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Ptolemaios,
der Astronom und Geograph
Himmel und Erde
Ptolemaios: Leben und Werke
Mittelmeer
Leuchtturm
Dämme,
abgesunkene
Hafenbauten
Insel Pharos
Tempel
der Isis
Pharia
Palast/Tempel der Isis Lochias
Grosser Hafen
Poseidontempel
Antirhodos
Königl. Villa und
Königl. Hafen
Timonion
Heptastadion
Theater
Museion
Bibliothek
Königspalast
Nekropole
Jüdische Stadtteile
l
na
Ka
Nekropole
1
al
Kan
0
Stadion
2 km
Binnenhafen
Mareotis-See
Ptolemaios mit Armillarsphäre und Zirkel. Büste im 1474 vollendeten Chorgestühl des Ulmer
Münsters von Jörg Syrlin d. A. (um 1425–1491).
Die 332 v. Chr. von Alexander dem Grossen gegründete Stadt Alexandria war auch noch in römischer Zeit
dank ihrer umfangreichen Bibliothek das bedeutendste wissenschaftliche Zentrum der antiken Welt.
Leben
Vom Leben des Klaudios Ptolemaios ist wenig bekannt.
Er dürfte um 100 n. Chr. geboren und nach 170 n. Chr.
gestorben sein. Er ist griechischer Muttersprache,
sein lateinischer Vorname Klaudios/Claudius lässt aber
erkennen, dass er das römische Bürgerrecht besass.
Durch zahlreiche Angaben in seinen Werken ist
gesichert, dass er in Alexandria lebte und wirkte. Die
Stadt war auch in der mittleren Kaiserzeit noch
immer das wissenschaftliche Zentrum des römischen
Reiches und verfügte als Provinzhauptstadt von
Ägypten über einen effizienten Verwaltungsapparat.
In Alexandria befand sich die berühmte Bibliothek,
deren Bestände nach dem Brand von 48 v. Chr. wieder
ergänzt worden waren; dort standen den Gelehrten
verschiedene Geräte und Dokumente zur Verfügung
wie Globen, Astrolabe und Karten.
Erhaltene Werke
Ptolemaios ist vor allem dank seiner zwei Hauptwerke
berühmt geworden:
– Syntaxis Mathematica (= Almagest), 13 Bücher, astronomisches Hauptwerk, kurz vor 150 n. Chr. entstanden
– Geographike Hyphegesis (= Handbuch der Geo
graphie), 8 Bücher, geographisches Hauptwerk, kurz
nach 150 n. Chr. entstanden
Daneben verfasste Ptolemaios eine Reihe kleinerer
Traktate vor allem astronomischen Inhalts:
– Tetrabiblos (eine astrologische Schrift)
– Phaseis aplanon asteron (Über die Sichtbarkeit
der Fixsterne)
– Hypothesis ton planomenon (Planetentheorie)
– Analemma (Anleitung zur Konstruktion
einer Sonnenuhr)
Ptolemaios mit Quadrant und Armillarsphäre (vorne links). Holzschnitt in der
Margarita philosophica von Gregor Reisch, 1504.
– Procheiroi kanones (= Handtafeln; Zusammenstellung wichtiger Daten)
– De planisphaerio (Anleitung zur Konstruktion eines
Planisphäriums; nur in lateinischer Übersetzung aus
dem Arabischen erhalten)
Bildnisse
Von Ptolemaios sind keine Bildnisse aus der Antike
erhalten. Daher waren im Mittelalter und in der
frühen Neuzeit der Phantasie keine Grenzen gesetzt,
ein Bild des hochgeachteten Gelehrten zu entwerfen.
Er wird gerne mit Gelehrtenhut dargestellt, ab und
zu – wegen Verwechslung mit den ptolemäischen
Königen von Ägypten – mit einer Krone. Fast immer
ist er mit einem Sternglobus oder einer Armillarsphäre (= ein Kosmos-Modell) als Astronom gekennzeichnet.
Das astronomische Werk des Ptolemaios
egliche Fixsternsphäre
nbew
1.U
aturn
2.S
egliche Fixsternsphäre
nbew
1.U
aturn
2.S
piter
3.Ju
upiter
3.J
ars
4.M
ars
4.M
onne
5.S
enus
6.V
erkur
7.M
8.M ond
rde m itM ond
5.E
nus
6.Ve
7.M erkur
S onne
E rde
Sol
Der Almagest (= Syntaxis Mathematica)
Das astronomische Hauptwerk des Ptolemaios, das
später von den Arabern als Al-Megiste (= Die Grösste)
bzw. Almagest bezeichnet wurde, fasst in 13 Büchern
das ganze astronomische Wissen der Antike zusammen.
Neben Schriften früherer Gelehrter verarbeitet
Ptolemaios auch zahlreiche eigene Berechnungen
und Beobachtungen, nachweislich aus den Jahren
127 – 147 n. Chr.
Das umfangreiche, in vorbildlicher Systematik
handbuchartig aufgebaute Werk fand in arabischer,
später in lateinischer Übersetzung eine riesige
Verbreitung und bestimmte bis zu Kopernikus im
16. Jahrhundert das astronomische Weltbild.
Geozentrisches Weltbild nach Ptolemaios.
Heliozentrisches Weltbild nach Kopernikus
(und Aristarch von Samos).
