Last Chance Wine Forum

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Last Chance Wine Forum
Pressemappe
Last Chance Wine Forum
11. September 2009
Ürzig
Inhaltsverzeichnis
Seite
Bedrohung einer Kulturlandschaft
......1
Internationale Reaktionen:
Hugh Johnson / Stuart Pigott
Terry Theise
David Schildknecht
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......4
......5
Top Rieslingproduzenten sehen ihre Weinberge in Gefahr:
Ernst Loosen / Markus Molitor / Katharina & Manfred Prüm
Johannes Schmitz / Willi Schaefer / Rudolf Trossen
......6
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Ein Beitrag zur Lösung des Fernstraßenverkehrs?
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Das Moseltal als historische Kulturlandschaft
......9
Weinbergen wird die Wasserzufuhr abgegraben (BUND)
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Visualisierungen
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Diese Pressemappe ist online verfügbar unter: http://www.b50neu.de/pressemappe.zip
Informationen des LBM Rheinland-Pfalz gibt es hier: http://www.hochmoseluebergang.rlp.de
Webseite der AG Eifel-Mosel-Hunsrück in Bewegung: http://www.b50neu.de
Bedrohung einer Kulturlandschaft
»Die Querung der Mosel mit einer ca. 1,7 km langen Brücke stellt einen erheblichen, nicht
ausgleichbaren Eingriff in das Landschaftsbild dar.«
(aus dem Erläuterungsbericht: „Neubau der B 50 im Abschnitt zwischen Platten und Longkamp
einschließlich des Zubringers Longkamp“ vom 30.4.1999, Anlage 1)
Kann der Neubau einer Straße so wichtig sein, dass das Bild einer weltweit geschätzten
Kulturlandschaft ruiniert werden darf? Die Rede ist von der Moselschleife zwischen BernkastelKues und Traben-Trarbach, Standort einiger der besten Rieslingweinlagender Erde, Reiseziel von
Weinliebhabern und Moseltouristen aus der ganzen Welt und nicht zuletzt deshalb Hauptdrehort
der 30-teiligen Fernsehserie Moselbrück (1987-1993).
Eine 160 Meter hohe und 1,7 Kilometer lange Betonbrücke soll dieses Tal künftig überspannen,
Dimensionen, die man sich kaum vorstellen kann; der Kölner Dom würde darunter passen. Die 10
Pfeiler, die das Machwerk tragen sollen, weisen eine Grundfläche von jeweils bis zu 16 mal 7,50
Metern auf. Ingenieure mögen bei dem Gedanken an dieses Bauwerk in Begeisterung verfallen,
doch Anwohner, Touristen und Moselliebhaber werden von blankem Entsetzen heimgesucht. »Sind
die wahnsinnig geworden?!«, war die Reaktion einer Touristin am Kloster Machern, als sie von
diesen Plänen erfuhr. Doch nicht nur die Brücke stößt auf Kritik; die gesamte vierspurige Trasse
bringt schwerwiegende Umgestaltungen der begehrten Urlaubs- und Erholungsregion mit sich, die
manchem Betroffenen schon heute die Tränen in die Augen treibt.
Welche Argumente werden für das Straßenbauvorhaben angeführt? Immer wieder wird von einer
Fernstraßenverbindung von den Nordseehäfen ins Rhein-Main-Gebiet gesprochen, die
ursprünglich als Autobahn (A60) geplant, aber wegen zu geringer Verkehrserwartung so nicht
durchgesetzt werden konnte; infolge dessen wurde die Trasse als Neubau der Bundesstraße B 50
deklariert und teilweise auch gebaut. Ein durchgehend vierspuriger Ausbau wurde bisher nicht für
erforderlich gehalten, so dass diese Strecke in einigen Bereichen nur zweispurig verläuft, was
übrigens auch für Teile des zur Hochmoselbrücke gehörigen Bauabschnitts gilt. Inzwischen gibt es
aber Fernverbindungen von Nord nach Süd, so dass sich im günstigsten Fall ein Zeitvorteil von 20
Minuten ergibt.
Im Grunde geht es nur noch um eine bessere Erschließung einer Teilregion von Eifel/Mosel und
Hunsrück und um eine verbesserte Anbindung des ausgebauten ehemaligen Militärflughafens
Hahn (auch „Frankfurt-Hahn“ genannt); dieser abgelegene Flughafen gilt mittlerweile als
Hauptargument für den Bau der B 50 neu, weil er trotz Millionenzuschüsse nicht auf die Beine
kommt. Kann die neue Bundesstraße wirklich der „Durchbruch für den Hahn“ werden (Hendrik
Hering am 27.04.2009)? Der ehemalige Betreiber FRAPORT scheint diese Einschätzung nicht zu
teilen und hat sich Anfang 2009 aus dem Projekt zurückgezogen; er wollte das jährliche Defizit von
15,4 Millionen Euro (Durchschnitt von 1999 bis 2007) nicht mehr mittragen. Alleinige Betreiber sind
seit dem die Länder Rheinland-Pfalz (82,5%) und Hessen (17,5%). Überspitzt formuliert bedeutet
dies, dass das betroffene Moseltal für die erhoffte Rettung des Flughafens Hahn geopfert werden
soll – ein hoher Preis für ein ungewisses Ziel.
