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FUTURES
Magazin für technisches Trading | Juni 2006 | 8. Jahrgang
Macht mehr Information die Märkte effizienter?
Der informierte Mensch
Juni 2006 Inhalt
Grundlagen: Information & Verhalten
Wie der menschliche Anleger auf das gewaltige Angebot an
Information im Zeitalter des Internet reagiert.
>> Seite 1
Markt & Meinung
Trading-Notizen und Marktbericht zum Vormonat.
>> Seite 8
Die FTC-Fonds im Vormonat
Performance und Kennzahlen der Futures-Fonds von FTC.
>> Seite 9
Neuigkeiten aus Theorie und Praxis
Erkenntnisse und Entwicklungen in Kürze.
>> Seite 10
Trading-Lexikon
Die Trading-Enzyklopädie zum Sammeln.
>> Seite 11
Impressum
Medieninhaber, Herausgeber & Redaktion:
FTC Vermögensberatung - Pomeranz & Partner GMBH
Schottenring 12, A-1010 Wien
(+431) 585 61 69 | [email protected] | www.ftc.at
Konzept & Text: suXess infomedia, www.suxess.com
Paul Julius Reuter wurde im Jahr 1816 in Kassel geboren. Der Sohn eines Händlers und Rabbiners war Zeitgenosse des Mathematikers Carl Friedrich Gauss und
des Physikers Wilhelm Eduard Weber – jenes Wissenschafter-Duos, das die Grundlagen für die Telegraphie
beschrieb und somit jene gesellschaftliche Revolution
auslöste, deren Effekt wir heute als Informationsgesellschaft bezeichnen. Der demokratische Publizist flüchtete nach der gescheiterten bürgerlichen Revolution
von 1848 nach London und gründete dort 1851 den
ersten Informationsdienst für Börsenkurse, indem er
aktuelle Marktinformationen über das neu gelegte Kabel zwischen Dover und Calais telegrafierte. Die Börsen von London und Paris rückten auf diese Weise
ganz nahe zusammen und die Erfolgsgeschichte der
ersten Nachrichtenagentur hatte begonnen. Ihr
Name: Reuters. Heute sitzt das Unternehmen in der
angesagten Canary Wharf und ist ein Milliarden-EuroKonzern, der mit seinen zahlreichen Tochterunternehmen jeden Winkel des Marktes für Finanz-. Wirtschaftsund tagespolitischer Information abdeckt.
Natürlich gehört das weite Feld, auf dem die Verteilung von Unternehmensnachrichten, Echtzeit-Börsekursen, Konjunkturdaten, Kriegsberichterstattung aus
Übernahmeschlachten oder Analysteninterviews stattfindet, längst nicht mehr Reuters allein. Im
fortgeschrittenen Informationszeitalter bedie-
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…Thema des Monats
Fernschreiber waren der erste Schritt auf dem Weg zum globalen Dorf
und das wichtigste Betriebsmittel der ersten Nachrichtenagenturen.
nen sich Informationshungrige aus Galaxien, die statt
Licht Daten aussenden. Darin strahlen Fixsterne wie
Reuters, Bloomberg, Wall Street Journal Online, CNN
Money und Dutzende andere, sowie Tausende und
Abertausende weniger arrivierte Gestirne: InternetBörsenbriefe, Foren, in denen sich scheinbare Experten, blutige Dilettanten und echte Zocker austauschen,
Ratgeber-Seiten für das richtige Verhalten bei Aktienspekulationen, Online-Broker, Wahrsager und Besserwisser. Nur 20 Jahre nach dem Startschuss für das
Internet als kommerziellem Informationskanal ist auch
und gerade im vergleichsweise schmalen Segment der
Wirtschafts- und Finanzinformationen ein Basar entstanden, der alles in den Schatten stellt, was sich Paul
Reuter in seinen kühnsten Träumen auch nur ausmalen
hätte können.
erreicht. Bei Erfüllung des Idealmodells könnte man
sogar vorhersagen, um wie viele Punkte (weil man
genau einschätzen kann, was diese 100 Millionen Verlust für den „fairen Wert“ einer Aktie bedeutet).
Übertrifft das selbe Unternehmen dagegen die bisherigen Erwartungen der Anleger, und meldet, dass es in
einem abgeschlossenen Geschäftsjahr 100 Millionen
mehr verdient hat als prognostiziert, müsste dessen
Kurs ebenso stark steigen.
Gibt es dagegen gar keine neue Information über das
Unternehmen oder dessen Marktumfeld, dürfte der
Aktienkurs dieses Unternehmens an einem Tag nicht
stärker schwanken, als im mittelfristigen Durchschnitt
aller Tage.
In unserer wahnwitzig schnell gewordenen Informationsgesellschaft müssten die Finanzmärkte jederzeit
noch näher am „fairen Wert“ orientieren als früher. Die
zufälligen Schwankungen in Zeiten fehlenden InfoNachschubs müssten abnehmen. Dramatische Anomalien, wie der kurzfristige Zusammenbruch eines
Marktes oder sein rasches Aufblähen trotz unveränderter Informationslage sollten nahezu ausgeschlossen
sein. Die real existierenden Märkte beweisen uns allerdings, dass dem nicht so ist. Im Gegenteil: Es scheint
sogar so, als würde das ständige Bombardement mit
Information zu noch mehr Irrationalität beitragen.
Der Information-Overload
Arbeitslosenzahlen, Sentiment-Daten vom Verbraucher-Vertrauen bis zur Laune der Einkaufsmanager,
Mehr Effizienz durch mehr
Information?
