Inhalt - jot wd

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Inhalt - jot wd
Ein Mann
des Friedens
Nr. 4/2005
10. Jahrgang
EVP: 1 Euro
Die Bürgerzeitung
aus Marzahn-Hellersdorf
Tanz in den Frühling
Von ihm wird die W
elt
Welt
noch sprechen, wenn
wir längst vergessen sind.
Inhalt
Künstler
.d.:
Künstler--Serie in jot w
w.d.:
Viele Leser werden
sich an Sänger und
Musiker ihrer Jugendzeit in der DDR erinnern. jot w.d. berichtet,
was aus ihnen geworden ist. Heute: Kammersänger Reiner Süß.
Seite 3
Die Rechten und der 8. Mai:
Die Debatte um die Gedenkfeiern zum 60. Jahrestag der Befreiung reißt
nicht ab. jot w.d. denkt
über Rechtsextreme nach
und wirft einige Argumente in die Diskussion.
Seite 4/5
Millionen für die Platte:
Mit „Europa-Geld“ findet die Sanierung weiterer Wohnblöcke in der
Großsiedlung ihre Fortsetzung. jot w.d. war bei
der spektakulären symbolischen Geldübergabe dabei.
Seite 6
Randale im PPark:
ark:
Berichte über regelrechte Schlachten zwischen
Jugendlichen und der
Polizei im Schlosspark
Biesdorf schreckten auf.
jot w.d. klärt auf, was
wirklich los war.
Seite 7
Zum Tag der offenen Tür am 17. April zeigen junge Tänzer und Tänzerinnen der Kurse „Coole Moves &
Jazz Dance“ Kostproben ihres Könnens. Die Vorführungen finden 10, 11.30, 15.30 und 17 Uhr im Kulturforum an der Carola-Neher-Straße 1 statt. Wer Lust bekommt, selbst mitzumachen, kann sich für Kurse
und Workshops für Anfänger, Mittelstufe und Fortgeschrittene anmelden. Mehr Infos dazu gibt es von den
Tanzlehrern Elisabeth & Augustin Molnar (Telefon: 56 66 533).
Foto: Molnar
Liebe Leser,
in den vergangenen Wochen ist allenthalben viel vom „Sterben in Würde“ gesprochen worden. Fand Frau
Schiavo in Amerika einen würdigen
Tod? Fanden ihn Harald Juhnke, Andreas von Arnim, Karol Woytila?
Wohl doch, jede(r) auf seine Art.
Über all diese Diskussionen – drehten sie sich nun ums Sterben, um Patientenverfügungen, um den wie auch
immer ermittelbaren „eigenen Willen“ – ist eines in den Hintergrund
getreten: Vor einem „Sterben in Würde“ kommt erst einmal ein „Leben in
Würde“.
Wieviel Würde des Lebens dem Einzelnen „zusteht“, entscheiden zumindest nicht schlecht besoldete Regierungsvertreter. In Deutschland heißt
es: „Würde nach Kassenlage“, oder
wie sonst ist der Streit zwischen Finanzsenator Thilo Sarrazin und Sozi-
„We’re not
worthy!“
(Wir sind unwürdig! Aus
dem Film „Waynes World)
alsenatorin Heidi Knake-Werner zu
verstehen? Für einen erwerbslosen
Menschen – egal ob allein erziehende
Mutter, zeitweise pflegender Angehöriger oder schon Älterer – gehört sein
gewohntes Lebensumfeld mit Wohnung, Schule/Kita, Freunden usw., geht
es nach SPD-Auffassung, nicht zur
Würde.
Für einen schwerstkranken Menschen,
ist er erst mal an all die teuren Apparate angeschlossen, gehört ein friedliches
Ende, geht es nach Mediziner-Auffassung, nicht zur Würde. Den einen ist
die Würde zu teuer, den anderen kann
sie gar nicht teuer genug sein. Dabei
heißt es im deutschen Grundgesetz,
das für Alle und Jeden bindend ist:
„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Von Kassenlage steht in diesem Zusammenhang nichts im
Grundgesetz.
Man hat auch noch nichts gehört von
„würdevoller Abschiebung“, von
„würdevollen Polizeiknüppeln“ (wie
sie jüngst in Biesdorf flogen), von
„würdevollen Job-Centern“ und
„würdevollen Aktionären“ der Deutschen Bank. „Ein Mensch, wie stolz
das klingt“, dichtete Maxim Gorki.
Er schrieb auch viel über Unterdrückte. Von „Würdelosen“ ist in seinen
Werken nicht zu lesen. Und nicht zu
vergessen: Vom würdelosen, von
„unwürdigen Leben“ ist es nur ein
ganz kleiner Schritt zum „unwerten
Leben“. War da nicht noch was?
Ralf Nachtmann
2
jot w
.d. 4/2005
w.d.
Aktuell
Kain, wo ist dein Bruder Abel?
Parteipolitischer Machtkampf entzweit Czaja-Brüder – Parteinachwuchs fordert Eingreifen des Landeschefs
Mahlsdorf – Sie sind beide noch
so jung, und doch arbeitet sich an,
mit und zwischen ihnen ein Generationskonflikt innerhalb der CDU
Wuhletal ab: Sebastian Czaja (21),
Bezirksverordneter, (bis vor kurzem) bildungspolitischer Sprecher
seiner Partei
im Bezirk und
sein Bruder Mario (29), Wahlkreisvertreter für
Mahlsdorf/Kaulsdorf im Abgeordnetenhaus und
Kreisvorsitzender
seiner Partei, liegen
in einem schier unlösbaren Clinch. Offen ausgebrochen ist
das Zerwürfnis, dessen Anfang und Hintergründe schwer auszumachen sind, auf
dem jüngsten Kreisparteitag, auf dem Mario mit SED-haften 95
Prozent der Stimmen als
Chef bestätigt wurde.
Kurzfristig hatte sich sein
jüngerer Bruder (trotz
Abratens einiger seiner
Freunde) zu einer Kandidatur um einen Stellvertreterposten entschlossen. Wohl mögen
ihn besonders die (ganz) jungen
Parteimitglieder aus der Nach-
wuchsorganisation gedrängt haben,
gleichwohl war der zählbare Zuspruch trotz einer feurigen Rede
gering. Die Jungen in der Union kritisieren an ihrer Führung besonders,
dass sie die Wählerschaft in der
Das Band zwischen den
Brüdern ist
zerrissen.
Foto:
Dittmann
Großsiedlung
„praktisch aufgegeben“ habe. Auch
mit einem angeblich „herrischen“
Führungsstil haben sie ihre Schwierigkeiten. Hinzu kommt, dass Se-
bastian als Hoffnungsträger für eine
sozialere CDU gilt, man seinen Bruder hingegen der „AckermannFraktion“ (Chef der Deutschen
Bank, der trotz Rekordgewinnen
Massenentlassungen durchsetzt)
zurechnet. Das Zerwürfnis
in der Wuhletal-Union
ist nicht neu.
Bereits im
vergangenen
Jahr gab es
Diskrepanzen
(insbesondere
zwischen Marzahnern und
Hellersdorfern),
die zum Rückzug
bzw. Organisationswechsel einiger aktiver Mitglieder führten.
Nun also bekam der
Machtkampf seine
pikante Note nicht
etwa dadurch, dass es
sich um Brüder handelt. Vielmehr müssen
die Waffen, mit denen
dieser Kampf geführt
wird, aufschrecken. Da
wurde dem „kleinen
Czaja“ eine (vorübergehende) Beziehung zur Miss Ostdeutschland, Micaela Schäfer, zum
Vorwurf gemacht, weil diese hatte
freizügige Fotos von sich veröffent-
Aboschein
Ja, ich möchte
Die Bürgerzeitung
aus Marzahn-Hellersdorf
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Zustellung,,
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Ausgabe schriftlich gegenüber dem jot w.d.-Herausgeber kündige. Zur
Fristwahrung genügt die rechtzeitige Absendung. Den fälligen Betrag
überweise ich innerhalb von zwei Wochen nach Erhalt der Rechnung.
lichen lassen. Da wird nach der
„verheerenden“ Niederlage bei der
Abstimmung auf dem Parteitag
noch kräftig nachgetreten, indem
man beispielsweise den Kreisvorsitzenden der hiesigen Schüler-Union,
Benjamin Herrmann, unter fadenscheinigen Gründen aus der Jungen
Union, der Nachwuchsorganisation
der CDU, hinauszuwerfen sucht.
Gelingt dies, muss er seinen Posten
bei den Schülern räumen.
Genau diese Organisation soll damit vermutlich „auf Linie“ gebracht
werden. Denn sie hatte mehrheitlich
Sebastian Czaja unterstützt. Herrmann fährt schweres Geschütz ge-
gen den Kreischef der CDU auf.
„Indem Mario Czaja diesen Rauswurf durch die Junge Union zuließ,
hat er einmal mehr gezeigt, dass für
ihn die jungen Parteimitglieder nur
Wahlkampfsklaven sind und Kritik
nicht aus der Platte kommen darf“,
heißt es in einer Pressemitteilung.
Die Jungen, die sich selbst mit dem
Attribut „Generation Next“ versehen, wollen diese Art von „Kaderpolitik“ nicht mittragen und fordern
vom CDU-Landesvorsitzenden
Zeller, einzuschreiten. Von Sebastian Czaja hingegen wird gemunkelt,
dass er aus Frust die CDU schon
bald verlassen könnte. R. Nachtmann
Nicht mit uns, sagen dieUnterstützer von Sebastian (4.v.l.).Ihre drängenden Fragen präsentierten sie zum Parteitag auf T-Shirts. Foto: lina
Gelbke & Gotthard in der Candela Lounge
Heller
sdorf – Spannende Unterhaltung ist anHellersdorf
gesagt, wenn Maria Moese am Freitag, dem 15.
April, punkt 20 Uhr ihre Talk-Runde in der Candela Lounge eröffnet. Denn ihre beiden Gäste sind
mit allen Wassern der Unterhaltungskunst gewaschen: Entertainerin Dagmar Gelbke und der Komponist Peter Gotthard. Daggie ist nicht nur des
Singens, Schauspielerns, Steppens oder Moderie-
rens mächtig, sondern schrieb auch zwei Kochbücher mit Promi-Rezepten. Gotthard, der Komponist und Filmpianist, schrieb den Puhdys einst
zwei ihrer besten Songs – „Geh zu ihr“ und „Wenn
ein Mensch lebt“.
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omenade (ehem. City Meile), Einlass 19
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jot. w. d.
Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf
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Müllerstraße 45, 12623 Berlin, Telefon: 567 83 41, 56 58 70 99, Fax: 566 72 58, 56 58 71 25,
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Redaktion: Ingeborg Dittmann (V.i.S.d.P.), Ulrich Clauder, Ralf Nachtmann (Gestaltung und Produktion)
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eise:: monatlich; Verkaufspreis 1 Euro; Abo-Preis: 1 Euro, Rechtsanspruch auf Belieferung haben nur Abonnenten
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hluss: 19. April 2005, Anz
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hluss: 21. April 2005
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usgaabe: Donnerstag, 28. April 2005; Redaktionssc
edaktionsschluss:
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edaktionssitzung: voraussichtlich Dienstag, 12. April 2005, Ort und Zeit bitte telefonisch erfragen
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Die Redaktion behält sich das Bearbeiten von Beiträgen vor. Keine Haftung für eingesandte Beiträge und Fotos.
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Leute
jot w
.d. 4/2005
w.d.
Im Bombenhagel auf
den Ettersberg
Lina Haberland kann auf 100 Jahre bewegtes
Leben zurück blicken
Plötzlich sind sie wieder da – die
Erinnerungen. Lina Haberland, die
am 6. April ihren 100. Geburtstag
feierte, kann auf ein bewegtes Leben zurückblicken. Ihre Kindheit als
Jüngste von sechs Geschwistern
verbrachte sie im thüringischen
Elgersburg bei Ilmenau.
„Mein Vater stellte Fieberthermometer in Heimarbeit her. Wir Kinder mußten immer die Röllchen
über der Spiritusflamme drehen,
damit diese weich blieben. Vater hat
diese dann weiter verarbeitet“, erzählt die Jubilarin, die noch täglich
ihre Runde durch den Park dreht.
„Medikamente brauche ich nicht“,
lächelt sie. Wer so ein hohes Alter
erreicht hat wie sie, kann viel erzählen. Zwei Kriege hat sie erlebt, die
sie prägten. „Mutter zeigte sich immer kämpferisch und hat sich nie
unterbuttern lassen“, sagt ihr Sohn
Karl (76). In der Nazi-Zeit, als ihr
Mann Ernst, der sich im antifaschistischen Widerstand engagierte und
endlich nach Jahren in die Arme
schließen konnten“, erinnert sie
sich. „Ernst organisierte im Lager
den Widerstand. Unter seiner Pelerine trug er stets einen abgesägten
Karabiner, um für alle Fälle gerüstet zu sein. Man nannte ihn deshalb auch den Pelerinenmann“.
Am 11. April 1945, als amerikanische Truppen in Weimar einmarschieren, hatten die Häftlinge bereits
das Lager in Selbstverwaltung übernommen. Unter den 21 000 Überlebenden befand sich auch der
Schriftsteller Bruno Apitz, der später in seinem Roman „Nackt unter
Wölfen“ über diese Ereignisse berichtet. „Ernst und Bruno waren Zeit
ihres Lebens dicke Freunde“, sagt
Lina Haberland. 51 000 KZ-Häftlinge erlebten die Befreiung nicht.
Die meisten verhungerten.
Auch Ernst war knapp dem Tode
entronnen. In seinem Ende der Siebziger Jahre in mehreren Auflagen
erschienenen Buch „Der Pelerinen-
3
Musiklegenden des Ostens – jot w.d.-Serie, Teil 10
In der Juli-Ausgabe 2004 begannen wir, Künstler vorstellen, die in der Jugendzeit vieler unserer Leser – also in den 50er, 60er und 70er Jahren – Schlagzeilen machten. Wie geht es den Publikumslieblingen von einst heute? jot w.d.
sprach mit Julia Axen, Mary Halfkath, Jenny
Petra, Hartmut Eichler, Vera Schneidenbach,
Günter Gollasch, der Blues-Legende Jürgen
Kerth, der Stern Combo Meißen und anderen.
Wir setzen unsere Serie heute mit dem in Mahlsdorf lebenden Sänger Reiner Süß fort. Schreiben Sie uns, über welche Künstler Sie mehr erfahren wollen. Wir werden uns bemühen, Ihren
Wissensdurst zu löschen.
Kammersänger Reiner Süß
Er steht mit 75 noch immer auf der Bühne
Wenn Reiner Süß auf seinem
Drahtesel durch seinen Kiez radelt, hält er öfter mal auf einen
Schwatz an. Man kennt ihn hier
nicht nur von der Bühne oder aus
dem Fernsehen, sondern als
Nachbar. Seit 1961 wohnt der
aus Chemnitz stammende Künstler mit seiner Familie an der
Pilgramer Straße in Mahlsdorf
Süd. Ein Engagement an der
Deutschen Staatsoper Unter den
Linden veranlasste damals den
bekennenden Leipziger zu diesem Schritt.
Noch heute schwärmt er von
Sachsens Metropole und gibt bei
unserem Treff in seiner Stammkonditorei am Hultschiner
Damm zu: „Berlin ist nicht unbedingt meine Stadt.“ Allerdings
liebe er die Ruhe und das Grün
in seinem Mahlsdorfer Kiez.
Dort feierte Reiner Süß vor kurzem auch gleich
zwei Jubiläen. Nicht
spektakulär in großem Kreis und mit
viel Tamtam, sondern ganz in Ruhe
und „ganz in Familie“: seinen 75. Geburtstag und nach
50 Ehejahren mit
seiner Renate ihre
„Goldene Hochzeit“. Sohn Dario,
der gleich um die Ecke
wohnt und Tochter Patricia und natürlich die Enkelinnen kamen gratulieren. So wie Sohn und
Tochter (Sänger und Flötistin) wandeln auch die
Mädchen auf musikalischen Pfaden, spielen
Violine und Cello.
Zur Ruhe setzen will sich
der langjährige Gastgeber der Fernsehshow „Da
liegt Musike drin“, dessen musikalische Karriere einst bei den Thomanern ihren Anfang nahm,
aber noch lange nicht.
Zumindest bis zum nächsten Jahr, in dem der
Frank-Sinatra-Verehrer
sein 50. Bühnenjubiläum
begeht, sind Auftritte auf
verschiedenen Bühnen in Vorbereitung – im Theater
Karlshorst, beim Klassik-Open-Air auf dem
Gendarmenmarkt oder
in Magdeburg.
Dennoch bleibt die Zeit,
im kleinen grünen Paradies an der Pilgramer zu
entspannen. Wobei der
Kammersänger betont:
„Der wunderbare Garten
ist allein das Werk meiner Frau Renate.“
Mit der wagt er denn auch täglich ein Spielchen nach dem Mittagessen. „Scrabblen gehört zu
unserer Leidenschaft“, gesteht
der Bassbuffo, der Anfang der
90er sogar einen Ausflug in die
große Politik wagte und als Abgeordneter im Berliner Parlament saß. Ingeborg Dittmann
Wenn das Wetter nicht zu schlecht ist,
fährt Reiner Süß gern mir dem Rad
zum Einkaufen oder ins Café. Links
ein Bild von der Hochzeit mit Renate
vor 50 Jahren. F.: Nachtmann, privat
Ein Leben für den Sport
Kathrin Mews ist Trainerin und Vizepräsidentin der Berliner Karateka
Lina Haberland erlebte stürmische Zeiten.
Foto: Staacke
wegen Vorbereitung zum Hochver- mann“ berichtet er über diese dunkrat zu Zuchthaus und KZ-Verwah- le Epoche der Nazischreckensherrrung verurteilt wurde, lebte sie nicht schaft. In den 50er Jahren siedelte
ungefährlich. Beförderte sie doch die Familie, die einige Jahre in Esgeheime Nachrichten zwischen Ge- sen lebte, in die DDR um. Später
fängnis und den Kampfgefährten im zog Lina mit ihrem Mann, der in
Untergrund. Um sich und ihren Potsdam Direktor des ArmeeSohn durchzubringen, ging sie put- museums war, nach Mahlsdorf.
zen. Eine andere Arbeit bekam sie Dort lebte sie viele Jahre und kümwegen ihres in Haft sitzenden Man- merte sich um ältere Menschen, regelte deren behördliche Angelegennes nicht.
Es war nahezu unmöglich, KZ-In- heiten. „Wenn irgendwo Hilfe gesassen zu besuchen. Doch Lina braucht wurde, wusste man, wo man
Haberland fand dennoch einen Weg. hingeht“, schmunzelt die Seniorin,
Sie ließ sich auch nicht vom die ihren Lebensabend im PflegeBombenhagel abhalten, um über wohnzentrum Kaulsdorf Nord verden Ettersberg ins KZ Buchenwald bringt. Ihren Ehrentag verlebte sie
zu gelangen. „Es war ein unbe- im Kreise der Kinder, Enkel und
Barbara Staacke
schreibliches Gefühl, als wir uns Urenkel.
Bereits als junges Mädchen hat
sich Karin Mews für den Karatesport begeistert. Daran hat sich
seit mehr als 17 Jahren nichts geändert. Die heute 34Jährige wurde jüngst erneut zur Vizepräsidentin des Berliner Karateverbandes
gewählt.
Mittlerweile ist sie mehrfache Meisterin (3. Dan), Siegerin des
Dokan-Master-Turnieres 2003,
Silbermedaillengewinnerin des
Ostseepokals 2004 und Dritte bei
den Berliner Meisterschaften. Vor
zehn Jahren hat Kathrin Mews die
Abteilung Karate des Atletic Club
Berlin (ACB) übernommen und
kräftig in Schwung gebracht. Heute
trainieren unter ihrer Regie mehr
als 90 Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Und so ganz nebenbei
koordiniert die diplomierte Finanzwirtin als Vizepräsidentin des
Berliner Karateverbandes den gesamten Berliner Leistungssport.
