Airbus setzt Maßstäbe im Umweltschutz - Börsen

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Airbus setzt Maßstäbe im Umweltschutz - Börsen
60
Jahre
Partner des Wirtschaftsstandortes Hamburg
Börsen-Zeitung
Airbus setzt Maßstäbe im Umweltschutz
Verbundwerkstoffe sind Zukunftstrend – Nachbesserung beim Thema Emissionshandel nötig – Flugsicherung ist eine weitere politische Herausforderung
Betreiber, Flugsicherung und Politik, national, europäisch und global!
Die Ziele der Luftfahrtindustrie sind
ehrgeizig: So soll das Wachstum im
Luftverkehr ab 2020 CO2-neutral erfolgen. Im Jahr 2050 soll der Ausstoß von CO2 um 50 % unter dem Niveau des Jahres 2000 liegen.
Welche Bedeutung der Luftverkehr für die Weltwirtschaft hat, dokumentieren unter anderem folgende Eckdaten:
Luftverkehr erzeugt und
sichert direkt und indiVon
rekt nach Einschätzung
Günter Butschek
einer Studie von Oxford
Economics gut 33 Millionen Jobs und rund 1,5
Trill. US-Dollar BruttosoExecutive Vice Presizialprodukt. Für Reisen
dent Operations von
über Distanzen von
Airbus und
mehr als 800 KilomeVorsitzender der
tern ist das Flugzeug
Geschäftsführung von
ohne Alternative. Dies
Airbus in Deutschland
nicht nur aufgrund der
Schnelligkeit, sondern
Infrastruktur, sondern vor allem auch in Bezug auf Landverbrauch
der notwendigen Infrastruktur und
auch beim Umweltschutz.
Im Gegensatz zu vielen anderen Energiebedarf: Ein moderner Airbus
Branchen sind im Luftverkehr kom- A380 verbraucht pro Passagier pro
merzieller Erfolg und Umweltschutz 100 Kilometer nur 3 Liter Kraftstoff.
Für Airbus steht der Umweltkein Widerspruch: Modernes Fluggerät spart Kraftstoff. Das verschafft schutz im direkten Zusammenhang
den Airlines massive Kostenvorteile. mit den drei Schlüsselfaktoren LieferGleichzeitig sinken die Emissionen. fähigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und
So haben wir in den letzten zehn Jah- Zukunftsfähigkeit.
ren eine Zunahme des weltweiten
Luftverkehrsaufkommens um 45 %
Modernstes Lackierzentrum
erlebt, aber nur einen Anstieg des Kerosinverbrauchs um 3 %.
Beim Thema Lieferfähigkeit geht
Eins ist sicher: Effizienter Umwelt- es nicht nur um termingerechte
schutz im Luftverkehr geht nicht im Steuerung der Zulieferkette und der
Alleingang. Alle Beteiligten müssen eigenen Produktion, sondern auch
an einem Strang ziehen – Hersteller, um die Umweltfreundlichkeit der
Börsen-Zeitung, 23.3.2012
Luftfahrt ist eine junge Industrie.
Gleichzeitig ist es eine beeindruckende Wachstumsindustrie. Das
Passagieraufkommen nimmt jedes
Jahr um rund 5 % zu, es verdoppelt
sich somit alle 15 Jahre. Auf dieses
Wachstum reagiert die Luftfahrtbranche mit zahlreichen konkreten Projekten nicht nur bei Technologie und
Die A320-Familie von Airbus verbindet kommerziellen Erfolg und umweltfreundlichen Flugbetrieb.
Foto: Airbus
Fertigung. Airbus setzt diese konsequent in der gesamten Wertschöpfungskette um. Ein besonders gut
sichtbares Beispiel – im Sinne des
Wortes – ist die Flugzeuglackierung.
So betreibt Airbus am Standort Hamburg unter anderem das weltweit
modernste Lackierzentrum für Flugzeuge in der Größenordnung eines
A380. Größtmögliche Umweltverträglichkeit war bereits bei der Konzeptionierung der Lackieranlagen einer der entscheidenden Parameter.
So werden zum Beispiel Farbpartikel
in aufwendigen Filterverfahren aus
der Hallenluft entfernt, um Mitarbeiter und Umwelt zu schützen. Auch
in der Zusammenarbeit mit unseren
Lieferanten und Kooperationspartnern haben der sparsame Umgang
mit Ressourcen und eine umweltverträgliche Fertigung hohen Stellenwert.
Immense Fortschritte
Bereits die aktuell gelieferten Flugzeuge setzen Maßstäbe beim Thema
Umweltschutz und Effizienz: Die
A380 ist zu 25 % aus leichten Verbundwerkstoffen gefertigt. Das spart
Masse und damit Kraftstoff. Außerhalb der Flughafengrenzen ist ein
560 Tonnen schwerer Airbus A380
selbst mit Startschub nicht lauter als
der Lärm einer durchschnittlichen
Hauptstraße. Luftfahrt hat hier insgesamt immense Fortschritte gemacht:
In den letzten 40 Jahren ist der Kerosinverbrauch von Jet-Antrieben um
70 % zurückgegangen, der Lärmpegel sogar um 75 %!
Möglich wurde dies durch gemeinsame Anstrengungen von Flugzeugherstellern und Triebwerksproduzenten: Während die erste Generation
von Düsenpassagierflugzeugen Kerosin hauptsächlich in Krach verwandelte, haben moderne Mantelstromtriebwerke den Geräuschpegel drastisch gesenkt: Heute entfallen nur
10 bis 20 % des Ausstoßes eines
Triebwerks auf den heißen und lauten Abgasstrahl aus der Brennkammer. 80 bis 90 % der Luftmassen
sind der kalte sogenannte Mantelstrom. Er sorgt für den Großteil des
Schubs und dämmt im Nebeneffekt
noch den Geräuschpegel. Aber auch
die Flugzeughersteller haben ihren
Beitrag geleistet: Durch Verbesserung der Aerodynamik sank ebenfalls der Schallpegel bei Start und
Landung.
Wie wir bei Airbus Wettbewerbsfähigkeit und Umweltschutz kombinieren, zeigt unter anderem das Airbus-A320neo-Programm – der Name
steht für „new engine option“ –, bei
dem anstelle einer aufwendigen Neuentwicklung das bestehende Erfolgsmodell A320 mit neuen, sparsamen
Triebwerken ausgerüstet wird. Damit kann Airbus den Fluggesellschaften rund 15 % Ersparnis an Treibstoff, und damit Emissionen, bereits
in drei Jahren zur Verfügung stellen
– und nicht erst im nächsten Jahr-
zehnt wie im Falle einer kompletten
Neuentwicklung. Das schont die Umwelt und sichert gleichzeitig die
Wettbewerbsfähigkeit des Herstellers. Vor allem profitieren davon die
Airlines, für die steigende Kerosinpreise eine immer größer werdende
Belastung ihrer Bilanz darstellen.
Im Vergleich zu älteren Kerosinschluckern, die bei mancher Fluggesellschaft noch im Einsatz sind, reduziert
die
A320neo-Familie
(A319neo, A320neo, A321neo)
dank der nächsten Triebwerksgeneration und der aerodynamischen
Sharklets an den Tragflächenspitzen den Verbrauch sogar um 20 bis
30 %. Das Urteil über den Erfolg
der A320neo-Familie haben vor allem die Airbus-Kunden gefällt. Mit
mehr als 1 000 Bestellungen im ersten Jahr nach Programmstart ist
die A320neo das am schnellsten
verkaufte Flugzeugprogramm aller
Zeiten.
Aber auch die Wettbewerbsfähigkeit der aktuellen Programme wird
stetig
weiterentwickelt.
Eine
Schlüsselposition dabei hat der Einsatz von karbonfaserverstärktem
Kunststoff als Teil der Leichtbaustrategie. In der Luftfahrt zählt jedes Gramm. Lassen sich Flugzeuge
aus leichteren Materialien bauen,
bedeutet dies noch weniger Kraftstoffverbrauch und Emissionen.
Neben technischer Exzellenz und
den Innovationspotenzialen von Flugzeugherstellern und Triebwerksproduzenten ist Umweltschutz im
Luftverkehr aber zum ganz wesentlichen Teil vom Engagement auf politischer Ebene abhängig. Beispiele hierFortsetzung Seite B 2
B 2 Börsen-Zeitung Nr. 59
Sonderbeilage
Freitag, 23. März 2012
Wirtschaft besticht durch Vielfalt und Dynamik
Drehscheibe des Außenhandels – Zentrum der Logistikwirtschaft – Hochburg für Medien- und Kreativbranche – Anziehungspunkt für Touristen
Euro, Bundesdurchschnitt: 30 566
Euro). Die Bruttowertschöpfung
Hamburgs erreicht annähernd den
Wert Berlins, wo fast doppelt so
viele Menschen leben. Hamburg
strahlt mit seiner Wirtschaftskraft
weit über seine Stadtgrenzen hinaus. Einschließlich der benachbarten Gebiete in Niedersachsen und
Schleswig-Holstein leben derzeit in
der
Metropolregion
Hamburg 4,3 Millionen
Menschen und arbeiten
über zwei Millionen ErVon
Fritz Horst Melsheimer werbstätige. Das Bruttoinlandsprodukt beträgt
rund 150 Mrd. Euro.
In Hamburg weist der
Dienstleistungssektor
eine relativ hohe Bedeutung auf. Der entsprechende Anteil an der gePräses der
samten
BruttowertHandelskammer
schöpfung Hamburgs ist
Hamburg
in den vergangenen
zwei Jahrzehnten sogar
Hamburg verläuft voraussichtlich noch von 77,5 % (1991) auf 83,3 %
günstiger als in Deutschland insge- (2010) gestiegen. Im Vergleich zu
samt. Ende 2010 lebten in der zweit- anderen Branchen haben die domigrößten Stadt Deutschlands 1,786 nanten Wirtschaftszweige „Finanzierung, Vermietung, UnternehmensMillionen Menschen.
Mit einem Plus von 8,3 % zwi- dienstleister“ und „Handel, Gastgeschen 2000 und 2009 hatte Ham- werbe, Verkehr“ noch an Gewicht geburg im Vergleich der zehn größten wonnen. Zu dieser Entwicklung beideutschen Städte den höchsten Zu- getragen haben auch verstärkte Aktiwachs bei der Erwerbstätigkeit zu vitäten in den Bereichen Outsourverzeichnen. Im Jahr 2010 arbeite- cing, Zeitarbeit und Leasing.
Im Vergleich zur Wirtschaftsstrukten in Hamburg 1,136 Millionen Erwerbstätige. Fast ein Drittel der Er- tur Deutschlands fällt auf, dass der
werbstätigen mit dem Arbeitsort relative Beitrag von „Land- und
Hamburg wohnte außerhalb der Forstwirtschaft, Fischerei“ sowie
Stadtgrenzen. Den 365 200 Einpend- von „Baugewerbe“ und „Verarbeitenlern (darunter 299 300 Tagespend- dem Gewerbe“ zur Bruttowertschöpler) standen 113 100 Auspendler (Er- fung im Stadtstaat Hamburg kleiner
werbstätige mit Wohnort Hamburg ist als im Bundesdurchschnitt. Denund Arbeitsort außerhalb der Stadt) noch gehört die Hansestadt zu den
in
gegenüber. Angesichts der positiven Top-3-Industriestandorten
Bevölkerungsentwicklung wird bis Deutschland. Andererseits sind die
zum Jahr 2020 das Arbeitskräftean- Wirtschaftszweige „Finanzierung,
gebot auf dem Hamburger Arbeits- Vermietung, Unternehmensdienstleister“ und „Handel, Gastgewerbe,
markt voraussichtlich zunehmen.
Verkehr“ in Hamburg gewichtiger
als in Deutschland insgesamt.
Höchstes BIP je Einwohner
Eine Stärke der hiesigen WirtMit einem Bruttoinlandsprodukt schaft ist ihre Vielfalt. Der Wirt(BIP) von 88,312 Mrd. Euro im Jahr schaftsstandort Hamburg lässt sich
2010 erzielte Hamburg unter den u. a. beschreiben als Drehscheibe des
Bundesländern das höchste Bruttoin- Außenhandels. Hamburg ist ein Tor
landsprodukt je Einwohner (49 638 zur Welt, nicht nur wegen des HaFoto: Handelskammer/Maack
Börsen-Zeitung, 23.3.2012
Entgegen dem bundesweiten Trend
ist die Einwohnerzahl der Freien
und Hansestadt Hamburg seit 1999
kontinuierlich gestiegen. Diese Entwicklung ist auf positive Salden bei
den Wanderungsbewegungen mit
dem In- und Ausland zurückzuführen. Auch die mittel- und langfristige Bevölkerungsentwicklung in
fens, sondern auch wegen der hier
ansässigen Außenhändler und der international ausgerichteten Dienstleister wie Banken, Versicherungen,
Verkehrsunternehmen, Berater für
rechtliche oder steuerliche Fragen
und Medienunternehmen. Viele der
am Außenhandel beteiligten Unternehmen in Hamburg sind traditionelle Im- und Exporthändler. Töchter ausländischer Muttergesellschaften runden das Profil des Außenwirtschaftsplatzes ab. Rund 100 Konsulate haben in Hamburg ihren Sitz,
ebenso der Internationale Seegerichtshof,
Schiedsgerichte
und
deutschlandweit tätige Ländervereine.
Günstige geografische Lage
Hamburg profitiert von einer günstigen geografischen Lage – sowohl
Nordsee als auch Ostsee sind nahe.
Nicht zuletzt dank hervorragender
Hinterlandanbindungen hat sich die
Stadt zur Drehscheibe für die Handels- und Verkehrsströme aus Nordeuropa und den Boomregionen
Asien und Baltikum entwickelt. Von
der Globalisierung, der Marktöffnung Zentral- und Osteuropas und
der EU-Osterweiterung im Jahr
2004 profitierte Hamburg in besonderer Weise. Der Hamburger Hafen
ist Deutschlands größter Seehafen
und einer der bedeutendsten Warenumschlagplätze der Welt. Der Güterumschlag verdoppelte sich in den
letzten beiden Jahrzehnten und lag
2010 bei 121,2 Mill. Tonnen – darunter waren 7,896 Mill. Standardcontainer (TEU).
Die
Top-Five-Handelspartner
Hamburgs in der Containerschifffahrt waren die Volksrepublik China
(inklusive Hongkong), Singapur,
Russland, Finnland und Südkorea.
Der Hamburger Hafen entwickelt
sich zunehmend auch zum Kreuzfahrtzentrum: Im Jahr 2012 werden
164 Anläufe erwartet, 46 mehr als
2011. Hamburg Airport in Fuhlsbüttel ist der älteste deutsche Flughafen, der sich noch an seinem ursprünglichen Standort befindet. Vor
hundert Jahren 1911 gegründet,
nutzten 2010 fast 13 Millionen Fluggäste (annähernd doppelt so viele
AUS DEM INHALT
Airbus setzt Maßstäbe
im Umweltschutz
Von Günter Butschek
Wirtschaft besticht durch
Vielfalt und Dynamik
Von Fritz Horst Melsheimer
Der Hamburger Hafen
ist auf Erfolgskurs
Von Klaus-Dieter Peters
B1
Immobilienmarkt hat
herausragende Bedeutung
Von Dr. Georg Reutter
B2
Der Finanzplatz Hamburg
spielt ganz vorne mit
Von Dr. Reiner Brüggestrat
B5
B3
Vertrauen ist die Grundlage
jeder Geschäftsbeziehung
Von Dr. Christian Olearius
B6
B4
B8
Publikationen mit Tradition
Die Verlagswirtschaft hat in Hamburg eine sehr lange Tradition.
Henri Nannen gründete hier die Zeitschrift „Stern“, Gerd Bucerius die Zeitung „Die Zeit“ und Axel Springer
die Tageszeitung „Bild“. Wer eine
deutsche Zeitschrift aufschlägt, hat
es mit großer Wahrscheinlichkeit
mit einer Hamburger Publikation zu
tun. Hamburg ist Sitz meinungsführender und bedeutender Medienmarken aus allen Bereichen. Darüber hi-
Das umweltfreundliche
„rote Gold“ gehört zu Hamburg
Von Peter Willbrandt
B7
HSH Nordbank
durchlebt Metamorphose
Von Dr. Paul Lerbinger
Ausfallrisiken frühzeitig
erkennen und absichern
Von Ralf Meurer
B7
Gesunde Mittelstandsfinanzierung
nicht „verbaseln“
Von Dr. Harald Vogelsang
B9
Lebenswerte Stadträume
bauen und schützen
Von Ralf Sommer
Der Hafen wächst – und
damit auch der Bahnverkehr
Von Thomas Böcher
B9
B 10
naus ist Hamburg herausragend in
klassischer Kommunikation, ist kreative Werbe-, Design- und GamesHochburg und verfügt über Innovationskraft an der Schnittstelle von
klassischen und digitalen Medien.
Die vielen attraktiven Locations machen Hamburg zum beliebten Drehort für Film- und Fernsehunternehmen: Hafen, St. Pauli und Alster ziehen auch internationale Produktionen an.
Die im Juli 2011 von Bundestag
und Bundesrat beschlossene Energiewende befördert den Ausbau erneuerbarer Energien und energieeffizienter Technologien. Neben Umwelt- und Ressourcenschutz in Unternehmen gewinnt damit die Branche
der „grünen“ Technologien enorm
an Bedeutung. Hamburg wurde
auch für seine Vorreiterrolle in diesem Bereich als Umwelthauptstadt
Europas 2011 ausgezeichnet. Dabei
stehen vor allem die erneuerbaren
Energien, Energieeffizienz und -versorgung, „grünes“ Bauen und angewandte Umwelttechnologie im Fokus der Entwicklung. Hamburg ist
Hochburg der Windenergie.