Die klassische Finanzmarkttheorie lehrt uns, dass
Märkte effizient sind und sich daran orientieren, was
an Information vorhanden ist. Mehr Information, die
schneller und für alle Marktteilnehmer gleichermaßen
zugänglich ist, müsste auch zu einer effizienteren
Preisbildung führen. Wenn also ein Unternehmen beispielsweise zugeben muss, 100 Millionen im Sand eines gescheiterten Entwicklungsprojektes versenkt zu
haben, wird dessen Kurs mit hoher Wahrscheinlichkeit
fallen, sobald diese Information die Marktteilnehmer
Topographie des Internet 1999: Galaxien aus Daten (© Lucent
Technologies)
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…Thema des Monats
Rohstoffpreise, Analysten-Spekulationen über mögliche Zinsentwicklungen bis hin zum Börsenhoroskop –
aus der einfachen Betrachtung von Unternehmensdaten (Kurs, Gewinn des Vorjahres, Erwartungsgewinn
des laufenden Jahres) ist gerade durch die stetige Verfügbarkeit von Information aller Art ein kybernetisches
Welträtsel geworden. Die Investoren des 3. Jahrtausends sollen lernen, dass hohe Eurokurse schlecht für
deutsche Exportwerte sind, hohe Dollar-Zinsen die
Unternehmensgewinne auf unseren globalisierten
Märkten schmälern und hohe Energiepreise die Inflation ankurbeln. Sie hören, dass erhöhte Arbeitslosigkeit
auf die Konsumausgaben drückt, was wiederum Handelskonzerne schlecht aussehen und auch TelekomProvider nicht gleichgültig lässt. Aber niemand hat uns
beschränkten Wesen beigebracht, mit solchen multikausalen Zusammenhängen auch sinnvoll umzugehen. Verkettungen von Ursachen und (vermeintlichen)
Wirkungen gibt es so viele, dass man sich den Großteil
davon geradezu aus dem Kopf schlagen muss, um
nicht in katatonische Starre in Folge einer massiven
Überladung mit Information zu verfallen.
Hai-Alarm
Und wir Menschen sind ausgesprochen effizient am
Werk, wenn es gilt, Information auszublenden. Unser
Vermögen, Komplexität zugunsten schnell erfassbarer
Info-Imbisse zu reduzieren, ist in der Psychologie altbekannt und überlebenswichtig. Stellen Sie sich etwa
vor, Sie würden in einer Bucht vor Miami schwimmen.
Plötzlich hören Sie einen lauten Schrei: „Hai Alarm!“
Die rein rationale Reaktion wäre eine kritische Überprüfung der Situation: Rundumblick, scannen nach
bekannten Mustern (panische Menschen, dreieckige
Flossen), Risikoabwägung (wie wahrscheinlich ist ein
Hai in meiner Nähe). Danach folgt die angemessene
Reaktion (Ignorieren des Warnrufs oder Flucht). Stattdessen passiert folgendes: Sie werden mit aller Kraft,
getrieben von einem durchaus gesunden Schuss Panik, versuchen, das rettende Ufer zu erschwimmen.
Natürlich könnten Sie
jetzt einwenden, dass der
Vergleich hinkt. Schließlich treffen wir Finanzentscheidungen nicht unter
Lebensgefahr. Sie haben
recht. Aber seltsamerweise gleichen sich die Muster dennoch. Versuchen
Sie, sich folgende, ganz
und gar nicht lebensgefährliche Situation vorzu-
stellen: Sie halten ein Paket Aktien der Acme-Corporation, auf dessen Ertragskraft Sie Ihre Altersversorgung
aufgebaut haben. Das Unternehmen gilt als „sicherer
Tipp“ und Sie konnten in den letzten Jahren zusehen,
wie ihre Investition stetig an Wert gewann. In einem
Internet-Forum, in dem sich auch Profis austauschen
und das Sie gelegentlich verfolgen, wird eines Tages
heftig darüber diskutiert, dass Acme am Rande des
Bankrotts stehen könnte und demnächst wohl die
„Wahrheit“ auffliegen wird. Was tun Sie? Werden Sie
schnell an das sichere Ufer schwimmen und verkaufen
oder werden Sie vorerst rational prüfen, was an der
Information wirklich verlässlich ist? Nun, die Mehrzahl
aller Menschen folgt auch in diesem Fall dem Fluchtreflex und verkauft. Das scheint in der gegebenen Situation sicher. Rational, oder gar effizient ist es dagegen
nicht.
Der Paradigmenwechsel
Daniel Kahnemann und Amos Tversky haben sich mit
solchen Zusammenhängen aus der Psychologie und
Wahrnehmungsforschung bereits beschäftigt, als das
heutige Internet gerade mal ein theoretischer Entwurf
Daniel Kahneman (großes Bild), geboren 1934 in Tel Aviv , erforschte mit seinem langjährigen Co-Autor Amos Tversky (geboren 1937 in Haifa, gestorben 1996 in Stanford) die Abgründe menschlichen Entscheidungsverhaltes unter Risiko.
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…Thema des Monats
Risikomanagement aus dem
Blickwinkel eines
spezialisierten
Consulting-Unternehmens. Der
einzelne Mensch
ist von solchen
komplexen Prozessen
schlicht
überfordert.
war. 1979 publizierten die beiden Ökonomen eine Arbeit namens „Prospect Theory, An Analysis of Decision
under Risk“. Der Aufsatz erschien in der Fachzeitschrift
„Econometrica“, war die erste Kanonenkugel, welche
die klassische Theorie über die rational funktionierenden Märkte sturmreif schoss und wurde schließlich im
Jahr 2002 durch die Verleihung des Nobelpreises für
Ökonomie gewürdigt.
