Dichtebändern“ liegen, aufgereiht wie
Perlen an der Schnur, die größeren (Land-)
Städte der Nordost-Region mit regionalen
Spitzenwerten4, allen voran Khorat (mit fast
500 Ew/km2)5, gefolgt von Khon Kaen und
Udon Thani, beide mit ca. 330 Ew/km2.
1. Die natürlichen Voraussetzungen der
Landwirtschaft, welche immer noch den
Haupterwerbszweig Isans bildet. Sie
gliedern die Region in agrarische Gunstund Ungunsträume, was sich in einer entsprechenden Bevölkerungstragfähigkeit
niederschlägt.
Die innerregionalen Unterschiede in der Bevölkerungsdichte Nordost-Thailands folgen
damit einem flächigen und einem linearen,
hier punktaxialen Prinzip. Zwei hauptsächliche Einflußgrößen sind für dieses Muster
verantwortlich und sollen im folgenden etwas
näher diskutiert werden:
2. Die moderne Verkehrserschließung des
Isan. Sie führte zu einer linienhaften
Überprägung und Akzentuierung des traditionellen Musters der Bevölkerungsverteilung.
4
im Süden Isans zwischen Nakhon Ratchasima und Ubon
Ratchathani: Buri Ram, Surin und Si Sa Ket; ebenso zwischen
Khon Kaen und Ubon Ratchathani: Maha Sarakham, Roi Et und
Yasothon.
5
Die Bevölkerungsdichtewerte für die Amphoe Nordostthailands
wurden ermittelt mit Hilfe der Bevölkerungsanzahl aus dem
thailändischen Zensus und einer Flächenberechnung der
digitalisierten Amphoe mit Hilfe von Atlas-GIS. Die Zahlen
können daher aufgrund der bei einer Digitalisierung möglichen
kleineren Ungenauigkeiten leicht von Dichtewerten aus anderen
Quellen abweichen.
Die Landwirtschaft ist bis in die Gegenwart
die mit Abstand dominierende Erwerbsquelle
der Bevölkerung Nordost-Thailands. Die
Agrarquote liegt mit 86 % im regionalen
Durchschnitt enorm hoch. Sie übersteigt den
Wert für Gesamtthailand um 22%6 und bewegt sich damit auf dem Niveau eines wenig
industrialisierten Entwicklungslandes. Dies
6
Zahlen berechnet nach National Statistical Office, Office of the
Prime Minister: Key Statistics of Thailand 1993. - Bangkok, o.J.
17
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Abb. 5
Abb.5
hängt zusammen mit den fehlenden Alternativen: größere Rohstoffpotentiale sind nicht
vorhanden7 und gegen eine Industrialisierung
auf der Basis anderer Standortfaktoren
sprechen v.a. Marktferne und Transportdistanzen (Inlandlage, unzureichende infrastrukturelle Anbindung und Binnenerschließung, Entfernung von Bangkok als
Drehscheibe des nationalen und internationalen Güterumschlags, etc.). Allenfalls das
Prinzip der „verlängerten Werkbänke“ konnte
zu ersten Industrialisierungsansätzen führen,
konzentriert sich jedoch auf den zentrumsnahen Südwestzipfel des Isan, d.h. auf die
Region um Khorat.
Aus diesem Grund kann die Agrarquote auch
heute noch als wichtigster Indikator für regionale Disparitäten in der Erwerbsstruktur
7
abgesehen von lokalen Salzlagerstätten, deren
Beschäftigungswirkung gering und deren Abbau ökologisch
ausgesprochen umstritten ist.
18
Nordostthailands dienen. Dabei treten in verschiedenen Teilregionen beträchtliche Abweichungen vom Landesdurchschnitt hervor.
Der Anteil der Haushalte, die ihr Haupteinkommen aus der Landwirtschaft beziehen,
schwankt zwischen 35 und 95%.
Verknüpft man die Angaben zur Bevölkerungsdichte mit der Agrarquote, so kann
man daraus eine Binnenregionalisierung
Nordostthailands mit deutlichen Unterschieden ableiten (Abb. 5). Dabei soll es nicht
um eine „pseudoexakte“ Grenzziehung gehen,
die auf dieser Datenbasis nicht sinnvoll wäre,
sondern um eine stärker generalisierende
Unterscheidung von drei für den Isan grundlegenden Regionstypen, zwischen denen sich
breite Übergangszonen finden.
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Abb. 6:
R u n d s c h a u
Die Mehrfachorientierung der Existenzgrundlage, dargestellt
am Beispiel einer Familiie aus einem Dorf am Mun-River,
Amphoe Rasi Salai
Abb.6
Es sind:
erstens: Teilregionen mit überdurchschnittlicher Bevölkerungsdichte und hoher
Agrarquote,
− zweitens: Teilregionen mit geringer
Bevölkerungsdichte und hoher Agrarquote,
− drittens: Teilregionen mit hoher
Bevölkerungsdichte und (vergleichsweise)
niedriger Agrarquote.
Teilregionen mit überdurchschnittlicher
Bevölkerungsdichte und hoher Agrarquote
Solche Gebiete findet man vor allem in den
agrarischen Gunsträumen des Isan, d.h. dort,
wo ganzjährig ausreichend Wasser vorhanden
ist, und die Böden sich, wenn auch weniger
gut wie in der Zentralebene, für den Naßreisanbau eignen. Wegen der saisonalen
Trockenzeiten sind solche Bedingungen vor
allem im Einzugsbereich der großen Flüsse
der Nordostregion gegeben. Zentren solcher
bevölkerungsreichen
landwirtschaftlichen
Gunstregionen sind die Mittelläufe der Flüsse
Mun, Chi und, etwas schwächer ausgeprägt,
des Songkram und seiner Nebenflüsse im
Becken von Sakhon Nakon.
Entsprechend höher ist in diesen Bereichen
auch die Bevölkerungstragfähigkeit. Die
Dichtewerte erreichen hier z.T. um 200
Ew./km2. Sie liegen deutlich über dem nordostthailändischen Durchschnitt. Auch der
Anteil von Haushalten, die ihr Einkommen
primär aus der Landwirtschaft beziehen, ist
mit über 85 % sehr hoch, weil ein Teil der
landwirtschaftlichen Nutzfläche hier aus
„downland“ mit Reispaddys besteht, ergänzt
je nach lokalen Verhältnissen durch „upland“Crops. Erfragt man jedoch beispielhaft etwas
genauer die Erwerbsstruktur einzelner Haushalte, zeigt sich natürlich auch hier wieder die
für thailändische Verhältnisse übliche Mehrfachorientierung des Einkommens. Neben der
Landwirtschaft spielt ganz besonders die
saisonale Fremdarbeit von Familienmitgliedern in Bangkok, den Touristenzentren
Südthailands oder im Ausland eine bisweilen
tragende Rolle8 (vgl. Abb. 6). Zusätzlich versuchen die zu Hause bleibenden Familienmit-
8 Dieser Aspekt trat bei Aufenthalten in den Dörfern und
Gesprächen mit Bewohnern in den Provinzen Roi Et und Surin
immer wieder deutlich hervor. Er zeigt ein weiteres Mal, daß die
zugrunde liegenden Zensusdaten mit aller Vorsicht und nur in
Form klassifizierter Größenordnungen interpretiert werden
dürfen.
19
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R u n d s c h a u
glieder, mit Hilfe weiterer, meist kleinerer
Nebentätigkeiten das Einkommen aufzubessern. Nach Regionen und Ertrag sehr
unterschiedlich zählt dazu beispielsweise die
lokale, meist saisonale Fischerei, die
Köhlerei, aber auch die Seidenraupenzucht,
die Weberei oder kleineres Kunst- oder Gebrauchshandwerk etc. Ansätze von Industrie
oder Gewerbe sind in diesen Regionen noch
vergleichsweise selten und stehen zumeist im
Zusammenhang mit der land- oder forstwirtschaftlichen Produktion ihres lokalen Einzugsgebietes.
Teilregionen mit geringer Bevölkerungsdichte und hoher Agrarquote
Diesen Typus findet man vor allem in den
Grenz- und Bergregionen Nordost-Thailands.
Aufgrund fehlender Erwerbsalternativen
leben hier zwar oft mehr als 85 % der Haushalte vorwiegend von der Landwirtschaft,
aber den schlechten agrargeographischen
Rahmenbedingungen entsprechend sinkt die
Bevölkerungsdichte in solchen Distrikten auf
die geringsten Werte Nordostthailands, nicht
selten findet man Amphoe mit weniger als 50
Ew./km2.
Als Beispiel seien die im Westen verlaufenden Petchabun-Berge genannt. Günstigere
landwirtschaftliche Bedingungen finden sich
dort nur in den wenigen, in Nord-SüdRichtung verlaufenden intramontanen Tälern.
Ansonsten begrenzen neben Hangneigung
und geringer Bodenfruchtbarkeit eine Reihe
von Faktoren die Siedlungs- und Anbaumöglichkeiten:
− In den Petchabun-Bergen befinden sich
Waldschutzzonen und Nationalparks, die
die geringen Restwaldbestände zu schützen versuchen. Sie schränken die Siedlungs- und Wirtschaftsmöglichkeiten der
lokalen Bevölkerung ein.
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− Daneben zeugen, oft unmittelbar angrenzend an die Waldschutzgebiete, ökologisch verwüstete Bergregionen von den
Folgen der exzessiven Entwaldung der
70er Jahre. Hier hat nach dem Holzeinschlag und einer kurzen landwirtschaftlichen Folgenutzung die massive Bodenerosion viele Hügel in nahezu unfruchtbare
Grassteppen-Landschaften verwandelt.
Auch viele der Amphoe an der Grenze zu den
Nachbarländern Laos und Kambodscha haben
geringe Bevölkerungsdichten und hohe
Agrarquoten. Dies hat hier natürlich, neben
den landwirtschaftlichen Ungunstfaktoren,
vor allem seit den Indochinakriegen auch
militärstrategische Ursachen, denn sie werden
bis heute durch die fortdauernden Unruhen,
insbesondere in Kambodscha, in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung gehemmt.
Teilregionen mit überdurchschnittlicher
Bevölkerungsdichte und (vergleichsweise)
geringer Agrarquote
Diese zwar zunehmenden, aber immer noch
vergleichsweise wenigen Gebiete bilden die
lokalen Wachstumspole Nordostthailands und
weisen Ansätze einer nichtagrarischen Entwicklung auf. Ihr räumliches Verbreitungsmuster ist nicht flächen-, sondern punkt- oder
linienhaft; ihre Bedeutung resultiert neben
Verwaltungs- und Versorgungszentralität vor
allem aus der Lage an überregionalen Verkehrswegen9 und aus der damit verbundenen
günstigeren Situation für die Ansiedlung von
Gewerbe- und speziellen Dienstleistungsbetrieben.
Die wichtigste dieser Verbindungsachsen
bildet zweifellos der Friendship-Highway. Er
verknüpft den Nordosten mit der Hauptstadt
Bangkok, an ihm liegen die größeren Städte
des Isan: Khorat und Khon Kaen, sowie
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nördlich folgend Udon Thani und die im Zuge
der laotischen Öffnung immer wichtiger
werdende Grenz- und Handelsstadt Nong
Khai. Die Amphoe am Südwestzipfel der
Region, d.h. an der hauptstadtnächsten Stelle,
verzeichnen mittlerweile deutliche Ansätze
einer beginnenden Industrialisierung. Dabei
tritt Khorat (Nakhon Ratchasima) noch einmal besonders hervor, in dessen Industrial
Areas sich sogar neben den üblichen lohnkostenintensiven Zuliefer- und Fertigungsbetrieben auch erste technologieorientierte
Unternehmen finden lassen. Zum zweiten
regionalen Entwicklungpol am FriendshipHighway schwang sich Khon Kaen empor,
dessen Aufschwung vom thailändischen
National
Economical
and
Social
Development Board NESDB während der
80er Jahre mit erheblichen Fördermitteln angeschoben wurde. In beiden Regionalzentren
sinkt die Agrarquote unter 50%10. Die
günstige Verkehrslage führte jedoch auch in
einer Reihe von Anrainer-Amphoe zu beginnenden Ansätzen einer Industrialisierung,
vorzugsweise in Nachbarschaft der großen
Städte oder an der Einmündung von Verbindungsstraßen ins westliche und östliche
Hinterland (z.B. Ban Phai südlich von Khon
Kaen, Khumpawapi südlich von Udon Thani).
Das
Entwicklungsband
entlang
des
Friendship-Highway ist damit ingesamt ein
Musterbeispiel für die Bedeutung des Zeitund Distanzfaktors und entsprechend der
Verkehrserschließung für die Ausbildung
innerregionaler Unterschiede in Nordostthailand. Die regionalökonomische Rolle dieser
Achse steigt noch dadurch, daß parallel dazu
die einzige überregionale Eisenbahntrasse
Isans verläuft. Sie führt von Bangkok bis
Nong Khai und soll in den nächsten Jahren
9
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abgesehen von wenigen abgelegeneren Amphoe mit
Provinzverwaltungsstädten (z.B. Loei, Nakhon Pathom).
R u n d s c h a u
über die Friendship-Bridge auch die laotische
Hauptstadt Vientiane jenseits des Mekhong
anbinden.
Die zweitwichtigste Verkehrsachse erschließt
den Isan von Westen nach Osten. Sie biegt
vom
Friendship-Highway in Nakhon
Ratchasima ab und führt durch die Südprovinzen bis zum südöstlichen Regionalzentrum Ubon. Eine Verlängerung bis nach
Vietnam ist geplant, tagespolitische Ereignisse in den Nachbarländern Laos und Kambodscha zögern die Realisierung jedoch
bisher hinaus. Auch diese Verkehrsachse
induziert regionales Wachstum, an ihr liegen
perlschnurartig die Provinzhauptstädte Buri
Ram, Surin und Si Sa Ket. Eine dritte innerregional wichtige Verbindungsstraße von
Khon Kaen nach Ubon Ratchathani bildet
zusammen mit der West-Ost-Verbindung und
dem Friendship-Highway ein Wachstumsdreieck, dessen insgesamt strukturförderne
Funktion für den Süden Isans sich auch in der
Karte der Bevölkerungsdichte mit deutlich
höheren Werten niederschlägt.
Die großen intraregionalen Disparitäten in
Nordostthailand zeigen, daß „Armut und
Aufbruch“ in Nordostthailand ein auch nach
Teilregionen sehr unterschiedliches Gesicht
und eine unterschiedliche Dynamik haben.
Die Bevölkerung geht für die Zukunft mit
sehr verschiedenen Potentialen bzw. Problemen an den Start. In den Wachstumspolen
der Region, am deutlichsten in Khon Kaen,
Korat und einigen anderen Mittelstädten, verbessern sich die Erwerbs- und Verdienstmöglichkeiten zusehens. Die Öffnung der benachbarten, lange isolierten Indochinastaaten wird
diesen Trend wahrscheinlich weiter unterstützen. Auf dieser Grundlage entwickeln sich
in den nordostthailändischen Aktivräumen
10
ein für Nordostthailand natürlich sehr niedriger, im Vergleich mit
der Region Bangkok jedoch immer noch sehr hoher Wert.
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auch im sozialen Spektrum langsam neben
den traditionellen Eliten der großen Händler
und Gewerbetreibenden auch Ansätze einer
bürgerlichen Mittelschicht. Sie besteht vornehmlich
aus
Akademikern
und
Verwaltungsangestellten.
Deutlich anders stellen sich die Perspektiven
in den strukturschwächeren, verkehrlich
weniger gut angebundenen Peripherien Nordostthailands dar. Hier werden sich die bisherigen Erwerbsverhältnisse auch mittelfristig
kaum verbessern. Selbst Innovationen in der
Land- und Forstwirtschaft stellen sich oft
nach den ersten euphorischen Jahren der Erprobung später als nachhaltige Belastung für
die geoökologischen Ressourcen und damit
für die Erwerbsgrundlage der Bevölkerung
dar. Die kontroverse Diskussion um den Einsatz schnellwachsender Eukalyptusarten,
mittlerweile in Isan weitverbreitet, kann hier
als Beispiel genannt werden (LÖFFLER 1990;
„Deforestation by any other Name“:
LOHMANN 1990). Angesichts dessen werden
hier die meisten Familien ihr Einkommen
traditionell weiter durch verschiedene
Abb. 7:
1 / 2
Erwerbsquellen sicherstellen müssen. Die
Arbeitsmigration ins Ausland (GEBHARDT
1998), nach Bangkok oder in die südthailändischen Zentren des Ferntourismus ist hier
noch häufiger und notwendiger als in den
landwirtschaftlich günstigeren Regionen
Isans. Während damit die junge Generation,
insbesondere die Männer im erwerbsfähigen
Alter, oft an weit entfernten Arbeitsorten des
In- oder Auslandes leben und teilweise nur zu
den hohen Festtagen des Jahres, zum
chinesischen Neujahrsfest im Januar oder
zum thailändischen Songkram im April, nach
Hause kommen, leben in den Dörfern nicht
selten nur die Frauen und Kinder sowie die
älteren Haushaltsmitglieder, die sich um die
Landwirtschaft kümmern.
4. Konflikte in den Peripherien
Nordostthailands
Hieraus ist leicht abzulesen, daß ein „Aufbruch aus der Armut“ in den Peripherregionen am schwierigsten sein wird. Zu den
lokalen Hindernissen kommt hinzu, daß gerade hier durch Fremdsteuerung von außen,
Aktuelle Konfliktthemen in Nordostthailand (ausgewählte
Schlagzeilen aus der Bangkok Post und anderen Zeitschriften
1995-1997)
Abb.7
22
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2 0 0 0
d.h. durch nationale und auch internationale
Interessen, die Existenzgrundlage der einheimischen
Bevölkerung
zusätzlich
eingeschränkt wird. Das hat drei Hauptursachen:
1. die ökologisch mitbedingte Ausweitung
von Nationalparks und Reforestation
Areas,
2. der Bau von Staudämmen, sei es zur Bewässerung oder zur Gewinnung von
Hydroenergie, sowie, eher punktuell,
3. die z.T. veralteten, umweltschädigenden
großindustriellen Verarbeitungsbetriebe
nationaler oder internationaler Unternehmen.
Doch mittlerweile nimmt die lokale Bevölkerung diese überregionalen Eingriffe zunehmend nicht mehr widerspruchslos hin,
sondern beginnt, sich dagegen zu wehren
(Abb. 7). In diesem Trend findet das Thema
„Armut und Aufbruch“ seine aktuellste
Abb. 8:
R u n d s c h a u
Brisanz. Der Widerstand kann als erster
Schritt gesehen werden, selbst die Initiative
zu ergreifen, und seinen „Aufbruch“, seine
Lebens- und Erwerbschancen, eigenständig
mitzugestalten. Dieser Aspekt soll abschließend kurz skizziert werden, weil er für das
Selbstverständnis, die regionale Identität und
die regionale Entwicklung Isans eine zunehmend wichtigere Bedeutung bekommt.
Im Verlauf der Jahre und der Konflikte hat
sich in Isan ein für Thailand einzigartig vielfältiges und dichtes Netzwerk von Peoples
Organisations, Grassroot-Organisations und
Non-Governmental-Organisations gebildet,
das die lokale Bevölkerung unterstützt. Stellt
man diese verschiedenen Bewegungen „von
unten“ in Nordostthailand zusammen, so zeigt
sich bereits, welche Bedeutung ihr im Netzwerk der Akteure und Entscheidungsträger
heute zukommt.
Eine erste umfassende Bestandsaufnahme
Raumbezogene Konflikte in Nordostthailand
Abb.8
23
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R u n d s c h a u
aktueller Regionalkonflikte im Nordosten
Thailands wurde 1994 an der Khon Kaen
University erarbeitet (KUNURAT et al 1995).
Sie listet über 900 Konfliktfälle auf. Ergänzt
man diesen Überblick um eine Auswertung
ausgewählter Printmedien und der ständig
zunehmenden grauen Literatur, so kristallisieren sich inhaltlich gesehen drei Schwerpunkte
heraus (vgl. Abb. 8):
•
Landnutzungs- und Landverteilungskonflikte
•
Konflikte um Wassernutzung, Staudämme
und Hydroenergie
•
Konflikte um andere natürliche Ressourcen und Potentiale Nordostthailands
Die Landnutzungs- und Landverteilungskonflikte machen, rein quantitativ gesehen,
mehr als die Hälfte der Auseinandersetzungen
aus. Dreh- und Angelpunkt dabei ist die
Landvergabe. Das ist nicht verwunderlich,
denn mit diesem Verfahren leitet man derzeit
die alten, informellen, oft noch auf mündlicher Absprache und Gewohnheitsrecht beruhenden Traditionen der Landnutzung und
Landverteilung in ein System über, das auf
schriftlicher Grundlage beruht und formalrechtlich eher westlichen Eigentumsprinzipien entspricht. Damit ist klar: hier
werden nicht nur Nutzungsrechte, sondern
auch territoriale Machtpotentiale für die Zukunft neu verteilt. Die Situation bei der Landvergabe verkompliziert sich dadurch, daß sich
in den letzten Jahren eine Reihe unterschiedlicher Programme abgewechselt, teilweise
sogar nebeneinander existiert haben, so etwa
das Khor jor Kor-Programm des Militärs
(PHONGPAICHIT 1994), das Sor Tor KorProgramm des Royal Forestry Department
und das derzeit favorisierte Sor por KorProgramm, um nur drei Beispiele zu nennen.
Sie unterscheiden sich erheblich, sowohl in
der Größe der zugeteilten Grundstücke als
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auch in den damit verbundenen Nutzungsauflagen und rechtlichen Beschränkungen.
Räumlich gesehen sind die Auseinandersetzungen um Landnutzung und -verteilung
dann besonders schwierig, wenn sie in den
Randgebieten von Waldschutzzonen oder
Nationalparks stattfinden. Hier stehen sich die
ökonomischen und ökologischen Interessen
der
unterschiedlichen
Konfliktparteien
gegenüber und besitzen, je nach Sichtweise,
gleichermaßen berechtigte Ansprüche. Bei
der Ausweisung oder Ausweitung von Nationalparks beispielsweise werden vielfach
die dort ansässigen Kleinbauern umgesiedelt,
nicht selten gegen ihren Willen, zuweilen
sogar unter Einsatz des Militärs. Zum Teil
verlegte man selbst alteingesessene Dörfer,
die in den größtenteils jungbesiedelten Bergund Waldgebieten Isans eher eine Rarität darstellen. So verwundert es nicht, wenn Teile
der umgesiedelten Bevölkerung bereits kurze
Zeit später aus ihren „Auffanggebieten“
wieder als „illegale Siedler“ an ihre alten
Siedlungsplätze zurückkehren. Doch es sind
nicht nur die Siedler mit langen Gewohnheitsrechten, ständig versuchen auch landlose
Kleinbauern aus anderen Teilen des Nordostens ihr Glück in den Grenzsäumen der
Nationalparks. Neue Siedlungen entstehen oft
„über Nacht“ und sukzessive finden dann
auch Rodungen oder Holzeinschlag in den
Waldschutzzonen oder Nationalparks statt.
Den zweiten Schwerpunkt solcher Auseinandersetzungen in Isan bilden, wie oben bereits erwähnt, Konflikte um Stauseen und
Staudämme, die der Gewinnung von Hydroenergie und/oder der Wasserregulation und versorgung dienen. Der Protest gegen den
Phak Mun Damm erlangte vor wenigen
Jahren bereits internationales Aufsehen
(TANGWISUTIJIT 1994, LOHMANN 1991).
Mittlerweile sind fast alle laufenden oder
geplanten Staudammprojekte in Nordostthai-
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land von gegenläufigen Aktionen der
Betroffenen begleitet, zumeist mit Unterstützung der regionalen NGOs. Im einzelnen
kann der Protest jedoch sehr unterschiedliche
Wurzeln haben. Er kann sich drehen:
− um die Verhinderung geplanter Staudammbauten wie am Unterlauf des Songkram, die bereits während der
Planungsphase des Projektes stattfinden;
− um die Einstauhöhe (bei der im flachwelligen Relief bereits wenige Meter
Unterschied erhebliche Auswirkungen auf
die Anteile verbleibenden bzw. versinkenden Agrarlandes haben können);
− um Landverteilung und Folgenutzung in
den neuen Uferbereichen;
− um die Entschädigung für Umsiedlung
oder untergegangenes Agrarland (z.B. am
Mun River im Amphoe Rasi Salai).
