Aufbau des Labormodells Wagen und Pendel
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Aufbau des Labormodells Wagen und Pendel
JOHANNES KEPLER U N I V E R S I T Ä T L I N Z N e t z w e r k f ü r F o r s c h u n g , L e h r e u n d P r a x i s Aufbau des Labormodells Wagen und Pendel Projektseminar in der Studienrichtung Mechatronik Angefertigt am Institut für Regelungstechnik und Prozessautomatisierung Betreuung: o.Univ.–Prof. Dipl.–Ing. Dr.techn. Kurt Schlacher Mitbetreuung: Univ.–Ass. Dipl.–Ing. Karl Rieger Eingereicht von: Martin Lederhilger A-4621 Sipbachzell, Leombach 78 Hannes Mautz A-4820 Bad Ischl, Leithnerstr. 10 Linz, im Februar 2008. Johannes Kepler Universität Linz A-4040 Linz, Altenberger Str. 69, Internet: http://www.uni-linz.ac.at, DVR 0093696 Kurzfassung In diesem Projektseminar wurde das Labormodel Wagen und Pendel aufgebaut. Um die nötige Dimensionierung des Aufbaus durchführen zu können, wurde zunächst ein mathematisches Modell aufgestellt. Mit diesem wurde eine Simulation zur Abschätzung der maximalen Belastung der Mechanik durchgeführt. Der Aufbau des Labormodells umfasste dann alle mechanischen Komponenten, eine Leistungs- bzw. Sensorelektronik sowie die Verbindung mit dem PC-Regelungssystem dSpace. Mit Hilfe von verschiedenen Versuchen wurden in weiterer Folge die Streckenparameter identifiziert, um das Simulationsmodell zu parametrisieren. Anhand des Simulationsmodells wurde eine Steuerung für den Aufschwingvorgang sowie eine Regelung zur Stabilisierung der oberen Ruhelage entworfen, welche dann auf das Labormodell angewendet wurde. Um das Labormodell einfach bedienen zu können, steht eine Kontrolloberfläche auf dem PC bereit. Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 3 2 Modellbildung 4 2.1 Reduktion der Seil- und Antriebsrollen in den Wagen . . . . . . . . . . . . . 5 2.2 Wagen-Pendel Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2.2.1 Schnittkräfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.3 Motormodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.4 Gesamtes Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2.5 Antialiasing-Filter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2.6 Einzelbetrachtung von Wagen und Pendel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 3 Simulation 11 3.1 Stellgrößenbegrenzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 3.2 Abschätzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 3.3 Ermittelung der Geschwindigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 4 Aufbau 14 4.1 Mechanik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 4.2 Elektronik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 4.2.1 Adapterplatine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 4.2.2 Leistungselektronik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 4.2.3 Gesamtsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 4.3 Verifikation der Positionsmessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 4.4 Pendelrückwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 4.5 Nichtidealitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 5 Parameterbestimmung 26 5.1 Identifikationsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 5.2 Identifikation der Motorparameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 5.3 Identifikation des Pendels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Identifikation des Wagens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 5.3.1 1 INHALTSVERZEICHNIS INHALTSVERZEICHNIS 6 Steuerung und Regelungsentwurf 2 31 6.1 Aufschwingvorgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 6.2 Stabilisierung der oberen Ruhelage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 6.2.1 Regelgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 6.2.2 Linearisierung im Arbeitspunkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 6.2.3 Reglerentwurf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 7 Bedienung 36 7.1 Inbetriebnahme und Stilllegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 7.2 Kontrolloberfläche 37 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anhang 39 .1 Dateibeschreibung des Projektverzeichnises . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 1 Einleitung In diesem Projektseminar wird das Wagen-Pendelmodell aufgebaut. Es handelt sich hierbei um ein Modell, bei welchem ein drehbahr gelagertes Pendel auf einem linear geführten Wagen befestigt ist. Der Stelleingriff auf das System ist eine Kraft1 auf den Wagen in Führungsrichtung. Als Messgrößen des Systems sind die Position des Wagens sowie der Winkel des Pendels festgelegt. Der Inhalt des Projektseminars umfasst die mathematische Modellbildung (Kapitel 2) und Simulation (Kapitel 3), den Aufbau der realen Strecke (Kapitel 4), die Identifikation der Parameter (Kapitel 5) sowie die Implementierung einer Steuerung für das Aufschwingen bzw. die Stabilisierung der oberen Ruhelage durch eine Regelung (Kapitel 6). Abbildung 1.1: Modell 1 Das System wurde um das elektrische Teilsystem (Motor, Leistungselektronik) reduziert. 3 2 Modellbildung In diesem Kapitel werden die Voraussetzungen, also die mathematischen Modelle, für die nachfolgenden Kapitel geschaffen. Die in den Modellgleichungen verwendeten Zustandstandsgrößen, physikalischen und reduzierten1 Parameter sowie deren Erläuterung sind in Tabelle 2 angeführt. Parameter x ϕ v ω uA Umax iA Imax ωA ML MA mw m1 m2 J2 Jg l d1 dd dw d2 dg RA LA km ig ra rs Θa Θs Θm F Fsoll Fr (v) g Einheit m rad m s rad s V V A A rad s Nm Nm kg kg kg kgm2 kgm2 m Ns m N Ns m Nms Nms Ω H Nm A 1 m m kgm2 kgm2 kgm2 N N N m s2 Beschreibung Position des Wagens Winkel des Pendels Geschwindigkeit des Wagens Winkelgeschwindigkeit des Pendels Ankerspannung der Gleichstrommaschine (GSM) maximale Ankerspannung der GSM Ankerstrom der GSM maximaler Ankerstrom der GSM Winkelgeschwindigkeit der Antriebsscheibe Lastmoment am Abtrieb des Getriebes elektrisches Moment am Abtrieb des Getriebes Wagenmasse reduzierte Masse Masse des Pendels Massenträgheitsmoment des Pendels, im Schwerpunkt Massenträgheitsmoment des Pendels, am Stabende Länge des Pendels reduzierter viskoser Reibanteil reduzierter coulomb’scher Reibanteil rein viskose Reibung des Wagens viskose Reibung des Pendels viskose Reibung von Motor und Getriebe (Abtriebsseite) Ankerwiderstand der GSM Selbstinduktivität des Ankerkreises der GSM Motorkonstante der GSM Übersetzungsverhältnis des Planetengetriebes Radius der Antriebsrolle (Lauffläche) Radius der Seilrollen (Lauffläche) Massenträgheitsmoment der Antriebsrolle Massenträgheitsmoment der Seilrolle Massenträgheitsmoment von Motor und Getriebe reduzierte Antriebskraft Vorgabe der reduzierten Antriebskraft reduzierte Reibkraft auf den Wagen Fallbeschleunigung Tabelle 2.1: Systemparameter 1 Alle Massenträgheitsmomente und Dämpfungen des Antriebsstranges werden auf die Linearbewegung des Wagens umgerechnet. 