So erfolgreiche Karateka wie Nicole Springer (22, 2. Dan), KataSiegerin bei den Senioren im ersten Ranglistenturnier oder Marcel Schreiber (20, 1. Dan) sind in
ihre Schule gegangen. Die Nach-
hut ist schon in Sicht. Bei den
Schülern regnete es Medaillen.
Nancy Schwarz (13) holte Gold in
Kata. Anny Müller und BjörnMartin Möwius (14) gewannen
Silber. „Damit haben die Drei gute
Chancen bei den Berliner Meisterschaften im April“, zeigt sich
Mews optimistisch. Bei ihr trainieren derzeit fast 50 Kinder bis
14 Jahre und etwa 20 Oldies ab
30. So ist die Kaulsdorferin täglich in der Sporthalle an der
Carola-Neher-/Ecke Maxie-Wander-Straße anzutreffen. Außerdem
ist sie als Landeskampfrichterin
und Mitglied der Wettkampfkommission ständig auf Achse. Erst
unlängst begleitete sie Berliner
Karatekas zu den Weltmeisterschaften in Mexico.
Bemerkenswert ist, wie die
Powerfrau all das neben ihrer Arbeit unter einen Hut bringt. „Man
muß schon viel Herz daran hängen“, unterstreicht sie. Ansonsten
wäre wohl auch kaum dieses Pensum zu bewältigen. Eigene Kinder hat sie nicht. „50 habe ich
schließlich. Das reicht“, lacht sie.
Barbara Staacke
Karatemeisterin, Vizepräsidentin
des Berliner Karateverbandes,
Trainerin, Kampfrichterin – das
alles in Personalunion ist Kathrin
Mews.
Foto: ACB
4
jot w
.d. 4/2005
w.d.
Veranstaltungen zum
Tag der Befreiung in
Marzahn-Hellersdorf
19.-27. April: Jugendbegegnung mit Jugendlichen aus den
Partnerstädten Tychy, Minsk
und Halton; u.a. Gespräche mit
Zeitzeugen und Politikern,
Besuch des Treptower Ehrenmals und der Gedenkstätte
deutscher Widerstand, Kranzniederlegungen, Fotoprojekt
21. April, 10 Uhr: Gedenkveranstaltung an der Giebelwand
des Hauses Landsberger Allee
563, anschließend Benennung
der Brücke über die Wuhle in
„Nikolai Bersarin Brücke“ mit
Enthüllung einer Tafel
21. April bis 16. Juni: Aufführung verschiedener Filme im
Rahmen des Filmprojektes
„Befreiung oder Untergang“ in
der „Kiste“
22. April, 16-18 Uhr: Erzählsalon und Bücherfest im KulturGut
29. April, Kiste: Film „Ich war
19“, anschließend Gespräch
mit Wladimir Gall, erster
Stadtkomandant von Spandau
und Markus Wolf
8. Mai, Galerie M, 15 Uhr:
TV-Oper „Bewährung über
den Wolken“ mit anschließendem Gespräch
11. Mai, Bezirksmuseum, 19
Uhr: Marzahn-Hellersdorfer
Gespräch zur Geschichte von
Nikolai Bersarin
24. Mai, PDS-Geschäftsstelle:
Ausstellung „Kunst gegen
Krieg und das Vergessen“;
Mark-Twain-Bibliothek, 19.45
Uhr: „Das Jahr 1945“, Vortrag
und Gespräch mit Prof. Kurt
Pätzold
8. Juni, Bezirksmuseum, 19
Uhr: Marzahn-Hellersdorfer
Gespräch zum Kriegsende im
Berliner Osten
9. Juni, Alexanderplatz: Infostand der Seniorenvertretung
zur Benennung der BersarinBrücke
Nachdenken gegen Rechtsextreme
Basiskonferenz der Linkssozialisten mit Verfassern einer Studie zum Bezirk
Trotz widriger Witterung war Anfang März der große Konferenzraum im Oberstufenzentrum in der
Hellen Mitte voll belegt, als die
PDS Marzahn-Hellersdorf Strategien gegen Rechtsextreme im Bezirk diskutierte. Die Podiumsredner waren die Bundestagsabgeordnete Petra Pau, Bezirksbürgermeister Uwe Klett, Karin Sischka
als Mitverfasserin einer Studie
über Rechtsextremismus in Marzahn-Hellersdorf und Jugendstadträtin Manuela Schmidt.
Übereinstimmung herrschte in der
Ansicht, dass nicht nur hier vor
Ort, sondern in der gesamten Bundesrepublik der Rechtsextremismus kein isoliertes Randgruppenphänomen bei Heranwachsenden,
sondern ein Problem ist, dessen
Ursachen in der Mitte der Gesellschaft zu suchen sind. Karin
Sischka berichtete, dass entsprechend wissenschaftlicher Untersuchungen zwischen 10 und 27 Prozent der Bevölkerung für diese
Ideologie anfällig seien - in allen
sozialen Schichten und alle Generationen erfassend. Der gemeinsame Nenner für diese Anschauungen seien feindliche Einstellungen
gegen Minderheiten, die als ungleichwertig wahrgenommen und
behandelt werden. Migranten,
Schwulen und Lesben, alternativen Jugendlichen, ausländischen
Deutschen wird die Anerkennung
als Teil dieser Gesellschaft versagt, ihr Recht auf Teilhabe an ihr
bestritten. Sie werden im Vorfeld
der Anwendung körperlicher Gewalt bedroht und diskriminiert.
Deshalb sind polizeiliche Statistiken nur ein kleiner Ausschnitt aus
Es war ein erster Beitrag, den die
Peter-Weiss-Bibliothek Hellersdorf zum Gedenken an die Befreiung vom Hitlerfaschismus vor 60
Jahren leistete: Zwei bewegende
Veranstaltungen im März. Zunächst berichtete Dr. Jochen
Reinert, ein Schwedenkenner, über
einen von Friedrich Strindberg geschriebenen und vor 60 Jahren in
Stockholm erschienenen Roman
mit dem Titel „Under jorden i Ber-
Nach den Kriegen, Russisch Brot
Lesung und Gespräch mit den Schriftstellern
Dagmar Leupold und Michael Wildenhain
Zweimal misslingt der Abschied
vom Vater. So muss Dagmar Leupold ihn in ihrem Roman „Nach
den Kriegen“ schreibend erfinden.
Der Text über Rudolf Leupold
geht dicht, anschaulich, zugleich
fragend und deutend, den Spuren
eines Lebens nach, das sich, hinter einem Wall familiärer Legenden verborgen, erst nachträglich
fassen lässt. Dabei wird die Dynamik dieses Lebens erkenntlich,
der geradezu verzweifelte Geltungsdrang, der sich mal im Nationalismus, mal in der Mathematik den ersehnten Erfolg sucht,
zuletzt aber in dem (unerfüllten)
Wunsch gipfelt, zu schreiben.
Ein Junge auf der Suche nach dem
Geheimnis seiner Mutter: Ein
fremder Mann hat sie geküsst; die-
Aktuelle Debatte
se Szene hat sich dem sechsjährigen Berliner tief eingebrannt. Jahre später, zu Mauerzeiten, gibt es
ein Treffen mit jenem Mann, der
wie ein Abgesandter aus der Vergangenheit erscheint. Die Ereignisse, die Michael Wildenhain in
„Russisch Brot“ in leiser Intensität erzählt, haben fast ein halbes
Jahrhundert deutsche Geschichte
als Zeithintergrund. Sie führen
uns durch die Jahre der getrennten und zerrissenen Familien,
durch das Labyrinth der Ängste
auf beiden deutschen Seiten.
Zwei Autoren erzählen ihre NachKriegs-Geschichte am Mittwoch,
13. April, 20 Uhr in der Literaturwerkstatt Berlin in der Kulturbrauerei, Knaackstaße 97. Eintritt
5/3 Euro.
Jutta Büchter
diesen Alltagserfahrungen, die
derart Ausgegrenzte auch hier im
Bezirk machen.
Wenig Zutrauen zu
tätiger Demokratie?
Karin Sischka stellte die Frage, ob
die Gegenwehr durch viele Einzelaktivitäten vor Ort bereits ausreiche, um von einer Zivilgesellschaft im Bezirk sprechen zu können. Das sei dann der Fall, wenn
Menschen aus innerem Antrieb
die demokratischen Institutionen
und Werte aktiv verteidigten und
diese Aufgabe nicht an staatliche
Organe, Schulen etc. delegierten.
Dabei stimmte sie Uwe Klett zu,
der als erste Ursache für die Verbreitung von Rechtsextremismus
in Marzahn-Hellersdorf den „au-
ßerordentlich großen Abstand großer Bevölkerungsgruppen zu den
Institutionen der Demokratie“
nannte, manifestiert unter anderem in der niedrigsten Wahlbeteiligung aller Berliner Bezirke bei
gleichzeitig hohen Wahlergebnissen für Rechtsextreme. „Das Ansehen und das Vertrauen in die
Demokratie ist oft sehr niedrig“,
so Klett. Das korrespondiere mit
einem verbreiteten „kollektiven
Distanzgefühl“ in eine als westdeutsch geprägt empfundene Gesellschaft.
Sozialabbau
grenzt aus
Weitere Ursachen machten Uwe
Klett und Manuela Schmidt in den
fehlenden praktischen Erfahrun-
Menschenschicksale in Berlin
lin“. Da der Roman noch nicht in
deutscher Sprache veröffentlicht
worden ist, übersetzte Reinert den
Titel mit „Im Untergrund in Berlin“ und las einen kleinen Ausschnitt
auf Schwedisch. Was dann über die
Geschichte der im Roman beschriebenen Personen und über die Geschichte des Buchs ausgesagt wurde, mutet wie ein Thriller an, ob-
wohl es sich tatsächlich um ein literarisches Werk mit dokumentarischem Charakter handelt. Die im
Roman gewürdigten Hauptpersonen haben wirklich gelebt, was über
sie berichtet wird, findet sich in ihren fünfzig Jahre später erschienenen Erinnerungsbüchern wieder.
Der schwedische Journalist Friedrich Strindberg beschreibt das ille-
gen beim Umgang mit dem Fremden (niedrigster Ausländeranteil
aller Berliner Bezirke mit 3 Prozent, jedoch bei Integrationsproblemen von Spätaussiedlern)
und den in den letzten Jahren rapide anwachsenden sozialen Problemen der Großsiedlungen aus.
Klar ist: Wenn hier 3000 junge
Menschen, oft ohne Perspektive
arbeitslos sind und zum Teil auch
keine Erwartungen mehr an die
PDS im Bezirk haben, dass sich
daran was ändere, dann geht man
leichter scheinbar einfachen Lösungen und Losungen von sozialer Gerechtigkeit nur für Deutsche
auf den Leim.
Die lebendige Diskussion zeigte
die Meinungsvielfalt in der hiesigen PDS nicht nur bei Strategien
gegen den Rechtsextremismus,
sondern auch zu Grundfragen linker Politik. Erfreulich, dass gerade junge Mitglieder sich zu Wort
meldeten und vor Rufen nach einem starken Staat und Demokratieabbau unter dem Vorwand einer effektiveren Bekämpfung von
Rechtsextremen warnten. Bei der
Zurückdrängung der Rechten hülfen vor allem Zivilcourage und
kiezbezogene Projekte, die Ausgegrenzten und Desorientierten
eine andere als die rechtsextreme
Perspektive bieten. Einig war man
sich zum Schluss, dass die Aussprache über Wege gegen rechtsextreme Ideologie und Gewalt im
Bezirk fortgesetzt werden muss.
Einig auch in der Zustimmung zu
den bereits erfolgten Absprachen
aller in der BVV vertretenen Parteien gegen rechtsextreme Aufmärsche.
U.Clauder
gale Leben jüdischer Bürger im
Berlin der Jahre 1942/1943. Er
selbst hat einem jüdischen Paar geholfen, die drohende Deportation
ins Konzentrationslager abzuwenden und 1943 in die Schweiz zu
gelangen. Dem schwedischen Berlin-Korrespondenten war die Existenz deutscher Vernichtungslager
für Juden nicht verborgen geblieben. Er kannte die Zielorte der Güterzüge.
Fortsetzung Seite 11
Jugend-BVV organisiert
„Interkulti Marzahn-Hellersdorf“
Am 11. Juni findet im Bürgerpark
Marzahn das Interkulti MarzahnHellersdorf statt. Auf diesem interkulturellen Festival können sich
kulturelle und multinationale Vereine und Organisationen an Informationsständen oder mit einem
kulinarischen Angebot zu präsentieren.
Das Festival soll Gelegenheit geben, mit unseren Mitmenschen in
Marzahn-Hellersdorf die kulturelle Vielfalt zu erleben. Ziel ist es,
das friedliche Zusammenleben zu
fördern und Vorurteile gegenüber
anderen Kulturen abzubauen. Auf
einer Bühne wird es ein buntes
kulturelles Programm aus Musik,
Information und Unterhaltung
geben. Am Nachmittag diskutie-
Die Mitglieder der Jugend-BVV sind eine lustige Truppe. Foto: Wermke
ren Vertreter der Jugend-BVV mit zert gegen Rechtsextremismus.
dem Schirmherrn der Veranstal- Das „Interkulti“ wird von einer
tung, Hans-Christian Ströbele. Projektgruppe der Jugend-BVV
Dabei werden die besten Einsen- vorbereitet. Wer sich beteiligen
dungen des Kunstwettbewerbes möchte, findet mehr Infos unter
zum Thema „Mein Marzahn- www.interkulti-mh.de, dort könHellersdorf“ ausgezeichnet. Den nen auch Programmvorschläge
Stefan Ziller
Abschluss bildet 20 Uhr ein Kon- gemacht werden.
8. Mai und Rechtsextremismus
5
Ehrlos
Zur Diskussion
Die vergangenen Wochen und Monate bescherten uns eine ganze Reihe
schwieriger Debatten – um die Zerstörung Dresdens, um das Gedenken
am 8. Mai mit oder ohne deutsche
Opfer, um die Demo-Wünsche der NPD.
Was daran aufstößt, ist die Frage nach
der „political correctness“, danach,
was in diesem Land öffentlich gesagt
werden „darf“ und was nicht.
Ja, es gab Verbrechen alliierter Soldaten gegen die deutsche Zivilbevölkerung. Ja, der Bombenangriff auf
Dresden hatte „in seiner Grausamkeit
... keinen Zweck“, wie es Kenneth
Gulbrath, damals britischer Luftaufklärer, heute sagt. Ja, es gibt ein
Recht der Deutschen, ihrer Kriegsopfer zu gedenken. Auch, wenn darunter nicht wenige waren, die all die
zwölf Jahre lang „Heil“ gerufen haben.
Aber: Auch wenn Opfer gleich Opfer
war und ist und bleibt – die politische
Anstößigkeit liegt im Ausklammern von
Ursache und Wirkung. So wie sich zurecht die Linken gegen eine wie auch
immer geartete Gleichsetzung von Faschismus und Stalinismus wehren,
wehren sie (und mit ihnen alle Demokraten) sich gegen eine Gleichsetzung
der Kriegsopfer.
In den 70-er und 80-er Jahren habe
ich oft mit Veteranen aus der Sowjetunion gesprochen. Keiner von ihnen
hat bestritten, dass es Grausamkeiten
gegen die deutsche Bevölkerung gegeben hat. Doch es war ein Thema,
über das sie nicht gern sprachen.
Denn es legte einen Makel, einen
menschlichen Makel auf ihren „ruhmreichen Sieg“. Je mehr Zeit vergeht,
je mehr Zeitzeugen wegsterben, desto leichter wird es für die Sieger sein,
ihre eigenen Irrtümer und Verfehlungen zu thematisieren. Heute mag man
noch bedauern, dass eine im Jahre
1995 angeregte Ausstellung zum Thema „Verbrechen der Alliierten“ in
Großbritannien am „politisch korrekten Widerstand“ scheiterte. In zwanzig oder dreißig Jahren werden wir
diese Ausstellung sehen.
Solange aber bei uns noch immer gilt:
„Was damals Recht war, kann heute
kein Unrecht sein“ (siehe Straßennamen)– solange wird es Sieger und BeR. Nachtmann
siegte geben.
jot w
.d. 4/2005
w.d.
Klarstellung
Das Ehrenmal für die bei Blumberg gefallenen Sowjetsoldaten gammelt unbeschadet der 2+4-Vereinbarung
(Deutschland erhält und pflegt die Erinnerungsstätten an die Gefallenen der Roten Armee) und des bevorstehenden 60. Jahrestages der Befreiung vor sich hin. Freilich: Nach dem Ausbau der Autobahn A 10 ist es
durch einen überhohen Schallschutzzaun vor den Blicken der Öffentlichkeit geschützt.
Foto: Clauder
Als ich im März die in der Kolumne auf
Seite 1 erschienene Meinungsäußerung von Ralf Nachtmann las, war
noch keine Stunde vergangen, dass
ich mich selbst auf einer Konferenz
gegen Rechtsextremismus geäußert
hatte. Und zwar in dem Sinne: Gerade
auf die Heranwachsenden können politische Debatten mit dem Resultat
„Hat doch ohnehin alles keinen Zweck
in diesem bescheuerten Staat“ verheerende Auswirkungen haben.
Alle haben wir schon mal so rumgelaber t, aber: Nicht nur soziale
Ausgrenzung oder das Gefühl, nicht
gebraucht zu werden, lassen die betroffenen Menschen häufig zur Beute
für politische Extremisten werden,
sondern auch das Gefühl der Ohnmacht. Und was, wenn nicht das, wird
mit den genannten Diskussionen vermittelt? Wenn Menschen, die sich
selbst als Ausgegrenzte fühlen, dann
von Kadern der NPD oder deren Kameradschaften für ihre deutschnationalen Aktionen missbraucht werden,
ist guter Rat teuer. Schutz vor sozialer und sonstiger Ausgrenzung bietet
allerdings kein allmächtiger Übervater Staat, sondern eine Zivilgesellschaft, in der alle Menschen hinreichend Eingriffsmöglichkeiten haben.
Offenbar bieten Parteien und Unternehmensführungen derzeitig diese
Möglichkeiten viel zu wenig an, nur
wenige Bürger haben noch in beide
Vertrauen. Gerade deshalb gilt es, alle
Möglichkeiten der Teilhabe am kommunalen Leben zu erschließen, um der
Ausgrenzung von Bürgern entgegenzuwirken. jot w.d. hat sich in diesem
Sinne die Förderung öffentlicher Debatten in den Namen des Trägervereins geschrieben. Nicht aber die
Erschießung vermeintlicher und wirklicher politischer Versager.
Der regelmäßig auf Skandale bedachte Dramatiker Rolf Hochhut, der jeden
entlassenen Banker, der Ackermann
erschießt, öffentlich verteidigen will,
verdient in dieser Sache weder Unterstützung noch Sympathie der jot
w.d.Redaktion. Das soll hiermit öffentlich klar gestellt werden. Ulrich Clauder
Rechtsextremismus durch demokratisches Handeln bekämpfen
Dahler: Kommunalanalyse zeigt, Neoliberalismus begünstigt Diskriminierung – Runden Tisch wieder beleben
Seit September 2004 liegt eine
vom ZDK Gesellschaft Demokratische Kultur gGmbH herausgegebene Kommunalanalyse
über Rechtsextremismus und
Demokratie gefährdende Phänomene in Marzahn-Hellersdorf
vor. Der Inhalt der Studie wird
nun endlich von den im Bezirk
arbeitenden Akteuren, wie dem
Bezirksamt, der BVV und den
politischen Parteien diskutiert.
