südtirol - Sportler des Jahres
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südtirol - Sportler des Jahres
inBaden-Baden Highlights 1 Editorial Schwimmen Nagano Schnappschüsse 98 Paralympics Radsport Ruder-WM Sportlerin des Jahres Formel-1 Leichtathletik-EM Mondial inBaden-Baden Highlights Impressum Inhalt Herausgeber und Redaktion Ball-Bilanz Betzenberg Dressurreiten Doping Familie Balzer Helfer des Jahres Vor 40 Jahren... Sponsoren Airport Interview Sporthilfe ZDF Mutschler DRK Seit 1947 Ehrengäste 1999... Internationale Sport-Korrespondenz (ISK) Objektleitung Beate Dobbratz, Thomas R. Wolf Fotonachweis dpa Bilderdienst, Holger Nagel, Norbert Rzepka, Horstmüller GmbH, GE Sportfoto, Jürgen Burkhardt Konzeption PRC Werbe-GmbH, Filderstadt Sponsoring, Anzeigen Lifestyle Sport Marketing GmbH, Filderstadt Druck Klaus Enzig GmbH, Stuttgart 3 4–5 6 –10 12 –13 14 16 –19 20 –22 24 –25 26 –28 30 –32 36 –38 40 – 41 42 44 46 – 47 48 – 49 50 52 53 54 56 – 57 58 60 52 64 – 66 68 –71 72 3 „Inflationär“, meinte neulich ein Sportglossist, sei die Anhäufung der Wahlen und Galas gegen Jahresende. Bloß gut, daß die Institution Sportler des Jahres nicht zu den Verursachern gehört. 1947 fand das Original erstmals statt (der Tennisbaron Gottfried von Cramm kam auf Platz 1), seither votieren die Fachleute der Sportpresse mit Kompetenz und nach reiflicher Überlegung. Am Anfang gerade eine handvoll, heute nahezu jede Sportredaktion in diesem Land. Gigantismus lag dem „Vater“ der Abstimmung, Kurt Dobbratz, stets fern. Konzentration auf ein profundes Urteil, Präsentation in überschaubarem Rahmen, lautete stets das Credo. Hat dieses Leitmotiv noch heute Gültigkeit? In gewissem Editorial Maße ja. Die Rückkehr ins Kurhaus von Baden-Baden macht das Familienfest des deutschen Sports (wieder) zur fast klassischen Plattform für die hochkarätige Auszeichnung. Ein Update der besonderen Art. Daß die Sportjournalisten heute auch online wählen, VIP-Gäste im Privatflieger anreisen und Anmeldungen elektronisch gespeichert sind, offenbart keinen Widerspruch. Denn ein Rendezvous von Sport, Medien und Wirtschaft als ruhige (Kommunikations-)Insel im zunehmenden Termin-Wirrwarr tut gut. Und die Kür der Besten, früher prosaisch „Proklamation“ genannt, nun Ehrungen „mit Herz und Kompetenz“ durch das ZDF. Der Versuchung widerstanden zu haben, die traditionelle Sportlerwahl als Puffer zwischen Showteilen zu benutzen, die Athleten des Jahres als Entertainer zu präsentieren, die Jury neu zu mischen, müssen die Organisatoren verantworten. Das fällt leicht, weil alte und neue Partner das Comeback an der Oos unterstützen. VDS, ZDF, Festival Baden-Baden, BadenAirpark, T-Online, Sparkasse. Damit steht bereits das „Team“ für den Sprung ins nächste Jahrtausend. Sportler des Jahres 2000 – eine schon heute magische Vision. Klaus J. Dobbratz 4 5 Mit „Kopp rein und los“ zum Staffel- Dagmar Gold, mit „rackern wie die Wildsau“ von Kristin Otto z u m R ü c k e n - S i l b e r. Unter den unbeschreiblichen Jubel mischen sich Tränen, Erleichterung und Fassungslosigkeit. Ein überwältigender Moment! Gold für Franziska van Almsick, Dagmar Hase, Silvia Szalai und Kerstin Kielgaß; Gold mit der 4x200-m-Freistilstaffel. Weltmeister! Wer hätte das diesem Quartett zugetraut? In der Stunde der Wahrheit wachsen die vier Schwimmerinnen über sich hinaus, legen ihren Respekt ab vor der starken und favorisierten Konkurrenz, vor allem aus den USA. Der Lohn: WM-Gold. Das einzige für die deutsche Mannschaft in Perth, die es auf sieben Silber- und sechs Bronzemedaillen brachte. Für Franziska van Almsick kam dieser Titel beinahe einer Hase Wiedergeburt gleich. Vom Team zur Startschwimmerin verdonnert („Ich habe mich mit Händen und Füßen gewehrt!“), entschloß sie sich, mit neuem Selbstbewußtsein doch noch bis Sydney 2000 weiterzumachen -- es wären ihre dritten Olympischen Spiele. Im Gegensatz dazu war für Dagmar Hase der Erfolg in Australien der goldene Abschied vom internationalen Schwimmsport. Binnen 35 Minuten hatte die 28jährige Magdeburgerin zum Abschluß einer beeindruckenden Karriere Silber über 200 m Rücken und Staffelgold gewonnen. „Keiner hat damit gerechnet. Deshalb ist es das Schönste, das Phänomenalste“, so die Athletin, die in neun Jahren 25 Medaillen bei internationalen Meisterschaften gewann. Schwimm-Erfolge „made in Germany“ Die dritte im Bunde, Silvia Szalai, schien bei ihrem WMDebüt zu kraulen, als ob es um ihr Leben ginge; und tatsächlich schwamm sie persönliche Bestzeit. „Die ganze Mannschaft hat mir geholfen und den Druck von mir genommen“, sagte die gebürtige Ungarin, die in Frankfurt lebt, überglücklich nach ihrem ersten Sieg „bei den Großen“. Der Abschlußschwimmerin Kerstin Kielgaß schien es gar so, als seien ihr „Flügel verliehen“ worden. Nach dem Motto „Kopp rein und los!“ machte die erfahrene 28 Jahre alte Berlinerin das für unmöglich Gehaltene möglich: Dank ihres Kampfgeistes gelang es ihr, den Vorsprung bis ins Ziel zu retten -- der Glanzpunkt im deutschen Team. Gestatten, Braun! Aber für die größte Sensation bei dieser WM hätte beinahe ein Mann aus Berlin gesorgt: Ralf Braun. Überraschend auf Goldkurs über 200 m Rücken („Auf den letzten 50 Metern habe ich gerackert wie eine Wildsau.“), fing ihn der Amerikaner Lenny Krayzelburg im letzten Moment noch ab. Trotzdem stammelte der strahlende 24 Jahre alte Sportstudent über Silber in seiner Paradedisziplin: „Ich fasse es nicht, es hat geklappt!“ Gut klappte es auch für Sandra Völker. Drei Medaillen -zwei aus Silber, eine aus Bronze -- fischte sie aus den Fluten. Vor allem im kurzen Freistilsprint unterstrich die Hamburgerin ihre Ausnahmeposition. Nur 17 Hundertstel auf die Amerikanerin Amy van Dyken fehlten ihr zum Titel: „Meine Atmung war nicht optimal. Aber ich bin sehr zufrieden mit meiner WM-Bilanz. Ich wollte eine Einzelmedaille, jetzt sind es sogar drei geworden.“ Welch ein Erfolg! Weltrekorde blieben bei den Weltmeisterschaften aus -es waren die ersten Titelkämpfe in der Geschichte seit 1973 ohne eine einzige Bestzeit. Dafür sah Perth einen neuen Superstar: Der Australier Michael Klim gewann bei sieben Starts sieben Medaillen, davon vier goldene. Und trotz des Rummels vor heimischer Kulisse vergaß der „Sunnyboy des Beckens“ Gold in der Königsstaffel Dagmar Hase nahm in Australien Ihren Hut seine Kinderstube nicht. „Vielen Dank, Herr Pfeiffer -- danke für alles!“ Seine ersten Schwimmzüge hatte der gebürtige Pole nämlich in Deutschland absolviert -- bei Gerhard Pfeiffer, dem Hamburger Trainer und Vater des früheren Weltklasse-Schwimmers Stefan Pfeiffer. Die Erfolge des Michael Klim -- auch ein Stückchen „made in Germany“ bei den Weltmeisterschaften in Perth. 6 Wenn draußen das Wetter immer schlechter wird, läßt sich die Zeit von Beate Dobbratz in Nagano leichter rekapitulieren. Ein Grippevirus ging durchs deutsche Team, es war naßkalt und regnete dennoch Medaillen. Erinnerungen: Frühmorgens galt der erste Blick dem TV-Programm aus Hakuba, Shiga Kogen oder Nozawa Onsen: Schneegestöber hieß umdisponieren. Statt dessen vielleicht den Eisschnelläuferinnen einen Besuch abstatten oder den NHL-Cracks, die selbst die coolen Japaner zum Kochen brachten. Doch wohin auch immer, die Wege waren weit und selbst in den barock eingerichteten Bussen (mit Kronleuchter und Gardinchen) wurde die Zeit lang – was beispielsweise einen Kollegen zu der Frage veranlaßte: „Sind wir eigentlich noch in Japan?“. Die am häufigsten gehörte Sentenz „Bus is 20 minutes late, sorry for waiting“ läßt noch heute die Stirnadern anschwellen. Erinnerungen: Unglaubliche Spannung bei den Eisschnelläuferinnen in der gigantischen M-Wave. Am 11. Februar standen die 3000 m an, eine Domäne der deutschen Mädchen? Denn auf dem schnellen Oval purzelten die Rekorde im Eiltempo. Und dann der dreifache deutsche Erfolg: Selbst auf der Pressetribüne kam Rührung auf. Gunda Niemann-Stirnemann (schwierig auszusprechen für japanische Zungen), Claudia Pechstein und Nesthäkchen Anni Friesinger, Edelmetall auch über 1500 m für die Erfurterin. Die 5000 m sicherte sich dagegen Claudia Pechstein mit einem „Jahrhundertlauf“. Sie pulverisierte den Weltrekord von Gunda Niemann-Stirnemann, verwies E ß s t ä b c h e n i m Te m p e l die Kollegin mit vier Hundertstel Rückstand auf den Silberrang, das restliche Feld spielte keine Rolle mehr. Auf der sicher geglaubten Kurzstrecke dagegen kam Franziska Schenk zu Fall – zur Schadenfreude der Langstrecklerinnen. Auch das ist Olympia. Erinnerungen: die Meetings von Sport und Medien im Deutschen Haus. It’s a long way to Renkoji Tempel. Doch die Abende haben sich gelohnt. Die Athleten zum Greifen nahe, gerne zu einem Schwätzchen bereit. Und voller Hoffnung, daß der eigene Wettkampf nach Zeitplan starten kann. Denn: es waren die Olympischen Spiele der Verschiebungen. Vor allem die Alpinen hatten mit dem den Japanern gar nicht gehorchenden Wettergott zu hadern. Trainingsausfälle, Wettkämpfe, die immer aufs Neue verlegt wurden, prägten das Bild. Die Biathleten mußten dem Schneefall Tribut zollen und nicht zu vergessen die Artisten der Halfpipe, die im strömenden Regen ihre Kunst zelebrierten. Erinnerungen: Georg Hackl, der ganz cool im Deutschen Haus sein Weißbier trank und die Eßstäbchen fürs Mikado entfremden wollte. Zwei Tage später lief er als Goldjunge erneut im Renkoji Tempel ein – er konnte während der weiteren olympiDie Winterspiele der Katja Seizinger 8 9 schen Tage beruhigt seine Sportkollegen anfeuern und nebenbei viel Lob einheimsen für soviel Konstanz im Eiskanal, für soviel Einsatz beim Arbeiten am Schlitten. Der Hackl-Schorsch ist nicht nur König der Rodler, sondern auch König der Tüftler. Erinnerungen: Essen gehen in Nagano. Mißlungene Versuche, sich die Stäbchen untertan zu machen. Bestellungen via Bildchen, selbst die englische Übersetzung fehlte manchmal. Was wirklich auf dem Teller war, wird für alle Zeit ein Rätsel bleiben. Vielleicht auch gut so, denn die Japaner kaufen als Snacks an Autobahnraststätten beispielsweise getrocknete Schlange oder Schildkröte. Alternativ: folienverpackter Seetang. Erinnerungen: An die genialen Pressekonferenzen der NHL-Cracks. Team USA kam vollzählig, Coaches und Manager standen Rede und Antwort, dann verteilte sich die EishockeyMannschaft im Auditorium, um jedem Journalisten für geraume Zeit zur Verfügung zu stehen. Ähnlich die Situation beim Team Canada. Wobei Megastar Wayne Gretzky unter dem Ansturm der Medien fast erdrückt wurde und doch mit nicht enden wollender Freundlichkeit Frage auf Frage beantwortete. Nein, sie wollten nichts besonderes sein, die Topverdiener aus Nordamerika. Eric Lindros gefiel es, besser als in Albertville. „Hier sind wir alle zusammen, sehen uns beim Essen und können einem Kollegen auch zum Sieg gratulieren.