Schließlich bilden andere ressourcenorientierte Konflikte eine dritte inhaltliche
Kategorie von Auseinandersetzungen. Diese
muß jedoch noch einmal in eine Reihe einzelner, inhaltlich und von der Problematik her
sehr unterschiedliche Teilaspekte gegliedert
werden, wobei drei besonders herausragen:
der umstrittene Anbau schnellwachsender
Eukalyptusarten und die entsprechenden
ökologischen Folgen, die Folgen der agroindustriellen Inwertsetzung, z.B. im Umfeld
der z.T. ökologisch problematischen holzverarbeitenden Großbetriebe und der Abbau von
Salzvorkommen mit entsprechenden Folgeproblemen für Bodenverhältnisse und Gewässerbelastung.
Bereits dieser kurze Überblick zeigt, daß viele
Menschen in Nordostthailand zunehmend
bereit sind, gegen die übergeordneten
Interessen eigene Impulse für einen „Aufbruch von unten“ zu entwickeln. Die
Grassroot und NGO-Bewegungen Nordost-
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thailands haben mittlerweile einen national
herausgehobenen Status und internationale
Bekanntheit erlangt. Seit einigen Jahren arbeiten sie nicht mehr nur einzeln, sondern
finden sich auch zu koordinierten Aktionen
zusammen, die ihren Interessen eine größere
Beachtung verleihen. So haben sich beispielsweise im „Forum of the Poor“ eine
Reihe von Nicht-Regierungs-Organisationen
mit
der
einheimischen
Bevölkerung
zusammengeschlossen, um gemeinsam für die
Interessen Isans in Bangkok zu demonstrieren. Weltweit bekannt geworden ist mittlerweile ihre jährliche Aktion, das sogenannte
„Village of the Poor“. Dabei ziehen
Menschen aus allen Konfliktregionen Nordostthailands nach Bangkok und errichten
entlang des Parlamentsgebäudes ein provisorisches Zeltdorf. In wöchentlich wechselnden
Schichten übernachten sie dort z.T. über
mehrere Monate lang auf der Straße und
machen auf diese Weise auf die existenziellen
Probleme aufmerksam, mit denen sie in den
Peripherregionen Isans zu kämpfen haben
(„Resolute protesters set up the „Village of
the Poor“. BANGKOK POST, 22.04.1996;
„Protester´s resolution on table“. THAILAND
TIMES, 22.04.1996.).
So euphorisch und positiv solche partizipativen Ansätze aus der normativen Perspektive
westlich-demokratischer
Gesellschaftsordnungen klingen mögen, so sehr muß man
sich doch davor hüten, diese Interessenskonflikte vorschnell zu bewerten oder gar, nach
dem
üblichen
„David-gegen-Goliath
Schema“, zu romantisieren. In den meisten
Fällen kann man das Geschehen kaum mit
solch gängigen Schwarz-Weiß-Mustern erfassen, wie erste empirische Untersuchungen
von Beispielkonflikten in den PetchabunBergen, am Mun-River und in den Nationalparks an der kambodschanischen Grenze bereits gezeigt haben. Z.B. verfolgt die von der
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lokalen Bevölkerung nicht selten als Fremdsteuerung kritisierte Ausweitung von Waldschutzgebieten
gleichzeitig
einem
ökologischen Erhaltungsideal, das von großen
Teilen der internationalen Gemeinschaft mit
Beifall begrüßt wird. Dasselbe internationale
Verständnis schlägt dann oft jedoch auch
denjenigen Non-Governmental Organisations
entgegen, die sich auf der Seite der Dorfbewohner für das Recht der lokalen Bevölkerung auf ihre eigene Existenz und die
eigenverantwortliche Gestaltung ihrer Umwelt einsetzen. Bereits diese wenigen Gedanken zeigen, wie sehr die Einschätzung der
Situation von den Normen und Wertvorstellungen abhängt, mit denen man sie beleuchtet. Der „Aufbruch von unten“ in
Nordostthailand wird vor diesem Hintergrund
zu einem der interessantesten zukünftigen
Herausforderungen nicht nur für die Akteure
aus Isan, sondern gleichermaßen für die zentralen politischen und planerischen Institutionen des thailändischen Staates in
Bangkok. Die dabei auftretenden Konflikte
sollen in den kommenden Jahren aus
politisch-geographischer Perspektive weiter
untersucht werden (vgl. auch Reuber 1999).
5. Zusammenfassung und Ausblick
Nordostthailand, das vor 20-30 Jahren noch
pauschal als das „Armenhaus“ des Landes
galt, ist heute sicher immer noch die Region
in Thailand mit den größten Entwicklungsrückständen und ebenso großen Problemen
für die Zukunft. Dennoch hat hier in der
jüngeren Vergangenheit eine beachtliche
Entwicklung stattgefunden, die es nicht
länger erlaubt, den Isan insgesamt als Peripherregion Thailands abzuqualifizieren. Das
Bild ist differenzierter geworden, die Region
weist in den neunziger Jahren mittlerweile
deutliche innere Unterschiede auf, die sich in
Zukunft wahrscheinlich weiter verstärken
werden. Ein kleinräumiger Vergleich auf der
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Ebene von Amphoe (Kreise) enthüllt dabei
ein räumliches Muster verschiedener Teilregionen, dessen Anordnung einem zentralperipheren und einem punktaxialen Prinzip
folgt. Er präpariert drei Typen von Teilregionen heraus, zwischen denen sich breitere
Übergangszonen befinden: erstens Teilregionen mit überdurchschnittlicher Bevölkerungsdichte und hoher Agrarquote,
zweitens Teilregionen mit geringer Bevölkerungsdichte und hoher Agrarquote und drittens
Teilregionen mit hoher Bevölkerungsdichte
und (vergleichsweise) niedriger Agrarquote.
Die beiden wesentlichen Ursachen dieser
regionalen Binnendifferenzierung muß man
in der unterschiedlichen landwirtschaftlichen
Tragfähigkeit und in den Leitlinien der
modernen Verkehrserschließung Isans sehen.
Die räumliche Entwicklung folgt dabei heute
weitgehend dem freien Spiel der vorhandenen
Potentiale und der marktwirtschaftlichen
Kräfte. Zeit- und Transportdistanzen nach
Bangkok werden damit auch zukünftig in
starkem Maße mit über Industrialisierungsansätze entscheiden. Sie werden, so scheint es
zumindestens im Augenblick, die innere
Dichotomisierung der Nordostregion weiter
beschleunigen.
Auf dieser Grundlage ist es nicht verwunderlich und sehr verständlich, wenn sich gerade
in den Peripherregionen Isans heute verstärkt
auch die lokale Bevölkerung mit Unterstützung von NGOs dafür einsetzt, ihren
eigenen Aufbruch aus einer ökonomisch und
existenziell oft unbefriedigenden Situation
selbst mitgestalten zu wollen. Diese Entwicklung, die für Nordostthailands Zukunft
bei allen Problemen der Auseinandersetzung
neue Möglichkeiten innovativer Ansätze für
eine endogene Regionalentwicklung birgt,
wird man auch in Zukunft mit Spannung
weiter verfolgen können.
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und Dezentralisierungspolitik in Thailand;
eine regionalökonomische Analyse. - Hannoversche Geographische Arbeiten, Bd.
47, Münster, Hamburg.
Priv.-Doz. Dr. Paul Reuber, Geographisches Institut der Universität Heidelberg. Tätigkeiten in
Thailand: 2 Gastdozenturen an der Khon Kaen University, Nordostthailand 1996 und 1997.
Jährliche Gelände- und Forschungsaufenthalte in Nordostthailand 1995-2000. Forschungsprojekte
und Veröffentlichungen über den Isan zu folgenden Themen: a) Regionalentwicklung und
Regionalanalyse in Nordostthailand, b) Ökologische Probleme und Konflikte in Nordostthailand,
c) Neue soziale Bewegungen in Nordostthailand
E-MaiI-Verteiler wird aufgebaut.
Immer wieder erreichen uns sehr kurzfristig Hinweise auf Veranstaltungen,
Ausstellungen und Tagungen sowie Kurzmeldungen mit interessanten
Informationen zu Thailand. Leider kommen die meisten von ihnen zu
kurzfristig, um sie in die nächste dann erscheinende TR aufzunehmen. Aus
diesem Grund will die DTG jetzt einen kleinen E-Mail-Adressenverteiler
aufbauen, für den sich jedes interessierte DTG-Mitglied gerne anmelden (und
bei Nichtgefallen auch wieder abmelden) kann. Die E-Mail-Adressen werden
selbstverständlich nicht weitergegeben.
Interessenten an einem solchen Verteiler melden sich bitte per E-Mail unter
der Adresse:
[email protected]
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Thailands Bevölkerung vor 70 Jahren
Übersetzung und Kommentierung eines Dokumentes zur thailändischen
Volkszählung von 1929
Volker Grabowsky
Das Königreich Thailand umfaßt eine Fläche
von 513.000 km², auf der an der Schwelle
zum 21. Jahrhundert mehr als 60 Millionen
Menschen leben. Seit 1910 werden in Thailand in regelmäßigen Abständen, seit 1960
jeweils zu Beginn eines Jahrzehntes, Volkszählungen durchgeführt. Thailand ist neben
Singapur das südostasiatische Land mit der
gründlichsten statistischen Erfassung seiner
Bewohner und einer konsequent durchgeführten Geburtenkontrolle, die die Nettoreproduktionsrate inzwischen auf ein Niveau
absinken ließ, das mittel- und langfristig sogar einen Rückgang der einheimischen
Bevölkerung erwarten läßt.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts herrschten in
Thailand oder Siam, wie das Land bis 1939
hieß, noch völlig andere demographische
Verhältnisse. Diese waren gekennzeichnet
von einer geringen Bevölkerungszahl, hohen
natürlichen Zuwächsen und hohen Migrationsgewinnen (Zuwanderung von Chinesen).
Im Jahre 1910 hatte Thailand etwas mehr als
acht Millionen Einwohner. Mit anderen
Worten: Innerhalb eines Jahrhunderts
verachtfachte
sich
die
thailändische
Bevölkerung.
Thailand ist ein Staat, auf dessen Territorium
neben verschiedenen Tai-Völkern) (vor allem
Siamesen, Lao und Nordthai) auch nationale
und ethnische Minderheiten wie Chinesen,
Khmer und Malaien leben. Die modernen
thailändischen Volkszählungen liefern keine
Daten mehr zu Muttersprache und nationaler
Zugehörigkeit der Staatsbürger. Noch vor 70
Jahren war dies anders; der Zensus von 1929
war offenbar der letzte, der die nationale und
ethnische Herkunft der Wohnbevölkerung
zumindest problematisierte.
Verglichen mit heute üblichen Standards war
die Durchführung dieses Zensus ein äußerst
problematisches Unterfangen. Der geringe
Bildungsstand der Volkszähler und schwierige Verkehrswege stellten außerordentliche
Herausforderungen an die Organisatoren. Die
Schwierigkeiten wurden angenommen und
gemeistert.
Das nachfolgende Dokument stammt aus dem
thailändischen Nationalarchiv (R.7, Mahatthai
4.4/2). Es vermittelt einen kleinen Einblick in
die Vorbereitung, Durchführung und die Resultate dieser dritten auf nationaler Ebene
durchgeführten thailändischen Volkszählung.
Sie enthält noch viele Elemente, die aus der
Zeit stammen, als in Siam spezielle Listen der
zu Arbeits- und Militärdiensten rekrutierbaren
männlichen Bevölkerung erstellt wurden.
Damals wurden stets auch Zug- und
Arbeitstiere wie Elefanten, Büffel und Rinder
sowie Transportmittel (Boote, Ochsenkarren
usw.) und Waffen gezählt. Diese sozial- und
wirtschaftsgeschichtlich interessanten Daten
fehlen in einem modernen „Population and
Housing Census“.
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Abteilung für Statistik, Ministerium des Inneren, 12. November 1929
Bericht des Direktors der Abteilung für Statistik im Ministerium des Inneren an den
Direktor der Verwaltungsabteilung
Wir nehmen Bezug darauf, daß [seine Majestät] einen Zensus beschloß und den Stichtag für das Zusammentragen der Zensusergebnisse in den Gemeinden (tambon) und
Dörfern (muban) auf den 15. Juli 1929, das Zusammenstragen [auf der Ebene] der Distrikte (amphoe), der Provinzen (cangwat) und der Kreise (monthon)1 auf den 15. September 1929 festlegte.
Zu meinem Bedauern muß ich feststellen, daß das Ministerium des Inneren entgegen
den Vorgaben keine befriedigenden Zensusergebnisse erhalten hat. Wir erhielten vollständige Ergebnisse erst am 29. Oktober, was mit Zwangslagen in einigen Regionen
zusammenhängt. Überschwemmungen in vielen Provinzen und monthon beeinträchtigten stark die Kommunikationswege. Besonders der monthon Phayap war zeitlich im Verzug. Hier mußten die Ergebnisse aus der Provinz Mae Hòng Sòn abgewartet werden, wo
weite Entfernungen unter Schwierigkeiten zurückzulegen waren. Hinzu kamen ungewöhnlich starke Regenfälle, was die Erschwernisse und zeitlichen Verzögerungen zusätzlich erhöhte.
Jetzt hat das Amt für Statistik die Zensusergebnisse aus dem gesamten Königreich zusammengetragen. Sie wurden in diesem Bericht in acht Statistiken zusammengestellt,
und zwar:
1. Statistik für das gesamte Land
Nr. 1
2. Statistik über die Bevölkerung
Nr. 2
3. Nationalitätenstatistik
Nr. 3
4. Statistik über Herkunftsland der
Nr. 4
[Angehörigen] verschiedener Nationalitäten
5. Statistik über Alter der Bevölkerung Nr. 5
6. Statistik über Krankheiten
Nr. 6
7. Statistik über Berufe
Nr. 7
8. Statistik über Transportmittel
und Waffen
Nr. 8
Die Ergebnisse und ihre Bewertung
Für das gesamte Königreich gab es folgende Ergebnisse:
a. Gesamtbevölkerung zuvor (1919):
b. Heutige Gesamtbevölkerung:
c. Absoluter Zuwachs:
d. Prozentualer Zuwachs:
9.207.355 Personen
11.506.207 Personen
2.298.852 Personen
24,96 %
Es ist völlig normal, wenn die vorgestellten Ergebnisse von den tatsächlichen Werten
abweichen. Aber wir glauben, daß die Zahlen doch äußerst nahe an die tatsächlichen
Werte herankommen.
1
Seit 1893 wurde das am westlichen kolonialen Vorbild orientierte System der Provinzverwaltung schrittweise im gesamten
Königreich eingeführt. Beamte des von Prinz Damrong 1892 reorganisierten Innenministeriums überwachten die Einführung der
Reformen in den sogenannten „Kreisen“ (monthon; Sanskrit: mandala) welche die müang als höchste Verwaltungseinheit
unterhalb der gesamtstaatlichen Ebene ablösten
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Nach unserer Einschätzung liegen die Zensusergebnisse sehr wahrscheinlich unter den
tatsächlichen Werten, doch sie sollten [von jenen] sicherlich nicht zu stark abweichen.
Der Grund für meine Vermutung ist der, daß die Bevölkerung am Zensustag nicht gezwungen war, am Wohnort zu bleiben. Und selbst wenn es diesen Zwang gegeben
hätte, wäre er kaum durchführbar gewesen. Es muß also einige Einwohner gegeben
haben, die sich am Zensustag auf der Reise befanden, den Wohnort gewechselt hatten
oder geschäftlichen Aktivitäten nachgingen (einschließlich der auf Booten lebenden
nichtseßhaften Bevölkerung). Obwohl jenen Bevölkerungsgruppen die Auflage gemacht
worden war, sich bis zum 19. September dem Zensus an ihren jeweiligen Orten zu
stellen, handelten naturgemäß nur wenige dementsprechend.
Ferner kann ausgeschlossen werden, daß durch die mehrfache Eintragung [von Personen] in irgendwelche Namenlisten die tatsächlichen Werte überschritten wurden. Wie
Überprüfungen der Beamten eindeutig erwiesen haben, gab es in einigen Häusern
Fehlzählungen. Nach Kontrollen mußten die (fehlenden Personen in den Listen) ergänzt
werden. Aber Korrekturen nach unten haben nirgends stattgefunden.
Aus diesen Gründen sind wir zu der Vermutung gelangt, daß der Fehler in einer Abweichung nach unten besteht, jedoch schätzungsweise bei maximal 2 % liegt. Wenn
man von den vorliegenden Zahlen ausgeht und die Fehlermarge von 2 % hinzufügt, erhält man das korrekte Ergebnis von 11.736.331 Personen (für 1929) und einen Zuwachs
von 26,96 % (gegenüber 1919).
Anzahl der Ausländer
Schlüsselt man die obige Zahl nach Nationalitäten auf, ergibt sich für die Zahl der Ausländer folgendes [Bild]:
1. Europäer (chao yurop):
1.765 Personen;
2. Amerikaner (chao amerika):
155 Personen;
3. Japaner (chao yipun):
295 Personen;
2
4. Malaien u.a. Muslims (khaek) : 107.950 Personen;
5. Vietnamesen (yuan)3:
5.731 Personen;
6. Burmesen (phama):
4.880 Personen;
7. Auslandschinesen (cin nòk):
Insgesamt:
445.272 Personen;
565.638 Personen.
(In der Nationalitätenstatistik halten wir die Zahl der khaek sowie der Vietnamesen als
nicht gesichert, da zahlreiche Angehörige dieser beiden Gruppen seit altersher in Siam
leben.)
2
Khaek heißt wörtlich „Gast“ oder „Fremder“. Die Thai bezeichnen mit khaek im allgemeinen die braunhäutigen, überwiegend
islamischen Völker Asiens, z.B. die Malaien (khaek malayu), Cham (khaek cam), Inder (khaek india) und Perser (khaek phoesia).
Zweifellos besitzt die Bezeichnung khaek besonders im Falle der Pattani-Malaien einen negativen Beigeschmack, denn nicht
diese, sondern die später eingewanderten Thai und Chinesen sind historisch betrachtet eigentlich als „Fremde“ der
südthailändischen Grenzprovinzen zu bezeichnen. Die Volkszählung von 1918/19 ergab noch eine Zahl von 171.844 außerhalb
des monthon Pattani lebenden khaek. Der Rückgang um fast 40 % mag auf einen gewissen Assimilationsdruck hindeuten, dein
die thailändischen Muslime in den Gebieten außerhalb ihrer Kernregion Pattani ausgesetzt waren.
3
Yuan ist ein in Siam und Kambodscha gebräuchliches Ethnonym zur Bezeichnung der Vietnamesen. Das Wort wird häufig, aber
nicht notwendigerweise, mit einer abwertenden Konnotation verwendet. Letztlich geht der Name yuan auf das Sanskritwort yavana
(„Fremder“) zurück, wie die Inder zunächst die Griechen (<lonier>), später auch andere fremde Völker wie Perser und Römer, zu
nennen pflegten.
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Auslandschinesen
Was insbesondere die Auslandschinesen in Höhe von 445.274 Personen betrifft, so sind
hierin die im Königreich geborenen Chinesen nicht berücksichtigt.4 Wenn wir davon
ausgehen, daß die Zählung aus dem Jahre 1919 in Höhe von 260.194 Auslandschinesen der Wirklichkeit sehr nahe gekommen ist, war demnach ein Zuwachs von
185.080 Personen oder 71,13 % innerhalb von zehn Jahren zu verzeichnen.
Kosten
Im Rahmen der jetzigen Volkszählung erhielten wir vom Finanzministerium ein Budget
von 19.584,20 Baht. Danach wurden weitere 5.000 Baht gewährt, also insgesamt
24.584,20 Baht. Bisher wurden hiervon verwendet:
1. Druckkosten:
2.458,20 Baht;
2. Verpflegungskosten für Schüler: 1.905,50 Baht;
3. Kosten für Büroangestellte:
1.873,27 Baht;
4. Kosten für Dolmetscher:
1.500,00 Baht;
Insgesamt:
7.736,97 Baht;
Noch verfügbare Gelder:
16.847,23 Baht.
Es wurden zusätzliche Geldmittel beantragt, weil der Termin für die Volkszählung verschoben werden mußte. Ursprünglich war der Zensus für 1928 festgesetzt worden. Aber
nachdem man bereits (für den Zensus benötigtes) Gebrauchsmaterial und Ausrüstungsgegenstände in die Provinz geschickt hatte, mußte aus verschiedenen Gründen die
Durchführung der Zählung abgebrochen und auf das Jahr 1929, d.h. zehn Jahre nach
der vorangegangenen Volkszählung, verschoben werden.
Wegen des Abbruchs und der Verschiebung [des Zensus] entstanden zusätzliche
Kosten für Zensuslisten, die anstelle der bereits verteilten, doch inzwischen meist
beschädigten Listen gedruckt werden mußten. Wie dem auch sei, wenn wir die in der
jetzigen Volkszählung bislang ausgegebenen Gelder von lediglich 7.736,97 Baht mit den
Zählungen in anderen Ländern vergleichen, sehen wir, daß der Zensus in Siam mit Abstand am kostengünstigsten ist.
Die Erfahrungen und Fehler, die für die V e r b e s s e r u n g der nächsten
Volkszählung festgehalten werden sollten
Weil mit den Kosten sparsam und nicht verschwenderisch umzugehen war, müssen wir
bedauerlicherweise feststellen, daß für die Zensuslisten zu schlechtes Papier benutzt
wurde. Tatsächlich sind die Zensuslisten offizielle Dokumente. Wenn man bedenkt, daß
eine Volkszählung [lediglich] alle zehn Jahre durchgeführt wird, sollte man vernünftigerweise gutes Papier benutzen, das über viele Jahre archiviert werden kann.
Folglich muß bei der nächsten Volkszählung trotz der entstehenden hohen Kosten die
Qualität des Papiers verbessert und gutes Papier verwendet werden. Man sollte punktiertes Siegeltuch (pha phanük) benutzen, um wie bei der Erstellung der Militärregister
[die Listen] zu binden.
4
Ein am 1. Januar 1930 vom senahòdi an den königlichen Sekretär Cao Phraya Mahithòn gesandter Zwischenbericht stellt fest, daß
die Zahl der Chinesen einschließlich der in Thailand geborenen Chinesen (aber ohne deren Nachkommen) bei 558.324 Personen
lag.
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Form und Ausführung der Zensuslisten
Hinsichtlich der Ausführung der jetzigen Zensuslisten hatten sich die Beamten des Innenministeriums auf die Dokumente der letzten Volkszählung gestützt, welche brauchbare Muster sind. Doch sie mußten den offiziellen Erfordernissen in den verschiedenen
Orten angepaßt und zusammengefaßt werden. Die sich aus der Zählung ergebenden
Gesamtergebnisse, z.B. diejenigen bezüglich Berufe, Krankheiten, Transportmittel,
Waffen usw., müssen aufbewahrt werden. Immer wenn irgendeine Zensusliste gesammelt und zusammengetragen wird, ist es nur normal, daß einige Fehler auftauchen.
Tatsächlich hat in dieser Angelegenheit das Innenministerium das Amt für Statistik im
Finanzministerium um Rat gefragt. Es teilte unsere Auffassung, aber leider wurden die
Vorschläge zu spät unterbreitet, zu einem Zeitpunkt, als die Zensuslisten schon an die
Hausvorsteher (cao ban) verteilt worden waren. Obwohl das Innenministerium mit
einigen Verbesserungsvorschlägen einverstanden war, fehlten die Kapazitäten, diese
auch rechtzeitig zu realisieren. Falls gravierende Dinge zu ändern wären, die einen Abbruch der Volkszählung erforderlich machen würden, entschieden wir uns dafür, die gesammelte Erfahrung für eine Verbesserung bei der nächsten [Volkszählung] zu nutzen.
Volkszähler
Bei der Zählung in den huamüaang5 wurden die Formulare im voraus an die Hausvorsteher geschickt, die sie an die Dorfvorsteher (phu yai ban) weiterleiteten. Letztere
sammelten die Ergebnisse bis zum festgesetzten Termin, überprüften sie und schickten
sie dann zu den Gemeindechefs (kamnan). Die Gemeindechefs leiteten sie an die Distrikte weiter. An einigen Orten verließen wir wir uns auf Lehrer und Schüler als Zähler.