Dabei wird die Analyse oftmals als
lokales Phänomen und der gesellschaftspolitische Hintergrund der
Gesellschaft in der BRD nur als
Rahmen betrachtet. Es ist jedoch
das kapitalistische System mit seinen neoliberalen Spielarten der Politik der Ausgrenzung von Flüchtlingen, ausländischen Mitbürgern
und sozial Schwachen, die bestimmte Tendenzen in der Mitte der
Gesellschaft hoffähig machen.
Wenn sich die lokalen Akteure nicht
zugleich gegen diese Tendenz der
staatlich verordneten Ausgrenzung
stellen und ein politisches Klima befördern, das für universelle Menschenrechte eintritt, so werden
ernsthafte Bemühungen in Einzelprojekte, Willenskundgebungen
und Aktionen enden.
Flüchtlingsbewegung
steht allein
Diese werden die besprochenen
Phänomene nicht einmal im Ansatz
verändern. Alltägliche Diskriminierungen und Ausgrenzungen prägen
auch Einstellungen in der Mitte der
Gesellschaft. Wenn es der Innensenator des Landes Berlin als völlig
normal ansieht, dass die Polizei zum
Zwecke der Abschiebung von Kindern und Jugendlichen Schulen aufsucht und der Widerspruch von Seiten der Politik im Lande Berlin nicht
öffentlich wird, dann liegt hier eine
der Ursachen für gesellschaftspolitische Entwicklungen in der Mitte
der Gesellschaft. Die Flüchtlingsbewegungen stehen auch im
Land Berlin oft allein auf weiter
Flur. Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus und Minderheitenfeindlichkeit können auf
solche gesellschaftlichen Erscheinungsformen aufbauen und durch
Populismus ihr Klientel erreichen.
Wenn die Kommunalanalyse davon
ausgeht, dass die Mehrheitsbevölkerung im Bezirk Marzahn-Hellersdorf die Probleme des Rechtsextremismus verleugnet oder verharmlost, so ist dieses weder in der Analyse noch subjektiv nach vollziehbar. Wenn die Demokratie für breite Teile der Bürger, auch wegen der
Ausgrenzungspolitik der Ostdeutschen, im Verständnis oft als von
Oben verordnet wahrgenommen
wird, so ist das nicht gleichbedeutend, dass hier mehrheitlich autoritäre Strukturen vorherrschten. Die
Erfahrungen des Marzahner Quartiersmanagements, der Stadtteilzentren in den einzelnen Sozialräumen,
von Freien Trägern der Jugend- und
Sozialarbeit und die Einwohnerversammlungen zeigen, dass ein gro-
ßer Teil der Bürger bereit ist, sich
in gesellschaftliche Strukturen einzubringen.
Kommunikation mit
Bürgern aufnehmen
Dazu gibt es zahlreiche Akteure
im Bezirk, die gegen Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und Demokratiefeindlichkeit vorgehen.
Die politischen demokratischen
Parteien, das Bezirksamt und die
BVV stehen nach meiner festen
Überzeugung in der Verantwortung, die Übernahme von sozialer Verantwortung zu fördern, die
Stärkung der Demokratie von unten fortzusetzen und den demokratischen Dialog zwischen Mandatsträgern und der Bevölkerung aufzunehmen. Dazu ist das bisherige
Agieren der politischen Parteien,
der Fraktionen und der Bezirksverwaltungen kritisch zu hinterfragen. Es geht im Wesentlichen
darum, neue und effiziente Kom-
munikationsstrukturen aufzubauen und diese auch außerhalb von
Wahlkämpfen zu pflegen. Hier hat
aus meiner Sicht die PDS-Fraktion eine besondere politische Verantwortung. Sie steht auf Grund
der erreichten Wahlergebnisse bei
der Erarbeitung lokaler Strategien gegen Rechtsextremismus in
der Pflicht, den Dialog mit den anderen politischen Akteuren im Bezirk zu organisieren. Dabei muss
es der BVV und den anderen lokalen Akteuren darum gehen,
nachhaltige Strukturen zu schaffen. Als erste und wichtige Struktur unterstütze ich die Wiederbelebung eines Rundes Tisches. Hier
sollten gemeinsame Aktionen gegen Rechts, der Dialog mit den
Bürgern und die Einbeziehung
von Minderheiten bzw. Opfern
rechtsextremer, rassistischer und
minderheitenfeindlicher Gewalt
realisiert werden.
Klaus-Jürgen Dahler
Fraktionsvorsitzender der PDS
Marzahn-Hellersdorf
6
Der Vater des
Rabbinersohns
Lesung & Diskussion
zu Biographien von
Norbert Podewin
Marzahn NordWest – Was
lange währt, wird gut, sagt das
Sprichwort. Gemessen an der
Wartedauer auf Dr. Norbert
Podewin muss es am 18. April
wirklich sehr gut werden.
Im „Kieztreff W“ wird ab 18
Uhr der namhafte Historiker
und Biograph nicht unumstrittener Persönlichkeiten der
deutschen Arbeiterbewegung –
wie etwa Walter Ulbricht oder
Friedrich Ebert (Vater und Sohn)
– u.a. sein Buch „Der Rabbinersohn im Politbüro“ vorstellen.
Im Mittelpunkt der Handlung
wie der Diskussion steht Albert
Norden, der – was weiland
kaum einer wusste – der Sohn
eines Rabbiners war, der im
KZ Theresienstadt sterben
musste. Während die Einen
Norden „Chefpropagandist der
SED“ nannten, erlebten ihn
Andere als unnachgiebigen
Verfolger von Nazi- und
Kriegsverbrechern. Auch Norbert Podewin, jahrelanger enger Mitarbeiter, verfolgte in
seinem Auftrag manche kaum
zu glaubende Spur. Gemeinsam mit Johnny Norden, der
bei dem Gesprächsforum die
Familie repräsentiert, wird er
sicher spannende Details zu
erzählen haben.
Äußerer Anlass für diesen Treff
im beliebten Nordwestmarzahner Diskussionsklub an der
Fußgängerbrücke des S-Bahnhofs Ahrensfelde (Ausgang
Geraer Ring) ist Albert Nordens übergangener 100. Geburtstag im letzten Dezember.
Selbst „Neues Deutschland“
hatte ihn „vergessen“.
Allein die von „jot w.d.“ angeschobene Diskussion um die
Rückbenennung von Straßen
in Mahlsdorf, deren einstige
Namenspatrone ebenfalls jüdischer Herkunft und nach dem
Ende der Naziherrschaft „vergessen“ worden waren, ließ an
den jüdischen Kommunisten
bzw. kommunistischen Juden
denken. War er nicht auch nach
gut sieben Jahren von einem
Straßenschild entfernt worden,
auf das er zu Ehren seines 80.
Geburtstages gelangt war?
Jetzt (seit Januar 1994) erfreut
sich wieder Cecilie dieser
Ehre, die Ehefrau des ältesten
Sohnes unseres letzten Kaisers,
Kronprinz Wilhelm von Preußen. Was für ein Bild – Kaisersohngattin verdrängt Rabbinersohn, der Jude den Kommunisten oder umgekehrt. Ein Stoff,
von dem die Talkshows träumen ...
Torsten Preußing
Bitte vormerken: Montag,
18. April, 18 Uhr; Dr. Norbert Podewin – „Der Rabbinersohn im Politbüro“, Diskussion im „Kieztreff W“ am
S-Bahnhof Ahrensfelde (Ausgang Geraer Ring).
jot w
.d. 4/2005
w.d.
Großsiedlung
In die „Platte“ wird weiter investiert
Europäische Union unterstützt Hellersdorfer Großsiedlung
Hellersdorf – Das Projekt
„WohnTheke – Wohnen und Arbeiten in Hellersdorf“ wird aus
Mitteln des Europäischen Fonds
für regionale Entwicklung gefördert. 184 950 Euro flossen aus der
EU-Kasse für Maßnahmen, die
dem Standortmarketing der
Großsiedlung dienen sollen.
„Nanu, was ist denn hier los?“
Neugierig bleiben am Vormittag
des 30. März einige Passanten am
„Baukasten“ gegenüber dem UBahn-Eingang Hellersdorf stehen
und trauen ihren Augen nicht.
Mehrere schwarze Limousinen
fahren vor. In Schwarz gekleidete
Sicherheitsbeamte springen heraus, zwei tragen silberne Geldkoffer zum Sitz der WohnTheke.
Dort werden sie sehnsüchtig erwartet. Von Wirtschaftsstadträtin
Dagmar Pohle sowie Vertretern
der in der WohnTheke vereinigten Immobilienunternehmen – der
Stadt und Land/WoGeHe, der
GSG Gewerbesiedlungs-Gesellschaft, der Wohnpark GmbH, der
Genossenschaft Hellersdorfer
Kiez und der Grundstücksgemeinschaft Zerbster Straße 48-78.
Die Sicherheitsleute, die irgendwie
den „Blues Brothern“ ähneln, öffnen die Koffer. Dagmar Pohle und
WoGeHe-Chef Rudolf Kujath vergewissern sich, ob diese tatsächlich
den „warmen Regen aus Brüssel“
beinhalten: 184 950 Euro!
Die Inszenierung klappt perfekt.
Obwohl ein übereifriger „Securityman“ die jot w.d.-Reporter ins
Abseits drängen will, gelingt uns
ein Blick auf die „heiße Fracht“.
Die wird dann schnell wieder ver-
Gut gefüllte Geldkoffer lösen bei Wirtschaftsstadträtin Dagmar Pohle und Rudi Kujath Freude aus. F.: Nachtmann
staut und wir erfahren, wofür das bandnetze in der Wohnsiedlung und künftige Bewohner noch atGeld verwendet werden soll. „Es sollen gezielt für die Schaffung traktiver wird, investieren die fünf
soll in den kommenden zwei Jah- von Arbeitsplätzen eingesetzt wer- Wohnungsunternehmen allein in
ren wirtschaftsdienlich eingesetzt den. Einige der Maßnahmen die- diesem Jahr 33 Millionen Euro in
werden“, erklärt die Stadträtin. nen zur besseren Vernetzung wirt- ihre Bestände – zirka 25 000 WohStandortmarketing heißt das Zau- schaftlicher Initiativen. Zum Pro- nungen: Küchen und Bäder werberwort. Geplant sind u.a. Fach- jekt gehören auch kulturelle und den modernisiert, Aufzüge und
tagungen zum Gesundheits- sportliche Initiativen wie ein Ju- Balkone nachgerüstet, Wohnungsmanagement und Veranstaltungen gendboxturnier, der Kinosommer grundrisse nach Bedürfnissen der
zum Thema „Leben und Wohnen auf dem Cecilienplatz und eine Mieter verändert. Auch Existenzin der Großsiedlung“, eine Meta- Maskottchenparade. Studenten gründer sollen mehr Möglichkeidatenbank „Virtueller Dienstleis- der Fachhochschule für Technik ten für preiswerten Gewerberaum
tungs- und Gewerbepark“. Die und Wirtschaft begleiten das Pro- bekommen. So versprach die
GSG, kleinteiligere Räume ab 24
Leute von Helliwood bereiten eine jekt als Evaluatoren.
virtuelle Lernplattform über Ka- Damit der grüne Stadtteil im Ber- Quadratmeter anzubieten.
Ingeborg Dittmann
belempfang vor und die Breit- liner Nordosten für angestammte
Hellersdorfer Promenade: Wie weiter?
Der Einladung zur Quartierskonferenz folgten zahlreiche Anwohner
Hellersdorf – Knapp 5000 Bewohner leben rund um die Hellersdorfer Promenade, die ehemalige Citymeile zwischen Stendaler
und Tangermünder Straße. Schulen, Kitas, Volkshochschule und
ca. 70 Geschäfte und kleine Firmen gehören zum Quartier, dessen Entwicklung sich seit 2001 die
Gesellschaft der behutsamen
Stadterneuerung S.T.E.R.N. im
Auftrag von Senat und Bezirk angenommen hat. Sie initiierte im
März eine Diskussion im nahen
Jugendklub eastend, bei der Zwischenbilanz gezogen werden sollte. 35 Maßnahmen enthielt der
2001 verabschiedete Aktionsplan.
Zu den bislang realisierten Projekten gehören die Einrichtung eines
Stadtteilbüros und eines Bewohnerarbeitskreises, das Anlegen eines Streetballplatzes,
neuer Wege
und einer
Zufahrt an
der Stendaler Straße, neue
Spielplätze,
die
Namensgebung sowie
Eine kleine Ausstellung über das Quartier (Luftbild links unten) zeigte
die einzelnen Maßnahmen.
Fotos: Nachtmann
die Modernisierung des Hella keine Nachnutzung in Sicht ist. In
Mädchenklubs. Seit dem vergan- der Kritik einiger Bürger stand
genen Jahr leuchtet auch das „Fir- auch die kleine Sportanlage an der
mament der Dinge“ an der Prome- Stendaler Straße. Anwohner fühnade – die Hellersdorfer Him- len sich bis in die Nacht hinein
melsscheibe. In die Gewerberäu- durch Lärm belästigt. Außerdem
me zogen Vereine und kleine Un- sei die Sicherheit nicht gewährleistet, weil die Bälle öfter über die
ternehmen ein.
Auf Kritik der Anwohner stieß die Gitter in Richtung Straße fliegen.
Tatsache, dass der Eigentümer Probleme sehen einige Eltern in
Hausinvest noch immer zu wenig der Schließung der BücherwurmWohnungen an der Meile moder- grundschule. Auf ungesicherten
nisierte, v.a. die Fassaden keinen Schulwegen müssten etliche Kinerfreulichen Anblick bieten. Die der dann bis zur Schule an der
Vermietergesellschaft bedauerte Eilenburger Straße laufen, modies ebenfalls, doch man sei mo- nierten sie und forderten Vertrementan nicht handlungsfähig, weil ter des Amtes auf, den Eindie Banken den beantragten Kre- schulungsbereich zu ändern, dadit bisher abgelehnt hätten. Auch mit mehr Kinder zur näher geleleer gezogene Kitas und Schulen genen Pusteblumengrundschule
werden zum Problem, da bisher wechseln könnten. I. Dittmann
Pocket-Park
und Spielplätze
Marzahn-Hellersdorf – Auf
dem Gelände der ehemaligen 5.
Kita an der Bansiner Straße wird
eine öffentliche Grünanlage entstehen. Die S.T.E.R.N. GmbH
plant hier einen so genannten
„Pocket-Park“ mit blühenden
Gehölzen und Bäumen, großzügigen Rasenflächen sowie Sitzbereichen und Spielmöglichkeiten. Die Baumaßnahmen beginnen im Juni; die Anlage wird
nach Fertigstellung durch das
„Grüne Haus“ gepflegt.
Im Rahmen des Programms Soziale Stadt werden in diesem Jahr
der Wasserspielplatz an der Borkheider Straße und die „Burgruine“ im Seelgraben instand gesetzt und verschönert. Der Wasserspielplatz wird nach außen geöffnet und mit dem angrenzenden
öffentlichen Spielplatz verbunden. Es kommen vier Edelstahlsäulen als Sprühelemente zum
Einsatz. Die Burgruine im Seelgrabenpark wird wieder zu einem
behindertengerechten Spielplatz
ausgebaut. Diesmal werden keine Fallschutzplatten verwendet,
sondern der Fallschutz wird als
ganze Fläche gegossen. Die Arbeiten dauern bis Oktober. RN
Kleinsiedlung
jot w
.d. 4/2005
w.d.
Von Hartz bis BVG-Konzept
Frauen werden fit mit
Jazz-Tanz-Gymnastik
Mahlsdorf – Im April beginnen
wieder neue Jazz-GymnastikDance-Kurse der Volkshochschule für Frauen. Sie finden
dienstags (19.30 bis 21 Uhr)
und freitags (18.30 bis 20 Uhr)
in der Turnhalle der Grundschule Mahlsdorf-Nord, Am Feldrain 47, statt. Der Unkostenbeitrag für 10 Abende á 90 Minuten beläuft sich auf 49,50 bzw.
27,50 Euro (ermäßigt). Kostenlose Probestunden. Näheres unter Telefon 56 66 533. Der Einstieg ist jederzeit möglich.
Baumschnitte an der
Ridbacher Straße
Mahlsdorf – An der Ridbacher
Straße müssen Baumkronen teilweise erheblich beschnitten werden. Bei einigen Exemplaren
muss die Krone bis zur Hälfte reduziert werden, um der fortschreitenden Vergreisung der
Bäume entgegenzuwirken. Unter
Umständen werden sogar Fällungen erfolgen. Die Beschneidung
werde die Verjüngung der Bäume anregen, sagt das Umweltamt.
Die Maßnahme sollte am 4. April
beginnen. Notwendige Absperrungen können zeitweise zu
Verkehrsbehinderungen führen.
Das „Haus am Niederfeld“ lädt alle Bürger zur Diskussion ein
Kaulsdorf – Auch wenn die unter „Hartz IV“ bekannt gewordene Reform des Arbeitsmarktes erst
wenige Wochen in praxi läuft ...
„Hundert Tage Hartz IV“
ist Anlass für eine erste Bilanz.
Dazu lädt das Haus am 13. April,
19 Uhr, ein. Seit dem 1. Januar
2005 ist das Kernstück der Arbeitsmarktreform der rot-grünen
Bundesregierung in Kraft.
Im Vorfeld gab es insbesondere in
den ostdeutschen Bundesländern
zahlreiche Proteste, die aber bald
wieder abebbten. Am 10. April ist
„Hartz IV“ genau 100 Tage in
Kraft. Der Arbeitslosenverband
(ALV) nimmt dieses Datum zum
Anlass, um auf einer Podiumsdiskussion erste Bilanz zu ziehen:
Was hat „Hartz IV“ bisher gebracht, was muss unbedingt geändert werden und wie soll es
künftig weitergehen? Viele ALG
II-Empfänger müssen in diesen
Wochen bereits neue Anträge für
ihre soziale Grundsicherung stellen. Teilnehmer des Forums: Marion Drögsler, Berliner ALV-Vorsitzende; Christine Bergmann
vom Ombudsrat der Bundesregierung (angefragt); Arbeitsagentur
Marzahn Hellersdorf; Jobcenter
Marzahn Hellersdorf und Christi-
SPD Marzahn-Hellersdorf
stützt Straßenausbaugesetz
Allerdings soll bei Maßnahmen das
Bezirksparlament zustimmen
Marzahn-Hellersdorf – Wie im
Berliner Abgeordnetenhaus, so
unterstützt die SPD-Fraktion auch
in der BVV die Pläne für ein
Straßenausbaubeitragsgesetz. Allerdings setzten die Sozialdemokraten gemeinsam mit der PDS
ihren Antrag durch, dass „über
konkrete Ausbaumaßnahmen vor
Beginn das Bezirksparlament der
Ausbaumaßnahme ausdrücklich
zustimmen“ soll.
Damit liege nach Ansicht des
SPD-Kreisvorsitzenden Sven
Kohlmeier die Kontrolle über
Ausbaumaßnahmen beim Parlament. Von „Änderungen beim
Straßenausbaubeitragsgesetz“,
wie sie Kohlmeier mit diesem Beschluss sieht, kann jedoch (noch)
nicht gesprochen werden. Die umstrittene Vorschrift befindet sich
noch im Gesetzgebungsverfahren.
Der nunmehrige BVV-Beschluss,
so die Hoffnung von SPD und
PDS, werde „eine bürgerfreundliche Änderung beim vorliegenden Gesetzentwurf“ erreichen. Auch, wenn in diesem bereits „eine hohe Beteiligung durch
Information und Stellungnahme
der Bürger festgeschrieben“ sei.
Wie die Landes-Koalitionäre halten die Sozialdemokraten in Marzahn-Hellersdorf das kommende
Gesetz für „das fortschrittlichste
aller Bundesländer“, dem dennoch weitere Verbesserungen angediehen werden sollen.
Ganz anders sieht dies die Fraktion der CDU, die das Gesetz gänz-
7
lich verhindern möchte, mit einem
Antrag, diesbezüglich auf die Mitglieder des Abgeordnetenhauses
einzuwirken, in der BVV jedoch
scheiterte.