“ Ein Problem hatten die Recken jedoch: teilweise bis zu sieben Mann auf der Stube. Wenig der Busfahrer nimmt es mit einem Lächeln. Wie auch sonstige Unbilden. Geschlossene Schneedecke: Der Chauffeur greift nach den dicken Handschuhen und zieht die Schneeketten auf, die er auf dem Rückweg am selben Ort auch wieder entfernt. Freie Durchfahrt an Mautstellen mittels Telecash wie in Italien oder Frankreich – für das Land, das die Elektronikindustrie neu erfunden hat, durchaus denkbar, in Nagano und Umgebung jedoch nicht angewandt. Driver und Kassierer pflegten dafür diverse Schwätzchen. Great sport im White Rink: hier demonstrierten die Glamourgirls auf spiegelndem Parkett ihren Facettenreichtum. Beispielsweise Pascha Gritschuk, die den Japanern im sexy Goldiges Quartett – gut, daß es die Biathletinnen gibt To m b a s u c h t F r a u Raum für die Eisbären. Und zuwenig Plätze für die Zuschauer. Die Auftritte jeglicher NHL-Profis, ob bei Finnland, Schweden, Kanada oder USA sorgten für Massenanstürme. Eine Sogwirkung übten die Kufenkünstler nicht nur auf die weiblichen Fans aus: auch die Frauen mit Montur und Stock jagten den Puck vor begeistertem Publikum. Apropos Frauen: Erinnerungen – an Tomba „la Bomba“. Seine Karriere würdig beenden wollte er, noch einmal nach den Sternen greifen. Und vor allem: endlich eine Frau finden, die ihn liebt und nicht den Slalomkönig. Der 31jährige hatte den endgültigen Ausstieg beschlossen, für die Zukunft plane er eine Karriere beim Film, als Schauspieler, Produzent oder Regisseur. Nur der Abschluß der glanzvollen Karriere lief aus der Regie. Sturz beim Riesentorlauf, Aufgabe vor dem zweiten Durchgang im Slalom. Der Meister verließ rasch die Stätte seiner Schmach und zog sich ins heimatliche Bologna zurück. Gelegenheit für die Girls zu beweisen, daß sie auch den „Loser“ Tomba lieben. Erinnerungen: Wo immer „Kaisers“ oder deren Sprößlinge auftauchen, ist das Verkehrschaos komplett. Naht der Tenno (oder der Kronprinz), werden alle Straßen kurzerhand gesperrt – nichts geht mehr. Daß die Zeit drängt, die Redaktion wartet – Der Langen-Bob: Deutschland 2 auf Platz 1 Unsere Biathleten Rock’n’Roll-Kostüm den Atem raubte. Die Ausführung des schwierigen Themas „Memorial Requiem“ von Gritschuk und Partner Ewgeni Platow interpretiert, dürfte ebenso in die Eistanz-Historie eingehen wie ehemals der „Bolero“ von Torvill/Dean. Die jüngste Olympiasiegerin aller Zeiten stand bei den Damen auf dem höchsten Treppchen: das US-Küken Tara Lipinski, süße 15 – aus der Nähe vielleicht 13. Sie gewann den – künstlich – hochgeputschten Zweikampf gegen Landsfrau Michelle Kwan. Seit der Harding-Affäre sind die Amerikaner ganz wild auf sich bekämpfende Eislauf-Mäuse. Trauer dagegen im deutschen Lager, wo Pechvogel Tanja Szewczenko nach einem schweren Grippeanfall ihren Rückzug bekannt geben mußte. Den Weltmeister-Bonus hatten Mandy Wötzel und Ingo Steuer wohl zuhause vergessen. In Nagano mußten sie sich der russischen Übermacht geschlagen geben und durften „nur“ Bronzemedaillen einpacken. Als Dreizehnte war Uschi Disl nach einem Stockbruch hinaus ins weiße Japan marschiert, mit der deutschen Fahne in der rechten Hand, dem Siegerlächeln auf den Lippen, lief Schlußläuferin Petra Behle 100 Minuten und 13 Sekunden später über den Zielstrich. Gold für die 4x7,5-km-Staffel, weg- geblasen waren die Enttäuschungen bei den Einzelstarts, eine echte Frauschaft lag sich in den Armen – und wollte das Siegerpodest gar nicht mehr räumen. Gut, daß es die Biathleten gibt: konstant und zuverlässig liefern sie ihre Medaillen ab. Mit einem Start-Zielsieg demonstrierten auch die Herren ihre Klasse, nachdem vorher allerlei Mutmaßungen über ein Leistungstief die Runde gemacht hatten: Ricco Groß und Kollegen hatte man viel zu früh abgeschrieben. Als Fahnenträger hatte Jochen Behle seine sechsten Winterspiele standesgemäß eröffnet, in der Loipe lief es dann weniger geschmiert. „Wo ist Behle?“, diese Frage erlangte in Staffelrennen eine gewisse Tragik – egal, der 37jährige verkörperte eine Sportlerkarriere lang den deutschen Skilanglauf. Ein anderes Kaliber aber ist Björn Daehlie: mit weiteren drei Titeln machte sich der Norweger zum erfolgreichsten Wintersportler aller Zeiten (achtmal Gold, viermal Silber). Und weil auch die Kombinierer um Bjarte Engen Vik nur Goldiges im Schilde führten, erlebten die Wikinger nur vier Jahre nach ihrem olympischen Heimspiel in Lillehammer wieder ein Schneegestöber an Auszeichnungen. Erinnerungen: Die Gastgeber konnten es ihren nordi- 10 Ein Festival-Programm aus Baden-Baden schen Brüdern aus Norwegen nicht gleichtun, dafür besaßen Nagano und die vielen anderen Olympia-Dependancen einfach nicht den Reiz und das nordische Herz. Aber das Skispringen ging unter die Haut: Prinz Naruhito und 50 000 Landsleute, mindestens jeder Zweite fahnenschwingend, sahen ihren Kazuyoshi Funaki auf der Großschanze förmlich abheben. Und als das Team um Nippons Lieblingssohn Harada auch die Teamwertung souverän für sich entschied, sprachen die japanischen Blätter von dem „größten Tag in der Sportgeschichte“ des Landes. Auch nicht von Pappe war Silber – die SchwarzwaldConnection flog auf Platz 2: der rotblonde Dieter Thoma, SaisonÜberflieger Sven Hannawald, Hansjörg Jäkle und Martin Schmitt. Die sympathischen Jungs könnten eigentlich bis Salt Lake City 2002 hüpfen. Jetzt gibt es auch ein Dream Team im Outfit des sibirischen Tigers. Weiß-schwarz gestreift, mit mächtigen Tatzen, die durch Metallschnallen zusammengehalten werden – und oben flattern schulterlange Strähnen. Gestatten, die Skidamen des DSV: Totaltriumph in der Kombination (Seizinger, Ertl, Gerg), Katja Seizinger, von Cheftrainer Maier zum „Jahrhunderttalent“ erkoren, siegte zusätzlich in der Abfahrt und die „wilde Hilde“ im Slalom. Mehr ist nicht mehr möglich – zumal die Konkurrenz ebenfalls ganz gut Ski fährt. Aber im Wetterwechselbad mit immer neuen Verschiebungen setzten die German Girls die D r e a m Te a m A l p i n olympischen Ausrufezeichen. Im Gegensatz zu den Herren, die im Tiger-Look völlig zahm sind. Der Prototyp eines Modellathleten ist Hermann Maier, inzwischen zu Austrias absolutem Nationalhelden aufgestiegen. Zunächst aber olympische Schrecksekunden in der Königsdisziplin: Maiers brutaler Sturz in der Abfahrt. Aber während andere ins Spital mit anschließender Reha-Kur eingeliefert worden wären, siegt der „Herminator“ noch in Super-G und Riesenslalom. Ausgerechnet die olympischen Neulinge in der Halfpipe erlebten das alpine Stimmungshoch: über 10 000 Japaner rappten zu dröhnender Musik. Wenn das Wetter mitspielt, ist Snowboard wie Schneesturm in der Disco. Geil. Dabei wirkt die erste Halfpipe-Queen, Nicola Thost aus Pforzheim, gar nicht wie eine ausgeflippte Rocklady, sie ist eher zurückhaltend – und verdammt sportorientiert. Diese Neulinge haben Fun, aber das beinharte Training vorher und die Wettkämpfe sind beileibe kein Spaß, das Ding an den Füßen heißt auch wirklich Snowboard und nicht Showboard. Die klassischen Skifahrer müssen sich in diesem Winter auf allen Pisten warm anziehen. In den „japanischen Alpen“ und anderswo. NHL-Profis faszinierten das japanische Publikum Wir inszenieren Erfolge… …und Veranstaltungen für alle Ansprüche: ✴ Elegante Bälle und Galas ✴ Internationale Tanzturniere ✴ Konzerte ✴ Gastspiele ✴ TV-Shows ✴ Special Events Die Festival Baden-Baden GmbH hat für Sie das passende Konzept. Rufen Sie uns an! 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Sport ist für sie schon lange nicht mehr Ablenkung von ihrem Schicksal. Es gibt Stars wie bei der anderen Gruppe mit Allüren und Macken. Frank Höfle aus Isny im Allgäu feierte seine zahlreichen Erfolge im Sommer (auf dem Fahrrad) wie Winter (in der Langlaufspur). Der sehbehinderte Athlet kämpft auch abseits der Sportarenen – mit zunehmendem Erfolg – für die Anerkennung der Behindertensportler. Mit 270 000 Mitgliedern in 3000 Vereinen ist der Deutsche Behinderten-Sportverband (DBS) der größte in der Welt. 10 000 von ihnen betreiben Wettkampf- und Leistungssport. Sie stellen dennoch eine Minderheit dar, denn sie entsprechen nur 1,4 Prozent aller als Behinderte in Deutschland anerkannten Menschen. Paralympics Karl Quade, Chef de Mission in Nagano, unterstreicht dies mit der Feststellung, daß bei den Teilnehmern nicht mehr oder weniger das Erfolgsdenken im Mittelpunkt steht – die Paralympics sind das Höchste, auf die jeder lange vorher seine Trainings- und Lebensplanungen einstellt. Für die gravierenden Unterschiede zum Sport, den Events und Präsentationen der Nicht-Behinderten sind andere verantwortlich. Sie haben beträchtliche Handicaps. In Nagano und in Birmingham gelang zwar eine perfekte Wettkampforganisation, aber der weitere Rahmen offenbarte gravierende Mängel. Zwei Beispiele aus Birmingham: Das Mittagessen mußte im Stadion eingenommen werden. Außerdem war kein ausreichend großer Saal als Treffpunkt für die Sportler vorhanden. In Nagano fehlten – nach den Wettkämpfen – jegliche Unterhaltungs- und Ausflugsangebote. Diese Probleme hatten fast keinen Einfluß auf die sportlichen Leistungen der DBS-Delegationen. In Japan gewannen die 41 deutschen Athleten mit Handicap 44 Medaillen – 14 in Gold, 17 in Silber und 13 in Bronze. Erst dahinter folgten Norwegen mit 40 und die USA mit 34 Medaillen. Beim SommerHighlight in England ergatterten 48 Starter je 20mal Gold und Silber sowie 16mal Bronze. 16 „ B l e i b s e n k r e c h t , To u r ! “ t i t e l t e Frankreichs Radsportbibel „Vélo“ von Klaus J. Dobbratz in seiner Spezialausgabe nach der Großen Schleife. M a g e n t a - M ä n n e r m a c h e n Te m p o Soll man rückwirkend sagen: sie wankte (bedenklich), aber sie fiel nicht? Woran erinnert sich der geneigte Fan heute: An den Sieg von Marco Pantani, der vorher schon den Giro d’Italia für sich entschieden hatte, an den starken zweiten Platz von Jan Ullrich (Erster 1997), die zerfetzenden Duelle am Galibier oder Col de la Madelaine. Oder eben doch an die unendlichen „Affären“, wie „Vélo“ sie beschreibt? Schon beim Prolog auf der Grünen Insel hatte der EPO-Fund im Festina-Auto eine Lawine ins Rollen gebracht, die zur Champs Elysées nicht mehr zum Halten kam. Schnee auch in Paris? Drogensüchtige Rad-Helden womöglich noch beim Showdown unter dem Triumphbogen? Pantani & Ullrich Das vermag ebenso niemand zu sagen wie jemals die gesamte Wahrheit über das Ausmaß der Doping-Tour ans Licht der Öffentlichkeit dringen dürfte. Fest steht nur: das berühmteste Radrennen der Welt und der gesamte Radsport haben fürchterlichen Schaden genommen, weil einige/viele (?) sich Vorteile zu verschaffen suchten, das Reglement zu weich und das Vorgehen der französischen Gendarmerie zu brutal war. Die Protagonisten auf ihren zwei hart aufgepumpten Reifen bemühten sich redlich, durch guten Sport die Faszination an der „Grande Boucle“ aufrecht zu erhalten. Wir denken an die Klasse-Duelle von Tom Steels mit Erik Zabel um prestigeträchtige Sprintsiege, die zugunsten des Belgiers endeten, weil das Team Deutsche Telekom dem Gesamtklassement Priorität eingeräumt hatte. Jan Ullrich fuhr beim 58 km-Zeitfahren im Departement Corrèze ins Gelbe Trikot – und 95 Prozent im Tross spekulierten, daß der Rostocker das Maillot Jaune bis Paris tragen würde. Bis zu den Pyrenäen aber widmeten vornehmlich die französischen Blätter, Ausnahme L’Equipe, dem Sport eher Randnotizen, dabei schob sich Marco Pantani bereits gefährlich nahe an Ullrich heran: bis auf 3:01 Minuten nach der ErstbeD a s H o t e l d e l a P a i x i n P a m i e r s – n o c h h a t Te l e kom alles im Griff 18 19 Statt Etappensiege das Grüne Tr i k o t f ü r Z a b e l Tour de France 1998 Deutschland-Rundfahrt 1999 steigung des Plateau de Beille, als ein Defekt zum dümmsten Zeitpunkt (vor dem Beginn der Schlußsteigung) den T-Mann erstmals in die Defensive drängte. In den Alpen braute sich noch Düsteres zusammen. Immer neue Ausschlüsse von einzelnen Fahrern und ganzen Teams. Kälte, Regen und Nebel auf der Königsetappe Grenoble – Les Deux Alpes. Pantani pedalierte diabolisch, das Gelbe Trikot kam mit 8:57 Rückstand ins Ziel und rutschte auf den vierten Gesamtrang ab. Man sagt, die Tour der Leiden erlaube keinen einzigen schwachen Tag. Aber der Sportler des Jahres von 1997 sammelte auch in der Niederlage Pluspunkte. Seine Kritiker notierten, daß der scheinbar Übermächtige doch nicht maschinengleich trete. Der junge Mann anerkannte vorbildlich die Leistung seines Bezwingers. Und Ullrich revanchierte sich nur einen Tag Pantani (Mitte) fuhr teuflisch gut später am Madelaine-Paß. Dank einmal mehr glänzender Teamarbeit (Bölts, Aldag) und einem bemerkenswerten Regenerationsvermögen brachte er Pantani in Nöte. Doch der Italiener konnte – als einziger – das Tempo mitgehen. Die nächste Chance auf der letzten Bergetappe annulierte der Streik des gesamten Feldes (gegen die Polizeimaßnahmen). Die Tour befand sich wieder in den Klauen des Doping-Gespenstes: Die Eurovision übertrug stundenland Landschaftsbilder des schönen Lac de Bourget statt Rennszenen – alle möglichen Ärzte kamen zu Wort. Trotzdem: Die Tour rollte weiter, weil TdF-Chef Leblanc und Fahrersprecher Riis Vernunft walten ließen – und die Menschen entlang der Restetappe bejubelten das