Es sind vor allem drei Schwerpunkte von grundlegender
Bedeutung, welche dem Werk seine breite Nachwirkung
verliehen haben:
1. Die Verteidigung des geozentrischen Weltbildes
2. Die Beschreibung der Planetenbahnen
3. Der Fixsternkatalog
Die Verteidigung des geozentrischen Weltbildes
Aristarch von Samos, ein Vorläufer des Kopernikus
In der Antike war die Vorstellung verbreitet, dass die
Erde im Zentrum des Kosmos steht. Allerdings
traten bei der Erklärung der Planetenbewegungen, die
gelegentlich Schleifen bilden bzw. rückläufig sind,
unter dieser Voraussetzung Schwierigkeiten auf. Daher
hat Aristarch von Samos (um 250 v. Chr.) nach dem
Zeugnis des Archimedes die These aufgestellt, dass nicht
die Erde, sondern die Sonne im Zentrum des Kosmos
stehe und die Erde mit den anderen Planeten um die
Sonne kreise:
«Aristarch von Samos dagegen hat in seinen Schriften die Lehre
aufgestellt, . . . dass die Fixsterne und die Sonne unbeweglich
bleiben (´ ’´
), die Erde sich aber auf einer Kreisbahn
um die Sonne bewegt, die sich im Mittelpunkt befindet. (` `
˜ ´ ` ` ‘‘ ` ´
´).
Die Fixsternsphäre, die denselben Mittelpunkt umwölbt, sei
so gross, dass die Erdbahn zur Fixsternsphäre dasselbe Verhältnis
habe wie der Mittelpunkt einer Kugel zu deren Oberfläche.»
(Archimedes, Sandrechner 1,4f.).
Fixstern
Sonne
Winter
Sommer
Umlaufbahn der Erde
F1
F2
α
β
Sonne
Sommer
Winter
Umlaufbahn der Erde
Parallaxe der Fixsterne: Beim Umlauf der Erde um die Sonne ergeben sich – freilich ganz winzige –
Verschiebungen (Parallaxen) der Fixsterne, d. h. ein bestimmter Fixstern (F) wird im Frühling
unter einem anderen Winkel gesehen als im Herbst (obere Skizze) oder der Winkel zwischen zwei
Fixsternen (F1, F2 ) verändert sich (untere Skizze).
Kritik des Ptolemaios
am heliozentrischen Weltbild
Ptolemaios kennt diese Theorie des Aristarch, verteidigt
aber das herkömmliche geozentrische System, das
damit unter dem Namen «Ptolemäisches Weltsystem»
für anderthalb Jahrtausende, bis zu Kopernikus und
Galilei, Gültigkeit haben sollte.
Allerdings führt Ptolemaios ein mathematisch absolut
korrektes Argument zugunsten des geozentrischen
Weltbildes an, das selbst Kopernikus und Galilei nicht
widerlegen konnten: Ptolemaios folgert, dass – wenn
sich die Erde in einer riesigen Umlaufbahn um die
Sonne bewegte – sich Veränderungen (Parallaxen)
an den Fixsternkonstellationen zeigen müssten. Einfach
gesagt: ein bestimmter Fixstern müsste im Frühling
unter einem anderen Winkel gesehen werden als im
Herbst (Almagest 1,5f.). Eine solche Parallaxe war zur
Zeit des Ptolemaios schlicht nicht auszumachen.
Textstelle aus dem Manuskript des Kopernikus De revolutionibus orbium caelestium, an welcher er sich
auf Aristarch von Samos beruft (Pfeil): «Aristarchum Samium ferunt eadem fuisse sententia». Man
berichtet, Aristarch von Samos habe die gleiche Ansicht vertreten, nämlich, dass die Erde um die Sonne
kreise. Die Stelle ist bei der Drucklegung einer Kürzung zum Opfer gefallen. (Autograph, fol. 11v).
Galilei kommt im Dialogo sopra i due massimi sistemi
del mondo, Tolemaico e Copernicano (1632) auf
das Argument des Ptolemaios zu sprechen und kann
es nicht widerlegen: Er gibt allerdings der Hoffnung
Ausdruck, dass man später einmal so genaue Instrumente werde bauen können, um eine solche Parallaxe
feststellen zu können.
Erst Friedrich Wilhelm Bessel gelang es 1838, erstmals
eine solche Fixsternparallaxe nachzuweisen: Sie beträgt bei 61 Cygni, einem der nächsten Fixsterne, den
verschwindenden Betrag von ca. 1⁄3 Bogensekunde,
d. h. eine Zündholzbreite auf eine Distanz von 1 km.
Bis dahin blieb das Argument des Ptolemaios unwiderlegt.
Kopernikus
und das heliozentrische Weltbild
In seinem revolutionären, 1543 in Nürnberg gedruckten
Werk De revolutionibus orbium caelestium verwirft
Kopernikus das allgemein akzeptierte ptolemäische
Weltbild und propagiert bekanntlich das heliozentrische
Weltbild. Wie sehr diese Theorie auf Widerspruch
stossen sollte, erhellt der Galilei-Prozess von 1633.
Wenig bekannt ist, dass sich Kopernikus im Vorwort
zu seinem epochemachenden Werk, das bis ins
18. Jahrhundert auf dem Index der verbotenen Bücher
stand, ausdrücklich auf seinen Vorläufer, Aristarch
von Samos, beruft (vgl. obige Textstelle).