Potenzial für Innovationen
Der internationale Lehr- und Studienort Hamburg umfasst 20 staatliche und staatlich anerkannte Hochschulen mit Sitz in der Hansestadt
und insgesamt mehr als 79 000 Stu-
dierenden. Dank der breit gefächerten Hochschullandschaft und zahlreicher grundlagen- wie anwendungsorientierter Forschungseinrichtungen wie DESY (Deutsches Elektronen-Synchrotron) oder CAN (Centrum für Angewandte Nanotechnologie) besteht in Hamburg ein großes
Potenzial für Innovationen.
Die Anzahl der Gäste im Hamburger Beherbergungsgewerbe hat sich
in den letzten drei Jahrzehnten verdreifacht. Im Jahr 2010 verbrachten
in der Stadt an Alster und Elbe 4,733
Millionen Übernachtungsgäste (darunter 0,913 Millionen ausländische
Gäste) im Durchschnitt 1,89 Tage in
den insgesamt 312 Hamburger Beherbergungsbetrieben, die zusammen rund 46 000 Betten anbieten.
Die enorme Bandbreite ausländischer Spezialitätengastronomie unterstreicht Hamburgs weltoffenen
Charakter.
Weltstadt der Künste
Hamburg verfügt über eine lebendige und vielseitige Kulturszene. Hinter New York und London ist Hamburg die drittwichtigste MusicalStadt der Welt. Legendär sind die
Livemusik-Clubs rund um die Reeperbahn, wo unter anderem die
Beatles ihre Karriere starteten. In
der Hafen-City entsteht mit der Elbphilharmonie derzeit eines der spektakulärsten Konzerthäuser der Welt.
Airbus setzt Maßstäbe im Umweltschutz
Fortsetzung von Seite B 1
für sind die Diskussion um den europäischen Emissionshandel sowie die
Flugsicherung. Beim Thema Emissionshandel ist aus Sicht von Airbus
eine Nachbesserung erforderlich.
Ein derart globales Thema kann nur
mit weltweiten Maßnahmen angegangen werden. Es darf nicht sein,
dass eine vorgeschlagene Lösung für
ein Umweltthema beinahe einen
weltweiten Handelskrieg auslöst.
Weitere Herausforderung auf politischer Ebene ist die Flugsicherung.
Das Luftverkehrsmanagement orientiert sich in Europa zumeist noch an
nationalen Grenzen und arbeitet teilweise noch nach jahrzehntealten
Verfahren. Nach Einschätzung von
Experten würde eine effizientere
Flugsicherung auf einen Schlag rund
10 % des Kraftstoffverbrauchs einsparen!
Umwege reduzieren
Das „Tor zur Welt“ steht
stets in beide Richtungen offen
Von Frank Horch
B3
B4
Fonds einfach und günstig
über die Börse handeln
Von Dr. Thomas Ledermann
wie 20 Jahre zuvor) den fünftgrößten deutschen Flughafen (62 Airlines zu 115 Destinationen im Jahr
2010).
Die Metropolregion Hamburg ist
nach Seattle und Toulouse der weltweit drittgrößte Standort für zivilen
Flugzeugbau, Flugzeugausrüstung
und -wartung. Rund um die Airbus
Operations GmbH, die Lufthansa
Technik AG sowie die Flughafen
Hamburg GmbH haben sich rund
300 kleine und mittelständische Zulieferer, Ingenieurbüros und Dienstleister angesiedelt. Die Endlinienfertigung der Airbus-Modelle A 318,
A 319 und A 321 sowie die Teilfertigung, Montage und die Auslieferung
des Airbus A 380 sind Produkte des
Luftfahrtstandorts Hamburg. Die
Lufthansa Technik AG ist weltgrößter Dienstleister für die Wartung
und Überholung von Flugzeugen.
Airbus beteiligt sich intensiv an
Forschungsprogrammen für die Flugsicherung der Zukunft. So flog ein
A320-Testflugzeug Mitte Februar
erstmals nach einem neuartigen Verfahren der Flugsicherung von Toulouse nach Kopenhagen. Ziel beim
sogenannten I-4D-Projekt ist die Reduzierung von Umwegen und Warteschleifen sowie eine effektivere Abstimmung mit den Bodenkontrollstellen.
Derzeit wird ein Flugzeug während seiner Reise etappenweise
durch den Zuständigkeitsbereich di-
verser Flugsicherungszentren weitergereicht, mit entsprechendem Aufwand, Verzögerungen und Warteschleifen. Beim I-4D-Projekt wird
der Flugverlauf als Ganzes betrachtet und entsprechend koordiniert.
Auf diese Weise kann das Flugzeug
zum Beispiel am Zielort in einem besonders sparsamen und leisen Sinkflug kontinuierlich zur Landebahn
gleiten, anstatt wie bisher etappenweise und mit entsprechendem Zusatzverbrauch und Lärm zu sinken.
Alternative Treibstoffe
Neben der technischen Machbarkeit ist bei diesem Thema aber vor allem die Politik gefordert: Während
am Boden offene Grenzen, Binnenmarkt und gemeinsame Währung
seit Jahren Standard sind, ähnelt
der Luftraum einem nationalstaatlichen Flickenteppich.
Auch unsere Zukunftsfähigkeit
wird wesentlich von der Ökoeffizienz künftiger Flugzeuggenerationen geprägt. Airbus blickt hier zum
Beispiel mit dem Concept Plane
schon weit voraus. Eine Schlüsselstellung haben dabei nach Einschätzung von Airbus alternative Treibstoffe, besonders jene auf Basis von
Biomasse im Allgemeinen und von
Algen im Besonderen. Diese haben
den Vorteil, dass ihr Anbau nicht mit
Lebensmittelproduktion konkurriert
und dass sie dezentral, also oft direkt in der Nähe der Flughäfen, produziert werden können. Ein weiterer, entscheidender Vorteil besteht
darin, dass sie Kerosin ähneln und
so direkt in der bisherigen Infrastruktur eingesetzt werden können.
Falls sich diese alternativen Treibstoffe in ausreichenden Mengen für
den kommerziellen Bedarf herstellen lassen, könnten nach Meinung
von Airbus schon im Jahr 2030 bis
zu 30 % des gesamten Treibstoffs für
den kommerziellen Flugverkehr aus
solchen Alternativen zum herkömmlichen Kerosin bestehen.
Ein weiterer vielversprechender
Ansatz ist die mit Wasserstoff und
Luft betriebene Brennstoffzelle: Sie
kann zwar das Flugzeug nicht direkt
antreiben, aber zahlreiche Systeme
an Bord effizient mit Energie versorgen. Kommt hierfür „grüner“ Wasserstoff aus entsprechender Erzeugung
zum Einsatz, dann ist dieses System
komplett emissionsfrei.
Vielseitige Netzwerke
Bei der Sicherung von Zukunftsfähigkeit und Umweltschutz baut Airbus auf vielseitige interne und externe Netzwerke. Innovationskraft
hängt dabei auch von einer intensiven
Zusammenarbeit zwischen Industrie,
Forschung, Lehre und Ausbildung ab.
Welchen Stellenwert der sparsame Umgang mit Ressourcen und
die Ökoeffizienz bei Airbus haben,
dokumentiert folgende Zahl: Ungefähr 90 % der jährlich 2 Mrd. Euro,
die Airbus für Forschung und Entwicklung investiert, werden für
Technologien verwendet, die die
Umweltverträglichkeit unserer heutigen sowie zukünftigen Flugzeuge
verbessern sollen.
Sonderbeilage
Freitag, 23. März 2012
Börsen-Zeitung Nr. 59
B3
Der Hamburger Hafen ist auf Erfolgskurs
Wichtiger Umschlagplatz für den Welthandel – Wachstumsmotor für Norddeutschland – Wettbewerbsvorteil für die deutsche Exportwirtschaft
pole ein Plus von 14,2 % auf jetzt
mehr als 9 Mill. Standardcontainer,
während die 20 größten Häfen der
Welt im Jahr 2011 im Schnitt nur
um 7,9 % zugelegt haben.
Nach Rotterdam ist Hamburg
der zweitgrößte Containerhafen
Europas, im Weltranking verbesserte er sich von Platz
15 auf Platz 14. Mit dem
Container
fokussiert
sich Hamburg auf das
Von
wachstumsstärkste SegKlaus-Dieter Peters
ment im internationalen
Warenaustausch. Dabei
hat sich in den letzten
Jahren die Faustformel
bestätigt, dass der Containerverkehr um den
Vorstandsvorsitzender Faktor 2 bis 3 schneller
wächst als die Weltwirtder Hamburger Hafen
schaft.
und Logistik AG
Eindrucksvolle Zahlen skizzieren die wirtder traditionsreiche Hafenstandort schaftliche Bedeutung des Hamburdie Warenströme des Welthandels ger Hafens: Er steht für rund
mit seinem europäischen Hinter- 150 000 Arbeitsplätze, das ist jeder
land, das eine Bevölkerung von achte Arbeitsplatz der Stadt. Mit eimehr als 300 Millionen Einwohnern nem hafenabhängigen Bruttoinlandsumfasst. Hamburgs dynamischer produkt von über 13 Mrd. Euro entWachstumskurs nach dem Fall des fällt rund ein Siebtel der Hamburger
Eisernen Vorhangs, welcher der Wertschöpfung auf den Hafen. Sein
Stadt ihre angestammten Märkte in Steueraufkommen von über 800
Mittel- und Osteuropa zurück- Mill. Euro pro Jahr ist zudem eine bebrachte, wurde von der Wirtschafts- deutende Einnahmequelle des Stadtkrise der Jahre 2008 und 2009 nur staates. Dank seiner hervorragenden
kurz unterbrochen. Inzwischen hat verkehrsgeografischen Lage dient
der Hafen, gerade auch beim Contai- Hamburg als Drehscheibe zwischen
nerumschlag, in die Erfolgsspur zu- zwei der dynamischsten Wirtschaftsrückgefunden und in den letzten bei- regionen der Welt – den Volkswirtden Jahren überdurchschnittlich zu- schaften in Asien mit China, die
heute für bereits 57 % des Hamburlegen können.
ger Containerumschlags stehen, soZweitgrößter Containerhafen wie den aufstrebenden Staaten in
Mittel- und Osteuropa einschließlich
Mehr als 130 Mill. Tonnen wur- Russlands. Mehr als 100 Containerliden im Jahr 2011 auf den Terminals niendienste erschließen den Weltund Anlagen von Deutschlands größ- markt. Über 50 Zubringerdienste im
tem Hafen umgeschlagen, eine Stei- Europaverkehr, vor allem über die
gerung um 9,1 % gegenüber dem Ostsee, sorgen für eine kostengünsVorjahr. Als Universalhafen deckt tige und leistungsstarke Anbindung
Hamburg alle Gütergruppen ab. Die Polens, der baltischen Staaten Russdominierende Rolle spielt dabei al- lands sowie der skandinavischen
lerdings der Container. Auf ihn ent- Volkswirtschaften.
fallen mittlerweile schon fast 70 %
des Gesamtaufkommens. Rund 30 %
Bedeutender Eisenbahnhafen
sind Massengüter wie Erz, Kohle
oder Getreide. Wachstumstreiber
Aber nicht nur zur See bietet der
war erneut der Container. So ver- Hamburger Hafen ein umfassendes
zeichnete der Hafen der Elbmetro- Netzwerk. Als bedeutendster EisenBörsen-Zeitung, 23.3.2012
Der Hamburger Hafen ist heute eine
der weltweit wichtigsten Drehscheiben für transkontinentale Transportund Logistikketten. Er ist Europas bedeutendster Asienhafen und belegt
gleichzeitig die Spitzenposition bei
den Ostseeverkehren. Dabei bündelt
bahnhafen Europas erschließt er
sein weites europäisches Hinterland
über den Verkehrsträger Bahn. Mehr
als 70 % der Güter erreichen und verlassen den Hamburger Hafen im
Fernverkehr auf der auch ökologisch
vorbildlichen Schiene. Rund 12 %
des deutschen Schienengüterverkehrs haben ihre Quelle oder ihr Ziel
in Hamburg, beim Containertransport sind es sogar 34 %. Dabei ist die
Lage über 100 Kilometer tief im Bin-
Größter und ältester Containerterminal, der HHLA Container Terminal
Burchardkai.
nenland wirtschaftlich wie ökologisch von großem Vorteil. Im Vergleich zu den Benelux-Häfen spart
der Transport über Hamburg bei der
Verbindung mit Mittel- und Osteuropa in wichtigen Relationen 200 bis
über 400 Kilometer Landweg. Dies
führt zu einer ganz erheblichen Einsparung von Kosten, Energieaufwand und Umweltbelastung.
Hamburg verdankt seine Bedeutung nicht allein seiner günstigen
verkehrsgeografischen Lage. Hinter
diesem Erfolg steht die Wettbewerbsstärke der Unternehmen in der maritimen Logistik. Sie gründet auf ein
umfassendes Know-how in allen Bereichen, das sich nicht zuletzt auf
das hohe Niveau von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen stützt, so-
Anziehungspunkt für deutsche Top-Unternehmen und viele ausländische Firmen
mit 400 ansässigen chinesischen Unternehmen und einem jährlichen
Wachstum von über 20 %. Hamburg erfreut sich daher an einer großen und weiter zunehmenden chinesischen Gemeinde, aber auch an
einem Netzwerk von
chinaaffinen Vereinen,
Institutionen und Unternehmen. In der HanseVon
stadt sind aber ebenso
Frank Horch
rund 100 Unternehmen
aus Japan, 50 aus Taiwan und 40 aus Hongkong ansässig.
In Hamburg findet
man neben dem Hafen
auch eine Vielzahl an innovativen WachstumsWirtschaftssenator
branchen.
Besonders
Hamburgs
stark sind die Bereiche
Hafen & Logistik, Life
im 14. Jahrhundert dem Kaufmanns- Sciences, Luftfahrtindustrie, Medien
bund der Hanse beitrat und zum & IT sowie regenerative Energien.
Machtzentrum des gesamten Nord- Ein wichtiger Standortvorteil: Wirtund Ostseeraums avancierte, wurde schaft und Stadt ziehen gemeinsam
Hamburg endgültig zum „Global an einem Strang, wenn es um die
Player“, zur Weltstadt. Das „Tor zur Entwicklung dieser WachstumsbranWelt“ ist seitdem stets in beide Rich- chen geht. So engagieren sich betungen offen – hinaus in die Welt, reits seit 1997 Medien und IT-Wirtaber auch als Einladung für die Welt.
Die Hansestadt ist heute eine der
dynamischsten Metropolen der Europäischen Union und Anziehungs„Gerade dieses branpunkt für viele internationale Firchenübergreifende
men, Institutionen und Fachkräfte
aus aller Herren Länder.
Miteinander vor Ort
Langjähriger Asienspezialist
Als größter Handelsplatz Deutschlands und als europäisches Zentrum für den Handel mit China hat
sich der Hamburger Hafen zur zentralen Warendrehscheibe zwischen
Nord- und Osteuropa, Asien, Nordund Südamerika sowie Afrika entwickelt: Hamburg ist aus langjähriger
Tradition Asienspezialist und das
europäische Zentrum für den Handel mit China (Platz 6 weltweit),
hat sich in
Hamburg . . . als
erfolgreich erwiesen.“
schaft gemeinsam mit der Stadt in
der Initiative Hamburg@work. Später kamen noch die Initiative Luftfahrtstandort Hamburg und die Logistik-Initiative Hamburg hinzu.
Hamburg ist aber auch einer der äl-
len die Containerbahnhöfe auf allen vier großen Containerterminals
in Hamburg eine zentrale Rolle. Mit
Gleislängen von jeweils 700 Metern
können sie komplette Containerzüge abfertigen. Zusammen mit modernen Terminals im Hinterland,
die ideal auf die Prozessanforderungen der maritimen Logistik abgestimmt sind, lassen sich so
effiziente
Hub-und-Shuttle-Systeme aufbauen. Dabei verkehren
Shuttle-Züge in regelmäßigem Takt
zwischen Seehafenterminal und
großen Inlandterminals, die als Bündelungspunkte und Drehkreuze
(Hubs) für die regionale Verteilung
und Sammlung der Warenströme
dienen.
Leistungsstarke Logistikkette
Das „Tor zur Welt“ steht stets
in beide Richtungen offen
Börsen-Zeitung, 23.3.2012
Seit der Hafengründung vor mehr als
1 000 Jahren haben sich in Hamburg
Weltoffenheit, Toleranz und Gastfreundschaft stetig weiterentwickelt.
Als der aufstrebende Handelsplatz
wie auf eine Vielzahl von technischen und operativen Innovationen.
Beispielhaft dafür ist der Containerumschlag. So war der Burchardkai,
größter und ältester Containerterminal Hamburgs, Pionier nicht nur bei
Terminal-EDV, Datenfunk und der
Satellitenortung der Container auf
der Anlage. Hier wurde auch erstmals der Van-Carrier eingesetzt, ein
Spezialfahrzeug zum Containertransport auf dem Terminal, das den Con-
testen und vielseitigsten Finanzplätze in Europa – die älteste deutsche Börse und die größte deutsche
Sparkasse sind hier zum Beispiel
ebenso zu Hause wie die älteste Versicherung der Welt sowie die meisten deutschen Emissionshäuser.
Rund 10 000 Unternehmen mit
50 000 Beschäftigten bilden eine treibende Kraft in der Metropolregion.
Die Vielfalt an Finanzdienstleistungen in einer der wirtschaftsstärksten Regionen Europas, mit den bundesweit höchsten Pro-Kopf-Einkommen und einer Dichte an großen Vermögen, die ihresgleichen sucht –
dies allein macht noch nicht die Attraktivität des Finanzplatzes aus.