An einigen Orten wurden Provinz- und Monthon-Angestellte zum Zählen und Einsammeln der Listen beordert. Dennoch gab es sicherlich fehlerhafte Berichte, weil man
sich auf die Kenntnisse und die Fähigkeiten der Gemeindechefs und der Dorfvorsteher
verlassen mußte, deren Schriftkundigkeit sehr gering war.
Wenn wir bei der nächsten Volkszählung Personen in denjenigen Dörfer und Gemeinden
engagieren, in welche die Beamten nicht [selbst] hingehen können, werden wir höchstwahrscheinlich bessere Ergebnisse erhalten.
In Bangkok, dem Bevölkerungszentrum, stützten wir uns auf Schullehrer und Pfadfinder
[als Volkszähler]. Sie erwiesen sich zu unserer Zufriedenheit als äußerst nützlich. Doch
sind einige, beim nächsten Male durchaus zu verbessernde Punkte zu nennen. Aus verschiedenen Gründen sind dies gute Beispiele, um jene Mängel zu analysieren.
Was ferner die Form der Listen betrifft, die diesem Bericht beigefügt sind, so wurden
diese eilig verschickt, um die Ergebnisse rasch mitzuteilen. Ihre Form sollte später
sicherlich noch verbessert werden.
Hochachtungsvoll,
Erster Sekretär, Chef des Amtes für Statistik
5
Mit diesem Begriff ist die außerhalb der Hauptstadt gelegene „Provinz“ gemeint.
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Erläuterung der Gründe für die Änderung der Anzahl verschiedener
Verwaltungseinheiten
Die Anzahl einiger Verwaltungseinheiten in den Regionen wurde abgebaut, weil die Aufgaben des Verwaltungsamtes (kòng banchakan) im Jahre 1926 teilweise reduziert
wurden, um sie mit dem Budget in Einklang zu bringen. Reduzierungen gab es wie folgt:
1. Kreise (monthon): minus 4, und zwar:
(1) Die monthon Maharat wurde aufgelöst und mit dem monthon Phayap vereinigt
(wie zuvor).6
(2) Die monthon Ubon und Ròi-et wurden aufgelöst und mit dem monthon Nakhòn
Ratchasima vereinigt.7
(3) Der monthon Surat wurde aufgelöst und mit dem monthon Nakhòn Si Thammarat vereinigt.
2. Provinzen (cangwat): minus 1, und zwar:
(1) Die Provinz Krabinburi wurde aufgelöst und als Distrikt (amphoe) der im monthon
Pracin gelegenen Provinz Pracinburi zugeschlagen.
3. Distrikte (amphoe): minus 12 Distrikte und zwar:
(1) Die Distrikte Bang Khun Phrom, Sam Sen, Sam Yaek, Cakrawat, Sam Yót, Phraratchawang, Chana Songkhram, Phaya Thai, Sathòn, Phahurat in der Provinz Phra Nakhòn [Bangkok]. Diese zehn Distrikte wurden in neuen
Distrikten reorganisiert.
(2) Der Distrikt Nong Khaem in der Provinz Thonburi wurde aufgelöst und dem
Distrikt Phasi Caroen zugeschlagen.
(3) Der Distrikt Hua Sai in der Provinz Nakhòn Si Thammarat wurde aufgelöst und
als Semi-Distrikt (king amphoe) dem Distrikt Pak Phanang angegliedert.
Die Verkleinerung der Anzahl der Distrikte hatte nichts mit dem Budget zu tun, sondern
war für die offizielle Verwaltung in einigen Provinzen und monthon nützlich. Die Anzahl
der Dörfer und Häuser ist gewachsen. Mit dem Anstieg der Bevölkerung wuchs die Zahl
der Wohnhäuser (khehasathan), und die Einteilung der Dörfer in Verwaltungseinheiten
mußte sich dem naturgemäß anpassen.
Religionsstatistik
Religiöser Glaube
1919
1929
Buddhisten
---
10.958.426
Muslime
---
498.311
Christen
---
49.462
Anmerkung: Das Glaubenszugehörigkeit wurde in der letzten Volkszählung nicht berücksichtigt. Aber man ließ eine Spalte für die Ergebnisse der letzten Volkszählung offen.
Einige monthon haben die Ergebnisse des letzten Zensus in die entsprechende Rubrik
gemeinsam mit den Ergebnissen der letzten Volkszählung eingetragen. Aber andere
monthon lieferten die früheren Zahlen nicht.
6
Der monthon Maharat, der die nordthailändischen Provinzen Lampang, Phrae und Nan umfaßte, wurde 1915 vom monthon
Phayap (Provinzen Chiang Mai, Lamphun, Mac Hòng Sòn und Chiang Rai) getrennt und mit diesem 1925/26 wiedervereinigt.
7
Der erweiterte monthon Nakhòn Ratchasima umfaßte den südlichen Teil des Khorat-Plateaus.
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So erhielten wir nicht aus allen monthon [diese Angaben] und haben deshalb an dieser
Stelle keine Vergleichszahlen angegeben.
Ferner leben im monthon Krungthep [d.h Bangkok] acht Konfessionslose. Wenn wir sie
der Anzahl der Gläubigen von 11.506.199 hinzufügen, ergibt das eine Gesamtzahl von
11.506.207 Personen in Übereinstimmung mit der Gesamtbevölkerung.
Erläuterungen hinsichtlich der Differenzierung nach Nationalitäten
Was die Unterscheidung nach Nationalitäten betrifft, müssen wir zu unserem Bedauern
feststellen, daß - soweit man den Druckmustern der Zensusergebnisse ersehen kann –
nur wenige nach Nationalitäten unterschieden wurde. Man vereinfachte sehr stark. So
weisen beispielsweise die Begriffe farang und khaek nicht auf eine [bestimmte] Nationalität hin; denn sie können jeweils auf viele Nationalitäten bezogen werden. Aber wegen
des sparsamen Umganges mit den Unkosten konnte dies nicht mehr rechtzeitig geändert
werden, so daß man die aus dem Jahre 1927 stammenden Druckmuster der Volkszählung verwenden mußte.
Obwohl es Eintragungen gibt, die auf Geburtsorte [für die Angehörigen] verschiedener
Nationalitäten hinweisen, kann die Nationalität doch nicht immer mit Sicherheit ermittelt
werden. Z.B. ist die Zahl der in Siam geborenen farang, die automatisch Thai sind, gleich
Null. Sicherlich gibt es aber Engländer oder farang anderer Nationalitäten, die in Siam
geboren sind, jedoch Engländer oder Angehörige ihrer jeweiligen Nationalität geblieben
sind. Auf die gleiche Weise wird die Nationalität der khaek gezählt.
Anmerkung: Die Zensuskategorie für den ausgeübten Beruf wird nach Arbeitskräften,
nicht nach Personen ermittelt, d.h. es kommt auf die von einer Person überwiegend ausgeübte Berufstätigkeit an. Also eine bestimmte Person gibt an, über wie viele Arten
überwiegend ausgeübter oder wichtiger Berufe sie verfügt. Übt Herr K. z.B. als seine
hauptsächlichen beruflichen Tätigkeiten den Reisanbau und die Fischerei aus, wird er
sowohl [unter der Rubrik] „Reisanbau“ als auch [unter der Rubrik] „Fischerei“ registriert.
Andere Tätigkeiten, die unbedeutend und nicht wichtig für die entsprechende Person
sind, werden nicht registriert.
Die [in Betracht kommenden] beruflichen Tätigkeiten müssen die Beamten aus der
Menge der in den Zensuslisten aufgeführten Berufe auswählen.8 Die Hausvorsteher
überreichen die Listen den Beamten, die vorschlagen sollen, welche [Tätigkeit] nach den
Vorgaben des Ministeriums zu welcher [Berufs-] Kategorie paßt. Folglich müssen diese
Vorschläge, die die Art des ausgeübten Berufs betreffen, nicht unbedingt mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Abweichungen dieser Art stellen aber lediglich geringfügige
Verallgemeinerungen dar. Beispielsweise kann ein Handwerker, der bei einer Sägemühle angestellt ist, sich auch unter der Kategorie „Lohnarbeiter“ ([khon]rap cang) eintragen. Doch dadurch entsteht keine Fehlzählung.
Prof. Dr. Volker Grabowsky lehrt Geschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität
Münster.
8
Die Zensuslisten führten insgesamt 140 verschiedene Berufe auf. Hierunter fielen neben der weitverbreiteten Tätigkeit des
Reisbauers auch relativ exotische Berufsbezeichnungen wie „Thurianpflanzer“ (13.994), „Kokusnußfarmer“ (61.596),
„Entenzüchter“ (7), „Wahrsager“ (8), „Zigarettenhersteller“ (706), „Bettler“ (26) und „Seifenproduzent“ (33). Doppelzählungen waren
eher die Regel als die Ausnahme. Die Gesamtzahl der Ausübenden aller Berufe betrug knapp acht Millionen, obwohl sich nur drei
Fünftel der elf Millionen Einwohner (Frauen eingeschlossen) im erwerbstätigen Alter befanden. Vor allem unter den Reisbauern
(5,637 Millionen) dürften viele einen oder mehrere Nebenerwerbstätigkeiten angegeben haben.
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„From scratch“: Thai food systems an „public eating“
Gisèle Yasmeen
he ultimate goal of this paper is to
understand Thai patterns of „public
eating“ -or the purchasing and/or
consumption of prepared food in public
places namely, sidewalks, lanes and the
growing number of indoor public and semipublic spaces such as educational institutions
and office/shopping complexes. Remarkably
few Thai urbanites cook meals at home
regularly, especially „from scratch“. It is not
absolutely necessary to prepare meals given
the ubiquitous presence of inexpensive
cooked food around the clock as well as semiprepared food now available. This paper will
contribute to the existing literature on the
prepared-food distribution in Thailand (Napat
and Szanton 1986; Tinker 1987).
T
To begin with, I will explore the Thai diet and
eating habits to provide a broader historical,
geographical and gastronomic context for the
later examination of public eating. I will then
outline how the food-system has been modified subsequent to the penetration of local and
international capital into agricultural production and food processing. Attention will be
paid to patterns of food retailing in Bangkok including the system of public markets - and
the changes which have taken place in distribution over the past 20 years.
Finally - and most importantly - the role of
the household and gender roles in public
eating will be explored by looking at household budget data, secondary sources and
reports by informants. Explanations for the
purchasing of cooked food will be presented
and diverse strategies for obtaining prepared
food on a daily basis will be outlined. I will
36
forecast the future of public eating given the
current food marketing trends in urban areas.
1. RICE, FISH AND FOUNDATIONS
OF SOUTHEAST ASIAN EATING
Villagers in Thailand, as well as parts of
Burma, Malaysia, Bali, and Vietnam,
see themselves as physically and
psychically made up of rice. The Christian God made man and woman in His
own image; Southeast Asians think in
the same general way, but their selfimage is one of rice. For them, rice is
literally „the bones of the people“
(MacClancy 1992, 24)
One of the defining characteristics of Southeast Asia as a region is that its diverse
societies share basic characteristics related to
diet. Rice is a primary staple. Most Southeast
Asian languages equate the word for rice with
food and/or eating.1 Indeed the region is considered home to the domestication of rice and
its wet-rice agricultural system has been
looked on with fascination because of its
efficiency (Bray 1986), complex irrigation
schemes (Lansing 1991), and the ability of
the system to support high population
densities (Geertz 1963). Historically, there
were hundreds of varieties of rice in Southeast Asia but much of the diversity has been
lost in the past hundred years due to
„modernization“ and the standardization of
production (McGee 1992). Several varieties
of „sticky“ - or glutinous - rice (white, red
and black) are still cultivated, however, and
1
In Thai, khaaw means rice but also means to eat (kin khaaw,
literally „eat rice“).
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used extensively in Northeastern food and in
sweets.
1.1. The Thai Diet
Rice is so important to Southeast Asians that
it is an almost sacred substance associated
with life essence (Thai=khwan). As explained
by Jane Hanks, femininity - specifically
women's bodies - is associated with rice and
with this essence (Hanks 1960).
Thus the khwan is sustained by, and its
incarnation grows from, the physical
nourishment of a woman's body. What
is to sustain it after a woman's milk
gives out? Rice, because rice, too, is
nourishment from a maternal figure.
„Every grain is part of the body of
Mother Rice (Mae Posop) and contains
a bit of her khwan.“ When weaning is to
rice, there is no break in female nurture
for body and khwan (Hanks 1960, 299).
Indeed, residual pre-Buddhist fertility rituals
persist in the Thai countryside and principally
involve women during rice planting (Sharp
and Hanks 1978). Keyes has characterized the
Southeast Asian region as subscribing to the
cult of „women, earth and rice“ (Keyes 1977,
132).
Fish is also a substantial element in the
Southeast Asian diet and a distinguishing
characteristic of the region is the preparation
of spicy fermented fish paste which is served
as a condiment (Thai= namprik).2 The
dependence of the Thai on fish and rice is
represented in the often quoted, „In the fields
there is rice; in the water, fish“ - a stone
inscription in Sukhothai attributed to the 13th
century monarch, Ramkamhaeng (Van
Esterik 1992; Walker 1991).
2
In Malay and Bahasa Indonesia, this pounded mixture is known as
sambal. Fermented fish paste has a few basic ingredients but is
prepared differently by every cook.
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Thai cuisine also includes a great variety of
vegetables - some introduced by the Chinese as well as indigenous varieties of yams, eggplants and the characteristic fragrant herbs
and pungent spices. The familiar combination
of fish sauce (a Chinese invention), garlic,
lime juice and chilies (introduced by the Portuguese in the 16th century) is considered the
essence of Thai flavour although tamarind
(sweet and sour varieties), palm sugar, lemon
grass and galangal also play a crucial role.
Insects are not overlooked as sources of food,
especially in the impoverished Northeast
(Isan) but also in central Thailand (Desai and
Prapimporn, this volume).
1.2. Traditional Retailing
Prior to the introduction of the automobile
and other forms of land-based transport in
central Thailand, food retailing most often
took place on canals (Chira 1986, 9). Floating
markets (talad nam) were the dominant type
of food market and persist today in parts of
Thonburi and the more well known Damnoen
Saduak in Ratchaburi province which caters
mostly to tourists. Land-based markets (talad
din) selling fresh produce, meat and fish have
replaced the quintessential central Thai form
of retailing (Chira 1986, 9). Land-based
markets are considered by many to be
originally a Chinese commercial form; „...in
those days the Chinese were the pioneers of
street-living hence the talad or food markets
usually resembled the fresh food market
pattern in China“ (Chira 1986, 9).
Today, Bangkok continues to have the same
basic system of public markets but -as the
next section shall argue - elite shopping practices now include regular trips to North
American style supermarkets. Walker's Food
Consumption Survey (Walker, 1990) indicated that 88% of Bangkok residents had
shopped at supermarkets with 80 % and 82 %
37
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stating that they had frequented local markets
and stores respectively. The city has one large
wholesale market (pakklong talad) which
supplies many of the smaller neighbourhood
talad with fresh fruit, vegetables and flowers
(Warren and Lloyd 1989, 48-9). Fish and
meat are obtained from government controlled marketing boards whereas poultry
appears to be less regulated by the state,
creating a window of opportunity for agribusiness conglomerates to supply chickens
and ducks (see Section 2).
maintain freshness. Fruit comes from points
all over the country and is highly dependent
on seasonality. Market gardening of vegetables on the urban periphery is also
supplemented by produce grown in more
distant parts of the country. Recently, this
source of supply has taken on even greater
importance as agricultural land is rapidly
transformed by land developers (Greenberg
1994).
Neighbourhood markets involve both male
and female entrepreneurs who work in the
middle of the night to get the food ready for
dawn. Relations between market vendors and
customers are based on regular purchases and
trust. The markets sell semi-prepared items
such as curry pastes and coconut milk labour saving devices for both housewives
and employed women. Owners of foodshops
(Thai=raan ahaan) or small restaurants and
stalls also sometimes make use of these shortcuts.3 Even making religious offerings to
monks has been commodified so that local
residents can easily purchase „kits“ to give
alms and make merit.
The term „industrial palate“ refers to the
growing share of value-added, often massproduced, processed food products in the diet
of the average consumer (Salih et.al. 1988, 4).
Urbanites figure prominently in this shift
from family-based food production to the
commoditization of „people's most basic requirement -- food -- from a part of their place
to a placeless industrial commodity“
(McLeod 1989, 4).
1.3. Supply linkages: where the food
comes from
Crawfurd paid considerable attention to the
ways in which Bangkok food markets
obtained their supplies and the sources of this
food. She remarked on the decline of waterbased transport in favour of trucking (1977b,
108). There were great divergences in the
patterns of supply depending on the
commodity being studied. Fish, for example,
must be delivered as quickly as possible from
ports on the eastern seaboard in order to
3
I will use the term „food shop“ synonymously with restaurant
throughout this paper. Here, I am referring to establishments with
a stationary location where food can be consumed on the
premises.
38
2. THE (POST)INDUSTRIAL PALATE?
Following Goody (1982), it is clear that as a
society industrializes and urbanizes it becomes up-rooted from its agricultural way-oflife and food becomes a commodity
purchased from the market. With the
involvement of both women and men in the
paid labour force, an opportunity for the sale
of value-added food arises (Goodman and
Redclift 1992). This demand can be fulfilled
in several ways, for example, through
neighbourhood catering networks or the
hiring of a cook; however, it is in the interests
of large-scale business to direct the consumer's spending to a standardized range of
value-added goods (usually manufactured and
packaged in order to extend shelf-life). The
classic theatre for the sale of these goods is
the supermarket where highly processed
foods are the most vigorously promoted due
to their commercial profitability.
2.1. Social and Environmental Costs
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The shift in the composition of the consumer's
shopping basket is closely integrated with the
emergence of capital-intensive agriculture,
agri-business and the edging out of the small
farmer. This also results in a decline in the
quality of agricultural output, loss of species
diversity and severe environmental damage
(Santisuda 1990).
To increase yields, for example, farmers in
the Thai provinces have been using massive
quantities of pesticides and herbicides on
their horticultural produce which have
detrimental consequences on human and environmental health (Santisuda 1990).
Suntaree Komin explains:
Testing of pesticide residue in food has
shown that in the vegetable samples
tested, 40-90% of the sample contained
detectable levels of pesticide (Suntaree
1989, 113).
Vegetable farmers in the north have been experiencing severe health problems due to the
excessive use of a myriad of chemical
pesticides (Santisuda 1993). The insidious
aspect of this is that most consumers of these
vegetables and fruit are unaware of the health
risks involved. Testing has revealed that a
high percentage contain more than maximum
recommended levels of chemicals (Shankar
1992); however, a small group of informed
consumers have begun to protest by demanding organically-grown produce. The
clientele of Tamada, an organic food store in
Chiang Mai, is a case in point:
[M]ost customers are middle-class and
well-educated people who are also
concerned about the environment. They
are willing to buy products that are a bit
more expensive than those commonly
sold in the market (Chanyaporn 1992).
The managers of the cooperatively-owned
Tamada predict that prices will drop below
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those of non-organic produce in the long-run
if the food is mass produced. This is due to
the fact that pesticides are not used. Instead,
nets are used to keep vermin at bay.
There is a more difficult problem to be dealt
with; the issue of lead contamination of food
due to exhaust fumes. Toxic emissions from
vehicles in Bangkok make their way into
food, and thereby into human tissues. Babies
in Bangkok are born with dangerously high
levels of lead in their blood (Suntaree 1989,
108-9). This problem will not be resolved in
the near future as Bangkok's development is
highly automobile-oriented.
2.2. Profitable Palates: New Food Retailing
Due to its spectacular levels of economic and
demographic growth, „the Asian food market
could be worth over $450 billion a year by the
end of the century“ (The Economist 1993,
15). Asians are also seen as a profitable target
population by large food multi-nationals because of their supposed brand consciousness:
„At the luxury end of the market, especially,
Asian consumers seem to be more conscious
of the snob value of brands than their western
counterparts.“ (The Economist 1993, 16).
The appearance and diffusion of supermarkets, related retail outlets such as convenience stores and the newest addition, the
mega-wholesale outlet (Costco, Makro and/or
Wal-Mart) is a burgeoning feature of the
Asian urban landscape.
In Taiwan the number of convenience
stores, supermarkets and hypermarkets
rose from 2,000 in 1986 to over 3,000
in 1991 as thousands of mom-and-pop
noodle shops disappeared. Supermarkets are setting up in China too.
Hong Kong's Dah Chong Hong has recently opened stores in southern China,
as has Dairy Farm's Wellcome. As
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retailing is still in its infancy in much of
Asia, space on many supermarket
shelves is up for grabs. The food groups
that capture it can flaunt their brands
(The Economist 1993, 16).
The above remarks hold true for urban Thailand where convenience stores such as 7-11
have made impressive inroads in the past few
years. It would be spurious, however, to
attribute these changes simply to the infiltration of „Third World“ economies by
Western and Japanese capital. More precisely
in the case of Thailand, locally-owned conglomerates seem to control the largest share
of the domestic industrial palate and have
expanded their operations to China and other
parts of Southeast Asia. This is typical of the
region's food distribution system.
Take Thailand's Charoen Pokphand,
Asia's biggest animal-feed supplier and
the country's largest conglomerate, with
sales of about $5 billion. Boasting that
„from the farmyard to the dinner table
it's Charoen Pokphand all the way“, the
company, which was set up by Chinese
emigrants, produces feed for and then
raises and processes broiler chickens. It
also handles prawns and pigs. One of its
greatest assets is a network of feedmills
and poultry-processing plants sprinkled
across China. These and Charoen Pokphand's fast-food joint ventures with
America's Kentucky Fried Chicken
should allow it to cash in on the
country's culinary revolution (The
Economist 1993, 17).
Charoen Pokphand (CP) not only owns the
rights to most of the KFC's in Thailand, it
also controls the 7-11's, numerous motorcycle
and automobile manufacturing operations,
and is the major shareholder of Telecom Asia.
CP is one of the biggest foreign investors in
China. Interestingly, however, it continues to
40
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supply small cooked-food vendors with ducks
and chickens.
Convenience stores are new institutions
which have multiplied rapidly in the last ten
years. They are generally open 24 hours and
sell household products, Western and Thai
fast-food and fountain drinks. Customers include school children, the increasing number
of people working late and commuters (The
Nation 1992, B1-B3).4 Managers of some of
these stores (such as 7-11 and Central minimart) claim that their clientèle includes
lower-income groups as well as the wealthier
urbanites.
The expansion of the well-heeled classes and
accompanying automobile culture has resulted in the proliferation of scores of large
shopping centres throughout the Bangkok
Metropolitan Region.
Last year, shopping centres posted Bt78
billion in revenue, representing about
30 per cent of the entire Bt264 billion
retail industry. Of the Bt78 billion, department stores and supermarkets
dominated and accounted for Bt50
million, while small retail stores took
Bt20 billion and fast-food outlets and
restaurants about Bt8 billion (The Nation 1993, B16).
These new cathedrals of commerce are expected to erode traditional retailing business
and ultimately carve out 50 per cent of market
share according to a Siam Retail Development executive quoted in the above article.
Since the 1980s, many mega-malls have appeared - especially on the urban periphery
(Asia Magazine 1992).
Some of these mega-malls resemble the
„West Edmonton Mall“ phenomenon with a
4
The near grid-lock traffic situation in Bangkok has been identified
as contributing to the success of convenience stores which are
located on major routes.
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focus on leisure activities (Hopkins 1991).
Most have extensive and elaborate foodcentres and food floors. Much of Bangkok's
retailing activity in the food-sector is clearly
expanding from public places (streets and
streetfronts) to privately owned and controlled indoor places (shopping centres and
new air-conditioned restaurants) in food
centres and on „food floors“ where „street
food“ is available for take-home consumption. These newer retailing venues also sell
semi-prepared food - such as chopped up
vegetables and meat - which need only be
cooked in a microwave. The distinction
between raw and prepared or cooked food is
therefore becoming increasingly blurred
(Walker 1991).
out in „food courts“, suburban „food gardens“
(large restaurants with a monolithic sala thai
5
design) and upscale restaurants. The second
system is staffed by the working poor which
includes those who actually transport, sell and
prepare the food. Their eating places include
their humble living quarters and shops and, in
some cases, cafeterias provided by their employers. The inhabitants of these two separate
worlds need only come together for the purpose of a transaction between vendor and
customer, maid and employer. As summarized by Askew and Paritta:
The shopping centres of the outer areas
symbolize the development of a newer
culture based on modern convenience,
shopping and transportation by private
motor vehicle. At the same time, the
neighbourhood markets and the cheap
street-side restaurants in the soi [lanes]
and more congested neighbourhoods
point to the persistence of a less
modernized life-style reflecting the
continuing significance of public life in
less formally regulated public spaces,
especially for the urban poor (Askew
and Paritta 1992, 164).