zahlenmäßig stark zusammengeschrumpfte Peloton euphorisch. Sie erlebten Jan Ullrichs dritten Etappensieg (52 km gegen die Uhr) und das traditionelle Finale an der Seine. Selbst mit EPO sagen viele, Ullrichs Replik am Madelaine-Paß die schon mal mindestens 500 Höhenmeter geschafft haben, sei ein Tourmalet ein verflixt harter Brocken. Das stimmt, ändert aber nichts an der Tatsache, daß die im November 1998 vorgestellte Tour ‘99 (wieder mit dem Galibier als „Dach“ der Rundfahrt) unter noch schärferer „Bewachung“ stehen wird. Schade ist dennoch, daß das Etappenrennen – wieder – einen Bogen um Allemagne macht. Freiburg gilt als heißer Kandidat für 2000, aber jetzt kommt zunächst (und erneut) Sestrières in Italien zum Zug. Eine verständliche Hommage an Pantani, aber nach dem hiesigen „Aufschrei“ nach Ullrichs Erfolg 1997 hatten die Fans auf einen Abstecher gehofft. Zumal auch das Elsaß 1999 links liegen bleibt. Dafür sitzt die „neue“ Deutschland-Tour in den Startlöchern. Von Berlin geht es – durch zehn Bundesländer – bis nach Bonn (28. Mai bis 3. Juni). Das achtstellige Budget steht, die Transfer- und Etappenstädte sind unter Vertrag genommen, das Team Telekom reiht der DT oberste Priorität ein – und will seine Stars einsetzen. Bergetappen, Zeitfahren, Sprintankünfte, die Deutschland Tour besitzt viele Merkmale großer LänderRundfahrten, man darf gespannt sein. Ob der Velo-Boom in Deutschland, der sich von der Doping-Diskussion nicht ins Bockshorn jagen ließ (starke Zuschauerresonanz bei den deutschen Rennen, zum Beispiel der Coca-Cola-Trophy) seine Fortsetzung während der Tour d’Allemage findet? Cycling in motion. Der gesamte Sport erlebt und benötigt Anpassungen an Gegebenheiten (Doping) und veränderte Situationen. Das deutsche Weltcuprennen „HEWCyclassics“ kann getrost ins zweite Jahre unter diesem Label rollen: Man hat die Feuertaufe bestanden. Die Rundfahrten allerdings müssen an der Spitze gekappt werden: Jedes Jahr noch einen Berg mehr, bei stetig steigendem Renntempo, ist unrealistisch. Die WM, einst Höhepunkt der Saison, verkommt im Oktober zum Randereignis. Wir haben selbst in San Sebastian 1997 nur Regen erlebt und sind 1998 in Valkenburg fast erfroren. Erst recht die radelnden Hauptdarsteller. Der arme Oskar Camenzind, der das ellenlange Warten auf einen eidgenössischen Champion beendete, wird im nächsten Frühjahr Mottenlöcher in seinem schönen Regenbogentrikot vorfinden. Wohltuend, daß sich dafür auf nationaler Ebene etwas tut. Die Bahnspezies sind näher an die Equipe tricolore herangerückt – beim Heimspiel in Berlin könnte einigen BDR-Tempobolzern die WM-Stunde schlagen. Auf der Straße verstärkt sich Telekom weiter – und gibt zunehmend einheimischen Talenten Chancen. Das Team Gerolsteiner, nun im Schwäbischen beheimatet und von Rolf Gölz (1988 Fünfter der Sportlerwahl) betreut, könnte zur dringend nötigen zweiten Kraft heranreifen. R i i s , To u r - S i e g e r ‘ 9 6 , f ä h r t a u c h i m n ä c h s t e n J a h r f ü r d a s Te l e k o m - Te a m 20 „Beste Ruder-WM aller Zeiten“. Die Athletinnen und Athleten waren voll von Marc Dittmann des Lobes für die Welttitelkämpfe in Köln-Fühlingen. Auch die Armada des Deutschen Ruderverbandes versprühte Glanz – fünfmal golden, fünfmal silbern. Die Ruderinnen und Ruderer nutzten ihren Heimvorteil und stellten das erfolgreichste Team. An den Renntagen säumten über 80 000 Zuschauer die Regattastrecke. Sonnenschein im Organisationskomitee um Hans-Georg Röhrig, trotz des miesen Wetters. „Die Deutschen sind im Organisieren immer perfekt“, lobte Andreas Hajek, der Weltmeister im Doppelzweier. Hajek und sein Partner Stephan Volkert – zwei Erfolgsgaranten des DRV. Dabei hatte noch am Saisonbeginn nichts auf die Titelverteidigung hingedeutet. Andreas „Haschi“ Hajek kämpfte während der Vorbereitung mit „Disbalancen der Rumpfund Bauchmuskulatur“, Stephan Volkert fiel aufgrund einer Stirnhöhlenoperation fast sechs Wochen aus. Die Folge: zunächst nur schwache Resultate. Beispielsweise Platz 3 bei der Deutschen Meisterschaft. Konsequenz: Härtestes Training unter Bernd Lindner – „Wie noch nie“ (O-Ton Hajek). Im Höhentrainingslager in Kaprun holten sich die beiden den letzten Schliff für das Unternehmen Köln. Die zweifachen Olympiasieger (im Doppelvierer) fischten ihre fünfte Goldmedaille bei internationalen Meisterschaften aus dem Wasser des Regattabeckens in Fühlingen und ließen alle Kritiker verstummen. „Wir glaubten immer an den Titel, Zwei Erfolgskapitäne am Ruder überzeugt waren wir nach dem Halbfinale, als wir auf Platz drei liegend drei Sekunden aufholten. Ich glaube, von da an hatten unsere Gegner mehr Angst vor uns, als wir vor ihnen“, hebt der 30jährige Hajek die Qualität des Duos hervor. Im harten Finalrennen sicherte es sich Gold mit einem Start-Ziel-Sieg. Andreas Hajek aus Halle und sein drei Jahre jüngerer Partner Stephan Volkert aus Leverkusen – das herausragende Beispiel für die Ost-/West-Integration im Rudersport. Katrin Boron (6 WM-Titel, 2 Olympiasiege) und Jana Thieme (5 WM-Siege) bilden das weibliche Pendant zu Hajek/Volkert. Mit dem Doppelvierer, dem neben Boron und Thieme noch Christiane Will und Manuela Lutze angehörten, hielten die Ruderinnen aus Potsdam und Halle die Konkurrenz aus Rußland und Australien auf Distanz, auch ohne Frontfrau Kerstin Köppen, die nach der Saison 1997 ihre Laufbahn beendet hatte. Seit 1974 ruderten deutsche Damen-Doppelvierer immer mit Gold- oder Silbermedaille nach Hause! Boron: „Ich hatte schon ein wenig Angst vor der fast einwöchigen Pause zwischen Vorlauf und Finale, aber wir trainierten ein wenig und ruhten uns aus.“ Das dritte Gold in den olympischen Klassen holte der Erfolge schmecken gut: Hajek/Volkert 22 Zweier ohne: Detlef Kirchhoff und Robert Sens kletterten aufs höchste Treppchen. Bei ihrem ersten gemeinsamen WM-Auftritt siegten der 31 Jahre alte Kirchhoff und sein zehn Jahre jüngerer Partner souverän vor dem Boot aus Australien. Das Flaggschiff des Deutschen Ruderverbandes, der Achter, mußte sich nur der überlegenen USA geschlagen geben. Trotzdem herrschte Zufriedenheit bei Ralf Holtmeyer und seiner Crew. „Ich bin glücklich über die Silbermedaille“, sagte der Coach nach dem spannenden Finale. 0,68 Sekunden fehlten zu Platz 1. Dieser Achter soll nun das Gerüst für Sydney 2000 bilden. Um den Nachwuchs muß den DRV-Verantwortlichen nicht bange sein. Bei der Junioren-WM in Hazewinkel ergatterten die jungen Wilden je sechsmal Gold und Silber sowie zweimal Bronze und stellte damit die erfolgreichste Flotte. Kein deutsches Boot fuhr ohne Medaille in die Heimat zurück. Die goldene Ruderzukunft!? Frauen-Power Der siegreiche Doppelvierer 24 25 Philipp ist die große Liebe der 97er Umfragesiegerin Astrid Kumbernuss – von Peter Skubowius das Jahr nach der Ehrung als Sportlerin des Jahres Sie sammelte in ihrer sportlichen Laufbahn mit der „Vier-Kilo-Kugel“ Medaillen und Meriten wie kaum eine andere. Doch das alles ist nichts gegen jene dreieinhalb Kilogramm, verteilt auf 49 Zentimeter, die seit Sommer 1998 ihr Leben verändern. Die Rede ist von Astrid Kumbernuss und ihrem Sohn Philipp, der am 7. Juli das Licht der Welt erblickte. Die letzten zwölf Monate waren bewegend und aufregend zugleich. So präsentierten sie sich für Astrid Kumbernuss im Zeitraffer: Knieoperation im November; auf Krücken zur Auszeichnung zur „Sportlerin des Jahres“ im Dezember 1997; Gymnastik und „kleine Ausflüge“ auf dem Fahrradergometer zwischendurch; Lektüre von Säuglingsliteratur aller Art dito; Schwangerschaftskurs in Neubrandenburg im Frühjahr; Entbindung am 7. Juli 1998; Reha-Besuche im September und Oktober in Greifswald; 14 Tage Trainingslager auf Zypern im November. „Schön, daß man im Nachhinein so locker über all jenes sprechen bzw. schreiben kann, was einen wochen- und monatelang am Tag ebenso wie in der Nacht beschäftigte, ja regelrecht den Kopf zermarterte.“ Astrid Kumbernuss hat den Abstand gewonnen, der die Sorgen und Nöte schon wieder etwas kleiner erscheinen läßt. „Dabei war es eigentlich gar nicht so problematisch“, schränkt die Neubrandenburgerin fast im gleichen Atemzug wieder ein. Schlimm für sie allein Ruhige Kugel die vielen Fragen, auf die es teilweise noch heute keine Antwort gibt. Da ist die Sache mit dem Knie. Die Operation war unumgänglich. Dennoch war alles anders. Als die Zeit für die Belastungstest reif war, setzte die Schwangerschaft ein Stoppzeichen. Noch heute steht nicht fest, ob und wie erfolgreich die Operation eigentlich ist. Ja, und da war die Sache mit der Schwangerschaft. Das Wichtigste für Astrid. „Wichtiger als alle Medaillen.“ Mittlerweile hat sich die Familie in der kleinen Wohnung mit all dem Neuen zurecht gefunden. Astrid Kumbernuss freut sich aber auch, daß am Rande von Neubrandenburg das kleine Häuschen wächst und sie – wenn alles klappt – im Frühjahr dort einziehen können. In der Wohnung ist derzeit vor allem Philipps Vater gefordert. „Ich war ein paar Wochen lang täglich zur Reha in Greifswald, fast den ganzen Tag auf Achse. Da mußte Dieter ganz schön ran.“ Ansonsten wird aber versucht, so viel wie möglich gemeinsam zu machen, wenngleich Philipp mit seinen paar Wochen bereits die Ablaufpläne diktiert. So wenig wie möglich soll das Kindermädchen gefordert werden. So oft wie möglich ist deshalb der Junior mit im Stadion oder in der Halle, und machte im November sogar seinen ersten Auslandstrip. „Im Trainingslager müssen wir uns um nichts kümmern und haben mehr Zeit für Philipp.“ Vieles mußte in den zurückliegenden Wochen aus dem Bauch heraus entschieden werden. „Und das bleibt noch eine Weile so“, sieht es Lebensgefährte Dieter Kollark. „Schließlich habe ich noch keine Frau trainiert, die Mutter geworden ist. Da es bislang noch keine Athletin gab, die nach der Entbindung mit dem Sport wieder angefangen hat, müssen wir viel mit Gefühl machen.“ Mittlerweile liegen erste gesicherte Erkenntnisse vor. „Astrid hat das Niveau der 8. Klasse“, schätze Kollark vor vier Wochen ein. Und meinte nichts anderes, als daß die zweifache Kugelstoß-Weltmeisterin nach den ersten Trainingsstößen aus dem Stand Weiten erreicht, die sie bereits in der 8. Klasse drauf hatte. Geduld und nochmals Geduld ist angesagt. Astrid Kumbernuss weiß das, will aber bei der Weltmeisterschaft im nächsten Jahr keine Statistenrolle spielen. „Ich möchte alles versuchen, meinen Titel zu verteidigen“, umreißt die 28jährige ihre Vorstellungen. „Wenn ich allerdings nicht vorn mitmischen kann, bleibe ich zu Hause.“ Wer Astrid Kumbernuss kennt, kann sich nur schwer vorstellen, daß der Triumphmarsch ohne die Neubrandenburgerin gespielt werden soll. Schließlich war das: „Auf in den Kampf“ schon immer ihr Credo. 26 S t e l l e n w i r u n s e i n f a c h m a l v o r, F r a n z B e c k e n b a u e r w ä r e d e r Te a m c h e f a l l e r von Elmar Brümmer Deutschen in der Formel 1. Wie würde er seine Saisonbilanz dann wohl beginnen? Garantiert mit: „Ja, gut...“ Sagen wir lieber: Ende gut – alles gut. Bereits nach dem vorletzten WM-Lauf – als Großer Preis von Luxemburg deklariert, aber auf dem Nürburgring ausgetragen – befand Jürgen Hubbert, oberster Motorsport-Lenker bei Mercedes: „Jetzt gibt es keine Verlierer mehr.“ Längst war die Saison in der Königsklasse zu einem Solo für zwei geworden: Mika Häkkinen und Michael Schumacher machten den Titel unter sich aus, ersterer in seinem McLaren angetrieben von Mercedes-Power. Damit war klar: Beim Showdown von Suzuka würde es in jedem Fall einen deutschen Sieger geben. So kam es dann auch: Die friedliche Spannung, die sich zwischen den Rivalen der Rennbahn – vier Punkte trennten Häkkinen und Schumacher vor dem letzten Lauf – eingestellt hatte, wurde nur einmal, nach 32 Runden, jäh unterbrochen: durch einen Reifenplatzer am Ferrari. Anschließend gewann Mika Häkkinen sein achtes Rennen der Saison und den ersten WM-Titel. Für Mercedes war es zwar bereits die dritte Konstrukteurs-Meisterschaft, aber die letzte Feier lag 44 Jahre zurück. Michael Schumacher konnte sich mit der Vize-Meisterschaft für das verunglückte Finale im vergangenen Jahr rehabilitieren. Die Anerkennung, eine dank der durch die technische Genialität des aktuellen Silberpfeils hervorgerufene frühe Überlegenheit und damit Langeweile mit einem furiosen und grandiosen Comeback – bis hin zum Punkte- Das große Duell 28 Michael Schumacher Mika Häkkinen gleichstand – verhindert zu haben, gebührt der Scuderia und ihrem immerhin sechsmal siegreichen Piloten ebenfalls. 