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inhalt 2 kurz + bündig 3 Internationaler Arbeitskampf • 4 • Stichwort: „20-J”: Beim spanischen Generalstreik kämpften die Gewerkschaften für Jugendliche und Arbeitslose jav-ratgeber extra So wird’s gemacht: Das neue Wahlverfahren für die JAV 6 landesbezirke + gewerkschaften • Streik am Bau: Her mit den schönen Wellen. Interview mit Carsten Burckhardt, Bundesjugendsekretär der IG BAU • NGG: Arbeitsbedingungen im Vergnügungspark – Vom Traum zum Alptraum? • ILO: Zahnloser Tiger? Das Forum Eine Welt informierte in Berlin über Verletzungen von Arbeitnehmerrechten weltweit 8 tipps + termine ■ Im Internet für junge Menschen – Erste Infos zur „Beschäftigungsbrücke Ost“, die über die Jugendarbeitslosigkeit führen soll. Baubeginn: 1. Juli Kostet die normalen Telefongebühren. FAX abruf 0211/43 01-161 Zusätzliche Chancen am Arbeitsmarkt • ■ Faxabruf-Service • Der Zukunftsreport der IG Metall www.igmetall.de/themen/zukunft/ werkstatt/zukunftsreport/index.html 15.07.2002 Antwort auf Pisa?! RALF WOELK, LANDESJUGENDSEKRETÄR DES DGB, ÜBER STUDIENGEBÜHREN IN NRW Als die Ergebnisse der europaweiten Bildungsvergleichstudie Pisa bekannt wurden, war der Aufschrei in Deutschland groß: Landauf, landab wurde engagiert über Konsequenzen debattiert. Und jetzt? Kaum hat sich der Sturm der Entrüstung über die Ergebnisse der Pisa-Studie gelegt, gewinnen erneut die Finanzpolitiker Oberwasser in der bildungspolitischen Diskussion. Die Geschichte ist simpel: Im Land Nordrhein-Westfalen taucht bei der Etatplanung ein finanzielles Loch von rund 1,4 Milliarden Euro auf. Um es zu schließen, schlägt der Finanzminister(!) die Einführung von Studiengebühren von 50 Euro pro Semester vor. LangzeitstudentInnen wird gar eine Gebühr von 650 Euro angedroht. Erhoffte Einnahme: knapp 140 Millionen Euro. Natürlich ist nicht vorgesehen, diese Einnahmen den bedürftigen Universitäten zur Verfügung zu stellen. Historisch interessierten Menschen wird dabei der Wahlkampf der britischen Labour Party einfallen, als sie daran ging, Margaret Thatcher abzulösen: „Bildung, Bildung, Bildung“ hieß das Wahlkampfmotto. Als erstes führte der siegreiche Tony Blair Studiengebühren ein. Es ist sicherlich Zufall, dass in beiden Fällen Sozialdemokraten die handelnden Personen waren. Es ist nicht die Höhe der Gebühren für „Normalstudierende“. 50 Euro pro Semester – das sind maximal zehn Stunden Mehrarbeit im Nebenjob. Das ist einem Studi doch zuzumuten, oder? Aber die Gefahr – das sieht man auch beim Aktionsbündnis gegen Studiengebühren (www.abs-nrw.de) so –, ist, dass diese Gebühren steigen, wenn erst einmal die Einführung von Studiengebühren akzeptiert worden ist. Nicht zuletzt die Ergebnisse der Pisa-Studie haben gezeigt, dass das deutsche Bildungssystem soziale Auslese strukturell eher fördert denn beseitigt. Immer noch gehört der Anteil von Kindern aus Arbeiterfamilien an Gymnasien und Universitäten eher zur Ausnahme denn zur Regel. Gleichzeitig hat uns der Europavergleich gezeigt, dass wir in das deutsche Bildungssystem bereits das meiste Geld investieren – bei anscheinend geringem Output. Würden wir uns daher konsequent weiter mit den Pisa-Ergebnissen auseinander setzen, kämen wir zu dem Ergebnis, dass strukturelle Veränderungen in der Bildungspolitik zu einem effizienteren System führen können – Beispiel: die Aufhebung des teuren dreigliederigen, in NRW viergliederigen Schulsystems, das europaweit einzigartig ist. Die Studiengebühren könnten wir uns dann sparen. Nachdem es im Parteivorstand der NRW-SPD noch eine Mehrheit für die Gebühren gab, scheitert das Vorhaben nun wohl am Veto des Parteirates, der sich sozialdemokratischer Grundprinzipien besann und Bildung weiterhin kostenlos anbieten möchte. Vom Tisch sind vorerst die Gebühren für das Erststudium. Nach wie vor geplant ist jedoch die Erhebung für das Zweitstudium, für LangzeitstudentInnen und GasthörerInnen. Auch für die 2. Ausbildung! Hier ist in der Tat der 2. Bildungsweg angegriffen. So folgt dem Widerstand also bestenfalls ein Teilerfolg – langfristig werden auch die StudentInnen an den Kosten ihrer Ausbildung beteiligt werden. „Deine Stimme für soziale Gerechtigkeit“ – den Wahl-Slogan hatte ich irgendwie anders verstanden, sorry. ■ 1 aktuell 7.02 NEWSLETTER DER DGB-JUGEND ·aktuell· A 8895 • kurz + bündig • FRISTLOS DEPRESSION Fiese SMS Psycho-Kids Finger weg: Das Landesarbeitsge- Alarm! Psychische Erkrankungen richt Rheinland-Pfalz hat die fristlo- bei jungen Menschen nehmen laut se Kündigung eines Maschinenfüh- Krankenkasse DAK dramatisch zu. rers bestätigt, der einer Auszubil- Von 1997 bis 2001 habe sich die denden eine Sex-SMS geschickt Zahl der Krankheitstage junger Be- hatte. Nach diesem Urteil müssen schäftigter aufgrund psychischer Ab in die Bundesliga: Nato-Ge- Arbeitnehmer bei sexueller Belästi- Probleme (Depressionen u.a.) um neralsekretär George Robert- gung Auszubildender generell mit 51% erhöht! Besonders stark zeige son hat sich für eine Abschaf- einer Entlassung rechnen, egal wie sich dieser Trend bei den jungen fung der Wehrpflicht in Europa lange sie schon in der Firma be- Kassen-Mitgliedern zwischen 15 ausgesprochen. Der Nato- schäftigt waren. (Az: 9 Sa 853/01) und 29 Jahren. N A T O- KR I E G E Berufsfrieden Mann: „Die Professionalisierung ist der einzige Weg, eine hochmobile Truppe zu schaffen. Ich sehe keine Zukunft für Wehrpflichtigen-Armeen mehr“, sagte NRW Misstrau-Kids Robertson. Klingt