DOWNLOAD MAGAZIN Z Ausgabe Juni 2016

Transcription

DOWNLOAD MAGAZIN Z Ausgabe Juni 2016
DIE SUBSTANZ DES STILS
Auto/Reisen 2016
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36
ZU TISCH SOPHIE TA EUBER-A RP
DESTINATION T E T I A ROA
STADT-DESTILLAT ROT T ERDA M
ROUND TABLE K RE AT I V ITÄT IS T EIN MUSS
PRODUKTE BA DE A NZÜGE
MANUFAKTUR V ELOS VON EDEL R A D
IM GESPRÄCH DESIGN-IKONE GIUGI A RO
ZENIT LU X USREISEN HEU T E
Aufbruch
SCHÖNE AU T OMOBIL E F ÜR MORGEN
VON HEU T E UND GE S T E RN
Seite 2 4
JUNI 2016
42
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49
53
www.engadin.stmoritz.ch
www.stmoritz.ch
Z
ZEUG
5
Omas Erbstück
K O N S E R VAT I V E TA S C H E N F O R M E N , DI E B I S V O R K U R Z E M N O C H A L S A LT B A C K E N V E R S C H R I E N WA R E N ,
E R H A LT E N D A N K M A R K A N T E N D E TA I L S E I N E N F R I S C H E N D R E H
Tex t K I M DA N G
N OC H
MEHR
KL ASSE
Versace: Ein Blickfang ist
die «Palazzo Empire Bag»
mit klassischer Form und
wuchtigem Medusa-Logo.
Gucci: Gleiches Konzept
wie bei Versace, die «GG
Marmont Bag» erkennt man
an der Doppel-G-Schnalle.
Jil Sander: Neuester Hit ist
ein namenloser Entwurf,
der sich durch einen Deckel
mit keilförmigem Cut-out
auszeichnet.
F o t o J O N A S M A R GU E T
Der Hype, den It-Bags à la «Fendi Baguette» Ende
der neunziger Jahre auslösten, ist seit einer Weile am
Abklingen. Liessen einst Modelle wie die «City» von
Balenciaga mit eigenwilligen Formen Frauenherzen
höher schlagen, setzen heute viele Designer auf die
Kraft des Vertrauten: Damenhandtaschen, deren
konservatives Äusseres an Omas Erbstück erinnert.
Anleihen bei gestandenen Design-Ikonen zählen
derzeit zur Lieblingsspielerei in der Modebranche,
Altbekanntes wird mit einfachen Mitteln auf hip
getrimmt. Man bediene sich dafür einer klassischen
Dior
Vorlage, spiele leicht an deren Proportionen herum
und versehe sie mit speziellen Details. Während
Michael Kors seine zeitlosen und erschwinglichen
Entwürfe, die inflationär die Strassen bevölkern,
prominent mit seinem Namenszug versieht, überzeugt die «Diorever»-Bag von Dior mit etwas mehr
Finesse: Die formale Abwandlung der «Kelly» von
Hermès hat einen grossen Klappdeckel, der für
einen frischen «It-Look» sorgt.
«Diorever»-Bag, Taurillon-Leder (etwa 3500 Fr.), von Dior
FLIEGE DEINEN TRAUM.
Join the conversation on
#B_Original.
Big Pilot’s Watch Edition
«Le Petit Prince». Ref. 5009: So wie der kleine
Prinz dem Piloten sagt, dass er ihm von den
unzähligen Sternen am nächtlichen Himmel zulachen wird, verhält es sich beim Anblick dieser
Uhr: Jedes ihrer Details macht Freude. So beeindruckt diese Uhr nicht nur mit einem imposanten
Durchmesser von 46 Millimetern, sondern überzeugt auch mit klassischer Eleganz, die das
nachtblaue Zifferblatt besonders zur Geltung
bringt. Von technischer Per fek tion hingegen
zeugt das IWC-Manufak turkaliber 51111 mit
sieben Tage Gangreserve. Zeit genug, um diese
zu vergessen und der Traumreise des kleinen
Prinzen zu folgen.
IWC . E NG IN E E R E D FOR M E N .
Mechanisches Uhrwerk, Automatischer Pellaton-Aufzug,
Manufakturkaliber 51111, Gangreserve nach Vollaufzug
7 Tage, Gangreserveanzeige, Datumsanzeige, Zentrumsekunde mit Stoppvorrichtung, Verschraubte Krone,
Saphirglas, gewölbt, beidseitig entspiegelt, Spezielle
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AUTO / REISEN
INHALT
2 3 – IM P OR T R ÄT
Bayrische Motoren
Vor 100 Jahren wurde mit einer
Flugmaschinenfabrik der Grundstein für den
heutigen Weltkonzern BMW gelegt
2 4 – IM BIL DE
Zeitreise
Seite 24, Im Bilde: Der futuristische
Citroën SM (1970–75) war stilprägend.
Früher war nicht alles besser. Aber es braucht
revolutionäre Ideen, um mit den Auto-Ikonen
der siebziger Jahre zu konkurrieren
Seite 12, Produkte: Badeanzüge
mit raffinierten Details.
41– Z U TAT
Heidelbeeren
Das Fruchtfleisch der wilden Beeren färbt
die Lippen und versorgt uns mit vielen Vitaminen
4 2 – Z U T ISCH
Sophie Taeuber-Arp
Die Dadaistin aus dem Appenzellerland bestritt
ihren Lebensunterhalt als Lehrerin
4 4 – DE S T IN AT ION
ZEITGEIST
Tetiaroa
8 – NEUE S AUS DER SCH W EIZ
11– NEUE S AUS DER W ELT
12 – PRODUK T E
14 – M A NUFA K T UR
Grüne Statussymbole
Einst kaufte Marlon Brando das Atoll in
Französisch-Polynesien. Heute dürfen sich nicht
mehr nur Schauspieler darauf sonnen
Seite 14, Manufaktur: Klare
Ästhetik, hochwertige
Materialien – «Edelrad».
Der Zürcher Luca Ruggiero baut und
veredelt Velos, um den individuellen Stil
des Fahrers zu unterstreichen
18 – IM GE SP R ÄCH
Giorgetto Giugiaro
ZUGABE
Der berühmte Industriedesigner über
Michelangelo, Naivität und Reizüberflutung
2 0 – SCHÖNHEI T
Fast Food
FOTOS: HARTMUT NÄGELE, DOUGLAS MANDRY, MARVIN ZILM, HEIKO RICHARD, PD
Pflegeprodukte, die Haut wie Haar schnell
und effizient befriedigen
ZÄSUR
2 7– DIE T ER MEIER
2 8 – M A L EN A RUDER / BA RBA R A V INK EN
2 9 – RICH A RD K ÄGI / BICE CURIGER
3 0 – SA R A H IL L ENBERGER
4 9 – S TA DT-DE S T IL L AT
5 2 – IMPRE SSUM / BE ZUGSQ UEL L EN
5 3 – ROUND TA BL E
5 4 – Z I TAT
3 6 – Z E NI T
Authentischer Luxus
Wer sich alles leisten kann, zieht die
einfache Strandhütte dem Grand-Hotel vor
Seite 44, Destination: Mit der
Propellermaschine nach Tetiaroa.
Seite 18, Im Gespräch:
Designer Giorgetto Giugiaro.
Juni 2016
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ZEITGEIST
NEUES AUS DER SCH W EIZ
Chino, massgeschneidert (229 Fr.),
von Selfnation.
SHOP
UHR
Ganzheitlich
Zu Wasser wie zu Land
Marisa Burn-Pichler hat in ihrem Leben schon einige Träume verwirklicht:
Nach dem Designstudium gründete
sie eine Agentur, ein Magazin und
ein Blog, sie gestaltete Interieurs, hielt
Vorträge, arbeitet als Stylistin und
Musikerin. In ihrem Projekt «Burning
Lights» möchte sie ihre Vision von
einem ganzheitlichen Leben verwirklichen. Teilhaben kann man, indem
man einen der gerade ins Sortiment
aufgenommenen Tees erwirbt. (rud.)
Das Bekenntnis zum Handwerk und
zu stetiger Innovation verbindet die
Schaffhauser Uhrenmanufaktur IWC
mit dem Zürcher Bootsbauer Boesch.
Zusammen lancieren sie nun ein
Sondermodell der «Portugieser». Von
der «Yacht Club Chronograph Edition
Boesch» mit Manufakturwerk und
Mahagoniholz auf der Gehäuserückseite sind 150 Stück erhältlich,
exklusiv in der Schweiz. (fzo.)
Holzgriff für die Kamera «Fujifilm
X-Pro2» (290 Fr.), von Holzgriff.
DESIGN
Mehr als nur kleidsam
iwc.com
burninglights.ch
Ein Material, das man kaum mit
technischen Geräten in Verbindung
bringt, ist Holz – vor allem, wenn es
um solche geht, die nicht primär repräsentative, sondern praktische Zwecke erfüllen müssen wie Fotokameras.
Geht es nach der Vorstellung des jungen Startups Holzgriff, sollen seine
Holzgriffe denn auch nicht einfach
nur dekorativer Natur sein. Vielmehr
versprechen seine ausschliesslich in
der Schweiz und aus einheimischem
Holz hergestellten Produkte eine angenehme Haptik, optimale Wärmeisolation und verbesserte Griffigkeit.
Darüber hinaus vermögen sie auch
optisch durchaus zu verzücken. (das.)
MODE
Online-Schneiderei
Kräutertee «Light» (29 Fr.),
bei Burning Lights.
HOTEL
Le White
Flexibler Stauraum
Als ob es nicht reichen würde, dass
das 4-Sterne-Hotel in einem Walliser
Skigebiet liegt, wo im Winter verschneite Berge das Ortsbild dominieren, hat «Le White» in Champéry die
Farbe Weiss zum Prinzip erhoben.
Weiss ist demnach auch ein Grossteil
der Möbel und Einrichtungsgegenstände. Wem das noch nicht genug ist,
dem liegen über 100 Pistenkilometer
zu Füssen – und im Sommer erblickt
man ein paar weisse Bergspitzen am
Horizont. DZ ab 229 Fr. (das.)
Mitte Juni ist am Rheinknie nicht nur
viel Kunst zu sehen, parallel zur Art
findet ausserdem die Design Miami/
Basel statt. Im Rahmen dieser hochkarätigen Messe bieten 45 Galerien
aus aller Welt Möbelklassiker, zeitgenössische, experimentelle Entwürfe
und begehrte Raritäten feil. Je nach
Budget darf man aber auch einfach
nur schauen – wozu ein interessantes
Begleitprogramm mit Ausstellungen
und Installationen einlädt. (das.)
designmiami.com
«Safari» (1900 Fr.), von Valerie
Notter de Rabanal und Simon Hehl.
lewhite.ch
Der Idee, dass ein Kleiderschrank
per se sperrig und voluminös ist,
haben schon einige Designer entgegengewirkt. Nicht oft jedoch auf so
elegante Art wie Valerie Notter de
Rabanal und Simon Hehl. Ihr «Safari»
aus Birken-Sperrholz, Stoff und Kork
lässt sich schnell und ohne Werkzeug
auf- und abbauen, verliert dabei aber
weder Statur noch Ausdruck. (das.)
Trilby (260 Fr.), von Risa.
Während der handgearbeitete StrohTrilby eine steife Garderobe dezent
auflockert, verleiht er dem legeren
Strand-Look Seriosität. Zudem behält
man unter dem Flechtwerk einen kühlen Kopf. (aky.)
risa.ch
Design Miami/Basel
holzgriff.ch
3, Route de Chavalet, Champéry (VS)
Behütet
MESSE
Messe Basel, 14.–19. Juni
selfnation.ch
ACCESSOIRES
«Yacht Club Chronograph Edition
Boesch» (12 900 Fr.), von IWC.
Erstaunlich wenig weiss – Lounge
des Hotels «Le White» in Champéry.
Juni 2016
safari.furniture
Vase von Wera Muchina (1940).
FOTOS: PD
Dass zwei ETH-Nerds Jeans machen
können, hat das Label Selfnation bereits bewiesen. Neu bietet es zwei Chino-Modelle für Männer in den Farben
Bordeaux, Marine, Hellblau und Beige
an. Stoffe aus einer deutschen Handweberei, Produktion in der Schweiz,
massgeschneidert und zu einem fairen
Preis: so weit lauter Pluspunkte für die
Hosen. Dass sie nur online erhältlich
sind, ist Geschmackssache. Immerhin
gelangt man so von überallher per
Klick zur neuen Chino. (aky.)
A TA S T E F O R T H E F I N E R T H I N G S .
www.nespresso.com/whatelse
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Modernes Design – ein Schmuckstück. Überall.
Bentayga.
Der aussergewöhnliche SUV ist da. Besuchen Sie uns auf BentleyMotors.com
Bentayga Verbrauchsangaben – EU-Fahrzyklus (l/100 km): innerorts: 19,0; ausserorts: 9,6; kombiniert: 13,1. CO2-Emissionen: 296 g/km. Effizienzklasse: G.
Der Name „Bentley“ und das geflügelte „B“ sind eingetragene Markenzeichen. © 2016 Bentley Motors Limited. Gezeigtes Modell: Bentayga.
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ZEITGEIST
NEUES AUS DER W ELT
RESTAURANT
BUCH
Holiday Café
Inspiration und Information
192, avenue de Versailles, Paris
Das Magazin «Holiday» ist eine amerikanische Reisezeitschrift, die zwischen 1946 und 1977 erschien und
seit 2014 vom Pariser Atelier Franck
Durand wiederaufgelegt wird. Nun
gibt es auch ein Café zum Heft, im
selben Geist wie die Publikation:
Einfaches in bester Qualität. (kid.)
holiday-magazine.com/cafe
Vierzig von seinen fünfundvierzig
Schaffensjahren hat die Herausgeberin des Buchs «Issey Miyake» mit
dem japanischen Modedesigner zusammengearbeitet. Viel von dem, was
Midori Kitamura weiss über Miyake,
der bekannt ist für seinen experimentellen Umgang mit Material, Struktur
und Technologie, verrät sie im grossen
biografischen Teil. Ergänzt mit Fotos,
ist so ein visuell wie inhaltlich reiches
Werk entstanden. (aky.)
«Private Bag» (etwa 1550 Fr.),
von Giorgio Armani.
ACCESSOIRES
Edler Begleiter
«Eau de Beauté» (30 ml, etwa 15 Fr.),
von Jason Wu für Caudalie.
BEAUTY
taschen.com
Gutes, schön verpackt
Der Begriff «Privé» ist im Universum
von Giorgio Armani den edelsten
Sortimentsbereichen vorbehalten, der
Haute Couture und den exklusiven
Parfums. Nun bekommen neben den
Damen auch die Herren etwas Auserlesenes: die «Private Bag». Sie ist ein
moderner Klassiker mit simpler Form
und perfekten Proportionen. (kid.)
Das «Eau de Beauté» von Caudalie,
halb Serum, halb Gesichtstonic, ist
seit 1997 bei vielen Prominenten sehr
beliebt. Auch beim Modedesigner
Jason Wu, der nun die Flasche für eine
limitierte Edition neu gestaltet hat.
Erhältlich ab 15. August. (rud.)
armani.com
caudalie.com
SHOP
Bild aus dem Buch «Issey Miyake»
(etwa 55 Fr.), Taschen-Verlag.
«Holiday Café» in Paris.
Bottega Veneta
AUSSTELLUNG
Chic!
Hessisches Landesmuseum Darmstadt,
15. Juli bis 16. Oktober
DESIGN
Schöner zappen
SCHMUCK
320 North Rodeo Drive, Beverly Hills
In den siebziger Jahren eröffnete
das italienische Luxus-Label Bottega
Veneta eine seiner weltweit ersten
Boutiquen in Los Angeles. Nun kommt
eine zweite dazu: die Beverly Hills
Maison, eingerichtet von Kreativdirektor Tomas Maier im mexikanisch-spanischen Kolonialstil. (rud.)
Für unterwegs
bottegaveneta.com
Vielen Menschen mit einem Gespür
für gute Formen graut es vor dem
gemeinen Fernsehgerät. Denn selbst
wenn sich bekannte Designer der
Thematik angenommen haben, ist
dabei bisher meist einfach eine weitere
Glotze herausgekommen. Ronan und
Erwan Bouroullec ist nun jedoch ein
Wurf gelungen, den man, statt ihn zu
verstecken, gerne in den Mittelpunkt
stellt – und dazu muss man «Serif»
nicht einmal einschalten. (das.)
samsung.com
Ring «Amulette», Gelbgold, Malachit,
Diamant (2460 Fr.), von Cartier.
FOTOS: PD
Wams mit Spitzenbesatz von 1660.
Auch wenn ein Amulett gemeinhin um
den Hals getragen wird, vermag der
2014 von Cartier lancierte Kreis mit
Ausschnitt durchaus auch am Finger
zu überzeugen. Der Halbedelstein
Malachit gilt als Stein der Reisenden,
er steht für Hoffnung, positive Überraschungen und Erfolg. (rud.)
Die modischen Vorlieben der Oberschicht im 17. Jahrhundert zeigt die
Ausstellung «Chic!» im Hessischen
Landesmuseum. Neben Gemälden
sieht man aufwendig restaurierte
Originalkleider und -accessoires aus
der Sammlung. (aky.)
hlmd.de
Mode, Accessoires und Schmuck
auf 4828 Quadratmetern.
cartier.com
Juni 2016
«Serif» (ab 700 Fr.), von Erwan
und Ronan Bouroullec für Samsung.
ZEITGEIST
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Z
DER KL EINE SCH WA R ZE
F Ü R E IN E N G E L U N G E N E N A U F T R I T T A U F D E M S O N N E N D E C K B R A U C H T E S K E IN E N B I K INI . B A D E A N Z Ü G E M I T R A F F INI E R T E N D E TA I L S
M A C H E N E B E N F A L L S N E U GI E R I G U N D E R S T N O C H E I N E G U T E F I G U R
Re dak tion A N N A K A M I N S K Y
F o t o s D O U G L A S M A N DR Y
F o t oas s i s t en z A N A H O F M A N N
Haar e un d M ake - up A N N I N A S T E I N S E I F E R
A
Ausschnitt
Mindestens so
aufsehenerregend
wie ein tiefes
Décolleté, aber
überraschender:
Cut-outs an der
Taille.
Badeanzug «Leo»
(310 Fr.), von
Lyn Lingerie
B
Kreuzung
Funktional, aber
dennoch etwas
Besonderes: Dieses
Modell bietet sich
zum Sonnen und zum
Schwimmen an.
Badeanzug «Soya»
(160 Fr.), von
Pain de Sucre
D
Streberin
Nur wer sich sehr
stark bräunt, könnte
den Kauf dieses
Stücks bereuen.
Badeanzug «Active
Swim Deep V»,
(145 Fr.), von
Seafolly
C
Einseitig
Wie so oft interessiert
halbwegs Verdecktes
mehr, als es ganz
Entblösstes je könnte.