„Ich wünschte mir, die CDU würde von ihrer populistischen Pauschalablehnung des Gesetzes abkommen und konstruktive Verbesserungsvorschläge für das Gesetz
einbringen“, kritisiert Kohlmeier
diese Haltung. Gern erinnert er in
diesem Zusammenhang daran,
dass ein erster entsprechender
Gesetzentwurf vom damaligen
CDU-Senator Kleemann erarbeitet wurde.
Doch auch die SPD konnte sich
nicht dazu durchringen, die geplanten neuen Belastungen für die
Anwohner ins Verhältnis beispielsweise zu den bundesweit
höchsten Grundsteuern (660 Prozent, Bundesdurchschnitt unter
400 Prozent) zu setzen. Wer in
diesem Zusammenhang von „Gerechtigkeit“ redet, darf sich nicht
über einen möglichen Vorwurf der
„Demagogie“ wundern.
Zwar wollen die Koalitionäre eine
möglichst weit gehende Mitbestimmung über den Umfang von
Ausbaumaßnahmen festlegen, auf
die Frage jedoch, ob eine Straße
überhaupt ausgebaut wird, haben
nach den Gesetzesplänen die Bürger keinen Einfluss. Den jetzigen
BVV-Beschluss einen Erfolg zu
nennen, ist dann doch etwas übertrieben.
R. Nachtmann
(siehe auch Leserbrief S. 15).
Darüber sprechen Vertreter des
Bezirksamtes, der AG Verkehr
und der BVG.
Das singende Ehepaar Sonja Siewert und Herbert Klein auf einer
Autogrammkarte aus den 60er Jahren.
Repro: Archiv
an Garms von der Kampagne gegen Hartz IV.
Die Metrolinien der BVG ...
... stehen am 20. April, 19 Uhr, auf
dem Prüfstand. Seit Einführung
des neuen Metroliniennetzes haben sich bei der BVG Tausende
von Fahrgästen beschwert, auch
im Bezirk Marzahn-Hellersdorf.
Hier gab es besonders viel Kritik
an der mangelnden Optimierung
der Anschlüsse von Bus und Straßenbahn. Im Bezirksamt wurde
deswegen eine gesonderte Arbeitsgruppe gebildet. Baustadtrat
Svend Simdorn fordert von der
BVG unbedingt Nachbesserungen
bei den Hauptverkehrslinien. Erste Gespräche mit der BVG hat es
gegeben. Der kürzlich verstorbene BVG-Chef Andreas von Arnim
war per Bus im Bezirk unterwegs.
Was ist dabei herausgekommen?
„Im Schlageralbum geblättert“
Streiflichter aus dem Leben eines
Schlagerehepaars erleben die Besucher am 27. April, 14.30 Uhr.
Sonja Siewert und Herbert Klein
begegneten sich 1948 das erste
Mal: Er spielte in einer Bigband,
sie sang temperamentvolle Schlager und spielte bravourös Alt –
Saxophon. Aus dem Liebespaar
wurde schnell auch ein musikalisches Duett. Sie waren in Funk
und Fernsehen zu Gast, gründeten u.a. „Die Flamingos“ und nahmen bei AMIGA viele Schallplatten auf (siehe auch unser jot w.d.Bericht in der Reihe Musiklegenden in Ausgabe 12/2004).
Vergangenes Jahr hat Herbert
Klein seine Erinnerungen in einem
Buch veröffentlicht, aus dem er
lesen wird. Natürlich kommt die
Musik an diesem Nachmittag auch
nicht zu kurz. Als Überraschung
hält der Schlagerveteran eine kleine Tombola bereit. Eintritt: 3,00
Euro, inkl. Tombola-Los; Kaffee/
Kuchen Gedeck: 3,50 Euro.
Alle Veranstaltungen finden im
Restaurant „Wiedemann’s“ im
Haus, Parterre, statt.
I.D.
Ärger über Vandalismus im Schlosspark
Jugend-BVV holte alle Beteiligten an einen Tisch
Biesdorf – Seit Anfang des Jahres gilt eine neue Parkordnung
im Schlosspark Biesdorf, deren
Kernstück die Schließung des
Parkes zwischen 23 und 6 Uhr
beinhaltet.. Dies ist eine Reaktion des Bezirksamtes auf den zunehmenden Vandalismus in diesem grünen Kleinod nahe der
Straße Alt Biesdorf.
Tagsüber spazieren Erholungssuchende durch den 14 Hektar großen
Park, erfreuen sich an den ersten
Frühlingsblühern, dem imposanten
alten Baumbestand, genießen die
Ruhe nur wenige Meter von der lärmenden Bundesstraße entfernt. Doch
immer wieder ärgern sie sich über
beschmierte Bänke, Glasscherben auf
den Wegen und Graffitischmierereien. Denn seit mehr als fünf Jahren ist der Park in den Abend- und
Nachtstunden Treffpunkt zahlreicher
Jugendcliquen, die dort bei nächtlichen Partys auch mal kleine Lagerfeuer entzünden, das denkmalgeschützte Schloss mit Graffiti verunzieren, Parkbänke und Sitzreihen
der Freilichtbühne beschädigen und
Müllberge hinterlassen.
Jährlich eine halbe Million Euro muss
der Bezirk für die Pflege und notwendige Reparaturen der Anlage berappen. Die Kosten steigen von Jahr zu
Jahr – Geld, das anderswo dringend
gebraucht wird. „Hier treffen sich vor
allem in den späten Abendstunden Jugendliche aus ganz Berlin. Gerade in
den Sommermonaten sind es bis zu
einige Hundert“, sagt Zoltan Lanyi
vom Grünflächenamt. An und für sich
wäre dagegen nichts einzuwenden –
wenn es da nicht diese Folgen gäbe.
Seit Einführung der Parkordnung es-
kalierte die Lage. Die Sperrstunde
wurde von vielen Jugendlichen nicht
akzeptiert. Der Wachschutz kann in
solchen Fällen die Polizei zur Hilfe
rufen, was in den vergangenen Wochen auch mehrfach geschah. Dass
dann gleich – wie an einem Mittwoch
im März – die Staatsmacht mit Gummiknüppel und Schutzausrüstung
anrückt und auch einige Festnahmen
vornimmt, stößt bei vielen Jugendlichen auf Unverständnis. „Da werden
alle Jugendlichen über einen Kamm
geschert, obwohl sich die meisten
von uns friedlich verhalten“, erklärten einige Jugendliche, die Ende
März der Einladung der Jugend-BVV
zum Gespräch folgten.
Es sei schwer, Einfluss auf die Randalierer zu nehmen, weil man sich untereinander nicht kenne. Und: Muss
es wirklich so sein, dass die Polizei
gerufen werde, wenn sich einige Jugendliche noch nach 23 Uhr im Park
aufhalten, selbst wenn es keine „Vorkommnisse“ gäbe? Da gab es unterschiedliche Auffassungen. Während
die einen auf die strikte Einhaltung
der Parkordnung pochten, meinten
andere, dass man dies durchaus auch
mit Toleranz regeln könne.
Doch eine Lösung muss her. Wie die
aussehen könnte, regte PDS-Bezirksverordneter Norbert Lüdtke, an. „Wie
wäre es mit einer Sicherheitspartnerschaft?“ Gelänge es, mit Hilfe eines großen Teils der Jugendlichen den Vandalismus sichtbar einzudämmen, könnten wir das dann alle
gemeinsam mit einem großen Sommernachtsball feiern, regte er an. Am
11. April (nach Erscheinen dieser
Ausgabe) will die Jugend-BVV mit
anderen Jugendgruppen darüber beraten.
I. Dittmann
jot w.d. meint:
Ein öffentlicher Park wie der
am Schloss Biesdorf dient der
Erholung Aller. Dass zahlreiche Jugendgruppen den Park
als Treffpunkt für sich entdeckt
haben – dagegen ist auf den
ersten Blick überhaupt nichts
zu sagen. Im Gegenteil. Voraussetzung ist allerdings, dass
sich alle an die Regeln halten.
Mit Vandalismus und nächtlichen Ausschreitungen (zugegeben nur eines kleinen Teils
der Besucher), verbaut man
sich selbst die Möglichkeit,
sich in einer angenehmen Atmosphäre im Freundeskreis zu
treffen. Dies auch dem Letzten
klarzumachen, ist wohl Aufgabe der jungen Leute selbst.
Appelle der Erwachsenen nutzen da wenig. Der Central-Park
in New York oder der HaydePark in London – ebenfalls
Treffpunkt Tausender junger
Leute – wird am Abend generell zugesperrt. In vielen Großstädten wurden öffentliche
Parks in den vergangenen Jahren privatisiert, weil die Kommune die Gelder für die Beseitigung von Vandalismusschäden und Pflege nicht mehr berappen kann. Sogar Eintritt
wird dort verlangt. Soll es auch
bei uns erst soweit kommen?
Es wird Zeit, dass die jungen
Leute sich selbst darüber bewusst werden, was sie sich da
verscherzen.
I. Dittmann
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.d. 4/2005
w.d.
Kultur und F
reizeit
Freizeit
Tipps und Termine
Die „Zöllner“ sind wieder da
Schlagergeschichte(n)
im „Kofferradio live“
Musiker Dirk Zöllner geht mit großer Besetzung erneut auf Tour
„Monster“ bei MoMu
in der Kulturbrauerei
Prenzlauer Berg – Den fulminanten
April-Auftakt zum MontagsMusikantenklub (MoMu) gaben am 2. April Veronika Fischer und Ulla Meinecke. Am 9.
April, 21 Uhr, gibt es einen „Damenbesuch“ mit Lüül. So heißt das aktuelle Programm des Künstlers und seines Salonorchesters. Eintritt 12 Euro.
Am 25. April, 21
Uhr, ist der ehemalige Renft-Frontmann
Thomas
„Monster“ Schoppe
(Foto) mit seiner
neuen Band zu erleben. Mit seiner neuen CD „Kampf um
Liebe“ meldet sich
der Sänger und Komponist solcher Rockklassiker wie „Nach der Schlacht“,
„Gänselieschen“ oder „Als ich wie ein
Vogel wär“ mit neuen Songs auf der Bühne zurück. Eintritt 10 Euro.
Im Mai geht es weiter mit einem Konzert
der „Steve Skaith Band“ (9. Mai, 21 Uhr).
Sammlern von Amiga-Lizenzplatten
dürfte die Band noch unter dem Namen
„Latin Quarter“ in guter Erinnerung sein.
I.D. Foto: Nachtmann
Ganoven in der
Mulackritze
Mahlsdorf – Von schweren Jungs und
leichten Mädchen wissen
Gerhard Pagel
(Foto)
und
Wolfgang Panwitz vieles zu
berichten. Am
10. April, 19.30
Uhr, laden sie
zum musikalischen Ganovenabend in die
Mulackritze im Gutshaus Mahlsdorf, ein.
1001 Nettigkeiten des Liebesalltages besingen Jeanette Urzendowsky und Bernd
Ludwig in Chansons und frechen Texten
aus den 20er Jahren mit musikalischer
Begleitung. 16. April, 20 Uhr.
Zu einer musikalischen Plauderei aus
dem Badezimmer lädt Marlies Cordes am
Sonntag, 23. April, 20 Uhr, ein. Dabei
geht es um Werke von Lizst, Loewe,
Gershwin und Strauß. Alle Veranstaltungen im Guthaus, Hultschiner Damm 333,
Eintritt: jeweils 10 Euro (sonntags mit
vorheriger Führung durchs Museum).
I. D./Foto: Staacke
Geplant sind bisher sechs Konzerte –
in Berlin, Magdeburg, Halle, Zwickau,
Dresden und Erfurt. Eine kurze Tour,
wenn man den dazu notwenigen Aufwand
bedenkt. „Ja, wir haben sehr viel geprobt, die Zöllner haben ja einen guten Ruf zu verteidigen“, sagt Dirk.
„Die sechs Konzerte sehe ich als einen neuen Aufbruch. Wir haben
nicht vor, eine Oldieshow zu zelebrieren und uns für ein paar
lausige Euro zu demontieren.
Wir wollen eine neue gemeinsame Zukunft einläuten.“ Viele der früheren
„Zöllner“ sind wieder dabei. Einige Positionen sind
jedoch neu besetzt. „Es
ging darum, eine möglichst
schlagkräftige Truppe aufzuziehen“, meint Dirk. Ein
wenig Nostalgie möchte er
schon zeigen, „aber mit
Blick in die Zukunft“.
Die wichtigsten Zöllner-Urgestalten sind dabei. Der
Mitbegründer André Gensicke, die gute Seele
Felix Lauschus und die Zöllner-Horns mit
Fratsch, Skip und Herrn Meier. Neu dabei sind
der Bassist Helge Marx, Matze Mantzke am
Schlagzeug und Uwe Lehmann an der Gitarre.
Die Trennung der „Zöllner“ 1997 lief nicht gerade reibungslos ab. „Doch sie hat den Blick auf
die Vorzüge des Anderen wieder geschärft“, weiß
Dirk heute. „Für alle Beteiligten waren die Zöllner die erlebnisreichste, lustigste Zeit. Es ging
nie um Hits, es ging immer um Musik, um künst-
Foto: Nachtmann
Marzahn – Am 10. April steht das FFM
an der Marzahner Promenade ganz im
Zeichen des ostdeutschen Schlagers.
Nach dem großen Erfolg vom vergangenen Jahr präsentiert der Autor und Moderator Siggi Trzoß zum zweiten Mal live
auf der Bühne bekannte Schlagerstars
von damals und heute. Dabei sind Julia
Axen, Karla Schreiter und Hartmut Eichler, Ingo Graf, Jenny Petra, Maja Catrin
Fritsche, Christian Schafrik, Gipsy, Regina Thoss, Gerd Christian, Jürgen Walter, Günter Gollasch, Ekki Göpelt, Micha
Niekammer und viele andere. Neben viel
Musik und Gesprächen zwischen 10 und
18 Uhr wird es auch Autogrammstunden,
Bücherverkauf und eine Plattentauschbörse geben. Eintritt 9 Euro.
I.D.
In diesem Monat holen „Die Zöllner“ zu einem neuen Schlag aus. Die Band um den
charismatischen Musiker Dirk Zöllner,
die bis Mitte der 90er Jahre für volle
Säle sorgte, hat sich neu zusammengefunden und geht auf Tour. Der
Start erfolgte am 8. April in der Berliner Columbiahalle.
lerische Verwirklichung.“ Nun wollen sie „das
Mutterschiff noch mal flott machen“, weil sie
denken, dass die Zeit reif ist. Trotzdem oder gerade deshalb wird sich ein „Zöllner-Bigband“Konzert 2005 von einem aus dem Jahr 1996 unterscheiden. Die Band will neue Titel antesten,
einige Neuarrangements von Dirks Solotiteln einbauen und „natürlich die abgehangenen Zöllnerschinken auf neue Art“ servieren. „Es wird sehr
rasant, das kann ich schon jetzt versprechen“,
lockt Dirk alte und neue Fans.
Sylvia
Der ganz spezielle jot w.d. Konzerttipp:
Christiane Ufholz,
Holger Biege und ELO
Friedrichshain – Die Spalten
der „großen“ Hauptstadtzeitungen sind voll mit Veranstaltungstipps. Da fällt die Auswahl, auch mit Blick auf den
Geldbeutel, oftmals gar nicht
so leicht.
jot w.d. wurde wieder einmal im
Programm des kleinen Kunstund Kulturhauses „Knorre“,
Revaler Straße 33, fündig. Hier
einige musikalische „Bonbons“.
Beim traditionellen „Stormy
Monday“ am 18. April ist die
Sängerin Christiane Ufholz
(Foto rechts) zu Gast. Viele wer-
den die zierliche Sängerin noch
von der Modern Soul Band her
kennen. Zuvor war sie schon
beim Dresden Sextett (1972) und
Lift. Sie wird begleitet von Thomas „Piano“ Schulze, Dirk
Höseler und Joachim Dette. Beginn 21 Uhr, Eintritt frei!
„Wenn der Abend kommt“ ... ist
Holger Biege (Foto links) nicht
mehr weit. Für ihn reservierte die
„Knorre“ gleich zwei Abende.
Der Pianist und Sänger präsentiert am 23. und 24. April, jeweils
20.30 Uhr, Songs seiner neuen
CD „Freistil“. Eintritt: 15 Euro
(Vorbestellung empfohlen, Telefon: 66 76 39 40, 29 36 57 03).
Diese Band muss den Vergleich
mit den Originalen nicht scheuen. „Sternstunde der Musik“,
„Jeder Song ein Welthit“, mit solchen emphorischen Schlagzeilen
feierten die Medien den Sänger
Phil Bates und seine Band, die
Welthits des Electric Light Orchestra wie „Roll Over Beetho-
ven“ oder „Telephon Line“
fast originalgetreu auf die Bühne bringen. Wer Classic-Rock
der Extraklasse und einen überragenden Sänger (und würdigen
Nachfolger von Jeff Lynne) live
erleben will, sollte sich den
Abend des 3. Mai freihalten:
20.30 Uhr, Knorre. I. Dittmann
Ein Schicksal
im Kalten Krieg
Hellersdorf – Vor genau drei
Jahren, in Ausgabe 4/2002, berichtete jot w.d., dass der Historiker und Schriftsteller Dr. Norbert Podewin ein Buch über ein
Stück fast vergessener Berliner
Nachkriegsgeschichte plane.
Nun ist das Buch tatsächlich
fertig, und der Autor folgte einer Einladung der Peter-WeissBibliothek zur Lesung. „Otto
Ostrowski – der gelöschte Oberbürgermeister“ erschien in der
Edition Luisenstadt. Podewin
hat umfassend und gründlich recherchiert, seine Erfahrungen
aus der Erforschung und Charakterisierung der Biografie von
Persönlichkeiten genutzt und
nicht versäumt, die Umstände
allseitig zu prüfen, die auf Otto
Ostrowski einwirkten. Darum
hat er dem Buch auch den Untertitel „Ein Schicksal im Berlin
des Kalten Krieges“ gegeben.
Den Lesern wird die Situation
lebendig, die unmittelbar nach
dem Ende des grauenvollen
Krieges in der zum Leben erwachenden Metropole Deutschlands herrschte. Die Not der
Menschen zu lindern, war dringend geboten. Diesem humanistischen Anliegen dienten volle
Aufmerksamkeit und rastloser
Einsatz
des
im
Oktober
1946 gewählten
sozialdemokratischen Oberbürgermeisters Otto
Ostrowski. Im Interesse der frierenden und hungernden Berliner arbeitete er auch mit der
SED zusammen und nahm Hilfe an, die der sowjetische Stadtkommandant General Kotikow
angebot. Das war wohl für einige Politiker zuviel Annäherung
an die Kommunisten. Inzwischen hatte der Kalte Krieg begonnen, und Oberbürgermeister
Ostrowski wurde eines der ersten prominenten Opfer. Bereits
im April 1947 wurde der gestandene Kommunalpolitiker von
der Berliner SPD-Führung zum
Rücktritt gezwungen. Der
Nachfolger stand schon bereit:
Es war Ernst Reuter.
In einem interessanten Gespräch
nach der Buchvorstellung standen Anerkennung der korrekten
und mutigen Haltung Ostrowskis sowie die Suche nach Hintergründen der Politik der Parteien und des Alliierten Kontrollrats im damaligen Berlin im
Mittelpunkt. Ein Teilnehmer an
der Buchvorstellung belegte aus
eigenem Erleben die fortschrittliche Haltung Ostrowskis: Dieser hatte bei seiner Jugendweihe in Weißensee eine aufrüttelnde Festrede gehalten.
Otto Ostrowski hat bis zu seinem Tod um seine Rehabilitierung gekämpft. Vergebens. Ob
sich die heutigen Berliner Politiker dieses Wegbereiters von
Demokratie und menschlicher
Politik erinnern werden? Noch
fehlt sein Bild in der Galerie der
Berliner Bürgermeister im Roten Rathaus. Siegfried Birkner
Kultur & F
reizeit
Freizeit
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Auto und Kunst
Tipps und Termine
Eine Ausstellung der besonderen Art im Koch-Autohaus
Zum letzten Mal sinnlich
„Foto&Fashion“
Und dienstags
zum Kabarett ...