Skizze der Epizyklus-Hypothese: Unter der Annahme, dass Himmelskörper sich nur auf Kreisen
bewegen können, versuchte man, solche Schleifenbahnen der Planeten durch so genannte
Epizyklen zu erklären, d.h. man dachte sich den Planeten auf einem «Aufkreis» (= Epizyklus)
rotierend, dessen Zentrum sich auf einer geozentrischen Kreisbahn befindet.
Pollux
LÖWE
ZWILLINGE
7
9
Regulus
8
Merkur
KREBS
Planetenschleife: Von der Erde aus gesehen bilden die Planeten vor dem Fixsternhimmel
scheinbar Schleifen, hier die Merkurschleife im Gebiet der Sternbilder Krebs/Löwe im Herbst
2005.
Das Berner Planisphärium: Darstellung des Sternenhimmels in einer nordpolzentrierten
Planprojektion, in welcher die 48 Sternbilder positionsgerecht eingetragen sind. Aus der Arat-/
Germanicus-Handschrift Cod. Bernensis 88, fol. 11v (10. Jh.).
Die Beschreibung der Planetenbahnen
Die zweite hervorzuhebende Leistung des Astronomen
Ptolemaios besteht darin, dass er im Almagest die erste
zutreffende Beschreibung der scheinbaren Planetenbahnen vorlegt.
Ein besonderes Problem der ganzen antiken Astronomie bestand darin, den Lauf der Planeten zu erklären,
welche mit ihren Schleifenbildungen und Rückläufen
so seltsame Bewegungen ausführten, dass man sie eben
als «Planeten» (= «Irrsterne») bezeichnete. Vom geozentrischen Standpunkt aus war diesen Bewegungen in
der Tat nur schwer beizukommen, besonders unter
der damals allgemein gültigen Voraussetzung, dass sich
die Himmelskörper nur auf Kreisbahnen bewegen
könnten.
Mit Hilfe der Epizyklen-Theorie gelingt es Ptolemaios,
die von ihm recht genau ermittelten Bahndaten der
Planeten, d. h. die Abstandverhältnisse und Elongationen von der Sonne, mathematisch in den Griff zu
bekommen: Er geht davon aus, dass sich die Planeten
auf einem Epizyklus (= Aufkreis) bewegten, dessen
Zentrum auf der Planetenumlaufbahn liegt. Damit
konnten solche Schleifenbildungen nachvollzogen
werden.
Fixsternkatalog des Ptolemaios (Sternbild Schütze)
im Codex Vaticanus graecus 1594, fol. 160v (9. Jh.).
Der Fixsternkatalog
Eine weitere besondere Leistung des Ptolemaios besteht
darin, dass er – auch unter Benützung früherer Quellen
– einen Fixsternkatalog verfasst hat, in welchem er
1022 Fixsterne, geordnet nach den kanonisch gewordenen 48 Sternbildern, in einem ekliptikalen Koordinatensystem verzeichnet. Zur Positionsbestimmung der
Sterne stellt er einen Astrolab (ein Gerät zur Positionsmessung von Himmelskörpern) her, mit welchem sich
die Standorte der einzelnen Sterne ermitteln liessen
(vgl. das Astrolab-Modell in der Stehvitrine).
Beispiel: Sternbild Schütze Als Beispiel für den
Aufbau des Fixsternkataloges wird hier das Sternbild
des Schützen (Sagittarius) vorgestellt, und zwar im
griechischen Originaltext (Almagest 8,1), in deutscher
Übersetzung von Karl Manitius sowie in der Adaptation
der Positionsangaben in der Arat-Überlieferung.
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Der (Stern) an der Pfeilspitze
Der an der von der linken Hand erfassten Stelle
Der im südlichen Teil des Bogens
Von denen im nördlichen Teil des Bogens der südlichere
Der nördlichere derselben am Ende des Bogens
Der an der linken Schulter
Der diesem vorangehende am Pfeil
Der nebelförmige Doppelstern im Auge
Von den drei im Kopf der vorangehende
Der mittlere derselben
Der nachfolgende der drei
Von den drei im nördlichen Oberkleide der südliche
Der mittlere derselben
Der nördliche der drei
Der den drei nachfolgende schwache
Von den zwei im südlichen Oberkleid der nördlichere
Der südlichere derselben
Der an der rechten Schulter
Der am rechten Ellbogen
Sag 4° 30’
Sag 7° 40’
Sag 8°
Sag 9°
Sag 6° 40’
Sag 15° 20’
Sag 13°
Sag 15° 10’
Sag 15° 40’
Sag 17° 40’
Sag 19° 10’
Sag 21° 20’
Sag 22° 20’
Sag 22° 50’
Sag 25° 40’
Sag 29° 30’
Sag 27° 40’
Sag 22° 40’
Sag 24° 50’
S 6° 30’
S 6° 30’
S 10° 50’
S 1° 30’
N 2° 50’
S 3° 10’
S 3° 30’
N 0° 45’
N 2° 10’
N 1° 30’
N 2°
N 2° 50’
N 4° 30’
N 6° 30’
N 5° 30’
N 5° 50’
N 2°
S 1° 50’
S 2° 50’
3. Grösse
3. Grösse
3. Grösse
3. Grösse
4. Grösse
3. Grösse
4. Grösse
Nebel
4. Grösse
4. Grösse
4. Grösse
5. Grösse
4. Grösse
4. Grösse
6. Grösse
5. Grösse
6. Grösse
5. Grösse
4. Grösse
20. Von den drei auf dem Rücken der im Raum
zwischen den Schultern
21. Der mittlere derselben am Schulterblatt
22. Der übrige unter der Achsel
23. Der am vorderen linken Knöchel
24. Der am Knie desselben Fusses
25. Der am vorderen rechten Knöchel
26. Der am linken Schenkel
27. Der am hinteren rechten Ellbogen
Sag 20°
Sag 17° 40’
Sag 16° 20’
Sag 17° 40’
Sag 17°
Sag 6° 40’
Sag 27° 20’
Sag 23° 50’
S 2° 30’ 5. Grösse
S 4° 30’ 4. Grösse
S 6° 45’ 3. Grösse
S 23°
2. Grösse
S 18°
2. Grösse
S 13°
3. Grösse
S 13° 30’ 3. Grösse
S 20° 10’ 3. Grösse
28. Von den vier im Ansatz des Schwanzes der
vorangehende der nördlichen Seite
29. Der nachfolgende der nördlichen Seite
30. Der vorangehende der südlichen Seite
31. Der nachfolgende der südlichen Seite
Sag 27° 40’
Sag 28° 50’
Sag 28° 50’
Sag 29° 40’
S 4° 50’
S 4° 50’
S 5° 50’
S 6° 30’