Badeanzug «Isis»
(420 Fr.), von
Hermès
Produkte
Allegra
G E N E VA B O U T I Q U E - R U E D U R H Ô N E 2 7 - T E L . + 4 1 ( 0 ) 2 2 3 1 7 1 0 8 2
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ROME
T
•
K U WA I T
S MORITZ
14
MANUFAKTUR
TEXT J E R O E N VA N R O O I J E N
Z
FOTOS M A R V I N Z I L M
Pimp my Bike
Luca Ruggiero von «Edelrad» baut und veredelt Fahrräder. Das Markenzeichen des
Zürchers sind Anbauteile aus Holz, die seinen Velos die besondere Note geben
LINKS Der Zürcher
Luca Ruggiero ist
Gründer der Marke
Edelrad und baut
minimalistischelegante Velos.
UNTEN Brückenschlag
zwischen Retro und
Moderne – Anbauteile
wie Lenker und
Klingel machen den
Unterschied.
Für viele ist das Fahrrad ein Zweitverkehrsmit tel,
welches das halbe Jahr im Keller oder in der
Garage steht. Sie investieren weder viel Geld noch
Herzblut in ihr Velo. Doch es gibt auch andere –
und es werden immer mehr –, für die stellt das
Zweirad Ausdruck eines Lebensgefühls dar. Ein
Fahrrad ist für diese Zielgruppe etwas, mit dem sie
sich identifiziert und für dessen Anschaffung sie
Zeit und Energie aufwendet. In dieser Nische, jener der Velo-Feinschmecker, ist Luca Ruggiero
tätig. Unter dem Label Edelrad baut und veredelt
er Velos zu fahrenden Stil-Statements. Man kann
bei Edelrad komplet te Räder kaufen – oder
bestehende Velos umbauen lassen, «wie beim
Schneider, auf Kundenwunsch und sehr individuell», so Ruggiero.
Ruggiero ist in Zofingen aufgewachsen
und lebt seit zwanzig Jahren in Zürich, ist aber
im Herzen ein Italiener geblieben. Er sprudelt
vor Energie, Lebensfreude und Begeisterung,
wenn er von seinen Kreationen erzählt. «Mir
gefällt alles, was dem Auge schmeichelt», so
der Veloveredler, dessen Werkstat t sich in der
Nähe der vielbefahrenen Zürcher Rosengar tenstrasse befindet. «Ich bin ein Ästhet. Ich will
Objekte schaf fen, die für sich sprechen und die
Leute berühren. Of t sind das sogar Menschen, die
bisher gar nichts mit Velos am Hut hat ten.»
Selber habe er immer schon «Velos im Blut»
gehabt, so Ruggiero: «Mir gefällt das Gefühl der
Unabhängigkeit, das einem das Velo gibt.
Gerade Städte erschliessen sich einem auf dem
Zweirad am besten.» Bei Edelrad geht es aber
nicht so sehr ums Transpor tmit tel, sondern ums
Edelrad
16
Velo als Objek t. «Meine Velos fühlen sich an wie Oldtimer,
wenn man sie fähr t», erklär t Ruggiero. Dennoch sind seine
Zweiräder resolut moderne Kreationen. Er lässt vieles weg,
was die klare Ästhetik stör t, im E x tremfall sogar die
Bremsgrif fe. Viele Anbauteile sind aus wer t vollen Edelhölzern,
so et wa Pedale, Felgen, Schutzbleche oder die Lenkstange.
«Mein Stil ist nicht per se retro, aber das Holz gibt dem Velo
eine besondere Note und seine unverkennbare Eleganz», erklär t
der Zürcher.
Die Holzlenker sehen auf den ersten Blick fragil aus, sind
aber mit bis zu 15 0 Kilo belastbar, denn sie haben einen Metallkern. «Die Holzfelgen sind bei Belastung sogar stabiler als
beispielsweise solche aus Alu», erklär t Ruggiero. Allerdings
werden die Velos wohl kaum je derar t har t rangenommen, dazu
sind sie einfach viel zu schmuck. «Meine Velos sind keine
Spor tgeräte, sondern eher Begleiter für einen entspannten
Spaziergang auf Rädern», bestätigt der 39-Jährige. Und natürlich sind sie wunderbar geeignet für Leute, die auch sonst im
Leben Spass an schönen Dingen wie Mode und Accessoires
haben. «Meine Kunden sind Menschen im besten Alter, die
Freude an Details haben. Für diese ist so ein Velo eine Ar t persönlicher Visitenkar te», sagt Ruggiero, der mit seinen Velos
vor Jahresfrist auch am Zürcher «Saturday St yle Ride» teilnahm und dor t für viel Aufsehen sorgte.
Zum Veloveredler wurde Ruggiero durch einen Impuls, den
ihm ein Ver wandter gab. Damals lebte er für einige Jahre in
Neapel und betrieb mit seiner Frau eine Wäscherei. Nebenbei
reiste er als Anzeigenverkäufer durchs Land und hat te eine
«Erleuchtung», als er seinen Onkel Cosimo Pesare in Apulien
besuchte. Dieser macht Wein und baut Möbel im historischen
Stil aus altem Holz. Sein Handwerk hat te eine ansteckende
Wirkung auf Ruggiero – inzwischen haben die beiden auch
schon zusammen Fahrzeuge gebaut, eine Ar t pedalbetriebener
Sofa-Lounges.
Die Stahlrahmen von Edelrad werden in der Nähe von Venedig von Hand gefer tigt. Auch die Anbauteile kommen
zumeist aus Italien. «Es gibt dor t noch eine Menge toller Handwerker, die Qualität in kleinen Stückzahlen herstellen – aus
Stahl, Leder oder Holz, was das Herz begehr t», schwärmt
MANUFAKTUR
Z
Ruggiero. Die Fahrräder von Edelrad erhält man ab knapp
700 Franken, für ein Modell mit ein paar exklusiven Anbauteilen
aus Mahagoni müssen allerdings schon et wa 120 0 Franken
budgetier t werden. Mehr als für andere Markenfahrräder ist
das nicht. Ruggiero will die «Eintrit tsschwelle» bewusst tief
halten, denn er möchte keine exaltier ten Luxusproduk te
schaf fen, sondern Objekte, die auch benutzt werden. Und er
will wachsen. Schliesslich muss er seine Drillinge ernähren –
die Söhne sind inzwischen fünf Jahre alt.
Bereits gibt es Anfragen von Grossver teilern, die auf
Edelrad aufmerksam geworden sind. Mit diesen arbeitet
Ruggiero nun an einer Kollek tion von Edelrädern. Die Nachfrage freut den Selfmade-Unternehmer, der erst seit zwei
Jahren auf eigene Faust tätig ist – gleichzeitig bereitet sie ihm
natürlich gewisse «Wachstumsschmerzen». Denn ein Massenprodukt-Hersteller kann Edelrad nicht werden. «Ich will besondere Produkte anbieten, die mir selber so viel Freude machen
wie meinen Kunden», sagt Ruggiero, «und es mag ein bisschen
seltsam klingen, doch es tut jedes Mal auch ein bisschen weh,
wenn ich eines verkaufe.»
Luca Ruggiero möchte keine exaltierten Luxusprodukte
schaffen, sondern Objekte, die auch benutzt werden.
OBEN Nicht weniger
solide als Alu und
Kunststoff – diverse
Edelrad-Details aus
Holz.
UNTEN Luca Ruggiero
richtet den Lenker
eines seiner eleganten
Flanier-Räder aus.
Edelrad
Bei Edelrad mit Sitz in Zürich
werden Fahrräder in Handarbeit
gebaut und veredelt. Gründer und
Inhaber Luca Ruggiero hat das
Ziel, für seine Kunden individuel­
le, einzigartige Zweiräder zu fer­
tigen. Sein Markenzeichen: Anbau­
teile und Komponenten aus Holz
oder Leder sowie Folienbeschich­
tungen. Die meisten Teile stammen
aus italienischen Manufakturen.
Es können auch eigene Fahrräder
zur Anpassung und Veredlung
gebracht werden. Fertige Velos
erhält man ab 699 Franken.
edel-rad.ch
Edelrad
Zuhause ist, wo dein Bett steht
Nichts geht über das Gefühl, nach Hause zu kommen und in seinem eigenen
Bett zu schlafen. Darum wird jedes Hästens vollständig aus Naturmaterialien von Hand
gefertigt. Für einen besonders tiefen Schlaf, wie ihn nur ganz Ausgeschlafene kennen.
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IM GESPRÄCH
Z
Giorgetto Giugiaro
Der 77-jährige italienische Industriedesigner hat einige der schönsten Automobile aller Zeiten
entworfen, darunter auch zwei berühmte Filmwagen. Seine Gestaltung gilt als sachlich und wegweisend
INTERVIEW F L O R I A N Z O B L
Herr Giugiaro, wie entwirft man eine Ikone?
Ich glaube nicht, dass man bewusst eine Ikone kreieren kann.
Nicht einmal Michelangelo dachte so, als er seine Formen
aus Marmorblöcken schälte.
Einige Ihrer Autos sind
Filmstars geworden, der
Lotus Esprit aus dem BondFilm «Der Spion, der mich
liebte» oder der legendäre
DeLorean DMC-12 aus
«Zurück in die Zukunft».
Sind Sie darauf stolz?
Giugiaro verpasste manchem Maserati seine Handschrift, so dem 3200 GT (1998-2001).
Wunderschön war der DMC-12 von DeLorean – aber
technisch und finanziell ein Flop. Wie fühlt man
sich als Designer, wenn das Produkt am Ende nicht
wirklich funktioniert?
Im Laufe meiner Karriere gab es auch
andere Modelle, die aus verschiedenen
Gründen die Erwartungen des Marketings
nicht erfüllt haben. Die Faktoren der
Erfolglosigkeit sind ein Mix, man kann
sie nicht ausschliesslich dem Design
zuschreiben. Ich erinnere mich hingegen
mit Frustration an jene Projekte, die der
Produktion würdig gewesen wären, aber
von meinen Auftraggebern bereits im
Prototyp-Stadium eingefroren wurden.
Zum Beispiel?
Es ist tatsächlich ein etwas
eigenartiges Gefühl, wenn man im
Nachhinein bemerkt, dass Autos,
die man entworfen hat – und
nicht einmal Exoten, sondern
solche, die in Serie gingen –, zu
Wahrzeichen in berühmten
Filmen geworden sind. Ich
glaube aber, dass die Leistung
in solchen Fällen vor allem dem
Regisseur und weniger dem
Designer zuerkannt wird.
Hier könnte ich ein langes und sehr kurioses
Kapitel aufschlagen. In den siebziger Jahren etwa
war ich der Überzeugung, dass das europäische
Automobil sich mehr in die Höhe entwickeln
müsse, um sozusagen mehr Bewohnbarkeit zu
garantieren, mit besserer Sicht und viel Komfort.
Ich präsentierte meinen Lancia Megagamma am
Turiner Autosalon 1978. Doch bis mein Konzept
begriffen wurde, vergingen Jahre.
IM GESPRÄCH
Z
19
Das passt zum aktuellen Trend der Crossover-Modelle.
Kann ein SUV gleichzeitig Sport- und Familienwagen sein?
Wenn es gelingt, Raum in der Fahrgastzelle zu gewinnen und eine konsequente erweiterte Höhe, ohne in der
Breite und Länge auszuufern, erscheint mir dies als ein anerkennenswertes Resultat. Es gibt Luxuslimousinen in
lupenreiner Erscheinung, bei denen man sich aber den Kopf am Türrahmen stösst, wenn man einsteigen will.
Gibt es das typische Frauenauto,
oder ist das nur ein Klischee?
Ich glaube, es hat nie erfolgreiche Autos gegeben, die passgenau auf
Frauen zugeschnitten waren. Aber es gab tatsächlich Modelle,
die vom weiblichen Publikum höher geschätzt wurden. Der erste
VW Scirocco ist darunter, der Mini, die Renaults Twingo und Clio
oder der Smart sowie in Italien die Ypsilon-Serie von Lancia.
MIt dem Golf I
(1974)führte VW
eine radikal neue
Formensprache und
die Kompaktklasse
ein – Giorgetto
Giugiaro entwarf
die Karosserie.
Welches ist Ihr Privatauto für den Alltag?
Wieso sind Auto-Entwürfe aus
den sechziger und siebziger Jahren
so kreativ und futuristisch?
Es waren die Jahre des wirtschaftlichen Aufschwungs in unserem Land,
genährt von der Hoffnung, wieder in Erscheinung zu treten, Wohlstand
zu erlangen und eine Lebensfreude zu erwecken, die jahrzehntelang
abgewürgt war. Das italienische Autodesign war
geprägt von der Produktion aussergewöhnlicher
Modelle und Nicht-Serienfahrzeuge, die
vornehmlich den Kreisen von Turiner und Mailänder
Karosserie-Herstellern entsprangen.
Ich fahre einen Audi Q3 S,
wegen seiner Kompaktheit,
aber auch wegen seiner guten
Bewohnbarkeit. Die erhöhte
Position des Fahrers ist
optimal, das Auto harmoniert
mit seinem brillanten Motor
und hat einen exzellenten
Halt auf der Strasse.
Im Film «Der
Spion, der mich
liebte» (1977)
tauchte Giugiaros
Lotus Esprit als
U-Boot ab.
FOTOS: SINTESI / VISUM, SPLASH NEWS / DUKAS, PD
Und heute?
Die Euphorie ist dahin, bei vielen auch die
Naivität. Man befindet sich in einer Phase
der tiefen Besinnung, denn man ist sich aller
Kritikpunkte am Auto bewusst: Da ist die
Verschwendung energetischer Ressourcen,
die Sättigung städtischen Raums, die
Luftverschmutzung, die masslos übertriebene
Leistung oder auch die Reizüberflutung
durch zu viele Informationen an Bord.
Sehen deshalb heute alle Autos irgendwie gleich aus?
Auf diese Frage gebe ich seit Jahrzehnten die gleiche
Antwort: Genauso könnte man behaupten, dass sich alle
Gesichter oder alle musikalischen Kompositionen oder
alle Landschaften dieser Erde gleichen.
Giorgetto Giugiaro
Ist es also jetzt schwieriger, ein
aufsehenerregendes Auto zu kreieren?
Meiner Meinung nach steht das
Bewusstsein um diese Aufgaben, die es
zu lösen gilt, nicht dem kreativen Fluss
der Designer oder der Technologen
im Wege. Es geht weiterhin um das
Konzipieren ansprechender, eleganter
und vor allem funktionaler Formen.
Diese müssen den durchschnittlichen
Benutzer respektieren: den Menschen
mit seinen Leidenschaften, mit
seinem Streben nach Eigenständigkeit
und Unabhängigkeit in der
Fortbewegung.
20
ZEITGEIST
Z
Hochgeschwindigkeit
Wir leben in einem Zeitalter der Ungeduld. Mit Warten haben wir es nicht so. Essen, Reisen,
an der Kasse bezahlen, alles soll schnell gehen. Auch die Beauty-Industrie hält eine Art Fast Food
bereit: Produkte, die im Eiltempo Gesicht, Haare und Körper verschönern
1
TGV
Crème auftragen,
und schon sind
Poren und müde
Haut erst einmal
Geschichte.
«Hydra Beauty
Flash Instantly
Hydrating
Perfecting
Balm», 70 Fr.,
von Chanel
2
Illustration A L I C E T Y E
3
TEE
Das getönte
Öl befeuchtet
strapazierte
Lippen sofort
spürbar.
«Eclat Minute
Huile Confort
Lèvres» in
«03 Red Berry»,
30 Fr., von
Clarins
Express-Maniküre
Der Zug hat wieder einmal kräftig Verspätung? Statt sich am Zürcher
HB zu ärgern, könnte man auch unter der Nummer 043 333 08 08
nachfragen, ob in Bea Petris «Schminkbar» an der nahen Beatengasse oder in der Bahnhofstrasse noch ein Time-Slot für eine «Quick
Manicure» frei ist. Man nimmt auf bequemen Sesseln Platz, geniesst
einen Haustee mit Orange und Ingwer und lässt sich verwöhnen.
In 30 Minuten werden die Nägel in Form gefeilt, überschüssige
Häutchen entfernt oder die Finger mit einer Nagellackfarbe nach
Wahl verschönert – alternativ entscheidet man sich für eine Handund Unterarmmassage, welche die Entspannung noch erhöht.
«Express Manicure» (30 min, 48 Fr.), Schminkbar,
Beatengasse 9 oder Bahnhofstrasse 94, Zürich
Schönheit
Shinkansen
Man wartet auch
beim Turbolack.
Aber nicht so
lange wie bei
kommunen
Nagellacken.
«Express
Finish» in
«Nr. 80», 8 Fr.,
von Maybelline
New York
4
ICE
Dieser Föhn bläst
seine Benutzer
fast weg, braucht
aber nur wenig
Zeit, um selbst
dicke Schöpfe zu
trocknen.
«Pro Digital
Haartrockner»,
200 Fr., von
Babyliss
Wie riecht denn das?
«Frühstück im Wald. Oder in der Provence.» – «Frisch.»
– «Leichte Renaissance-Gewänder aus einem Museum
werden nach dem Winter in der Sonne gelüftet.» – «Am
Wasser.» – «Ist das für Männer, Frauen oder Unisex?» –
«Gefällt mir sehr.» – «Ein Mann auf einem Holzsteg, nach
der Sauna.» – «Eine Seife aus Irland.» – «An irgendetwas
erinnert mich dieser Duft – 4711 vielleicht?» – «Auf jeden
Fall sind wir im hohen Norden.»
«Fahrenheit Cologne» (117 Fr. für 125 ml), holzig-würzig,
Kopfnote: Mandarine, Bergamotte und Zitrus, Herznote:
Patschuli und Veilchen, Basisnote: Vetiver, Zedernholz,
Muskatnuss und Kümmel
FOTOS: PD
Text M A L E N A R U D E R
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SEIDENSTRASSE
Im Sonderzug auf der Seidenstrasse von Kasachstan nach
Usbekistan
Erstmalig fährt ein Zug diese Route! Beeindruckt von der Wüstenlandschaft ziehen Sie auf der Fahrt an Nomadensiedlungen und Kamelen vorbei.
Bei Aktau begeben Sie sich in eine Wüstensenke, deren tiefster Punkt weit
unter dem Meeresspiegel liegt. Später, in Usbekistan, am einstigen Hafen
von Mujnjak, werden Sie mit den Folgen technokratischer Fehlplanung
konfrontiert: Der Aralsee, dessen Fläche einmal doppelt so gross war wie
die Schweiz, ist fast vollständig ausgetrocknet. In Khiva, beim Schlendern
durch die Altstadt, fühlen Sie sich um Jahrhunderte zurückversetzt. Und
wenn Sie in Buchara, am Ufer des Stadtteichs, an Ihrem Teeglas nippen,
finden Sie einmal mehr Ruhe und Muse, das Gesehene und Erfahrene auf
sich einwirken zu lassen.
Termin: 7.–21. September 2016
Preis: ab Fr. 5890.– (je nach Abteil-Kategorie)
(inkl. Flüge in Economy-Klasse, Vollpension, 7 Übernachtungen in der gebuchten Abteil-Kategorie im Sonderzug, 6 Übernachtungen in Mittelklassehotels, Transfers, Experten-Reiseleitung
ab/bis Schweiz durch Peter Gysling, Lokale deutschsprechende Reiseleitung)
Erstmalig
befahrene Route:
exklusiver Sonderzug
für max. 70
NZZ-Reisende
Reiseprogramm:
Tag 1: Anreise.