schlecht: Jugendliche in Nordrhein-Westfalen stehen nach einer veröffentlichten Studie des Düsseldorfer Jugendministeriums der Politik miss- O R I E N T I E R U N G S- trauisch gegenüber. Wenn die heranwachsende Generation Politik mit Ver- STUFE sagen gleichsetze, sei das kein gutes Zeichen für die Demokratie, meint Lan- Soft Skills desministerin Birgit Fischer (SPD). Junge Menschen an Rhein und Ruhr suchten nach Stabilität und Verlässlichkeit, hieß es in der Ausweitung der von der Universität Siegen durchgeführten Untersuchung weiter. Die Zahl der Plätze im Programm Die Zehn- bis 18-Jährigen wollten eine Familie gründen und wünschten „Freiwilliges Soziales Trainings- sich ein eigenes Haus sowie ein regelmäßiges Einkommen. Nicht die Ausein- jahr“ wird auf 2000 verdoppelt. andersetzung mit der Elterngeneration sei das Thema der jungen Menschen, Das Orientierungsjahr soll sozial sondern die pragmatische und ideologiefreie Lösung von Alltagsproblemen. benachteiligten Jugendlichen mit Ein weiteres Ergebnis der Studie sei, dass sich die junge Generation mangels geringen Chancen auf dem Ausbil- Vertrauen in Erwachsene und Politik stärker auf die eigene Kraft verlasse. So sei- dungs- und Arbeitsmarkt eine Pers- en Jugendliche offen für Angebote und Aktivitäten aller Art, da sie ihnen in der pektive bieten. Sie lernen in Projek- Zukunft beim Übergang von der Schule in den Beruf nützlich sein könnten. Die Agentur Stocksauer ist man derzeit bei der Bundesanstalt für Arbeit (BA): Nicht nur, dass deren Chef Florian Gerster im Vier-Sterne-Hotel wohnen soll, weil ihm die Dienstvilla zu schrullig ist, und zwei neue Dienstwagen angeschafft worden sein sollen, weil der Mann ungern BMW fährt, wie man dort kolportiert – nein, jetzt wird auch klar, was seine Ankündigung bedeutet, die BA solle in eine „Agentur“ umgewandelt werden. Ausgerechnet die Soft-Sex-Postille „Coupé“ („Mach den Sex-Check“) präsentiert in Zusammenarbeit mit den Landesarbeitsämtern „Die besten freien Ausbildungsplätze und Arbeitsstellen!“ Besonders reizvoll in der aktuellen Nummer: die Seiten 102/103. Rechts klären uns Kabinettsarbeitgeber Gerhard Schröder und KanzlerAzubi Guido Westerwelle darüber auf, was sie bisher für arbeitslose Jugendliche tun bzw. tun wollen (Westerwelle: „Gemeinsam können wir es schaffen“), auf der linken Seite stehen dann wie zufällig eine Menge Telefonnummern, wo man sich vertrauensvoll hinwenden kann: „Blonde Girls warten auf deinen Anruf!“, „Allein und verdorben“, „Ich stöhne, wenn du kommst“, erklären uns die heißen Girls, die offensichtlich schon einen Ausbildungsplatz in einer „Agentur“ erwischt haben. Ein Stückchen weiter gibt’s dann auch noch ein paar andere Lehrstellenangebote. Im Intranet der BA, so ein BA-Mitarbeiter, gebe es eine Dienstinformation zum Thema – Tenor: „Der Zugriff auf die Internetseiten der o.g. Illustrierten ist aus fachlicher Sicht nicht erforderlich.“ Ach, echt? Wieso eigentlich nicht? Und warum kooperiert das Arbeitsamt zwar mit dem Heft, aber nicht im Internet? Man stelle sich vor: Die Seiten des Arbeitsamtes gesponsert von „Coupé“. Oder vom Telefonsexcenter. Was da eine Kohle reinkäme… Oder das Arbeitsamt legt schnell selbst ein paar 0190Nummern (3,63 Euro/Minute) – zur Rettung der Sozialversicherung. Und mal ehrlich gesagt: Wenn uns die Foto-Models von „Coupé“ wie Corina („Intimrasur ist ein absolutes Muss“) die paar Azubi-Angebote aus dem Stelleninformationsdienst präsentieren, sind die weg wie warme Semmeln. Laut „Coupé“ soll es 230.000 „offene Stellen“ geben. Aber ob damit wirklich Arbeitsplätze gemeint waren? kurz + bündig ten wichtige Verhaltensweisen wie Guten-Tag-Sagen, Zähne putzen – pardon: Pünktlichkeit und Teamfähigkeit, wie’s offiziell heißt. BITTE OHNE … … Kanone ZAHLENSALAT Müssen Frauen klauen? Womöglich ja: Frauen haben in den vergangenen Jahren bei Qualifikation und Bildung deutlich aufgeholt. Dennoch verdienen sie immer noch weniger als ihre männlichen Kollegen, obwohl der Grundsatz des gleichen Entgelts aktuell 7.02 bei gleichwertiger Arbeit seit langem rechtlich verankert ist. Zu den Ursa- 2 Seid gefälligst lieb: Als Lehre aus chen zähle auch die unterschiedliche Bewertung der Tätigkeiten von Män- dem Amoklauf von Erfurt sollten El- nern und Frauen, teilt das Familienministerium mit. tern und Kinder zu Hause eine In der Ausbildung haben nach Angaben des Ministeriums die Frauen „Kultur des konstruktiven Strei- die Männer teilweise sogar überholt. So hätten im Jahr 2000 insgesamt 27% tens“ aufbauen. Nur dann könnten der Schülerinnen an allgemein bildenden Schulen Abitur gemacht, aber nur Jugendliche frühzeitig lernen, wie 21% der Schüler. Junge Frauen im Alter von 20 bis 24 Jahren verdienten mit sie mit Problemen umzugehen ha- 95% in Westdeutschland und 98% Ostdeutschland annähernd so viel wie ben, meint der Münchner Erzie- gleichaltrige Männer. hungsexperte Wassilios Fthenakis Insgesamt aber zeigten sich weiterhin Unterschiede in den Einkommen: in einem Beitrag für das Magazin So habe 1997 in Westdeutschland eine abhängig beschäftigte Frau im „Reader’s Digest“. Soli aktuell, das Durchschnitt knapp 75% des Jahresbruttoeinkommens eines Mannes ver- Magazin für extrakrasses konstruk- dient, in Ostdeutschland 94%. Auch bei Führungspositionen gebe es deutli- tives Streiten, meint: Wär ja wohl che Differenzen: Im Jahr 2000 hätten in Westdeutschland 20,3% der Männer auch mal nötig. Sonst gibt’s was in Führungspositionen gearbeitet, der Anteil war damit nahezu doppelt so hinter die Löffel! groß wie bei Frauen (10,5%). JUGEND EUROPA Stichwort: „20-J“ Generalstreik in Spanien: Am 20. Juni kämpften die Gewerkschaften für Jugendliche und Arbeitslose. Von Reiner Wandler Überreaktion?