1999 wird gemeinsam der 20. Anlauf unternommen werden, endlich wieder einen WM-Pokal nach Maranello zu holen. Der steht jetzt aber erstmal gut in Woking bei McLaren und in Stuttgart bei Mercedes. Vier Jahre lang hat es gedauert, bis aus der prestigeträchtigen Fusion eine siegreiche Partnerschaft wurde. Das WM-Jahr 1998 wurde so begonnen, wie das letzte aufgehört hatte: mit einem Sieg. Häkkinen und Teamkollege David Coulthard hielten ihre Marschroute unbeirrt ein, am Ende wurden für den Weltmeister 100 Punkte notiert. Es war eine verrückte Saison: Da fährt Häkkinen in Melbourne zum Boxenstopp vor, und kein Mechaniker wartet auf ihn; da stapeln sich in Montreal die Autos bei mehreren Startversuchen; da siegt Michael Schumacher im Dauerregen von Silverstone in der Boxengasse, während er eine Zeitstrafe absitzt; da brilliert der früh entthronte Titelverteidiger Jacques Villeneuve immer wieder durch die Palette seiner Haarfarben; da wird der Starthang von Spa zum größten Schrottplatz der Grand-Prix-Geschichte (und keiner wird ernsthaft verletzt); anschließend kommt es zum vieldiskutierten Auffahrunfall zwischen Coulthard und Schumacher, und am allerschönsten: Zaghaft stellen sich wieder erste „echte“ Überholmanöver außerhalb des Überrundens ein, wenngleich die umfangreichen Regeländerungen es den Aerodynamikern und damit auch den Fahrern immer noch schwer machen. Vor allem Taktik und Technik bestimmt den Zweikampf an der Spitze. Über das Duell Mercedes-Schumacher gilt es die anderen beiden Deutschen nicht zu vernachlässigen: Heinz-Harald Frentzen bot eine tadellose Leistung im Williams-Team, allein die Anfälligkeit des Rennwagens verhinderte mehr als die 17 Punkte und den siebten Platz in der Gesamtwertung. Er tauscht im kommenden Jahr das Team mit dem Jordan-Piloten Ralf Schumacher, der zur Saisonmitte bereits punktlos abgeschrieben war, dann aber den Durchbruch bis hin zum zweiten Platz in Spa schaffte, seinen Rennstall mitriß und Rang zehn (14 Punkte) in seinem zweiten Formel-1-Jahr belegte. Seine Verpflichtung bei Williams deutet schon ins nächste Motorsport-Jahrtausend, wenn BMW als Motorenausrüster zurückkehrt. 30 31 Fangen wir am Ende an. Nach dem Motto „Das Beste kommt zum Schluß“ trumpf- von Jörg Hahn ten die deutschen Leichtathleten bei den Europameisterschaften in Budapest auf. Am letzten Tag der Titelkämpfe, dem 23. August, kam man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Daß Grit Breuer wie schon ein Jahr zuvor bei der WM in Athen der 4x400-MeterStaffel Platz eins sicherte – gut und schön. Aber mehr noch als die Schlußläuferin der „Golden Girls“ versetzten zwei Männer: Nils Schumann und Damian Kallabis, ihre Konkurrenten sowie das Publikum in Erstaunen. Schon Tage zuvor hatten die Talente des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) überzeugt – selbst ohne Gold um den Hals. Junioren-Europameisterin Sabrina Mulrain und Gabi Rockmeier konnten sich als Sechste und Siebte des Finales über 200 Meter genauso freuen wie die überraschend auf Platz drei gelandete Melanie Paschke. Im Hands up für die 4x400 m-Girls Stabhochsprung, der als Frauendisziplin seine Premiere erlebte, belegte das Trio Nicole Rieger-Humbert, Yvonne Buschbaum und Nastja Ryshich die Ränge zwei bis vier. Kirsten Münchow Dritte beim Hammerwurf-Debüt, Tim Lobinger Zweiter mit dem Stab, Falk Balzer über 110 Meter Hürden auf der derselben Goldenes Nep-Stadion eine Schrecksekunde. Unfreiwilliger Nervenkitzel: Schumann, der Zwanzigjährige aus Bad Frankenhausen, geriet kurz vor dem Endspurt im 800-Meter-Rennen mit dem für Dänemark startenden Kenianer Wilson Kipketer und dem erfahrenen Italiener Andrea Longo aneinander. In der Zielkurve war der Platz plötzlich eng geworden. Schumann, ein halbes Jahr zuvor HallenEuropameister geworden, setzte sich im Stile eines Champions ab. Longo und Kipketer wurden nach der Rempelei Vorletzter und Letzter. Die Dänen legten für ihren geschlagenen Favoriten Protest ein, doch die Jury bestätigte schließlich Schumanns Sieg. „Schumi, Schumi“ skandierten die deutschen Fans im Nep-Stadion. Der gefeierte Läufer konnte seinen Coup kaum fassen: „Unglaublich, ich haben einen Weltmeister und Weltrekordhalter geschlagen.“ Daß Kipketer nach einer MalariaErkrankung und fast einem Jahr Pause mit Handicap gestartet war, darf nicht unter den Tisch fallen. Aber auch der Thüringer Schumann hatte sich die Zeit zwischen der Hallen-EM und Budapest anders vorgestellt: Wegen einer Streßfraktur am Schienbein mußte der Junioren-Europameister von 1997 bald vier Monate lang aussetzen. Er kämpfte sich wieder heran, so daß er sich in der ungarischen Hauptstadt an die Spitze schob: Willensstark, erfolgsorientiert. Gerade hatte Schumann ein Studium an der Fernuniversität Hagen begonnen, Wirtschaftswissenschaften. „Das Studium muß nebenher laufen, ich agiere Position, Martin Buß Vierter im Hochsprung – nach der EM ist die Liste jener Namen erfreulich lang, die Hoffnung machen für die nächsten Jahre. Budapest 1998 war nach Lage der Dinge kein einmaliger Sommernachtstraum. Endlich waren es nicht allein die „Alten“ in den technischen Disziplinen wie: Weitspringerin Heike Drechsler oder Franka Dietzsch und Lars Riedel mit dem Diskus, die bisher für glänzende Bilanzen sorgten. Es tut dem Publikum gut und hilft der Leichtathletik hierzulande ungemein, daß die junge Generation professioneller Talente auf der Bahn sich ein Beispiel genommen hat an Männern wie Dieter Baumann oder Stephane Franke, daß unerschrockene, zielstrebige Aufsteiger anknüpfen konnten an die Zeiten eines Willi Wülbeck oder eines Patriz Ilg. DLV – das stand in Budapest einige wundersame Augenblicke lang, für Deutscher Läufer-Verband. Und – Werfer und Springer werden die Feststellung ertragen und nicht abwertend empfinden – nur wenn es so richtig läuft auf der Bahn, läuft es auch für die Leichtathletik im Rennen um die Gunst der Zuschauer, der Sponsoren und der Medien. Vor dem Glücksmoment stand für Nils Schumann und Damian Kallabis jeweils I n s E M - Z i e l g e t r o f f e n : Ta n j a D a m a s k e Nils Schumann siegte nach der EM auch beim Weltcup Lars Riedel: Die Zuverlässigkeit in Person 32 Leichtathletik-Comeback als Sportprofi“, sagte der Europameister vom SC Creaton Großenkottern schon in Budapest. Voll und ganz bei der Sache, mit Leib und Seele Läufer, diese Einstellung teilt Schumann mit dem „Sieger aus dem Nichts“ über 3000 Meter Hindernis, Damian Kallabis. Auf der letzten Runde am Wassergraben gestrauchelt und beinahe gestürzt – darüber konnte der 25 Jahre alte Gleiwitzer, der für den SC Charlottenburg Berlin startet, später nur noch lächeln. Er hatte es den großen Kenianern nachmachen wollen, beherrschte jedoch deren Hindernistechnik noch nicht. Dennoch ließ er den verdatterten Titelverteidiger und Olympiadritten Alessandro Lambruschini aus Italien hinter sich. Wenn ein Läufer sich nicht nur um Sekundenbruchteile, sondern augenblicklich gleich um Welten verbessert, werden Fragen gestellt und Zweifel geäußert. Lassen wir die unerfreulichen Dinge einmal beiseite, weil wir von der Zuverlässigkeit des deutschen und des internationalen Anti-Doping-Systems bis zum Beweis des Gegenteils überzeugt sind. Wer oder was steckt also hinter dem Höhenflug von Kallabis? Nach dem Abschluß des Marketingstudiums in Texas, wohin ihn ein Stipendium geführt hatte, ließ er sich von seinem Trainer und Trai- Franka Dietzsch ningspartner, dem Langstreckenläufer Stephane Franke, überreden, sich auf den Hindernislauf zu konzentrieren. Das kostete ihn nicht bloß Schweiß, sondern auch Geld, für Trainingslager. Denn bis Budapest war er für Sponsoren ein Unbekannter. „Wenn ich es dieses Jahr nicht schaffe, höre ich auf“, hatte er Franke angekündigt. Doch der vertraute seiner „Entdeckung“ und ermunterte Kallabis immer wieder. „Mein Trainer erzählte mir elf Monate lang, daß ich hier gewinne. Vor einer Woche fing ich an, ihm zu glauben. Und es ist passiert.“ Kallabis und sein Trainer sind im doppelten Sinne ein Erfolgsduo, denn Franke hatte schon zuvor hinter Dieter Baumann Bronze über 10 000 Meter geholt. In Budapest konnten die „Newcomer“ Kallabis und Schumann auf den Überraschungseffekt bauen. Mal sehen, ob sie sich auch wieder freilaufen können, wenn die Konkurrenz sehr viel besser auf sie aufpaßt. 36 37 „Face painting“ war ein Hit der von Marc Perrin F u ß b a l l - W M 19 9 8 . Vor den französischen Fußballstadien machten die „Visagisten“ ein bombiges Geschäft, in dem sie den Fans die Nationalfarben auf Antlitz pinselten. Aber ging die „Mondial“ auch als buntschillernde Weltmeisterschaft in die lange Geschichte (seit 1930) ein? Eher ja. Spielerisch, fußballerisch, überzeugte das Ballspiel en bleu. Relativ viele Tore, gute Gelegenheiten für die Stürmer, sich auszuzeichnen (aufgrund des rigiden Karteneinsatzes der Unparteiischen), spannende Matches, von denen in der K.o.-Runde nur zwei durch Elfmeterschießen entschieden wurden. Und am Ende ein verdienter Champion, dem – in sieben Begegnungen – immerhin 15 Tore gelangen. Galliens Equi- Mon Mondial pe gelang der „größte Augenblick im französischen Sport“, wie Coach Aimé Jacquet befand. Das teilweise chaotische Kartensystem, Auslöser für einen florierenden Schwarzmarkt, und die Skandale der Hooligans bildeten die häßliche Fratze des Football-Festivals in Gallien. Zum Beispiel Lens. Das prosperierende Städtchen im Nordwesten und seine 38 244 Einwohner schickten sich an, zum lauschigsten Flecken der WM zu werden. „Bonne journée“, begrüßten die Menschen aus der Stadt des Landesmeisters ihre Gäste, verpackten die kleine Fußgängerzone wie ein Weihnachtspaket mit den farbigen Schleifen der WM-Nationen. Zuerst spielte eine dänische Kapelle auf, anschließend erfreuten die Reggae-Klänge der Jamaikaner, dann kamen die Deutschen. Die organisierten Kriminellen zerstörten das schöne Fest und hätten fast die – freiwillige – Rückkehr der DFB-Delegation ausgelöst. Nicht die, vor allem in Marseille, zuschlagenden und rebellischen englischen Haudraufs, sondern einige gewaltbereite Teutonen legten Hand an das Sommerfest an. Gut, daß der DFB und dessen Trainer, Politiker und hiesige Organisationen in ihren Reaktionen so prompt und besonnen auf den Angriff auf Daniel Nivel reagierten. Das Mammutturnier mit erstmals 32 Mannschaften nahm nicht unbedingt den Lauf, den Experten prognostiziert hatten. Selbst Sepp Blatter, in Paris zum neuen FIFA-Präsidenten gewählt, erwartete den endgültigen Durchbruch der Afrikaner, erstmals mit einem Quintett vertreten. Aber nur Nigeria gelangte in die zweite Runde – die Exoten von einst verloren ihren Schrecken, weil sich das Establishment pedantisch für die neue Herausforderung präpariert hatte. Video-Aufzeichnung von jeder Faser der südafrikanischen Trikots, Computer-Analysen der äußeren Lederschicht von Jay-Jay Okochas Schuhwerk... Und schon im Viertelfinale waren Europa und Südamerika im Verhältnis 6:2 wieder unter sich. Japan, Paraguay, Marokko und der Iran gefielen, ohne zu überzeugen. Vielleicht bieten die nächsten Titelkämpfe, 2002 in Japan/Südkorea und 2006, vermutlich in Afrika, eine bessere Plattform. Missen möchten wir die „neuen Länder“ freilich nicht. Wir haben uns vor den Stadien im Reggae-Rhythmus bewegt, die Gesänge der chilenischen Fans mitgesummt – und nicht ganz verstanden, warum die „Kleinen“ hinterher postwendend ihre Nationaltrainer in die Wüste schickten. Glaubten die Verbandsoberen allen Ernstes, Fußball-Europa auf heimischem Terrain aufmischen zu können? Berti Vogts wurde erst etwas später