Hauptkritikpunkt ist der massive Eingriff in das Landschaftbild eines der schönsten Täler der
Mittelmosel durch den Hochmoselübergang, der nach dem Vorbild der deutlich kleineren
Winninger Brücke (136 x 935 Meter, 1972 fertiggestellt) gebaut werden soll. Nicht weniger
dramatisch sind im Übrigen die Eingriffe in die gegenüberliegenden Moselberge, vor allem auf dem
schmale Berggrat oberhalb von Graach, wo massive Erdbewegungen erforderlich werden. Ein
Nebenaspekt ist die starke Rutschgefährdung des Graacher Hangs, weshalb viele Häuser
zentimeter dicke Risse aufweisen; der Hang ist ständig in Bewegung, wobei sich die Größe der
Gefahr nur schwer abschätzen läßt. Zu den Kritikern zählen aber auch die Winzer, denn in der
betroffenen Moselschleife wachsen mit die bekanntesten und begehrtesten Weine der ganzen
Mosel; „Ürziger Würzgarten“, „Graacher Himmelreich“ und „Wehlender Sonnenuhr“ sind nicht nur
klangvolle, sondern auch weltbekannte Weinlagen, deren Renommee auf dem Spiel steht; es wird
1
eine Qualitätsverschlechterung durch Veränderung des Mikroklimas und des Wasserhaushaltes
befürchtet.
Die Planung des Straßenbauprojekts wurde unterteilt in zwei Planungsabschnitte, für die auch
einzelne Planfeststellungsverfahren durchgeführt wurden. Taktik dabei war es, das relativ
widerstandsfrei durchzusetzende erste Teilstück von Altrich bis Platten zu bauen, um damit die
umstrittenen beiden anderen Abschnitte mit dem Hochmoselübergang erzwingen zu können. Das
Planfeststellungsverfahren für den ersten Abschnitt sollte bereits im Frühjahr 1999 mit dem
Planfestellungsbeschluss abgeschlossen werden, verzögerte sich aber immer weiter, als die
Proteste lauter wurden.
Nach der Planoffenlegung für den zweiten Abschnitt im Oktober 1999 gingen bei der
Planungsbehörde 2300 Einwendungen von betroffenen Bürger/innen ein. Mehrere Klagen von
Einzelpersonen und Gemeinden (Longkamp, Ürzig, Zeltingen-Rachtig) wurden schließlich
zurückgezogen, nachdem ihre Eilanträge vor dem OVG gescheitert waren. Lediglich der BUND
war beim Bundesverwaltungsgericht erfolgreich (April 2004), das heißt, der
Planfeststellungsbeschluss wurde für rechtswidrig erklärt wegen Verletzung der Europäischen
Vogelschutz-Richtlinie von 1979. Nach einem ergänzenden Planfeststellungsverfahren und einer
erneuten Klage des BUND blieb jedoch das Land erfolgreich, so dass seit Dezember 2007
Baurecht besteht. Das Land Rheinland-Pfalz hatte es sich trotz allem nicht nehmen lassen, bereits
2003 mit ersten Baumaßnahmen für den (bereits planfestgestellten) 1. Abschnitt zu beginnen; die
Tatsache, dass einzelne Brückenbauwerke aus Kostengründen nur zweispurig ausgeführt wurden,
verrät die damals geringe Zuversicht in die Realisierung des vierspurigen Fernstraßenprojekts.
Das Problem der Finanzierung war einer der Hauptgründe, warum das Projekt über 4 Jahrzehnte
hinweg keine Realisierung fand, denn der Bund war lange Zeit nicht bereit, die Kosten dafür zu
übernehmen. 1992 kam es zur Einstufung des Vorhabens in den vordringlichen Bedarf des
Bundesverkehrswegeplanes, weil sich der damalige Bundesverkehrsminister Krause auf einen
eigenartigen Kompromiss einließ: Die Strukturschwäche des Landes Rheinland-Pfalz wurde in die
Kosten-Nutzen Analyse hinein gerechnet und das Land verpflichtete sich zu einer
Kostenbeteiligung. So hob man die Kosten-Nutzenanalyse in einen positiven Bereich. Außerdem
sollte mit Hilfe eines privaten Investors finanziert werden, der sich seine Kosten über ein
Mautsystem wieder zurückholen sollte. Es fand sich jedoch kein Investor, zu geringes
Verkehrsaufkommen einerseits und Mautumgehungsverkehr andererseits waren zu große Risiken
für die Refinanzierung.
Ausgerechnet die im Herbst 2008 ausgelöste Krise der Finanzmärkte veranlasste die
Bundesregierung, 250 Millionen Euro für den Bau des Hochmoselübergangs bereitzustellen - teils
aus dem Konjunkturpaket I, teils aus erwarteten „Mautmehreinnahmen“ infolge der Erhöhung der
LKW-Maut auf Autobahnen. Zugleich wurde der Plan für eine Mautstrecke für den Bereich des
Hochmoselübergangs fallengelassen.