Tag 2: Ankunft in Atyrau, Besuch der Ruinen
des Sammelpunktes der Mongolen Dschingis
Khans. Erste Übernachtung im Sonderzug
Orient Silk Road Express.
Tag 3: Atyrau– Aktau: Fahrt durch die eindrucksvolle Steppenlandschaft nach Aktau
am Kaspischen Meer. Stadtbesichtigung.
Tag 4: Aktau–Kungrad: Besichtigung der
Nekropole. Anschliessend Weiterfahrt über
die Grenze nach Usbekistan.
Tag 5: Kungrad – Khiva: Ausflug nach Mujnjak.
Tag 6: Khiva–Buchara: Oase Khiva und Kalta
Minor-Minarett, Rundgang und Mittagessen
im ehemaligen Sommerpalast des Emirs.
Tag 7: Buchara, in der Wüste Kysylkum gelegene Stadt.
Tag 8: Buchara – Samarkand: Stadtbesichtigung
mit Besuch der prunkvollen Medrese
Mire-e-Arab und des wertvollsten Bauwerks
Zentralasiens, dem Mausoleum der Samaniden.
Anschliessend Rundgang durch die Festung
Ark. Am Abend Treffen mit dem Imam
von Buchara. Weiterfahrt nach Samarkand.
Tag 9–10: Samarkand: Erleben Sie die Gräberstadt Schah-e-Sende, den Afrosiab und den
Registan-Platz als eindrucksvollstes Bauensemble
Zentralasiens. Besuchen Sie eine Manufaktur
für Seidenteppiche und eine usbekische Handwerkerfamilie, sehen die Sternwarte des Ulug
Beg und die Ruine der Bibi-Khanum-Moschee.
Tag 11: Samarkand – Shahrisabs: Fahrt durch
die spektakuläre Landschaft nach Shahrisabs.
Tag 12: Shahrisabs –Taschkent: Fahrt durchs
Gebirge mit der Kultur Baktriens und des
Kuschan-Königreichs. Anschliessend begeben
Sie sich nach Shahrisabs, den Geburtsort
Tamerlans. Rundgang durch die monumentalen Baudenkmäler des grossen Palastes des
grausamen Mongolenfürsten.
Tag 13–14: Taschkent: Stadtrundfahrt. Sie
sehen die Medrese Kukeldash, die Kavoj- und
Amir-Timur-Denkmäler und die typischen
Lehmhäuser. Ausflug nach Shymgan ins Tian
Shan Gebirge.
Tag 15: Rückreise
LAOS, VIETNAM UND KAMBODSCHA
Eine Reise zu den wichtigsten
Sehenswürdigkeiten in Indochina
Die in dieser Form einmalige Reiseroute führt Sie über Land und zu Schiff
entlang des Mekong durch landschaftliche und kulturgeschichtliche
Sehenswürdigkeiten ersten Ranges wie das Weltkulturerbe Luang Prabang,
die schwimmenden Märkte von Cai Rang und die Tempel von Angkor.
Termin: 18. Oktober – 6. November 2016
Preis: ab Fr. 12 900.–
reisen.nzz.ch
[email protected]
031 313 00 22
NZZ-REISEN EXKLUSIV
Begleitung der gesamten
Reise durch Peter Gysling
Peter Gysling wirkte bis vor kurzem als
Radio- und Fernsehkorrespondent in
Moskau. Er hat die Umbrüche in Georgien,
die Unruhen in Kirgistan mitverfolgt, die
Annexion der Krimhalbinsel und die Unruhen in der Ukraine miterlebt. 2012 reiste
er für die siebenteilige SRF-Dokumentarfilmserie «Seidenstrasse» von Venedig,
über die Türkei, durch den Kaukasus und
durch Zentralasien bis ins chinesische Xi-an.
Er ist Co-Autor des Buches «Die Seidenstrasse heute».
IM PORTRÄT
Z
23
BMW
V O R H U N D E R T J A H R E N B E G A N N A L L E S M I T E I N E R F L U GM A S C H IN E N F A B R I K , S PÄT E R
K A M E N M O T O R R Ä D E R U N D A U T O S D A Z U . IN D E N F Ü N F Z I G E R J A H R E N D R O H T E A L L E S Z U E N D E N .
H E U T E A GI E R T D E R P R E M I U M H E R S T E L L E R A U S E I N E R P O S I T I O N D E R S TÄ R K E H E R A U S
Tex t E U G E N S TA M M
FIRMENNAME
B AY E R I S C H E M O T O R E N W E R K E AG – DA S U N T E R N E H M E N
Gr ünder
CEO
K A R L R A P P, GU S TAV O T T O
HAR ALD KRÜGER
Geschäf t s felder
Mar ken
Das Firmenlogo von der
Gründung bis heute.
U ms a t z 2 0 15
M i t ar bei t er
9 2 , 2 M R D. €
12 2 0 0 0
AU TOS, MOTORR Ä DER UND V EL OS
BM W, BM W M, BM W I, MINI, ROL L S-ROYCE
A n t eil der in C hina ver k au f t en A u t o s
Das Gr ündungs da t um v on B M W is t der 7. Mär z 19 16 . Z u diesem
Z ei t punk t en t s t and aus der F lugmaschinen f abr ik Gus t av O t t o die
B ayer ische F lugzeug - Wer ke A G (B F W ) . Der Name B M W ging
her vor aus der von K ar l R app gegr ünde t en B ayer ische M o t or en
Wer ke A G , die spä t er ihr en M o t or enbau , den Namen der F ir ma und
die Mar kenr ech t e in die B F W einbr ach t e .
20,6%
M E I S T V E R K A U F T E S P R ODU K T
BMW 3er
EIGENTÜMER
WIEDERAUFBAU
Geboren als Sohn eines
Industriellen, trat der
Unternehmer HERBERT
QUANDT (1910 –1982) als
Ret ter in der Not auf: Er
sanierte Ende der 1950er
Jahre die Firma BMW und
bewahrte sie dadurch vor
einer Übernahme durch
Mercedes-Benz. Quandt
wurde unter anderem die Ehrendoktorwürde
verliehen. Seine drit te Ehefrau, Johanna, verstarb 2015. Ihre Kinder, Susanne Klatten und
Stefan Quandt, sind heute die Hauptaktionäre
von BMW. Mit einem Vermögen, das auf über
30 Mrd. € geschätzt wird, sind die Quandts die
reichste Familie Deutschlands.
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann
BMW 1948 zuerst wieder mit der
Produktion von Motorrädern. Ein
Auto konnte sich damals kaum
jemand leisten. 1955 präsentierte
BMW die preisgünstige Isetta. Das
«Motocoupé» wurde zum Symbol für
das deutsche Wirtschaftswunder
und verkaufte sich gut, was es BMW
ermöglichte, die sogenannte «Neue
Klasse» von Autos zu entwickeln.
1962 lief die letzte Isetta vom Band.
444 000 Stück (2015)
Der BMW 3er verkaufte sich seit der Lancierung
vor 40 Jahren fast 15 Millionen Mal. Seit 2012
stellt die Firma die sechste Generation der
Baureihe her. Fast jeder vierte BMW ist ein 3er.
Hauptsitz
München
2
1
3
Die grössten
Produktionsstandorte
FOTOS: DIEGO DELSO, RDA / KEYSTONE, PD
1933
Am BMW 303 aus dem Jahr 1933
kam zum ersten Mal der zweigeteilte
Kühlergrill in Nierenform zum Einsatz. Ab 1962, seit dem BMW 1500,
besassen alle Baureihen dieses typische Gestaltungselement der Front,
das zum charakteristischen Erkennungsmerkmal der Marke wurde.
Sogar die Elektroautos, die keinen
Kühlergrill mehr benötigen, behalten
das Design-Element bei. In der Gestaltung der «Niere», ob sie flach oder
eher gross ist, spiegelt sich laut Hersteller der Charakter des Fahrzeugs.
1
2
3
4
4
Spartanburg / South Carolina, USA
Dingolfing / Bayern, D
Regensburg / Bayern, D
Leipzig / Sachsen, D
Der «Vierzylinder»
genannte Hauptsitz
von BMW in München.
31 Werke in
14 Ländern
Der BMW 750iL
im James-BondFilm «Tomorrow
Never Dies»
aus dem Jahr
1997.
E L E K T R OA U T O S
FÜR EINE
GRÜNERE ZUKUNF T
Die Studie zum HYBRID-AUTO BMW i8
stellte BMW bereits 2009 vor. Mit dem
BMW i3 folgte ein reines Elektroauto. Die
Untermarke BMWi erreichte 2015 einen
Anteil von 1,5% der BMW-Auslieferungen.
HISTORISCHES
P L A K AT A U S DE M
J A H R 19 2 7
Juni 2016
24
IM BILDE
Vorwärts
FOTOS H A R T M U T N Ä G E L E , B A S I L E B O R N A N D
TEXT UND REDAKTION F L O R I A N Z O B L
ASSISTENZ G R E G O R T H E U N E , V I O L A E P L E R
DANK AN DI E B E W O H N E R D E S E R L E N M AT T Q U A R T I E R S , B A S E L
COV ER 365 GTB/4, 1970, 4,4-Liter-V12-Motor, 352 PS, Design Pininfarina FERR ARI BEI NIKI HASLER AG, BASEL
RECH T E SEIT E DMC-12, 1981, 2,8-Liter-V6-Heckmotor, 132 PS, Zweisitzer mit Flügeltüren,
Design Giorgetto Giugiaro ( privatbesitz, herzlichen dank an angela richter) DELORE AN
Wilde Früchte trug der Glaube der Designer in den sechziger und
siebziger Jahren an die grosse Zukunft des Automobils. Bertone,
Giugiaro, Pininfarina, Zagato: Italienische Ausnahmetalente schufen phantastische Visionen und Serienmodelle für die Ewigkeit.
Aus heutiger, romantisch-verklärter Sicht neigt man zu dem
Glauben, das Design habe damals keine Grenzen gekannt. Dies ist
falsch. Bereits 1971 musste das schöne Plexiglas-Band an der Front
des begehrten Ferrari 365 GTB/4 Daytona (siehe Cover) wegen
amerikanischer Gesetze banalen Klappscheinwerfern weichen.
Und auch andere Designer-Träume endeten früher oder später
in der Sackgasse: So gilt der raumschiffartige Citroën SM von
1970 zwar als eines der schönsten Autos, die das französische
Haus je realisiert hat. Doch das hastige Verpflanzen suboptimal
angepasster Maserati-Motoren führte zu Mängeln, denen der
Hersteller hinterherrannte – Produktionsstopp nach knapp fünf
Jahren. Das ab 1977 modernistischer Italianità nacheifernde
Gran-Turismo-Modell Porsche 928 sollte gar die Ikone 911
ablösen; eine Fehlentscheidung, die den damaligen Chef den Job
kostete. Und da war ja auch noch John DeLorean: frustrierter
GM-Manager, Eigenbrötler. Giorgetto Giugiaro liess der amerikanische Sportwagenbauer ein intergalaktisches «Fliewatüüt»
zeichnen, das selbst Hollywood («Zurück in die Zukunft») verzückte – potenzielle Kunden allerdings weniger, technisch und
finanziell gesehen geriet das Unterfangen rund um das Modell
DMC-12 (1981/82) zu einem Fiasko.
Heute duckt sich der SUV, als sei er ein Sportwagen, leisten
geländegängige Riesen mit Downsizing-Motoren in Sachen
Sparsamkeit Grosses. Dezente Linien wollen nebst alternativen
Antrieben den Weg in die Zukunft weisen. Spektakuläres Design,
revolutionäre Technik – hat derzeit überhaupt ein Automodell das
Zeug zur Ikone? Wir glauben an unsere Favoriten auf den folgenden Seiten. Ob wir recht behalten, wird die Zukunft zeigen.
Auto
Z
Z
25
26
IM BILDE
Z
OBEN Monza Concept, 2013, Elektromotor und zusätzlich ein 1-Liter-DreizylinderTurbo-Erdgas-Aggregat als Range Extender, 4,69 Meter lang, nur 1,31 Meter tief,
500 Liter Kofferraumvolumen, durchgängiges Multifunktionsdisplay aus
18 LED-Projektoren im Cockpit, Viersitzer mit zwei Flügeltüren ( unverkäuflich) OPEL
RECHT E SEIT E E-Méhari styled by Courrèges, 2016, 50-kW-Elektromotor,
Lithium-Polymer-Akku, 180–200 km Reichweite, Ladezeit 8–13 Stunden, offener
Viersitzer mit Kunststoff-Karosserie in Anlehnung an den Saint-Tropez-Klassiker
Méhari (1968–1987), Leder-Interieur, Stoffdach ( unverkäuflich; serienmodell ab sofort
bestellbar, 27 000 fr. exkl . akku - miete) CITROËN
Auto
ZÄSUR
Kleider machen Kunst
Tex t un d Il lus t r a t i o n D I E T E R M E I E R
Seit vielen Jahren führen mich Reisen nicht
ins Gebirge oder ans Meer, sondern zu
Buch- und Kunstmessen, wo mich die
Selbstdarstellung der Protagonisten genauso interessier t wie die Produkte, die in
ihren Kojen stehen und hängen. Schon das
kulinarische Angebot unterscheidet sich
dramatisch: An Buchmessen feiern Curr ywürste, Brezeln, Croque Madame et Monsieur, heisser Schinken und Gulaschkanonen ihre Urstände, Kunstmessen hingegen
sind Sushi- und Schampus-gestützt, ergänzt von allerlei Häppchen der Convenience-Spitzenklasse.
Nach diesem Ausflug in die Niederungen der Nahrungsaufnahme nun aber zur
Sprache der Kleidung, die mehr oder weniger bewusster Ausdruck ist der Identität
des Trägers.
An Buchmessen dominieren schlecht
sitzende Anzüge, meist zerknit ter t, mit
Polyester verseucht und mit eingeklebtem
Fut ter, sowie Hosen mit Handorgelfalten im
Beckenbereich und zu langen Stössen, die
wenigstens das erbärmliche Schuhwerk
zum Glück fast ganz verschwinden lassen.
Bei diesen Herren, die mit of fen fliegendem
Jacket t eilig aus ihren Kojen steuern, sieht
man immer wieder auch stat tliche Bäuche,
die, in zu kleine Pullover verpack t, an
Leber würste erinnern, die als waberndes
Manifest unverschämt das Hohelied der
Wampe singen. Die of t intellek tuellen
Messeteilnehmer teilen uns dergestalt mit,
dass es im Geistesleben mit oder ohne
Bauch Wichtigeres gibt als ein gut geschnit tenes Sakko, in dem sich das Fet t
verspielen könnte. Sicher gibt es auch an
den Messen des gedruck ten Wor tes ein
paar Damen und Herren, die im Schuhwerk
von John Lobb und in dem stilvoll verwaschenen Leinenjacket t, wie es schon
der Reichsmusikführer Richard Strauss am
Tegernsee spazieren führ te, signalisieren,
dass ihr Verlag, der mit Kinderbüchern und
allerlei Merchandising-Ramsch tierisch
Kohle schaufelt, die Vier tausend-EuroE x travaganz solcher Galoschen spielend
wegsteckt. In der Esoterik-Abteilung sitzt
ein munteres Völkchen in SystembauBoxen und lässt sich in schonend gewaschenen Wollsachen den direk ten Draht
zum Übernatürlichen nicht vermiesen.
Nack te Füsse stecken frisch gesalbt in
Kneippsandalen, und leise Natur farben bestimmen die Andacht am Stand. Auf keinen
Fall zu vergessen sind die auflagestarken
Wunderknaben des Unterhaltungsromans,
die in viel zu eng geschnit tenen Masshosen
die Konturen ihres Gehänges herzeigen und
so einen wichtigen Beitrag leisten zur
Stilwüste der Buchmessen.
Obwohl die Kunstgemeinde als Wanderzirkus die Grossveranstaltungen der
Postmoderne interkontinental abklapper t,
gleichen sich die Klamot ten an der Ar t
Basel, der Frieze und Fiac, wenn auch mit
kleinen Unterschieden: Im Grand Palais
sieht man immer noch Lederjacken und
knappe Tigerhöschen, die der Phantasie
des Aficionados der Oberschenkel-Verlängerung keinen Spielraum mehr lassen.
Auch schwere Goldket ten auf Solariumgebräunten Männerbrüsten, die von grau-
27
melier ten Jean-Marais-Doubles an der
Fiac immer noch wie Trophäen zur Schau
gestellt werden, sind in London und Basel
undenkbar. Sonst aber hat sich die KunstTruppe dies- und jenseits des Ärmelkanals
auf einen Code eingependelt. Aus LuxusKojen werden uniforme Stilsignale gesendet, die auch in Hongkong einfach zu
dekodieren sind: Prada grüsst Jimmy Choo,
Marc Jacobs brillier t mit radikalem Understatement, das nicht einmal als solches zu
erkennen ist, Louboutins hohe Hacken mit
den patentier ten roten Ledersohlen umschliessen zar te Frauenfüsse mit dem
sanf ten Halt eines Handschuhs, und die
Schneiderkunst A zzedine Alaïas lässt die
Gallerinas durch das Labyrinth der Stände
schweben, als seien sie nicht von dieser
Welt. Ausser ein paar ratlosen Tom-Fordund Zegna-Kunden, welche ihre Unsicherheit mit bekannten Marken kompensieren,
dominier t auf den Märk ten der bildenden
Kunst die hohe Schule der Fein-MassSchneiderei. Da in der sogenannt bildenden Kunst der Wer t und die Qualität der
Ware, welche die Hohepriester der Postmoderne bei monopolisier ter Deutungshoheit selig- und heiliggesprochen haben,
von eher irrationalen Kriterien bestimmt
sind, muss der Galerist als Teil der Nahrungsket te in seinen Kleidern stilsicher
und glaubwürdig scheinen, weil er sich
sozusagen mit verkauf t.
Auf dem weiten Feld der Literatur ist
Qualität leichter auszumachen, deshalb
können die Verleger auf Anzüge von der
Savile Row, Hemden von Turnbull & Asser
und Couture-Kostüme aus dem Hause Dior
verzichten und sich in schlecht sitzender
Stangenware von Peek & Cloppenburg total
entspannte Geschmacklosigkeit leisten.
Galeristen und Gallerinas aber, dazu
verdammt, Klasse und Geschmack zu zeigen, sind auf Teufel komm raus dem unausgesprochenen Credo verpflichtet: Kleider
machen Kunst.
DIE T E R M E I E R w ur de als M us iker m i t der
B an d Yell o bek ann t . E r is t aber auch als
K on zep t k üns t ler, U n t er neh mer, F i l memacher,
F ar mer un d R es t aur an t besi t zer t ä t ig . M eier
is t sei t 19 74 ver heir a t e t und Va t er von dr ei
T öch t er n und z w ei S öhnen .
ZÄSUR
STILK RITIK
PROFI AM WERK
Brandon Maxwell,
Modedesigner, kürzt
eines seiner
Abendkleider am
lebenden Model
Karlie Kloss.