“ Davon möchte Pilar Duce nichts hören. Der Generalstreik der spanischen Gewerkschaften am 20. Juni sei absolut notwendig gewesen. „Die Regierung hat die Arbeitslosengesetzgebung geändert, ohne mit uns darüber zu verhandeln“, beschwert sich die Jugendsekretärin der Union General de Trabajadores (UGT). Die sozialistische Gewerkschaft zeichnet zusammen mit den kommunistischen Arbeiterkommissionen (CCOO) für den ersten landesweiten Ausstand gegen den seit sechs Jahren regierenden Konservativen José María Aznar verantwortlich. Ausgerechnet am Vortag des EU-Gipfels in Sevilla – der Abschlussveranstaltung der spanischen EU-Präsidentschaft – legte der Streik nicht nur die Fabriken lahm. Nur wenige Flüge wurden abgefertigt. Es fuhren kaum Züge und Busse. Die Kneipen blieben geschlossen. Der „20-J“, wie die Gewerkschaften ihren Aktionstag tauften, wird sowohl den angereisten Politikern, als auch den Tausenden von Gipfel-Berichterstattern in Erinnerung bleiben. Das neue Gesetz zur Regelung des Arbeitsmarktes sei ohne Debatte im Parlament per Dekret eingeführt worden, erklärt Pilar Duce. „Einen Bruch des sozialen Dialogs“ sehen die Gewerkschaften darin. Die Regierung verteidigt die Reformen als „technische Anpassungen“ an das, was Regierungschef Aznar selbst im März auf dem EU-Gipfel in Barcelona als unabdingbar für einen „dynamischen Wirtschaftsraum Europa“ anpries. Das neue Gesetz weicht die Zumutbarkeitsregelung auf. Künftig gilt jede Beschäftigung, die ein Arbeiter irgendwann einmal mehr als sechs Monate ausgeübt hat, als Beruf und damit als zumutbar. Wer eine angebotene Arbeit ablehnt, wird für einen Monat gesperrt. Bei einem weiteren Verstoß sind es • IN internati drei Monate, und beim dritten Mal ist es ein halbes Jahr. Beim vierten Mal wird der Arbeitslose ganz aus der Kartei gestrichen. Auch bei älteren Arbeitnehmern kürzt die Regierung: Wer künftig in den Vorruhestand geht und eine Abfindung von mehr als 4.600 Euro kassiert, muss auf das Arbeitslosengeld verzichten. Dies belief sich bisher auf 331 Euro monatlich bis zum 65. Geburtstag. Mit dieser Maßnahme will die Regierung verhindern, dass immer mehr Unternehmen ihre Mitarbeiter mit 52 Jahren in den Vorruhestand schicken. Zudem lockert das neue Gesetz den Kündigungsschutz. Musste ein Unternehmer, der einen fest angestellten Mitarbeiter entließ, bisher im Falle eines Gerichtsverfahrens den Lohn bis zum Urteil weiterzahlen, so entfällt dies jetzt. Die Regierung begründet diese Maßnahmen mit „einem zu großen Andrang auf die Gerichte, und außerdem wird dadurch die Entlassung teurer“. Am härtesten trifft das neue Gesetz die Saisonarbeiter. Wer bisher zum Beispiel im Hotelgewerbe arbeitete und über Winter regelmäßig vier Monate nach Hause geschickt wurde, erhielt in dieser Zeit Arbeitslosengeld. Dies wird künftig gestrichen. Das gleiche gilt für Lehrer an Privatschulen, die über die Sommerferien entlassen werden. Die Gewerkschaften beschweren sich, dass die Regierung die Arbeiter bestraft, anstatt die Unternehmer zu zwingen, den Vertrag auch über die Zeit der Untätigkeit aufrecht zu erhalten. Warum bei den Arbeitslosen gespart werden soll, will den Gewerkschaften nicht einleuchten. Schließlich weist die spanische Arbeitslosenkasse starke Überschüsse auf. „Die Maßnahmen treffen ganz besonders junge Arbeitsnehmer“, ist sich Pilar Duce sicher. Noch immer sind 22 Prozent der acht Millionen jungen Arbeiter unter 30 Jahren arbeitslos. Das ist doppelt so viel wie beim Durchschnitt der Gesamtbevölkerung. 73 Prozent der Jugendlichen haben nur einen Zeitvertrag. Viele von ihnen sind Saisonarbeiter und kassieren künftig in den Leerlaufzeiten nicht mehr. Und wenn ein Chef auf die Idee kommt, einen Zeitvertrag vorzeitig zu kündigen, bleibt jetzt nicht einmal mehr der Weg zum Gericht. „Die ersten zwölf Monate Arbeit zusammenzubekommen, um danach vier Monate Stütze zu beziehen, wird immer schwerer“, erklärt Pilar Duce. Wenn Regierungschef Aznar auch nach dem Generalstreik nicht an den Verhandlungstisch zurückkehrt, sollen die Mobilisierungen weitergehen. ■ GENERALSTREIK Schwerstes Geschütz Es ist nicht das erste Mal, dass Spaniens Gewerkschaften zum äußersten Kampfmittel greifen. Zum ersten Generalstreik nach Wiedereinführung der Demokratie 1975 riefen die kommunistischen Arbeiterkommissionen (CCOO) am 20. Juni 1985 im Alleingang. CCOO demonstrierte damit gegen die Änderung der Sozialgesetzgebung, die vor allem die Rentner betraf. Nur drei Jahre später, am 14. Dezember 1988, sah sich der sozialistische Regierungschef Felipe González erneut einem Generalstreik ausgesetzt. Erstmals machte auch die ihm nahe stehende Gewerkschaft Union General de Trabajadores (UGT) mit. 24 Stunden stand das ganze Land still. Um Mitternacht hatten Streikende das Fernsehen abgeschaltet. Am nächsten Tag erwachte das Land ohne Brot, Zeitungen und Verkehrsmittel. Alles blieb geschlossen. Gonzalez wollte zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit die Rechte der Jungarbeiter abbauen. Außerdem sollten die Gehälter der Beamten gesenkt werden. Am 28. Mai 1992 erzürnte González erneut die Arbeitnehmer. Spanien stand sechs Stunden lang still aus Protest gegen die Kürzung des Arbeitslosengeldes. Und am 27. Januar 1994 ging