gegangen, aber die Art und Weise sowie die Neubesetzung des Amtes trugen ebenso Bananenrepublik-Züge wie der sportliche Auftritt. Schöner und abgelegener wohnen (im Hotel Mas d’Artigny) ging kaum mehr. Selbst die bescheidenen Vorrunden-Partien hätten eigentlich die Augen öffnen müssen, daß der Weltmeister von 1990 acht Jahre später den Großen hinterherhinkt. So verwischte sogar der überglückliche Erfolg im Achtelfinale (2:1 gegen Mexiko) die Realitäten, ehe Kroatien beim 3:0 die Malaise schonungslos offenlegte. Und inzwischen haben alle möglichen Experten den biederen Status quo der DFB-Elf in einer Ausführlichkeit beschrieben, die während der WM noch als Hofverrat geahndet worden wäre. Andere prägten modernen Fußball. Die Heim-Elf verkraftete sogar die zwischenzeitliche Sperre ihres genialen aber gelegentlich unbeherrschten Spielmachers Zinedine Zidane mit der legendären Rückennummer 10. Weil sie trotz den Entdeckungen Henry/Trezeguet ein Stürmerproblem hatten, anderseits aber mit Djorkaeff, Petit, Thuram, Deschamps oder dem „bayerischen“ Weltklasseverteidiger Lizarazu über eine erstaunliche Vielzahl von Topkräften verfügten. Und die Grande Nation bewegte sich im Takt der Tricolore: täglich mehr Begeisterung, bis am Ende sogar Staatspräsident Chirac fast ausflippte. Marseillaise, Allez les Bleus, jetzt sind sie alle Ritter der Ehrenlegion, die France endlich in die erste Reihe der Fußballnationen erheben konnte. Brasilien, das vom Penta träumte, stand wie vor vier Jahren im großen Finale, wurde den übergroßen Vorschußlorbeeren aber selten gerecht. Ronaldo glänzte sporadisch, ausgerechnet am Tag X im neuen Stade de France aber hätte der Superstar krankheitsbedingt gar nicht auflaufen dürfen. Denilson, teuerster Kicker der Welt, durfte zu selten seine Trickkiste auspacken. Dennoch: der viermalige Weltmeister verfügt noch immer über das mit Abstand größte Repertoire an Ausnahmekönnern, von denen viele noch „Luft“ zur weiteren Entwicklung haben. Gleiches gilt für Hollands Formation. Das Duell Selecao kontra Oranje im Halbfinale (Elfmeterschießen pro Südamerika) zählte zu den Höhepunkten der Mondial. Ein „Genuß ohne Reue“ wie KickerChefredakteur Rainer Holzschuh schwärmte. Daß mit WM-Torschützenkönig Davor Suker (6 Treffer) und Argentiniens Daniel „Batigol“ Batistuta die beiden überragenden Stürmer des Turniers gar nicht im Finale standen, untermalt das bunte Bild von France ‘98. Seinen gehörigen Teil dazu 38 W M - To r s c h ü t z e n k ö n i g Davor Suker (Kroatien) beigetragen hat zum Beispiel auch Paraguays grandioser Keeper José Luis Chilavert, dessen Übersicht Maßstäbe setzt und dessen „Pressearbeit“ Vorbildcharakter besitzt. Oder Oliver Bierhoff, als Caponnonniere der Serie A angereist – und in der Welt des runden Leders (wie auch in der Werbung) die einzige deutsche Lichtgestalt. Eine noch bessere Figur als der Signor im dunklen Zweireiher machte eigentlich nur Fabien Barthez, als seine Glatze vom Teamkollegen Laurent Blanc abgebusselt wurde. Also war’s doch eine WM zum Knutschen... A la française Frankreichs Zidane führte im Finale glänzend Regie Ausnahmezustand in Lens 40 41 Gestern gefeiert, heute bescheuert – Fußball ist rasend schnell geworden. Die von Oskar Beck Routiniers halten aber mit. So ist 1998 das Jahr der Alten, meint unser Glossist. Wenn so ein Jahr zu Ende geht, ist es für uns Fußballfreunde immer einfach, Bilanz zu ziehen – denn die Wahrheit liegt auf dem Platz, hat schon Adi Preissler gesagt (oder war’s Otto Rehhagel?), wie ein offenes Buch. Jedenfalls wissen wir jetzt alles. Vor allem eines: Daß Manni Burgsmüller, unser nimmermüder Ex-Nationalspieler, mit den Düsseldorf „Rhine Fire“ den Super-Bowl-Ring im Football gewonnen hat, war kein gutes Omen – prompt war der Ball danach nicht mehr im Herbergerschen Sinne rund, sondern ist uns bei der WM als Ei bös verhüpft. Aber lassen wir das, so kurz vor dem Weihnachtsfest – kein Wort mehr über Berti und seine Stolperer. Außerdem war dieses Jahr gar nicht so hundsmiserabel. Günter Netzer beispielsweise hat seine bisher beste WM gemacht, als überragender Spielgestalter am Mikrophon, der bereits erwähnte Burgsmüller wurde mit fast 50 zum besten Kicker der NFL Europe gekürt, und dank Lothar Matthäus und Erich Ribbeck ist die riskante und problematische Verjüngung der Nationalelf zunächst einmal auf Jahre hinaus verhindert. Kurz: 1998 war ein Jahr der Alten. Aber vor allem war es das Jahr der Trainer. Fragen Sie Otto Rehhagel! König Otto, der Kurfürst vom Betzenberg. Er hat dort sein Kunst- und Meisterstück abgeliefert und als Zugabe später noch dieses Bühnenstück, mit dem Ballade ’98 er rückwirkend bewies, daß er auch zum FC Hollywood durchaus etwas länger gepaßt hätte. Wir meinen sein Malheur gegen Bochum, als er einen Nichteuropäer zuviel einwechselte und seinen Fehler blitzschnell wieder ausbügeln wollte, eingefangen von der Kamera: Er ruft seinen Ägypter Ramzy an den Spielfeldrand, predigt kurz auf ihn ein, prompt krümmt sich Ramzy am Boden, läßt sich auswechseln, schmerzverzerrt, sichtlich schwer verletzt – ja geradezu sterbend. Einen Oscar für Otto! Trotzdem hat zwischendurch auch der König von Kaiserslautern gekriselt, ein paar Kollegen haben ihm sogar am Lack gekratzt, so nach dem Motto: gestern gefeiert, heute bescheuert – so schnell ist das Spiel geworden. Tempofußball ‘98. Auch Willi Lembke, der Manager von Werder Bremen, kann dem kaum noch folgen. Als ihn im Herbst einer fragte, ob sein Trainer Sidka wackle, wurde Willi wild: „Das ist ja lächerlich, wie kann man einen in Frage stellen, der vor kurzem noch gefeiert wurde als Meistertaktiker?" Wir kennen das Ende. Hektik ‘98. Der Rausch geht immer schneller vorbei, siehe Gladbach. In Madrid bricht das Tor zusammen. Ein Trainer in München spricht in Fetzen: „Struuunz, ich habe fertig, Fla- Effenberg zurückgeholt und wieder zurückgetreten, der Verjüngungsprozeß beendet, der Alterungsprozeß begonnen – und keiner weiß, wie’s ausgeht. Nur in der Bundesliga. Wo führt dieser Alleingang hin? Selbst den Bayern laufen jetzt schon die Zuschauer weg. Beim 4:0 gegen die Lauterer ist die Kundschaft in Scharen schon eine Viertelstunde vor Spielschluß aus dem Olympiastadion hinausgeflüchtet, wegen Langeweile – und nun fragen wir: Was tut normalerweise jeder ernstzunehmende Klub, dem gähnend die Fans davonrennen? Richtig: er feuert den Trainer. Ottmar Hitzfeld muß weg! Es ist fünf nach zwölf, und Hitzfeld hat gefälligst die Verantwortung zu übernehmen für das, was er da seit Sommer anrichtet. Waren das Zeiten, als beim FC Bavaria die Diven noch auf den Tischen tanzten und dem Trapattoni auf der Nase herum. Dann kommt plötzlich dieser Hitzfeld daher und kitzelt alles aus ihnen heraus, die Angriffslust, die Ballfreude und ihr komplettes Talent, das früher aus taktischen Gründen immer verschüttet blieb – und mit seinen 10 000-Mark-Geldstrafen erstickt er auch noch die letzten kleinen Schwächen seiner Hitzfeld muß weg! schen leer!" Ronaldo wälzt sich vor dem WM-Finale im Bett, angeblich mit dem Schaum vor dem Mund. Die Bayern hetzen Spürhunde auf ihre Stars. Und Berti Vogts will nach dem WMAus den Dritten Weltkrieg anfangen und wegen Sepp Blatter sogar die neutrale Schweiz bombardieren – erst im letzten Moment kann ihn der DFB stoppen. 1998, das Jahr der Umstürze: Berti weg, Ribbeck da, Matthäus und Möller zurückgetreten und wieder zurückgeholt, Pisten-Marios, Promille-Effes und Slalom-Lothars im Keim. Bittschön, so nicht! Man kann über das Allheilmittel der Trainerentlassung nächtelang streiten, aber Hitzfeld hat den Bogen eindeutig überspannt. Er muß in der Winterpause gefeuert werden, und zwar mitleidlos – auf Einzelschicksale kann der deutsche Fußball keine Rücksicht mehr nehmen. Das Fußballjahr 1999 soll schließlich wieder ein spannendes werden. 42 Als Aufsteiger Meister – das hat vor den von Jürgen C. Braun „ R o t e n Te u f e l n “ k e i n e r g e s c h a f f t . Mai 1996: Das Bild geht durch ganz Deutschland und es rührt zu Mitgefühl: Thomas Hengen kniet auf dem Rasen der Bayarena in Leverkusen, die damals noch Ulrich-HaberlandStadion hieß: Das Gesicht in den Händen vergraben, Rotz und Wasser heulend. Der junge Mann, in der Pfalz groß geworden, war durch das 1:1 des 1. FC Kaiserslautern bei der Bayer-Truppe aus der Bundesliga abgestiegen. Ein Stück BundesligaMeistermacher Otto Rehhagel Die Pfalz im Rausch Geschichte, der legendäre Verein, mußte in die zweite Liga. Mai 1998: Tausende freudetrunkener Menschen ergießen sich auf den Rasen des Fritz-Walter-Stadions. Weniger das 3:0 über Wolfsburg galt es zu feiern, als vielmehr das 0:0 des „Lieblingsfeindes“ FC Bayern München in Duisburg. Dadurch stand die Sensation unweigerlich fest: Der FCK hatte etwas geschafft, was noch keinem deutschen Fußballverein gelungen war. Er war als Aufsteiger auf Anhieb Deutscher Meister geworden. Zwischen diesen beiden Daten lagen zwei Jahre, die die Handschrift eines Mannes trugen. Sein Name: Otto Rehhagel. Um den „Betriebsunfall“ Abstieg sofort wieder zu regulieren, war den Lauterern das Beste gerade gut genug. Fast die komplette Erstliga-Truppe wurde gehalten, nach Umwälzungen in der Vorstandsriege wurde mit Rehhagel in einer Blitzaktion der Trainer verpflichtet, der noch eine ganz persönliche Mission nach der Schmach von München zu erfüllen hatte. Und diese Tatsache war der Nährboden nicht nur für den Durchmarsch in der zweiten Liga, sondern auch für das „Wunder vom Betzenberg“ in der Saison 97/98. Rehhagel baute sich in der Pfalz sein zweites Werder. Alles trug seine Züge, seine Handschrift. Ihm und dem unbedingten Muß zum sofortigen sportlichen Erfolg war ohne Ausnahme alles untergeordnet. Er gewann den Machtkampf mit Manager Hans-Peter Briegel, ein gestandener Nationalspieler wie Weltmeister Andreas Brehme setzte sich ohne (öffentliches) Murren auf die Bank. Rehhagel gelang es, aus den Cliquen und Grüppchen rund um den kleinen silbernen Betzi, der draußen am Tor der Ostkurve prangt, eine unternehmerische Fußball-Einheit zu formen, die persönliche Animositäten um des gemeinsamen Zieles und Erfolges Willen zurücksteckte. Und er holte sich mit Ciriaco Sforza einen genialen und gerissenen Denker und Lenker, der sein verlängerter Arm auf dem Spielfeld werden sollte. Mit zehn Millionen Mark die teuerste Investition des Pfälzer Fußballvereins. Ein Wechsel auf die Zukunft, wie sich bald herausstellen sollte. Am Ende des Meisterjahres gehört der ehemalige Zweitligist zur Haute volée der Champions League und noch ist kein Ende der Erfolgsstory in Sicht. Und wenn der silberne „Betzi“ am Stadiontor über all das, was er in den letzten beiden Jahren gesehen hat, nur ungläubig den Kopf schütteln könnte, er hätte es schon längst getan! 