Mahlsdorf – Noch immer stößt
„Der flotte Dreier“ auf große
Publikumsresonanz. Das freut
die drei Vollblut-Kabarettisten
Alexander Schäfer, Dirk Bublies und Jörg Büttner, die am 12.
April im Gasthaus St. Hubertus
wieder einmal die Stärken und
Schwächen ihrer Mitmenschen
und von so manchem Promi
aufs Korn nehmen. Die Kabarettisten der „Kneifzange“ beschäftigen sich hingegen am 19.
April und am 3. Mai mit der
„Quoten-Frage“. Von der Arbeitslosen- über die Fernsehbis zur Abgabenquote reichen
ihre Recherchen über die
„Verarschung“ der Bürger. Einen Angriff auf die Lachmuskeln verspricht am 26. April
die „Schröder AG“. Freunde
von Travestie und Comedy
kommen bei dem schrill-schrägen Kabarettprogramm voll auf
ihre Kosten.
Alle Veranstaltungen beginnen 20 Uhr, Eintritt jeweils 12
Euro. Gasthaus St. Hubertus,
Hultschiner Damm 1-5,
Mahlsdorf-Süd, zu erreichen
mit der tram 62 ab Bahnhof
Mahlsdorf.
I.D.
Hellersdorf – Zur Finissage der Ausstellung Nr. 3 im ArtKunstRaum in der Hellen Passage laden die Fotografin Manuela Schneider und die Modedesignerin
Mo Alschweig am 9. April, 14 Uhr, ein.
Um 15 Uhr gibt’s eine Modenschau mit
Modellen von Frau Alschweig.
Eastgate-Chef stellt sich
im Alten Rathaus vor
Marzahn – Gast der Talk-Show mit Prof.
Eisentraut wird am 20. April Ralph Teuber,
Centermanager des künftigen Einkaufscenters „Eastgate“ an der Marzahner Promenade, sein. Beginn 19 Uhr, Eintritt frei.
Ausstellung und
Aktionstage gegen Drogen
Marzahn-Hellersdorf – Anlässlich seines
15-jährigen Bestehens veranstaltet der
Verein „pad – Eltern und Jugendliche gegen Drogenmissbrauch“ in diesem Monat zahlreiche Aktionstage in seinen Einrichtungen sowie eine Ausstellung in der
„Pyramide“ an der Riesaer Straße 94. Dabei ist nicht nur zuschauen, sondern auch
mitdiskutieren und mitmachen erwünscht.
Die Veranstaltungsangebote reichen von
Theater über Demokratie- und Toleranztraining bis zum Malen, Bewerbungstraining und dem Anrichten eines Internationalen Buffets. Weitere Infos telefonisch
unter 93 55 40 40/42.
Spanische Impressionen
Sein Lieblingsbild aus der Kollektion hat Unternehmenschef Thomas Koch gleich in sein eigenes Büro genommen. Zur Ausstellungseröffnung, die Georgi Gogow (re.) organisiert hat, kamen
auch seine Bandkollegen von der Gruppe City (li. oben) und amüsierten sich prächtig.
Fotos: Nachtmann
Kino-Eule, Lachparade, Volksmusik
Im FFM geben sich Künstler die Klinke in die Hand
Marzahn – Am 9. April, 20
Uhr, ist die 19-fache Buchautorin Renate Holland-Moritz zu
Gast bei Barbara Kellerbauers
Talk-Show „Wenn die Neugier
nicht wär“. Die langjährige Eulenspiegel-Autorin, die in diesen Tagen ihren 70. Geburtstag
feierte, wurde auch durch ihre
treffsicheren Film-Rezensionen
als „Kino-Eule“ bekannt. Eintritt 11/9 Euro, Studiobühne.
Zum Musikalischen Salon laden
Hans-Joachim Scheitzbach und
Jörg Lorenz am 16. April, 15
Uhr, in den Großen Saal ein
(Eintritt 12/9 Euro). Tags darauf präsentieren die Moskauer
Bajan-Virtuosen Wladimir Bonakow und Iwan Sokolow klassische, barocke und romantische Weisen und europäische
Volksmusik. Eintritt 9 Euro,
Studiobühne.
Ein ausgiebiges Training für die
Lachmuskeln verspricht die
Comedy-Lachparade mit Ekki
Göpelt, Michael Niekammer
(Foto) und Gästen am 23. April,
20 Uhr (siehe auch jot w.d. 3/
05). Eintritt 13/11 Euro.
Am Sonntag, 25. April, 15 Uhr,
präsentiert Siggi Trzoß das Fina-
Biesdorf – Unter dem Motto „Spanische
Impressionen“ stellt die Künstlerin Waltraud Prietsch seit dem 3. April im
Schloss Biesdorf Bilder in Öl und Acryl
aus. Die Ausstellung kann wochentags
noch bis zum 1. Juni besucht werden
(Mo bis Do von 9-19, Fr von 9-16 Uhr).
Janz in Familie
Foto: Dittmann
Marzahn – So viele Besucher
an einem Abend wie am 4. März
hatte das Autohaus der KochGruppe an der Marzahner
Chaussee 219 wohl noch nie.
Fast 300 Besucher trafen sich
im neuen Autosalon – nein,
nicht wegen der dort ausgestellten Limousinen, sondern „der
Kunst wegen“.
Die hing, großformatig, an den
Wänden des Ausstellungsraumes, der Gänge und in den Büros. Insgesamt 70 Bilder nationaler und internationaler Künstler wie Mikos Meininger, Klaus
Zylla und Katharina Häfner aus
Deutschland, Giacomo Sampieri und Massimos Spinelli aus
Italien oder Murshida Arzu
Alpana aus Bangladesh.
Plötzlich sei die Kälte der weißen Wände weg, meinte der
Chef des Hauses Thomas Koch
mit Blick auf die großflächigen,
farbenfrohen Kunstwerke und
freute sich über das große Interesse der vielen Besucher an
der Vernissage. Auto und Kunst
– wie geht das zusammen? Da
gäbe es Übereinstimmungen,
sind die beiden Initiatoren der
Kunstaktion Thomas Koch und
Georgi Gogow, Musiker von
City und Chef von „L’art visit“,
überzeugt. In beiden Welten, der
technischen wie der künstlerischen, sei Kreativität gefragt.
Ohne diese gäbe es keine Innovation, keine Weiterentwicklung und letztendlich auch keine Kommunikation.
Letztere gab es an diesem
Abend reichlich, bei Livemusik,
einem guten Tropfen und leckeren Häppchen vom Buffet. Die
Kunst führte Geschäftsleute,
Politiker, Musiker, Maler und
Anwohner zusammen.
Noch bis zum 3. Juni hat Jedermann Gelegenheit, sich auf der
1000 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche umzusehen,
„sein“ Kunstwerk oder „sein“
Auto zu entdecken und festzustellen: Auto und Kunst – das
passt prima zusammen. Geöffnet ist montags bis freitags von
9 bis 22 Uhr, sonnabends von 9
bis 14 Uhr, sonntags von 11 bis
16 Uhr.
Ingeborg Dittmann
le der Talenteshow „Total mobil“.
Mitwirkende der Vorausscheide
aus Thüringen, MeckPomm, Berlin und Brandenburg wetteifern
um den „Grand Prix Goldener
Herbst“. Eintritt 10 Euro.
„Schlaf schneller, Genosse
(...aber schnarch nicht so)“ – darum bitten Ursula Karusseit und
Günter Junghans am 29. April bei
Jazz, Lyrik, Prosa. Die beiden bieten Kostproben bester russischer
Satire von Sostschenko bis Majakowski. Musikalisch begleitet
werden die exzellenten Schauspieler vom ukrainisch-russischen Trio „Scho?“ Beginn 20
Uhr, Eintritt 13/11 Euro.
Am 1. Mai lädt Michael Niekammer zum Gespräch mit Isabell Varell ein. Themen u.a.:
ihre Ehe mit Drafi Deutscher und
ihre neue Karriere als Comedian.
19.30 Uhr Studiobühne.
Karten für alle Veranstaltungen gibt’s unter der Hotline
542 70 91 oder an der Abendkasse.
id
Marzahn – Ein Besuch im Tschechow
Theater an der Märkischen Allee 410 lohnt
immer – auch in diesem Monat laden die
Schauspieler wieder zu zahlreichen Aufführungen und Gesprächen ein: 11.4., 18
Uhr Lesung „Die Skorpionfrau“, 13.4., 15
Uhr „Aschenputtel“, 15.4., 18.30 Uhr Philosophisches Café, 22.4., 19 Uhr Kabarett
„Janz in Familie“, 23.4., 18 Uhr Theater
„Der Bär“, 27.4., 10 Uhr Kindertheater
„Frieda und der Wassermann“.
„forte & piano“
Marzahn – „Night Train“ – so heißt die
wohl kleinste Big Band Berlins. Am 13.
April, 20 Uhr, stellt sie ihre CD „forte &
piano“ in der Musikbibliothek an der Marzahner Promenade 55 vor. In der benachbarten „Mark Twain“ liest am 20. April 10
Uhr Dietrich W. Nagel aus seinem Buch
„Atomingenieur in Ostdeutschland.
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Links & rechts
Gebete und Unterricht
Eine Million Kilo Gemüse
Christliche Gemeinde vereinigt Aussiedler
Heimatgeschichte und Geschichten zum Erinnern
Shana Mesler vom „Licht der Erweckung“.
Foto: Schuchert
Sie ist eine der wenigen christli- sie jeden Tag (auch nachts) die
chen Gemeinden in Berlins gro- Hände an das Gebäude legten und
ßen Neubaugebieten, die fast aus- zu Gott beteten, dass der Kauf
schließlich von russisch spra- klappt. Am 2. April vor einem Jahr
chigen Mitbürgern besucht wer- war es dann soweit. Die 28 russiden. Angefangen hat alles im De- schen Gemeinden von „Licht der
zember 2001. Da bestand die Ge- Erweckung“ in der Ukraine halfen,
meinde aus gerade mal sieben das Geld zusammen zu bringen.
Mitgliedern, hatte kein eigenes Seither nutzen die tief gläubigen
Gotteshaus. „Wir kamen bei ei- Menschen einen großen Raum für
nem evangelischen Pfarrer in der Veranstaltungen und GottesdienGemeinde Landsberger Allee 225 ste, in einem anderen haben sie ein
unter“, erinnert sich Shana Mes- Kinderspielzimmer eingerichtet,
ler. Sie ist eine der Aktivisten der ein weiterer dient als Billardraum.
„Internationalen Christlichen Ge- In der kommenden Zeit möchten
meinde“, die sich den Titel „Licht sie auch Sauna, Fitnessstudio und
ein kleines TV-Studio, wo Sendunder Erweckung“ gegeben hat.
Mittlerweile sprechen die etwa 100 gen für den Offenen Kanal produGemeindemitglieder ihre Gebete in ziert werden sollen, einrichten.
einem eigenen Haus. Im Internet Auch ein Laden, ein Restaurant
stieß Shana Mesler auf die Nach- und ein Missionarswohnheim
richt, dass eine Gruppe von sieben schweben Shana Mesler vor.
Firmen ihr Domizil – eine ehema- Neben den typischen gotteslige Clubgaststätte nahe der Kreu- dienstlichen Veranstaltungen gibt
zung Allee der Kosmonauten/ es zwei Mal pro Woche in der KirRhinstraße – verkaufen wollte. Als che auch Deutsch- und Russischdie Gemeindemitglieder die erste Unterricht. Die Gemeinde-MitPreisvorstellung hörten, erschra- glieder glauben zutiefst, dass sich
ken sie. 450 000 Euro sollte das mit Gottes Hilfe nicht nur indiviGebäude kosten. Dann mussten sie duelle Probleme wie Drogensucht
„nur“ 80 000 Euro bezahlen. Bis oder Arbeitslosigkeit, sondern
heute sind sich Shana Mesler und auch Differenzen zwischen Staaihre Gemeindemitglieder sicher, ten und Nationen lösen lassen.
Lutz Schuchert
dass dies nur deshalb klappte, weil
Marzahn-Hellersdorf – Dass die
ausgehungerten Berliner im Nachkriegsdeutschland anno ‘45 endlich auf „Spinat“ und anderes Gemüse hoffen können, versprach
die „Tägliche Rundschau“ im
September 1945 ihren Lesern. Das
Gemüse käme aus „dem Osten
Berlins, einem kleinen Ortsteil im
Verwaltungsbezirk Lichtenberg
mit 3700 Einwohnern und ausgesprochen dörflichem Charakter,
aus Marzahn“. Dafür sollte der
„König von Marzahn“ sorgen –
Erwin Gensler, Großbauer und
Bürgermeister des Ortsteils.
„Heimatgeschichte und Persönlichkeit“ – so heißt ein Büchlein
über bemerkenswerte Bewohner
unserer fünf Dörfer, in dem wir
auch die Geschichte um Gensler
und die vielen gescheiterten Versuche der Oberen lasen, eine LPG
zum Blühen zu bringen. Herausgegeben wurde die Publikation
vom Heimatverein in der Reihe
Ungewöhnliche
Gutsgeschichten
Marzahn – Das Gut Kaulsdorf hat eine
interessante Geschichte, die in der Öffentlichkeit gar nicht so bekannt ist.
Zwar weiß man, dass die Spirituosenfirma Schilkin dort nun schon in dritter Generation ihren Sitz hat und dass
Franz Carl Achard einst dort wirkte
und erstmals Rüben zur Zuckergewinnung verwendete. Weshalb verkaufte er das Gut aber bereits nach
kurzer Zeit? Weshalb gab es häufig
Konflikte zwischen Gutsherren und
Dorfbewohnern? All diesen Fragen will
die Historikerin Christa Hübner am 13.
April, 19 Uhr, bei den „Gesprächen zur
Heimatgeschichte“ auf den Grund gehen. Und zwar im Heimatmuseum, AltMarzahn 51 (im Dorf Marzahn).
Im gleichen Haus läuft vom 22. April
bis zum 26. Juni eine Ausstellung über
Nikolaj Bersarin. Eröffnet wird am 21.
I.D.
April, 17 Uhr.
„Beiträge zur Regionalgeschichte“ (siehe auch jot w.d. 1/2005).
Man glaubt ja gar nicht, wie viele
interessante Leute auf dem Territorium unseres heutigen Bezirkes
einst lebten und wirkten (bezie-
Spannende Lektüre von hier.
hungsweise heute noch hier arbeiten) und weit über die Grenzen
dieses, der Stadt und sogar darüber hinaus bekannt und berühmt
wurden – von Franz Carl Achard
über Dr. Arno Philippsthal, den
„Zuckerbaron“ von Bültzingslöwen, die Familien Schrobsdorff
und Landré bis zu Charlotte von
Mahlsdorf, die Komponisten Kurt
Schwaen und Arndt Bause oder
Sandmännchenvater Gerhard
Behrendt.
Wer nach der Lektüre des 118seitigen Bändchens neugierig geworden ist und mehr wissen will,
der findet viele Anregungen über
weitere Literatur im Anhang. Der
größte Teil davon dürfte in den
Bibliotheken unseres Bezirkes zur
Ausleihe bereit stehen. Dort ist
auch das hier vorgestellte Buch
erhältlich – wie auch in den Buchhandlungen, im Heimatmuseum
und über den Heimatverein (Preis
6 Euro).
I. Dittmann
Mehr als stumme Schwimmer
Aquarianer laden zur Zierfischbörse
Haben Sie auch Fische? „Nein,
aber ich weiß von unserem Hausmeister, dass er begeisterter Aquarianer ist“, so hörte ich neulich
von einem Hellersdorfer. Und
natürlich ist er nicht der einzige
Liebhaber dieses schönen Hobbys. In etwa jedem achten Haushalt steht mindestens ein Aquarium. Das war auch einer der Gründe, weshalb die WoGeHe den Hellersdorfer Aquarienverein unterstützte, als dieser ein neues Quartier für seine Vereinsarbeit suchte. Schnell und unbürokratisch
Bestimmungen, die man als Aquarianer beachten sollte.
Ein weiterer Höhepunkt ist die
monatliche Zierfischbörse, die jeweils am letzten Sonntag von 10
bis 12 Uhr stattfindet. Oft herrscht
dichtes Gedränge, denn 200 bis
300 Besucher sind keine Seltenheit. Hier kann man preiswert
Zierfische und Wasserpflanzen
aus eigener Aufzucht erwerben
und hat die Möglichkeit, mit erfahrenen Aquarianern ins Gespräch zu kommen. Jeder Besucher der Zierfischbörse nimmt au-
Altlandsberger Sattel-Fest
Doch das Radeln ins Brandenburgische ist zuweilen nicht ungefährlich
Marzahn-Hellersdorf/Altlandsberg – Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 775-jährigen Bestehen
organisiert die Stadt am 24. April
ein Sattel-Fest. Dahinter verbirgt
sich zunächst eine Sternfahrt auf
Drahteseln, die an mehreren SBahnhöfen startet und über
verschiedene Routen führt.
Dabei sind Touren für unterschiedliche „Leistungsklassen“ der Radfahrer ins Programm genommen worden.
Die „Feldmärker-Tour“ über
25 Kilometer beispielsweise
startet 10 Uhr am S-Bahnhof
Ahrensfelde. Bei der „Seen-Tour“
sind zehn Kilometer mehr zu bewältigen, Start ebenfalls 10 Uhr
am S-Bahnhof Erkner. Für Trainierte gibt es eine „Mountain
Bike-Tour“ über 20 Kilometer.
Start 11 Uhr am Fahrradhof in Altlandsberg, Berliner Allee 4. Auf
der Fredersdorfer Radrennbahn
beginnen ab 10 Uhr Jugendradrennen, anschließend kann sich
jeder Interessierte selbst auf dem
Oval versuchen (Helmpflicht).
Die Anreise per Rad lohnt sich
auch deshalb, weil die gesamte
Altstadt an diesem Sonntag für
den Autoverkehr gesperrt ist.
Allerdings hat die Reise auf dem
Rad in unser östliches Umland
auch ihre Tücken. Die direkten
Wege entlang der Hauptausfallstraßen werden für Radfahrer immer gefährlicher; gerade jetzt, wo
bei schönem Frühlingswetter der
Autoverkehr am Wochenende
stark zunimmt. Fahrradwege sind
nämlich nur an wenigen Stellen
vorhanden. So kann die Fahrt entlang der Landsberger Chaussee
über Seeberg und Altlandsberg bis
nach Strausberg für Radtouren mit
Kindern nicht empfohlen werden.
Natürlich gibt es einige sichere
„Schleichwege“, meist sind sie
aber nur Eingeweihten bekannt.
Besonders gefährlich leben Radler, die sich entlang der B 1/5 gen
Osten aufmachen. Bis Dahlwitz kann man noch auf einem
Fahrradstreifen in die Pedale
treten, danach ist die Reise per
Rad nur noch etwas für „Todesmutige“. Besonders an den
Autobahnübergängen ist es
sehr gefährlich. Hier muss der
Radler zum Fußgänger werden.
Deshalb sollten sich Interessenten
des Sattel-Festes besser doch den
Sternfahrt-Touren anschließen.
Weitere Auskünfte gibt es unter
Tel. 03341-33 53 722 (Herr Griebitz zu den Touren) und 033 43815 617 (Frau Stähr) bzw.
033438-15 685 (Herr Heidemann) zum weiteren Programm.
R. Nachtmann/Lutz Reineke
Am Anfang muss es ja nicht gleich ein so großes Aquarium sein, wie es
Berlins Fischarzt Dr. Jan Wolter in seiner Praxis hat. Foto: Nachtmann
wurde für zwei Jahre ein leerste- tomatisch an einer Tombola teil
hender Laden in der City-Meile und kann aquaristische Preise geund vor kurzem ein schöner gro- winnen. Natürlich pflegen die
ßer Keller in der Quedlinburger Aquarianer auch die Geselligkeit.