Erst die traditionell enge Vernetzung der Finanzbranche mit Unternehmen anderer Branchen, aber
auch mit Politik und Verwaltung sowie mit Bildung und Wissenschaft
verleiht dem Finanzplatz Hamburg
Anziehungskraft.
Gerade dieses branchenübergreifende Miteinander vor Ort hat sich
in Hamburg – nicht nur in turbulenten Zeiten auf den Finanzmärkten –
als erfolgreich erwiesen. So liegen
die „Spezialitäten“ der Elbmetropole
insbesondere in der Finanzierung
des Außenhandels, bei der Flugzeug- und Schiffsfinanzierung – die
weltgrößten Schiffsfinanzierer haben ihren Sitz in Hamburg. Aber
auch bei der Medien- und Mittelstandsfinanzierung oder bei der Finanzierung erneuerbarer Energien
hat sich die Verbundenheit zwischen
Unternehmen dieser Branchen mit
Hamburger Finanziers als echter
Standortvorteil erwiesen.
Hamburg ist also nicht umsonst einer der attraktivsten Wirtschaftsstandorte Nordeuropas – und dies
nicht nur für deutsche Top-Unternehmen, sondern auch für ausländische Firmen. Mehr als 120 000 Unternehmen und Gewerbetreibende können nicht irren.
tainer gleichzeitig auch heben und
damit stapeln kann. Der Van-Carrier
ist mittlerweile Standard auf den
meisten großen Containerterminals
in Europa.
Hoher Automatisierungsgrad
Auf diese Weise werden die Verkehrsträger Schiff, Bahn und Lkw zu
leistungsstarken logistischen Ketten
verknüpft. Tschechien und die Slowakei sind bereits mit derartigen Systemen an den Hamburger Hafen angebunden. Mit großem Erfolg: Allein
zwischen Hamburg und Prag pendeln wöchentlich mehr als 70 Shuttlezüge. Über 70 % des seewärtigen
Außenhandels Tschechiens gehen
über den Hamburger Hafen, mehr
als 75 % nehmen dabei den Schienenweg. Im polnischen Posen wurde
2011 ein erster solcher Hub-Terminal in Betrieb genommen. Weitere
sollen folgen.
Zusammen mit seinen europäischen Zubringerverkehren auf dem
Seeweg bietet Hamburg ein ebenso
umfassendes wie zukunftsweisendes
Netzwerk zwischen Überseehafen
und europäischem Hinterland. Diese
Qualitäten bringen erhebliche Kosten- und Effizienzvorteile für die eu-
bilanz ist es übrigens auch für den
Klima- und Umweltschutz im europäischen Güterverkehr von herausragender Bedeutung. Nur so können
die verkehrsgeografischen Vorteile
Hamburgs und die jeweils ökologisch verträglichsten Verkehrsträger
Schiff und Schiene beim Welthandel
mit Mittel- und Osteuropa optimal
genutzt werden. Auch die Schieneninfrastruktur muss dem wachsenden
Bedarf folgen. Die Realisierung der
„Der Hamburger
Hafen hat sich auf
ein weiteres
Wachstum der
Weltwirtschaft längst
eingestellt.“
sogenannten Y-Trasse, die Bremen
und Hamburg besser an das Netz ab
Hannover anbindet, ist hier unverzichtbar.
Der Hamburger Hafen hat sich auf
ein weiteres Wachstum der Weltwirtschaft längst eingestellt. So können
seine vier großen Containerterminals ihr Umschlagvolumen durch
Ausbau und Modernisierung gegenüber dem heutigen Stand fast verdreifachen und in den kommenden 10
bis 15 Jahren schrittweise eine Jahresleistung von bis zu 25 Mill. Standardcontainern erreichen. Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Leistungsstärke gehen hierbei eine enge Verbindung ein. Weitere technische und
operative Innovationen, die stetig
Den aktuellen Maßstab für die
Leistungsfähigkeit, Automatisierung
und Nachhaltigkeit eines Terminals
repräsentiert Hamburgs jüngste und
modernste Anlage, der HHLA Container Terminal Altenwerder (CTA).
Mit seinem hohen Automatisierungsgrad und seinem ständigen Weiterentwicklungsprozess definiert der
völlig neu konzipierte Hightech-Terminal seit seiner Inbetriebnahme im
Jahr 2002 den „State of the Art“ in
der Terminaltechnologie.
Pilotversuch „Null Emission“
Den jüngsten Innovationsschritt
markiert der 2011 erfolgreich abgeschlossene Pilotversuch „Null Emission“. Zusammen mit dem Hersteller
Gottwald Port Technology hat der
CTA zwei seiner fahrerlosen Automatikfahrzeuge für den Containertransport mit Lasten von bis zu 60 Tonnen für den elektrischen Betrieb umgerüstet. Das Projekt, bei dem auch
die Batterie der Fahrzeuge vollautomatisch ausgewechselt wird, bedeutet einen Durchbruch für die Elektromobilität im Wirtschaftsverkehr. Da
der CTA seinen Strom aus erneuerbaren Energien bezieht, setzt diese Art
des
Terminalbetriebs
auch
Maßstäbe für den Klimaschutz in
der maritimen Logistik. Für den Erfolg Hamburgs aber noch entscheidender sind Art und Qualität seiner
Hinterlandanbindungen. Hier spie-
Zwei Großcontainterschiffe, die sich auf der Elbe bei Hamburg begegnen
(Reedereien Yang Ming und CMA CGM). Das Schiff im Vordergrund gehört
mit einer Stellplatzkapazität von 14 000 Standardcontainern zu den größten, die derzeit weltweit in Fahrt sind.
ropäische Wirtschaft, nicht zuletzt
auch für die deutsche Exportwirtschaft. Damit diese Wettbewerbsstärke erhalten bleibt, muss die wasser- wie landseitige Infrastruktur
den neuen Herausforderungen begegnen. Die Fahrrinnenanpassung
der Unterelbe ist dabei das derzeit
drängendste Projekt. In der Gesamt-
steigende Flächenproduktivität sowie eine noch engere Verzahnung aller Prozesse entlang der Transportund Logistikkette sind die Bausteine
des zukunftsorientierten Wachstumskurses, mit welchem der Hamburger
Hafen der tatsächlichen Wirtschaftsentwicklung flexibel, bedarfsgerecht
und ressourcenschonend folgt.
B 4 Börsen-Zeitung Nr. 59
Sonderbeilage
Freitag, 23. März 2012
HSH Nordbank durchlebt Metamorphose
Künftig als eine Bank denken und handeln – Starker Partner des gehobenen Mittelstands in allen finanziellen Belangen
basis tragen wir mit einer Reduktion
unserer Kosten Rechnung. Daher ist
ein für die Bank und alle Betroffenen
schmerzlicher Personalabbau unumgänglich.
Dennoch ist unsere Hauptaufgabe
nicht die Verkleinerung der HSH
Nordbank. Die Hauptaufgabe ist die
Etablierung eines neuen, tragfähigen Geschäftsmodells. Wir bauen
die HSH Nordbank zu einer
vertriebsstarken
und mittelständischen
Bank für Unternehmer
Von
um. Das neue GeschäftsPaul Lerbinger
modell hat zwei Kernelemente. Wir konzentrieren uns auf die eindeutig definierte Zielgruppe
der Unternehmer und fokussieren uns auf eine
Produktpalette, die geVorstandsvorsitzender nau auf die Bedürfnisse
dieser Kunden zugeder HSH Nordbank
schnitten ist.
Die HSH Nordbank
künftig überhaupt noch geben will für den gehobenen deutschen
würde. Ein Verkauf oder eine Zer- Mittelstand ein starker Partner in alschlagung sind nun aber vom Tisch. len finanziellen Belangen sein – im
Zugleich ermöglicht die EU-Ent- Geschäftlichen ebenso wie im Privascheidung den Umbau der Bank auf ten. Vor allem im Norden Deutschder Basis eines neuen Geschäftsmo- lands, wo wir tiefer verwurzelt sind
dells, dessen Tragfähigkeit die EU als jede andere Bank, setzen wir auf
das Geschäft mit Firmenkunden, Imbestätigt hat.
mobilienkunden sowie auf die Kunden des gehobenen Private Banking
Gewaltige Aufgaben
und auf die Sparkassen. InternatioAllerdings hat die EU-Kommission nal fokussiert sich die HSH Norddie Genehmigung der im Jahr 2009 bank auf Kunden aus den Geschäftsgewährten Unterstützung der An- bereichen Shipping sowie Energy &
teilseigner Hamburg und Schleswig- Infrastructure. Auf beiden Feldern
Holstein an Bedingungen geknüpft, verfügen wir über die Expertise, um
die die Bank vor eine gewaltige un- auch künftig eine wichtige Rolle im
ternehmerische
Herausforderung Markt spielen zu können. Und auch
stellen: Wir müssen die Bank deutli- hier sprechen wir die Reeder und die
cher verkleinern, als es ursprünglich Projektfinanzierer als Unternehmer
vorgesehen war. Die Kommission an.
Die eigentliche Herausforderung
verlangt eine Reduktion der Bilanzsumme in der Kernbank auf 82 Mrd. ist für uns also nicht die VerkleineEuro bis 2014. Die HSH Nordbank rung der Bilanzsumme, sondern die
wird daher einzelne Geschäftsberei- Etablierung des neuen Geschäftsmoche wie die objektbezogene Flug- dells. Dazu haben wir das Transforzeugfinanzierung und das internatio- mationsprogramm „Offensive: Zunale Immobiliengeschäft aufgeben kunft!“ entwickelt. Mit einer Fülle
sowie das Portfolio in der Schiffsfi- von Teilprojekten umfasst es Verännanzierung bis 2014 auf 15 Mrd. derungen in allen wesentlichen BeEuro verkleinern. Der damit verbun- standteilen der Wertschöpfungsdenen Schrumpfung unserer Ertrags- kette im Bankgeschäft. Wir stärken
Foto: HSH Nordbank
Börsen-Zeitung, 23.3.2012
Für die HSH Nordbank hat eine
neue Zeit begonnen. Seit dem Abschluss des Beihilfeverfahrens der
Europäischen Union (EU) im vergangenen Jahr steht fest: Der unabhängige Fortbestand der Bank ist gesichert. Solange das Verfahren lief,
war nicht klar, ob es die HSH Nordbank als eigenständiges Institut
unsere Vertriebskraft, schärfen unsere Geschäftsfeldstrategien, verbessern das Funding und die Banksteuerung. Man kann von einer regelrechten Metamorphose sprechen, die unser Haus gerade durchlebt.
Rasche Entscheidungen
Die Umsetzung dieses Programms
läuft innerhalb der HSH Nordbank
auf Hochtouren und wird bis 2014
abgeschlossen sein. Wichtige Meilensteine konnten wir bereits im abgelaufenen Jahr erreichen. Zum Beispiel haben wir eine neue Aufbauorganisation geschaffen und uns mit
dem Betriebsrat auf einen Interessenausgleich sowie einen Sozialplan geeinigt, um den anstehenden Personalabbau sozialverträglich zu gestalten.
Im Zuge des umfassenden Umbaus
werden wir nicht nur unsere Strukturen und Prozesse massiv verändern.
Auch die Art und Weise, wie wir unser Geschäft betreiben, wird sich ändern – und damit letztlich unsere Unternehmenskultur. Wir wollen denken und handeln wie unsere mittelständische Klientel. Das heißt: kurze
Wege, schnelle Entscheidungen,
schlanke Strukturen und effiziente
Prozesse. Wir setzen auf Verantwortung, flache Hierarchien, Transparenz, Leistungsorientierung und Fairness – und auf bereichsübergreifende Zusammenarbeit. Das mag
selbstverständlich klingen, setzt für
die Bank aber einen tiefgreifenden
Wandel voraus. Denn in der Vergangenheit agierten zum Beispiel die Bereiche Privatkunden, Firmenkunden
und Asset-Finanzierungen weitgehend unabhängig voneinander.
Passgenaue Produkte
Künftig wollen wir als eine Bank
denken und handeln. Die HSH Nordbank bietet ihren Kunden – Unternehmen des gehobenen Mittelstands
ab einem Jahresumsatz von 50 Mill.
Euro und ihren Inhabern sowie Geschäftsführern – heute ein passgenaues Produktportfolio für ihre tatsächlichen Bedürfnisse an. Ausgehend vom Kredit als Ankerprodukt
umfasst das Leistungsspektrum
strukturierte Finanzierungen, Außenhandelsfinanzierungen,
Zahlungsverkehr, Risikoabsicherungsprodukte auf der Rohstoff-, Wäh-
rungsoder
Zinsseite,
Mergers & Acquisitions-(M & A)Beratung
und Private-Banking-Produkte für
unsere Unternehmerkunden.
treuen wir mehr als 150 Wind- und
Solarenergieprojekte mit einem Gesamtvolumen von etwa 3 Mrd. Euro.
Krise bewältigt
Ertragspotenzial heben
Mit dieser neuen Strategie hat die
Bank sehr gute Chancen, zusätzliches Ertragspotenzial zu heben. Und
durch den Abbau von Engagements
hat die HSH Nordbank Luft, um in
den nächsten zwei Jahren das Kerngeschäft deutlich auszuweiten und
zu wachsen. Die Startbedingungen
sind gut. Erstens ist die Bank nach
Abschluss des EU-Verfahrens mit einer starken Kapitalquote und ohne
Auflagen aus den EBA-Stresstests
voll handlungsfähig. Zweitens kann
die HSH Nordbank gerade in ihrer
Kernregion auf starke Wurzeln und
über Jahrzehnte gewachsene, von gegenseitigem Vertrauen geprägte Kundenbeziehungen aufbauen.
Hinzu kommt die besondere Expertise in der Schifffahrt. Im Bereich
erneuerbare Energien, für die der
Norden Deutschlands ein Zentrum
dieser Industrie ist, sehen wir
enorme Chancen. Bereits heute be-
Fazit: Rund drei Jahre nach der
Krise steht die HSH Nordbank wieder auf einem stabilen Fundament.
Die Krisenbewältigung ist abgeschlossen. In einem nicht einfachen
Umfeld hat die Bank ein neues Geschäftsmodell eingeführt und ihre finanzielle Situation nachhaltig stabilisiert. Einen erheblichen Teil der öffentlichen Garantien konnte die
HSH Nordbank bereits zurückführen. Aus unserem Kundenkreis erfahren wir sehr viel Zustimmung für unsere Neuausrichtung. Vielfach ging
in den vergangenen Monaten unser
Konzept bereits auf. Und wir werden
auch weiterhin alles daransetzen,
das Vertrauen zu rechtfertigen, das
uns Kunden, Eigentümer und Mitarbeiter geschenkt haben. Die neue
HSH Nordbank hat die Chance, als
starker Partner für mittelständische
Unternehmen in Deutschland eine
Erfolgsgeschichte zu schreiben.
Diese Chance wollen wir nutzen.
Immobilienmarkt hat herausragende Bedeutung
DG Hyp ist als traditionsreicher Immobilienfinanzierer aus der Hansestadt nicht mehr wegzudenken
Börsen-Zeitung, 23.3.2012
Der Hamburger Immobilienmarkt ist
nach Berlin der größte in Deutschland. Mit fast zwei Millionen Einwohnern, weit mehr als München mit
dem drittgrößten Immobilienmarkt,
bewegt sich Hamburg in der Größenordnung europäischer Hauptstädte.
Für die Attraktivität des Marktes sorgen eine Reihe günstiger Rahmenbedingungen. So bietet die an Elbe und
Alster gelegene Großstadt eine hohe
Lebensqualität und zieht damit die
vom Arbeitsmarkt benötigten knappen Fachkräfte an. Die gute Verkehrsanbindung über Straße und
Schiene wird durch den internationalen Flughafen noch ergänzt.
Ein weiterer Pluspunkt ist der
größte deutsche Seehafen, der die
Elbmetropole zu einem bedeutenden europäischen Logistikstandort
macht. Zugleich ist der Hafen mit
verantwortlich für die hohe und steigende Touristenzahl, die die ohnehin schon hohe Kaufkraft noch verstärkt. Zudem wird die Hansestadt
mit der Elbphilharmonie bald über
eine weitere Attraktion verfügen.
Niedrige Arbeitslosenquote
Unterstützt wird die positive Entwicklung des Immobilienstandorts
Hamburg durch eine vorausschauende Stadtentwicklung, die sich insbesondere im Vorzeigeprojekt Hafen-City niederschlägt. Dort sollen
5 800 Wohnungen und 45 000 Arbeitsplätze in den neu gebauten Büros, Läden und Restaurants entstehen. Die Finanzmarktkrise und der
anschließende konjunkturelle Einbruch im Jahr 2009 haben zwar
auch an der Elbe Spuren hinterlassen, aber der Rückgang der Wirtschaftsleistung ist unterdurchschnittlich ausgefallen. Bereits 2010 wurde
wieder das Vorkrisenniveau erreicht. Erfreulich ist auch die Beschäftigungssituation. Die Arbeitslosenquote ist Ende 2011 unter die
Marke von 8 % gefallen.
Besonders dynamisch ist die Entwicklung am Wohnungsmarkt.
Durch die wachsende Einwohnerzahl und den Trend zu kleineren
Haushalten ist die Zahl der privaten
Haushalte in den vergangenen zehn
„In der Hansestadt
neu entstehende und
bekannte Objekte
wie zum Beispiel das
,Ballinhaus‘ an der
Binnenalster, das
,Kaufmannshaus‘ an
den großen Bleichen
und das ,Karstadt‘-Haus in der
Mönckebergstraße
werden von der DG
Hyp finanziert.“
den Erstbezug in Spitzenlagen rund
18 Euro und in mittleren Lagen etwa
12,5 Euro je Quadratmeter gezahlt
werden.
gesamt 6 % in 2009 und 2010 eher
moderat ausgefallen. Ab Mitte 2010
stieg die Büronachfrage wieder spürbar, so dass beim Büroflächenumsatz mit mehr als 500 000 Quadratmetern jährlich sogar überdurchKeine schnelle Entspannung
schnittliche Werte erzielt werden
Abhilfe soll ein Wohnungsbaupro- konnten. Dadurch ist die Leerstandsgramm schaffen. Um den Wohnungs- quote im vergangenen Jahr wieder
neubau zu beschleunigen, haben Se- auf unter 9 % gefallen.