4 2. Modellbildung 2.1 2.1. Reduktion der Seil- und Antriebsrollen in den Wagen 5 Reduktion der Seil- und Antriebsrollen in den Wagen Wird das Antriebsseil aus Abbildung 2.1 als nicht dehnbar modelliert, so können alle Trägheiten in die Wagenmasse reduziert werden. Abbildung 2.1: Prinzipskizze des Seilrollenantriebs Mit Hilfe der Umrechnung einer Drehung in eine Verschiebung x ϕ= r und des Impulssatzes mẍ = F (2.1) (2.2) welcher in den Drallsatz J ϕ̈ = M = −F r (2.3) eingesetzt wird erhält man J + m ẍ = 0. r2 | {z } (2.4) red.M asse Diese Gleichungen sind über das Schnittprinzip, dargestellt in Abbildung 2.2, hergeleitet. Abbildung 2.2: Reduktion eines Massenträgheitsmomentes in eine Masse Dämpfungen können analog umgerechnet werden. Setzt man in die Definition des Momentes Md = Fd r (2.5) eine winkelgeschwindigkeitsproportionale Reibung ein drot ϕ̇ = Fd r (2.6) drot ẋ. r2 |{z} (2.7) so erhält man durch Umformung Fd = dlin 2. Modellbildung 2.2 2.2. Wagen-Pendel Modell 6 Wagen-Pendel Modell Abbildung 2.3: Prinzipskizze des Wagen-Pendel-Modells In diesem Abschnitt wird die Bewegungsgleichung des Systems aus Abbildung 2.3 hergeleitet. Es gelten die selben Voraussetzungen, wie sie für die Teilsysteme getroffen wurden. Die Gleichung " # X ∂vs T ∂ω s T ṗ + ω̃ R p − fe =0 (2.8) L̇ + ω̃ R L − Me i ∂s ∂s i i wird Projektionsgleichung [2] genannt. Die Impuls- und Drallbilanzen aller Teilkörper i werden in die freien Bewegungsrichtungen s projeziert und aufsummiert. Durch Aufstellung im Inertialsystem, gekennzeichnet durch den linken Index I, entfällt die Relativdrehung des Referenzkoordinatensystems, ω̃R = 0. Freie Bewegungsrichtungen, auch Minimalkoordinaten genannt, werden durch den Vektor x s= (2.9) ϕ dargestellt. Durch Einsetzen der Ortsvektoren und Geschwindigkeiten der Schwerpunkte x x + 2l sin (ϕ) ; I r2 = I r1 = 0 − 2l cos (ϕ) (2.10) dI rs dI ϕs ; I ωs = I vs = dt dt sowie Impuls und Drall p = mv ; L = Jω (2.11) als auch der eingeprägte Kräfte und Momente F − Fr fe1 = ; Me1 = 0 −m1 g 0 fe2 = ; Me2 = −d2 ω −m2 g (2.12) in die Projektionsgleichung (2.8) erhält man unmittelbar die Bewegungsgleichung l l Fr − F m1 + m2 2 m2 cos (ϕ) s̈ + 0 −m2 2 sin (ϕ)ϕ̇ ṡ + = 0. 0 d2 m2 g 2l sin (ϕ) m2 2l cos (ϕ) m2 ( 2l )2 + J2 {z } | M (2.13) 2. Modellbildung 2.2.1. Schnittkräfte 7 Durch Invertieren der Massenmatrix M und Umschreiben auf ein System 1. Ordnung folgt das mathematische Modell im Zustandsraum ẋ = f(x, u) (2.14) y=x mit T x= x v ϕ ω , u=F v (m22 l3 +4J2 m2 l) sin (ϕ)ω2 +(2m2 l2 +8J2 )(F −Fr )+4m2 l cos (ϕ)d2 ω+2m22 l2 cos (ϕ)g sin (ϕ) −2(−m1 m2 l2 −4J2 (m1 +m2 )−m22 l2 sin (ϕ)2 ) f(x, u) = ω 2 2 2 (2.15) m2 l cos (ϕ) sin (ϕ)ω +2m2 l cos (ϕ)(F −Fr )+(m1 +m2 )(2m2 gl sin (ϕ)+4d2 ω) −m1 m2 l2 −4J2 (m1 +m2 )−m22 l2 sin (ϕ)2 2.2.1 Schnittkräfte Abbildung 2.4: Schnittkräfte Anhand von der Prinzipskizze 2.4 werden die Schnittkräfte hergeleitet, wobei der Index s die Schwerpunktskoordinaten kennzeichnet. Zuerst wird der rechte Teil der Skizze betrachtet. Mit Hilfe des Impulssatzes in x- und z-Richtung, sowie des Drallsatzes erhält man folgende Gleichungen m2 ẍs = Fx m2 z̈s = Fz + Fgp (2.16) 1 l m2 l2 ϕ̈ = −Md − Fgp sin (ϕ) . 3 2 Durch Einsetzen der Schwerpunktkoordinaten und deren totalen zeitlichen Ableitungen l xs = x + sin (ϕ) 2 l zs = 0 + cos (ϕ) 2 (2.17) l 2 ẍs = ẍ + cos (ϕ)ϕ̈ − sin (ϕ)ϕ̇ 2 l z̈s = ẍ + sin (ϕ)ϕ̈ − cos (ϕ)ϕ̇2 2 2. Modellbildung 2.3. Motormodell in (2.16) erhält man die Schnittkräfte Fx , Fz und das Dämpfungsmoment Md l 2 Fx = m2 ẍ + cos (ϕ)ϕ̈ − sin (ϕ)ϕ̇ 2 l 2 sin (ϕ)ϕ̈ − cos (ϕ)ϕ̇ Fz = m2 ẍ + − m2 g 2 1 l Md = −m2 g sin (ϕ) − m2 l2 ϕ̈ 2 3 8 (2.18) in Abhängigkeit der Minimalkoordinaten, beziehungsweise deren zeitlichen Ableitungen, die während der Simulation bekannt sind. Nun wird der linke Teil der Skizze betrachtet. Durch Einsetzen der vorhin berechneten Größen (2.18) in Impuls und Drallsatz Frw = dw ẋ mw ẍ = −Fx + Fs − Frw 0 = −Fz + Fgw + Fl 0 = Mly + Fx s2 − Fs (s2 − s1 ) + Md 0 = Mlx − Fz s3 0 = Mlz + Fx s3 (2.19) erhält man das Moment Ml und die Kraft Fl auf die Linearführung sowie die Seilkraft Fs Fs Fl Mly Mlx Mlz = mw ẍ − Fx + dw ẋ = −mw g + Fz = −Fx s2 + Fs (s2 − s1 ) − Md = Fz s3 = −Fx s3 (2.20) wieder in Abhängigkeit der Minimalkoordinaten. 2.3 Motormodell Bei dem Motor handelt es sich um eine permanentmagneterregte Gleichstrommaschine. Die Maschengleichung des Ankerkreises und der Drallsatz, angesetzt auf der Abtriebsseite des Getriebes, liefern folgende Systemgleichungen i̇A = 1 uA − RA iA − km ig ωA | {z } LA induz.Spg. ω̇A = 1 km iA ig −ML . Θm | {z } MA (2.21) 2. Modellbildung 2.4 2.4. Gesamtes Modell 9 Gesamtes Modell Die Dynamik des gesamten Modells lässt sich aufgrund einer hardwarebasierten Stromregelung, was einer direkten Kraftvorgabe entspricht, sowie der Reduktion aller Trägheiten des Antriebsstranges in die Wagenmasse durch das Wagen-Pendel-Modell aus Abschnitt 2.2 beschreiben. Die äquivalente Antriebskraft kann über die Gleichung F = MA ra (2.22) angegeben werden. Für die Reibkraft Fr wird ein statisches Reibgesetz, bestehend aus viskoser- und Coulomb’scher-Reibung angesetzt Fr (v) = dd sgn(v) + d1 v. (2.23) Somit ist die Reduktion auf ein rein mechanisches Modell abgeschlossen und das mathematische Modell im Zustandsraum ist durch ẋ = f(x, u) y=x (2.24) mit T x= x v ϕ ω , u=F v (m22 l3 +4J2 m2 l) sin (ϕ)ω2 +(2m2 l2 +8J2 )(F −Fr )+4m2 l cos (ϕ)d2 ω+2m22 l2 cos (ϕ)g sin (ϕ) −2(−m1 m2 l2 −4J2 (m1 +m2 )−m22 l2 sin (ϕ)2 ) f(x, u) = ω 2 2 2 (2.25) m2 l cos (ϕ) sin (ϕ)ω +2m2 l cos (ϕ)(F −Fr )+(m1 +m2 )(2m2 gl sin (ϕ)+4d2 ω) −m1 m2 l2 −4J2 (m1 +m2 )−m22 l2 sin (ϕ)2 gegeben. 