44 Schon mit 19 gewann Isabell Werth den ersten EM-Titel. Heute ist sie fast von Wolfgang Fischer u n s c h l a g b a r. Augenscheinlich die Ruhe in Person ist Isabell Werth, wenn sie elegant auf einem Pferd sitzt; strahlend, hübsch anzusehen, im Mittelpunkt bei Siegerehrungen – das sind die glänzenden Seiten der Medaillen. Die Rückseiten bedeuten für die 29jährige Dressurreiterin aus Rheinberg harte Tagesarbeit mit ständigem Terminstreß und Szenenwechsel – leger im Reitstall, (von Burda-Moden gestylt) bei PR-Auftritten, dann wieder Referendariat in einer Gerichtskanzlei und am Abend Jura-Studium für das zweite Staatsexamen. Reiten ist weiterhin nur ein Hobby, ein erfüllter Kindertraum! Bis sie 40 ist, will sie diesen „schnellen Galopp“ beibehalten. Und ihr Auskommen werde sie eher als Rechtsanwältin W M - Tr i u m p h i n R o m f ü r ( v. l . ) I s a b e l l W e r t h , U l l a S a l z g e b e r, K a r i n R e h b e i n u n d N a d i n e C a p e l l m a n n - B i f f a r haben, weil es für Frauen schwierig sei, mit Reiten Geld zu verdienen. Sie kennt seit einem Jahrzehnt sowohl die normale Sieben-Tage-Arbeitswoche für Reitsportler, Dressur-Prüfungen, in denen sie mit jungen Pferden unter ferner liefen abschneidet, als auch den Erfolg- und den Neidfaktor. Natürlich war ihre Karriere ideal vorbereitet. Sie wuchs mit Pferden auf, durfte mit und auf den edlen Vierbeinern des weltbesten Trainers Dr. Uwe Pferdeflüsterer Schulten-Baumer reiten. Er ist weiterhin ihr Coach und Mäzen. Ihm stehen aber auch Gigolos Siegprämien zu. Als 19jährige gewann Werth den ersten EM-Titel. Es war mit dem Team der Jungen Reiter. Die ganz großen Medaillen folgten dann in regelmäßigen Abständen. Treuer Weggefährte ab diesem Zeitpunkt war ihr Hannoveraner Fuchs „Nissan Gigolo FRH“ – mit seinem Namen sind im übrigen 80 weitere „Kollegen“ bei der FN registriert, aber kein anderer ist so ruhmreich: 1991 wurden beide erstmals Doppel-Europameister, die Wiederholungen gab es 1993, 95 und 97; 1992 Olympia-Gold mit der Mannschaft und zuerst einmal Silber im Einzel (hinter Nicole Uphoff), vier Jahre später in Atlanta war es dann Gold im Doppelpack; und schließlich 1994 erstmals zweifache DoppelWeltmeisterin mit der Neuauflage diesen Oktober in Rom. Viele sprachen in den letzten Monaten über den „Pferdeflüsterer“, für Isabell Werth und Gigolo war es nichts Neues. Wenn die beiden zusammen sind, erzählt sie ihm alles, was ihr durch den Kopf geht. Was war’s wohl vor dem Gold-Ritt in der Kür von Rom? Ihre Zweifel, daß er die grandiose Leistung des Grand Prix Special nicht wiederholen könne; Gigolo hat sie verstanden und trug sie zur höchsten jemals vergebenen Punktzahl. Höchste jemals vergebene Punktzahl für Isabell Werth auf Gigolo 46 47 Alle voll, gedopt, pharmakologisch abgefüllt. Was für ein Jahr liegt von Jürgen Löhle hinter uns! Kaum ein großes Sportereignis ohne chemische Randgeschichten: Überführte Sünder, eine Legion an Verdächtigen und als unrühmlicher Höhepunkt die Tour de France. Seit diesem Juli sind Deutschlands Radsportjournalisten halbe Pharmakologen. Das Wort Erythropoietin wird wie selbstverständlich fehlerfrei geschrieben und ausgesprochen. Analysen und Berichte über Wachstumshormone, Steroide oder Ephedrine gehören zum täglichen Geschäft. Was ist eigentlich passiert? War 1998 das Jahr der Doper im Sport? Ein klares Nein, es wurde wahrscheinlich auch nicht mehr oder weniger gespritzt als 1997, der einzige Unterschied war – man hat ein paar mehr erwischt. Wir können es drehen und wenden wie wir wollen, die chemisch-pharmazeutische Nachhilfe ist Alltag im Spitzensport. Der Generalverdacht, der auf der Szene liegt, besteht zu Recht, was vor allem für jene schade ist, die tatsächlich sauber ihrem Job nachgehen. Und die gibt es auch noch. Wer am Ende dieses Jahres mit dem Finger nur auf die Radler zeigt, sollte sich da mal nicht irren. Probleme mit der schnellen Pille haben alle Sportarten, zumindest all die, die als Beruf ausgeübt werden können. Man kann durchaus noch weiter gehen – Leistungssteigerung von außen ist gang und gäbe in unserer Gesellschaft. Manager dehnen mittels Koks ihre Verweilzeit am Schreibtisch oder ihren kreativen Output aus. So mancher begnadete Operateur Pillentick braucht die Dröhnung aus der Pulle für einen sauberen Schnitt, im Blut so mancher Bühnenkünstler drängeln sich die Fremdstoffe. Nur der Berufssportler soll in dieser Welt moralisch sauber und einwandfrei sein. Das zu verlangen ist absurd, zumal in einer Szenerie, in der schon der Zweite der erste Verlierer ist. Dies ist kein Plädoyer für Doping, sondern der Versuch, ein bißchen hinter die Kulissen zu schauen. Denn eines ist klar: ob Radprofi, Skifahrer, Fußballer, Leichtathlet, Tennisprofi oder sonstwas – wenn ein junger Athlet die Profiszene betritt, dann laufen ihm erst einmal die Augen über. Der hoffnungsvolle Amateurradler wird bei seinen ersten Profirennen gnadenlos aus den Schuhen gefahren, dem jungen Tennismann fliegen Aufschläge mit 220 Sachen um die Ohren, der Kicker wundert sich über aufgedrehte Kollegen, die immer noch rennen können, während er schon beinahe kotzt. Da fragt sich der Nachwuchs natürlich schon, wie geht das? Und wenn dann noch der väterliche Trainer oder Manager dezent auf einen Doktor in XY-Stadt hinweist, ist es verdammt schwer, sauber zu bleiben. Noch schwerer wird es, wenn man bedenkt, wieviel Geld manchmal zwischen Weltklasse und ganz knapp darunter liegt. Nehmen wir den Radsport – die Topfahrer verdienen heutzutage Mit dem EPO-Fund bei Festina fing alles an… alle im siebenstelligen Bereich, die zweite Garde, auch wenn sie nur minimal schwächer fährt, höchstens 20 Prozent davon. Ganz nebenbei werden saubere Sportler gelegentlich sogar noch verhöhnt. Christope Bassons, ein Profi des französischen Festina-Teams, der sich hartleibig der Epo-Spritzenkur widersetzte, wurde von seinen Kollegen als lahme Ente ausgelacht. Was ist zu tun: zuerst einmal wohl Abschied nehmen von der Vorstellung, daß der Profisport in Leistungsgesellschaften eine Insel lauterer Helden ist. Spitzensport ist gutbezahlte Arbeit, Spitzenathleten sind Unternehmer, die ein großes Interesse haben – oben bleiben. Trotzdem braucht man nicht vor der Macht des Faktischen zu kapitulieren. Bessere Nachweisverfahren, mehr Kontrollen, härtere Strafen – Wege, die Plage wenigstens einzudämmen, gibt es genug. Und wenn das Drogenjahr 1998 erreicht hat, daß wenigstens der Kampf intensiviert wird, ist doch schon einiges erreicht. Das wünscht man denen, die ihren Job sauber machen. 48 49 Hürdensprint ist eine Domäne der Familie Balzer – Mutter Olympiasiegerin, von Heiko Faber S o h n W e l t c u p s i e g e r. Mutter oder Vater einst ein Star – Tochter oder Sohn treten Jahre später in ihre Fußstapfen. So ungewöhnlich ist das im Leistungssport zwar nicht, interessant ist es allemal. Die aktuelle deutsche Leichtathletik bietet dafür etliche Beispiele. Zum Beispiel die Familie Balzer. Im Oktober 1964 schlug für Karin Balzer die schönste Stunde in ihrer sportlichen Laufbahn. In Tokio gewann sie den 80-m-Hürdensprint, als das Zielfoto für die Lehrerin aus Frankfurt an der Oder entschied. Karin Balzer, 1971 „Sportlerin des Jahres“, gewann damals die erste olympische Goldmedaille in der Leichtathletik für die DDR. Später kamen Annelin Ehrhardt (München/1972) und Johanna Schaller (Montreal/1976) ebenfalls zu goldenen Ehren, doch da war der Hürdensprint schon von 80 auf 100 Meter verlängert worden. Die „goldene Spur“ für Karin Balzer wurde übrigens in Baden-Baden gelegt, denn am 19. September 1964 setzten die damaligen Chefs der beiden deutschen NOKs letztmalig ihre Unterschriften unter die Startliste für eine gemeinsame deutsche Mannschaft seit Melbourne 1956. Fortan gab es für die nächsten sechs Olympischen Spiele bekanntlich zwei deutsche Teams und erst seit Albertville und Barcelona 1992 wieder den Start für das vereinte Deutschland. 36 Jahre nach Tokio könnte für Sohn Falk Balzer in Australien eine ganz große Stunde schlagen. Der jetzt 24 Jahre alte Die Familie Balzer Sprößling von Karin und Karl-Heinz Balzer, einem ehemaligen Stabhochspringer, sieht in Sydney im Jahr 2000 seinen sportlichen Höhepunkt. Auch er hat sich den Hürdensprint nach einigen Umwegen ausgewählt. „Falk hat mit dem Eiskunstlaufen angefangen, nebenbei auch Skilaufen betrieben, dann war er viele Jahre im Trainingszentrum Schwimmen und wechselte mit zwölf zur Leichtathletik. Ob Speer, ob Diskus oder Weitsprung, es ging uns hier um die technische Ausbildung. Er hat sich dann zu meinen Gunsten entschieden, neben dem Stabhochsprung wohl eine der kompliziertesten Disziplinen“, erzählte Karin Balzer, die zusammen mit Ehemann Karl-Heinz ihren Sohn trainiert. Falk Balzer kam im Dezember 1994 von Sachsen nach Thüringen, als sich der dortige Chemnitzer SC auflöste und der TuS Jena ihm eine neue Heimstatt anbot. „Unbedingt in die alten Bundesländer zu gehen, war auch nicht die beste Lösung. Denn wenn man aus dem Osten kommt“, so Falk rückblickend, „möchte man auch im Osten bleiben. Deshalb hatte ich mich für Jena entschieden, auch, weil meine Mutter hier etliche Kontakte hatte.“ Nach Thüringen kam er mit einer Bestzeit von 13,89 Sekunden und einem Sieg beim U-23-Europacup 1994. Der große Durchbruch kam in dieser Saison: Deutscher Meister in der Halle und der Titel im Freien sowie Platz 2 beim Europacup machten ihn über Nacht auch zu einem Medaillenfavoriten bei den europäischen Titelkämpfen in Budapest. Dort mußte sich Falk Balzer, heute Bundeswehrangehöriger in einer Sportfördergruppe, nur dem wiedererstarkten Weltrekordler (12,91 Sekunden am 20. August 1993) Colin Jackson aus Großbritannien beugen, der in 13,02 Sekunden gewann. Mit der Silbermedaille in 13,12 Sekunden ordnete Falk Balzer aber die Hierarchie im deutschen Hürdensprint neu. Glanzpunkt war jedoch Mitte September der Weltcup in Südafrika, wo er Colin Jackson bezwang (13,10) und sich mit seiner persönlichen Bestleistung an die zweite Stelle in Europas Bestenliste 1998 setzte. Jetzt sind viele Vereine auf Falk Balzer aufmerksam geworden. So sollen ihm Angebote aus den alten Bundeslän- dern vorgelegen haben. Doch der gebürtige Leipziger, der am 14. Dezember 25 Jahre alt wird, blieb auch jetzt seiner Linie treu und verlängerte am 28. Oktober seinen Vertrag beim TuS Jena um weitere zwei Jahre bis 2000, natürlich unter besseren Bezügen. Mit seiner Glanzzeit von 13,10 Sekunden am 13. September in Johannesburg schuf sich Falk Balzer ausgezeichnete Voraussetzungen für die nächsten Ziele. Die sind zunächst die nationalen Hallen-Meisterschaften, wo er wieder die Nummer eins sein möchte, dann die Hallen-WM Anfang März in Maebashi in Japan, wo er die Endlauf-Teilnahme gegen starke Konkurrenz aus Übersee anstrebt, und der Saisonhöhepunkt mit den Weltmeisterschaften im August in Sevilla. Und ein Jahr später soll Australien vielleicht den Traum erfüllen – der sich Mutter Karin 1964 in Japan erfüllte. Bei den ersten Sommerspielen im neuen Jahrtausend könnte Falk endgültig die Mama kopieren. Auch wenn bisher erst zwei Europäer in den 24 olympischen Hürdensprint-Finals dominierten: Frankreichs ehemaliger Sportminister Guy Drut (Montreal/1976) und der Leipziger Zahnarzt Thomas Munkelt in Moskau 1980. 50 Im nächsten Jahr will er ein bißchen von Klaus J. Dobbratz mehr an sich denken. Diesen Vorsatz glaubt dem Udo Bölts jedoch kein Mensch. Er wird wieder wirklich alle Kräfte mobilisieren, um im Team Telekom für Jan Ullrich und Erik Zabel zu arbeiten, denn das versteht der 32jährige Pfälzer unter gesunder Berufsauffassung. Seit Jahren. Über sich selbst urteilt der „Helfer des Jahres“, daß ihm eben eine paar Prozent Talent zum ganz großen Radprofi fehlen – und er nur konsequenterweise die anderen unterstützt. Diese Einstellung geht bei Udo Bölts manchmal bis zur bitteren Neige. Weil 1998 kaum einer der deutschen Straßen-Pedaleure im Oktober an der WM teilnehmen wollte, meldete sich der Heltersberger freiwillig. Natürlich stempelten sie ihn auch gleich zum Kapitän: Udo wurde guter Zehnter (Vorjahr Vierter). Aber hinterher bei seinem Lieblingsrennen Giro di Lombardia war der Ofen aus, die Saison viel zu lang: Teamarbeit bei den Klassikern im Frühjahr, uneigennützige Fahrweise für das Gelbe Trikot bei der Tour de France. Und obendrein übernimmt Bölts abends im Hotel die „Pressearbeit“, wenn Ullrich oder Zabel Schnaufpausen benötigen. „Dann stelle ich mich zur Verfügung, weil die Journalisten auch ihre Informationen brauchen.“ Den Auftritt im Nationaltrikot in Valkenburg beschrieb Bölts als „Zurückgeben an den Verband, der mich 16 Jahre gefördert hat.“ Aber nächstes Jahr würde er doch gerne mal auf das sowieso viel zu späte Saisonfinale verzichten, sagt Udo Bölts. Er werde schließlich 33. Rund um den Henninger Turm am 1. Mai hatte Bölts noch auf dem Rundkurs zu einer Spitzengruppe gehört, ein Platz auf dem Treppchen war in greifbarer Nähe. Aber hinten bolzten selbst die T-Spezies, um Zabel zu lancieren. Der brave Arbeiter wurde geopfert. Lamentieren hat man den um die Früchte sei- Samariter Udo nes Einsatzes gebrachten Telekom-Angestellten hinterher nicht gesehen. Vielleicht ergibt sich ja 1999 eine neue Chance. Udo Bölts, der Treue, der Zuverlässige, gelegentlich auch der Mutige. Es sei gar nicht gut, daß sich der Radsport zunehmend auf die Tour de France reduziere. Der Pfälzer würde gerne mal wieder beim Giro d’Italia was probieren, dort hat er mal die Königsetappe gewonnen. Aber wer weiß das schon? „So ist das Leben“, sagt Udo – und lächelt. Weil er gerade ganz neue (Lebens-)Erfahrungen macht: der erste Strandurlaub mit Töchterchen Helena (2) auf Fuerteventura. „Mittags wurde eben geschlafen, das galt für die Eltern mit.