Auch die Spitzenmiete konnte
nat und die sieben Hamburger Besich mit einem Anstieg
um über 4 % deutlich
auf 23,50 Euro je Quadratmeter erholen. In
Von
diesem Jahr ist mit einer
Georg Reutter
Fortsetzung des positiven Trends am Hamburger Büromarkt zu rechnen. Da voraussichtlich
weniger als 150 000
Quadratmeter Bürofläche fertiggestellt wird,
Vorstandssprecher der die zudem überwiegend
vorvermietet ist, wird
DG Hyp
sich das verfügbare
Marktangebot kaum auszirke Mitte 2011 den „Vertrag für weiten. Aufgrund der abgeschwächHamburg“ unterzeichnet. Zentrales ten Konjunktur im Fahrwasser der
Ziel ist es, die Anzahl der neu gebau- Staatsschuldenkrise wird der Anten Wohnungen jährlich um 6 000 stieg der Spitzenmiete jedoch schwäzu erhöhen und die Genehmigungs- cher als im vergangenen Jahr ausfalverfahren für Wohnungsbauprojekte len.
zu beschleunigen. Die über viele
Jahre entstandene Diskrepanz zwiTop-Lagen gesucht
schen Nachfrage und Angebot kann
aber allenfalls allmählich abgebaut
Der Einzelhandel profitiert von
werden, sodass nicht mit einer der überdurchschnittlich kaufkräftischnellen Entspannung auf dem gen Bevölkerung, die über das
Hamburger Wohnungsmarkt zu rech- höchste verfügbare Pro-Kopf-Einnen ist. Entsprechend werden die kommen unter den sieben TopMieten weiter anziehen, wenn- Standorten verfügt, und stetig steigleich sich der Anstieg abflachen genden Touristenzahlen. Dadurch
dürfte.
konnte der Einzelhandelsumsatz der
Hansestadt in den zurückliegenden
zehn Jahren mit mehr als 20 % fast
Mehr Büronachfrage
doppelt so stark wie im Durchschnitt
Entspannter ist dagegen die Situa- der Top-Standorte zulegen. Mit über
tion am Büromarkt. Durch den kon- 12 Mrd. Euro im Jahr wird fast das
junkturellen Einbruch 2009 und die Niveau des wesentlich größeren Berkräftige Büroflächenausweitung, ins- liner Marktes erreicht. Die Hamburbesondere in der Hafen-City, hat ger Top-Lagen wie die Mönckebergsich der Anteil leer stehender Büro- und die Spitalerstraße werden somit
flächen überproportional von rund anhaltend von internationalen Filia7 % 2008 bis auf fast 10 % 2010 aus- listen und als Standort für Markengeweitet. Demgegenüber ist der stores nachgefragt.
Fortsetzung Seite B 5
Rückgang der Spitzenmiete um ins-
Impressum
Börsen-Zeitung
Sonderbeilage
Jahren um jährlich rund 8 000, also
fast 1 %, gestiegen. Dagegen wurden
im gleichen Zeitraum nicht einmal
halb so viele Wohnungen fertiggestellt. Der Wohnraum ist zwar auch
in anderen Großstädten knapp und
hat zu steigenden Mieten geführt,
aber nicht in dem in Hamburg zu beobachtenden Ausmaß. Das vor einigen Jahren noch eher günstige Hamburger Mietniveau ist Vergangenheit. Inzwischen reichen die Mieten
dicht an die Münchens heran. In den
letzten fünf Jahren zogen die Mieten
pro Jahr durchschnittlich um 6 % in
mittleren und um 8 % in Spitzenlagen an. Dadurch müssen heute für
60 Jahre Börsen-Zeitung –
Partner des Wirtschaftsstandortes Hamburg
Am 23. März 2012
Redaktion: Claudia Weippert-Stemmer
Anzeigen: Dr. Jens Zinke (verantwortlich); Bernd Bernhardt
Technik: Tom Maier
Typografische Umsetzung: Cornelia Scherer
Verlag der Börsen-Zeitung in der Herausgebergemeinschaft WERTPAPIERMITTEILUNGEN Keppler, Lehmann GmbH & Co. KG, Düsseldorfer Straße 16,
60329 Frankfurt am Main, Tel.: 069/2732-0, (Anzeigen) Tel.: 069/2732-115,
Fax: 069/233702, (Vertrieb) 069/234173.
Geschäftsführer: Ernst Padberg
Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH;
Kurhessenstraße 4–6, 64546 Mörfelden-Walldorf
Sonderbeilage
Freitag, 23. März 2012
Börsen-Zeitung Nr. 59
B5
Der Finanzplatz Hamburg spielt ganz vorne mit
Finanzbranche fühlt sich der Realwirtschaft vor Ort verpflichtet und ist eng mit ihr vernetzt – Aber das ist nur eine der Stärken
dere Art der Geschäftsbeziehungen
zwischen Finanz- und Realwirtschaft aus. Nirgendwo sonst ist das
Ideal des „ehrbaren Kaufmanns“ so
präsent wie unter den Hamburger
Unternehmen, nirgendwo sonst gibt
es einen Verein, der 1517 gegründet
wurde, sich „Versammlung Eines
Ehrbaren Kaufmannes zu Hamburg“
nennt und über 1 000 Mitglieder hat
– viele davon aus der Finanzbranche – die sich
einem besonderen Ideal
verpflichtet fühlen: Der
Von
ehrbare Kaufmann verReiner Brüggestrat
steht sein Handwerk,
verhandelt fair, liefert
pünktlich und rechnet
korrekt ab. Er steht zu
seinem Wort, sein Handschlag gilt. Und meistens denkt er in GeneraVorstandsmitglied
tionen, nicht in QuartaFinanzplatz Hamburg
len. Für den „ehrbaren
e. V.
Kaufmann“ sind die Begriffe „ehrbar“ und
leistungen entwickelt oder später als „Kaufmann“ untrennbar miteinanPartner der Realwirtschaft angesie- der verbunden – er tut Gutes, indem
delt. So haben beispielsweise nicht er ehrbar wirtschaftet und so seinen
nur eine der ältesten Privatbanken eigenen und den Wohlstand der Geund das älteste Versicherungsunter- sellschaft mehrt.
nehmen der Welt ihren Sitz in der
Hansestadt, sondern seit 1558 auch
Zeitlose Werte zählen
die älteste Börse Deutschlands.
Heute gibt es hier 157 KreditinstiGerade in Zeiten, in denen das
tute, 335 Versicherungen, 4 200 Ver- Vertrauen in Banken, Versicherunsicherungsvermittler, 5 386 Finanz- gen und Finanzdienstleister durch
dienstleister und über 50 000 in der die Finanzmarktkrise nachhaltig beFinanzwirtschaft tätige Personen. schädigt worden ist und in denen die
Hamburg ist Hauptstadt der Emissi- Branche oft als gierig, opportunisonshäuser für geschlossene Fonds, tisch oder unmoralisch wahrgenomder bedeutendste Standort von Pri- men wird, zeigt sich, wie wertvoll
vatbanken, stärkster Maklerstandort und zeitlos solche Werte sind. Dank
und Heimat großer Krankenversiche- dieses Gleichklangs von wirtschaftlirer sowie Spitze in der maritimen Fi- cher Zielstrebigkeit und Orientienanzierung – kurzum: Hamburg ist rung an ethischen Werten hat die
einer der wichtigsten Finanzplätze Hamburger Finanzwirtschaft den
Deutschlands.
Sturm der Finanzkrise vergleichsweise gut umschifft.
Unumstritten ist Hamburg ein atGroße Kompetenz gegeben
traktiver regionaler Finanzplatz –
Dennoch wird unsere Stadt in der und der Finanzplatz Hamburg e. V.
Öffentlichkeit nur selten zuerst als Fi- ein Musterbeispiel für eine Clusternanzplatz aufgefasst. Das liegt zum initiative der Wirtschaft. Am 31. Okeinen an der überragenden Bedeu- tober 2007 wurde sie von 34 Vertretung des Hafens, der durch seine be- tern der Finanzwirtschaft unter Voreindruckende Präsenz unübersehbar sitz von Karl-Joachim Dreyer gegrünist. Zum anderen hat Hamburg eine det. Zweck des Vereins war von Begroße Vielfalt an kleinen und mittel- ginn an, den Finanzplatz Hamburg
ständischen
Finanzdienstleistern, und seine Marktteilnehmer zu stärdie zwar bestens und oftmals sehr ken, den Standort wettbewerbsfähilangfristig im Geschäft sind, aber we- ger zu machen, ihm ein unverwechniger ins Auge fallen. Der Finanz- selbares Image zu geben und dieses
platz Hamburg ist kein „Finanzplatz zu kommunizieren.
per se“, sondern bietet eine große
Bandbreite hochwertiger FinanzAlle denkbaren Facetten
dienstleistungen, die harmonisch
zur Realwirtschaft passen und diese
In Deutschland haben derzeit nefördern. Ob Transportversicherung ben Hamburg mehrere andere
oder Projektfinanzierung alternati- Städte ähnliche Initiativen in der Fiver Energien, Mittelstandsratings nanzwirtschaft, doch kein Finanzoder Private-Equity-Fonds – große cluster hat eine derart hohe Zahl
Kompetenz ist vor Ort.
und Vielfalt von Mitgliedern wie der
Neben der Vielfalt zeichnet den Fi- Finanzplatz Hamburg e. V. Unsere
nanzplatz Hamburg auch die beson- fast 100 Mitglieder repräsentieren
Foto: Handelskammer/Perrey
Börsen-Zeitung, 23.3.2012
Hamburg ist über Jahrhunderte mit
Handel und Hafen zu einer der größten und wohlhabendsten Städte
Europas gewachsen. Während die
Anfänge des wirtschaftlichen Aufstiegs durch produzierende und Handel treibende Unternehmen geprägt
waren, haben sich daraus bereits
sehr früh Anbieter von Finanzdienst-
von privaten Geschäftsbanken über
Versicherungsunternehmen, öffentlich-rechtliche Kreditinstitute, Finanzdienstleister und genossenschaftliche Banken bis hin zu Forschungsinstituten, Verbänden und
der Hamburger Wirtschaftsbehörde
alle erdenklichen Facetten eines Finanzplatzes.
Faires Miteinander
Dennoch haben wir nicht das Ziel,
in Konkurrenz zu Frankfurt, München oder Stuttgart zu treten oder
gegen die anderen regionalen Finanzplatzinitiativen zu arbeiten. Wir
setzen – ganz in Sinne unserer Mitglieder – auf ein Miteinander im fairen Wettbewerb.
Vernetzung und Kooperation werden vom Finanzplatz Hamburg e. V.
großgeschrieben. Deshalb bringen
wir auf unseren Veranstaltungen regelmäßig Unternehmer, Wissenschaftler, aber auch die interessierte
Öffentlichkeit zusammen. Mit Erfolg: In mehr als 70 eigenen Veranstaltungen, darunter die jährlich
stattfindende
Kapitalmarktkonferenz und unsere erfolgreiche Reihe
„Finanzplatz trifft . . .“, konnten wir
über 5 000 Teilnehmer begrüßen.
Für unsere Fachkongresse und Branchentreffen haben wir viele hochka-
rätige Referenten gewonnen und
stets die Finger am Puls der Zeit gehabt: Nicht nur die Finanzmarktregulierung, die Staatsschuldenkrise und
die Rolle der Ratingagenturen haben uns bewegt, sondern auch Finanzinnovationen und Trends wie
G-Reits, nachhaltige Investments,
Crowd Lending oder die Chancen
des „Finger Payment“.
Die künftige Wettbewerbsfähigkeit unseres Finanzplatzes hängt entscheidend davon ab, ob es gelingt,
neue und bessere Produkte, Verfahren und Dienstleistungen zu entwickeln und zu etablieren. Aus diesem
Grund fördern wir den Austausch
und die Zusammenarbeit der Finanzwirtschaft mit Wissenschaft und Forschung. Mit dem Finanzkompass
zeichnen wir innovative wissenschaftliche Arbeiten und Projekte
aus dem finanz- oder versicherungswissenschaftlichen Bereich aus.
Hochdotierte Auszeichnung
Der Finanzkompass ist nicht nur
eine der höchstdotierten Auszeichnungen für wissenschaftliche Leistungen in der Finanzwirtschaft im
deutschsprachigen Raum, sondern
auch eine gute Gelegenheit für Experten, sich in der Hamburger Wirtschaft bekannt zu machen und Kon-
takte zu knüpfen. Den Dialog von Finanzwirtschaft und Wissenschaft
stärken daneben Publikationen wie
unser „Factbook Wissenschaft für
die Finanzwirtschaft“, mit dem wir
den Unternehmen das vorhandene
Know-how der Hochschulen, Fachhochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen der Metropolregion Hamburg erschließen möchten.
Bei Themen, die den Wirtschaftsund Außenhandelsstandort Hamburg besonders betreffen, schalten
wir uns in die politische Debatte ein.
Denn der Erfolg Hamburgs beruht
auch auf der positiven Korrelation
von internationalem Handel und stabiler Währung. Dass dies die Hamburger Kaufleute frühzeitig erkannt
haben, beschreibt Wolfgang Michalski eindrucksvoll in seinem Buch
„Hamburg – Erfolge und Erfahrungen in der globalisierten Welt“: „Bereits im Jahr 1255 einigte (. . .) sich
(Hamburg) mit Lübeck, eine erste
Währungsunion zu schaffen. Der Silbergehalt der Münzen wurde verbindlich festgelegt und ständiger
Kontrolle unterworfen. Dies bedeutete zum einen eine Vereinfachung
des Handels (. . .) zum anderen in
dem seinerzeit inflationären Umfeld
eine Garantie für Geldwertstabilität.“ Das entschiedene Eintreten für
eine stabile Währungsunion setzen
wir auch heute fort. So haben die
Mitglieder des Finanzplatz Hamburg
e. V. im Herbst 2011 ein gemeinsames Positionspapier zur Staatsschuldenkrise in der Eurozone erarbeitet
und veröffentlicht. Unsere Botschaft: Ein Scheitern der gemeinsamen Währung hätte schwerwiegende Folgen für den Finanzplatz
und die Unternehmen der Realwirtschaft am Standort Hamburg. Eine
leichte Lösung der Krise gibt es
nicht, erforderlich ist vielmehr verantwortungsvolles,
nachhaltiges
Wirtschaften – ganz im Sinne eines
hanseatischen Kaufmannes – das die
Wachstumskräfte stärkt.
Verlässlich und innovativ
Viele Menschen sagen, dass Hamburg eine der schönsten Städte der
Welt sei. Sicher ist, in Hamburg lässt
es sich gut leben und arbeiten. Auch
deshalb, weil die Hamburger Finanz- und Versicherungsunternehmen nicht um sich selbst kreisende
Satelliten sind, sondern sich der
Hamburger Wirtschaft verpflichtet
fühlen. Dass dies auch in Zukunft so
bleibt, liegt dem Finanzplatz Hamburg e. V. am Herzen. Getreu unserem Motto: hanseatisch, verlässlich,
innovativ.
Immobilienmarkt hat herausragende Bedeutung
Fortsetzung von Seite B 4
Das Flächenangebot in Hamburgs
City hat sich seit der Eröffnung der
„Europa Passage“ 2006 aber kaum
noch vergrößert und ist dementsprechend knapp. Die Nachfrage der potenziellen Mieter konzentriert sich
im Wesentlich auf sehr gute Lagen,
die nur in begrenztem Umfang zur
Verfügung stehen. Entsprechend ausgeprägt steigen die Mieten in diesem
Segment. Die Höhe der Spitzenmiete – aktuell sind es knapp über
230 Euro je Quadratmeter – und die
jährlichen Zuwachsraten entsprechen weitgehend dem Durchschnitt
der Top-Standorte. Nach dem kräftigen Anstieg der Spitzenmiete um
über 3 % im vergangenen Jahr ist in
diesem Jahr ein etwas geringerer Zuwachs zu erwarten.
Logistikflächen im Aufwind
2011 hat sich Hamburg seinen
Platz als zweitgrößter europäischer
Containerhafen hinter Rotterdam
und vor Antwerpen mit einem Umschlag von neun Millionen Standardcontainern
zurückerobert.
Der
starke Einbruch von 2009 mit fast
30 % konnte zum großen Teil wieder wettgemacht werden. Analog
zum gestiegenen Güterumschlag hat
sich der Markt für Logistikflächen positiv entwickelt. Im vergangenen
Jahr stieg der Logistikflächenumsatz
um über 20 % auf 740 000 Quadratmeter. Dadurch ist das Angebot an
modernen Flächen in zentralen Lagen deutlich knapper geworden. Die
Spitzenmiete ist 2011 um etwas
über 3 % auf 5,70 Euro je Quadratmeter gestiegen. In diesem Jahr dürften die eingetrübten Konjunkturaussichten zu einer insgesamt schwächeren Nachfrage führen.
Das Hamburger Investmentvolumen ist noch weit von den über
4 Mrd. Euro, die im Rekordjahr 2007
erzielt wurden, entfernt. Dennoch
geht es seit 2009 konstant aufwärts.