2.5 Antialiasing-Filter Die verwendete Leistungselektronik stellt analoge Sensorsignale zur Spannung- und Strommessung bereit. Diese werden zuvor durch ein analoges Antialiasing-Filter aufbereitet. Das Filter ist als Tiefpass 1. Ordnung, wie in Abbildung 2.5 dargestellt, realisiert. Sowohl die Eingangsspannung UE , als auch die Ausgangspannung UA werden durch einen Impedanzwandler getrieben. Dadurch kann die Schaltung als unbelastet berechnet werden. Je eine Maschengleichung auf Ein- und Ausgangsseite in komplexer Wechselstromschreibeweise UE = IR + I UA = I 1 jωC 1 jωC (2.26) 2. Modellbildung 2.6. Einzelbetrachtung von Wagen und Pendel 10 Abbildung 2.5: Tiefpass 1.Ordnung liefern die Übertragungsfunktion 1 I jωC UA 1 = . G (jω) = 1 = UE jωRC + 1 IR + I jωC Die Grenzfrequenz fg = ωg 2π ist nun diejenige, bei der für die Verstärkung V gilt: 1 1 V (fg ) = √ = jωg RC + 1 2 q √ 2 = (ωg RC)2 + 1 ωg = 2.6 1 RC ; fg = (2.27) (2.28) 1 2πRC Einzelbetrachtung von Wagen und Pendel An dieser Stelle werden die Bewegungsgleichungen der Einzelkörper aus Abbildung 2.3 aufgestellt. Diese dienen als Grundlage für die Identifikation. Für den Wagen ohne Pendel wird über den Impulssatz die Bewegungsgleichung aufgestellt. Dabei wird für die Reibkraft ein statisches Modell angesetzt. ẋ = v m1 ẍ = F − Fr (v) (2.29) Die Bewegungsgleichung eines Pendels wird über den Drallsatz ϕ̇ = ω (2.30) l Jg ϕ̈ = − m2 g sin (ϕ) − d2 ω 2 mit dem Trägheitsmoment Jg am Stabende, hergeleitet mit Hilfe des Satzes von Steiner, 2 l Jg = J2 + m 2 (2.31) 2 mit dem Trägheitsmoment J2 um den Schwerpunkt des Stabes J2 = bestimmt. m2 l 2 12 (2.32) 3 Simulation In diesem Kapitel wird das Gesamtmodell, aus Abschnitt 2.4, in MATLAB/Simulink implementiert. Es dient als Grundlage zur Abschätzung der mechanischen Belastungen sowie als Ausgangspunkt für den Reglerentwurf. Das Simulationsmodell, wie in Abbildung 3.1 dargestellt, enthält eine Stellgrößenbegrenzung, mit der die entsprechende Leistungselektronik simuliert wird, das Wagen und Pendel Modell nach (2.25) sowie ein Subsystem zur Berechnung der Schnittkräfte nach (2.18) und (2.20). Auf das Subsystem für die Stellgrößenbegrenzung sowie weitere wichtige Aspekte wird nun näher eingegangen. Fout To Workspace1 Scope F_soll F_ist wp y_k (c mex) v v Step StellgrBegr: LE+MOT S-Function Step2 Analyze Step1 tout Clock To Workspace2 Abbildung 3.1: Simulationsmodell 3.1 Stellgrößenbegrenzung Das Simulationsmodell für die Stellgrößenbegrenzung hat als Eingang die Vorgabekraft Fsoll und die Geschwindigkeit v des Wagens. Die Vorgabekraft wird auf einen Sollstrom über ra isoll = Fsoll (3.1) k m ig aus (2.21) umgerechnet. Dieser Strom wird noch durch Imax , sowie der Anstiegszeit 501 Aµs 1 der Leistungselektronik begrenzt. Die für diesen Betriebspunkt notwendige Ankerspannung uA erhält man aus dem Motormodell (2.21) über uA = LA i̇soll + RA isoll + km ig ωA (3.2) mit der Umrechnung der Geschwindigkeit v des Wagens auf die Winkelgeschwindigkeit ωA der Antriebsrolle v (3.3) ωA = , ra sowie der Berechnung von i̇soll mittels des Rückwärtsdifferenzenquotienten. Die Ankerspannung wird von der Versorgungsspannung Umax betraglich begrenzt. Somit legt die Integralgleichung uA,ist = LA i̇ist + RA iist + km ig ωA Z t 1 iist = (uA,ist − RA iist − km ig ωA ) dτ LA t0 1 Dies ist die Anstiegszeit den die verwendete Leistungselektronik erreicht. 11 (3.4) 3. Simulation 3.2. Abschätzung 12 den tatsächlichen Strom fest. Aus dem Ist-Strom, der nun allen Beschränkungen der Leistungselektronik genügt, kann die Ist-Kraft Fist = k m ig iist ra (3.5) berechnet werden. 3.2 Abschätzung Um nun abzuschätzen, wie die Mechanik ausgelegt sein muss, wird folgender Versuch unternommen: Es wird eine Fahrt mit voller Kraft Fsoll = Fmax über die ganze Länge der Linearführung durchgeführt. Am Ende der Linearführung bremst eine Kraft, die einem Stoßdämpfer darstellt, den Wagen ab. Da dies den schlechtesten Fall für das Modell darstellt, erhält man durch Simulation folgende betragliche Maximalwerte der Kräfte und Momente, ersichtlich in Tabelle 3.2: Bezeichnung Wert Einheit ra 0.0302 m ig 3.71 1 LA 130e-6 H RA 0.8659 Ω km 0.0329 Nm A m1 0.773 kg m2 152 g Θa + Θm 307.7 µkgm2 Θa +Θm mw m1 − r2 = 0.452 kg a l 0.2966 m dd 0 Ns m d1 ≈4.05 Ns m d2 6.18810−5 Nms dg 363.7 µNms rad dg dw d1 − r2 = 3.65 Ns m a Umax 22.5 V Imax 4.477 A Fmax 18.1 N s1 0.005 m s2 0.01 m s3 0.1 m Tabelle 3.1: Zur Simulation verwendete Parameterwerte In Abbildung 3.2 erkennt man, dass die Spannungsbegrenzung nur in einem kurzen Intervall Wirkung (Fsoll 6= Fist ) zeigt. Der Grund ist, dass bei hohen Wagengeschwindigkeiten v die Versorgungsspannung Umax für den geforderten Strom Imax nicht mehr ausreichend ist. Da bei normalen Manövern dieser Zustand nicht erreicht wird, (Fsoll = Fist ), wird für alle weiteren Betrachtungen auf Stellgrößenbegrenzung der Leistungselektronik aus Simulationszeitgründen verzichtet. 3. Simulation 3.3. Ermittelung der Geschwindigkeiten 13 Bezeichnung Wert Einheit Fx 12.6 N Fz 13.4 N Fl 17.8 N Mlx 1.34 Nm Mly 0.24 Nm Mlz 1.26 Nm Tabelle 3.2: betragliche Maximalwerte der Schnittkräfte Abbildung 3.2: Kraftbegrenzung 3.3 Ermittelung der Geschwindigkeiten Am realen Modell stehen nur die Winkelencodersignale für Wagenposition und Pendelwinkel zur Verfügung. Diese digitalen Encoder liefern ein quantisiertes Signal. Wird dieses Verhalten nicht beachtet, so liefert die Simulation von der Realität abweichende Ergebnisse. Die Winkelsignale werden aus diesem Grund auch in der Simulation der Quantisierung unterzogen. Nun müssen noch die Geschwindigkeiten aus den Messgrößen gewonnen werden. Dies wird durch eine näherungsweise Differentiation der Positionssignale durch die zÜbertragungsfunktion s GDif f (s) = 1 + ωsc (3.6) z−1 GDif f (z) = ωc z − e−ωc T realisiert. Eine Bestimmung der Geschwindigkeiten durch Torzeitmessung wäre der näherungsweisen Differentiation vorzuziehen, ist jedoch aufgrund von Hardwareeinschränkungen nicht erfolgt. 4 Aufbau Die Beschreibung des Aufbaus ist in die Unterkapitel Mechanik und Elektronik unterteilt. Am Ende dieses Kapitels wird noch auf die Nichtidealitäten des Labormodells eingegangen. 