Zu viel delegiert
Et was ab- oder durchzuschneiden, wird gemeinhin als
Ak t der Befreiung angesehen – vorausgeset z t natürlich, es geschieht aus freiem Willen. Alte Zöpfe fallen,
Ket ten werden gesprengt, aus biederen, langhaarigen
Mädchen wurden in den zwanziger Jahren wilde
Flapper-Girls und in den Sechzigern moderne junge
Frauen im Minirock. Filmszenen in «Thelma & Louise»
und «Rosemar y ’s Baby» nehmen Bezug auf die Symbolik des Haareschneidens als Ausdruck eines neuen
Selbst. Eine Geste dieser Ar t hat immer et was sehr
Dramatisches, man of fenbar t der Welt, was in einem
vorgeht, zeigt unmissverständlich, dass man im Wandel ist. Deshalb dar f eine solche Veränderung auch
nicht lange gehen; je schneller sie vollzogen wird,
desto grösser der Ef fek t: «Zack», mit einem Schnit t
fallen die langen Locken, und «Ratsch», sind die Beine
entblösst , bereit , loszulaufen. Ob die Frisur per fek t
oder der Rocksaum gerade wird, ist dabei erst einmal
zweitrangig.
Wie Model Karlie Kloss an der diesjährigen MetGala bewies, haben solche Aktionen nichts von ihrer
Ausstrahlungskraf t verloren: Der bodenlange Rock der
Abendrobe, die sie auf dem roten Teppich trug, wurde
für die Par t y nach dem Schaulaufen zu einem Dancefloor-tauglichen Minijupe, und die Internetgemeinde
FOTO: KARLIEKLOSS / INSTAGRAM
Tex t M A L E N A R U D E R
war entzückt. Die Ver wandlung übernahm Kloss jedoch
nicht selbst, sie delegier te sie an einen E xper ten:
Brandon Maxwell, der Designer des Kleides, rückte mit
einer grossen Schere an und kürzte es mit ebenso
grosser Sorgfalt, während Kloss es anbehielt– näher
kann man einem Kleiderständer als Model nicht mehr
kommen. Der Prozess wurde auf der Online-Plat t form
Instagram veröf fentlicht und fleissig geliked. Das
Ergebnis sieht gut aus und professionell; es wurde
natürlich ein Material gewählt, das ungesäumt nicht
ausfranst. Befreit wurde hier aber nur die Ak tion an
sich: vom Zauber des Spontanen und Kraf t vollen.
M A L E N A R U D E R lei t e t das Magaz i n « Z » und schr eib t
über M ode , S ch muck und S chönhei t . S ie i n t er es sier t s ich
nich t nur f ür das , w as M enschen t r agen , s on der n vor allem
da f ür, w ar um s ie e s t un .
WELTORDNUNG
Reisen ins Zitat
Tex t B A R B A R A V I N K E N
Früher, im letzten, vorletzten Jahrhunder t,
reiste man in die Sommer frische, von der
Stadt aufs Land, in ein anderes Zuhause.
Könige, Fürsten hat ten ihre Sommerresidenz vor den Mauern der Stadt: Schönbrunn, Charlot tenburg, Nymphenburg. Mit
Jagdschlösschen. Sehr Abenteuerlustige
bereisten fremde Länder: Lady Montague
war eine berühmte Reisende, Goethe fuhr
ins Land, wo die Zitronen blühn. Chateaubriand, Flauber t, Ner val unternahmen
Reisen in den Orient und schrieben dann
darüber: Rom, Konstantinopel, Jerusalem,
Kairo. Man machte Bildungsreisen und
Hochzeitsreisen, klassisch nach Venedig,
Rom oder Neapel. Man reiste in Luf tkuror te, nach Sils Maria und, war man tuberkulös oder verliebt, an die Côte d’A zur.
Heute reisen alle Leute immer. Überallhin. Fernbeziehung, Pendeln. Alle sind
Il lus t r a t i on J E A N - M I C H E L T I X I E R
ständig auf Flughäfen, Bahnhöfen, Autobahnen. Man wohnt nicht mehr, wo man
arbeitet. In den Ferien geht man auf Safari;
man reist im Sabbatical um die Welt. Und
wenn man nicht mehr arbeitet, reist man
frei wie die Zugvögel. Das Reisen ist kein
Ausnahmezustand, sondern tägliches Allerlei. Selbst exotische Reisen sind reine
Routine geworden: Die Ayurveda-Kur in Sri
Lanka, das Tiefseetauchen am Great Barrier Reef oder auf den Malediven, der Kilimandscharo lockt in Afrika und Sonne tankt
man im Winter auf Tenerif fa. Und weil alle
ständig auf Achse sind, kommt man auch
gar nicht mehr an. Oder nur, um bald wieder
abzufahren. Leben im Transit.
Die alte Metapher von der Reise des
Lebens ist eigentümlich buchstäblich geworden. In den Hafen der Ehe laufen die
meisten nicht einmal, sondern mehrmals
ein und viele gar nicht. Das Leben – eine
Serie von Schif fbrüchen mit Zuschauern.
Karrieretechnisch auf Kurs bleiben die
wenigsten. Zwischen Skylla und Char ybdis
kracht man irgendwie an oder landet in
einer Untiefe. Man rappelt sich von Sturm
zu Sturm wieder hoch.
Eine richtige Reise, eine Reise, die
Ereignis ist und aus der Dauerreiserei
herausragt, ist deshalb heute die Reise im
Zitat. Das Auto, einst Inbegrif f modernen
Lebens, mit dem man die weite Welt erkunden konnte, ist dabei, ein Nostalgiegefähr t
zu werden. Wie bei Kleidern liebt man
28
Vintage: Nicht mehr das Versprechen
eines anderen Morgen, sondern die Mythen eines besseren Gestern sind begehr t.
Oldtimer hat ten noch nie einen solchen
Kultstatus wie jet z t , wo die Ära des Autos
zu Ende geht. Der Concorso d’Eleganza am
Comersee, das Rennen in Le Mans, sie sind
beliebt wie nie, zeigen Autos, wie man
sie zur Zeit der Grosseltern fuhr. Auch
geheiratet wird in einem crèmefarbenen
3 0 0 SL . Jeder, der et was auf sich hält ,
sieht zu, dass er einen alten Porsche, eine
rote Giuliet ta Spider oder einen «Jerr y
Cot ton»-Jaguar findet.
Wie sehen dann Ferien aus? Wie überhaupt noch anders reisen, ausserhalb der
Routine des Reisens? Ferien sollen einen in
eine andere, stabilere Welt führen, eine
Welt, in der man noch nicht ununterbrochen
reiste. Eine wirkliche Reise reist den
Reisenden vergangener Jahrhunderte nach.
Der Charme des abgelebten Seebades,
ein bisschen vergessen im Abseits der
Geschichte, das Déjà-vu von Ankommen und
Dableiben entreisst einen durch Reisen in
die Vergangenheit, durch Reisen im Zitat
einmal gereister Reisen dem Dauerzustand
Reisen, der das Leben geworden ist.
B A R B A R A V IN K E N is t P r o f es sor in f ür A llgemeine
L i t er a t ur w is senscha f t und R omanische
P hi l o l ogie an der L M U i n München . E in br ei t es
P ub l i ku m er r eich t e sie m i t ihr en Über legungen
zur deu t schen F am i lienpol i t ik und zur M ode .
ZÄSUR
Ode an das Federvieh
Tex t R I C H A R D K Ä G I
Il lus t r a t i on C R I S P I N F I N N
Einst focht der Autor mit seinen Geschwistern erbitterte Kämpfe um die
feinsten Stücke des sonntäglichen Poulets aus. Heute weiss er, wie man
ein solches am besten zubereitet – und wo man gutes Geflügel bekommt
Wen wunder t ‘s, in meinen Kindheitserinnerungen dominier t das Essen.
Wie das goldbraun gebratene Sonntagshuhn und die daraus resultierenden Kämpfe mit den Geschwistern um
die besten Stücke, die of t mit blauen
Flecken und Gabeleinstichen im Handrücken endeten. Meine erste richtige
Begegnung mit gackerndem Federvieh
verlief ebenfalls unglücklich – für das
Huhn. Der Nachbarsbauer war am
Schlachten, ich schaute faszinier t zu,
und trotz meinem reinen, jungen Gemüt
empfand ich kein Mitleid. Mehr noch,
ich wollte selbst Hand anlegen. Mir
war klar, ohne Töten kein Sonntagsbraten. Und schliesslich hat te das
Huhn ein gutes Leben hinter sich. Also
hielt ich mit der linken Hand das erstaunlich ruhige Huhn, in der Rechten
den scharfen, gekrümmten Ger tel. Der
Bauer legte den Hals über den Scheitstock und fixier te den Kopf, ein letztes
Gackern, zack, der Kopf war ab. Über
meinen Mut doch erschrocken, liess
ich los, das kopflose Huhn flog auf die
Scheune, der Bauer schimpf te, das
Huhn verstarb mit letztem Zucken.
Heute beschaf fe ich mir mein Geflügel auf friedliche Weise, wohl wissend: Sterben muss es immer noch.
Seltsamerweise wird es auf Speisekar ten wie auch in den sozialen Medien
vernachlässigt. Dor t dominieren Sushi,
Veganes sowie halbgare Steaks. Und
taucht es doch einmal auf, dann überwiegend als Mistkratzer, als zu Tode
frit tier te Flügel oder Fast-Food-Nugget. Hat es vielleicht damit zu tun, dass
Geflügel nur selten wirklich korrekt
zubereitet auf den Tisch kommt? Ein
Steak auf den Punkt zu grillieren, ist
nämlich ein Kinderspiel dagegen. Das
Hauptproblem: Ist die Brust perfekt
saf tig, sind die Schenkel noch nicht
durch. Es hilf t, diese abzulösen und
5 bis 10 Minuten weitergaren zu lassen, wenn die Brust knapp gar und saftig ist. Eine andere Möglichkeit: Das
Geflügel in 4 bis 6 Stücke zer teilen, die
Schenkel zuerst und die Bruststücke
et was später anbraten. Die Beine mit
Küchenschnur fest an den Körper zu
binden, lässt die Brust auch et was
weniger rasch trocken werden, oder
Letztere mit Speck zu umwickeln, auch
wenn dann dor t die Haut weniger
knusprig bräunt. Für alle Zubereitungsar ten gilt: Geflügel braucht starke Hitze, sonst wird das nichts mit der Kruste. Und wenn es nach dem Braten an
einem warmen Or t 10 Minuten absteht,
wird es zar ter und saf tiger.
Genauso wichtig sind Herkunf t und
Aufzucht der Tiere. Ein Huhn will herumlaufen und picken, und das draussen. Es in grossen Hallen einzupferchen,
ist wie Kinder in den Keller sperren.
Mit tlerweile kennen viele Metzger sogar noch die Namen der Rinder, deren
Fleisch sie feilbieten. Bei Fragen zur
Geflügelhaltung müssen sie jedoch
vielfach passen. Bei mir kommt nur
Bio- oder K AG-Geflügel in den Ofen
oder solches von Lieferanten, denen
ich blind ver traue. Es muss nicht immer
ein Sulmtaler Huhn aus der Steiermark
oder ein Edelhahn aus dem Albulatal
sein, ich greife auch gerne zum BioHuhn von Coop und zum mit Mais
AUS DEM AUGENWINK EL
BI C E C U R I G E R is t k üns t ler ische
Dir ek t or in der F on da t ion V incen t
van Gogh A r le s und C he f r edak t or in
der K uns t pub l ik a t ion «Par ke t t » .
Z u v or w ar s ie w ähr end 2 0 Jahr en
K ur a t or in am K uns t haus Z ür ich .
Affig
Tex t un d F o t ogr a f ie BI C E C U R I G E R
29
gefüt ter ten, darum hellgelben Poulet
aus der Migros. Noch lieber besorge
ich mir in der Delicatessa oder bei den
Fiechter-Schwestern – sie verkaufen
auf den Zürcher Märkten – ein Ribelmais-Poulet aus dem Rheintal. Ein
wunderbares Huhn, es durf te sein Leben lang Ribelmais picken, eine alte,
wiederentdeckte Maissor te.
Zudem ist der Einkauf bei den
fidelen Schwestern wie grosses Kino:
Die Dramaturgie stimmt. Tolle Darstellerinnen, das passende Set, eine
sehr appetitliche Story und passende
Statisten. Wer bestes Geflügel, aussergewöhnliche Stücke vom PataNegra-Schwein oder selbstgemachte
Würste auf seinem Teller haben will,
kommt an den drei lustigen Weibern
aus Volketswil nicht vorbei. Ihr Wissen, ihre Beziehungen zu Bauern und
Metzgern, die Tiere noch wie ihre eigenen Kinder behandeln, ihr Schalk und
Charme, der beim Verkaufen immer
wieder aufblitzt, sind legendär.
R I C H A R D K Ä GI i s t F ood- Scou t bei Globus .
F ün f grossar t ige Gef lügel - Rezep te, dar un ter
das w ir k lich, w irk lich bes te F r ied Chicken
der Wel t , f inden Sie au f
w w w.globus .ch /de /delicatessa / foodscou t
ZÄSUR
Ausser Haus
Tex t un d Il l us t r a t i on S A R A H I L L E N BE R G E R
Gerade wenn es an vielem fehlt, kann sich eine innere
Entspannung einstellen – und Tausende von Ideen folgen
Ich habe Angst, mich zu langweilen. Ferien
sind für mich deshalb of t eine Qual. Im
Laufe der Jahre habe ich allerdings einen
Weg gefunden, daraus et was zu machen.
Ich nehme meine Kamera mit und schaf fe
mit Materialien, die ich vor Or t finde, neue
Arbeiten.
Im vergangenen Jahr auf Alicudi, einer
kleinen, abgelegenen Vulkaninsel bei Sizilien, habe ich die Schönheit der Steine
entdeck t. Stundenlang bin ich am Strand
auf und ab spazier t und habe dabei Formen
entdeck t, die sich im Handumdrehen in
Miniatur-Skulpturen ver wandeln liessen.
In einer Serie habe ich menschliche
Organe dargestellt. Ich werde allerdings die
kritischen Blicke der örtlichen Fischermänner nie vergessen, die es ziemlich merkwürdig fanden, dass ich Varianten von Herzen, Nieren und Lungen auf dem Deck eines
Bootes drapierte, um mir dann die passen-
den Puzzleteile zusammenzustellen. Ein anderes Mal passte ein angeschwemmter
Sprühkopf aus Plastic zu der flaschenartigen
Form eines Kieselsteins.
Meine innere Entspannung trit t ein,
wenn ich mit gegebenen Möglichkeiten
zurechtkommen muss. Die von der Natur
vorgegebene Begrenzung ist sehr kostbar:
Keinen Kurier bestellen können, der einem
ein noch passenderes Material liefern
könnte, kein Blog lesen, das einen daran
erinner t, dass schon Tausende Ideen
gedacht wurden, bevor man selbst darauf
gekommen ist. Nur das, was ist und was
daraus werden könnte.
S A R A H I L L E N B E R GE R be w eg t s ich i n ihr en
Wer ken z w ischen K uns t und Design . O f t s e t z t sie
A ll t agsgegens t ände i n einen über r aschen den
K on t ex t . Im Magaz i n « Z » gib t die gebür t ige
M ünchner in und Wahlber liner in E inb l ick in ihr e
Bil der- und Gedanken w el t .
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Z
IM BILDE
Auto
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IM BILDE
OBEN XC90 Inscription, Plug-in-Hybrid T8 AWD Twin Engine, 407 PS Systemleistung (Benziner mit
320 PS, E-Motor: 87 PS), 2,1 Liter Verbrauch (Benzinäquivalent: 4,1 Liter), 49 g/km CO2,
bis 40 km rein elektrisch, 900 km Gesamtreichweite (134 150 fr.) VOLVO
L INKS Twizy Intens Black Z.E., Elektromotor, Zweisitzer, 17 PS, 90 km Reichweite, bis 80 km/h,
Lithium-Ionen-Akku, (11 100 fr., monatliche miete akku ab 59 fr.) RENAULT
UN T EN SM, 1973, 2,7-Liter-V6-Zylinder von Maserati, 170 PS, V max. 230 km/h, Hydropneumatik,
( privatbesitz, herzlichen dank an hansruedi flückiger) CITROËN
Auto
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IM BILDE
OBEN 928 GTS, 1992, 2+2-Sitzer, 5,4-Liter-V8-Zylinder, Frontmotor mit Transaxle, 350 PS, 500 Nm, 5,7 s Sprint,
250 km/h Höchstgeschwindigkeit ( privatbesitz, herzlichen dank an hansi kunz) PORSCHE
RECH TS New Prius 1.8 V V T-i Hybrid Synergy Drive, 1,8-Liter-Benzinmotor plus Elektromotor, 122 PS Systemleistung,
stufenloses Automatikgetriebe, 180 km/h Höchstgeschwindigkeit, 3 l Verbrauch, 70 g/km CO2, Pre-Collision-System mit
Fussgängererkennung, Spurwechselwarner mit Lenkunterstützung, Müdigkeitswarner (41 470 fr.) TOYOTA
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RECHTS Levante S, 3-Liter-Biturbo-V6-Zylinder, 430 PS, 580 Nm, 5,2 s Sprint,
264 km/h Höchstgeschwindigkeit, ZF-8-Gang-Automatik, intelligenter
Allradantrieb mit aktiver Kraftverteilung, Bergan- und Bergab-Fahrassistent,
580 bis 1600 l Laderaum, 10,9 l Verbrauch, 253 g/km CO2 (122 394 fr.) MASER ATI
UN T EN New Prius 1.8 V V T-i Hybrid Synergy Drive, 1,8-Liter-Benzinmotor plus
Elektromotor, 122 PS Systemleistung, stufenlose Automatik, 180 km/h
Höchstgeschwindigkeit, 3 l Verbrauch, 70 g/km CO2 (41 470 fr.) TOYOTA
RECH T E SEIT E Monza Concept, 2013, Elektromotor plus 1-Liter-DreizylinderTurbo-Erdgas-Aggregat, 4,69 Meter lang, nur 1,31 Meter tief, Viersitzer mit
zwei Flügeltüren ( unverkäuflich) OPEL
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ZENIT
Auf Tuchfühlung
Selbstgebaute Strandhütte anstatt Luxushotel: Bestverdienende sehnen sich heute nach
genuinen Erlebnissen mit authentischen Begegnungen auf massgeschneiderten Trips
TEXT R O B E R T O Z I M M E R M A N N
Als die Schweizer Familie mit ihrem Boot am Strand der unbekannten
Südseeinsel anlandete, tat sich ihr eine urwüchsig-grüne Welt voller Ungewissheiten und Abenteuer auf. Was würde sie in den kommenden Tagen
erleben? Auf welche Menschen würde sie treffen? Doch kaum waren sie
angekommen, hiess sie ein junger Mann willkommen, der ihre Sprache
verstand und das fremde Idiom für seinen wilden Stamm mit Namen
Kwaio übersetzte. Er bot sich auch freundlich als Führer für Expeditionen
zum Insel-Inneren an, was die Schweizer gerne annahmen. Die neugierigen Mitglieder des Stammes bauten den aus fernen Landen Angekommenen auf traditionelle Weise Häuser mit den Materialien ihrer natürlichen
Umgebung: Steine, Holz der Kokospalme, Peddigrohr. Täglich trugen sie
für die Bleichgesichter Gemüse, Früchte und Fisch heran. Immer mehr
verwob sich das Leben der Familie mit jenem des Stammes, der sie auf
seinem Land wohnen liess. Besonders die Tochter zeigte grosses Interesse
an den Traditionen und Bräuchen der Inselbewohner, wenn auch stets
eine respektvolle Distanz zwischen den beiden Welten blieb.