5. Grösse
5. Grösse
5. Grösse
5. Grösse
31 Sterne: 2 zweiter, 9 dritter, 9 vierter, 8 fünfter, 2 sechster Grösse, 1 nebelförmiger.
Tabelle des Sternbildes Schütze aus der Übersetzung von Karl Manitius.
Sternbild Schütze aus der Arat-/Germanicus-Handschrift Cod. Leidensis lat. Q 79, fol. 52v,
mit Eintragung der Einzelsterne nach dem ptolemäischen Fixsternkatalog.
4
10
11
‹14›
‹16›
1
8
6
13
‹17›
5
9
2
12
18
‹15›
7
19
3
?
30
24
29
21
28
‹31›
20
?
22
23
25
27
Sternbild Schütze im Fixsternkatalog des Abd ar Rahman as-Sufi (10. Jh.), mit as-Sufis
Sternnummerierung, die genau den Angaben des Ptolemaios entspricht (Cod. Bodleianus
Marsh. 144, p. 276).
26
Der Vergleich der Anordnung der Sterne im Cod. Leidensis fol. 52v. (Schütze) mit den Angaben
bei Ptolemaios Synt. 8,1 ergibt – abgesehen von den fehlenden Koordinaten – eine frappante
Übereinstimmung. Text des Ptolemaios:
1. «Der (Stern) an der Pfeilspitze. 2. Der an der von der linken Hand erfassten Stelle (des
Bogens ). 3. Der im südlichen Teil des Bogens. 4. Von denen im nördlichen Teil des Bogens der
südlichere. 5. Der nördlichere derselben am Ende des Bogens. 6. Der an der linken Schulter.
7. Der diesem vorangehende am Pfeil. 8. Der nebelförmige Doppelstern im Auge. 9. Von den
drei im Kopf der vorangehende. 10. Der mittlere derselben. 11. Der nachfolgende der drei.
12. Von den drei im nördlichen Oberkleide der südliche. 13. Der mittlere derselben. 14. Der
nördliche (fehlt). 15. Der den drei nachfolgende schwache (fehlt). 16. Von den zwei im
südlichen Oberkleid der nördlichere (fehlt). 17. Der südlichere derselben (fehlt). 18. Der an der
rechten Schulter. 19. Der am rechten Ellbogen. 20. Von den drei auf dem Rücken der im Raum
zwischen den Schultern. 21. Der mittlere derselben am Schulterblatt. 22. Der übrige unter
der Achsel. 23. Der am vorderen linken Knöchel. 24. Der am Knie desselben Fusses. 25. Der am
vorderen rechten Knöchel. 26. Der am linken Schenkel. 27. Der am hinteren rechten Ellbogen.
28. Von den vier im Ansatz des Schwanzes der vorangehende der nördlichen Seite. 29. Der
nachfolgende der nördlichen Seite. 30. Der vorangehende der südlichen Seite. 31. Der
nachfolgende der südlichen Seite (fehlt).»
Ptolemaios in der Arat-Überlieferung Arat hat im
3. Jh. v. Chr. ein astronomisches Lehrgedicht verfasst,
das besonders in der lateinischen Übersetzung des
Germanicus (Anf. 1. Jh. n. Chr.) grosse Verbreitung
fand. Darin werden die in der Antike kanonisch gewordenen 48 Sternbildfiguren nach einem Globus
beschrieben, freilich ohne dass einzelne Sterne genannt
werden. In den mittelalterlichen Handschriften finden
sich prächtige Miniaturen dieser Sternbilder, die aber
auffälligerweise auch die einzelnen Sterne verzeichnen,
und zwar nach dem Fixsternkatalog des Ptolemaios.
Ein Vergleich des Sternbildes Schütze mit dem ptolemäischen Katalog macht dies deutlich (vgl. die Abbildung aus der Arat-/Germanicus-Handschrift und
deren Umzeichnung unten).
Das geographische Werk des Ptolemaios
Eine so genannte T-O-Karte ist eine schematische Anordnung der Kontinente, wie sie in
mittelalterlichen Handschriften anzutreffen ist. Die Karte ist nach Osten ausgerichtet,
die drei Erdteile bilden im Innern ein T und sind aussen vom O-förmigen Ozean umflossen.