4.1 Mechanik Eine Nebenanforderung ist, dass die Wagenmasse so klein wie möglich gestaltet werden soll, damit möglichst wenig Antriebsleistung notwendig ist. Deswegen entfallen alle Antriebskonzepte, bei denen der Antrieb auf dem Wagen sitzt. Es wird auf einen Stahlseilantrieb gesetzt, da dieser Vorteile wie Flexiblität im Aufbau (nachträgliche Änderungen sind leicht möglich), gleichmäßige Kraftübertragung, geringe Seildehnung und einen günstigeren Preis im Gegensatz zu anderen Kraftübertragungssystemen bietet. Bei dieser Konfiguration wird das Seil mehrmals um die Antriebsrolle geführt und verbindet diese mit dem Wagen über zwei Seilrollen. Dies ist in Abbildung 4.1 veranschaulicht. Abbildung 4.1: Seilantrieb Um die vorhin angesprochene Flexibilität zu gewährleisten, wird die ganze Konstruktion auf Profilplatten aufgebaut. Die kugelgelagerten Seilrollen sind mit Hilfe von zwei Stücken einer Profilstange, wie in Abbildung 4.2, auf der Profilplatte befestigt. Somit kann man die Seilrolle in alle vier Richtungen verschieben und das Seil vorspannen. Abbildung 4.2: Befestigung der Seilrolle 14 4. Aufbau 4.1. Mechanik 15 Die Befestigung der Antriebseinheit ist in Abbildung 1.1 dargestellt. Auch sie lässt sich in alle Richtungen bewegen. Dies hilft vor allem dann, wenn das Seil nicht richtig auf der Antriebsrolle aufläuft. Die Antriebseinheit besteht aus einem Motor, einem Planetengetriebe, einem Winkelencoder zur Messung der Wagenposition und der Antriebsrolle. Der Wagen ist Teil einer Linearführung. Der Wagenaufbau besteht aus einer Grundplatte auf der folgende Teile angebracht sind: eine Adapterplatine zum Ändern der Stecker des Kabels und einem Doppellagerflansch, in welchem die Lager mit der Pendelwelle befestigt sind. Am einen Ende der Welle ist der Winkelencoder zur Messung des Pendelwinkels befestigt und am anderen Ende das Pendel selbst. Die Unterseite des Doppellagerflansches ist über zwei Schrauben mit der Grundplatte verbunden. Diese selbst ist mit Hilfe von vier Schrauben am Wagen befestigt, wobei das Antriebsseil zwischen Wagen und Platte geklemmt wird. Mit Hilfe von Abbildung 4.3 wird der Sachverhalt deutlicher. Das Kabel zum Messen des Pendelwinkels läuft vom Wagen zur vorderen Unterkante der Profilplatte. Um eine korrekte Kabelführung zu garantieren ist eine Profilstange mit einer Platte angebracht. (a) Ansicht von oben (b) Ansicht von rechts Abbildung 4.3: Wagen mit Aufbau In Tabelle 4.1 sind die Daten zu den im Text genannten Bauteilen angeführt. 4. Aufbau Name Profilplatte Profilstange Seilrollen Stahlseil Linearführung Winkelencoder Planetengetriebe Motor Antriebsrolle Kugellager Doppellagerflansch Stellring Welle Flansch Messingprofil Stoßdämpfer Endschalter Leisuntgselektronik Steckeradapterplatine 4.1. Mechanik Type – – 120P/050 ACC/1917/000 FDA Serie HEDM 5500J Serie 38/1, 38/2 Serie 3863 024C – 214485-62 216437-62 225436-62 237086-62 216640-62 222299-62 SC190M-0 – – – 16 Hersteller Abmessung Menge – Länge 2 m 2 Stk – 2 Reihen, Länge 2 m 2 Stk Burkhardt – 2 Stk EUROKIT 1 mm nylonummantelt 10 m Franke Gr. 15, Länge 1500 mm 1 Stk Faulhaber – 2 Stk Faulhaber Übersetzung 3.71/1 1 Stk Faulhaber – 1 Stk Eigenbau 60 mm 1 Stk Conrad 6 mm/13 mm 2 Stk Conrad 13 mm 1 Stk Conrad 6 mm 2 Stk Conrad 6 mm 1 Stk Conrad 6 mm 1 Stk Conrad 15x4 mm 1 Stk ACE – 2 Stk – – 3 Stk Eigenbau – 1 Stk Eigenbau – 2 Stk Tabelle 4.1: Daten zu Bauteilen 4. Aufbau 4.2 4.2. Elektronik 17 Elektronik In diesem Kapitel soll ein Überblick über die eingesetzte Elektronik geschaffen werden. Dazu wird zunächst auf die Adapterplatine eingegangen, welche ein Verbinden sämtlicher Komponenten erlaubt. Anschließend erfolgt eine Kurzbeschreibung der Leistungselektronik und der entsprechenden Sensorik anhand einer vereinfachten Schaltung. 4.2.1 Adapterplatine Die dSpace-Breakoutbox hat BNC- und D-SUB-Steckverbinder. Deswegen wird eine Adapterkarte gefertigt, um das dSpace-System, Leistungselektronik und die Winkelencoder miteinander zu verbinden. Die entsprechende Platine ist in Abbildung 4.4 zu sehen. Abbildung 4.4: Adapterplatine Die Verbindung der Winkelencodersteckplätze von der dSpace-Breakoutbox zur Adapterplatine ist über ein Flachbandkabel realisiert, das auf der einen Seite mit einem D-SUBSteckverbinder und auf der anderen Seite mit einem Pfostenstecker ausgeführt ist. Die Pinbelegung auf der Adapterplatine, von der Unterseite aus gesehen, ist in Abbildung 4.5 dargestellt. Der Nullpositionsschalter, zum Festlegen der Absolutposition, ist direkt über einen Schutzwiderstand mit dem digitalen I/O-Port 1 verbunden. 4.2.2 Leistungselektronik Da eine bereits vorhandene Leistungselektronik [4] nicht für die elektrischen Leistungsanforderungen ausreichend war, musste eine Neue entworfen werden. Die Anforderungen an die neue Leistungselektronik sind: 4. Aufbau 4.2.2. Leistungselektronik 18 Abbildung 4.5: Pinbelegung • Stromregelung in Hardware zur Vorgabe des Motormomentes • Strom > 4 A unter Dauerlast • Spannungs und Strommessung Leistungsteil Für den Leistungsteil wird eine Schaltung mit Operationsverstärker gemäß Abbildung 4.6 verwendet. Die beiden Dioden D1 und D2 dienen als Schutzschaltung vor motorseitiger Überspannung. Bei einer idealisierten Betrachtung des Operationsverstärkers, also unendlich ho- Abbildung 4.6: Leistungsteil der Elektronik her Differenzverstärkung und keinen Biasströmen, entspricht der Spannungsabfall an R2 jenem am Shuntwiderstand Rs R2 ue = Rs īA (4.1) R1 + R2 durch Umformung erhält man den Ausgangsstrom īA (ue ) = ue R2 R (R1 + R2 ) } | s {z Viu (4.2) 4. Aufbau 4.2.2. Leistungselektronik 19 als Funktion der Eingangsspannung ue , mit dem Verstärkungsfaktor Viu . Als Leistungs-OPV wird ein Audioverstärker des Typs LM3886 verwendet, welcher mit ±Vcc = ±24 V versorgt wird. Die Spannung ue wird über dSpace vorgegeben und ist somit auf ±10 V beschränkt. Mit dem Jumper Jin kann der Widerstand R1 verändert werden. Die Widerstandswerte von R2 = 1 kΩ und Rs = 0.22 Ω liegen fest und man erhält folgende Einstellmöglichkeiten, wie im Platinenlayout in Abbildung 4.7 angegeben: • 9.1 kΩ gejumpert: 4.5 A bei einer Eingangsspannung von 10 V • 6.8 kΩ gejumpert: 5.82 A bei einer Eingangsspannung von 10 V • beide Widerstände gejumpert: 9.29 A bei einer Eingangsspannung von 10 V Es empfiehlt sich aber nur die erste Einstellung, da diese garantiert, dass der OPV, der Shuntwiderstand und die Leiterplatine im zulässigen Bereich auf Dauer betrieben werden können. Abbildung 4.7: Layout - Strich bei den Dioden ist auf der verkehrten Seite! Für die hardwarebasierte Notabschaltung des Antriebes wird eine Möglichkeit benötigt, nicht nur das Antriebsmoment und somit den Motorstrom iA zu Null zu regeln, sondern auch elektrisch zu bremsen. Dies wird mittels der Mute“-Funktion des LM3886 realisiert. Wird ” ein Strom kleiner 5 mA aus dem Mute-Pin gezogen, so wird die Motorklemmenspannung uA auf 0 V abgesenkt. Erreicht wird dies durch eine Serienschaltung des Widerstandes Rm = 39 kΩ mit den Notausschaltern1 , welche den Mute-Pin mit der negativen Versorgung −Vcc verbindet. 