So gibt es Bowling- und SkatabStraße gefunden.
Seit dieser Zeit ist auch durch die ende, Sommerfeste und WeihAktivitäten der Aquarianer wieder nachtsfeiern und einmal im Jahr
mehr Leben in die City-Meile ein- eine Wochenendfahrt, die oft mit
gezogen. Einmal monatlich kom- dem Besuch von Aquarienanlagen
men die Mitglieder des Vereins oder Wasserpflanzengärtnereien
„Aquarium Hellersdorf“ zusam- verbunden ist. Wenn Sie jetzt auf
men, hören interessante Vorträge den Geschmack gekommen sind,
und tauschen ihre Erfahrungen aus. dann besuchen Sie uns doch zur
Dabei geht es in erster Linie natür- 112. Hellersdorfer Zierfischbörse.
Klaus Moerner
lich um die zweckmäßige Einrichtung von Aquarien, um die Haltung Zierfischbörse am Sonntag, 24.
und Zucht von Zierfischen und April, 10-12 Uhr, QuedlinburWasserpflanzen, aber auch um Ver- ger Straße 13/Ecke Hellersdorsicherungsfragen und gesetzliche fer Promenade
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uhle
Wuhle
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Keine platten Geschichten
Selbst erlebt und erzählt – nun sind Marzahner
Stories in einem Buch zu lesen
Marzahn – Ein kleines Büchlein.
Außen sieht es ein bisschen nach
Marzahn aus, mit Dorfkirche und
stilisierten „Platten“ auf grüner
Wiese ringsherum. Und drinnen
natürlich auch Marzahn. Aber
„keine platten Geschichten“, wie
es der Titel verspricht. Der Band
versammelt, was Marzahner vergangenes Jahr im August beim
Erzählfest zum Besten gaben. Für
den Einen werden beim Lesen
Erinnerungen wach: An schlammige Wege, provisorische Kaufhallen, aber auch an „endlich warmes Wasser aus der Wand“. Und
wer die Neubesiedelung selbst
nicht erlebt hat, kann sich mal ein
Bild davon machen, wie es die
Bewohner selbst erlebten.
Karin Rohnstock hat mit ihren
Kollegen die Stories aufgeschrieben und als Buch herausgebracht.
„Als ich meinen Kolleginnen in
Freiburg und Wien von dem Projekt berichtete, erntete ich erst einmal die üblichen Ressentiments“,
erzählt sie. „Von Platte, tristem
Einheitsgrau und
so.“ Als sie
den Band
dann in
S ü d deutschland und
Österreich
vorstellte,
erntete sie
Beifall. Dort sollen die Geschichten aus Marzahn sogar in den
Buchhandel kommen.
Mittlerweile wurde im KulturGut
schon wieder erzählt. „Wie ich
meine Nachbarn kennen lernte“,
hieß das Thema am 2. April. Am
8. Mai geht es natürlich um den
60. Jahrestag der Befreiung. Es
gibt ja immer weniger Zeitzeugen,
die das Kriegsende selbst erlebten. Und in Zukunft soll immer am
ersten Sonnabend im Monat Gelegenheit für Jedermann (der sich
traut) sein, seine Geschichten zu
erzählen. Dabei ist dies wörtlich
gemeint. Der freie Vortrag ist erwünscht. Dabei spielt es keine
Rolle, ob eine Geschichte zwei
oder zwanzig Minuten dauert.
Auch ein neues Erzählfest ist für
den 28. Mai avisiert. Noch braucht
es ein paar Sponsoren.
Wer sich nicht sicher ist, ob seine
Geschichte die „passende“ ist,
kann in dem Buch nachlesen, was
die Anderen zu erzählen hatten. Es
ist im KulturGut, in einigen Buchhandlungen und beim Verlag Karin Rohnstock (Tel. 42 85 22 55)
für 9,90 Euro erhältlich.
Ein Exemplar verlost jot w.d.
unter allen Lesern, die uns verraten, worum es in ihrer Geschichte – wenn sie sie erzählen
sollten – geht. Postkarte oder
email mit dem „Thema“ genügt.
Einsendeschluss 29. April (Datum
des Poststempels). R. Nachtmann
Fit im Alter mit Gesang
Marzahner Seniorenchor singt mehr als 20 Jahre
Seit mehr als zwanzig Jahren gibt
es in Marzahn eine Sangesrunde, die
von den Medien bisher eher stiefmütterlich behandelt wurde. Dabei
können die rund 25 Sängerinnen
und Sänger des „Marzahner Seniorenchores“ auf eindrucksvolle Leistungen und auf eine Unmenge von
Auftritten zurück blicken.
Im Jahr 1984 fanden sich fünf Sangesfreudige mit ihrem Chorleiter
zusammen. Ein Jahr später übernahm Frau Monika Krämer die Leitung des Chores, der sich im Bezirk
und in der Umgebung bald wachsender Beliebtheit erfreute. So stieg
auch die Zahl der sangesfreudigen
Seniorinnen, denn leider fehlen derzeit die männlichen Stimmen im
Chor. Monika Krämer ist stolz darauf, dass es ihr gelang, den Chor
über die Umbrüche des Jahres 1990
hinweg zu retten.
Seit Mitte der neunziger Jahre ist
der Chor unter dem Namen „Marzahner Seniorenchor“ bekannt, die
Mitglieder entrichten einen kleinen
Beitrag für den nun einmal nicht zu
vermeidenden Aufwand. Frau Krämer und ihren Sängerinnen kommt
es vor allem auf den Spaß und die
Geselligkeit an, für viele ältere Menschen ein unverzichtbares Stück Lebensqualität. „Gemeinsam statt einsam und Spaß am geselligen Singen, wer rastet, der rostet“, ist deshalb das Motto des Chores.
Das Repertoire wird sehr sorgfältig
und jahreszeitlich- sowie anlassbedingt vorbereitet. Die Seniorinnen tragen ihre Lieder a-capella vor,
lediglich die Proben werden mit einem kleinen Keyboard begleitet. Zu
den Proben trifft man sich immer
donnerstags 14 Uhr zum Kaffeetrinken, ab 15 Uhr wird in der Evangelischen Versöhnungskirche in der
Maratstraße geprobt. Interessenten
melden sich bitte bei Frau Krämer
unter Tel. 5 45 21 32. Diese würde
sich sehr darüber freuen, wenn sich
der eine oder andere sangesfreudige ältere Herr zum Mitmachen entscheiden könnte. André Gaedecke
11
Alles über die Gärten
der Welt im Internet
Fortsetzung von Seite 4
Seiner humanistischen Gesinnung
folgend, hat er in Berlin Menschen
veranlasst, jüdische Mitbürger zu
schützen und ihnen das illegale Leben mit Lebensmittelkarten, Geld
und Papieren zu ermöglichen. In der
Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem wird ihrer gedacht. Nach der
Lesung wurden interessante Details
erörtert. Dazu zählte auch die Frage nach den sogenannten „weißen
Bussen“, die nach Geheimverhandlungen zwischen schwedischen Diplomaten und Heinrich Himmler
kurz vor Kriegsende eingesetzt wurden, um KZ-Häftlinge nordischer
Länder legal nach Hause zu entlassen. Auch wurde die Frage aufgeworfen, ob der Namensgeber der Alternativen Bibliothek, Peter Weiss,
den Roman des Friedrich Strindberg
gekannt habe. Eine erschöpfende
Antwort ist erst nach genaueren Studien zu erwarten, nach der die Mitarbeiter der Bibliothek, der WeissForscher Prof. Dr. Schutte und zur
Lesung anwesende Mitglieder der
Deutsch-Schwedischen Gesellschaft gemeinsam suchen werden.
Auf der anderen Seite
der Front
Jetzt im Frühjahr lohnt ein Besuch im Marzahner Erholungspark mit
seinen „Gärten der Welt“ ganz besonders.
Foto: Dittmann
Marzahn – Die Internetseiten der
Grün Berlin GmbH mit dem Britzer Garten, den „Gärten der Welt“
im Erholungspark Marzahn sowie
dem Natur-Park Schöneberger
Südgelände und den vielen anderen Projekten wurden komplett
überarbeitet. Im Vordergrund
stand dabei neben einem zeitgemäßen Design insbesondere das
Informationsbedürfnis der Nutzer.
Diese werden auf der neuen Site
und durch neue Newsletter noch
schneller und aktueller über Veranstaltungen und Events in den
Parks und Gärten informiert.
Die neue Site wurde entsprechend
den Richtlinien des World Wide
Web Consortium barrierefrei erstellt und steht damit allen Nutzern, auch solchen mit Sehbehinderungen, vollständig zur Verfügung. Die Grün Berlin Park und
Garten GmbH ist damit eine der
ersten öffentlichen Berliner Institutionen, die Ihr Informationsangebot auch behinderten Menschen
zugänglich macht.
Die neue Site wird in Zukunft
durch ergänzende Serviceleistungen und Informationsangebote
weiter ausgebaut. Eine englische
Version ist in Vorbereitung.
Schauen Sie doch einmal rein:
www.gruen-berlin.de, www.britzer-garten.de, www.gaerten-derwelt.de, www.suedgelaende.de.
M.G. / B.R.
Wieder Führungen im
Japanischen Garten
Nach der Winterpause und einigen
Reparaturarbeiten kann der Japanische Garten im Erholungspark an
der Eisenacher Straße nun wieder
besichtigt werden. Am 4. April begannen auch wieder die Führungen
im „Garten des zusammenfließenden Wassers“ (mittwochs, donnerstags und freitags halbstündlich
zwischen 10.30 und 12.30 Uhr).
Der Japanische Garten ist für Besucher an Wochentagen ab 13 Uhr,
an Wochenenden und Feiertagen
ab 9 Uhr geöffnet. Eintritt in den
Erholungspark (mit Chinesischen,
Balinesischem und Japanischem
Garten): 2, erm. 1 Euro.
Übrigens kann man sich noch den
gesamten April über eine Ausstellung in der Bibliothek „Ehm
Welk“ an der Alten Hellersdorfer
Straße 125 mit Fotos vom Japangarten ansehen.
I.D.
Invasoren im Kochtopf
Dirigent Karl-Heinz Mantel (re.) probt fleißig mit den Sängerinnen
und wünscht sich noch ein paar Sänger dazu.
Fotos: Gaedecke
Menschenschicksale
in Berlin
Hellersdorf – Über den Weg der
Kartoffel nach Europa und ihre
Rolle bei der gesunden Ernährung
kann man am 12. April, 14 Uhr,
so einiges im Naturschutzzentrum
Schleipfuhl erfahren. Anschließend gibt’s bei Kaffee und Kuchen leckere Kartoffelrezepte gratis. Unkostenbeitrag 1 Euro.
Am Sonntag, 10. April, 14.30
Uhr, gibt’s an gleicher Stelle einen Diavortrag über Amphibien
in Hellersdorf. Am 25. April, 14
Uhr, werden Pflanzen erläutert,
die bei unseren kleinen Wehwehchen Wunder bewirken können
– „Phytotherapie – die sanfte
Theraphie der Natur“.
Die zweite Veranstaltung machte
mit einem neuen Buch und seinem
Autor, Prof. Stefan Doernberg, bekannt. Er gehörte (als Dolmetscher
in einer Propaganda-Abteilung der
Roten Armee) zu den wenigen Deutschen, die in den Streitkräften der
Anti-Hitler-Koalition gekämpft hatten. Als Freiwilliger musste er erst
das Chaos des Rückzugs der Roten
Armee erleiden, bis er über Seelow
nach Berlin kam. Der 2. Mai 1945
wurde für ihn der wichtigste Tag, er
war aktiv an den Verhandlungen
über die Kapitulation der Berliner
Garnison der Wehrmacht beteiligt.
Was die Besucher der Veranstaltung
besonders beeindruckte, war der
Humanismus Doernbergs, der aus
dem Buch und aus der Diskussion
mit dem Autor herausklang. Immer
wieder bedauerte er die hohen Menschenverluste auf beiden Seiten der
Fronten. Sie hätten durchaus vermieden werden können, wenn Hitler und seine Generale auf die zahlreichen Angebote der sowjetischen
Seite eingegangen wären. Als Beispiele nannte der Autor den Vorschlag des Nationalkomitees „Freies Deutschland“, den Krieg mit dem
Rückzug der Wehrmacht auf die
deutsche Reichsgrenze zu beenden,
sowie die Lautsprecheraufrufe zwei
Stunden vor der Operation bei Seelow und im untergehenden Berlin.
Es war ein lehrreicher und berührender Abend, eine Begegnung mit
einem beispielhaften Menschen.
Ihm wurde sehr herzlich für sein
Buch „Fronteinsatz“ und dessen
Vorstellung gedankt. Aber wir vergaßen, ihm für sein persönliches
Mitwirken am Sieg über die faschistische Wehrmacht und für den
opferreichen Einsatz für den Frieden zu danken. Das soll hiermit
nachgeholt werden. Früher riefen
und sangen wir: „Dank Euch, Ihr
Sowjetsoldaten!“ Sagen wir heute
schlicht: „Danke, Professor Doernberg!“
Siegfried Birkner
12
jot w
.d. 4/2005
w.d.
Aktuell
Vielfalt der Klänge:
Orwo-Haus Rockforum
im Freizeitforum Marzahn
Gleich nebenan: Europas
größtes kostenfreies
Freiluft-Rockfestival
Drei Bands zeigten ihr Können
Am 5./6.August zur „Haltestelle Woodstock“ nach Kostrzyn
Marzahn – Dass sich die Bands aus
dem Orwo-Haus und ihr Dachverein hier im Bezirk wohl fühlen
und bleiben wollen, untermauerten
sie im März mit der ersten Veranstaltung des „Rockforum Berlin“,
bei dem gleich drei Gruppen aus
dem Haus an der Landsberger Allee ihr Können zeigten. Und auch
die musikalische Bandbreite, die in
dem Haus zu finden ist. „The
Orworms“ spielten klassischen
Rhythm & Blues mit feinem Bläsersatz und Markus Hempel als Sänger, dem man vom ersten Song an
sein Können abnahm. Kein
Wunder – schließlich war er
als Sänger u.a. schon beim
Musical „Cats“ engagiert.
Dass aber die Band erst
drei Monate zusammen
spielt, hätte wohl keiner
der Zuhörer nach ihrem 40-MinutenAuftritt gedacht.
Die Gruppe „Fugalo“ (spielte schon
mit Lindenberg)
wiederum zeigte, dass sich
heutige Rockmusik
nicht
mehr so einfach in
Schubladen packen
lässt. Vielleicht firmieren sie ihren Sound
Die „Orworms“ überzeugten nicht nur die jungen Musikfans mit
ihren Klängen. Jugendstadträtin Manuela Schmidt (li., mit rokkiger Lederjacke erschienen) gingen deren Rhythmen jedenfalls
mächtig in Blut und Beine. Oben die Sänger von „Noob“, Johannes Kosler (re.) und „Fugalo“, Mac (li.)
Fotos: Nachtmann
auch deshalb als „popcore“ – mit hier einigen klassischen Riffs,
dort einer fast weich anmutenden Melodie. Die Band „Noob“
wiederum nennt ihren Sound ganz klassisch Rock, und so
klingt er auch: geradlinig, manchmal hart. Haupt-Act zum
Schluss waren mit „Monokel“ die klassischen Rock-Blueser
aus „alten Zeiten“, jedoch mit veränderter Besetzung und
einigen neuen Songs.
Schade nur, dass am Karfreitag doch nicht so viele
Leute (junge wie ältere) den Weg ins FFM fanden,
wie die Veranstalter sich erhofft hatten. Denn für 10
Euro Eintritt vier Bands „auf die Ohren“ zu bekommen, war ein fairer Preis. Aber wie das in einer großen
Stadt so ist: Auch das „Rockforum“ muss sich erst mal
einen (guten) Namen machen und etablieren. Vielleicht
sieht’s bei der zweiten Ausgabe schon besser aus. RN
ROCK´Ton 2005
20 Bands beim Vorausscheid für Musik-Award
Marzahn-Hellersdorf – Die Jugendeinrichtungen „Klinke, „Mehrweg“, „Eastend“, „Anna L“ und
„Springpfuhlhaus“ veranstalten bereits zum sechsten Mal in Folge den
Bandwettbewerb ROCK´Ton.
An fünf Abenden werden sich
junge Bands einem breiten Publikum vorstellen und sich untereinander austauschen. Zu den Vor-
ausscheiden spielen folgende
Bands jeweils ab 20 Uhr:
8. April, „Anna L.“: Stand der
Dinge, Pass Over Silence, Virus,
Persimmon, Maria Revolution.
15. April, „Klinke“: The Pampelmuse, Area5one, Gloria, Wellington
(Ex-Chambermaid), Defac2Pool.
16. April, „Springpfuhlhaus“:
Dukes, dropped, QUIREX, Decla-
matory, m.o.n.k.
22. April, „Eastend“: Black Tequila, COSMA, Skavache, First
Aid, undisputed.
23. April, „Mehrweg“: SkinDiary, Einfach so, NIOB, grinlocust,
sofakingstupid.
Adressen, Infos, Zwischenergebnisse und News im Internet unter:
www.rockton.de. Robert Jünger
Stellt Euch mal vor, es ist warm
und die Nächte sind sommerlich
lau. Man liegt auf der grünen Wiese und hört Rockmusik auf einem
Megaspektakel, das im letzten
Jahr 400 000 Leute anzog. Und
das eine Zugstunde vom Ostrand
Berlins im polnischen Kostrzyn
gleich an der Oder (stündliche
Bahn-Verbindungen von Lichtenberg oder Strausberg).
Organisiert wird das ganze durch
ein überaus erfolgreiches Spendennetzwerk für Kinderkrankenhäuser „Großes Orchester zur
Weihnachtshilfe“ in Polen. Als
Dank an die zahllosen Geldgeber
gibt es ohne Eintrittsgelder Rock
vom Feinsten. Und das alles unter dem Woodstock-gerechten
Motto „Liebe, Freundschaft und
Musik“. Aber aufgepasst: Drogen
sind im Unterschied zum Mariuhana-geschwängerten Original
total out! Ebenso harte Alkoholika und Glasflaschen. Bier gibt es
vor Ort im Pappbecher.
Nicht nur die angesagtesten polnischen Gruppen werden vertreten sein, sondern auch deutsche
Bands. „Die Toten Hosen“ haben
schon zugesagt, vielleicht ist ja
auch die eine oder andere Ostrockband zum Sprung über die
Grenze bereit. Der Rockverband
Brandenburg, der Break Tribe
Music e.V. Frankfurt und der
Jugendverein Frizz aus Seelow
waren schon 2004 dabei.
Näheres zur „Haltestelle Woodstock“ unter www.haltestellewoodstock.de.
U.Clauder
Ziemlich nahe am Original, nicht?
Schwul-lesbischer Jugendtreff
Marzahn-Hellersdorf – Ab April
erweitert der OstEnde e.V. sein
Angebot um einen regelmäßigen
Treff für junge Schwule und Lesben und deren Freunde
und Freundinnen. Interessierte Jugendliche können eine
Vielzahl von Freizeitangeboten wie
Diskussionen,
Führungen durch
prominente Gebäude, gemeinsames
Ausgehen und viele
andere Möglichkeiten zur
Freizeitgestaltung wahrnehmen. „Dieser Jugendtreff soll den
Jugendlichen im Bezirk zeigen,
dass sie nicht bis nach Schöneberg
fahren müssen, um andere schwule oder lesbische Jugendliche zu
treffen“, sagt Vereinsvorsitzender
Matthias Voigt. Einer der Treffpunkte ist der schwul-lesbische
Jugendtreff des OstEnde e.V. im
Kieztreff „Muchte“. Dort
sind unter anderem der
Besuch einer Fotoausstellung und des
Schwulen Museums, Grillen am
Kletterfelsen, eine
historische Stadtführung (Auf den
Spuren der Großväter und -mütter) und
baden in den Kaulsdorfer
Seen geplant. Erstmalig findet
der Jugendtreff am 9. April, 16 Uhr,
statt; zukünftige Treffen jeden 2.