Kahnemann, Tversky und eine ganze Reihe anderer
nach ihnen haben auf dem Feld der Finanzmarkt-Theorie eine Wissenschafts-Revolution ausgelöst, einen
„Paradigmenwechsel“ im Sinne des WissenschaftsTheoretikers Thomas Kuhn (Paradigma hat hier die
Bedeutung einer allgemein akzeptierten Lehrmeinung).
Das Paradigma vom effizienten Markt weicht seither
Schritt für Schritt dem neuen Paradigma vom ganz
und gar nicht effizienten Menschen, dessen Unvollkommenheit einen vollkommenen und effizienten
Markt unmöglich macht. Warum war das nicht immer
schon offensichtlich? Das liegt an einer ebenfalls zutiefst menschlichen Eigenart: Menschen halten sich
nun einmal in der Regel für vernünftiger, effizienter,
besser als sie es tatsächlich sind. Daher galt für sehr
lange Zeit: Menschen entscheiden rational. Stehen Sie
vor zwei Handlungsalternativen, dann werden sie jene
wählen, die ihnen den objektiv größeren Nutzen
bringt. Auf die Aktienmärkte umgelegt, bedeutet das:
Der menschliche Investor wird alle Handlungsalterna-
tiven (zur Verfügung stehende Aktien) einer Prüfung
nach rationalen Kriterien unterziehen und am Ende
jene wählen, die ihm den größten Nutzen versprechen
(weil sie im Rahmen der zur Verfügung stehenden Information am besten bewertet erscheinen).
Die Schwächen des Systems
Es braucht kein großes Genie, um die Schwächen
dieses Konzepts zu erkennen: Kein einzelner Investor
(und nicht einmal ein Büro voller Profi-Analysten) ist
auch nur annähernd in der Lage, alle zur Verfügung
stehenden Alternativen (Aktien in unserem Beispiel)
rein rational gegeneinander abzuwägen – nicht einmal
dann, wenn er sich auf seinen Heimatmarkt beschränkt. Im Fall eines US-Anlegers, der ausschließlich
an der New York Stock Exchange handelt, wären das
über 2.500 Titel.
Dazu kommt: Kein Mensch weiß, was die Zukunft
wirklich bringt. Was die meisten Menschen dagegen
erfahren haben ist, dass in der Zukunft der Aktienmärkte (und anderer Teile des Lebens) nichts vollkommen sicher ist. Jede Entscheidung, selbst jene, die unter vollständiger Einbeziehung aller verfügbaren Information zustande kommt, muss daher unter einer mehr
oder minder großen Unsicherheit fallen. Oder andersherum: Bei der Auswahl von Aktien, Anleihen, Optionen, Futures und jedes anderen Finanztitels geht es
nicht um sicheres Wissen (das niemals zur Verfügung
steht) sondern um die Einschätzung von Wahrschein-
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…Thema des Monats
lichkeit. Nun: Menschen waren noch nie besonderes
gut darin, weshalb die meisten von ihnen lieber Geld
in eine Versicherung stecken als nachzurechnen, ob
sich das auch lohnt.
Und drittens: Je größer die Menge an Information
wird, die Menschen zur Verfügungen steht, desto radikaler versagt die rationale Prüfung dieser Information
und desto kapitaler werden die Fehler, die wir Menschen machen – was in der Folge zu beweisen sein
wird.
Wie der Stein ins rollen kam
Anhand einer Reihe von Experimenten, die Kahneman während seiner Lehrtätigkeit an der Hebrew University in Jerusalem vor 1978 durchgeführt hatte,
stellte er fest, dass die geltenden Annahmen über das
Entscheidungsverhalten von Menschen systematisch
verletzt wurden, wenn man diese überprüfte. So befragte er etwa Studenten nach Ihrer Wahl zwischen
zwei Glücksspielen:
A: Ein Spiel, bei dem man 2.500 in 33 % der Fälle,
2.400 in 66 % der Fälle und 0 in 1 % der Fälle
gewinnt oder
B: Ein Spiel, bei dem man 2.400 mit Sicherheit gewinnt.
Der rationale, effizient entscheidende Mensch, müsste gemäß der klassischen Theorie Spiel A wählen, weil
dessen durchschnittlicher Erwartungsgewinn mit
2.409 höher ausfällt, als der durchschnittliche Erwartungsgewinn von Spiel B (2.400). Die Mehrheit (82%)
der Befragten wählte aber den sicheren Gewinn von
Spiel B. Waren die Probanden etwa nicht in der Lage,
die Berechnung durchzuführen?
Aber auch bei einem viel einfacheren Entscheidungspaar blieb die Tendenz intakt, das (vernünftige) Risiko
zu vermeiden:
A: Ein Gewinn von 4.000 mit einer Chance von
80 %
B: Ein sicherer Gewinn von 3.000
Wieder entscheiden sich 80 % der Studenten für die
Sicherheit, obwohl der durchschnittliche Erwartungsgewinn bei Spiel A bereits deutlich höher liegt als bei
Spiel B und es auch keinen Einstein braucht, um das
auszurechnen (3.200 zu 3.000).
Es ändert auch nichts, wenn man den Testpersonen
zusätzlich erklärt, dass sie das gewählte Spiel öfter
spielen können – also eine hohe Chance haben, den
durchschnittlichen Erwartungsgewinn auch tatsächlich zu erzielen. Menschen, so fanden Kahneman und
Tversky in zahlreichen anderen Studien heraus, blei-
ben stur und vermeiden das Gewinn bringende Risiko.
Noch mehr Anomalien
Gut, das ist vielleicht nicht so aufregend und hätte
wohl auch nicht gereicht, um den Wissenschaftsbetrieb gehörig durcheinander zu bringen. Aber das
Forscherduo ließ nicht locker und beschrieb in den
1970er bis 1990er Jahren eine ganze Serie von Anomalien, die es gemäß der klassischen Theorie nicht
geben dürfte.