Shopping malls reflect the tastes of the
emerging well-heeled classes. The spatial
shift in public eating - as street restaurants are
forced to close to make way for more automobiles - is bemoaned by one of the city's
restaurant critics. He cites an example near
Yaowaraj (Chinatown):
[I]t was one of the few parts of the city
where a large number of people
gathered spontaneously, met friends,
and had a good time: the kind of thing
that is always welcomed and cultivated
by those who are administering a
properly-run city, and that gives the city
a good name among visitors (Ung-Aang
Talaay 1993).
It appears that as the gap continually widens
between the rich and the poor in Bangkok, we
are witnessing the emergence of a dual foodsystem resembling trends identified in
neighbouring Malaysia (Salih et.al. 1988).
One, for the wealthy, consists of eating at
home in comfortable surroundings (with food
prepared by servants, catering networks,
neighbourhood food shops and increasingly
food centres in shopping plazas) and eating
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The shift in retailing structure is intricately
related with the growing availability of convenience and ready-to-eat foods. For Taiwan,
this has been identified as related to the high
number of women in the workforce (Bangkok
Post 1993, 20) and the same holds true for
Thailand.
3. WHY EAT OUT?
The major contemporary impetus for buying
prepared food in Thailand and Southeast Asia
comes from rapid urbanization, industrialization and concomitant changes in family
5
A sala thai is a traditional pavilion in which community activities
customarily take place. Roofs are sloped in the manner of Thai
architecture and the entire structure is usually made of wood.
41
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structure affecting in turn the roles played by
women. Thailand has experienced a rise in
the nuclear family - displacing extended
kinship relations - and has also seen a rise in
the number of single people, particularly in
the cities. Changes in women's roles are
related to these demographic trends. As
Suntaree Komin explains, socio-economic
change has completely altered the foodsystem as is the case for the British example
referred to earlier:
The decline of family functions is
clearly visible in Bangkok. As there is
an increase of women working outside
Figure 1:
2 0 0 0
(/pinto/)6, or by buying those readymade foods each day on the way home
(Suntaree 1989, 86).
Suntaree is primarily describing middle-class
food habits. Few people in Bangkok can
afford to hire servants. The general explanation for the growth of public eating,
nevertheless, is the changing roles and
occupations of women.
Thailand boasts the highest female labour
force participation rates (FLFPR) in Southeast
Asia - a region already known for the high
economic activity levels of women. Figure 1
Female Labour Force Participation in Southeast Asia (ILO 1994).
households, this trend is almost inevitable. Family functions have been taken
over by various specialized organizations. For example, working mothers
leave their household chores to the servants. Meals preparation (sic) are taken
care of either by servants, or by subscription to the meal-catering services
42
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depicts the FLFPR of Southeast Asian countries. The curve representing Thai FLFPR is
consistently the highest and climaxes at 87%.
The Thai curve demonstrates a „central peak“
6
Pinto is the Thai expression for a „tiffin“, or tiered lunch kit,
which is commonly used throughout Asia. It has an agricultural
origin and is referred to by Hauck et.al. (1958). They describe
how lunch was often transported to the fields in this three or fourtiered metal container.
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or plateau pattern meaning that the women do
not withdraw from the labour force during
their child-bearing/rearing years (Jones 1984,
28). This is characteristic of the Malay and
Tai7 cultural realms where women play an
important role in local commerce, as office
workers and in many professions.
There are several other inter-related explanations for the general emergence of public
eating in Bangkok, namely: labour-intensive
cuisine; demographic change; kitchenless
housing; and general „cultural“ preferences.
Labour-intensive cuisine: The preparation of
Thai food involves much chopping, grinding,
pounding and thus takes a lot of time and
effort to prepare. It also involves the combination of many ingredients. Paradoxically,
however, noodles are easy to prepare yet
noodle shops are the most ubiquitous and
highly frequented eating establishments in
Thai society. This may be because they were
originally part of the „coolie food-system“
catering to migrant Chinese labourers. People
rarely cook noodles at home except for occasional packaged noodles (which - except for
„Mama's“ brand - are not considered as tasty);
nevertheless, the labour-intensivity of Thai
food preparation is a determinant in the development of Bangkok's food-system.
Demographic Change in Bangkok: Since
World War II, migrant workers, students and
others have come to Bangkok to earn a living
or study (see Table 1). Many come on their
own without their families. These people
either live in housing where it is impossible if
not difficult to cook (see Table 2) due to lack
of space or find it inconvenient to cook for
just one or two people.
7
THAILAND-
R u n d s c h a u
Table 1: MIGRATION TO THE EXTENDED BANGKOK METROPOLITAN REGION
1975-1990
Years
BMA
5 surrounding
provincesa
1975-80
190,000
96,000
1980-85
184,000
122,000
1985-90
149,000
151,000
a
Refers to Nonthaburi, Pathum Thani, Samut Prakan,
Nakhon Pathom and Samut Sakhon.
104
Source: Greenberg (1994), p. .
Many of these migrants are poor and in need
of income spurring the opening of a small
enterprise such as a foodshop. Vendors and
their employees are willing to work long,
hard hours for very little in the way of
financial compensation thereby keeping the
food affordable.
Kitchenless housing: Dolores Hayden in The
Grand Domestic Revolution (1981) described
how 19th century American apartment buildings were often kitchenless with a central
cafeteria or dining room frequented by
tenants during mealtimes. A similar trend has
emerged in late 20th century Bangkok with
many apartment blocks consisting of oneroom suites which do not provide cooking
facilities. In toto, more than 20% of Bangkok's housing stock is kitchenless - this can
be inferred from the fact that 23.4% of the
city's housing stock consists of rooms; the
majority of these do not have kitchens (NSO
1994). Table 2 provides a breakdown of
housing types.
. By Tai, I am referring to the societies which share a common
linguistic heritage in the Tai language family, notably Thailand,
Laos, Burma and Cambodia.
43
THAILAND-
R u n d s c h a u
Table 2: Type of dwelling (% of housing
stock)
Greater Bangkok
Detached
House
44.0%
Room or rooms
23.4%
Row house
20.0%
All other types
12.6%
NSO, Office of the Prime Minister. Preliminary report
of
the 1990 Household Socio-Economic Survey.
„Luung“, a 60 year old duck noodle shop
owner, explains the relationship:
People like to eat out because they can't
cook in the apartments. There are only
bedrooms so they have to buy alreadyprepared food. Therefore... there are
many foodshops and vendors. At the
beginning of this soi until the end there
are at least ten businesses.
Usually, a food shop selling made-to-order
food (ahaan tam sang) is located on the
ground floor of the apartment building.
Tenants can phone the shop to place orders usually of noodles or fried rice - and sometimes can eat in the shop if it is large enough
and provides tables and chairs. Typically
however, the vendor and her or his family
will live in the shop rather than use it as an
eat-in establishment. It is more convenient for
tenants to have their food delivered directly to
their rooms after placing an order by phone.
It is common, despite these regulations, for
rented-room dwellers to use rice-cookers to
steam rice and make other simple dishes. A
hot-plate or kettle can also be used to make
packaged-noodle soup. The wealthier increasingly own microwaves and resort to
„heat and eat“ pre-prepared dishes.
44
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2 0 0 0
Consumerism: Thailand's rapid industrialization has led to growth in disposable income
focussed in Bangkok. The society has moved
from a subsistence to a cash economy in urban areas and to a certain extent in the rural
parts of the country. People now have to buy
the goods and services they need to survive,
even prepared food. In addition, eating and
related activities - such as shopping - are important parts of leisure habits of Thai
urbanites8.
„Cultural“ preferences: Thai appear to be
preoccupied with convenience and make great
use of labour saving strategies and devices
when they are affordable. Like other parts of
Southeast Asia, Thailand is a snacking culture
where several small meals are taken per day
rather than the „three square“ requirement of
Europeans. Perhaps this is the most logical
eating pattern in a tropical environment. Thai
are fond of repeating: khon thai kin khaaw
talot wela, or „Thai people eat all the time“!
It is a well-established cultural practice to eat
out of doors resulting in a lively street and
soilife. Leisure habits of Thai urbanites focus
very much around commensality in public
places. „Have you eaten yet?“ (kin khaaw rue
yang?) is a typical greeting upon meeting
friends and co-workers (Redmond 1992).9
According to Walker's Food Consumption
Survey, 11% of Bangkokians never cook at
all. NSO figures are even higher at 27%
(NSO 1994). The figure is no doubt even
more impressive if one includes people who
limit their „cooking“ to using a rice cooker or
hot-plate for steaming/boiling rice and
noodles. True cooking „from scratch“ is be8
The infamous nightlife of Bangkok often involves prostitution,
mostly for local men. Correlated activities include drinking
alcohol and eating meals in „cafés“ - Thai-style music lounges
featuring young female singers.
9
Another factor which was sometimes mentioned by informants
was the question of traffic jams. Since people no longer know
how long it will take to get home, it seems as though they often
eat immediately after leaving work in the evening.
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THAILAND-
2 0 0 0
coming a rare occurrence in Bangkok.
Furthermore, more and more markets are
selling „semi-prepared“ food which can be
„cooked“ in a micro-wave and eaten immediately with no added labour. This further
complicates definitions of cooking and foodpreparation.
4. PUBLIC EATING
As already established, high male and female
labour force participation rates in Thailand
mean that neither women nor men have time
to cook. As indicated in Table 3, 48% of the
monthly food budget in Greater Bangkok is
spent on already-cooked comestibles. The
trend of purchasing prepared food away from
home began in the post-World War II period
and has grown significantly in the last twenty
years with large numbers of women entering
the remunerated urban workforce (Van
Esterik 1992).
Table 3 Average monthly expenditures
per household by type of food
consumed
Type of
food consumed
Whole
Kingdom
Greater
BKK
Food prepared at
home
1,494B
(76%)
1,616B
(52.3%)
Prepared
food taken
home
173B
(8.8%)
Food
eaten
away from
home 1
300B
(15.2%)
457B
(14.8%)
1,014B
(32.9%)
NSO, Office of the Prime Minister. Preliminary Report of the 1990 Household Socio-Economic Survey.
1 Excludes alcoholic drinks away from home.
R u n d s c h a u
The 1990 Household Survey of Greater
Bangkok found that in a seven-day period,
take-home food consisted mostly of rice and
curry (khaaw gaeng) accounting for nearly
74% of take-away prepared food expenses
and noodle dishes (14.3%). Table 4 provides
a breakdown of all prepared-food expenditures for this time period. Fried rice,
„meals“ (referring to catered tiffin food),
snacks and other prepared food total up to the
remaining 12% of weekly take-home prepared food expenditures. On average, 116.42
Baht (nearly $6 CDN) per week is spent on
take-home food.
Table 4 AVERAGE WEEKLY
EXPENDITURES FOR PREPARED FOOD TAKEN HOME
Greater Bangkok 1990
Type of
Food
Rice and
Curry
Noodles
Fried Rice
Meals
(pinto
food)
Snacks
Other
prep. food
Total
Expenditure
(Baht)
% of
total
85.93
73.8%
16.65
4.97
14.3%
4.3%
4.03
3.5%
3.26
2.8%
1.58
1.3%
116.42
100.0%
NSO, Office of the Prime Minister, Report of the
1990 Socio-Economic Survey: Bangkok Metropolis,
Nonthaburi, Pathum Thani and Samut Prakan, 1994,
page 17.
The following Table shows that most meals especially breakfast and supper - are still
eaten at home rather than in stalls or restaurants. Although much of this food may be
purchased from an outside source, the domestic setting is still the preferred locus of
commensality. Eighty-seven percent of re45
THAILAND-
R u n d s c h a u
spondents to the Food Consumption Survey
indicated that they eat supper at home
„everyday or most days“ with 65% answering
the same for breakfast. Only lunch appears to
be the meal taken most frequently outside the
home with less than half (46%) indicating that
they eat lunch at home „everyday or most
days“.
Table 5 FREQUENCY OF EATING
MEALS AT HOME
Greater Bangkok 1990
Respondents'
reply
Everyday or
most days
Occasionally
/ rarely
Brea
kfast
Lunc
h
Suppe
r
5%
46%
87%
35%
54%
13%
Source: Walker, Marilyn. Food Consumption Survey,
1990.
Table 6 AVERAGE WEEKLY
EXPENDITURES FOR
PREPARED FOOD EATEN
AWAY FROM HOME
Greater Bangkok 1990
Expense
Category
Breakfast
Lunch
Dinner
Snacks
Alcoholic
Drinks
Other
Food and
Bvg.
Total
Expenditure
(Baht)
41.97
163.04
34.56
3.01
14.81
% of
Total
16.2%
63.0%
13.4%
1.16%
5.73%
1.30
0.5%
258.69
100.0
%
NSO, Office of the Prime Minister, Report of the 1990
Socio-Economic Survey: Bangkok Metropolis,
Nonthaburi, Pathum Thani and Samut Prakan, 1994,
page 17.
46
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The household survey confirms Walker's data
and found that 63% (163.04 Baht) of the total
expenditure on prepared food consumed outside the home is spent on lunch with breakfast
coming in second place at 16.2% (41.97
Baht). 13.4% (34.56 Baht) was spent on the
evening meal. Table 6 provides information
on other expense categories for food eaten
away from home. Concerns about the impact
of eating away from home on family life need
not be exaggerated because evenings are still
reserved for eating at home with the family.
Prepared food is therefore a frequent substitute for home cooked meals whether or not
the food is actually eaten at home or elsewhere. The following section will define and
describe the various food strategies employed
by Bangkokians to obtain cooked-food outside the home.
4.1. Everyday food strategies
A traditional strategy common throughout
Southeast Asia is the subscription to
neighbourhood catering networks in which
food - normally one soup, one vegetable and
one dish (often a curry) - is delivered at a
regular time every day in a tiffin (pinto). The
tiffin-network strategy is seemingly being
eclipsed by the small foodshop sector where
food is available anywhere, anytime - an important attribute in a city where traffic is gridlocked during rush hours. Women can be seen
stopping at a food-shop in the evenings on
their way home from work to pick up dinner
for the family, main courses are placed in
small plastic bags with rice being prepared
easily at home in a rice cooker. Bangkok residents hence refer to mae baan tung plastic or
„plastic bag housewives“ (Van Esterik, 1992;
Yasmeen forthcoming). More recently, foam
containers have been introduced; it is now
common to hear people request say foam or
„put it in a foam box“. The following
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THAILAND-
2 0 0 0
description of one of my acquaintances will
provide an example of middle-class eating
habits:
Ajaan (Professor) Prinyathip teaches at
a university in central Bangkok and is
married to an engineer. She has no children and lives in a housing estate in a
suburban area of the city. At lunch time,
if she doesn't have time to go to the
faculty cafeteria, she asks the janitor to
bring lunch back to her office. Everyday, on her way home from work, she
stops at a small roadside curry shop and
picks up supper - usually a curry and a
vegetable dish or a soup. Since she
drives a car, she often frequents one of
the shopping centres on the way home
where she can park her car and purchase from a large selection of takehome food in small plastic bags or foam
containers on the „food floor“. When
asked whether she ever sits down to eat
in roadside foodshops or stalls she
answers „Never, not with the heat, dust,
and noise... it's so unpleasant“. If she's
going to spend time eating out, Ajaan
Prinyathip would rather go to a nice
restaurant with air-conditioning and
beautiful surroundings... even if the
food isn't always as tasty!
For typically middle-class Bangkokians particularly women who tend to be impeccably dressed - frequenting cool, comfortable establishments is the most desirable
option. Their male cohorts - stereotypically
government officials on Friday evenings enjoy „slumming“ in stalls and outdoor
restaurants where they can sit at long tables
and drink vast quantities of whiskey.
Working-class men, such as tuk-tuk drivers,
do the same but are limited to less expensive
venues. Since „proper“ Thai women do not
drink alcohol in public, they engage in a
R u n d s c h a u
slightly different pattern. Their habit is to go
out with a group of friends, women or mixedcompany, to a suan ahaan or a restaurant in a
shopping centre.
Walker (1990) clearly demonstrated that the
ideal locus of everyday commensality is the
home. Special occasions, however, merit an
outing to a „special“ restaurant, funds permitting. Similarly, when guests are being
entertained an outing to a restaurant is
preferable... unless the host/ess happens to
have an impressive home s/he wishes to
„show off“ (Walker, this volume).
Table 7 Most highly patronized eatingestablishments in Bangkoka
Type of establishment
Noodle shops
Thai restaurants
Garden restaurants
Regional Thai
restaurants
Chinese restaurants
Western fast-food
Western restaurants
Others
Respond
ents (%)
91%
84%
65%
63%
47%
44%
27%
3%
a
Percentages refer to the proportion of respondents
who reported frequenting a given establishment.
Walker, Marilyn. Food Consumption Survey, 1990.
The urban masses are, for the most part, of
humble economic means and purchase food
on the streets and soi from vendors both
mobile and stationary, and small food-shops
specializing in noodles, curried dishes or
other fare (Cf. Yasmeen 1992).10 The Food
Consumption Survey confirms this observation - as indicated in Table 7 - by revealing
that noodle shops and small Thai
„restaurants“ are the most highly patronized
eating establishments in Bangkok with 91%
10
It is difficult to ascertain how economically viable this system of
„contracting out“ is at the household budget level. Certainly, it is
clear that individuals are trading potential monetary savings for
convenience and time which can be used to earn extra income.
47
THAILAND-
R u n d s c h a u
and 84% of the 4198 respondents reporting
that they frequent these places (Walker 1990,
6).
Bangkok is therefore one of the homes of
small ubiquitous food-shops which act as a
life-support system for many urbanites. Small
restaurants serve a number of latent social
functions in addition to providing meals. For
example, children are often cared for in these
environments, young people spend time and
„help“ thereby learning skills and meeting
others. Foodshops are meeting places where
information can be gleaned on local affairs
such as jobs.
Figure 2:
Advertisement featuring a
„traditional coffee cart“ in
the Mandarin Hotel
(Bangkok Post, 1992)
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5. THE FUTURE OF
STREETFOODS
The worst thing that could happen in
the future, in my opinion, would be the
disappearance of working-class street
food. The street stalls and tiny hole-inthe-wall restaurants that used to make
noodles, won ton, pao, congee, stuffed
dumplings, steamed meatballs, fried
pastries, and thousands of other snack
items could be at risk in the new,
affluent world of the future (Anderson
1988, 300).
Anderson wrote this alarming comment as a
critique of the emerging industrial palate in
1980s Hong Kong. Bangkok's foodscape is, to
a certain extent, being threatened in similar
ways due to the emerging middle-class and its
different tastes. To aggravate the situation,
quite often, the food served in more expensive Thai restaurants and the growing number
of foodcentres is of much poorer quality than
the comestibles in the humblest foodshop!
Nevertheless, I do not believe that the types
of food sold on the streets and lanes of the
city are under threat per se. Rather the informal context in which the food is usually sold
is apparently being eclipsed by indoor foodcentres and highly commercialized restaurants.
Scanning the local newspapers suggests that
people have taken an interest in discovering
streetfoods where up-scale hotels hold „streetfood festivals“ in fully controlled situations.
For example, the Stable Lodge Hotel on
Sukhumvit Soi 8 holds a „traditional“ Thai
streetfood buffet every Saturday evening „but
with the Stable's special flair“ (Bangkok Post
n.d.). The Martino Coffee Lounge, located in
The Mandarin Hotel, advertised its addition
of „Authentic Thai coffee prepared from our
coffee cart as you watch“ (Bangkok Post
1992). Figure 2 reproduces the advertisement
48
1 / 2
2 0 0 0
featuring a drawing of a „traditional“ coffee
cart. Ironically, however, Thai middle-classes
increasingly consume Nescafé as a status
symbol following years of vigorous
advertising. Recent information indicates that
Seattle entrepreneurs are about to open a
chain of small espresso outlets in Bangkok
(Wiwarn and McMichael 1996).
The interest in streetfoods is also borne out by
the recent publication of handbooks for
foreigners such as Thai Hawker Food where
„authentic“ streetfood is the object of interest
(Pranom 1993). The guidebook contains
colourful drawings of the different types of
street vendors and their goods as well as Thai
phrases designed to help negotiate the foreigner through Bangkok's foodscape. This
paper is another attempt to negotiate through
the complex maze of Thai foodways in
transition.
I am grateful to the Social Sciences and
Humanities Research Council, the International Development Research Centre, the
Canada-Asean Centre, the CUC-AIT partnership project and the Northwest Consortium
for Southeast Asian Studies for providing funding. I would like to thank Marilyn Walker
and Terry McGee for useful comments.
Thanks also to the Chulalongkorn University
Social Research Institute.
ENDNOTES
Figure 1: Female Labour Force Participation
in Southeast Asia (ILO 1994).
Figure 2: Advertisement featuring a „traditional coffee cart“ in the Mandarin Hotel
(Bangkok Post, 1992)
THAILAND-
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Public and Private in Bangkok's Foodscape,“ Urban Geography, (Special issue
on „The city and the new cultural geography edited by David Ley).
Gisèle Yasmeen is a Research Associate at the University of British Columbia in the Institute of
Asian Research and the Sustainable Development Research Institute. She has also lectured in the
Department of Geography and the Department of Asian Studies (UBC). Gisele Yasmeen obtained
her PH.D. in 1996 and is also active as an independent consultant specialising on development
issues in South and Southeast Asia.
51
THAILAND-
R u n d s c h a u
1 / 2
2 0 0 0
Die Verwaltungsgerichtsbarkeit
als Teil der Justizreform in Thailand
Reinhard Lehr
A
m 11. Oktober 19971 trat die neue
Verfassung in Kraft, welche in
Thailand erstmals die Bildung von
Verwaltungsgerichten vorsieht (Kapitel VIII.
- Teil 4 - der Verfassung).
Damit ist es möglich, dass auch eine Einzelperson die hoheitliche Entscheidung einer
staatlichen oder kommunalen Behörde sowie
einer Institution gerichtlich überprüfen lassen
kann. Dies soll in einer dreigliedrigen Verwaltungsgerichtsbarkeit erfolgen, was die
Bildung von Verwaltungsgerichten erster
Instanz, von Appellationsgerichten auf Provinzebene
und
eines
Obersten
Verwaltungsgerichtes (Supreme Administrative Court) in Bangkok bedingt. Dieser Verwaltungsrechtsschutz ist für den thailändischen Bürger in dieser Form Ausdruck
eines völlig neuen Staatsverständnisses,
wonach der Bürger nunmehr auch Entscheidungen des Staates und seiner Institutionen nicht mehr „klaglos“ hinnehmen muss.
Ein Blick in die thailändische Rechtsgeschichte zeigt, dass das traditionelle thailändische
Recht
(bekannt
als
Pra
2
Dhammasutra“) auf indische Rechtslehren
zurückgeht, welche im „Code von Manu“
zusammengefasst waren. Dieses ursprünglich
hinduistisch geprägte Recht war im buddhistisch geprägten Leben der Thai während der
Sukhothai-Periode modifiziert worden, wonach - beginnend mit König Ramkhamhaeng
1
Published in the Government Gazette, Vol. 114, Part 55 a, dated
11th October B.E. 2540 (1997)
2
siehe Historical Chronicles of the Council of State and Office of
the Council of State, Seite 1 f.
52
- der jeweilige thailändische König als Quelle
des Rechts durch Einzelentscheidungen das
Recht fortentwickelte.
Dies beinhaltete vor allem Entscheidungen
des Königs aufgrund von Petitionen seiner
Untertanen. Vom Anfang dieses Petitionsrechtes bis zur heutigen „verfassungsgemäß“
vorgesehenen gesetzlichen Regelung eines
Verwaltungsrechtsschutzes sowie eines Petitionsrechts lässt sich durchgehend ein roter
Faden ziehen.
So wurde bereits das thailändische Justizsystem in der Phra Nakhon Si Ayutthaya Periode in Form des als Dhammasattham3
genannten Rechtes weiterentwickelt, welches
praktisch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts
Geltung besaß.
Eine erste Justizreform wurde dann im Jahr
1805 von König Rama I (1782-1806), dem
Gründer von Bangkok, begonnen, indem er
mit der Einsetzung einer Königlichen Kommission einen Code von 1805 erarbeiten ließ
(bekannt als das „Gesetz von den Drei
Grossen Siegeln“)4. Dieser Code blieb praktisch bis zur Herrschaft von König
Chulalongkorn (Rama V) während der
Rattanakosin Periode in Geltung.