Der Verzicht auf die Privatfinanzierung (zusammen mit der allgemeinen Preissteigerung) belastet
den Steuerzahler nunmehr um das Fünffache dessen, was ursprünglich geplant war: Statt 50
Millionen Euro (103 Millionen DM) für Abschnitt 2 soll die öffentliche Hand jetzt die gesamte
Summe von 270 Millionen Euro aufbringen.
Für Rückfragen:
G. Laska 06532 1598
2
Internationale Reaktionen
Hugh Johnson OBE, weltbekannter Autor und Weinexperte schreibt:
“Ich komme hier in diese Region, die ich als eine der wertvollsten und angesehensten in der
gesamten wein-produzierenden Welt erachte, um gegen den wahnwitzigen und ruinösen Plan
einer regionalen Regierung zu protestieren, welcher deren Ökologie, Unversehrtheit und Schönheit
zerstören würde.
In einer Welt, die langsam die Dummheit nicht-nachhaltiger Industrien und schädlicher
Transportsysteme erkennt, ist es kaum zu glauben, dass Politiker weiter den Fantasien einer
vergangenen Generation folgen: Pläne die erarbeitet wurden, als Rheinland-Pfalz dachte, es
könne vom Schutt des zweiten Weltkriegs profitieren, von der ungenutzten US-Basis Hahn. “Setze
auf den Handel mit den Benelux-Ländern” sagte die Regierung in Mainz. “Bau eine große
Betonstraße auf Stelzen durch unser einmalig traumhaftes Tal, um Fracht zum Hahn zu locken.”
Es gibt sogar Einheimische hier, die dachten, dass ihr Geschäft davon profitiert. Vielleicht gibt es
Leute, die denken, dass sie mit Flugzeugen über ihren Köpfen Geld machen können. Dresden hat
den Preis für eine Brücke bezahlt, die zu weit ging: den Verlust des Respekts der Welt vor ihrem
Urteilsvermögen. Das Moseltal darf nicht der gleichen Krankheit verfallen”.
Englischer Originaltext:
“I have come here to a region which I consider one of the most precious and prestigious in the whole wineproducing world, to protest against the folly and vandalism of a local government that would destroy its
ecology, integrity and beauty.
In a world that has started to see the stupidity of unsustainable industry and damaging systems of transport it
is barely credible that politicians should play out the fantasies of a generation ago: plans elaborated when
Rheinland-Pfalz thought it could take advantage of the detritus of the Second World War, the unwanted US
base at Hahn. "Bid for the commerce of the Low Countries" said the government in Mainz. "Build a great
concrete road on stilts to attract cargo to Hahn across our uniquely wonderful valley". There are even natives
here who thought their own commerce would profit from it. Perhaps there are people who think they can
make money from aircraft flying overhead. Dresden has paid the price of building a bridge too far: loss of the
world's respect for its judgement. The Mosel valley must not suffer from the same madness.”
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Stuart Pigott, international bekannter Weinkritiker und Autor schreibt:
Ich bin in Urlaub in London und meine Gedanken schweifen zum Hochmoselübergang, während
wir über die Dartford Crossing fahren. Es ist auch eine gigantische Betonbrücke, die einen Fluss
überspannt. Der Unterschied ist, dass sie NOTWENDIG war wegen des enormen
Verkehrsaufkommens. Wo ist der Verkehr rund um die Mosel, der eine neue Brücke nötig macht?
Es tut mir leid, aber ich sehe ihn einfach nicht. Was ich sehe, sind die Ambitionen von Kurt Beck,
ein Denkmal, so gross wie sein Ego, zu errichten, von dem er glaubt, dass es ihm die Möglichkeit
geben wird, den unprofitablen Flughafen Hahn zu retten, Rheinland-Pfalzs einzigen bedeutenden
Flughafen, seinen Flughafen.
Die Kehrseite hierbei ist die historische Schönheit des Moseltals und die Art, wie die Region sich
durch eigene Kraft und Anstrengung (vor 20 Jahren) aus der Krise gezogen hat. All das wird durch
den Hochmoselübergang schrecklichen Schaden erleiden. Warum sind die Politiker völlig unfähig,
dies zu sehen? Warum haben sie bei der UNESCO nicht den Status des Weltkulturerbes für diese
Landschaft beantragt? Das wäre der billigste und effektivste Weg gewesen, ihren Wein und
Tourismus zu unterstützen.”
3
Englischer Originaltext:
I am on holiday in London and my thoughts turned to the Hochmoselübergang as we were driving over the
Dartford Crossing. It is also a giant concrete bridge that spans a river. The difference is that it was
NECESSARY due to the enormous volume of traffic. Where is the traffic around the Mosel that would make a
new bridge necessary? Sorry, but I just don't see it. What I see is the ambition of Kurt Beck to erect a
momument as giant as his own ego which he believes will enable him to save the unprofitable Hahn airport,
Rheinland-Pfalz's only significant airport, his airport. To my mind these are wholly inadequate reasons for
wasting such a titanic quantity of taxpayers money.