“ Und der stolze Papa konnte Abstand von der Doping-Saison gewinnen, als „mein geliebter Radsport auch völlig zurecht am Pranger stand.“ In Südafrika begann inzwischen die neue Saison. Er hat Transport, Unterkunft usw. für mehrere T-Kollegen organisiert. Reiseleiter ist Udo Bölts gelegentlich eben auch. Desweiteren: Anlageberater oder die gute Seele für junge Velo-Spunde im Team. Wenn dann noch Zeit bleibt, trifft er sich mit Sportkollegen vom 1. FC Kaiserslautern. Wie die malochen, um übermächtigen Rivalen die Stirn zu zeigen, imponiert dem Schaffer auf zwei Rädern ungemein. 52 Über 100 Namen umfaßt mittlerweile die Liste der Sportlerinnen und Sportler in von Wolfgang Fischer Deutschland West und einst Ost. Bei einigen Sportlern muß inzwischen das Archiv bemüht werden, um Näheres als den Namen in Erinnerung zu rufen. Die Professorin (für Lehramtstudiengänge) Marianne Werner-Ader, zum Beispiel. Die Leichtathletin wurde vor 40 Jahren von den deutschen Sportjournalisten als „First Lady“ gewählt und im kleinen Saal der Dortmunder Westfalenhalle ausgezeichnet. Als eine der ersten „Ehemaligen“ hat sie sich für die Proklamation am 3. Dezember in Baden-Baden angemeldet. Im Januar 1999 feiert die einstige Kugelstoßerin und Diskuswerferin ihren 75. Geburtstag. „Am meisten erinnere ich mich an meine Nervosität“, erzählt die frische alte Dame – sie ist zweifache Ur-Großmutter. Zu ihrem Wochenprogramm gehören stete Tennisstunden – „Bälle und Ballspiele haben mich immer fasziniert“. So begann ihre sportliche Laufbahn auch in Handball- und Volleyball-Mannschaften. Als in ihrem letzten Team ein permanenter „Babyboom“ einsetzte, war sie sauer. „Ich suchte mir eine Einzelsportart, um nicht mehr von anderen abhängig zu sein“. Nach dem Rücktritt von der Leichtathletik kehrte sie ans Volleyballnetz zurück und holte noch diverse Landestitel. Als Leichtathletin begann sie mit dem Fünfkampf. Ziemlich schnell spezialisierte sie sich auf Diskus und Kugel, dazu nebenbei Speerwurf. Marianne Werner-Ader holt eine Ehrentafel hervor, auf der alle ihre Titel und Erfolge vermerkt sind: 16 Deutsche Meisterschaften, neun Deutsche Rekorde, 27 Länderkampfeinsätze, olympisches Silber 1952, Bronze 1956 und schließlich eine Europameisterschaft 1958. Nur noch ein paar wenige Ehrenpreise hat sie behalten: Die Olympia-Plaketten haben ihren Ehrenplatz auf einem Bord; dazu einige Pokale und Trophäen, die als Blumenvasen geeignet sind. Den größeren Rest verschenkte Marianne Werner-Ader. Vor 40 Jahren Die Sportjournalisten würdigten 1958 die fast zehnjährige erfolgreiche Karriere einer tadellosen Sportlerin, „einem Vorbild für die Jugend“, wie einer der Festredner sagte. Nicht entgangen ist ihr, „obwohl alles fast wie im Traum war“, daß mit ihr der Springreiter Fritz Tiedemann auf der Bühne stand und daß es einen Scheck als Auszeichnung gab. Solche Zuwendungen waren für Sportler der Nachkriegsjahre existentiell. Bei der jungen Familie Werner wanderte das Geld in die Haushaltskasse. Sie studierte, ihr Ehemann sorgte für den Lebensunterhalt. Die Zeiten waren hart im NachkriegsDeutschland: Vor Olympia 1952 schickte der Verband seinen Spitzensportler als „Fördermaßnahme“ Essenspakete. Und gerade für die Techniker von damals galt die einfache Ernährungsweisheit, „iß ein Kotelett mehr als andere“. Doping-Einnahmen wurden erst einige Jahre später zur unrühmlichen Begleiterscheinung. Werner-Ader: „Das ist und bleibt Betrug, auch wenn es teilweise legalisiert werden würde. Jeder Sportler geht bewußt ein Gesundheitsrisiko ein!“ Dankeschön für die freundliche Unterstützung: SÜDTIROL Südtirol Tourismus Werbung WIFI Südtiroler Äpfel Die Spor t-Zeitschrift M a r i a n n e We r n e r - A d e r : E u r o p a m e i s t e r i n i m Kugelstoßen 1958 54 Im Mai 1997 startete der erste und damals einzige Charterflug nach Palma de Mallorca vom Baden-Airport. Nach einer erfolgreichen Sommersaison ’98 haben die Veranstalter dem steigenden Bedarf Rechnung getragen und Ihre Kapazitäten erhöht. Im Winter 98/99 werden Antalya, Fuerteventura, Teneriffa, Gran Canaria und Palma de Mallorca angeboten. Der aktuelle Flugplan für den Sommer ‘99 wurde deutlich erweitert. Zweimal Antalya, Faro, Heraklion, Fuerteventura, Teneriffa, Gran Canaria und fünfmal Palma de Mallorca stehen auf dem Programm. Weitere Zielgebiete sind in Vorbereitung. Außerdem bietet die Crossair, eine Tochter der Swissair, täglich Linienverbindungen über Basel an – mit direktem Anschluß an 19 deutsche und europäische Destinationen; darunter Amster- Der Flugplatz zur Wahl dam, Barcelona, Brüssel, London, Venedig, Zürich, Dresden, Düsseldorf, Hamburg, Hannover und Köln. Ab dem 1. März ‘99 ist auch Berlin direkt vom BadenAirport zu erreichen – mit der Baden-Air. Der Baden-Airport besticht durch seine zentrale Lage und ideale Verkehrsanbindung über die A 5, B 36 und B 500. Eine weitgehend streßfreie Anreise ist gewährleistet und mehr als 400 kostenlose Kurz- und Langzeitparkplätze stehen zur Verfügung. Die kurzen Wege, das kostenlose Parken und die familiäre Atmosphäre sind die tragenden Argumente für den Baden-Airport. Baden-Airport – „Hier heben Sie ab“. Bei der 52. Sportlerwahl fungiert der Baden-Airport als Partner der Veranstaltung. Zahlreiche VIP-Gäste, darunter mehrere Olympiasieger von Nagano und Leichtathletik-Europameister von Budapest, nutzten den neuen Service für ihre Anreise zum Familienfest des deutschen Sports. 56 57 Interview mit Hans-Ludwig Grüschow, ..... ......... ..... ......... ..... ......... ..... ......... ......... ..... ..... ......... ..... ......... ..... ......... ..... ......... ..... ......... ..... ......... ..... ......... ..... ......... ..... ......... ..... ......... dem Vorsitzenden der Stiftung Deutsche von Frank Martin Sporthilfe. Vorweg die aktuellste Frage: Was hat der deutsche Sport an der Spitze und in der Breite von der neuen Regierung zu erwarten? Grüschow: Da wir grundsätzlich Optimisten sind, hoffen wir nur Gutes und beste Unterstützung in allen den Sport fördernden Belangen, vor allem – und das zeigen ja die Ansätze sowohl in der Koalitionsvereinbarung als auch in erstem Handeln des Bundesinnenministers --, daß der Sport auf Verständnis stößt und seiner Bedeutung entsprechend unterstützt wird. Wie werten Sie die Absicht der rot-grünen Koalition: Stärkere Förderung der Sportwissenschaft und des Sportstättenbaus? Grüschow: Die Absichtserklärung einer stärkeren Förderung der Sportwissenschaft und des Sportstättenbaus nehmen wir positiv auf und hoffen, daß sie umgesetzt wird. Die gesellschaftspolitische Bedeutung des Sports wird der Regierung und der Politik allgemein bekannt sein und so hoffen wir, einen hohen Stellenwert zu erhalten. wir der Meinung, daß ein Austausch von Wissen und Leistungen zwischen den Sportnationen außerordentlich wichtig ist. So sehen wir auch die Möglichkeit der Sportförderung in der Dritten Welt. Hier ist weniger Geld als Leistungen wie Trainer, Trainingslager, Sportleraustausch gefragt! Alles zusammen: Know-HowTransfer ist hier die Hauptaufgabe. Ist die Vermarktung der olympischen Ringe auf neuer Geschäftsgrundlage nach Ihren Vorstellungen erfolgreicher als vordem? Zurück nach Deutschland. Sind die Sportorganisationen verkrustet, wie immer mehr Kritiker meinen, ist deshalb ein Generationswechsel nötig? Grüschow: Die wildeste und überzeugendste Profitmaximierung von Sport als Unterhaltungsindustrie, die sich ja auf wenige Sportarten konzentriert, wird nicht verhindern können, daß die olympischen Sportarten ihr Interesse in unserer Gesellschaft und für unsere Gesellschaft behalten werden. Grüschow: Das wollen wir hoffen. Auf jeden Fall sind wir dafür angetreten, haben die Konzepte erstellt und sind zur Zeit dabei, „Die Wirtschaft für den die Wirtschaft in ihrem und unserem Interesse für den deutschen Spitzensport zu gewinnen. Stolzes Jubiläum der Stiftung in diesem Jahr: 500. Sitzung seit 1967 und 28 000 Geförderte. Weiter wie bisher oder modifizierte Kriterien? Grüschow: Nicht die Stiftung Deutsche Sporthilfe hat Jubiläum mit ihrer 500. Sitzung gefeiert, sondern der für die Arbeit der Stiftung außerordentlich wichtige Gutachterausschuß. Hier werden aus dem Ehrenamt heraus außerordentliche Leistungen erbracht bei der Auswahl und Bestellung der durch die Sporthilfe geförderten Athleten. Ein Beispiel: Manfred Germar hat inzwischen zeitlich gesehen mehr als ein Kalenderjahr seines Lebens in den letzten 30 Jahren für den Gutachterausschuß gearbeitet. Die Sporthilfe ist an der Willi-Daume-Stiftung beteiligt. Wie wichtig ist für Sie die Sportförderung in der Dritten Welt? Grüschow: Da wir auch im Sport bei allem Ehrgeiz zur Kenntnis nehmen müssen, daß wir nicht allein auf dieser Welt sind, sind Entscheidungsträger unter sich: Sporthilfe-Chef Grüschow zwischen Helmut Kohl und Theo Waigel Welche Perspektiven sehen Sie in einer von Pay-TV und Profitmaximierung von Sport als Unterhaltungsindustrie bestimmten Zukunft? Spitzensport gewinnen“ Grüschow: Ob die Sportorganisationen pauschal gesehen verkrustet sind, weiß ich nicht, will ich auch nicht beurteilen. Die Organisation der Stiftung Deutsche Sporthilfe ist es auf keinen Fall. Wo auch immer Bedarf nach Erneuerung ist, ist er im positiven Sinn niemals durch einen Generationswechsel zu lösen. Qualität der Leistung, die notwendig ist, steht an erster Stelle, und es hat in vielen Fragen auch etwas mit Erfahrung zu tun. Wenn der Sport als Spiegelbild unserer Gesellschaft gesehen wird, nimmt da die Kommerzialisierung des Sportes nicht schon überhand? Seit 1978 vergibt die Deutsche Sporthilfe den Titel Junior Sportler des Jahres, die Liste der Titelträger offenbart, daß nahezu alle Gewählten auch bei den „Großen“ höchst erfolgreich waren. Namen wie Peter Angerer (1980), Michael Groß (1981), Anja Fichtel (1985), Katja Junior Sportler ’98 Seizinger (1990), Franziska van Almsick (1992) stehen Grüschow: Das ist eine Frage, die kaum zu beantworten ist, denn nun müßte man zunächst einmal feststellen, wie sieht unser Gesellschaft aus, und hier gibt es dann schon sehr unterschiedliche Meinungen. Aber Kommerzialisierung gehört zu einer Gesellschaft, die in der sozialen Marktwirtschaft lebt, und deshalb ist Kommerzialisierung im Sport schlichtweg gegeben. Die Frage ist mehr der Umfang und hier wäre jetzt an manchen Stellen weniger mehr. als Beweis. In diesem Jahr entschied sich die Jury für den 17jährigen Kanuten Ronald Rauhe, dreifacher Junioren-Europameister. Platz 2 belegte Sportschützin Rebecca Frank (20), Platz 3 Ski-Talent Stefanie Wolf (19). Beste Mannschaft: die Junioren-Skispringer. 60 Auch bei der 52. Sportlerwahl schiebt der Skisport die Brettlspitze weit nach von Marc Dittmann vorne. Und ein „schwäbischer Schaffer“ kann sich auf die Schulter klopfen. Rainer Mutschler ist schon rein äußerlich ein Siegertyp. Das kantige Gesicht, die ständig leicht geröteten Wangen, die lustige Igelfrisur und sein strahlend weißes Lachen – vor dem 39jährigen verneigt sich der Erfolg. Bereits in seiner ersten Saison 1993 als Damen-Cheftrainer holten seine Mädels bei der Weltmeisterschaft in Morioka zweimal Gold und eine Bronzemedaille. Eine ähnliche Bilanz konnte nur Vorgänger Klaus Mayr vorweisen. Über sich selbst behauptet „Mutsch“: „Ich bin ein Pedant, wenn ich von 37 Punkten 35 im Griff habe, versuche ich auch noch die restlichen zu kontrollieren.