Auch hier galt der Grundsatz, dass der König
allein im Zweifelsfall oberste und letzte Instanz bei der Entscheidung von Rechtsfragen
war.
3
siehe Historical Chronicles of the Council of State and Office of
the Council of State, Seite 2 f.
4
siehe Historical Chronicles of the Council of State and Office of
the Council of State, Seite 2 f.
1 / 2
Die eigentliche Reform des Justizwesens in
Thailand beginnt mit dem Jahr 1885, als
König
Rama V seinen Bruder Krom Luang Pichit
Preechakorn beauftragte, eine Gerichtsbarkeit
mit vom König berufenen unabhängigen
Richtern aufzubauen.
Im Jahr 1892 nahm das erste thailändische
Justizministerium seine Arbeit auf. Als erster
Minister übernahm Prinz Rajburi Direkrit
(1874-1920)5 die führende Rolle bei der Reform des Justizwesens. Er gilt als der eigentliche Begründer des „modernen“ ThaiRechtes, indem er 1897 die erste Rechtsschule in Thailand errichtete. Er organisierte
die gesamte thailändische Gerichtsbarkeit als
von der Staatsgewalt getrennte Institution.
Während es bislang in Thailand außer der
dreigliedrigen Zivil- und Strafgerichtsbarkeit seit 1979 auch noch Arbeitsgerichte und
seit 1986 auch Finanzgerichte gab, so ist seit
1987 auch eine zivile Schiedsgerichtsbarkeit6 installiert worden, die als Teil der Verwaltung des Justizministeriums ihre Arbeit
aufnahm.
Diese Schiedsgerichtsbarkeit hat bis zum
heutigen Tage auch große Bedeutung behalten, da sie handelsrechtliche und zivilrechtliche Streitfälle von ausländischen Investoren
und Handelspartnern thailändischer Unternehmen Rechtsschutz gewähren kann und
langwierige Verfahren vermeidet, welche mit
einem „Gesichtsverlust“ eines Verlierers verbunden wären.
Der Aufbau einer eigenständigen dreigliedrigen Verwaltungsgerichtsbarkeit in Thailand ist in der Verfassung von 1997 im
5
THAILAND-
2 0 0 0
The Ministry of Justice Thailand Centenary 1892 - 1992, Seite 1
f.
6
siehe The Thai Arbitration Institute (TAI)“; siehe (*5) Seite 93 ff.
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einzelnen in den Sectionen 276 bis 280 des 4.
Teils des Kapitels VIII eregelt. 7
Danach sind die dreigliedrigen Verwaltungsgerichte sowohl zuständig für die Entscheidung
von
Streitsachen
zwischen
Einzelbürgern und einer staatlichen oder
staatlich überwachten Institution als auch für
Rechtsstreitigkeiten zwischen solchen staatlichen oder staatlich überwachten Institutionen (Section 276).
Die Verwaltungsrichter werden auf Vorschlag
einer Justizkommission der Verwaltungsgerichte von S.M. König Bhumipon ernannt.
Beim Obersten Verwaltungsgericht werden
ein Drittel der Richter als Fachleute zusätzlich vom Senat dem König zur Ernennung
vorgeschlagen.
Gemäß Section 278 soll bei der Einsetzung
eines Verwaltungsrichters als Präsident des
Obersten Verwaltungsgerichtes, wenn dieser bereits durch die Justizkommission der
Verwaltungsgerichte und vom Senat ausgewählt wurde, der Premierminister dem König
die Ernennung vorschlagen. „Text“
Nach Section 279 besteht die Justizkommission der Verwaltungsgerichte aus den folgenden Personen:
1) Dem Präsidenten des Obersten
waltungsgerichtes als Vorsitzenden,
Ver-
2) neun qualifizierten Mitgliedern, welche
aus den Reihen der Verwaltungsrichter von
diesen gewählt wurden,
3) drei qualifizierten Mitgliedern, zwei von
ihnen vom Senat und einer vom Ministerrat gewählt.
Die Anforderungen, Hinderungsgründe und
das Verfahren für die Wahl der qualifizierten
7
siehe Constitution of the Kingdom of Thailand B.E. 2540 (1997),
published by the Office of the Council of State, Seiten 103 - 105,
140
53
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2 0 0 0
Mitglieder sollen in Übereinstimmung mit
den gesetzlichen Bestimmungen stehen.
präsidenten Leekpai tagt und dem Ministerrat
untersteht 8.
Gemäß Section 280 sollen die Verwaltungsgerichte ein unabhängiges Sekretariat mit
einem Generalsekretär des Büros der Verwaltungsgerichte haben, der dem Präsidenten
des Obersten Verwaltungsgerichtes direkt
untersteht. Die Ernennung des Generalsekretärs des Büros der Verwaltungsgerichte muss
von der Justizkommission der Verwaltungsgerichte bestätigt werden.
Die Rolle des Staatsrates (Council of State)
hat eine große Bedeutung erlangt, als im Jahr
1979 durch Gesetz (B. E. 2522) das Petitionskomitee ein Teil des Staatsrates wurde.
Das Büro der Verwaltungsgerichte soll bezüglich der Personalverwaltung, des Budgets
und anderer Aktivitäten autonom geführt
werden.
Im Zusammenhang mit der Bildung von
Verwaltungsgerichten war und ist der Staatsrat somit das Organ, welches die gesetzlichen
Vorgaben erarbeitet, die das Parlament im
Rahmen der Verfassung zum Erlass von
Verwaltungsgerichtsgesetzen braucht.
Die vorstehend aufgeführten Verfassungsregeln zur Errichtung einer Verwaltungsgerichtsbarkeit in Thailand sind noch durch
gesetzliche Verfahrensregeln im Einzelnen
auszufüllen.
Für die gesetzliche Regelung in Form von
Verfahrensvorschriften, welche die Verfassung bei den einzelnen Bestimmungen vorsieht, wird dem thailändischen Gesetzgeber
ausdrücklich ein Zeitrahmen von zwei Jahren
seit Inkrafttreten der Verfassung im Jahr 1997
vorgegeben (Section 334 Abs. 3), weil die
Verwaltungsgerichte innerhalb dieser ZweiJahres-Frist eingerichtet sein sollen.
Im Hinblick auf die Wirtschaftskrise im Jahr
1997 mit der Kapitalkrise des Staates war es
praktisch unmöglich, diesen Zeitplan einzuhalten.
Für die Schaffung der Gesetzentwürfe bezüglich der Verfahrensrechte bei der Bildung von
Verwaltungsgerichten war und ist der Staatsrat zuständig, der unter Vorsitz des Minister-
Ab dem Jahr 1991 wurde dem Staatsrat auch
noch die „Law Reform Commission“ eingegliedert, welche in sieben Unterkomitees die
Aufgabe wahrnimmt, gesetzliche Reformvorschläge zu machen.
Seit dem im Jahr 1979 (B. E. 2522) das neue
Staatsratsgesetz die Einrichtung eines Büros
beim Staatsrat als Sekretariat vorsah, wird
dieses Büro vom Generalsekretär des Staatsrates geleitet, der unmittelbar dem Ministerpräsidenten als Vorsitzender des Staatsrates
untersteht. Zur Zeit fungiert Prof. Dr. Ackaratorn Chularat als Generalsekretär des
Büros des Staatsrates9.
Auf Empfehlung des Ehrenvorsitzenden der
DTG, S. E. Botschafter des Königreichs
Thailand Kasit Piromya, war der Verfasser im
Sommer 1999 von Generalsekretär Prof.
Ackaratorn Chularat eingeladen worden, vor
einem Expertenkreis der Abteilung für
auswärtige Rechtsangelegenheiten des Büros
des thailändischen Staatsrates ein Referat
über die „Verwaltungstätigkeit innerhalb
8
vgl. Historical Chronicles of the Council of State and Office of
the Council of State-Foreign Law Divsion, Nov. 1998, published
by Dr. Pinai Nanakorn, Legal Officer, Foreign Law Division.
Seite 6 ff.
9
vgl. Historical Chronicles of the Council of State and Office of
the Council of State-Foreign Law Division. Nov, 1998, published
by Dr. Pinai Nanakorn, Legal Officer, Foreign Law Division.
Seite 6 ff.
54
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2 0 0 0
eines deutschen Verwaltungsgerichtes und
seine Sekretariatseinheiten“ zu halten.
Am 30. Juli 1999 gab der Verfasser anhand
von beispielhaften Plänen des Verwaltungsgerichtes Würzburg bezüglich dessen Organisation und Verwaltung Mitgliedern dieses
Gremiums einen Einblick in die Arbeit eines
deutschen
Verwaltungsgerichtes.
Dabei
wurden auch die rechtlichen Kompetenzfragen
der
deutschen
dreigliedrigen
Verwaltungsgerichtsbarkeit eingehend erläutert.
Eine breit angelegte Diskussion zeigte, dass
bei den thailändischen Fachleuten ein aktuelles Bedürfnis bestand, Informationen zu
erhalten, die für die gesetzlichen Regelungen
im Zusammenhang mit der Bildung von Verwaltungsgerichten von Nutzen sein können.
Ergänzend zu seinem Referat hat der Verfasser dem Generalsekretär Prof. Chularat anschließend noch umfangreiches Material
zugeleitet, welches geeignet ist, die Arbeit
und Verwaltung der deutschen Verwaltungsgerichte in der Praxis darzustellen.
Es bleibt nunmehr zu hoffen, dass mit der
Überwindung der wirtschaftlichen Probleme
Thailand in der Lage ist, die für die Bildung
von Verwaltungsgerichten erforderlichen
THAILAND-
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durchaus umfänglichen Mittel zur Verfügung
zu haben, um dem Auftrag der Verfassung
von 1997 zu entsprechen, den Verwaltungsrechtsschutz der Bürger sicher zu stellen.
Literatur:
Constitution of the Kingdom of Thailand B.E.
2540 (1997), Textbroschüre herausgegeben vom Office of the Council of State
Historical Chronicles of the Council of State
and Office of the Council of State
By Dr. Pinai Nanakorn, Legal Officer,
Foreign Law Division, November 1998
Council of State Act, B.E. 2522 (1979) aufgrund der Verfassung von B. E. 2521
(1978)
Council of State Act B.E. 2534 (1991)
The Thai Arbitration Institute, situated in the
Criminal Court Building
Arbitration Office, Centre for Promotion of
Commercial Law and Alternative Dispute
Resolution, Ministry of Justice
National Academy of Criminal Justice,
situated in the Criminal Court Building,
Ministry of Justice
The Ministry of Justice Thailand Centenary
1892-1992, published by the Ministry of
Justice, 1992
Dr. jur. Reinhard Lehr ist Richter am Sozialgericht Würzburg. Er lehrt als Gastdozent an der
juristischen Fakultät der Thammasat University Bangkok und ist Beiratsmitglied der DTG.
55
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Politische Bildung in Thailand –
Zum Gedenken an Erich Reinhold
Arnd D. Kumerloeve
E
rich Reinhold ist tot – eine Nachricht,
die mich leider erst vor kurzem erreichte und sehr traurig gemacht hat.
Kaum einer war wie er derart fundiert und aus
tiefster Überzeugung mit Thailand verbunden; kaum einer war wie er in der Sache ungemein zielorientiert und gerade, im
Wortsinne anständig und dabei zugleich
immer verbindlich, höflich und humorvoll.
Wir alle werden ihn sehr vermissen und uns
die Art und Weise zum Beispiel nehmen, wie
er in unnachahmlicher Weise gleichzeitig
zurückhaltend-bescheiden und auf den Punkt
präsent sein konnte. Klaus Wenk ist für
seinen noblen Nachruf in der TR sehr zu
danken!
Es ist bewegend, in der letzten ThailandRundschau nicht nur die traurige Nachricht zu
lesen, sonder zugleich postum einen Beitrag
von Erich Reinhold zu finden, in dem er Pridi
Banomyong als einen der Architekten einer
Demokratieentwicklung in Thailand würdigt.
Dabei wird deutlich, dass die Demokratie in
Thailand sicherlich noch nicht als gefestigt
angesehen werden kann und dies gilt letztlich
so lange, so lange sie nicht flankierend durch
Strukturen einer Zivilgesellschaft abgesichert
ist, die über rein politisch-formale Kriterien
hinausgehen und sich in der gesellschaftspolitischen Bildung des Landes manifestieren.
Demokratie ist auch ‘Rule of Law’,
Menschenrecht, Bürgerfreiheit und freie
Marktwirtschaft. Erst dann ist eine wirkliche
Partizipation eines mündigen Bürgers möglich – erst dann kann die Demokratie gelebt
werden: Jeder muss in der Lage sein und im
56
Rahmen eines für alle gleichen Regelwerkes
die Chance haben, seine Interessen zu erkennen, sie zu artikulieren und entsprechend
zu handeln. „Der Kampf für wirklich praktizierte Demokratie ist eine der größten Herausforderungen im neuen Jahrhundert“ hieß
es auf der gerade zu Ende gegangenen Demokratie-Konferenz von über 100 Staaten in
Warschau.
Es steht dabei natürlich einerseits ausser jeder
Frage, das eine Demokratie nicht eine
Panazee sein kann und alles wird automatisch
gut. Andererseits führt aber auch kein Weg an
der Erkenntnis vorbei, dass es noch nie in der
Geschichte einen Krieg zwischen zwei voll
entwickelten Demokratien gegeben hat und
alle empirische Erkenntnis belegt, dass Regierungen umso mehr eine am Gemeinwohl
orientierte Politik verfolgen, je mehr die Bürger an Entscheidungen auf allen Ebenen einer
Gesellschaft partizipieren. Gedanken wie
diesen hat Erich Reinhold in seinen erwähnten Beitrag zwar nicht ausdrücklich
ausformuliert, aber in vielfältiger Weise anklingen lassen; es war zudem immer eine
durch ihn vertretene Meinung, wie viele Gespräche im Verlauf der letzten Jahre gezeigt
haben.
Politische Bildung in Thailand ist gefragt – so
formulierte er es einmal als Anspruch an diejenigen, die entwicklungs- und gesellschaftspolitisch im Lande aktiv sind und dies noch
vor gar nicht langer Zeit auch gegenüber dem
Verfasser vorliegender Zeilen anläßlich einer
Buchbesprechung über asiatische Parteiensysteme. Es ist daher sehr schade, dass er
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wahrscheinlich nicht mehr von kürzlichen
Entwicklungen im Lande erfahren hat, die
u.a. auch den innenpolitischen Diskurs in
Thailand bestimmen und von denen hier berichtet werden soll.
Seit Anfang 1999 steht eine der deutschen
politischen Stiftungen in einem intensiven
Dialog mit dem Büro des Premierministers
Chuan Leekpai über Pläne zur Ausweitung
und Institutionalisierung bisheriger Ansätze
der politischen Bildung. Ausgangspunkt
waren Gespräche zwischen dem Premierminister und einigen Abgeordneten über die
Idee, in Bangkok ein Demokratie-Museum zu
errichten, das insbesondere die jüngeren Generationen an demokratische Grundwerte heranführen und die Entstehung eines
staatsbürgerlichen Bewußtseins in der Bevölkerung fördern sollte. Im Verlaufe nachfolgender Sitzungen mit dem Beraterstab des
Premiers wurde dann aus dieser Idee schrittweise eine Projektkonzeption entwickelt, die
in Richtung des Aufbaus einer landesweit
tätigen Institution für politische Bildung zielt.
Als Trägerorganisation für diese Projektmaßnahme ist das ‘King Prajadhipok’s Institute’
(KPI) vorgesehen. Das Institut wurde 1994
als Abteilung des Sekretariats des ‘House of
Representatives’ zur Weiterbildung von Parlamentariern und Regierungsbeamten gegründet. Es ist benannt nach König Rama VII, in
dessen Regentschaft die absolute Monarchie
zugunsten einer konstitutionellen abgeschafft
wurde. Im September 1998 erhielt das Institut
durch Gesetz (Act B.E. 2541) den Status einer
unabhängigen Organisation öffentlichen
Rechts. Einzige formale Anbindung an das
Parlament bleibt der Parlamentspräsident, der
in Personalunion Chairman des ‚King
Prajadhipok’s
Institute’
Council
(des
höchsten
Leitungsgremiums)
ist.
Die
Mitglieder des KPI sind Abgeordnete, Sena-
R u n d s c h a u
toren und hochrangige Politikwissenschaftler,
die durch diesen Council ernannt werden.
Die Arbeitsschwerpunkte des KPI sind wie
folgt festgelegt:
•
Durchführung von Studien zur Förderung
von Frieden und Demokratie;
•
Vertiefung des Verständnisses für Frieden und Demokratie in der Öffentlichkeit;
•
Unterstützung der gesetzgebenden Tätigkeit der Parlamentsmitglieder;
•
Förderung des Verständnisses für
administrative und politische Regeln in
der Öffentlichkeit;
•
Erstellung von Material und Durchführung von Programmen zur politischen
Bildung und staatsbürgerlichen Erziehung für Parlamentarier, Regierungsbeamte und (zunehmend) die breite
Öffentlichkeit;
•
Koordination des akademischen Austausches mit nationalen und internationalen Institutionen aus dem Bereich der
Demokratie-Förderung.
Da die Transformation des KPI von einer
staatlichen Behörde zur Weiterbildung von
Parlamentariern, Politikern und Regierungsbeamten in ein unabhängiges Organ mit umfassenderem Bildungsauftrag zwar formal
vollzogen ist, aber die künftige Arbeit noch
nicht durchgängig strukturiert und kommuniziert wurde, nimmt das Institut in der Praxis
bisher allerdings nicht den Stellenwert ein,
der ihm gesetzlich zugedacht war. Da das KPI
allerdings über hochrangige Persönlichkeiten
aus Politik und Wissenschaft verfügt und von
der Regierung auch hinsichtlich des Budgets
als wichtig eingestuft wird, kann eine Entwicklung in Richtung „bedeutende politische
Bildungseinrichtung und Think Tank“ als
57
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konsequent und sachgerecht eingeschätzt
werden. Und so ist man momentan dabei, mit
entsprechender inhaltlicher wie organisatorischer Beratung einen wichtigen und
richtungsweisenden
Beitrag
zur
institutionellen Verankerung der politischen
Bildung in Thailand zu leisten.
Eine besondere Rolle spielt dabei der langjährige Präsident des thailändischen Parlamentes, Wanmuhamadnoor Matha, der
1994 die Bundesrepublik besucht hat, um sich
u.a. über das deutsche System der politischen
Bildung zu informieren. Auf der Grundlage
dieser Informationen und Eindrücke war er an
der Gründung des ‚King Prajadhipok’s Institute’ beteiligt und auf seine Initiative hin hat
eine hochrangige Delegation des KPI (10
Mandats- und Funktionsträger, d.h. Abgeordnete und Senatoren sowie Professoren der
Politikwissenschaft von Chulalongkorn und
Thammasat) im November 1999 Deutschland
bereist und ein intensives Fachprogramm zu
Methoden und Instrumenten der politischen
Bildung absolviert.
Das Programm umfaßte schwerpunktmäßig
intensive Gespräche in der Bundeszentrale für
politische Bildung (nicht nur auf der
Leitungsebene sondern auch mit Experten auf
den verschiedenen Arbeitsebenen) und mit
den zuständigen Fachabteilungen für Fragen
der politischen Bildung bei mehreren politischen Stiftungen. Ferner wurden Informationen über weitere Träger der politischen
Bildung (Volkshochschulen, Schulen, freie
Bildungs-Einrichtungen etc.) vermittelt. Der
insgesamt knapp 10-tägige Aufenthalt wurde
von den Beteiligten als anregend und erfolgreich eingeschätzt, wobei den Teilnehmern
deutlich wurde, dass in Thailand bisher noch
wesentliche Voraussetzungen fehlen und man
wohl nicht umhin kommen wird, recht dicke
Bretter zu bohren. Nach den Auswertungen,
Vorlage entsprechender Erfahrungsberichte,
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Analysen, etc. ist man nun dabei, die weiteren
Schritte zu planen. Es versteht sich von selbst,
dass dies nicht immer ganz einfach ist, wieder
und wieder Überzeugungsarbeit zu leisten ist
und Widerstände der unterschiedlichsten
Ebenen überwunden werden müssen. Eine
aufgeklärte Gesellschaft stellt viele alte
Privilegien und bequeme Gewohnheiten
infrage.
Zur Zeit erstrecken sich die Bemühungen
primär auf zwei Ansätze:
" Zum einen ist angedacht, das KPI als
eine Art Durchführungsorganisation für
eine rund zweijährige Eigenmaßnahme
der GTZ mit der Zielrichtung „Politische
Bildung für Jugendliche“ einzusetzen
und dies durch flankierende Experteneinsätze und Beratungen im Sinne eines
‘Learning-by-Doing’ für den Aufbau
einen entsprechenden Know-how zu
nutzen.
" Zum anderen ist durch die Friedrich-Naumann-Stiftung eine relativ hochrangige
Beratung geplant, um strategisch die entsprechenden
Strukturentscheidungen
vorzubereiten, die das KPI langfristig in
die Lage versetzt, im Rahmen der ThaiGesellschaft in etwa die Rolle und
Funktion einer ‘Bundeszentrale für
Politische Bildung’ zu übernehmen. Es
versteht sich von selbst, dass es hier um
die Entwicklung von Curricula, sowie um
die Ausbildung von Trainern, Lehrplänen
etc. gehen wird. Im Sommer dieses
Jahres wird sich ein Experte in Bangkok
aufhalten, um entsprechend die organisatorisch-strategischen Überlegungen im
Bereich Bildung und Training voranzutreiben.
Das ganze Vorhaben ist gewiß eine
langwierige und nicht immer einfache Angelegenheit und trotzdem: Erich Reinhold hätte
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seine Freude. Es war ihm schließlich bewusst,
das jede Entwicklung – und dies nicht nur im
wirtschaftlichen, sondern noch mehr im
sozio-politischen Raum – zugleich einen Einstellungswandel beinhaltet, der für die
R u n d s c h a u
Menschen neue Selbstverständlichkeiten und
Paradigmen schafft und daher einfach seine
Zeit braucht. Aber eine Zeit, die sich lohnt –
für alle von uns.
Dr. Arnd D. Kumerloeve ist langjähriges Mitglied und ehemaliges Vorstandsmitglied der DeutschThailändischen Gesellschaft. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit den Problemen der
Entwicklungsländer, auch aus der Innensicht durch vielzählige Auslandsreisen.
Auf dem Fluß der Könige
Franz Lerchenmüller
D
er Cho Phraya ist bis heute die
wichtigste Lebensader Bangkoks.
Seine Kanäle bilden ein dichtes Geflecht kleiner und kleinster Blutbahnen. Einheimischen und Touristen bietet er die beste
Möglichkeit, mittels rasend schneller
Longtailboote im permanenten Verkehrschaos
voranzukommen.
Bangkok geht baden. Sintflutartig platscht es
vom schwarzgrauen Himmel, Bäche schießen
aus den Seitengassen, Fluten schwappen in
Hauseingänge und gurgeln aus den Gullies:
Wasser von oben, von unten, von überall. Der
Wind fetzt die Palmen und peitscht immer
neue Wasserboen in die Häuserschluchten,
Blitze erleuchten Autos, die durch die strömenden Strudel mehr gleiten als fahren. Fast
scheint es, als wäre Bangkok an diesem
Oktobernachmittag wieder zu dem geworden
was es vor nicht einmal hundert Jahren noch
war: eine Stadt im Wasser. Eine aquatische
Landschaft.
In
wenigen
Tagen
wird
die
Überschwemmung ihren Höchststand erreicht
haben. Der Nordostmonsun hat den Süd-
westmonsun abgelöst, der Fluss ist angeschwollen von den Regenmassen aus
Nordthailand, aus dem Süden drückt die Flut
hoch in die Stadt, die zu allem Überfluß jedes
Jahr auch noch ein paar Zentimeter tiefer in
den weichen Schwemmlandgrund sinkt.
Bangkok kennt das. Seit seiner Gründung
1782 musste Thailands Hauptstadt mit den
Überschwemmungen im Oktober fertig
werden. „Wir waren ein Wasservolk“, sagt
Sumet Jumsai und zündet seine Pfeife an,
„wir wussten instinktiv, wie man mit dem
Wasser zurechtkommt. Wir kämpften nicht
gegen die Natur an sondern lebten mit ihr“.