Die Hereforder Weltkarte aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts diente von
Anbeginn als Altarbild der Kathedrale von Hereford. Sie bildet eines der
grössten überlieferten Weltbilder des Mittelalters. Von der auf Pergament
gezeichneten Handschrift erschien 1903 auch ein mehrfarbiger Nachdruck
der Karte.
Weltkarte des Ptolemaios (rechter Teil) aus dem Codex Seragliensis GI 57
(um 1300, nach antiker Vorlage gezeichnet). Nach Norden ausgerichtet, nach
der 2. ptolemäischen Projektionsmethode, die versucht, die Kugelgestalt
der Erde nachzuahmen.
Das Handbuch der Geographie (`
‘ ´) ist nach 150 n. Chr. geschaffen worden.
Es sollte – als Pendant zum Almagest – das damalige
geographische Wissen zusammenfassen, das in zahlreichen Quellen zerstreut und kaum überblickbar war.
Die Geographie des Ptolemaios, die im Westen das
ganze Mittelalter hindurch verschollen war, spielte nach
ihrer Wiederentdeckung im 14. Jahrhundert eine
grundlegende Rolle beim Übergang vom mittelalterlichen zum neuzeitlichen Weltbild.
Das geographische Weltbild des Mittelalters basiert
zunächst auf einer rein schematischen Anordnung der
drei Erdteile (so genannte T-O-Karte): Asien (oben),
Europa (links), Afrika (rechts des T-Balkens), rund
umflossen vom Ozean (O).
Dasselbe Schema liegt letztlich den sehr viel detaillierteren, aber doch wenig realistischen Scheibenkarten
des Mittelalters zugrunde wie etwa bei der Ebstorfer
Weltkarte aus der Mitte des 13. Jahrhunderts.
In fundamentalem Kontrast dazu steht die nur wenige
Jahrzehnte später in Byzanz nach einer antiken Vorlage
gezeichnete ptolemäische Weltkarte. Der geographische
Horizont, der hier in der Weltkarte des Ptolemaios
dokumentiert und im Ortskatalog und den Länderkarten detailliert vorgeführt wird, reicht von den Kanarischen Inseln im Westen über Indien hinaus im Osten
bis nach China und Indonesien, wo die Angaben
freilich immer unsicherer werden und schliesslich in die
terra incognita ausufern; in der Süd-Nordausdehnung
reicht die Oikumene (= bewohnte Welt) von Gegenden
südlich des Äquators (Seen der Nilquellen) bis hin zur
sagenhaften Insel Thule auf der Breite von 63° N.
Gliederung der Geographie des Ptolemaios
Die ptolemäische Geographie gliedert sich grob
in drei Teile:
1. Teil: Theoretische Einleitung
– Auseinandersetzung mit dem Vorläufer Marinos
– Projektionsmethoden zur Zeichnung der Weltkarte
2. Teil: Ortskatalog
– Verzeichnis von etwa 8000 Orten mit Längen- und
Breitengraden; Null-Meridian bei den Insulae
Fortunatae (= Kanarische Inseln)
3. Teil: Atlas
– 1 Weltkarte in zwei Ausführungen
– 26 Länderkarten
Oben: Bei der einfachen Kegelprojektion werden die Meridiane mit geraden Linien dargestellt.
Unten: Die modifizierte Kegelprojektion entwirft mit ihren gekrümmten Meridianen ein noch
realistischeres Abbild der Erde.
1. Teil: Theoretische Einleitung Neben einer langwierigen Auseinandersetzung mit seinem Vorgänger
Marinos besteht der 1. Teil der Geographie vor allem in
einer Anleitung zum Kartenzeichnen. In erster Linie
ging es um das Problem, wie eine Kugeloberfläche auf
einer ebenen Zeichnungsfläche dargestellt werden kann,
ohne dass übertriebene Verzerrungen auftreten. Es
ist eine der kreativen Leistungen des Ptolemaios, dass er
dafür eine neuartige, besondere Projektionsmethode
entwarf, die so genannte Kegelprojektion, welche die
Darstellung der Kugeloberfläche ungleich besser wiedergab als die bis anhin gebräuchlichen rechteckigen
Darstellungen.
Ausschnitt aus dem Ortskatalog: Teile der Schweiz mit Nennung der Helvetier,
des Jura sowie der Orte Aventicum/Avenches, Julia Equestris/Nyon u. a.
mit zugehörigen Koordinaten (Codex Vaticanus Urbinas Graecus 82, fol. 17v).
2. Teil: Ortskatalog Eine weitere besondere Leistung
des Ptolemaios besteht darin, dass er eine Methode
erfand, um die ungezählten Orte, die auf Strassenkarten, in Küstenbeschreibungen, in Reiseberichten
und Tabellen aller Art verzeichnet waren, in einem einheitlichen System zu erfassen. Er schuf ein Koordinatensystem von Längen- und Breitengraden, das dem
heutigen sehr ähnlich ist: Die Breitengrade werden, wie
heute, vom Äquator aus von Null bis 90° am Pol gezählt. Die Längengrade werden vom Null-Meridian aus
gezählt, den Ptolemaios an den Westrand der damaligen Oikumene verlegt, bei den Insulae Fortunatae, d. h.
den Kanarischen Inseln; heute geht er bekanntlich
durch Greenwich.