es gegen eine Arbeitsmarktreform der Sozialisten. Unter anderem wurde die Beschränkung der täglichen Arbeitszeit aufgehoben, der gesetzlich verankerte Überstundenzuschlag abgeschafft und für Jugendliche zwischen 16 und 25 Jahre ein so genannter Anlernvertrag eingeführt, der sie von der Arbeitslosenversicherung ausschloss. ■ 3 aktuell 7.02 internationaler arbeitskampf • • • jav-ratgeber extra JAV: SO • Zusammensetzung des Wahlvorstandes aktuell 7.02 ’S GEMACHT Das neue Wahlverfahren Es ist wieder soweit: In der Zeit vom 1. Oktober bis 30. November finden die regelmäßigen Wahlen zu den Jugend- und Auszubildendenvertretungen (JAV) statt. Die Arbeit geht aber jetzt schon los. Und seit der Reform der Betriebsverfassung gibt es eine Menge Neues. Besonders in der Pflicht bei Der JAVder Wahl sind Ratgeber. die Betriebsräte: Mit Wolf-Dieter Sie müssen späRudolph testens vier Wochen vor Ablauf der Amtszeit der amtierenden Jugend- und Auszubildenden-Vertretung einen Wahlvorstand und dessen Vorsitzenden bestellen. Neu ist dabei: Kommt der Betriebsrat dieser Pflicht nicht nach, so kann – falls vorhanden – der Gesamt- bzw. der Konzernbetriebsrat diese Bestellung vornehmen. Bereits bei der Bestellung des Wahlvorstands muss sich der Betriebsrat neuerdings Gedanken machen, nach welchem Wahlverfahren die JAV-Wahl durchzuführen ist, da dies Auswirkungen auf die Zusammensetzung des Wahlvorstandes hat. Muss die Wahl nach dem neu geschaffenen vereinfachten Wahlverfahren durchgeführt werden, so besteht der Wahlvorstand höchstens aus drei Mitgliedern. Findet dieses vereinfachte Wahlverfahren keine Anwendung, so kann der Betriebsrat selbst die Größe festlegen. Der Betriebsrat ist allerdings gehalten, eines der benannten Wahlvorstandsmitglieder zum Vorsitzenden zu ernennen. Deswegen – und um dem Wahlvorstand auch die vorgesehenen Mehrheitsbeschlüsse zu ermöglichen – sollte der Vorstand immer aus mindestens drei Mitgliedern bestehen. Auch bei der Bestellung von größeren Gremien ist darauf zu achten, dass sie aus einer ungeraden Mitgliederzahl bestehen (Mehrheitsentscheidung). Ansonsten hat der Betriebsrat hinsichtlich der Zusammensetzung des Wahlvorstandes freie Bahn. Allerdings: Sind im Betrieb unter den JAV-Wahlberechtigten beide Geschlechter vertreten, sollen dem Wahlvorstand auch Frauen und Männer angehören. Das ist aber keine zwingende Vorschrift. Darüber hinaus 4 WIRD muss der Betriebsrat dafür sorgen, dass mindestens ein für den Betriebsrat wählbarer Arbeitnehmer (ein volljähriger Beschäftigter) zum Wahlvorstandsmitglied bestellt wird. Es ist empfehlenswert, ein erfahrenes Betriebsratsmitglied in den Wahlvorstand zu bestellen. Wahlverfahren Im Rahmen der Novellierung des Betriebsverfassungsgesetzes (BetrVG) wurde zur erleichterten und schnelleren Durchführung einer JAV-Wahl das so genannte vereinfachte Wahlverfahren eingeführt. Seine Regeln gelten dann, wenn fünf bis 50 JAV-wahlberechtigte Arbeitnehmer im Betrieb arbeiten. Bei mehr als 50 besteht die Möglichkeit, dass der Betriebsrat mit dem Arbeitgeber schriftlich die Anwendung des vereinfachten Wahlverfahrens vereinbart. Auch aus diesem Grund ist es wichtig, dass sich bereits der Betriebsrat Gedanken macht, wie viele Wahlberechtigte im Betrieb vorhanden sind. Wahlberechtigung Grundsätzlich kann eine JAV nur dann gewählt werden, wenn am Wahltag mindestens fünf wahlberechtigte Arbeitnehmer im Betrieb beschäftigt sind. Wahlberechtigt sind Arbeitnehmer, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, und Arbeitnehmer, die zu ihrer Berufsausbildung beschäftigt sind und das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Ohne Bedeutung ist, ob eine der beiden genannten Gruppen die vorgegebene Mindestzahl erreicht bzw. ob sie im Betrieb überhaupt existiert. Entscheidend ist, dass beide zusammen die vorgegebene Mindestzahl erreichen. Wichtig ist, dass von dem betriebsverfassungsrechtlichen Begriff der Berufsausbildung nicht nur Arbeitnehmer, die sich in einem Ausbildungsverhältnis im Sinne des Berufsbildungsgesetzes befinden, sondern alle Beschäftigten, die an anderen Berufsbildungsmaßnahmen im Betrieb teilnehmen, erfasst werden. Zu den zur Berufsausbildung Beschäftigten zählen daher auch: ● Anlernlinge ● Umschüler und Teilnehmer an berufsvorbereitenden Ausbildungsmaßnahmen ● Volontäre • ● Praktikanten (Einzelfallprüfung) ● Krankenpflegeschüler, die eine Ausbildung nach dem Krankenpflegegesetz absolvieren. Berücksichtigt werden müssen auch die Beschäftigten, deren Arbeits-/Ausbildungsverhältnis ruht (z.B. wegen Wehr-/Zivildienst oder Mutterschaftsurlaub). Nicht zu dem Kreis der Wahlberechtigten zählen Schülerpraktikanten, Helfer im freiwilligen sozialen bzw. ökologischen Jahr und im Betrieb eingesetzte Zivildienstleistende. JAV-Wahlen – echt nicht einfach. Da brauchst du schon Superkräfte – wie … … Spider-JAVi! Netzwerkeigenschaften: Damit wirst du JAV-Vorsitzender! Spinndrüsen: Unersetzlich zum Betriebsrat einwickeln. Haftzellen an Armen und Beinen: Falls du mal wieder die Wände hoch gehen musst … jav-ratg Der Wahlvorstand ist verpflichtet, die Wahl unverzüglich einzuleiten, sie durchzuführen und abschließend das Wahlergebnis bekannt zu geben. Erster Schritt: Für die Einleitung der Wahl muss der Wahlvorstand unverzüglich eine Liste der Wahlberechtigten (Wählerliste) aufstellen. Neu: Die Wählerliste ist getrennt nach Geschlechtern aufzustellen. Die entsprechenden Daten und Unterlagen muss der Arbeitgeber dem Wahlvorstand zur