Der 60-jährige international renommierte
Architekt und Stadtplaner hat sich lange mit
den anthropologischen Grundlagen der
Völker Südostasiens beschäftigt. „Venedig
des Ostens - dieser Titel ist nicht ganz richtig.
Bangkok glich viel mehr einer schwimmenden Stadt.“ Zwar gab es ein Netz von Kanälen, aber die Menschen wohnten zum größten
Teil auf Booten oder in leichten Häusern auf
Stelzen, zwischen denen die Fluten ungehindert strömen konnten. Selbst die wenigen
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festen Bauten, Tempel vor allem, beschworen
mit ihren geschwungenen Dächern das Bild
des Wassers.
Und was ist geblieben von diesem aquatischen Instinkt? „Nehmen Sie unseren Verkehr“, sagt Sumet Jumsai und lächelt, ,“wenn
er tatsächlich einmal fließt. Dieses gekonnte
Aneinandervorbeigleiten
und
Sichdurchschlängeln der Autos -erinnert das nicht
an das Manövrieren der Boote auf einem belebten Strom? Es sitzt uns einfach in den
Genen.“
Was freilich das Stadtbild angeht, spielt das
Element Wasser keine Rolle mehr. So scheint
es jedenfalls beim Blick vom 309 Meter
hohen Bayoke II Tower: Bis zum Horizont
erstreckt sich ringsum im Dunst eine grauweiße Ansammlung von Quadern, Blöcken,
Würfeln und Zylindern, Heimat für mittlerweile zehn, elf oder gar schon zwölf Millionen Einwohner, unterbrochen nur von
einigen grünen Flecken und geschwungenen
Belonbändern auf Pfeilern. Der große Fluss
aber ist an den Rand gerückt, und lediglich
zwei oder drei Kanäle durchschneiden als
lange, gerade Linien die Wüste aus künstlichem Stein.
Und doch: 1050 Kanäle, Bäche und Flüsse
mit einer Gesamtlänge von 1900 Kilometern
durchziehen den Großraum Bangkok. Teeradej Tangpraprutgul, einer der Direktoren im
Amt für Abwasser und Kanalisation, ist stolz
auf diese Zahl. 2000 Angestellte sind damit
beschäftigt, die Wasserwege zu reinigen, zu
befestigen, auszubaggern und flutsicher zu
machen, denn sie sind für viele Bewohner
Bangkoks nach wie vor unverzichtbare Verkehrsverbindungen. Und für Touristen gilt:
Wer sich dem Moloch Stadt entziehen will,
der gehe aufs Wasser.
Die wichtigste Wasserader der Stadt ist nach
wie vor der Fluss. Der Chao Phraya - „Dao
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Praiä“, wie sie ihn aussprechen - ist zwischen
300 und 400 Meter breit, zehn Meter tief und
schiebt pro Sekunde 600 Kubikmeter Wasser
heran - in der Trockenzeit. Jetzt sind es bis zu
2000 Kubikmeter.
Der Fluss erwacht um sechs Uhr morgens.
Die ersten Fähren queren, Schlepper ziehen
tief im Wasser liegende Lastkähne voller Kies
hinter sich her, Inseln aus Wasserhyazinthen
treiben flussabwärts. Auch ein paar gelbgrüne Longtailboote quirlen schon die
braunen Fluten und brettern mit halb leeren
Gemüsekörben von einer Verkaufstour nach
Hause. Entschlossen und zügig schieben sich
die Expressboote durchs Wasser und spucken
an den Haltestellen elegant gekleidete Männer
und Frauen aus, die spätestens um neun im
Büro sein müssen.
Scharfe Thaicurries werden zum Dinner
auf dem Deck serviert.
Sie machen Platz für die Touristen. Expressboote sind in Bangkok die besten Freunde der
Besucherinnen und Besucher. Sie bleiben
nicht im blauen Abgasnebel stecken, laufen
die wichtigsten Sehenswürdigkeiten an und ihre Schaffner feilschen nicht um den Preis,
wie es bei Taxifahrern immer wieder vorkommt. Die Fahrt kostet sechs oder acht Baht.
Basta. Egal ob Thai oder Ausländer.
Wat Arun ist auf dem Fluss zu erreichen,
„Tempel der Abenddämmerung“ für die
einen, für andere der Tempel der Morgenröte“, dessen fünf Türme über und über mit
einem Muster aus Porzellanscherben verziert
sind. Oder Wat Pho, der den 46 Meter langen
Ruhenden Buddha birgt. Und natürlich Wat
Phra Keo, diese Ansammlung Dutzender von
Tempeln, Türmen und Kuppeln, geschmückt
mit zahllosen Elefantenstatuen und glitzernden Glasmosaiken, geheiligt durch die Anwesenheit des Smaragdenen Buddha aus Jade,
dessen Gewand der König persönlich dreimal
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im Jahr wechselt. Im Audienzsaal des benachbarten Königspalastes steht der Goldene
Thron. Ein Foto zeigt König Bhumibol
Adulyadej, Rama IX., wie er 1947 das erste
Mal darauf Platz nahm. Etwas verloren wirkte
der junge Monarch da noch - heute füllt er
seinen Platz außerordentlich gut aus.
Am Abend wird es feierlich auf dem Fluß.
Beleuchtete Fähren kreiseln auf dem Wasser
wie Häuser, die sich losgerissen haben. Von
Dinnerbooten klingen Lachen und Musik.
Auf dem Oberdeck der »Horizon« servieren
Stewards in weißen Uniformen Cocktails. Die
Lichter am Ufer sind eher sparsam gesetzt
und betonen den Charakter einzelner Gebäude. Nur das Elektrizitätswerk erstrahlt in
hellem Schein - aber die haben es ja. Ein
warmer Wind streichelt die Haut, vom Buffet
duften Meeresfrüchte- und Selleriesuppen,
Chiang-Mai-Würstchen
und
Fischsalat,
Ananasreis und Muschelsoufflés und all die
verschiedenen Curries - die Thai-Küche ist
ohne Zweifel eine der besten der Welt.
Und zum Dessert aus betörend riechenden,
reifen, echten und entzückend anzusehenden,
winzigen, köstlichen Früchten aus Bohnenmehl und Sirup gleiten die Assumption
Church vorbei und die weißen Fassaden der
Gebäude, die einst der East Asiatic Company
gehörten und die perfekte Kulisse für Saigon
und William Dafoe abgaben.
War der Chao Phraya einst die wichtigste
Lebensader Bangkoks, so bildeten die Kanäle
ein dichtes Geflecht kleiner und kleinster
Blutbahnen. Im Stadtteil Thonburi pulsiert an
einigen dieser Wasserwege noch immer das
Leben.
Im Boot nach Thonburi, ein Ausflug ins
richtige Leben.
Knatternd biegt das Longtailboat in den
Klong Bangkok Yai. Und gleitet schon nach
wenigen Metern durch ein ganz anderes
THAILAND-
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Bangkok: Hier gibt es noch die Häuser auf
Pfählen, auf deren Treppen Frauen Geschirr
abwaschen und Hunde in der Sonne dösen.
Schwimmende Imbissbuden sind mit Klebereis und Papayasalat unterwegs, Männer angeln, Kinder machen sich in Wassertaxis auf
den Weg zur Schule. Häuser aus schimmerndem rotem Teakholz mit filigran geschnitzten
Veranden wechseln mit zerfallenden Buden
aus Wellblech, Felder aus Wasserspinat
wuchern dazwischen, Vögel zwitschern in
den Jackfruit- und Rosenapfelbäumen.
Es ist eine malerische Ecke der Stadt - nicht
zu verwechseln mit einem der vielen Slums.
Denn hier wohnen neben Müllwerkern und
Lehrern durchaus auch wohlhabende Bürger,
oft schon seit Generationen, weil es Unglück
bringt, wenn man das Haus der Ahnen verkauft. Das Wasser ist lehmig braun, manchmal treiben Plastikflaschen oder ein
Gummischlappen in der Flut. „Früher achtete
jeder darauf, das Wasser sauber zu halten“,
erklärt Teeradej Tangpraprutgul. „Doch seit
die Klongs eigenes Trinkwasser bekamen,
kümmert sich niemand mehr darum.“ Auch
die Abwässer laufen in die Klongs. Von sieben geplanten Kläranlagen für Bangkok ist
eine ganz, die zweite zum größten Teil fertig
gestellt. Dennoch ist die Wasserqualität in
den ringförmig verlaufenden Kanälen besser,
als man erwarten würde. Pumpstationen
drücken Wasser hinein und heraus und sorgen
so für eine gewisse Umwälzung: genügend
Sauerstoff für Leben in den Wellen.
Am Wat Chang Lek im Klong Mon verkauft
ein alter Mann Weißbrotlaibe. Wirft man sie
ins Wasser, tauchen sofort Rücken an Rücken
unterarmlange Welse auf und balgen sich
klatschend um die Brocken. Auch Aale,
Salamander, Schildkröten sollen sich in den
Kanälen noch tummeln. „Früher, wenn das
Wasser stieg und wir alle auf den Boden dicht
unterm Dach umziehen mussten, flüchteten
61
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sich oft auch Leguane, Ameisen und
Schlangen ins Trockene“, erzählt der alte
Mann. Heute sollen Schleusentore an den
Mündungen zum Fluss das Hochwasser in
Grenzen halten.
Am San Sap ist alles anders. Dieser Kanal
quert die Stadt von West nach Ost und ist für
viele Menschen der tägliche Weg zur Arbeit.
Die Fahrt auf dem Expressboot bis zum Vorort Bang Kapi dauert eine Stunde und kostet
15 Baht.
Hier sind die Ufer nicht touristisch aufgehübscht, die Haltestellen nur in Thai-Schrift
ausgeschildert. Bettzeug lüftet aus, Suppe
dampft, Wäsche trocknet in den Hinterhäfen.
Es riecht nach Durianfrüchten und Benzin.
Die beiden Schaffner, die auf dem Boot entlangturnen, tragen Helme: Wie ein getunter
Traktor schießt das Schiff zwischen den
engen Brücken hindurch, da wundert es nicht,
dass immer mal wieder ein Schiff an den
Pfeilern zerschellt.
Seitlich am Boot hängen blaue Plastikplanen
als Schutz gegen das Spritzwasser. Es ist
nicht so sehr der grobe Dreck, der im Wasser
treibt - das Wasser selber ist Dreck. Trübe
Abwaschbrühe, schmutzig braun, wo sie vor
sich hin plätschert, schmutzig gelb, wenn sie
hochspritzt. Einige Passagiere halten sich
Tücher vor die Nase. Derzeit aber ist der
Geruch erträglich. Während der Trockenzeit,
sagen die, die es kennen, stinke es hier
manchmal bestialisch.
Nein, eine Rückkehr Bangkoks in das aquatische Idyll wird es nicht geben. Heute geht es
darum, den Menschen das Vorankommen im
Chaos aus Blech und Beton zu erleichtern.
Die 20 Kilometer Hochbahn, die im Dezember eröffnet werden, helfen sicher weiter. Und
auch die 20 Kilometer Metro, die noch im
Bau sind.
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Nur die Wirtschaftskrise hat die Häuser
am Fluss gerettet.
Gleichzeitig aber gilt es, die Orte, an denen
die Wasserkultur noch lebt, vor dem Zugriff
der Investoren zu schützen. Gerade hat das
Fine Arts Department beschlossen, dem Bau
einer Hochbahntrasse über den Klong Phasi
Charoeng nicht zuzustimmen – einer der
letzten Erfolge auch in Sumet Jumsais jahrzehntelangem Kampf um den Erhalt historischer
Plätze
und
Gebäude.
„Die
ökonomische Krise ist eine Chance“, meint
er. „Viele Bauvorhaben sind eingefroren,
viele Häuser, die längst abgerissen werden
sollten, stehen noch, weil das Geld fehlt.“
Doch Thailands Wirtschaft ist auf dem Weg
der Besserung, und damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass seine Kapitale den alten
Weg bald wieder entschlossen weitergeht: hin
zu einem „Osaka Südostasiens, einer zugepflasterten Betonödnis, überzogen von
Spaghetti aus Zement“.
So ganz aber will Sumet Jumsai von einer
Vision nicht lassen: dem Plan einer schwimmenden Stadt im Golf von Siam, einem Konglomerat aus Pontons, Tragflügelbooten,
Inseln und Stegen, das Raum genug bietet für
ein aus allen Nähten platzendes Bangkok von
künftig 20, 25 Millionen Einwohnern.
„Wir müssen unseren aquatischen Instinkt
wiederentdecken. Er ist verborgen, aber er
lebt“, sagt Sumet Jumsai. „Das zeigen Feste
wie Loy Krathong oder die Prozession der
Königlichen Barken.“
Dieses farbenprächtige Zeremoniell findet nur
anlässlich außergewöhnlicher Ereignisse statt.
So 1987, als König Bhumibol 60 Jahre alt
wurde, oder 1996 zur Feier seiner 50-jährigen
Regentschaft. Und auch im November 1999
wurde Bewohnern und Besuchern wieder ein
besonderes Schauspiel auf dem Fluss
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geboten, denn der König beendet seinen sechsten 12-Jahre-Zyklus.
Seit Monaten schon wird für diesen großen
Auftritt geprobt. Lange und geduldig warten
die Zuschauer an den Ufern, bis das erste
Boot in Sicht kommt, nach und nach dann alle
52. Ganz langsam ziehen sie in Fünferreihen
den Fluss herunter, ganz langsam rücken sie
näher. Trommeln dröhnen, Trompetensignale
fliegen übers Wasser, dumpfer Gesang dringt
herüber. Ein Signalgeber mit Flaggen steht im
Bug jedes Fahrzeugs, zwei Steuerleute zieren
das Heck. Schwarze Boote tragen Ruderer in
schwarzer Tracht, goldene Boote werden von
rot gewandeten Kriegern bewegt. Mit genau
abgezirkelten Bewegungen heben 2000 Marinesoldaten ihre Paddel in die Luft, verharren
einen Augenblick in dieser Haltung und
stechen dann gemeinsam ins Wasser.
Im Grunde ist die ganze Darbietung nichts
anderes als eine historische Militärparade,
denn das Wasservolk der Thai zeigte stets
seine Stärke auf dem Fluss. Und die bunten
Ordensbänder der Marineoffiziere am Ufer
schaffen immer noch die Verbindung zu den
farbenprächtigen Uniformen der Soldaten
dort draußen. Sonnenstrahlen lassen die
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goldenen
Schnäbel,
die
Dämonen-,
Schlangen- und Drachenköpfe, die Quastenund die Affenhäupter der Boote aufblitzen,
ruhig und feierlich, in getragenem Rhythmus
zieht die Prozession vorbei.
An Wat Arun legt »Narai Song Suban«, die
Barke des jetzigen Konigs an. Der Herrscher
übergibt den Mönchen gelbe Roben als Geschenk, dann macht der Zug kehrt und gleitet
langsam über den Fluss zurück nach Norden.
Es ist ein Bild stiller Würde und trotz der
klickenden Kameras kein Spektakel. Einst
zeigte sich so Siams ganze Pracht. Heute ist
die Prozession ein Ausdruck der Wertschätzung des Konigs. Und ein Versuch, die Einheit des Landes zu beschwören, symbolisiert
in seiner Person.
Aber wohl nicht zu Unrecht befürchten viele
der Thailänder, die hier die Ufer säumen, dass
der Fluss der Könige, der so viele Monarchen
hat kommen und gehen sehen, hier und jetzt
den letzten wirklichen König des Landes vorbeiträgt.
Quelle: „DIE ZEIT“, Hamburg, Nr. 45 (04.
November 1999). Nachdruck erfolgt mit
freundlicher Genehmigung der Redaktion
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Politische Ursachen der Asienkrise - Buchbesprechung
Arnd D. Kumerloeve
D
ie Asienkrise – vor kurzem noch in
aller Munde - ist in der Öffentlichkeit inzwischen schon wieder fast
vergessen. Zwar weiss man, dass im Kreise
von Finanzpolitikern eigentlich jetzt erst damit begonnen wird, auf der Basis einiger
hauptsächlich in den USA erstellter Studien
Korrekturen an den Instrumenten der Finanzpolitik und den Mechanismen der
Finanzinstitutionen zu diskutieren (wobei
man u.a. auf den neuen IMF-Direktor hofft)
und mancher fragt schon noch, in welche
Richtung Asien denn nun wohl gehen mag,
aber es sind eindeutig diejenigen in der
Mehrzahl (besonders in den betroffenen
Ländern und da macht Thailand keine Ausnahme), die da meinen, nun sei alles überwunden und man könne wieder zum
‘business as usual’ übergehen – einige
Länder stünden doch schon wieder besser da,
als vor der Krise und Wachstum sei allerorten zu verzeichnen.
Es gibt zwar Stimmen, die dem entschieden
widersprechen und warnen, aber sie werden
kaum wahrgenommen. Die wenigsten berücksichtigen, wie fragil die Lage eigentlich
noch ist und wie sehr exogene Faktoren, wie
z.B. das anhaltend starke Wachstum in den
USA zu dieser Entwicklung beigetragen
haben.
Es ist eine Binsenweisheit, dass bei derartigen Fragen einerseits die weltweiten wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen
in Betracht zu ziehen sind – Diskussionen
über die Effekte der Globalisierung füllen
Bibliotheken – und andererseits die gesamtgesellschaftlichen Bedingungen in den Län-
64
dern selbst sehr genau analysiert werden
müssen. Um letztere geht es in vorliegender
Buchkritik. Es kann den betroffenen Ländern
nur mit Nachdruck empfohlen werden, sämtliche Gründe der jüngsten Krisen sehr genau
zu beleuchten und der Versuchung zu widerstehen, die Schuld schlicht auf angeblich
ausser (wessen?) Kontrolle geratene massive
Finanzströme etc. zu schieben. Es stellt sich
– wie vorliegende Veröffentlichung anschaulich zeigt - mit mindestens gleichwertiger Plausibilität die Frage nach denjenigen
sozio-politischen Rahmenbedingungen, die
im Sinne einer zivilgesellschaftlichen Einbindung und Kontrolle von Finanzmärkten
hätten funktionieren und die Krise vermeiden
müssen – oder anders ausgedrückt: es stellt
sich die Frage nach dem Verhältnis von Demokratie einerseits und Finanzmärkten,
Wirtschaftsentwicklung etc. andererseits.
Zwar konnten sich in letzter Zeit in den
Philippinen, Korea, Taiwan und besonders
bemerkenswert eben auch in Thailand Ansätze demokratischer Bewegungen durchsetzen und trotz andauernder Probleme mit
beachtlichen Fortschritten auch behaupten
(in Indonesien gilt vorerst das Prinzip Hoffnung), trotzdem wird insgesamt einmal mehr
eine Frage berührt, die insbesondere im Zusammenhang mit dem „asiatischen Wirtschaftswunder“ der letzten Jahre immer
wieder aufgeworfen worden ist: In der unmittelbar post-kolonialen Zeit war es ein
allgemein akzeptiertes Postulat, dass im Bereich des Subsystems der Politik zugunsten
einer möglichst raschen Wirtschaftsentwicklung Kompromisse einzugehen sind.
Das Ergebnis dieser Argumente war eine
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exzessive Einmischung zentraler Staatsautoritäten in alle gesellschaftlichen Teilbereiche
– eine Politik, die sich durch enorme
Wachstumsraten zu rechtfertigen schien und
erst in letzter Zeit unter dem Eindruck der
wirtschaftlichen Krise mehr und mehr hinterfragt worden ist.
Und da kommt nun eine Veröffentlichung
zur rechten Zeit, die konsequent die notwendigen Fragen nach denjenigen politischen Faktoren der Asienkrise stellt, die
neben den finanzpolitischen Gründen bisher
viel zu wenig Beachtung gefunden haben:
Johannen U., Rudolph J. and Gomez J.
(eds.); The Political Dimensions of the
Asian Crisis. Select Books, Singapore 2000
– 266 pages – ISBN 981-4022-10-1.
„Endlich!“ kann man nur sagen, wird hier
durch die Herausgeber (Mitarbeiter der
Friedrich-Naumann-Stiftung in Singapur)
eine systematische und sachgerechte Analyse
der politischen Ursachen der Asienkrise (die
im wesentlichen eine Krise der ost- und südostasiatischen Staaten war und ist) vorgelegt
und dies – ein besonderer Reiz – nicht nur
aus akademischer Sicht, sondern auch aus
dem Blickwinkel von Politikern, Journalisten
und NGO-Vertretern. Als Quintessenz nach
der Lektüre muss man feststellen, dass
eigentlich nicht Verwunderung oder Überraschung über die relativ rasche Erholung in
einigen Ländern der Region der richtige Ansatz ist, sondern vielmehr die Frage, ob es
überhaupt in der Form zu einer Krise gekommen wäre, hätten bereits vorher funktionierende politische Systeme und alle mit
ihnen verbundenen ‘checks and balances’
existiert.
Die Veröffentlichung ist das Ergebnis eines
CALD-Kongresses, der unter dem Thema
„The Asian Crisis - Political Responses to
the Problem“ Ende 1998 in Bangkok statt-
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fand und bewußt darauf ausgerichtet war,
eine kritische Analyse der politischen
Hintergründe und Konsequenzen der sich
weltweit auswirkenden Krise vorzunehmen.
Der ‘Council of Asian Liberals and
Democrats’ (CALD) mit Sitz in Manila ist
das einzige existierende Parteienbündnis
Asiens (Mitglieder sind neun demokratische
Parteien – darunter die Democrat Party aus
Thailand) und bietet u.a. auch ein Forum des
Dialogs und der Kooperation für politische
Führungskräfte aus der Region.
Der Band veranschaulicht, wie sehr die seit
Mitte 1997 aufgetretene Wirtschafts-, Finanz- und Währungskrise in Südost- und
Ostasien tiefgreifende strukturelle Mängel
sowohl der politischen als auch der sozioökonomischen Systeme in der Region aufgedeckt hat. Es wird gezeigt, wie weitgehend
(und in der Regel zu kurz greifend) sich dann
eine Ursachen-Analyse in Politik, Wirtschaft
und Medien fast ausschließlich auf ökonomische Problemfelder und Einflußfaktoren
wie etwa Überschuldung, mangelnde
Bankenaufsicht, vagabundierende Finanzströme,
fehlende
makro-ökonomische
Steuerung, Überschwemmung mit kurzfristigem Kapital, inadäquate Wirtschaftsund Finanzpolitik etc. konzentrierte.
Die zugrundeliegenden politischen Strukturfehler bzw. unzureichenden Rahmenbedingungen
(also
z.B.
autoritäre
Herrschaftssysteme; fehlende demokratische
Kontrolle und Partizipation an der Basis;
Schwäche demokratischer Institutionen,
Strukturen und Verhaltensmuster; inadäquate
Wahlrechtssysteme; Zentralisierung, Bürokratisierung, Dominanz und Mißbrauch
staatlicher Macht; Nepotismus, Korruption,
Klientelismus; fehlende Gewaltenteilung;
Manipulation und Abhängigkeit der Judikative; fehlende Transparenz politischer und
wirtschaftlicher Entscheidungen etc.) aber
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wurden bisher sowohl in den (häufig kontrollierten) Medien als auch in der öffentlichen Diskussion nur am Rande thematisiert.
Die Autoren schildern, wie diese Strukturdefizite, die mehr oder weniger bei allen
Krisenländern verzeichnet werden konnten,
nachweisbar zu dem Crah beitrugen, die
„Ansteckung“ von Land zu Land erleichterten und insgesamt zu einer Verlängerung
der Krise beigetragen haben. Als ein Sonderfall dieser allgemeinen Entwicklung kommt
im übrigen hinzu, wie oft sich autoritäre Regime dann sogar mit organisierter Kriminalität verbinden – die Aufdeckung mafioser
Praktiken, wie sie etwa in Birma und
Kambodscha mühelos nachweisbar sind,
belegen einmal mehr diese These.