In diesem Koordinatensystem erfasst er in seinem Ortskatalog etwa 8000 Orte der damals bekannten Welt;
auf den ersten Blick eine langweilige, trockene Ansammlung von Ziffern, bei näherem Zusehen aber eine der
interessantesten und umfangreichsten Datensammlungen der früheren Wissenschaftsgeschichte.
Griechisches Zahlensystem
ganze Zahlen (=Gradangaben)
Brüche (=Minutenangaben)
Einer
Zehner
Hunderte
Einfache Brüche
Zusammengesetzte Brüche
a= 1
i = 10
r = 100
ib' = 1⁄12 = 5'
gib' = 1⁄3 + 1⁄12 = 25'
b= 2
k = 20
s = 200
w' = 1⁄6 = 10'
L ib' = 1⁄2 + 1⁄12 = 35'
g= 3
l = 30
t = 300
d' = 1⁄4 = 15'
go' = 2⁄3 = 40'
d= 4
m = 40
u = 400
g ' = 1⁄3 = 20'
Ld ' = 1⁄2 + 1⁄4 = 45'
e= 5
n = 50
f = 500
L' = 1⁄2 = 30'
Lg ' = 1⁄2 + 1⁄3 = 50'
w= 6
j = 60
x = 600
c = 700
z= 7
o = 70
h= 8
p = 80
v = 800
y= 9
q = 90
Q = 900
L gib ' = 1⁄2 + 1⁄3 + 1⁄12 = 55'
Das griechische Zahlensystem besteht aus Buchstaben mit Zahlwerten; Bruchteile von Graden
werden durch einfache oder zusammengesetzte Brüche ausgedrückt.
Da in den Handschriften ganze Zahlen und Brüche lediglich durch Hochstrich (-) bzw. Akzentstrich
(‘) unterschieden werden, besteht eine erhebliche Gefahr der Verwechslung. Offensichtliche
derartige Koordinatenfehler, die z.T. eine Verschiebung eines Ortes um mehrere Grade zur Folge
haben, lassen sich mit einer Überprüfung auf den überlieferten Karten vielfach erkennen und
korrigieren.
Europa, 2. Länderkarte: Die Karte zeigt die Iberische Halbinsel mit den drei spanischen Provinzen
Baetica (Andalusien), Lusitanien (Portugal) und Tarraconensis (Spanien) (Cod. Vaticanus Urbinas
Graecus 82, fol. 65v/66r).
Europa, 3. Länderkarte: Die Karte zeigt das heutige Frankreich mit den vier gallischen Provinzen.
Im rechten unteren Teil erkennt man die Alpen sowie die Rhone mit ihren Zuflüssen und dem
Genfer See (Cod. Seragliensis GI 57, fol. 80r).
Oben: Europa, 5. Länderkarte: Die Karte zeigt die Alpenländer sowie Ungarn und Ex-Jugoslawien.
Besonders markant ist die Donau mit ihren Zuflüssen (Cod. Vaticanus Urbinas Graecus 82,
fol. 69v/70r).
Unten: Europa, 6. Länderkarte: Die Karte zeigt Italien und Korsika sowie Teile von Sardinien und
Sizilien. Die Kontur des Stiefels ist bereits gut erkennbar. Beim grünen Gebirge, das sich über ganz
Italien hinzieht, handelt es sich um den Apennin (Cod. Vaticanus Urbinas Graecus 82, fol. 71v/72r).
3. Teil: Atlas Der dritte Teil der Geographie ist ein
eigentlicher Atlas mit 1 Weltkarte und 26 Länderkarten.
Die Weltkarte ist in praktisch allen Handschriften in
der einfachen Kegelprojektion mit geradlinigen
Meridianen ausgeführt; einzig die Istanbuler Handschrift weist die schwierigere Projektion mit gekrümmten Meridianen auf. Im Original standen zweifellos
beide Weltkarten nebeneinander. Die 26 Länderkarten
sind, mit entsprechendem Begleittext, in einer Art
Zylinderprojektion entworfen und weisen je nach
Ortsdichte der dargestellten Regionen unterschiedliche
Massstäbe auf.
Nachwirkung der Geographie des Ptolemaios
Das geographische Werk des Ptolemaios, das sich an
ein Fachpublikum richtete, fand in der Antike verständlicherweise wenig Verbreitung. Abgesehen von einigen
spärlichen Erwähnungen in der Spätantike und bei den
Arabern blieb das Werk verschollen, bis um 1300 die
ersten Exemplare wieder in Istanbul auftauchten. Eine
durchgehende Kartentradition lässt sich jedoch bis
mindestens in die Spätantike zurückverfolgen.
Nach der Übersetzung ins Lateinische im Jahre 1406
trat die ptolemäische Geographie, nun Cosmographia
genannt, einen beispiellosen Siegeszug an, wie die über
50 erhaltenen, zum Teil mit prachtvollen Karten ausgestatteten lateinischen Handschriften belegen. Auch
Kolumbus war im Besitz einer gedruckten Ausgabe,
nämlich der Römer-Ausgabe von 1478, die er eifrig mit
Notizen versah. Die Karten der ptolemäischen Geographie wurden in der Folge für die Kartographie der
frühen Neuzeit bestimmend – und zwar auch lange
noch, als mit der Entdeckung von Amerika das ptolemäische Bild der Oikumene eigentlich längst überholt
war.