The other side of this is the historic beauty of the Mosel Valley and the way that the region has pulled itself
out of a crisis (twenty years ago) by its own effort and initiative. All of this will be terribly damaged by the
Hochmoseluebergang. Why are the politicians completely incapable of seeing all this ? Why haven't they
applied to UNESCO for World Heritage status for this landscape ? That would be the cheapest and the most
effective way to support its wine and tourism.
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Terry Theise, internationaler Weinimporteur und Autor schreibt:
In der politischen Geschichte von Zivilisationen gibt es einen andauernden Konflikt zwischen
Pragmatismus und Schönheit. Man kann für die öffentlichen, logistischen und geschäftlichen
Vorteile der geplanten Brücke argumentieren, aber genau die gleichen Argumente könnte man
dafür nutzen, einen Teil eines Museums abzureissen, um einen Parkplatz zu bauen. Und es ist
angemessen, das Kulturerbe Moseltal mit der Geltung eines Bauwerks voll mit Bildern und Statuen
zu vergleichen. Die Weine der Mosel werden auf der ganzen Welt geliebt. Sie sind nicht nur
wunderbare Produkte der Zivilisation, sie sind einmalig. Sie stellen ein Symbol dar für
Deutschlands Beitrag zum kulturellen Erbe der Menschheit. Es scheint nicht klug zu sein, so etwas
abzuwerten oder das Risiko einzugehen, es um einer Autobahn willen zu entweihen.
Andere, die näher an der Materie dran sind, werden Sorgen haben wegen Luftverschmutzung oder
Bodenverschlechterung. Zweifellos wird die Brücke ein Schandfleck sein im bisher unverbauten
Teil des Tals, das Menschen aus der ganzen Welt besuchen kommen. Ich allerdings glaube, wenn
wir es uns erlauben zu denken “Was sind schon die Belange einiger Kunstliebhaber gegenüber
den vielen, die einen Parkplatz brauchen, “ dann bewegen wir uns auf die Barbaren zu.
Englischer Originaltext:
In the political history of civilizations there is an abiding struggle between pragmatism and beauty. A case
can be made for the public, logistical and mercantile good the proposed bridge will do, but the very same
case could be made for demolishing a wing of an Art museum in order to build a car park. And it is
reasonable to liken the heritage of the Mosel valley to the importance of a building containing paintings and
statues. The Mosel’s wines are beloved all over the world. They are not only beautiful artifacts of civilization;
they are unique. They constitute a symbol of Germany’s contribution to the cultural heritage of humanity. It
does not seem wise to devalue such a thing, or to risk desecrating it for the sake of a motorway.
Others closer to this question will have concerns as regards pollution or degradation of the soil. Certainly the
bridge will be an eyesore over what is now an unspoilt section of a valley people come from all over the
world to see. But for me, when we allow ourselves to think “Well, what are the interests of a few art-lovers
against those of the many who need somewhere to park their cars,” we inch closer to the savages.
4
David Schildknecht, US-amerikanischer Weinkritiker und Autor schreibt:
Dass eine gewaltige Brücke die Mosel bei Ürzig überspannen soll trotz unermesslicher,
schädlicher Auswirkungen auf einige der wichtigsten Rieslingweinberge der Welt, ist nicht nur
tragisch und kurzsichtig, sondern völlig dumm. Denn gerade jetzt erlebt der Ruf des deutschen und
vor allem des Moselrieslings einen weltweiten Aufstieg, wie er seit Jahrzehnten vorausgesagt und
herbeigesehnt wurde, und steht jetzt auf einem seit hundert Jahren nicht erreichten Niveau.
Gleichzeitig allerdings wird paradoxerwiese der Beruf des Moselwinzers und der Erhalt dieser
Steillagen immer mehr gefärhdet. Das ausgesendete Signal, dass Fortschritt mit der Bewahrung
dieser Weinberge und dem Respekt vor dieser Landschaft unvereinbar sei, müßte langfristig das
Ansehen der Bundesrepublik Deutschlands herabsetzen sowie die Anerkennung dieses
Moselgebiets durch die UNESCO als Weltkulturerbe, die es sonst verdient hätte, für immer
ausschließen.
Und für welchen "Fortschritt"? Selbst wir, in den Fächern Weinbau, Weinverkauf, und Weinkritik
ausgebildet (wenn auch bekannterweise die letztgenannte Fähigkeit von jedermann beherrscht
werden kann), können, ohne Verkehrsexperten zu sein, unmittelbar erkennen, dass diese Brücke
alle Bedingungen eines Boondoggles erfüllt, um ein amerikanisches Wort zu benutzen; es
bedeutet: Geldverschwendung, Gunst, und Gier.