Die vielleicht interessanteste darunter: Das Entscheidungsverhalten, Risiko zu vermeiden, verändert sich in
das Gegenteil, wenn es um Verluste geht. Nehmen wir
zu Verdeutlichung wieder eine Entscheidung zwischen
zwei Spielen:
A: Ein Verlust von 3.000 in 90 % der Fälle
B: Ein Verlust von 6.000 in 45 % der Fälle
92 % der Befragten entscheiden sich bei diesen Alternativen für Spiel B und sind damit offenbar nicht in der
Lage zu erkennen, dass es gar keine Alternativen sind.
Der erwartete Verlust ist ident. Doch intuitiv wird die
kleinere Wahrscheinlichkeit eines absolut höheren Verlustes bevorzugt. Noch drastischer im folgenden Beispiel:
A: Ein Verlust von 4.000 mit einer Wahrscheinlichkeit
von 80 %
B: Ein sicherer Verlust von 3.000
Auch hier wird lieber gezockt, statt den nun auch
tatsächlich geringeren aber sicheren Verlust in Kauf zu
nehmen: 92 % votieren für Spiel A mit einem Durchschnittsverlust von 3.200.
Der korrekte Schluss daraus: Menschen vermeiden
das Risiko, wenn es um Gewinne geht und suchen es,
um Verluste zu vermeiden. Das ist nicht effizient, irrational und zutiefst menschlich.
Ein neues und weites Feld
Kahneman und Tversky haben – was aus heutiger
Sicht wenig erstaunt – die eifrigsten Leser nicht in der
Gemeinde der Psychologen gefunden, sondern in den
Reihen der Ökonomen. Denn mit einem Schlag boten
sich Erklärungen für die zahlreichen Anomalien, die
man schon seit langem auf den Aktienmärkten kannte:
Das Sommerloch an den Börsen, übertriebene Blasen
und Crashs aus heiterem Himmel, Jahresend-Rallyes –
alles Dinge, die man mit klassischen Modellen nicht in
den Griff bekam. Die Begründer der Prospect-Theory
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3.000
80 %
4.000
25 %
20 %
0
75 %
0
Darstellung der Alternativen des 2-stufigen Entscheidungsproblems auf dieser Seite (Beispiel 2): Die Vorbedingung (75 % Wahrscheinlichkeit für ein Ausscheiden in Stufe 1) wird von den meisten Menschen nicht in die Entscheidung einbezogen.
hatten, ohne das beabsichtigt zu haben, ein neues
Forschungsfeld eröffnet, dem sich eine wachsende,
interdisziplinäre Wissenschafter-Gemeinde aus Psychologie, Soziologie, Mathematik, Statistik, Wirtschaft
und Finanzwissenschaft widmet: Den Behavioral Finances. Einigen prominenten Vertretern werden wir
in folgenden Ausgaben von Futures noch begegnen.
Für diesmal nur einige der wichtigsten Erkenntnisse,
die diese Disziplin bisher geliefert hat:
Vereinfachung durch
Vernachlässigung
Menschen sind sehr viel schlechter in der Lage mit
(Markt-)information umzugehen, als man bisher geglaubt hatte. Sie neigen vielmehr zur extremen Vereinfachung. Und zwar weniger nach individuellen
Vorlieben, sondern nach systematischen Mustern.
Stehen Menschen etwa vor zwei mittelmäßig komplexen Handlungsalternativen wird konsequent vernachlässigt, was an den beiden gleich erscheint und
lediglich bewertet, was unterschiedlich ist. Das macht
im Alltagsleben durchaus Sinn und bewahrt uns davor, bei der Auswahl von fünf Äpfeln auf einem großen Obst-Markt den Verstand zu verlieren. In Lebensbereichen, wo rationales Rechnen gefragt wäre, ist
diese Eigenschaft dagegen höchst hinderlich. Nehmen wir zur Verdeutlichung zwei Beispiele:
Beispiel 1:
Die Wahl zwischen zwei einfachen Spielen wird angeboten:
A: Eine Chance von 20 % auf einen Gewinn von
4.000
B: Eine Chance von 25 % auf einen Gewinn von
3.000
65 % der Befragten entscheiden sich bei diesen beiden Spielen mit ungewissem Ausgang für den höheren Gewinn bei geringerer Wahrscheinlichkeit, verhalten sich also scheinbar rational (in Wahrheit lockt
die größere absolute Zahl): Ihr Erwartungsgewinn
beträgt 800 statt 750.
Beispiel 2:
Ein Spiel wird über zwei Runden gespielt. In der ersten Runde besteht eine Chance von 75 %, mit einem
Gewinn von 0 auszuscheiden und eine Chance von
25 %, in die nächste Runde aufzusteigen. Sollten Sie
die 2. Runde erreichen, haben Sie die Wahl zwischen
A: Eine Chance von 80 % auf einen Gewinn von
4.000 und
B: einen sicheren Gewinn von 3.000
Die Entscheidung für A oder B muss bereits vor dem
Beginn der ersten Runde getroffen werden.
Das zweistufige Spiel sieht nur aus, als wäre es eine
Wiederholung der weiter oben beschriebenen Alternativen zwischen Risiko und sicherem Gewinn. Denn
die zusätzliche erste Stufe macht beide Spiele „riskant“: Spiel A ergibt hier einen durchschnittlichen
Erwartungsgewinn von 800 (0,25 * 0,80 * 4.000),
Spiel B erzielt 750 (0,25 * 1 * 3.000). Beispiel 1 und 2
sind also mathematisch identisch. In unseren Köpfen
dagegen verhält es sich ganz anders: 78 % entscheiden sich im Beispiel B nämlich für die offenbar als risikolos wahrgenommene Variante B. Kahneman und
Tversky, von denen auch dieses Beispiel stammt, stellen dazu fest: „Offensichtlich ignorieren Menschen
die erste Stufe des zweistufigen Spiels, deren Wahrscheinlichkeit (Risiko) sich beide Handlungsalternativen teilen.“ Stattdessen fassen sie das Problem so auf,
als würde es sich um eine Entscheidung zwischen einem möglichen und einem sicheren Gewinn handeln
(was ebenso offensichtlich nicht der Fall ist).