Afrika, 3. Länderkarte, Osthälfte: Die Karte zeigt Ägypten mit dem Nildelta. Die Karte dieser
venezianischen Handschrift (15. Jh.) ist etwas weniger sorgfältig gearbeitet, was sich
besonders an den braunen Gebirgen zeigt (Cod. Marcianus Graecus 516, fol. 129r).
Oben: Übersichtskarte von Ostafrika aus einer Florentiner Handschrift, in welcher die Karten
in den Ortskatalog integriert wurden. Gut zu erkennen sind der Nil mit seinen Quellseen und
das «Horn von Afrika» (heute Somalia) (Cod. Florentinus Laurentianus XXVIII, 49 fol. 53v/54r).
Unten: Asien, 1. Länderkarte: Die Karte zeigt die heutige Türkei. Auffallend ist die dicht
besiedelte, stark zerklüftete kleinasiatische Küste (Cod. Vaticanus Urbinas Graecus 82,
fol. 89v/90r).
Einen Eindruck hiervon gibt die berühmte Weltkarte
von Martin Waldseemüller aus dem Jahre 1507, auf
welcher erstmals Amerika in groben Umrissen dargestellt und v. a. namentlich genannt ist (vgl. Karte an
der gegenüberliegenden Wand). Die Konturen von
Afrika sind ebenfalls nach den jüngsten Erkenntnissen
der portugiesischen Entdeckungen gearbeitet, während
die Konturen von Europa und Asien mit wenigen
Ausnahmen immer noch den ptolemäischen Weltkarten nachempfunden sind. Den oberen Bildrand
zieren zwei gleichberechtigte Porträts von Klaudios
Ptolemaios, dem Geographen der Alten Welt, und von
Amerigo Vespucci, dem Entdecker Amerikas und
Geographen der Neuen Welt.
Oben: Asien, 11. Länderkarte: Die Karte zeigt Südostasien mit der «Goldenen Chersonnes»
(Malayische Halbinsel) in der Mitte. Auffällig ist der Landstreifen am rechten Rand der Karte,
der sich realitätsfern nach Süden zieht und Asien mit Afrika verbindet (Cod. Vaticanus Urbinas
Graecus 82, fol. 107v/108r).
Unten: Asien, 12. Länderkarte: Die letzte Karte der ptolemäischen Geographie zeigt die Insel
Taprobane, das heutige Sri Lanka (Cod. Vaticanus Urbinas Graecus 82, fol. 109r).
Das Berner Ptolemaios-Projekt
Istanbul, Chora-Kloster, in dem möglicherweise die berühmte Ptolemaios-Handschrift
abgeschrieben wurde.
Istanbul, Sicht auf die Bibliothek des
Topkapi-Museums.
Anlass zu einer Neuausgabe der Geographie
Trotz der hervorragenden Stellung der ptolemäischen
Geographie existierte bis heute weder eine zeitgemässe
vollständige Ausgabe noch eine deutsche Übersetzung
des Werkes. Am Berner Institut für Klassische Philologie ist deshalb im Jahr 2001 ein internationales Projekt
ins Leben gerufen worden mit dem Ziel, eine vollständige Edition von Text und Karten zu schaffen, die
sowohl philologischen Ansprüchen gerecht wird als auch
für interessierte Nichtgräzisten zugänglich ist. Ziel des
Ptolemaios-Projektes ist es, die Ausgabe von Carl
Friedrich August Nobbe von 1845, bislang die «modernste» vollständige Ausgabe, zu ersetzen.
Die Neuausgabe enthält
– einen neu redigierten griechischen Text, bei welchem
erstmals die neue Ptolemaios-Handschrift von
Istanbul vollständig ausgewertet wird
– eine erstmalige vollständige deutsche Übersetzung
mit erklärenden Anmerkungen
– nach den Angaben des Ptolemaios umgezeichnete
und in den Text integrierte Karten
– eine Einleitung mit den nötigen Sacherklärungen
und einen Index
– eine Datenbank der etwa 8000 Orte und
12 000 Koordinaten.
Angehörige des Projektteams im Bibliotheksraum des Topkapi-Museums bei der Untersuchung der
Ptolemaios-Handschrift (Januar 2003).
Projektteam
Leitung
Prof. Dr. Alfred Stückelberger – Prof. Dr. Gerd Graßhoff (Bern)
Buchbearbeitende
1. Buch: Prof. Dr. Alfred Stückelberger (Bern)
2. Buch: Dr. Florian Mittenhuber (Bern)
3. Buch: lic. phil. Renate Burri (Bern)
4. Buch: PD Dr. Klaus Geus (Bamberg)
5. Buch: Mag. Dr. Gerhard Winkler (Linz)
6. Buch: Dr. Susanne Ziegler (Darmstadt)
7. Buch: lic. phil. Judith Hindermann (Bern)
8. Buch: Mag. Lutz Koch (Hamburg)
Karten: Dr. Florian Mittenhuber (Bern)
Index /Datenbank: lic. phil. Kurt Keller (Thun)
Weitere Mitwirkende
Die Edition wird im Verlauf des Jahres 2006 im Verlag
Schwabe AG (Basel) herauskommen.
Die ganze Arbeit wird in verdankenswerter Weise
vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt.