Mit Blick auf oben beschriebenes „Entwicklungs-Paradigma“ lässt sich also
konstatieren, dass die Kausalbeziehung eher
umgedreht gesehen werden muss. Es ist die
Existenz demokratischer Mechanismen, die
auf längere Sicht dazu beiträgt, dass sich eine
Wirtschaft im internationalen Wettbewerb
nachhaltig behaupten kann. Jede schwierige
Problemlage bietet Möglichkeiten der Verbesserung und so vertreten die Autoren daher
vehement die Meinung, dass die Krise in
Südost- und Ostasien nicht nur die Chance zu
grundlegenden Reformen in Richtung Demokratie, Rechtsstaat, Pluralismus und
Marktwirtschaft bietet, sondern diese quasi
verlangt. Es ist die Forderung nach Reformen, die bisher auf Grund des wirtschaftlichen Erfolges der seit Jahrzehnten
etablierten autoritären Herrschaftssysteme
der Tigerstaaten (unter Berufung auf sogenannte asiatische Grundwerte und Ablehnung westlicher Gesellschaftsmodelle) sowie
einer wirksamen Unterdrückung oppositioneller Kräfte weitgehend verhindert worden
sind.
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Die Arbeit enthält nicht nur die ursprünglichen Beiträge der Konferenz, sondern darüber hinaus einen ausführlichen Vorspann,
der die bisherigen Paradigmen und die
jüngere Literatur diskutiert. Mit Blick auf die
politischen Gründe der Krise und die gegebenen Konsequenzen werden die Konferenztexte ausserdem durch zwei gelungene
theoretische Aufsätze eingerahmt, deren
Qualität allein die Lektüre des Buches rechtfertigt. Zwei Beiträge jeweils aus einem
Guss. Rudolph betrachtet die politischen
Gründe der Krise und bewertet sie vor dem
Hintergrund der sonstigen ökonomischen wie
sozialen Faktoren. Gelenkte Medien, Korruption, abhängige Justizsysteme ohne Gewaltenteilung und das Fehlen einer
Zivilgesellschaft werden aus einer ganzen
Reihe von Ansätzen als Schlüsselfaktoren
herausgearbeitet, die - so eine These – die
Krise wesentlich verlängerten und deren
Wiederholung jederzeit möglich machen.
Gomez geht mehr im Sinne einer Evaluierung der bisherigen Entwicklungen vor
und beleuchtet vor dem Hintergrund regionaler wie globaler Tendenzen die Auswirkungen der Krise auf den aktuellen
Zustand der politischen Institutionen in
Asien. Er konstatiert dabei die „Chance der
Krise“, die in vielen Ländern einen Demokratisierungs-Schub zur Folge hatte, was sich
z.B. ja auch in Thailand deutlich gezeigt hat,
als Premier Chavalit zum Rücktritt gezwungen wurde. Es ist offensichtlich, dass
diese Chance nachwievor gegeben ist und
gerade in letzter Zeit sogar zu ersten kleineren Aufweichungen in Nord-Korea geführt
hat.
Durch den erwähnten Vorspann wird versucht, die Diskussion in systematischer
Weise auf den aktuellen Stand zu bringen.
Mit den beiden Aufsätzen von Rudolph und
Gomez wird zugleich ein konzeptioneller
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Rahmen umrissen, der dem Buch ein Gerüst
gibt und für die Einordnung einiger Beiträge
der anderen 14 Autoren (darunter aus Thailand Khun Abhisit Vejjajiva, Dr. Anek
Laothamatas und Khun Bhichai Rattakul)
hilfreich sein kann. Die Idee zu dem Buch ist
wohl erst im Verlauf der erwähnten Konferenz entstanden, sodass dieser theoretische
Teil offenbar im wesentlichen nach der Konferenz formuliert worden ist. So konnte er
von den Referenten der Tagung nicht berücksichtigt werden, was leider bei einzelnen
Aufsätzen die Herstellung eines direkten
Bezugs zu den exzellenten konzeptionellen
Vorgaben spürbar erschwert.
In den erwähnten einzelnen Beiträgen aus
der politischen Praxis werden eine ganze
Reihe hochinteressanter Fragen aufgeworfen,
von denen einige wenige hier genannt sein
sollen: Ist durch eine stärkere Separierung
des ökonomischen vom politischen Bereich
etwa in Süd-Korea oder Indonesien die Korruption zu bekämpfen? Wie wird sich die
jüngste Krise auf die Integrationskräfte in
Indonesien auswirken? Wird das Land zerfallen, wie verhalten sich die Militärs?
Welche Rolle ist in diesem Prozess der
Existenz einer modernen Verfassung zuzuweisen? Eine Frage, die auch und gerade mit
Blick auf die jüngste Entwicklung in Thailand bis hin zu den Senatswahlen von
grossem Interesse ist. Wie wird sich die
Entwicklung in Malaysia vor dem Hintergrund der relativ raschen Erholung (ohne
IWF) und dem wachsenden Widerstand
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gegen andauernde autoritäre Herrschaftsstrukturen gestalten? Mit Bhichai kann
insgesamt optimistisch festgestellt werden:
„Asia: Down but not out“.
Es versteht sich von selbst, dass auf diese
Weise jene These, Demokratisierung sei hinderlich für Entwicklung und die asiatischen
Werte seien sowieso ganz anders, ständig
neu und anders reflektiert wird. Dabei wird
deutlich herausgearbeitet, wo in der Gemengelage zwischen Politik und Wirtschaft
noch einige Einzelbereiche der detaillierten
Analyse harren, was aber nichts daran ändert,
dass die Prioritäten deutlich benannt werden.
Es ist schon bemerkenswert, wenn asiatische
Meinungsführer so deutlich zum Ausdruck
bringen, dass selbst für den Fall, dass keine
positive Korrelation zwischen Wirtschaft und
Politik gegeben wäre, per se Demokratie und
Zivilgesellschaft, Menschenwürde und Menschenrechte die höheren Werte sind.
Zum Ausdruck kommt dies, wenn Sam
Rainsy, der viel gequälte einzige wichtige
Oppositionsführer Kambodschas zu dem
Ergebnis kommt:
„We jointly learned..... that the absence of
respect for life, political and civil liberties,
electoral reform, judicial independence, institutions of democracy, civil society and
democratic political values led to a crisis that
affected many of us. Those who had, in the
immediate past, preached economic growth
at any cost had often been guilty of retarding
political growth.“
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Rezensionen in der Thailand-Rundschau
Keßler, Karola, „Die psychosoziale Situation thailändischer Heiratsmigrantinnen
in Deutschland“ Diplomarbeit. Ludwigshafen am Rhein: Evangelische Fachhochschule für Sozialwesen 1998, 147. S.
Keine Sammlung von deutsch-thailändischen
Skandalen, die die Presse reichlich bietet,
sondern die praktische, intensive Auseinandersetzung mit dem Phänomen seitens einer
Frau, die vier Jahre in einer ländlichen
Kleinstadt in Thailand gelebt, sich Sprache
und Kultur angeeignet und schon dort das
Problem der sitzengelassenen „Zeitfrauen“
der amerikanischen Soldaten kennengelernt
hat. Zurück in der Heimat, stieß sie sehr bald
auf vergleichbare Schicksale, nämlich die
Heiratsmigrantinnen in Deutschland. Die
Autorin, die nicht nur mit diesem Personenkreis intensive, beratende Kontakte unterhält,
sondern auch ein Frauen- und Kinderschutzhaus leitet (vgl. „Aus dem Leben...“), verarbeitete ihre Erfahrungen unter Benutzung der
mageren einschlägigen Literatur in einer Diplomarbeit. Sicherlich ist die Gruppe der
Untersuchten zu klein, um repräsentativ im
statistischen Sinne zu sein, aber wahrscheinlich ausreichend, um ein hinlänglich zuverlässiges Bild zu zeichnen. Die Autorin
behandelt die verschiedenen Wege zu
deutsch-thailändischen Bekanntschaften, die
zu einer Migration vor allem der Frauen nach
Deutschland mit dem Ziel einer Eheschließung führen, die in der Regel sprachlich-kulturelle
Fremdheit
der
Einwandernden, die durchweg vorhandene
Unterlegenheit der fremden Frau, die, zum
„Erfolg“ verurteilt, unter dem Ausländergesetz leidet, das sie oft zwingt, ihre Ehe um
jeden Preis fortzuführen. Angesichts der zu68
nehmenden Tendenz einheiratender Thailänderinnen in
Deutschland ist es
verständlich, wenn die Autorin zu dem
Schluß kommt:
„Heiratsmigration ist ein nicht zu unterschätzendes Risiko für die psychosoziale Befindlichkeit der Betroffenen, das aber meiner
Meinung nach durch sachgerechte Information, Prävention und Beratung auf ein Mindestmaß reduziert werden kann“. Diese
Beratung sollte allerdings schon in der Heimat der Frauen beginnen, um allfällige Illusionen wenn schon nicht zu zerstören, so
doch zu relativieren. Eine Schrift, der weite
Verbreitung und intensives Studium von jenen zu wünschen wäre, die mit diesem Personenkreis in Berührung kommen.
Dr. Wolf Donner, Köln
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Earl of Cranbrook: Wonders of Nature in
South-East Asia. Oxford 1977. Oxford
University Press. 280 S., mehrere S-WAbbildungen und Karten. 14,99 englische
Pfund. ISBN 967-65-3088-3.
Kein Buch der Bilder und Photographien von
den einmaligen Naturschönheiten südostasiatischer Landschaften, sondern eine Anthologie sorgfältig ausgewählter Berichte
und Schilderungen erwartet den Leser: Textfragmente aus der Zeit der historischen europäischen
„Entdeckungsreisen“
und
wissenschaftlicher Beobachtung bis in die
Gegenwart, angereichert durch Skizzen und
Zeichnungen, spiegeln die Wahrnehmungen
und Empfindungen von Reisenden und
Wissenschaftlern aus fünf Jahrhunderten. Die
Gliederung des Buches verrät durch Kapitel-
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überschriften wie z.B. „Berge und Bergketten“, „Wind und Wetter“, „Küsten und
Inseln“,
„Überschwemmungsebenen“,
„Pflanzenwunder“, „Quatrupeden und andere“ sowie „Höhlen“ eine thematisch orientierte Ordnung. Bei der Auswahl von Texten
lag das Prinzip der Authentizität zugrunde,
und so findet man neben vielen anderen auch
„klassische“ Stimmen wie von John
Cameron („Placid Loveliness“), Tom
Harrisson („Wonderful Kinabalu“), Alfred
Russel Wallace („The Durian“), Henri
Mouhot („The Great Lake of Cambodia“)
und Thomas Stamford Raffles („Rafflesia“).
Das Buch ist eine Anthologie im reinsten
Wortsinn: eine Blütenlese - für Naturfreunde
und Biologen und darüber hinaus für alle, die
im Verschwinden der einzigartigen Landschaften und Artenvielfalt Südostasiens ein
Stück verlorenen Reichtums der Erde erkennen.
Frauke Kraas, Bonn
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Walden Bello, Shea Cunningham, Li
Kheng Poh: A Siamese Tragedy. Development and Disintegration in Modern
Thailand. London 1998. Zed Books London, Food First Books Oakland, White
Lotus Company Bangkok. 267 S., ISBN 185649-664-3.
Im Zusammenhang mit der 1997 einsetzenden thailändischen Finanz-, Währungs- und
Wirtschaftskrise, der sog. Asienkrise, wurde
die Frage nach deren tiefergehenden Ursachen intensiv und kontrovers diskutiert.
Grundsätzlich lassen drei Ursachenfelder
ausmachen: (1) ökonomische Strukturschwächen wurden trotz erheblicher internationaler Investitionen nicht beseitigt, (2)
soziokulturelle Hemmfaktoren behindern
weiterhin die Erneuerung der Gesellschafts-
R u n d s c h a u
strukturen und (3) politisch-administrative
Hindernisse bei Lenkung und Management
der sozioökonomischen Rahmenbedingungen
erschweren den Fortschritt in der Verwaltung. Bei genauerem Hinsehen stellt es sich
jedoch heraus, daß es erforderlich ist, für
jedes einzelne Land im einzelnen genau zu
analysieren, worin die tieferen Ursachen
seiner spezifischen Krisensituation und -konstellationen liegen.
Das vorliegende Buch widmet sich den zentralen Problemen Thailands, die bereits vor
Hereinbrechen der Krise angelegt waren.
Aufbauend auf einer Zusammenfassung der
unmittelbar auslösenden Faktoren der Krise
werden folgende Fragen behandelt: das Versagen einer breit angelegten Industrialisierungspolitik,
das
Verhältnis
von
Arbeitsmarkt und Kapital, die wesentlichen
Engpaßfaktoren der Hauptstadt Bangkok,
Probleme der Umweltzerstörung, die
wandelnde Bedeutung des Agrarsektors, die
Dynamik der Abholzung, Staudammbau in
den Provinzen und die AIDS-Krise.
Der flüssig geschriebene Text beruht auf
gründlichen Recherchen. Er führt eingängig
vor Augen, wohin sich ein Land entwickeln
kann, wenn es den kurzfristigen Marktverlockungen erliegt und dabei Raubbau an seinen Ressourcen betreibt. Und er öffnet all
denjenigen die Augen, die leichtfertigen
Pressemeldungen vom Ende der Krise glauben und meinen möchten, sie sei nur ein
kurzfristiges Ereignis auf dem Weg zu
dauerndem Wachstum.
Frauke Kraas
#
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Roxana Waterson: The Architecture of
South-East Asia through Travellers´ Eyes.
Oxford 1998. Oxford University Press. 311
S., mit einer Reihe von Plänen und S-WAbbildungen. 13,99 englische Pfund, ISBN
983-56-0033-3
Seit Beginn der europäischen Kolonialepoche im 16. Jahrhundert entstanden unzählige Dokumente und Schilderungen, in
denen die Eindrücke und Erfahrungen von
Seefahrern, Händlern, Botschaftern, Missionaren, Naturforschern, Verwaltungsbeamten der Kolonialmächte und Reisenden
über die Menschen und Landschaften, Reize
und Besonderheiten Südostasiens festgehalten wurden. Eine sehr gelungene Auswahl
dieser Dokumente wird dem Leser in dem
besprochenen Band nahegebracht. Hierzu
gehören etwa Schilderungen von Besuchen
der Ruinen von Angkor, Pagan und
Borobodur, Eindrücke in den herausragenden
Städten (Bangkok, Phnom Penh, Luang Prabang), Palästen (Mandalay, Bangkok, Brunei) und Tempeln (Bangkok, Bali).
Ausführlich werden detailreiche Beschreibungen von Dörfern (Nyaung-U,
Melanau, Lampung) und lokaler Architektur
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(in Laos, Bali, Malaysia, Luzon, Sumatra)
sowie kolonialer Häuser wiedergegeben.
Die zumeist ebenso feinfühligen wie lebendigen Schilderungen sind für den heutigen
Leser vermutlich wenigstens ebenso faszinierend zu lesen wie für die Zeitgenossen der
Schreibenden. Es lohnt sich, lesend einen
Blick zurück in die frühere Wahrnehmung
Südostasiens zu tun - auch um in der Gegenwart ein Stück ihres Werdens in der Zeit
zu verstehen. Denn trotz aller jüngsten,
schwerwiegenden sozioökonomischen Umbrüche haben sich offenkundig viele
persistente Strukturen erhalten - Baustile,
Lebensweisen, Traditionen, Wahrnehmungen
-, die von der lebendigen alltäglichen Gegenwärtigkeit von Geschichte künden. Die
Lektüre des Buches bringt große Bereicherung für das Verständnis auch des
heutigen Südostasien und ist mit Nachdruck
zu empfehlen.
Frauke Kraas, Bonn
Thailand als Forschungsgegenstand
• Naengnoi Suksri (1999): The Grand
Palace Bangkok. London.
• Pasuk Pongpaichit, C. Baker (1998):
Thailand´s Boom and Bust. Bangkok.
• Rüland, J. (1998): Politische Systeme in
Südostasien. Eine Einführung. Geschichte und Staat 313. Landsberg am
Lech.
70
• The World Bank: Thailand Social
Monitor. July 1999: Coping with the
Crisis in Education and Health. Bangkok.
• Wyatt, D.K., Aroonrut Wichienkeeo
(1998): The Chiang Mai Chronicle.
Bangkok2.
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Aus dem Leben der DTG und Ihrem Umfeld
$ Steigende Unterstützung für die
Duang Prateep Stiftung
Wie Mrs.Prateep Ungsongtham Hata, Generalsekretärin der Duang Prateep Foundation, aus Bangkok mitteilt, wurde am Ende
des Jahres 1999 von Jürgen Göpfert, Lörrach,
eine Gesellschaft „Freunde der Duang Prateep
Foundation e.V.“ ins Leben gerufen und eingetragen. Ziel der neuen Organsation ist die
Beschaffung von Geldmitteln zur Unterstützung der Aufgaben der Stiftung. Es ist ihr
gelungen, mit der Deutschen Bank ein Abkommen über die Reduzierung der Überweisungskosten nach Thailand zu schließen
und weitere kostenlose Bankdienste zu erhalten.
$ Zweites Bonner Thailand-Symposium
ein großer Erfolg
Im Vorfeld der diesjährigen Mitgliederversammlung der Deutsch-Thailändischen Gesellschaft fand das Zweite Bonner ThailandSymposium statt, welches der Erinnerung an
unseren unvergessenen früheren Präsidenten,
Botschafter a.D. Dr. Hans Christian Lankes,
gewidmet war und das Rahmenthema „Thailand und seine Nachbarn“ behandelte. Die folgenden Vorträge fanden großes Interesse: S.E.
der Botschafter Thailands in Deutschland,
Kasit Piromya, sprach zur aktuellen politischen
Situation und der Problematik der wirtschaftlichen Konsolidierung in Thailand. Botschafter
a.D. Gerd Berendonck stellte die wesentlichen
historischen und kulturellen Hintergründe der
Situation Kambodschas dar und betonte deren
Bedeutung für die Identität des Landes. Botschafter Ulrich Dreesen beleuchtete Position
und Möglichkeiten von Laos im Kontext der
politischen und wirtschaftlichen Öffnung des
Landes. Dr. Dietrich Mahlo, ehem. Mitglied
des Deutschen Bundestages beurteilte die
schwierige Position von Myanmar/Birma innerhalb Festlandsüdostasiens und ging auf
Handlungsoptionen ein. DTG-Präsident Prof.
Dr. Helmut Eggers stellte wichtige Aspekte der
Entwicklungspolitik und -zusammenarbeit in
der gegenwärtigen Lage Thailands heraus. Und
DTG-Vizepräsidentin Priv.-Doz. Dr. Frauke
Kraas charakterisierte die Beziehungen und
Entwicklungsunterschiede zwischen Thailand
und Malaysia. Die jeweils anschließenden Diskussionen bewegten sich auf hohem Niveau,
fanden großes Echo bei den Zuhörern und
unterstrichen dabei die Ziele der DeutschThailändischen Gesellschaft im Rahmen der
Völkerverständigung.
Thai-Fonts zum Herunterladen.
Thai-Fonts kann man von verschiedenen Webpages kostenlos downloaden, von
denen einige Adressen unten aufgeführt sind. Die thailändischen Internet-Anbieter
wie z.B. Internet Thailand oder Loxinfo bieten auf ihren Seiten außerdem noch viele
andere Software zum downloaden an.
http://windowsupdate.microsoft.com/
ferner
http://www.inet.co.th/www/thai/thai_font.html und http://www.thaiurl.com/
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Thailand im Spiegel der Weltpresse
Nach deutschen und internationalen Presse- und Agenturmeldungen zusammengestellt von
Dr. Wolf Donner
% „Hinterbeine auf dem Vormarsch“
„Frauen sind die Hinterbeine des Elefanten.
Sie tragen die Last, geben aber nicht die
Richtung an“. Dieses Sprichwort stammt aus
Thailand, aber es gilt in ganz Südostasien wie
auch im Rest der Welt. Den Führungsanspruch und die Qualifikation von Frauen in
Politik und Gesellschaft zu stärken und die
Situation der Frauen in der Politik zu erörtern,
war das Ziel eines Regionalworkshops, zu
dem das Frauenprojekt der Friedrich-EbertStiftung Bangkok Teilnehmerinnen aus neun
asiatischen Ländern eingeladen hatte. Die
Teilhabe von Frauen an der politischen Macht
ist auch in der Region Südostasien nicht ausgeprägt. In Thailand stellen Frauen sechs, in
Indonesien zwölf Prozent der AbgeordnetenMandate. In allen Staaten, so ein Fazit des
Workshops, bestehen rollenspezifische Stereotype, die die Chancen von Frauen einschränken. So sind Frauen in Südostasien
auch nur begrenzt in der lokalen Politik vertreten. Eine Ausnahme bilden hier lediglich
jene Politikerinnen, die sog. „diamond
ladies“, die in der Regel als Töchter oder
Schwestern bekannter Politiker privilegierten
Zugang zur Politik erhalten. Auf der lokalen
Ebene hingegen dominiert eine Erziehung
und Kultur, die Frauen darin behindert, in den
Mittelpunkt zu treten. Die Vernetzung von
Frauen ist zwar stärker geworden, muß aber
noch weiter gefördert werden. So lautet das
Fazit des Workshops, von dem die Teilnehmerinnen neben neuen Ideen auch ein neues
Sprichwort mit nach Hause nahmen: „In den
Hinterbeinen sitzt die Kraft. Und wenn sie
wollen, geht der Elefant sogar rückwärts“
(INFO 4/99, Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn).
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% Prinzessinnenbesuch in Nepal
I.K.H. Prinzessin Mahachakri Sirindhorn hielt
sich im Oktober 1999 zu einem fünftägigen
Privatbesuch im Königreich Nepal auf. Während ihre Majestäten, der König und die
Königin von Nepal, den Gast in Audienz im
Narayanhiti Königspalast empfingen, fungierte I.K.H. Prinzessin Sruti Rajya Laxmi
Devi Rana als ständige Begleiterin während
der Besuchstour. Ziele waren dabei die historischen Innenstädte im Kathmandu-Tal, die
Ausstellungen archäologischer Funde und die
religiösen Zentren wie der buddhistische
Swayambhunath, aber auch eine Augenklinik,
ein Frauenzentrum, ein Mutterschaftsheim
und bäuerliche Familien im Terai. Auch der
Janaki-Tempel in Janakpurdham und die
künstlerischen Aktivitäten der Mathila-Gemeinde gehörten zu den besuchten Einrichtungen. Zeitweise begleitete der kgl. thailändische Botschafter, Precha Pritisant, die Gesellschaft. Der Rückflug erfolgte am 7.
Oktober
(Rastriya
Samachar
Samiti,
Kathmandu, 30.9./7.l0 1999).
% Birmanische Flüchtlinge: Oft vom
Regen in die Traufe
„Die Schuldigen am Elend birmanischer
Flüchtlinge und Migranten in Thailand sitzen
auf den Regierungsbänken in Rangun“ – so
birmanische Aktivisten und Aktivistinnen bei
einem Deutschlandbesuch. „Die überwiegende Mehrheit der rund eine Million Menschen aus Birma in Thailand mußte auf
Grund von Repression, Verfolgung oder Zerstörung der Lebensgrundlagen ihre Heimat
verlassen. Nur die wenigsten sind aber als
Flüchtlinge anerkannt, schlagen sich als ille-
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gale Arbeiter durch und sind so ihren Arbeitgebern meist auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Eine rechtliche oder soziale Absicherung gibt es für sie nicht, und natürlich
haben sie auch keinen Zugang zum thailändischen Gesundheitssystem“. Besonders
dramatisch ist die Lage von Frauen und
Kindern: „Viele Frauen fliehen vor Vergewaltigung und Mißbrauch durch Soldaten und
Behördenvertreter in Birma, nur um dann in
Thailand wieder Ähnliches zu erleben“,
schildert Hseng Noung, Shan Women’s
Action Network. Kinder würden als billige
Arbeitskräfte eingesetzt oder verbringen ihre
Kindheit oft am gefährlichen Arbeitsplatz
ihrer Eltern. Von einer Schulausbildung
können sie nur träumen... (Burma Report,
Ausg. 11, September/Oktober 1999).
% Akademischer Grad für Politiker
gefordert
Einfluß, Kontakte und reichlich Geld waren
bislang genug Qualifikation für ein hohes
Staatsamt in Thailand. Das soll nach den
nächsten Allgemeinen Wahlen anders werden: Man will von den Gesetzgebern
(lawmakers) einen akademischen Grad
verlangen. Um den Politikern der alten Schule
die Voraussetzung zu verschaffen, sich auch
künftig um Parlaments- oder Kabinettssitze
zu bewerben, bietet eine führende Staatsuniversität Schnellkurse (crash courses) zur Erlangung des Bachelor of Arts an. Die
Ramkhamhaeng-Universität in Bangkok hat
eigens einen Grad in Politischer Wissenschaft
geschaffen, der auf die über 20 % solcher
Abgeordneten zugeschnitten ist, die nur
Primar- oder Sekundarschulabschlüsse haben.
