Passivhaus Kammelweg – Bauplatz B

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Passivhaus Kammelweg – Bauplatz B
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Passivhaus Kammelweg – Bauplatz B
s&s architekten / cornelia schindler – rudolf szedenik
www.schindler­szedenik.at
Städtebau – Gebäudekonfiguration
Die Bauplatzkonfigurationen der beiden
Projekte auf dem Kammelweg sind extrem
unterschiedlich. Die unterschiedlichen
Grundstückskonfigurationen bedingen
unterschiedliche Gebäudetypologien.
Der Baukörper auf dem nördlichen Bau­
platz (s&s architekten) wurde so gestaltet,
dass ein beide Bauteile verbindender Platz
entstand. Der Platz liegt im Süden des
Bauplatzes. Zum Platz orientiert, befindet
sich im Erdgeschoss der Großteil der
Gemeinschaftsräume. Vom Platz aus
betritt man den Hallenweg Richtung Ru­
dolf­Virchow­Straße. Die 3­geschossige
Halle, an die eine Querhalle angedockt ist,
übernimmt unterschiedliche Funktionen.
Ansicht von Südosten
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Sie bildet die Erschließung der Wohnun­
gen und Gemeinschaftsräume und sie ist
ein Ort des Verweilens, der Kommunika­
tion. Der Hallenweg kann auch für den
südlichen Bauplatz die „Indoor“­Nord­
Süd­Verbindung übernehmen. Gebäude­
teile und interne Erschließung sind so
vernetzt, dass Wohnungen und Gemein­
schaftsräume „indoor“ erreichbar sind.
Entlang der Grundgrenze zum nordwest­
lichen Nachbargrund wird mit einer 3­ge­
schossigen Bebauung, die außerhalb der
thermischen Passivhaushülle liegt, ange­
baut. Über Brücken erreichbar, liegt der
abgerückte Teil des Wohngebäudes. Im
3. Obergeschoss werden entlang der
Grundgrenze zur BKL I ein Weg und Vor­
gärten situiert.
Gebäudecharakteristik
Trotz konsequent verfolgter bautechni­
scher Kriterien entsteht ein Gebäude,
das zunächst als Passivhaus nicht er­
kennbar ist. Sowohl die Qualitäten einer
kommunikativen städtebaulichen Konfi­
guration als auch kommunikationstaugli­
cher Gebäude werden, wie die Erreichung
des Passivhausstandards, verfolgt.
Weiters werden privaten Freiräumen und
dem Öffnen der Wohnungen zu den Frei­
räumen große Bedeutung beigemessen.
Um diese Qualität zu erreichen und den­
noch ein „robustes“ Passivhaus zu sichern,
wird konsequent die konstruktiv thermi­
sche Trennung der Gebäudeteile bei der
Gebäudekonzeption verfolgt. Die primä­
Foto: © Manfred Seidl
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ren Volumina sind die beheizten Nutzflä­
chen, deren Außenhülle wird in Massiv­
bauweise errichtet. Es wird ein kompak­
tes „Passivhausvolumen“ konzipiert.
Die lang gestreckte Halle bildet mit dem
3­geschossigen Nord­Süd­Baukörper
(Gemeinschafts­ und Nebenräume) und
der Querhalle eine Einheit, die vom Pas­
sivhausvolumen komplett konstruktiv
und thermisch getrennt ist.
Das Konzept setzt grundsätzlich keine
neuen oder exotischen Komponenten ein,
sondern verwendet ausschließlich vorhan­
dene und bewährte. Durch die konstruktive
Trennung ist es möglich, Wärmebrücken zu
minimieren. Diese bautechnische Lösung
sichert eine einfache Bauausführung.
Lageplan
Grafiken: © s&s architekten
Die Loggien bzw. Terrassen werden, als
selbsttragende Konstruktionen, vor die
beheizten Volumina gestellt. Es sind kaum
thermische Verbindungen mit dem Haupt­
volumen vorhanden.