Prof. Dr. Helmut Humbach (Mainz: Beratung)
Prof. Dr. Robert Fuchs (Köln: Hs.-Restaurierung)
Prof. Dr. Celal Şengör (Istanbul: Restaurierung Cod. Ser. GI 57)
Prof. Dr. Roland Bielmeier (Bern)
Jürg Stückelberger, dipl. Ing. ETH (EDV-Programme)
Barbara Burckhardt dipl. Arch. USI (graph. Gestaltung der Karten)
Relativ gut lesbare Seite aus dem Ortskatalog der Istanbuler Handschrift
(Cod. Seragliensis GI 57, fol. 28v).
In den äusseren Teilen ist die Handschrift stark zerstört
(Cod. Seragliensis GI 57, fol. 122r).
Die Campagnen in Istanbul
Eine Neuedition der Geographie des Ptolemaios drängte
sich aus einem ganz besonderen Umstand auf: Im Jahr
1927 hat ein deutscher Gelehrter, Adolf Deissmann,
in den Magazinen der ehemaligen Hofbibliothek des
Sultans im Topkapi-Palast von Istanbul eine Ptolemaios-Handschrift entdeckt, die heute die Bezeichnung
Codex Seragliensis GI 57 trägt. Die Handschrift ist
zwar in einem ausserordentlich schlechten Zustand, ist
aber offensichtlich eine der ältesten und bedeutendsten
Handschriften, enthält sie doch den vollständigen
Text und den kompletten Kartensatz von 1 Weltkarte
(die einzige handschriftlich erhaltene mit gekrümmten
Meridianen!) und 26 Länderkarten.
Ein wesentliches Ziel des Ptolemaios-Projektes bestand
darin, diese bedeutende Handschrift vollständig
auszuwerten. Nach längeren Verhandlungen mit den
türkischen Behörden in Istanbul und in Ankara wurde
es dem Projektteam erlaubt, den Codex vor Ort zu
studieren und photographisch aufzunehmen. Im Januar
2003 und im Sommer 2004 wurden diese Arbeiten von
Spezialisten durchgeführt.
Die Istanbuler Ptolemaios-Handschrift
(Codex Seragliensis GI 57)
Der Codex Seragliensis GI 57 ist wohl die älteste und
bedeutendste der erhaltenen Ptolemaios-Handschriften.
Die in aufwendigem Folioformat hergestellte, prachtvoll gestaltete Handschrift wurde um etwa 1300 in
Byzanz aus einer alten Vorlage abgeschrieben. Obwohl
sie heute in sehr schlechtem Zustand ist, lassen die
erstaunlich gut erhaltenen farbigen Karten etwas von
der ursprünglichen Pracht erahnen.
32
45
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Originalkarten und Umzeichnung
Die neue Ptolemaios-Ausgabe enthält alle 26 Länderkarten, die nach den Angaben im Ortskatalog
umgezeichnet sind. Die Gestaltung der Karten mit
den Konturen der Küstenlinien und der Flussläufe
sowie der Farbgebung ist den in den Handschriften
überlieferten Karten nachempfunden. Dank der
Umzeichnung sind auch offensichtliche Verschreibungen von Zahlen im Ortskatalog sichtbar geworden,
wenn etwa nach den überlieferten Werten ein Ort
buchstäblich ins Wasser fällt. In solchen Fällen konnte
auf Grund der Kartenüberlieferung eine Korrektur
vorgenommen werden.
46
47
48
49
50
51
52
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Berge
übrige topograph. Punkte
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Golf
55
Europa, 10. Länderkarte: Die Karte zeigt Griechenland mit den umliegenden Inseln.
Bemerkenswert ist die Dichte der geographischen Eintragungen
(Cod. Seragliensis GI 57, fol. 90v/91r).
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34
53
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Europa, 1. Länderkarte: Die Karte zeigt die Britischen Inseln. Besonders auffällig ist
der gegen Osten abgeknickte Teil von Grossbritannien. Am oberen Rand der Karte
befindet sich die sagenhafte Insel Thule – während der ganzen Antike synonym für
das nördliche Ende der Welt (Cod. Seragliensis GI 57, fol. 73v/74r).
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Asien, 4. Länderkarte: Die Karte zeigt den östlichen Mittelmeerraum
und Mesopotamien, das von den Flüssen Euphrat und Tigris eingefasst wird
(Cod. Seragliensis GI 57, fol. 106v/107r).
29
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übrige Siedlungen
Legionslager
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Berge
übrige topograph. Punkte
Himmel und Erde
Ptolemaios, der Astronom und Geograph
Eine Ausstellung der Ptolemaios-Forschungsstelle und
der Stadt- und Universitätsbibliothek Bern
Ausstellungskonzept
Prof. Dr. Alfred Stückelberger, Leiter der Ptolemaios-Forschungsstelle und
emeritierter Professor für Klassische Philologie der Universität Bern
Dr. Florian Mittenhuber, Assistent am Institut für Klassische Philologie
der Universität Bern
Dr. Thomas Klöti, Leiter der Sammlung Ryhiner und Fachreferent für
Geographie und Geowissenschaften der Stadt- und Universitätsbibliothek Bern
Ausstellungsgestaltung
Bernet & Schönenberger, Zürich
Ausstellungsaufbau
Hausdienst StUB unter der Leitung von Werner Schärer
Die Ausstellung wurde unterstützt von
Ptolemaios,
der Astronom und Geograph
Himmel und Erde