Was wie eine neue Version der 1960 in Hollywood verfilmten Geschichte über die «Schweizer Familie Robinson» klingt, ist tatsächlich ein
perfektes Beispiel dafür, wie Luxusreisen heute aussehen. Die eingangs
erwähnte Insel heisst Malaita und gehört zu den Salomonen, einer melanesischen Inselgruppe östlich von Neuguinea. Der Aufenthalt der Schweizer Familie dauerte zehn Tage, den grössten Teil der Reise legte die Familie nicht wie im Film auf einem Schiff aus Holz, sondern im Flugzeug
zurück. Das neugierige Mädchen begann nach dem Trip ans andere Ende
der Welt übrigens ein Studium der Ethnologie.
Die Reise, welche die vierköpfige Familie vor dem Inseltrip für weitere
15 Tage durch Australien führte, kostete 220 000 Franken und enthielt
viele der Ingredienzien, die im am stärksten wachsenden touristischen
Segment, dem absoluten Top-Luxusbereich, heute üblich sind: Nicht Marbella, Miami Beach oder Mauritius sind das Ziel, sondern eine nur wenigen Anthropologen bekannte Destination. Dort wartet kein mit Marmor,
Plüsch und Messing ausgestatteter Palast, sondern eine einfache Hütte
auf die Touristen. Ziel ist nicht Komfort oder Prunk, sondern die Authentizität eines einzigartigen Erlebnisses, die zu einer Bereicherung für Geist
und Seele werden kann.
Schon 2006 sah die Trendstudie «Die Zukunft des Reisens», die vom
Gottlieb-Duttweiler-Institut in Rüschlikon (ZH) für den Reisekonzern Kuoni zu dessen 100-Jahre-Jubiläum verfasst wurde, voraus, dass der «neue
Luxus» im Reisen vor allem Privatsphäre, Exklusivität und Erlebnisse
bedeuten würde: «Ein Wochenende lang zu Hause mit allen Familienmitgliedern unter echten, alten Bäumen den Schatten geniessen oder auf der
eigenen Insel Familie und Freunde bei Full-Service versammeln.» Selbsterfahrung («Suche nach neuen Erfahrungen und Empfindungen») und
Abenteuer («Auseinandersetzung mit dem Fremden, Befreiung von der
Begrenztheit des Bekannten und Eigenen») seien neben Erholung und Zusammensein die Schlüsselmotive einer neuen Generation luxuriös Reisender. Ein immer grösserer Luxus werde es sein, «in kurzer Zeit seinen ganz
eigenen individuellen Wünschen und Sehnsüchten nachzugehen».
Doch das scheinbar «Einfache» eines Lebens in primitiven Hütten und in
zivilisationsfremder Umgebung macht eine aufwendige Vorbereitung nötig. «Der Sohn des Häuptlings, der als Dolmetscher und Touristenführer
diente, gehört zu meinem Netzwerk von locals im gesamten Pazifikraum,
das ich für meine Kunden nutze», sagt Hansjörg Hinrichs, der den Aufenthalt auf Malaita für die Familie eines Pharma-Managers im Rahmen
seines Unternehmens Pacific Society organisierte. Hinrichs hat über
30 Jahre in den Aufbau seines dichten Netzes gesteckt, das er in Form von
meist massgeschneiderten Spezialreisen monetarisiert. Er kennt jeden
einzelnen dieser Mitarbeiter persönlich, um dessen Professionalität garantieren zu können. «Die Mitglieder des Stammes wurden für ihre Arbeit
selbstverständlich bezahlt», fügt er hinzu, «zur Einstimmung gab es für
die Kinder ein massgeschneidertes Expeditions-Kit, sie entdecken zusammen mit den Kleinen unserer Mitarbeiter neue Kontakt- und Erlebnisformen, zum Beispiel beim Basteln, Spielen und auf Kleinexpeditionen.»
Eine Familie erlebe sich so ganz neu und schreibe «Familiengeschichte».
Das ist dem, der es sich leisten kann, auch einmal eine sechsstellige Summe wert. Solche «Einzelanfertigungen» beginnen mit intensiven Gesprächen, die im schlichten, mit Südsee-Paraphernalien ausgestatteten Büro
von Hinrichs oder auch einmal abends beim Kunden zu Hause stattfin-
Luxusreisen
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ZENIT
Z
den. «Wenn wir dabei beispielsweise spüren,
dass jemand sich für Spiritualität interessiert,
kann es sein, dass wir ihn zu einem Schamanen
führen», so Hansjörg Hinrichs.
Der ehemalige Primarlehrer mit hipsterfreiem Vollbart aus Appenzell Meistersrüte hatte die Nase im richtigen Südsee-Wind, als er in
den frühen achtziger Jahren für ein Reisebüro
Gebiete im Pazifikraum rekognoszierte und
beim Besuch des x-ten Erstklasshotels feststellte: «Auf Inseln ist es den Leuten am dritten Tag
öde. Und in den Luxusresorts habe ich die satte
Langeweile erlebt.» Auch erkannte er, dass sich
die wahre Südsee weit ausserhalb der Hotelanlagen befand – und sich als exklusive Destination vermarkten lässt. «Die luxuriösen Resorts
sind nur eine Plattform, von der aus die echte,
authentische Südsee zu entdecken ist.» Das
kann dann so aussehen wie bei der Beispielfamilie aus der Schweiz, die vor dem bewusst
«primitiven» Inselaufenthalt in einigen der besten Herbergen Australiens logierte. Oder wie im
Fall eines Einzelreisenden, der drei Tage von
einem einheimischen Guide durch den Dschungel der Marquesa-Insel Nuku Hiva in Französisch-Polynesien geführt wurde, dort die Bedeutung jeder Pflanze, die mystische Geschichte
von Felsen oder Wasserquellen und die Folgen
der Meeresverschmutzung kennenlernte, um
danach die letzten Tage der Reise zur Entspannung vor der Rückkehr in den Alltag im einzigen Luxushotel der Insel zu verbringen.
Denn die alten Spielformen des luxuriösen
Reisens wie Suiten und Villen, die grösser sind
als die Wohnungen der Touristen und über einen Butler verfügen, Flüge in den Plüschklassen
oder dem gemieteten Privatjet, Transfers in teuren Limousinen oder Helikoptern haben keineswegs an Terrain verloren. Selbst Hansjörg Hinrichs’ Kunden schätzen es, einige Tage in vollkommener Ruhe, aber immer bestens von
freundlichen Helfern umsorgt, die splendid
isolation einer Villa, eines Segelschiffes oder Resorts zu geniessen, die nur für gutes Geld zu
haben ist. Doch besonders in den «alten» Markt-
Geoffrey Kent
Der Reiseveranstalter Geoffrey Kent,
73, ist Gründer und CEO von Abercrombie & Kent. Schwerpunkte des
Unternehmens: luxuriöse Safaris,
Abenteuerreisen und Kreuzflüge.
abercrombiekent.com
wirtschaften Europas und Nordamerikas legen
vermögende Ferienreisende vermehrt Wert darauf, über den konventionellen Luxus von Hotelketten wie Four Seasons, Aman, Six Senses oder
Lux oder Kreuzfahrt-Reedereien wie Silversea,
Sea Cloud oder Seabourn hinaus Abenteuer einer Art zu erleben, die echte und unverfälschte
Begegnungen mit interessanten Menschen ermöglichen, einmalig und so massgeschneidert
wie möglich sind. «Es geht um einen Luxus des
guten Gefühls, der den Kunden ernst nimmt
und authentisch wirkt», sagt Hinrichs.
Dazu muss die Reise nicht unbedingt um
die halbe Welt führen. Bei wohlhabenden
Schweizern haben Kurzferien etwa an langen
Wochenenden, die hauptsächlich in Europa und
dem Mittelmeerraum verbracht werden, genauso an Beliebtheit gewonnen wie im Massengeschäft der Billigflieger und der Systemhotellerie.
Denn auch hier ist es möglich, sich von den Massen abzuheben. Die Distinktion ergibt sich insbesondere durch den exklusiven Zugang zu
Menschen, Orten und Erlebnissen.
Ein gutes Beispiel dafür ist eine Schweizer
Ärztin, die sich für die Arbeit der berühmten
britischen Textildesignerin Tricia Guild interessierte, der Gründerin des Einrichtungsgeschäfts Designers Guild mit Filialen an
Londons edelsten Adressen. Die Ärztin wandte
sich an Beat Bopp, den Inhaber der Zürcher
Reiseboutique Seventheaven. «Ich habe zweimal
bei Guild angerufen und schliesslich ihre Assistentin erreicht», sagt Bopp. «Eine halbe Stunde
später rief Frau Guild zurück, weil sie Freude
an unserem Firmennamen hatte.» Bopp ermöglichte einen Besuch bei der Designerin, der
schliesslich drei Stunden dauerte und die Kundin begeisterte. «Einer Hut-begeisterten Klientin vermittelte ich einmal eine befreundete
Hutmacherin in Berlin», fügt er als weiteres Beispiel hinzu, «die beiden Frauen zogen einen
Nachmittag durch Berlin, genossen zusammen
ein Abendessen und wurden schliesslich Freundinnen.» Diese soft power in Form von Beziehungen macht den Unterschied aus und ist das
Herr Kent, warum haben Sie auf
luxuriöse Abenteuerreisen gesetzt?
Geoffrey Kent Aus reinem Instinkt.
Mein Vater legte Wert darauf, mit uns
dorthin in die Ferien zu fahren, wo –
wie er sagte – «man das Wasser nicht
trinken kann». Ich wuchs mit Gorillas
auf und reiste mit 16 durch ganz
Afrika. Das wollte ich meinen Kunden
vermitteln.
Kam das gut an?
GK Anfänglich fürchteten sich die
meisten. Auf den ersten Trips, die ich
ab 1967 organisierte, hörte ich den
Reichen zu und schrieb alles auf, was
mir helfen konnte. Die Wohlhabenden
lieben persönlichen Service, aber
auch einfach gute Gespräche auf
ihrem Niveau. Ich erfand quasi die
Fotosafari und war der Konkurrenz
immer um fünf Jahre voraus.
FOTOS: AKG-IMAGES, FOTOLIA, PD
37
Wie sahen im Jahr 1967 die üblichen
Luxusreisen aus?
GK Die Leute fuhren nach Paris oder
London, um in den besten Hotels zu
wohnen und das Neuste zu sehen. Ich
LINKE SEITE
Bild aus einer
Ausgabe des Buches
«Swiss Family
Robinson» (1873)
nach dem Original
von Johann David
Wyss.
UNTEN Einsamkeit
garantiert: Segeln
in der Arktis.
bot damals nur Safaris an und besass
lediglich einen Land Rover. Bald
merkte ich, dass es mehr Spass machte, Touren für reiche Menschen zu
organisieren (lacht).
Wie schafften Sie den Durchbruch?
GK 1967 gelang es mir, den Milliardär
David Rockefeller von einer Safari zu
überzeugen, als in Nairobi eine Filiale
seiner Bank eröffnet wurde. Wir
reisten zum Lake Turkana, badeten in
Flüssen neben Krokodilen, und er
sammelte Käfer. David meinte: «Diese
Reise hat mein Leben verändert.» Und
das erlebt man eben nicht, wenn man
sich nur in Luxushotels aufhält.
Kam Rockefeller wieder?
GK Ja, 1972, und er brachte 120 Teilnehmer einer IMF-Konferenz mit. Von
da an wuchs das Geschäft. Wir kauften der britischen Armee vier AllradTrucks ab, installierten Klimaanlagen, organisierten eine Eismaschine,
bauten prächtige Zelte auf und liessen
aus London schönstes Geschirr
kommen. «Jage nicht mit einem
Luxusreisen
Gewehr, schiess mit der Kamera», war
unser Werbemotto. Unsere Logistik
war perfekt: die besten Guides, ausgezeichnetes Essen und die schönsten
Unterkünfte. Man muss auch in
Safari-Camps besten Espresso anbieten können.
Sie haben Kreuzflüge im Programm.
Kann eine Luxusreise nicht auch aus
einem langen Aufenthalt an einem
Ort bestehen, den man dann ganz
intensiv kennenlernt?
GK Unsere Kunden haben dazu nicht
genügend Zeit, deshalb machen wir
aus drei Tagen ein unvergessliches
Erlebnis. Es geht mir darum, die
Menschen zu den ungewöhnlichsten
Orten der Welt zu bringen, mit Eleganz und Stil und mit der besten
Verpflegung. Wir tauchen auf den
Philippinen unter Haien, klettern auf
Berge, machen Riverrafting und
fahren auf Hundeschlitten in der
Arktis. Das gehört alles zu meinem
Luxus-Mix.
Interview: Roberto Zimmermann
38
ZENIT
Bill Gates fliegt mit NetjetsBesitzer Warren Buffett (2009).
Diewahre
Firstclass:
Privatjets
Der Nimbus des Fliegens ist dahin.
Spätestens seit Lufthansa den
Sitzabstand unter den von Ryanair
verringerte. Solche Sparmassnahmen und Sicherheitsstandards
schaffen Frust. Selbst die Firstclass
ist nicht mehr dagegen gefeit, auch
da ist man Teil eines Systems.
Geschäftsflugzeuge werden daher
bei Privatkunden immer beliebter.
Die Schweiz ist mit 291 registrierten
Business-Jets (Quelle aller Zahlen:
Wingx 2015) nach Deutschland
(869), Frankreich (505) und England
(468) der grösste Markt in Europa.
Hinzu kommen im Ausland registrierte Jets. Dabei liebt man es
bequem: In der Schweiz sind allein
63 grosse Jets von Bombardier,
Gulfstream oder Dassault zugelassen.
Sie sind aus technischer Sicht für die
geflogenen Routen wie etwa Genf–
Moskau zwar überdimensioniert. Aber
das grosse Geld will einen grossen Jet,
auch wenn es nur um die Ecke ins
Büro geht. Zudem gibt es 20 CharterAnbieter wie TAG Aviation (10 Jets),
ExecuJet (7), Jet Aviation (7), CAT
Aviation (7), Fly 7 (6) oder Premium
Jet (5) und sogenannte Air-Taxi-Anbieter wie GlobeAir, Blink oder WIJET.
Diese Dienste werden meist für kürzere Strecken gebucht. Allein der
weltweite Marktführer für Charter
und Teileigentum, Netjets (100 Flugzeuge in Europa), hat 200 Schweizer
Kunden und führte 2015 hier etwa
3000 von insgesamt 43 836 Flügen
durch. Von Montag bis Donnerstag
wird meist geschäftlich geflogen, am
Wochenende zur Art Basel, zur Champions-League oder nach Nizza.
Zu rund 80 Prozent werden laut
Carsten Michaelis, Regional Senior
Vice President Central and Eastern
Europe von Netjets, Privatjets dort,
wo es keine direkten Linienflüge gibt
(z. B. von Zürich nach Leipzig) und
von «the middle of nowhere» zu
ebensolchen Zielen genutzt, etwa
vom Firmensitz in der Provinz zum
Werk irgendwo in Osteuropa. Doch
mit 1731 Flügen ist die Route Genf–
Paris (Le Bourget) Spitzenreiter. Es
folgen Genf–Nizza (852), Genf–London
Farnborough (505) und Genf–Zürich
(472). Dabei gibt es allein täglich
28 Linienverbindungen von Genf zu
vier Londoner Flughäfen. Sicher, man
ist mit dem Privatflieger etwa 2 Stunden schneller. Separate Check-ins und
Sicherheitskontrollen sparen ebenso
Zeit wie citynahe Flughäfen in London. Doch neben diesen rationalen
grösste Asset von Reiseveranstaltern wie Beat
Bopp oder Hansjörg Hinrichs, die eine Highend-Kundschaft pflegen: Sie öffnen Türen, die
ohne ihr Zutun verschlossen blieben. Bopp setzt
wie Hinrichs auf lokale Helfer: «Mit ihnen baue
ich dann eine ‹Geschichte› für den Aufenthalt.»
Er nennt das «Backdoor-Konzept». «Man muss
als Organisator sehr kommunikativ sein, Freude an Menschen und anderen Kulturen haben
und manchmal auch hartnäckig bleiben.» Eine
Reise nach Bali kann für einen an Kultur und
gesellschaftlichen Fragen interessierten Kunden beispielsweise ein Gespräch mit einem
bekannten Künstler über dessen Arbeit und die
Politik des Landes, ein weiteres mit einem
Hotel- und Museumsbesitzer über wirtschaftliche Entwicklung und Umweltschutz oder Besuche eines lokalen Wunderheilers und eines
Schweizer Entwicklungsprojekts einschliessen.
Bopp zieht dabei vorab die Fäden, verlässt sich
bei der Ausführung aber auf lokale Guides, welche auch auf spontane Wünsche der Kunden
eingehen können.
Der Zürcher entschloss sich vor zehn Jahren, seinen Job im Finanzbereich an den Nagel
zu hängen, da er als Vielreisender merkte, dass
es «niemanden gibt, der hilft, wenn man Erfahrungen sammeln will, die über das Gewöhnliche hinausgehen». Gerade im obersten Segment
Gründen, der Diskretion und wohl
auch dem Status-Beweis spricht ein
sehr emotionaler Grund für den
Privatjet: Trägt man Dauerverantwortung, ist es eine der wenigen Entlastungen, wenn man sich beim Reisen
nicht dem immer nervenderen System
anpassen muss, sondern sich das
System nach den eigenen Wünschen
richtet. Im Business-Jet hat der Fluggast Abstand von der Welt, Ruhe und
Privatsphäre: «Sie fühlen sich bei uns
an Bord geborgen wie ein Baby», sagt
Myra Perez, Direktorin des Kundenservice von Netjets Europe. Der Unterschied zu einem Linienflug ist so, als
führe man in New York statt in der
U-Bahn in einer Stretch-Limousine.
Es sind viele Details, die neben der
splendid isolation die Reise angenehmer
machen: die Ruhe durch die speziell
gedämmte Kabine, die NespressoMaschine an Bord (was einfacher
klingt, als es in der streng zertifizierten Luftfahrt ist), die WLAN-Verbindung, die Zigarre, die man rauchen,
oder der Hund, der mitfliegen darf.
Auch der Service ist angenehmer und
persönlicher. Kurz, es ist eine Freiheit
und ein Komfort, von dem auch
Firstclass-Passagiere nur träumen.
Wie aufwendig es ist, diesen
diskreten Luxus zu organisieren,
davon konnten wir uns zwei Tage lang
im Operations- und Trainingscenter
von Netjets Europe in Lissabon
überzeugen. 500 Mitarbeiter kümmern sich dort rund um die Uhr um
die 1500 owner: Kundenservice, Flugpläne, die Berechnung des benötigten
Kerosins, Einsatz der Piloten und
Flugzeuge, Überflugsrechte, Landegenehmigungen, Buchhaltung. Die
Speisen werden von Restaurants mit
eigens geschultem Personal geliefert.