Sonnabend im Monat ab 16 Uhr.
Mehr unter Tel. 54 700 572 und
im Internet unter www.ostende.org
Umwelt & V
erkehr
Verkehr
jot w
.d. 4/2005
w.d.
So kann es nicht bleiben
Verkehrskonzept schädigt Ruf der BVG / Änderungen angemahnt
Marzahn NordWest – Einen
spürbaren Imageverlust für die
BVG konstatiert der Bewohnerbeirat Marzahn NordWest nach
zwei Monaten praktischer Erfahrungen mit dem Verkehrskonzept
2005plus in seinem Stadtteil. Als
Hauptkritikpunkte nennt das ehrenamtliche Gremien die Verschlechterung der Beförderungsbedingungen in den Stadtrandlagen (bei gleichzeitig beibehaltenen hohen Fahrpreisen), die fast
durchgängige Aushebelung des
Kurzstreckentarifs im Straßenbahn- und Busverkehr sowie die
bedeutende Verlängerung der
Fahrt- und Wartezeiten auf allen
Marzahn Nord und West betreffenden Linien außer der M 8.
In Briefen an die Senatorin für
Stadtentwicklung, Bauen und Verkehr, Ingeborg Junge-Reyer, und
an den Vorstand der BVG, Andreas Graf von Arnim, listet der Beirat in acht Punkten Erfahrungen,
Einsprüche und Einwände auf, die
ihm mündlich oder schriftlich aus
der Einwohnerschaft übermittelt
wurden bzw. eigenen Beobachtungen entsprangen. Die Senatorin
und der BVG-Vorstand werden
aufgefordert, die daraus abgeleiteten Änderungsvorschläge für Marzahn NordWest (etwa für die Verlängerung der Buslinie 197 bis
nach Hohenschönhausen oder die
nutzerfreundliche Unterstützung
von Umsteigevorgängen durch entsprechende Anschlussbeziehungen) möglichst bald zu realisieren.
T. Preußing, Beiratssprecher
Der kurz vor Drucklegung dieser
Ausgabe verstorbene BVG-Chef
antwortete dem Bewohnerbeirat
am 18. März (Schreiben liegt jot
w.d. vor) und versprach, dass u.a.
mit Eröffnung des „eastgate“ die
Straßenbahn 16 an Sonnabenden
verstärkt wird. Eine mögliche Umsetzung einzelner Bus-Haltestellen werden BVG-Planer vor Ort
mit dem Beirat besprechen.
Wer hat den Parkplatz geklaut?
13
Wenn die Kröten
(echte wie unechte) fehlen
Seitdem sich die demokratischen
Sozialisten in die sumpfigen Niederungen der Realpolitik begeben haben, sind sie zwar weniger sichtbar als auf den Höhen
der revolutionären Vorgebirge,
aber wenigstens etwas mehr
systemkompatibel. Selbst der
vom Realsozialismus der Vorgängerpartei SED einst furchtbar
umzingelte Zehlendorfer schaut
auf die PDS jetzt mit sanftem
Blick wie auf ein vom Bock kuriertes Kind: „Na, warum denn
nicht gleich? Geht doch, wenn
man nur will …!“
Auch die bezirkliche Umweltpolitik von Marzahn-Hellersdorf ist
unter bewährter Führung der Partei auf diesem Wege weit fortgeschritten. Allerdings wird das
Tempo der Angleichung an die
realkapitalistischen Gegebenheiten gebremst durch eine unselige Zusammenarbeit mit ewig
Gestrigen – den so genannten
Naturschützern aus Überzeugung. Vom Schlage eines Heino
Mosel etwa, der allerdings (wohl
aus sicher vorgeschobenen Altersgründen) diese Zusammenarbeit nur noch sehr partiell pflegt.
Angesichts dieser politischen
Umwelt haben Teile des Naturschutzklüngels jüngst die Waffen
gestreckt: In einer Diskussion
mit Experten aus bezirklichen
Regierungskreisen (etwa für Planung der Grünpflege) stimmten
sie so genannten Kompromissen
zu. Es ging um die Übergabe von
Abrissgrundstücken mit Anbin-
dung an Naturräume an potentielle Häusle- oder Sportplatzbauer. Geködert hat man die arglosen Kreaturen mit der Aussicht
auf vorläufige Übergabe einiger
Bruchstücke an Mutter Natur,
während der Großteil der Flächen an den Liegenschaftsfonds
zur Verwertung überstellt wird.
Zumal dem Bezirk die Kröten
fehlen für eine exakte Grünpflege.
Und Brachflächen, wo sich die
richtigen Kröten, Schmetterlinge, Beifuß und Kletten unkontrolliert ausbreiten können, seien in ihrer ganzen Schmuddeligkeit ja ohnehin nicht systemkompatibel und fänden kaum
Akzeptanz. Diese in ihren Konsequenzen weit gehende Feststellung zu entlarven, vermochten
die Naturschützer nicht, so sehr
waren sie von der Aussicht auf
Teilhabe an schönen Kompromissen beseelt. Oder waren sie
einfach überfordert, gar überrumpelt durch die Verwaltungen?
Die Ämter bekommen offenbar
keinen politischen Druck. Dabei
sind das Berliner und das bezirkliche Parlament doch eigentlich
von roten und grünen Alternativpolitikern dominiert. Oder gehören die schon zum politischen
Mainstream? Den Tieren und
Pflanzen wird nichts anderes übrig bleiben, als sich auf kleinen
Restflächen zu erholen, die zum
Glück beim Kompromiss vorerst
für sie abfielen. Eine unheimlich
beruhigende Aussicht. U. Clauder
Die neue Mauer steht bald
in Ahrensfelde
Der Frühling zeigt sich mit strahlendem Sonnenschein – das richtige Wetter für einen Spaziergang an der
Wuhle. Viele Erholung Suchende kommen von weit her und nutzten im vergangenen Jahr den großen Parkplatz
vis-à-vis vom Kletterfelsen. Jetzt sind beide Zufahrten mit einbetonierten Findlingen verrammelt, ein Schild
weist darauf hin, dass die riesige Fläche jetzt Privatbesitz ist. Durch die okkupierten mindestens 100 Stellplätze
werden Besucher nun gezwungen, sich Parkplätze vor den nahegelegenen Wohnhäusern zu suchen. Bisher
waren die ausreichenden Parkplätze in unserem Bezirk ein großer Vorteil gegenüber anderen Stadtteilen. Welchen Nutzen hat nun unser Kiez davon, Parkraum künstlich zu verknappen? H.-J. Hennig
Foto: Hennig
Irreparable Schäden abwenden
Bewohnerbeirat appelliert an Wowereit und Platzeck
Marzahn Nor
dW
est – Als verhängnisNordW
dWest
voll bewertet der Bewohnerbeirat Marzahn NordWest die forcierten Bestrebungen der Potsdamer und Berliner Behörden, der Gemeinde Ahrensfelde (ungeachtet zahlreicher Einwände und Proteste) eine Ortsumgehungsstraße aufzuzwingen, die den (zusammen)gewachsenen Lebensraum Marzahn NordWest/Ahrensfelde wie eine Axt zu spalten droht. Das ehrenamtliche Gremium
solidarisiert sich in einer fundierten Stellungnahme mit den Forderungen der hiesigen Bürgerinitiativen, von diesen Plänen, zu denen u.a. auch die Errichtung
eines Schallschutzwalls von 6,50 m Höhe
auf Berliner Seite gehört, endlich Abstand zu nehmen. Es verlangt, umgehend
das in Form der B 158 n (nach Variante
2 ROV) drohende Millionengrab mit
sozialräumlicher Sprengkraft abzuwenden und den Weg für neue Untersuchun-
gen frei zu geben. An Berlins Regierenden Bürgermeister, Klaus Wowereit, und
Brandenburgs Ministerpräsidenten, Matthias Platzeck, appelliert der Beirat in getrennten Schreiben, die befürchteten irreparablen Schäden am nordöstlichen
Berliner Stadtrand abwenden zu helfen.
Zum Beispiel sei gerade auch der heute
sichtbare, jedoch mühsam erkämpfte
Erfolg des Stadtumbaus Ost mit den
Ahrensfelder Terrassen in Marzahn Nord,
die noch kräftiger Hege und Pflege bedürfen, durch die umstrittene Or tsumgehung ernsthaft gefährdet.
Der gewählte Ortsbeirat von Ahrensfelde
hatte bereits Anfang März den Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe aufgefordert, die in die Irre führenden Planungen für die B 158 n zu stoppen, weil diese Variante die Infrastruktur des Ortes
zerstöre. Daran anknüpfend stellt der Bewohnerbeirat Marzahn NordWest fest: Die
von den zuständigen Regierungsbehörden
bevorzugte Ortsumgehungsvariante zerstört nicht nur die Ahrensfelder Infrastruktur, sondern sie „rodet“ die Ahrensfelder
Terrassen gleich mit. Unter Verweis auf
den Besuch von Klaus Wowereit im Quartier, der dieses Projekt mit großer persönlicher Anteilnahme begleitete, heißt es:
„Ihren Worten haben wir die Botschaft entnommen, gerade wenn es eng wird, können wir auf Ihre Hilfe und Unterstützung
bauen.“ Nach Meinung des Beirats ist es
nun wieder einmal soweit. Hintergrund:
Fast auf den Tag genau vor einem Jahr
hatte bereits ein Brief an den Regierenden Bürgermeister die politische Entscheidung angeregt und beflügelt, zusätzlich
zu den 409 Mietwohnungen der Ahrensfelder Terrassen noch 38 Eigentumswohnungen an der Rosenbecker Straße in
das Stadtumbauprogramm aufzunehmen.
T. Preußing, Beiratssprecher
Eine Mauer aus Beton, Höhe
6,50 Meter. Können Sie sich vorstellen, etwa 20 Meter davon
entfernt zu wohnen, freiwillig für
7 oder 8 Euro je Quadratmeter
und Monat? Eine solche Mauer
soll zwischen Marzahn-Nord
und Ahrensfelde entlang der
Klandorfer Straße entstehen. Errichtet wird sie, wenn es nach
Vorstellungen der brandenburgischen Straßenverkehrsbehörde
zur Ortsumfahrung Ahrensfelde
geht. Aber selbst derartige Bauwerke können nicht vollständig
vor Verlärmung schützen. Hinzu
kommt, dass auch weiterhin mindestens 12 000 Fahrzeuge täglich
durch Ahrensfelde selbst fahren
dürften, da eine Anbindung aus
Hohenschönhausen an die
Umfahrung nicht vorgesehen ist.
Aber auch die immer wieder ins
Feld geführte sogenannte Variante 1 über Wuhletalstraße, Kemberger Straße und den Eichepark
ist mit Problemen behaftet. Die
erhebliche Belastung für Anwohner dort und die Zerstörung von
Naturraum und Erholungsmöglichkeiten war allerdings bisher
noch nicht Gegenstand größerer
Bürgerproteste, sieht man vom
inzwischen mit AhrensfeldeBlumberg fusionierten Eiche ab.
Das Raumordnungsverfahren
einschließlich der damit verbun-
denen Trassenbestimmung jedenfalls wurde trotz des Engagements der Bürgerinitiativen aus
dem Dorf Ahrensfelde und des
Bewohnerbeirates Marzahn
NordWest abgeschlossen und
wird nach übereinstimmenden,
wenn auch unterschiedlich motivierten Auffassungen der Berliner und der verfahrensführenden Brandenburger Seite nicht
wieder aufgenommen.
Wer die Ortsumfahrung für Ahrensfelde wirklich will, muss sich
jetzt wohl auf den Widerstand gegen die vorgestellte Billigvariante
konzentrieren. Eine Minimalforderung wäre dabei eine sogenannte gedeckelte Troglösung (also
eine Art Tunnel) im Bereich der
Wohnbebauung, um somit die
Auswirkungen des zusätzlich entstehenden Verkehrslärms zu begrenzen. Nur massiver politischer
Druck von allen Seiten könnte zur
Mobilisierung erforderlicher zusätzlicher Mittel bei Land und
Bund für eine solche Lösung führen. Oder wir leben halt mit der
jetzigen Situation: Der immer
noch zunehmende Kfz-Verkehr
führt nun mal zu Staus und zu
dessen Auswirkungen auf
Mensch und Umwelt. Und nicht
immer kann man auch die Probleme dem Nachbarn vor die Tür
schieben.
Frank Beiersdorff
14
jot w
.d. 4/2005
w.d.
Soziales
Rat zur Hausapotheke
Wohnpark am Rohrpfuhl
Gesundheitstage mit vielen Tipps
Neue Pflegeeinrichtung stellt „Miteinander im Alter“ ins Zentrum
Hellersdorf – Unter dem Motto
des diesjährigen internationalen
Weltgesundheitstages „Mutter
und Kind – Gesundheit von Anfang an!“ stehten am 26. und 27.
April die 10. Gesundheitstage des
Bezirkes. Thema ist dabei ebenfalls der „Tag der gesunden
Ernährung“ am 25. April
mit seinem Motto
„Tischlein deck dich die gesunde Ernährung in der Familie“.
Von 9 bis 20 Uhr stellen sich im SpreeCenter regionale Einrichtungen und Projekte
mit ihren Angeboten vor.
Highlights sind u.a. der Zahnputzbrunnen und der Kariestunnel, viele Kreativ- und Bastelangebote zum Mitmachen für
Groß und Klein, Verkostungen,
ein „Gesundheitskino“ und ein
„Gesundheitsparcours“ .
Die Besucher können sich außerdem zu vielen Themen beraten
lassen. Die Barmer Ersatzkasse
informiert über Hausarzt und
Hausapotheke, am Stand von Bärenmenü geht es um Kinder- und
Schülerspeisung, das Vivantes
Klinikum gibt Tipps zu Betreuungsangeboten rund um Schwangerschaft und Geburt sowie zum
Thema Ernährung-Bewegung-Diabetes. Hinweise zur Kindergesundheit finden Besucher beim Gesundheitsamt, Torsten König,
Präventionsbeauftragter
vom Polizeiabschnitt
68, berät zur Gewaltprävention.
Höhepunkt der Veranstaltung wird ein
Gesundheitsparcours
mit Preisverleihung
sein. Ziel ist, die Teilnehmer zum Nachdenken
über ihr eigenes Gesundheitsverhalten anzuregen sowie ihnen
Tipps, Hinweise und Anregungen
für das eigene Handeln zu geben.
Der Weltgesundheitstag 2005
wird in Deutschland zum 50. Mal
begangen. Er soll das öffentliche
Bewusstsein auf die Gesundheit
und das Wohlbefinden von Müttern und Kindern lenken. Millionen Mütter und Kinder sterben
jedes Jahr bei der Geburt oder
während der frühen Kindheit. RN
Mahlsdorf – An der Florastraße
errichtet die Pflegewohnzentrum
Kaulsdorf-Nord gGmbH eine
neue stationäre Pflegeeinrichtung
für pflegebedürftige ältere Menschen – den Wohnpark am Rohrpfuhl. Nach Fertigstellung werden 80 pflegebedürftige Menschen in acht Hausgemeinschaften betreut. In jeder Hausgemeinschaft sollen, ähnlich wie in einer
großen Familie, 10 Bewohner miteinander leben. In den Mittelpunkt
des Betreuungskonzeptes stellen
die Betreiber die Gemeinschaft,
das Miteinander.
So werden Menschen trotz Pflegebedürftigkeit und Alter nicht
allein sein und einen sinnvollen,
selbst bestimmten Alltag verleben, der sich nicht auf die Defizite, sondern auf eigene vorhandenen Fähigkeiten und Möglichkeiten konzentriert.
Es gibt derzeit nur wenige Pflegeeinrichtungen in Deutschland, die
nach dem Hausgemeinschaftsprinzip pflegen und betreuen. In
Mahlsdorf entsteht die zweite Berliner Einrichtung einer noch jungen, zukunftsweisenden Betreu-
So soll die neue Pflegeeinrichtung, deren Bau in Mahlsdorf in Kürze
beginnt, einmal aussehen. Die Bewohner werden in Hausgemeinschaften miteinander leben.
Computerbild: Pflegewohnzentrum
ungsform für ältere pflegebedürftige Menschen.
Offizieller Baubeginn war Mitte
März. Zunächst wird das Grundstück beräumt und für das Bauvorhaben vorbereitet. Im Mai soll der
Grundstein gelegt werden. Für
April 2006 sind Abschluss und
Inbetriebnahme des ersten Bauab-
schnitts mit 40 Plätzen avisiert.
Im Frühsommer 2007 soll das gesamte Bauvorhaben, bei dem ca.
55 Arbeitsplätze entstehen, beendet sein.
Herbert Großmann
Info: Pflegewohnzentrum Kaulsdorf-Nord gGmbH, Bansiner
Str. 21, Tel.: 560 490, Internet:
www.pflegewohnzentrum.de
Wie sieht die (Lohn)Arbeit der Zukunft aus?
Grundsicherung für alle vorgeschlagen – Diskussion beim Grünen Brunch
Biesdorf – Am 13. März fand der
erste Brunch der BündnisGrünen
Marzahn-Hellersdorf statt. Gut 30
Interessierte fanden sich im Kaminzimmer des Schlosses Biesdorf ein.
Marion Drögsler, Vorsitzende des
Berliner Arbeitslosenverbandes, erklärte gleich zu Beginn: Die Arbeitslosigkeit sei ein Problem der ganzen Gesellschaft. Die Reformen der
letzten Jahre führten bei vielen Arbeitslosen immer öfter zu dem Gefühl, die Gesellschaft brauche sie
nicht. Ein Vorschlag, diesen Problemen entgegenzutreten, sei eine
Grundsicherung in Form eines
Existenzgeldes. „Dieses sollte bei
850 Euro plus Warmmiete liegen“,
meinte Frau Drögsler.
Sybill Klotz, Fraktionsvorsitzende
der BündnisGrünen im Abgeordnetenhaus, glaubt, dass das Leben aus
mehr als nur Erwerbsarbeit besteht:
„Wir brauchen ein gesellschaftliches Umdenken“, fordert sie. Teilzeit werde von den Meisten näm-
lich nicht freiwillig gearbeitet. „In
einer Zeit mit über fünf Millionen
Erwerbslosen muss über eine Umverteilung der Arbeit nachgedacht
werden“, schlussfolgert Frau Klotz.
Auch sei eine Einbeziehung von Beamtenbesoldung und Kapitaleinkünften in die Sozialen Sicherungssysteme notwendig, um diese für die
Zukunft zu erhalten. Die Bürgerversicherung nannte sie als positives Beispiel.
Nun müsse die Gesellschaft den
Menschen die Angst vor dem sozialen Abstieg nehmen und der Entstehung einer großen sozialen Unterschicht entgegen wirken. Dazu könne eine Grundsicherung, wie sie
Marion Drögsler ansprach, dienen.
Frau Klotz will sie jedoch nicht so
hoch, wie ihre Vorrednerin bemessen sehen. Die Höhe könnte ihrer
Meinung nach bei etwa 938 Euro
liegen; allerdings inklusive Miete .
„Dies sind circa 60 Prozent vom
Durchschnittsverdienst in Deutsch-
land“, rechnete sie vor.
Nicht allein diese Gedankenmodelle
sorgten für eine kontroverse Diskussion. „Solange die Lüge der Vollbeschäftigung in unseren Köpfen
steckt, ist ein Ausweg aus dieser
Lage unmöglich“, resümierte ein
Teilnehmer. Nach zwei Stunden
versprachen beiden Referentinnen:
„Der nächste Brunch kommt bestimmt“.