1 Es handelt sich hierbei um eine Serienschaltung von zwei Öffnern. 4. Aufbau 4.2.2. Leistungselektronik 20 Sensorik Aufgabe der Sensorelektronik ist es, die Ankerspannung uA und den Ankerstrom iA , zu messen und für die Abtastung durch das dSpace-System vorzubereiten. Die Schaltung wird anhand der Abbildung 4.8 erklärt. Abbildung 4.8: Sensorelektronik Bei der Messung der Spannung uA ist zu bedenken, dass keine der Motorklemmen auf einem festen Potential liegt. Deshalb wird ein Instrumentierungsverstärker des Typs AD620 (Verstärkung 1) eingesetzt um uA auf Masse beziehen zu können. Um, mit dem Spannungspegel von ±10 V des dSpace-Systems, Spannungen von ±30 V messen zu können, werden die Klemmenpotentiale über zwei hochohmige Spannungsteiler zuvor auf ein Drittel skaliert. Anschließend erfolgt die Antialiasingfilterung durch einen Tiefpass erster Ordnung, wie in Abschnitt 2.5 angegeben. Ein nachgeschalteter Impedanzwandler stellt dann die Spannung uu bereit. Die Strommessung erfolgt mittels einer LEM-Sonde des Typs HYP-5, diese bietet den Vorteil, dass höhere Spannungspegel als über den Shuntwiderstand Rs zur Verfügung stehen. Der Messfehler wird mit kleiner einem Prozent, bei einem Nennstrom von 5 A angegeben (maximal 15 A). Der Verstärkungsfaktor von Eingangsstrom zur Ausgangsspannung beträgt VLEM = 0.8 VA , damit hat keine weitere Skalierung der Messspannung zu erfolgen. Die LEMSonde benötigt eine wohldefinierte Last am Ausgang, dazu dient der Widerstand RL = 10 kΩ. Die Ausgangsspannung des LEM wird über einen Impedanzwandler abgegriffen, der Antialiasingfilterung unterzogen und anschließend von einem weiteren Impedanzwandler als ui bereitgestellt. Mit den Jumpern JT a kann man die Grenzfrequnz der Antialiasingfilter auf 103 bzw. 104 Hz einstellen. Die Operationsverstärker der Sensorelektronik, die LEM-Sonde sowie der AD620 werden mit ±15 V versorgt. Wird der Sensorteil nicht benötigt, kann auf seine Spannungsversorgung verzichtet werden. Dann müssen allerdings die Jumper Jsens entfernt werden. Die gemessenen Kalibrierungsfaktoren (y = kIndex x + dIndex , k enstpricht der Steigung und d dem Offset) sind in Tabelle 4.2 zu sehen. 4. Aufbau 4.2.2. Leistungselektronik 21 Parameter Wert Einheit kM I 0.779 V/A y . . . Ausgangsspannung der Sensorelektronik dM I 17.251 mV x . . . realer Motorstrom kM U 0.335 V/V y . . . Ausgangsspannung der Sensorelektronik dM U −13.520 mV x . . . reale Motorspannung kE 0.448 A/V y . . . Vorgabe Motorstrom dE 1.890 mA x . . . Eingangsspannung der Leistungselektronik Tabelle 4.2: Gemessene Kalibrierungsfaktoren Umsetzung der realen Schaltung Bei der tatsächlichen Schaltung hat noch eine Stabilisierung der Versorgungsspannungen zu erfolgen. Dazu werden die ±24 V sowie die ±15 V Versorgung durch je zwei Elektrolytkondensatoren gestützt. Die Versorgungsspannungen sämtlicher ICs werden noch in unmittelbarer Nähe durch 100 nF Keramikkondensatoren stabilisiert. Um bei der Notausschaltung über die Mute-Funktionalität des LM3886 zu hohe Motorströme zu vermeiden wird noch ein Kondensator Cm zwischen Mute-Pin und Masse geschalten, dieser garantiert ein weicheres“ Absenken der Spannung uA . ” Dem Widerstand R2 des Eingangsspannungsteilers des Leistungs-OPVs wird eine Kapazität C2 = 3.3 nF parallel geschalten. Dies bewirkt eine Filterung sehr hochfrequenter eingangsseitiger Störungen. Die Grenzfrequenz des dadurch entstehenden Tiefpasses liegt bei 53.5 kHz und damit gut eine Dekade überhalb jener, der mit einer Abtastzeit von 0.1 ms maximal darstellbaren, Frequenz. Das resultierende Schema des Leistungselektronikentwurfs ist im Anhang zu finden, das Platinenlayout in 4.7 dargestellt. Abbildung 4.9: Sprungantwort des Motorstroms: 1 V ≡ 1 A Der Motor wird über den Jumper Um mit der Leistungselektronik verbunden. Um zu sehen, ob das Motormodell für die spätere Regelung vernachlässigbar ist, wurde mit Hilfe eines 1 Ω- 4. Aufbau 4.2.3. Gesamtsystem 22 Shunts gemessen, wie schnell die Schaltung den Strom durch den Motor einstellen kann. Wie man in Abbildung 4.9 sieht, ist der Strom in etwa 50 µs eingeregelt, und die Vernachlässigung ist gerechtfertigt. 4.2.3 Gesamtsystem Abbildung 4.10: Verschaltung der einzelnen Komponenten Die Verschaltung der einzelnen Komponenten zum Gesamtsystem ist in Abbildung 4.10 dargestellt. Als Schutz für die dSpace-Karte ist eine galvanische Trenner- und Spannungsbegrenzerbox zwischen Adapterkarte und dSpace-Breakoutbox zu schalten. 4. Aufbau 4.3 4.3. Verifikation der Positionsmessung 23 Verifikation der Positionsmessung Die Positionsmessung des Wagens mittels Winkelencoder an der Motorwelle wurde mit Hilfe eines zusätzlichen Lasersensor verifiziert. Das Ergebnis, welches in Abbildung 4.11 zu sehen ist, zeigt die Übereinstimmung der Position von Winkelencoder und Lasersensor selbst bei kleinen Bewegungen. 0.07 x ... Laser x ... Winkelencoder 0.065 0.06 x/m 0.055 0.05 0.045 0.04 0.035 0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 4 4.5 t/s Abbildung 4.11: Verifikation der Winkelmessung 4.4 Pendelrückwirkung In Abbildung 4.12 ist die Rückwirkung des Pendels auf die Wagenposition dargestellt, wenn es in der oberen Ruhellage sich selbst überlassen wird. Man sieht eine messbare Rückwirkung von ungefähr 3.5 cm auf den Winkelencoder. 0.52 9 phi ... Messung phi ... Simulation 0.51 8 0.5 7 phi / rad x/m x ... Messung x ... Simulation 0.49 6 0.48 5 0.47 4 0.46 0 5 10 t/s 15 20 3 0 5 10 t/s 15 Abbildung 4.12: Rückwirkung des Pendels auf den Wagen 20 4. Aufbau 4.5 4.5. Nichtidealitäten 24 Nichtidealitäten Allerdings erkennt man in der Abbildung 4.12 eine Diskrepanz zwischen Simulation und Wirklichkeit. Es gibt die Vermutung, dass die Reibung oder die Antriebskraft in den verschiedenen Fahrtrichtungen unterschiedlich sind. Aus diesem Grund wird das Simulationsmodell, zur Verifikation, um eine unterschiedliche Reibung, je nach Fahrtrichtung, angepasst. In Abbildung 4.13 ist der vorige Versuch noch einmal dargestellt. Man erkennt also, dass das Simulationsmodell nun ein ähnliches Verhalten wie das Labormodell zeigt. 