Mit einem Plus von 16 % stieg das
Transaktionsvolumen gewerblicher
Immobilien 2011 wieder auf über
2 Mrd. Euro und lag damit leicht
über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Mit fast 60 % hatten
Büroimmobilien den größten Anteil,
gefolgt von Handelsobjekten, auf die
nicht ganz 40 % entfielen. Der
Schwerpunkt des Interesses liegt
wie andernorts auch auf Core-Immobilien, bei denen die Nachfrage das
Angebot weit übersteigt. Ausweichreaktionen auf Seitenlagen oder Value-added-Objekte sind eher Ausnah-
men. Angesichts des hohen Investoreninteresses an Gewerbeimmobilien in Deutschland und den guten
Daten vom Hamburger Immobilienmarkt ist auch in diesem Jahr ein hohes Kaufinteresse in der Hansestadt
zu erwarten. Große Sprünge beim Investmentvolumen sind aber eher unwahrscheinlich. Dämpfend wirken
sich weniger das konjunkturelle Umfeld, sondern eher die Knappheit der
gefragten Core-Objekte aus.
Erfolgreich etabliert
In diesem positiven Umfeld hat
sich die DG Hyp als gewerbliche Immobilienbank der genossenschaftlichen FinanzGruppe erfolgreich am
Hamburger Markt etabliert. 1921 als
erstes genossenschaftseigenes Realkreditinstitut in Berlin gegründet, ist
die Bank seit 1948 in der Hansestadt
beheimatet. Im Laufe der Jahre hat
sich die DG Hyp als Immobilienfinanzierer konsequent allen Veränderungen gestellt und ihr Geschäftsmodell
neuen Anforderungen angepasst.
Vor diesem Hintergrund hat sie
sich Anfang 2008 als gewerbliche Immobilienbank der genossenschaftlichen FinanzGruppe neu ausgerichtet. Die DG Hyp gehört über Hamburgs Grenzen hinaus zu den führen-
den gewerblichen Immobilienbanken in Deutschland. Aus Hamburg
ist die DG Hyp als starker Finanzierungspartner nicht mehr wegzudenken. In der Hansestadt neu entstehende und bekannte Objekte wie
zum Beispiel das „Ballinhaus“ an der
Binnenalster, das „Kaufmannshaus“
an den großen Bleichen und das
„Karstadt“-Haus in der Mönckebergstraße werden von der DG Hyp finanziert.
Auch in herausfordernden Zeiten
betreibt die Bank das Geschäft nachhaltig mit klarer Ausrichtung und Risikostrategie. Als Tochterunternehmen der DZ Bank ist die gewerbliche
Immobilienbank Teil der genossenschaftlichen FinanzGruppe, die über
eine hohe Solidität, Bonität und gute
Liquidität durch Kundeneinlagen verfügt. Die breite Aufstellung der FinanzGruppe in Verbindung mit der
Emission von Pfandbriefen bildet für
die DG Hyp eine starke Refinanzierungsbasis, die Handlungsfähigkeit
schafft, um unter Risiko- und Ertragsgesichtspunkten gutes Geschäft zu finanzieren. Diese Marktposition wird
die DG Hyp auch zukünftig gemeinsam mit den Volksbanken und Raiffeisenbanken festigen und sich weiterhin als zuverlässiger Finanzierungspartner ihrer Kunden erweisen.
B 6 Börsen-Zeitung Nr. 59
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Freitag, 23. März 2012
Vertrauen ist die Grundlage jeder Geschäftsbeziehung
Aktuelle Krise bietet eine gute Gelegenheit zur Rückbesinnung auf traditionelle Werte – Nicht allein bei Lippenbekenntnissen belassen
lich, wenn es abhandenkommt. Bevor die Finanzwelt 2008 durch den
Kollaps der Lehman Bank ins Wanken geraten ist, gab es starke Tendenzen, diese einfache aber essenzielle Erkenntnis nicht mehr ernst zu
nehmen, sondern bei Seite zu schieben.
Selbstverständlich wurde diese
Entwicklung auch in der Branche
selbst kritisiert. Vor
überzogenen Renditeerwartungen
wurde
ebenso gewarnt wie vor
Von
mangelnder RisikovorChristian Olearius
sorge. Allerdings wurden Äußerungen dieser
Art überwiegend als
rückständig
abgetan
oder einfach ignoriert.
Den kollektiven StröSprecher der
mungen nach dem
persönlich haftenden
„Noch mehr“ konnten
Gesellschafter bei
sie nichts mehr entgeM. M. Warburg & CO
gensetzen. In der Regel
bedarf es dann solcher
dem Ausbruch der Finanzkrise: Ver- Momente wie der Erschütterung des
trauen in die Bankenwelt, Vertrauen Finanzsystems durch die Lehmanin die Märkte, Vertrauen in die Fi- Pleite, die allen wieder klar vor Aunanzaufsicht, Vertrauen in Rating- gen führen, dass vieles in unserer Geagenturen, Vertrauen in die Staatsfi- sellschaft ausschließlich auf der Bananzen bis hin zum Vertrauen in das sis von Vertrauen funktioniert.
gesamte marktwirtschaftliche System. Wo liegen die Ursachen für den
Unter Generalverdacht
massiven Vertrauensverlust? Warum ist Vertrauen so wichtig? Und
Hier soll nicht mit dem Finger auf
wie lässt es sich wieder herstellen?
andere gezeigt werden. Gleichwohl
Vertrauen ist die Grundlage für muss die Feststellung erlaubt sein,
wirtschaftliche und soziale Beziehun- dass es nur einige Banken waren, die
gen. Vor allem langfristige Geschäfts- in den vergangenen Jahren schwerverbindungen sind ohne Vertrauen wiegende Fehler begangen und daschlichtweg nicht möglich. Das gilt mit maßgeblich zur Finanzkrise beiauch oder gerade für Bankgeschäfte, getragen haben. Gesundes Gewinnob nun zwischen den Instituten streben wurde mancherorts von blinselbst oder zwischen Banken und ih- der Profitgier verdrängt. Die entspreren Kunden. Mehr noch: Die Bedeu- chenden Akteure haben mit übersteitung der Banken für das Funktionie- gerter Risikobereitschaft den Pfad
ren unserer Wirtschaft macht es not- des maßvollen Handelns verlassen.
wendig, dass das Finanzsystem das Und sie haben sich mit ihren teilVertrauen der gesamten Gesellschaft weise überheblichen Zielvorstellunbesitzt. Leider wird die Tragweite gen von der Realwirtschaft abgekopseines Verlustes oft erst dann deut- pelt. Die Konsequenz des VertrauensBörsen-Zeitung, 23.3.2012
Die Finanz- und Schuldenkrise der
vergangenen Jahre hat deutliche
Spuren in Wirtschaft und Gesellschaft hinterlassen. Enorme Werte
wurden vernichtet. Darunter einer
der wichtigsten immateriellen Werte
überhaupt, das Vertrauen. Selten zuvor ist in so kurzer Zeit so viel Vertrauen verloren gegangen wie seit
verlustes müssen nun alle Banken
tragen.
Eine ganze Branche unter Generalverdacht zu stellen, ist der tatsächlichen Situation aber keineswegs angemessen. Das Vertrauen der Kunden in ihre eigene Bank ist nämlich
viel besser, als es der Ruf der gesamten Branche vermuten lassen würde.
Neun von zehn Deutschen sind laut
Umfragen mit ihrer Hausbank und
deren Beratungsleistung zufrieden
oder sehr zufrieden. In diesen Ergebnissen spiegelt sich wider, dass Kunden auf der persönlichen Beratungsebene in der Regel sehr positive Erfahrungen mit ihrer Bank machen.
Banken, die vor dem Lehman-Kollaps solide dastanden und es auch
heute noch tun, liegen dennoch richtig damit, nicht zu triumphieren.
Schließlich lehren die Finanzkrise
und die vergangenen Jahrzehnte,
dass kein Bankhaus gänzlich vor
Fehlentwicklungen gefeit ist – egal
ob genossenschaftlich, öffentlichrechtlich oder privat, ob mit langer
oder weniger langer Tradition. Im
Nachhinein ist es wenig hilfreich,
wenn innerhalb der Branche Institute, die gut durch die Finanzkrise
gekommen sind, auf andere weisen
die stark gelitten haben oder sogar
als Mitverursacher der Krise gebrandmarkt wurden.
Probleme gemeinsam lösen
Nach wie vor gilt: Nur gemeinsam
lassen sich die noch anstehenden Herausforderungen der Branche bewältigen. Dazu zählt auch, das Vertrauen in die Banken und das gesamte Finanzsystem wieder herzustellen. Eines sollte inzwischen allen
Akteuren klar geworden sein: Ein Geschäftsgebaren, wie es vor der Finanzkrise mancherorts praktiziert
wurde, ist in Zukunft nicht mehr
tragbar. Zu Recht hat die schnelle
Rückkehr großer Investmentbanken
zum „business as usual“ und damit
auch zu üppigen Bonuszahlungen
Unmut in der Bevölkerung geschürt.
Die immer mehr um sich greifende
Pauschalverurteilung der Finanzbranche, die nun auch weit in etablierte politische Kreise vordringt, ist
auch Ausfluss der mangelnden Bereitschaft mancher Bank, aus Fehlern der jüngeren Vergangenheit zu
lernen.
Klare Zeichen setzen
Wichtig war und ist, dass die Finanzwirtschaft als Ganzes klare Zeichen setzt und zeigt, dass sie nicht
nur bereit ist, Fehler einzugestehen,
sondern auch, diese zu korrigieren
„Um verloren gegangenes Vertrauen
zurückzugewinnen,
reicht Regulierung
allein nicht aus.“
und alles zu tun, damit sie sich nicht
wiederholen. Inzwischen wurde
eine ganze Reihe regulatorischer
Maßnahmen ergriffen – zum Beispiel verschärfte Eigenkapitalvorschriften (Basel III), besondere Risikopolster für systemrelevante Banken, das Verbot ungedeckter Leerverkäufe, Stresstests, die europäische
Einlagensicherungsrichtlinie oder
die Bankenabgabe.
Zusammengenommen sind diese
Maßnahmen allerdings für die Branche problematisch, die Grenze zur
Überregulierung ist bereits überschritten. Die Maßnahmen müssen
nun zumindest mit Augenmaß umgesetzt werden, denn sonst gerät mit
den Banken schnell die gesamte
Wirtschaft in ernsthafte Schwierigkeiten.
Um verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen, reicht Regulierung allein nicht aus. Vielmehr
müssen Banken prüfen, ob ihre Produkte und Dienstleistungen der realen Wirtschaft und den Menschen in
angemessener Weise dienen. Leider
hat die Kreditwirtschaft in der jüngeren Vergangenheit auch viele Produkte entwickelt, die am Ende nur
den Banken selbst dienten, nicht jedoch den Kunden und damit der Realwirtschaft.
Ehrlich und vernünftig beraten
Brauchen Sparer zum Beispiel zigtausend verschiedene Zertifikate, deren Funktionsweise selbst die Bankberater in der Regel nicht einmal verstehen? Die Antwort erübrigt sich.
Kunden erwarten von ihren Banken
eine ehrliche und vernünftige Beratung auf Augenhöhe. Eine Beratung,
die sich an ihren tatsächlichen Bedürfnissen orientiert. Zudem verlangen sie Preistransparenz. Sie wollen,
dass Banken offenlegen, in welcher
Höhe beispielsweise Provisionen bei
der Vermittlung von Produkten Dritten gezahlt werden. Kurzum: Sie fordern von den Banken mehr Ehrlichkeit und Verantwortung sowie mehr
Sicherheit für ihr Geld.
Kaufmännische Tugenden
Die Krisen verursachenden Hauptdefizite sind wahrscheinlich weniger
im organisatorischen Bereich zu suchen. Es sind vielmehr Verhaltensund Kulturmuster, die zu den Auswüchsen in der Finanzwirtschaft geführt haben. Vernünftige Gebote wie
Redlichkeit oder ehrliches und vertrauenswürdiges Geschäftsgebaren
wurden regelmäßig missachtet. Vor
der Krise galt bei einigen Instituten
der Grundsatz: „Solange die Rendite
stimmt, erübrigen sich alle anderen
Fragen.“ Und nicht nur in Teilen der
Finanzwelt, auch in der Gesellschaft
war dieser Geist weit verbreitet. Für
das gesellschaftliche Wohlergehen
und das soziale Miteinander ist solch
eine Grundhaltung nicht zuträglich
und daher auch nicht erstrebenswert.
Wir brauchen keinen grundlegenden Wandel hin zu anderen Werten.
Notwendig ist – dort, wo sie verloren
gegangen sind – die Rückbesinnung
auf die Tugenden des „ehrbaren
Kaufmanns“. Tugenden also, die seit
jeher fest in der Kultur einiger Bankhäuser verankert sind. Diese können
als Vorbild dienen für die gesamte
Branche.
„Von Flensburg bis
Garmisch-Partenkirchen werden
inzwischen alte
Traditionen und Kaufmannstugenden
beschworen.“
Die aktuelle Vertrauenskrise ist
eine gute Gelegenheit zur Rückbesinnung auf traditionelle Werte. Das haben die meisten Institute auch verstanden. Von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen werden inzwischen alte Traditionen und Kaufmannstugenden beschworen. Bleibt
nur zu hoffen, dass es nicht allein
bei den Lippenbekenntnissen bleibt.
Das soll die vielversprechende und
in der Grundrichtung zu begrüßende Entwicklung in ihrem Wert
natürlich nicht mindern. Wer es
heute mit der Rückbesinnung auf
alte Werte wirklich ernst meint, wird
sich jedoch erst in einigen Jahren zeigen. Vertrauen geht über Nacht verloren. Es kann aber Jahre dauern, es
(wieder) aufzubauen.
Sonderbeilage
Freitag, 23. März 2012
Börsen-Zeitung Nr. 59
B7
Das umweltfreundliche „rote Gold“ gehört zu Hamburg
An der Elbe wird eine der modernsten Kupferhütten der Welt betrieben – Aurubis unterstützt einen globalen Ansatz im Klima- und Umweltschutz
Börsen-Zeitung, 23.3.2012
Ohne Kupfer keine Zukunft. Das rote
Gold ist ein Schlüsselmetall für die
Zukunftsbranchen der Elektronik
oder Umwelttechnik: Hohe Leitfähigkeit für elektrischen Strom und
Wärme sowie Beständigkeit gegen
Umwelteinflüsse sind die Eigenschaften, die Kupfer zum wichtigsten Metall für zahlreiche Anwendungen in
der Telekommunikation sowie Energiegewinnung und -übertragung ma-
bau des Stromnetzes wird sich der
Kupferbedarf zukünftig mindestens
verdoppeln.
Unverzichtbar für Mobilität
Ferner ist Kupfer für die Mobilität
unseres modernen Wirtschafts- und
Gesellschaftslebens unverzichtbar –
ob im Schienen-, Straßen-, Schiffsoder Luftverkehr. Konventionelle
Mittelklassefahrzeuge
enthalten
durchschnittlich 25 kg
Kupfer, Luxusfahrzeuge
sogar bis zu 100 kg. Und
die kommende ElektroVon
mobilität wird den KupPeter Willbrandt
ferbedarf pro Fahrzeug
nahezu verdoppeln.
Entgegen manchem
Vorurteil: Das „rote
Gold“ ist auch äußerst
umweltfreundlich. Es
kann nämlich immer
Vorstandsvorsitzender wieder und ohne jeden
Qualitätsverlust recycelt
der Aurubis AG
werden. Das Recycling
bildet damit in einer rohchen – ob in Gebäuden oder Autos, stoffarmen Region wie Europa eine
drinnen oder draußen. Kein Telefon, strategisch wichtige Rohstoffquelle
kein Computer und kein Fernsehap- für die Zukunft. Das ist Nachhaltigparat funktioniert heute ohne Kup- keit und Ressourcenschutz wie im
fer.
Lehrbuch. Politisch wird dem RecycDas Nichteisen-Metall ist aber linggedanken außerdem mit der euauch unverzichtbar für die Energie- ropäischen Direktive „Waste Electriwende und die Erzeugung erneuer- cal and Electronic Equipment“
barer Energien. Heutige Windener- (WEEE) Rechnung getragen.
gieanlagen benötigen rund 8 TonKupfer gehört zu Hamburg: Aurunen, alleine der Generator enthält 5 bis, der führende integrierte KupferTonnen Kupfer. Und auch beim Aus- konzern und größte Kupferrecycler
weltweit, betreibt in Hamburg eine
der modernsten Kupferhütten der
Welt. Das Unternehmen beschäftigt
an der Elbe mehr als 2 200 Mitarbeiter. Trotz seiner zentralen Lage im
Stadtgebiet stellt der Betrieb aber
keine Beeinträchtigung der Hamburger Lebensqualität dar. Dies ist das
Ergebnis einer konsequenten Umweltpolitik unseres Unternehmens,
das in den vergangenen drei Jahrzehnten alleine am Hamburger
„In Bezug auf
Technologiefortschritt sowie
Energie- und Rohstoffeffizienz muss
Aurubis deshalb
leistungsfähiger
sein als die
Wettbewerber.“
Standort rund 300 Mill. Euro in den
Umweltschutz investierte. Mit dem
aus eigenen Mitteln getragenen Aufwand konnten die spezifischen
CO2-Emissionen um ca. 80 % und
der spezifische Energieverbrauch im
Zeitraum 1990 bis 2010 um 48 % gesenkt werden. Aurubis wendet
heute rund 30 % der Anlageninvesti-
Ausfallrisiken frühzeitig
erkennen und absichern
Ende des Rückgangs bei Unternehmensinsolvenzen – Aus der Krise gelernt
läufige Trend der Firmenpleiten mit
minus 0,7 % auf 30 300 nahezu zum
Stillstand. Verglichen mit der zweiten Hälfte der neunziger Jahre, als
der jährliche Durchschnitt bei rund
26 000 Insolvenzen lag, ist diese
Zahl absolut gesehen immer noch
hoch.