Als Amerikaner habe ich zwar kein Mitbestimmungsrecht. Doch ich appelliere an die Bürger von
Deutschland und Rheinland-Pfalz: Vergegenwärtigen Sie sich die Folgen dieser Brücke, bevor
diese nicht mehr rückgängig zu machen sind, und dieses "bevor" lässt sich nur noch in Wochen,
nicht mehr in Monaten oder Jahren messen.
Eine "Brücke nach Nirgendwo"? Wenn es nur das wäre! Diese Brücke aber führt in eine Zukunft
die wir uns gut vorstellen können und später bereuen werden.
Englischer Originaltext:
Building a gargantuan bridge across the Mosel at Ürzig despite immeasurable damage to some of the most
important Riesling vineyards in the world is not only tragic and short-sighted, it is completely dumb, precisely
now, when the reputation of German and especially of Mosel Riesling is experiencing an ascent worldwide
such as has for decades been predicted and yearned for, reaching a level not witnessed in a hundred years.
Yet at the same time, paradoxically, the vocation of Mosel viticulture and preservation of these steep slopes
have never been so endangered. To send a signal that progress is incompatible with insuring the future of
these vineyards and with respect for this landscape will diminish the reputation of the German Federal
Republic long term, not to mention forever precluding the recognition of this region of the Mosel as a World
Heritage Site by UNESCO, an honor it would otherwise have earned.
And for the sake of what "progress"? Even we who are trained in the fields of viticulture, wine commerce,
and wine criticism (granting that the last-named talent, notoriously, is immediately and equally accessible to
everyone) and lay no claim to expertise in traffic science, can recognize immediately that this bridge fulfills all
of the conditions for a boondoggle, to use an American expression whose sense combines wastefulness,
pandering, and greed.
As an American, I have no voting rights here. But I warn the citizens of Germany and Rheinland-Pfalz:
Consider carefully the consequences of this bridge before they can no longer be recalled. And that "before"
seems clearly now to be measurable only in weeks, not months or years.
Another Bridge to Nowhere? Would that this were the case. It leads to somewhere we can all imagine, and
shall all regret.
5
Top Rieslingproduzenten sehen ihre Weinberge in Gefahr
"Bis heute gibt es für mich keine plausible Begründung, warum diese
Brücke und die Schnellstraße überhaupt gebaut werden sollen.
Wenn man die Tatsache zugrunde legt, dass der Komplettausbau der
A60 aufgrund des mangelnden Verkehrsaufkommens nicht rentabel
ist, wieso soll eine Weiterführung mit Hochmoselübergang dann Sinn
machen? Die Zeitersparnis liegt in beiden Fahrtrichtungen, bei
maximal 30 Minuten. Es ist eine Schande dass es immer die
schönsten Gebiete trifft, so wie in Winningen, wo vor Jahren eine
ähnlich monströse Brücke gebaut wurde. Ich fahre häufig mit Kunden
dorthin, um ihnen die unglaublich steilen Terrassenweinberge zu
zeigen, doch wenn dann die Brücke auftaucht, sind sie regelrecht
schockiert; selbst mir geht es nach Jahren immer noch so. Die
geplante Brücke in der Nähe von Ürzig soll viel höher und fast doppelt so lang werden wie die Winninger
Brücke. Das zentrale Problem für die Weinberge ist die Tatsache, dass die Straße entlang eines Berggrats
oberhalb der besten Weinlagen der Mittelmosel verläuft. Man wird dort Wälder abholzen, und durch die
Verdichtung und Versiegelung des Erdreiches wird das Oberflächenwasser möglichst schnell abgeführt und
kann somit nicht mehr versickern. Für den Wasserhaushalt der darunter liegenden Weinlagen wird dies sehr
ungünstig sein. Wir hatten in diesem Jahrzehnt bereits einige extrem trockene Jahre und jeder weitere
Einschnitt in den Wasserhaushalt der Weinberge wird gravierende Folgen haben. Es ist ebenfalls bekannt,
dass Staub und Schmutzbelastung, wie sie von großen Baustellen ausgehen, erheblichen Einfluss auf den
Weinanbau haben. 7 Jahre hat man für die Bauzeit eingeplant, aber wir wissen alle, dass ein derartiger
Zeitrahmen selten eingehalten wird. Das Ganze Projekt lässt jeden Weitblick vermissen. Manchmal glaube
ich, und das ist meine größte Befürchtung, dass es außer einer Gruppe von Bürokraten, die diesem Plan seit
über 40 Jahren blind folgen, überhaupt keinen Grund für diese Brücke und die B 50 neu gibt."
Ernst Loosen, Weingut Dr. Loosen, Bernkastel, www.drloosen.de
Mitglied des VDP, Verband Deutscher Prädikatsweingüter
------------------------------------------------------------------------------"Diese Brücke wird die Schönheit der Kulturlandschaft Mosel
zerstören und wir werden sehr große negative Auswirkungen
auf den Tourismus bekommen, insbesondere während der
Bauzeit. Die Trauben werden beeinträchtigt durch den
Brückenschatten, der Wasserhaushalt wird sich auf Dauer
ändern; und all diese Schädigungen passieren nicht irgendwo,
sondern genau dort, wo einige der seltenen großen Lagen
(Grand cru) der Mosel liegen. Das offizielle Hauptargument,
dass die Straße benötigt wird, um die Erreichbarkeit des
Flughafen Hahn zu verbessern, ist sehr zweifelhaft: Ein
landschaftliches Kulturerbe für ein Vorhaben mit fragwürdiger
Zukunft zu zerstören, ist wirklich ein schlechter Tauschhandel."