Stefan Ziller, B90/Die Grünen
Marzahn-Hellersdorf
Offene Tür bei
„Evergreen“
Hellersdorf – Am Mittwoch, 20.
April lädt die gerontopsychiatrisch-geriatrische Tagespflegestätte „Evergreen“ im Pflegewohnzentrum Wuhlepark, Bansiner Straße 2, von 13-19 Uhr zum
Tag der offenen Tür ein. Neben
der Beratung rund um die Tagespflege werden auch Beschäftigungsmöglichkeiten vorgestellt
und praktische Tipps zum Umgang mit demenzkranken Menschen gegeben. Nähere Infos unter Tel.: 56 04 91 13.
JobCenter-Beirat
Im März gründete sich der Beirat
des JobCenters. Dem Gremium gehören an: Martin Krüger und Manfred Schmidt als Vertreter der Arbeitgeber, Gerd Buddin und Jürgen
Böhm für die Gewerkschaften,
Prof. Jürgen Nowack, ASFH, Prof.
Bernd Reissert, FHTW, Bernhard
Müller, Caritasverband, Petra
Beck, Frauennetz, Detlef Haase,
Behindertenbeirat und Dagobert
Morische, Migrationsbeirat.
direkt – Briefe & Antworten
FDP diskutierte:
Sind die Berliner
Finanzen
noch zu retten?
Der FDP-Bezirksverband
Marzahn-Hellersdorf hatte unter dem Titel „Leere öffentliche Kassen. Welche Perspektive haben Berlin und die
Stadtfinanzen?“ am 23. März
zur Diskussion eingeladen.
Die Haushaltsexperten der
FDP-Abgeordnetenhausfraktion, Sibylle Meister und Christoph Meyer, führten in das
Thema ein.
„Im Hinblick auf die Klage
Berlins vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe
braucht es weitere konsequente Ausgabenreduzierungen“,
sagte Sibylle Meister. Denn
bei der Entscheidung, ob
Bund und andere Bundesländer Berlin finanzielle Unterstützung gewähren müssen,
würden auch die Konsolidierungsanstrengungen der
Hauptstadt berücksichtigt.
Daher seien nach Auffassung
der FDP überall dort Ausgaben zu reduzieren, wo im Vergleich mehr Geld ausgegeben
werde und dies „nicht zu mehr
Steuereinnahmen durch Wirtschaftswachstum“ führe.
Die starre Haushaltssystematik
müsse durchbrochen werden,
weil dadurch zum Beispiel eine
Prüfung der Ausgaben durch
Rechnungshof und Parlament
erst weit nach dem Ablauf einer Haushaltsperiode möglich
sei. „Fehlentwicklungen können somit kaum korrigiert werden“, ergänzte Christoph Meyer. Deshalb wolle sich die FDP
weiterhin für einen noch konsequenteren Konsolidierungskurs einsetzen, der „den Klageerfolg in Karlsruhe unterstützt
und nicht gefährdet“.
Erik Schmidt
jot w
.d. 4/2005
w.d.
15
Zweifel am CDU-Engagement Sozialdemokraten, die sich
für Arbeitnehmer einsetzen
Zu: „Interessierter Wähler R. S. im Irrtum“
(jot w.d. 3/2005, S. 15)
Sehr geehrte Damen und Herren,
in Ihrer Ausgabe 3/2005 veröffentlichten Sie einen Brief des
Bezirksverordneten Herrn Ehling
(CDU), der sich über den Irrtum
Ihres Lesers R.S. beklagte, dass
die CDU im Sonderausschuss
FFM gefehlt hätte. Ich kann bestätigen, dass Herr Ehling bei der
Sitzung zugegen war ... Dies nur
nebenbei. Der eigentliche Grund
meines Briefes sind die Schlussfolgerungen, die von der Redaktion der jot w.d. gezogen werden.
Ich habe erhebliche Zweifel am
Engagement der CDU für das
Freizeitforum. Nur zwei Fakten:
1. Mitte vergangenen Jahres gab
es einen gemeinsamen Antrag von
FDP und CDU im Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses,
die Genehmigung der 8 Millionen
Euro für die Sanierung des FFM
zu versagen.
2. Als im Dezember 2004 in der
BVV die Debatte zum Ergänzungshaushalt geführt wurde, forderte der Fraktionsvorsitzende der
CDU, Paul Hofmann, trotz der erfolgten schmerzhaften Einschnitte bei Kultur, Jugend u.a. weitere
Einsparungen. So stellte er die
Frage, ... wieso sich der Bezirk
noch einen „Kulturpalast“, also
das Freizeitforum, leisten könne.
Mit freundlichen Grüßen
Viktor Durnick
Damit man im Alter fit bleibt
AfA mit neuem Vorstand und neuer Energie
Die Arbeitsgemeinschaft für
Arbeitnehmerfragen in der
SPD hat seit dem 4. März einen neuen Vorstand. Auf der
Wahlversammlung im
Kieztreff der Gewerkschaft „Verdi“ setzte
sich Markus Odrozek (Foto) mit 16
Stimmen klar gegen seinen Mitbewerber Andreas
Rinner durch, der drei Stimmen erhielt. Ihm zur Seite stehen Katja
Taraba und Dieter Szabadi, die
ebenfalls satte Mehrheiten erhielten.
Als Beisitzer setzten sich Wolfgang
Daske, der einstimmig gewählt wurde und Peter Eggert mit 14 von 20
abgegebenen Stimmen durch.
Markus Odrozek und sein Team
haben sich eine Menge vorgenommen. „Ich möchte, dass die Belange von Arbeitnehmern in der SPD
wieder eine stärkere Rolle spielen.
Vor allem sozial Schwächere sollen
in der Partei wieder eine Heimat finden“, umreißt der neue AfA-Chef
seine Vorhaben. Dabei steht vor allem eine enge Zusammenarbeit mit
den Gewerkschaften im Vordergrund, kein Wunder, die haben
schließlich das know-how, wenn es
um Arbeitnehmer und ihre Probleme geht. Markus Odrozek ärgert es
vor allem, dass die Beschäftigten in den so genannten
Ein-Euro-Jobs keinerlei Urlaubsgeld bekommen, obwohl sie Urlaub nehmen müssen.
Am 7. April treffen sich die AfAVorständler mit
dem Kreisvorstand der Marzahn-Hellersdorfer
„Verdi“. Dabei wollen sie vor allem
das Verhältnis zwischen MAE und
herkömmlichen Jobs und die Möglichkeit eines Mindestlohns diskutieren. Am 12. Mai geht es um die
Armut, von der Familien und vor
allem Kinder durch die Hartz IVReformen betroffen sind.
Der neue AfA-Chef bringt für seinen neuen Job auch den richtigen
„Stallgeruch“ mit. Aufgewachsen in
einer Bergarbeiterfamilie mit sozialdemokratischer Gesinnung im
nordrhein-westfälischen Gladbeck,
arbeitete Odrozek schon früh bei den
Jusos mit. Nach Berlin kam er durch
die Liebe. Inzwischen hat er auch die
Stadt schätzen gelernt. „Die Geschichte und Kultur dieser Stadt ist
einfach beeindruckend“, fässt er seine bisherigen Erfahrungen mit der
Metropole zusammen.
A. Gaedecke
Danke für die Künstlerserie
Fast den gesamten März über hatten Hausmeister Günter Gernetzki
und sein Team alle Hände voll zu tun, um den Sportraum im Nachbarschaftshaus Kastanienallee 53-55 auf Vordermann zu bringen. Seit
1. April gibt es für sportbegeisterte Senioren eine Rückenschule, Qui
Gong, Yoga oder die beliebte Seniorengymnastik. Foto: A. Gaedecke
Straßenausbau steigert Wert nicht
Zu: „Angstmache fehl am Platze“, jot w. d. 3/2005
Liebe jot w.d.-Redaktion,
in dem Gespräch mit der Bezirksverordneten Erika Maier zum geplanten
Straßenausbaubeitragsgesetz des Landes Berlin kann ich einigen Aussagen
überhaupt nicht zustimmen. Wie soll
man den anderen Ländern erklären, dass
„Berliner Eigentümer von Grund und
Boden“ nicht belastet werden sollen,
heißt es da sinngemäß. Vergessen wird
dabei allerdings, dass die Berliner Eigentümer an Grund und Boden sehr
wohl belastet wurden und inzwischen
den bundesweit höchsten Hebesatz an
Grundsteuern zu zahlen haben. 660 Prozent! Desgleichen haben die Berliner
laut Straßenerschließungsbeitragsgesetz
bis zu 90 Prozent der meist enorm hohen Kosten aus der privaten Tasche zu
zahlen – für Straßen, Grün, Parktaschen,
Beleuchtung und dergleichen. Und die
sind schließlich für die Allgemeinheit
da, nicht etwa für die „Privatnutzung“
der Anlieger.
Deshalb finde ich auch folgende von
Frau Maier zitierte Aussage des PDSPolitikers Michael Nelken völlig deplaciert: „Es sei sozial ungerecht, wenn die
Allgemeinheit besondere Vorteile, die
nur bestimmte Personen haben, zu
100 Prozent finanzieren soll.“ Von einem Straßenausbau hat doch vor allem
die Öffentlichkeit Vorteile, nämlich alle
Verkehrsteilnehmer, die diese Straßen
benutzen. Und für diese öffentlichen
Straßen sollen nun die Anlieger zur Kasse gebeten werden. Es ist also umgekehrt: Eigentlich zahlen die Grundbesitzer (v.a .im Ostteil der Stadt sind das
übrigens nicht die „Reichen“) aus ihrer
Tasche für die Allgemeinheit.
In unseren Siedlungen fallen seit Jahren die Bodenpreise. Dass der Wert eines Grundstückes in Mahlsdorf oder
Kaulsdorf astronomisch in die Höhe
schnellt durch eine ausgebaute Straße,
ist also nicht zu erwarten. Man muss nur
einmal mit offenen Augen durch die
Siedlung gehen. Überall stehen die
Schilder: Grundstück zu verkaufen,
selbst solche, die über Generationen in
Familienbesitz gehalten werden konnten (selbst in schlechten Zeiten). Auch
eine Folge solcher Gesetze! Die Ängste der Grundstücksbesitzer sind berechtigt. Brigitte Schulze, Mahlsdorf
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir möchten heute ein großes Dankeschön loswerden. Ihre Bürgerzeitung gefällt uns ganz ausgezeichnet. Besonders gern lesen wir die
Künstlerserie auf Seite 3. Über den
Bericht zu Britt Kersten in der Ausgabe 3 haben wir uns sehr gefreut.
Anbei noch einige Vorschläge von
uns für die Vorstellung weiterer
Künstler wie Christian Schafrik,
Andreas Holm, Günter Geißler,
Ruth Brandin sowie ehemalige Ansagerinnen des DDR-Fernsehens.
Viel Erfolg und alles Gute,
Familie Elfert, 10315 Berlin
Vielen Dank für die Blumen. Ihre
Wunschliste ist sehr lang, wir werden uns bemühen, zumindest einige Vorschläge in die Tat umzusetzen.
Die Redaktion
jot w
.d. 4/2005
w.d.
Lob der menschlichen Klugheit
(kein Aprilscherz)
Pechvogel Vollmar: Vor zwei Jahren wurde bereits sein Vorgarten gerodet. Fotos: privat
Der Treppenwitz will es, dass der einstige
Marzahn Nord – Strauchdiebe haben entLokführer sich nun die Schuld für den Fastlang der Parkplätze vor der Wohnanlage
Kahlschlag gibt. Im vergangenen Herbst
Märkische Allee der Berlin-Brandenburgihatte er dem Bezirksamt sozusagen Dampf
schen Wohnungsbaugenossenschaft
gemacht, die Parkplatzhecken nach jahre(BBWBG) Büsche und andere Gehölze verlanger Missachtung endlich zu säubern und
schwinden lassen. Mittels Axt und Kettenaufzufrischen. Mit dem Unrat sei die Unsäge wurden die über Jahre geart gewachsen, sich für gewisse Geschäfte
wachsenen Einfriedungen abgein die Büsche zu schlagen, hatte er geholzt und die Baumreihen ausschrieben. Und die Reaktion folggedünnt. Folge: Die gesamte
te prompt: Am 16. Dezemnatürlich gewachsene Staubber 2004 rückte als Erste
und Lärmschutzwand ist
die Müllkolonne der
weg. Die Parkplatzränder
BSR an. Dann kamen
gleichen dem Nagelbett indie Gärtner. Von Holzdischer Fakire. 30 bis 50
fällern war da noch
Zentimeter ragen die verbliebenen kahnicht die Rede.
len Strünke aus der Erde. Und von Vögeln
Eine Spezies erfreut sich jetzt allerdings
spricht auch niemand mehr. Bislang hatten
wieder eines unbegrenzten Lebensraums.
Amsel, Drossel, Fink und Meise hier paraDas sind die Rasenlatscher vom Stamme
diesische Nist- und Futterplätze gefunden.
der Trampeltiere. Auf Höhe der BVG-HalSie mussten sich neue Räume erschließen.
testelle S-Bahnhof Ahrensfelde sind die
Nur BBWBG-Vertreter Wolfgang Vollmar
Spuren ihrer wiedererwachten Lebensgei(65) steht noch immer hoffend vor seinem
ster im jungen Grün unschwer auszumaStammbaum. Zwei Brutkästen für Meisen
chen. Sie kommen im Rudel und von allen
hatte er – die gärtnerische menschliche
Seiten. Kein Busch, kein Strauchwerk stört
Klugheit nicht ahnend – neu angebracht.
nun ihre Kreise. Wo Schatten ist, da gibt’s
Denn auch bei Vögeln kann man nicht alauch Lichter. Lichter Rasen. T. Preußing
les dem Zufall überlassen.
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Letzte Seite
Wenn einer eine Reise tut…
Karfreitag schien die Sonne, die Schneemänner waren bei plus 18 Grad allesamt
im Gully und Schwejk wollte raus aus Berlin. Mit dem Rad in die Uckermark. War
aber ein wenig weit, also nach Hohenschöngrünkohl zum Regionalexpress Richtung Norden. Ausgeschilderter Fahrradweg
aus Marzahn-Hellersdorf dorthin zum
Bahnhof? Fehlanzeige. Mein Geheimtipp:
Durch den Tunnel am S-Bahnhof Poelchaustraße unter den Marzahner Brücken
durch zur Boxhagener, dann die Bitterfelder bis zum Bahnhof.
Ich also im schönen Chorin raus aus dem
vollen Zug. Mutter Natur begrüßt mich mit
Vogelgezwitscher schon auf dem Bahnsteig. Dann quer durch die Prärie Richtung
Uckermärkische Seen. Was denken Sie,
wie oft ich mich trotz gelegentlicher Blikke auf die Karte auf den Waldwegen verfahren habe! Die ganzen ABM-Projekte zur
touristischen Erschließung von Schorfheide und Uckermark haben offensichtlich
zu keinerlei Beschilderungen an Wanderund Radwegen in der herrlichen Gegend
geführt. Zwar ist der Wald dort voller schöner Bäume, auch Damwild und Osterhasen
waren aus der Nähe zu sehen, aber trotz
Feiertags kaum eine Menschenseele, die
man nach dem Weg fragen konnte. Zum
Glück schien die Sonne auch zur ungefähren Orientierung.
Was mir noch sauer aufstieß? Mindestens
zehn Walddörfer, zum Teil mit Touristen-
büro, aber ohne
jegliche Möglichkeit, den Radfahrerdurst zu löschen. Nach 60 (!)
Kilometern dann
die rettende Dorfkneipe. Mann, hat
das Bier gezischt!
Abends ging’s per
Zug wieder nach
Hause. Das Bier wollte raus, aber die Klos
im Regionalexpress waren verschlossen.
Die erstaunlich freundliche Schaffnerin
meinte, vier oder fünf Wagen weiter würde die einzige betriebsfähige Toilette sein.
War halt doch ein Fehler, dass die letzte
Kneipe in der Uckermark nicht geschlossen hatte!
Als ich in Hohenschönhausen ankam, war
es schon zappenduster. Ich nahm meine
Geheimtipp-Route für die Radfahrt wieder
mit nach Hause. Pustekuchen mit Geheimtipp – in der Nacht ist es dort streckenweise
so duster, dass man denkt, die Berliner Ämter sparen sich jetzt auch schon die Beleuchtung auf manchen Rad- und Fußwegen.
Na, aber lassen Sie sich bitte nicht durch
meinen Erlebnisbericht abschrecken von
einer Wanderung oder Radtour im schönen
Umland von Berlin. Was wäre eine Reise
wert ohne solche kleinen Abenteuer!
Dies jedenfalls meint zum Beginn der Freiluftsaison
Euer Schwejk
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○
jot w.d.-Preisrätsel
Es sind von oben nach unten Worte folgender Bedeutung zu bilden: fünfter Konsonant, Abk.: Nordosten,
ein Monat, Landstreitkräfte, Auseinandersetzung mit
Waffengewalt, offizieller Kämpfer eines Staates,
begann in Deutschland am 8. Mai vor 60 Jahren,
wurde im Bombenkrieg besonders gegen Wohnhäuser eingesetzt, mit dieser Waffe begann ein
neues Zeitalter, Volksherrschaft, traditionelle
Friedensveranstaltung im Frühling, letzter Akt
der deutschen Wehrmacht in Karlshorst, sie
beseitigten nicht nur in Berlin Kriegsfolgen.
Die Buchstaben in den markierten Feldern
ergeben – richtig geordnet – einen wichtigen stets aktuellen Gedenktag.
Manche Mühlen mahlen
langsam ...
Schicken Sie Ihre Lösung bis 23. April
(Datum des Poststempels) oder per
email an jot w.d., Müllerstr. 45,
12623 Berlin, Kennwort Rätsel. Es
werden wieder 5 Sachpreise verlost.
Auflösung des Preisrätsels aus jot w.d. 3/2005: 1. Weidmann, 2. Zylinder, 3. Kalender,
4. Internet, 5. Diskette, 6. Schulbus, 7. Schraube, 8. Bordeaux, 9. Lunikoff, 10. Eastgate.
Das Lösungswort lautete: Wirtschaft. Die Preise gingen per Post an die Gewinner. Herzlichen Glückwunsch!
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○
Neulich was Neues im Bundestag:
Pau (PDS) und Bosbach
(CSU) im Gleichklang
Diese Mühlsteine auf der kürzlich fertig gestellten Aussichtsplattform am Barnimhang sollen an die einstige Mahlsdorfer Windmühle erinnern, die bis 1936 dort, nahe
des Hultschiner Dammes, ihre Flügel drehte. Dies vermuten wir zumindest, denn:
Eine Informationstafel, auf der dies für Besucher erläutert wird, fehlt (noch?). Eine
große Tageszeitung der Hauptstadt will eine solche indes schon vor Wochen entdeckt
haben. Aber wo? Auch konnte jot w .d. nur vier anstatt der fünf angekündigten Mühlsteine ausmachen. Wurde einer gar geklaut?
Foto: Nachtmann
Wolfgang Bosbach, Fraktionsvize der
CDU/CSU im Bundestag, forderte, die
Umzugspläne des Bundesnachrichtendienstes von Pullach nach Berlin aufzugeben. Marzahn-Hellersdorfs Bundestagsmitglied Petra Pau, Mitglied im
für Sicherheit zuständigen Innenausschuss, sprang ihm bei. „Die Momente, in denen ich Kollegen Bosbach zustimme, sind bekanntlich rar. Aber wo
er Recht hat, hat er Recht“, meint Petra Pau. 1,5 Milliarden Euro für ein
fragwürdiges Umzugsprojekt auszugeben, hieße Geld verschleudern. Es könne stattdessen, wie Bosbach vorschlägt,
für den digitalen Polizeifunk eingesetzt
oder im Sozialen oder in der Bildung
angelegt werden. All das würde mehr
Sicherheit schaffen, als die BND-Pläne von Bundesinnenminister Schily.