“ Schnee-Verwalter Seit 1984 arbeitet der Familienvater (Tochter Johanna) für den Deutschen Skiverband, bis zu den Winterspielen 1988 agierte er als Assistent von Rainer Gattermann beim SlalomTeam. Anfang 1982 wollte er wieder in den Jugendbereich zurückkehren („Ein Trainer ist auch verpflichtet, wieder nach unten zu gehen, an die Basis“), doch der DSV berief ihn zum Cheftrainer der Damen-Mannschaft. Der Aufstieg bedeutete auch eine radikale Umstellung. Rainer Mutschler verbrachte viel Zeit am Schreibtisch, stellte Trainingspläne auf, organisierte die Stützpunkte, als „Verwaltungsbeamter in Sachen Ski“. Der erste Schritt weg vom Sport. Der zweite vollzog sich mit der Berufung zum Alpin-Chef im letzten Winter. „Früher tagein, tagaus am Hang, das war schon der genialste Job.“ Mutschler mußte jedoch „zähneknirschend erkennen“, daß die Maßnahmen, die er von den Damen auf die Herren zu übertragen versuchte, noch nicht griffen: Trainingsgruppen, Vielseitigkeit, dezentrale Betreuung. Bis zu Erfolgen und Medaillen ist es ein weiter Weg. „Mutsch“ plant den Ausbau des Nachwuchsbereiches, dem Skigymnasium in Berchtesgaden kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Befürchtungen hegt der „Chef“ vor zu milden Wintern: „Ohne Schnee keine Trainingslager.“Den Carving-Trend hält er für überschätzt. „Sicher war das für die normalen Skifahrer eine brachiale Neuerung, aber im Rennsport zählt eher das richtige Verhältnis zwischen Taillierung und Dämpfungsplattenhöhe.“ Und der alpine Skisport benötige Impulse. „Wir müssen uns dem Marketing verstärkt zuwenden, neue Wettbewerbsformen finden.“ Nachtslalom, Parallelslalom, Rennen in der Stadt wie am Wiener Semmering – Schritte in die richtige Richtung. „Abfahrt und SuperG sind Kitzel genug, aber im Technikbereich muß sich was tun.“ Rainer Mutschler will nicht nur dafür sorgen, daß sein Team in der Erfolgsspur bleibt, sondern er arbeitet auch daran, daß Skirennen dem Zuschauer mehr als ein „Hoppala“ entlocken. Region Süd – Verkaufsgebiet Mittelbaden Im kleinen Bruch 11 – 76149 Karlsruhe – Telefon (0721) 9776-0 DSV-Alpin-Chef Rainer Mutschler 62 L a n d m i n e n s i n d e i n e G e f a h r. D a s R o t e K r e u z k ä m p f t f ü r d i e O p f e r. Über 120 Millionen Landminen bedrohen weltweit Leib und Leben unschuldiger Menschen. Noch Jahrzehnte nach dem Ende von Kriegen sind sie eine tödliche Gefahr beim Gang zum Markt, bei der Feldarbeit und für unschuldige Kinder beim Spielen. In den durch Landminen verseuchten Ländern kann jeder Schritt der letzte sein, den man mit seinen Beinen geht. Das Rote Kreuz hilft den Minenopfern, leistet medizinische Versorgung vor Ort und produziert mit einfachen Mitteln Prothesen, die durch Spendengelder finanziert werden. Und Hilfe ist bitter nötig. Mit einer weltumfassenden Kampagne will das Rote Kreuz auf die Problematik der Landminen aufmerksam machen Lady Di – aktive Partnerin des Roten Kreuzes und finanzielle Mittel für die langfristige Behandlung der Minenopfer beschaffen. Dabei wird das Rote Kreuz von einer Reihe von Kooperationspartnern unterstützt. Ganz besonders freut sich das Deutsche Rote Kreuz über die Zusammenarbeit im Rahmen der Veranstaltung „Sportler des Jahres“. Viele Verbände und Sportler wie die Europäische Fußballunion (UEFA), der Deutsche Fußball-Bund Sport-Hilfe für Landminenopfer (DFB) und die National Football League (NFL), die Vereine Hertha BSC Berlin und VfB Stuttgart sowie die Boxer Dariusz Michalczewski und die Brüder Klitschko haben sich darüber hinaus schon in den Dienst der guten Sache gestellt. Die Rotkreuzler nutzten die Traditionsveranstaltung „Sportler des Jahres“ mit informativen Broschüren und der originellen Teddykampagne, um Spenden zugunsten der Minenopfer zu erhalten. Große Erfolge beginnen mit kleinen Schritten. Jede noch so geringe Spende hilft den Opfern von Landminen. Wenn man sieht, wieviel Lebensqualität die Minenopfer schon durch einfachste Prothesen zurückgewinnen, begreift man erst, daß jede Spende neue Hoffnung und Zuversicht bedeutet. 64 65 Sportler in Ost und West 1947 1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 Gottfried von Cramm Gottfried von Cramm Georg Meier Herbert Klein Ehepaar Falk Karl Kling Werner Haas Gustav-Adolf Schur Heinz Fütterer Gustav-Adolf Schur Hans Günter Winkler Gustav-Adolf Schur Hans Günter Winkler Gustav-Adolf Schur Manfred Germar Gustav-Adolf Schur Fritz Thiedemann Gustav-Adolf Schur Martin Lauer Gustav-Adolf Schur Georg Thoma Gustav-Adolf Schur Graf Berghe von Trips Gustav-Adolf Schur Gerhard Hetz Helmut Recknagel Gerhard Hetz Klaus Ampler Willi Holdorf Klaus Urbanczyk Hans-Joachim Klein Jürgen May Rudi Altig Frank Wiegand Kurt Bendlin Roland Matthes Franz Keller Roland Matthes Tennis Tennis Motorrad Schwimmen Eiskunstlauf Motorsport Motorrad Radsport Leichtathletik Radsport Reitsport Radsport Reitsport Radsport Leichtathletik Radsport Reitsport Radsport Leichtathletik Radsport Skisport Radsport Motorsport Radsport Schwimmen Skisport Schwimmen Radsport Leichtathletik Fußball Schwimmen Leichtathletik Radsport Schwimmen Leichtathletik Schwimmen Skisport Schwimmen 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 Hans Faßnacht Roland Matthes Hans Faßnacht Roland Matthes Hans Faßnacht Roland Matthes Klaus Wolfermann Wolfgang Nordwig Klaus Wolfermann Roland Matthes Eberhard Gienger Hans-Georg Aschenbach Peter-Michael Kolbe Roland Matthes Schwimmen Schwimmen Schwimmen Schwimmen Schwimmen Schwimmen Leichtathletik Leichtathletik Leichtathletik Schwimmen Turnen Skisport Rudersport Schwimmen 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 Gregor Braun Waldemar Cierpinski Dietrich Thurau Rolf Beilschmidt Eberhard Gienger Udo Beyer Harald Schmid Bernd Drogan Guido Kratschmer Waldemar Cierpinski Toni Mang Lothar Thoms Michael Groß Bernd Drogan Michael Groß Uwe Raab Michael Groß Uwe Hohn Boris Becker Jens Weißflog Boris Becker Olaf Ludwig Harald Schmid Torsten Voss Michael Groß Olaf Ludwig Boris Becker Andreas Wecker Boris Becker Michael Stich Dieter Baumann Henry Maske Markus Wasmeier Michael Schumacher Frank Busemann Jan Ullrich Sportlerinnen in Ost und West Radsport Leichtathletik Radsport Leichtathletik Turnen Leichtathletik Leichtathletik Radsport Leichtathletik Leichtathletik Motorrad Radsport Schwimmen Radsport Schwimmen Radsport Schwimmen Leichtathletik Tennis Skispringen Tennis Radsport Leichtathletik Leichtathletik Schwimmen Radsport Tennis Turnen Tennis Tennis Leichtathletik Boxen Ski alpin Motorsport Leichtathletik Radsport 1947 1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 Marga Petersen Mirl Buchner-Fischer Lena Stumpf Ria Baran-Falk Ria Baran-Falk Ria Baran-Falk Christa Seliger Ursel Happe Helene Kienzle Ursel Happe Wiltrud Urselmann Marianne Werner Karin Beyer Marika Kilius Gisela Birkemeyer Ingrid Krämer Ingrid Krämer Heidi Schmid Ute Starke Jutta Heine Ingrid Krämer Ursel Brunner Ingrid Krämer Zimmermann/Esser Ingrid Krämer Helga Hoffmann Hannelore Suppe H. Hoffmann/K. Frisch Gabriele Seyfert Liesel Westermann Karin Janz Ingrid Becker Margitta Gummel Liesel Westermann Petra Vogt Heide Rosendahl Erika Zuchold Ingrid Mickler-Becker Leichtathletik Ski alpin Leichtathletik Eiskunstlauf Eiskunstlauf Eiskunstlauf Leichtathletik Schwimmen Rollkunstlauf Schwimmen Schwimmen Leichtathletik Schwimmen Eiskunstlauf Leichtathletik Kunstspringen Wasserspringen Fechten Turnen Leichtathletik Wasserspringen Schwimmen Wasserspringen Kanusport Wasserspringen Leichtathletik Leichtathletik Leichtathletik Eiskunstlauf Leichtathletik Turnen Leichtathletik Leichtathletik Leichtathletik Leichtathletik Leichtathletik Turnen Leichtathletik 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 Karin Balzer Heide Rosendahl Karin Janz Uta Schorn Kornelia Ender Christel Justen Kornelia Ender Ellen Wellmann Kornelia Ender Rosi Mittermaier Kornelia Ender Eva Wilms Rosemarie Ackermann Maria Epple Leichtathletik Leichtathletik Turnen Turnen Schwimmen Schwimmen Schwimmen Leichtathletik Schwimmen Ski alpin Schwimmen Leichtathletik Leichtathletik Ski alpin 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 Marita Koch Christa Kinshofer Marita Koch Irene Epple Maxi Gnauck Ulrike Meyfarth Ute Geweniger Ulrike Meyfarth Marita Koch Ulrike Meyfarth Marita Koch Ulrike Meyfarth Katarina Witt Cornelia Hanisch Marita Koch Steffi Graf Heike Drechsler Steffi Graf Silke Möller Steffi Graf Kristin Otto Steffi Graf Kristin Otto Katrin Krabbe Katrin Krabbe Heike Henkel Franziska v. Almsick Katja Seizinger Franziska v. Almsick Katja Seizinger Astrid Kumbernuss Leichtathletik Ski alpin Leichtathletik Ski alpin Turnen Leichtathletik Schwimmen Leichtathletik Leichtathletik Leichtathletik Leichtathletik Leichtathletik Eiskunstlauf Fechten Leichtathletik Tennis Leichtathletik Tennis Leichtathletik Tennis Schwimmen Tennis Schwimmen Leichtathletik Leichtathletik Leichtathletik Schwimmen Ski alpin Schwimmen Ski alpin Leichtathletik 66 Mannschaften in Ost und West 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 Borussia Dortmund Leichtathletik-Nationalmannschaft Deutschland-Achter Handball-Nationalmannschaft Deutschland-Achter Friedensfahrt-Mannschaft 1. FC Nürnberg SC Empor Rostock (Fußball) Ratzeburger Ruder-Achter 4 x 100 m-Lagenstaffel, Frauen Hockey-Nationalmannschaft Fußball-Nationalmannschaft Berliner Ruder-Vierer Fußball-Olympia-Auswahl Leichtathletik-Nationalmannschaft Fußball-Nationalmannschaft Fußball-Nationalmannschaft Fußball-Nationalmannschaft FC Bayern München Trophy-Motorrad-Team Deutschland-Achter Vierer ohne Steuermann Springreiter-Equipe Volleyball-Nationalmannschaft, Männer Fußball-Nationalmannschaft Volleyball-Nationalmannschaft, Männer Borussia Mönchengladbach 4 x 400 m-Staffel, Frauen Hockey-Nationalmannschaft 4 x 400 m-Staffel, Frauen Bahnrad-Vierer Dynamo Dresden Fußball-Nationalmannschaft 1. FC Magdeburg Borussia Mönchengladbach Europacup-Mannschaft Leichtathletinnen Bahnrad-Vierer Fußball-Olympia-Auswahl 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 Florett-Fechter Welt-/Europacup-Team Leichtathleten Handball-Nationalmannschaft Ruder-Achter TV Großwallstadt Straßenrad-Vierer Fußball-Nationalmannschaft Handball-Nationalmannschaft Wasserball-Nationalmannschaft SC Magdeburg (Handball) Leichtathletik-Staffel 4 x 400 m Friedensfahrt-Mannschaft VfL Gummersbach Volleyball-Nationalteam, Frauen Degenfechter Viererbob-Team Daviscup-Team Leichtathletik-Nationalteam, Frauen Degenfechter Fußball-Junioren-Auswahl Federationscup Team Volleyball-Nationalmannschaft, Frauen Deutschland-Achter Straßenrad-Vierer Deutschland-Achter Straßenrad-Vierer Fußball-Nationalmannschaft 1. FC Kaiserslautern Hockey-Nationalteam Basketball-Nationalmannschaft Skispringer-Nationalmannschaft Borussia Dortmund Fußball-Nationalmannschaft Team Deutsche Telekom 72 1999 – werden die zwölf Monate mit den drei Neunern nur als „letztes Jahr“ vor der Jahrtausendwende in die Sportgeschichte eingehen? 1999 Ausblick Januar: Auf seiner Hausbahn am Königssee möchte Schorsch Hackl seine sagenhafte Karriere möglichst in weltmeisterlicher Pose beenden. Februar: Vail in den Rocky Mountains erlebt die alpine Ski-WM, Ramsau/Österreich bittet zum nordischen Rendezvous. März/April: Helsinki richtet die WM der Eiskunstläufer aus, in Melbourne geht der Vorhang für die neue Formel-1-Saison auf: Die Jagd auf die Silberpfeile beginnt. Mai: Das Nou Camp ist eines der eindrucksvollsten Stadien Europas: ideale Plattform für das Finale der Champions League. Juni: Ein Novum: Handball-WM in Ägypten – mit der wiedererstarkten DHB-Auswahl. Juli: Diesmal zuerst die Alpen, dann die Pyrenäen. Die Tour de France ist das absolute Saisonziel für Jan Ullrich und das Team Telekom. August: Flamenco in Sevilla, die Leichtathletik-WM ist das Highlight ‘99. Ein Wiedersehen mit Heike Drechsler, Lars Riedel, Astrid Kumbernuss, Nils Schumann, Grit Breuer, Dieter Baumann, Tim Lobinger,... September/Oktober: Berlin ist für die Rundendreher eine Reise wert: Bahn-WM. Und die Fechter nehmen Seoul ins Visier. November/Dezember: Starke Männer greifen in Athen zu den WM-Hanteln und massige Männer prallen in Riesa aufeinander: Zum Kehraus ist Sumo-Zeit. Sayonara an der Elbe. inBaden-Baden Highlights