Verfügung stellen. Als zweite Aufgabe hat der Wahlvorstand die Zahl der zu wählenden JAV-Mitglieder festzulegen (§ 62 BetrVG). Im Rahmen der Novellierung kommt es zumindest in Betrieben mit mehr als 150 Wahlberech- Nerven wie Drahtseile: Sollte dich der Personalchef mal abhängen wollen … Nachtsichtgerät: Damit kannst du die Soli aktuell auch unter der Bettdecke lesen. Hirn vom Wissenschaftsgenie: Ohne das kapierst du das Betriebsverfassungsgesetz nie! Supersitzfleisch: Wochenlange Geduld wie die Spinne im Netz – falls der Arbeitgeber mal wieder nicht die Bücher kauft, die Wolf-Dieter Rudolph empfiehlt. (illustration: Michael Arzt) tigten zu einer Erhöhung der Anzahl der JAV-Mitglieder. Neu: Geschlechterquote. Nach dem neu gefassten Absatz 3 des § 62 BetrVG muss das Geschlecht, das unter den Wahlberechtigten in der Minderheit ist, mindestens entsprechend seinem zahlenmäßigen Verhältnis in der JAV vertreten sein, wenn sie aus mindestens drei Mitgliedern besteht. Während es vor der Novellierung keinerlei Vorgaben für die Zusammensetzung der JAV gab, ist von nun an die Geschlechterquote zu beachten, die der Wahlvorstand ermitteln muss. Bei der Ermittlung der Mindestsitze für das Minderheitengeschlecht ist immer die Zahl der Frauen und Männer, die am Tag der Einleitung der JAV-Wahl tatsächlich im Betrieb beschäftigt sind, ausschlaggebend. Die Einleitung der Wahl erfolgt durch den Erlass des Wahlausschreibens. Es enthält u.a. folgende Angaben: ● die Größe des zu wählenden Gremiums ● die Zahl der dem Minderheitengeschlecht zustehenden Mindestsitze ● den genauen Wahltermin. Die Berechnung der Mindestsitze erfolgt nach dem d’Hondt’schen Höchstzahlverfahren. (Konkrete Rechenbeispiele findet ihr unter www.dgb-jugend.de, Stichwort „Betriebliches“). Information der Wähler Der Wahlvorstand ist verpflichtet, sowohl die komplette Wählerliste als auch das Wahlausschreiben innerbetrieblich bekannt zu machen. Neu: Die für die Wahl relevanten Informationen kann der Wahlvorstand der Betriebsöffentlichkeit über das „Schwarze Brett“ zukommen lassen. Fristen: Nach dem Erlass des Wahlausschreibens beginnen je nach Art des Wahlverfahrens unterschiedliche Fristen zu laufen. Letzter Tag für Einsprüche gegen die Richtigkeit der Wählerliste: ● Vereinfachtes Wahlverfahren: drei Tage nach Erlass des Wahlausschreibens ● Klassisches Wahlverfahren: zwei Wochen nach Erlass des Wahlausschreibens. Letzter Tag für die Einreichung von Wahlvorschlägen/Kandidaten: ● Vereinfachtes Wahlverfahren: eine Woche vor dem Tag der Wahlversammlung ● Klassisches Wahlverfahren: zwei Wochen nach Erlass des Wahlausschreibens. Ebenfalls unterschiedliche Zeitvorgaben muss der Wahlvorstand bei der Versendung der Briefwahlunterlagen beachten. Im Rahmen des vereinfachten Wahlverfahrens kann ein Wahlberechtigter spätestens drei geber extra Tage vor der so genannten Wahlversammlung die Briefwahl beantragen. Wahlhandlung Neu: Im Rahmen des vereinfachten Wahlverfahrens findet eine so genannte Wahlversammlung statt. Auch dafür gelten die Grundsätze der geheimen und unmittelbaren Wahl. Es müssen also Vorkehrungen für ein unbeobachtetes Ausfüllen der Stimmzettel getroffen werden. Falls keine schriftliche Stimmabgabe (Briefwahl) rechtzeitig beantragt wurde, muss der Wahlvorstand unverzüglich nach Abschluss der Wahl die Stimmen öffentlich auszählen und das Wahlergebnis bekannt geben. Sollte die schriftliche Stimmabgabe erst spätestens drei Tage vor der Wahlversammlung beantragt worden sein, hat der Wahlvorstand die Urne zu versiegeln und aufzubewahren, an einem vorher festgelegten Termin (Nachwahlfrist) die bis dahin eingegangenen Wahlumschläge in öffentlicher Sitzung in die versiegelte Wahlurne zu legen und anschließend die Auszählung vorzunehmen. Erfolgt die Wahl im normalen Wahlverfahren, so dürfen nur die Briefwahlunterlagen bei der Stimmauszählung berücksichtigt werden, die bis zu dem vom Wahlvorstand vorgegebenen Ende der persönlichen Stimmabgabe vorliegen. Feststellung des Wahlergebnisses Bei der Feststellung, welche der Kandidaten in die JAV neu gewählt wurden, muss der Wahlvorstand die von ihm festgelegte Anzahl der der jeweiligen Minderheit zustehenden Sitze beachten. Schutz der Wahlvorstandsmitglieder Damit die Wahlvorstandsmitglieder in der Lage sind, die Wahl ordnungsgemäß durchzuführen und Entscheidungen zu treffen, die der Arbeitgeberseite nicht gefallen, haben sie vom Zeitpunkt ihrer Bestellung an einen besonderen Kündigungs- und Versetzungsschutz. Der Schutz endet nicht mit der Bekanntgabe des endgültigen Wahlergebnisses, sondern hat von da an eine Nachwirkung für die Dauer eines halben Jahres. ■ Literatur: Wolfgang Schneider: Formularmappe Wahl der Jugend- und Auszubildendenvertretung. Checklisten – Formulare – Stimmzettel – Musterschreiben – Wahlordnung. Bund-Verlag, Frankfurt/M., 2000, EUR 19,90 Internet: www.dgb-jugend.de, Stichwort „Betriebliches“ • 5 aktuell 7.02 Aufgaben des Wahlvorstands • landesbezirke + gewerkschaften • STREIK AM BAU Her mit den schönen Wellen! Interview mit Carsten Burckhardt, Bundesjugendsekretär der IG BAU Was hat sich im Jugendbereich getan? Wieviel Bauarbeiter haben sich am Streik be- gramm „Her mit dem schönen Leben“, da gab es teiligt? Aktionen in Frankfurt und Berlin. Die Jugendlichen Seit einem dreiviertel Jahr läuft das Pro- Bis zu unserer Tarifverhandlung wa- haben Rauchbomben geworfen und die Baustellen ren es knapp 30.000 – fast so viel wie 1989 geentert. Wir hatten andererseits