International ist die
Entwicklung noch deutlicher. Hier schlägt sich
Von
die Eintrübung der WeltRalf Meurer
wirtschaft 2012 in einem Wiederanstieg der
internationalen Unternehmensinsolvenzen
nieder: Nach dem Rückgang von 3 % im Vorjahr
Vorstandsvorsitzender rechnet Euler Hermes
für 2012 mit einem Zuder Euler Hermes Krewachs von 3 %. Getrieditversicherungs-AG
ben durch die Entwicklung in einigen Mittelres deutlich verschlechtert. Die Euro- meerstaaten, dürfte die Zahl in
päische Staatsschuldenkrise ist seit Europa in 2012 sogar um 12 % kletMonaten dominierendes Thema und tern.
Kleine und mittlere Unternehmen
belastet die Konjunkturperspektiven
und das Vertrauen der Unterneh- sind durch die Entwicklung besonmen und Investoren. Angesichts der ders gefährdet. Insbesondere im Baustark erhöhten globalen Abwärtsrisi- gewerbe, dem Handel, im Dienstleisken erwartet Euler Hermes in den tungssektor und aktuell in der Solarnächsten zwei Jahren einen volati- industrie. Geringe Eigenkapitaldelen Konjunkturverlauf für Deutsch- cken und höhere Konzentrationsrisiken sind zwei der Gründe, warum
Forderungsausfälle schnell existenzgefährdend werden. Bis zu 300 Mrd.
Euro schulden Kunden ihren Liefe„Wir schauen
ranten in Deutschland, das ist mehr
beispielsweise bei den als das Volumen der gesamten kurzfristigen Bankkredite an UnternehKunden unserer
men. Die Forderungen aus LieferunVersicherungsnehmer
gen und Leistungen repräsentieren
durchschnittlich rund 35 % des Vernicht nur auf die
eines Unternehmens.
Bilanz, sondern zusätz- mögens
Ein Zahlungsverzug der Abnehlich auf Zwischen- und mer ist heutzutage Insolvenzgrund
Nummer 1. Das bedeutet gleichzeiPlanzahlen sowie die
tig aber auch, dass es diverse FaktoBelastbarkeit der Haus- ren gibt, die die Unternehmen selbst
steuern können, um ihr eigenes Ribankbeziehung.“
siko zu minimieren. Die Absicherung der Außenstände und ein professionelles
Forderungsmanageland. Während das Bruttoinlandspro- ment sind die zentralen Elemente.
dukt 2011 noch um 3 % zulegen Gerade letzteres ist aber vor allem
konnte, gehen wir für 2012 nur noch bei kleinen und mittleren Unternehmen noch eine Schwachstelle.
von einem Plus von 0,8 % aus.
Börsen-Zeitung, 23.3.2012
Das Ende des Aufschwungs der
Jahre 2010 und 2011 kündigt sich
an. Wichtige Stimmungsindikatoren
der deutschen Wirtschaft wie der
ifo-Geschäftsklimaindex haben sich
in der zweiten Hälfte des letzten Jah-
Mehr Insolvenzen
Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Insolvenzentwicklung.
Während die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland
2011 noch einmal um 4,7 % auf
30 500 zurückgegangen sein dürfte,
zeichnet sich angesichts der nachlassenden Konjunktur für 2012 ein
Ende dieser positiven Entwicklung
ab: Nach der Dezember-Prognose
von Euler Hermes kommt der rück-
Neue Finanzierungsmodelle
Es sind jedoch Entwicklungen erkennbar. So hat sich beispielsweise
die Kautionsversicherung, neben der
Delkredereversicherung die zweitgrößte Sparte innerhalb des Kreditversicherungsmarktes, auffallend positiv entwickelt. Die Kautionsversicherer haben in den ersten drei Quartalen 2011 Bürgschaften mit einem
Gesamtvolumen von rund 33 Mrd.
Euro übernommen, das ist ein Zu-
wachs von 5 %. Darin kommt zum
Ausdruck, dass die Unternehmen ihr
Finanzierungsspektrum um alternative Möglichkeiten erweitern und neben der Finanzierung mit Bankbürgschaften zunehmend auch auf Kautionsversicherer zugreifen. Die Kautionsversicherung ist inzwischen bei
vielen Unternehmen wesentlicher Finanzierungsfaktor. Haupttreiber der
Entwicklung sind der Maschinenund Anlagenbau sowie der Bausektor und dieser Trend wird sich in
den nächsten Jahren weiter beschleunigen.
Verbesserte Kommunikation
Auch auf Seiten der Kreditversicherer hat die letzte Krise Veränderungen bewirkt. Die Branche sah
sich zum Teil recht harscher Kritik
ausgesetzt. Der Vorwurf: Die Versicherer würden gerade in der Krise
„Diese kontinuierliche Bonitätsprüfung
und das Risiko-Monitoring sind neben
dem Deckungsschutz
selbst wesentliche
Leistungsbausteine
der Kreditversicherer
für ihre Kunden.“
nicht zu ihren Kunden stehen. Hier
haben die Unternehmen einiges unternommen. Wir haben unter anderem die Kommunikation mit den
Kunden dahingehend verbessert,
dass sie mit einem größeren Vorlauf
über mögliche Einschränkungen von
Deckungszusagen informiert werden. Dazu kommen Anpassungen
bei den Risikomodellen, wo wir die
Bonitätsprüfungen durch zusätzliche Daten weiter verbessert haben,
um noch differenzierter agieren zu
können. Wir schauen beispielsweise
bei den Kunden unserer Versicherungsnehmer nicht nur auf die Bilanz, sondern zusätzlich auf Zwischen- und Planzahlen sowie die Belastbarkeit der Hausbankbeziehung.
Auch beim Thema Transparenz
hat sich etwas getan. So stellt Euler
Hermes seinen Kunden mehr Informationen über ihre Vertragspartner
zur Verfügung, wie zum Beispiel die
Ergebnisse der Bonitätsprüfung. Die
Kunden erhalten auf diese Weise als
Frühwarnsystem wichtige InformaFortsetzung Seite B 8
tionen und Betriebskosten ausschließlich für Umweltschutzmaßnahmen auf.
Die technologischen und physikalischen Grenzen, die mit Maßnahmen
zur Reduzierung von Emissionen
möglich sind, sind fast erreicht. Weitere Erfolge können nur noch relativ
gering sein, erfordern aber zunehmend größere Investitionen. Diesen
teuren – und vergleichsweise geringen – Fortschritten stehen spezifische Emissionswerte an Wettbewerbsstandorten außerhalb der EU
gegenüber, die um Zehnerpotenzen
höher sein können.
Kupferpreis weltweit gültig
Mehr Umweltschutz bedeutet daher auch mehr Kosten gegenüber
Wettbewerbern außerhalb der EU,
die ohne entsprechende Auflagen
produzieren. Aurubis kann lokale
Mehrkosten nicht in ihren Produktpreisen weiterreichen, da der Kupferpreis an der London Metal Exchange
(LME) als Börsenpreis festgelegt
wird und weltweit gültig ist. Entsprechend haben Kupfer und Kupferprodukte überall auf der Welt den gleichen Preis – unabhängig von regionalen Produktionskosten.
Gleichgewicht beachten
In Bezug auf Technologiefortschritt sowie Energie- und Rohstoffeffizienz muss Aurubis deshalb leistungsfähiger sein als die Wettbewerber. Dieser Vorsprung ist aber nur begrenzt möglich und erfordert permanentes Arbeiten an Verbesserungen.
Weitere Belastungen, politisch gewünscht in Form von zusätzlichen
Steuern und Abgaben, bergen damit
das Risiko der Verlagerung von Produktion in weniger umweltfreundliche Länder und damit eines erheblichen „Carbon Leakage“. Das Gleichgewicht zwischen Ökologie, Ökonomie und Sozialem scheint die Politik
zunehmend aus den Augen zu verlieren, wenn sie nicht unmittelbar vor
Ort Verantwortung trägt.
Dies gilt auch in Bezug auf die
Energiewende. Der Ausstieg aus der
Kernenergie, die nur stochastisch
verfügbare erneuerbare Energie und
unzureichende Stromtransportnetze
gefährden eine sichere Stromversorgung besonders in Norddeutschland. Käme es zu einem längeren
Stromausfall, vielleicht sogar zu einem Black-out, dann liefe Aurubis
Gefahr, dass ihr die Schmelzen und
Flüssigkeiten in den Systemen erstarren. Dies würde zu massiven Schäden führen. Da dieses Risiko groß
ist, haben wir uns intensiv mit Möglichkeiten zur Schadensminimierung in einem solchen Fall beschäftigt. 1,5 Mill. Euro haben wir investiert, um uns einigermaßen zu schützen. Diese Unsicherheit wird uns
noch zumindest den nächsten und
wahrscheinlich auch den übernächsten Winter begleiten.
Die gleichmäßige Stromabnahme
durch Aurubis leistet in diesem Zusammenhang eine wichtige Unterstützung zur Stabilisierung des Hamburger Stromnetzes. Diese Tatsache
und das für stromintensive Unternehmen entstandene zusätzliche Kostenrisiko aus der Energiewende haben
die Bundesregierung davon überzeugt, Unternehmen wie Aurubis als
Kompensation von den Netznutzungsentgelten zu befreien. Das sichert die Wettbewerbsfähigkeit bedeutender heimischer Unternehmen
und damit Arbeitsplätze und die nationale Wertschöpfung.
Die führende Position Deutschlands in der Elektromobilität, Elektronik, Elektrotechnik, im Fahrzeugbau, in der Gewinnung erneuerbarer
Energien und weiteren Gebieten
wäre bedroht, wenn eine gesicherte
Versorgung mit Kupfer nicht mehr
gewährleistet werden könnte. Die
Entwicklung bei den in den genannten Bereichen ebenfalls immer wich-
tiger werdenden Seltenen Erden, die
China als größter Exporteur zum
Schutz seiner Industrie kürzlich
stark verknappte, könnte auch bei
Kupfer drohen.
Sehr sinnvolle Entlastungen
Deshalb muss sichergestellt werden, dass Kupferproduzenten eine
vollständige, den echten Belastungen entsprechende Kompensation
der Kosten aus dem Emissionshandel erhalten, solange für den weltweiten Wettbewerb geringere Belastungen existieren (Level Playing
Field). Die in ihrer Wirkung auf die
„Trotz seiner
zentralen Lage im
Stadtgebiet stellt
der Betrieb aber
keine Beeinträchtigung der Hamburger
Lebensqualität dar.“
internationale Wettbewerbsfähigkeit sehr sinnvollen Entlastungen
der energieintensiven Industrien,
wozu die CO2-Lizenzen, die Kosten
aus dem Erneuerbare Energien Gesetz und die Strom- und Erdgassteuer gehören, müssen erhalten
bleiben.
Aurubis unterstützt einen globalen Ansatz im Klima- und Umweltschutz. Überzogene lokale Maßnahmen sind kontraproduktiv und oft
sogar schädlich. Sie gefährden
nicht nur die Kupferproduktion und
die Zukunft von Aurubis in Hamburg, sondern auch die Zukunftsfähigkeit der gesamten deutschen Industrie.
B 8 Börsen-Zeitung Nr. 59
Sonderbeilage
Freitag, 23. März 2012
Fonds einfach und günstig über die Börse handeln
Die ersten zehn Jahre haben bestätigt, dass die Idee richtig und gut war beziehungsweise ist
seatische Wertpapierbörse Hamburg, kurz „Börse Hamburg“. Sie ist
die älteste existierende Wertpapierbörse in Deutschland und kann in
diesem Jahr auch auf ein besonderes
Jubiläum zurückblicken: Mit einem
kleinen Artikel in der Börsen-Zeitung hat es im August 2002 begonnen. Damals startete die Börse Hamburg als erster Platz in
Deutschland mit dem
börslichen Handel von
Investmentfonds.
Von
Fortan können AnleThomas Ledermann
ger Investmentfonds so
einfach, schnell und
günstig ordern, wie sie
es beispielsweise bei Aktien gewohnt sind. Mit
dem Fondshandel an
der Börse Hamburg entGeschäftsführer der
stand eine DienstleisBörsen Hamburg und
tung, von der man saHannover
gen kann, dass auch sie
„Zeitgeschichte“
geZeitung ein äußerst umfassender schrieben hat. Der börsliche FondsKursteil gegenüber. Ein Start in den handel wurde von den Anlegern so
Börsentag ohne das Studium der Bör- gut angenommen, dass die erste Umsen-Zeitung war für Börsianer fortan satzmilliarde bereits 2005 sehr deutlich überschritten wurde.
kaum vorstellbar.
Im Laufe der Jahre kamen die
Kurse zunehmend „real time“ in die
Nachteile eliminiert
Handelssäle der Börsen. Als Folge
nahm die Berichterstattung in der
Bis zum Start des Fondshandels
Börsen-Zeitung zu Lasten des Kurs- an der Börse Hamburg orderten Anteils einen kontinuierlich größer wer- leger Investmentfonds traditionell
denden Raum ein. 60 Jahre oder vorwiegend über ihre Hausbank.
rund 15 000 Ausgaben später sind es Oftmals war das Fondsangebot auf
heute in erster Linie die Nachrichten die hauseigenen Produkte begrenzt
hinter den Kursen die den Leser der und durch Annahmezeiten eingeBörsen-Zeitung bewegen.
schränkt. Zudem erfuhr man den geWas aber wäre eine Börsen-Zei- nauen Preis für einen Fondsanteil
tung ohne Börsen? Beides hängt eng erst mit der später verschickten
miteinander zusammen. Ob Meldun- Wertpapierabrechnung. Außerdem
gen Kurse bewegen oder Kurse Mel- war mit dem sogenannten „Ausgabedungen produzieren, ist wohl eher aufschlag“ eine relativ hohe Provieine rhetorische Frage. Jedenfalls ist sion für den Erwerb der Anteile zu
die Verbindung zwischen der Bör- bezahlen. Der Fondshandel an der
sen-Zeitung und den Wertpapierbör- Börse sollte diese und weitere Nachsen traditionell eng, konstruktiv und teile für Anleger eliminieren, ohne
freundschaftlich. Eine von diesen dabei gewachsene VertriebsstruktuBörsen ist die 1558 gegründete Han- ren zu zerstören. Die vergangenen
Börsen-Zeitung, 23.3.2012
Als am 1. Februar 1952 erstmalig die
Börsen-Zeitung erschien, da schrieb
sie Zeitgeschichte. Sie war die erste
und einzige ausschließlich auf den
Finanzsektor ausgerichtete Tageszeitung in Deutschland. Einem eher
überschaubaren redaktionellen Teil
stand bei der Gründung der Börsen-
zehn Jahre haben gezeigt, dass dies
gelungen ist. Der neutrale, von Vertrieben und Fondsgesellschaften unabhängige, börsliche Fondshandel
stellt eine ergänzende Alternative
dar, von der nicht nur Anleger, sondern auch Kreditinstitute profitieren
können. Dank der medialen Welt ist
das Informationsverhalten der Kunden heutzutage sehr viel ausgeprägter geworden. Gute Alternativangebote der Mitbewerber bleiben nicht
„Der börsliche Fondshandel wurde von
den Anlegern so gut
angenommen, dass
die erste Umsatzmilliarde bereits 2005
sehr deutlich
überschritten
wurde.“
lange unbemerkt. Da kann es für
eine Kundenbeziehung durchaus
von Vorteil sein, dem Kunden auch
mal ein Konkurrenzprodukt aktiv anzubieten.
Neue Kundengruppen
Mit dem börslichen Fondshandel
ist es jedem Berater problemlos möglich, über die vorhandenen OrderSysteme für den Kunden unverzüglich und kostengünstig mehrere tausend Investmentfonds über die
Börse zu beschaffen. Die Bank behält einen zufriedenen Kunden,
auch wenn er sich einmal für ein
Konkurrenzprodukt entscheidet. Abgesehen davon geht die Bank mit
der Order- und später der Bestandsprovision finanziell keinesfalls leer
aus. Wenn ein Engagement in einen
Fonds so einfach und günstig geworden ist, dann lassen sich auch ganz
neue Kundengruppen ansprechen.
Kunden beispielsweise, die ein Aktieninvestment grundsätzlich schätzen, aber vor der Auswahl von Einzeltiteln zurückschrecken und zudem relativ liquide sein möchten.
Mit dem börslichen Fondshandel ist
beides möglich.
Auch Kunden, die keine Beratung
in Anspruch nehmen möchten, muss
eine Bank nicht beunruhigen. Der
selbstbestimmte Kunde behält sein
Depot bei seiner Hausbank, verfügt
aber mit dem Fondshandel über ein
äußerst flexibles Instrument, seine
selbsttätig ausgewählten Fonds
schnell und günstig zu beziehen.
Diese Anleger waren vom börslichen
Fondshandel daher schnell überzeugt, erhöhte sich doch durch den
Wegfall des Ausgabeaufschlags zudem die Rendite der Fondsanlage
ganz erheblich. Denn die bei einer
Fondsorder fällig werdende Orderprovision des Kreditinstituts, das Börsenentgelt und die Maklercourtage
machen nur einen geringen Teil des
ursprünglichen Ausgabeaufschlages
aus.