0.51 9 x ... Messung x ... Simulation phi ... Messung phi ... Simulation 8 0.5 7 x/m phi / rad 0.49 0.48 6 5 0.47 0.46 4 0 1 2 3 t/s 4 5 6 3 0 1 2 3 t/s 4 5 6 Abbildung 4.13: Rückwirkung des Pendels auf den Wagen - mit erweitertem Simulationsmodell Um die vorangegangene Aussage noch zu untermauern, wird zusätzlich der Kraftverlauf in beide Fahrtrichtungen aufgenommen. Dabei wird der Wagen ohne Pendel mit konstant eingestellter Kraft einmal von links nach rechts und einmal umgekehrt bewegt. Durch die Beziehung F = m1 ẍ + Fr (v) (4.3) erhält man die Antriebskraft F auf das reduzierte Modell. Die Beschleunigung ẍ erhält man durch zweimalige Bildung des Vorwärzdifferenzenqotienten der Wagenposition, die Reibkraft Fr (v) entspricht der Gleichung (2.23). Die Antriebskraft ist in Abbildung 4.14 dargestellt. Man erkennt Kraftschwankungen, die in beide Fahrtrichtungen genau gegengleich, mit einer Periode, die einer Umdrehung der Antriebscheibe entspricht, auftreten. Dieser Effekt2 ist auf das unrunde Laufverhalten der Antriebsrolle zurückzuführen. Für das Simulationsmodell gibt es einen Simulinkblock, der dieses Verhalten nachbildet, da ansonsten beim Aufschwingvorgang Simulation und Messung zu stark abweichen. Außerdem sind die generellen Kraftniveaus zwischen Rechts- und Linkslauf leicht unterschiedlich. Dies ist auf unterschiedliche Reibungen, je nach Fahrtrichtung zurückzuführen. 2 Es handelt sich hier um eine gegengleiche Radiusänderung beim Seilauf- und Abwickelpunkt. 4. Aufbau 4.5. Nichtidealitäten 3 Fan rechtslauf Fan linkslauf 2 Fan / N 1 0 −1 −2 −3 −0.2 0 0.2 0.4 0.6 x/m 0.8 1 1.2 Abbildung 4.14: schwankende Antriebskraft 1.4 25 5 Parameterbestimmung In diesem Kapitel werden die in der Modellbildung verwendeten Parameter bestimmt. Zur Identifikation der Motorparameter dient ein eigener Versuchsaufbau. Mit der daraus gefundenen Motorkonstanten kann in der Folge auf eine, dem Motorstrom äquivalente, Eingangskraft übergegangen werden. Das System Wagen-Pendel wird in zwei Schritten identifiziert, da ansonsten durch die verhältnismäßig geringe Rückwirkung des Pendels auf den Wagen ein schlecht konditioniertes Gleichungssystem entsteht. 5.1 Identifikationsverfahren Da wir uns grundsätzlich für die Parameter interessieren, wird hier auf eine Methode, welche in Robotik II [3] gelehrt wird, zurückgegriffen. Dabei wird eine Least-Squares-Schätzung von, in den Zustandsgleichungen linear vorkommenden Parameterkombination, durchgeführt. Dabei tritt das prinzipielle Problem auf, dass höhere Ableitungen der Messgrößen benötigt werden, welche nicht als Messung vorliegen. Deshalb werden in der Folge die der Identifkation zugrunde liegenden Zustandsgleichungen entsprechend umgeformt bis keine Ableitungen der vorhandenen Messgrößen mehr auftreten. 5.2 Identifikation der Motorparameter Zunächst müssen die Parameter der eingesetzen Gleichstrommaschine bestimmt bzw. verifiziert werden. Diese Aufgabe erfolgte noch mit jener Leistungselektronik, welche für das Projektseminar Torsionsschwinger [4]. entwickelt wurde. Die Anti-Aliasing-Filterung erfolgt wie im Abschnitt 2.5 behandelt. Bei der Spannungsmessung beträgt die Grenzfrequenz 50 Hz, bei der Strommessung 500 Hz. Für den Strom stellt der Ankerkreis (Widerstands sowie Induktivität in Serie) ebenfalls einen RA Tiefpass dar. Mit den Herstellerdaten ergibt sich dessen Grenzfrequenz zu fg = 2πL ≈ A 760 Hz und liegt somit überhalb jener der Filterung. Dementsprechend kann die Motorinduktivität nicht korrekt identifiziert werden. Allerdings spielt dies praktisch keine Rolle, weil die Dynamik des elektrischen Teilsystems keinen messbaren Einfluss auf das mechanische hat. Für die weitere Betrachtung ist nur die Motorkonstante km von Interesse. Als Versuchsaufbau dient der Motor mit Planetengetriebe und einer Schwungmasse (Antriebsrolle). Das Zustandsmodell 1 (uA − RA iA − km ωig ) i˙a LA ϕ̇ = ω 1 (km iA ig − dg ω) ω̇ (Θa +Θm ) folgt mit ϕ̇ = ω aus dem Gleichungssatz (2.21). 26 (5.1) 5. Parameterbestimmung 5.2. Identifikation der Motorparameter 27 Nach zweifachem Integrieren und geeigneter Umformung auf die Datenmatrix H und den Parametervektor p erhält man das lineare Gleichungssystem 1/LA "R t # Rt RA /LA u dτ − i dτ −ϕ 0 0 A A t0 t0 = iA Rt Rτ Rt k i /L (5.2) m g A ϕ 0 0 0 i dτ dτ − t0 ϕdτ k i /(Θ + Θ ) t0 t0 A 1 a m | {z } mg dg /(Θa + Θm ) H | {z } p wobei für die Startwerte uA (t0 ) = 0, iA (t0 ) = 0, ϕ(t0 ) = 0 (5.3) angenommen wird. Als Anregung dient ein Sprung der Ankerspannung uA von 0 V auf 18 V. Zur Verifikation wird zusätzlich ein 321-Sprung1 , mit k = 6V durchgeführt, welcher anschließend mit der Simulation verglichen wird, siehe Abbildung (5.1). Paramter Identifikation La Ra 866 mΩ km 32.9 mNm/A (Θa + Θm ) 307.7 µkgm2 363.7 µNms/rad dg Datenblatt 130 µH 620 mΩ 33.3 mNm/A - 80 6 70 4 60 2 50 0 Ia / A phi / rad Tabelle 5.1: Identifizierte Motorparameter und Trägheiten 40 −2 30 −4 20 −6 phi ... Messung phi ... Simulation 10 0 0 0.5 1 t/s 1.5 Ia ... Messung I ... Simulation −8 a 2 −10 0 0.5 1 t/s Abbildung 5.1: Motor mit Schwungmasse, Vergleich 1 Sprungfolge, mit dem Faktor k: (0k) → (3k) → (−2k) → (1k) 1.5 2 5. Parameterbestimmung 5.3 5.3. Identifikation des Pendels 28 Identifikation des Pendels Hier wird lediglich das Teilsystem Pendel identifiziert. Dazu wird der Wagen fixiert und das Pendel von der oberen Ruhelage heraus fallen gelassen. Es liegt das mathematische Modell nach Gleichung (2.30) zu Grunde. Um die Anfangsbedingungen zu vereinfachen wird eine Nullpunktverschiebung des Pendelwinkels durchgeführt ϕ = ϕ − π. (5.4) 3g 3d2 ω+ sin(ϕ) 2 m2 l 2l (5.5) Damit lässt sich die Gleichung ϕ̈ = − mit der neuen Zustandsgröße ϕ anschreiben. Durch zweifaches Integrieren erhält man Z t Z Z 3d2 3g t τ sin(ϕ)dτ1 dτ ϕ=− ϕdτ + (5.6) m2 l2 t0 2l t0 t0 wobei durch Umformung auf die Darstellung mit Datenmatrix und Parametervektor das Gleichungssystem für die Parameterkombinationen hR R i 3g/(2l) Rt t τ ϕ = t0 t0 sin(ϕ)dτ1 dτ t0 ϕdτ (5.7) −3d2 /(m2 l2 ) mit der Anfangsbedingung ϕ(t0 ) = 0 (5.8) folgt. Aus den Elementen des Parametervektors sind nicht alle physikalischen Parameter berechenbar. Die Masse des Pendels muss auf anderem Weg bestimmt werden um die Dämpfung berechnen zu können. Da die Geometrie des Pendels, (300x15x4) mm, und die Dichte, 8.45 g/cm2 , der Messinglegierung als sehr gut bekannt angenommen werden, lässt sich die Pendelmasse berechnen. Die identifizierten Werte können der Tabelle 5.2 entnommen werden, ein grafischer Vergleich ist in Abbildung 5.2 einzusehen. Paramter Wert Einheit d2 62 µNms/rad l 0.297 m m2 152.1 g Tabelle 5.2: Identifizierte und berechnete Werte des Pendels 5. Parameterbestimmung 5.3.1. Identifikation des Wagens 29 4 phi ... Simulation phi ... Messung 3 2 phi / rad 1 0 −1 −2 −3 0 1 2 3 4 5 t/s 6 7 8 9 10 Abbildung 5.2: Identifikation des Pendels, Vergleich zwischen Simulation und Messung 5.3.1 Identifikation des Wagens Als Grundlage für die Identifikation dient das Modell nach Abschnitt 2.4. Das Reibgesetz nach Gleichung (2.23) wird in die Bewegungsgleichung (2.13) eingesetzt und man erhält das Differentialgleichungssystem (m1 + m2 )ẍ + 21 m2 l cos(ϕ)ϕ̈ − 21 m2 l sin(ϕ)ϕ̇2 + d1 ẋ + dd sgn(ẋ) − F = 0. (5.9) 1 m l cos(ϕ)ẍ + (Jg )ϕ̈ + d2 ϕ̇ + 12 m2 gl sin(ϕ) 2 2 Davon ist für die verbleibenden Parameter lediglich die erste Zeile, also jene der Minimalkoordinate x, von Interesse. Die Stellkraft sowie die Rückwirkung des Pendels auf den Wagen wird auf die rechte Seite gebracht und man erhält m1 1 1 ẍ ẋ sgn(ẋ) d1 = −ẍm2 − m2 l cos(ϕ)ϕ̈ + m2 l sin(ϕ)ϕ̇2 + F (5.10) 2 2 dd wobei noch das Aufintegrieren der Differentialgleichung verbleibt. Die rechte Seite kann gemäß dem Zusammenhang d2 sin(ϕ) = cos(ϕ)ϕ̈ − sin(ϕ)ϕ̇2 dt2 (5.11) bei zweifacher Integration unter der Anfangsbedingung x(t0 ) = 0 vereinfacht werden. Damit folgt das lineare Gleichungssystem Z tZ τ h R i m1 R R l t t τ d1 = F dτ1 dτ − m2 x − sin(ϕ)m2 x t0 xdτ t0 t0 sgn(ẋ)dτ1 dτ 2 t0 t0 dd (5.12) (5.13) 5. Parameterbestimmung 5.3.1. Identifikation des Wagens 30 für die gesuchten Parameter. Darin wird die Größe sgn(ẋ) benötigt, wobei in der numerischen Berechnung ẋ über den Vorwärtsdifferenzenquotienten aus x gewonnen wird. Als Anregung dient die im Folgekapitel 6.1 beschriebene Aufschwingsteuerung, dort kann auch ein Vergleich zwischen Simulation und Messung in Abbildung 6.1 eingesehen werden. Die identifizierten Parameter sind in der Tabelle 5.3 angegeben. Paramter Wert Einheit m1 0.773 kg d1 2.954 N/(m/s) dd 0.847 N Tabelle 5.3: Identifizierte Werte des Wagens 6 Steuerung und Regelungsentwurf An dieser Stelle gilt es nachzuweisen, dass das aufgebaute Modell den Anforderungen entspricht. Dies betrifft den Aufschwingvorgang, sowie die Stabilisierung des Pendels an der oberen Ruhelage. Der Aufschwingvorgang wird durch eine Steuerung, die Stabilisierung durch statische Zustandsrückführung realisiert. 6.1 Aufschwingvorgang Die Aufschwingstrategie besteht aus einer Kraftfolge von 0 ≤ t ≤ t1 Fmax F (t) = 0 t1 < t ≤ t2 −Fmax t > t2 . (6.1) Für den linearen Regler ist ein Bereich von ±36◦ um die obere Ruhelage festgelegt. Erreicht das Pendel diesen, so wird auf den Regler umgeschalten. Die Ergebnisse aus Simulation und Messung am Modell sind in Abbildung 6.1 gegeben. 1 3.5 1 3.5 x ... Messung x ... Simulation x ... Messung x ... Simulation 3 0.9 3 0.9 2.5 2.5 phi ... Messung phi ... Simulation I/Imax ... Messung F/Fmax ... Simulation 2 0.6 1.5 x/m 1.5 phi / rad x/m 0.7 1 0.7 0.5 0.5 phi ... Messung phi ... Simulation I/Imax ... Messung F/Fmax ... Simulation 2 0.8 phi / rad 0.8 1 0.5 0.6 0 0 0.4 −0.5 −0.5 0.5 0.3 0.2 −1 0 1 2 3 −1.5 t/s −1 0 1 2 3 t/s 0.4 0 1 2 3 −1.5 t/s (a) 0.5 m 0 1 2 3 t/s (b) 0.6 m Abbildung 6.1: Aufschwingvorgang an zwei verschiedenen Startpositionen 6.2 Stabilisierung der oberen Ruhelage In diesem Kapitel wird das verwendete Regelgesetz kurz vorgestellt, die Linearisierung des Systems durchgeführt sowie der Regler anschließend entworfen. 31 6. Steuerung und Regelungsentwurf 6.2.1 6.2.1. Regelgesetz 32 Regelgesetz Für die Stabilisierung der oberen Ruhelage wird das LQR-Verfahren[1], mit unendlichem Optimierungsintervall, angewandt. Bei diesem Verfahren wird ein Regelgesetz so gesucht, dass für erreichbare Systeme der Form xk+1 = Axk + Buk das Gütefunktional Jx0 = ∞ X (6.2) xTi Qxi + uTi Rui (6.3) i=0 mit der positiv semidefiniten Matrix Q und der positiv definiten Matrix R minimiert wird. Das Paar [A D] mit DT D = Q muss beobachtbar sein. Als Lösung erhält man ein zeitinvariantes Zustandsregelgesetz der Form uk = Ks xk (6.4) mit der konstanten Rückführungsmatrix Ks . 6.2.2 Linearisierung im Arbeitspunkt Da das mathematische Modell aus Gleichung (2.25) nichtlinear ist, muss das System in der oberen Ruhelage xs = [xs , 0, π, 0]T ; us = 0 (6.5) linearisiert werden. Mit der Annahme rein viskoser Reibung Fr = d1 v (6.6) folgt das linearisierte System der Form ∆ẋ = A∆x + b∆u (6.7) ∆y = cT ∆x mit ∂ A= f(x, u) ∂x x=xs ,u=us 0 0 = 0 0 ∂ b= f(x, u) = ∂u x=xs ,u=us T c= 1 0 0 0 . 1 0 0 4d1 −4m1 −m2 3m2 (gm2 +4gm1 ) 8m1 m2 +16m21 +m22 6d2 l(−4m1 −m2 ) 0 0 1 6d1 l(−4m1 −m2 ) −6(−4gm21 −gm22 −5gm1 m2 ) l(8m1 m2 +16m21 +m22 ) 12(m1 +m2 )d2 m2 l2 (−4m1 −m2 ) 0 −4 −4m1 −m2 0 −6 l(−4m1 −m2 ) (6.8) 6. Steuerung und Regelungsentwurf 6.2.3 6.2.3. Reglerentwurf 33 Reglerentwurf Mit dem linearisierten System aus dem Gleichungssatz (6.8), selbstverständlich in ein zeitdiskretes System umgewandelt, und der Matlab-Routine dlqr folgt bei einer Gewichtung von Q = diag([600, 1, 2000, 1]) R=1 (6.9) der Zustandsrückführungsvektor zu kT = [24.17, 21.27, −75.28, −8.51] . (6.10) Damit die Wagenposition in der Ruhelage dem Sollwert entspricht, muss die Vorverstärkung über −1 κ = cT (E − A − bkT )−1 b = −24.17. (6.11) berechnet werden. Um große Bewegungen um die Sollposition zu vermeiden muss noch der Coulomb’sche Reibkraftanteil aufgeschalten werden. Die gesamte Eingangskraft F setzt sich somit wie folgt zusammen: F = κxsoll + kT x + sgn(v)dd . (6.12) Die hier besprochene Reglerstruktur kann in Abbildung 6.2 betrachtet werden Abbildung 6.2: Reglerstruktur Ein Vergleich bei Positionsvorgabe, mit bzw. ohne Kompensation des Coulomb’schen Reibkraftanteils, kann in den Abbildungen 6.3, 6.4 und 6.5 betrachtet werden. 6. Steuerung und Regelungsentwurf 6.2.3. Reglerentwurf 0.56 34 3.165 x ... ohne Kompensation x ... mit Kompensation phi ... ohne Kompensation phi ... mit Kompensation 3.16 0.54 3.155 3.15 phi / rad x/m 0.52 0.5 0.48 3.145 3.14 3.135 3.13 0.46 3.125 0.44 0 1 2 3 4 3.12 5 0 1 2 t/s 3 4 5 t/s Abbildung 6.3: Messdaten: konstante Position, mit bzw. ohne Kompensation 1 3.4 phi ... Messung phi ... Simulation 3.35 0.9 3.3 0.8 phi / rad x/m 3.25 x ... Messung x ... Simulation 0.7 0.6 3.2 3.15 3.1 0.5 3.05 0.4 3 0.3 0.2 2.95 0 5 10 t/s 15 2.9 0 5 10 15 t/s Abbildung 6.4: Wechselnde Position, Vergleich von Simulation und Messung ohne Kompensation 6. Steuerung und Regelungsentwurf 6.2.3. Reglerentwurf 1 3.4 phi ... Messung phi ... Simulation 0.9 3.3 0.8 phi / rad x ... Messung x ... Simulation 0.7 x/m 35 0.6 0.5 0.4 3.2 3.1 3 0.3 0.2 0 5 10 t/s 15 2.9 0 5 10 15 t/s Abbildung 6.5: Wechselnde Position, Vergleich von Simulation und Messung mit Kompensation 7 Bedienung 7.1 Inbetriebnahme und Stilllegung Zur Inbetiebnahme des Modells müssen folgende Schritte in der angegebenen Reihenfolge durchgeführt werden: 1. Den Pendelbereich von Hindernissen räumen. 