Ganz normal irrational
Wenn derartige Ignoranz schon bei einem vergleichbar einfachen, experimentellen Spiel Methode ist,
wie anfällig ist der Mensch dann erst, wenn es um die
viel komplexeren Zusammenhänge auf Finanzmärk-
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ten geht. Die schlechte Nachricht an den Homo sapiens sapiens, der sich so gerne als Krone der Schöpfung
sieht: nicht sehr weise. Um ehrlich zu sein: geradezu
haarsträubend irrational.
Menschen werden zu Adrenalin gepeitschten Zockern, wenn sie Geld auf den Märkten verloren haben.
Sie halten dann an der irrigen Annahme fest, irgendeine höhere Macht (das Glück, die Gewinn-Strähne, der
liebe Gott,...) würde ihnen dabei helfen, es wieder
zurückzugewinnen. Sie halten an Irrtümern fest bzw.
verlustreiche Investments zu lange und realisieren Gewinne zu früh.
Menschen deuten hemmungslos Informationen um
und zwar jeweils so, dass sie besser zu dem passen,
was sie ohnehin erwartet haben. Systematisch auftretetende „Bias-Effekte“ (Verzerrungs-Effekte) und
„Heuristiken“ (das sind Faustregeln oder grobe Vereinfachungen) kennt man mittlerweile eine ganze Reihe.
Sie sind motiviert von Bequemlichkeit, dem Unvermögen Zusammenhänge korrekt zu erfassen oder
schlichter Verweigerung gegenüber einer unangenehmen Wirklichkeit. Einige Kostproben:
Overconfidence-Bias: Menschen schätzen ihre Fähigkeiten viel zu hoch ein und sind auch dann nur
schwer in der Lage, einen Irrtum einzusehen, wenn er
für den Rest der Welt bereits offensichtlich ist. Information, die den eigenen Standpunkt stärkt, wird deshalb stärker wahrgenommen, als Information, die ihn
relativiert oder gar untergräbt. Das Ergebnis: grundloser Optimismus.
Verfügbarkeits-Heuristik: Die Bedeutung von (zeitlich oder auch geografisch) nahe liegenden Ereignissen und solchen, für die man bereits über Informationen verfügt, wird systematisch überschätzt. Fern liegendes, Kompliziertes, wenig Bekanntes wird dagegen
weniger oder gar nicht berücksichtigt.
Home-Bias: Die Menschen neigen dazu, auf ihrem
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Heimatmarkt zu investieren, auch wenn anderswo
gerade mehr zu verdienen wäre, und das dank
Internet und elektronischen Börsen auch kein technisches Problem darstellt (ein Spezialfall der Verfügbarkeits-Heuristik).
Isolation-Bias: Menschen, die vor einer Entscheidung stehen, haben eine starke Tendenz, das zugrunde liegende Problem als einzigartig zu betrachten: Sie
isolieren die gegenwärtige Entscheidung von künftigen Chancen und vernachlässigen vergangene Informationen über den Ausgang ähnlicher Entscheidungen – ganz besonders dann, wenn es sich um statistische Informationen handelt.
Status-Quo Bias: Menschen schätzen den Wert der
selben Sache (einer Aktie oder eines Bausparvertrags)
höher ein, wenn sie diese besitzen als wenn sie diese
erst kaufen müssten. Sie sind erst dann bereit, einen
Besitz wieder herzugeben, wenn man ihnen einen
unrealistisch hohen Aufschlag auf den tatsächlichen
Wert bietet.
Ein chaotisches System
Wie gesagt, das waren Kostproben. Die Ergebnisse
aus mittlerweile 30 Jahren Behavioral Finances sind
derart zersetzend für die klassischen Paradigmen, dass
die Idee effizienter Märkte wohl nicht mehr lange aufrecht zu erhalten ist. Was sie ersetzt, ist allerdings so
beunruhigend, dass es viele nicht wahrhaben wollen:
Die Erkenntnis nämlich, dass der Mensch im ökonomischen Zusammenhang schon als Individuum nicht effizient oder gar perfekt agiert. Die inhomogene Masse
aus der Gesamtheit aller Marktteilnehmer wird zum
chaotischen System, das durch die gewaltige Anzahl
an interdependenten Variablen unprognostizierbar
wird. Und das ist wirklich harter Stoff für Ökonomen.
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Markt & Meinung
„What is going on?“
Natürlich wissen die
Profis auch im Informationszeitalter immer noch ein wenig
mehr als die Amateure. Aber ihr Vorsprung
schmilzt dahin. Asset
Manager und HobbyZocker mit dem Online-Konto des Diskont-Brokers hängen heute am selben Tropf, was die wesentlichsten Informationen betrifft. Sie haben zeitgleiche Kurse, Ad-hoc-Meldungen,
Konjunkturdaten und all die anderen magischen Hilfsmittel, auf denen angeblich „faire“ Bewertungen (haben Sie je verstanden, wann genau eine Bewertung
eigentlich fair ist?) beruhen.