RECHTE SEITE OBEN
Gediegener als ein
Sightseeing-Bus oder
ein Taxi: Helikopter
über New York.
RECHTE SEITE UNTEN
Ein elegantes
Picknick in der
Wüste wie hier in
Namibia ist heute
oft Teil einer
Luxus-Expedition.
RECHTS SüdseeFeeling auf hohem
Ross: Reiter in
der Anaho-Bucht auf
der polynesischen
Insel Nuku Hiva.
Luxusreisen
Z
Hinzu kommen die Wartung und
natürlich die 700 Piloten, die jeweils
fünf Tage an 44 Orten in Bereitschaft sind. «Rund 40 Mitarbeiter
sind in jeden Flug involviert», sagt
Luis Lopes, Head of Flight Support.
Und verschiebt der Kunde auf seiner
App den Flug, beginnen alle Abteilungen, das dynamische Puzzle
neu zu planen. Dennoch gilt die
Regel «Sage niemals Nein», betont
Myra Perez.
Ein hoher Aufwand herrscht
auch im Training der Piloten. Hier
fängt jeder als Co-Pilot an, egal, ob
er vom Militär oder von einer grossen Fluggesellschaft kommt. Erst
nach weiteren 1500 Flugstunden
wird er Kapitän. Jeder Pilot fliegt
nur einen Flugzeugtyp, damit im
Fall der Fälle jeder Handgriff sitzt.
Wie viel das alles kostet, darüber
hält sich Netjet bedeckt und nennt
nur Preise pro Flugstunde zwischen
5 000 und 11 000 Euro, je nach
Flugzeugtyp. Marcel Wepfer von
Premium Jet nennt Zahlen: Eine
Tagesreise Basel–London–Basel mit
einer Challenger 300 kostet
12 900 Euro. Zürich–Moskau–Zürich
mit der Challenger 604 und einer
Übernachtung für die Crew schon
34 700 Euro, und Zürich–New York–
Zürich mit zwei Übernachtungen in
einer Gulfstream G550 kostet
121 700 Euro. Berechnet wird der
Preis pro Flugstunde, plus Landegebühren und Übernachtungen.
Dies ist ein Angebot für Kunden,
deren Einkommen noch unterhalb
der finanziellen Stratosphäre liegt.
Erst ab 400 Flugstunden im Jahr
lohnt sich ein eigener Jet.
Joachim S chir r macher
Z
ZENIT
Kreuzflüge &
Weltreisen im
Privatflugzeug
Kunden wollen – neben
dem Wunsch nach dem
Nicht-Alltäglichen und
Authentischen – vor allem
verstanden werden.
Seit 10 Jahren veranstaltet HL Travel als
führender Reiseveranstalter Weltreisen
und Kreuzflüge sowie Reisen im Privatjet
ab Österreich. Aufgrund der starken
Nachfrage bietet der Schweizer PremiumReiseveranstalter HL Travel Swiss die
Reisen nun auch ab/bis Zürich an.
über einer Grossstadt, wie es zum Beispiel das
Peninsula Hotel in Hongkong seinen Gästen für
270 Franken anbietet. Andere möchten ungezwungenen Kontakt mit den locals: Das herausragende Aman-Resort in Venedig bietet seinen
Gästen Touren durch die Lagunenstadt mit renommierten Historikern inklusive Zugang zu
Museen nach der Öffnungszeit. Ein privates
Abendessen auf dem Ponte Vecchio in Florenz
macht das dortige «Four Seasons» in der Sommersaison für seine Gäste möglich.
Was solche Angebote vom wirklich neuen
Luxustourismus unterscheidet: Sie können pauschal gebucht werden, genauso wie eine weitere
boomende Form von Luxusreisen: die sogenannten Kreuzflüge. Das sind Trips in einem
Charter-Jet, die wie Kreuzfahrten per Schiff
funktionieren, «kreuz und quer» verlaufen und
häufig kleinere Flughäfen ansteuern. Die deutsche Firma Consul Reisen machte 1986 den Anfang: In 19 Tagen trug laut «Spiegel» eine Boeing
737 ihre 58 Passagiere in sieben asiatische Länder – für 60 000 D-Mark. Hapag-Lloyd begann
in derselben Zeit mit Kreuzflügen. Und das Basler Unternehmen HL Travel organisierte bereits
1991 eine Weltreise im Privatflugzeug. Seit kurzem hebt die Sparte jedoch richtig ab: Neu bieten etwa auch die Lufthansa oder die PremiumHotelgruppe Aman mehrwöchige Kreuzflüge
an. Letztere etwa schickt maximal acht Gäste
für18 Tage zu «einigen der magischsten Ziele»
Asiens, mit Stopps in China, Bhutan und Sri
Lanka. Geflogen wird in einem gecharterten Jet
des Typs Gulfstream G200, übernachtet wird in
acht der als exzellent bekannten Aman-Resorts
– für 128 000 Franken pro Paar.
Genauso im Schwange sind exklusive
Kreuzfahrten, wie der globale Kreuzfahrtverband Clia meldet – Stichworte sind kleinere
Jachten und Segelschiffe, Concierge-Service,
Exklusivtouren, Gourmetküche, Butlerdienste
an Bord, kleine Anlaufhäfen und ungewöhnliche Ziele. Die wohlhabende Klientel besitzt oft
Melanie und Richard Frühwirt von HL Travel Swiss –
Ihr neuer Schweizer Premium-Reiseveranstalter
PREMIUM-REISEN GANZ PRIVAT
Als familiengeführtes Unternehmen mit
40-jähriger Erfahrung sind wir Ihr Partner für maßgeschneiderte Privaturlaube,
Geschäftsreisen und Premiumreisen in
die gesamte Welt. Profitieren Sie von
unserem jahrelangen Know-How – und
dem entscheidenden Vorteil, dass wir
durch unzählige Auslandsreisen kennen,
was wir verkaufen. „Vor jedem Kreuzflug besuchen wir lückenlos jede einzelne
Etappe unserer Reise“, betont Melanie
Frühwirt. „Wir begleiten unsere Gäste
persönlich auf allen Kreuzflügen und
kümmern uns gemeinsam mit unserem
Team um alle Anliegen während des
Urlaubs.“
Besonderes Reisehighlight 2016:
W ELTREI SE IM PRI VATJET
Mit perfektem Service zu entlegensten
Traumdestinationen - inklusive VIP-Catering,
Top-Hotels, VIP-Abfertigung an den Flughäfen, mitreisendes Betreuungsteam mit
Arzt und Gepäck-Butler.
Wien/Zürich - Jamaika - Panama Atacama-Wüste - Osterinsel - CookInseln - Tasmanien - Sydney - Borneo Sri Lanka - Wien/Zürich
REISEDATUM: 05.11.–30.11.2016
Reisepreis pro Person:
NUR —
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€ 54.900,- / CHF 59.900,WE OCH
N
PLÄ IGE
TZE
!
—
FOTOS: HANSJÖRG HINRICHS, MICHAEL POLIZA, PD
der Luxusreisen gebe es Lücken, die von den
meisten Reiseveranstaltern nicht abgedeckt
werden. Bopp startete sein Unternehmen vor
acht Jahren und gehörte damals neben Hinrichs’ Pacific Society zu den Ersten in diesem
Segment. «Seither ist ein rundes Dutzend Agenturen entstanden, die dasselbe Feld beackern.»
Er hat die Erfahrung gemacht, dass die Kunden
im Top-Segment – neben dem Wunsch nach
dem Nicht-Alltäglichen und Authentischen – vor
allem «verstanden» werden wollen. Bopp
schöpft dabei aus seinem «Grundverständnis
für Wohlhabende», die er als Finanzdienstleister
beriet. «Der Schweizer ist ein vernünftiger
Mensch, der kein Geld verschwendet», sagt
Bopp, «aber wenn er merkt, dass man seine Bedürfnisse versteht und ihn inhaltlich überzeugt,
schielt er nicht mehr auf jeden Franken.» Eine
vierköpfige Familie, die zu Seventheaven
kommt, gibt im Schnitt rund 20 000 Franken
pro Ferienwoche aus – und selten bis zu 50 000;
dann wird eher in den höheren Klassen geflogen
und in Luxushotels genächtigt. Zu seinen Kunden gehören vor allem Unternehmer, Anwälte,
Wirtschaftsberater oder Ärzte, aber auch ein
Diamantenhändler, eine Frau aus dem Sozialbereich oder ein Schreiner.
Die Neigung zum Luxustrip mit Sinn und
Sinnlichkeit ist inzwischen auch bei Luxushotelketten und grossen Reiseveranstaltern angekommen. Die Branche spricht heute weltweit von
«neuem Luxusstil» oder einer «neuen Definition
des Luxus». Die Studie «Affluents Will Travel in
New Luxury Style» des US-Beratungsunternehmens Unity Marketing mit Fokus Luxus bilanzierte im Juli 2015, dass High-end-Touristen heute «einzigartige Erfahrungen» suchten und «auf
Tuchfühlung» mit den Einheimischen gehen
wollten. Und American Express kommt in einer
aktuellen Studie mit ähnlichen Vorgaben zum
Schluss, dass Luxusreisende «stark personalisierte, bedeutungsvolle Erlebnisse» wünschen.
«Der Trend geht immer mehr zum immateriellen Luxus», gab im April auch Steffen
Boehnke, Chef des zum deutschen Tui-Konzern
gehörenden Luxusreise-Anbieters Airtours, gegenüber der «Frankfurter Neuen Presse» zu
Protokoll, «das kann eine Nacht unter freiem
Himmel im Elefanten-Camp sein oder ein Candlelight-Dinner am Flussufer im Regenwald.»
Das Mass an Individualität und Ungewöhnlichkeit, das kleinere Agenturen wie jene von Hinrichs oder Bopp gewähren, kann ein Grossveranstalter zwar nicht bieten. Doch auch hier
steht der «erlebbare Luxus» im Fokus. Für manchen genügen zwei Wochen auf einer abgelegenen Insel oder ein einmaliger Helikopterflug
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Luxusreisen
Dieses Privatflugzeug mit ausschließlich BusinessClass-Sitzen steht Ihnen während der Weltreise
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40
ZENIT
Z
Die Firstclass wird besser – aber rarer
1976
Die Firstclass in den DC 10 der Lufthansa wies
1976 Rückenlehnen mit geringer Verstellbarkeit auf.
10 Jahre später betrug sie schon 60 statt 23 Grad.
San Francisco
Los Angeles
New York
London
Paris
Zürich
Peking
Tokio
Seoul
Schanghai
Hongkong
Sitzbreite:
72 cm
Neigungswinkel: 23°
Dubai
Singapur
Sydney
107 cm
2016
Die Karte zeigt die Destinationen, zwischen denen laut dem US-Luftfahrtexperten
Vinay Bhaskara heute der Einsatz der Firstclass in Kursflügen gewinnbringend sein kann.
Seit 1997 sind in der Lufthansa-Firstclass alle
Sitze «full flat», d. h. als Betten nutzbar. Im
A 380 (unten) beträgt der Sitzabstand 216 cm.
Neigungswinkel:
90°
Sitzbreite:
79 cm
216 cm
Sieht man sich heute einen Sitz in
der Premium-Economy-Klasse an,
sollte man sich vergegenwärtigen,
dass ein solcher vor 50 Jahren gut
in einer Firstclass-Kabine hätte
stehen können. Handkehrum ist
ein Economy-Platz gleichzeitig
tendenziell kleiner geworden.
Hingegen haben viele Airlines
Platz und Komfort in der ersten
Klasse stark verbessert, Suiten
sind auf langen Strecken und in
viel Zeit und lässt sich gerne auch einmal rund um die Welt
schippern. Neuestes Beispiel: eine 337-tägige Weltumrundung an Bord der vielfach als bester Luxuskreuzer ausgezeichneten «Europa», die von August 2016 bis Juli 2017 dauert. Hapag-Lloyd konzipierte die Route so, dass «genügend
Zeit bleibt, die Schönheiten der jeweiligen Region zur jeweils
besten Reisezeit kennenzulernen», etwa die Kirschblüte in
Japan. Die Preise für die gesamte Umrundung starten bei
147 000 Euro bei Doppelbelegung einer Erstklass-Kajüte.
Seit einigen Jahren setzen selbst Mainstream-Reedereien auf Differenzierung auf ihren Schiffen. MSC beispielsweise hält auf vier ihrer Schiffe einen «Yacht Club» genannten Spezialbereich für luxuriös Reisende bereit, der mittels
«Club-Mitgliedern» vorbehaltener Lounges, Restaurants
grösseren Flugzeugtypen fast schon
Standard (z. B. bei Emirates oder
Singapore). Limousinenservice zum
Flughafen, luxuriöse Lounges und
separate Kontrollen sind inklusive.
Dennoch hat die Firstclass einen
schweren Stand, für die Carrier lohnt
sich der Aufwand nur noch zwischen
rund 15 Destinationen weltweit, wie
eine Analyse des US-Experten Vinay
Bhaskara von Anfang 2016 ergab. In
Europa gehören London, Frankfurt,
und eines Pools für «exklusiven Reisegenuss» sorgen soll.
Natürlich sind solche Reisen auf Schiffen mit mehreren tausend Passagieren trotz aller Exklusivität nicht mit massgeschneiderten Trips zu vergleichen, wie es der new luxury style
verspricht. Etwa mit der einzigartigen Schiffsreise jenes
Kunden der Pacific Society, eines Mikrobiologen, der einfach einmal 60 Tage ganz für sich sein wollte, aber Skepsis
gegenüber der Pazifikregion zeigte, da diese vor allem aus
Wasser bestehe. «Wir erklärten ihm die Vielfalt der Südsee»,
sagt Hansjörg Hinrichs, «am Ende bereiste er zwei Monate
lang per Schiff die spannendsten abgelegenen Inseln, auf
denen er von unseren Leuten betreut wurde.» Der Naturwissenschafter wars zufrieden, und er gehört heute zu den
Stammkunden von Hinrichs.
Paris und Zürich dazu. «Die
Zukunft der internationalen ersten
Klasse ist alles andere als sicher»,
lautet seine These. Zumindest im
Mittelstrecken-Bereich ist erkennbar, dass der personalisierte
Service eines Fluges mit einem
gemieteten Business-Jet die besseren Perspektiven hat als die höchsten Komfortklassen der grossen
Luftfahrtgesellschaften (siehe
auch Box auf S. 38). (roz.)
QUELLE GRAFIK FIRSTCLASS: LUFTHANSA-ARCHIV; QUELLE WELTKARTE: VINAY BHASKARA / AIRWAYS NEWS; LLUSTRATION: CLAUDIO GMÜR
Frankfurt
Seit mehreren
Jahren setzen
selbst MainstreamReedereien auf
Differenzierungen.
NETJETS STELLT VOR:
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Z
ZUTAT
41
Heidelbeeren
( VA C C I N I U M )
S O K L E IN DI E H E I D E L B E E R E A U C H I S T, S O G R O S S I S T D E R U N T E R S C H I E D Z W I S C H E N Z U C H T- U N D W I L D E N S O R T E N
Tex t C H R I S T I N A H U BBE L I N G
Foto NICOLE BACHMANN
S t y l i ng A L E L I L E A L F Ü R S T U DI O L A R D O
Il lus t r a t i on P E T E R J A M E S F I E L D
Wenn wir Heidelbeeren kaufen, so
handelt es sich meistens um Blueberrys, um Kulturheidelbeeren mit
nordamerikanischem Ursprung. Ihr
Fruchtfleisch ist weiss und ihr Umfang deutlich grösser als derjenige der
einheimischen, wilden Heidelbeeren.
Diese haben ein fast schwarzes
Fruchtfleisch, das beim Verzehr
Zähne, Mund und Lippen färbt. In den
Läden findet man die wilden Heidelbeeren in frischer Form nur höchst
selten. Man rüstet sich daher am besten im Hochsommer mit einem Korb
aus und zieht los, um die zarten Beeren selbst zu sammeln. Sie gedeihen
gut an halbschattigen Standorten, in
feuchten Moorwiesen, im Unterholz
lichter Moorwälder oder am Wald-
rand. Strauch und Beere sind zwar
klein von Wuchs, gehen aber dennoch
hoch hinaus: Erntefreudige Wandervögel finden die dunkelblauen Früchte
sogar auf einer Höhe von über 2000 m
ü. M. Zuchtheidelbeeren sind süsser
und milder – um nicht zu sagen langweiliger – im Geschmack als die
wilden. Letztere können wiederum
mit deutlich mehr Vitaminen, Mineralien und sekundären Pflanzenstoffen
auftrumpfen. Insbesondere sollen die
Pflanzenfarbstoffe (Anthocyane) zahlreichen Krankheiten entgegenwirken.
Übrigens, wer keine Möglichkeit zum
Sammeln hat, kann die wilden Heidelbeeren auch tiefgefroren kaufen.
Selbstverständlich nicht ausschliesslich im Hochsommer.
Heidelbeer-Chutney
Heidelbeertarte
Zutaten für 6 bis 8 Einmachgläser
6 Schalotten, gehackt, 750 g Heidelbeeren,
250 g Rohzucker, 125 ml Rotweinessig, 1 TL
Koriandersamen, ½ TL Pfeffer, abgeriebene
Schale einer Bio-Orange, Salz
Zutaten für 1 Kuchenform (24 cm Ø)
200 g Mehl, 100 g Zucker, 1 Prise Salz,
1 Ei, abgeriebene Schale einer Bio-Orange,
12 Amaretti, zerstossen, 500 g wilde
Heidelbeeren, etwa 3 EL Rohzucker
Zubereitung
Die Schalotten und alle Zutaten bis und mit
Pfeffer in einem Topf aufkochen. Die Hitze
reduzieren und eine Stunde im offenen Topf
einköcheln lassen, ab und zu umrühren. Die
Orangenschale dazugeben, salzen. Chutney in
sterile Einmachgläser füllen, verschliessen.
Rezept: Luzia Ellert: Wilde Beeren. Collection
Rolf Heyne, 2014.
Zubereitung
Mehl und Zucker in Schüssel mischen, Mulde
formen, Ei, Salz und Orangenschale hineingeben. Kurz zu einem Teig zusammenfügen.
Teig auswallen, in Tarteform legen, am Rand
andrücken, einstechen. Zuerst Amaretti,
dann Heidelbeeren auf den Teigboden geben.
Mit dem Zucker bestreuen. Im auf 200 Grad
vorgeheizten Ofen zirka 35 Minuten backen.
Veganer Milchreis mit Heidelbeeren
Zutaten für 4 Personen: Je 5 dl Kokos- und Sojamilch, 1 Bio-Zitrone, 150 g Milchreis, Agavensirup, nach Belieben,
150 g frische Heidelbeeren, 100 g Mandelsplitter, 4 Prisen Zimtpulver, 4 TL Rohzucker
1. Kokos- und Sojamilch in einen
Topf geben und aufkochen. Die
Zitrone waschen, trocken reiben.
Die Schale mit dem Zestenmesser
abreiben, in den Topf geben.
2. Reis in die Milch einrieseln
lassen und unter regelmässigem
Rühren gemäss Angaben auf der
Verpackung 20–30 Minuten bei
mässiger Hitze weich kochen.