2. Den Wagen und das Pendel aus der Parkposition bringen. 3. Einschalten der Spannungsversorgung für den Sensorteil (sofern vorhanden) der Leistungselektronik. 4. Einschalten der Spannungsversorgung für den Leistungsteil der Leistungselektronik. 5. Einschalten der galvanischen Trennerbox. 6. Einschalten des Computers mit dem dSpace-System. 7. Starten von MATLAB und Wechsel ins Projektverzeichnis. 8. Wechsel in das Unterverzeichnis “Berechnungen/Steuerung/”. 9. Ausführen von “init steuerung.m”. 10. Öffnen des Simulinkmodells “WagenPendel.mdl” und Herunterladen auf die dSpaceKarte. Das Pendel muss dabei in Ruhe nach unten hängen. 11. Öffnen des ControlDesk-Projekts im selben Unterverzeichnis. Zum Stilllegen des Modells sind nachfolgende Schritte auszuführen: 1. Ausschalten der galvanischen Trennerbox. 2. Ausschalten der Spannungsversorgung für den Leistungsteil der Leistungselektronik. 3. Ausschalten der Spannungsversorgung für den Sensorteil (sofern vorhanden) der Leistungselektronik. 4. Mit dem Computer ist nach Belieben zu verfahren. 5. Den Wagen und das Pendel in Parkposition bringen, um eine Zerstörung des Modells durch Unachtsamkeit zu vermeiden. 36 7. Bedienung 7.2. Kontrolloberfläche 37 Abbildung 7.1: Kontrolloberfläche - nach der Fahrt zur Nullposition 7.2 Kontrolloberfläche In diesem Abschnitt geht es um die grundlegende Bedienung der Kontrolloberfläche, dargestellt in Abbildung 7.1. Das Programm kennt folgende drei Grundzustände welche durch das LED-Kontrollelement signalisiert werden: • gelb: Die Nullposition wurde noch nicht angefahren. Es muss “Motor ein” gewählt werden. Der Wagen bewegt sich nach links bis die Nullposition erreicht wird. • grün: Dies ist der Zustand nachdem die Nullposition angefahren wurde. Es können alle, weiter unten im Text beschriebene, Aktionen ausgeführt werden. • rot: Dies ist der Zustand, wenn der Wagen zu Nahe an das Ende der Linearführung herangefahren ist(der erlaubte Bereich ist zwischen -0.022 und 1.2 m). Das Programm muss wieder neu auf die dSpace-Karte heruntergeladen werden um diesen Zustand zu verlassen. Wichtig beim Herunterladen des Programms auf die dSpace-Karte ist, dass sich das Pendel in der unteren Ruhelage befindet, da beim Programmstart der aktuelle Pendelwinkel als Null festgelegt wird. Im Rahmen links oben kann der Programmmodus eingestellt werden. Zur Auswahl stehen “Regler”, “Kraftvorgabe” und “Stromvorgabe”. Bei Stromvorgabe kann nur ein konstanter Wert, der im entsprechenden Kontrollelement eingetragen ist, eingestellt werden. Bei Kraftvorgabe gibt es “konstant”, “pulse” und “321-Sprung” zur Auswahl. Änderbar ist auch hier nur der konstante Wert im entsprechenden Kontrollelement. Die Vorgaben für Pulse und 321-Sprung sind fix kodiert. Beim Programmmodus Regler stehen die selben Auswahlmöglichkeiten wie für die Kraftvorgabe zur Verfügung. Um die Vorgabe zu aktivieren muss “Soll 7. Bedienung 7.2. Kontrolloberfläche 38 ein” ausgewählt werden. Im Eingabefeld an der rechten Seite kann angegeben werden, mit welchem Faktor die konstante Reibung bei der Regelung der oberen Ruhelage kompensiert wird. Das Schaltelement für “Motor ein bzw. aus” hat immer Vorrang vor allen anderen Einstellungen. Ist “Motor aus” angewählt, so wird der Motor niemals eine Kraft ausüben. Um den Aufschwingvorgang einzuleiten muss als Programmmodus “Regler, Soll ein, Motor ein” festgelegt werden. Dabei muss das Pendel ruhig nach unten hängen, und der Wagen muss sich auf einer Position zwischen 0.1 und 1.1 m befinden. Zu beachten ist, dass ungefähr 0.5 m Platz benötigt werden. Der Vorgang wird mit “auslösen” gestartet und das Pendel schwingt auf. Will man, dass das Pendel nicht mehr in der oberen Ruhelage stabilisiert wird, so drückt man einfach auf “Motor aus”. Soll ein neuer Aufschwingvorgang eingeleitet werden, so muss zuerst auf “zurücksetzen” gedrückt werden ehe “auslösen” erneut Wirkung zeigt. Anhang .1 Dateibeschreibung des Projektverzeichnises Im Folgenden sind die wichtigsten Dateien aus dem Projektverzeichnis angeführt: Name Berechnungen/Daten/ Berechnungen/einfaches Modell/ init sim.m sim wp.mdl WP- sim wp easy.mdl wp.c wagenpendel.m Berechnungen/Identifikation/ Berechnungen/Regeler/ pos reg wagenPendel.m Berechnungen/Steuerung/ init steuerung.m WagenPendel.mdl Wagen* Berechnungen/ auslegung.mw init wp.m leistungselektronik.mw motormodell.mw WagenPendel.mw WagenPendel Projektionsgleichung.mw Dokumentation/ Elektronik/Leistungsverstärker/ Beschreibung Aufgenommene Daten für Grafiken Simulation des Wagen-Pendelmodells Initialisierungsdatei für die Simulation Modell zur Simulation von Schnittkräften und Begrenzungen Modell zur Simulation inklusive Regelung C-Mex-Funktion in der das Wagen-Pendelmodell enthalten ist Simuliert den Aufschwingvorgang und Stabilisierung der oberen Ruhelage und stellt das Pendel dabei graphisch dar Aufgenommene Daten und zugehörige M-Files zum Identifizieren der Parameter Reglerauslegung Legt einen LQR-Regler für die obere Ruhelage aus Simulinkmodell für DSPACE, und ControldeskOberfläche Initialisierungsdatei für das Simulinkmodell Simulinkmodell für DSPACE Controldesk-Dateien Diverse Aulegungsberechnungen für das Modell Initialisierungsdatei, auf die alle m-Files und Simulink-Modelle zurückgreifen Herleitungen zur Leistungselektronik Herleitungen zum Motormodell Herleitungen zum Wagen-Pendelmodell über Lagrange II Herleitungen zum Wagen-Pendelmodell über die Projektionsgleichung Enthält die Quelldateien zu diesem Dokument Enthält das Schema und das Layout der Leistungselektronik im Format des Programms MicroSim Tabelle 1: wichtige Projektdateien 39 Literaturverzeichnis [1] Schlacher K.: Prozessautomatisierung II-Skriptum, Universität Linz – Institut für Regelungstechnik und Prozessautomatisierung, SS 2007 [2] Bremer H.: Robotik I Skriptum, Universität Linz – Institut für Robotik, 6. Auflage, Juli 2005 [3] Bremer H.: Robotik II Skriptum, Universität Linz – Institut für Robotik, SS 2007 [4] Scharf P., Sergl R.: Design der Leistungs- und Singalelektronik für den Torsionsschwinger, Projektseminar, Universität Linz – Institut für Regelungstechnik und elektrische Antriebe, Dezember 2000 40