enorme Schwie- bei den Metallern. Wir haben den Druck rigkeiten, Arbeitsstellen abzusichern. So gibt es ei- immer weiter erhöht. Unsere Aktions- ne Baustelle in München, die 15 Fußballfelder schwerpunkte lagen im Norden und in den groß ist – viel Arbeit für Streikposten. neuen Bundesländern. Gab es spezielle Forderungen von den Azubis? Wie wurde gestreikt? Wir wollten 4,5 Prozent Lohnerhöhung für al- Wir haben mit verschiedenen Streik- le, das galt auch für die Azubis. Die Arbeitgeber wellen von Norden nach Süden angefan- wollten aber auch, dass nur das, was du tust, be- gen. Auch Berlin und der Ruhrpott kamen zahlt wird. Also: Wenn du gut Beton mischst, lernst dran. Das war lange vorbereitet, wir haben du nichts anderes mehr. Damit wäre die duale Aus- ein schlagkräftiges Streikkonzept ent- gen zwischen deutschen und nichtdeutschen Bauar- bildung in Gefahr gewesen. Wir haben mit unserer wickelt. beitern. Wie sah das jetzt aus? Aktion „Sklavenhandel“ darauf aufmerksam ge- Wie hoch war die Beteiligung? Über das Antirassismus-Projekt Xenos haben macht. Nichts davon haben sie durchgekriegt: Al- Die Streikbereitschaft bei den Orga- wir viele Schulungen gemacht und Informationen les bleibt so, wie es der Berufsbildungstarifvertrag nisierten war sehr hoch, dann aber auch verbreitet, es gab z.B. Extraflugblätter für Nicht- vorsieht. Wir haben real 3 Prozent erreicht, das ist bei den Nichtorganisierten im Osten. Das deutsche. Wir haben klar gemacht: Das ist kein richtig gut. Das Arbeitgeberangebot lag bei 1,75 ist das „DDR-Phänomen“ – die wollen kei- Kampf gegen sie, sondern mit ihnen. Die Rumä- Prozent. nen Gewerkschaftsapparat, sehen dann nen, Polen und Portugiesen stiegen voll ein und Gab es Unterschiede zwischen jungen und alten aber, dass es nicht anders geht. Wir haben fuhren nicht nach Hause. Ein 200-Mann-Trupp aus Streikern? 6.800 neue Mitglieder in zwei Wochen auf- Gießen etwa war in Oberfranken aktiv – nach dem Die Azubis sind mutiger genommen. Prinzip Schneeball: Erst werden die großen Indus- als die Alten. Weil sie eine Vor einigen Jahren gab es auf der Bundes- triebetriebe lahm gelegt, dann die kleinen Hand- Zukunft am Bau haben wol- tagsbaustelle in Berlin Auseinandersetzun- werksbetriebe. len. ■ ARBEITSBEDINGUNGEN IM DISNEYLAND PARIS Vom Traum zum Alptraum? In Paris fand eine internationale Konferenz zur Einrichtung von Mindestarbeitsbedingungen für junge Arbeitnehmer in den Bereichen Themenparks und Fast-Food in Europa statt. Von Gerd-Joachim Langecker ● Arbeitgeber lehnen Tarifverhandlungen ab ● Auf Beschäftigte, die über 35 Jahre alt sind, wird Druck ausgeübt, damit sie kündigen. Die Disneywelt ist jung, und auch Donald wird Paris ist nicht nur Stadt der Liebe, sondern auch lang über internationale Aktivitäten zur Verbesse- Standort des größten europäischen Themenparks, rung der Arbeitsbedingungen von jungen Leuten. Doch warum kommen so viele junge Men- Disneyland Paris. 30 junge europäische Gewerk- Denn die gute Behandlung, die den Kunden zuteil schen zum Arbeiten ins Disneyland? Jeden Tag schafter aus fünf Ländern, darunter zwei Kollegen wird, wird den Beschäftigten nicht so leicht ge- gehen immerhin 200 bis 300 Bewerbungen ein. der jungen NGG, diskutierten im Mai zwei Tage währt. Die Bedingungen: gen gelockt. Geld verdienen, Sprachen lernen, ● Niedrige Löhne: 1.000 Euro Brutto/Vollzeit im Paris erleben – die Unterkunft ist auch schon drin. aber später für viele kaum zur Wirklichkeit. Schon ● Große Teile des Lohnes werden durch Neben- aufgrund der geringen Löhne im Vergleich zu den kosten wieder eingenommen (Unterkunft, Ver- immensen Lebenshaltungskosten beschränkt sich pflegung) das Paris-Erleben auf die Wohnheime am Disney- 300 Euro Miete/Monat/Person) ● Ausländische Arbeitnehmer werden selten länaktuell 7.02 Das scheint auf den ersten Blick verlockend, wird ● 75.000 nicht bezahlte Überstunden ● Bis zu sechs Personen in einem Zimmer (250- ger als sechs Monate beschäftigt • Sie werden einfach mit vielen Versprechun- ● Kurze Beschäftigungszeiten (Teilzeitverträge) Monat 6 nicht älter. Park. Auch mit dem Sprachen lernen klappt es nicht – gute Fremdsprachenkenntnisse werden bei der Einstellung vorausgesetzt, und das, was einem dann noch fehlt, ist in der Hektik des All- GLOBALISIERUNG UND ARBEITNEHMERRECHTE ILO: Zahnloser Tiger? Das Forum Eine Welt informierte in Berlin über Verletzungen von Arbeitnehmerrechten weltweit. Von Mirjam Muhs Senegal: Nach einem Streik werden zahlreiche Arbeiter inhaftiert, andere entlassen. Ukraine: Arbeiterinnen in der Textilindustrie erhalten 1998 wurde die Erklärung der Internationalen Ar- men, gab Karl Sauvant (UN-Konferenz für Handel Hungerlöhne von 25 Euro im Monat. Indien: beitsorganisation (ILO) über grundlegende Prinzi- und Entwicklung/UNCTAD) zu bedenken, dass Zehntausende Kinder arbeiten in Sportartikel- pien und Rechte bei der Arbeit, die so genannten Entwicklungsländer die Wahrnehmung haben, firmen. Südkorea: Zeitweise sitzt der halbe Kernarbeitsnormen (Vereinigungsfreiheit, Recht das WTO-System richte sich gegen ihre Interes- Gewerkschaftsdachverband im Knast. Welt- auf freie Tarifverhandlungen, Verbot von Zwangs- sen. Entwicklungsländer dürften nicht den Ein- weit: Der Internationale Bund Freier Gewerk- arbeit, Diskriminierungsverbot, wirksame Ab- druck gewinnen, die Industrieländer seien ledig- schaften (ICFTU) konstatiert für das Jahr 2001: schaffung von Kinderarbeit), mit großer Mehrheit lich an Sozialstandards, nicht aber an nachhaltiger 223 ermordete oder „verschwundene“, mehr verabschiedet. Sie bindet alle Mitgliedsländer der Entwicklung interessiert. Beide Themen müssten als 4.000 inhaftierte, 1.000 verletzte und ILO und gehört damit zum Bestand universeller miteinander verknüpft werden. 