3. Den Reis etwas abkühlen lassen,
nach Belieben mit Agavensirup oder
Rohzucker süssen. Die Heidelbeeren
waschen und sorgfältig unter den
Reis mischen.
4. Die Mandelsplitter in einer
beschichteten Pfanne anrösten. Den
Reis auf vier Schalen verteilen,
die Mandelsplitter darübergeben,
mit Zimt und Rohzucker bestäuben.
42
ZU TISCH
Z
Dessert mit
Sophie Taeuber-Arp
B
A
G
F
C
E
H
D
A
C
B
1889 wurde
Sophie Henriette
Gertrude Taeuber
in Davos geboren.
Sie wuchs im
appenzellischen
Dorf Trogen auf,
einem Zentrum
der damaligen
Textilindustrie.
Taeuber-Arp
machte sich
einen Namen als
Künstlerin, die
Dada und
konstruktive
Kunst vermischte;
und das durchaus
mit hohem
Unterhaltungswert.
Eierbecher «Gioia»
(je Fr. 7.95), bei
Pfister
Kerzenhalter
(je 69 Fr.), bei
Mobitare
D
1915 lernt Sophie
Taeuber Hans Arp,
Mitbegründer des
Cabaret Voltaire,
kennen und lieben.
Der deutsche
Flüchtling wird
ihr lebenslanges
Pendant.
Salatbesteck
(18 Fr.), von Krenit,
bei Einzigart
E
Als eine der ersten
Künstlerinnen
überhaupt erprobt
Taeuber-Arp
bereits 1916 die
geometrische
Abstraktion.
Kerzenhalter
(je 29 Fr.), von Hay,
bei Mobitare
F
Taeuber-Arp als
Lichtfigur: Eine
Skulptur, ein
sogenannter
«Dada-Kopf», wird
2003 vom Centre
Pompidou für
eine Million Euro
ersteigert.
Leuchte (120 Fr.),
von Hay,
bei Mobitare
Die Zürcher
Kunstgewerbeschule verlangt
Linientreue: Als
Lehrerin darf
Taeuber-Arp lange
nur unter einem
Pseudonym
künstlerisch tätig
sein.
Schale «Bambus»
(Fr. 9.90),
bei Pfister
ZU TISCH
Z
43
Tex t M A L E N A R U DE R
F o t o s N I C O L E B A C H M A N N S t y l i ng A L E L I L E A L F Ü R S T U DI O L A R D O
Die Fünfzigernote zieren Sie nicht mehr, Sophie Taeuber-Arp. Aber dank zahlreichen Ausstellungen
und Publikationen ist die Gefahr gebannt, dass Ihr Schaffen als Textil-Gestalterin, Malerin,
Innenarchitektin, Verlegerin, Tänzerin und Bildhauerin jemals in Vergessenheit geraten wird
I
K
L
J
M
G
H
«Der Drang zum
Dekorativen darf
nicht ausgemerzt
werden, gehört
er doch zu den
ursprünglichen
Bedürfnissen der
Menschheit.»
Vase «Savoy» von
Aino und Alvar
Aalto (120 Fr.), von
Iittala, bei Sibler
I
J
Viel probiert:
Taeuber-Arp lässt
sich in St. Gallen
zur Stoffdesignerin
ausbilden. Mit
21 Jahren zieht es
sie nach München
in eine Schule für
freie Kunst.
1929 erhalten
Hans und Sophie
die französische
Staatsbürgerschaft. Ihr Haus
nahe Paris, von
Sophie kreiert,
wird zum Treff der
Kunstszene.
Kaffeelöffel
«New Norm»
(je 20 Fr.), von
Menu bei Einzigart
Schale (84 Fr.),
von Krenit,
bei Einzigart
K
«Monströse
Barbarei, die
jeglichen
kreativen Geist
zerstört»: 1940
treibt die deutsche
Besetzung von
Paris das Paar erst
nach Grasse, dann
nach Zürich.
Tafelgabel (61 Fr.),
von Pott, bei Sibler
Sophie Taeuber-Arp
L
Verkehrte Rollen:
Lange war Sophie
als Lehrerin für
die finanzielle
Sicherheit des
Paares zuständig.
Erst mit 40 kann
sie sich ganz ihrer
Kunst widmen.
Glasbecher
«Linda» (Fr. 2.50),
bei Pfister
M
Dunkle Stunde:
1943 erliegt
Taeuber-Arp einer
Kohlenmonoxidvergiftung wegen
eines defekten
Ofens – ein
tragischer Unfall.
Dessertteller
«Update»
(Fr. 12.90), von
Kahla, bei Interio
«Der Versuch,
Kunst in einem Stil
der Vergangenheit
zu erschaffen,
kann niemals
authentisch sein.»
Holzbrett (69 Fr.),
von Hay,
bei Mobitare
Z
DESTINATION
Nichts zu meutern
Tex t R O BE R T O Z I M M E R M A N N
E I N S T E N T S PA N N T E S I C H N U R M A R L O N B R A N D O I M S Ü D S E E PA R A DI E S T E T I A R O A . H E U T E S T E H T E S
D A N K D E M Ö K O - L U X U S - R E S O R T «T H E B R A N D O » A U C H Z A H L U N G S K R Ä F T I G E N G Ä S T E N O F F E N
Als der 36-jährige Marlon Brando 1960 auf Rekognoszierungstour
für den Film «Meuterei auf der Bounty» war, gelangte er per Boot
zum Atoll von Tetiaroa, das seit Beginn des Jahrhunderts den
Nachkommen eines Zahnarztes gehörte. «Wundervoller als alles,
was ich erwartet hatte», so wird er das Atoll über 30 Jahre später
in seiner Autobiografie beschreiben. Er traf auf etwa ein Dutzend
Inseln, deren kleinste nicht mehr als Sandbänke sind und im Laufe
der Zeit verschwinden, während andernorts neue entstehen. Sie
umschliessen eine Lagune, deren seichtes Wasser manchmal so
heiss wird, dass kein Mensch auch nur die Füsse darin baden will.
Etwa dreizehn Vogelarten, Schwarzspitzriff- und Zitronenhaie,
Buckelwale und Mantarochen leben im Atoll. Auf einer der Inseln,
Reiono genannt, steht ein Primärwald, der fast gänzlich frei von
Kokospalmen geblieben ist, welche die Vegetation von Tetiaroa
sonst dominieren. Im kniehohen Wasser der Kanäle zwischen den
Inseln wachsen junge Haie auf.
Brando verliebte sich in Tetiaroa, wie er sich zwei Jahre später
in die Polynesierin Tarita Teriipaia, seine dritte Ehefrau, verlieben
sollte, die im Film seine Geliebte darstellt. Das Atoll spielte darin
keine Rolle, im Leben Brandos hingegen eine grosse. Denn bald
kaufte er es, baute mit seiner Frau eine kleine Feriensiedlung auf
der Insel Onetahi und liess ein Flugfeld anlegen.
«Auf Tetiaroa wurde er auf das Thema Nachhaltigkeit aufmerksam», sagt Richard Bailey, CEO der Hotelkette Pacific Beachcomber, die Tetiaroa zum In-Place für eine wohlhabende Klientel
mit ökologischem Gewissen gemacht hat, «das Atoll war sein Schulzimmer und Labor.» Bailey traf Brando erstmals 1999, fünf Jahre
vor dessen Tod. Der Hollywood-Star hatte mit ihm Kontakt aufgenommen, weil der in Tahiti wohnhafte Hotelier die Resorts von
Pacific Beachcomber auf Ökologie trimmen wollte. Brando selber
war von seiner Mutter mit der Liebe zur Natur angesteckt worden,
wie er in den siebziger Jahren erklärte. Würde der Star heute auf
dem Atoll landen, würde er sich bestimmt über die völlig intakte
und geschützte Flora und Fauna freuen. Der Aufenthalt im nach
ihm benannten Resort hätte ihn, der in seinen letzten Jahren viel
durchmachen musste, wohl entspannt. Denn Tetiaroa ist eines der
perfektesten Hideaways der Welt, ein dreitägiger Aufenthalt fühlt
sich an wie anderswo zweiwöchige Ferien. Natürlich werden hier
auch genügend Unternehmungen angeboten, um die Zeit totzuschlagen: Tauch- und Schnorchelgänge, Kajak- und Kanufahrten,
Tennisspiele, Runden auf dem Velo, Quälereien im Fitnesscenter
oder Massagen im spektakulären Spa, dessen Räume wie
Riesennester aussehen. Selbst Koch-, Tanz- und Musiklektionen
sind buchbar. Und auch die europäisch-pazifische fusion cuisine des
IN F O R M AT ION
Nächs t er F lugha f en
B es i t zer
T H E B R A N DO E S TAT E
B e s t e R eis e zei t
Br ei t engr ad
S pr achen
Französisch-Polynesien
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PA P E E T E , TA HI T I
APR–OK T
17 ° 0 ’ 0 ” S
F R A N Z . / E N GL .
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6 K M ² ( AT O L L )
E r ö f f nungsjahr
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–12
2 0 14
14 9 ° 3 ’ 3 ” W
+689
FOTOS: PD
44
Z
DESTINATION
französischen Chefs Bertrand Jeanson sollte nicht unberücksichtigt bleiben.
Doch die eigentliche Bestimmung dieser idyllischen Destination ist das,
was heute Luxus ausmacht: Raum für sich. Stille.
Die Verhandlungen mit Brando seien schwierig gewesen, sagt Bailey: «Er
dachte, sein Name sei einen Haufen Geld wert, aber der Gewinn, den man bei
einem solchen Projekt daraus ziehen kann, ist begrenzt.» So findet sich auf dem
Atoll und im Resort ausser dessen Namen «The Brando» kaum ein Hinweis auf
den früheren Besitzer. Bailey und General Manager Silvio Bion wollen das
Hauptaugenmerk potenzieller Gäste nicht auf den Star, sondern auf die Nachhaltigkeit des Ferienparadieses richten – und natürlich auf die Schönheit dieser
einmaligen Destination mitten im Pazifik, deren Farben zwischen Babyblau,
Lavendel, Smaragdgrün und tiefem Ultramarin oszillieren.
Nachhaltigkeit sei die Quintessenz von Pacific Beachcomber, sagt Bailey.
Darunter kann man sich Unterschiedlichstes vorstellen. Ein Atoll wie jenes, das
Brando 1960 antraf: einfache Hütten, keine Klimaanlagen, kein fliessendes Wasser, keine Flugpiste, unzählige Moskitos. Oder so, wie es sich heute präsentiert:
technisch auf der Höhe der Zeit, mit dem kleinstmöglichen ökologischen Fussabdruck. Bailey sagt, auch Brando sei bewusst gewesen, dass nur die Technik
die Umwelt schützen und gleichzeitig die Bedürfnisse der Gäste befriedigen
könne: «Wir hatten den Traum von grösstmöglicher Naturbelassenheit. Doch
dann tauchten die Probleme auf.» Sollten die Gezeiten, sollte die Sonne, organischer Abfall oder Kokosnussöl genutzt werden? Und was war mit den Insekten,
den Mücken, die in dieser Weltgegend unter anderem das Zika-Virus verbreiten?
«Ohne die neusten Technologien gibt es keine Antworten», sagt Bailey, «wir
können nicht in die Steinzeit zurück.»
Ein Hauptproblem von Hotels in subtropischen oder tropischen Gefilden ist
die Kühlung der Innenräume, die meist Dieselgeneratoren gewährleisten.
Zwischen 2004 und 2006 wurde das zu Pacific Beachcomber gehörende InterContinental Bora Bora Resort & Thalasso Spa – 200 km westlich von Tetiaroa
gelegen – mit einer SWAC genannten Anlage ausgestattet, die Abkürzung steht
für Salt Water Air Conditioning. Eine Premiere. Sie nutzt den Temperaturunterschied zwischen dem fast 1000 Meter unter der Meeresoberfläche gelegenen
Salzwasser und dem Süsswasser, das überirdisch in Leitungen fliesst und zur
Kühlung der Häuser benutzt wird. Ein solcher Wärmetauscher mit Meerwasser
findet sich heute auch auf Tetiaroa.
Die SWAC-Anlage kostete 12 Millionen US-Dollar, soll 50 Jahre halten und
in zehn Jahren amortisiert sein. Der Energieverbrauch ihrer Pumpen sei gering,
versichert man, und er werde zum grössten Teil auf ökologische Weise produziert: 70 Prozent des Strombedarfs werden mit 3744 Solarpanelen erzeugt, die
rund um den Flugplatz aufgestellt sind, 30 Prozent durch Generatoren, die fast
ganz mit jährlich 400 Tonnen Kokosöl aus der Region betrieben werden. Mineralöl wird nur benötigt, um die Maschinen zu reinigen. Wenn Gäste warm
duschen, kommen 90 Prozent der Energie dafür von weiteren Panels auf den
35 Gästevillen und anderen Gebäuden. Das Wasser für die Dusche wiederum
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stammt aus dem Meer und wurde entsalzt, das entstehende Abwasser wird
gefiltert und für die Bewässerung der Gärten und Töpfe genutzt. Regenwasser
spült die Toiletten und füllt die Schwimmbäder. Eine Kläranlage reinigt
das Abwasser, unter anderem mit UV-Strahlen. Danach werden damit die Grünanlagen bewässert.
Keine Frage, dass alles verwendete Material und sämtliche Lebensmittelabfälle gänzlich rezykliert werden, Letztere etwa mittels eines Ecodigester
genannten Apparates, der Gemüse, Früchte, Fisch und Fleisch in 24 Stunden zu
Dünger macht – dieser wird dem Humus beigemischt. Selbst die lästigen Mücken
hat man auf Tetiaroa auf nachhaltige Weise in den Griff bekommen. Zehntausende Männchen einer Mückenart, die auf einer anderen Insel FranzösischPolynesiens vorkommen, sind konstant daran, die Weibchen der auf Tetiaroa
beheimateten Art zu vernichten. 90 Prozent von ihnen wird so der Garaus gemacht.
Dem Vermächtnis von Marlon Brando, eine ökologisch vorbildliche Hotelinsel zu bauen, ist wohl auch die Gründung der Tetiaroa Society geschuldet,
deren «Ecostation» sich der wissenschaftlichen Untersuchung der Natur und
Kultur des Atolls widmet. Dem Hollywood-Star hatte eine «Universität des
Meeres» für Tetiaroa vorgeschwebt, welche gleichzeitig das Öko-System der Insel schützen und diese mit der Welt verbinden sollte. Viele Gäste besuchen die
Öko-Station, lassen sich über Flora und Fauna informieren und können sich an
kleinen Grünen Meeresschildkröten ergötzen, die hier wegen Verletzungen oder
Erkrankungen in Behandlung oder auf dem Weg zur Klinik auf der Insel Moorea
sind. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass auch Leonardo DiCaprio seinen
Kopf in die Häuschen der Öko-Station gesteckt hat; er gehörte jedenfalls zu den
ersten Besuchern des Resorts The Brando und soll danach zweimal wiedergekommen sein. Dass er der Tetiaroa Society 100 000 Dollar überwiesen hat,
wurde im Juli 2015 öffentlich gemacht. Ob sein Aufenthalt mit seinen Plänen für
ein luxuriöses Öko-Resort im mittelamerikanischen Staat Belize zu tun hat,
bleibt aber offen.
Genauso wie die Frage, mit welchem Verkehrsmittel der Schauspieler
anreiste. Bekannt ist lediglich, dass viele Gäste des «Brando» im Privatjet nach
Papeete fliegen, das kann auch einmal eine Boeing 737 sein. Es braucht keinen
Wissenschafter und keine App, um zu erkennen, dass die auf dem Atoll «eingesparten» Kilogramme an Treibhausgasen keineswegs diejenigen der Reise
kompensieren – von Öko-Ferien kann da keine Rede sein.
Richard Bailey kennt die Einwände natürlich und antwortet: «Wir versuchen
nicht, die Welt zu ändern. Wir möchten lediglich, dass unsere Gäste etwas
Einmaliges erleben. Die treibende Kraft für einen Wandel müssen unsere Gäste
sein.» Warum aber versucht Bailey nicht, ein bescheidenes Drei-Sterne-Haus
ökologisch zu betreiben? «Das wäre heute noch nicht möglich, ökologischer
Fortschritt beginnt immer bei den Luxushäusern. Hier kann man zeigen, was
alles möglich ist. Und ich halte es für wichtig, einen Schritt in eine Zukunft ohne
Treibhausgase zu gehen.»
Wer also um die halbe Welt fliegt, um im ökologisch vorbildlichsten Resort
der Welt Ferien zu machen, muss sich wohl trotzdem den Vorwurf des elenden
Eskapismus gefallen lassen.
Französisch-Polynesien
DESTINATION
Tetiaroa liegt im Zentrum des Pazifischen Ozeans; dorthin kommt man nur mit einer kleinen
Propellermaschine oder per Boot. Der frühere Besitzer Marlon Brando wollte das Atoll
als Naturparadies erhalten und lieferte die Inspiration für das umweltfreundliche Resort.
Französisch-Polynesien
Z
FOTOS: PD
46
Z
DESTINATION
47
Die Südsee-Schönheit fasziniert mit Schattierungen von Blau und Grün, Inseln mit unberührter
Natur und intakten Riffen. Gäste des Resorts The Brando können das Eiland auf Ausflügen
erkunden, im Meer tauchen und Fische oder Tiere beobachten. Oder sich einfach treiben lassen.
Französisch-Polynesien
REISEN UND ARBEITEN
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ZUGABE
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- D E S TI
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49
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Kap der guten Hoffnung
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Tex t M A R I E - S O P H I E M Ü L L E R
Von den wirklich wilden Zeiten sind nur noch Geschichten und
Seemanns-Tattoos auf der Haut der alten Bewohner geblieben.
Katendrecht, ein schmaler Landzipfel zwischen Maas- und Rheinhafen im Süden Rotterdams, drohte gefährlich schläfrig zu werden, als Bars, Tanzlokale und Prostitution Ende der neunziger
Jahre einer grossangelegten Stadtteilrenovierung weichen mussten. «Viele Einheimische würden die Zeit gern zurückdrehen», sagt
Bob Moelker, der mit seinem Tätowierstudio am Deliplein das
letzte Überbleibsel aus alten Tagen ist.
Zuvor hatten Schiffe, die im Maashaven ankerten, Matrosen
an Land geschwemmt, die sich in Katendrecht amüsierten.
Während der Zeit der deutschen Besatzung war der Stadtteil lange
die einzige Nazi-freie Zone Rotterdams, da deren Besuch den
Wehrmachtssoldaten wegen Ansteckungsgefahr untersagt war. Bis
in die achtziger Jahre gab es hier auf nicht einmal sechs Quadratkilometern mehr Bars, Huren und Tätowierer als sonst irgendwo
in den Niederlanden. Dem «Kaap», wie die Rotterdamer das
Viertel nennen, eilte sein Ruf über die Weltmeere voraus.
F o t o s M A A R T E N KO O L S
Die Stimmung kippte, als Kriminalität und Zwangsprostitution
zunahmen und das HIV den Tätowierern das Handwerk legte.
Nach der grossen Renovierung ist aus Katendrecht ein recht sauberes, aber verschlafenes Örtchen geworden.