Markus Molitor, Weingut Markus Molitor, Wehlen, www.markusmolitor.com
Mitglied des Bernkasteler Rings
------------------------------------------------------------------------------"Diese gigantische Brücke würde die
wunderschöne Weinkulturlandschaft zwischen
Zeltingen, Ürzig und Erden entstellen. Es ist
erschreckend, zu sehen, wie Politiker
beschließen, für einen unverhältnismäßig
geringen Nutzen Hunderte Millionen Euro an
Steuergeldern zu verschwenden, um ein mehr
als 2000 Jahre altes kulturelles Erbe zu
ruinieren, - anstatt es zu bewahren und die
Erlangung seines Status als UNESCOWeltkulturerbe voranzutreiben."
Katharina & Manfred Prüm, Weingut Joh. Jos. Prüm, Wehlen, www.jjpruem.com
Mitglied des VDP, Verband Deutscher Prädikatsweingüter
6
Top Rieslingproduzenten sehen ihre Weinberge in Gefahr
"Unmittelbar bevor die B 50 neu auf die Brücke führt, verläuft sie
durch einen kurzen Tunnel durch den Bergkamm auf der Ürziger
Seite. Auf diese Weise gelangen kalte Luftmassen aus der Wittlicher
Senke ins Moseltal und verändern massiv das Mikroklima der
Weinberge innerhalb der Moselschleife. Durch die offene Bauweise
des Tunnels wird es zu einem Waldverlust kommen; wie sich das auf
den Wasserhaushalt der Weinberge auswirkt, ist bisher nicht
untersucht worden. Der durch die Brücke verursachte unbestreitbare
Rückgang beim Tourismus wird die Existenz vieler regionaler
Weinbetriebe, Restaurants und Hotels bedrohen, denn hier gehen
Weinbau und Tourismus Hand in Hand. Viele ähnliche Regionen in
Europa sind durch ihre Anerkennung als UNESCO-Weltkulturerbe
vor solch gravierenden Eingriffen geschützt."
Johannes Schmitz, Weingut Rebenhof, www.rebenhof.de
Mitglied des Bernkasteler Rings.
------------------------------------------------------------------------------"Oberhalb von Graach befindet sich eine bekannte fortschreitende
Hangrutschung, welche von der Bergspitze ausgeht und sich bis zum
einen Ortsende hin ausdehnt. An einigen Stellen wurde der Weinbau
bereits aufgegeben aufgrund der beständigen Abwärtsbewegung, die
dazu führt, dass am oberen Ende praktisch jedes Jahr Platz frei wird
für eine neue Reihe Weinreben. Hier unten im Dorf befürchten wir,
dass die Rutschung sich durch die Vibrationen infolge der
Bauarbeiten oberhalb des Weinbergs »Graacher Himmelreich«
verstärkt, und wir gehen zudem davon aus, dass die Veränderung der
Wasserverteilung einen widrigen Effekt auf den Wein haben wird.
Durch Straße und Damm werden natürliche Wasserwege versiegelt,
was insgesamt weniger verfügbares Wasser bedeutet, aber auch zu
Überflutungen infolge verminderter Wasserspeicherung auf dem Berg führen kann.
Der Moselsporn, der sich durch den Flusslauf herausgebildet hat, welcher auf dem Weg von TrabenTrarbach nach Bernkastel-Kues beinahe wieder an die gleiche Stelle zurückkommt, ist ein Naturwunder und
eine der schönsten Gegenden an der Mosel für Wanderer. Die vierspurige B 50 neu und ihr Damm werden
diese Gegend zerstören - zusammen mit dem Kulturdenkmal »Graacher Schanzen«, einem Relikt aus
Zeiten Napoleons."
Willi Schaefer, Weingut Willi Schaefer, Graach
Mitglied des VDP, Verband Deutscher Prädikatsweingüter
------------------------------------------------------------------------------Ich bin gerade dabei, Wein-, Kultur- und Wandertouren für
internationale Weinfreunde zu organisieren. Ein aktuelles Angebot
beinhaltet u.a. die Begehung der mächtigen Keller von TrabenTrarbach, eine Wanderung auf uralten Wegen des Moselplateaus hin
zur Vinothek auf dem Gelände des Cusanusstifts und als Abschluss
eine malerische Moselschifffahrt zurück nach Traben-Trarbach.
Diese Route wird zerschnitten werden durch die geplante
Moselbrücke und die B 50 neu, sie würde den meditativen Zauber
einer solchen Erlebniswanderung für alle Zeiten zerstören.