Haben sich die Märkte also verändert? Sind sie robuster geworden gegen „Übertreibungen“ (noch so
ein Wort, das uns Glauben macht, es gäbe so etwas
wie richtige und falsche Marktreaktionen)? Beginnend
mit dem 10. Mai 2006, mitten in der supereffizient
bedienten Informationsgesellschaft, brechen die
Aktienmärkte von Tokio über Moskau, Frankfurt bis
New York massiv ein. Nach wenigen Tagen sind die
Gewinne der Vormonate nahezu aufgefressen von einer weltweiten Ausverkaufsstimmung, die in manchen
Ländern wie Indien bereits Züge einer Massenhysterie
trug. Was ist passiert? Nichts an entsprechend beängstigender, neuer Information war in den Markt geflossen. Kein Unternehmen von Weltrang war zusammengebrochen. Kein Staat war kollabiert. Keine Bombendrohung war an der New York Stock Exchange eingegangen. Die einzigen Hard-Facts zu Beginn des Zaubers waren US-Arbeitsmarktdaten, die um einen
zehntel Prozentpunkt schlechter ausgefallen waren,
als Analysten erwartet hatten. Würden jedesmal Märkte erzittern, weil sich Analysten verschätzen, hätten sie
sich längst zu Tode gefürchtet. „What is going on?“
fragte Tony Dolphin, Chefökonom von Henderson
Global Investors in einem Strategiepapier vom 18. Mai
und konnte sich nach der sorgfältigen Abwägung fundamentaler Faktoren auch nicht wirklich für eine eindeutige Erklärung entscheiden.
Ich habe Glück, ich darf es nicht einmal versuchen.
Denn neben unserem eisernen Grundsatz „We never
predict“, gibt es noch eine Regel, die FTC befolgt: Wir
veranstalten keine Interpretationsrituale über vergan-
genen Marktentwicklungen. Ich kann Ihnen daher
auch nicht sagen, warum monatelang von Berufskommentatoren hochgelobte „Hoffnungsmärkte“ innerhalb weniger Tage buchstäblich zerbröselt sind. Aber
ich bin einigermaßen sicher, dass Kenner der psychologischen Fachliteratur plausiblere Erklärungen liefern
könnten als Experten für fundamentale Analysen.
Alle Fonds im Minus
Es ist leider auch im Mai so gekommen, wie wir es in
der Vergangenheit bei heftigen Marktbewegungen
gegen den Langfrist-Trend schon oft beobachten
konnten: Die Turbulenzen erfassen meist mehrere oder
sogar einen Großteil der Sektoren. Das ist auch nicht
weiter erstaunlich: Schließlich beeinflussen sich alle
Märkte mehr (wie Aktien und Anleihen) oder minder
stark (wie Energie und Währungen) gegenseitig.
Und auch wir haben durch die massiven Trendbrüche Geld verloren. Wäre es nicht so, würde ich bezweifeln, dass unsere Trendfolgesysteme ordnungsgemäß funktionieren. Am stärksten waren die Einbußen
im reinen Aktienfonds Gideon I (-8 %), am geringsten
im Commodity Alpha (-1,2 %), der zum Monatsende
durch heftige Korrekturen bei den Metallen einen positiven Monatsabschluss knapp verpasste. Die diversifizierten Futures-Portfolio gaben über 6 % ab. Sie wurden nicht nur durch die heftige Aktienkorrektur, sondern auch durch Trendbrüche auf den Zinsenmärkten
und, ebenso wie der Commodity Alpha, von den stark
gefallenen Metallpreisen getroffen.
Wie es in der nächsten Zukunft weitergeht, wird daran liegen, ob sich bald wieder eine Mehrheitsmeinung an den Märkten bildet, die länger hält und damit in der Lage ist, Trends zu formen. Dabei wird Mr.
Bernanke mit Sicherheit ein paar Worte mitreden, die
diesmal hoffentlich etwas mehr an Klarheit bringen als
die Aussagen der letzten Monate. Wie es langfristig
weitergeht, weiß ich: So sicher, wie es immer wieder
zu Trendbrüchen kommen wird, bei denen wir verlieren, wird es auch wieder robuste Trends geben, an
denen wir verdienen. Stabile Systeme – diszipliniert
durchgehalten – und konsequentes Risiko-Management haben schon bisher dafür gesorgt, dass die Gewinne langfristig höher sind als die Verluste. Ich gehe
davon aus, dass dem auch in Zukunft so sein wird.
Eduard Pomeranz, CEO
FUTURES
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FTC Futures Fund Classic per 31.5.2006
Seite 9
FTC Futures Fund Dynamic per 31.5.2006
Monat:
-6,18 %
Jahr:
+4,01 %
Monat:
-6,44 %
Jahr:
+11,44 %
seit Start:
+262,25 %
NAV Euro:
1.470,75
seit Start:
+45,73 %
NAV USD:
1.457,33
1.600
1.800
1.500
1.700
1.400
1.300
1.600
1.200
1.500
1.100
1.000
1.400
900
1.300
800
1.200
700
600
1.100
500
1.000
400
300
12|94
12|95
12|96
12|97
12|98
12|99
12|00
12|01
12|02
ø Ertrag/Jahr
12|03
12|04
12|05
+11,93 %
ø Ertrag/Monat
+1,20 %
Modified Sharpe Ratio
0,48
900
04|02
08|02
-1,20 %
Jahr:
+14,38 %
seit Start:
+9,81 %
NAV Euro:
1.098,14
04|03
08|03
12|03
04|04
08|04
12|04
04|05
08|05
12|05
04|06
+9,66 %
ø Ertrag/Monat
+1,26 %
Modified Sharpe Ratio
FTC Commodity Fund Alpha per 31.5.2006
Monat:
12|02
ø Ertrag/Jahr
0,30
FTC Gideon I per 31.5.2006
Monat:
-8,02 %
Jahr:
-8,27 %
seit Start:
-8,27 %
NAV Euro:
917,29
1050
1.150
1.100
1000
1.050
950
1.000
950
900
900
850
850
800
Mär 05
Mai 05
Jul 05
Sept 05
Nov 05
Jän 06
Mär 06
Mai 06
800
Feb 05
Apr 05
ø Ertrag/Jahr
+8,36 %
ø Ertrag/Jahr
ø Ertrag/Monat
+0,95 %
ø Ertrag/Monat
Modified Sharpe Ratio
0,31
Jun 05
Aug 05
Okt 05
Dez 05
Feb 06
Apr 06
+13,18 %
+1,10 %
Modified Sharpe Ratio
1,02
Wichtige Hinweise:
1.) Diese monatliche Performanceübersicht hat lediglich informativen Charakter und ist für bestehende Investoren der von
FTC vertriebenen Fonds gedacht. Sie stellt keine wie immer geartete Aufforderung zum Kauf dar. Vollständige FondsInformationen sowie ausführliche Monatsreports finden Sie auf unserer Web-Site www.ftc.at
2.) FTC Futures Fund Classic: Die Kursentwicklung vor Mai 1998 stellt die Performance eines Managed Account bzw. eines
Vorläuferfonds dar, welche mit derselben Handelsmethodik verwaltet wurden. Managed Account und Vorläuferfonds waren
bis Mitte August 1999 in USD denominiert. Die Performance in diesem Zeitraum wurde von USD in EUR konvertiert.