Auf dem Wilhelminapier, der Halbinsel gegenüber, wuchsen
indessen aus alten Speichern Hochhaustürme, während Touristen
die Terrasse des «Hotel New York» bevölkerten. 2010 wurde zwischen dem Wilhelminapier und Katendrecht die Rheinhafenbrücke
eröffnet, der «Hoerenloper», wie die Einheimischen sie als Reminiszenz an das Milieu nennen. «Die rettende Lebensader», sagt
Wouter Bijl, der zusammen mit anderen Jungunternehmern in
einer der leerstehenden Lagerhallen Katendrechts die Fenix Food
Factory, einen Markt mit lokalen Produkten, Café und Restaurant,
betreibt. Auf dem Deliplein dahinter haben sich Bars und Feinschmeckerrestaurants angesiedelt. Ist das Wetter schön, bleibt
kein Platz auf der Terrasse frei. Einmal im Jahr, am Festival «De
Nacht van de Kaap», wird hier sogar wieder so wild gefeiert wie in
der «guten alten Zeit».
Katendrecht
11 – Posse
02 – Dutch Pinball Museum
50
Z
MUSEEN
01 Umtriebig
02 Verspielt
03 Abgelichtet
Verhaalenhuis
Belvédère
Einst beherbergte der
Bau von 1894 einen
Jazzklub, bis ihn die
Nazis verboten. Später
trug man Ringkämpfe
aus, bevor ein Nachtklub einzog. Heute wird
hier anhand von
Ausstellungen die
bewegte Geschichte des
Stadtteils erzählt.
Dutch Pinball Museum
Gerard van de Sanden
nennt es ein «ausser
Kontrolle geratenes
Hobby» – sein niederländisches Flipper-Museum in Katendrecht.
Über 60 Modelle von
1900 bis heute laden
dazu ein, die Silberkugel oben zu halten.
Nederlands
Fotomuseum
Der 2005 renovierte
Fünfziger-Jahre-Bau
Las Palmas beherbergt
seit 2007 das grösste
Fotomuseum der
Niederlande. Noch bis
zum 4. September ist
hier eine umfassende
Retrospektive der
Naturfotografie des
Landes zu sehen.
dutchpinballmuseum.com
belvedererotterdam.nl
WASSERTAXI
Die flinken schwarz-gelben Boote verkehren zwischen
50 Anlegestellen im ganzen Stadtgebiet und können telefonisch oder
online vorbestellt werden. Der Fahrpreis ist abhängig von Strecke und
Anzahl der Passagiere. Zum Museumsschiff SS «Rotterdam» bezahlt
man eine Pauschale: Fünf Euro pro Person.
watertaxirotterdam.nl
nederlandsfotomuseum.nl
HEUVELLAAN
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04 Auf hoher See
LOVE
06
11
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JDE
RIJNHAVEN ZUIDZI
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BREDE HILLED
BREDE HILLED
13
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KAPPARK
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BREDE HILLEDIJK
TOLHUISLAAN
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3E
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RIJNHAVEN
05
AA
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KA
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ILLUSTRATION: GIULIO MIGLIETTA; FOTOS: MAARTEN KOOLS, PD
07
AN
WALHALLALA
D
DE
MAASHAVENKA
DZIJDE
NOOR
MAASHAVEN
12
MAASHAVEN
10
VERSCHÖNERN
Hotel New York
Vom Pier nebenan
legten die Schiffe ab,
die bis 1971 Emigranten
nach Nordamerika
brachten. Heute kann
man in den JugendstilRäumen des alten
Verwaltungsgebäudes
der «Holland-Amerika
Lijn» übernachten und
speisen. Vom Direktorenzimmer aus hat man
eine prächtige Aussicht
aufs Wasser.
hotelnew york.com
03 – Fotomuseum
05 Frisch rasiert
«New York»
Barbershop
Im Souterrain des
«Hotel New York»
verwandeln Robert
Lagerman und seine
Rockabilly-Barber
Männer in Gentlemen.
10 – Ijssalon BIeij
Rheinhafenbrücke
new yorkbarbershop.nl
06 Unter die Haut
06– Tattoo Bob
Tattoo Bob
Seit den sechziger
Jahren tätowiert Bob
Moelker alias Tattoo
Bob im weissen Arztkittel – inzwischen mit
seinen drei Kindern.
Sich selbst würde er
aber nie stechen lassen.
FESTIVAL
Ohne Rotlicht, aber mindestens genauso wild wie
in alten Tagen feiern die Katendrechter mit Besuchern
aus aller Welt in der «Nacht van de Kaap» am Deliplein
anlässlich der Welthafentage am 3. September 2016.
denachtvandekaap.nl
tattoobob.nl
12 – De Matroos en het Meisje
Katendrecht
ZUGABE
Z
ANSCHAUEN
Seit März gibt es im alten Rheinhafen
einen schwimmenden Wald (Bild S. 49).
Die Stadtentwickler von Motherhood
und der Künstler Jorge Bakker verpflanzten Ulmen, die Baustellen hätten
weichen müssen, in ausrangierte Bojen
aus der Nordsee. Statt als Abfallholz zu
enden, sorgen die Bäume nun für grüne
Farbtupfer auf ungewohntem Terrain.
Blick von Katendrecht aufs Wilhelminapier
SHOPPING
07 Sammelsurium
De Zeeuwse Meisjes
Marlies van Hoek und
Fréderique de Rooij
versammeln in ihrem kleinen
Geschäft am Sumatraweg
Vintage-Mode und Möbel,
handgemachte Accessoires
und Siebdruck-Arbeiten.
Weil man bei so viel
Entdeckungen ins Stöbern
kommt, servieren die Damen
auch Kaffee dazu.
07 – De Zeeuwse Meisjes
dobberendbos.nl
Käse in der Fenix Food Factory
dezeeuwsemeisjes.com
05 – «New York» Barber Shop
E IN SPA Z IE RG A NG M I T W OU T E R BI J L ,
M I T BEGRÜNDE R DE R F E NI X F OOD FAC T ORY
«Vor einigen Jahren hat die Stadt viel Geld
investiert, um das Viertel attraktiver zu
machen, aber erst die Fussgängerbrücke hatte
die entscheidende Wirkung. Vom «Hotel
New York» aus sah man die Brücke allerdings
zwischen zwei grossen, heruntergekommenen
Lagerhäusern enden. Nicht sehr einladend,
was unsere Chance war. Zusammen mit einem
Bierbrauer habe ich der Stadt das Konzept für
die Food Factory vorgestellt. Ein Ort, an dem
gemeinsam produziert, verkauft, getrunken
und gegessen wird. Seit der Eröffnung im
Frühjahr 2014 hat sich die Factory entwickelt
und lockt inzwischen viele Besucher über die
Brücke nach Katendrecht. 2018 läuft unser
Vertrag mit der Stadt aus, aber ich hoffe, dass
dies nicht unser Ende ist. Rotterdam hat sich
in den letzten Jahren gemacht und ist für den
Tourismus viel attraktiver geworden, das hat
aber auch damit zu tun, dass Leute hier etwas
Ungewöhnliches auf die Beine stellen können.
Die Freiräume dafür muss man erhalten.»
fenixfoodfactor y.nl
TRINKEN
13 – Wing Wah
09 – Café de Ouwehoer
08 Gestrandet
SS «Rotterdam»
Das grösste Passagierschiff, das je in den
Niederlanden gebaut
wurde, ankert seit 2009
im Maashafen. Es
wurde zurückversetzt
in den Originalzustand
von 1959. Man kann in
den Kojen übernachten
oder auf dem Pool-Deck
einen Drink nehmen.
08 – SS «Rotterdam»
04 – Hotel New York
ssrotterdam.com
ESSEN
09 Ausgetanzt
10 Eisgekühlt
11 Geistige Nahrung
12 Der Koch ist König
13 Souvenir
IJssalon Bleij
Auf der vor ein paar
Jahren neu angelegten
Promenade spaziert
es sich am schönsten
mit einer Glace in
der Hand. Besonders
gute erhält man in
Katendrecht im
«IJssalon Bleij», der
nicht nur köstliche
kalte Kugeln verkauft,
sondern auch knusprige Steinofenpizza.
Posse Espressobar
Paul Posse hat eine
Nase für Orte, aus
denen sich etwas
machen lässt. Erst
verwandelte der Modefotograf einen alten
Speicher im Norden
Amsterdams in ein
Zentrum für Kreativität, seit 2012 belebt
er mit Kaffee, Snacks
und Kunst einen Teil
eines alten Lagerhauses
in Katendrecht.
De Matroos en het
Meisje
Das Interieur ist eine
moderne Interpretation
des Delfter Blau, das
Essen eine ambitionierte Variante der Table
d’Hôte. Gegessen wird,
was auf den Tisch
kommt. Der Gast wählt
ein 3- bis 6-Gang-Menu
und lässt sich überraschen von dem, wonach
Chefkoch Michael
Schook der Sinn stand.
Wing Wah
In den zwanziger Jahren machten Chinesen,
die als Hafenarbeiter
angeheuert wurden,
Katendrecht zur ersten
Chinatown Europas.
Einziges Überbleibsel
ist heute das kantonesische Restaurant Wing
Wah in der Atjehstraat.
posse.nl
dematroosenhetmeisje.nl
Brede Hilledijk 269
wingwah-rotterdam.nl
Katendrecht
Café de Ouwehoer
Mit einem Augenzwinkern in Richtung
Rotlicht-Vergangenheit
wird zu Live-Musik mit
Cocktails oder Whisky
auf die Gegenwart
angestossen.
facebook.com/deouwehoer
Fenix Food Factory
ZUGABE
52
Z
ZU GEWINNEN
Gesichtspflege aus St. Gallen
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der 19 . 6 . 2 016 . Danach eintref fende E -Mails
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IMPRESSUM
Z – Die Substanz des Stils
is t ein Magazin der N Z Z
Chefredak tion
F elix E . Müller (fem.)
Nicole A l thaus (na.)
Redak tionelle Leitung
Malena Ruder (rud.)
Redak tion
Rober to Zimmermann (roz.)
(Ressor tlei tung S til / Z )
K im Dang (kid.)
Chris tina Hubbeling (chu.)
A nna Kaminsk y (aky.)
Peter Keller (kep.)
Oliver Schmuki (ols.)
David S treif f Cor ti (das.)
F lorian Zobl (fzo.)
Autoren
Bice Curiger, Sarah Illenberger,
Richard Kägi, Dieter Meier,
Marie-Sophie Müller,
Manfred Paps t , Jeroen van Rooijen,
Joachim Schirrmacher,
Eugen S tamm, Barbara V inken
Ar t-Direction
Claudio Gmür (clg.)
L ayout
A lexandra Kojic (akc.)
Jürg S tur zenegger
Produk tionsleitung
Eveline Roth (evr.)
Bildredak tion
A nton J. Erni (aje.)
Korrek torat
Irmgard Mat thes, Barbara S tuppia
Adresse Redak tion
N Z Z am Sonntag
Pos t fach
CH- 8 0 21 Zürich
E-Mail: z @ nz z.ch
w w w. z.nzz.ch
Adresse Verlag
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Telefon + 41 4 4 2 5 8 16 9 8
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Konzept und Creative Direction
W inkreative
w w w.winkreative.com
Verbreitete Auflage
2 8 0 0 0 0 E xemplare
A lle A r tikel wurden exklusiv
für « Z – Die Subs tanz des S t ils»
geschrieben. A lle Rechte vorbehal ten. Jede Ver wendung der
redak tionellen Tex te (insbesondere
deren Ver vielfäl tigung, Verbrei tung,
Speicherung und Bearbei tung)
bedar f der schrif tlichen Zus timmung
durch die Redak tion. F erner is t
diese berecht igt , veröf fentlichte
Bei träge in eigenen gedruck ten
und elek tronischen Produk ten
zu ver wenden oder eine Nut zung
Dri t ten zu ges tat ten. Für jegliche
Ver wendung von Inseraten is t die
Zus timmung der Geschäf t slei tung
einzuholen.
Unternehmensleitung
Vei t Dengler (CEO)
Projek t verant wor tung
S teven Neubauer
Projek tleitung
L arissa Bieler
ISSN 16 6 2 –15 7 3
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ZUGABE
Z
53
ROUND TABL E
R edak t io n A N N A K A M I N S K Y
JEDER MUSS HEUTE KREATIV SEIN
M A RT I N J UCK ER
M A RCO GR A F
Berufs-, Studien- und Laufbahnberater,
Laufbahnzentrum Stadt Zürich
«Nein, nicht jeder muss ein Künstler sein. Das verlangt weder die Arbeitswelt, noch werden in Zukunft
alle kreativ sein. Aber wenn viele Berufe sich so
schnell verändern wie heute, ist es tatsächlich von
Vorteil, ideenreich und erfinderisch zu sein. Kreativ
die eigene Laufbahn zu gestalten, das bedeutet, zu
erkennen, wie die heutige Arbeit schon morgen ganz
anders getan werden kann, und rechtzeitig neue
berufliche Möglichkeiten für sich wahrzunehmen
oder sogar zu kreieren. Das wird aber nicht reichen.
Denn noch wichtiger sind der Mut und die Bereitschaft, sich den neuen Bedingungen anzupassen
und den Willen aufzubringen, die eigene Laufbahn
aktiv zu formen.»
Bauer und Ideenspinner auf dem Erlebnishof Jucker-Farm
«Was ist denn kreativ? Klar muss jeder kreativ sein, und jeder ist auch
kreativ. Auslegen kann man dieses Wort aber ganz unterschiedlich.
Für den IT-Spezialisten ist es vielleicht die Idee für einen Programmcode, für den Hotelier ein neues Pauschalangebot, für den Bauern eine
neue Apfel-Präsentation im Hofladen, für den Künstler, etwas zu erschaffen, das es noch nie gab. Für Unternehmen halte ich Kreativität
sogar für zwingend. Das heisst aber nicht, dass alle Mitarbeiter ihren
Job jeden Tag neu erfinden müssen. Es gilt, ein gesundes Mass an
Veränderung mit der Erhaltung von Bewährtem zu kombinieren. Uns
bei Jucker-Farm wird nachgesagt, dass wir fast krankhaft innovativ
sind, aber was ist denn genau der Unterschied zu kreativ? Irgendwie
hängt das zusammen. Wenn also Kreativität eine Krankheit ist, dann
sind wir schwer krank und hoffen, dass wir nicht so schnell geheilt
werden. Wir müssen also nicht kreativ sein, wir dürfen.»
MOLLY OʼM A R A
PROF. DR . T HOM A S D. M EI ER
Arbeitet in der Pharmaindustrie für
die Qualitätssicherung
Rektor Zürcher Hochschule der Künste
«Wer Kreativität ultimativ einfordert, vertreibt sie. Das Schöpferische
ist ein rares Gut, mimosenhaft, oft scheu, und lässt sich nicht verordnen. Der Kreativitätsbegriff ist zudem durch inflationäre Verwendung
bis zur Konturlosigkeit verblasst. Künstlerinnen und Künstler stehen
dem Wort denn auch skeptisch gegenüber. Sie tun dies mit gutem
Gespür für entwertete Begriffe. Trotzdem: Die Fähigkeit, Altes
neu zu sehen und Neues zu schaffen, macht den Menschen überhaupt erst zum Menschen. Ihr ist unbedingt Sorge zu tragen. Und
schliesslich: Obwohl die Kreativen heute den Blueprint für den modernen Menschen abzugeben scheinen – es braucht immer auch die
anderen, nicht nur die Quer-, sondern auch die Geradeausdenker.»
«Kreativität: die Fähigkeit, neue
Dinge oder Gedanken zu produzieren. Machen wir das nicht alle
regelmässig? Ich meine, wenn man
sein Gehirn einschaltet und einen
Gedankengang bis zum Ende
durchgeführt hat, hat man doch
etwas kreiert?! Natürlich können
wir nicht alle ein Picasso oder
Mozart oder Einstein sein. Aber:
Ja, wir sind alle kreativ. Das ist
kein Muss, bloss eine Tatsache.»
DR . M A RT I NA K Ü H N E
Senior Researcher, GDI (Got tlieb-Dut tweiler-Institut)
«Jeder muss – und jeder will auch. Denn Kreativität
hat in Form von täglichen Brainstormings, wöchentlichen Kreativitäts-Trainings und monatlichen Innovations-Workshops in den letzten Jahren nicht nur
Einzug in die Arbeitswelt gehalten. Sie ist im Zuge
der menschlichen Selbstverwirklichung zu unserem
höchsten Lebensziel avanciert. Der Wunsch, kreativ
zu sein, ist heute nicht mehr nur Genies mit einer
göttlichen Gabe vorbehalten, sondern gilt als allgemein erstrebenswert. Es mag paradox klingen, aber:
Versteht man Kreativität als die Fähigkeit, etwas Frisches, Neues oder Überraschendes hervorzubringen, dann wäre der Wunsch, nicht kreativ zu sein,
heute wohl etwas wirklich Kreatives.»
BENJA M I N BU RGER
Theaterschaf fender und Grafikdesigner
«Man kann sich mit Lego eine Welt bauen oder in seinem Kleingarten
für sich eine Welt behaupten. Man kann im Rausch auf seine Welt
abfahren oder eine Fahne in einen Hundehaufen stecken und rufen:
‹Land in Sicht!›. Es gibt viele Wege, sich seine Welt schönzureden. Und
bald kommen die Roboter und machen uns endgültig zu Sklaven der
Schönheit. Wenn jede Drecksarbeit mechanisiert ist, werden wir alle
prokrastinieren, weil die eigentliche Aufgabe dann nur noch Sterben
ist. Einige werden sich dann an ein Leben erinnern, in dem sich Veränderung noch lohnte, in der wir noch nicht alles aus der Hand gegeben haben. Wo die Realität umprogrammiert werden konnte wie
die Maschinen: ‹Nein› und ‹Ja› wie ‹0› und ‹1›. Sie sind die einfachsten
Werkzeuge im ‹Bau dir deine Welt, wie sie dir gefällt›-Baukasten. Im
Set enthalten: ein Kugelschreiber und Stimmzettel. Wollen Sie kreativ
sein? Dann machen Sie Ihr Kreuz bei ‹Ja› oder ‹Nein›.»
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Z
ZUGABE
ZITAT
A us ge such t un d ko m men t ier t v o n M A N F R E D PA P S T
«N u r
weil
du
PARANOID
bist,
h e i ss t
das
n o c h
n i c h t ,
dass
KEINER
hinter
DIR
her
ist.»
Etgar Keret (*1967),
israelischer Schriftsteller
Wir sind die Schmiede unseres Unglücks. Viel Böses rufen wir herbei, indem
wir es uns vors tellen. Of t holen Träume und Ängs te uns ein. Auch
Hypochonder müssen sterben – vielleicht just an der Krankheit, die sie sich
ein Leben lang eingeredet haben. Und ob wir an Ver folgungswahn leiden
oder nicht: Der Tod ist hinter uns allen her. Er hat am Ende noch jeden
gekriegt . Ob wir uns nach ihm umdrehen oder nicht , spielt keine Rolle.
Vorübergehend hilf t immerhin das Versinken im Augenblick. Solange wir uns
selbst vergessen, kann uns fast nichts passieren. Und wenn es stimmt, dass
Denken unglücklich macht, dann lassen wir es doch lieber bleiben.
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