Schon von Kelten und Römern und bis in die Neuzeit hinein, wurden
auf dem Moselplateau kostbare Erze abgebaut. Das erneute
Aufwühlen der alten Abraumhalden durch die umfangreichen Bauarbeiten für die 40 Meter breite Straße
droht Kupfer, Blei, Zink und andere Schwermetallstäube freizusetzen, welche Natur und Mensch und insbesondere als Staubablagerungen auf den Rebblättern - die weltberühmten Weinlagen der Mittelmosel
gefährden würden."
Rudolf Trossen, Weingut Rita und Rudolf Trossen, Kinheim-Kindel
Mitglied von EcoVin, Bundesverband Ökologischer Weinbau
7
Ein Beitrag zur Lösung des Fernstraßenverkehrs?
Die Notwendigkeit dieser Fernstraße wird stets mit der Behauptung begründet, es werde mit der
A60 / B 50 neu eine durchgehende Verbindung von den Nordseehäfen in den Rhein-Main-Raum
geschaffen, doch gerade diese Argumentation stößt an zwei Widersprüche:
Zu Beginn der Planung vor etwa 40 Jahren gab es eine solche Verbindung – abgesehen von der A
3 - tatsächlich noch nicht, doch inzwischen besteht sie bereits in zwei weiteren Varianten:
•
über Bitburg-Trier-Kaiserslautern (A1/A62, unwesentlich länger)
•
entlang der Rhein-Schiene über die A 61 (unwesentlich kürzer)
Die B 50 neu wäre die vierte Trasse.
Selbst die amtliche, dem Planfeststellungsbeschluss zugrundeliegende Verkehrsprognose stellt
diese Behauptung in Frage: Lediglich 17.600 Fahrzeuge werden hier prognostiziert - ohnehin
schon zu wenig für eine vierspurige Fernstraße, für welche allgemein mindestens 20.000
Fahrzeuge vorausgesetzt werden. Aber selbst die 17.600 Fahrzeuge wurden nur unter der
Voraussetzung eines durchgehend vierspurigen Ausbaus unterstellt, was nicht den Tatsachen
entspricht.
Auf Anfrage der Grünen in der Sitzung des Wirtschafts- und Verkehrsausschusses des Landes
Rheinland-Pfalz am 28.01.1999 gibt die Landesregierung das erwartete Verkehrsaufkommen
lediglich mit 13.500 Fahrzeugen an weshalb die B 50 neu an mehreren Stellen lediglich zweispurig
ausgeführt ist! Von Prüm bis zur belgischen Grenze wurde ein vierspuriger Autobahnausbau der
A60 abgelehnt mit der Begründung, dafür gebe es keinen Verkehrsbedarf. Selbst die im Bau
befindliche B 50 neu zwischen Wittlich und Platten wird stellenweise nur zweispurig ausgebaut;
davon kann man sich vor Ort überzeugen.
Für Rückfragen:
H. Weidemann 06532 93146
8
Das Moseltal als historische Kulturlandschaft
Das Moseltal gehört zu den bedeutendsten Kulturlandschaften Deutschlands. Es ist ein einmaliges
interessantes Beispiel für die geomorphologische Talentwicklung mitteleuropäischer Ströme im
Pleistozän (Eiszeitalter) und es ist beispielhaft für die Jahrtausende alte von den Menschen
entwickelte historische Wein-Kulturlandschaft, die an die Besonderheit dieser Flusslandschaft
angepasst ist. Charakteristisch für das Moseltal ist der ständige Wechsel des Landschaftsbildes.
Steile Prallhänge, die bewaldet sind oder den typischen Steillagen-Weinbau tragen, wechseln mit
flachen Gleithängen, auf denen Obstwiesen, Gärten oder größere Dörfer stehen. Diese
abwechslungsreiche, asymmetrische Talgestalt ist eine Folge der einzigartigen Mäanderbildung
der Mosel. Mäander werden als regelmäßig sich wiederholende Flusswindungen verstanden.
Die B 50 neu soll über den schmalen Moselsporn zwischen Bernkastel und Trarbach führen, wo
steinzeitliche Feuersteinreste gefunden wurden. Dort, oberhalb des Ortes Graach, gibt es noch
nicht untersuchte Grabhügel und auch ein größeres Gräberfeld, das nach den Grabbeigaben in die
frühe Latene - Zeit datiert werden konnte. Vieles deutet darauf hin, dass es auf dem schmalen
Moselsporn eine frühgeschichtliche Besiedlung entlang einer Verbindungsstraße von Belginum
über die Mosel zur Wirtlicher Senke gegeben hat. Die Römer haben diese Straße ausgebaut und
an ihr ein Heiligtum in einem größeren Tempelbezirk errichtet, genau dort, wo die B 50 neu
verlaufen soll, der auch noch ein Teil der Graacher Schanzen (erbaut zwischen 1794 und 1797)
geopfert wird.