Das Grundkonzept des Gebäudes erfüllt
alle Punkte des Passivhauses:
– Verlustminimierung der opaken
Bauteile
– passive Wärmegewinnoptimierung
durch die Fenster
3. Obergeschoss
Erdgeschoss
– Nutzung von Erdwärmetauschern
– Abluftwärmerückgewinnung
– Restwärmebedarfszuführung durch
ein automatisches Lüftungssystem
– Nutzung der Massivbauteile als passive
thermische Speichermasse (Heizung
und Kühlung)
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Loggien aus Betonfertigteilen
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Erschließungshalle
Fotos: © Manfred Seidl
Bautechnik
Heizung, Lüftung
Beheiztes und unbeheiztes Gebäude­
volumen sind konstruktiv getrennt. Die
Fassade, die thermische Hülle, ist ein
massiver Bauteil (Wärmedämmung und
Betonfertigteil). Die Vorteile der massiven
Wand sind die kostengünstigen und rela­
tiv einfachen Lösungen der Details (Attika,
Fenster etc.) im Hinblick auf Vermeidung
von Wärmebrücken und Erreichen von
Luftdichtheit. Erschließung und Loggien
stehen unabhängig vom Hauptbaukörper.
Die Loggien sind aus gefärbten Sichtbe­
tonelementen.
Üblicherweise werden Wohnungen aus­
schließlich über die Fenster belüftet. Der
Nachteil dabei ist, dass erwärmte Luft
ungehindert ins Freie strömt. In herkömm­
lichen Wohnungen werden 30 – 50 % der
gesamten Heizenergie nur für die Erwär­
mung der Frischluft benötigt. Die Fens­
terlüftung führt zu einer unregelmäßigen
Luftqualität im Raum.
Die kontrollierte Be­ und Entlüftung sorgt
in den Wohnungen für eine gleichmäßig
gute Luftqualität, ohne dass die Fenster
geöffnet werden müssen! Man kann aber
selbstverständlich zusätzlich auch über
die Fenster lüften.
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Somit ist die kontrollierte Wohnraumlüf­
tung, über die die Heizverluste beim Lüf­
ten vermieden werden können, das Kern­
stück der Haustechnik im Passivhaus.
Bei diesem Objekt wird die Außenluft im
1. Obergeschoss an der Außenfassade
angesaugt. Im Zentrallüftungsgerät (Keller)
wird die Kaltluft über einen doppelten
Wärmetauscher geführt und durch die
Fortluft erwärmt. So ist es möglich, die in
der abgeführten „verbrauchten“ Luft ent­
haltene Wärme zu über 80 % an die zu­
geführte frische Luft zu übertragen.
Die Heizenergie für die weitere Aufwär­
mung der Zuluft erfolgt über die Fern­
wärme. An besonders kalten Tagen kommt
zusätzlich ein Fundamentabsorber zur
Anwendung, der in der Bodenplatte unter
der Tiefgarage eingebaut ist. Im Sommer
ist auch eine Vorkühlung der Außenluft
über den Fundamentabsorber möglich.
Blau = kalte Bauteile
Gelb = temperierte Bauteile
Rot = Passivhaus
Grafiken: © s&s architekten
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Die Beheizung der Wohnungen erfolgt
über diese Zuluft. Zusätzliche, in jedem
Aufenthaltsraum angebrachte Heizregister ermöglichen die unabhängige Regelbarkeit raumweise. Die Beheizung
dieser Register wird über einen eigenen
Heizkreis mittels Fernwärme bewerkstelligt.
Es treten bei dieser Art zu lüften keine
Zugerscheinungen auf, die Staubbelastung der Räume wird reduziert, Gerüche
und „verbrauchte“ Luft werden kontinuierlich abgelüftet und das Risiko von Schim-
Südansicht
Schnitt
Grafik: © s&s architekten
Foto: © Manfred Seidl
melbildung wird stark reduziert. Durch die
hochwärmedämmende Gebäudehülle ist
der Wärmebedarf so gering, dass eine Beund Entlüftungsanlage für komfortable
Raumtemperaturen ausreicht.
Passivhaus-Standard sorgt auch für
niedrige Heizkosten. Rechnerisch liegt
der Heizwärmebedarf (HWB) eines Passivhauses bei <15 kWh pro m2 Bruttogeschossfläche und Jahr. Der eigentliche
Verbrauch ist natürlich vom individuellen
Nutzerverhalten (Raumtemperatur, Lüftungsverhalten etc.) abhängig. Im Vergleich zum Altbau ist der HWB beim
Passivhaus um das 7 – 15-Fache niedriger. Informationsveranstaltungen werden
die zukünftigen BewohnerInnen der beiden Passivhäuser auf die Besonderheiten
des Passivhaus-Konzepts aufmerksam
machen, damit sich die Bewohner von
Anfang an wohlfühlen.
Die Warmwasserbereitung erfolgt über
Fernwärme und zentral mit Zirkulationssystem.