„Wenn wir diese Möglichkeit nicht eröffnen“,
so der Dekan für Politische Wissenschaften,
„landen die Parlamentsmitglieder in privaten
Universitäten, wo die Anforderungen geringer
sind, oder sie zahlen Geld für die Urkunde“.
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Unter der neuen Verfassung von 1997, die
Unsauberkeiten abbauen und die Verwaltung
verbessern soll, will man von den Gesetzesmachern eine Hochschulqualifikation fordern.
Ein Mitglied des Hauses aus der Partei des
Premiers hat gerade seinen Sitz verloren, als
entdeckt wurde, daß er sich mit einem gefälschten Zeugnis den Eintritt in die Universität verschafft hatte.
Thailands politisches System ist bekanntermaßen korrupt mit Wahlkandidaten, die immense Summen ausgeben, um Stimmen zu
kaufen in der Hoffnung, die Auslagen zurückzugewinnen, wenn sie einmal in Amt und
Würden sind. Über 20 Kandidaten haben sich
für den vierjährigen Schnellkurs bei der
Ramkhamhaeng eingeschrieben, für den sie
pro Semester 10.000 Bht (256 US$) bezahlen
müssen, das Zehnfache der normalen Studiengebühren (Associated Press, 30. Oktober
1999).
% Schlechte Lage birmanischer Rückkehrer
Birmanische Truppen haben Berichten zufolge Gewalt gegen Arbeitnehmer angewendet, die nach Myanmar zurückkehren
wollten, nachdem sie die thailändischen Behörden ausweisen wollten. Rund 600.000 illegalen birmanischen Arbeitnehmern, die
nach Thailand geflohen sind, droht eine
solche Ausweisung. Die birmanischen Truppen verweigern ihnen den Zutritt mit der
Begründung, daß unter ihnen Mitglieder der
bewaffneten Opposition im Land sein
könnten (Financial Times, 4. November
1999).
% Legale Prostitution gegen AIDS
Die Entkriminalisierung der Prostitution
würde helfen, die weltweite Ausbreitung der
AIDS-Epidemie aufzuhalten, erklärte ein Experte der Vereinten Nationen in Bangkok.
Dr.Wiwat Rojanapithayakorn von UNAIDS
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erklärte, die Epidemie breite sich derzeit mit
alarmierender Geschwindigkeit aus, denn in
jeder Minute infizierten sich elf Menschen
mit dem HIV-Virus. Anerkennt man Prostituierte (sex workers) als diejenigen, die
einer HIV-Infektion am meisten ausgesetzt
sind, so Dr. Wiwat, sollten Gesetze gemacht
werden, die die Prostitution und sichere Sexpraktiken regeln. „Strafgesetze sollten überprüft werden mit dem Ziel einer
Entkriminalisierung und der legalen Regelung
professioneller Bedingungen, um sex workers
und ihre Kunden zu schützen“. Eine von der
Weltgesundheitsorganisation vorgelegte Statistik zeigt, daß 64 % der Prostituierten in
Kambodscha, 27 % in Thailand und 26 % in
Myanmar HIV-positiv sind (Agence France
Press, 13. November 1999).
% Massage ist nicht gleich Massage
Praktikerinnen der traditionellen Thai ai ai
Massage sind dabei, sich nachdrücklich von
der weitverbreiteten Sexindustrie des Landes
zu distanzieren. „Unglücklicherweise wird in
Thailand Massage immer mehr in Verbindung
mit den Sexdiensten gebracht“, beklagt sich
Frau Dr.Pennapha Supcharoen, Ärztin am
Thai Traditional Medicine Institute. „Viele
Frauen, die saubere und ehrliche Massagedienst anbieten, werden als sex workers beschimpft. Wir müssen hier für Aufklärung
sorgen“. Pennapha meint, das Ministerium für
Volksgesundheit solle dagegen vorgehen, daß
traditionelle Massageanstalten als Vorhöfe
von Bordellen benutzt werden. Sie kündigte
an, daß ihr Institut eine öffentliche Bewußtseinskampagne lancieren werde, um die Vorzüge und die Geschichte der Thai-Massage
bekannt zu machen. Traditionelle Praktiker
verlangen ungefähr 250 Bht (6,40 US$) für
eine Stunde intensiver, gelenkverdrehender
Thai-Massage (Agence France Press,
14November 1999).
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% Neuverfilmung stößt auf Ablehnung
Die thailändische Zensurbehörde hat die Vorschau und die Plakatierung für die Verfilmung von „Anna and the King“ als
respektlos gegenüber der Thai Monarchie
beanstandet und damit die Chancen gedämpft,
daß der Film in Thailand gezeigt werden
könnte. Es handelt sich dabei um eine Neuverfilmung des Klassikers von 1950 „The
King and I“ mit dem Oscar-Gewinner Jodie
Foster. Bereits Anfang 1999 hinderte das National Film Board die Firma 20th Century Fox
daran, Aufnahmen in Thailand zu machen;
stattdessen wurde der Film in Malaysia gedreht. „Die Vorschauen sind nicht annehmbar“, wurde Pattamavadee Jaruvorn, Mitglied
der Zensurbehörde, zitiert, nachdem er sie
gesehen hatte. Er beklagte sich auch über historische Unkorrektheiten. Die Behörde hat
allerdings noch nicht definitiv entschieden, ob
man den Film in Thailand zulassen soll, aber
die Reaktion der Zensur war so stark, daß
man damit rechnen kann, daß er in Thailand
verboten wird. Er lief Mitte Dezember in den
USA an.
Die königliche Familie ist in Thailand ein
empfindliches Thema. Viele Thais fühlen sich
beleidigt, wie ihr König Mongkut aus dem 19.
Jahrhundert in den Memoiren seiner englischen Gouvernante dargestellt wird, was die
Grundlage des Films bildet. Sie sagen, daß
das Broadway-Musical und der HollywoodStreifen „The King and I“ Mongkut als einen
tyrannischen Clown portraitieren und nicht
als den Linguisten und buddhistischen Gelehrten, der er war. „In dem Film schwingt
Chow Yun Fat sein Schwert wie ein chinesischer Fechter“, sagte Pattamavadee, wobei
er sich auf den Hongkonger Aktionsdarsteller
bezieht, der den König spielt. „Das ist nicht
das Verhalten, das wir von einem Thaikönig
erwarten“. Die Zensoren haben außerdem
beanstandet, daß Fosters Name auf dem Pla-
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kat über dem des Königs placiert wurde, und
daß Anna das Herz des Königs und damit das
Schicksal der Nation beeinflußt habe (Associated Press, 20. November 1999).
% Futtermittel aus Entwicklungsländern fragwürdig
Brot für die Welt hat kürzlich eine Studie
veröffentlicht, die sich mit den Folgen des
Futtermitteleinsatzes
aus
Entwicklungsländern befaßt, auf den die intensive Tierhaltung
in
Europa,
Deutschland
eingeschlossen, angewiesen ist. Die Studie
erklärt, daß die Situation in Brasilien, wo die
Ausweitung des Sojabohnenanbaus zur Vertreibung von Kleinbauern geführt hat, nur ein
Beispiel für die möglichen Folgen des
Futtermittelanbaus in Entwicklungsländern
sei. So untersucht die Studie auch den
Tapioka-Anbau in Thailand, die Rapsschrotproduktion
in
Indien
und
die
Erdnußerzeugung im Senegal. In allen Fällen
seien die Einkünfte der Bauern starken konjunkturellen Schwankungen unterworfen. So
könnten zum Beispiel auf der Angebotsseite
Ernteausfälle die Preise in die Höhe treiben.
Gleichzeitig bedinge die Umwandlung der
Eigenversorgung in Futtermittel für den Export häufig einen Preisverfall auf den Weltmärkten. Fleischpreise, Ernährungsgewohnheiten und das lokale Futtermittelangebot in
den Importländern spiele ebenfalls eine
ausschlaggebende Rolle. In Thailand sei der
Tapioka-Export in die EU seit Anfang der
90er Jahre drastisch zurückgegangen. Grund
dafür sei die Verbilligung des EU-Getreides,
das gegenüber importierten Futtermitteln
plötzlich Kostenvorteile aufwies und somit
viele thailändische Bauern, die in den
Tapioka-Anbau investiert hatten, in extreme
wirtschaftliche Schwierigkeiten brachte (epi,
12/1999, S.15).
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% Kunst Unterprivilegierter gefördert
Auf der „1st Art by Underprivileged
Children“, einer Ausstellung mit Wettbewerb
in Hua Lamphong, dem Hauptbahnhof Bangkoks, gewannen drei Mitglieder des Duang
Prateep Foundation’s Art and Development
Project Preise. Zwei von ihnen wurden für
hervorragende Malerei und eines für kreative
Kunst ausgezeichnet. Mit Unterstützung der
UNICEF war die Veranstaltung vom Youth
and Women Protection Centre und dem National Police Bureau organisiert worden. Von
den 1.252 Bildern, die eingereicht worden
waren, wurden aus drei Altersgruppen 120 für
die Ausstellung ausgewählt. Ein Thema war
nicht vorgegeben, und so behandelten die
Bilder das Leben die Träume und Hoffnungen
der Kinder, die Umwelt, Naturkatastrophen
und Drogenabhängigkeit (DPF Monthly
News, Dezember 1999).
% Frauen in Asien benachteiligt
In Asien läßt sich Armut oft mit Frausein
gleichsetzen. Ein Bericht des Internationalen
Arbeitsamtes (IAA) über Chancengleichheit
in der Arbeitswelt in Asien und im Pazifikraum kommt zu dem Ergebnis, daß Frauen in
der Region ärmer sind als die Männer und
von der Globalisierung härter getroffen werden. In ganz Ostasien hat die Finanzkrise die
Frauen in unsichere, ausbeuterische und
schlecht bezahlte Tätigkeiten abgedrängt.
Frauen kämpfen um die Ernährung und Einkleidung der Familie, und es bleibt noch viel
für sie zu tun, auch wenn gewisse Fortschritte
auf dem Weg zur Gleichheit der Geschlechter
zu erkennen sind...
„Zur gleichen Zeit bahnt sich für Ratchanee
M. in Bangkok ein langer Tag im Auto an.
Wenn sie eine Lebensversicherung an den
Mann bringt, erhält sie eine Kommission, die
sie und ihre Familie einen weiteren Monat am
Leben erhält. Wenn nicht, war es wieder ein
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frustrierender Arbeitstag. Vor der Krise besaßen Ratchanee und ihr Mann zwei Häuser,
hatten zwei Einkommen und gehörten zu
Thailands aufstrebender Mittelklasse. Heute
bekommt die Firma ihres Mannes keine Verträge mehr, und die Mitarbeiter sind alle fort.
Ratchanees ehemalige Firma hat zugemacht,
ihre neue zahlt einen bescheidenen Lohn, und
ihre beiden Häuser stehen zum Verkauf. Die
Schulden auf den Häusern und dem Betrieb
ihres Mannes haben die Ersparnisse der Familie aufgebraucht“ (Die Welt der Arbeit,
IAO Genf, Nr. 32 (Dezember 1999, S.4).
% Stromverbund in Sicht?
Der Stromverbrauch der thailändischen Industrie steigt nach der Krise wieder an, aber
Thailands Stromreserven sinken kontinuierlich. Damit erhöhen sich die Chancen für die
Realisierung eines Stromverbunds in der
Greater Mekong Subregion (GMS) wieder.
Thailand bezieht bereits jetzt über 40 %
seines Energiebedarf 5 aus ausländischen
Quellen. Elektrizität macht einen Anteil von
knapp 15 % am Gesamtenergieverbrauch aus.
Ein Elektrifizierungsgrad von 98 % sowie der
von der Weltbank bis 2020 prognostizierte
Verbrauch von 60 bis 70 % der in der Subregion erzeugten Energie unterstreichen
Thailands herausragende Stellung als
Energiekunde. Die Idee eines überregionalen
GMS-Netzes steht und fällt mit Thailands
Energieverbrauch, denn es wäre der Hauptabnehmer. Bei den bereits bestehenden Verflechtungen zwischen allen beteiligten
Ländern und Gebieten (Thailand, Vietnam,
Myanmar,
Laos,
Kambodscha
und
Yünnan/China) bietet sich die grenzüberschreitende Lösung geradezu an, deren erste
Planungen bereits bis 1982 zurückreichen.
Besonders Laos, das immerhin 30 % seines
Wasserkraftpotentials von 20.000 MW bereitstellt, hat in der letzten Zeit durch die regionale Wirtschaftskrise unter Absatzschwierig76
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keiten gelitten. Das im Juli 1999 fertiggestellte Wasserkraftwerk Houay Ho stand bis
zum September still. Bereits drei laotische
Kraftwerke beliefern Thailand mit jährlich
3.000 MW (OAV-Report, l. Dezember 1999).
% Hochbahn in Bangkok in Betrieb
Rechtzeitig zum 72. Geburtstag S.M. des Königs nahm die erste Hochbahn (Skytrain)
Bangkoks ihren Betrieb auf. Damit lieferten
die über Jahrzehnte laufenden Planungen für
ein Massentransportmittel in der Hauptstadt
ihr erstes konkretes Ergebnis. 12 m über dem
Straßenniveau und über 23 km Länge werden
nun moderne Züge die am übelsten verstopften Straßen entlasten. „Wir sind so an
Verkehrsstaus gewähnt“, sagt die 25jährige
Verwaltungsangestellte Sireenart DiLoknitas,
„daß wir uns darin trainiert haben, geduldig
zu sein und früh aufzustehen. Aber es gefällt
uns, wenn es nun so schnell vorangeht“. Als
der Zug im November mehrere Tage Versuchsfahrten machte, nutzten 200.000
Menschen den kostenlosen Transport. Man
glaubte, in Disneyland und nicht in Thailand
zu sein. Konnte man doch plötzlich die verschmutzten Bürgersteige verlassen, die mit
Händlern, Hunden und Motorrädern verstopft
waren, die sich durch die Fußgänger schlängelten. Der Bogen spannt sich nun vom
Bootsverkehr, bevor 1860 die erste Straße in
Bangkok gebaut wurde, über die Straßenbahn,
die 1967 wieder verschwand, und Auto und
Bus, die die Stadt jämmerlich verstopften, bis
zum „Skytrain“, der Entlastung verspricht.
Aber um den Verkehr wieder fließen zu
lassen, meinen Experten, müssen die Behörden Autos, Motorräder und Dreiradtaxis
(Tuktuks) durch Benutzergebühren von den
Straßen verbannen oder Fußgängerzonen
schaffen (Associated Press, 2. Dezember
1999).
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% Jahrtausend-Virus »Y2K« beeinträchtigt Massenhochzeit
Die tourismusträchtige Idee, unter dem
Namen »Thailand’s Amazing Love 2000«
zwischen dem 31. Dezember 1999 und dem 1.
Januar 2000 zweitausend ausländische und
Thai Brautpaare zu einer Massenhochzeit
nach Bangkok zu locken, mußte revidiert
werden, weil vor allem die Ausländer Sorge
vor den Folgen des erwarteten Computerzusammenbruchs »Y2K« hatten und viele
Reisen stornierten. Aus der gleichen Sorge
heraus hatten einige Luftlinien, darunter THAI
International, angekündigt, internationale
Flüge
über
den
Jahrtausendwechsel
abzusagen oder wenigstens zu reduzieren.
Einige der Gesellschaften klagten über einen
Rückgang der Buchungen, andere befürchteten, daß die technische Ausstattung vieler
Flughäfen das Problem nicht lösen würde.
„Es bleibt uns nicht anderes übrig, als uns auf
Thai Brautpaare zu beschränken, denn“,
meinte Nisakorn Suwansareerak von MDK
Consultans (Thailand) Ltd., die für das Ereignis warben, „the show must go on“ (Agence
France Press, 28. Dezember 1999).
% Filmverbot unterlaufen
Nur Stunden, nachdem der Film „Anna and
the King“ am 28. Dezember definitiv von der
thailändischen
Zensurbehörde
verboten
worden war, wurden Raubkopien (digital
video disc versions) auf dem Nachtmarkt in
Bangkoks Rotlichtviertel Patpong und im
Pantip Plaza Emponum für 130 Bht (3,50
US$) angeboten. Nur wenige der Verkäufer
schienen sich des Verbots bewußt zu sein.
Während 20th Century Fox binnen 15 Tagen
Berufung einlegen kann, drohen den illegalen
Händlern drastische Strafen. Importeure, die
den Film zeigen, können bis zu 6 Monate ins
Gefängnis kommen und zudem zu 2.000 Bht
(53 US$) Geldstrafe verurteilt werden. Verkäufer von Raubkopien müssen damit rech-
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nen, wegen Majestätsbeleidigung oder
Hochverrat angeklagt zu werden. Darauf kann
die Todesstrafe stehen, erläutert ein Zensor
(Agence France Press, 29. Dezember 1999).
% Untersuchung „Sexualität und
Familie“
Eine kürzlich durchgeführte Erhebung im
Slum von Klong Toey zum Thema „Sexualität und Familie“ brachte einige interessante
Ergebnisse. Durchgeführt wurde sie von
Hannah Hagensen, einer Studentin im Fach
internationale Beziehungen an der Universität
Aalborg, Dänemark, während ihres freiwilligen Jahres bei der Duang Prateep Stiftung
(DPF) zwischen August und Dezember 1999.
Sie hatte 105 junge Männer und Frauen im
Alter zwischen 15 und 25 befragt, die hier
leben. Dabei wurden ihnen fast einhundert
Fragen gestellt. Die Untersuchung enthüllte
einen Widerspruch bei der Frage nach vorehelichem Geschlechtsverkehr, denn 55 %
gaben zu, solchen gehabt zu haben. Gleichzeitig glaubt aber eine Mehrheit, daß man
entsprechend der thailändischen Tradition
damit bis zur Eheschließung warten sollte,
und 70 % erklärten, daß sie bis zur Heirat
warten wurden. Die Erhebung zeigte, daß
diese Auffassung bei Mädchen mehr verbreitet ist als bei Jungen. Doch dieselbe Tradition
toleriert bei den Jungen eher voreheliche Erfahrung als bei den Mädchen, denen man in
diesem Falle „unpassendes Verhalten“ vorwerfen wurde. Es zeigte sich aber, daß sich
viele Mädchen dem Verlangen der Jungen
unterwerfen würden, um die Beziehung nicht
zerbrechen zu lassen. Trotz sich wandelnder
Werte scheint die Familie noch immer einen
hohen Stellenwert zu haben. Im Schnitt streben 73 % beider Geschlechter eine Ehe an
(DPF Monthly News, Januar 2000).
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% UNCTAD: Bangkok ist auf alles vorbereitet
Die thailändische Polizei kündigte an, sie
werde Demonstrationen während der United
Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD)-Tagung vom 12.-14.
Februar in Bangkok rücksichtslos niederschlagen. Sie ist durch die Vorkommnisse in
Seattle (USA) und Davos (Schweiz) während
einer ähnlichen Konferenz alarmiert. Hinzu
kommen
von
Ausländern
ausgelöste
Ereignisse, die für die Zukunft nichts Gutes
verheißen, etwa die Geiselnahme in einem
Krankenhaus nahe Bangkok durch myanmarische Rebellen, nachdem sie bereits im
Oktober die Botschaft von Myanmar für 24
Stunden besetzt hatten. Man will um den Tagungsort mit seinen 3000 bis 4000 Teilnehmern eine Bannmeile ziehen und hat bereits
damit begonnen, Tausende illegaler Einwanderer in der Hauptstadt zusammenzutreiben.
Die Polizei ist fest entschlossen, eine Wiederholung der Ereignisse von Seattle zu verhindern.
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Thai Aktivisten brandmarkten den Bann als
Verletzung der Menschenrechte und hoffen,
daß sich wenige darum scheren werden. „Wir
möchten den Leuten, die die Macht haben,
unseren Standpunkt klarmachen“, sagte Pipop
Thongchai, Vorsitzender der „Campaign for
Popular Democracy“. „Die Demonstrationen
wollen nicht das Ansehen Thailands als Gastgeber beschädigen. Aber die Thai Regierung
hat nicht Macht genug, mit den G-7-Staaten
zu verhandeln, die die UNO kontrollieren.
Daher sollte sie die Armen zu Wort kommen
lassen“. Die Polizei ist demgegenüber entschlossen, alle terroristischen Gruppen hinwegzufegen, da Bangkok während der
Konferenz natürlich ein Magnet für alle sei,
die ihren Groll vor den Medien der Welt herausschreien möchten (The Rising Nepal, l.
Februar 2000). Über den tatsächlichen Verlauf der Angelegenheit berichten wir in der
nächsten Ausgabe.
Survey Reveals Unusually High Biodiversity in Dry
Dipterocarp Forests of Northwest Thailand
Andy Gillison and Nining Liswanti
Despite their impoverished appearance, the
dry woodlands of northwestern Thailand are a
very important natural resource to the hill
tribes (Hmong, Karen and others). These forests provide fuelwood, roofing material,
medicines and food, besides being culturally
and spiritually significant. The form and
functional adaptation of dipterocarp species in
this region is dramatically different from
those of humid tropical forests. The species
are mostly deciduous, generally having very
large leaves. Unlike their rainforest counter78
parts, they often occur in dual life forms as an
adaptive response to recurrent fire. Dipterocarpus tuberculatus, for example, commonly
occurs as a tree greater than 2 metres tall and
also as a com- pact, perennial coppice form
supported by a lignotuber-like root system.
When fire occurs regularly, the coppice form
may “escape” and grow into a tree; in firesup- pressed conditions, however, it will survive for many years. Other dipterocarp species include Dipterocarpus obtusifolius,
Shorea obtusa, S. roxburghii, S. siamensis
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and Vatica sp. This and other aspects of species composition were studied recently in a
biodiversity survey of the Mae Chaem watershed in northwestern Thailand conducted as
part of CIFOR's contribution to the ICRAFled Alternatives to Slash and Burn programme, funded by ACIAR. The survey
team, coordinated by CIFOR, included staff
from Chiang Mai University, the Royal Forestry Department and the ICRAF office in
Chiang Mai. The team sampled vegetation,
birds and productivity for human needs across
a wide range of environments and land use
intensity gradients. The gradient-based, rapid
survey technique developed by CIFOR in
other ecoregional baseline studies used 40-by5-metre sample plots and a computer-based
questionnaire (PFAPro). In each plot, all vascular plant species were recorded, along with
unique plant functional types (or PFTs, in
which types are characterised according to
adaptive morphologies), vegetation structure
and site physical features, including soil characteristics. All species were cross-referenced
against known local uses. Samples from 28
plots covered a land use intensity gradient
from upland cool, moist, evergreen, lauraceous forests of Doi Inthanon at 2,300 metres
to seasonal dipterocarp savanna woodlands
and open forests at 400 metres. While the
species and PFT rich- ness in dipterocarp
woodlands on poor soils compare relatively
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well with rainforest on similar parent rock
(quartzite and schist), the open dipterocarp
forests on better soils nearer limestone
sources were found to sup- port more than
twice the number of plant species and PFTs
and many more birds. The 94 plant species
and 69 PFTs recorded in one plot far exceed
numbers recorded so far in other occasionally
burnt woodland savannas using the same recording techniques in other parts of the tropics. By comparison, 86 species and 38 PFTs
have been recorded for the rich Brazilian Cerrado woodlands. Of particular interest in the
Thai study was a Pinus plantation established
on land converted from dry, deciduous dipterocarp open forest; it still retains most of the
original species in coppice form or with regenerating organs buried below ground. But
despite the high retention of plant species
(97), the plantation is very low in birds (six
species). Indications are that the dipterocarp
open forest would likely return if plantation
tending ceased. Andy Gillison and Nining
Liswanti Species-rich dry deciduous dipterocarp forests in Thailand are under threat
from rapid conversion to agriculture.
Quelle:
http://www.cgiar.org/cifor/publications/News
letter.htm
Video vom Thai-Festival in Würzburg.
Vom Thailand-Festival am 26.6.1999 in Würzburg ist ein Videofilm gedreht
worden. Dieses kann bestellt werden bei: Müller Video Dokumentation, Oberstraße
29, 56355 Nastätten, Tel. 06772/1406, Fax: 06772/953536. Die DTGGeschäftsstelle besitzt ein Video zum Ausleihen.
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Die DTG im Internet:
http:// www.dtg-bonn.de
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