3.) FTC Commodity Fund Alpha: Der Fonds ist institutionellen Anlegern vorbehalten und in Österreich nicht zum öffentlichen
Vertrieb zugelassen.
4.) FTC Gideon I: Fondsstart war der 16. Jänner 2006. Kennzahlen-Berechnungen und Performance vor diesem Stichtag
wurden auf folgender Grundlage erstellt: Februar 2005 - Jänner 2006: Performancedaten eines mit demselben
Handelssystem verwalteten Managed Account (Real Time Track Record); 1.1.1991-31.1.2005: historische Rückrechnung
auf Basis echter Tagesdaten des Fondsuniversums.
FTC Vermögensberatung
Pomeranz & Partners GmbH
Schottenring 12a | A-1010 Wien
www.ftc.at | [email protected]
Tel.: +43 1 585 61 69
FUTURES
Magazin für technisches Trading |Juni 2006 |
Seite 10
Neues aus Theorie & Praxis
Heimischer Risikokapitalmarkt wächst
Im vergangenen Jahr wurden 143 Millionen
Euro an Private Equity-Kapital in kleine und mittlere Unternehmen investiert.
Der österreichische Risikokapitalmarkt ist im Jahr
2005 gewachsen. 143 Millionen Euro Beteiligungskapital wurden im vergangenen Jahr in 172 kleine und
mittlere Unternehmen (KMUs) investiert. Dies entspricht einer Steigerung von 2 Prozent gegenüber
2004.
Auf wachstumsorientierte KMUs entfielen 74 Prozent,
auf Startup-Unternehmen 20 Prozent der Investitionen. Dies entspricht einem Wachstum von 83 Prozent.
Der Anstieg bei den Frühphaseninvestments ging laut
AVCO zu Lasten der Expansionsfinanzierungen, die im
vergangenen Jahr nur mehr 53 Prozent der Investitionen ausmachten. Auf Buy-out-Transaktionen, die der
Unternehmensnachfolge dienen oder Spin-outs aus
großen Konzernen ermöglichen, entfielen 13 Prozent
der Investitionen. 14 Prozent wurden für die Übernahme von Beteiligungsanteilen bestehender Gesellschafter aufgewendet.
Dem High-Tech-Segment der österreichischen Wirtschaft waren 52 Prozent oder 74 Millionen Euro der
Gesamtinvestitionen zuzurechnen. An der Spitze lagen
erneut die Informations- und Kommunikationstechnologien mit einem Anteil von rund 38 Prozent.
Pensionskassen setzen auf Hedge-Fonds
Bereits 13 Prozent der kontinentaleuropäischen
und irischen Pensionskassen investieren in die
alternative Asset-Klasse.
Nach einer Studie der Experten von Mercer Investment Consulting setzen die europäischen Pensionskassen bei der Risikodiversifizierung immer mehr auf
Hedge-Fonds. Demnach investieren bereits 13 Prozent
der kontinentaleuropäischen und irischen Pensionskassen in alternative Anlagen, in Großbritannien liegt
diese Zahl bei 7 Prozent. Weiteres wichtiges Ergebnis
der Untersuchung: Der Anteil von Pensionskassen, die
in Hedge-Fonds investieren, könnte bis zum kommenden Jahr um fünf Prozent steigen.
NYMEX überzeugt mit Quartalszahlen
Die Terminbörse konnte ihren Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um 171 Prozent auf 33,6
Millionen US-Dollar steigern.
Anfang Mai hat die New York Mercantile Exchange
(NYMEX) die Zahlen für das abgelaufene Quartal präsentiert. Demnach konnte die Terminbörse ihren Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um 171 Prozent auf
33,6 Millionen US-Dollar steigern. Der Umsatz kletterte um über 50 Prozent auf 114,2 Millionen USD. Im
vergangenen Quartal wurden pro Tag 1,08 Millionen
Kontrakte gehandelt. Dies entspricht einem Zuwachs
von knapp 40 %.
Deutschland: Langsame Wende auf dem
Hedge-Fonds Markt
Die Hedge-Fonds-Branche in der BRD scheint
sich von ihrem schwierigen Start erholt zu
haben.
Nach Angaben von Dirk Söhnholz, Vorstand des Bundesverbandes Alternative Investments (BAI), hat die
deutsche Hedge-Fonds-Branche einen schwierigen
Start hingelegt. Seit 2004 ist es in der Bundesrepublik
erlaubt, Hedge-Fonds aufzulegen und zu vertreiben.