Neben
diesem
Kostenvorteil
braucht der Anleger zudem keinerlei
Annahmezeiten der Fondsgesellschaften berücksichtigen. Denn an
der Börse Hamburg werden alle
Fonds fortlaufend in der Zeit zwischen 8.00 Uhr und 20.00 Uhr zu aktuellen Preisen gehandelt. Perma-
„Dank der medialen
Welt ist das Informationsverhalten der
Kunden heutzutage
sehr viel ausgeprägter geworden. Gute
Alternativangebote
der Mitbewerber
bleiben nicht lange
unbemerkt.“
nent vom Makler aktualisierte Quotes informieren den Anleger im Vorwege darüber, zu welchen Preisen
die Fondsanteile ge- bzw. verkauft
werden können. Bei einer marktgerecht erteilten Order ist die unverzügliche Ausführung zudem selbstverständlich. Auch der Fondshandel
wird von der Handelsüberwachungsstelle an der Börse Hamburg kontrolliert.
Was noch möglich ist
Anders als beim traditionellen
Fondserwerb kann der Anleger eine
Fondsorder an der Börse Hamburg
auch limitiert erteilen und mit einer
zeitlichen Gültigkeitsangabe verse-
Offene Immobilienfonds
an der Börse Hamburg
in Mill. Euro
Jahr
Umsatz
2002 )
1
Anzahl Trades
14,3
1 343
2003
63,9
4 235
2004
117,4
5 300
2005
249,1
8 286
2006
329,4
10 556
2007
332,8
11 706
2008
535,0
17 790
2009
12 28,5
37 672
2010
11 61,4
58 990
2011
844,9
44 710
) ab August 2002
1
Börsen-Zeitung
hen. Ebenso sind Stop-Orders für
eine kostengünstige Positionsabsicherung möglich. Die Orderaufgabe
erfolgt so, wie es der Anleger von anderen Wertpapieren her kennt, –
über seine Hausbank oder seinen Online-Broker. Diese Ordertypen können Berater übrigens auch ganz aktiv für ihre Kunden einsetzen – Stichwort
Gewinnabsicherung.
Der
Kunde wird diese Sicherheit zu schätzen wissen.
Auch wenn die Krise bei den offenen Immobilienfonds insbesondere
in den Jahren 2009 und 2010 nochmals zu einer deutlichen Umsatzausweitung an der Börse Hamburg geführt hat, liegt die derzeitige Entwicklung der Assetklasse nicht im Interesse der Börse. Viele offene Immobilienfonds waren und sind noch immer gute Produkte. Die Renditen vieler Fonds sprechen eine eindeutige
Sprache. Mit einem möglichen Wegfall einiger Produkte entginge nicht
nur der Börse Umsatz, sondern entfiele für Investoren auch eine wichtige Diversifikationsmöglichkeit.
Vertrauen zurückgewinnen
Gerade zu einer ausgewogenen
Vermögensaufteilung gehört auch
eine Diversifikation des Immobilieninvestments. Der offene Fonds
scheint dafür ein prädestiniertes Instrument zu sein. Denn der Grundgedanke, sich mit relativ geringen Beträgen an professionell gemanagten
Immobilienvermögen beteiligen zu
können, ist auch zukünftig wichtig
und gut. Entscheidend wird es in der
jetzigen Situation allerdings darauf
ankommen, das einst vorhandene
„Anders als beim
traditionellen Fondserwerb kann der
Anleger eine Fondsorder an der Börse
Hamburg auch limitiert erteilen und mit
einer zeitlichen
Gültigkeitsangabe
versehen.“
Offene Immobilienfonds
Der Fondshandel an der Börse
Hamburg startete mit rund 30 offenen Immobilienfonds (OIFs), von denen zum damaligen Zeitpunkt noch
keiner „eingefroren“ war. Immobilienfonds waren unter Anlegern
lange Zeit mit Recht sehr beliebt, hatten sie sich doch über Jahrzehnte als
eine relativ sichere Anlage bewährt,
die zudem kontinuierlich gute Renditen abwarf.
Mit der Schließung des Immobilienfonds eines großen Anbieters
wurde 2005 erstmalig offensichtlich,
dass das Konstrukt der OIFs mit der
Fristeninkongruenz einen gewichtigen Nachteil beinhaltete. Als immer
mehr Anleger ihre Anteile an die
KAGs zurückgaben und ihr Geld verlangten, führte dies in der Folge zu
einer Reihe von Schließungen weiterer Immobilienfonds. Dabei wurden
sie quasi in eine Art Sippenhaft genommen. Welche Objekte sich in einem Fonds befanden und wie sich
die Vermietungssituation darstellte,
wurde nebensächlich.
Verlässlicher Ausweg
„Nicht der Letzte“ zu sein, schien
oftmals der vorrangige Beweggrund
für den Ausstieg aus einem Immobilienfonds. Mit dem Börsenhandel
konnte zwar das grundsätzliche Problem der OIFs nicht gelöst werden,
aber für viele Anleger war und ist es
die einzige Möglichkeit, an Liquidität zu gelangen. Mit dem bestens
funktionierenden Börsenhandel in
Hamburg konnten die betroffenen
KAGs ihren Kunden mit Liquiditätsbedarf einen verlässlichen Ausweg
aufzeigen.
Vertrauen der Anleger in diese Assetklasse im Interesse aller zurückzugewinnen. Auch Anleger sollten sich genauestens überlegen, ob ein schneller Verkauf ihrer Anteile wirklich in
ihrem Interesse ist.
Zusätzliche Dienstleistung
Man kann zusammenfassend festhalten, dass sich der Handel von Investmentfonds an der Börse als zusätzliche Dienstleistung bewährt
hat. Herkömmliche Vertriebskanäle
sind nicht obsolet geworden. Konkret bei den offenen Immobilienfonds wird man neue Fondsprodukte entwickeln müssen, die den
Fondsgesellschaften künftig eine höhere Planungssicherheit beim Immobilienmanagement ermöglichen und
gleichzeitig für Anleger eine optimale Liquidität gewährleisten. Zehn
Jahre Fondshandel an der Börse
Hamburg haben gezeigt, dass unsere
Idee richtig und gut war bzw. ist. Als
der Marktplatz für den Handel von
Investmentfonds werden wir uns
auch in den nächsten Jahren für die
Weiterentwicklung dieses Segments
intensiv einsetzen.
Ausfallrisiken frühzeitig erkennen
Fortsetzung von Seite B 7
tionen über den Handelspartner, womit sie dessen wirtschaftliche Situation noch besser einschätzen können.
Da der Kunde stets eine Eigenbeteiligung trägt, honoriert er durchaus,
wenn er über seinen Kreditversicherer
zusätzliche Informationen bekommt,
wenn das Risiko zu groß wird. Diese
kontinuierliche Bonitätsprüfung und
das Risiko-Monitoring sind neben dem
Deckungsschutz selbst wesentliche
Leistungsbausteine der Kreditversicherer für ihre Kunden.
Dass die Kreditversicherer mit den
ergriffenen Maßnahmen Erfolg haben, zeigen aktuelle Beispiele: Für
Lieferungen in Regionen mit gestiegenem Ausfallrisiko wie Nordafrika
oder Japan haben die Kreditversicherer zu jeder Zeit ausreichenden Versicherungsschutz
aufrechterhalten
und sich eng mit ihren Kunden abgestimmt. Die Limite wurden von den
Unternehmen gehalten. So ist beispielsweise das Exposure der Kreditversicherer für Japan heute das gleiche wie vor der Krise. Wenn die Risiken in einem Land zunehmen, intensivieren wir unsere Risikoanalysen.
Zugleich pflegen wir einen intensiven, engen Austausch mit den Kunden, um sie kontinuierlich informiert zu halten und bedarfsgerecht
gemeinsam zu agieren. Gerade bezüglich Japan und Nordafrika haben
wir ausgesprochen positive Rückmeldungen von den Kunden erhalten.
Hier haben wir unter Beweis gestellt, dass wir den Kunden auch weiter als enge Partner zur Seite stehen.
Binnennachfrage beflügelt
In 2012 werden die wesentlichen
Wachstumsimpulse von der Binnennachfrage ausgehen. Doch auch der
Außenhandel, insbesondere die Geschäfte mit den wachstumsstarken
Schwellenländern, und die damit
verbundene Exportkreditversicherung bleiben anhaltend wichtig. Die
EU-Kommission hat im Juli 2011
eine Konsultation zur Überprüfung
der Ende 2012 auslaufenden Kommissionsmitteilung über die kurzfristige Exportkreditversicherung eröffnet. Dabei geht es vor allem um die
klare Abgrenzung zwischen privatem und staatlichem Kreditversicherungsmarkt. Derzeit gilt: Marktfä-
hige Risiken dürfen grundsätzlich
nicht durch staatliche Exportkreditversicherungen gedeckt werden.
Motor Kreditversicherung
Als marktfähig gelten derzeit kurzfristige Risiken, das heißt bis zu zwei
Jahren, innerhalb der EU und der
OECD-Kernländer. Aus Sicht der privaten Kreditversicherer hat sich
diese Abgrenzung im Grundsatz bewährt. Die privaten Kreditversicherer haben weltweit ihre Deckungen
in den letzten Jahren teilweise erheblich ausgebaut. In Asien stiegen die
Deckungssummen zwischen 2005
und 2010 auf das Anderthalbfache,
in Südamerika im gleichen Zeitraum
auf das Zweieinhalbfache. Dabei
wuchsen die Exportdeckungen teilweise sogar stärker als die Ausfuhrleistung der deutschen Wirtschaft.
Die Kreditversicherer begleiten die
deutschen Unternehmen sowohl im
Binnen- wie im Außenhandel, im Geschäft mit Industrienationen wie mit
wachstumsstarken
Schwellenländern und tragen damit einen wichtigen Teil zum Wachstum Deutschlands bei.
Sonderbeilage
Freitag, 23. März 2012
Börsen-Zeitung Nr. 59
B9
Gesunde Mittelstandsfinanzierung nicht „verbaseln“
Konstruktionsmängel und Fehlanreize der Bankenregulierung belasten die Kreditvergabe
sich der konjunkturelle Aufschwung
hierzulande als vergleichsweise
nachhaltig erweist, ist unter anderem der Vielzahl mittelständischer
Unternehmen zu verdanken. Dies
gilt auch für Hamburg. Denn gerade
der Dienstleistungssektor, der in
Hamburg ein überdurchschnittliches
Gewicht hat, ist von vielen kleinen
und mittelgroßen Unternehmen geprägt.
Ob Hamburg oder
Deutschland: Der mittelständischen WirtschaftsVon
struktur entspricht die
Harald Vogelsang
starke Stellung der Mittelstandsbanken in unserem dreigliedrigen Bankensystem. Die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Mittelstandsfinanzierung ist entspreVorstandssprecher der chend hoch.
Im Vordergrund steht
Hamburger Sparkasse
dabei die Kreditvergabe
durch Banken und Sparlität des Finanzsektors systemrele- kassen auf der stabilen Grundlage
langfristiger Kunde-Bank-Beziehunvante Großbanken.
Die gegenwärtigen Regulierungs- gen. Eine Kapitalmarktfinanzierung
anstrengungen sind jedoch ein gro- wäre für den Mittelstand – 99 % der
ßes Risiko für die Finanzierung mit- deutschen Unternehmen haben wetelständischer Unternehmen in niger als 10 Mill. Euro Jahresumsatz
Deutschland. Dabei will doch nie- – aufgrund zu geringer Finanziemand irgendwann in der Börsen-Zei- rungsvolumina ineffizient. Zudem
tung lesen müssen, dass der Mittel- wäre sie für alle Mittelständler hochstand mangels Krediten völlig „abge- gradig riskant, da sie ihre langfristig
brannt“ dasteht. Dass Deutschland angelegten stabilen Geschäftsmobesser als viele andere Länder durch delle den kurzfristigen und bisweidie Krisenjahre gekommen ist und len erratischen Höhen und Tiefen
Börsen-Zeitung, 23.3.2012
Der Mittelstand ist systemrelevant
für die gesamte deutsche Wirtschaft.
Seine Finanzierung beruht maßgeblich auf der klassischen Kreditvergabe durch Hausbanken. Gerade deshalb sollte das Geschäftsmodell regional tätiger Mittelstandsbanken
nicht so behandelt werden, wie das
von global agierenden, für die Stabi-
der Kapitalmärkte aussetzen müssten. Deshalb kommen Kapitalmarktfinanzierungen für den deutschen
Mittelstand kaum in Betracht.
Die heutige gewachsene Kreditkultur und die besondere Struktur der
Kreditwirtschaft haben sich historisch im fairen Wettbewerb herausgebildet. Das dreigliedrige Bankensystem ist gut für Deutschland und
seine Regionen. Es muss bewahrt
werden – zumal es in Krisenzeiten
eindeutig stabilisierend wirkt. Trotz
einiger bedauerlicher Problemfälle
stehen die deutschen Banken und
Sparkassen nach den Verwerfungen
der Finanzkrise insgesamt wesentlich besser da als die Bankenbranche
in anderen Teilen Europas und der
Welt.
Struktur hat sich bewährt
Wichtig ist, dass diese über Generationen gewachsene und bewährte
Struktur der deutschen Kreditwirtschaft nicht durch unter dem Eindruck der Krise geschaffenen Wettbewerbsverzerrungen nachhaltig beschädigt wird.
Eine stärkere Regulierung global
agierender, systemrelevanter Finanzinstitute ist zwar nach den Erfahrungen der Finanzkrise nötig. Jedoch
wird bei der verstärkten Bankenregulierung, die alle Kreditinstitute über
einen Kamm schert, deutlich übers
Ziel hinausgeschossen. Sie gefährdet
so die Finanzierung des Mittel-
stands. Denn gerade durch Basel III
werden die Anforderungen an Höhe
und Zusammensetzung von Eigenkapital- und Liquiditätsausstattung der
Banken und Sparkassen so verändert, dass Kredite an mittelständische Unternehmen knapper und teurer werden.
Blasenbildung verhindern
Die Konstruktionsmängel und die
Fehlanreize der verschärften Bankenregulierung sind eklatant. Angesichts der anhaltenden Staatsschuldenkrise ist es äußerst fragwürdig,
ob für einen erstklassigen Mittelstandskredit wesentlich mehr Eigenkapital vorgehalten werden muss,
während Anleihen hoch verschuldeter Staaten auch künftig nicht auf
das Eigenkapital angerechnet werden sollen.
Außerdem beschränkt Basel III die
Möglichkeiten einlagenstarker Kreditinstitute, langfristige Kredite zu vergeben. Doch hierzulande sollte nicht die
amerikanische Kurzfristkultur Einzug
halten und das Zinsänderungsrisiko
vom Kreditinstitut auf den Kunden
übertragen werden. Für die deutschen Mittelständler und die privaten
Baufinanzierer ist es gut, dass mehr
als 80 % der Darlehenszusagen auf
mittel- und langfristige Kredite entfallen. Dies schafft Planungssicherheit und Stabilität. Zudem trägt unsere bewährte langfristige Kreditkultur dazu bei, die Bildung von Blasen
zu verhindern – auch auf dem Immobilienmarkt.
Die kumulative Wirkung zu wenig
durchdachter und undifferenzierter
Maßnahmen zur stärkeren Bankenregulierung wie Basel III, Bankenabgabe und Harmonisierung der Einlagensicherung belastet gerade Mittelstandsbanken wie Sparkassen und
Volksbanken unnötig stark. Sie werden übermäßig behindert, ihre volkswirtschaftliche Finanzierungsfunktion für die mittelständische Wirtschaft zu erfüllen.
Schlummernde Risiken
Leider setzen die neuen Regulierungen fast immer am klassischen,
kundenbasierten Bankgeschäft an.
Dieses war jedoch nicht Ausgangspunkt der Krise. Die Krisen verursachenden, reinen Finanzprodukte werden dagegen nach wie vor zu wenig
reguliert. Es ist aber falsch, sich darauf zu konzentrieren, was sich leicht
erfassen und regulieren lässt. Viel
wichtiger wäre es, das Schatten-Finanzsystem zu regulieren, um die
dort schlummernden Risiken ans
Licht zu holen und so weit wie möglich abzustellen. Der Wert des dezentralen deutschen Bankensystems
wird leider unterschätzt und damit
die mittelständische Wirtschaft als
Herz der deutschen Volkswirtschaft
geschwächt. Doch die in der Mittelstandsfinanzierung am Finanzplatz
Hamburg tätigen Banken und Spar-
kassen wollen auch weiterhin lieber
den soliden Mittelstand als unsolide
Staaten finanzieren. Denn auch wenn
Kredite künftig tendenziell knapper
und teurer werden: Entscheidend für
die Kreditvergabe ist und bleibt eine
gute Kunde-Bank-Beziehung, wie sie
gerade die in der Region ansässigen
Institute mit Marktkenntnis und Kompetenz vor Ort bieten.
Noch ist es nicht zu spät
Dank ihrer Finanzkraft und guten
Positionierung im Markt sollte es
den Hamburger Mittelstandsbanken
trotz Überregulierung gelingen, weiterhin Kredite zu vergeben und einer
drohenden Kreditklemme so weit
wie möglich entgegenzuwirken. Hilfreich wäre es hierfür, wenn die Risikogewichte für Mittelstandskredite
abgesenkt würden. Kurzum: Es
sollte eine differenzierte Umsetzung
von Basel III erfolgen, die sowohl Geschäftsmodell und Risikoneigung als
auch die Belange der Kredit nehmenden Wirtschaft angemessen berücksichtigt. Dafür ist es noch nicht zu
spät!
Das branchenübergreifende Miteinander am Standort Hamburg hat
sich auch in turbulenten Zeiten als
erfolgreich erwiesen. Und dies soll
trotz verschärfter Regulierung so
bleiben. Nationale Politik und supranationale Einrichtungen dürfen die
Zukunft der Mittelstandsfinanzierung nicht verbaseln!