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Besondere Merkmale:
– doppelter Kreuzstromwärmetauscher
mit mind. 80 % Wärmerückgewinnung
– zentrale Luftfilterung mit Taschenfilter
– Nutzung der Erdwärme durch Funda­
mentabsorber
– individuelle Nachheizung der Zuluft
über Warmwasserheizregister
– Schalldämpfer in den Luftleitungen
– reines Frischluftsystem für beste Luft­
qualität, keine Mischung mit Abluft
– Wärmezähler für Heizregister pro
Wohnung
– Wärmezähler für Kalt­ und Warm­
wasser
– Jahresheizwärmebedarf:
<15 kWh/(m2a)
– Heizlast: <10 W/m²
Ökopass und Schadstoff­
vermeidung
Der Ökopass belegt die zentralen Punkte
der Nutzungsqualität und gibt so dem
Wohnungsinteressenten die Sicherheit,
eine Wohnung mit geprüfter, guter Quali­
tät zu kaufen bzw. zu mieten. Der Öko­
pass soll das Wohlbefinden durch ange­
nehme und „gesunde“ Verhältnisse in
den eigenen vier Wänden entscheidend
beeinflussen. Die Ökopass­Kriterien wur­
den vom IBO – Österreichisches Institut
für Baubiologie und ­ökologie GmbH –
erarbeitet.
Der Ökopass bewertet ein Wohnprojekt
nach acht Kriterien, fünf zur Nutzerbe­
haglichkeit, drei zur Ökologie. Zentrale
Kriterien für Wohnqualität sind Schall­
schutz, Innenraumluftqualität, Elektromag­
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netische Qualität, Behaglichkeit im Som­
mer und Winter sowie Helligkeit und Be­
sonnung. Die ökologischen Kriterien sind
ökologische Qualität von Baustoffen und
Konstruktionen, Gesamtenergiekonzept
und die Wassernutzung. Schadstoffver­
meidung durch Chemikalienmanagement
sichert gute Innenraumluft der unmöb­
lierten Wohnung.
Bei beiden Projekten wird das Regen­
wasser versickert. Ein eigens angelegter
Hausbrunnen wird während der Wachs­
tumsperiode zur Grünraumbewässerung
herangezogen. In den besonders wachs­
tumsintensiven Sommermonaten fehlt
es oft an Niederschlägen, daher hilft der
Brunnen wertvolles Trinkwasser zu spa­
ren.
Das von „bauXund“ entwickelte Chemi­
kalienmanagement kommt bei beiden
Passivhaus­Projekten zur Anwendung.
Dies bedeutet eine 90%ige Reduktion
des Einsatzes von gesundheitsschädli­
chen Lösungsmitteln, die üblicherweise
in Klebern, Farben, Lacken etc. einge­
setzt werden.
Den Anliegen und Bedürfnissen von Kin­
dern und Jugendlichen wird besonders
Rechnung getragen.
Freiraum
Für beide Passivhaus­Projekte wie auch
für das benachbarte Projekt des Bauträ­
gers Gesiba wird von der Landschafts­
planerin Prof. Andrea Cejka ein großzügi­
ger, gemeinsamer Freiraum gestaltet, der
u. a. über einen ca. 500 m2 großen Kin­
derspielplatz mit Spielwildnis verfügt.
Die bauplatzübergreifende Freiraumge­
staltung besitzt einen hohen ökologischen
Wert. Nach ökologisch orientierten As­
pekten werden Materialien und Bepflan­
zung ausgewählt und Oberflächenversi­
ckerung durchgeführt. Generell werden
heimische Pflanzenarten verwendet und
Wiesenflächen in den offenen Grünberei­
chen angelegt. Wegebelege werden ver­
sickerungsfähig ausgeführt und eine Re­
tentionsmulde für die Oberflächen­ und
Dachwasserversickerung eingebaut. Aus­
stattungen für Spielplatz und Sitzgelegen­
heiten sind nach ökologischen Kriterien
gewählt und auf Nachhaltigkeit und Wie­
derverwertbarkeit geprüft.
Adresse: 1210 Wien,
Rudolf­Virchow­Straße
Architektur und Gesamtplanung:
s&s architekten / cornelia schindler –
rudolf szedenik
Bauträger:
WE pro Bauträger
Freiraum:
Cejka+Hutterreimann
Statik und Bauphysik:
Mischek ZT GmbH
Haustechnik: Allplan
Grundstücksfläche:
5.706 m2
Bruttogeschossfläche:
12.890 m2
Kubatur:
36.785 m3
Wohnnutzfläche (inkl. Loggien):
8.330 m2, 89 Wohnungen
19.05.2008 8:05:17 Uhr

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