Der zur Mosel abfallende Steilhang zwischen Bernkastel und Zeltingen-Rachtig war schon zur
Römerzeit mit Rebstöcken bestanden. Dafür spricht die - wahrscheinlich - größte Kelteranlage des
Moselraums, die 1995 im Josephshof in Graach ausgegraben wurde. Auf der anderen Moselseite
liegt eine weitere römische Kelteranlage östlich Ürzig, unterhalb des Burgberges, auf dem
Mauerreste eines Castellum der Treverer zu finden sind. Die Moselhochbrücke durchschneidet
einen Raum mit großer alter Geschichte, die sich im Mittelalter fortsetzt und in den Bauten der
Dörfer und Städte heute noch ablesbar bleibt.
Einzigartig ist die Weinbaulandschaft in dieser Region. Am Steilhang zwischen Bernkastel und
Zeltingen und am Steilhang von Ürzig trifft man die weltbekannten Spitzenlagen des
Moselrieslings, z.B. Bernkasteler Doktor, Bernkasteler Badstube, Graacher Domprobst, Wehlener
Sonnenuhr, Zeltinger Himmelreich, Ürziger Würzgarten, Erdener Treppchen.
Alle Dörfer und Städte des Moseltals sind seit der Römerzeit "Weinorte", charakterisiert durch die
alten Adelshöfe, die Fachwerkbauten und die großen Steinhäuser der Winzerfamilien. Überragt
von denkmalwerten Kirchen und mittelalterlichen Burgen bilden die Orte auch heute noch ein in
sich geschlossenes Siedlungsbild. Auch die modernen Verkehrswege - Bahn, Straßen, kleine
Brücken - passen sich noch dem Bild der Kulturlandschaft an.
In Zukunft geht es um eine behutsame nachhaltige Weiterentwicklung ohne die Maßstäblichkeit
der Ort- und Landschaftsbilder zu zerstören. Die Betonmassen einer Hochbrücke passen nicht in
dieses Bild.
Für Rückfragen:
Fr. Dr. von den Hoff 06571 7595
9
Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland
Landesverband
Rheinland-Pfalz e. V.
Friends of the Earth Germany
Presseinformation
11. September 2009
B50n verändert Wasserhaushalt
Weinbergen wird die Wasserzufuhr abgegraben
Mainz. Zwischen Bernkastel und Zeltingen führt lateraler Wasserzufluss zu besonders hohen
Fotosyntheseleistungen in den Weinbergen. Durch den Bau der B50n zwischen Hochmoselübergang
und Longkamp droht nun den unterhalb liegenden Weinbergen das Wasser abgegraben zu werden.
Guter Wein gedeiht dort, wo besonders günstige Wachstumsbedingungen für die Weinreben
bestehen. Die hohe Sonneneinstrahlung ist wichtig für den Fotosyntheseprozess, bei dem aus
Kohlendioxid und Wasser Zucker erzeugt wird. Die nach Süden geneigten Hänge bewirken ein
günstiges Geländeklima mit intensiverer Sonneneinstrahlung und Reduzierung der Frostgefahr, da
die Kaltluft talwärts abfließt. Ein ausgewogener Mineralgehalt im Boden fördert die Gesundheit der
Reben und hebt die geschmackliche Note des Weins.
Doch am wichtigsten ist die Wasserversorgung der Rebstöcke. In den steilen Moselhängen mit ihren
flachgründigen Schiefergesteinsböden ist Wasser der entscheidende und ertragsbegrenzende Faktor.
Während der niederschlagsarmen und heißen Sommermonate können die Böden nur eine
beschränkte Wassermenge speichern. Deshalb haben solche Reblagen, in denen im Geröll Wasser
zufließt, erhebliche Vorteile. Besonders die Hangbereiche zwischen Bernkastel und Zeltingen liegen
in der Fotosyntheseleistung der Weinreben deutlich über der von anderen Lagen an der Mosel. Die
Ursache liegt in einer günstigeren Wasserversorgung.
Da in der Erdgeschichte die Klüfte des Devonschiefers von auskristallisierten Quarzen verschlossen
wurden, verfügen die Gesteine an der Mosel im Gegensatz zu anderen Festgesteinen nur über sehr
wenig Kluftwasser. Auftreffendes Niederschlagswasser kann daher kaum in die Tiefe vordringen.
Allerdings fließt es auf dem Festgesteinssockel bis zur Hangkante und von dort unterirdisch durch
das Geröll talwärts. Auf diese Weise entsteht im Boden ein lateraler Wasserzufluss vom
Plateaubereich in die Hanglagen.
Jegliche Veränderung dieser Abflusssituation hätte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit
negative Auswirkungen auf die Leistungsflächigkeit der Rebbestände, und damit auch der
Vorzüglichkeit dieses weltberühmten Moselabschnitts. Daher ist es höchst bedenklich, dass die B50n
zwischen Hochmoselübergang und Longkamp teilweise in einem Einschnitt über das Plateau führt.
Dadurch werden wasserführende Schichten angeschnitten, das Wasser künstlich abgeleitet, und es
steht nicht mehr als lateraler Abfluss zu Verfügung.
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Visualisierungen
Vom Kaisergarten ins Moseltal gesehen (vorne Rachtig, hinten links Ürzig)
Blick auf den Moselsporn aus 600 Meter Höhe
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