Lebenswerte Stadträume bauen und schützen
Klares Bekenntnis zum Wohnungsbau – Hamburger Senat geht in die Offensive – Energieeffizienz steigert Vermarktungschancen
Börsen-Zeitung, 23.3.2012
Jedes Jahr ziehen rund 8 000 Neuhamburger an die Elbe. Meist sind es
junge Menschen unter 30 Jahren,
die hier eine Ausbildung beginnen
oder eine neue Arbeitsstelle antreten. Gerade angesichts des demografischen Wandels braucht Hamburg
diesen Zuzug von qualifizierten Mitarbeitern auf allen Ebenen. Er ist die
Voraussetzung für die dynamische
wirtschaftliche Entwicklung der Hansestadt als wachsende Metropole.
Ein Schlüssel für Hamburgs Zukunft liegt damit in der Verfügbarkeit von attraktivem Wohnraum zu
angemessenen Preisen. Denn für
viele Fachkräfte ist die Lebensquali-
tät bei der Wahl ihres Arbeitsplatzes entscheidend. Ein leistungsfähiger
Wohnungsmarkt
stellt die Basis für die
Konkurrenzfähigkeit
des Wirtschaftsstandorts Hamburg dar.
Schon heute leben in
Hamburg 1,78 Millionen Menschen in insgesamt 890 000 Wohnungen, Tendenz steigend.
Trotz der internationalen Staatsverschuldungskrise mit ihren Verwerfungen
an den Finanzmärkten sind die Investitionsbedingungen im Bereich Im-
Auf dem Weg zur Investitionsbank
Die Hamburgische Wohnungsbaukreditanstalt (WK) ist seit 1953 als
Förderbank der Stadt Hamburg im öffentlichen Auftrag für Unternehmen und Privatpersonen in der Hansestadt aktiv. Schwerpunkte ihrer
Tätigkeit liegen derzeit bei der Wohnungs- und Städtebauförderung
sowie im Umweltschutz. 2011 legte der Hamburger Senat in seinem Arbeitsprogramm fest, die WK zu einer Investitionsbank auszubauen.
Hier soll künftig die Förderung für die Wirtschaft, den Wohnungsbau
und den Umwelt- und Klimaschutz zusammengefasst werden. Ziele
sind die Bündelung der Förderaktivitäten, das Nutzen von Synergien,
die Stärkung des Bankenstandorts Hamburg und eine verbesserte Information und Beratung. Mit einer Ausweitung des Förderangebots
kann so der Hamburger Wirtschaft ein noch besseres Angebot gemacht werden. Die Umsetzung läuft, Anfang 2013 soll die neue Investitions- und Förderbank an den Start gehen.
Von
Ralf Sommer
Vorstandsvorsitzender
der Hamburgischen
Wohnungsbaukreditanstalt
mobilien günstig. Das niedrige Zinsniveau und die Inflationsängste hielten nicht nur die inländische Konsumnachfrage auf einem konjunkturell positiven Niveau, sie beflügelten
auch die Nachfrage nach Wohnimmobilien in Deutschland. In der
Folge stiegen die Preise, sowohl für
Bestandsimmobilien als auch für
Neubauten. Davon betroffen waren
insbesondere attraktive Ballungszentren wie Hamburg.
Steigende Mieten
In der Hansestadt führte zudem
die geringe Bautätigkeit der vergangenen Jahre, die weit hinter der
Nachfrage nach Wohnraum zurückgeblieben ist, zu steigenden Mieten.
Dies zeigt auch der aktuelle Hamburger Mietenspiegel vom November 2011: Die Mieten waren im
Schnitt 5,8 % höher als 2009, für
Altbauten in guter Lage werden sogar bis zu 16 % mehr verlangt. Nur
noch rund ein Drittel der Wohnungen kostet weniger als 6 Euro pro
Quadratmeter. Was Investoren
freut, wird für einen Teil der Bevölkerung zum Problem und kann so
zum Bumerang für den Wirtschaftsstandort werden.
Ehrgeiziges Ziel gesetzt
Deshalb hat sich der Hamburger
Senat mit Amtsantritt 2011 ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: In Hamburg sollen statt zuletzt 3 000 in naher Zukunft jährlich 6 000 Wohnungen gebaut werden. Ein Drittel davon soll
als geförderte Wohnungen mit günstigen Mieten entstehen. Umgesetzt
wird die städtische Wohnungsbauförderung von der Hamburgischen
Wohnungsbaukreditanstalt (WK),
die schon seit den fünfziger Jahren
Investitionen in kostengünstigen
Wohnraum unterstützt. Als Gegenleistung für die Förderung eines Neubaus oder einer Modernisierung von
Mietwohnungen mit Darlehen oder
Zuschüssen erhält die Stadt Mietpreis- und Belegungsbindungen
über meist 10 oder 15 Jahre.
Allein 2011 unterstützte die WK
den Neubau von 2 147 Mietwohnungen mit zinsgünstigen Darlehen und
Zuschüssen. Die deutliche Steigerung
gegenüber dem Vorjahr (1 547 Woh-
Familiengerechter Wohnungsbau.
nungen) zeigt die gute Akzeptanz der
Förderung bei Investoren. Um den besonderen Anforderungen des Hamburger Wohnungsmarktes gerecht zu
werden, hat die WK ihr Förderangebot im Laufe des vergangenen Jahres
so erweitert, dass nicht nur Menschen mit niedrigen Ein-kommen,
sondern auch solche mit mittleren
Einkommen davon profitieren können. Damit können in öffentlich geförderten Wohnungsbauprojekten unterschiedliche Zielgruppen bei Einstiegsmieten von 5,90 bzw. 8,00 Euro pro
Quadratmeter profitieren. Die Ver-
Foto: WK Hamburg
mieter erhalten hierfür zinsverbilligte
Darlehen und Zuschüsse.
So wird zum Beispiel auch bei großen
Stadtentwicklungsprojekten
wie der HafenCity oder der Neuen
Mitte Altona ein Teil der Wohnungen als öffentlich geförderter Wohnungsbau entstehen. Da mehr als
60 % der Hamburger Familien einkommensmäßig berechtigt sind,
eine solche Wohnung zu beziehen,
ist damit der Grundstein für gut
durchmischte, lebenswerte Stadträume gelegt.
Fortsetzung Seite B 10
B 10 Börsen-Zeitung Nr. 59
Sonderbeilage
Freitag, 23. März 2012
Der Hafen wächst – und damit auch der Bahnverkehr
Vom Schiff auf die schon lang erprobte Hafenbahn – Politik hat die Bedeutung des Schienengüterverkehrs erkannt
werden über die Hafenbahn abgewickelt, deren Netz mittlerweile rund
300 Kilometer Gleise und etwa 800
Weichen umfasst. Damit erschließt
sie über 170 Gleisanschlüsse von Umschlags-, Logistik- und Industriebetrieben. Rund 10 % des gesamten
deutschen Schienengüterverkehrs
beginnen oder enden hier.
Und
der
Hafen
wächst weiter: Im vergangenen Jahr ist der
Güterumschlag im VerVon
gleich zu 2010 um 9,1 %
Thomas Böcher
auf 132,2 Mill. Tonnen
gestiegen. Nach Angaben der Hamburg Port
Authority lässt die Umschlagprognose für den
Hamburger Hafen auch
beim Bahnverkehr zweistellige Zuwachsraten erGeschäftsführer der
warten. 2011 rollten
Paribus Capital GmbH
knapp zwei Millionen
Standardcontainer über
dem heutigen Deichtorplatz mit der die Gleise der Hafenbahn. Auch die
Speicherstadt verband. Bei der kur- Politik erkennt die Bedeutung des
zen Strecke blieb es allerdings nicht Schienengüterverkehrs im Hafen –
lange – das Unternehmen und seine in diesem Jahr sollen rund 70 Mill.
Euro etwa in die Hafenbahnhöfe soAnlagen wuchsen unaufhaltsam.
Auch als Ende der 1960er Jahre wie in neue IT-Systeme investiert
die Zeit des traditionellen Stückgut- werden. „Die Hafenbahn bildet
transports in Säcken, Fässern und heute das Rückgrat des Hafens“, äuKisten zu Ende ging und die großen ßerte kürzlich der Hamburger WirtContainerschiffe mehr und mehr das schaftssenator Frank Horch.
Die Erfolgsgeschichte der Bahn im
Bild des Hafens dominierten, konnte
die Bahn weiter punkten: Statt Sä- Hamburger Hafen lässt sich auch auf
cke und Kisten mühselig in Güterwa- die Entwicklung des Schienengütergen zu schaffen, wurden nun ein- verkehrs in ganz Deutschland überfach ganze Container zum Weiter- tragen. So verzeichnete das Statistitransport zum Bestimmungsort auf sche Bundesamt 2011 eine Steigerung des Transportvolumens um
die Schiene verladen.
Heute verkehren an einem Werk- 6,5 % auf 4,3 Mrd. Tonnen beförtag rund 200 Güterzüge mit mehr derte Güter – die höchste Steigerung
als 4 500 Waggons im Hamburger im Vorjahresvergleich seit 1994.
Das ist nicht verwunderlich – bieHafen. 70 % des Container-Verkehrs
Börsen-Zeitung, 23.3.2012
Der Hamburger Hafen ist der größte
Bahncontainer-Umschlagplatz
in
Europa. Dafür ist nicht zuletzt die
Hamburger Hafenbahn verantwortlich. Im August 1866 nahm sie ihren
Betrieb auf – zunächst mit einer 700
Meter langen zweigleisigen Bahn,
die den „Berliner Bahnhof“ nahe
men und späteren Verkaufserlösen
erwirtschaftet der jeweilige Fonds
eine Rendite für seine Anleger. Dazu
investieren geschlossene Fonds in einen Pool von neuen und gebrauchten Diesel- und Elektroloks für Zubringer-, Strecken- und Rangierdienste, womit die volle Bandbreite
der von Eisenbahnverkehrsunternehmen nachgefragten Loks abgedeckt
werden kann.
tet der Gütertransport auf der
Schiene doch eine ganze Reihe von
Vorteilen für Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt. Zum einen ist er
deutlich sicherer als der Transport
per Lkw. Gleichzeitig schont er das
Klima: Bei den CO2-Emissionen liegt
der Schienengüterverkehr im Vergleich zu allen anderen Verkehrsträgern auf Platz eins – mit Werten, die
viermal geringer sind als bei einem
Transport auf der Straße. Zudem ist
die Branche einer der wichtigsten
Wirtschaftszweige der Republik. Zusammen mit den Schienenfahrzeugproduzenten, deren Zulieferern und
den Bahnbauunternehmen bietet sie
rund 580 000 Arbeitsplätze und
kann einen Jahresumsatz von über
50 Mrd. Euro vorweisen.
Ramsauers Pläne
Als größte Volkswirtschaft und
wichtigste Exportnation Europas ist
Deutschland Ausgangspunkt der bedeutendsten
Warenströme
in
Europa und Transitland Nummer 1.
Rund 38 000 Kilometer Schiene verbinden alle Wirtschaftsregionen des
„Der Hamburger
Hafen ist der größte
BahncontainerUmschlagplatz in
Europa.“
Landes, rund 3 300 Handels- und
Produktionsunternehmen verfügen
über zusätzliche, eigene Gleisanla-
Für Anleger zu bedenken
northrail Lokomotive im Hafendienst.
gen. Seit der Bahnreform 1994 hat
Deutschland zudem einen der am
stärksten deregulierten Bahnmärkte
Europas. Innerhalb des Schienengüterverkehrs hatte die DB AG 2010 einen Marktanteil von knapp unter
75 %. Die Wettbewerber erbringen
mittlerweile über ein Viertel aller
Leistungen (25,1 %). So arbeiten beispielsweise auf den Gleisen der Hamburger Hafenbahn 93 Eisenbahnunternehmen. Wie in Hamburg hat
auch die Bundespolitik die Bedeutung des Schienengüterverkehrs erkannt: Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer will den Marktanteil
des Warentransports mit der Bahn
künftig um bis zu 25 % steigern. Im
Zeitraum von 2009 bis 2014 stellt
die Bundesregierung dazu jährlich
2,5 Mrd. Euro für den Ausbau und
die Erhaltung des Schienennetzes bereit.
Foto: Paribus Capital
Doch auch das beste Schienennetz
ist wertlos ohne das sogenannte „fahrende Material“ – allen voran die Lokomotiven. Bahntechnologie aus
Deutschland genießt weltweit einen
hervorragenden Ruf. Mit innovativer Hochtechnologie haben sich
deutsche Hersteller die Position der
Weltmarktführer gesichert. Die Lokomotive erweist sich dabei nicht nur
als langlebiges Investitionsgut für
das Unternehmen (Rangierlokomotiven können bis zu 60 Jahre fahren),
sie kann auch für den Kapitalanleger
gewinnbringend sein. Denn insbesondere private Eisenbahnunternehmen greifen oft auf Leasing- oder
Mietlokomotiven zurück.
Finanziert werden diese Lokomotiven unter anderem von den Anlegern geschlossener Beteiligungen
wie den Paribus Rail Portfolios – Lokomotiven, wie sie von northrail
GmbH an Eisenbahngesellschaften
und Industrie vermietet und unter
anderem auch im Hafen Hamburg
eingesetzt werden. Aus Mieteinnah-
northrail Lok vor Containerzug.
Sinnvoll ist bei einem solchen
Fonds – zur Steigerung der Renditechancen und zur Optimierung der Risikostreuung – ein Drittelmix aus
Mietverträgen kurzer, mittlerer und
langer Laufzeit. Anleger sollten aber
in jedem Fall bedenken, dass die
Fonds nicht gegen alle Konjunktureinbrüche gefeit sind – im Fall eines
Abschwungs können Eisenbahngesellschaften zum Beispiel versuchen,
die angemieteten Lokomotiven abzustoßen oder die Mieten zu drücken.
Zudem kann die Zeichnung eines
Eisenbahnfonds eine sogenannte
Blind-Pool-Beteiligung darstellen.
Auf der einen Seite ermöglicht diese
Konstruktion dem Fondsmanager,
das Portfolio sukzessive aufzustocken und dadurch unter anderem
auch interessante Kaufoptionen zu
nutzen. Für die Anteilseigner am
Fonds bedeutet es andererseits, dass
sie anfangs nicht vollends wissen,
welche Loks später im Portfolio sein
werden – es sei denn, die Investitionskriterien sind klar und eindeutig
dargelegt. Umso mehr sollten Anleger bei der Auswahl eines Produktes
darauf achten, dass Emissionshaus
und Fondsmanager des Sachwertportfolios über eine entsprechende
Expertise und Marktkenntnis im Eisenbahnsegment verfügen, um die
richtigen Lokomotiven fürs Portfolio
einzukaufen.
Foto: Paribus Capital
Lebenswerte Stadträume
Fortsetzung von Seite B 9
Aber auch in gewachsenen Quartieren wie im alten Arbeiterstadtteil
Wilhelmsburg oder im innenstadtnahen Hamm sollen mit öffentlich geförderten Wohnungen die gewachsenen Sozialstrukturen geschützt werden. Hier geht es neben den Neubauten auch oft um Modernisierungen.
2011 hat die WK insgesamt 8 000
Wohnungsmodernisierungen – sowohl Miet- als auch Eigentumswohnungen – gefördert.
Dabei müssen meist nicht nur
Größe, Aufteilung und technische
Ausstattung den heutigen Anforderungen angepasst werden. Vielfach
bedarf es zudem einer Neugestaltung des kompletten Wohnumfeldes. Diese dringend notwendigen
Verbesserungen federt die WK ebenfalls mit ihrer Förderung finanziell
ab, damit die Kaltmieten nicht
sprunghaft steigen und es nicht zu einer Verdrängung der Altmieter
kommt.
Bei Investitionen in Wohnimmobilien spielt das Thema Energieeffizienz eine immer größere Rolle –
nicht nur um der gesellschaftlichen
Aufgabe des Klimaschutzes gerecht
zu werden. Auch für die langfristigen Vermarktungschancen sind niedrige Heizkosten und ein angenehmes Wohnklima wichtige Faktoren.
Dies gilt es vor allem bei Kauf und
Verwaltung von Altbauten zu bedenken. 85 % aller Hamburger Wohngebäude sind vor dem Erlass der ersten
Wärmeschutzverordnung im Jahr
1978 entstanden – das ökonomisch
wie ökologisch bedeutende Einsparpotenzial ist bei diesen Bauten be-
sonders hoch. Die WK steht auch
hier den Investoren mit Förderprogrammen zur Seite. Es gilt der
Grundsatz: je energieeffizienter das
Gebäude, desto höher die Förderung.
Über die Förderung hinaus sind
auch die Flächenbereitstellung und
eine flexible und zügige Genehmigungspraxis Grundlage für die erfolgreiche Entwicklung des Hamburger Wohnungsmarktes. Deshalb hat
der Hamburger Senat im Juli 2011
mit den sieben Bezirken einen „Vertrag für Hamburg“ unterzeichnet.
Das darin vereinbarte Ziel, bis Ende
2011 Baugenehmigungen für mindestens 6 000 Wohneinheiten zu erteilen, wurde bereits im November
überschritten.
Mehr Fördervolumen
Dies ist ein klares Bekenntnis zum
Wohnungsbau. Auch mit den Wohnungsverbänden hat die Stadt im
Rahmen des „Bündnisses für Hamburg“ entsprechende Vereinbarungen getroffen, um mehr Wohnungen
in der Hansestadt zu schaffen. Ziel
ist es, 30 % davon als öffentlich geförderte Wohnungen für mittlere und
geringe Einkommen entstehen zu lassen. Um dies zu erreichen, beabsichtigt der Hamburger Senat, im Rahmen des Wohnungsbauprogramms
das Fördervolumen der WK für 2012
weiter zu erhöhen. Dies ist eine gute
Nachricht für Investoren im Wohnungsbau und eine Basis, um gemeinsam ehrgeizige Ziele zu erreichen.
Hamburgs Förderbank steht dem
Wirtschaftsstandort Hamburg damit
weiter als starker Partner zur Seite.