10.000 gefeuerte GewerkschafterInnen. Menschenrechte. Das Forum Eine Welt der SPD Aus der Befürchtung heraus, multinationale lud im Juni dieses Jahres zu einer Konferenz ein, Unternehmen nur durch niedrige soziale Stan- auf der VertreterInnen internationaler Gewerk- dards in ihr Land locken zu können, so James Ho- len Produkte, die entsprechende Garantien aufwei- schaftsverbände, Institutionen und Unternehmen ward (Internationaler Bund Freier Gewerkschaf- sen.“ Der Otto-Versand habe sich deshalb dem über Möglichkeiten der Durchsetzung weltweiter ten/ICFTU), wendeten sich viele Entwicklungslän- Standard SA 8000 angeschlossen, nach dem er Sozialstandards diskutierten. der gegen die Einführung von Sozialklauseln. Da- auch seine Zulieferer und Hersteller auswählt. Viele der Länder, in denen massive Verletzun- bei bringen Verstöße gegen Arbeitnehmerrechte Rund zwei Drittel der 2.500 existierenden gen der Arbeitnehmerrechte beobachtet werden, keine wirtschaftlichen Vorteile, wie Christoph Sozialkodizes ignorierten jedoch bestehende ILO- haben Standards der ILO unterzeichnet und sich Scherrer von der Universität Kassel erläuterte. Sie Standards; es gebe keine unabhängige Instanz, damit verpflichtet, gegen solche Verletzungen vor- verhinderten vielmehr den „Aufbau von Human- die die Einhaltung überprüfe, kritisierte Richard zugehen. Die ILO hat jedoch keine Sanktionsmög- kapital“ und verschärften die Konkurrenz unter Howitt (EU-Ausschuss für Beschäftigung und So- lichkeiten, um Länder zur Einhaltung der Stan- Ländern, die ähnliche Produkte erzeugen. ziale Fragen). Ein externes, unabhängiges Moni- dards zu zwingen. Die Podiumsteilnehmer waren Dem steigenden Druck der KonsumentInnen toring sei aber die Voraussetzung für wirkungs- sich darin einig, dass die ILO gestärkt werden müs- rechnete Ingeborg Wick von Südwind e.V. das star- volle Kontrollen. Rein freiwillige Verpflichtungen se. Sie dürfe kein „zahnloser Tiger“ bleiben. ke Interesse von Konzernen an freiwilliger Selbst- griffen zu kurz. Erfolgversprechender sei eine Mi- Kontrovers wurde die Forderung der Enquete- verpflichtung an. Und Michael Arretz, Bereichslei- schung aus freiwilliger und bindender Verpflich- Kommission „Globalisierung“ des Bundestags ter Umwelt- und Gesellschaftspolitik beim Otto- tung. ■ nach der Verankerung von Kernarbeitsnormen im Versand, bestätigte: „Seit Mitte der Neunziger Jah- Rahmen des WTO-Systems diskutiert. Während re wird der Aspekt ‚Soziale Standards‘ öffentlich Heinz Putzhammer (DGB) fand, man müsse die diskutiert. Wir reagieren sehr sensibel auf die Er- lidaritätsaktion zur Freilassung der Inhaftierten WTO (Welthandelsorganisation) in die Pflicht neh- wartungen der Konsumenten. Unsere Kunden wol- in Südkorea durch. Der Internationale Bund Freier Gewerkschaften (IBFG) führte am 27. Juni eine internationale So- tags kaum zu lernen. So wird vermieden, dass die sich gemeinsam gegen die Arbeitsbedingungen zur Wehr setzten. Einzelne, die sich beschweren, werden dann sogleich vor die Tür gesetzt. Gewerkschaftliche Aktivitäten werden kaum geduldet, zumal Disneyland versucht, verstärkt Werbung im osteuropäischem Ausland zu machen, da diese Kollegen „für noch weniger Geld arbeiten“, so die Direktion. Ähnliche Verhältnisse herrschen auch in der Fast-Food-Gastronomie. Ein Gegenpart zu den globalisierten Arbeitsbedingungen kann nur eine verstärkte Zusammenarbeit der Gewerkschaften auf europäischer Ebene sein. Denn nur vergleichbare Standards verhindern das gegenseitige Ausspielen der Beschäftigten. ■ Die vollständige Dokumentation zu den Arbeitsbedingungen im Disney-Park kann über die NGG-Hauptverwaltung bezogen werden. Tel.: 040/38013-152, E-mail: [email protected] Projekt CEGAS Die Europäische Union fördert derzeit unter dem Projektnamen CEGAS die Erstellung einer Sozialcharta für die Bereiche Fast-Food-Gastronomie und Themen-/Freizeitparks. Hierbei geht es insbesondere um die jungen Menschen die in diesen Bereichen arbeiten. Beteiligt sind der europäische Gewerkschaftsbund (EGB), EFFAT, CGT aus Frankreich, FGTB aus Belgien, CCOO aus Spanien und die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) aus Deutschland. Nach Treffen in Paris und Brüssel richtete die Junge NGG Anfang Mai ein Treffen in Frankfurt/Main aus. Diskutiert wurden die Art der Beschäftigungsverhältnisse, die Einführung eines Mindestlohnes, das Recht auf Ausbildung, Arbeitszeiten, Sicherheit und Hygiene am Arbeitsplatz, gewerkschaftliche Kontrollrechte und die Rechte von Saisonarbeitern. Mit den Impulsen dieses Treffens wurde die letzte Sitzung in Barcelona von der CCOO ausgerichtet. Auch hier wurden die oben benannten Themen weiter besprochen und voran gebracht. Ziel ist es, auf der Abschlusskonferenz im Oktober in Paris den Sozialen Dialog mit den Arbeitgebern und der Politik über die Ergebnisse und die Forderungen der Gewerkschaften auf europäischer Ebene einzuläuten. Fazit aller bisherigen Treffen ist, dass in den Bereichen der Fast-Food-Gastronomie und den Themenparks in allen Ländern die gleichen Probleme für die Beschäftigten auftreten. Hier gilt es zu handeln und gemeinsam auf europäischer Ebene für eine