Die Investoren hielten sich jedoch lange Zeit zurück.
Allerdings lassen sich Anzeichen für eine Wende zum
Besseren erkennen. Enige Fonds können bereits mit
ihren internationalen Konkurrenten mithalten und
Söhnholz schätzt derzeit etwa 20 Prozent der Fonds als
„sehr gut“ ein. Ein weitere Trend: Die Kluft zwischen
stark wachsenden und erfolglosen Hedge-Fonds wird
größer. Während einige Fondsmanager in den vergangenen Monaten erhebliche Summen eingesammelt
haben, stehen andere Angebote vor dem Aus: Seit
Jahresbeginn wurden in Deutschland zwei Fonds geschlossen.
l Trivia-Database für Investoren
Abwertung der Türkischen Lira gegen den Euro zwischen Ende April und Ende Mai 2006 in Prozent
-16,52
Verlust türkischer Aktien im Mai 2006 in Prozent (MSCI)
-29,11
Verlust indischer Aktien im Mai 2006 in Prozent (MSCI)
Wert eines theoretischen 1.000 Euro-Aktienportfolios, das anfang 1900 in schwedische Aktien angelegt wurde im Jahr
2006 in Euro bei einer durchschnittlichen jährlichen Performance von 7,8 %
Wert eines theoretischen 1.000 Euro-Aktienportfolios, das anfang 1900 in deutsche Aktien angelegt wurde im Jahr 2006
in Euro bei einer durchschnittlichen jährlichen Performance von 3.09 %
-16,05
2.868.063
25.174
FUTURES
Magazin für technisches Trading |Juni 2006 |
Seite 11
Gamma-Genussschein
Die FTC Trading-Enzyklopädie
Sammeln Sie die große FTC Trading-Enzyklopädie von A bis Z. Sie wächst mit jedem
Monat und ergibt am Ende ein Nachschlagewerk, in dem Sie alle wichtigen Fachbegriffe
erklärt finden.
Gamma
Dynamische Kennzahl, die das Verhältnis
einer Veränderung des Delta zu einer Kursveränderung des Basiswertes mißt.
Das Gamma gehört zu einer Gruppe wichtiger dynamischer Kennzahlen, welche die Veränderungen eines
Optionspreises in Abhängigkeit von Veränderungen –
wie etwa des Kurses des Basiswertes, der Laufzeit oder
der Volatilität - erfassen. Das Gamma misst die Veränderung des Delta in Bezug auf eine Preisänderung des
Basiswerts nach der Formel:
Gamma = Veränderung des Delta/Veränderung des
Basiswerts.
Sinkt der Kurs des Basisobjektes um eine Einheit, und
sinkt dadurch das Delta von beispielsweise 51 auf
48 %, so wäre Gamma: 3/1=3. Von der anderen Seite
Betrachtet: Hat ein Optionsschein ein Delta von 0,6
(60 %) und ein Gamma von 0,05, so steigt das Delta
auf 0,65 (65 %), wenn der Basiswert um eine Einheit
steigt.
Je höher Gamma, desto stärker reagiert also Delta auf
Bewegungen der Basis. Gamma ist am höchsten bei
Optionen, die „am Geld“ sind. Es fällt, je weiter eine
Option im Geld oder aus dem Geld notiert.
Gap
nicht schließt, wird ein Ausbruch angenommen.
Das folgende Beispiel zeigt den Gap im Tages-Chart
des Dow Jones Industrial Average in der Folge des Terroranschlags vom 11. September 2001:
10500
10000
9500
9000
8500
8000
5.9
7.9
9.9
11.9
13.9
15.9
17.9
19.9
21.9
Die technische Analyse unterscheidet zwischen bedeutungslosen Common Gaps sowie den Trendindikatoren Break Away Gap (Trendbruch), Measuring Gap
(Bestätigung) und Exhausting Gap (Anzeichen für einen bevorstehenden Trendbruch).
Geld (im, am, aus dem)
Siehe »Optionen
Eine “Kurslücke” im Verlauf eines Charts.
Man spricht von einem Gap, wenn zwischen zwei
Chart-Intervallen eine Lücke entsteht. Am besten sind
Gaps auf Candle-Stick Charts zu indentifizieren: Die
Kursspanne des Folgetages zeigt dann keine Überschneidung mit der Spanne des Vortages. Gaps werden als Indikator in der Charttechnik benutzt, sind
aber nur selten aussagekräftig.
Gaps bilden sich aufgrund nicht gehandelter Kurse
und spiegeln Bewertungsunterschiede wieder, zu denen es etwa über Nacht, über das Wochenende oder
während einer anderen Handelsunterbrechung (z.B.
Handel ausgesetzt) laufend kommt. Die wenigsten
Gaps sind daher in der Charttechnik tatsächlich bedeutsam. Als Faustregel gilt: Erst wenn sich die Lücke
innerhalb von einigen Folgeperioden (z.B. 5 Tagen)
Genussschein
Beteiligungspapier, das dem Besitzer
Vermögensbeteiligungen einräumt.
Genussscheine sind eine Mischform aus Aktien und
Anleihen und räumen dem Besitzer in der Regel eine
Beteiligung an Gewinn und Verlust eines Unternehmens, nicht aber Stimmrechte ein. Genusscheine werden auch von manchen Investmentgesellschaften als
Alternative zu einer Fonds-Konstruktion gewählt (etwa
auf Grund von Zulassungsbeschränkungen). Die näheren Bedingungen (Bezugsrechte, Bewertungsgrundlagen etc.) sind im Gegensatz zu Investmentfonds allerdings nicht gesetzlich geregelt.
23.9
25.9