grundlegende Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu streiten. ■ G.L. 7 aktuell 7.02 Beschäftigten mit „einer Stimme sprechen“ und A B S E N D E R : DGB-B U N D E S V O R S TA N D , H E N R I E T T E -H E R Z -P L AT Z 2, 10 178 B E R L I N • tipps + termine • ■ Arena heißt das neue Magazin für JAVis bei der ver.di-Jugend. Das Heft im praktischen Kleinformat bietet Informationen rund ums Thema Ausbildung, JAV-Wahlen und zur Politik der Gewerkschaftsjugend. Mit Kritik wird auch nicht gespart. In einer der ersten Ausgaben wünscht ver.di-Vorstandsmitglied Frank Werneke der eigenen Gewerkschaftsjugend „klarere politische Konturen“ an den Hals. Andererseits zeigt gerade Werneke selbst, dass man es als Jugendlicher bei ver.di weit bringen kann: Er selbst ist ja noch so jung (34), dass er fast als JAVi durchgehen könnte! Die Texte in „Arena“ sind allesamt hervorragend geschrieben, und hinten drauf gibt es pro Ausgabe einen Witz. Das Heft ist kostenlos und kann bei ver.di angefordert werden. A 8895 ■ Staatliche Mittel wer- Und zwar beim: ver.di-Bundesvorstand, Bereich Jugend, Potsdamer Platz 10, 10785 Berlin, Tel.: 030/69 56 23 62, E-mail: [email protected] ■ Eine „Ideenbörse“ gibt es bei • web-tipp des monats • Diesmal in Zusammenarbeit mit Ole Schwede, DGBJugend Hamburg: Hallo Jürgen, ich möchte mal etwas Kritik loswerden. Wenn Du über Ereignisse berichtest, die sich in Hamburg zutragen und dazu sogar einen Leitartikel schreibst (Soli 6-02, Seite 1), wäre es nett gewesen, wenn Du statt über SPD, GAL und Ingo Schlüter etwas über die Arbeit der DGB-Jugend in diesem Bereich geschrieben hättest. Eine Resolution zu dem Thema „Privatisierung der Berufsschulen“ findest Du auf unserer Website www.dgb-jugend-hamburg.de unter „Material“. Ich würde Dir diese Webseite, die von einer fitten Ehrenamtlichen betreut wird, eh noch mal ans Herz legen wollen. Ansonsten herzliche Grüße, Ole Schwede Soli aktuell: www.was? Material? Wieso nicht hinteres Regal? Bei der Recherche hab ich mich auf deine Hinweise verlassen. So weit ich weiß, hattet ihr damals noch nix fertig. Hallo Jürgen, tut mir leid, wollte Dich nicht anmaulen. War auch mein Fehler! Wollte Dir nur fair meine Kritik mitteilen. Bin da manchmal etwas unfair direkt. Tut mir leid… Okay? Nächstes Mal besser! Liebe Grüße, Ole der Koordinationsstelle Gewerkschaftliche Arbeitslosenarbeit (KOS). Das Heft versteht sich als Handlungshilfe zur präventiven Arbeitsmarktpolitik und zum JobAqtiv-Gesetz. Vorgestellt wird auch das Modell BAFF – wie aus Überstunden(-Abbau) neue Arbeitsplätze entstehen können. den gekürzt, reduziert, gestrichen, Mitgliederzahlen gehen zurück: Institutionen und gemeinnützige Organisationen haben es zunehmend schwer. Nicole Fabisch hat einen praktischen Ratgeber geschrieben über die Kunst des Fundraising – wo gibt’s zusätzliche Mittel? Mit Fallbeispielen, Checklisten, Experteninterviews zum Thema Finanzierungsquellen. Nicole Fabisch: Fundraising. Spenden, Sponsoring und mehr. Beck-dtv, München 2002, 351 S., EUR 14 Kriegt ihr bei: KOS, Fax: 0521/96 78 422, E-mail: [email protected], für 3 Euro ■ Privjet, ein Projekt zur Integration von russlanddeutschen Jugendlichen im Raum Münster, stellt seine Arbeit jetzt auf CD-Rom vor. Die jugendlichen Aussiedler berichten über ihre Herkunft und Situation. Die CD richtet sich an alle, die mit der Integration russlanddeutscher Jugendlicher zu tun haben – und an alle, die sich ganz einfach für die Herkunft und die Hoffnungen, die Probleme und Lösungsansätze dieser Bevölkerungsgruppe interessieren. impressum Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Verantwortlich für den Inhalt: Ingrid Sehrbrock Herausgeber: DGB-Bundesvorstand, Abt. Jugend, HenrietteHerz-Platz 2, 10178 Berlin, Tel.: 030/240 60172, Fax: -409, M.: 0171/140 85 99 E-Mail: [email protected] Internet: www.dgb-jugend.de Druck: toennes satz + druck gmbh, Erkrath Redaktion: Jürgen Kiontke Grafik: Heiko von Schrenk Gefördert aus Mitteln des Kinder- und Jugendplans des Bundes (BMFSFJ) tipps + termin Na also, geht doch, www.dgb-jugend-hamburg.de. Zu haben bei: Tel.: 0251/492 59 03, Fax 0251/492 79 06, E-mail: [email protected] • ❏ Ja, ich möchte Soli aktuell drei Monate lang kostenlos zur Probe abonnieren. ❏ Ja, ich möchte Soli aktuell abonnieren. Für den Preis von 7,70 Euro erhalte ich Abo-Coupon ausschneiden und im Fensterumschlag an die untenstehende Anschrift schicken. Bitte vor Erhalt der Rechnung kein Geld überweisen. ❏ 12 Ausgaben der Soli aktuell (Bitte das Geld erst nach Erhalt der Rechnung überweisen). Ich möchte mehrere Exemplare der Soli aktuell bestellen. Ich bezahle für das erste Exemplar der Soli aktuell 7,70 Euro, für alle weiteren werden nur die zusätzlichen Portokosten erhoben. Diese betragen beispielsweise jährlich bei 2 bis 30 Exemplaren 9,20 Euro, bei 31 bis 60 Exemplaren 38,50 Euro. (Weitere Angaben bitte telefonisch unter 0211/43 01-181 bei der Abt. Jugend des DGB erfragen.) Bitte das Geld erst nach Erhalt der Rechnung überweisen. Kündigungsfrist drei Monate zum Juni eines jeden Jahres. AN DGB-B UNDESVORSTAND , A BT. J UGEND S OLI AKTUELL H ENRIETTE -H ERZ -P LATZ 2 10178 B ERLIN Vorname / Name . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Organisation / Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Straße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aktuell 7.02 PLZ / Ort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Unterschrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .